Gute Geschichten mit Mary Sues?

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riepichiep

Gast
Einige Leute nutzen ja den Begriff "Mary Sue" generell abwertend, um einen Charakter zu beschreiben. Das wird aber in meinen Augen der Sache nicht ganz gerecht.

Nun könnte man anmerken, dass "Mary Sue" bewusst ein FanFiction-Phänomen ist und damit per definition nicht von Originalautoren sein kann.

Aber stellen wir uns mal kurz auf die Seite derer, die meinen, auch ein Erschaffer einer Welt könnte damit Mary Sues erschaffen.

Ist dies immer schlecht? Ich behaupte nein: Es gibt gute Geschichten und gute Bücher, obwohl (oder weil?) ein Hauptcharakter eine Mary Sue ist.

Spontan fällt mir da Karl May und sein alter Ego Old Shatterhand / Kara Ben Nemsi sein. Old Shatterhand ist jung, unerfahren - und doch sofort weiser und schlauer als alle seine Lehrmeister. Er schafft es schnell, Kontakt zu den Indianern aufzubauen usw. usw.

Welche anderen guten Geschichten (Filme/Bücher/Comic) mit Mary Sue-Inhalten fallen euch noch ein?
 
Interessantes Thema! Ich bin, so wie du, der Meinung, dass Mary Sue und eine gute Geschichte sich nicht unbedingt ausschließen müssen.

Und letztendlich ist es ja doch so, wenn ich so über diverse Geschichten oder Filme nachdenke, dass den meisten Hauptfiguren doch der ein oder andere Fehler unterläuft, auch, wenn es meistens eher eine Kleinigkeit ist. Aber ein Charakter, dem wirklich rein überhaupt nichts misslingt, will mir auf Anhieb nicht einfallen, daher gehe ich von Mary Sues aus, die auch ihre kleinen Patzer hatten :D Hier mal ein paar Charaktere, die ich als Mary Sue sehen würde (und deren Geschichten und Filme mir aber gefallen, im Einklang mit dem Threadtitel):

- Bilbo Beutlin ("Der Hobbit"). Wie es im Buch war, weiß ich nicht mehr genau, aber in der Filmreihe fällt mir spontan kein größerer Fauxpas ein, sondern im Gegenteil kommt er eigentlich doch fast überall recht gut durch.

- James Bond. Gut, in den neueren Filmen wird er teilweise etwas erdiger dargestellt, doch in den alten Filmen größtenteils ein ziemlicher Gary Stu. Bekommt so gut wie jede Frau ab und begibt sich mit Anzug, Krawatte und einer kleinen Walther PPK ins Kampfgebiet, ohne sich eine Kugel einzufangen.

- Barney Ross ("The Expendables"). Trifft neben dem Expendables - Anführer Barney Ross (Sylvester Stallone) eigentlich auf die meisten Mitglieder seines Teams zu, welches sich zu Fünft durch endlose Horden von Gegnern ballern und kämpfen kann und alle relativ leicht umnietet.


Das sind die, die mir gerade einfallen, es gibt jedoch sicher noch viele mehr. Wenn mir noch mehr einfallen, ergänze ich gerne :)
 
Nun könnte man anmerken, dass "Mary Sue" bewusst ein FanFiction-Phänomen ist und damit per definition nicht von Originalautoren sein kann.

Der Begriff kommt aus der Fan Fiction, die Definition beschränkt sich aber nicht auf Fan Fiction. Geht auch überhaupt nicht, schließlich zielt der Begriff auf das Writing eines Charakters und das geschieht ja überall wo Geschichten geschrieben werden. Darüber hinaus sind auch Fan Fiction Autoren Originalautoren, schließlich schreiben sie ja zumeist eigenständige Geschichten.

Ansonsten: Ich denke nicht, dass eine Mary Sue eine gute Geschichte ausschließen muss aber sie macht sie auch nicht gerade attraktiver. Das Beispiel Karl May bspw. klingt jetzt nur mit Old Shatterhands Beschreibung ziemlich langweilig und spannungsarm. Ich habe selbst kein Karl May Buch gelesen aber mit so einer Beschreibung, hätte ich da jetzt auch kein Bock drauf, weil der Charakter nach der Beschreibung ziemlich unsympathisch ist. So sind dann einige Geschichten eher trotz Mary Sue gut und könnten vielleicht sogar viel besser sein, ohne sie.
 
@Seth Caomhin: ich hab das Gefühl, dass du exakt bis zu dem Satz gelesen hast, den du zitiert hast. Der danach scheint dir schon gar nicht mehr aufgefallen zu sein.

@Admiral X: Genau solche Geschichten/Figuren meine ich.

Spontan frage ich mich, ob nicht auch die Legende von "Robin Hood" so betrachtet werden kann - er ist zwar ein Outlaw, aber alle (außer dem bösen Sheriff) lieben ihn und am Ende kriegt er sogar Marian (die je nach Version königliches Blut in sich hat)

Da es natürlich zu dem Begriff "Mary Sue" keine wirkliche Definition gibt, kann es wahrscheinlich auf (fast) jeden Helden einer Geschichte angewendet werden ...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Meiner Meinung nach lebt eine Geschichte von ihren Charakteren. Dementsprechend kann ich mit einer Mary Sue bzw. einem Gary Stu nicht viel anfangen, weil es dann doch zu sehr knabbert. So habe ich beispielsweise Elric von Melniboné dann doch aufgrund der Hauptfigur - und deren Hang zum Mary Sue-sein - eher lustlos gelesen als ich nach der zweiten oder dritten Herausforderung den Trick ("Der Zauberspruch/Pakt der Woche") erahnt habe. Nein, passt aus meiner Sicht somit leider nicht zusammen.

Grüße,

Aiden
 
Bilbo Beutlin als Marry Sue zu deklarieren, nachdem sich Tolkien speziell in anderen Figuren seines Eposes spiegelte (auf seinem und dem Grab seiner Frau steht nicht umsonst "Beren und Luthien") ist ja schon ne Frechheit... aber was solls...
 
Bilbo Beutlin als Marry Sue zu deklarieren, nachdem sich Tolkien speziell in anderen Figuren seines Eposes spiegelte (auf seinem und dem Grab seiner Frau steht nicht umsonst "Beren und Luthien") ist ja schon ne Frechheit... aber was solls...

Wusste ich nicht und war nicht dazu gedacht, frech zu sein.

Ich meinte rein von filmischer Ebene her betrachtet, wo mir persönlich gerade einfach kein großer Misserfolg des Bilbo einfällt. Natürlich kann man da aber geteilter Meinung sein.
 
Also projeziert Jackson sein Wesen in Bilbo? Ich glaube nicht, nein...

Auch wenn hier gesagt wurde, dass es keine Definition für eine Marry Sue gibt: es gibt sie doch und unter anderem besteht eine Marry Sue aus der in die Geschichte projezierte Persönlichkeit des Autoren. Und da ist Shatterhand und Karl May komplett korrekt, Bilbo mit Tolkien oder Jackson so rein gar nicht, nein...
 
@Minza

Habe ich nie behauptet.

Ich denke, das Problem ist, dass du und ich den Begriff "Mary Sue" von verschiedenen Standpunkten aus sehen. Deine Sichtweise, dass es einen Projektion des Autors ist, war mir vollkommen neu und ich respektiere das. Nur habe ich den Begriff eben vollkommen losgelöst von den dahinter stehenden Autoren oder Regisseuren gesehen, also losgelöst insofern, dass der Autor/Regisseur nicht zwingend seine Persönlichkeit hineinprojiziert. Im Umkehrschluss würde dies ja bedeuten, dass ich mir stets erst ein fundiertes Hintergrundwissen über den Schöpfer der Figur aneignen muss, um sie als Mary Sue sehen zu können, oder nicht. Ich respektiere es, wenn du das machst, ich bezog mich aber rein auf die Ebene des Charakters an sich, unabhängig vom Hintergrund. Entsprechend konnte ich den Charakter nur anhand seiner selbst beurteilen und ich denke nicht, dass das ein Thema ist, wo nur eine Sichtweise vollends korrekt ist.
 
Ich respektiere es, wenn du das machst, ich bezog mich aber rein auf die Ebene des Charakters an sich, unabhängig vom Hintergrund. Entsprechend konnte ich den Charakter nur anhand seiner selbst beurteilen und ich denke nicht, dass das ein Thema ist, wo nur eine Sichtweise vollends korrekt ist.

Ach so... dann definiere ich jetzt auch einfach Sachen um und ab jetzt sind Raben meine Lieblingsfische. Ich respektiere, wenn du sie als Vögel siehst, aber die Sichtweise muss ja auch nicht vollends korrekt sein.

:konfus:

Der ganze Begriff basiert auf einer Star Trek FanFiction, in der sich die Autorin als der Charakter "Marry Sue" zu einem wandelnden Superhelden mutierte, Kirik, Bones und Spock zugleich befreundete und beeindruckte und schließlich für sie ihr Leben opferte.
Seither sind Marry Sues eben die ganzen kleinen Autoren, die in ihren eigenen Geschichten wandern. Wie ein Talon Karrde (der auch nur ein Tim Zahn ist und dabei äußerst doof wirkt)...
 
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Ich glaube fast, dass es hier sehr unterschiedliche Auffassungen des Begriffes Mary Sue gibt, kann das sein? Icebär spricht von einem Außenseitercharakter. Ich bin nach meinem Kenntnisstand immer von einem allseits beliebten Charakter ohne nennenswerte Schwäche ausgegangen.

Bilbo Beutlin passt für mich nicht in dieses Raster, denn Schwächen hat er ja genug. Er wächst in den Filmen durch seine Abenteuer.
 
Ich glaube fast, dass es hier sehr unterschiedliche Auffassungen des Begriffes Mary Sue gibt, kann das sein? Icebär spricht von einem Außenseitercharakter. Ich bin nach meinem Kenntnisstand immer von einem allseits beliebten Charakter ohne nennenswerte Schwäche ausgegangen.

Jo, sind meist Außenseitercharaktere (weil das entspricht ja der Hintergrundgeschichte der meisten FF-Autoren :D), die sich dann zu Helden empor schwingen, um den Tag zu retten.

Und mir muss auch erstmal eine gute Geschichte gezeigt werden, in der eine Marry Sue in ihrer Ursprungsbedeutung (!) die Hauptrolle übernimmt... außer natürlich PnP Rollenspielabenteuer, die leben davon, funktionieren aber vollends anders :braue
 
Genaugenommen meinte ich eine ganz bestimmte Situation, in der sich der Protagonist wiederfindet: Alle lieben ihn. Diese eindimensionale Charakterisierung geht laut Definition auf die mangelnden literarischen Fähigkeiten des Autors zurück, sowie auf dessen idealisiertes Selbstbild.

Bei Mary und Gary ist der Autor selbst bereits ein Stereotyp.
 
Ich glaube fast, dass es hier sehr unterschiedliche Auffassungen des Begriffes Mary Sue gibt, kann das sein? Icebär spricht von einem Außenseitercharakter. Ich bin nach meinem Kenntnisstand immer von einem allseits beliebten Charakter ohne nennenswerte Schwäche ausgegangen.

Das ist es ja und ich sehe auch nicht, was an einer anderen Auffassung derart schlimm ist, dass man gerade krampfhaft versucht, meine Sichtweise als kategorisch falsch darzulegen. Meines Wissens nach ist der Begriff nicht eindeutig definiert und insofern eben bis zu einem gewissen Grad Interpretationssache, was an sich eine Grundlage für einen interessanten, sachlichen Diskurs liefern würde.

Wenn aber versucht wird, alles, was ich sage, irgendwie ins Lächerliche zu ziehen, wie es wohl gerade der Fall ist, werde ich mich ab jetzt aus der Diskussion raushalten. Ich diskutiere immer gerne auf einem angenehmen Niveau, aber das wird mir gerade zu anstrengend und wirkt auf mich zu sehr nach "unbedingt recht haben wollen". Insofern würde ich vorschlagen @Minza wir einigen uns darauf, dass wir uns uneinig sind und auch nicht werden. Alles andere bringt denke ich hier niemanden weiter.
 
Da du mir eh grad vorwirfst, die Diskussion sabotieren zu wollen, nur weil ich einen Bilbo weder als Spiegel eines Tolkiens noch eines Jacksons sehen möchte, wäre alles andere rausgeworfene Zeit, stimmt...
 
Ah ok, ich hab mich da auf einige Artikel zu dem Synonym im Netz bezogen. Dort war meist von im Mittelpunkt stehenden meist weiblichen (hübschen) Charakteren die Rede, welche von fast allen geliebt wird und fast ohne Fehl und Tadel daher kommt. Das widerspricht für mich irgendwie dem typischen Außenseiter.

Edit: Ok verstehe Icebär jetzt so, dass sich der Begriff Außenseiter eher auf den Autor und nicht auf den Charakter selbst bezieht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach ja? Dann schau dir mal Twilight und Co an... die sind immer aus irgendeinem Grund Außenseiter und dennoch hübsch, so dass sich gleich mehrere männliche Figuren um sie rangeln können ;)

Und auch klassische FFs wimmeln von einsamen Wölfen und von der Gesellschaft gebeutelten Schönheiten, die ihre Familie rächen wollen oder [fügen sie hier klassische Motivationsmittel oder die gängige Amnesie ein]... gna...
 
Widerspricht sich das nicht? Kann man im Mittelpunkt stehen, übermäßig beliebt sein und gleichzeitig der Definition des Außenseiters entsprechen?

Man kann sich eventuell selbst so sehen bzw. als Außenseiter fühlen. Die Frage ist, sehen einen die Andere so?
 
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