Ich hoffe mal, das dir das weiter hilft:
Vortrag von Reinhold Ruthe,
mitgeschrieben am 30.01.93 bei einem Eheseminar
im Diakonissenmutterhaus Bleibergquelle, Velbert
ueber den Zorn
1. Zorn ist unvermeidlich
Wir koennen Zorn nicht umgehen.
Wenn wir uns nicht um ihn kuemmern, rutscht er in die Organe
2. Zorn ist ein Gefuehl, eine Empfindung - und zugleich ein
Verhaltensmuster
Selbstaendige Gefuehle gibt es nicht. Sie stehen immer in Zusammenhang
mit Gedanken. Von Nichts kommt Nichts!
Individuelle Verhaltensmuster, mit Zorn und Aerger umzugehen:
- direkt dem anderen aeussern
- vor sich hin schimpfen
- ironisch mit dem anderen umgehen
- Gegenstaende zerstoeren
- runterschlucken ( Folge: Gastritis)
- innerliches Aufgeladensein, Gereiztheit, Aerger
- Depression
- etc.
3. Zorn hat eine gerechte und eine zerstoererische Seite
- Zorn bringt Streit zustande: "Wenn man Milch stoesst, so macht man
Butter draus; und wer die Nase hart schneuzt, zwingt Blut heraus;
und wer den Zorn reizt, zwingt Hader heraus." (Spr. 30,33)
- Sanftmut stillt den Zorn: "Eine linde Antwort stillt den Zorn, aber
ein hartes Wort richtet Grimm an." (Spr. 15,1)
Im AT kommt ca. 450mal das Wort "Zorn" vor, sehr oft als "Zorn
Gottes". Waehrend bei uns Menschen meist Zorn und Hass gemischt sind,
findet sich bei Gott oft Zorn in Verbindung mit Trauer, denn er hasst
die Suende - aber er liebt den Suender.
Beispiel: Jesus heilt am Sabbat den Mann mit der verdorrten Hand. "... und
er sah sie umher an mit Zorn und war betruebt ueber ihr verstocktes Herz und
sprach zu dem Menschen "Strecke deine Hand aus!"..." (Mk. 3,5). Jesus ist
zornig und traurig zugleich. Sein heiliger Zorn richtet sich gegen die
Verstockung der Pharisaeer, die ihn umbringen wollen (s.Vers 6).
4. Was koennen wir tun?
Zorn soll uns nicht zur Suende hinreissen. Er soll kein
unwiderrufliches Boeses ausloesen = Anliegen der Seelsorge:
"Zuernet, und suendiget nicht." (Eph. 4,26)
Was koennen wir also tun ?
- Das Ablegen des Zorns (=Arbeit!) ist Christen befohlen:
"Nun aber legt alles ab von euch: den Zorn, Grimm, Bosheit, Laesterung,
schandbare Worte aus eurem Munde." (Kol. 3,8)
- Auf den anderen zugehen, Vertrauen haben und aufbauen. Die Dinge
miteinander besprechen. Das Ziel des Zorns aufspueren und zugeben
(siehe unten).
- Wir muessen lernen, es dem anderen liebevoll zu sagen.
Ich-Botschaft statt Du-Botschaft !
- Vergebungsbereitschaft, Versoehnung bedingungslos suchen.
(Das faengt immer bei mir an!)
- In Busse leben. Aendere Dein Denken, Deine Gesinnung !
Merke: wer sein Denken aendert, aendert seine Gefuehle (siehe Punkt 2).
Die Gefuehle selbst kann ich nicht aendern.
- Suendhaften Zorn vor Gott und vor dem anderen zugeben. Dann kann Gott
vergeben. Sich gegenseitig die Vergebung zusprechen.
- Zorn nicht verdraengen. Man kann Zorn und Bitterkeit nicht
verschweigen ("Organdialekt", unsere Organe sprechen):
"Denn da ichs wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine
durch mein taeglich Heulen." (Ps. 32,3 hier im Zusammenhang mit Suende).
- "Beluegt einander nicht, zieht den alten Menschen mit seinen Werken
aus." (Kol. 3,9)
Wir koennen den Zorn nur ablegen, wenn wir Zweck und Ziel des Zorns
durchschauen. Verborgene Absichten durchschauen (= boese Begierden).
5. Was will unser Zorn bezwecken ?
Zorn verfolgt verborgene Ziele. Zorn will....
bestrafen
Angst machen
gefuegig machen
Schuldgefuehle machen
erpressen
unter Druck setzen
machtlos (impotent) machen
Macht ausueben
auf Distanz bringen