Unwort des Jahres

Steven Crant

Baron von Cirrus & Ex? von der Baumknutscherin
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Moin,

1991 gab es das Erste und auch heute wurde wieder ein Wort zum "Unwort des Jahres" 2013 gewählt.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat diesen Negativpreis dieses mal an das Wort "Sozialtourismus" verliehen.
Sozialtourismus wurde gewählt, da laut der Jury damit gezielt Stimmung gegen Zuwanderer, insbesondere aus Osteuropa gemacht wurde.

Was haltet ihr von dem Unwort 2013? Findet ihr, dass es bessere Kandidaten gegeben hätte für Platz 1?
Mein Unwort des Jahres wäre "Supergrundrecht" (auf Sicherheit) gewesen, welches von Ex-Innenminister Friedrich als Rechtfertigung für die Massenüberwachung/Spionage von deutschen Bürgern genutzt wurde.




Ich habe mal einen neuen Thread eröffnet, damit auch die zukünftigen Unwörter hier diskutiert werden können (Es gab nur einen für 2004 und sonst nur PSW-Unwörter)


Zeit.de Sozialtourismus
 
Hier mal die Liste der bisherigen Unwörter der Jahre

Wikipedia schrieb:
  • 2013 Sozialtourismus
  • 2012 Opfer-Abo
    Jörg Kachelmann äußerte anderthalb Jahre nach seinem Freispruch die Ansicht, dass Frauen in der Gesellschaft ein „Opfer-Abo“ hätten. Die Jury kritisierte den Begriff dafür, dass er Frauen „pauschal und in inakzeptabler Weise“ unter den Verdacht stelle, sexuelle Gewalt zu erfinden und damit selbst Täterinnen zu sein.
  • 2011 Döner-Morde
    Der Ausdruck stehe prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde. Durch die Reduktion auf ein Imbissgericht würden die Opfer der Morde in höchstem Maße diskriminiert und ganze Bevölkerungsschichten aufgrund ihrer Herkunft ausgegrenzt.
  • 2010 alternativlos
    Das Wort suggeriere sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art seien 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohten, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.[13]
  • 2009 betriebsratsverseucht
    Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen störe zwar viele Unternehmen; Betriebsräte als Seuche zu bezeichnen, sei indes „ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen“.[14] (bekannt wurde der Begriff durch seine Verwendung in der ARD. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Baumarktkette Bauhaus wird er von Abteilungsleitern der Baumarktkette gebraucht, wenn Mitarbeiter aus einer der drei Filialen mit einem Betriebsrat in eine ohne wechseln wollen)[15][16]
  • 2008 notleidende Banken
    Der Begriff stelle das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise auf den Kopf. Während die Volkswirtschaften in ärgste Bedrängnis geraten seien und die Steuerzahler Milliardenkredite mittragen müssten, würden die Banken, durch deren Finanzpolitik die Krise verursacht worden sei, zu Opfern stilisiert.[17]
  • 2007 Herdprämie
    Abwertende Bezeichnung für Geld, das Eltern erhalten sollen, die ihre Kinder zuhause selbst auf- und erziehen und nicht in einer Kindertagesstätte betreuen lassen wollen – als negativer Gegensatz zur Berufstätigkeit statt alleiniger Kindererziehung.
  • 2006 freiwillige Ausreise
    Bezieht sich darauf, dass viele abgelehnte Asylbewerber vor einer drohenden Abschiebung „freiwillig“ in ihre Heimat zurückkehren. Tatsächlich hätten sie aber keine andere Wahl.[18]
  • 2005 Entlassungsproduktivität
    Gewinne aus Produktionsleistungen eines Unternehmens, nachdem zuvor zahlreiche für „überflüssig“ befundene Mitarbeiter entlassen wurden.
  • 2004 Humankapital
    degradiert Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen
  • 2003 Tätervolk
    grundsätzlich inakzeptabler Kollektivschuldvorwurf; als möglicher Vorwurf gegen Juden von Martin Hohmann gebraucht
  • 2002 Ich-AG
    Reduzierung von Individuen auf sprachliches Börsenniveau.
  • 2001 Gotteskrieger
    Selbst- und Fremdbezeichnung der Taliban und al-Qaida-Terroristen.
  • 2000 national befreite Zone
    Zynisch heroisierende Umschreibung einer Region, die von Rechtsextremisten terrorisiert wird, damit sie "ausländerfrei" wird.
  • 1999 Kollateralschaden
    Verharmlosung der Tötung Unschuldiger als Nebensächlichkeit; NATO-offizieller Terminus im Kosovo-Krieg.
  • 1998 sozialverträgliches Frühableben
    In einer öffentlichen Erklärung zynisch wirkende Ironisierung; Karsten Vilmar.
  • 1997 Wohlstandsmüll
    Umschreibung arbeitsunwilliger wie arbeitsunfähiger Menschen; Helmut Maucher, Nestlé.
  • 1996 Rentnerschwemme
    falsches, angstauslösendes Naturbild für einen sozialpolitischen Sachverhalt
  • 1995 Diätenanpassung
    Beschönigung der Diätenerhöhung im Bundestag
  • 1994 Peanuts
    abschätziger Bankerjargonismus; Hilmar Kopper
  • 1993 Überfremdung
    Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern
  • 1992 ethnische Säuberung
    Propagandaformel im ehemaligen Jugoslawien
  • 1991 ausländerfrei
    fremdenfeindliche Parole in Hoyerswerda, siehe Ausschreitungen von Hoyerswerda

Das diesjährige Wort steht also in einer langjährigen Tradition. Wie die Beispiele ausländerfrei, Überfremdung und sozialverträgliches Frühableben zeigen. Viel zu lernen scheinen unsere Politiker allerdings nicht aus ihrer verbalen Inkontinenz.

Ich würde übrigens zustimmen, dass die Phrase Sicherheit ist ein Supergrundrecht auch eher zu meinen Favoriten gehört hätte. Schon allein die Vorstellung ein Grundrecht über das Andere zu Stellen, wenn Sicherheit nicht mal wirklich ein definiertes Grundrecht ist.
Erscheint einem schon fast wie auf der Farm der Tiere, wo einige Tiere Gleicher als Andere seien...

Aber dem Schweizer Unwort, systemrelevant kann ich auch nur zustimmen. Diese Wort ist auch etwas das ich schon lange nicht mehr hören kann, spätestens aber seit der Bankenkrise auf Zypern.
 
Ich würde übrigens zustimmen, dass die Phrase Sicherheit ist ein Supergrundrecht auch eher zu meinen Favoriten gehört hätte. Schon allein die Vorstellung ein Grundrecht über das Andere zu Stellen, wenn Sicherheit nicht mal wirklich ein definiertes Grundrecht ist.

Vor allem das in diesem Zusammenhang so zu formulieren grenzt fast schon an veralbern der Bevölkerung.
Wahrscheinlich werden dann in Zukunft beliebig die Supergrundrechte ausgetauscht oder es wird einfach ein neues Superlativ gefunden.
Das Superübergrundrecht auf Meinungseinschränkung. :p
 
Es ist ja schön und gut das Unwörter gewählt werden.Aber hat dieses Theater auch einen Sinn?

Edit: Hat sich erledigt,ich hab mir den ersten Beitrag durchgelesen.
 
Ich finde Gutmensch noch ein wenig passender als Wirtschaftsflüchtling. Auch wenn beide, zur Zeit ziemlich inflationär und pauschalisierend genutzt werden..
Bei FB ist es ja mittlerweile fast schon Standard, dass jeder der nicht zu 100% gegen Flüchtlinge ist, als Gutmensch betitelt wird.

Auch wenn beide Worte als Kampfbegriffe genutzt werden, zeigt Gutmensch und sein Gebrauch, doch noch einmal mehr, dass die Diskussion zur Zeit wenig ausdifferenziert von vielen nur noch in Schwarz und Weiß geteilt wird.
 
Finde ich super! :D Ich kann Gutmenschen nämlich auch nicht ausstehen.

Mal zur Erklärung warum es dieses Jahr Gutmensch ist.
2015 Gutmensch
Als „Gutmenschen“ wurden 2015 insbesondere diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen. Mit dem Vorwurf „Gutmensch“, „Gutbürger“ oder „Gutmenschentum“ werden Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert.[13]
https://de.wikipedia.org/wiki/Unwort_des_Jahres_(Deutschland)

Gutmensch wäre übrigens bereits 2011 bereits fast Unwort des Jahres gewesen.

Hier noch der Spiegelartikel zum Unwort 2015
Mit der Wahl des Unwortes des Jahres wollen die Wissenschaftler das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern, wie es auf der Webseite der Aktion heißt. Das Unwort des Jahres solle "den Blick auf sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen im öffentlichen Sprachgebrauch" lenken. Mehr als 1600 Einsendungen mit über 600 Vorschlägen waren eingegangen. Das Wort "Gutmensch" wurde am dritthäufigsten eingesendet.

Die Unwort-Jury setzt sich aus vier Sprachforschern und einem Journalisten zusammen. Zudem beruft sie im jährlichen Wechsel ein weiteres Mitglied aus dem Kultur- und Medienbetrieb. In diesem Jahr stimmte der Kabarettist Georg Schramm mit ab.
 
Ich finde Gutmensch noch ein wenig passender als Wirtschaftsflüchtling. Auch wenn beide, zur Zeit ziemlich inflationär und pauschalisierend genutzt werden..
Bei FB ist es ja mittlerweile fast schon Standard, dass jeder der nicht zu 100% gegen Flüchtlinge ist, als Gutmensch betitelt wird.

Auch wenn beide Worte als Kampfbegriffe genutzt werden, zeigt Gutmensch und sein Gebrauch, doch noch einmal mehr, dass die Diskussion zur Zeit wenig ausdifferenziert von vielen nur noch in Schwarz und Weiß geteilt wird.

Andererseits wird man direkt in die rechte Ecke gestellt ,wenn man dem Thema nicht so viel positives entnehmen kann.
 
Andererseits wird man direkt in die rechte Ecke gestellt ,wenn man dem Thema nicht so viel positives entnehmen kann.

In die rechte Ecke stellen sich viele ganz allein, in dem sie sich schlicht fremdenfeindlich bzw. äußerst undifferenziert äußern.

Was das Unwort angeht: Ich dachte ja Gutmensch wäre auch schon längst mal Unwort gewesen. Meines Erachtens nach könnte man auch Begrifflichkeiten wie Hater dazu packen. Das ist vielleicht nicht so politisch, wird als Kampfbegriff aber ebenfalls inflationär benutzt und vergiftet die Diskussionskultur abseits der Politik nicht weniger.
 
Hier ein etwas älterer Artikel zu der Frage "Gutmensch" vs. "guter Mensch".

http://www.zeit.de/2009/53/DOS-Gutmensch/komplettansicht

Seht ihr einen Unterschied zwischen "Gutmensch" und "guter Mensch"?

Das hält natürlich dennoch viele nicht davon ab gute Menschen generell als Gutmenschen zu betiteln. Und das ist imho genau der Punkt, wieso es das Unwort geworden ist.

Wir haben auch ein paar Leute in der Gemeinde die ehrenamtlich im Flüchtlingsheim helfen. Zwei davon posten bei FB jeden noch so kleinen Mist, der noch so selbstverständlich ist, um sich dafür selbst zu feiern und gefällt mirs zu sammeln.
Das wären nach Definition ja dann Gutmenschen, die anderen gute Menschen?

Wobei ich mir denke, so lange sie etwas Gutes tun, lasst sie sich doch selbst feiern. :zuck:
Sowas gab es immer und wirda immer geben..
Wenn ich sowas mache, mache ich es nicht um mich mit anderen zu vergleichen.
 
Hier ein etwas älterer Artikel zu der Frage "Gutmensch" vs. "guter Mensch".

http://www.zeit.de/2009/53/DOS-Gutmensch/komplettansicht

Seht ihr einen Unterschied zwischen "Gutmensch" und "guter Mensch"?
Guter Beitrag. Nach meinem Verständnis geht der Unterschied sogar noch viel weiter. Der "Gutmensch" stellt sich in niemandes Dienst. Das ist ein reiner Umverteiler bzw. Umerzieher wie Claudia Roth, der die Gesellschaft nur aus persönlichem Geltungsdrang heraus um eine möglichst politisch korrekte Meinung "bereichert". Ein zusätzlicher Nutzen wird da nirgendwo generiert. Und wenn man "Gutmensch" als an falscher Stelle gebrauchte Verunglimpfung ansieht, müsste man genauso das Äquivalent dazu, "besorgter Bürger", als Unwort in Betracht ziehen. Im Endeffekt ist dieses Unwort-Gedöns sowieso immer nur eine billige Meinungsmache von Leuten mit Bullshit-Jobs, die man sofort wegrationalisieren könnte. Dass wir für so was Kapazitäten haben, zeigt, dass es uns noch viel zu gut geht.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das Unwort des Jahres 2016: Volksverräter
[oder immer Montags in Dresden: Volksfahrräder]

Und damit haben bestimmte Gruppierung nun schon zum dritten Mal in Folge ihren Platz auf der Unwortliste verteidigt.
 
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