Da es hier wieder mal um Medienarbeit geht, respektive darum, wie man eine Zeitung redigiert, erlaube ich mir ein Urteil als Journalistin und frühere Redaktorin einer grossen Lokalzeitung.
Das Inserat ist geschmacklos und verdient keine Rechtfertigung, noch eine Verharmlosung. Zum Berufsbild des Redaktors gehört es nämlich auch, eine Zeitungsseite so zu gestalten, dass niemand pikiert wird und schon gar kein Anlass zu irgendwelchen Foppereien geboten wird. Satirische Zeitungen mögen das etwas anders sehen, denn dort geht es darum, Emotionen zu wecken. Nicht aber in Lokalblättern.
Nur muss man auch folgendes bedenken: Das Inserat des Gasbetreibers bringt viel Geld. Ich schätze mal mindestens €1000.--. Der Bericht über die Sinti bringt keinen Cent, im Gegenteil, die Zeitung muss dafür dem Schreiberling noch Honorar bezahlen und auch die Löhne des Redaktorenteams begleichen (den Druck noch nicht eingerechnet). Schon möglich, dass die hier vorgestellte Zeitung so unter finanziellen Nöten steht, dass auf ethische Bedenken nicht mehr geachtet wird. Vielleicht ist dem Redaktorenteam aber auch bloss ein blöder Lapsus passiert. Egal, eine Entschuldigung scheint mir angebracht, damit die Kirche im Dorf bleibt.
Denn, wie gesagt, in der Ausbildung zum Redaktor lernt man, solche Konstellationen zu vermeiden, genauso wie man nie irgend welche lustigen Karrikaturen oder Werbung für Pralinen, Hundefutter und Bébémode unter Todesanzeigen setzen würde.
Gruss, Bea