Scharon nach Schlaganfall in tiefes Koma versetzt
Nach einem schweren Schlaganfall von Ariel Scharon infolge einer Hirnblutung ringen die Ärzte um das Leben des israelischen Ministerpräsidenten. Die Ärzte der Hadassah-Klinik in Jerusalem versetzten den 77-Jährigen in ein künstliches Tiefkoma. Zuvor hatten sie ihm in einer ersten mehrstündigen Notoperation Blut aus dem Hirn abgesaugt; nach einer zweiten Operation gelang es den Ärzten, die Gehirnblutung zu stoppen. Die Befugnisse des Regierungschefs gingen interimsweise an Stellvertreter Ehud Olmert über.
Das "tiefe Koma" solle mindestens 24 Stunden anhalten, sagte der Direktor des Hadassah-Krankenhauses, Schlomo Mor Jossef. Scharon werde in dieser Zeit künstlich beatmet. Ziel der Maßnahme sei, "den Blutdruck im Schädelraum niedrig zu halten". Jossef bezeichnete Scharons Zustand als "ernst, aber stabil". Der Patient reagiere "in allen Parametern" so, "wie es nach einer Operation dieser Art zu erwarten ist".
Der israelische Regierungschef hatte am Mittwochabend auf seiner Ranch in der Negev-Wüste über Unwohlsein geklagt. Daraufhin wurde er mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte eine schwere Hirnblutung feststellten. Bei dieser Form des Schlaganfalls platzen Gefäße im Gehirn, wodurch Blut in das Gehirngewebe fließt. Je nach ausgetretener Blutmenge können die Folgen schwerwiegend sein, bis hin zum Tod.
Es ist der zweite Schlaganfall Scharons binnen drei Wochen. Nach dem ersten leichten Schlaganfall war Scharon mit Blutverdünnern behandelt worden, um weitere Schlaganfälle zu verhindern. Der Ministerpräsident könne auch bei einer Erholung keinesfalls in sein Amt zurückkehren, berichtete der private Fernsehsender Zehn unter Berufung auf Angehörige Scharons.
Ehud Olmert, Finanzminister und Stellvertreter Scharons, leitete am Morgen eine Sitzung des Kabinetts. Der 60-Jährige ist ein alter Weggefährte und Vertrauter des Ministerpräsidenten. Der langjährige Bürgermeister von Jerusalem war dem Regierungschef als einer der ersten gefolgt, nachdem dieser aus der Likud-Partei ausgetreten war und die neue Kadima-Partei gegründet hatte. Olmert gilt als einer der Architekten des Abzugs aus dem Gazastreifen.
Nach dem Austritt und der Parteineugründung galt Scharon als klarer Favorit für die Wahlen am 28. März. Die Kadima-Partei steht und fällt jedoch mit Scharon, sie ruht bisher Beobachtern zufolge so gut wie ausschließlich auf den Schultern ihres Gründers.
US-Präsident George W. Bush erklärte, er teile "die Beunruhigung der Israelis". Bush und seine Frau Laura beteten für die schnelle Gesundung des Ministerpräsidenten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Jacques Chirac übermittelten ihre Genesungswünsche. Unter den ersten israelischen Politikern, die ihre guten Wünsche überbrachten, war Scharons Nachfolger an der Spitze der Likud-Partei, Benjamin Netanjahu. "Wie das gesamte israelische Volk bete ich für die Genesung von Ministerpräsident Scharon", erklärte Netanjahu, der als einer der größten Rivalen des Regierungschefs gilt