Verstehe immer noch nicht, warum er Gott so in die Argumentation setzt. Man kann Moral doch auch gut ohne Gott erklären.
Ich weiß nicht, ob das von mir zu einfach gedacht ist, aber ich verstehe das jetzt so:
Eine höhere Macht ist für die Psyche des Menschen notwendig um die Moral als festes Gesetz anzusehen. Die Moral erscheint nur als etwas, dem man verpflichtet ist, wenn sie von jemandem bestimmt wird, der über einem steht. Ähnlich, wie man sich keinem Gesetz verpflichtet fühlt, dass der Nachbar erlässt, sondern nur dem, was der Staat erlässt.
Wenn das moralische Gesetz jetzt nur das ist, was der Mensch als richtig empfindet, dann wird es von dem festgelegt, der es befolgen soll. Und derjenige würde ja bei der Entscheidung über die Moral sowohl von moralischen als auch unmoralischen Gedanken beeinflusst. Der, der die Frage nach der Moral stellt, wäre dann der, der sie beantwortet. Aber, wenn er fragen muss, kann er die Antwort nicht kennen - bzw. wenn er antworten kennt, braucht er nicht zu fragen.
Wir können heute zwar einfach sagen, dass wir moralisch handeln, ohne, dass es uns jemand vorschreibt. Aber das ist dann eben nicht das Befolgen eines Gesetzes, sondern eine freiwillige Entscheidung. Und keiner könnte sagen, dass seine freiwillige Entscheidung, friedlich zu leben, irgendwie moralischer wäre, als die freiwillige Entscheidung des anderen, jedem, der ihn komisch anschaut, zu verprügeln. Beide können ihr Verhalten ja ehrlich als richtig empfinden.
Ich hoffe mal, ich hab's halbwegs richtig widergegeben und THX1138 nicht noch mehr verwirrt. ^^
Und ich habe mich auch genau auf deinen Teil nach dem "sondern" bezogen! Es ist weder sinnvoll noch produktiv der großen Mehrheit (in dem Fall den katholischen und evangelischen Schülern) etwas (in dem Fall den spezifischen Religionsunterricht) vorzuenthalten, weil es aus praktischen Gründen nicht möglich ist den kleineren Gruppen (Juden, Hindus, Buddhisten,usw.) das exakt Gleiche zu bieten. Wenn der Staat immer alles zu 100% gleich und gerecht machen müssen würde, würde er wahrscheinlich gar nichts mehr tun.
Wenn im Religionsunterricht möglichst viele Religionen gleichermaßen behandelt werden, wird niemandem etwas vorenthalten. Im Gegenteil: es wird weniger Leuten etwas vorenthalten, als es jetzt der Fall ist, wo man sich hauptsächlich auf's Christentum konzentriert. Du behauptest, es sei nicht möglich, andere Religionen zu unterrichten. Aber das würde nur gelten, wenn jede ein eigenes Fach hätte. Ich spreche aber davon, alle in einem Fach zu unterrichten. Das hätte außerdem den Vorteil, dass dann jeder auch mal über den Tellerrand schaut. Dadurch würde die Koexistenz der Religionen im Unterricht vorgemacht. Und es würde den Kindern somit einfacher gemacht, später mal wirklich selbst zu entscheiden, welche Religion sie befürworten. Wenn man nämlich immerzu von einer einzelnen Religion hört und über die anderen nur oberflächlich bescheid weiß, dann wird man dadurch ein Stück weit vorgeprägt.
Aber selbst, wenn der Religionsunterricht ganz wegfiele, können die, die es wollen, das alles auch auf anderem Weg lernen. Du meinst, nur zwei Religionen durch Unterricht an öffentlichen Schulen zu fördern, wäre sinnvoller, als gar keine. Aber wenn man nur zwei fördert, benachteiligt man eben die anderen. Wenn hingegen für jede Religion gilt, dass sich die Eltern selbst kümmern müssen, dann benachteiligt man niemanden
(Und atheistische Eltern müssen sich natürlich genauso selber drum kümmern, ihren Kindern ihre Weltanschauung beizubringen, wie die religiösen.).
Würde man den Kindern Schaden zufügen, wenn man sie nicht an der Schule in sowas unterrichtet, dann könnte ich es ja noch verstehen, dass einer sagt, man sollte diesen Schaden doch zumindest von so vielen Kindern wie möglich abwenden, indem man eben den entsprechenden Unterricht für die Mehrheit sichert. Aber ein solcher Schaden entsteht nunmal nicht. Dass die Eltern ihren Kindern die Geschichten dann selber erzählen müssen, ist kein Schaden. Auch, wenn Religionen Funktionen erfüllen können, sind sie dafür nur eines von vielen Mitteln und daher nicht essentiell für das Leben. Würden die Schulen den Kindern nicht das Lesen und Rechnen beibringen, könnten sie später viele Berufe nicht erlernen. Und wenn man ihnen nicht katholischen Glauben beibringt... was dann? Welche Schwierigkeiten würde ihnen das einbringen, die der Staat nicht verantworten kann? Dass sie keine Werte hätten? Die kann man auch ohne Religion vermitteln. Dass sie sich nicht zu einer Gruppe zugehörig fühlen? Die können sich auch zum Volk der Deutschen zugehörig fühlen oder zu ihrem Fußballverein. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Dinge ja nur dann wirklich entfallen würden, wenn die Eltern nicht dergleichen täten.
Der Staat ist nun mal für die Bildung verantwortlich. Wenn der Staat jetzt hergehen würde und sagen würde, dass er nicht sein möglichstes versucht, um die Leute auch in ihrer Religion zu unterrichten, würde der Staat damit auch eine gewisse Geringschätzung äußern, die zumindest indirekt auch Atheismus fördern könnte.
Wenn der Staat das so direkt sagen würde, würde er ja gleichzeitig auch sagen, dass er nicht sein möglichstes versucht, um Atheismus zu unterrichten. Oder er fasst es gleich zusammen: "Wir tuen nicht unser möglichstes, um den Kindern Weltanschauungen beizubringen." Also gibt es da keine Ungleichbehandlung.
Zudem ist es etwas seltsam: Wenn der Staat keinen Religionsunterricht anbietet, drückt das angeblich Geringschätzung aus, welche die Gefahr birgt,
zumindest indirekt den Atheismus zu fördern. Diese Möglichkeit einer indirekten Förderung stört dich. Dass der Staat momentan keinen Atheismusunterricht anbietet, drückt aber nicht Geringschätzung gegenüber dem Atheismus aus und stört dich nicht?
Wenn man tatsächlich annehmen würde, der Staat würde alles geringschätzen, wofür es kein spezielles Schulfach gäbe, dann würde der Staat auch die Demokratie oder die Liebe geringschätzen.
Das du hier ein negatives Signal siehst, liegt nur daran, dass du es gewohnt bist, dass Religionsunterricht existiert. Es gab auch mal eine Zeit, da waren es Männer gewohnt, dass Frauen nicht ohne ihre Erlaubnis arbeiten gehen dürfen. Als das geändert wurde, empfanden das vielleicht auch einige als Geringschätzung des Mannes - weil es eben eine Veränderung war. Jetzt sind wir diese Situation gewohnt und keiner sieht darin mehr ein negatives Signal.
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist es nicht die Aufgabe des Staates Neutralität zu lehren, sondern Toleranz.
Ich will nicht, dass er Neutralität lehrt, sondern, dass er neutral
ist.
Wow! So eine Aussage hätte auch von einem christlichen Fundamentalisten stammen können. Sonderlich viel mehr brauche zu so einer unflexiblen religiösen Einstellung gar nicht sagen.
Nein, musst du nicht. Den Anderen mit einem Fundamentalisten zu vergleichen, ist sowieso viel bequemer, als sich mit seiner Aussage ernsthaft auseinander zu setzen. Darum machen das die Fundamentalisten ja auch selbst gerne so: "Du redest wie ein Ungläubiger, also brauch ich darüber nicht nachzudenken."
Zudem will ich mal wissen, was für lahmärschige Fundamentalisten du kennst, die nichts krasseres zu sagen haben, als, dass sie etwas für inkonsequent halten.
Und ich bin sehr davon überzeugt, dass diese Einstellung einer atheistischen Grundhaltung entspringt.
Dass man etwas nicht lehrt, heißt nicht, dass man es ablehnt oder das Gegenteil befürwortet.