Natürlich kann sich Deutschland einen homosexuellen Außenminister leisten.
Der Grund dafür ist schon im ersten Post genannt worden: Deutschland ist eines der wichtigsten Länder der Welt.
Darum ist davon auszugehen, dass man mit uns sprechen will.
Deutschland sollte solche Dinge mit angemessenen Selbstbewußtsein angehen und sich nicht ständig aus Angst man könne irgendjemanden kränken so entsetzlich klein machen.
Während in England tlw. über "teutonisches Selbstbewußtsein" geätzt wird, werden im gleichen Land übrigens auch ganz interessante Erwartungen an Deutschland nach der Wahl geknüpft.
So meint der ehemalige britische Botschafter Sir Peter Torry, dass Deutschland Großbritannien (ergänzend wird in den Medien auch gleich noch Europa angeboten) aus der Rezession holen könne.
Wenn solche "bescheidenen" Wünsche an einen herangetragen werden, sagt das m.E. eine Menge aus.
Offenbar traut man uns eine Menge zu und wieso sollte das dann nicht auch mit entsprechenden Selbstbewußtsein gekoppelt sein?
Gibt es im Jahr 2009 noch andere Gründe für Deutschland sich klein zu machen?
Eigentlich nicht, Deutschland ist nicht nur reich, nein es ist auch nach Schilly und Schäuble noch ein vorbildlicher demokratischer Staat mit einer modernen und sehr freien Gesellschaft.
Man muß auch darauf hinweisen, dass nicht wenige der Staaten, die etwas gegen Homosexuelle haben auch die Frauen in ihrer Gesellschaft unterdrücken.
Wiederum nicht wenige dieser Staaten werden übrigens in nicht unbedeutenden Maße Gelder aus Deutschland beziehen.
Ich halte es für falsch mit der geballten Arroganz der westlichen Welt anderen Ländern eine bestimmte Lebensweise aufzwingen zu wollen, aber ebenso falsch ist es sich indirekt Vorschriften von diesen Ländern machen zu lassen.
Ob eine bestimmte Person ein bestimmtes Amt bekleiden kann, sollte in Deutschland nach deutschen Wertvorstellungen entschieden werden.
Da Homosexualität von der Gesellschaft als Ganzes akeptiert wird, sollte auch ein homosexueller Außenminister kein Problem darstellen.
Die anderen Länder werden mit unseren Außenminister leben müssen und das werden sie auch tun.
Was die Sache mit der englischen Frage in einer deutschen Pressekonferenz angeht, so hat Guido Westerwelle in der Sache absolut richtig gehandelt.
Wie man verschiedenen Kommentaren entnehmen kann, ist es nicht nur in Deutschland und England sondern in ganz Europa so, dass derartige Pressekonferenzen in der Landessprache abgehalten werden.
Es gibt keinen Grund wieso das in Deutschland auf gerade dieser Pressekonferenzen nicht so sein sollte und daher hat Guido Westerwelle eben nur durchgesetzt was allgemein gilt.
Ich denke übrigens mal, dass unser englischer Reporter noch nichtmal irgendeine Antwort erhalten hätte, wenn er das in Paris versucht hätte.
Die Reaktionen auf dieses Ereignis stimmen nachdenklich.
Ich denke, dass ein zukünftiger Minister in den meisten anderen Ländern mit breiter Unterstützung rechnen könnte, wenn er von einem Schmierfinken in böser Absicht und auf hinterhältige Weise angegriffen würde, aber 'es ist Deutschland hier', - da bekommt der Ausspruch Guido Westerwelles dann auch gleich einen sehr traurigen Einschlag.
Immerhin kann man den verschiedenen Kommentaren entnehmen, dass Kritik zumeist von denen kam, die ohnehin nur einen Anlaß suchten um losätzen zu können.
Viele andere hingegen haben jedoch auch angegeben, dass Guido Westerwelle nun Pluspunkte bei ihnen gesammelt hätte, - immerhin etwas.
Was das Englische angeht, so denke ich, dass Guido Westerwelle Englisch kann.
In freier Rede sicherlich nicht gut und es hört sich auch nicht schön an, aber Grundlagen sind da und alles andere ist Übungssache.
Da würde er sich sicher sehr viel schneller reinfinden, als einige ihm dies jetzt zugestehen wollen.
Im Übrigen:
Welcher Bundeskanzler oder Außenminister in den letzten 30 Jahren sprach zu Amtsantritt denn wirklich gutes Englisch?
Steinmeier wird dies noch nachgesagt, aber dann wird es auch schon dunkel.
Ich halte es auch für eine absolute Ausnahmeerscheinung, dass bei politisch wichtigen Gesprächen auf die Dienste eines Dolmetschers verzichtet wird.
Die Auswirkungen auch nur eines falschen Wortes könnten katastrophal sein.
Es ist schon richtig, wenn gesagt wird, dass ein Ministeramt und kein Dolmetscher besetzt werden soll.
Übrigens kann man sogar 8 Jahre Präsident der USA sein ohne Englisch wirklich beherrschen zu müssen.
Und zu dem was Deutschland sich so alles leisten kann:
Deutschland hat sich vor gar nicht allzu langer Zeit einen Kanzler geleistet, der mal einfach so im Vorbeigehen die guten Beziehungen zur USA zerstört hat, weil er wiedergewählt werden wollte.
In der USA war man zurecht sauer, aber die Welt hat sich dennoch weitergedreht.
Ich denke, dass im Moment jeder Anlaß recht ist gegen Guido Westerwelle hetzen zu können, aber einen sachlichen Hindernisgrund, wieso er nicht Außenminister werden sollte sehe ich nicht.
Allerdings weiß ich nicht so recht, wieso er eigentlich Außenminister werden will. Es ist zwar Tradition und der Außenminister wird mutmaßlich mit einen herausragenden Beliebtheitsbonus in die nächste Wahl gehen, aber sonst?
Ich denke, dass der FDP in der zukünftigen Regierung vier Ministerposten zustehen und gemäß den Schwerpunkten im Wahlprogramm sollten das eigentlich Finanz-, Innen-, Justiz- und Bildungsminister sein (unter der Voraussetzung, dass Herr zu Guttenberg dort bleibt, wo er ist).
Aber gut, man muß ja jetzt erstmal sehen, ob und wenn ja wie eine Regierung zu stande kommt.
Was Frau Merkel und ihre schwarze SPD dort im Moment tun gefällt mir ganz und gar nicht.
Deutschland hat jetzt eine tolle Chance und es ist zu hoffen, dass sie nicht ungenutzt verstreichen wird.
Dass man ohnehin immer die gleiche Politik bekommt und sich nie etwas ändert, würde ich für ein ganz schlimmes Signal für die nächste Wahl und vielleicht auch die deutsche Demokratie überhaupt halten.