Deutschland macht einen schlechten Job darin, Immigranten zu integrieren, behauptet der Spiegel Online-Editor David Crossland, der als Sohn englischer Eltern in Bonn geboren wurden. Er argumentiert, dass das Land Minderheiten willkommener heißen soll, anstatt gegen „Kriminelle ausländische Jugendliche“ zu wettern. Sie sind schließlich hier, um zu bleiben.
„Deutschland ist kein Immigrationsland!“ sagte Roland Koch diesen Monate, als er versuchte, seine Wiederwahl für eine dritte Amtszeit als Ministerpräsiden Hessens voranzutreiben und dabei ein hartes Vorgehen gegen „kriminelle ausländische Jugendliche“ forderte.
Diese Aussage, übernommen von ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, ist unwahr. Etwa 15 Millionen Menschen, knapp unter einem Fünftel der deutschen Bevölkerung, haben einen Immigrationshintergrund. Die wahre Nachricht lautet: „Wir wollen kein Deutschland als Integrationsland.“
„Fremde“ – so werden sie oft genannt, selbst wenn sie und ihre Eltern hier geboren wirde – hören diese Botschaft laut und deutlich jeden Tag ihres Lebens. Der verstohlene Blick des Missfallens in Geschäften, wenn der Kunde in gebrochenem oder akzentuierten Deutsch eine Frage hat. Die Schwierigkeit ein Appartement zu mieten, wenn der Nachname nicht Müller lautet.
Schon Englisch zu sprechen kann einen in der Berliner S-Bahn Ärger einbringen. Eine Gruppe Jugendlicher, wahrscheinlich aus der äußerst rechten Ecke, sahen mich bedrohlich an, während ich durch den östlichen Teil der Stadt fuhr. Einer murmelte „Stück *******“, ein andere „Nigger“, bevor er aus der Bahn stürmte – ich bin weiß.
Ich würde es hassen, hier zu leben, wenn ich braune oder schwarze Haut hätte. Statistiken über rassistische Übergriffe beweisen, dass Teile Ostdeutschland No-Go-Zonen für ethnische Minderheiten sind.
Kürzlich habe ich einen Asylsuchenden aus Kamerun interviewt, der in Potsdam lebt, westlich von Berlin. Er sagte, er wäre es gewöhnt, „Nigger“ beschimpft zu werden oder das Affengeräusche gemacht würden, welche er nur noch ignoriert. Die Sache, die ihn aber sehr mitnahm war, das er verfolgt wird, wenn er in Geschäften oder der öffentlichen Bibliothek ist, weil die Angestellten vermuten, er würde was stehlen. Oder wenn Leute ihr Kleidung vom Kleiderständer nehmen, nachdem er seine Jacke dort auf gehangen hat.
Koch wusste genau was er tat, als er seinen Ruf nach härteren Jugendstrafen mit einer 6-Punkte-Liste mit Werten erneuerte, welche unter anderem deutsche Werte wie Pünktlichkeit und harte Arbeit enthielt, aber auch eine Regelwerk für Immigranten: „Das Schlachten (von Tieren) in der Küche oder ungewöhnliche Ideen über Müllentsorgung widersprechen unseren Prinzipien!“.
Koch hat offensichtlich damit Anklang gefunden bei den Bürgern seines Landes. Während eines Wahlkampfessens diese Woche mit einer Frauengruppe aus Frankfurt, stellten zahlreiche Teilnehmer fest, dass sie seine Gedanken über Ausländer teilen:
„Wir lassen jeden rein, sie verursachen Probleme und wir können sie nicht das machen lassen, was sie wollen!“ sagte eine Frankfurterin, nachdem Koch seine Rede gehalten hatte.
Vielleicht ist es Deutschlands romantische Sehnsucht nach Reinheit und Sauberkeit, für eine „Heile Welt“, eine „Perfekte Welt“, welches diese Neigung zur kollektiven Xenophobie verursacht. Diese Nation der Hundeliebhaber steht auf reine Züchtung – gehen sie einfach mal an einem Sonntag Nachmittag um den Berliner Grünewalder See und sie werden viele Dachshunde, Schäferhunde und Terrier sehen. Verschwenden sie nicht die Zeit um nach Mischlingen zu sehen.
Versuchen sie, einen Immigranten im, öffentlichen Dienst zu finden, in der Polizei oder dem Firmenmanagment. Deutschland liegt weit zurück hinter Großbritannien und den USA, wenn es darum geht, die immigrierte Bevölkerung in die Medienwelt zu integrieren, ein Minister forderte die Sender 2006 auf, mehr Journalisten und Moderatoren ethnischer Minderheiten zu rekrutieren.
Kanzlerin Merkel treue Unterstützung für Kochs Kampagne zeigt, wie unintegriert Immigranten in diesem Land sind. Das einfache Fehlen politischer Macht macht es Merkel einfach, sie zu ignorieren. Vertreter der 3,2 Millionen zumeist türkischen Moslems haben vergeblich gefordert, gegen den – so eine Immigrantengruppe – „politische Brandstifter“ einzuschreiten.
Sie sollten nicht überrascht sein. Immerhin, gerade ein paar Monate her, sagte sie (Merkel) ihren Christ-Demokraten, dass Minarette nicht höher als Kirchentürme sein dürften.
Immigrantengruppen sagen, dass die Debatte das Land zu teilen droht. Aber es ist bereits geteilt. „Multikulti“, oder Multikulturismus, ist zu einem schmutzigen Wort geworden. Die Integrationsdebatte der letzten 10 Jahre ist von Konservative geformt worden, dass Immigranten die deutsche „Leitkultur“ übernehmen sollten – ein vager Mix von Beethoven, Würstchen und Kuhglocken, wahrscheinlich.
Es ist ein Wunder, dass Deutschland nie die Rassenunruhen in Großbritannien der 80er oder vor zwei Jahren in Frankreich erlebt hat. Einer der Gründe ist vielleicht, dass die Immigranten nie die Phase der Integration erreicht haben, in der sie ernsthafte politische Ambitionen hatten. Diese Vorstellung ist hart zu glauben, wenn man bedenkt, dass die erste Wellt der Nachkriegsimmigranten – türkische und italienische „Gastarbeiter“ -
Geholfen haben, den Wohlstand des Landes aufzubauem.
„Die deutsche Gesellschaft hat mehr Probleme mit der eigenen Intoleranz als mit ausländischen Kriminellen.“ Sagt Jens Jessen, der Kultur-Chefredakteur der angesehenen Wochenzeitung „Die Zeit“ diese Woche in einem Videoblog.
Die hausgemachte Intoleranz ist nicht das einzige Hindernis gegenüber der Integration. Deutschland mag eines der meist bewunderten Marken der Welt zu sein, aber das Land selber ist nicht die beste Marke, um sich einzukaufen.
Das Land, zumindest der westliche Teil , hat eine unglaublichen Job gemacht, für die Verbrechen der Nazis zu sühnen, aber die Geschichte wird weiterhin Deutschlands nationale Identität trüben und mit Sicherheit Immigranten abschrecken, irgendetwas deutsches anzunehmen.
Also, anstatt den Immigranten zu sagen, sie sollen ihre Schafe nicht in der Küche schlachten, wäre Deutschland besser beraten, netter zu seinen Immigranten zu sein. Ob man es mag oder nicht – sie sind hier um zu bleiben.