Ich glaube ich wurde (un-)bewusst missverstanden.
Im Gegenteil. Wenn wir nicht kategorisieren würden, müssten wir uns ernstlich mit dem Einzelfall auseinander setzen, anstatt alles blindlinks in Schubladen stopfen zu können. Arbeitserleichterung, aber keine Notwendigkeit.Werten ist eine Sache, abwerten ein andere. Und die Bezeichnung Mainstream ist heute eigentlich nur noch derart in Gebrauch, dass sie dazu verwednet wird bestimmte Bands, Lieder, Musikrichtungen als austauschbare, simpel und möglichst massenkompatibel konstruierte Erzeugnisse von niedriger Qualität zu klassifizierenDas was du hier schilderst kommt eher einem Musikstudium nahe, als der normalen Auseinandersetzung eines Hörers mit einem Musikstück.
Diese Einteilung zu machen steht dir völlig frei.
Leute, die Musik mit der Begründung ablehnen, sie sei "Mainstream" kann ich trotzdem nicht ernst nehmen. Denn offensichtlich sind sie nichteinmal in der Lage substanzielle Gründe für ihr NichtMögen dieser Musi zu nennen, sodaß sie sich hinter solchen Kunstbegriffen wie "Mainstream" verstecken müssen.
Wenn man sich viel mit Musik beschäftigt, ist es nötig in gewissen Schubladen zu denken. Selten ist ein Opus eines Künstlers/Kollektivs so neu und einzigartig dass man ne neue Genrebezeichnung o.ä. einführen müsste. Bands befruchten sich gegenseitig, Musik ist zumeist Erzeugnis seines Umfelds. Ich höre mir die Sachen mal mehr, mal weniger intensiv an. Ich versuche dann zu bestimmen was mir daran gefällt, bzw. was ich nicht leiden kann. Das ist schon was substanzielles. Wenn dieses einem musikwissenschaftlichen Aufwand gleicht, dann hören wir beide Musik einfach anders.
Ich bin ein Kulturpessimist. Was im Mainstream rauskommt ist
vielfach Mist. Nicht alles. Ich wiederhole mich: ich höre mitunter auch gern Mainstream. Z.B. manches U2 Album. Oder meine Billy Idol DVD. Oder meine Supertramp Alben. Mein Lieblings-Popsong der letzten Jahre ist von den All Saints
Black Coffee. Undundund. Aber oft genug ärgere ich mich auch über bestimmte Veröffentlichungen.
Impulse für interessante Entwicklungen finden in der Mehrheit der Fälle ihren Ursprung in Subkulturen/Untergrund. Und da macht es Spaß sowas zu hören.
Ich bin nicht ignorant, nur weil ich gewisse Termini benutze. Wie ich es sage ist entscheidend. War gestern in Gießen im Sinfoniekonzert. Mir hat z.B. die als U-Musik konzeptionierte kleine Suite von Lutoslawski bombig gefallen.
Das Beispiel mit Mozart und Beethoven ist IMO nicht zutreffend. Ich denke wir tun diesen beiden GENIES unrecht wenn sie sich freiwillig künstlerische entscheidende Grenzen gesetzt haben. Sie haben Sachen eingeführt, die in ihrer Zeit unüblich waren. Die auch nicht immer auf Gegenliebe gestoßen sind. Aber sie hatten etwas auszudrücken und haben in
diesem einem Moment des Schaffensprozesses bestimmt nicht gedacht "Oh, das gibt jetzt nen fetten Reibach und damit kann ich meinen Lebensstandard so und so gestalten".
EDIT: Letztlich kann man der Beurteilung von Kunst nie die identische Meinung annehmen. Das ist auch gut so. Aber man kann diskutieren was so Spaß an dem Lied, dem Buch etc. macht. Und das ist doch auch toll.
Fazit (ich zietiere Kasey Keller) zu dem Thema (und nicht nur zu dem):
Ich habe meine Meinung. Aber Meinungen sind wie Arschlöcher und jeder hat eins.
Doof ist nur wenn man als ignorant tituliert wird, obwohl man sich mit der Sache inhaltlich auseinandergesetzt hat.