Ryloth

[Ryloth - Kala’uun - Keeluns Taverne - Torryn, Iouna (NPC: Almari, Alamsi, Keelun)]

Gar nichts hatte Iouna von Torryns Gesundheitszustand gemerkt als sie vor der Taverne standen. Zwar nahm sie Torryn durchaus wahr, ganz deutlich, irgendwie wusste sie immer wo er beispielsweise steht und ob er sie gerade ansieht, und sie drehte sich nach ihm um, und eigentlich drehte sie sich ständig nach ihm um, so kam es ihr wenigstens vor, und sie suchte auch den Blickkontakt mit ihm. Aber dass er krank war, dass er lebensgefährlich verletzt war, hatte sie nicht gemerkt.
Etwas benommen war Iouna nach dem Kampf. Etwas abgelenkt. Viel zu viel geschah um sie herum. Die vielen Eindrücke zerrten an ihr. Alamsi. Die Sicherheitsleute. Die aufgebrachten Passanten, die sich um den Tatort gescharrt hatten, lärmten, schrien. Diese Unruhe. Dies alles wirkte auf sie, sie konnte sich nicht abschirmen, und es lenkte von Torryn ab. Und dann aber war sie wieder nur mit sich selbst beschäftigt, regelrecht in sich selbst flüchtend, in ihre bleierne Erschöpfung, die allmählich Überhand nahm.
Almari war es, die Iouna auf Torryn aufmerksam machte. Er würde so komisch atmen, keuchend. Es wäre ein anstrengender Kampf gewesen, meinte Iouna. Sie sah zu Torryn, seine Wunde am Arm blutete noch. Vermutlich hatte er Schmerzen, auch wenn die Verletzung gar nicht schlimm aussah. Nicht so schlimm, bei weitem nicht so schlimm, wie bei Ian (Dice).

Aber als Torryn vor dem Eingang der Dienststelle der Markt- und Handelssicherheit bewusstlos zusammenbrach, traf es sie wie ein Schock. Und wieder war es Almari, die sich zu ihm beugte, während die Sicherheitsleute die Krankenstation kontaktierten, aber sie, Iouna, sie stand wie erstarrt, wie versteinert stand sie herum, unfähig nur einen Schritt auf ihn zu machen. Und während Almari alles mögliche tat, um ihm zu helfen, ihn also anfasste, ihn schüttelte, ihm sanft auf die Wangen klopfte, ununterbrochen auf ihn einredete, nur damit er zu sich kommt, damit er die Augen aufmacht, glaubte Iouna selbst zu sterben. Denn Torryn reagierte nicht. Er reagierte einfach nicht. Vermutlich war er schon tot. Ihre Beine fühlten sie steif und schwer wie aus Blei als sie zu ihm ging. Zaghaft berührte sie seine Hand. Angst. Angst, seine Hand könnte kalt sein, tot. Sie war aber nicht tot, sondern ganz normal warm und pulsierte, Iouna drückte sie erleichtert und dann ließ sie nicht mehr los, bis die Meddroiden Torryn auf die Krankenstation mitnahmen.

Verdacht auf die Lungenkontusion lautete die Diagnose. Torryn sollte in den Bacta-Tank, vermutlich würde die Behandlung mehrere Tage dauern. Erst jetzt brach etwas in Iouna zusammen, sie begann laut zu schluchzen und zu weinen. Almari nahm sie in den Arm, beruhigte sie leise und versicherte, dass Torryn bereits außer Lebensgefahr war.
Vehement bestand Iouna darauf, bei Torryn auf der Krankenstation zu bleiben. Nichts anderes kam in Frage für sie. Und als alle endlich gegangen waren, drückte sie ihren Körper an dem Tank, an Torryn, und weinte noch leise. Diese Sorge. Diese Angst. Warum war diese Empfindung so stark? So lähmend. Auch um Alamsi hatte sie doch Sorge, aber diese hier, also dieses diffuse Gefühl, das sie Sorge und Angst nannte, war ganz anders. Es war schlimm, gefährlich. In dieser Intensität unerträglich. Zerreißend. Warum empfand sie das für ihn? Iouna erkannte allmählich, dass Torryn derjenige war, den sie nicht mehr verlieren wollte, auf keinen Fall verlieren durfte. Die Angst um diesen Menschen, diesen Mann, lähmte sie, lähmte ihr logisches Denken, und manchmal schlug sie in eine Panik um, die sie aus eigener Kraft nicht mehr unterdrücken konnte.

Etwas später war Almari auf die Krankenstation zurückgekehrt und brachte für Iouna frische Klamotten. Ungern löste sich Iouna von dem Bacta-Tank, von Torryn, nur um zu duschen. Nur wegen dem Duschen. Nur um sich umzuziehen. Almari nahm dann ihre schmutzige Sachen mit, umarmte sie zum Abschied, strich ihr zärtlich über die Wange, ‚alles wird gut’, dann ging sie wieder. Iouna stellte sich wieder am Tank und drückte ihren Körper gegen die spiegelglatte Fläche.

War es doch nicht ungerecht, dass sie hier stand, auf dieser sicheren Seite draußen, geduscht, frisch angezogen, ohne einen einzigen, erwähnenswerten Kratzer nach dem schweren Kampf. Torryn hatte das schlimmste verhindert. Torryn. Er hatte ihren Tod verhindert, schwere Verletzungen verhindert, er hatte sie vor dem Aufprall geschützt. Hatte sie das alles verdient? Warum tat er das? Warum musste er wegen ihr jetzt in Lebensgefahr schweben, nur wegen ihr. Vermutlich hatte sie die Situation falsch eingeschätzt, die Gefahr zu spät erkannt, sie hätte selbst von der Dachterrasse springen sollen, selbst. Schuld war sie an seinem Schmerz. Immer nur schuld. Immer und immer alles nur falsch. Sie hatte es nicht verdient, nichts hatte sie verdient und niemals.

Iouna wischte die hässlichen Tränen weg, dann nahm sie ein kleines Kissen vom Besucherbett, ging zurück und legte es am Fuß des Bacta-Tanks. Hier, genau hier würde sie schlafen. Beim ihm, bei Torryn. Er sollte doch wissen, dass sie da war. Er sollte wissen, dass er sich auf sie verlassen konnte. Sie führte die Hand auf die Höhe seiner Hand. Dicke Glaswand dazwischen. Dann schloss sie die Augen und versuchte sich zu erinnern, wie sie sich anfühlte. Etwas rau. Stark, schön. Sie würde Torryn nicht alleine lassen, nicht heute, nicht jetzt. Nicht so wie sie Ian in Not alleine ließ, ihn in Stich ließ. Das würde sie Torryn nicht antun - genauso wie sie es Ian nie wieder antun würde. Ihn in Stich lassen. Nicht nochmal und nie wieder.

Sie drückte die Handflächen gegen das Glas. Ihre heiße Wange drückte sie gegen das Glas.
Ihr Blick glitt über Torryns Rücken. Über seine Narben. Sie streichelte sie im Geiste. Das alles hatte sie nicht gewusst. Nicht wissen wollte. Geahnt hatte sie es, spätestens nachdem sie sie ihn so kurz mit den Fingerkuppen berührte. Seine Narben ertastete. Und dann als sie ihn mit den Fingernägeln verkratzte. Aber jetzt, jetzt, diese Narben zu sehen, so deutlich zu sehen, war schrecklich. Wer hatte ihm das angetan? Wer hatte ihm damals nicht geholfen? Ian hatte sie nicht geholfen. Sie alleine war schuld. Aber Torryn? Wer war das? So schlimm. So viel Schmerz. Warum Torryn auch noch? Hatte er nicht das Recht auf…auf ihr Gefühl, alleine schon deshalb, weil er sein Leben für sie riskierte? Konnte sie bei Torryn etwas wiedergutmachen? Konnte sie das noch bei Ian tun? Oder wenigsten seinen Schmerz lindern? Torryns Schmerz. Ians Schmerz. Und wenn sie damals bei Ian versagt hatte, wenn sie die ganze Schuld tragen musste, lebenslänglich, dann warum nicht wenigstens Torryn? Hatte nicht auch er das verdient? Ian war keineswegs der einzige, der das Recht auf ein endloses Leid hatte. Ian hatte kein Monopol an das eine Leid. Ganz sicher nicht. Er war nicht der einzige. Mit seinem Schmerz war er nicht alleine auf der Welt. Er war nicht der Mittelpunkt der Welt. Er war nur und einzig der Mittelpunkt ihrer Welt, mehr nicht.

Iouna legte sich auf dem Boden und schob das Kissen unter den Kopf. Müde war sie, erschöpft. Sie drückte den Bauch und die Beine gegen den Tank und streckte die Hand auf die Höhe von Torryns Fußgelenken.


[Ryloth - Kala’uun - Krankenstation - Torryn, Iouna]
 
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[ Ryloth - Kala’uun - Sicherheitsbüro nahe des Raumhafens - Krankenstation - Torryn, Tier, Iouna, einige Medi-Droiden ]


Iouna hatte den letzten, verbliebenen Trandoshaner niedergestreckt. Torryns Sprung von der Dachterasse war zu viel des Guten gewesen. Er fühlte sich elend. Tier hatte ihn aufgeputscht, aber dabei vollkommen ignoriert, dass Schmerzen auch eine Bedeutung hatten. Der Kampf war entschieden und nur das zählte. Sein Brustkorb schmerzte und das Atmen fiel Torryn immer schwerer. Die Lungen.
Was dann genau geschah, hüllte sich in Dunkelheit. Künstliches Licht erblickte Torryn wieder, als er in einer Flüssigkeit schwimmend, sein Bewusstsein erlangte. Er befand sich in einem Bacta-Tank. Er lebte. Viel konnte er nicht erkennen nur einige Schemen außerhalb des Tanks, die zu ihm sahen oder ihen Kopf in seine Richtung gedreht hatten. Eine Präsenz war ihm vertraut. Iouna. Sie war da. Sie sorgte sich um ihn. War das möglich? War es wirklich schon so weit, dass sie eine Vertrautheit entwickelt hatten, die mehr als das war?


***
Hast du unsere Schwäche erkannt? Wir waren zu fixiert auf sie. Sie gibt uns zwar eine neue Kraft, aber es ist anders als sonst. Unser Meister wird nicht zufrieden sein, wenn er sieht, was hier vorgeht. Nur der Meister ist die Quelle zu größerer Macht. Und er ist mächtiger als wir. Was willst du tun? Abschirmen kann sie sich nicht. Er wird es spüren. Entweder du oder wir haben eine Lösung für dieses Problem oder die Folgen wären sehr unangenehm.
***


Tiers Einwand war gerechtfertigt. Meister Ian hatte schon verächtlich geschaut, als Torryn einen Anflug von Mitleid in Iounas Gegenwart gezeigt hatte. Er würde sie mit ihrer Vergangenheit quälen, wenn er sie das nächste Mal sah. Vielleicht sogar schlimmer. Und was würde Torryn dann tun? Zuschauen? Eine Frage, die nicht unerheblich war. Eine Frage mit weitreichenden Konsequenzen.

Vergessen. Vergessen war die Lösung, die Heilung. Glitteryll. Wer sollte wen oder was vergessen? Wie wirkte diese seltsame Droge überhaupt? Leider wusste Torryn darauf keine Antwort, aber es war vielleicht möglich, diese Antwort zu bekommen. Und diese Antwort musste er finden, und zwar schnell. Vieles ließ sich dann neu gestalten. Vieles, das Nebeneffekte haben würde. Aber das Ergebnis war entscheidend.

Es ging darum verschiedene Dinge gleichzeitig zu verweben. Keine leichte Aufgabe und besonders nicht in diesem Zustand. Was konnte er denn überhaupt tun? Sein Verhältnis zu Iouna, welcher Art auch immer es war, würde sich Meister Ian offenbaren, wenn es keine Veränderung gab. Was verändern? Lernen, dass sie eine mentale Mauer errichten musste, war das Eine, aber das andere war die Stärke der Mauer. Leichte Gefühle der Zuneigung, wie die einer engen Zusammenarbeit wären wohl gerade noch von Meiser Ian zu akzeptieren, aber alles, was darüber hinausging? Und das war mittlerweile eine Menge. Eine Gefahr war geboren. Damit war das eingetreten, was Tier schon vorausgesagt hatte. Als Einzelgänger hätte er keine Probleme dieser Art gehabt, aber auch keine Reife.

Die warme Flüssigkeit hüllte ihn in einen warmen Mantel. Das konstante, monotone Arbeiten der Sauerstoffmaske wiegte Torryn langsam in den Schlaf. Seine müden Augen erkannten noch, wie Iouna sich vor den Tank legte, sich zusammenrollte, als ob sie auch schlafen wollte. Torryns Augenlider wurden schwerer und die Dunkelheit des Schlafes zog herauf.
Die alles verzehrende Dunkelheit, war der Begleiter auf dem Weg nach unten. Die Stufen waren zahlreich, oft benutzt. Nicht nur er war ein unsteter Wanderer in den Abgrund. Torryn stieg diese Stufen hinab in das Dunkel. Auf diesem Weg war er allein. Erst am Ziel betrat er die Welt von Tier, den kalten Wald in der unwirklichen Einöde. Oft schon war Torryn die Treppe hinab gestiegen. Mit jedem Abstieg war er älter geworden und hatte versucht zu verstehen, wie die Welt funktionierte, die Tier als die Seinige verstand. Torryn war sich bewusst, dass, wenn er die Pforte durchschritt, wenn der Schlüssel an seinem Platz liegen würde, dann war alles möglich. Alles war offen, alles war dem Wandel des eigenen Willens unterworfen. War dies die Quelle der Macht?
Torryn war am Ende der Treppe angekommen und der silberne Schlüssel mit dem aller bekannten Geometrie spottendem Bart lag wirklich dort, wo er immer liegen sollte. An seinem Platz in der Nische, gehauen in finstersten, lichtschluckenden Granit. Der Schlüssel wand sich wie ein schleimiger, glänzender Aal in Torryns Hand. Es kostete einige Überwindung und Kraft diesen verdorbenen Gegenstand in das Schlüsselloch der Pforte zu stecken und zu drehen. Ein kraftvoller Sog entstand als sich die Pforte öffnete, der Torryn hinter die Pforte zog und sie wieder mit einem Krachen hinter ihm schloss. Mitten hinein in einen schwarzen Strudel wurde Torryn gezogen. Der Vortex. Er hatte das Gefühl zu ertrinken und kämpfte sich in dem Sog nach oben, denn er sah Licht. Licht.
Prustend und nach Atem ringend, kam Torryn an die Oberfläche eines runden Beckens. Fahles Licht schien ihm entgegegen. Dunkles Wasser schwappte über die glatten Ränder des steinernen Brunnenbeckens. Mit Vorsicht stieg Torryn aus dieser zähflüssigen Brühe, die nicht nur einen widerlich süßlichen Geruch, sondern auch einen solchen Geschmack hinterließ, der sich in seinem Mund und seiner Nase festsetzen wollte. Die klebrige Flüssigkeit fand nur langsam ihren Weg zum Boden. Torryn bemühte sich, die gallertartigen Reste mit seinen Händen abzureiben und versuchte, sich zu orientieren.
Die karge, steinige Einöde, der aschfahle, staubige Boden, die knorrigen Bäume. Es war der Wald, sein Wald, wie er ihn kannte. Torryn suchte seinen Baum. Das Sinnbild seines Verstandes, seines Bewusstseins. Der Baum war nicht hier. Ein Wald aus verdorrten, verkrüppelten Bäumen dehnte sich vor ihm aus, während rote Blitze über den düsteren Himmel tanzten und die Lichtung auf der Torryn stand, beleuchteten. Es war seine Welt, aber auch wieder nicht. Verwirrend. Wo war Tier?
Torryn ging ein paar Schritte von dem brunnenartigen Gebilde weg, das wie ein Auswuchs aus dem Boden herausragte. Immer noch schwappte der dunkle Schleim pulsierend über die Ränder und verklumpte mit den Staubpartikeln, so dass sich abstrakte Klumpen aus einer undefinierbaren Masse formten.
Ein Schwarm aus unzähligen kleinen, schwarzen Fliegen tanzte über den Klumpen. Ihre Zahl wuchs. Ihre wabernde Struktur wurde fester, größer, schemenhafter und erreichte in kurzer Zeit Torryns Größe. Die Neuformierung ließ ein Wesen entstehen, das Torryn kannte, dem Torryn vertraute, besonders hier. Tier hatte ihn nicht verlassen. Der dunkle Wolf erreichte Torryns Schulterhöhe. Aus seinem Maul stieg feiner Dampf, die Augen glühten.


„Wo bin ich?“

„Das ist nicht deine Welt.“

„Ich verstehe nicht ganz. Warum bin ich hier?“

„Weil du es uns gesagt hast. Wir hören deine Stimme überall. Du sprichst nicht nur mit der Stimme, die die anderen hören. Folge uns.“

Langsam verließen sie die Lichtung und die verkrüppelten Äste, formten ein Dach über ihnen, das an in sich verknotete Gliedmaßen erinnerte. Einzelne Lücken in diesem unheimlichen Dach ließen Licht hindurch, das kaum Helligkeit erzeugte. Tier blieb stehen, als sie eine weitere Lichtung erreicht hatten und zeigte mit dem Kopf in eine Richtung. Torryn folgte Tiers Blick.
Was er sah, war verstörend, anders, nicht entsprungen aus seiner Welt. Eine statuenhafte Gestalt, weiß, makellos stand auf der Lichtung. Eine Frau. Sie wurde umkreist von einem verzerrten, zuckenden Schatten, der gräßliche Töne von sich gab. Eine Kakophonie von abartigen Geräuschen und abgründigen Beschimpfungen. Die dämonische Ausgeburt, wabernd, diffus, bespuckte die weiße, nackte Gestalt, die sich nicht bewegte und begann, sie mit Steinen zu bewerfen, die dunkle Punkte hinterließen, aus denen kleine Rinnsale von Blut heraustraten und rote Linien auf der makellosen Oberfläche hinterließen. Die Frauenstatue wankte.


„Was siehst Du?“

„Etwas, das mir nicht gefällt.“

„Warum? Sieht sie nicht schön aus, wie sie da so schwiegend steht, blutend, weinend und leidend als ein stilles Denkmal der menschlichen Hölle.“

„Nein. Wessen Alptraum ist das hier?“

„Nicht deiner, richtig. Erkenne und vestehe es, wenn du eine Veränderung willst.“

Veränderung. Dass war einer seiner letzten Gedanken gewesen. Sein Verhältnis zu Iouna. Iouna. Torryn ballte die Fäuste und rannte auf die Lichtung. Der Gestank des Bösen, der sich vor ihm auftat, ließ ihn würgen. Tier blieb an seiner Seite, unbeeindruckt. Je näher er sich durch den üblen Schleier kämpfte, desto besser konnte Torryn die Konturen der Statue erkennen. Sie war es. Blutüberströmt und schwankend. Torryns Zorn und Wut wuchs. Das Ding starrte nun in seine Richtung, meckernd, sich fließend verändernd. Ein sich ständig wandelndes Gesicht. Das Gesicht eines Kindes, eines Jugendlichen, eines jungen Mannes. Sie waren alle ähnlich und noch versperrte sich Torryn vor der Wahrheit, die er sah.
Was auch immer es war, unterbrach seinen Akt der Qual. Torryn nickte gen Tier, das sich auf die abnorme Wesenheit stürzte. Torryn gelangte zur Statue, die umgekippt war. Behutsam hob er sie hoch. Ihre traurigen Augen blickten ihn an. Ihre Starre verflog augenblicklich und die weiche, mit roten Löchern und Linien überzogene Haut war zu spüren. Auf seinen Armen liegend, trug er das Abbild Iounas von der Lichtung. Ihren Körper. Hinter sich konnte er das wütende Knurren von Tier hören. Torryn folgte einem Pfad, der sich vor ihm aufgetan hatte. Langsam gewann der Pfad Konturen, die ihm vertraut waren. Sein Refugium. Seine Welt, sein Teil des Traumlandes.
Er setzte sich zwischen die verkanteten, grauen Wurzeln seines Baumes. Er war gewachsen. Torryn strich dem, was er als Iouna erkannt hatte, sanft über die Stirn, als Tier herantrottete und behutsam, fast zärtlich das Blut von ihrem Körper ableckte. Als Tiers Zunge über ihren Körper strich, zuckte sie auf. Ihre Atemzüge wurden hörbar. Auch sein Körper reagierte. Trotzdem schien sie sich nicht bewusst zu sein, wo sie sich befand.


„Wird sie sich erinnern?“

„Vielleicht. Wir wollen es hoffen. Es war unser Plan.“

„Kann er uns verfolgen?“

„Ich habe ihn vertrieben. Hier ist unser Platz.“

„Ich habe ihn erkannt.“

„Wir auch. Sein Geruch war stark.“

„Warum hilfst du mir jetzt? Sie war doch eine Gefahr für dich. Du hast es mir immer wieder gesagt.“

„Liebe.“

„Liebe?“

„Die stärkste Emotion. Sie zerstört oder erschafft. Tötet oder lässt Leben entstehen. Ambivalent. Mächtig. Du hast sie nie gekannt und damit wir auch nicht.“

„Wie passt sie zu den Sith?“

„Hast du gespürt, wie wütend du wurdest, als du erkanntest, dass sie litt? Es gab dir und uns Kraft.“

„Er ist stärker als ich.“

„Noch. Deshalb lerne von ihm, auch seine Schwächen. Er ist dein und unser Meister.“

„Bist du nicht stärker als er?“

„Wir sind du. Du bist unsere Essenz, unser Nährboden. Alles in dir muss wachsen, damit wir mitwachsen können. Nur du bestimmst die Grenze. Wir haben keine.“

„Liebe also.“

Torryn beugte sich zu Iounas Traumabbild herunter und setzte zu einem Kuss an, wie den, den er in der Gasse von Kala’unn begann. Tier stand neben ihnen, wachend, lauernd. Tier lächelte eigentlich nie, aber die gebleckten Zähne hätten diesen Eindruck vermitteln können.

Das Gurgeln des austretenden Bactas riss Torryn aus dem Schlaf. Die Droiden halfen ihm aus dem Tank, wo das zähflüssige Bacta über die Ränder schwappte und nur langsam am glatten Rand herunterlief, wo es zu abstrakten Klumpen oxidierte. Er wischte sich die gallertartigen Reste von seinem Körper.
Man nahm ihm die Elektroden und die Atemmaske ab. Er war geheilt. Ein widerlich süßlicher Geschmack und Geruch hatte sich in seinem Mund und seiner Nase ausgebreitet. Ein Bademantel wurde Torryn gereicht.
Als er sich umgezogen hatte, sah er Iouna, wie sie nicht weit vom Tank lag, eingehüllt in eine weiße Decke. Leise ging Torryn zu ihr, beugte sich herunter und küsste sie. Es war wie im Traum.


***
Es war wie im Traum. Sie lag vor uns. Genauso makellos. Ihr Verlangen nach uns war geweckt. Ich fühlte, wie Torryns Blutdruck stieg, sein Atem sich beschleunigte und seine Herzfrequenz zunahm. Wie auch unser Verlangen. Ich stieg an die Oberfläche, wie in dem Raumschiff. Sie wollte nicht nur ihn, sondern auch mich.
***


Was sich vor den Medi-Droiden abspielte, hatten sie so noch nicht erlebt. Es gab zwar medizinische Dateien über das Paarungsverhalten der Menschen, aber deren Ausführungen waren rationaler. Torryns Kuss wurde intensiver und seine Hand schob die Decke zur Seite. Ihre ganze Makellosigkeit war nur noch verhüllt von ein wenig Kleidung. Tier war da, aber das störte Torryn nicht. Sie beide hatten das Verlangen nach ihr. Iouna öffnete die Augen.


[ Ryloth - Kala’uun - Sicherheitsbüro nahe des Raumhafens - Krankenstation - Torryn, Tier, Iouna, einige Medi-Droiden ]
 
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Ryloth - Wüste - Ian

Alles andere als sanft setzte die Nightmare auf dem Planeten auf. Eine ungeeignetere Stelle hätte es für eine Landung wohl kaum gegeben. Aber zu viele Mynocks hatten sich am Schiff fest gesaugt. Demnach wäre es töricht gewesen, zu viel Zeit einstreichen zu lassen und auf ein paar Kratzer mehr oder weniger im Schiff kam es nun wirklich nicht an.
Als Ian die Rampe öffnete um auf den Boden zu treten, schlug ihm eine schier unerträgliche Hitze entgegen. Leise fluchte er vor sich hin. Noch vor wenigen Stunden hatte er sich daran erinnert, wie gefährlich Ryloth sein konnte, wenn man keinen geeigneten Landeplatz anflog.
Das hier war alles, aber kein guter Platz um einen Zwischenstopp einzulegen. Der Boden war staubtrocken und rissig. Staub hing in der flimmernden Luft. Dem dringenden Bedürfnis widerstehend, sich all seiner Kleidung zu entledigen, fluchte der Apprentice ein weiteres Mal, zog sich ein Kleidungsstück über Mund und Nase. Bei dieser sengenden Hitze wäre es absolut gedankenlos gewesen, sich der Sonne ungeschützt auszusetzen.
Demnach sollte er sich beeilen. Schon jetzt stand ihm der Schweiß auf der Stirn.

Mynocks. Ein gutes Dutzend hatte sich an seinem Schiff festgesaugt, als sei es eine Delikatesse. Gezielte Schüsse mit dem Blaster sollten sie vernichten. Widerliche Wesen, die man dezimieren sollte. Nein, Wesen die auszurotten waren. Parasiten. Wie Ysim und Radan. War auch Alisha auf der gleichen Stufe? Nein. Sie war eine Verräterin.

Verrat.

Vor Ians geistigem Auge erschien etwas. Eine Halluzination?

Verrat.

Er erkannte Torryn. Wie er neben der Kristallpflanze noch eine andere erntete. Sein Gesicht war so deutlich zu erkennen, als stünde er direkt vor ihm. Ein Ausdruck von Skrupellosigkeit lag auf dessen Gesicht. Gepaart mit Überlegenheit? Alles flimmerte, machte den eben noch so deutlich erkennbaren Endral zu einem schemenhaften Wesen. Und doch war er es. Ian hatte ihn erkannt. Erkannte ihn noch immer. Auch jetzt noch, wenngleich seine Züge unsauber und verschwommen waren. Seine Statur verriet ihn ebenso wie die Art seiner Bewegungen. Was tat er da? Er pflückte eine Pflanze. Eine bestimmte Pflanze, die Einfluss auf Erinnerungen nahm. Sie ausmerzte. Die Droge, die der eigentliche Grund für die Mission gewesen war. Also hatte Ians Schüler erkannt, dass der Kristall nur als Vorwand gedient hatte. Eine Finte, um ihn die richtige Aufgabe selbst erkennen zu lassen. Um ihn herauszufordern. Ihn einer weiteren Prüfung zu unterziehen. Torryn hatte also erkannt. Gut. Den richtigen hatte er auserwählt. Nicht Kossekos. Die nutzlose Echse die hoffentlich mehr tot als lebendig von ihrer Mission zurückkehren mochte…

Nimm dich in Acht…

Eine völlig unbekannte Stimme. Nie zuvor war sie an das Ohr des Menschen gedrungen. Ein Schauer lief dem Apprentice über den Rücken. Oder war es nur eine Auswirkung der Hitze? Die prallende Sonne, die viel zu hohe Temperatur, die mindestens 45 Grad betrug?
Sprachen Halluzinationen? Und wer sprach? Die Stimme gehörte eindeutig nicht zu Torryn. Drang nicht aus dessen Mund.
Der Adept erntete weiter. Nein, er sprach nicht. Lediglich seine Mimik war in Bewegung. Nicht aber sein Mund. Keine Verformung, die auf Sprechen gedeutet hätte. Nichts.
Er erntete Glitteryll. Die Zeugen auf Telos sollten vergessen. Die Erinnerung an Ian und seine Kontrahenten sollte aus ihren Gedächtnissen gelöscht werden. Für alle Ewigkeit. Wenn sie sich nicht mehr erinnerten, würde kein Verdacht mehr auf Ian fallen.

Nimm dich in Acht…

Iouna erschien. Torryn blickte sie an. Und die Art wie er sie betrachtete, entfachte den Zorn des Apprentice. Mitleid lag in dessen Gesicht. Wenn auch sonst nichts deutlich zu erkennen war, wenn alles zu wabern schien, seine Augen zeigten Mitleid. Sie waren erkennbar. Flimmerten nicht. Wie absurd und unsinnig war es, davon auszugehen, einen Ausdruck auf Torryns Gesicht erahnen zu wollen? Flimmerte doch alles, verschwamm, bewegte sich widernatürlich.
Und doch, der gleiche Ausdruck, den Torryn bereits auf Telos gehabt hatte. Mitleid. Welch schwächliches, widerliches Gefühl. Eines Sith unwürdig.
Mitleid mit Iouna? Der Steinchenwerferin? Dem letzten, lebenden Dämon aus der Vergangenheit? Dem Parasiten, der noch auf Ians Schulter saß, sich an dessen Blut labte. Für sie empfand Torryn Mitleid?

Nimm dich in Acht…

Ian wollte etwas sagen, sprechen, aber kein Ton entglitt seiner Kehle. Das Bild des Adepten brannte sich in ihm ein. War es klug gewesen Torryn auf eine Mission mit Iouna zu schicken? Einen Mann. Zusammen mit einer Frau wie Iouna? Was, wenn sie ihn bezirzte? Torryn überwältigte. Sich zusammen mit ihm gegen Ian verschwor? Oh ja, bestimmt lag es in ihrer Macht, den Adepten um ihren Finger zu wickeln. Gefühle in ihm zu wecken. Triebe in ihm zu wecken. Wie nur hatte er sie am Leben lassen können? Endral wäre nicht der erste gewesen. Ian wusste genau, dass sein Bruder und Iouna ein Verhältnis gehabt hatten. Und ebenso gut wusste der Apprentice, dass James nicht der einzige Mann in Iounas Leben gewesen war.
Glitteryll hatte die Macht auszumerzen. Eine mächtige Pflanze. Alle Zeugen auf Telos sollten vergessen. Alle. Alle? Es traf Ian wie einen Schlag. Die Telosianer sollten vergessen. Diejenigen, die Zeugen geworden waren. Täter. Opfer. Ian.

Nimm dich in Acht…

Ein schier unerträglicher Schmerz brachte Ian zurück in die Gegenwart. Weg von dieser… Halluzination? Vorahnung? Intuition? Unwichtig!
Blut quoll aus seinem Arm, als er hart auf dem Boden aufschlug. Ein Lylek. Und es holte erneut aus, mit seiner gewaltigen, messerscharfen Klaue.



Ryloth - Wüste - Ian
 
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Wie greifbar dieser Traum war. Anschaulich. Wie realistisch. Und was für Emotionen er in Iouna auslöste, seltsame Gefühle, die sich in ihr festsetzten und lange nicht abebben wollten. Aber sie wusste, sie träumte nur. Luzide Träume kannte sie bereits, es waren ihre schönsten, und auch die schrecklichsten, die unvergesslichen - aber dieser war doch ganz anders als alles bisher. Sie wünschte sogar, sie könnte ihn noch ein bisschen aufhalten, die Bilder, die Schemen festhalten, oder wenigsten einen einzigen, letzten Blick auf ihn werfen, auf die Ausschnitte, aber etwas spülte sie wieder auf die Oberfläche des Bewusstseins, unaufhaltsam, entglitt ihr, trotz der noch bleiernen Augen.

Mit einem Alptraum hatte der Traum angefangen. Wie schon immer fing alles mit einem Ian-Alptraum. Von Ian hatte sie geträumt, aber sie freute sich nicht. Wie schon immer sie sich nicht freute. Denn Ian hatte sie gequält, weh getan hatte er ihr, und der Schmerz war echt, aber die schlimmsten waren die mentalen Qualen. Und wie immer stand sie in diesem Traum vor ihm, von ihm umschlossen, in ihm gefangen. Wie paralysiert stand sie da, kraftlos, unfähig sich zu wehren. Im Traum, in ihrer Traumlogik wusste sie nämlich, sie hatte die Qual verdient. Ian durfte im Traum es tun, er sollte es auch tun und er tat es selbstverständlich. Demnach war alles gut, denn wie sollte es denn auch anders sein?

Und aus eben diesem Alptraum wurde sie herausgetragen. Herausgerissen. Selber ging sie nicht. Gehen würde sie niemals. Dem Traum, dem Alptraum, also Ian, wurde sie irgendwie weggenommen. Und sie ließ es zu. Und wie ihr Herz dann schneller schlug als sie denjenigen erkannte, der sie davon befreite. Zuerst erkannte sie aber Tier, er lief zu Ian, vertreib ihn und Ian wich von ihr ab. Und dann erkannte sie diese Person, natürlich erkannte sie sie, dieser Mensch rannte auf sie zu, sie war umgefallen, so hob er sie sanft und trug sie hinaus. Torryn. Torryn. Ihr Torryn, ihr Torryn, ihr Torryn. Als ob sie auf ihn in diesem Traum schon gewartet hätte, denn ihr Herz raste vor Freude, aber warum. Und sie dachte genau das: mein Torryn, Mein, als ob er ihr jemals gehört hätte, was er doch niemals tat oder tun würde, dumme, dumme Frau. Es war nur ein Traum, sonst nichts.

Innerlich schluchzte sie auf und spürte schon, wie die ärgerlichen Tränen sich unter ihren geschlossenen Augenlidern den Weg bahnten. Und wohin hatte er sie getragen, denn es konnte nicht mehr ihr eigener Traum gewesen sein, dort wo sie gerade saßen. Ganz sicher war es nicht mehr ihr Traum. Sie erkannte nichts mehr dort. Nicht die Bäume, auch der Brunnen war nicht da. Woanders war sie. Weit weg von ihrer eigenen Traumlandschaft. Nun hielt Torryn sie in seinen Armen, hielt sie fest, sie saßen unter einem Baum, er strich sie über die Stirn, zärtlich, und sie verspürte keine Schmerzen mehr. Keine Qualen, keine Folter. Keine Schmerzen. Ohne Ian. Ohne ihren Erwürger. Ohne ihr Opfer. Ohne ihren Täter. Wäre der schmerzfreie Zustand jemals möglich, wenn Torryn nicht gewesen wäre? Und vor allen Dingen: warum hatte er das überhaupt getan, warum verdammt noch mal? Und warum dachte sie eigentlich, dass es Torryn gewesen war, der Mensch, denn es konnte genauso nur ein Auswuchs ihrer kranken Phantasie sein? Ein Traumfehler. Ein naives Wunschdenken. Ein grausamer Streich des Unterbewussten, das bemüht war ein Glücksgefühl zu erzeugen, um sie noch härter gegen den Boden der Tatsachen nachher zu schleudern. Damit sie noch mehr leidet. Unendlich mehr.

Denn Torryn konnte doch gar nicht wissen, was er tat, was er ihr damit antut. Er wusste nicht, er wusste nichts, was ihr Traum bedeutete, er wusste auch nicht, wie sie wirklich war, wer sie war, welche Schuld sie mit sich trug. Und dass Ian nun das gute Recht hatte, sie leiden zu lassen. Sie war es, die ihn zerstört hatte, mit einer harten Gnadenlosigkeit tat sie das. In die bereits toten Augen des Jungen blickte sie und trotzdem warf sie die Steine weiter. Ian, den Jungen hatte sie getötet, diese zarte Kindesseele vollkommen zerstört, für immer. Wenn nun Torryn ein wenig davon gewusst hätte, irgendeine Einzelheit, wenn er davon nur wüsste, also wie sie, Iouna wirklich gewesen war, wenn er dies nur erahnen würde…was für ein Stück Sche.ße sie war. All dies was sie mit Ian getan hat, wie sie zu Ian war…alles, unerträglich war alles. Und wenn er das alles nun wüsste, würde er sie nur hassen, und das gar nicht weniger als Ian. Für all das, was sie seinem Meister Ian angetan hatte. Torryn würde sie hassen. Er würde sie verachten. Er würde sie ganz sicher verlassen. Für immer. Sofort. Sie verlassen. Niemals lieben. Nicht mal mögen. Denn jemand wie sie, verdiente keine Liebe, dies alles geschah ihr recht.

Stattdessen überflutete Torryn sie mit einem Gefühl, er tauchte sie geradezu darin ein. Kopfüber. Mit seinem Gefühl, einem zarten, tiefen, heilenden Gefühl, dessen Begriff sie nicht wusste, doch den Namen kannte sie schon von irgendwo, es fiel ihr gleich ein, und es sollte ‚Liebe’ heißen, aber in diesem Fall wäre das Wort, das leere Wort unpassend, so schrecklich schön, aber unerwünscht, völlig deplatziert. Gleich was auf sie einwirkte, sie kam einfach rasch zu Kräften, atmete wieder frei. Ohne Ian, ohne Ian konnte sie atmen, das hatte sie nicht für möglich gehalten. Wie ein Schweben im Glück fühlte es sich an, wie ein Zerschmelzen im wohligen Glück, und all das ausgerechnet in Torryns Umarmung, warm umspült von dieser Emotion, die er freiwillig freiließ und mit ihr teilte, und die nur ihr, Iouna galt, und die irgendwie auch ansteckend war, denn sie fand schnell ein Widerhall in ihr, ein Echo. Sie, diese Emotion spiegelte sich in ihr. Iouna erwiderte sie. Dass sie es schon längst getan hatte, wurde ihr erst während dieser Traumsequenz bewusst. Niemals ließ sie sich so gehen, nicht bei James, niemals bei den anderen. Nun jetzt aber. Im Traum hatte sie dieses Gefühl nicht versucht zu verdrängen, zu verschieben, in den Schrank zu stellen, wie sie es sonst tat - aus purer Angst, wie immer und alles nur aus Angst vor sich selbst, Feigling. Angst, Torryn würde ihr etwas schenken, dieses mentale Ding, um es gleich zu nehmen, wie es immer schon war. Immer. Unwürdig. Schuldbeladen. Schulddreck.

Eigentlich nicht mal im Traum sollte sie dieses Gefühl, also diese Zuneigung zulassen, so unbeschwert über sich fließen lassen, sie einatmen, auskosten, darin geborgen sein. Alleine wegen Ian sollte sie das nicht. Alleine wegen Torryn sollte sie das nicht. Was wäre denn, wenn Ian irgendwie entdecken würde, dass Torryn sie, Iouna, diese Steinchenwerferin beschützte, mit ihr Mitleid hatte? Torryn würde unweigerlich in Gefahr kommen. Und das nur wegen Iouna. Ein unerträglicher Gedanke. Ian sollte nur sie, Iouna bestrafen, denn nur sie hatte Schuld an allem, sie alleine. Es war auch nichts, rein gar nichts, was Torryn für sie empfand. Vielleicht nur Verlangen, oder irgendetwas, was Torryn gefallen hatte an ihr. Sie sollte dennoch auch im Traum Torryn abweisen können. Vorsorglich. Um ihn zu schützen. Vor Ian. Vor sich selbst. Vor allem aber vor Ian. Nein, vor allem vor sich selbst. Sie sollte, sie müsste Torryn ignorieren lernen, und zwar so lange durchhalten bis er wirklich glaubt, dass er ihr vollkommen gleichgültig sei. Aber zu spät, zu spät, für alles zu spät…sie war zu schwach, um ihn von sich zu weisen, zu schlecht in allen Dingen, und um ihn vor sich zu schützen. Und jetzt hatte sie noch Sehnsucht nach ihm. Schlimme Sehnsucht. Schlimme Angst um ihn. Warum denn das? Warum?

Alleine jetzt der Gedanke an ihn, nur an ihn, also nur an Torryn, jetzt, nicht mehr im Traum, sondern hier, am Boden, auf dem Kissen, am Tank, diese schwache Erinnerung an die Traumsequenz entflammte dieses verzehrende Brennen in der Brust, wie diese Zuneigung fühlte sich der Herzschlag an, wie Liebespochen, verbrennend, verschlingend wie die Tieres Zunge auf ihrer Haut. Ein verzehrender Durst, ein etwas, was ausbrechen will, ausgesprochen werden will. Ein starkes Verlangen, vermengt mit dem anderen, seltsamen Gefühl, dem weitaus gefährlichen, gar tödlichen. Ein Mutant.

Iouna spürte wie Torryns Lippen ihren Mund berührten. Und noch bevor sie die Augen öffnete, erahnte sie seine Bewegung wie er sich über sie beugte, hörte seinen schweren Atem. Er lebte. Er liebte sie. Nein. Nicht. Das nicht. Es war nur seine Hand, die über ihren Körper wanderte und erinnerte sie so sehr an die Zunge Tiers auf ihrer Haut. Iouna lächelte. Dann schlug Torryn ihre Decke auf und betrachtete ihren Körper eine Weile. Sie spürte wie sein Verlangen wuchs. Im Augenwinkel sah sie die Meddroiden, die in ihre Richtung blickten. Auch ihr Atem wurde jetzt schneller, ihre Wangen und Lippen brannten bereits vor Verlangen. Torryns Augen hatten diesen rötlichen Schimmer. Sie roch Tier. Ein unwiderstehlicher animalischer Geruch ging von ihm aus. Eine neue Welle des Verlangens erfasste sie, eine stärkere, unerträglichere. Unersättlichkeit. Durst. Schweiß brach ihr an der Stirn, lustvoll packte sie ihn an seinen Nacken und zog sich zu ihm hoch. Zu ihm, zu seinem Mund. Er schmeckte salzig. Herb. Berauschend. Aus Torryn trinken wollte sie, diesen brennenden unendlichen Durst löschen. Sie presste ihre Lippen an diesen Mund und schluckte vergebens, denn der Durst unstillbar war. Torryn knurrte tief, tief in ihren Mund hinein, in ihren Kopf hallte es, dann übertrug sich sein Knurren auf ihren Körper, vibrierte bis zu ihrem Bauch herunter, ein knurrendes Echo, das sie zum Zittern brachte. Verlangen. Seine Körperwärme, Körperhitze wirkte unaufhaltsam auf ihren Bauch ein, legte sich eng um ihre Beckenknochen wie ein Korsett aus Glut.
Torryn drückte sie auf den Boden und senkte sich auf sie. Sie machte es sich und ihm bequem und verlagerte ihren Körper, ihre Beine, damit sie perfekt wie zwei Puzzleteile zueinander passten. Dann wanderten ihre schwitzig heißen Hände über seinen Rücken, auf und ab, dann ertastete sie seine Lendenmuskulatur und drückte seinen Körper fest an sich, ein tiefer Seufzer entglitt ihr während sie den Kopf nach hinten warf und die Augen verdrehte.


[ Ryloth - Kala’uun - Sicherheitsbüro nahe des Raumhafens - Krankenstation - Torryn, Tier, Iouna, einige Medi-Droiden ]
 
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Ryloth - Wüste - Ian

Mit Mühe gelang es Ian, sein Lichtschwert zu entzünden und es schützend vor sich zu halten. Die Wucht des Schlages war so hart, dass Ian seine Waffe beinahe wieder verloren hätte. Höllische Schmerzen breiteten sich in seinem verletzen Arm aus, zogen hinauf in seine Schulter, als die Härte der Klaue die Klinge traf und das Schwert erzittern ließen. Die Wunde, die er eben davon getragen hatte war tief, reichte bis hin zum Knochen und der Apprentice hatte das Gefühl, als würde die Erschütterung des zweiten Angriffs seinen Arm von Körper trennen. Unkontrolliert begann sein Oberarm dann, zu allem Überfluss auch noch zu zittern.
Ein Stöhnen entwich Ians Kehle, wurde von dem Schmerzenslaut des Spinnenwesens übertönt, dass in Folge seiner eigenen Verletzung oder Amputation nur noch aggressiver wurde.
Bisher hatte Ian niemals gegen ein Lylek Kämpfen müssen. Nie zuvor hatte er ein so großes Exemplar gesehen. Erneut ging es zum Angriff über. Schnell, behände. Nahezu filigran. Trotz seiner enormen Größe schien das Tier sich mit einer Leichtigkeit zu bewegen, die so manchem Kämpfer den Neid ins Gesicht geworfen hätte.

Der Apprentice versuchte aufzustehen, aber er war viel zu benommen vom Aufprall, der Hitze, der Verletzung in seinem Arm und dieser verfluchten Illusion die er gehabt hatte. Ehe es ihm gelang aufzustehen um so einen Vorteil für sich einstreichen zu können, kam erneut einer der Klauen auf Ian zu. Diesmal zielte das Wesen völlig anders, als wäre ihm völlig bewusst, dass seine Glieder einem Lichtschwert nicht standhalten konnten. Auf dem Boden liegend hatte der Apprentice so keine Chance seine Waffe als Schutz zu nutzen. Stattdessen drehte er sich, in einer Bewegung, die an Akrobatik stark zu wünschen übrig ließ, durch die Macht dafür schneller war, weg und die Klaue vertiefte sich im trockenen Boden. Als seine offene Wunde, die nun nicht mehr vom Stoff geschützt war, den heißen Boden berührte, wurde dem Menschen beinahe schwarz vor Augen. Ein Tentakel schnellte hervor. Wieder war Ian zu langsam. Sein Bein wurde getroffen. Wieder übermannte Schmerz seinen Körper. Das umwickelte Bein schien zu brennen. Von außen nach innen. Ian spürte praktisch wie durch die kleinen Wiederhäckchen, die sich in seiner Haut verkeilt hatten, etwas ausbreitete. Ein Gift. Sekunden später war es dem Menschen nicht mehr möglich sein Bein zu bewegen.
Sollte das sein Ende sein? Hier auf Ryloth? Von einem nicht machtbegabten Wesen, das ihm dennoch überlegen schien? Dieses Abbild von Torryn und Iouna, es hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht, ihn jede Vorsicht vergessen lassen. Wieder schienen die jüngsten Ereignisse eine mahnende Strafe zu sein. Weshalb war jede Lektion seines Lebens mit Schmerz verbunden?
Zeit für eine Antwort war nicht. Es war der falsche Augenblick, sich diese Frage überhaupt nur ins Gedächtnis zu rufen. In diesem Bewusstsein gelang es dem Apprentice endlich, die nötige Konzentration aufzubringen, die allein, ihn diesen Kampf sicher nicht bestehen lassen würde.
Mit der Macht griff er nach dem Tentakel an seinem Bein. Wäre sein Arm nicht verletzt gewesen, er hätte einfach sein zweites Lichtschwert entzündet. Doch so? Er wollte den Tentakel mit Hilfe der Macht Zerreisen. Bei einem Droiden war es so einfach gewesen. Aber ein Leylek war kein Droide. Es hatte ein spezielles Skelett, da war kein Gelenk, dass er aus der richtigen Position reißen konnte.
Also konzentrierte er sich darauf, den Tentakel von seinem Fuß zu bringen. Mit dem Lichtschwert musste er sich die anderen Klauen vom Leib halten.
Erneut schwappte eine Welle der Pein durch den Körper Ians, als die Wiederhäckchen aus seinem Bein gerissen wurde, dass obwohl es nicht zu bewegen, dennoch schmerzempfindlich war.

Das Leylek war einfach zu schnell. Ians Wunden waren in diesem Kampf nicht dienlich. Die Hitze machte die Situation nur noch unerträglicher.

Wenn du jetzt verlierst, dann den Krieg. Das ist keine Schlacht!

Nein, es ging um das Leben des Menschen. Eine Niederlage endete hier mit dem Tod. Er durfte sich nicht besiegen lassen. Er war ein Sith!
Das Spinnenartige Tier kam näher, bäumte sich auf. Ian wartete ab. Den richtigen Moment. Fünf Klauen wurden in die Höhe gehoben. Spieße, die ihn durchbohren würden. Sie genau im Auge behaltend, fixierte Ian mithilfe der Macht die Tentakel. Seine Fähigkeiten wurden auf eine harte Probe gestellt. Seine Konzentration durfte unter keinen Umständen nachlassen. In einer hastigen Bewegung nach unten sah Ian die Klauen auf sich zukommen, wartete, all seine Reflexe ignorierend ab, drehte sich erst in buchstäblich letzter Sekunde weg und stach dann nach oben. Eine gleitende Bewegung. Die silberweiße Klinge drang in den Unterleib des Leyleks, die empfindlichste Stelle. Mager geschützt. Tödlich. Ein letztes Mal bäumte es sich auf, im Todeskampf. Wieder war Ians komplette Konzentration gefordert, als er die Macht manifestierte. Die Bewegungslosigkeit seines Beines hatte sich ausgebreitet. Sein Körper wollte ihm nicht weiter gehorchen. Nicht komplett. Schwerfällig waren seine Bewegungen. Langsam. Allein durch die Macht gelang es dem Apprentice sich zur Seite zu rollen, als das Leylek leblos zusammensackte. Auf den Boden stürzte. Wenige Zentimeter waren es, die ihn davor bewahrt hatten zerquetscht zu werden.

Nahezu bewegungsunfähig musste der Apprentice aus den Augenwinkeln heraus erkennen, dass sich etwas auf ihn zubewegte. Der Versuch nach dem neben sich liegedem Lichtschwert zu greifen scheiterte. Keines seiner Glieder war bewegungsfähig. Ganz langsam bewegte sich das Lylek auf ihn zu. Purer Hohn. Als würde es seine Beute taxieren. Seine Üerlegenheit deutlich machen. Ian versuchte sich auf das Gift in seinem Körper zu konzentrieren. Aber er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie er sich davon befreien sollte. Davon abgesehen, gab es jetzt keine Zeit dafür. Gegengift. Auf seinem Schiff. Er benötigte das Gegengift. Aber wie sollte er in sein Schiff gelangen? Warum war es so töricht gewesen das Gegenmittel nicht bei sich zu tragen? Hatte er es doch schon im Vorraus beschafft. Für den Fall, dass es zu Schwierigkeiten kommen sollte.
An das Mittel war jetzt kein Herankommen. Stattdessen fixierte er also das Lylek.
Welche Lektion sollte das sein? Er wusste, dass er nicht unsterblich war. Sterben. Hier? Jetzt? Auf Ryloth?
Die Schmerzen und die Hitze. Unerträglich.

Malacia! Das Leylek wurde langsamer. Er musste sich nur auf seine lebenswichtigen Organe konzentrieren. Sie zerfetzen. Und es verlangsamen. Doch schien das Gift in seinem eigenen Körper seinen Tribut zu fordern. Wenn er jetzt die Besinnung verlor, war das sein Todesurteil. Schon mehr als einmal hatte er dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Forderte er nun sein Opfer?
Ian tastete nach dem Herzen des Wesen, setzet gleichzeitig Malacia ein, als ihm schwarz vor Augen wurde.
Er musste das Lylek besiegen. Schnell. Jetzt. Sofort.
Gegengift. Auf seinem Schiff. Er benötigte das Gegengift.

Wenn du jetzt verlierst, dann den Krieg. Das ist keine Schlacht…





Ryloth - Wüste - Ian
 
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[ Ryloth - Tagseite im Hitzesturm - Torryn, Tier, Iouna, Ian, EsNine (NPC) ]

Mit der Kraft, wie sie ihn zu sich zog, so erwiderte er ihr Verlangen mit heftigen, körperlichen Impulsen, die er von sich aus zu ihr sandte. Torryns Denken war dem Trieb gewichen. Endorphine überfluteten seinen Körper. Vor ein paar Minuten war er noch ein Patient gewesen, der im Bacta, um sein Leben fürchten musste, aber in diesem Moment war es das Leben, das er in dieser hohen, ungekannten Intensität spürte. Nicht nur seines, sondern auch ihres. Ihre Körper verschlungen, wie sie waren, wiegten sich in einem Rhythmus, den ihre Leidenschaft vorgab. Nur das Arbeiten der medizinischen Geräte übertönte die Melodie aus Atemgeräuschen, die vom Boden drang, wo sich zwei Menschen körperlich liebten.

***
Ich kontrollierte die Situation. Er war gar nicht mehr in der Lage, so etwas wie Vernunft sein eigen zu nennen, warum auch. In dieser Situation hätte man ihn enthaupten können und er wäre mit einem Lächeln im Gesicht gestorben. Das gleiche galt auch für sie. Sie wollte vergessen. Beide nutzten sie den Akt, um sich zu befreien. Mir gab er ebenso Kraft wie Torryn, wobei ich ihm neidvoll zugestehen musste, dass er sich glücklich schätzen durfte, diesen Körper, meine Hülle, zu besitzen und über ihn gebieten zu können. Ich war nur der spirituelle Teil in diesem Moment.
***


Die Sicherheitsleute beobachteten das Treiben auf der Krankenstation schon seit längerem. Keiner von ihnen dachte daran, den normalen Rundgang durchzuführen, die normale Rotuine. Es waren zwar nur zwei Menschen, aber eine solche erotische Darbietung war ihnen bisher noch nie präsentiert worden. Der Audio- und Videofeed übertrug alles im Detail. Mit dem Zoom ließen sich alle Körperzonen genau betrachten. Nach einem derben Witz auf Twi’leki schallte ein Lachen durch den kleinen Raum. Das Lachen erstarb, als das herangezoomte Gesicht des jungen Menschenmannes mitten im Fokus des Bildstabilisators auftauchte. Er starrte sie an. Tat er das wirklich? Dann verrauschte das Bild.

Nach seinem unfreiwilligen Aufenthalt im Bacta kehrten Torryn und Iouna zurück zu Alamsi und ihren Eltern. Keelun und Alamsi hatten bereits auf sie gewartet. Die Twi’leki schauten sie noch so merkwürdig an, als sie die Einrichtung verließen, so dass Keelun mit einigen Twi’leki vom Personal sprach, um dann grinsend und kopfschüttlend zu ihnen zurück zu kommen. Torryn zuckte nur mit den Schultern und Iouna lächelte.
Almari hatte bereits mehrere Taschen für Iouna gepackt und auch Keelun überraschte sie beide mit Ausrüstung, die sie für die Nachtseite gebrauchen konnten. Da war das Material auf der „Spear“ mehr als zweitklassig für ihre Mission.
Klimaanzüge. Brillen mit thermischer und IR-Sicht. Eine DEMP-2 mit Laserzieloptik. Ferngläser mit verschiedenen Sicht- und Lichtmodi. Rucksäcke. Verschiedene Werkzeuge. Tragbare Lichtquellen. Isolierte Schlafsäcke. Nahrungsriegel. Isolierte Wasserflaschen. Das gesamte Material, das Keelun organisiert hatte, war für Einsätze in schwierigen, klimatischen Verhältnissen konzipiert und bis auf die DEMP-2 scheinbar neu. Torryn stellte keine Fragen, woher es kam. Sie hatten es nun zur Verfügung.
Es gab einen kurzen Abschied und die Familie bedankte sich immer wieder für die Hilfe, die sie von Torryn und Iouna bekommen hatten. Die beiden Sith hatten einen Akt der Hilfe vollzogen, wenn auch mit einem Ausgang, der zufriedenstellend war. Das größere Ziel zählte und auf dem Weg dahin gab es eben Unwegbarkeiten.
Torryn hoffte, dass es nicht zu einer Legendenbildung kam und diese Geschichte auf der Straße erzählt wurde. Keelun hatte gelacht, als er Torryns Bedenken gehört hatte und nur gesagt, dass, wenn er jemals Torryns Meister treffen würde, würde er ihm erzählen wie brutal und blutrünstig Torryn und Iouna gewesen wären. In gewisser Weise waren sie das auch. Ein wenig Stolz könnte man schon auf sich sein, hatte Keelun dann noch zum Abschied gesagt. Torryn hatte ein ungutes Gefühl, was seinen Meister anging, aber das war einem anderen Gefühl, einer Gewissheit, gewichen. Noch hatte er es Iouna nicht gesagt, aber Torryn wusste, dass sein Meister in Lebensgefahr schwebte. Als er und Iouna sich liebten war plötzlch die mentale Verbindung zu seinem Meister da gewesen. Passiv.

Die „Spear“ war startbereit, als sie ankamen. Die Verladung der Ausrüstung war unproblematisch, denn die Ladebucht war fast leer. EsNine hatte seine Verkaufsaktivitäten während Torryns Abwesenheit fortgesetzt und noch ein paar Credits mehr vedient. Außerdem wären einige Anfragen gekommen, ob sie noch Aufträge annehmen würden, wie EsNine Torryn schon über Comm mitgeteilt hatte. EsNine sollte erstmal alle solche Anfragen abwimmeln. Es gab da eine wichtige Mission zu erfüllen.
Bisher hatte Torryn erst eine Entscheidung getroffen. Sie würden dort hinfliegen. Allerdings war Torryn hin- und hergerissen. Was sollte er dann tun, wenn sie ihn finden würden? Meister Ian liegen lassen? Sich daran erfreuen, dass er nun der Schwache war und ihm zusehen, wie er in Qual davonschied? Iouna würde durchdrehen. Zu dumm, dass sie eine solche, wenn auch kranke Bindung zu seinem Meister hatte. Jetzt hatte er den Weg gesehen, sie davon zu lösen, wenn auch nur für den Augenblick, aber das war auch ein Anfang.
Iouna war dabei, ihre neuen Sachen zu sortieren. Alles war so friedlich. Sie ahnte nichts von dem, was ihnen noch bevorstand. Torryn ging ins Cockpit, wo EsNine schon die Startvorbereitungen getroffen hatte. Er schaute aus dem Cockpit heraus und sah Iouna vollkommen versunken in ihre Tätigkeit. Sie nahm einen der hinteren Gurte, um sich anzuschnallen, als die Pathfinder sanft aus der Landebucht abhob und auf das schwere Schleusentor aus Durastahl zuflog.


EsNine, wir werden die Tagzone anfliegen. Folge einfach dem Kurs, den ich dir sage.“

Der kleine Droide fiepte aufgeregt und Torryn aktivierte das Sprachmodul, weil er keine Lust hatte, Romane auf dem Display zu lesen.

„Aber, Sir. Der Kurs für die Nachtzone ist berechnet. Die Tagzone wird momentan von Hitzestürmen heimgesucht.“

Ärger stieg in Torryn auf. Er war ärgerlich auf sich. Er half seinem Meister, demjenigen, der nun auch eine Gefahr darstellte, was Iouna betraf. Es war Tiers Wille.

„Mach’ es einfach, klar?!“

EsNine führte eine Kurskorrektur Richtung Tagseite durch. Aus der Audioverbindung zur Leitzentrale drang noch die Sturmwarnung, die EsNine erwähnte. Wenn sie alle draufgehen würden, hätte diese Tragödie jedenfalls ein Ende.

„Glaubst du wirklich?“ Tiers Stimme war lauter als sonst, finsterer, befehlender.

„Ich weiß gar nicht mehr, was ich glauben, fühlen oder denken soll. Er ist…“

„Die Quelle.“

„Wenn er tot wäre, wäre alles besser.“

„Besser? Als was? Dein altes, elendiges Leben? Was bist du schon, ohne die Macht?“

„Torryn.“

„Das Kind.“

Torryn schluckte. Wenn Tier nicht seinen Willen bekam, war seine Präsenz sehr unangenehm. Es verstand die Zusammenhänge in Torryn Bewusstsein. Es konnte sie lesen. Es gab keine Geheimnisse. Alles war offen, alles, was je in seinem Leben passierte. Auch seine Hölle.

„Ich bin durcheinander, wegen ihr. Was wird passieren, wenn Meister Ian sie sieht und spürt, was uns verbindet?“

„Das wird interessant. Es wird neue Kräfte in dir wecken, glaube mir.“

Tiers Stimme hatte sich wieder gesenkt, sie war wieder so verstehend, so beschützend. Torryn musste ihm vertrauen. Es hatte immer recht gehabt, mit seinen Vermutungen. Hoffentlich auch diesmal.
Die Pathfinder wurde von EsNine gesteuert und überflog eine steinige, sandige Ebene. Man konnte sehr gut erkennen, wie der Sand verwirbelte und kleine Schneisen auf dem Boden hinterließ. Die Sensoren erfassten plötzliche mehrere Lebensformen und ein Raumschiff.


„Mehrere tote Mynocks, ein totes Lylek, ein aktives Lylek und ein Mensch, Sir.“ hörte Torryn die piepsige Stimme von EsNine aus dem Übersetzer. Die Stimme passte überhaupt nicht zu der bedrohlichen Situation, die sich unter ihnen befand.

„Fliege einen Bogen. Ich werde den Geschützturm aktivieren.“

Die „Silver Spear“ flog einen Bogen über der Absturzstelle. EsNine musste mehrmals die Steuertriebwerke zuschalten, weil der Wind mittlerweile nahezu Sturmstärke erreicht hatte. Die Hüllentemperatur begann zu steigen. Sandpartikel sammelten sich und störten die Zieloptik des Geschützes. Pixelig sah Torryn das riesige Wesen, das sich über Meister Ian gebeugt hatte. Er hörte einen erschreckten Atemzug hinter sich. Iouna war im Cockpit. Die Zieloptik hatte den Lylek erfasst. Eine Böe erfasste das Schiff und rüttelte es durch. In diesem Moment drückte Torryn auf den Auslöser.

Sandpartikel wurden zerschmlozen zu einem Silikatplasma, als die Salve aus Energiebolzen die Strahlenkanone des Geschützturmes verließ. Selbst organische Panzerplatten, die resistent gegen Hitzestürme waren, boten hier keinen Schutz mehr. Sie gaben nach und große, qualmende Löcher entstanden in dem insektoidähnlichen Körper des Lylek, dessen Todeskreischen vom Sturm übertönt wurde. EsNine hielt die „Spear“unter Kontrolle, die dank ihrer starken Repulsoren einigermaßen stabil in der Luft gehalten wurde. Torryn rannte aus dem Cockpit und auch Iouna folgte ihm zur Luftschleuse. Die Luft draußen war unerträglich heiß und gespickt mit Sandpartikeln, die wie Nadeln auf der Haut stachen. Torryn sprang herunter und kämpfte sich durch das Inferno aus Sand und Hitze. Sehen war unmöglich. Trotzdem fand er den Punkt in der Macht, der sein Meister war und eilte zu ihm. Er half Ian auf, stützte ihn und gemeinsam wankten sie zurück zum Schiff. Torryn hievte Ian irgendwie durch die Schleuse und kletterte selbst zurück in die rettende Umgebung des Raumschiffes. Torryns Haut fühlte sich wie trockenes Pergament an, eingerissen, blasig und überzogen mit roten Punkten, wo die Sandkristalle die Haut durchstoßen hatten.

EsNine war es zu verdanken, dass die Pathfnder nicht mit dem Boden kollidierte. Die starken Umweltschilde schirmten das Schiff von der Hitze ab und es wurde von dem Orkan aus Hitze und Staub mitgerissen, ohne an den zerklüfteten Formationen aus Sand und Stein zu zerschellen. Während draußen der Sturm weiter tobte, musste man kein Mediziner sein, um zu sehen, dass Ian um sein Leben kämpfte.


[ Ryloth - Tagseite im Hitzesturm - Torryn, Tier, Iouna, Ian, EsNine (NPC) ]
 
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[ Ryloth - Tagseite im Hitzesturm - Torryn, Tier, Iouna, EsNine (NPC) ]

Auf den ersten Blick unterschätzte jeder die Pathfinder. Von außen sah das Schiff klein und unpraktisch aus. Iouna erinnerte sich, wie es in den Innenräumen damals aussah. Vollgepackt mit für die Mission unbrauchbaren Sachen. Nun als EsNine sie alle am Landeplatz in Ryloth erfolgreich verkauft hatte, ließ sich nicht nur die ganze Ausrüstung, die sie von den Twi’lek-Familie bekamen, mühelos verstauen, sondern auch hier drinnen gab es erstaunlich viel Platz. Es hätte mindestens noch eine weitere Person komfortabel mitfliegen können. In aller Ruhe sortierte Iouna auf die Ablage ihre neuen Sachen, die sie von Keelun und Almari bekommen hatte.

Entspannt fühlte sie sich, seltsam gelöst. Irgendetwas hatte sich seit der letzten Nacht mit Torryn auf der Krankenstation in Kala’uun verändert, seitdem setzte sich in ihr etwas, was sich irrtümlicherweise wie ein winziges Glück anfühlte, innere Ruhe, Gleichgewicht. Selbstverständlich war all dies nur geschenkt, vergänglich. Nichts als eine Momentaufnahme. Aber vielleicht gerade deshalb so stark in der Intensität, nahezu vollkommen beglückend. Ein Lächeln ging über Iounas Gesicht als sie zum Cockpit schielte und Torryn sah. Torryn. Das warme Gefühl in ihrem Bauch erstrahlte mit einer neuen Kraft, stieg hoch in ihre Brust und wärmte auch ihre Schulter. Sie hielt inne und genoss diesen süßen Wellenschlag, und es war überhaupt nicht einfach dem intuitiven Bedürfnis zu widerstehen, in diesem eben Moment zu ihm zu laufen, und ihn auf die Wange zu küssen. Lieber zog sie die letzte Tasche an sich näher und begann auch noch die letzten Sachen in die Ablage zu verstauen.

Auf einmal stimmte irgendetwas nicht. Sie sah wieder zum Cockpit hin, das Fiepen des EsNine hörte sich aufgeregt an, Torryn hatte sogar sein Sprachmodus aktiviert. Was denn Tagseite, was Hitzestürme? Das stimmte doch gar nicht. Etwa eine Kursänderung? Eilig packte sie die allerletzte Sache in die Ablage, faltete die Tasche zusammen und warf sie in den Spind.

Dicht an der Tür stand sie und hatte die Hand schon ausgestreckt, um sie aufzustoßen, als sie einen Schatten durch den Spalt bemerkte. Den Schatten. Sie erkannte Tier. Unsicher stoppte sie ihre Handbewegung, nicht wissend, ob sie jetzt hineingehen sollte, aber vor allem, ob sie es auch wollte.

‚Wenn er tot wäre, wäre alles besser’, Torryns Stimme. Iouna schluckte. Wer, wie, was tot? Meinte Torryn etwa Ian? Sie sprachen über Ian. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und lehnte an die Wand. Warum sprachen sie jetzt von Ian, warum die Kursänderung? Warum sollte es besser sein, wenn Ian tot wäre? Was würde denn besser sein? Was? Nichts, doch gar nichts. Ihre Beine gaben nach, sie wankte so stark, dass sie sich irgendwo festhalten musste. Der schreckliche Gedanke drang in ihren Kopf und verkeilte sich dort fest. Sie drückte die Fäuste gegen die Schläfe und presste die Augen zusammen. Ungeheuerlich. Dann aber hörte sie Tieres widersprechende Stimme. Ian dürfte nicht sterben. Gleichzeitig eine Erleichterung und der Ekel der Enttäuschung. Dann Angst vor diesem Gedanken. Wie eine kaputte Schalplatte kreiste der widerliche Satz in ihrem Kopf: ohne Ian wäre alles besser, ohne diesen lebenden, ewigen Vorwurf wäre alles besser, sie wäre frei. Ihr Herz raste als sie noch einmal ins Cockpit blickte - Tiers Augen starrten sie direkt an. Es grinste sie böse an. Verschwörerisch. Verstehend? Entsetzt schüttelte sie den Kopf und wandte den Blick ab. Alles wohl ein Missverständnis. Dennoch Entsetzen, Selbsthass. Ekel. In diesem Moment wünschte sie sich innig, tot zu sein, noch besser nie geboren zu sein, tot mit ihren geschmacklosen Gedanken. Einzig das wäre wirklich besser. Für alle. Auch für Torryn.

Leise schlich sie ins Cockpit, und still nahm sie Platz am zweiten Pilotensitz. Neben Torryn. Tief über eine sandige Ebene kreiste jetzt das Schiff, sie hatten den Kurs tatsächlich auf die Tagesseite genommen. Torryn befahl EsNine einen Bogen zu fliegen, dann aktivierte er den Geschützturm. Geschützturm. Wie merkwürdig, er hatte ihr nicht erzählt, dass sie einen solchen Umweg fliegen und zu welchem Zweck. Verblüfft starrte sie auf die Zieloptik des Geschützes.
Ein riesiges, lebendiges Monstrum war zu sehen. Es beugte sich über einem Menschen, der leblos auf der Erde lag. In nur einem winzigen Bruchteil der Sekunde erkannte Iouna, wer dieser Mensch war. Sie wusste es gleich. Es traf sie wie ein Schlag. Und sie konnte fühlen, wie das Blut ihr aus dem Gesicht augenblicklich wich, und wenn sie jetzt aufrecht stehen würde, würde sie zusammenbrechen. Sie schluckte hart. Schmerzhaft zog sich ihre Kehle zusammen. Torryn wusste also, dass Ian auf Ryloth gelandet war. Und dass er sich in Lebensgefahr befand, vielleicht war er bereits tot. Iouna krallte die Finger in die Verkleidung des Sitzes so fest, dass der Stoff einriss. Ihr ganzer Körper fühlte sich plötzlich wie eine einzige Schmerzquelle an. Während Torryn das furchterregende Monster, das sich über Ian beugte mit der Zieloptik fokussierte, ging ein Ruck durch das Schiff. In der gleichen Sekunde drückte Torryn auf den Auslöser. Schreiend schlug sie die Hände gegen das Gesicht, gleich aber bezwang sie sich doch vorsichtig auf das Display zu schauen. Sie musste es wissen. Und es war ein Volltreffer. Das seltsame Wesen taumelte und gar auf dem verschwommen verpixelten Bild waren zahlreiche Schusslöcher zu erkennen. Ian wurde nicht getroffen. Aber das Monster fiel zu Boden und wand sich in Todeskrämpfen. Ian lebte. Wenn Torryn nur ihre Dankbarkeit mit der sie aufatmete spüren könnte, die Erleichterung, aber er sprang schon auf und lief aus dem Cockpit. Die Pathfinder schwebte längst dicht über dem Bodengrund.

Ein erneuter Schmerz ließ sie beim Aufstehen das Gesicht verziehen, aber es war irgendwie auch beruhigend, aus eigener Kraft aus der Erstarrung des Schocks herauszukommen. Sie folgte Torryn bis zur Luftschleuse und dann hinaus in die Hitze des Sandsturms. Die überaus hohe Temperatur traf sie wie eine einstürzende Wand, ihr Atem stockte und die winzigen Sandpartikeln prasselten gegen ihr Gesicht wie winzige Stecknadeln und bohrten sich in ihre Haut. Sie verengte die Augen zu kleinen Schlitzen und verbarg sie unter dem Unterarm. Nichts mehr war in dem sandigen Wirbel zu sehen. Sie rannte trotzdem die Rampe herunter, griff in die Macht und suchte verzweifelt nach Ians Präsenz, er musste doch irgendwo ganz in der Nähe sein. Sie müsste ihn doch spüren.

Aber dann hetzte ein wirbelnder Schatten plötzlich auf sie zu. Da. Intuitiv rannte sie los und folgte dem trabenden Schatten, der anscheinend nur auf sie wartete. Tier. Erneut blieb Tier kurz stehen, jetzt drehte es den Kopf in ihre Richtung und bleckte die scharfen Zähne. Gar nicht bedrohlich, es war bloß eine Aufforderung, sie sollte sich beeilen. Iouna drückte den Unterarm fest gegen die Augen und lief schneller, Tier vor ihrem inneren Auge führte sie sicher, es genügte einfach den wedelnden Schwanz zu fokussieren und rennen so schnell wie nur möglich. Und dann sah sie auch schon Torryn. Sie waren wieder vereinigt, Torryn und Tier. Sie verstand. Es war alles gut.

Dann aber war nichts mehr gut. Als sie vor Torryn stand, hatte er den leblosen Körper bereits hochgehoben. Ians leblosen Körper. Mittlerweile nur mit angehaltenem Atem konnten sie zum Schiff laufen, die Hitze war auch für sie zur ernsten Gefahr geworden. Nun blieb sie Torryn auf den Fersen, krallte sich fest an das Hosenbein von Ian bis sie die kühle Luftschleuse erreichten. Als die Tür sich hinter ihnen schloss, konnte man nur den rasenden Atem der beiden hören. In den Atemzügen die Erleichterung, sie hatten es rechtzeitig geschafft. Sie hatten es geschafft. Vorsichtig setzte Torryn Ians Körper auf den Boden ab.

Eine Empfindung der Unwirklichkeit überfiel Iouna. Es konnte, es durfte doch gar nicht sein, dass Ian sich in Lebensgefahr befand. Aber er lebte noch. Er atmete. Nur das zählte. Als Torryn seinen Körper behutsam auf den Rücken drehte und seinen Kopf stabilisierte, wagte sie endlich in Ians Gesicht zu sehen. Ein Grauen überkam sie. Nicht, weil seine Gesichthaut von Sandkörnchen und Hitze verletzt war, blutete, das hatte Torryn und sie selbst auch, vielmehr weil seine Augen weit offen waren, und er starrte sie an, verblüfft, erschrocken, abwesend, fremd. Wenn es nur ein herausfordernder Hassblick gewesen wäre, Abscheu, würde sie damit besser leben. Aber sein Blick war irgendwie nach innen gekehrt. Ein sterbender Blick. Aber furchtlos. Und so furchtbar resigniert. An diesen Blick erinnerte sie sich. Das war das allerschlimmste. Sie wich diesem Blick aus, schüttelte hilflos den Kopf und flüsterte flehentlich und ganz leise, denn Torryn sollte nichts hören.

„Ian, stirb nicht, tue das nicht, bitte….“
Darauf wandte Ian den Blick von ihr. Dann schloss er die Augen. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und vermischten sich mit Blut, er schien jetzt noch schwerer zu atmen, rang nach dem Atem, so als ob ihm jemand die Brust eisern zugeschnürt hätte. Zischend zog er die Luft ein durch seine wie raues Papier ausgetrockneten Lippen.

Iouna sprang auf. Er brauchte Wasser, er musste Wasser trinken, er war am verdursten. Grob schob sie Torryn zur Seite und rannte in die Nasszelle, füllte ein Glas, schnappte einen Löffel und lief zu Ian. Es war ihr irgendwie schon bewusst, dass Ian um sein Leben kämpfte, sie wollte es aber nicht realisieren, nicht mal ganz leise aussprechen, deshalb unterband sie diesen Gedanken gänzlich, auch oder vor allem aus Scham und Schuldgefühl. Ihr wurde so deutlich wie noch nie im Leben klar, dass sie es niemals gewollt hatte, dass er tot wäre, und dass ihr einziger Wunsch war immer, ihm zu helfen.

Sie stellte das Glas auf den Boden ab, setzte sich im Schneidesitz neben ihm, und mit Vorsicht legte sie seinen Kopf auf ihre Unterschenkel.
„Kannst du aus dem Glas trinken?“, entwich ihr diese unsinnige Frage, denn es war offensichtlich, dass er das gar nicht konnte, nicht mal den Kopf drehen konnte er, durch das Gift der Lyleks war er vollkommen gelähmt. Erst als sie den Löffel mit Wasser füllte und an seinen Mund führte, bemerkte sie wie stark sie selbst zitterte. Aber innerlich war es noch still in ihr, tot, starr, eingefroren. Selbstschutz. Sie tröpfelte das Wasser zwischen seine Lippen und er schluckte. Noch einen Löffel voll und noch einen. Gierig schluckte er, und als sie dann ihre Hand auf seine Haare legte, eher beiläufig und aus einem reinen Reflex, unvermittelt traf sie eine zerreißende Traurigkeit und abgrundtiefe Verzweiflung, wie ein Blitz, und das Bild vor ihren Augen, Ians Gesicht verschwamm. Aber dann noch einen Löffel mit Wasser und noch einen. Nur sterben durfte er nicht. Das durfte er nicht. Sie blickte zu Torryn, der über ihr stand, wann ist er gekommen, sie hatte ihn gar nicht gemerkt. Er hielt jetzt ein Medipack in der Hand und reiche es ihr. Sie streckte die Hand und nahm es, und ohne den Blick von ihm zu lösen, streifte sie mit dem Zeigefinger seine Hand und versuchte ihn anzulächeln. Aber er trat einen Schritt zurück, lehnte an der Wand und beobachtete sie still.

Dann widmete sie sich wieder Ian, tupfte mit einem feuchten Wundverband sein Gesicht ab, dann nahm sie die Backtasalbe und trug sie sorgfältig auf die verletzten Stellen auf seinem Gesicht. Dann auch noch auf die Arme und schließlich auf sein Bein. Wie seltsam fühlte sich seine Haut an und wie taub sich ihre Finger anfühlten. Sie drehte ihn leicht auf die Seite und kremte seinen verbrannten Nacken ein, und in dem gleichen Augenblick als sie unter den Fingern seine Wirbel ertastete, erreichte sie endlich seine Präsenz. Ganz schwach war sie, kaum vernehmbar und immer mehr verschwindend, diese allezeit wohlige und zugleich quälende Präsenz, gegen die sie sich auch jetzt noch wehren wollte, und jetzt vor allem gegen den unerträglichen Drang ihn weiter zu streicheln, ihn zu trösten, als ob das jetzt noch etwas bringen würde. Stattdessen legte sie ihn wieder auf den Rücken und starrte sprachlos auf sein bleiches Gesicht und blau verfärbte Lippen, und die sichere und offensichtliche Tatsache, dass er stirbt, konnte sie nicht mehr verdrängen.
Rasch sah sie zu Torryn auf, er sollte etwas tun, irgendetwas, was konnte sie noch tun, diese verzehrende Hilflosigkeit… Wenn sie ihm ihr Leben schenken könnte, es auf ihn übertragen könnte, damit er nur lebt, sie würde das sofort tun.
Im Augenwinkel nahm sie wahr, dass Torryn auf Ian zuging. Die Ruhe, die sie empfand als er sich neben ihr hockte, fühlte sich wie ein ganz natürlicher körperlicher Reflex an.


[ Ryloth - Tagseite im Hitzesturm - Torryn, Tier, Iouna, Ian, EsNine (NPC) ]
 
[ Ryloth - Nachtseite - „Silver Spear“- Torryn, Tier, Iouna, Ian, EsNine (NPC) ]


Saubere, kühle Luft füllte Torryns Lungenflügel. Er hustete immer wieder. Iouna war ihm gefolgt. Zum Glück. Sie hatte geholfen, Ian in das rettende Schiff zu bekommen. Die Augen brannten und die rote Haut begann, kleine Pusteln zu bilden. Iouna war schon dabei, Ian mit Wasser zu versorgen, denn was Dehydration anging, war er nahe der Austrocknung. Torryn nahm sich die Bacta-Salbe und strich seine schmerzende Haut damit ein. Er beobachtete seinen Meister, als er die Salbe zurück in das Medpac legte. Wie schwer er verletzt war, konnte Torryn nicht einschätzen. Sein Meister war paralysiert vom Gift des Lylek. Das Gift könnte ihn auch töten. Die Gabe von Wasser würde nicht ausreichen und an ein Gegengift war nicht zu denken. Sie waren dem Sturm ausgeliefert, der sie mit sich trieb. Das dumpfe Rütteln und Ächzen der Außenhülle war Anzeichen genug, um zu erkennen, welche Naturgewalt da draußen tobte. Torryn stand gedankenverloren da und schaute auf seinen Meister. Er brauchte stillen Rat.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll?“

„Nein, woher auch. Warum auch. Soll er sterben?“

„Er ist uns ausgeliefert.“

Sein Blick ruhte immer noch auf seinem Meister, der scheinbar seinen Blick erwiderte.

„Sie hilft ihm.“

„Ja, obwohl er sie verachtet und hasst. Was kann ich tun?“

„Gehe näher zu ihm und denke daran, was er dir zeigte, was er an dir tat, als wir noch bei Meister Lo-Tsudnoth auf Bastion waren. Als du deine Kraft neu entdecktest und mich wieder zu dir riefest, um ein Teil von dir zu sein.“

Nähe. Nähe war schwierig. Nähe zu Iouna und gleichzeitig Nähe zu Ian. Er konnte sich nicht einmal abschirmen. Sein Fokus musste auf etwas anderem liegen. Etwas, was die Sith verpönten. Ein Mittel zum Zweck, wie Torryn es einordnete, da es das eigene Überleben sichern konnte. Heilung. Aber nicht aus Mitgefühl, sondern aus Pflichtgefühl, aus Respekt gegenüber seinem Meister. Seine Hand zitterte als sie sich Ians Brustkorb näherte. Torryn meinte, dass sich die Augen seines Meisters weiten würden. Vor Angst? Auch Iouna hielt die Luft an. Sie atmete in diesem Moment nicht. Aus Angst? Meinten sie etwa, dass es jetzt ein Leichtes für Torryn wäre, das Herz seines Meisters anzuhalten. Vielleicht.
Torryns Hand ruhte nun auf dem Brustkorb und er fühlte das Herz darunter schlagen. Nicht schnell, nicht langsam, unregelmäßig. Torryn überkam ein Gefühl des Ekels. Der bestialische Gestank des Giftes drang zu ihm hoch. Das Gift, das wie schwarzer Teer, die Blutbahnen seines Meisters verstopfte und ihm damit die Kraft zum Bewegen nahm. Torryn versank in diesem Strom aus Abscheulichkeit, als wäre er ein Teil von ihm geworden, der zum Kampf verdammt war oder zum Tod. Torryn sah, wie in Gedanken, dunkle Blasen vom Körper seines Meisters aufsteigen, die sich langsam und schwerfällig aus dessen Körper lösten. Sie sammelten sich, schwebend und bildeten einen abscheulichen Klumpen, der plötzlich in Torryns Mund schoß.

Laut stöhnend und würgend, hastete Torryn weg von Ian und Iouna zur Nasszelle. Das Gefühl des Ekels war überwältigend und raubte ihm fast das Bewusstsein. In der Naszelle musste er sich lauthals übergeben. Im wahrsten Sinne spuckte er Gift und Galle. Eine dunkle, ätzende Brühe ergoss sich und verbreitete ihre ungesunde Ausdünstung. Torryn spülte sie angewidert weg, trank etwas und erfrischte sich. Sein Gesicht war fahl geworden. Er hatte Kraft verloren.

„Das war ekelhaft.“

„Natürlich. Die Heilung anderer ist widerlich. Sie hilft den Schwachen. Ein Grund mehr, sie nur für sich zu benutzen.“

„Ist er geheilt?“

„Nein.“

„Nein? Warum dann das Ganze? Dieser ganze Ekel“

„Du hast ihm Kraft gegeben, damit er sich selbst helfen kann, damit er die eigene Kraft zum Überleben nutzt. Mehr nicht.“

„Sich selbst zu heilen, ist demnach was anderes. Es ist ein Zeichen der eigenen Stärke, selbst überleben zu können, ohne die Hilfe anderer.“

„Eine mögliche Interpretation.“

Das grelle Licht der Leuchtkörper unterstrich noch Torryns eingefallenes Gesicht. So eine Aktion würde er nicht wiederholen. Hoffentlich hatte es etwas bewirkt. Irgendetwas. Irgendetwas, das eine Reaktion heraufbeschwor, was die ganze, unübersichtliche Lage entwirren konnte. Alles hatte einen ungewissen Ausgang. Es war eine Prüfung. Eine Prüfung, die nichts mehr mit irgendwelchen materiellen Dingen zu tun hatte. Es war eine Prüfung, die bis tief in die eigene in die Psyche vordrang, für alle Beteiligten. Torryn spuckte auf sein Spiegelbild, als ob das etwas ändern würde. Lösungen. Erlösung. Was lag näher? Was wollte er selbst?

Als Torryn die Nasszelle verließ, ging wieder ein heftiger Ruck durch das Schiff, so dass er sich irgendwo festhalten musste, um nicht zu stürzen. An der Luftschleuse saß immer noch Iouna neben seinem verletzten Meister. Schweißperlen waren auf dessen Stirn. Er fieberte. Torryn hatte seine begrenzten Möglichkeiten ausgeschöpft. Jetzt lag es an Meister Ian selbst. Sein Blick ruhte auf beiden, länger als er dachte. Es entstand ein ungeifbares Gefühl der Zusammengehörigkeit. Sie alle waren verwoben, irgendwie. Seltsam. Mit einem Kopfschütteln ging er leise in das Cockpit. Er schaute noch einmal nach hinten und sah in Iounas Augen. Die Gedanken an Ryloth waren wieder präsent, wie auch die Emotionen, die seinen Körper in einen Rausch versetzt hatten. Ebenso waren die Gedanken an Veränderung präsent, aber mit ihnen nicht mehr diese Destruktivität.

EsNine registrierte Torryns Gegenwart nur mit einer Folge von Pieptönen. Das rote Leuchten auf den veschiedenen Displays verhieß nichts Gutes. Torryn aktivierte die Sprachmodulation.


„Status, EsNine?“

„Die Schilde verlieren Energie. Die Schubtriebwerke können kaum noch gekühlt werden, wegen der Silikateinlagerungen. Wir müssen bald landen, Sir.“

„Wie weit ist es zu den ursprünglichen Koordinaten. Kannst du uns hinbringen? Irgendwie den Schwung nutzen?“

„Sie meinen die kinetische Energie des Sturmes, um uns in die Nachtzone zu katapultieren? Bei voller Energie auf den Repulsoren und wenig Energie auf die Schilde wäre das möglich.“

„Dann tue es einfach.“

Bevor Torryn sich anschnallen konnte, hatte EsNine die Anweisung umgesetzt. In den Stiz stolpernd, aktivierte er das Interkomm und rief hinein, dass es gleich sehr turbulent werden würde. Iouna solle sehen, wie sie den Patienten sichern könne.
Kurz danach wurde die „Silver Spear“ mit brachialer Gewalt durchgeschüttelt. Torryn hoffte, dass Iouna und Ian irgendwie gesichert waren, als die Triebwerke des Scoutschiffes keinen Schub und keine Form von Stabilisation mehr lieferten. Wie ein zeltronisches Wellenbrett ritt die „Spear“ durch den Sturm. Die Repulsoren glichen nur die Lage aus, damit sich das Schiff noch in seiner Bahn hielt. Als es ganz still wurde, wusste Torryn, dass EsNine den Punkt erreicht hatte, den er suchte. Die Repulsoren heulten auf und lieferten einen plötzlichen Gegenschub zum Sturm, der das Raumschiff unkontrolliert wegschleuderte. Torryn wurde unsanft durchgeschüttelt, als EsNine die Haupttriebwerke wieder zuschaltete.

Es war Dunkel und ruhig geworden. Nichts mehr war vom Sturm zu merken. Die Außenhülle des Schiffes aus Durastahl knackte infolge des gravierenden Temperaturunterschiedes. Schwindelgefühle hatten Torryn übermannt. War er kurz weggetreten? Langsam richtete er sich im Sitz wieder auf. EsNine war damit beschäftigt, mehrere Verbindungen zum Schiffscomputer zu halten. Torryn öffnete die Sichtversiegelung und schaute aus dem Transparisteelfenster der Pilotenkanzel. Nichts als Dunkelheit. Er schaltete die Außenscheinwerfer ein. Die eingeschalteten Schiffsscheinwerfer leuchteten den Boden einer Schlucht aus. Kein Sand. Eis und Geröll. Riesige Eisformationen, gezackt, verlaufen, teilweise aussehend, wie alte Kerzen, an denen das Wachs herunter gelaufen war, bevor es wieder erstarrte, säumten den Rand den Canyons.
Der Blick auf die Anzeigen zeigte Torryn, dass es die richtigen Koordianten waren. Genau hier war das Raumschff des imperialen Archäologen damals gelandet. Selbst die Außentemperatur stimmte: -80 Grad. Torryn überschaute diese eisige Welt, die einen totalen Kontrast zur Tagseite bildete. Da. Etwas reflektierte das Licht, spiegelte es. Oder war es eine Lichtquelle? Es wackelte leicht. Kam es näher? Einbildung?
EsNine war immer noch mit der Schadensanalyse beschäftigt. Torryn musste sich selbst einen Überblick verschaffen, was das da draußen nun war. Überall nur rotleuchtende Anzeigen. Das war gar nicht gut. Er stellte die Außenbeleuchtung und die Beleuchtung im Cockpit ab. Die Pilotenkanzel wurde nur von den Warn- und Fehlermeldungen der verschiedenen Systeme auf den Displays schwach illuminiert. Er schaute hinaus in die Dunkelheit. Da war es. Das Aufleuchten. Es kam tatsächlich langsam näher. Die Warnmeldung von einem Display verschwand. Ein Sensorbild tauchte auf. Fünf Lebensformen. Die dargestellten Werte zeigten, dass sie sich langsam näherten. Sie näherten sich einer „Silver Spear“, die praktisch unfähig war, sich zu verteidigen. Während Torryn noch nachdachte, was sie tun konnten, meldete sich EsNine, um seine dunkle Vorahnung zu bestätigen.


„Ich habe Lebensformen geortet, die sich langsam dem Schiff nähern, Sir. Die Daten sind momentan sehr ungenau, wie sie an der Liste der Fehlermeldungen aus den Schiffssystemen sehen können.“

Das war zwar schon eine beunruhigende Nachricht, aber die dann folgte, war nicht minder brisant.

„Die Lebenserhaltung muss gedrosselt werden, damit Energie für die Reparatur und Reinigung der anderen Systeme frei wird, Sir. Sie sollten sich ausrüsten und das Schiff verlassen, weil durch die Reinigungsmaßnahmen einige schädliche Substanzen im Schiff frei werden. Ohne diese Maßnahme, ist das Schiff nicht zu reparieren.“

Staub, Sand und Hitze. Eine planetare Naturgewalt hatte über die ausgefeilte Technik der Pathfinder gesiegt. Das Scoutschiff lag hier nun, gestrandet und bald verlassen. Nur ein S-19 Astromech würde zurück bleiben, um die Technik, wieder zu beleben. Und dann waren da noch diese fünf Lebensformen.

„Das klingt nach viel Arbeit, EsNine.“

„Ja, Sir. Ich werde sie kontaktieren, wenn das Schiff wieder zufriedenstellend arbeitet.“

Torryn verließ das Cockpit und klopfte aufmunternd mit der Hand an den schwebenden Droiden. Er musste den anderen die schlechten Nachrichten überbringen. Mit dabei hatte er ein Datapad. Der alte Explorationsbericht konnte noch hilfreich sein, da er ungefähre Angaben barg, die ihnen helfen konnten, diese Enklave zu lokalisieren. Die Ausrüstung reichte locker für drei Personen, sein Meister musste mit dem internen Angebot der „Spear“ vorlieb nehmen, aber das würde auch vor der grausamen Kälte schützen, die da draußen lauerte. Wenn sein Meister sich nicht bewegen konnte, würden Torryn und Iouna die Stütze sein. Die Entscheidung war gefallen. Problematisch war nur, dass sie nur eine Ahnung davon hatten, was sie überhaupt dort draußen erwarten würde, außer der Kälte vielleicht und die Anmerkungen über Kristallpflanzen, die in dem Bericht standen. Plus die fünf Lebensformen. Düstere Aussichten.
Er war kampfesmüde und erschöpft. Wenn diese fünf Lebensformen freundlich gesonnen wären und wenn es diesmal zu keinem Kampf käme, wäre das wahrscheinlich ihre Rettung. Aber so viele Eventualitäten sprachen nicht gerade für ein positives Ergebnis. Sie konnten nur abwarten. Entweder erfroren sie hier langfristig in einem funktionsuntüchtigen Raumschiff oder starben in diesem Zustand im Kampf mit den Gefahren, denen sie hier ausgeliefert waren. Es gab keine Optionen mehr. Tief durchatmend kam er zu Iouna und Meister Ian. Ian schien es besser zu gehen und Iouna war dabei, sich um ihre eigene, geschundene Haut zu kümmern. Ein Moment, der eine positive Stimmung hätte vermitteln können, aber nicht jetzt. Sie würden erkennen, dass er nachdenklich war, also gab es gar keine Möglichkeit, ihre prekäre Lage irgendwie zu verschleiern. Tonlos erklärte er ihnen, wie die Situation aussah.


„Wir sind flugunfähig, verteidigungsunfähig und die Lebenserhaltung wird bald versagen.“

Torryn setzte fast kraftlos fort.

EsNine kriegt das wohl wieder in den Griff, aber muss dabei das Schiff mit Reinigungsmitteln fluten, die für uns giftig sind und danach, die Systeme langsam wieder mit Energie versorgen. Alles ist mit Sandpartikeln verklebt. Ausrüstungstechnisch haben wir alles hier, auch für drei Personen, um draußen bestehen zu können. Es sind Minus 80 Grad.

Die letzten Details ihrer Situation zu formulieren, fiel ihm besonders schwer, so dass er vorher einen Schluck Wasser trinken musste.

„Und dann sind da noch fünf Lebensformen, die sich unserer Position nähern. Die Sensoren haben nur diese Information liefern können, denn sie sind auch blockiert. Unsere Lage ist so finster, wie da draußen die Lichtverhältnisse.“


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Schummrig. Alles waberte. Das Lylek tanzte im Wind. Kam es näher? Oder war es nur das Licht, dass schummrige Licht, das jenes Monster bewegte? Vielleicht hatte er es schon längst besiegt. Spürte Ian überhaupt noch dessen Präsenz? Hatte er es besiegt? Oder war es noch am Leben? Was Ian spürte war, dass sein Verstand so umnebelt war, wie der Wind, durch den Sand. Er fieberte und konnte kaum klar denken.
Wach bleiben. Malacia. Herz zerfetzen. Wach bleiben. Die Dunkle Seite. Der Dämon. Ian durfte die Besinnung nicht verlieren. Die Dunkelheit schlief nicht, sie war in ihm, schien als einziges vollkommen präsent und lebendig zu sein. Ian spürte die Stärke die von ihr ausging, war sich seiner eigenen Schwäche bewusst. Aber konnte er die Dunkelheit noch greifen? In seiner Schwachheit? Sie für sich nutzen? Wach bleiben…
Diese Hitze. Diese schier unerträgliche Hitze. Schmerzen. Welch kurzes Wort. Welch lieblicher Klang. Schmerzen. Wie schnell und behände niedergeschrieben. Schmerzen. Pein. Qual. Und doch vermochte keiner der Begriffe zu beschreiben, was Ian empfand. Kein Wort konnte auch nur den Bruchteil dessen beschreiben, was es bedeuten sollte. Die Lippe trocken. Rissig. Aufgeplatzt. Das Blut sofort getrocknet. Sein Arm. Das Bein. Das Gift. Hitze, Schmerz, Bewegungsunfähigkeit und das Lylek.
Zu viel. Zu viel für Ian. Wach bleiben. Kämpfen. Schlacht. Krieg. Gewinnen.
Die Umgebung verschwamm nun gänzlich und obwohl die Augen des Apprentice weit aufgerissen waren, erkannte er nichts. Weder Strukturen noch etwas anderes.
Zu allem Überfluss dann noch ein Sturm. Sand peitsche auf, schlug ihm ins Gesicht, an die Haut. Feine, glühende Nadeln, die dort, wo sie die Haut berührten sofort Verletzungen hinterließen. Die Augen waren geöffnet. Der Sand würde ihn blenden, ihn erblinden lassen. Schließen, schließen, er musste seine Augen schließen, bevor sie getroffen wurden, von diesen winzigen, glühenden Pfeilen aus Sand. Aber er war nicht Herr über seine Augenlider. Die Dunkelheit musste ihm helfen! Ian formte sie, zwang sich zur Konzentration, was ihm kaum noch gelang. Ein winziger Schutzwall wurde aufgebaut um das Gesicht um die Augen. Das einzige, was er zustande brachte.

So schwach, so schwach. So elend. Zu schwach um den Rest seines kläglichen Körpers zu schützen.
Malacia. Herz zerfetzen. Schutz. Wach bleiben. Zu viel. Er würde sterben. Dieses Mal war der Tod stärker. All seine Muskeln hatten ihm nichts gebracht. Seine Intelligenz hatte ihm nicht geholfen. Es war hinfällig. Alles. Seine Kindheit hatte er überlebt. Den Orden hatte er überlebt. Aber nun würde seine Reise enden. Die Konzentration brach.
War dahinten etwa seine Familie? Lächelte ihm zu. Böse, gehässig, winkte ihn zu sich? Und weiter hinten Tahiri, die weinte und nicht wollte, dass er zu ihr kam? Resignation stellte sich sein. Sterben. Zu oft schon war er dem Tod entrungen. Zu oft hatte er dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Jetzt forderte er endgültig seinen Tribut. Hatte ihn gelähmt, damit er nicht mehr fliehen konnte. Tränen bildeten sich in den Augen des Apprentice. Zum einen, weil er die Augen nicht mehr schließen konnte, zum anderen, weil sich unendliche Resignation in ihm ausgebreitet hatte. Und die Dunkelheit? Wo war sie? Das mächtige Gewitter. Nicht einmal ein harmloses Wölkchen. Sie hatte ihn verlassen. Und dann drohte alles schwarz zu werden.

Wach bleiben…. Die ermahnende Stimme. So leise, flüsternd. Wach bleiben…
Das Lylek töten. Er fühlte weder dessen Präsenz, noch sah er es. Das einzige, was er wahrnahm, war ein Luftzug, als das Tier schwankte. Hatte er es etwa besiegt? Entfernt, weit entfernt nahm er das Geräusch war, als das Tier neben ihm auf den Boden krachte. Dann fiel der Sith in einen Dämmerzustand. Er fühlt weder die Präsenz seines Schülers noch die eigene. Alpträume suchten ihn heim. Halb wach, halb schlafend war es ihm nicht möglich sich zu wehren.
Arme packten ihn. Der Tod, der ihn nun mitnahm, ihn forttrug? Wach bleiben…
Der Sith konnte sich nicht wehren, sich nicht winden. Wusste nicht, dass es nicht der Tod war, der ihn griff, sondern Torryn.
Als er ins Schiff getragen wurde, holte ihn die Kühle kurz zurück aus seinem seltsamen Zustand.
Er lag auf den Boden. Sein Gesicht brannte. Wie Feuer. Ein Gesicht tauchte über ihm auf. Eine Präsenz war auszumachen. Iouna. Die Verräterin, Iouna, die Steinchenwerferin! Der Apprentice wollte sich weg drehen. Sie sagte etwas. Leise. Von sterben. Dann wurden seine Lippen benetzt. Wie gerne hätte er ihr die Flüssigkeit entgegen gespienen. Bestimmt war es ein Gift. Oder ein Auszug der Pflanze des Vergessens…
Doch sein Körper schluckte automatisch und als Ian das Wasser schmeckte, konnte er dem dringenden Bedürfnis, dem Impuls das lebensrettende Nass zu trinken nicht widerstehen. Wasser!
Dann berührte sie sein Gesicht. Er konnte es mehr spüren als sehen und wieder konnte er sich nicht wehren, weil noch immer die Bewegungslosigkeit seinen Körper gefangen hielt.
Etwas Kühlendes legte sich auf sein Gesicht. Aufhören! Schrie da eine Stimme. Weiter machen! Eine andere. Half ihm da gerade die Steinchenwerferin? Er wollte ohre Hilfe nicht. Ihre verräterische Hilfe.

Eine weitere Präsenz. Und dan erkannte Ian langsam wieder etwas. Torryn. Er beugte sich über ihn. Aber Ian war nicht in der Lage die Empfindungend er anderen wahrzunehmen. Seien eigenen spürte er umsudeutlicher. Misstrauen war gesät worden, vorhin noch. Und als Torryn sich über seinen Meister beugte, der noch immer mehr Tod als lebendig war, entstand Angst in ihm. Warum ausgerechnet Angst? Jetzt da er sich nicht abschirmen sollte. Die Hand seines Schülers kam über Ians Brustkorb und so sehr er auch versuchte Herr der Lage zu werden, so sehr er sich auch bemühte, er konnte nichts tun. Die erste und einzige, winzige Bewegung kehrte zurück, seine Augenlider klappten nach unten. Wie mechanisch. Torryn sollte sich beeilen, den Angriff auf sein Herz schnell durchführen. Warum hatte sie ihn auf das Schiff getragen? Weshalb seine Wunden behandelt? Um ihn zu verhöhnen? Um ihm seine Schwachheit in aller Deutlichkeit spüren zu lassen und ihn dann, im letzten Schritt zu vernichten?

Aber etwas Seltsames sollte geschehen. Mit einem Mal spürte der Sith, dass etwas Leben zurück in ihn kehrte. Als hätte Torryn ihn den Odem des Lebens eingehaucht. Ian begriff nicht völlig, was geschehen war. Aber als sein Verstand frei von Nebelschwaden war, suchte er nach Konzentration. Es war alles, aber kein leichtes Unterfangen, denn auch wenn die Schmerzen gelindert waren, sie waren existent und Erschöpfung hatte sich in dem Sith breit gemacht.
Er fühlte seinen Körper und er sah, wie sich das Gift, noch immer den Weg durch seinen Körper bahnte. Schwarze Farbe, die sich mit dem rot seines Blutes mischen wollte. Nur auf Schwarz musste er sich konzentrieren. Nur war ein Wort, das nicht passte. Es benötigte mehrere Anläufe. Immer wieder griff der Sith nach diesem Schwarz. So lange, bis er völlig erschöpft noch ein wenig mehr in sich zusammen sackte. Sich wieder wach rüttelte, sich konzentrierte um dann wieder in einen Sekundenschlaf zu fallen. Ein ständiger Wechsel.
Aber das Gift musste aus seinem Körper. Diese Art der Heilung war anders. Fremd. Nie zuvor hatte er Gift in seinem Körper gehabt. Und doch schien es ihm zu gelingen, ein wenig des Giftes einzudämmen. Es komplett aus seinem Körper zu bannen funktionierte nicht. Allein schon deshalb, weil er kaum in der Lage war, sich länger als drei Minuten zu konzentrieren, ehe er in einen Schlaf fiel. Aber sein Körper würde gegen das Gift weiter kämpfen.

Als Ian die Augen erneut öffnete, gelang es ihm sich schwerfällig zu bewegen.

Torryn erschien wieder. Sein Schüler hatte ihn gerettet. Iouna hatte ihn gerettet. Er hätte Wut empfinden müssen. Er hätte sie bestrafen müssen. Sie hatten gerettet, was zum Sterben verurteilt gewesen war. Sie hatten Schwachheit geholfen. Verwerflich hatten sie gehandelt…
Aber Ian tat nichts. Er fühlte sich viel zu schwach. Außerdem war neben Wut ein anderes Gefühl ebenso präsent. Dankbarkeit. Er war am noch am Leben. Endral klärte dann über die prekäre Lage auf. Ian nickte. Langsam, abgehackt, als er sich am Schiff auf die zitternden Beine zog.
E sprach nichts, denn er wusste, dass er seine Kräfte brauchte.


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OCC: Ich weiß nicht wie stimmig dieser Post hier ist. Aber was besseres bekomme ich nicht hin
 
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Nachdem Torryn die Luftschleuse verlassen und Iouna mit Ian alleine gelassen hatte, hielt in ihr das Gefühl der Unwirklichkeit nicht nur weiter an, sondern verstärkte sich noch. Es fühlte sich sogar schlimmer an als die plötzliche Panik, die sie überfiel, das innere Erbeben, als Torryns Hand auf Ians Brust ruhte. Nun diese Leere. Alles unwirklich. Ian unwirklich wie eine Puppe. Wie die verzögerte Wahrnehmung der Wirklichkeit nach einer enormen Anspannung, nach einem erschütternden Schockerlebnis. Nun aber lebte Ian. Er würde auch weiter leben, das wusste sie. Das spürte sie. Deshalb sollte Iouna sich doch freuen, ein freudiges Kribbeln verspüren, Erleichterung, Dankbarkeit, aber sie fand nur diese grässliche Leere in sich. So als ob Torryn nicht nur Ian das Leben gerettet hätte, sondern auch ihr Empfindungsvermögen aus Versehen gelöscht hätte. In dem Moment schien die Frau sogar eine Angst, Abscheu, Hass angebrachter. Irgendetwas, was sie sich selbst spüren lassen würde.

Nun fokussierte sie starr ihre Aufmerksamkeit auf Ian. Zunächst war nur er doch wichtig. Das Leben kehrte in ihn zurück, verdrängte den Tod, die Schwärze in seinem Blut, das Gift. Schwach war er noch, das Fieber wollte noch nicht ganz nachlassen, aber die Lähmung ging offenbar allmählich zurück. Wie tot stierte Iouna auf seine Hand, auf seine Finger, die er nun vorsichtig bewegte. Als er sich dann endlich aufrappelte und hinsetzte, erschrak sie beinahe und rückte von ihm weg. Leer, ein leeres Gefäß. Aber auch Ian schien sie gar nicht wahrzunehmen. Wie passend. Nicht mal ein Blick, nicht ein einziger. Vollkommen ignorierte er sie, vollkommen. Wie Luft. Ein Nichts.

Aber wenn sie jetzt aber doch etwas sagen würde, vielleicht ihn berühren, ihm etwas tröstliches sagen, würde das etwas ändern? Wäre dann etwas anders? Aufgehalten, eingeschüchtert von seiner abweisenden, eingeigelten Präsenz, tat sich aber nichts. Sie spürte eine wachsende Wut in ihm. Die konnte sie riechen. Wut. Gegen sie? Wie erwartet.

Und nun ausgerechnet auf dem Weg zur Nasszelle überfiel sie ein heftiger Schmerz. Ihr Gesicht und Arme schmerzten und brannten wie Feuer und trieben ihr die Tränen in die Augen. Solche Schmerzen als ob jemand ihr eine schleimige, heiße Suppe über ihren Körper geschwappt hätte, die dann zwangsläufig auf der Haut kleben bleibt und sich nicht abwaschen lässt. Fassungslos starrte sie in den Spiegel. Hässlich. Die heißen Sandkörner hatten die Haut stark verletzt, Blasen hatten sich gebildet, einige Stellen bluteten. Vergessen hatte sie sich selbst, nach dem Hitzesturm hatte sie vergessen, sich selbst zu versorgen. Für einen Moment stieg auch in ihr Wut auf. Stillschweigend füllte sie das Glas mit Wasser, kehrte zurück und stellte es mit Nachdruck auf dem Beistelltisch. Wasser für Ian. Für Ian. Natürlich wichtig. Er war krank. Und auch sonst, wie sollte es anders sein. Für Ian. Sie drehte sich von ihm weg, nahm die Dose mit der Bactasalbe in die Hand, öffnete sie und trug die Salbe aufs Gesicht und Arme. Ian beachtete Iouna immer noch nicht, saß an der Wand gelehnt und stützte jetzt den Kopf auf dem Arm. Iouna blickte auf die Bactadose und für einen Bruchteil der Sekunde überwältige sie der kaum beherrschbare Wunsch sie mit Wucht gegen Ian zu schleudern. Ihre Hand zuckte. Wie ungerecht. Wie bösartig und beschämend. Mit äußerster Vorsicht, mit Bedacht stellte Iouna sie auf dem Beistelltisch, neben dem Wasserglas von Ian. Ian sah sie nicht an. Mit sich beschäftigt war Ian. Verständlich. Verständlich. Gut so.

Endlich erschien auch Torryn. Ein unwillkürliches Lächeln zuckte um Iounas Mundwinkel. Bleierne Erschöpfung zeichnete sich in seinem Gesicht, dieser Akt der Heilung entkräftete ihn, verbrauchte seine Reserven. Die Heilung von Ian. Kurz sah er zu ihr, dann zu Ian. Sie würden sofort das Schiff verlassen müssen, sagte er, ‚Spear’ wäre defekt und müsse dringend repariert werden. Er hielt inne, ging zum Tisch, schob die Bactasalbe zur Seite und nahm ein Schluck Wasser. Aus Ians Glas. Draußen würden fünf Lebensformen gesichtet, fügte er hinzu. Nur im Augenwinkel nahm sie wahr, wie Ian sich erhob und zu Torryn nickte. Er lehnte noch an der Wand und seine Beine zitterten vor Anstrengung. Nun wird es sich gleich wohl zeigen, wie stark er wirklich sei.
Na dann mal los, flüsterte Iouna, eher zu sich selbst als zu den anderen, zögerlich ging zur Tür, warf aber noch den letzten prüfenden Blick zu Ian, erst dann verließ sie die Luftschleuse. Ausrüstung brauchten sie. Wie ernst die Lage wirklich war, spürte sie nicht, aber sie fühlte sich stark. Angst hatte sie keine, es lohnte sich jetzt nicht, Angst zu haben. Jetzt galt es zu handeln, Probleme zu lösen. Gemeinsam.

In dem gleichen Moment als sie die Schutzanzüge, für Ian und für sich selbst, aus der Ablage herausgenommen hatte und auf den Boden stellte, kam Torryn herein. In dem schwachen Licht sahen seine dunklen Augenringe geradezu gespenstisch aus. Finster. Unvermeidlich glitt ihr Blick zu seinem Mund, der trotz der Erschöpfung genauso sinnlich wirkte, wie während der letzten Nacht auf Ryloth. Vor Seinen Augen würde sie ihn nicht mal auf diese Art ansehen. Niemals vor seinen Augen. Aber wie, wie sollte sie denn das nicht tun? Zu schwach, geh Torryn, geh lieber aus dem Weg…
Entschlossen hob sie die Sachen vom Boden und machte sich auf, zur Luftschleuse zu gehen. Ian wartete doch. Sie blieb aber doch noch bei Torryn stehen, nur ganz kurz, sah ihm ins Gesicht, in seine Augen und schob ihre Hand unter sein Shirt. Sein Bauch. Seine Körperwärme. Es kribbelte unter ihren Fingern und ein heißes Schauer jagte plötzlich über ihre Haut. Eine Empfindung. Aber eine viel zu starke. Er strich ihr eine Haarsträhne vom Gesicht. Sie seufzte leise, erstickt klang ihre Stimme, abrupt zog sie ihre Hand zurück und ohne ihn noch einmal anzublicken, verließ sie eilig den Raum. Ian wartete auf sie. Ian.

Als sie beim Eintreten Ians Blick unerwartet begegnete, befiel sie eine quälende Unruhe. Prompt wandte sie sich von ihm ab und tat so als ob sie konzentriert und in aller Ruhe, für sie beiden die Ausrüstungen vorbereiten würde. Womöglich war Ian noch zu schwach, um ihre kochenden, ihre brodelnden Emotionen wahrzunehmen. Immerhin waren es für ihn fremde Emotionen. Er war zu schwach. Ganz sicher. Zu sehr nur mit sich beschäftigt. Eigentlich wie schon immer. Nur mit sich selbst. Hoffentlich.

Und dann half sie Ian den Schutzanzug anzuziehen. Es war unangenehm, fast schon ekelhaft, in seiner Nähe zu sein und seine Präsenz zu spüren. Sie roch das Gift, das noch in seinem Adern tobte, diesen abartigen Todesgestank. Dann verstaute sie ihre Waffen, nahm den DEMP2-Blaster in die Hand, aktivierte die Außenbeleuchtung und öffnete die Schleuse. Wie in einer warmen Lichtblase befanden sie sich, obwohl ihnen die beißend eisige Kälte entgegen kam. Nichts als Dunkel um Blase. Und dann Geräusche. Verschiedene. Rauschen, Knacksen. Heulende Windstöße. Und dann auch noch panische Stimmen, „Weg hier!“, „Ein Schiff!“.
Iouna hörte zwar nicht, wann Torryn und Ian ihr auf die Rampe folgten, wusste aber, sie standen bereits hinter ihr. Bis zur letzten Muskelfaser angespannt machte Iouna noch einen Schritt weiter auf die heruntergelassene Rampe und streckte den DEMP2-Blaster gegen die blinde Dunkelheit. Die Stimmen wurden allmählich lauter, sie kamen näher und näher. Rufe voller Angst. Ab und an verloren sie sich in dem seltsam knisternden Geräusch, einem vibrierenden Zischen… War es der Wind, die Bäume?

Wie aus dem Nichts schossen plötzlich fünf Gestalten aus der Dunkelheit. Iouna machte einen Satz nach hinten und schützend verdeckte Ian mit ihrem Körper.
„Halt!“, brüllte sie der Gruppe entgegen und dann hörte sie schon, wie Ian und Torryn die Lichtwaffen aktivierten


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Meister Ian lehnte an der Wand. Es hatte also tatsächlich etwas bewirkt, wie Tier gesagt hatte. Wieder war es richtig gewesen, ihm zu vertrauen. Torryns Empfindungen in diesem Moment, als er seinen Meister sah, waren eine Mixtur aus Freude, Stolz, Hoffnung, aber auch Angst. Angst vor dem, was nun folgen konnte. Sein Meister würde zornig auf ihn sein, nicht nur, weil er einen Leitsatz der Sith gebrochen hatte, wenn auch aus einem Notstand heraus, sondern es war unausweichlich, dass er seine Gefühle für Iouna spüren würde.
Torryn war bereit, die Strafe für seine Verfehlungen zu akzeptieren, aber er würde nicht brechen, nicht das aufgeben, was am Wachsen war. Irgendwo waren zwar Grenzen, aber sie konnten auch übertreten werden. Dann würde er eben leiden auf dem Weg zum Sith. Wenn das nun seine Bestimmung, sein Schicksal war, dann beugte er sich. Er hatte schon so viel gelitten, so viel Schmerz erfahren, dann würden es nur weitere Tropfen in dem Becken sein, das sich über die Jahre mit seinem Leid gefüllt hatte. Aber auch dieses Becken würde irgendwann überlaufen und ihm wahre Stärke verleihen, losgelöst.


***
Gespannt verfolgte ich, wie Torryn sich vor seinem Meister verneigte. Es war vollbracht. Eine neue Kette hatte sich geschmiedet und Torryn an seinen Meister gebunden, vielleicht sogar stärker als vorher. Er war so weit, dass er alles tun würde, um Iouna vor Schaden zu bewahren und hatte sich seinem, also unserem, Meister untergeordnet. Keine anderen Gedanken mehr, die mein Ziel gefährdeten. Er würde jede Qual in seiner Ausbildung über sich ergehen lassen und Iouna war wichtig dabei. Daran hatte ich keinen Zweifel. Meine Hilfe hatte ihren Preis. Ich genoss diesen Triumph im Stillen, denn ich dachte und plante einfach in anderen Dimensionen.
***


Iouna hatte die Ausrüstung gut sortiert. Torryn legte sich die Dinge zusammen, die er tragen konnte. Vom Schutzanzug, bis zur Atemmaske mit Schutzbrille. Das Sprechen in der Kälte würde nur über die eingebaute Funkverbindung funktionieren. Ungeschützte Varianten dürften die Körperzellen in kürzester Zeit erfrieren lassen. Als Torryn sich umzog kam sie in seine Nähe und schob flüchtig ihre Hand unter sein Shirt. Er strich ihr unvermittelt eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ein Hauch von Wärme in dieser Kälte. Unsicherheit. Was würde nun passieren, wo Meister Ian nun hier war? Sie mussten sich zurückhalten, um sich nicht zu gefährden. Aber es war schwierig, sehr schwierig. Das Verlangen nach Nähe war da. Nähe war Torryn so unbekannt gewesen und nun wollte er sie auch nicht mehr missen. Die innere Einsamkeit, die ihn jahrelang begleitet hatte, wich spürbar. Mit jeder Minute, wo sie in seiner Nähe war.

Ihre Expedition konnte beginnen. Ausgerüstet standen sie vor der Luftschleuse. Iouna aktivierte die Außenscheinwerfer. Die Luftschleuse öffnete sich und die Rampe fuhr herunter. Aber statt hinauszugehen, blieb Iouna in der Schleuse stehen und zog die DEMP-2, die sie mit einer eleganten Bewegung von ihrer Schulter weggezogen hatte, um ihren Lauf direkt nach vorne zu richten. „Halt!“ rief sie. Die Lebensformen. Torryn stand sofort neben ihr und aktivierte seine Lichtwaffe auf der stabilisierten Länge des Floretts. Zuerst formte sich der silberne Strang, um dann vom roten Plasma umhüllt zu werden. Die leuchtende Aura von Torryns Waffe hatte hier in der Dunkelheit eine besondere Intensität. Auch Meister Ian hatte seine Waffe aktiviert, die ein silbriges Licht erzeugte.

Ein unvorhergesehener Effekt trat ein. Fünf Personen standen dort in der Dunkelheit. Einer schien etwas wie einen Flammenwerfer zu tragen, da man eine kleine, flackernde Flamme vor der Mündung des Werfers sehen konnte. Ihre Anzüge sahen oft benutzt aus, schmutzig, geflickt und nicht mehr zeitgemäß, wie auch die Helme mit der Umgebungskontrolle. Es waren eigentlich alte, umfunktionierte Raumanzüge. Keine Anzüge, wie sie se trugen, extra für Explorationen in schwierigen Umweltbedingungen. Waren diese Personen die Morlanji, die Einwohner Morla’uns, der Enklave, die sie suchten?
Einer der Fremden rief etwas. "Es sind Sith" "Sie sind zurück." Die anderen schienen zu nicken. Dann begannen sie sich alle schwerfällig hinzuknieen. Damit war klar, dass kein Angriff mehr mit einem Flammenwerfer zu erwarten war.

Torryn löste sich aus der Schleuse. Iouna hielt das Ionengewehr weiterhin im Anschlag und auch Meister Ian hielt seine Waffe so, als ober sie jederzeit für den Kampf benutzen könne.
Als er näher kam, verstärkte sich bei Torryn der Eindruck, dass diese Personen Ausrüstung trugen, die schon in die Jahre gekommen war. Demütig, unterwürfig hielten sie ihre Köpfe gesenkt. Mehrere Metallzylinder waren auf dem Rücken der Anzüge montiert. Ein System von Schläuchen war verbunden mit dem Anzung und dem Helm, an dem eine Lichtquelle befestigt worden war. Zischende Atemgeräusche kamen aus den Helmen und feiner Nebel entstand. Alles schien irgendwie primitiv, aber funktional.
Mit seiner Lichtwaffe stand Torryn nun vor der Gruppe und legte seine Hand auf den Helm eines der Fremden. Torryns Stimme klang verzerrt durch die Filterelektronik seines eigenen Helmes.


„Sieh zu mir auf, wenn ich mit dir rede.“

sagte Torryn scharf, um die Dominanz zu unterstützen, die sie offensichtlich bei den Fremden genossen.

„Es ist wirklich wahr, dass ihr zurückgekommen seid. Wir dachten schon, dass ihr uns vergessen hättet.“

Die Stimme des Fremden klang metallisch und dumpf. Trotzdem schwang der Klang von Freude mit, was Torryn etwas irritierte. Er machte ein Zeichen Richtung Meister Ians und Iouna, dass sie kommen sollten. Erst als sie bei ihm standen, sprach Torryn weiter, davon ausgehend, dass diese Leute wirklich aus Morla’un stammten.

„Wo finden wir die Kristalle?“ fragte Torryn dann, denn dies war ja der offensichtliche Teil seines Auftrages.

„Dort, wo wir sie hinbringen sollten, wie Lord Corvan uns befahl. Das Lager ist voll und wir haben nur die besten Kristalle, die schwarzen Herzen der Kristallpflanze für euch gesammelt und nur die anderen für unsere Energieversorgung benutzt.“

Torryn sah zu Meister Ian und Iouna, die das Gespräch mithören konnten. Was hier los war, lag noch im Dunkeln. Aber Torryn hatte eine ganz starke Vermutung, dass an dem Bericht nicht alles stimmte, den sie im Archiv von Bastion gefunden hatten. Lord Corvan wurde jedenfalls nicht erwähnt. Gab es vielleicht doch noch eine andere Expedition? Wenn sie schon am Reden waren, dann würde eine andere direkte Frage vielleicht auch zum Ziel führen.

„Und die Vorräte an Glitteryll?“

Die Person zuckte zusammen, als ob ihr diese Frage sehr unangenehm war und nicht nur sie, auch die anderen gingen noch tiefer in die Knie.

„Sie sind aufgebraucht. Wir gebrauchten es so, wie Lord Corvan es lehrte. Niemand verließ Morla’un und wer es wollte, der vergaß. Aber es wurden so viele, nachdem die Spinnen die Tunnel besetzten und immer größere Löcher in das Energiefeld rissen, um uns zu überfallen. Viele wollten lieber den Freitod wählen, als weiter der Enklave zu dienen und auch sie vergaßen. Aber jetzt seid ihr hier, um das Glitteryll wieder von den Spinnen zu fordern.“

Diese Aussagen klangen für Torryn angsterfüllt und ehrlich. Die Enklave hatte ein Problem. Ein Problem, das auch sie betraf, weil sie unbedingt an das Glitteryll gelangen mussten. Sonst wäre diese ganze Aktion nichtig. Wieder war dieses Zischen und Knacken zu hören, fast wie eine Melodie, weil sich Vibrationen, wie Töne darunter mischten, die zu ihnen getragen wurden.

***
Ich war in der Nähe und verfolgte das Gespräch. Die Eindrücke dieser kalten, toten Zone waren selbst für meine Sinne neu. Auch die Präsenz einer Gefahr, die irgendwo auf uns wartete, war zu spüren, aber nicht greifbar. Ich ärgerte mich, dass meine Sinne noch nicht so weit entwickelt waren. Ich blieb wachsam, aber vesuchte mich auch aus Meister Ians Nähe fernzuhalten. Ich konnte noch nicht einschätzen, wie er mich wahrnahm oder wusste er es bereits? Einmal hatte er uns bisher herausgefordert, aber das war nur ein Vorgeschmack gewesen.
***


Einer von den Fremden hob plötzlich den Kopf, nahm einen kruden Metalltrichter aus einer Tasche und verband diesen mit seinem Helm dort, wo man die Ohren vermuten konnte. Danach legte er seinen Kopf seitlich mit dem Trichter auf den Boden. Skeptisch schaute Torryn in dessen Richtung und sah, wie die Person ein Zeichen machte, dass sie ruhig sein sollten. Wenige Augenblicke später nahm er den Kopf wieder hoch und das trichterförmige Gebilde wieder ab. Er sah zu ihnen hoch und sprach verzerrt.

„Gebieter und Gebieterin. Wir sollten diesen Ort schnell verlassen. Sie hat uns verfolgt und wächst schon unter uns. Ihr Gesang. Nur die Tunnel bieten jetzt noch Schutz.“

Hinter ihnen fuhr die Rampe der Pathfinder hoch und die Schleuse schloss sich wieder. Sie standen in einer dunklen, kalten, lebensfeindlichen Umgebung, deren Gefahren sie nur vage einschätzten konnten. Auch die Begegnung mit den Fremden warf mehr Fragen als Antworten auf. Es war so vieles ungewiss. Aber jedenfalls hatten sie nicht kämpfen müssen. Die Fremden erhoben sich und der Träger des Flammenwerfers bildete die Spitze ihres Trupps. Die Fremden erhöhten ihr Schritttempo. Hoffentlich hielt Meister Ian durch. Sie konnten den Fremden nur folgen und darauf vertrauen, dass sie den Ort finden würden. Morla’un. Diese Gefahr war nun deutlich zu spüren. Vibrationen schüttelten die kleinen Steine des Gerölls auf dem sie gingen. Wie kleine Käfer hüpften die Steinchen auf und ab. Diese unheimlichen Töne in diesen merkwürdigen Frequenzen, schienen aus dem Boden zu wachsen, um sie zu begleiten. Irgendwo.


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Der Tod. Schon so oft hatte er nach dem Menschen gegriffen. Schon so oft. Und doch war es ihm nie gelungen ihn mit sich fort zu tragen. Ian hätte Freude empfinden müssen. Darüber, dass er entkommen war. Der Tod war zu schwach gewesen, hatte ihn nicht in seinem festen griff halten können. Eigentlich hätte ihn Stolz erfüllen müssen. Er, der Unbesiegbare. Der Unbeugsame. Doch kein Gefühl der Erhabenheit oder gar Überlegenheit war in Ian gewachsen.
Er hätte sterben müssen. Schon auf seiner letzten Mission wurde er gerettet. Hier auf Ryloth schon wieder. Kein gutes Zeichen. Kein Grund zur Freude. Es war eine Abartigkeit. Mit jeder Rettung wurde dem Dunkelhaarigen seine Schwachheit bewusst. Klar und deutlich vor seine Augen geführt. Schwäche. Ketten. Das ständige Versagen. Wieder und wieder. Schier unerträglich. Ian war es nicht gelungen Alisha vons ich aus, an sich zu halten. Genauso wenig schien er in der Lage, das Leben zu halten.

Torryn hätte ihn sterben lassen sollen. Sterben lassen müssen.
Wo eben noch Dankbarkeit aufgetreten war, machte sie Platz, wich der Wut und dem Zorn. Sein Schüler hatte ihn befreit und damit gleichzeitig fest gekettet. Torryn und Iouna, beide waren sie Zeugen davon geworden, wie lächerlich schwach Ian war. Der Meister. Sie hatten etwas gesehen, dass sie nie hätten erblicken dürfen. Sie beide hatten ihn gerettet. Schändlich hatten sie damit gehandelt. War ihnen bewusst, was sie damit getan hatten?

Mühsam rappelte der Sith sich auf seine Beine. Noch einmal wurde ihm und allen anderen damit vor Augen geführt, dass Stärke noch weit von ihm entfernt lag. Wie nur sollte er sich gegen Radan und Ysim behaupten, wenn er nicht einmal dazu in der Lage war, es mit zwei Lyleks aufzunehmen? Wo war die Zuversicht? Wo der Größenwahn eines Siths? Es wollte dem menschen nicht gelingen sich einzureden, dass er stärker werden würde. War es je geworden? Hatte er gewonnen? Konnte er sich bisher behaupten?
Seine Familie hatte er verloren. Tahiri hatte er verloren. Alisha hatte er verloren. Alles was er griff, alles was in seine Hände geriet schien wie der Sand von Ryloth. Zu heiß um ihn zu halten. Er rieselte durch seine Hände, hinterließ Wunden. Nichts als Schmerz. Kein Bacta, kein Mittel konnte diesen Schmerz eindämmen. Nicht im Gehirn entstand dieser. Sondern im Herzen. Ohne Gegenmittel. Ohne etwas, dass auch nur einen Teil der Pein verringern konnte.

Seine Gelenke waren noch immer zu steif. Nicht einmal alleine in den verfluchten Anzug schaffte er es. Nein, zu allem Überfluss musste es Iouna sein, die ihm dabei half. Ausgerechnet Iouna! Die ihn schon als Kind ein jedes Mal gesehen hatte. Das schmächtige Kind. Das schwache Kind. Von der Schmächtigkeit war nichts mehr übrig. Muskeln stählten den Körper des Mannes. Aber die Schwäche klebte an ihm wie ein Schatten. Unentfernbar. Wieder wurde Iouna Zeuge davon. Abermals. Ständig. Dadurch, dass sie ihm half, schmähte sie ihn nur noch mehr. So wie sie es von Anfnag an getan hatten. Als er ein Kind war. Im Raumhafen von Telos. Sogar jetzt noch. Sie, die er mit so viel Milde, ja beinahe Güte behandelte. Sie, die auf Telos den Tod hätte finden müssen. Die letzte Zeugin.
Vielleicht war es ihr Glück, dass sie kurzzeitig verschwand um sich ebenfalls einen dieser Anzüge zu holen.
Die Rampe war hinuntergelassen und ein eisiger Wind schien gegen den warmen im Schiff zu drücken. Es war ungemütlich dort draußen. Die gleiche Ungemütlichkeit, die in Ian herrschte.
Schemenhaft konnte er Präsenzen wahrnehmen. Und als er das Schiff verließ, noch immer mit zittrigen Beinen, musste er sich die Macht zur Hilfe nehmen. Damit konnte er sich besser bewegen. Viel weniger schwerfällig.
Draußen angekommen sah Ian, was er gespürt hatte. Fünf Gestalten tauchten auf und Iouna gebot ihnen stehen zu bleiben, als Ian und auch sein Schüler die Waffen gezogen hatten. Bereit zum Kampf. Ian wusste zu gut, dass er kaum in der Lage sein würde einem Gegner standzuhalten. Wahrscheinlich war jetzt sogar ein Jawa in der Lage ihn zu überwältigen. Dieses Gift! Viel schlimmer noch diese unerträgliche Erschöpfung. Jede Faser seiner Muskeln, schrie nach Ruhe. Müdigkeit war nicht nur in seinen Geist, sondern auch in seine Knochen gekehrt. Das Fieber wütete noch immer in ihm.
Die Gestalten verbeugten sich. Und der Apprentice war froh, dass Torryn nach vorne schritt. Dass er es war, der mit ihnen sprach. Sie wussten also wo sich die Kristalle befanden. Uninteressant. Ian hatte seine Lichtwaffen bereits. Er brauchte keinen verfluchten weiteren Kristall. Die zweite Frage seines Schülers war da schon wesentlich interessanter. Glyterill. Also hatte er verstanden. Begriffen. Gut. Sehr gut. Schlecht zugleich. Wenn man bedachte, dass Ian nichts schaffte und Torryn schon wieder einen Erfolg errungen hatte. Zumindest einen Teilerfolg. Würde der Meister im Schatten seines Schülers stehen? Ein unerträglicher Gedanke.

Ernüchterung machte sich breit, als das Trio erfahren musste, dass das Glyterill aufgebraucht war. Zumindest in dem Apprentice. Sie würden es holen müssen. Im Kampf. Wie nur sollte Ian in seinem Zustand einen Kampf bestehen? Was er benötigte war Schlaf. Erholung. Dringend. Jetzt. Aber daraus würde nichts werden und was jetzt vor ihnen lag, war ein weitaus größeres Problem. Ein beschwerlicher Weg.
Das alles war einzig und allein die Schuld von Alisha. Diesem verdammten, kleinen Miststück, das sich in das Bett eines anderen geflüchtet hätte! Allein wegen ihr war er aufgebrochen und seinem Schüler gefolgt. Nur sie war schuld daran, dass er die ganze Schmach, die ihn schon wieder ereilt hatte, überstehen musste. Hass gegen sie begann sich zu formen. Es war nicht das erste Mal, dass er wegen ihr in Schwierigkeiten war. Nein, das Dritte mal war es. Damit hatte Ysim schon drei Mal recht behalten.
Der aufkeimende Zorn hatte etwas für sich. Etwas Gutes. Er nährte den Menschen und gab ihm Kraft, verscheuchte ein wenig von der Müdigkeit. Nichts aber, von der Anstrengung die ihm das Laufen bereiten würde.

Eine Umgebung die lebensfeindlicher nicht sein konnte, erstreckte sich vor ihnen. Wie viele auf diesem Weg wohl schon den Tod gefunden hatten?
Kälte. Bode, auf dem kaum etwas überleben konnte. Gestein. Das Gegenteil von der Tagesseite. Wo dort Hitze alles verzehrte, was wachsen würde, verdrängte die Kälte wohl aus jedem Wesen den Wunsch überhaupt zu leben. Eine karge Einöde. Kein guter Platz. Nicht einmal um zu sterben.
Der Weg war beschwerlich. Die vielen Steinchen. Das Geröll. Abertausend Stolperfallen.
Für Ian, der noch immer nicht Herr seines Körpers war, eine Herausforderung. Die Dunkle Macht half ihm. Aber was war anstrengend und es kostete Mühe. Vor allem, da keiner sehen sollte, wie es ihm erging. Ian zwang sich. Und so liefen sie und liefen. Und liefen. Nahezu jedes Mal gelang es dem Apprentice keine große Lücke zwischen sich und den anderen entstehen zu lassen. Aber sein Körper schrie. Forderte immer lauter nach einer Pause. Dann, endlich schien sich etwas zu formen. Mehr als Steinchen und Geröll. Aus der Ferne wurde etwas sichtbar. Etwas, das zumindest von Weitem nahezu vielversprechend aussah. Keine Sonne. Keine Hitze. Also keine fata morgana .


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Die Reaktion der Fremden war mehr als überraschend. Statt sie anzugreifen verneigten sie sich vor ihnen und am Klang ihrer Stimmen, der Gebärden, war eher Ehrfurcht, sogar freudige Würdigung zu erkennen. Irgendwie schienen sie die Ankunft der Sith erwartet zu haben.

Während Iouna den Blaster immer noch auf die Gruppe richtete, unterhielt Torryn sich mit ihnen. Dabei verneigten sie sich noch tiefer vor ihm. Seltsam. Iouna senkte die Waffe, ging die Rampe herunter und stellte sich an Torryns Seite. Und dann fragte er nach Glitterryll.

Und dass auch Ian breites hinter ihren Rücken stand, hatte Iouna nicht sofort bemerkt. Erst als seine Präsenz sie in aller Schärfe traf, durchzuckte sie ein unbestimmtes, schauriges Gefühl. Ian. Ein brennendes, ein saugendes Gefühl. In dem Augenblick wünschte sie sich einen Schutzanzug gegen Ian und nicht gegen diese lächerliche Kälte. Ian zog sie in seinen Dunst, er war die wirkliche Gefahr, nicht die Kälte. Verstohlen schielte sie hinter die Sichtscheibe seiner Schutzmaske, Er verbarg den Ausdruck seiner Augen nahezu perfekt. Ein Virtuose der Tarnung. Was mochte er denn jetzt wohl denken? Verstand er überhaupt wovon hier die Rede war? Glitterryll. Hatte er wirklich verstanden, worum es jetzt ging. War es ihm wirklich bewusst, warum Torryn ausgerechnet nach Glitterryl fragte, hatte er schon mal von Glitterryll gehört? Alles nur wegen der Zeugen auf Telos. Interessierte es ihn überhaupt, welchen Gefahren er Torryn und Iouna aussetzte, wegen ihm, seiner Nachlässigkeit und im Grunde genommen ausschließlich, weil er keine Blutschuld auf sich laden wollte. Weil er die Zeugen am Leben lassen wollte, das war so einfach für ihn, so einfach.

Nun aber unverzüglich sollten sie aufbrechen, mittlerweile vibrierte der Boden entsetzlich. Sie wussten um die Gefahr durch die Kristallpflanzen, die sich offensichtlich zu ihnen als Energiequelle durch den Boden fraßen, und sie wussten, dass sie hier so schnell wie möglich verschwinden sollten. Sobald die Rampe gechogefahren und die Schleuse sich geschlossen hatte, rückte Iouna an Ians Seite. Wie gewohnt. Mit einem peitschenden Klacken erlosch das Licht der ‚Spears’. Nur einen Blick warf Iouna auf die bedrängende Dunkelheit um sie herum, auf das klamme, undurchdringliche Dunkel. Beklemmung breitete sich in ihr aus, sie fokussierte Ian und hielt mit ihm Schritt. Er lief den Fremden mit einer solchen Entschlossenheit und Schnelligkeit nach, die sie nie vermutet hätte. Geradezu rannte er, und sie fragte sich - auch wenn sie bereits eine Vermutung hatte - woher er so viel Kraft hatte. Ganz sicher nicht aus sich selbst heraus.

Also ohne sich noch einmal umzusehen lief sie an Ians Seite. Nun starrte sie auf ihre Füße während sie lief, und ergab sich dem Rhythmus der Vibrationen, die sogar die Steinchen zum schütteln brachte. Und wie viele Steinchen es hier gab! Das Laufen fühlte sich an, als ob sie durch eine Schneedecke waten würde. Am liebsten würde Iouna aber stehen bleiben. Die schönsten Steinchen auflesen. Sie behalten.

Seit ihrer Kindheit liebte Iouna Steinchen. Manchmal erinnerte sie sich noch an diese seltenen Tage, als ihr Vater sie, das kleine Kind an den Fluss mitnahm, und sie schlenderten am Fluss entlang und gemeinsam sammelten die Steinchen. Und es gab so viele von ihnen auf Telos. Unendlich viele. Eines Tages hatte ihr Vater für sie Schatullen gebracht. Sie sortierten die noch ungeordneten Steine, nach Größen und Farben und für jede Sorte gab es eine andere Schattulle. Iounas Mutter schüttelte missbilligend den Kopf. Für sie waren es nur Staubfänger. Aber für Iouna waren die Steinchen das liebste, was sie mit ihrem Papa verband.…
Iouna blickte zu Ian. Er hatte das Steinchenmeer unter seinen Füßen gar nicht bemerkt, sie nicht mit Iouna in Verbindung gebracht. Vielleicht war das gerade ihr Glück.

‚Geh nicht hin’, wiederholte ihr Vater jeden Tag, ‚rede mit den Dices nicht, geh ihnen aus dem Weg’. Sie seien böse, sagte er ernst, mit Nachdruck. Sie würden dir nur weh tun. Damals verstand das Kind nicht, was ihr Vater meinte. Erst viel später, und zwar als es viel zu spät war, wurde ihr bewusst, dass sie lieber auf ihren Papa hören sollte. Aber hätte sie auf ihn gehört, hätte es wirklich geholfen? Ian gänzlich zu ignorieren war doch ganz und gar unmöglich. Iouna wusste, dass es in der ganzen Straße, vielleicht im ganzen Bezirk keinen einzigen Menschen gab, der Ian nicht kannte. Keinen der von Ian nicht wusste. Von Ian nicht sprach, an ihn nicht dachte.
Iouna atmete tief ein und drückte ihren Blaster fester an die Schulter. Das mühsame Waten durch das bewegte Steinchenmeer ermüdete ihre Beine. Und dann noch den Schritt mit Ian zu halten war anstrengend. Was wollte er jetzt den anderen beweisen? Warum lief er so schnell? Was denn nun? Sie alle wussten doch, wie sehr krank er war.

Warum? Warum musste es Ian überhaupt geben? Warum musste er in dieser verdammten Familie geboren werden? Und vor allem warum musste sie, Iouna, das Kind, Ian begegnen? Warum litt er nicht ganz ganz weit weg, auf der anderen Seite von Telos? Warum litt er unmittelbar vor ihren Augen, vor ihrem Haus, warum hatte er sie in sein Leben hereingezogen, hereingesaugt, damals und jetzt immer noch. Wie ein Parasit.
Iouna hielt still und alles war still auf einmal in ihr. Bilder formten sich in ihrem Kopf, gegen die sie sich nicht wehren konnte.

Im Hause Dices.
Das kleine Mädchen im hellen Blümchenkleid saß auf einem Stuhl am Tisch. Obwohl der Stuhl zu hoch für das Kind war und seine nackten Beinchen frei in der Luft baumelten, reichte die Tischplatte gerade nur bis zu ihrem Brustbein. Die Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und funkelten in einem kleinen runden Rasierspiegel, der an der geweißelten Wand hing. Und es war so furchtbar still, dass sie das Ticken der lautlosen Chronouhr unter der Haut spüren glaubte. Iouna wartete auf James; er hatte ihr Eis versprochen. Lange war er weg. Es kam ihr lange vor. Mit einer kindlichen Ungeduld sah sie sich um. Von der Küche aus führte eine schmale Treppe in den Keller. Jetzt stand die Kellertür offen und ein kalter muffiger Geruch breitete sich aus. Dort ist James hineingegangen. Das Kind sprang vom Stuhl und bewegte sich zu der Küchenanrichte. Durst. Da. Eine Tasse. Das Mädchen füllte sie mit Wasser und trank. Oben – wieder der runde Spiegel. Darin jetzt eine gespiegelte schöne Baumkrone. Tausende von zitternden Blättern im Wind. Schön. Der Baum im Garten. Sie ging einen Schritt nach hinten, und jetzt war das Spiegelbild des Baumes geschrumpft, der Baumstamm sichtbar. Sie stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Und dann lief sie zum Tisch und zog einen Stuhl an die Wand. Kletterte drauf. Jetzt, endlich da! Jetzt sah sie auch die Baumwurzeln und das Gras um den Baum herum, sie streckte noch weiter den Hals und strengte ihre Augen, aber das Bild verschwamm etwas. Gestern war es doch, dort hatte Ian gelegen, und auch jetzt erkannte sie die Stelle, im Spiegel erkannte sie sie, das Gras war zertreten, dunkel und immer noch feucht, ein schrecklicher Fleck in er Erinnerung, aber das Abbild vom Gras war sauber, sie beugte sich noch weiter nach vorne, noch ein Stückchen und dann plötzlich rutschte ihr rechter Fuß vom Stuhl, sie verlor das Gleichgewicht, ruderte mit den Armen und stürzte auf die rostigen Bodenkacheln. Weh getan hatte sich am Knie. Nicht schlimm. Bewegungslos starrte sie auf den Tassenhenkel der in ihrer Hand immer noch steckte. Das war schlimm. Sie schnallte hoch, schob schnell den Stuhl an den Tisch und begann sie Scherben aufzusammeln.

„Was hast du da gemacht?“

Erschrocken schrie das Mädchen auf. Sie hatte James kommen gar nicht kommen gehört. Nicht der Mama sagen, nicht böse sein, bitte...

„Ich habe nichts getan.“

Wenn James zu ihrer Mutter gehen, von ihr verlangen würde, dass sie die Tasse ersetzt, dann würde ihre Mutter wissen, dass sie im Haus Dices war. Das wäre schrecklich, schrecklich.

„Wer war es denn?“, James fasste sie am Arm so fest, dass leise keuchte. Zwischen James Augenbrauen hatte sich eine tiefe senkrechte Linie gebildet.

„Es, es war…“, stotterte das Mädchen. „Es war…der Wicht.“

Stille. Der prüfende Blick des Jungen. Und dann lachte James höhnisch auf, und dann drückte er sie mit Wucht gegen die Küchenanrichte.

„Du lügst. Wer war das? Warst du das?“

Er durfte es nicht wissen, er durfte nicht zu ihrer Mutter gehen, nicht ihr erzählen, nichts das, nicht sie noch traurig machen, ihrer Mama Angst machen…

„Der Wicht.“

„Wer war denn, wer, sag schon.“

James verzog den Mund in einem bösartigen Lächeln und verdrehte ihren Arm auf den Rücken. Jetzt ließ der Schmerz das Kind laut aufschreien, sie fiel auf die Knie. Schmerz, übler Schmerz und Angst.

„Ich war es nicht, ich nicht…es war….Ian, Ian war hier…ich nicht…“

„Lass die kleine Jedi los, mach der kleinen Prinzessin keine Angst.“, Jerome. Wann er, Ians Vater, hereingekommen war, wusste sie nicht. Das Mädchen hob den Blick auf ihn, deckte aber gleich ihren Kopf mit den Ärmchen. Der Mann ragte über ihr, stand nur einen Schritt entfernt und hielt eine Weidenpeitsche in der riesigen Faust. Das Kind zitterte. Aber er kam zu ihr runter und strich sie sanft über den Kopf.
„Du war es doch nicht, Kind, brauchst doch keine Angst zu haben.“, flüsterte er zärtlich und berührte sie am Bein. „Du hast dich verletzt am Knie, James, bringst du die Bactasalbe für die Prinzessin, aber schnell….“

Ein dunkler Gang, am Ende eine schmale Tür aus rohem Holz. Gerümpel darin, und in der hintersten Ecke, an der Wand eine schmutzige Matratze. Darauf ein Bündelchen, zwei herausragende dreckige kleine Füßchen. Jerome lächelte das Mädchen wieder an, zog dann tief die Luft ein, stampfte er zu dem grauen Bündel und riss die dünne Decke von ihm. Der kleine Körper zog nur die Beinchen an die Brust und streckte den wunden Rücken gegen seinen Vater. Jerome winkte zum Mädchen, na komm näher, komm…und zu dem Jungen,‚Nie wieder wirst du eine Tasse kaputt machen, nie wieder. Nichts gehört dir hier, du verdammter *******.’…und holte mit der Stock aus. Das kleine Bündel vom Jungen zuckte, ganz stumm zuckte es, nur seine dünnen Ärmchen umschlungen jetzt seinen dunklen Kopf.
Das Mädchen drückte sich an die Wand. Sie zitterte am ganzen Körper, ihre Zähne klapperten. Warum wehrte sich der Junge nicht? Warum weinte er nicht, nicht um Gnade anflehte? Warum schrie er nicht, er sollte schreien, er sollte doch so laut schreien, dass die Wände bersten…Sie schüttelte den Kopf, presste die Augen zusammen und drückte die Hände gegen die Ohren, ein krampfhaftes Schluchzen kam aus ihrer Brust, dann fing sie zu schreien an, hemmungslos, angsterfüllt, sie schrie, schrie, immer lauter, sie kreischte und der heftige Schüttelkrampf nicht mehr aufhörte, sie schrie so lange bis ihre Stimme versagte und dann verschwamm alles plötzlich in er vollkommenen Dunkelheit, dann irgendwann später, wohl viel später, denn es war bestimmt schon der Morgen danach und sie musste in die Schule, wachte das Mädchen im Bett ihrer Mutter auf.

Zwei Schritte hinter Ian blieb sie zurück und fixierte mit dem Blick einen einzigen Punkt an seinem Nacken. Wie er jetzt vorwärts strebte, so viel schneller als die anderen, wie auf der Flucht aber immer noch mit dieser schwachen Schwerfälligkeit. Wie er das verletzte Bein nachzog, und doch mit den erstaunlich langen Schritten die bunten Steinchen zerstampfte. Sie beobachtete, wie er nach vorne gebeugt ging, erdrückt von einer schweren Last, als ob immer da wo er sich befand die Schwerkraft tausendmal stärker wäre als für die anderen. Es schien ihr, umso länger sie ihn beobachtete, dass sein Gift in ihre Adern fließt, der Tod der er in sich trug, jeden Tag mehr Tod, seit damals, diese schwarze lebenslange Schuld. Wie sollte sie ihm damals helfen? Wie sollte sie alles wiedergutmachen. Sie. Das Mädchen. Wie? Wie, und noch mal wie? Wie alles ungeschehen machen? Verdammt noch mal, wie sollte sie ihn wieder glücklich machen, wie seine Wunden heilen? Wie? Zu spät. Für alles zu spät. Diese Hilflosigkeit, diese Ohnmacht. Wie gerne wäre sie tot, nie geboren. Nie all das gesehen, nie in seine schrecklichen Augen gesehen. Wusste er überhaupt, wusste er, was das heißt, ihn, oder sonst jemanden so zu sehen, ihm nicht helfen zu können? Nicht dürfen. Nicht wissen, wie. Damit dieses Leid aufhört – nun die Welt anhalten. Diese Blase, in der sie beide sich befanden durchstehen. Also sich selbst das lange Vibromesser durch den Bauch jagen. Dann hörte es endlich auf. Warum hatte sein Vater Ian nicht umgebracht? Warum? Warum hatte er sein Leid und damit auch ihr Leid konsequent nicht beendet?

Die Sicht verschwamm vor ihren Augen, es war zwecklos gegen die Tränen anzukämpfen, die über ihr Gesicht liefen.

Zügig zog sie die Ionenwaffe, und richtete den Lauf auf seinen Nacken. Aber ihre Hände zitterten noch. Noch eine Sekunde, dann würde alles vorbei sein. Sie hielt den Atem an und suchte mit dem Finger nach dem Auslöser, als plötzlich jemand ihren Arm herunterdrückte. Sanft. Zärtlich umfasste er ihren Unterarm und drückte ihn herunter. Ohne den kleinsten Widerstand fügte sie sich dem sanften Druck. Mehr brauchte sie nicht. Und sie musste sich gar nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Torryn war.

Sie atmete auf und schulterte die Waffe wieder, dann aber trat sie noch wütend in das Geröll, so fest, dass die fortdauernd springenden Steinchen in Ians Richtung flogen. Leise prallten sie von seinen Beinen ab, und zerstreuten sich vor seinen Füßen.

Wie an den Haaren, an den Füßen und Armen hatte Torryn sie aus Ians Dunst herausgezogen, aus seiner unendlichen erdrückenden Tiefe. Dann hatte er sie beatmet, sie in seine Wärme gehüllt. Iouna lief an seiner Seite, neigte den Kopf an seinen Arm, auch wenn er das nicht spüren konnte, es war aber jetzt egal. Dann wollte sie ihm doch noch etwas sagen, etwas wichtiges, aber die Enge in ihrer Kehle hatte sich nicht gelöst. Mit Erleichterung erkannte sie in der Ferne den Eingang eines Tunnels.


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Torryn machte sich wirklich Sorgen um Iounas Stabilität. Der Druck unter dem sie beide standen wuchs ständig. Er konnte noch verhindern, dass sie eine Kurzschlusshandlung durchführte. Ihre Finger waren dem Abzug sehr Nahe gewesen. Nähe. Seine Nähe wirkte beruhigend auf Sie. Dieser Gewaltmarsch verlangte viel von ihnen ab. Torryn blieb an Iounas Seite. Unterwegs hatte der Truppführer noch ein paar Worte gesagt, die Torryn nicht verstand. Er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Endlich verlangsamte sich das Schritttempo. Die Vibrationen am Boden hatten nachgelassen. Sie standen vor einer zerklüfteten Felswand. Fast versteckt hinter einigen Geröllhaufen lag der Eingang zu einer Höhle, einem Tunnel. Die acht Personen näherten sich dem Tunneleingang. Ein metallener, mit Schweißnähen durchzogener Besfestigungsring umgab den Eingangsbereich. Hier hatte jemand eine Stabilisation eingefügt. Das Tunnelsystem dem sie nun folgten, erweckte auch diesen Eindruck der Künstlichkeit. Es verzweigte sich tief in eine steinerne Formation. Die Feuerzunge des Flammenwerfers zischte in Intervallen nach vorne, als sie die verschlungenen Wege benutzten.
Torryn war müde und erschöpft. Nicht nur er. Meister Ian kämpfte. Sein Meister war stark und hatte einen ebensolchen Willen. Respekt. Trotzdem hatte Torryn etwas Schändliches getan, ihm geholfen, in einem Moment, wo der Meister schwach gewesen war. Halfen sich denn Sith nicht, wenn sie gemeinsam kämpfen sollten, mussten? Auslegungssache. Tier beobachtete und war in Torryns Gedankenwelt.


„Ich habe einen Fehler gemacht.“

„Du hast gehandelt. Ob es ein Fehler war, wird sich dir noch offenbaren.“

„Ich habe getan, was du gesagt hast und fühle mich so, als ob ich etwas getan hätte, dass sich nicht wieder richten lässt.“

„Alles lässt sich richten.“

„Er hat nun mehrere Gründe mich zu hassen. Iouna und die Rettung.“

„Das mag sein. Aber es wird ihn schneller erstarken lassen.“

„Deine Vermutung?“

„Nein, das Wesen der Dinge.“

Nach einer Weile mischten sich Geräusche in die absoute Stille, die bisher nur von ihren Schritten und Atemgeräuschen begleitet wurde. Es waren die Geräusche einer Maschine? Einer Turbine? Je näher sie kamen desto größer wurde Torryns Eindruck, dass er die Bewegung von Turbinenflügeln hören würde.
Nach einer weiteren der unzähligen Abbiegungen wurde der Gang schwach ausgeleuchtet. Torryns interne Sensoren im Anzug ermittelten eine Außentemperatur von -20 Grad Celsius. Es war richtig warm hier. Eisflechten wuchsen an den rauhen, kantigen Wänden, die ein schwaches Licht abstrahlten, so dass man sich in Dämmerlicht bewegte.
Ein Schatten huschte durch den Gang. Sofort schoss die Flammenzunge in die Richtung. Eine kleine, kreischende Feuerkugel entstand, die leuchtend im Gang umhersprang und dann als verkohlte Eisratte liegen blieb. Dumpfes Gelächter kam von den Fremden, die sich dann über das Abendessen des „Feuerträgers“ unterhielten.
Schweigend folgten sie dem Gang weiter. Die Temperatur stieg. Der Flechtenbewuchs nahm immer weiter zu. Das Licht wurde besser. Ein bläulicher Schimmer schwebte zwischen zwei Metallplatten vor ihnen, die an gegenüberliegenden Wänden eingelassen worden waren. Ein Energiefeld. Einer der Fremden näherte sich dem Feld und ging zu einer Klappe, die in die Metallplatte eingelassen worden war. Darunter befand sich ein Tastenfeld. Es wurden einige Tasten berührt mit dem Effekt, dass die Tastenfolge das Energiefeld abschaltete. Sie gingen zwischen den Platten hindurch und auf der anderen Seite befand sich eine weitere Klappe mit Tastenfeld, die das Energiefeld wieder aufbaute. Dieser Mechnismus und diese Technik erinnerten Torryn stark an die Energiefelder, wie sie bei Zellen für Gefangenen eingesetzt wurden.
Das Enegiefeld hatte die Sicht eingeschränkt, aber nun konnte man die schwere Durastahlschleusentür sehen, die sich vor ihnen befand. Ein altes, umfunktionierets Verladungstor. Die Oberfläche des Durastahls war schon oft erneuert worden. Sie schien brüchig.


„Sammlertrupp Drei wieder vollzählig zurück. Wir haben die angekündigten Sith mitgebracht.“

klang es verzerrt aus dem Helm des Truppführers in Richtung des Tors, wo sich offensichtlich eine Überwachungseinheit befand. Eine Lampe begann zu rotieren, als sich das Tor langsam und knirschend zur Seite schob. Als Funken hinter Torryn und den anderen aufstoben, drehten sich alle um.
Ein erschreckendes Bild bot sich ihnen. Torryn hatte nur über sie gelesen und welche Gefahr sie darstellten, aber jetzt in Realität war der Anblick furchteinflößend. Mehrere weißlich schimmernde, aufgeblähte, riesige Spinnen schlugen mit ihren Mandibeln und langen, dünnen mit kleinen Scheren bewehrten Beinen auf das Energiefeld ein. Eine einzelne dieser Spinnen überragte Torryn um mindestes eine Kopflänge.
Ihre blubbernden, sackähnlichen Körper verformten sich grotesk, damit mehrere von ihnen auf das Feld einschlagen konnten. Erste Unterbrechungen im Feld traten auf und eine Spinne versuchte ihren massigen Leib hindurchzuquetschen. Die Feuersäule des Flammenwerfers traf auf den Körper der Spinne, der anfing zu blubbern, als ob er kochen würde.
Die Intensität des Feuers nahm zu. Hautoberfläche begann zu qualmen, gefolgt von einem unnatürlichen Heulen. Wie das Heulen eines Kleinkindes. Platzend und mit brennenden Körperteilen verteilte sich das Spinnenwesen hinter und vor dem Energiefeld. Dunkle Sekrete verliefen sich auf dem steinigen Boden. Ein anderes Heulen setzte ein, das einen ebenso unheimlichen Wiederhall erzeugte, als der brennende Kadaver von den anderen Spinnen ausgeweidet und aufgelöst wurde. Das verschaffte ein wenig Zeit. Der Truppfüher brüllte panisch.


„Spinnen! Beeilt euch! Lauft in die Schleuse, schnell. Zwängt euch irgendwie rein.“

Die Hydraulik der Servomotoren ächzte unter der Last des Tores. Das massive Schleusentor war praktisch erst einen Spalt weit geöffnet. Aber weit genug, um sich hinein zu zwängen. Acht Personen in dicken Anzügen sammelten sich vor einem Spalt, wie die Spinnen vor dem Energiefeld. Es wurde zu einem absurden Wettlauf. Wer als erster hindurchkam, würde siegen.
Die Jäger würden ihre Beute machen oder die Beute würde verschwinden. Sieben Personen waren im schützenden Innenbreich, als das Tor wieder seinen geschlossen Zustand erreicht hatte. Sie waren sieben, weil der „Feuerträger“ ihnen den Rücken frei gehalten hatte. Torryn blickte auf einen internen Monitor, der das Geschehen vor der Schleuse übertrug. Das Energiefeld war erloschen. Drei Spinnen waren es, die über den Träger des Flammenwerfers herfielen. Dieser drehte sich auf den Boden und schien auf etwas zu warten. Nicht nur auf seinen Tod.
Als sich die Spinnen in seiner unmittelbaren Nähe befanden, gab es einen orange-roten Lichtschein auf dem Monitor, gefolgt von einem dumpfen Knall, der genauso plötzlich erstarb, wie er gekommen war. Danach lagen vor der Schleuse die blubbernden und qualmenden Reste der Spinnen, wie auch der verkohlte Leichnam des Fremden. Die Form der Leiche, war die einer Frau. Sie hatte den Flammenwerfer zur Explosion gebracht, wie es von einem Feuerträger erwartet wurde, der seinen Trupp schützen sollte.

Die Fremden hatten das Unglück vor der Schleuse verfolgt und abschließend genickt. Nachdem die Temperatur weiter gestiegen war, begannen sie ihre schweren Anzüge auszuziehen und innerhalb der Schleuse in einzelne Spinde zu verstauen. Es war kein Anzeichen von Trauer zu spüren, eher eine Anerkennung der Pflichterfüllung. Torryn stand in der Schleuse und sah, wie sich zwei Frauen und zwei Männer aus ihrer schweren Schutzkleidung schälten. Blass waren sie alle. Twi’leki, Menschen, Hybriden. Torryn konnte es nicht einschätzen. Das, was die vier als Klediung am Körper trugen, schien selbst hergstellt worden zu sein. Die beiden Männer und eine der Frauen schulterten einen Rucksack. Die andere Frau hatte den Rang des Truppführers, was sich am Verhalten der anderen ihr gegenüber zeigte.


„Ihr könnt die Schutzanzüge ausziehen und hier verstauen. Wir verlassen gleich die Schleuse und betreten Morla’un. Kalan unser Anführer ist schon informiert und wird euch im Schleusenbereich erwarten.“

sprach die Truppführerin leise und demütig in akzentuiertem Basic. Sie war wirklich attraktiv. Zwar blass und sehr dünn, aber ihre tätowierte Lekku und die Art wie sie sie ansah, zeigten großen Stolz. An ihrem Gürtel befand sich ein langes Messer, dessen verzierte Klinge dunkel und gleichzeitig transparent zu sein schien. Kristall. Sie ergänzte fast mit einem Flüstern ihre Worte.

„Ich habe eine Bitte, wenn Kalan fragt, wie unser Trupp gearbeitet sagt ihm, dass wir effektiv und ohne Angst waren.“

An den Namen Kalan konnte sich Torryn gut erinnern. Der Archäologe, der diese Enklave gefunden hatte, hatte diesen Namen. Das war bestimmt kein Zufall. Das zweite Tor öffnete sich und gab den Blick auf Morla’un frei. Erstaunlich.
Es war ein ausgehöhlter und in mehrere Teile zerlegter Frachter. Eingearbeitet bis in die Decke einer giantischen Höhle wirkten die stählernen Teile wie einzelne Hochhäuser. Künstliches Licht erzeugte das Gefühl von echtem Tageslicht, das von der Decke schien.
In der Mitte dieses seltsamen Bauerwerks befand sich ein Platz mit einem ringförmigen Becken, dessen Ausmaße Torryn nicht schätzen konnte. Aber das Feuer, das darin brannte war groß, sehr groß. Rauch stieg gerade empor und verschwand in einem Loch in der Decke. Der Luftaustausch funktionierte. Außerhalb der Stahlkonstrukte konnte Torryn Gebäude ausmachen, die eher primtiv anmuteten. Große Löcher im Stein ließen auf weitere Tunnelsysteme schließen.
Unmittelbar vor ihnen breitete sich eine Halle aus. Früher war dies wahrscheinlich einmal der Verladebereich gewesen. Sie hatten hier mit einfachen Mitteln eine Stadt oder einen Ort geschaffen, wo sie die Reste des Frachters mit der natürlichen Umgebung verschmolzen hatten.


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[ Morla’un - Alter Sithtempel - Labor - Harik Kalan (NPC) ]
Die Überraschung war gelungen, als ihm berichtet wurde, dass der dritte Sammlertrupp auf Sith gestoßen war. Waren es wirklich Sith? Man hatte ihm von Lichtwaffen berichtet, eine davon soll rot gewesen sein. Aber das war nur ein Indiz. Seit sein Meister fort war, war Kalan derjenige, der die Bewohner Morla’uns führte, ganz so, wie es Meister Corvan befohlen hatte.
Das war jetzt schon einige Jahre her.
Kalan verlor langsam den Glauben an die Wiederkehr seines Meisters. Er hatte begonnen, zu zweifeln und seinen eignen Weg zu gehen. Das Holocron seines Meisters mit all den Anweisungen, die er hinterlassen hatte, war das Einzige, was Kalan geblieben war. Kalan sollte die Vision seines Meisters fortführen: Einen Körper finden, stark und machtsensitiv, den sein Meister für die Wiederkehr nutzen konnte. Dann würden sie wieder vereint sein und Kalan könnte wieder von der Macht seines Meisters zehren. Sein Meister, sein Leben.
Kalan war seinem Meister zu Dank verpflichtet, bis in den Tod, denn er hatte ihm damals ein neues Leben geschenkt. Ein neues Leben. Kalan konnte sich nicht einmal mehr an sein altes Leben erinnern.
Keiner hatte den Ritus überstanden, den Lord Corvan ausgewählt hatte. Keiner war zu den Erwählten geworden, die seinen Ansprüchen genügten. Der Ritus machte sie zu Vergessenen, die keine Erinnerung mehr an ihr voriges Leben besaßen. Offene Bücher, die sich neu schreiben ließen. Mit den Worten seines Meisters. Loyal bis in den Tod. Viele vergaßen, aber ihr Geist war ebenso tot. Hüllen ohne Bewusstsein. Ohne eigenen Willen. Sklaven, die nur ihre rudimentären Bedürfnisse nach Essen, Trinken und Schlafen kannten. Sie gruben die Tunnel. Bedingungslos. Auf der Suche nach Ryll. Es gab zu viele von ihnen.
Selbst die Kontrolle der Bewohner bei der Auswahl ihrer Partner war nicht zufriedenstellend. Die Geburtenrate sank und die Sterblichkeit nahm zu. Sie waren alle verweichlicht. Kalans Berechnungen hatten ergeben, dass die Enklave sich an einem Wendepunkt befand. Entweder sie starben aus oder die Reinigung stellte sich ein, aber das gelang nur durch Kontrolle.
Ein abergläubisches Bauernpack war hier gewachsen und keiner war es Wert einem Sith, den Körper zu schenken.
Nur der antike Tempel ließ erahnen, dass hier einst Sith gewirkt hatten. Und nur der Temepl war es, der dem Volk den nötigen Respekt vermittelte, der ihnen die Droge gab, damit sie funktionierten.
Kalan nahm eine kleine Ampulle mit einer weißlichen Flüssigkeit, öffnete sie und trank ihren Inhalt. Als das Mittel die Schleimhäute seines Mundes benetzt hatte, setzte die Wirkung ein. Seine Gedanken leerten sich, wie Buchstaben aus Tinte, die mit Wasser in Berührung gekommen waren. Sie verschwammen und reinigten seinen Geist. Er horchte, aber hörte nichts. Er war verloren. Warum hatte sich sein Meister von ihm abgewandt. Fast täglich sprach er mit dem Kristall, den sein Meister schuf, dessen Erbe. Aufgebahrt in einer keiner Kammer lag sein Körper, wie schlafend, aber noch durchdrungen von einem dunklen Geist, der mit Kalan sprach, ihn führte. Aber die Stimme seines Meisters wurde leiser. Er hörte sie kaum mehr.
Bis zu diesem Tag, den Meister Corvan schon vorausgesagt hatte. Es würden Sith kommen, irgendwann. Einer von ihnen wäre die neue Hülle. Die „Sammler“ hielten Ausschau über Jahre, Monate und Tage und heute war dieser Tag.
Die Düsternis war aus seinen Gedanken gewichen. Er dankte seinem Meister für diese Rezeptur, die eine schwache Abart des Mittels beinhaltete, das für den Ritus eingesetzt wurde. Kalan zog seine Robe über und ging in den Tempelvorraum. Er glühte wieder vor Eifer.
Das überlebensgroße Hologramm seines Meisters schwebte dort in der Luft. Kalans Diener waren gerade dabei, die Ampullen für die tägliche Zeremonie an ihren Plätzen zu verteilen. Bald würde der Meister rufen und sie würden kommen. Und die, die nicht kamen, waren die nächsten, die die stärkere Form des Mittels bekamen, reinstes Glitteryll, um zu vergessen, um wieder ein Teil der Familie zu werden.
Seine Diener waren auch nichts weiter als Vergessene, die er sich hielt, um sie zu formen und zu quälen. Sie waren es nicht wert gewesen, die Lehren der Sith zu verstehen. Sie hatten bei der Initiierung versagt.
Zwei seiner Leibwächter begleiteten ihn, als er die Tempelstätte verließ. Die beiden waren bedingungslos loyal. Sie hatten den Ritus überlebt und Kalan hatte ihnen die Lehren seines Meisters immer wieder offenbart, sie geformt. Kaltblütig, Skrupellos und verschlagen und sogar eine Spur machtsensitiv. Kalan hätte gerne mehr von der dunklen Seite der Macht in sich gespürt, aber seit Meister Corvan verschwand, war die Verbindung schwach geworden. Kalan streichelte den schwarzen, pyramidenförmigen Kristall in seiner Robe. Der Meister war wach und flüsterte zu ihm.
Sie begaben sich zu der Schleuse, wo bald der dritte „Sammlertrupp“ eintreffen sollte. Die unterwürfigen Gesten der Einwohner ignorierte er. Würmer.

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Außerhalb des Schleusenbereichs wurden Torryn, Iouna und Ian tatsächlich bereits erwartet. Ein Mann, gehüllt in eine dunkle Robe, deren Kapuze über sein Gesicht ragte, trat zu ihnen, flankiert von zwei Twi’lek, die lange Speere trugen, deren reflektierende Spitzen, wie auch das Messer Truppführerin, aus einer kristallinen Struktur bestanden. Ein Kabel war verbunden mit der seltsamen Klinge. Eine exotisch anmutende Waffengattung.
Der Berobte nahm die Kapuze herunter und sichtbar wurde ein Mann, etwa 50 Jahre alt, ergraut mit stechend, blauen Augen. Er musterte die drei Fremden. Mit einer Geste schickte der berobte Mann die verbliebenen Mitglieder des Sammlertrupps fort, die sich verneigten und den Schleusenbereich verließen.


„Ich bin Kalan, Stellvertreter Lord Corvans und Statthalter von Morla’un. Ihr seid also gekommen, wie es der Lord gesagt hatte.“

In seiner Hand hielt er einen kleinen pyramidenförmigen Kristall, dunkel, fast schwarz, den er immer wieder betrachtete, als er vor Torryn, Iouna und Ian stand. Als er den Kristall in seiner Robe verstaut hatte, ging er auf Ian zu und verneigte sich tief.

„Herr, wir verfügen über eine medizinische Einrichtung. Es scheint mir, dass eure Reise hierher voller Gefahren gewesen sein muss.“

Kalans Stimme klang respektvoll, aber versetzt mit einem kriecherischen Unterton. Er verheimlicht was, dachte Torryn sofort.

„Um eure Schüler wird sich so gekümmert, wie ihr es wünscht.“

fuhr Kalan fort, ohne Torryn und Iouna eines Blickes zu würdigen. Er unterhielt sich nur mit Meister Ian.

„Folgt mir und seht, was wir geschaffen haben. Seht, wie wir Lord Corvans Willen umgesetzt haben. Ihr werdet zufrieden sein.“

Voller fanatischer Energie trug Kalan an Meister Ian gewandt seine Lüge vor.


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Steinchen. Bedingt durch die Erschöpfung registrierte In zwar seine Umgebung, konnte aber keine Verbindung zu etwas herstellen. Zumindest bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Als die Gruppe sich jedoch vor eine Höhle bewegt hatte und Ian endlich einen Moment verschnaufen konnte, funktionierte sein Erinnerungsmechanismus wieder. Steinchen. Ein Blick auf sie genügte. Bilder entstanden. Ein winziger Stein konnte so viele Bilder und Gefühle auslösen, wie es nichts sonst vermochte. Seltsam. Die innere Kälte, die nun in ihm entstand, war wahrscheinlich so schlimm wie die, die hier draußen herrschte. Doch für das Innere gab es keinen wärmenden Anzug.
So fror der Apprentice. Von innen heraus. Vielleicht war es gut, dass er in jenem Moment in dieser Erinnerung gefangen schien. Sie und die Erschöpfung machten ihn unvorsichtig. Unkonzentrierter. Er spürte nicht die Gefahr, die in diesen Sekunden von Iouna ausging, die den Blaster hielt. In die Höhe seines Nackens. Ebenso entging ihm, dass Torryn ihren Arm nach unten drückte. In einer sanften Bewegung.

Das allerdings was in Ian entstand, die Gefühle, die zusammen mit den Steinchen an die Oberfläche gebrodelt waren, hatten mit Sanftheit nichts im geringsten gemein. Starr fixierte der Sith einen Punkt in der Ferne mit seinen Augen. Zorn nährte und gab Kraft. Aber jetzt würde er sich nicht gut auf ihn auswirken. Er war zu erschöpft. Emotionen zu empfinden und seiner Wut freien Lauf zu lassen würden ihn nur noch mehr Kraft kosten. Der Mensch hatte dabei schon jetzt nicht den Hauch einer Ahnung, wie er den Tag überstehen sollte.
Die Steinchen, die Iouna aufwirbelte spürte er nicht. Sie schlugen zwar gegen seine Beine, aber Ian bemerkte nichts. Es schien, als sei die dunkle Macht in ihm vollends darauf konzentriert den Körper fort zu bewegen. Vielleicht schämte sie sich für den müden Körper, in dem sie gefangen war.
Als sie stehen blieben und den Eingang der Höhle betrachteten, spürte Ian die Erschöpfung und die Müdigkeit überdeutlich. Aus dem Laufrhythmus gerissen, breitete sie sich aus. In seinen Muskeln. In den einzelnen Fasern. Schlaf. Was hätte er dafür gegeben. Mühevoll zwang er sich dazu die Augen offen zu halten. Selbst die Konstruktion der Höhle und ihr Eingang hatten keinen Reiz für ihn. Die Neugierde konnte nicht geweckt werden. Die Augen schienen ebenso erschöpft wie jedes andere seiner Glieder. Die Pause sollte nicht lange währen. Es galt die Höhle zu betreten. Mechanisch setzte Ian seine Beine wieder in Bewegung die so schwer waren, wie bleierne Gegenstände. Ob es eine Möglichkeit gab den Körper mit Energie zu versorgen? Wenn es möglich war den Heilungsprozess einzuleiten, dann doch gewiss auch den der Erholung? Damit würde sich der Apprentice noch beschäftigen. Jetzt aber war die Zeit dafür nicht reif. Die verbliebene Konzentration musste dafür verwendet werden, seinen Körper in so weit zu stärken, dass er überhaupt laufen konnte.

Unzählige Gänge, Abgabelungen und Verzweigungen taten sich vor ihnen auf. Ein einziger Irrgarten. Leise ermahnte etwas in dem Mann ihn dazu, sich den Weg zu merken. Die Stumme wurde etwas lauter, als vor ihnen Tier verendete. Es wurde von einem Flammenwerfer erfasst. Gelächter brach aus. Ian konnte dem allem nichts abgewinnen.
Dann bewegten sie sich auf ein Tor zu, dass ein erschreckendes Bild bot. Die Spinne die sie sahen war enorm groß. Ian für seinen Teil wollte keine Bekanntschaft mehr mit einem Spinnenähnlichen Geschöpf machen. Es war mehr als ein Tier, dass allein durch sein Äußeres Ehrfurcht einflößte. Sogar Ian als Sith. Ein Beweis mehr dafür, niemals Wesen zu unterschätzen. Am eigenen Leib hatte er erfahren, dass eine Begegnung mit einem Lylek alles andere als ein Zuckerschlecken war. Welche Gefahr von diesen Wesen ausging wollte Ian nicht erfahren.
Dem Wesen wurde keine Möglichkeit dazu gelassen, zu zeigen, welche Gefahr in ihm schlummerte. Der Flammenwerfer einer der Leute traf die Spinne. Der Körper, nicht resistent gegen diese enorme Hitze fing Feuer. Dann platze der Körper, als würden die Innereien des Wesens gekocht und bräuchten Platz, um nach Außen zu dringen. Die anderen Wesen blieben nicht an ihrem Platz. Nicht hinter dem Tor, sondern machten sich über den Kadaver her. Ein ebenso schauerlicher Anblick. Der Truppenführer klang panisch, forderte alle Anwesenden auf zu rennen, durch die Schleuse. In die Sicherheit. Rennen? Ian stöhnte auf.

Nicht allen acht sollte die Flucht gelingen. Wäre Ian kein Sith gewesen, wäre er die Person gewesen, die er nun vom Monitor aus beobachten konnte. Sie verbrannte und gab zusammen mit dem Leichnam der Spinne ein morbides Bild ab. War sie nicht sogar einem Sinnbilld gleich. Ian hätte diese Frau sein müssen. Schon auf der Tagesseite. Allerdings wäre er weitaus weniger verbrannt gewesen. Das Lylek hätte ihn verspeist, noch bevor er geröstet worden wäre. Stille herrschte in der Schleuse. Die meisten Anwesenden nickten. Keiner sagte ein Wort. Kein Anzeichen der Trauer.
Das kleine Wesen von vorhin war sofort eliminiert worden. Diesmal hatte der Tod ein Opfer aus den eigenen Reihen gefordert. Die Frage, wie sicher es hier wirklich war, drängte sich auf. Weshalb wurde ein kleines Wesen sofort erkannt? Nicht aber diese Spinnen? Aber es war nichtig. Bedeutungslos.
Der Trupp erfuhr, dass er nun die Anzüge ausziehen konnte. Ihr Anführer würde sie erwarten. Anführer? Gleichzeitig bat die Person, eine Twilek, dass man dem Anführer, sofern er nach der Truppe und ihrer Arbeit fragen sollte, mit effektiv und furchtlos antworten sollte. Demnach hatte es den Anschein, als sie dieser Kalan ebenso wie die Spinne. Ian sagte nichts. Ohnehin war er kein Mann, der unnötig Lob verteilte. Sie hatten schon jetzt jemanden verloren, was in seinen Augen alles andere als Effektiv war. Wenngleich er kein Truppführer war, sondern ein Sith: Er konnte sich kaum vorstellen, dass Verluste in den eigenen Reihen unbedingt geduldet wurden. Auf der anderen Seite bewies das nur, wie austauschbar und ersetzlich ein jeder war. Die Nichtigkeit eines jeden einzelnen wurde ihm bewusst.

Der Sith entledigte sich seines Anzuges. Dann wurde ein weiteres Tor geöffnet. Ein imposanter Raum, dem ins einer Größe nichts nachstand. Das Licht wirkte nahezu natürlich. Echt und vielleicht hätte es gemütlich gewirkt, wäre da nicht noch dieses hässliche Gebäude gewesen. Jemand, verhüllt in einer dunklen Robe, ähnlich oder sogar gleich der eines Sith bewegte sich auf die kleine Gruppe zu. Er war flankiert von anderen Personen. Kein Zweifel, bestimmt handelte es sich um den Anführer Kalan. Die Vermutung wurde bestätigt, als sich der Mensch mit seinem namen vorstellte. Aber er war nur der Vertreter Lord Cavans. Cavan…. Hatte Ian den Namen schon einmal gehört? Er war sich nicht sicher. Kalan behauptete, der Lord hätte ihm die Ankunft des Trios schon verraten.
Die nächste Aktion Kalans bestand darin, sich vor Ian zu verbeugen. Als er sich wieder erhob, erwähnte er eine medizinische Einrichtung. Was der Apprentice llerdinsg viel mehr benötigte war ein Raum, in dem er sich ausruhen konnte. Ein Schlafzimmer. Doch etwas in ihm rief ihn abermals zur Vorsicht auf. Wie schon zuvor, als er Zeuge davon geworden war, wie das kleine und dann das große Tier starb.

Kalan gebot Ian, ihm zu folgen um sich umzusehen. Iouna und Torryn würdigte er keines Blickes.

„Der Lord kündigte unser Kommen an. Verriet er auch den Grund unserer Ankunft?“, wollte der Apprentice wissen, als er sich schwerfälliger denn je in Bewegung setzte. Kalan hatte wie ein Fanat gesprochen. Wer wusste, ob dieser Mann noch alle Sinne beisammen hatte.

„Mein Schüler, ich und unsere Begleitung benötigen nach der Besichtigung einen Moment Ruhe.“


Allein würde Ian sicherlich keinen Raum aufsuchen um sich zu erholen. Er misstraute diesem Ort ebenso wie diesem Kalan.


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Noch bevor sich das Energiefeld, Funken sprühend und knisternd, vollständig aufbaute, vermeldete der Anführer der Sammlergruppe durch eine Sprechanlage ihre Ankunft an. Das Tor zur Schleuse begann bedrohlich zu wackeln und zittern - die Anlage schien nicht gerade auf dem neuesten Stand der Technik zu sein-, als ein markerschütterndes Kreischen durch die Luft schoss, massive Körper monströser Tiere tauchten auf wie aus dem Nichts, und schlugen prompt gegen das Energiefeld. Schockiert hielt Iouna den Atem an und reflexartig drückte sich an das Tor, zog dabei Torryn fest an sich. Dann streckte sie die DEMP2 gegen die Energiespinnen. Sie waren es wohl. Gigantisch. Viel größer, viel gewaltiger als sie sich aufgrund der Aufzeichnungen vorgestellt hatte. Aggressiv drängten die Tiere sich an das Energiefeld, versuchten die Schranke mit Gewalt durchzustoßen. Jemand brüllte, sie dürfe nicht schießen, nicht schießen solange das Energiefeld aktiv war, alles würde auf sie zurückkommen, sie töten. Die Situation geriet aus der Kontrolle, das Tor öffnete sich viel zu langsam, zu lahm, lediglich entstand ein schmaler Spalt, durch das nur eine Person gepasst hätte. Sie waren zu acht. Iouna schrie, sie sollten das Energiefeld abschalten, sofort, aber ihre Stimme verlor sich in dem tierischen Gebrülle und schon packte sie jemand und schob durch den engen Zwischenraum des Tores, und dann zwangen die andere sich hinter ihr durch, es gab wohl kein Weg mehr zurück. Nun blieb aber doch eine Person zurück. Die Flammenwerferin. Iouna erkannte nicht, verstand nicht, ob es von dem Trupp bewusst geplant war, ob die Frau gezielt als lebende Ablenkung der Spinnen dienen sollte. Das Entsetzen saß dennoch tief.

Auffallend unberührt, geistesabwesend starrte Ian auf das flackernde Bild des internen Monitors. Er verfolgte, wie die Frau starb, wie sie nun ihre Waffe zur Explosion brachte und die Spinnen in den Tod mitgerissen hatte. Nun lag ihre verkohlte Leiche vor dem Tor. So unendlich einsam. Frustriert wandte Iouna den Blick von dem Display ab. Aber Ians Gesicht würde sie doch so gerne sehen, wenn sie selbst, anstelle der Frau dort liegen würde. Verkohlt. Tot. Ausgelöscht. Würde Ian genauso gleichgültig hinsehen, genauso unberührt, vielleicht nur etwas ungeduldig am Ende der Aufzeichnung. Würde er das? Und das alles ohne eine einzige Gefühlsregung in den Augen, wie jetzt. Ohne die geringste Spur von Mitleid. Aber wohl mit erkennbaren Erleichterung in seinen Gesichtzügen. Entspannt. Denn mit ihrem Tod wäre nun alles tot, was ihm jemals weh getan hatte. Eine angemessene Opfergabe an die Spinnen, an Ian. Selbstopferung, die zu Zufriedenheit mehrerer Zwecke erfüllen würde. Sinnvoll. Nicht alles umsonst. Die siedendheiß begehrte Wiedergutmachung.

Kopfschüttelnd schob sie diese Gedanken weg, weit weg, verschob sie irgendwo tief in die unbenutzten Ecken ihres Inneren, wenigstens für den Moment. Dann wandte sie ihren Blick lieber von Ian ab, der immer noch wie hypnotisiert auf das Display starrte, und sah sich in der Schleuse um. Seltsam fror sie jetzt. Es herrschte Stille, nur im gedämpften Ton tauschte die Gruppe ein paar knappe, undeutliche Worte miteinander. Es herrschte keine Aufregung, keine Panik, keine Trauer. Alles schien genauso zu sein wie zuvor. Es wirkte beinahe, als ob die Truppe keine besondere Bedeutung dem Verlust ihrer Komplizin beimessen würde, als ob der Tod der Flammenwerferin eine Selbstverständlichkeit wäre. Vielleicht gehörte der Tod an diesem dunklen Ort zum Alltag. Aber kann man sich an den Tod wirklich so sehr gewöhnen, dass er zum Alltag wird? Das glaubte Iouna nicht. Leise zogen die Sammler ihre Schutzanzüge aus und verstauten sie in den Spinden. Aber auch sie verspürte jetzt keine Traurigkeit mehr, auch keine Leere, vielleicht doch nur eine Spur von Erleichterung, dass sie alle drei den Angriff der Spinne überlebt hatten, und weil sie selbst such noch lebte. Sie blickte zu ihren Füßen. Keine Steinchen mehr. Kein einziges. Gut.

Während Iouna den Helm von dem Anzug löste und ihn vorsichtig abnahm, hatte sich Ian seines Schutzanzuges bereits erledigt. Endlich sah sie sein Gesicht wieder. Seinen Körper. Die Augen. Erneut erfasste sie das Bewusstsein ihrer Schuld wie eine Welle der Übelkeit. Denn auf einmal spürte sie körperlich, wie er innerlich mit den Zähnen klapperte. Wie er innerlich fror. Ein Grauen, auch ihre Hände zitterten leicht. Sie roch es. Das Grauen. Armer Ian. Wie konnte sie ihn nur, für einen einzigen Augenblick verlassen? Wie konnte sie nur, sich seinen Tod wünschen? Wie konnte sie nur daran denken? Den schrecklichen, unbegründeten Hass in ihr entstehen, aufflammen lassen. Was war mit ihr geschehen, als sie den Blaster zuckte und ihn gegen ihn gerichtet hielt.
Auch diesen Gedanken verdrängte Iouna und konzentrierte sich daran, den Schutzanzug in ihrem Spind ordentlich zu verstauen. Ohne die schwere Last fühlte sie sich auf einmal federleicht. Aber Ian sah erschöpft aus. Seine Haut war aschfahl. Diese Schuld, Schuld…

Wie zufällig blickte sie zu Ians schweren Rucksack, der am Boden lag. Umgekippt. Jetzt hingehen. Hilfe anbieten. Ian helfen. Eine Last weniger auf seinen Schultern. Vorschlagen. Also ihm deutlich klar machen, wie schwach er jetzt war? Seinen Rucksack tragen, damit er endlich begreift, wie schwach er wirklich war. Keine gute Idee. Sie seufzte und beobachtete dann still weiter, wie er den Rucksack auf die Schulter hievte.

Routiniert schulterte sie ihren eigenen Rucksack und warf den Blaster um die Schulter. Auch Torryn beobachtete den Sammeltrupp mit Misstrauen. Ob er dasselbe über diese Gruppe dachte wie sie? Das wusste sie nicht, erkannte nicht, Torryn war so fern auf einmal... Und dann wandte sich eine der Twi’lek Frauen an sie alle, die Truppführerin, bat, Kalan zu erzählen, dass der Trupp effektiv und ohne Angst gearbeitet hatte. Die Stimme der Twi’lek-Frau klang demütig, obwohl sie nach außen einen durchaus selbstbewussten Ersteindruck machte. Sie alle schienen vor Kalan Angst zu haben. Angst, Respekt oder noch etwas anderes. Abhängigkeit, Hörigkeit. Merkwürdige Wesen.

Nun unmittelbar vor der Schleuse wartete dieser seltsame Kalan auf sie. Komplett in seiner schwarzen Robe vermummt, trat er gleich zu Ian. Ein Sith. Oder aber einer, der sie mit Sith-arttypischen Auftritt beeindrucken wollte. Ein Schauspieler vielleicht. Vor Ian baute er sich auf, ausgerechnet von Ian, der so müde war, und eigentlich nur Ruhe wollte. Mit einer ausschweifend theatralischen Geste streifte er die Kapuze vom Kopf, dann musterte er Ian eine Weile prüfend, bedeutungsschwer, und dann verneigte er sich tief vor ihm. Dramatik. Und dann begann er zu sprechen; behauptete Stellvertreter von irgendeinem Lord Corvan zu sein, der die Ankunft des Trios vorausgesagt hatte. Angeblich. Zunehmend veränderte sich seine Stimme und nahm einen salbungsvollen, pathetischen Klang an. Ekelhaft. Wie lächerlich der Typ eigentlich war. Verblüfft und doch ein wenig amüsiert hob Iouna eine Braue hoch, der Typ musste doch sicher geistesgestört sein. Ian dagegen behielt seine Fassung und erkundigte sich ruhig nach diesem ominösen Lord C., und ob er, Kalan, den Grund ihrer Ankunft kennen würde. Kalan hielt kurz inne, überlegte wohl eine passende Antwort, die ihm offensichtlich nicht gleich einfallen wollte, dann blinzelte er kurz.


„Eure Ankunft wird dies offenbaren, wenn ihr mit Lord Corvan persönlich gesprochen habt.“

Bereits empört schüttelte Iouna den Kopf und sah fragend zu Torryn. Mit Kalan stimmte irgendetwas nicht. Offensichtlich versuchte er das Trio zu täuschen. Da weder Ian noch Torryn auf Kalans ausweichende Antwort eingingen, trat Iouna einen Schritt nach vorne.

„Ihr wisst also tatsächlich nicht, welchen Grund unser Ankunft hat. Nicht die geringste Ahnung habt ihr.“, sagte sie laut, und ärgerte sich doch ein wenig über die unüberhörbare Gereiztheit in ihrer Stimme.

Langsam glitt Kalans entrüsteter Blick zu Iouna. Ein gewichtiger Blick. Zunächst wich sie ihm nicht aus, übermutig starrte sie in seine stechend blauen Augen und grinste herausfordernd. Doch dann aber überraschend erreichte sie eine scharfe Welle der Macht. Diese Macht ging von ihm aus. Irgendwie. Iounas Lächeln erfror für den Moment, wie verblüffend, sie spürte die Macht, sie nahm ihr den Atem und schmerzte auf eine ekelhafte Weise, es war aber nicht Kalans Macht, es war eher so, als ob sie durch ihn, wie durch einen Trichter zu Iouna hinausströmen würde. Angestrengt versuchte sie dies zu erforschen, aber eine neue Welle brachte sie aus dem Gleichgewicht, sie strauchelte und plötzlich schoss eine lähmende, unkontrollierte Angst in ihre Brust, sie trat zurück, und verzweifelt fasste sie Torryn an seiner Hand und drückte sie fest.
Darauf lachte Kalan höhnisch auf, ließ von ihr aber ab und wandte sich zu Ian.


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Diese Wanderung, die sie nun hierher geführt hatte, war eine Anstrengung gewesen, die einer Grenzerfahrung nahe kam. Finsternis, fremde, bösartige Klänge, gigantische, obszöne Spinnenwesen und der allgegenwärtige Tod, der scheinbar keine Bedeutung mehr hatte, sondern eine Selbstverständlichkeit war. Opfer mussten gebracht werden, damit die anderen überlebten. Ein einfaches Konzept.
Torryn hatte noch gar keine Zeit gehabt, überhaupt zu realisieren, was alles geschah. Mit jedem Schritt, den sie in Richtung des alten Refugiums der Sklaven taten, war Tier weiter abgetaucht, als ob es nicht entdeckt werden wollte.
Die Gesamtheit dieser Eindrücke, die Torryn aufnahm, war eine Mischung aus Irritation und morbider Faszination. Diese eigene Welt, die sich vor ihnen aufgetan hatte, war über Jahrzehnte, wenn nicht sogar noch länger, in absoluter Isolation entstanden. Ein geniales Meisterwerk aus kruder Technik vermischt mit Ideen und Gedanken der Leute, die hier lebten. Ideen und Gedanken, die einen Ursprung hatten, Kalan und Corvan. Welche Rolle, wer hier spielte, konnte Torryn noch nicht einordnen. Was er aber einordnen konnte, war, dass Tier sich mittlerweile so weit zurückgezogen hatte, dass Torryn Mühe hatte, es überhaupt noch wahrzunehmen.
Ein vages Gefühl der Trennung überkam Torryn, als Kalan vor ihnen stand mit diesem seltsamen Kristall, der eine auffällige Ähnlichkeit mit einem Sith-Holocron hatte, wenn auch einige Details anders waren. Der Kristall barg oder verbarg etwas, das sich ihm noch entzog.
Die Art wie Kalan sprach und sein ganzes Gebaren, zeugten nicht nur von Arroganz, sondern auch von Wahnsinn. Attribute, die sich auf Kalan perfekt anwenden ließen, wie Torryn fand. Kein Wunder, denn die Luft war durchmischt mit dem Geruch von Ryll. Hier mussten große Mengen von Ryll konsumiert werden. Abartig.
Torryn kannte den Geruch noch aus einigen, billigen Kaschemmen, wo verschnittene Ryll-Sticks angeboten wurden. Ein billiger Kick, der bei Dauergebrauch das Hirn aufweichte. Er hatte der Versuchung getrotzt, denn nur der Erhalt seiner Physis und seine Psyche waren das Unterpfand gewesen, um seiner Misere entkommen zu können. Allerdings hatte es auch einen Vorteil gehabt, wenn man den Konsumenten folgte. In ihrem Rausch ließen sie sich leicht bestehlen. Es zwar nie viel gewesen, aber genug, um den nächsten Tag zu sichern.

Die Frage seines Meisters, war von Kalan nicht gerade präzise beantwortet worden. Visionen ließen sich offensichtlich nicht leicht präzisieren. Wenn es denn so wäre.
Sie gingen ein paar Schritte durch die stählernen Gänge, die mit dem Stein verbunden worden waren. Einzelne Flächenstücke waren nicht aus Durastahl, sondern Felsgestein geblieben, wo die Art von Flechten wuchs, die sie bereits im Tunnel gesehen hatten. Biologische Lichtquellen, um die Lichverhältnisse in den Gängen, unabhängig von Technik gestalten zu können. Die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch und auch die Wärme nahm weiter zu. Deshalb waren die Leute hier eher leicht bekleidet. Ein unheimlicher Kontrast zu den lebensfeindlichen Temperaturen, die außerhalb dieser Enklave wüteten. Hier war ein perfektes Gefängnis. Ein Problem, für jeden, der daraus fliehen wollte.

Iouna verlor die Geduld mit Kalan und machte eine herausfordernde Feststellung, was die Faktenlage ihres Besuchs anging. Torryn hätte ihr am liebsten eine schallende Ohrfeige gegeben, damit sie zur Besinnung kam. War ihr denn nicht klar, dass sie das Spiel mitspielen mussten? Sie waren die Mäuse in der Falle, die einen Ausweg suchen mussten. Die Katze zu reizen, war in dieser Situation mehr als ungeschickt. Er hielt sich zurück, denn Iounas Anflug von mutiger Selbstsicherheit erstarb nur Augenblicke später, nachdem sie gesprochen hatte. Torryn sah, wie Kalan sich zu ihr umdrehte, nichts erwiderte, sie nur mit seinem Blick durchbohrte. Und dann war sie da, die dunkle Seite. Finster und furchteinflößend fokussierte sie sich auf Iouna.
Iouna griff nach Torryns Hand, wollte sie packen und rang nach Fassung. Ihr Mut war erstorben und dem Gefühl der Angst gewichen.
Torryn packte nicht ihre Hand, sondern ihren Unterarm und zog sie grob zu sich heran. Kalan beobachtete diese Handlung und lachte höhnisch, als er sich mit einem Kommentar wieder an Meister Ian wandte:

„Eure Schülerbrut muss noch einiges an Respekt und Demut lernen.“

Torryn spürte Iounas rasenden Herzschlag. Er war zornig auf sie, aber auch froh, dass nicht mehr passiert war. Kalan hatte seine Macht offenbart. Seine? Etwas war falsch daran.

Sein Griff lag immer noch fest um ihren Unterarm, als er sie ansah und ihr zuflüsterte:

„Du hättest tot sein können.“

Er lockerte seinen Griff und ließ Iouna los. Er schaute nocheinmal zu ihr, um sich zu vergewissern, dass sie verstanden hatte, was er meinte. Sogar Tier hatte ein Anzeichen seines Vorhandenseins gesandt, denn nicht nur Torryn war froh, dass Kalan ihre Respektlosigkeit nicht mit einem knackenden Genick bestraft hatte. Jünger waren wertlos.

„Das wurde aber auch Zeit!“

entgegnete Kalan eisig einer jungen Frau, die zu ihnen eilte. Die Frau fiel vor ihm auf die Knie. Kalan blickte zu Ian, die Frau ignorierend, die in der demütigen Haltung vor ihm verharrte.

„Seit Lord Corvan euch in seiner Vision sah, haben wir gewartet und auch ein angemessenes Quartier für euch vorbereitet. Von dort könnt ihr das kommende Fest überblicken. Dass ihr eure wertlosen Schüler an eurer Seite wissen wollt, soll dann auch geschehen. Ich lasse noch zwei Decken bringen. Nun führe sie zu ihrem Quartier, Weib und sei ihnen zu Diensten.“

Kalans Ton war an Überheblichkeit kaum zu überbieten. Er duldete keinen Widerspruch. Die Frau erhob sich langsam und immer noch den Kopf gesenkt haltend.

„Wie ihr befiehlt, Meister.“

Wieder zeigte Kalan keine Regung. Er sagte etwas zu Ian, das nun wieder den beinahe ehrfürchtig klingenden Unterton, aber auch etwas Distanzloses in der Stimme hatte.

„Ich werde mit Lord Corvan über eure Ankunft sprechen. Solange ruht euch aus. Irasi wird euch zu Diensten sein. Ich selbst muss noch einige Vorbereitungen für das Fest treffen. Von eurem Quartier aus könnt ihr dem Fest übrigens hervorragend beiwohnen. Es hat einen Balkon mit Blick auf den Kreis des zeremoniellen Feuers. So war es der Wunsch Lord Corvans, den ich als sein untergebener Stellvertreter umgesetzt habe.“

Der berobte Mann wandte sich ohne weitere Worte mit seinen Leibwächtern von Torryn, Iouna und Ian ab und ging den Gang zurück. Die junge Frau stand bei ihnen. Sie zitterte. Es war einfach, ihre Angst, ihren Respekt und ihren benebelten Geist wahrzunehmen.

***
Endlich war er weg. Dieses stinkende Geschöpf. Stinkend nach Drogen. Stinkend nach Abartigkeit. Stinkend nach Willenlosigkeit. Torryn war bereits auf der richtigen Spur. Mit diesem Kalan stimmte so einiges nicht. Ich hatte mich verkrochen wie ein winselnder Hund, denn es war nicht Kalan, der der Ursprung einer starken Welle der dunklen Seite gewesen war. Er war nur der Handlanger, die Exekutive. Die Befehle kamen von jemand anderem. Corvan. Torryn konnte noch nicht auf meine Unterstützung hoffen. Es war zu gefährlich für mich und damit auch für ihn. Ich konnte die Gefahr noch nicht einschätzen, die uns umgab. Jedenfalls war Iouna nichts passiert. Töricht war sie gewesen. Naiv. An Naivität haftete der Tod.
***


Sie standen schweigend im Gang. Kalan und sein Gefolge waren hinter einer Biegung verschwunden. Torryn war sich unschlüssig was zu tun sei. Er fragte einfach Irasi nach einer Sache, die ihn interessierte.

„Was für ein Fest meinte dein Meister?“

Irasi zuckte zusammen, obwohl Torryn nicht einmal so befehlend und erniedrigend wie Kalan geklungen hatte.

„Die Gabe, Herr. Wir feiern den Übergang von unserer Welt in die Welt Lord Corvans, um das ewige Glück zu erlangen. Jemand aus unseren Reihen ist erwählt worden, sein Leben zu geben, damit wir glücklich sind und näher an dem Übergang. Denn nur unsere Gabe von Energie wird den Übergang ermöglichen. Eine große Ehre. Hoffentlich werde ich auch bald erwählt werden. Würdet ihr für mich sprechen bei Meister Kalan, wenn ich euch gut zu Diensten bin?“

Torryn schluckte. Er war sprachlos und schaute zu seinem Meister und Iouna.


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Kalan hatte, wie nicht anders zu erwarten keine Antwort parat. Ian nahm dies mit einem neutralen Gesichtsausdruck entgegen. Innerlich hingegen spürte er tiefe Abneigung gegen diesen Mann, der so pathetisch daher sprach, als sei er der Imperator persönlich. Iouna allerdings vermisste eine neutrale Haltung. Sie sprach Kals Unwissenheit laut aus. Gereizt. Ians Blick glitt zu der Telosianerin. Ein Ausdruck des Zornes hatte sich nun auf seinem Gesicht breit gemacht. Auch Kalans Blick war nun auf die Frau gerichtet, die allem Anschein nach noch immer nicht begriffen hatte, dass manche Sätze den Tod bedeuten konnte. Im Orden wurden Respektlosigkeiten sofort geahndet. Hier waren sie allerdings nicht im Orden. Hier galt das Gesetz Kalans. Wie töricht Iouna war, ihm so entgegen zu treten. Es sollte nicht ungeahnt bleiben, was sie gesagt hatte. Gewitterwolken zogen auf. Formatierten sich. Ian würde sicher nicht seine schützende Hand für Iouna erheben. Sie war nicht seine Schülerin. Davon abgesehen hatte Kalan jedes Recht sie zu bestrafen. Der Mann tat es. Neben der Dunkelheit war Angst zu spüren. Sie hatte die Selbstsicherheit Iounas im Keim erstickt. Eine milde Strafe die sie ertragen musste. Eine lächerliche Strafe dafür, dass sie einen Mann, der auf seltsame Weiße stärker wirkte als Iouna, provoziert hatte. Aber etwas stimmte nicht mit diesem Kalan. Ian hatte die dunkle Macht gespürt. Aber war sie tatsächlich direkt von Kalan ausgegangen? Wieder ermahnte eine leise Stimme den Apprentice Obacht walten zu lassen.

Kalan indes, richtete das Wort nun an den Apprentice um ihn auf die Respektlosigkeit seiner Schüler aufmerksam zu machen. Ausdruckslos blickte Ian den Mann an, der nun, wenn man es eng sehen wollte, ebenfalls respektlos gesprochen hatte. Konnte man, wenn man nur wollte, seinen Wortend en leisen Vorwurf entnehmen, Ian sei seiner Aufgabe als Meister, die durchaus das näherbringen von Demut uns Respekt beinhaltete, nicht nachgekommen.


„Ihr habt ihr eine Lektion erteilt“, erwiderte der Sith hingegen. Er ließ den anderen darüber im Glauben, dass Iouna ebenfalls seine Schülerin war.
Dann waren Schritte auszumachen. Hektische, näher kommende Schritte. Eien Frau tauchte im Blickfeld der kleinen Truppe auf, verbeugte sich tief. Kalan erhob erneut das Wort, als er von einer Feier sprach und Lord Covan erneut erwähnte. Eine Vision hatte also ihre Ankunft verraten. Worte, die man glauben konnte. Oder Worte, die trügerisch sein konnten. Die Frau stellte er nun auch vor. Sie würde ihre Dienerin sein. Ein Geruch von Schwäche haftete an ihr. Dieser Ort begann für Ian langsam unangenehm zu werden und obwohl sein Körper nach einer Pause lechzte, war Ian nicht sicher, ob er hier ruhen wollte. Wieder sprach der Mann von einer Feier. Ian verstand nicht um welches Fest es sich überhaupt handelte. Torryn fragte Irasi schließlich danach. Diese sprach von einer Gabe. Ian runzelte verständnislos die Stirn, als die Frau weitersprach. Jemand sollte sein Leben zugunsten des Glücks der anderen geben? Ein Übergang von dieser Welt in die Corvans? Die Augenbrauen des Sith schossen in die Höhe. Er hatte richtig verstanden. Aber was an seine Ohren gedrungen war klang schockierend. Abartig. Wie viel Ryll hatte man dieser Frau verabreicht? Ihr Verstand war völlig vernebelt. Überhaupt war die ganze Luft geschwängert von diesem ekelhaften Geruch des Rylls. Einen Moment starrte Ian die Frau an, dann wandte er seinen Blick zu Torryn und Iouna. Auch sie schienen bestürzt. Wer auch immer Lord Corvan war, alles was Ian bis jetzt gehört und gesehen hatte, verhieß nichts Gutes. Er hatte von wahnsinnigen Sith gehört. Aber das hier war viel mehr als Wahnsinn.


„Dieser Ort gefällt mir nicht“, richtete er an Endral und Lethe. Sie sollten schleunigst verschwinden. Das Misstrauen in Ian war gewachsen. Dieser Ort war eine Herberge der Gefahr. Dann wandte er sich an Irasi. „Wer wurde heute erwählt? Wie wird entschieden, wer der Übergeber ist?“ Er fixierte die Frau die unter seinem Blick zitterte. Ihr Zitter erinnerte ihn an seine eigene Schwachheit. Der Verstand der Frau war umnebelt von Drogen. Und Ians eigener Verstand war umnebelt von der Erschöpfung. Aber Ruhe, hier an diesem Ort? Wo die Wände praktisch „Gefahr“ flüsterten. „Flieh!“ schrien. Ein weiteres Problem tat sich auf. Wenn dieser Geruch in der Luft hing, die Luft praktisch schwängerte, würde das Ryll nicht auf Einfluss auf sie haben? Gerade wenn er schlafen würde. Die Atmung am tiefsten war. Ian schüttelte den Kopf. Aber weder die Müdigkeit, noch die Ratlosigkeit ließen sich vertreiben.
Er benötigte eine Pause. Wenn er sich einen Plan ausdenken wollte, musste sein Geist erst zur Ruhe kommen. Der Sith starrte zu seinem Schüler. Die Vermutung lag nahe, dass dieser über den Zustand seines Meister wusste.


„Mein Zustand gefällt mir genauso wenig“, gab Ian also zu. Es war sinnlos weiterhin den starken zu spielen. Er war ausgelaugt.


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Der kalte Schmerz und die von Kalan auf Iouna übertragene Angst ließen sofort nach, nachdem er seinen Blick von ihr abgewendet hatte. Er redete jetzt eifrig auf Ian ein. Nun spürte sie ein unangenehmes Knacken in ihrem versteiften Nacken, als sie zu Ian hinschaute. Ian Gesicht wirkte angespannt und kreidebleich in dem grellen Lichtstrahl. Im selben Augenblick, und es war, als ob er ihren Blick spüren würde, wandte er auch seinen Kopf in ihre Richtung. Dann musterte er sie eine Weile lang, streng, mit einem Blick voller Ekel und Hass. Wenn sie sich jetzt doch noch schnell zusammenreißen könnte, wenn sie ihm diesen Blick wenigstens spiegeln könnte. Einen ebensolchen Hass-Blick gegen seine Stirn hinwerfen, hinschleudern. Was wusste er denn schon von ihr. Was wusste er denn? Nichts. Wer gab ihm also das geringste recht, sie zu verurteilen. Sie zu hassen. Aber Kalans dunkle Kraft rauschte noch in ihren Ohren, verwischte die Gedanken, störte, drückte wie eine Faust auf die Luftröhre. Dagegen ähnelte Ians Blick gerade dem lustigen Kribbeln der winzigen Ungeziefer unter der Haut. Wie lächerlich dieser Dummkopf Kalan war. Ian aber war tausendmal lächerlicher.

Als sie dann eher instinktiv als bewusst, ihre Fingernägel in Torryns Handgelenk eindrückte, entriss er seine Hand ihr und packte sie am Unterarm. Für einen kleinen Moment senkte sie den Blick und betrachtete die Form seiner gespannten Knöchel. Fremd sahen sie aus und schön, diese weißen, perfekten Hügelchen. Unerwartet erwachte etwas Sehnsucht in ihr. Sie verteilte sich auf ihrer Haut wie Sonnenwärme. Dann spürte sie, wie unter dem Druck seiner Fingerkuppen die winzigen Gefäße unter ihrer Haut platzten. Seltsam genoss sie den Augenblick als ihr kühles Blut sich ins Gewebe ergoss. Ein schmerzlindernder Farbstoff unter der Hautschicht.

Rasend schnell ging ihr Puls hoch als Torryn sie an sich zog. Ein ersticktes Keuchen entwich ihr, als sie mit dem Gesicht gegen seine Brust anstieß. Sie atmete die Luft tief ein. Wie berauschend gut er doch roch, wie schon immer, sein Duft, viel zu gut, viel zu gefährlich für diesen falschen Moment. Und wenn auch nur für die Dauer von einer weiteren Sekunde, presste sie die Augen zusammen und berührte mit der Wange die kleine Stelle mitten auf seiner rechten Brust. Sie verhärtete sich. Ein kleiner Kürbiskern. Erstaunt über die überwältigende Kraft mit der ihr Körper plötzlich reagierte, hielt sie den Atem an… Wenn nur Ian nicht so laut, irgendwo in ihrem Hinterkopf, wie eine explosive Zeitbombe ticken würde. Sie öffnete die Augen und ihr Blick wanderte zwanghaft zu Torryns Mund, zu dieser rettenden Höhle, Schlucht, dieser ausgehöhlten Untiefe der Geborgenheit.
Verwirrt über sich selbst, über ihre Empfindungen, nahm sie Abstand von Torryn und bezwang sich wieder, Ian zu fokussieren. Nun so würde sie zur Besinnung kommen. Nur Ian war die wirkliche Wirklichkeit, in der sie sich befand. Das musste ihr endlich klar werden. In diesem Augenblick aber beugte sich Torryn zu ihr, verdeckte ihr die Sicht auf Ian, er beugte sich einfach zu ihr. So einfach war das. Und sein Atem auf ihrer Stirn fühlte sich warm und lebendig an.

„Du hättest tot sein können.“, flüsterte er. Als sich ihre Blicke trafen, sah sie genau, wie seine Pupillen sich weiten. Zwei kleine sternenförmige Lichtpunkte erschienen in ihnen. Noch unsicher wegen des Klanges seiner Stimme, noch mehr wegen der Bedeutung der Worte, vor allem wegen Torryns unerwarteter Nähe, drehte sie sich um und schaute verloren auf die Quelle des Lichts. Der Druck seiner Finger auf ihrem Unterarm wurde stärker und tat jetzt etwas weh. Eine kreisförmige bioluminiszierende Flechte spiegelte sich in seinen Augen. Faszinierend. Iouna sah wieder zu Torryn, zu diesen zwei leuchtenden Punkten, dann nickte sie leicht. Durchaus versuchte sie Kalan bewusst zu provozieren. Aber dass er sie töten wollte, glaubte sie nicht. Damals und vielleicht jetzt immer noch nicht. Schließlich hatte er sie sehr mild bestraft. Jetzt wussten sie alle, wie schwach Kalan war und dass er lediglich irgendwie in der Lage war, Corvans Macht anzuwenden. Offensichtlich steckte hinter seinen Plänen etwas anderes. Etwas größeres, wichtigeres als ihr lächerlicher Tod. Aber wenn doch, wenn Kalan sie doch töten wollen würde, wäre das schlimm, wirklich so schlimm? Und vor allem, für wen sollte das schlimm sein? Für sie ganz sicher nicht, für Ian nicht, und gerade für Torryn sollte es irgendwie egal sein. Alleine zu seinem Schutz, Selbstschutz, müsste es ihm egal sein. Es müsste. Unbedingt. ‚NA UND? Na und, ist das nicht egal? Nicht egal?’

Torryns Augen verfinsterten sich. Er konnte doch gar nicht in ihren Kopf hineinsehen. Er konnte ihre Gedanken nicht lesen. Ihr stockte der Atem, als plötzlich ein rauchiger Schatten über sein Gesicht zog, sich zu einer schwarzen Tierschnauze formte, wie einst. Wie schon oft, aber nicht oft genug für sie. Denn Tier löste in ihr das Gefühl der Vertrautheit. Die Verzehrende Sehnsucht nach ihm. Aber als die zornige Fratze urplötzlich gegen ihr Gesicht sprang, rasend vor Wut, mit den langen Stoßzähnen nach ihrem weißen Gesicht schnappte, so als ob sie sich in sie festbeißen wollte, schreckte sie doch zusammen, riss die Augen weit auf und sprang einen Schritt zurück. Torryn ließ ihren Arm los, beobachte sie aber aufmerksam. Iouna schüttelte den Kopf. Er sollte nicht denken, dass sie gerade Angst vor Tier hatte. Doch nicht vor Tier. Alles war gut.

Es war Torryn also nicht egal, ob sie streben würde? Warum, warum, warum. Das war ungerecht. Und die Angst tauchte jetzt doch noch auf. Angst um Torryn. Und Selbsthass. Und noch Ian-Hass. Warum musste Ian geboren werden? Wenn Ian all das über sie und Torryn erfahren würde. All das, was sie, all das, was sie eben erkennen musste, also was sie tatsächlich…für Torryn empfand, und wie wichtig er für sie geworden war, und dann, was er…vielleicht…auch erwiderte…, oder wenigstens, dass sie, Iouna, diese verfluchte Steinchenwerferin, für Torryn möglicherweise nicht ganz egal war, dann würde er sie beide töten. Ian würde Torryn hassen. Aber weder Ian, noch sonst jemand durfte Torryn hassen. Für einen Augenblick stiegen Iouna doch Tränen der Dankbarkeit für Torryn in die Augen. Und sie war froh über den Schatten, der ihr Gesicht verbarg. Sie wusste jetzt, ganz sicher, wenn Ian Torryn etwas antun würde, würde sie ihn töten. Oder sich selbst würde sie töten. Ohne zu zögern.

Dann hörte Iouna die krächzende Stimme Kalans. Eine Frau platzte mitten in den Gang herein, und lief stracks auf Kalan zu. Dann blieb sie vor Kalan stehen. Senkte demütig den Kopf und fiel auf die Knie vor ihm. Weich wirkte ihr Körper wie der einer Stoffpuppe. Irasi war ihr Name. Kalan befiel ihr das Trio zu ihrem Quartier zu bringen. Danach sollte die Twi’lek ihnen zu Diensten stehen. Kalans Stimme veränderte sich auf einmal, nahm einen bizarr fanatischen Klang an. Ein Fest würde stattfinden, den sie alle von dem Balkon dieses Quartiers beobachten würden, verkündete er feierlich. Ein Fest, das ausschließlich für sie, also für das Sith-Trio, organisiert wurde.

Endlich entfernte sich Kalan mit seinem Gefolge, Irasi blieb natürlich bei ihnen. Torryn unterbrach das Schweigen, wandte sich an Irasi und fragte nach dem Fest.
Eine Opfergabe würde es geben, erwiderte sie. Sie alle würden den Übergang in die Welt Corvans feiern. Sie selbst würde hoffen, als die nächste Opfergabe erwählt zu werden.

„Was sagst du da?“, stieß Iouna hervor und beugte sich zu der Twi’lek. Der Geruch von Ryll, süßlich und durchdringend stieg in ihre Nase. Irasi legte den Kopf auf die Schulter und lächelte. Dann trat sie von einem Fuß auf den anderen und summte leise. Auf einmal wurde Iouna die Absurdität der Situation bewusst und sie hatte Lust laut aufzulachen. Vielleicht sollte sie sich gleicht mit Irasi opfern. Die eine für eine Idee, sie für Ian. Wut stieg in ihr auf. Am liebsten würde sie die Frau an ihren Lekkus zerren, das dümmliche Köpfchen gegen die Wand schleudern. Aber Irasi wippte unbekümmert mit dem Oberkörper hin und her und schien zufrieden zu sein. Entweder war sie wie dieser Kalan geisteskrank, oder sie stand unter Drogen.
Iouna zuckte zusammen als Ians Stimme die Stille durchbrach. Er fragte die Twi’lek nach dem Opfer, wer erwählt worden war und wer der Übergeber wäre.


"Kalan hat bereits entschieden, habt ihr nicht die Glücklichen gesehen, die das Zeichen auf der Stirn tragen?" Irasi machte ein betrübtes Gesicht. "Ich hätte auch gerne das Zeichen." Ihr Blick war verklärt, als sie mit dem Sprechen fortfuhr. "Übergeber?" Irasi blickte verständnislos zu Ian. "Kalan lässt alle zu sich kommen, die er bereits mit dem Zeichen segnete. Dann wählt er aus. Kalan ist der Stellvertreter Lord Corvans und nur er weiß, was der Lord wünscht."

Nein, nein keine ‚Glücklichen’ hatte Iouna gesehen. Keine. Sie sah zu Ian. Ihre Blicke trafen sich wieder. Erschöpfung malte sich in seinem Gesicht, sonst nichts. Unerträglich war es, Ian so zu sehen. Tausendmal lieber seinen Hass spüren als seine Erschöpfung und seine anklagende Schwäche. Er müsste bald schlafen. Zu Kräften kommen. Erst dann würden sie überlegen, wann und wie sie Morla’un verlassen.

Dann zeigte Irasi auf die Treppe und setzte sich selber in Bewegung. Schweigend stiegen sie die stählerne Treppe hinauf. Bevor Irasi die Tür zum Quartier öffnete, drehte Iouna sich um. Ian stand direkt hinter ihr. Sie blickte direkt in sein Gesicht. Verlegen blinzelte sie, dann räusperte sie sich, um die Stimme wieder zu erlangen, und dann hasste sie sich für das unbeherrschbare Zittern in ihrer Stimme.
„Wenn ihr beide, euch ausruhen wollt, kann ich gerne am Ians Bett bleiben…wenn er sich dadurch sicherer fühlt…Ich, ich, bin nicht müde, ich, ich, brauche keinen Schlaf.“ Dann bezwang sie sich, in Ians Augen zu schauen.

[Ryloth - Nachtseite - Morla'un - Gänge - Torryn, Tier, Iouna, Ian, Irasi]
 
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[Ryloth - Nachtseite - Morla’un - ein Quartier - Torryn, Tier, Iouna, Ian, Irasi]


Ein merkwürdiges Gefühl der Bestürzung hatte Torryn ergriffen, als er diese Irasi beobachte, ihr zuhörte und ihr folgte. Eine Emotion, die einem harten, kalten Sith fremd sein sollte. Wie so vieles, das außerhalb theoretischen Lehrtexte stattfand.
Eigentlich war Torryn zu den Sith gegangen, um endlich Orientierung zu finden, um seine defizitäre Sozialisation hinter einer Lehre zu verstecken, die abseits gültiger Normen und Ethik funktionierte und geduldet, sogar respektiert wurde, wenn auch mit einem Hauch der Angst. Eigentlich.
Eigentlich hatte er sich die Bergung eines Kristalls als eine simpel geartete Aufgabe vorgestellt. Hinfliegen. Suchen. Fertig.
Dass die Suche nach dem Kristall nur den Vorwand für die Suche nach Glitteryll bildete, war die eigentliche Aufgabe. Die Sache mit Telos musste beendet werden, sicher. Aber auch das sollte erfüllbar sein.
Im Gegenteil. Nichts mehr war konstant, denn es gab neue Variablen, die sich als unberechenbar herausstellten.
Und dann war da noch Iouna. Die Frau, die sein Leben komplett aus den Fugen gehoben und nicht nur Beschützerinstinkte in ihm geweckt hatte.
Dieser Geisteskranke hatte eine Macht offenbart, die nicht von ihm ausging, aber genug vernichtendes Potential zeigte, um Iounas Körper grotesk zu verdrehen, um den letzten Hauch von Leben aus ihr heraus zu pressen. Kalan hatte es bei einer Demonstration belassen, die einen nicht minder starken Effekt bei Iouna hinterließ. Angst war eine mächtige Waffe. Eine todbringende. Eine qualvolle.
Torryn hätte ihr nicht helfen können, wenn es schlimmer gekommen wäre. Er war zu schwach. Was war er momentan? Ein Jammerlappen, der durch die pervertierte Vision einer ehemaligen Sklavengruppe stolperte, die ihren Wunsch nach Freiheit und Autonomität verwirklichen wollte, aber etwas erschuf, das einer dorgeninduziertem Wahnvorstellung nahe kam. Was gab ihm nun noch Kraft? Sein Meister hatte mit sich selbst zu kämpfen, was er auch offen zugegeben hatte. Iounas Physis schien zwar nicht ausgelaugt, aber ihre Psyche umso mehr. Sie waren nahe eines Abgrunds, der sie zu verschlingen drohte. Die Kante brach langsam weg und der freie Fall war nicht mehr weit. Nur Stärke half an diesem Ort weiter. Stärke, ein wertvolles Gut. Ein Gut, dass sich nicht mehr zweifelsfrei abrufen ließ. Tier war fern. Torryn zehrte nur noch von seinen Reserven, die sich aus seinem Willen zu überleben nährten. Und dem Gedanken daran, die Mission zu erfüllen. Die Prüfung. Überlebensinstinkt. Niedere Instinkte, die das eigene Überleben sichern sollten, die Kraft versprachen.

Torryn versuchte diese negativen Gedanken abzuschütteln, die ihn mit jedem Schritt begleiteten und damit auch jeden Schritt schwerer werden ließen. Er musste sich auf etwas anderes konzentrieren. Er schaute auf seine Stiefel und durch das Drahtgitter, dass jede einzelne Treppenstufe überzog, die er hinaufstieg. Sie mussten mittlerweile einige Stockwerke hoch gestiegen sein. Diese Frau, Irasi, die sie durch das stählerne, marode wirkende Treppenhaus führte, zeigte die Anzeichen des zerfressenen Verstandes, die dem jahrelangen Drogenkonsum zuzuschreiben waren. Das Leuchten in den Augen der jungen Frau, wenn sie zu ihnen schaute, täuschte auch nicht darüber hinweg, warum sie so agierte, aber sie war voller Enthusiasmus und Energie im Gegensatz zu ihnen. Auch die Worte, die sie mit Iouna gewechselt hatte, passten in das Bild, das sich ihnen hier bot. Kalan war ihr oberster Hirte, der unter seinen Schafen die Opfer scheinbar nach seinem Geschmack willkürlich auswählte, um sie dann lachenden Gesichtes zu opfern. Nicht nur er schien dabei zu lachen. Sie alle. Sie, die Gaben. Die Gaben des Wahnsinns. Eines Wahnsinns, der mit einem Namen verknüpft war. Corvan.

Was hier geschah, war sicherlich nicht die Absicht der Gründer dieses Refugiums gewesen. Aber was war hier nur passiert? Sinnlos Leben zu nehmen, wäre auch nicht der Weg eines Sith, hatte Meister Ian einmal gesagt. Was war der Sinn hier zu leben? Das Nachdenken bot eine willkommene Ablenkung von der alptraumhaften Kulisse, die sonst sein Denken beherrschte, seit sie hier angekommen waren. Puzzleteile. Was sich hier allerdings als Bild zusammenfügte, sprengte Torryns Vorstellungskraft. Er war überwältigt von den Eindrücken. Überwältigt davon, wie es Corvan gelungen sein musste, eine ganze Gesellschaft zu korrumpieren, zu pervertieren, die einst eine ganz andere Vorstellung ihrer Existenz in sich getragen hatte. Eine Vorstellung, wie sie in Kalans Bericht zu lesen war. Harik Kalan, imperialer Archäologe. Kalan, der geistesgestörte Oberpriester des Personenkultes um Lord Corvan. Eine signifikante Transformation. Wie?

Schweigend erklommen sie jede einzelne Treppenstufe. Einzelne Stockwerke innerhalb des Wracks eines alten, ausgeschlachteten Frachters, dessen Hülle langsam von den Flechten überwucherte wurde, die die Substanz zerfraßen wie das Ryll die Einwohner. Glücklicherweise lag nur der Geruch in der Luft, so dass sie nicht auch noch unter diesen ungesunden Drogeneinfluss gerieten. Torryn packte an seinen Rucksack. Proviant. Unverseucht.
Irgendwann waren sie am Ziel. Torryn hatte die Übersicht verloren, wie viele Stufen sie hinauf gestiegen waren. Irasi blieb vor einer Tür stehe. Hier wurde die Primitvität deutlich mit der die Enklave lebte. Nur wichtige Systeme wurden offensichtlch gewartet oder repariert. Die Tür zum Quartier war nichts weiter, als eine zusammengeschweißte Platte aus Stahlblech, die immerhin in einer Schiene ruhte, so dass man sie als Schiebetür benutzen konnte. Relativ leichtgängig schien sie zu sein, als Irasi die Platte zur Seite schob und sich damit der Zugang zu ihrem Quartier öffnete. Iouna machte einen Vorschlag, der weder von Torryn noch seinem Meister kommentiert wurde. Sie mussten erst einmal alleine sein. Torryn machte nur ein Zeichen, dass Iouna den Raum betreten solle. Sie ging hinein, gefolgt von Meister Ian, der Torryn zunickte. Torryn erwiderte und blieb kurz im Treppenhaus stehen.


„Dein Meister sagte, dass du uns Decken holen sollst. Hole sie und lege sie vor die Tür. Wir wollen nicht gestört werden, denn wir wollen uns ausruhen, so wie es dein Meister sagte. Und du willst ihn doch nicht enttäuschen, oder?“

Torryn kam sich vor, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen, so wie Irasi ihn ansah. Ihre großen Augen, die ihn so unschuldig und unbekümmert anblickten. Er war angewidert und das schlug sich auch in seiner Stimmer nieder. Irasi zuckte zusammen und verneigte sich mehrmals.

„Ja, Herr. Ich werde es tun, wie der Meister befahl. Ja.“

Sie eilte davon und Torryn schüttelte den Kopf, als er das Quartier betrat und die Tür hinter sich zu zog. Die Einrichtung des Raumes entsprach dem, was sich Torryn vorgestellt hatte, ein einfaches Feldbett, zwei einfache Stühle, wie sie sich im Aufenthaltsbereich eines jeden Raumschiffs befanden. Ein ebenso simpler Tisch und eine Wand, in die ein großer Durchgang geschweißt worden war, aber so, dass man ihn herunter gebogen hatte, um den Boden für eine Art Vorsprung zu schaffen. Der Vorsprung war mit dünnen Stahltrassen gesichert, die auch nicht gerade stabil wirkten. Und überall an den Wänden wucherten diese Flechten, die dieses gelbliche Licht absonderten. Krankes Licht. Wie alles hier.
Ein Lichtblick war der einzelne Leuchtkörper, der an der Decke hing und gegen die Flechten anstrahlte, was die Ausleuchtung des Raumes noch unwirklicher gestaltete. Jedenfalls schien es hier Elektrizität zu geben. Torryn zog sein Katar hinter dem Rücken hervor und fuhr damit über die Schiene der Tür, nach einer Weile fand er einen geeigneten Punkt, schob das Katar in die Schiene und verkeilte die Tür. Ungestört sollten sie bleiben. Jedenfalls für einen Moment.
Der Rucksack fiel zu Boden, als er ihn von den Schultern nahm. Torryn sank mit dem Rücken an der stählernen Schiebetür herunten, wobei er jede kantige Schweißnaht spürte, die sich durch seine Kleidung drückte. Er saß mit angewinkelten Knien, angelehnt an der Tür. Ein Moment der Ruhe. Trügerischer Ruhe.
Jetzt erst antwortete er Iouna.


„Mir wäre sehr damit geholfen.“

Torryn nahm einen Nahrungsriegel und etwas Wasser aus dem Rucksack. Das Wasser erfrischte ihn und er reichte die Flasche an Ian, bevor er etwas von dem Nahrungsriegel abbiss.

„Wer müssen alles rationieren. Alles, was hier passiert, ist krank. Ich verstehe nur nicht, was hier passiert ist. Der Bericht. Harik Kalan. Das las sich anders, als das, was wir hier vorfinden. Kalan ist vollkommen verrückt. Ist euch auch aufgefallen, dass die Macht nicht von ihm kommt?“

Merkwürdig. Bisher hatte er alles allein schaffen können. Bis zu diesem Punkt. Sein Meister war wahrscheinlich derjenige, der dieser wahrgewordenen Halluzination eines Irren Herr werden konnte. Alles war anders gekommen. Variablen.

„Meister, was sollen wir tun?“

Eine Frage, die sich in dem Raum ausbreitete und nicht die Zuversicht einer erlösenden Antwort in sich barg.


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