Der ultimative Comic-Thread

Thor: Who Holds The Hammer?

Autor: Jason Aaron
Zeichner: Russel Dauterman, Jorge Molina
Inhalt: Thor (2014) #6-8, Annual #1, What If? (1977) #10

Im zweiten Band um die neue Donnergöttin bietet Aaron dem Leser neben einer Fortführung des bisherigen Story Arcs einen weiteren Ausflug in die ferne Zukunft (Thor regiert Asgard als König Thor), eine kurze, humorvolle Geschichte um ein Trinkduell zwischen (He-)Thor aus seinen früheren Tagen und Bösewicht Mephisto, eine langersehnte Origin zum mysteriösen wie skrupellosen Roxxon CEO Dario Agger, ein weiterer Versuch Odins, den Hammer zurück nach Asgard zu bringen (Thor vs. The Destroyer!) und eine alte What If?-Story, in der das erste Mal in einer „Elseworld“ die Idee einer Jane Foster als „Thoris“ umgesetzt wurde und auch ganz klar die Vorlage der 2014er Serie von Aaron ist.

Meine Meinung:

Thor (2014) #6 - 8
Jahrmillionen nach Thors Tagen als Avenger bemüht sich dieser, mittlerweile König, die tote Erde wieder fruchtbar und lebendig zu machen. Die Chemie zwischen ihm und seinen drei kriegerischen Enkeltöchtern, die ihm dabei helfen möchten, funktioniert wunderbar, auch wenn ich die neue Genesis ein wenig over-the-top fand – Meine Lieblingsstelle, nachdem die drei die Fauna der Erde wiederhergestellt haben:

Ellisiv (bzgl. Thor): I’ve never seen him like this.
Atli: He’s so angry, his eye is sweating.
Frigg: No. No. I think he might actually be… crying.
Atli: That’s even worse. […] He’s going to murder us.

Im Anschluss gibt es zwei stark humorvoll ausgerichtete kurze Geschichten, die für sich genommen sogar ganz unterhaltsam sind, mit dem kontrastierenden Zeichenstil aber ein wenig herausreißen. Ich kann nachvollziehen, dass Aaron etwas Abwechslung reinbringen möchte und Thors Trinkduell ist durchaus witzig, aber diese ständigen Sprünge hindern m.E. den Fluss der eigentlichen Geschichte. Leidtragende ist Jane Foster, die als Persönlichkeit dadurch über Strecken etwas blass bleibt. Für brutale Action sorgt in der zweiten Hälfte ein von Cul (Gott der Angst und Bruder Odins) gesteuerter Destroyer, der Thor ordentlich einheizt und so viel sei gesagt: Die Hand gegen eine Dame zu erheben, ist Culs geringstes Problem.

Weniger gefallen hat mir die etwas klischeebeladene Unterstützung für Thor im Laufe des Kampfes gefallen, das war dann doch wieder ziemlich „typisch Marvel/DC“, trotzdem ein ansehnliches Duell.


What If? (1977) #10

Einen kleinen historischen Exkurs bietet die What if?-Ausgabe von Autor Don Glut aus 1977, in der Jane Foster das erste Mal den Hammer schwingen durfte und die von Jason Aaron erkennbar als Vorlage für seine neue Serie genutzt wurde. Man merkt den Comics dieser Zeit natürlich ihr Alter an, mir hat dieser kurzer Abstecher aus Interesse an den Hintergründen definitiv Spaß gemacht.

Fazit:
Jane Foster als Thor ist weiterhin stark, auch wenn die Serie, wenn man ehrlich ist, nach wie vor auch auf den konventionellen Odinson setzt, sei es durch kleine, unterhaltsame Filler-Geschichten oder die Zeitsprünge in die ferne Zukunft und seiner Ära als König – die ich seit God of Thunder nicht so ganz einordnen kann, da sie zur Geschichte um Jane Foster zumindest noch nichts beitragen. Ich hoffe, dass in der Folgeserie der Fokus stärker auf die hammerschwingende Dame gesetzt wird, denn interessant ist sie allemal. Der zweite Band ist also ein buntes Sammelsurium, das definitv das Label Thor verdient, Jane Foster aber nicht immer ins verdiente Rampenlicht stellt.

6/10

 
Thor: The Goddess of Thunder

Autor: Jason Aaron
Zeichner: Russel Dauterman, Jorge Molina
Inhalt: Thor #1 – 5

Es ist also so weit, nicht ganz unumstritten übergibt Thor-Schreiber Aaron den Hammer Mjölnir an die für würdig erachtete Jane Foster (ja, die von Natalie Portman im MCU verkörpert wird), und wer ihn trägt, darf sich Thor nennen. Nicht She-Thor, nicht Thorita, nicht Lady Thunderstrike: Thor!

Die Zeichnungen sind modern, stark koloriert und ziemlich ansehnlich, vor allem halten sie im Vergleich zum talentierten Vorgänger aus God of Thunder definitiv stand.

Zur Handlung: Nachdem Thor aus Gründen, die leider nicht in diesem Band erklärt werden, für unwürdig befunden und somit vom Hammer verstoßen wird, ist dieser stark traumatisiert und erschüttert. Nachdem er vergeblich versucht, eine Invasion aus Eisriesen, angeführt und initiiert von Malekith (der diese Allianz in der Vorserie Thor: God of Thunder gründete), abzuwehren, tritt kurzerhand die neue Göttin des Donners auf den Plan, deren wahre Identität noch unbekannt ist.

Gut finde ich, dass hier einige Fäden aus der Serie Thor: God of Thunder wiederaufgenommen werden. So gibt es neben dem Wiedersehen mit Malekith und dem Eisriesen u.a. eines mit dem Megakonzern Roxxon und dessen skrupellosem CEO Dario Agger. Es gibt viel anschauliche Action und das richtige Maß an Humor – hier spielt Aaron ganz offen und bewusst mit den Witzeleien und Buhrufen gegen die Goddess of Thunder. Leider bleibt in dem Band im Unklaren, warum Thor von Mjölnir verstoßen wurde und Jane an dessen Stelle tritt. Letzteres mag als Twist im Zuge der neuen Serie Aufklärung finden, Erstgenanntes muss ich wahrscheinlich in einer anderen Serie nachlesen (Bäh, Marvel…), die ich nicht auf dem Radar hatte.

Alles in allen recht kurzweilig mit einigen sehr gelungenen Design-Entscheidungen. Kein ganz großer Wurf, macht auch nichts falsch und ist flott wie unkompliziert zu lesen. Da bin ich mal gespannt, wie es weitergeht.

Was ich mich allerdings frage: War Odin in den Comics schon immer so ein Arsch? Man könnte meinen, genau so würde sich ein Loki an auf dem Thron verhalten.

7/10 - 7,5/10, wenn die Hintergründe etwas mehr beleuchtet worden wären.


Ob Odin in den Thor Comics schon immer so ein Arsch war kann ich dir nicht sagen,aber in den Filmen kam mir Odin auch nicht so sympathisch vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
The Mighty Thor Vol. 1: Thunder in Her Veins

Autor: Jason Aaron
Zeichner: Russell Dauterman
Inhalt: Mighty Thor #1 – 5

Jane Foster wurde für würdig befunden. Den Hammer Mjölnir schwingend tritt sie all den Gefahren entgegen, denen sich ein Thor alltäglich stellen muss. Doch so mächtig sie durch den Hammer auch wird, so sehr leidet ihr menschlicher Körper unter dem Einfluss seiner Macht, der die Genesung von ihrer Krebserkrankung verhindert. Die nötige Ruhe findet sie nicht, stattdessen droht durch den Dunklen Rat unter Malekith ein Krieg der 9 Reiche, der als erstes Alfheim, Heimat der Lichtelfen in ein Schlachthaus verwandelt. Aus Asgardia kann sie dabei nur begrenzt auf Hilfe hoffen, denn als stünde sie nicht schon genug Bedrohungen gegenüber, setzt Allvater Odin weiterhin alles daran, sich den Kopf des „falschen“ Thors und den von ihm beanspruchten Hammer holen. Zum allem Überfluss tritt inmitten dieser Schlachten auch noch ein alter, Unfug treibender Bekannter auf…

Meine Meinung:

Jason Aaron setzt sein Schaffen an Thor in gewohnt hoher Qualität fort und treibt die Entwicklung des Plots und der Charaktere zielstrebig voran. Anders als in der vorangegangenen Serie wird der Handlungsverlauf diesmal nicht durch zahlreiche Zeitsprünge unterbrochen, sondern konzentriert sich vollständig auf Janes Forsters Leben und Kämpfen als Arsengott.

Was wie zuvor bravourös gelingt, ist Thor zu einem ziemlich coolen Badass-Charakter zu machen, dafür aber auch in Form einer gewissenhaften, teilweise verzweifelten Jane Foster immer wieder einen Ausgleich zu finden. Durch gut portionierte Situationskomik verhindert der Autor, dass die Coolness nicht hölzern wird, auch finden sich wieder kleine Spitzen in Form von Anspielungen auf die Kritik und den Umgang mit der weiblichen Version von Thor, die Aaron bereits in seinen ersten Bänden untergebracht hat, und die auch nicht alt werden. Die Drohkulisse um Thor baut sich weiter glaubwürdig auf und Malekith entwickelt sich zu einem zunehmend bedrohlichen Feind, der durch seine Schachzüge die physische Überlegenheit Thors sehr gut kompensieren kann und sie immer wieder dazu zwingt, tatenlos zusehen zu müssen, wie er seine Triumphe erzielt. So bietet der Comic zwar jede Menge bildgewaltige und ziemlich destruktive Action, es verkommt aber nicht zu einem ständigen Beat ‘em up zwischen Malekith und Thor selbst. Sehr gefallen hat mir vor allem der gesellschafts- und regierungskritische Ansatz bei der Infragestellung der Monarchie und des Allmachtanspruchs Odins, die vor allem von seiner Frau Freya vorgebracht wird, welche die Tyrannei und Ignoranz ihres Mannes nicht länger dulden will.

Ein langersehnter Höhepunkt ist außerdem das Duell zwischen Thor und Odin, die beide keine halben Sachen machen…

Fazit:

Der bisher stärkste Band um „All-New All-Differenz Thor“, der in Bezug auf Handlung und Figuren alles richtig macht und uns eine ziemlich taffe, starke Thor präsentiert. Der zweite Band wurde gerade aus seiner Folienhülle befreit und wird sogleich in Angriff genommen.

Bewertung: 8/10

 
Ich habe eine Frage. Ich möchte gerne mal ins "Batman"-Universum einsteigen. Welcher Comic wäre da zum einsteigen am besten geeignet?
 
Ich habe eine Frage. Ich möchte gerne mal ins "Batman"-Universum einsteigen. Welcher Comic wäre da zum einsteigen am besten geeignet?

Ich bin selber grad ins Batsi Conic Universum neu eingestiegen.
Ich habe tatsächlich mit dem neuen DC Universum angefangen (Parallel auch Green Arrow und Flash)
Einfach dort die 1 und dann fortlaufend.
Dort wechselt man bei Panini, ähnlich wie bei Star Wars, zwischen der Reihe Detectiv Comics und Batman hin und her.
Fehlende Augaben sind im TPB erhältlich
 
@Put Put Danke schonmal für Deine Antwort. Aber ich tendiere eher auf die englischen Ausgaben, daher warte ich noch gerne auf die Antwort von @Aurelian .

Die Frage ist halt, was dir wichtig ist. Der tagesaktuelle Batman ist der von Tom King, welcher die Serie seit Start des Rebirth-Labels (2016) schreibt. Sofern man die Figur bereits kennt, sollte hier ein Einstieg möglich sein, und King hat bisher insgesamt (sehr) gute Bewertungen für die Serie bekommen. Den ersten Hardcover-Band, welche die ersten zwei Story Arcs (I am Gotham, I am Suicide) beinhaltet, habe ich mir für August vorbestellt, aus eigener Erfahrung kann ich dir da noch nicht berichten. Wenn es dazu noch eine "Origin" sein soll, kannst du bei Scott Snyders Reihe anfangen, den ich persönlich ganz gut finde und der Batman unter dem New 52-Label von Anfang bis Ende geschrieben hat (2011 - 2016). Man kann die Reihe komplett lesen oder, sofern es dir nur um die Anfänge Batmans geht, die Bände Batman Vol. 4: Zero Year - Secret City und Vol. 5: Zero Year - Dark City, welche das erste große Abenteuer Batmans behandeln.

Das wäre dann der aktuelle Batman, alternativ kannst du auch mit dem modernen Batman anfangen, wie er u.a. durch Frank Miller in Batman: Year One geschaffen wurde. Ich mag das Werk unheimlich gerne und es bildet einen optimalen Startpunkt, um die stellenweise prägenden Comics (oder einfach alles) ab Ende der 80er bis in die 2000er zu erkunden. Das ist, was ich gerade mache, und da darunter viele Werke fallen, die unter Comic-Lesern als Standard bzw. Meilensteine gelten, würde ich da folgende Bände empfehlen:
  • Batman: Year One
  • Batman: The Man Who Laugh (das erste Zusammentreffen mit dem Joker)
  • Batman: The Long Halloween
  • Batman: Dark Victory (ist im Grunde Teil 2 von The Long Halloween)
  • Catwoman: When in Rome (ein kleine, nette Catwoman-Geschichte, die lose mit den Geschehnissen aus The Long Halloween verknüpft ist)
  • Batgirl/Robin: Year One (eine wie ich finde gelungene Origin zu den berühmtesten Sidekicks der Fledermaus und chronologisch direkt im Anschluss an Dark Victory angesiedelt)
Wenn das fürs Erste reicht...?
 
Da habe ich noch nichts gelesen, aber wenn man danach fragt, bekommt i.d.R. immer Garth Ennis' Punisher Max empfohlen. Da es unter dem Max-Label erschienen ist, geht es da etwas ruppiger zu als bei gängigen Marvel-Titeln. Da gibt es eine TPB-Collection, die Ennis' kompletten Lauf plus folgende Autoren beinhaltet.
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Mad Max: Fury Road
Von George Miller, Mark Sexton, Nico Lathouris uvm.

Inhalt: MAD MAX: FURY ROAD-MAX #1-2, MAD MAX: FURY ROAD-FURIOSA #1 und MAD MAX: FURY ROAD-NUX & IMMORTAN JOE #1

Handlung:

Als George Miller im Jahre 2015 die Fortsetzung zu seinem legendären und längst in den Kultstatus erhobenem Werk Mad Max von 1979 brachte, überraschte er Publikum und Kritiker mit einem postapokalyptischen Feuerwerk, das wohl als eines der ganz wenigen Sequels in die Filmgeschichte eingehen wird, welches seinem kultigen Original gerecht wird (und obendrein 6 der begehrten Oscar-Trophäen einheimsen konnte).

Im gleichnamigen Comicband nach George Millers Idee wird die Geschichte vor der Geschichte erzählt und dem Leser beantwortet, wie die Hauptfiguren Max Rockatansky, Imperator Furiosa, Nux und Immortan Joe an den Punkt gelangen, an dem sie die Zuschauer schließlich im Kinosaal getroffen haben. Wie wurde Nux zum War Boy? Woher bekam Immortan Joe seine Macht? Wieso half Imperator Furiosa den Konkubinen Joes? Diesen und anderen Fragen, für welche der Film keinen Platz bot, wird in diesem Band auf den Grund gegangen.

Meine Meinung:

Ich gebe vor der Leserschaft gerne zu, dass ich ein begeisterter Fan von George Millers Blockbuster bin und mich immer wieder gerne davon faszinieren und entführen lasse. Passend dazu bietet der Band eine Reihe von Geschichten, welche einzelne Figuren und im Film bereits zu Beginn existierende Beziehungen ausleuchten. Ich nehme dabei vorweg, dass ich auch heute während des Films nie das Gefühl habe, dass mir notwendige Informationen vorenthalten werden, denn auch wenn genaue Hintergründe und Lebensgeschichten keine präzise Erklärung erfahren, empfand ich das Handeln und die Welt als selbsterklärend, den Rest hat das ungeheure Tempo und die Bildgewalt des Films erledigt. Nach Beendigung des Bandes hat sich daran glücklicherweise nichts geändert, trotzdem wird Fans hier eine Möglichkeit geboten, tiefer in die postapokalyptische Welt einzutauchen und das Wissen aus dem Film um weitere Details anzureichen. Die Qualität der Geschichten über die Schlüsselfiguren empfinde ich als ungefähr gleichwertig, auch wenn leider ausgerechnet die Geschichte über Imperator Furiosa und ihre Schützlinge für mich insgesamt die schwächste ist und in Anbetracht der Präsenz und Ausstrahlung im Film einen bedauernswerten Ausreißer nach unten darstellt. So groß mein Interesse an der Figur ist, einige Entscheidungen bzgl. ihrer Charakterisierung wirken nicht ganz glücklich, und auch sonst zieht sich die Geschichte leider etwas in die Länge. Wesentlich gewinnbringender ist dagegen der Handlungsstrang um Max, denn hier gibt es nicht nur ein neues, erkundungswürdiges Setting, sondern auch eine Auflösung um die Frage, wer denn nun dieses Mädchen ist, welches ihm im Film mehrmals erscheint und über dessen Schicksal man nur Vermutungen anstellen kann. Die Kapitel zu Immortan Joe und Nux sind in Ordnung, die Entstehung des War Rigs eine nette Zusammenführung kurzer Leidensgeschichten: Interessante Ergänzungen, die man sich zu Gemüte führen kann, aber nicht muss.

Atmosphärisch fängt der Band den Geist der Vorlage voll ein. Die Welt ist eine alptraumhafte Ödnis geworden, die aus Erbarmungslosigkeit, Tod und Leiden besteht, in der Hoffnung nur selten aufflammt, um dann im Wahnsinn wieder zu erlöschen. Visuell zwar nicht nennenswert beeindruckend, aber mit der richtigen Liebe zum Detail und einigen vielleicht nicht überragenden, jedoch sehr gelungenen Panels. Generell ist der Zeichenstil eher grob, wirkt aber nie unpassend und die Gesichtszüge der Personen sind allesamt gut getroffen und wiederkennbar: Totalausfälle gab es keine.

Fazit:

Eine kleine Anthologie von Prequel-Geschichten zu den Figuren aus George Millers Mad Max: Fury Road (2015). Wer den Film kennt und mag, wird hier mit teilwesie interessanten Hintergrundgeschichten belohnt, für die im Film kein Platz war, die es aber auch nicht zwingend gebracht hätte: Ein kleiner, unterhaltsamer Fanservice für alle, die nach oder direkt vor dem Filmerlebnis noch ein bisschen Mad Max haben wollen.

Bewertung: knapp 7/10

Auch hier erschienen: geek-whisper.de

 
Ich habe gestern "Batman: Year One" fertig gelesen. Es war echt ein toller Comic. Vor allem die parallele Entwicklung von Gordon und Bruce Wayne hat mir sehr gefallen. Die Story war echt super und die Zeichnungen wussten auch sehr zu gefallen. Positiv war auch, dass nicht von Anfang an viele Bösewichte in das Rennen geworfen wurden, sondern dass es lediglich Catwoman war, die in Erscheinung treten durfte, am Schluss wurde in einem Nebensatz erwähnt, dass ein Kerl Namens "Joker" das Wasserreservoir von Gotham vergiften wolle, solche subtilen Anmerkungen finde ich sowieso immer grossartig. Auch die Erwähnung von "Superman" fand ich toll (gut Superman ist jetzt nicht mein Liebling).

Gerne mehr davon.
 
Rat Queens Volume 1: Sass and Sorcery

Autor: Kurtis J. Wiebe
Zeichner: Roc Upchurch



Inhalt:

In einer bunten Fantasy-Welt voller Abenteurer, Orks, Trolle, Zwerge, Magie, Assassinen und Gildenorganisationen ist eine Gruppe vier junger Heldinnen, die Rat Queens, immer auf der Suche nach dem nächsten Quest oder der nächsten Kneipenschlägerei: Sehr zum Ärgernis der lokalen Verwaltung der Stadt Palisade, in welcher die Rat Queens und andere streit- wie abenteuerlustige Gruppen residieren und im Zuge ihrer Aktivitäten dann und wann ein wenig Unruhe stiften. Doch jemand scheint der Abenteurer mehr als überdrüssig zu sein und so müssen Betty, Dee, Hannah und Violet bald mit allen Mitteln (zu denen u.a. eine ganze Menge Beleidigungen gehören) ihre Haut gegen berufserfahrene Assassinen und andere Gefahren verteidigen.

Meine Meinung:

Rat Queens bringt vier taffe junge Damen zusammen, die dem Leser und ihrem fiktiven Umfeld sehr schnell und sehr unzweideutig klarmachen, dass sie sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. In dieser ziemlich frechen, derben und wohltuend selbstironischen Weise, für die sich Wiebe entschieden hat, ist das sehr erfrischend und unterhaltsam, sofern man keine Probleme mit vulgärem Humor hat (ich habe sie definitiv nicht), denn so viele Fucks, Shits und Cocks habe ich schon lange nicht mehr gelesen – wenn überhaupt.

Eingebettet ist das in ein dem geneigten Fantasy-Leser (und vor allem P&P Rollenspieler) vertrautem Umfeld, das einen schnellen Einstieg in die mittelalterliche Welt mit Menschen, Magiern, Elfen, Orks, Trollen und all den ganzen Spezies und Typen ermöglicht, die man schon als zahllosen anderen Werken kennt. Daher ist es auch nicht weiter schlimm, dass die Welt nicht weitschweifig erklärt wird, sondern sich auf die Stadt Palisade, das nähere Umfeld und alle an der Handlung beteiligten Figuren beschränkt. Für mich geht das so vollkommen in Ordnung, zumal damit unterstrichen wird, dass es bei dem Handlungsstrang nicht um ein weltumspannendes Epos mit Bedrohungsfaktor Todesstern geht, sondern um ein kleines, dreckiges Abenteuer, dessen Ziel mal nicht die Rettung der Welt ist.

Einer der großen Stärken von Rat Queens liegt in der Auswahl, Konstellation und gut funktionierenden Dynamik der vier Protagonisten, nicht zuletzt aber auch deren individuellen Gestaltung. Zwar spart man sich die Details der Hintergrundgeschichten auf, trotzdem bekommen sie alle ausreichend individuelle Züge und es wird bereits für einige der Rat Queens angerissen, dass es ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit gibt, die sich bald wieder bemerkbar machen werden. Um sie konkret beim Namen zu nennen, hätten wir da die „zwergische“ (sie sieht von den Zeichnungen her normal aus) Violet, die ihren Bart abrasiert hat, „bevor es cool wurde“, Wein statt Bier trinkt und eine ziemlich gute Schwertkämpfern ist. Weiterhin die Halblingsdame Betty, begnadete Diebin, liebevoll naiv und mit einer Schwäche für Süßigkeiten belastet (vor allem denen, die bewusstseinserweiternde Substanzen enthalten). Hannah ist eine studierte Elfenmagierin mit ziemlich tödlichen Fähigkeiten, während die atheistische Klerikern Dee die Truppe vor allem ihren Heilkräften unterstützt, die sie ironischerweise ihrer tiefgläubigen, dem Kult eines alten Gottes angehörigen Familie verdankt. Diese und andere Eigenarten führen zum einen zu einer Menge lustiger Szenen dieser in ihren Herzen guten Truppe, zum anderen sind sie auch Teil der zweiten großen Stärke des Bandes, nämlich des schon genannten Humors, der sich mal durch perfekte Situationskomik, makabere Szenenbilder, witzige Dialoge, fragwürdige Kriegsschreie, das lose Mundwerk der vorrangig weiblichen Besetzung und die immer wieder eingestreute Prise Selbstironie auszeichnet. Das sorgt nicht nur für gute Unterhaltung, sondern lockert die Geschichte auf, so dass die hin und wieder spritzende Hirnmasse, abgehackte Gliedmaßen, ausgestochene Augen und offene Brüche (nein, auch daran hapert es nicht) gar nicht mal so ins Gewicht fallen.

Als dritte Stärke werte ich die Ungezwungenheit und Konsequenz, mit der Wiebe Welt und Charaktere geschrieben hat. Seien es Rauschmittel, Alkohol oder Sexualität, die Rat Queens machen das, was sie wollen, und sie kümmern sich nicht um Konventionen oder traditionelle Vorbildfunktionen. Das gibt ihnen einen gehörigen Aufschlag Glaubwürdigkeit und für mich auch Sympathie (Rückschlüsse auf Verhaltensweisen des Autors dieser Rezension sind daraus nicht zu ziehen).

Fazit:

Mit Rat Queens bekommt man vier souveräne, Mädels, jede Menge unter die Gürtellinie zielenden und/oder makabren Humor, ausreichend Beleidigungen für das ganze Jahr und obendrein eine gute Portion Splatter-Action. Das Ganze ist kurzweilig und war für mich durch die Bank ein großer Spaß, aber Sittenwächter aufgepasst: Fromme, bibeltreue Helden müsst ihr woanders suchen ;-). Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Band!

Bewertung:

4/5 bzw. 8/10

Auch hier erschienen.

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe das TPB hier stehen und finde Brubakers Serie ziemlich gelungen. Vor dem Band gibt es einiges an Vorgeschichte (auch von Brubaker) und du solltest jetzt keine Origin erwarten: Die Charaktere (Bucky, Rogers, Romanov) sind zu dem Zeitpunkt schon relativ "weit" entwickelt, Brubaker hat seine Arbeit an Cap/Bucky mit der Reihe sogar beendet. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man da ganz ohne Vorwissen so leicht einsteigen kann - da muss ich den Band selber nochmal lesen.

'Captain America: Winter Soldier' habe ich mir jetzt sogar im HC gegönnt (war preislich ein wenig herabgesetzt), gelesen und......für recht gut befunden. Mag sein, dass es da im Falle mancher Figuren eine Vorgeschichte gab, aber für mich gestaltete sich der Einstieg - von ein, zwei kleineren Anspielungen in einigen Dialogen abgesehen - im Wesentlichen problemlos. Am Rest von Brubakers Werk dbzgl. wäre ich durchaus noch interessiert......4/5 Cosmic Cubes.

Ebenfalls besorgt habe ich mir 'Old Man Logan', welches ich sehr stark fand. Gut, hätte nichts gegen ein Happy End gehabt und der Endgegner-Plottwist war ein bisschen bemüht, wirklich getrübt wird der großartige Gesamteindruck nur unwesentlich. Besonders zu gefallen wussten diverse Andeutungen auf die Schicksale einiger Marvel-Ikonen; beim Kurzauftritt von Daredevil und dem Punisher hatte ich sogar richtig Gänsehaut.......5/5 Spideymobilen.

Weniger gut war dagegen 'Infinity Gauntlet': ein liebeskranker, fast schon weinerlicher Thanos, der sich obendrein "unbewusst" selbst sabotiert - sozusagen als Ausgleich der Autoren, die wohl gemerkt haben, dass er viel zu mächtig gemacht wurde - sowie eine Massenklopperei, welche herzlich wenig mitzureißen wusste (abgesehen von Caps Aufbäumen). Wirklich punkten konnte bei mir nur Adam Warlock (ein bisschen noch Dr. Strange), von dem ich hoffe, dass sein Einstieg ins MCU geplant und ebenso geheimgehalten wird, wie seinerzeit jener von Spidey im Vorfeld von CW.....immerhin war er im Comic treibende Kraft des Widerstands (der Kokon war ja bereits zweimal zu sehen, von daher)....3/5 Infinity Stones.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Moment lese ich, neben anderen Comics, die "Thorgal"-Reihe. Darum geht es um Thorgal Asgerisson, welcher als Ziehsohn eines Wikinger-Anführers aufwächst, welcher ihn als Kind aus dem Meeer gerettet hat. Nach und nach kommt seine Herkunft ans Licht.

Die Reihe bewegt sich zwischen Fantasy und Science-Fiction hin und her. Ich bin mir nach 11 Bänden immer noch nicht schlüssig wie mir die Reihe gefällt. Die Zeichnungen sind gut und die Geschichte eigentlich auch, nur wurde das Geheimnis um Thorgals Herkunft sehr schnell gelöst und ich weiss nicht, wohin diese Geschichte noch führt. Ich lasse mich daher gerne noch überraschen.

Ebenfalls besorgt habe ich mir 'Old Man Logan', welches ich sehr stark fand. Gut, hätte nichts gegen ein Happy End gehabt und der Endgegner-Plottwist war ein bisschen bemüht, wirklich getrübt wird der großartige Gesamteindruck nur unwesentlich. Besonders zu gefallen wussten diverse Andeutungen auf die Schicksale einiger Marvel-Ikonen; beim Kurzauftritt von Daredevil und dem Punisher hatte ich sogar richtig Gänsehaut.......5/5 Spideymobilen.

Ich hatte den Comic im Comic-Shop einige Male in der Hand. Die Story würde mich schon interessieren, nur gefällt mir der Zeichenstil überhaupt nicht. Wer weiss, vielleicht kann ich mich doch noch dazu überwinden, mir das Teil zuzutun.
 
Ich hatte den Comic im Comic-Shop einige Male in der Hand. Die Story würde mich schon interessieren, nur gefällt mir der Zeichenstil überhaupt nicht. Wer weiss, vielleicht kann ich mich doch noch dazu überwinden, mir das Teil zuzutun.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich ein "ungewohnt" anmutender Zeichenstil dem eigenen Urteil bzgl. der Story anpasst. Als ich das erste Mal Millers TDKR mit dessen kantig-groben Figurenzeichnungen in Händen hielt, war es zunächst ein richtiger Kulturschock; je tiefer ich aber dann in die Geschichte eintauchte, desto mehr empfand ich ihn sogar als ziemlich passend.

Bei OML hatte ich von Anfang an keine Probleme mit der Optik (gut, vll ein wenig mit dem Hulk und dessen Familie). Was IG angeht, empfand ich den Zeichenstil hier sogar am Besten -- leider war da der Plot äußerst schwach.
 
Monstress Vol. 1: Awakening

Autor: Marjorie Liu
Zeichnerin: Sana Takeda



Inhalt: Monstress #1-6

Monstress, geschrieben von Marjorie Lio (NYX, X-23, Dark Wolverine), spielt in einer fiktiven Fantasy-(Steampunk)-Welt, die sich Menschen, Ancients sowie Arcanics nach einem langen und verlustreichen Krieg mehr oder weniger teilen. Um ihren eigenen, dunklen Geheimnissen auf die Spur zu kommen, lässt sich die junge Aranic Maika Halfwolf gefangen nehmen und als Sklavin an die Cumaea verkaufen, einen mächtigen Hexen-Orden mit großem Einfluss auf die Fraktion der Menschen (die Föderation), der ein ganz eigenes Interesse an den Arcanics und Maika insbesondere hat. Was folgt, ist eine gnadenlose Jagd auf der Suche nach Antworten, in der Maika selbst in Visier verschiedenster Mächte gerät, die alle deutlich mehr über sie zu wissen scheinen als sie selbst.

Meine Meinung:

Wow, was war ich noch skeptisch, bevor ich den Band schließlich zur Hand nahm und die knapp 200 Seiten in kürzester Zeit aufgesogen habe. Manga-Stil (wenn auch in Farbe)? Eigentlich nicht so meins, aber da auf meiner Leseliste für dieses Jahr als Pflichterfüllung zumindest „Ghost in the Shell“ notiert ist, sah ich Monstress vor dem Hintergrund allgemein überschwänglich positiver Kritiken als passende Aufwärmübung. Ganz so locker war es dann aber doch nicht, ganz im Gegenteil, Monstress hat mich ziemlich fesseln können und es aus dem Stand in die oberen Ränge meiner Auswahl geschafft.

Wir haben es mit einer komplexen, zwischen vielen Figuren bzw. Fraktionen verwobenen Handlung zu tun, in deren Zentrum die junge Maika Halfwolf und ihre enorme, ihr unbekannte Macht steht. Wem hier mal die Konzentration schwächelt, der kann durchaus den Faden verlieren, wenn es darum geht, Rassen, Fraktionen und Personen zuzuordnen. Ich gebe gerne zu, dass auch ich ein- zweimal zurückblättern musste, aber glücklicherweise erleichtert die Autorin mit Zwischenblenden, die je eine Seite umfassen und auf denen durch „Professor Tam Tam“ Hintergründe erklärt, den Einstieg in diese Welt bzw. bietet auch eine gute Möglichkeit zum Nachschlagen

Die Autorin kreiert eine durchgängig düstere Atmosphäre, die nur an wenigen Stellen durch kurze heitere Moment abgeschwächt, aber letztendlich konsequent von Anfang bis Ende durchgezogen wird und zumindest bei mir neben der Spannung auch eine gewisse Beklemmung ausgelöst hat. Das ist etwas, was vielleicht nicht jeder beim Lesen mag und man definitiv abkönnen muss, und sicher brauche auch ich das nicht in jeder Geschichte, hier hat es aber im Kontext der Figuren und des Geschehens maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Monstress von vielen anderen Werken abhebt. Es ist eine erbarmungslose, dunkle und brutale Welt, in die man gestoßen wird, und Marjorie Liu schafft es unheimlich gut, dass auch zum Leser zu transportieren.

Da es sich um eine Einführung in diese neue Fantasy-Welt handelt, wird nicht jede Figur tiefgehend erläutert, hier wird man sich wohl auf kommende Ausgaben gedulden müssen. Die Protagonistin hingegen ist eine emotional erkaltete, von den Leiden ihres bisherigen Lebens gezeichnete Kämpferin, und das ist eine absolut glaubwürdige Darstellung, die es für den Leser zwar schwierig macht, Maika wirklich zu mögen, aber eine Säule ihrer Authentizität ist. Ich habe mit ihr mitgefiebert, aber sie ist definitiv eher von der Sorte Antiheld, die ziemlich aneckt.

Am Ende ist Monstress schwere Kost, die Aufmerksamkeit und den Geist des Lesers weitaus mehr beschäftigt (oder belastet) als der durchschnittliche „Actionflick“. Auf der Metaebene werden Themen wie Rassismus, Feminismus (so sind bspw. fast alle Figuren weiblich!) und generell Verfolgung wg. Andersartigkeit thematisiert. Darüber hinaus, und das ist wunderbar in Maika Halfwolf verarbeitet, geht es um die Bewahrung der eigenen Menschlichkeit, selbst wenn äußere Umstände einen dazu treiben, diese abzulegen.

Zu den Zeichnungen: Diese sind sehr detailliert und liebevoll, was insbesondere für die Kleidung der einzelnen Figuren gilt, an der sich so mancher Cosplayer sicher austoben kann und genug Vorlagen für die nächsten Jahre findet.

Fazit:

Mit Monstress Vol. 1 hat die junge talentierte Autorin einen starken und anspruchsvollen Auftakt ihrer ersten eigenen Serie hingelegt, der vollkommen zurecht in höchsten Tönen von der Branchenpresse gelobt wird. Monstress ist dunkel, brutal, schonungslos und hat eine komplexe, spannende und verwobene Geschichte: Mit Sicherheit nichts für Kinder und Zartbesaitete, aber für Freunde der etwas schwereren Kost sein Geld und seine Zeit ohne Frage wert.

Bewertung:

5/5 bzw. 9/10

Auch hier erschienen.

 
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