[Kritik] Deutschland ist nicht phantastisch

S-3PO

zum Superhelden umformatierter Protokolldroide
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger
Autor: Uwe Mies
Anlass: Kölner Symposion zum Fantasyfilm

Zu teuer. Zu speziell. Zu wenig geeignet fürs große Fernsehpublikum. Es waren ernüchternde Erkenntnisse, die im Zuge eines Symposiums zum Phantastischen Film herausgearbeitet wurden, welches das Filmbüro Nordrhein-Westfalen in Köln veranstaltete. Fantasy, Sciencefiction und Horror in all ihren Spielarten befeuern weltweit die Filmbranche. Die USA, Japan und Frankreich produzieren fleißig in einem Spektrum, das von „Star Wars“ bis „Saw“ reicht, von „Godzilla“ bis „Ring“, vom „Pakt der Wölfe“ bis zu „Asterix“. In Deutschland dagegen liegt das Genre fast brach.

Dabei war hier einmal die Hochburg des Phantastischen Films, doch mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten setzte ein Exodus der Kreativen in Richtung Hollywood ein. Immerhin aber brachte auch die NS-Zeit mit „Münchhausen“ noch einen Meilenstein des Phantastischen Films hervor. Dann wurde es düster hierzulande.

Bis in die Mitte der 60er Jahre funktionierte die deutsche Filmindustrie nach dem Krieg prächtig, indem sie mit Heimatfilm, Kriegsfilm, Edgar Wallace und Karl May aufwartete: Weltfluchtkino, das so lange Akzeptanz fand, wie es der gesellschaftliche Rahmen erlaubte. Als aber die erste Nachkriegsgeneration bereits 1961 mit dem Oberhausener Manifest befand, dass Opas Kino tot ist, waren die Weichen für einen Wandel gestellt.

Es dauert zwar noch ein paar Jahre, bis sich der neue deutsche Film salonfähig herausgebildet hatte, bis dahin aber hatte sich auch das Fernsehen etabliert. Zugleich wurde eine auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Filmproduktion abgelöst durch eine von öffentlichen Geldern geförderte Filmlandschaft, die ihren Schwerpunkt auf eine realistische Wirklichkeitsschilderung setzte.

Einer der prominenten Gäste des Kölner Symposiums war Hans W. Geissendörfer, der eine Verflachung seit Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau im deutschen Film bemängelte und mangelnde Visionen beklagte. Geissendörfer selbst ist seit über 20 Jahren der Inbegriff des un-phantastischen Films - seine TV-Geburt „Lindenstraße“ sprüht auch nicht unbedingt durch gestalterische Ausdruckskraft im Sinne von „Metropolis“, „Nosferatu“ oder „Dr. Mabuse“.

Ein Blick auf den deutschen Produktionsspiegel der letzten fünf Jahre zeigt eine Dominanz sozialdramatischer Stoffe; offenkundig ein Themenbereich, der bei den Entscheidungsträgern der jeweiligen Förderinstitutionen gut ankommt, aber kaum einmal für gute Kasse in den Kinos sorgt.

Das deutsche Publikum hingegen liebt Filme mit phantastischem Inhalt und spektakulären Schauwerten. „Herr der Ringe“, „Harry Potter“ und „Spider-Man“ basieren auf bewährten Buch- und Comicvorlagen, aber „Matrix“ war als Filmstoff originär, und „Fluch der Karibik“ brachte den totgeglaubten Piratenfilm zu neuer Beliebtheit.

Grundsätzlich beweisen alle großen Kassenerfolge, dass eine starke Geschichte letztlich nur die halbe Miete ist. Es ist ebenso wichtig, dass der Film auch gut aussieht. Der deutsche Film hat dieses Zusammenspiel von Sinn und Sinnlichkeit immer wieder einmal beherzigt: in der „Blechtrommel“ zum Beispiel. „Die unendliche Geschichte“ profitierte von der Popularität der Buchvorlage ebenso wie später „Bibi Blocksberg“ oder „Das Parfum“. Alle Titel setzen auf eine Bildgestaltung im Dienste der Großbildleinwand; nicht immer innovativ, aber überlebensgroß und damit ganz im Sinne von Lang und Murnau.

Nun ist epischer Breitbildeffekt zweifellos teuer. Aber nicht jede Geschichte erfordert Statistenheere und Rechnerkapazitäten für Digitaltricks. Die britische Zombie-Komödie „Shaun of the Dead“ benötigte nur ein paar Maskeneffekte und einige leere Straßenzüge für die ironisch gepfefferte Vision einer urbanen Apocalypse. Das hätte man ebenso gut in Köln, Mainz oder Düsseldorf drehen können. Eine Figur wie Dr. Mabuse wäre leicht auch in heutiger Zeit denkbar als terroristischer Mastermind im Gewand eines Esoterik-Gurus.

Hier aber sträuben sich Fernsehmacher, die sich in Verantwortung gegenüber einem Publikum sehen, das seit Jahren mit Seifenopern und Komödien zur Primetime abgefüttert wird. Man mag kaum glauben, dass radikale, originelle Phantastik-Produktionen wie „Das Millionenspiel“, „Smog“, „Das blaue Palais“ oder „Fleisch“ einst Straßenfeger zur besten Sendezeit waren und dennoch die Meinungen polarisierten.

Im Oktober 2007 mobilisierte zwar der Okkult-Thriller „Das Schneckenhaus“ viele Zuschauer, wurde jedoch in den Feuilletons von der Kritik zerrissen; ein Widerspruch, der interessante Einblicke in das Spannungsfeld von Filmschaffenden, Programmplanern und Meinungsmachern eröffnet. Der junge Filmregisseur Benjamin Reding, gezeichnet von den Produktionshindernissen und dem wegen schlechter Vermarktung vernichtenden Kassenergebnis seines ambitionierten Films „Für den unbekannten Hund“, erregte sich auf dem Kölner Phantastik-Symposium sehr über „Fernsehleute ohne Fantasie“ und den „derzeit alles beherrschenden Götzen der Quote“. Trotzig kündigte er einen phantastischen Stoff als nächstes Projekt an, „Der Golem“.

Ob die alte jüdische Sage vom Lehmmenschen rund 90 Jahre nach Paul Wegeners legendärem Stummfilm noch in heutiger Zeit verfängt, bleibt abzuwarten. Immerhin hat das Publikum derzeit seinen Spaß an Rittern, Piraten und Prinzessinnen - an Phantastik eben. Man muss nur den richtigen Dreh finden. Das aber war schon immer das Schwerste. Selbst der große Fritz Lang erlebte seine größte Pleite auf dem Kinomarkt ausgerechnet mit seinem teuersten und im Nachhinein berühmtesten Film, „Metropolis“.

Ich kann dem nur zustimmen. Meiner Meinung nach fehlt es den deutschen Filmemachern einfach an Mut zur Naivität. Die braucht man nämlich, um solche Meisterwerke wie oben beschrieben zu erschaffen. Stattdessen sieht man hier in Deutschland alles zu engstirnig, besonders die Filmgesellschaften.
Filme, die nicht sofort einen sozio- oder anders kritischen Beigeschmack haben, werden als anspruchslos eingestuft und es wird nicht gewagt solche in Produktion zu nehmen. Erst recht keine budgetlastigen Fantasyfilme! Dabei sind es oft die Fantasy-Epen, die gekonnt eine tiefe Moral beinhalten und auch Kritik an der realen Welt üben, auf eine indirektere Weise.
Es gab bisher nur wenige Ausnahmen - wie oben beschrieben - die uns Filme wie "Das Parfüm" oder "Die unendliche Geschichte" bescherten, wobei diese leider auch nur auf vorhergegangenen erfolgreichen Bestsellern beruhen.

Während man in Amerika bereits droht an Blockbustern zu ersaufen und nur selten ein tiefgründiger Film bei rausspringt, ist es in Deutschland genau umgekehrt...

Wie steht ihr dazu?
 
Sehe ich auch so und finde es sehr schade.... Ein guter Versuch neuen Wind reinzubringen war meiner Meinung nach "Der Schuh des Manitu". Das war einfach was was es lange nicht mehr gab. Und dann auch noch die guten alten Filme auf die Schippe zu nehmen.... das war schon Klasse.
Hatte dann auch große Hoffnung in das Traumschiff. Storiemäßig zwar kein Wunderwerk, aber er hat gezeigt dass man auch in Deutschland super Effekte zaubern kann. Immerhin etwas.

Allerdings kommt ds bei den Filmemachern wohl nicht an, bzw wird bewusst ignoriert. Ich würde mich über mehr phantastische Filme aus Deutschland auf jeden Fall freuen. Und es gibt denke ich auch genug Leute denen das genauso geht.... hoffentlich wirds was.
 
In Deutschland gibt es, wie Hirnfrost schon sagte, doch sowieso fast nur Komödien, Dramen, Historiendramen und Verfilmungen von irgendwelchen literarischen Machwerken - jedenfalls sieht es mir danach aus.
Das ist echt schade... :(

Und in USA sieht es so aus, dass die Blockbuster teilweise einfach nur schlecht sind und trotzdem gute Kritiken bekommen [Spider-Man 3, beispielsweise] bzw. Filme die keine Blockbuster, aber besser sind, miese Kritiken bekommen, was ich teilweise absolut nicht nachvollziehen kann - ein Grund, warum ich eher wenig auf Kritiken höre.


( Leicht verwirrend geschrieben bemerke ich grade,... :verwirrt: )
 
Das grösste Problem in Deutschland sind die Leute die über die Vergabe von Geldern zu entscheiden haben, wie im Artikel schon erwähnt.

Kein grösserer deutscher Film wird hier ohne die Unterstützung der Filmförderungen der Länder und des Bundes gemacht. Die Entscheider sind leider oft Alt-68er oder deren Schüler. Und deren Schüler kommen von den Filmhochschulen, sind oft leider auf "sozialkritisch" getrimmt. Das weiss ich aus eigener Erfahrung. Bully Herbig ist ja bekanntermassen in München an der HFF nicht genommen worden, weil er nicht ins Konzept passte. Zum Glück, sollte man meinen.

Rainer Matsutani, ein deutscher Regisseur mit Hang zum Phantastischen Film hat auch schon lange keinen mehr gemacht, sein letztes Projekt war ein Tatort. Das bringt wenigstens Geld.

Und Geld ist auch was die Filmförderungen umtreibt. Förderung der Filmkultur (!) ist ein wichtiger Aspekt, aber es gibt auch die zweite Seite. Die Förderungen vergeben Gelder auch mit dem Blick auf einen kommerziellen Erfolg, weshalb sehr viele ausländische Produktionen Förderungen in Deutschland abgreifen und ein Mammutprojekt wie "Das Parfüm" auch gefördert wird, auch wenn das eher sinnlos erscheint, bei den ausländischen Geldgebern im Hintergrund.

Das Verhalten der Filmförderungen führt automatisch zu einem Konflikt.

Einerseits geht es um die Förderung von thematisch "wertvollen" Filmen, was in Deutschland leider oft mit dramatischer Sozialkritik in klassischem Sinne oder Vergangenheitsbewältigung zu tun hat, also stark an die Ideale des Oberhausener Manifests angelehnt ist. Bekanntermassen Themen, die eigentlich Kassengift sind, vor allen Dingen was die weltweite Vermarktung angeht. Die meisten Filme sind dann auch noch "kritikerfest", damit die Mission auch erfüllt werden kann. Ausnahmen wie "Das Leben der Anderen" oder "Gegen die Wand" sind ja selten, und weil das Risiko so gross ist mit wenig Geld gefördert.

Andererseits geht es um kommerziell eher sichere Erfolge, was zu Komödien und Kinderfilmen führt, die eher ein sicheres Einspielergebnis garantieren, man macht zumindest keine Verluste. Selbst solche Filme werden jedoch mit für den Stoff eigentlich zu kleinen Budgets produziert, die Filmschaffenden ausser Regie und Kamera und auf Produktionsseite sind auch hier leider oft unterbezahlt.

Die Filmförderung kann sich anscheinend den Luxus nicht leisten ein wirkliches Wagnis einzugehen. Und wenn ich erinnnern darf, dann war eines der im Artikel angeführten klassischen Beispiele, nämlich unser heissgeliebter "Krieg der Sterne" ein echtes finanzielles Wagnis.

Ausländische Produktionen hätten ohne einen internationalen Markt keine Chance, aber wie soll man den USA etwas verkaufen, was die schon zigfach in besserer Form haben ? Oder soll man etwas nach China verkaufen, in ein Land mit einer komplett anderen Kultur in Bezug auf Erzählweise und visuellen Anspruch ? Oder nach Frankreich, die ihren Markt auch selber genug abdecken können ?

Wundert es da jemanden, dass bei einer von der öffentlichen Hand mitbestimmten Filmlandschaft ein Risiko nicht eingegangen wird ?

Die wenigen Leute in Deutschland die es wagen Phantastik zu produzieren haben es entweder trotz Spott und Hohn geschafft wie Dr. Uwe Boll der keine guten Filme macht, aber zumindest immer wieder welche, mit einigem privaten deutschen Geld aber nicht in Deutschland, oder sie gehen mit der Aktion baden wie H5B5 mit "Der Eisplanet", siehe IMDB, ein Film als Serienpilot der nur irgendwie ganz kurz in Holland auf DVD erschienen ist.

Ich habe leider selber erleben können wie interessante Serienkonzeptionen Jahre (!) herumgereicht wurden um schlussendlich nicht realisiert zu werden.

Solange es in Deutschland keine wirklich freie Finanzierung gibt, solange wird es in Deutschland auch keine gute Phantastik mehr geben, die auf internationalem Niveau mitspielen und sich auch behaupten kann.

Und wenn es dann mal phantastische Filme sind wie im kommenden Jahr "Krabat" nach Ottfried Preussler, dann werden die Filme nur zu einem kleinen Teil in Deutschland gemacht, und der Grossteil im preiswerteren Ausland produziert. Sehr ärgerlich, wenn man in der Branche arbeitet ;)

Gruß,
Michael

P.S.: Wenn denn mal private Sender den Mut aufbringen Geld zu investieren, dann kommt so ein Quark wie "Die Schatzinsel" raus. Viel Geld verpulvert weil keiner Ahnung hat wie so etwas richtig gemacht wird, und dann sieht es doch aus wie ein Tatort :-\
 
Sehe ich auch so und finde es sehr schade.... Ein guter Versuch neuen Wind reinzubringen war meiner Meinung nach "Der Schuh des Manitu". Das war einfach was was es lange nicht mehr gab. Und dann auch noch die guten alten Filme auf die Schippe zu nehmen.... das war schon Klasse.

Naja, gerade sowas ging in Deutschland aber schon immer gut, daß TV-Komiker ihre flauen Witzchen bündeln und auf Spielfilmlänge gedehnt ins Kino bringen, siehe z.B. die Otto - Filme, Voll Normaaal, die "Supernasen" usw. usf.
Das einzige, was Bully's Film von den Komödien der 60er Jahre unterschied war vermutlich die Dichte der Schwulen-Witze..... obwohl :verwirrt: Rudi Carrell und Ilja Richter rannten ja auch in den 70ern als "Tolle Tanten" schon in Frauenfummeln über die Leinwand. :konfus:

Captain Typho schrieb:
Ausländische Produktionen hätten ohne einen internationalen Markt keine Chance, aber wie soll man den USA etwas verkaufen, was die schon zigfach in besserer Form haben ?

Genau da liegt imho das Porblem. Kein Mensch wartet so wirklich auf Fantasy-Filme aus Deutschland, da der Markt was das angeht von Hollywood beherrscht und abgedeckt wird. Investoren, egal ob nun privater oder öffentlicher Natur haben es für Gewöhnlich eben ganz gerne, wenn ihr investiertes Geld auch wieder mit Gewinn zu ihnen zurück kommt, und da ist es bei der Konkurrenz aus Ami-Land nunmal schwierig, Leute zu finden, die bereit sind einen möglicherweise allenfalls durchschnittlichen Sci-Fi- oder Fantasyfilm zu finanzieren, der zudem international kaum zu vermarkten ist.

C.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was in dem Artikel steht, stimmt einerseits schon. Andererseits ist es auch eine Frage der Finanzierung, denn manche hätten die Idee, finden aber keine Geldgeber. Ein paar Leuten dürfte vielleicht der Film "Astro Saga" noch etwas sagen. Das war/ist ein deutsches Sci-Fi Projekt von Bernd Kammermeier. Seit den 80er Jahren in Planung, wurde aber nie verwirklicht, weil Kammermeier nie das nötige Geld auftreiben konnte. Es wurden ein paar FX Aufnahmen auf eigene Kosten gemacht, die sogar mal im TV gezeigt wurden und einfach grausig aussahen. Dazu kommt noch, das Kammermeier außer Werbespots nichts vorweisen kann, nie einen Film gedreht hat, sondern lediglich ein FX Studio (Panasensor) besitzt. In den USA hingegen bekommt eine Vollgurke wie McG gleich mal 150 Millionen für einen Film mit 100 Explosionen und zwei Seiten Drehbuch.

Insgesamt halte ich aber dennoch wenig von der deutschen Filmbranche. Meistens langweilige Dramen und dämliche Komödien. Ich möchte fast behaupten, in Deutschland wird knapp alle vier bis fünf Jahre ein wirklich sehenswerter Film produziert.
Wenn dann mal Geld da ist, scheitert es am Rest (siehe "Die Schatzinsel"). Wir besetzen meistens die gleichen Schauspieler, irgendwie scheitert es oft an der Schauspielkunst und überhaupt sollen Ausbildung/Studium in Sachen Film bei uns nicht das Gelbe vom Ei sein.
 
Der einzige (aber denoch relativ grottige) Sci-Fi-Film der letzten 5 Jahre, der mir spontan einfällt und aus deutscher Produktion ist, ist "Æon Flux". Okay, wobei der Film eigentlich eine Co-Produktion USA/D ist.

Ansonsten kommen aus deutschen Landen hauptsächlich Komödien, Sozialdramen und Romanverfilmungen. Fantasy und Sci-Fi schon lange nicht mehr. Gründe dafür wurden ja schon genannt. Es mangelt sicherlich nicht an Ideen, sondern eher an der finanziellen Umsetzung. Deutsche Filmstudios können sich halt keine 200.000.000€ Produktionskosten leisten. Wir sind halt nicht Hollywood...
 
P.S.: Wenn denn mal private Sender den Mut aufbringen Geld zu investieren, dann kommt so ein Quark wie "Die Schatzinsel" raus. Viel Geld verpulvert weil keiner Ahnung hat wie so etwas richtig gemacht wird, und dann sieht es doch aus wie ein Tatort :-\

Dito! Gut gemeint, aber trotzdem verschossen. Wenn man mal das Geld zur Verfügung hat, dann nicht die richtigen Drehbuchschreiber, Regisseure, Produzenten und Darsteller (außer Moretti, der eg ganz in Ordnung war). RTL hofft einfach auf Erfolgsrezept und Quoten...

Was in dem Artikel steht, stimmt einerseits schon. Andererseits ist es auch eine Frage der Finanzierung, denn manche hätten die Idee, finden aber keine Geldgeber. Ein paar Leuten dürfte vielleicht der Film "Astro Saga" noch etwas sagen.

Das ist leider wahr. Aber stimmt auch nicht immer.
2004 ist Herbig mit "Traumschiff Surprise" ein zwar vom Humor-Level her weit niveauloseres Werk als bei "Der Schuh des Manitu", aber ein technisch einwandfreies Machwerk gelungen. Wenn man so ein Budget mal den richtigen Leuten anvertraut (ohne Bully schlecht zu reden, er ist ein genialer Komiker nur TS hat echt nicht so gezündet), dann könnte es was werden...

Der einzige (aber denoch relativ grottige) Sci-Fi-Film der letzten 5 Jahre, der mir spontan einfällt und aus deutscher Produktion ist, ist "Æon Flux". Okay, wobei der Film eigentlich eine Co-Produktion USA/D ist.

"Aeon Flux" ist zwar mit deutsch produziert, aber kein deutscher Film.
 
,,,
Das ist leider wahr. Aber stimmt auch nicht immer.
2004 ist Herbig mit "Traumschiff Surprise" ein zwar vom Humor-Level her weit niveauloseres Werk als bei "Der Schuh des Manitu", aber ein technisch einwandfreies Machwerk gelungen. Wenn man so ein Budget mal den richtigen Leuten anvertraut (ohne Bully schlecht zu reden, er ist ein genialer Komiker nur TS hat echt nicht so gezündet), dann könnte es was werden...

Mal wieder die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Allerdings hat HerbX IIRC nicht die Preise für die Effekte gezahlt, die eigentlich normal gewesen wären. Die Effektbude hat nämlich darauf gehofft, den Film als Vehikel zur weiteren Konsolidierung auf dem internationalen Markt zu nutzen, was auch gelungen ist.

Was die Filmausbildung angeht ist Deutschland schon recht gut, es liegt leider oft an anderen Gegebenheiten, die ein Weiterkommen echter Talente behindert, aber nicht unmöglich macht.

Die "Astrosaga" betreffend ist Kammermeier ein echter Idealist mit grosser Vision ohne den Hintergrund wie ein Eichinger (den man hier wohl vergessen hat, mich eingeschlossen ;) ). Emmerich wäre da auch noch zu nennen, dem Kammermeier ja vorgeworfen hat, die Idee zu Stargate von "Astrosaga" geklaut zu haben.

Es gibt also immer wieder Leute, die in Deutschland starten, dann aber irgendwann in USA landen, weil es hier einfach keine Industrie gibt, die ein wirkliches Geldverdienen ermöglicht. Ein wahrer Teufelskreis ;)

Gruß,
Michael
 
Im Grunde kann ich den Artikel nachvollziehen und sehe es größtenteils genauso. Was ich mich an dem aber frage, wenn die Dinge nicht funktionieren und sich nicht verkaufen/bzw. refinanzieren, warum werden solche öden deutschen Filme dann immer noch gemacht? Geben sich die Geldgeber und Macher mit so miesen Einnahmen zufrieden und geringer Zuschauerzahl in dem fehlgeleiteten Glauben Klasse statt Masse mache sie zu elitären Superdenkern und Moralaposteln, welche über der Allgemeinheit stehen?
Den Eindruck gewinne ich immer wieder, wenn ich mir Kultursendungen mit Beiträgen zu deutschen (und öfter auch österreichischen) Produktionen ansehe. Ein Haufen selbstverliebter und eingebildeter Snobs scheint sich dort festgesetzt zu haben und sich regelrecht besser und bestätigt zu fühlen, wenn das normale (proletarische?) Kinopublikum ihre Filme ignoriert, sie aber sich gegenseitig in ihren Kreisen zum Himmel hoch loben.
Da bleibt nur diese sich auch weiterhin selbst zu überlassen, irgendwann sterben die eh aus, ansonsten gibt es eben gute Unterhaltung im internationalen Stil. Hat auch etwas gutes, wir sollen ja globalisiert denken und handeln, also weg von den kleinen selbstverliebten Inseln ewig Gestriger.

Privatsendern traue ich eh nichts zu. Meist kommt nur ein billiger Abklatsch ausländischer Produktionen mit der zweiten oder dritten Garde deutscher Schauspieler raus, sei es bei deren Serien, oder deren Filmen.

Gegen Dramen und Komödien, bzw. Sendungen mit sozialkritischem Hintergrund ist ja im Grunde nichts zu sagen, sofern sie glaubhaft und gut gemacht sind. Bloß die Masse ist einfach so erdrückend, dass es irgendwann nicht mehr interessiert. Außerdem erlebe ich soziale Brennpunkte den ganzen Tag, kann es mir ständig "live" ansehen und irgendwann muss man auch mal davon Abstand nehmen und sich ablenken. Gerade im Kino, welches mir die Möglichkeit bietet ein Bild- und Klangerlebnis zu bekommen, dass ich Daheim nie haben werde, ist dann eine solche Gelegenheit. Ein langsames Drama, den schnöden Krimi, oder eine Komödie kann ich mir auch daheim am normalen Fernseher ohne Dolby ansehen. Man muss sich nicht wundern, dass sowas kaum jemand im Kino sehen will.
Andererseits nervt es dann aber, wenn die Fernsehproduktionen auch nur möglichst realistischen Lebensalltag zeigen, da man hier ebenso mal entspannen und nicht schon wieder den Müll vom Tage erleben will. Kein Wunder, dass die seichte Kost der Privaten, oder die unzähligen Quizsendungen da Quote machen. Angeblich (auch wieder gern in "besseren" Kreisen der Snobs bei den Öffentlich Rechtlichen behauptet) ja besonders bei den "unteren" Schichten. Nur wundert es mich da dann eigentlich wieder nicht, leben gerade diese in Gebieten, wo sie die Dramen und Krimis und realitätsnahen Produktionen eigentlich den ganzen Tag vor der eigenen Tür erleben und wie gesagt, warum sich in der Freizeit damit auch noch belasten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die deutsche Kino- und Fernsehlandschaft ist schon sehr seltsam. Auf der einen Seite produziert man etwas, wofür sich meistens nicht einmal das hiesige Publikum begeistern kann, auf der anderen Seite feiert man sich aber gerne selber auf dem roten Teppich diverser Möchtegern-Preisverleihungen.

Und wenn schon kaum einer den eigenen Film guckt, dann versucht man sich ja meistens damit zu rechtfertigen daß das eigene Werk letztendlich wohl einfach zu anspruchsvoll für den doofen Zuschauer war. Testweise habe ich mal bei der IMDB nach aktuellen deutschen Filmen geguckt und diese drei Kandidaten gefunden:

Keinohrhasen
Link: KEINOHRHASEN | Ab 20. Dezember im Kino

So eine Überraschung, eine Beziehungskomödie! Und dann noch mit einer Besetzung (Schweiger, Klitschko, Tramitz, etc.) aus der abgenutzen "Ich brauch mal schnell 'nen Promi!"-Kiste.
Mögliches Publikum: Freundin, die mit ihrem Freund im Kino auch einmal einen rooomaaantischen Film sehen will. Ob er will, oder nicht.
(Übrigens mit Folterbonus Dank doof grinsender Kinder mit Zahnlücke!)

Vorne ist verdammt weit weg
Link: Vorne ist verdammt weit weg ::: NFP Film

Keine Ahnung was das genau ist, laut Inhaltsangabe aber wohl eine... Beziehungskomödie um einen kleinen knubbeligen Mann mit luschtigem Akzent, welcher von einer versnobbten Familie langsam lieb gewonnen wird. Quasi der ALF aus Bayern. Optisch für mich nicht vom ZDF-Abendprogramm zu unterscheiden, inklusiver muffiger Kulissen wie aus dem Tatort.

Das Herz ist ein dunkler Wald
Link: Das Herz ist ein dunkler Wald

Endlich mal was anderes: Ein Beziehungs... drama! Geschätzte Produktionskosten: 500 Euro für die Ikea-Einbauküche und dem gemieteten Kleinwagen. Ebenfalls der ideale Film, um beim weiblichen Geschlecht mal ganz doll sensibel rüberzukommen. Trotzdem wird die Mitnahme einer Zyankali-Kapsel empfohlen.

Positive Beispiele lassen sich da schon schwerer finden. Wie schon gesagt wurde traut sich Bully ja wenigstens mal, mit Western, Sci-Fi und 3D-Animation mal etwas Neues auszuprobieren. Da er aber teilweise wohl immer noch mit ähnlichen Leuten wie aus dem obigen Beziehungsgammel zusammenarbeiten muß, ist das Ergebnis wohl leider nicht so gelungen, wie es hätte sein können. Dabei hat das nicht einmal unbedingt etwas mit dem Geld zu tun. Die BBC zeigt mit "Doctor Who" ja auch, daß man selbst mit geringeren Mitteln als Hollywood etwas tolles auf die Reihe stellen kann. Oder sich notfalls einfach mit denen zusammen tut und so etwas aufwändiges wie "Rome" aus dem Boden stampft.

Und es geht ja, wenn man nur will. Für eine deutsche Fast-No-Budget-Sci-Fi-Produktion fand ich beispielsweise "Ijon Tichy" richtig kultig.
 
Mal so nebenbei, von wem wurden eigentlich die "Fantasy-"Produktionen im letzten Jahrzeht gemacht, wie die Odyssee-TV-Umetzung, oder "Die Nebel von Avalon"? Waren da auch deutsche Finanziers beteiligt? Letztere fand ich mal gar nicht so schlecht (man darf nur nicht zu sehr das Buch damit vergleichen) und zeigte eigentlich, dass es möglich ist im TV ebenso solchen Stoff umzusetzen. Über die Odyssee kann man streiten, erinnerte mich irgendwie an den alten Jason und die Argonauten-Schinken aus den 60ern (den ich wiederrum sehr gut, bzw. "nostalgisch-amüsant" finde).
Die Merlinsache gefiel mir denn wieder nicht so sehr, etwas eigentümliche Atmosphäre.
 
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