Tagespolitik allgemein

Diesen Vorwurf kann man aber auch anderen Staaten machen. Dies ist kein Problem der Türkei alleine.

Nie behauptet, doch allein schon wegen ihrer geographischen Lage und der NATO-Mitgliedschaft kommt ihr eine Schlüsselstellung zugute, die sie schamlos ausnutzt.

Wie ich es sehe waren die Dinge nur Reaktionen der Türkei auf Aktionen der PKK.
Egal was von linker Seite über ihre Genossen von der PKK gesagt wird,diese Partei wird nicht umsonst von der EU und den USA als Terroristische Vereinigung betrachtet und ist in den meinsten Staaten verboten.Das hat schon seinen Grund.

Man muss die PKK und ihre Ideologie weder mögen, noch ihre Aktionen rechtfertigen. Fakten muss man allerdings anerkennen. Und diese besagen nun einmal, dass die Lage der kurdischen Minderheit in der Türkei, insbesondere vor 1984 (dem Beginn der gewaltsamen Aktionen der PKK) schlicht und einfach grauenvoll war (diverse Reportagen allein westdeutscher Journalisten aus diesem Gebiet in den Jahrzehnten des Kalten Krieges sprechen Bände, wem die beteiligten Seiten zu parteiisch sind); da wurden beispielsweise Leute in Massen umgebracht, deportiert, vergewaltigt, vertrieben, wenn sie bereits im Verdacht standen, dem kurdischen Nationalismus zu frönen - also dem Nationalismus einer Ethnie, die es laut offizieller Staatsdoktrin nicht einmal gab! Man erklärte diese autochthone Minderheit in deren eigenen Land zu Fremden und verbot ihre Sprache. Da ist es logisch, dass es Gegenwehr geben musste. (Zum Vergleich: Für die Palästinenser wird Wind betrieben, obwohl die PLO Olympia, zahlreiche Passagierflugzeuge und Einrichtungen ziviler Natur quer über die Welt verstreut attackiert hat.)

Unter der AKP gab es Lockerungen, vor allem aufgrund des Drucks der EU und Erwägungen der Partei, die konservativ-sunnitischen Kurden als Wähler zu gewinnen; die Situation der Gruppe als solches ist jedoch nach wie vor kritisch und weit weg von menschenwürdigen Verhältnissen, auch wenn ein anderes Bild vorgegaukelt wird.

Dass konservative Muslime angesichts der Erfolge der YPG und deren alternativem Gesellschaftsmodell die Hosen voll bekommen haben, während dem IS an der Grenze keine Beachtung geschenkt wurde, ist wieder eine andere Story.
 
Es mag nicht alles Gold gewesen sein was glänzt in der Türkei was die Behandlung der Kurden betraf. Aber den bewaffneten Kampf und den Terror hat die PKK begonnen.Und sie hat sich nie vom terror losgesagt.
 
Es mag nicht alles Gold gewesen sein was glänzt in der Türkei was die Behandlung der Kurden betraf. Aber den bewaffneten Kampf und den Terror hat die PKK begonnen.Und sie hat sich nie vom terror losgesagt.

Die Alternative wäre aus kurdischer Sicht gewesen, der vollständigen Vernichtung ihrer Sprache und Kultur zuzusehen. Und das kann man ja wohl niemandem ernsthaft zumuten.
 
Aber den bewaffneten Kampf und den Terror hat die PKK begonnen.Und sie hat sich nie vom terror losgesagt.

Ich muss hier einfach einhaken. Sie haben den Kampf auch einseitig beendet.....

Die Alternative wäre aus kurdischer Sicht gewesen, der vollständigen Vernichtung ihrer Sprache und Kultur zuzusehen. Und das kann man ja wohl niemandem ernsthaft zumuten.

Die dritte Alternative ist die Auswanderung, was auch viele gemacht haben.
 
Die dritte Alternative ist die Auswanderung, was auch viele gemacht haben.

Das ist mir zu zynisch, sorry. "Einfach auswandern" ist sicher keine Lösung, zumal viele einfach nicht die Mittel dafür haben/hatten. Ist für mich eher ein geschmackloses Totschlagargument, das man dann bei jedem Konflikt hernehmen könnte ("Die Juden hätten nur auswandern müssen.").
 
Nun, machen wir uns nichts vor. Das die PKK eine terroristische Untergrundorganisation war und auch immer noch ist, ist Fakt und das wird auch von den meisten politischen Akteuren so anerkannt. Ich glaube jedenfalls nicht, dass man (speziell mit Blick auf die doch sehr empfindliche türkische Regierung) ernsthaft darüber nachgedacht hat, die Einstufung der PKK als terroristische Vereinigung zu widerrufen. Zeitgleich, waren es aber nun mal die Kurden, die einen Völkermord an den Jesiden verhindert haben und gleichzeitig die einzigen nennenswerten Erfolge gegen den IS verbuchen konnten. Die Türkei hat stattdessen den IS-Schlächtern logistische und medizinische Hilfe geleistet sowie sehenden Auges geduldet, wie der IS ihr Staatsgebiet als Rückzugsort genutzt hat. Hier rächt sich aber auch erneut die westliche Doktrin, keine Bodentruppen gegen den IS einzusetzen - die türkische Regierung hat immerhin zu keinem Zeitpunkt einen Hehl daraus gemacht, dass die kurdischen Kräfte in ihren Augen die größere Bedrohung sind.

Das ist mir zu zynisch, sorry. "Einfach auswandern" ist sicher keine Lösung, zumal viele einfach nicht die Mittel dafür haben/hatten. Ist für mich eher ein geschmackloses Totschlagargument, das man dann bei jedem Konflikt hernehmen könnte ("Die Juden hätten nur auswandern müssen.").

Auch, wenn ich mich jetzt vielleicht aus dem Fenster lehne, aber ich glaube Cedrax hat hier einfach nur 'ne simple Feststellung getroffen. Und es ist nun mal 'ne Tatsache, dass viele Kurden, sofern ihnen die Mittel und Wege zur Verfügung standen, schlichtweg geflohen sind.
 
Auch, wenn ich mich jetzt vielleicht aus dem Fenster lehne, aber ich glaube Cedrax hat hier einfach nur 'ne simple Feststellung getroffen. Und es ist nun mal 'ne Tatsache, dass viele Kurden, sofern ihnen die Mittel und Wege zur Verfügung standen, schlichtweg geflohen sind.

So ist es.

Das die PKK eine terroristische Untergrundorganisation war und auch immer noch ist, ist Fakt und das wird auch von den meisten politischen Akteuren so anerkannt. Ich glaube jedenfalls nicht, dass man (speziell mit Blick auf die doch sehr empfindliche türkische Regierung) ernsthaft darüber nachgedacht hat, die Einstufung der PKK als terroristische Vereinigung zu widerrufen. Zeitgleich, waren es aber nun mal die Kurden, die einen Völkermord an den Jesiden verhindert haben und gleichzeitig die einzigen nennenswerten Erfolge gegen den IS verbuchen konnten.

Die Frage ist doch: Wie beendet man diesen Konflikt, bei dem es seit den achtzigern keinen wirklichen Sieger gibt?
Die PKK hat irgendwann einseitig den Waffenstillstand erklärt und es kam zu einem Friedensprozess. Dem hat Erdogan wie es aussieht nur zugestimmt, um kurdische Stimmen zu bekommen.
Ich denke so ein Friedenprozess kann nur funktionieren, wenn man die Kurden am Staat teilhaben lässt. Die HDP als demokratische Vertretung wäre eine gute Möglichkeit, aber gegen dere Abgeordnete möchte Erdogan ja jetzt vorgehen....
 
Zeitgleich, waren es aber nun mal die Kurden, die einen Völkermord an den Jesiden verhindert haben und gleichzeitig die einzigen nennenswerten Erfolge gegen den IS verbuchen konnten. .


Wenn Du hier auf die Sprennung des Kessels in der Sindschar-Region hinweisen willst so sei der Korrektheit wegen erwähnt daß dies nur durch massive Hilfe durch US-Luftschläge gelang.Auch waren es keine Kämpfer der PKK welche die Jesiden dort befreiten bzw. die region gegen den IS gehalten haben sondern Perschmerga-Kämpfer der eigenen Jesiden-Miliz HPS.Die Jesiden sind im Übrigen selber Kurden.
Man darf nicht den Fehler begehen und die PKK mit allen Kurden gleichsetzen.Du weißt das.Aber viele andere wohl nicht.

Hier rächt sich aber auch erneut die westliche Doktrin, keine Bodentruppen gegen den IS einzusetzen .

Ich denke das man im Moment den Völkern im Westen nur schwer den Einsatz von Bodentruppen verkaufen könnte.
Wenn er auch,das sehe ich so wie Du,eigendlich bitter nötig wäre.


- die türkische Regierung hat immerhin zu keinem Zeitpunkt einen Hehl daraus gemacht, dass die kurdischen Kräfte in ihren Augen die größere Bedrohung sind. .

Das ist aus türkischer Sicht auch durchaus zu verstehen.
 
Wenn Du hier auf die Sprennung des Kessels in der Sindschar-Region hinweisen willst so sei der Korrektheit wegen erwähnt daß dies nur durch massive Hilfe durch US-Luftschläge gelang.Auch waren es keine Kämpfer der PKK welche die Jesiden dort befreiten bzw. die region gegen den IS gehalten haben sondern Perschmerga-Kämpfer der eigenen Jesiden-Miliz HPS.

Barzani hat die Peschmerga aus diesem Gebiet zum kritischsten Zeitpunkt zurückgezogen, weil Kurdistan da auch gerade unter Attacke des IS stand; die Jesiden wurden im Wesentlichen ihrem Schicksal überlassen. Es war die PKK, die durch ihr Eingreifen den Völkermord verhindert hat. Den US-Beitrag aus der Luft bestreitet niemand, aber es sind auch die USA, welche nun der Türkei freie Hand gewährt und damit ihre eigene Arbeit zunichte gemacht haben werden, wenn es so weitergeht.
 
die Jesiden wurden im Wesentlichen ihrem Schicksal überlassen. Es war die PKK, die durch ihr Eingreifen den Völkermord verhindert hat.

Die Peschmerga waren genauso an der Befreiung von Sindschar beteiligt wie etwa die YPG oder die HPG (PKK). Wenn ich mich nicht irre gab es damals einen Zangengriff um die verschiedenen kurdischen Gebiete zu verbinden, es war also eine gemeinsame Operation.


es sind auch die USA, welche nun der Türkei freie Hand gewährt

Für den Preis von Incirlik, der den USA ermöglichen soll, schneller auf IS-Vorstöße zu reagieren.
Würden die USA der Türkei Einhalt gebieten, könnte die eventuell noch auf der Pufferzone beharren, die man ja jetzt angeblich nicht will.

(Wie wäre denn so eine Pufferzone überhaupt in Bezug auf die NATO geregelt? Wäre so eine Zone in Syrien dann NATO-Territorium, weil türkisch kontrolliert oder nicht, weil auf syrischem Boden?)
 
Barzani hat die Peschmerga aus diesem Gebiet zum kritischsten Zeitpunkt zurückgezogen, weil Kurdistan da auch gerade unter Attacke des IS stand; die Jesiden wurden im Wesentlichen ihrem Schicksal überlassen. Es war die PKK, die durch ihr Eingreifen den Völkermord verhindert hat. Den US-Beitrag aus der Luft bestreitet niemand, aber es sind auch die USA, welche nun der Türkei freie Hand gewährt und damit ihre eigene Arbeit zunichte gemacht haben werden, wenn es so weitergeht.

Es war eben nicht die PKK sondern Truppen der Miliz HPS und Peschmergakämpfer der der Kurdischen Autonomie im Nord-Irak. Diese haben den Völkermord verhindert bzw. den Ring von aussen gesprengt. Zwar waren auch im Sindschar-Gebirge Milizen von PKK und YPG vor Ort,aber den Löwenanteil leisteten HPS und Perschmerga.
 
Es war eben nicht die PKK sondern Truppen der Miliz HPS und Peschmergakämpfer der der Kurdischen Autonomie im Nord-Irak. Diese haben den Völkermord verhindert bzw. den Ring von aussen gesprengt. Zwar waren auch im Sindschar-Gebirge Milizen von PKK und YPG vor Ort,aber den Löwenanteil leisteten HPS und Perschmerga.

Kann ihne mal bitte einer nach einer Quelle fragen. Nach dem was ich weiß war es die PKK.
 
Wenn Du hier auf die Sprennung des Kessels in der Sindschar-Region hinweisen willst so sei der Korrektheit wegen erwähnt daß dies nur durch massive Hilfe durch US-Luftschläge gelang.Auch waren es keine Kämpfer der PKK welche die Jesiden dort befreiten bzw. die region gegen den IS gehalten haben sondern Perschmerga-Kämpfer der eigenen Jesiden-Miliz HPS.Die Jesiden sind im Übrigen selber Kurden.

Es gibt unzählige Aussagen darüber, welche kurdischen Milizen an der Befreiung der Jesiden beteiligt waren, aber so ziemlich alle Quellen stimmen darin überein, dass sowohl die syrischen YPG als auch der PKK nahe stehende Milizen vor Ort waren. Die Peschmerga hingegen konnten wohl, wenn überhaupt, nur beschränkt Hilfe leisten, da das Gebirge von irakischer Seite nur schwer zugänglich ist. Und ja, natürlich wäre es ohne die Hilfe der US-Luftstreitkräfte womöglich anders gelaufen und angeblich waren sogar bereits Einheiten der US Marines und des britischen SAS vor Ort, um eine eventuelle Evakuierung durch das westliche Bündnis vorzubereiten. Die Quellenlage ist wohl bescheiden, aber ich vermute, dass du diesmal einfach falsch liegst.

Man darf nicht den Fehler begehen und die PKK mit allen Kurden gleichsetzen.

Natürlich nicht, aber gerade im Angesicht der Bedrohung durch den IS scheinen sich die unterschiedlichen kurdischen Fraktionen zusammengerauft zu haben. Insofern kann man - meines Erachtens - durchaus vereinfachend von "den Kurden" sprechen, wobei ich auch denke, dass die nächsten Wochen und Monate die Trennungslinien wieder verdeutlichen werden. Und daran trägt die Türkei alleinige Schuld.

Ich denke das man im Moment den Völkern im Westen nur schwer den Einsatz von Bodentruppen verkaufen könnte.

Nun, ich möchte das eigentlich keinem westlichen Regierungschef zum Vorwurf machen. Es ist nur so, dass die Allianz damit im Endeffekt das Schicksal der Kurden besiegelt hat. Wie schon erwähnt, war es eigentlich von Anfang an klar, dass die Türkei einen potentiellen Kurdenstaat in ihrem Hinterhof nicht dulden wird - und trotzdem hat man sich auf Seiten des Westens darauf verlassen, dass die Kurden die Hauptlast am Boden tragen. Ich glaube, es war einfach illusorisch zu glauben, dass man den IS auf diesem Weg besiegen kann.

Das ist aus türkischer Sicht auch durchaus zu verstehen.

Das mag sein. Es passt aber eben in das Bild der Türkei, welches @Darth_Jango recht treffend umrissen hat.
 
Klar sind weder Barzani, noch die PKK/PYD alleinige Vertreter aller Kurden - sind ja als Volk genausowenig monolithischer Block wie jedes andere auch. Allerdings erlebe ich immer und immer wieder nur eine einzige Fraktion, die sich anmaßt, im Namen "der" Kurden zu sprechen: Die Türkei und deren fünfte Kolonne im Ausland (dieser Tage geht's ja wieder ordentlich ab auf den FB-Seiten diverser Nachrichtenportale).
 
Die Quellenlage ist wohl bescheiden, aber ich vermute, dass du diesmal einfach falsch liegst.

Zunächsteinmal ist die Quellenlage wirklich bescheiden.
Und ja,sogar ich bin nicht der Inhaber der absoluten Wahrheit und selbst ich kann mal falsch liegen.
Aber um Dir und zugleiche @David Somerset zu antworten,die meisten Quellen die ich gelesen habe sprachen von den Perschmerga und der HPS. Und nur bedingt von der YPG.Wenn ich hier einen Bock geschossen habe, Herrgott das passiert selbst mir.
Aber nochmals,ich habe meist nur von den von mir genannten Milizen gelesen.


Nun, ich möchte das eigentlich keinem westlichen Regierungschef zum Vorwurf machen.

Ich auch nicht.Wollte nur erwähnen das dies im Moment nur schwer zu verkaufen ist.



Es ist nur so, dass die Allianz damit im Endeffekt das Schicksal der Kurden besiegelt hat. Wie schon erwähnt, war es eigentlich von Anfang an klar, dass die Türkei einen potentiellen Kurdenstaat in ihrem Hinterhof nicht dulden wird - und trotzdem hat man sich auf Seiten des Westens darauf verlassen, dass die Kurden die Hauptlast am Boden tragen. Ich glaube, es war einfach illusoris

Und genau das hätte der Westen wissen müssen. Denn die Haltung der Türkei zu einem Kurdenstaat ist nicht erst seit dem Sultan bekannt.
 
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