Daheim sterben

Doublespazer

When the clock is hungry it goes back four seconds
Mein Vater ist letzten Herbst plötzlich sterbenskrank geworden. Bereits im Sommer fing er an ? trotz viel Wärme ? zu zittern und sich zu krümmen.

Alles ging dann ganz schnell und er wurde Bettlegerig. Ob es Krebs im Endstadium ist, ist noch nicht bekannt, Alzheimer hat er aber auf jeden Fall und das nimmt ihm auch keiner mehr weg.

Jetzt will meine Mutter das hässliche Krankenbett aus dem Schlafzimmer im ersten Stock in unser Wohnzimmer im Erdgesch0ß transferieren. Das macht aus unseren schönsten Raum ein Pflegeheim! Ich verliere mein Sofa auf dem ich mich abends gerne lege und entspanne (der beste Platz gleich neben dem Fernseher). Meine Mutter meint ich stehe nicht mehr im Mittlepunkt seit Vater so krank geworden sei. Außerdem hätte ich keinerlei Berechtigungen widerspruch einzulegen.

Hallo? Wer ist extra wieder zu Papa und Mama zurückgezogen um helfen zu können, obwohl er eine Wohnung besitzt? Wer hat auf ein Leben mit eigener Familie verzichtet um für die Eltern da sein zu können? Wer bringt das Geld ins Haus? Ich fühle mich berechtigt das Altenbett im Wohnzimmer abzulehnen. Mein Vater hat schon ein Schlafzimmer und zwar oben!

Sie möchte Ihm halt einen Tod in Würde und Luxus schenken, fern ab von öden Pflegeheimen und Krankenhäusern. Aber das doch bitte nicht zur Kosten der Gesunden deren Lebensqualität bis in den Keller dadurch sinkt. Soll ich zu Abend essen und neben mir sch* sich einer in die Windeln? Soll ich jede Minute meiner Freizeit diesen gebrechlichen alten Mann beim sterben zuschauen?

Heikles Thema, aber zu viel ist zu viel. Nennt mich einen emotionslosen Sch*kerl, aber ich bin auch schon ein wenig älter als die meisten hier und sehe das mit anderen Augen.
 
Suchst du jetz zustimmung ?
Oder warum hast du das geschrieben?

Jedenfalls zwingt dich keiner dazu bei ihnen zu wohnen.
Und wenn dein Vater in deiner abwesendheit stirbt, ist das wohl kaum deine schuld und keiner kann sagen du hättest nicht versucht ihm zu helfen. (falls das dein grund ist ihm zu helfen)
 
Stimme Cuies zu. Was willst du? Wie alt bist du eigentlich?

Und wenn du eine eigene Wohnung hast und eine eigene Wohnung und ein eigenes Leben dann lebe das auch. So wie du das schreibst, ist das ja ein etwas längere Prozess. Soll das heißen das eure Familie nun ihr Leben, ihre Freunde, ihre Hobbys und so aufgibt und nur noch zur arbeit/schule/Studium das Haus verlässt und dann alle wieder da sind?
Keine Freunde? Keine Party? Kein Spaß?

Sich um ein sterbendes Familienmitglied daheim zu kümmern ist gut. Aber wenn das eine längere Sache ist, sollte man auch nicht aufhören sein leben zu leben. Da muss man sich halt absprechen. jeder mal etwas zurückstecken aber nicht IMMER zurückstecken.
 
Jedenfalls zwingt dich keiner dazu bei ihnen zu wohnen.
Und wenn dein Vater in deiner abwesendheit stirbt, ist das wohl kaum deine schuld und keiner kann sagen du hättest nicht versucht ihm zu helfen. (falls das dein grund ist ihm zu helfen)

Dito!
Ich bin zwar noch um einiges jünger als du und deshalb fehlt mir auch die Erfahrung um darüber richtig urteilen zu können, aber ich finde es schon hart, was du da schreibst. Ich kann gut verstehen, dass du was dagegen hast, dass dein Vater jetzt im Wohnzimmer liegt. Kann ich gut anchvollziehen, zumal du ja schreibst, dass deine Eltern ja praktisch von deinem Geld leben.
Aber es zwingt dich echt keiner dazu dazubleiben.

Ansonsten finde ich ist dein Beitrag an manchen Stellen etwas respektlos. Denk dran, es ist immer noch dein Vater, der da im Sterben liegt.
 
Ihr müsst euch vor Augen halten, dass es eine unheimliche Belastung ist einen sterbenskranken Schwerstpflegefall in der Familie zu haben um den man sich 24/7 kümmern muss. Das ist mehr als ein Vollzeitjob. Und da kann so einiges blank liegen.

Man muss sich auch mal auskotzen.
 
Irgendwie muss ich meinen Vorrednern zustimmen.
Wenn du eine eigene Wohnung hast... und du deinem Vater nicht beim Sterben zusehen willst, dann... geh in deine Wohnung zurück. Keiner zwingt dich, dazubleiben.

Hast du bei der ganzen Sache eigentlich auch mal an deine Mutter gedacht. Ich denke, es ist schon schlimm genug, daß sie ihren geliebten Mann beim Sterben begleitet... aber jetzt muss sie sich auch noch mit solchen Kinkerlitzchen befassen. Dabei sollte sie ihre Kraft für ihren Mann aufheben.
Und ich denke mal, deine allabendliche Entspannung und die Glotze abends ist nicht so wichtig, wie das Zusammensein mit jemanden, den man liebt.

Meine Mutter meint ich stehe nicht mehr im Mittlepunkt seit Vater so krank geworden sei. Außerdem hätte ich keinerlei Berechtigungen widerspruch einzulegen.
Da hat deine Mutter vollkommen Recht. Und ich kann auch jeden verstehen, der die Liebsten in den letzten Stunden und Tage ganz nah bei sich haben will.

Und bedenke eines:
Dieser Mann ist dein Vater. Den hast du nur einmal. Also geniesse die Zeit, die euch noch bleibt.


Warum schaffst du dein heissgeliebtes Sofa und den Fernseher nicht in den ersten Stock? Dann hast du deine Ruhe und musst dich nicht mit einem sterbenden Mann befassen.

Sorry... aber so eine Haltung kann ich nun echt nicht verstehen. *kopfschüttel*

EDIT
Auskotzen ist eine Sache... kann ich auch nachvollziehen... aber nicht auf diese Art und Weise.
Und weiss durch meinen Beruf auch, daß Sterbebegleitung nicht zu den leichten Sachen auf dieser Erde gehört.
 
Jedenfalls zwingt dich keiner dazu bei ihnen zu wohnen.
Und wenn dein Vater in deiner abwesendheit stirbt, ist das wohl kaum deine schuld und keiner kann sagen du hättest nicht versucht ihm zu helfen. (falls das dein grund ist ihm zu helfen)

Ebenfalls Dito.
Ich würde sogar rosa Watte-Wölkchen im Wohnzimmer aufhängen, wenn es meinem sterbenskranken Vater sein Leid erleichtern würde
Jeden weiteren Kommentar verkneife ich mir, bevor hier wieder eng Grundsatzdiskussion entsteht, in der alle Seiten auf Ihren Standpunkt beharren.


greetings
 
Gegenfrage: Wie würdest du dich fühlen, wenn deine letzten Stunden kommen, und deine Kinder sind sauer, weil ihnen der wöchentliche Fernsehabend versaut wird?
 
Gegenfrage: Wie würdest du dich fühlen, wenn deine letzten Stunden kommen, und deine Kinder sind sauer, weil ihnen der wöchentliche Fernsehabend versaut wird?

Es kommt selten vor, aber hier stimme ich Dir zu!

@ Lord Zumpferl

Ich weiß jetzt nicht, wie das Verhältnis zu Deinem Vater ist, aber wenn mein Vater im Sterben läge, dann würde ich alles tun, um ihm die letzten Tage und Wochen so angenehm wie möglich zu machen. Mein Vater hat sein ganzes Leben hart gearbeitet, unter anderem um mir eine gute Ausbildung und einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Wenn es diesem Menschen hilft, dann wäre es für mich kein Thema, meine Entspannungscouch und meine Glotze für diese Zeit in ein anderes Zimmer zu verlegen, fertig! Für solchen Schnickschnack hab ich noch ein ganzes Leben Zeit, was ich in dem Moment von meinem Vater nicht behaupten könnte.

C.
 
Ich würde sagen, es kommt einzig und alleine auf das verhältnis an, welches zwischen Vater und Sohn besteht.


Meinen Erzeuger würde ich in der Gosse verecken lassen, ob Krebs, Alzheimer oder nicht. Dem würde ich die Gnade eines sterben zu Hause nicht gewähren.
 
Ich würde sagen, es kommt einzig und alleine auf das verhältnis an, welches zwischen Vater und Sohn besteht.


Meinen Erzeuger würde ich in der Gosse verecken lassen, ob Krebs, Alzheimer oder nicht. Dem würde ich die Gnade eines sterben zu Hause nicht gewähren.


Kann ich nur zustimmen.
Zwar ist das verhältnis zwischen mir und meinem Vater ziemlich gut, aber ich mein das Thema verhältnis.
Ein Vater bleibt auch nur ein Mensch. Und ein Besch*ssener Mensch bleibt Besch*ssen auch wenn er Vater ist.

Der Ausdruck von Zumpferl war zwar etwas Hefitg, aber aus seinem Beitrag lese ich das er seiner Mutter scheinbar schon wirklich unter die Arme greift.
Und wenn er auf ein Zimmer verzichten soll, so kann es der Vater im prinzip auch.
Er liegt im sterben und er äußert das sicher auch. So einen Deprimierenden Anblick(hört sich hart an, aber ein sterbender ist nicht schön anzusehen und es Deprimiert einen nunmal!) möchte ich auch nicht im Wohnzimmer haben, in dem man immerhin die meiste zeit des Tages verbringt.
wenn seine Mutter bei seinem Vater essen möchte, kann sie es auch im Schlafzimmer aufstellen.
Versteht mich nun nicht Falsch, ich glaube sehr wohl das es eine sehr große Belastung für sie ist und sie versucht ihren Mann den Tod so würdig wie möglich zu gestalten, aber das soll dann bitte so ablaufen das sie auch Rücksicht auf den Menschen nimmt der ihr scheinbar gewaltig unter die Arme greift. Für ihn (Zumpferl) ist es sicher auch nicht leicht und ich kann verstehen wenn beide auf Kosten ihrer Mitmenschen handeln bzw weniger Rücksicht auf diese nehmen, denn die sind meist nur Außenstehende.
Auch die Reaktion von ihr war nicht Vorbildlich, sie hätte genauso mit ihm darüber reden können und versuchen einen Kompromiss zu finden, denn wenn es stimmt was Zumpferl schreibt (und davon geh ich mal einfach aus) dann hat sie ihn ziemlich angefahren!
Allerdings is der Grund des streites schon etwas selstam, aber es geht hier vor allem ums Prinzip.
Man soll jemanden der einem so hilft nicht noch vor den Kopf stoßen, nur weil er nicht im Sterben liegt, vor allem dann nicht, wenn ihn der Tod der Person auch belastet. Ich für meinen Teil wäre für jede Hilfe dankbar und wäre versuchen der Hilfe das Leben auch einigermaßen erträglich zu machen.
Aber wie gesagt aufgrund der Wortwahl, kann ich hier die Reaktionen auch nachvollziehen. Ich denke mal aber das war einfach im eifer des Gefechts, was er mal loswerden wollte bzw es kam ne Kettenreaktion oder so was.

Zum Abschluss nochmal mein Herzliches Beleid Lord Zumpferl, es ist schon schwer genug jemanden zu verlieren der einem Nicht so Nahe steht. ich Persönlich kann mir nicht vorstellen was das für ein Gefühl wäre!
 
Ich stimme Jedihammer zu. Das Verhältniss zu seinem Vater ist ausschlaggebend.
Aber auch das Verhältniss zu sich selbst.

Ich kann jetzt nur von mir ausgehen.....sosehr ich meine Vater liebe, so gut wie unser Verhältniss ist....ich könnte ihn weder pflegen (als Pflegefall), noch könnte ich ihn in den Tod begleiten. Ich würde schlicht und ergreifend nicht damit fertig werden. Ich würde erst gar nicht vor dem Problem stehen, welches der Threadersteller hat, weil ich nicht in der selben Wohnung leben würde.

WENN ich in dieser Situation wäre (weil ich zum Beispiel minderjährig wäre), würde ich jegliche Einschränkungen in Kauf nehmen ! Schliesslich hab ich noch mein Zimmer in das ich mich zurückziehen kann. In diesem Fall geht es darum, dem Vater den letzten Weg so leicht wie möglich zu machen.

Es fällt mir schwer Verständniss für Lord Zumpferl aufzubringen. Erst geht er alle möglichen Einschränkungen ein, um zu helfen, dann rudert er zurück, weil er in seinen Freiheiten weiter eingeschränkt wird. Ich sag dazu entweder GANZ oder GAR NICHT. Kommst Du mit der Situation nicht klar, zieh aus. Punkt.
 
Wer einzieht um helfen zu wollen,soll sich net beschweren.
Eine logisch Konsequenz das der Vater alle Vorzüge bekommt.wird ja selber erwähnt.:konfus:
Oder sollte der Vater im Schlafzimmer weggeschlossen werden, mit drei Mahlzeiten
und 2x Händchen halten am Tag?

Dann ist er im Krankenhaus besser aufgehoben.

Also Ausziehen!

Und nicht einen auf Mutter Theresa machen und
über schlechte Fernsehmöglichkeiten monieren.:rolleyes:

Verhältnisse sind schön und gut,doch ziehe ich nicht ein wenn ich ein solches schlechtes habe.
 
Also jeder der über ihn herzieht kann ich nur sagen... lebt weiter in euer Gummibärchen-Harmoniewelt.

Ganz ehrlich kann es verstehen. Wer weiß wie lange das geht. Wer weiß wieviel Stress er ausgesetzt ist. Und nur weil man am anfang Hilfe zusagt, heißt das noch lange nicht, das man selbst sich kaputt macht. Was bringt es bitte der Familie wenn man selbst völlig im Arsch ist. Die Nerven blank liegen und man der Belastung nicht gewachsen ist? Das führt zu Spannungen die im Streit enden und das noch vor dem sterbenden oder? Super Totesbegleitung.

Jeder sagt das so eine Situation enorm belastend ist. Man braucht all seine Kraft. Nur um die Aufrecht zu erhalten, muss man auch mal abstand gewinnen, abschalten und Kraft tanken. Und in der Arbeit kann man das wohl kaum. Wo also dann, wenn nicht für ein paar Stunden daheim, auf dem Sofa beim TV klotzen wo man sein Gehirn abschaltet und einfach mal abschaltet?
 
Heikles Thema ich stimme da wohl Jedihammer so wie Winston zu. Ich weiss auch nicht ob, ich das könnte ich habe meine Oma sterben okay das ist ein anderes Thema ich war tagtäglich dabei und ich weiß wie es an meinem Nerven gezerrt hat. Ich musste zwar auf nichts verzichten. Aber einfach ist das alles nicht.
 
Mir sind solche Situationen ja selbst nicht fremd. Zugegeben, man hätte sich hier schon einigen können. Pflegefall in der Familie bedeutet nicht, daß man gleich alles auf den Kopf stellen muß und das "Pflegezimmer" einen Stock tiefer legt. Man muß auch noch Rückzugsraum für sich selbst haben.

Auf der anderen Seite: Wenn man mit der Situation leben muß/will, dann muß man irgendwo auch Kompromisse eingehen. Der Verlust des Sofas ist noch das wenigste, was auf einen zukommt. Ein Pflegefall in der Familie zehrt an den Nerven und nicht jeder wird damit fertig. Wenn Du es Dir nicht antun kannst/willst, dann solltest Du wieder ausziehen.

Ich kann jetzt nur von mir ausgehen.....sosehr ich meine Vater liebe, so gut wie unser Verhältniss ist....ich könnte ihn weder pflegen (als Pflegefall), noch könnte ich ihn in den Tod begleiten. Ich würde schlicht und ergreifend nicht damit fertig werden.

Die meisten Leute sagen das, und es ist verständlich. Aber wenn es drauf ankommt, können sich dann doch viele davon überwinden, jemanden in den Tod begleiten. Natürlich ist es belastend, aber es kann einem auch dabei helfen, mit der Leidensgeschichte fertigzuwerden. Kommt aber schon auf das jeweilige Verhältnis an.
 
Ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist, Zumpferl, aber mein Vater hat auf viel mehr verzichtet, als nur ein Sofa, als ich geboren wurde und auch ein bißchen länger als ein paar Monate oder wenige Jahre.

Ich weiß nicht, ob ich ihn pflegen könnte, ein Alzheimer-Patient ist doch noch n größerer Brocken, als ein Baby. Aber mich, nachdem ich wieder zurück gezogen bin, um zu helfen, über ein wenig verlorenen Komfort aufzuregen, fände ich extrem respektlos.
Gut, selbst wenn der Vater das noch mitkriegt, am nächsten Tag ist es eh wieder vergessen, aber ich könnte das vor mir selbst nicht.

Wenn deine Mutter dir sagt, daß du nicht mehr im Vordergrund stehst, erinnert mich das an die Situation, wenn bei einem kleinen Kind ein Geschwisterchen geboren wird.
Da du aber nun ach so alt und erfahren bist, was dadurch belegt wird, daß du ja offenbar die Familie versorgst, möchte man das Verständnis und die Reife voraussetzen, die nötig ist, solche Geltungssüchte unter Kontrolle zu halten.

Also: entweder hilf und nutze das freigewordene Zimmer als Rückzugsmöglichkeit (die dir ja hier auch keiner abstreiten will), oder zieh aus, leb dein Leben, schick ab und zu ein wenig Geld, oder engagiere eine zusätzliche Pflegerin als Hilfe für deine Mutter und geh dann brav weinend zur Beerdigung, wenn's ausgestanden ist.
Aber deine Mutter noch zusätzlich mit deinen Beschwerden zu belasten ist gemein.
 
Erst einmal vielen Dank für eure Kommentare ... Ich hatte mir meinen Beitrag frisch von der Leber geschrieben und das hat wirklich gut getan auch wenn es ein Bisschen heftig geklungen haben dürfte. Das mit der Glotze tut mir leid, aber man muss doch auch mal kurz abschalten können und couch potaten.

Ich habe schon darüber nachgedacht ob ich nicht meinen Job kündigen sollte um daheim besser helfen zu können, aber woher kommt das Geld dann her? Ich bin echt schlecht drauf und meine Kollegen/innen im Büro kriegen das leider auch mit. Wenn da Druck auf mich kommt, passiert es nicht selten das ich explodiere. Dazu kommt das Geschnattere unserer Hühner in der Abteilung, das saudumme private Geschwätz und das ?hey Zumpferl hast du neuen Witz für uns parat?? Gelabere. Die haben so viel Takt wie ein Wehrmachtspanzer.

Das Krankenbett steht ja noch nicht im Wohnzimmer und ständig nur oben im Bett zu liegen will mein Vater auch nicht. Wir befördern ihn damit dem Treppenlift nach unten, dann folgt eine kurze Fahrt im Rollstuhl bis ins Wohnzimmer wo das Sofa wartet und er weiter schlafen kann.
Gestern Abend z. B. konnte ich meine Fähigkeiten als Kontorsionist bewundern, wie ich meinen Vater über das Treppengeländer in den Rollstuhl befördert habe und dabei meine eigenen Hintern hätte küssen können. Dazu wird man auch noch ständig beleidigt. Vor allem meine Mutter kriegt das ständig ab. Sie hält ihm die Hand und wird dabei beschimpft. Leider muss man so was akzeptieren. Krankheit ist nun mal hässlich.
 
Also ich will mir hier kein Urteil über Lord Zumpferls Familiensituation erlauben, ich kenne ihn nicht und selbst wenn hätte ich nicht das recht dazu.
Ich weis aber sehr gut bzw. kann absolut nachvollziehen wie extrem eine solche Situation an den Nerven zerrt. Solch kranke Menschen rauben einem eine Menge Emotionaler wie Körperlicher Energie (wofür sie selbst redend natürlich nichts können).
Ich arbeite von Berufswegen mit solch kranken Menschen, ich habe keine emontionale Bindung zu ihnen (sie sind einfach keine Familienmitglieder etc.) und kann sie nach Dienstschluss emotional wie körperlich bei der Arbeit lassen. Wenn man einen kranken Verwandten zuhause hat, hat man einfach keine "Schutzzone" für sich selbst. Man sieht "das Elend" 24/7, das zerrt sehr an den nerven.

Schwer oder gar sterbenskranke sind oftmals noch dazu bitter bitter böse (hat wirklich stark variierende Gründe) und man bekommt noch eine tief verletztende "Packung" ab. Das alles daheim ist eine Extremsituation die an den nerven aller Beteiligten zerrt.

@Zumpferl: Ich wünsche dir und deiner Familie sehr viel Kraft.
 
Es freut mich, daß dir das "auskotzen" geholfen hat. Viele nutzen Foren und Blogs dafür und ja, es hilft wirklich meistens.

Natürlich ist es nicht leicht, einen Todkranken da zu haben und natürlich durch das Mitansehen seiner Leiden laufend an die eigene Sterblichkeit erinnert zu werden.

Natürlich mußt du schauen, daß du dabei nicht körperlich und seelisch drauf gehst, deshalb wäre doch der Zimmertausch ganz gut: Dein Vater wäre nicht mehr so abgeschnitten, hätte mehr Kontakt zur Außenwelt und du hättest eine neue Rückzugsmöglichkeit...

Es ist eine Gratwanderung der eigenen Gefühle: einerseits wünscht man sich und auch dem Kranken, daß es schnell vorüber ist, andererseits gönnt man ihm das Leben und will ihn nicht verlieren.

Auch von mir viel Kraft und ich wünsche dir, daß du von Freunden gestärkt und auch mal abgelenkt wirst.
 
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