Bimmisaari (Saari-Ha-System)

[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 03 - Konferenzraum] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi


Als die violette Klinge fauchend aus dem schwarz polierten Schaft seines Lichtschwertes hervor schoss, fühlte Bru-Th instinktiv die tiefe Vertrautheit und Geschichte, die ihn mit dieser Waffe verband. Es war ein vitalisierendes Gefühl, getragen von den Wogen der Macht, die ihn empor trugen, bis zu dem Punkt, wo er seinen klobigen Gehstock schlicht vergas. Die meisten Flottenärzte und Jedi-Heiler, die er nach seiner Verletzung konsultiert hatte, bekräftigen immer wieder, dass die Genesung des Beins eigentlich abgeschlossen sei und sich selbst die verletzten Nervenstränge wieder regeneriert hätten, doch der Schmerz bei jeder Art von Belastung erschien ihm immer so real. Dass diese Schmerzen rein psychosomatischer Natur sein sollten, leuchtete ihm intellektuell ein, doch der Schmerz war schließlich da und ... schmerzte.

Während das violette Licht sich mit dem grünen Licht des Trainingslichtschwertes seiner Padawanschülerin verband und auf diese Weise ein chaotisches Licht-und-Schatten-Spiel auf die kargen Wände des Konferenzraumes projizierte, verlangsamte Bru-Th seine Atmung und verdrängte jene anfängliche Euphorie, die zwar angenehm und wohltuend gewesen war, jedoch zugleich auch ein Quell der Ablenkung sein mochte. "Achte auf dein Gleichgewicht in der Macht", ermahnte er sich selber und verbannte mit der Routine eines Jedi Meisters eben all diese Störfaktoren, obschon es Bru-Th mehr Mühe kostete an Tagen, an denen er nicht Zeit für eine Meditation gefunden hatte. Er grunzte ungehalten, denn diese Tage gab es häufig.

Der Raum war bereitet und er war so bereit, wie man das von einem Flottenmenschen-Schrägstrich-Jedi nur behaupten konnte. Bru-Th umklammerte sein Lichtschwert fester und verbeugte sich ebenfalls, als Levice zu dem Punkt gekommen war, ihr verbales Abstract über die dritte Lichtschwertform zu beenden. Das ungeduldige Wummern der zwei Lichtschwerter hatte hier vermutlich unterstützend gewirkt. Seine Schülerin mit Blicken taxierend, antwortete der hochgewachsene Jedi Meister nur:

"Oh, mir war gar nicht bewusst, dass Mynocks sogar Steine essen, wenn die Situation es gebietet." Kurz ließ Bru-Th das Lichtschwert sinken, um Levice nicht aufgrund des stark emittierenden Lichts anblinzeln müssen, und dabei schüttelte er sachte den Kopf, als er bemerkte, dass seine Schülerin ihn fragend anschaute: "Levice, als ich danach fragte, was du über Soresu gelernt hast, meinte ich nicht die Anzahl der theoretischen Abhandlungen darüber, auf die du wohl möglich im Tempel gestoßen bist." Sein wachsamer Blick wurde milder. "Ich möchte sehen, wie du kämpfst."

Der Angriff erfolgte schnell, jedoch nicht unerwartet und Bru-Th parrierte ihn mit seinem Lichtschwert, indem er es leicht nach vorn geneigt hielt und blitzschnell drehte. Dass sie nach Schwachstellen in seiner inneren Verteidigung suchte, war gut, denn nur allzu viele Schüler begangen anfänglich den Fehler, sich zu sehr auf Schrittfolgen, Manöver und die korrekt ausgeführten Schläge selbst zu konzentrieren. Aus leidvoller Erfahrung wusste Bru-Th, dass Sith diese Schwäche nur allzu erbarmungslos nutzten und mit vernichtenden Machtangriffen unerfahrene Kämpfer niederstreckten. Dass Levice dies bereits begriffen hatte, musste zu gleichen Teilen der Gründlichkeit, mit der Levice Dinge anging gut geschrieben werden, wie den wertvollen Lehren Meister Solos. Dass Solo ein deutlich besserer Schwertkämpfer als er selbst war, musste seine Schülerin ja nicht unbedingt sofort herausfinden. Notfalls - Bru-Th grinste in sich hinein - zog er halt die Verletztes-Bein-Karte.

"Ein guter Angriff", kommentierte Bru-Th Levices ersten Angriff fast beiläufig, "aber halte dich nicht zurück, nicht einmal aus taktischen Gründen ... oder anderen. Es gibt kein Versuchen. Tue es oder tue es nicht", wiederholte er eines der ältesten Mantras der Jedi, denn es enthielt nun einmal eine Menge Wahrheit. Wenn man das Lichtschwert aktivierte, musste man kämpfen, ... und einen Kampf musste man gewinnen. Zögern und Taktieren mochten angebracht sein, jedoch nicht für einen Padawan.

Die Macht gab ihm Kraft und war sein Verbündeter, und ebenso wie ein Tuskenräuber niemals ohne sein Bantha in die Schlacht ziehen würde, ging auch Bru-Th nicht allein. Selbst sein Bein schmerzte in diesem Moment nicht, und es war seit langer Zeit das erste Mal. Es tat ihm sichtlich gut, in vielerlei Hinsicht.
Nun nahm er seinerseits den angreifenden Part ein. Für ausladende Manöver und akrobatische Einlagen war die Örtlichkeit viel zu beengt, also versuchte er es mit Geschwindigkeit und trieb sein violettes Lichtschwert in mehreren Varianten nach vorne, um die Körpermitte seiner Schülerin anzugreifen. Wer nach der Eleganz eines Jedi-Kämpfers Ausschau hielt, wie sie kleinen Kindern in Holovid-Romanen vorgelebt wurde, der musste bitter enttäuscht sein. Zu solcher Perfektion hatte Bru-Th es nie gebracht, schon gar nicht mit seinem Shii-Cho. Größe, Kraft und die Klarheit seiner Gedanken waren jedoch ein mindestens ebenso scharfes Schwert und so hielt nicht zuletzt die überproportional lange Klinge seines Lichtschwertes Levice auf Abstand, welche alle Schläge jedoch gekonnt parierte.


Bru-Th brachte rasch eine Armlänge Abstand zwischen sich und seine Schülerin und hielt das Lichtschwert wieder nach unten. "Und jetzt noch einmal. Denke nicht nach, sondern fühle den Weg, den die Macht dir aufzeigt. Du kannst dich auf das Führen des Lichtschwertes konzentrieren und hörst die Macht doch klar. Das ist gut. Nun füge beides zusammen ... und greife mich wieder an. Die Macht zeigt dir Wege, wie du mich besiegen kannst, Levice." Zumindest in der Theorie, ergänzte er gedanklich und hob das Lichtschwert wieder an, während er gleichzeitig die Festigkeit seines Standes durch ein kurzes Wippen kontrollierte. Er wiederholte durch die Macht die Aufforderung, ihn an zu greifen.


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»Ihr seid ungeduldig, Meister.« hatte die Padawan stichelnd auf die Anmerkung ihres Mentors eingeworfen, bevor sie schließlich zum Angriff übergegangen war. Zweifelsohne hatte der ältere Jedi recht, dennoch hatte Levice ihren sprudelnden Assoziationen nicht Einhalt gebieten können, bevor sie schließlich ihren Worten hatte Taten folgen lassen.
Ein violettes Aufleuchten zuckte empor und wehrte ihre halbherzig geführte Klinge mühelos ab. Ihr zögerliches Vorgehen war dem Jedi nicht entgangen und blieb nicht unkommentiert. Und eine zweite Chance erhielt sie entsprechend des von Meister Agoch zitierten Mantras ebenfalls nicht. Die Padawan sah sich im nächsten Moment zurückgedrängt und griff instinktiv auf die defensiven Elemente des Shii-Cho zurück, das viel tiefer in ihr verwurzelt war, als die erst kürzlich erlernte Form III.
Tiefe Konzentration legte ihre Stirn in Falten und Levice riss ihr Lichtschwert gerade hoch, um den hinter einer Finte verborgenen Schlag rechtzeitig abzuwehren. Wenige Handbreit vor ihrem Oberkörper stoppte die violette Lichtschwertklinge und Levice starrte in das Leuchten reiner, fokussierter Energie. Dann befreite sie sich mit energischem Schwung aus dem Patt. Auf der Hut vor einem weiteren Angriff hob sie ihre eigene Waffe, doch der Jedi-Meister hatte sich auf Abstand zu ihr gebracht. Auf dieses Signal hin ließ sie das Lichtschwert ebenfalls sinken.
Seine Worte wurden von dem leisen, gleichmäßig vibrierenden Ton untermalt, den die Lichtschwerter in ungleichem Chor sangen. Eine Augenbraue der Padawan wölbte sich nach oben. ‘Ihn besiegen, so?‘ dachte sie bei sich und nickte knapp zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Sie erinnerte sich an ihre erste Meditationsübung mit Meister Agoch. Seitdem hatte sich ihre Verbindung zur Macht gebessert, obgleich sie noch weit von einer Selbstverständlichkeit entfernt war. Meisterin Horn hatte sie auf den Gedanken gebracht, in der Meditation auf dieselbe Weise mit der Macht zu kommunizieren, wie sie es tat, wenn sie die Schrittfolgen einer Kata einübte. Es war der Anfang vieler Fortschritte gewesen.
Levice musterte ihren Meister. Für jemanden, der bei jedem Schritt zwar nicht auf eine Gehilfe angewiesen war, zugleich aber nicht darauf verzichten wollte, bewegte er sich weder zögerlich, noch schien er sein versehrtes Bein zu schonen. In der Macht verspürte sie den auffordernden Wink, der sie hieß, ihrerseits anzugreifen. Reflexartig verdichtete die Padawan erneut ihre mentalen Schilde – sie sollte es einem machtbegabten Gegner nicht noch leichter machen, ihre Bewegungen vorauszuahnen, indem sie ihre Absichten nicht ausreichend abschirmte. Doch in der Hektik eines Gefechts bedurfte es vieler Übung, um nicht nur die Deckung des Körpers, sondern auch die des Geistes aufrechtzuerhalten.

Die Padawan öffnete das Handgelenk und ließ ihr Lichtschwert einmal kreisen, eine nach außen getragene, nachdenkliche Bewegung, die in dieselbe Eröffnungsposition überleitete, die sie zuvor gewählt hatte. Sie ertappte sich dabei, wie sie den Schlagabtausch analytisch Revue passieren ließ. Auf diese von der Macht unabhängigen Weise hatte sie immer nach einer alternativen Angriffsmöglichkeit gesucht, einer Schwäche ihres Gegners, einem Fehler auf ihrer Seite, den sie ausmerzen konnte. Nur in der gleichförmigen Monotonie ihrer Kata war es ihr bisher vollständig gelungen, sich auf die Macht einzulassen und ihre Sinne lenken zu lassen. Aber die Formläufe dienten nur dazu, den Körper an die komplexen Bewegungsmuster zu gewöhnen und die nötige Übung zu verschaffen. Im Kampf waren diese Bewegungen bloß das Werkzeug, mit dem der Verstand arbeitete. Und den Verstand vermochte nur zu schärfen, was einem echten Kampf möglichst nahe kam.

Levice atmete aus und verwurzelte sich wie angewiesen ein weiteres Mal tief in der Macht. Um sie herum erhob sich das Energiefeld, bereit, ihr Kraft und Ausdauer zu leihen und mit dem Versprechen auf den Lippen, sie erkennen zu lassen, was sie zu sehen begehrte. Mehr als seine Gestalt nahm die Padawan die Machtpräsenz ihres Meisters wahr. Die Macht hieß sie, sich zu bewegen. Mit wenigen Schritten hatte sie die kurze Distanz überwunden. Sie führte die Klinge von oben herab, doch ein wortloser Impuls verlieh ihr das sichere Wissen, dass das violette Lichtschwert ihren Schlag so zielsicher abfangen würde, als hätte es nur auf den Angriff gewartet. Sie veränderte die Richtung des Hiebs und duckte sich unter der antizipierten Abwehr weg, um im selben Moment einen weiten, tiefgeführten Gegenschlag zu platzieren. Der ältere Jedi wich jedoch aus und Levice nutzte den Schwung ihrer Bewegung, um sofort nachsetzen zu können. Ein unwillkürliches Lächeln trat auf ihre Lippen und die Padawan reflektierte, dass sie sich tatsächlich im Einklang mit der Macht bewegte, ausgerechnet in einem Konferenzraum auf einem Schiff mitten im Weltraum –
Sie war nicht schnell genug, um den Schlag kommen zu sehen und schaffte es knapp, die grüne Energieklinge zwischen ihre Schulter und das Lichtschwert ihres Gegners zu bringen. Zu langsam hatte sie ihr Gewicht verlagert. Das misstönendes Zischen der Waffen begleitete die Konfrontation und im nächsten Wimpernschlag sah sich Levice einem Ansturm violetten Lichts ausgesetzt. Wütend auf sich selbst presste sie die Zähne aufeinander und blockte den verräterischen Gedankengang, der ihre Konzentration und Machtverbindung ins Wanken gebracht hatte.
‘Nur die Macht.‘, ein immer wiederkehrender Gedanke. Über kräftezehrende Augenblicke hinweg entließ sie sowohl ihre Euphorie über den Wettstreit, als auch ihren Ärger und Missfallen über den eigenen Fehler in die Macht. Emotionen, positive wie negative waren insbesondere für wenig erfahrene Jedi bloß Kieselsteine in einem mechanischen System: Fremdkörper, die den Zugang zur Macht effektiv blockierten. Im Rhythmus mit ihren Bewegungen konzentrierte sich Levice auf ihren Atem, um wieder zu sich zu finden, während sie die unnachgiebigen Angriffe ihres Gegners abwehrte. Mühsam verlieh sie ihren Bewegungen nach für nach eine flüssigere Abfolge, während sie versuchte, sich an die Bewegungen Meister Solos zu erinnern. Die eigene Klinge immer näher am Körper geführt, war es schließlich Soresu, das einen smaragdfarbenen Schild aus Licht um die schmale Figur der Padawan wob. Die geizigen Bewegungen der Lichtschwertform ließen Levice effizienter reagieren und gaben ihr ausreichend Ruhe, um zu ihrem Gleichgewicht in der Macht zurückzufinden. Bald richtete sich der Fokus der Padawan nur noch auf ihren Gegner und das Geräusch ihres eigenen Atems. Das Zischen, mit dem die Schwerter aneinandergerieten, erklang immer schneller und abgehackter.

Levice blockte hoch über ihrem Kopf, sah eine winzige Möglichkeit zur Offensive. Wo sie zuvor mit der Geduld des Sarlaac ausgeharrt hatte, schlug sie nun mit dessen Schnelligkeit zu. Ein gestochener, beidhändiger Hieb des Shii-Cho, hervorstoßender Sarlacc, Parade und Angriff zugleich. Und doch nur eine Täuschung, die den gegen den Unterkörper gerichteten Hieb zu verschleiern sollte, der ihren Angriff einleitete. Ob sie die Initiative erkämpft hatte oder ihr Meister sie ihr überlassen hatte, war Levice einerlei: doch in letzterem Fall würde sie ihr Bestes tun, um sicherzugehen, dass er kein weiteres Mal Anlass dazu sah, großzügig zu sein.
Sie spürte, wie die Macht sie ohne jede Rücksicht auf ihre Umgebung nach vorn drängte. Nur eine halbe, riskante Drehung ließ sie einem Schlag ausweichen und brachte sie der Wand des Raumes näher. ‘Kein Versuchen.‘ Ihre Schwerthand schien mit dem Griff ihrer Waffe verschmolzen, als sie zu einem mit dem zuvor gewagten Ausweichmanöver erkauften Schlag ausholte, dessen weitläufiger Bogen einige Handbreit der Wand als Opfer verlangen würde, um mit ganzer Kraft sein Ziel zu finden.

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Eine einzelne Schweißperle rann Bru-Th genüsslich über die Wange, um schließlich im gut getrimmten Vollbart des Jedi Meisters ein jähes Ende zu finden. Im positiven Sinne angestrengt, gab er sich dem Kampf wieder mit allen Sinnen hin, spürte die Macht ihn jedem Molekül des Raums und lauschte dem Rausch des Adrenalins, während sein Lichtschwert wieder und wieder den Tanz der Vernichtung tanzte, ohne letztlich zu einem Ende zu gelangen. Wie sehr dem hochgewachsenen Jedi Meister trotz seiner ehr durchschnittlichen Begabung diese Art des Trainings gefehlt hatte, realisierte er erst in diesem Moment, wo ein Streich mit einem neuen vergolten wurde. War dies ein Tanz, so war er ein Derwisch, der sich unermüdlich um seine eigene Achse wirbelte, das violette Lichtschwert zu einer undurchdringlichen Mauer geformt, aus der mit immer schneller werdender Kadenz blitzartig Vorstöße erfolgten. "Dass nenne ich nicht eingerostet", presste er zwischen zwei Schlägen gedanklich hervor, bevor ihn Levice mit einer wohl durchdachten Finte, die Bru-Th erst im letzten Moment durch die Macht vorher sah, dazu zwang, einen Satz zurück zu machen.

"Mach so weiter, Levice", murmelte er vor sich hin und strich sich den Schweiß aus dem Bart. Hinter der Handbewegung kam ein angestrengt lächelndes Gesicht hervor, aber ein lächelndes. Wie rasch Levice mittlerweile verstand und wie gut sie das Verstandene in die Tat umsetzte, imponierte Bru-Th, und diese Zufriedenheit entließ er in die Macht, welche sie gleich einem lauen Südwind zu seiner Padawan-Schülerin herüber trug und diese einhüllte. Dann strauchelte Levice, nicht im wörtlichen Sinne, doch sie verlor die Konzentration und das Gleichgewicht in der Macht. Einem Außenstehenden wäre es wohl kaum aufgefallen, außer vielleicht der Gesichtsausdruck seiner Schülerin, der mit jedem harmlosen Schlag grimmiger und verbissener wurde. Durch Kraft und Entschlossenheit versuchte sie dieses Missgleichgewicht zu kompensieren, doch Bru-Th spürte, dass sie um die Unzulänglichkeit dieser Maßnahme wusste. Es war ein typischer Fehler von Padawanen, im Kontext eines Erfolgs die notwendige Gleichmütigkeit, die einen Jedi im Kampf ausmachte, durch allzu übersprudelnde Glücksgefühle zu verlieren, dozierte er gedanklich. Doch konnte er Levice dies übel nehmen? Wohl nicht.

Den gestochenen, beidhändigen Hieb, eine klassische Figur des Shii-Cho, wehrte Bru-Th noch beiläufig ab, doch die dahinter liegende Täuschung, die sich gegen seinen Unterkörper richtete, trieb ihn dazu, hoch über die grün pulsierende Klinge weg zu springen, wobei ihm die Kabinendecke gefährlich nahe kam. Wie eine horizontale Dampframme schoss er als Reaktion mit dem Lichtschwert hinab. Levice drehte sich halb um die eigene Achse und entkam dem violetten Tod. Doch die Macht gab ihr Zuversicht, vielleicht ein wenig zu viel, erhoffte sich ein gewisser Jedi Meister und langte dann reflexartig mit einer freien Hand nach vorne. Die Klinge seiner Schülerin, mit beeindruckender Geschwindigkeit geführt, beschrieb einen weitläufigen Bogen und war auf einem erbarmungslosen Kurs, der Bru-Ths oberen Torso zum Ziel hatte. Bru-Th grunzte vor Anstrengung, als er mit der Macht nach Levices Lichtschwert griff, während die ersten Funken vom Kontakt mit der Bordwand die Farbkulisse des Raums orange sprenkelten. Er intensivierte den Zugriff, schloss die Augen und gab sich der Macht und ihrem Willen vollständig hin, bis der Vorwärtsdrang des grünen Lichtschwertes abrupt endete. Es stand regungslos in der Bordwand und zischelte leise vor sich hin, nur zwei Zentimeter entfernt von einer hochenergetisch geladenen Leitung, die von außen nicht sichtbar gewesen war. Er atmete aus. Sein Augen öffneten sich, sein Blick lag ruhig auf Levice, der ihre schien fast erschrocken. Noch einige Sekunden lang brummten die Lichtschwerter, knatterten dem unweigerlichen Ende des Trainingskampfes grimmig entgegen, dann erloschen beide.

"Die Absicht war gut, meine Schülerin. Den Schlag hätte ich nicht zu parieren vermocht. Zu schnell, zu entschlossen, als dass ein Krüppel wie ich da noch etwas hätte machen können." Er lächelte schelmisch, um die Situation ein wenig zu entkrampfen. Levice stand noch immer unter Adrenalin, und das Kämpfen stellte für die junge Liannarin noch immer eine Ausnahmesituation dar, und das war gut. "Aber hast du an die Energieleitung gedacht? Was hättest du erreicht? Ist es richtig, ein Ziel mit allen Mitteln erreichen zu wollen? Deinen Fokus konnte ich spüren ... ."

Bru-Th verneigte sich langsam, fädelte mit einer eleganten Bewegung, die man Personen seiner Statur gemein hin nicht zutraute, das Lichtschwert wieder an seinem Gürtel ein und strich mit einer Hand prüfend über die beschädigte Wand. Innerlich musste er schmunzeln. Es war schon ein wenig gemein, nein fies, Levice zunächst zu mehr Entschlossenheit an zu stacheln und schließlich zu bemerken, dass sie bei allem Fokus den Sinn für ihre Umgebung nicht verlieren dürfe. "Doch niemand hat gesagt, dass die Padawanzeit fair ist oder?" Die Wand schien so weit in Ordnung und mit großer Sicherheit würden die kommenden Gespräche in diesem Zimmer einige Offiziere gedanklich auf eine ganz andere Reise schicken. Ein kurzer Pfeifton und ein hektisch blinkendes Licht taten kund, dass irgendjemand Einlass in den Konferenzsaal begehrte.


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Vielleicht, resümierte Levice später, hatte auch ihr Mentor dazu beigetragen, dass sie sich von dem Hochgefühl, ihre Waffe im Einklang mit der Macht zu führen, aus der Konzentration hatte reißen lassen. Sie hatte wahrgenommen, dass ihn ihre Fortschritte bis dahin zufriedengestellt hatten und auch das hatte sie abgelenkt. Nicht, dass sie sich auch davon nicht hätte beeinflussen lassen dürfen, aber musste er es ihr schwieriger machen, als – nein, darin lag sogar seine Aufgabe, dennoch –
Der wenig erbauliche Gedankengang brach an dieser Stelle ab. Mit Mühe hatte sie sich jene Gelassenheit zurück erkämpft, die Soresu von jenem verlangte, der die Form einzusetzen beabsichtigte. Und Levice hatte deutlich gesehen, was sie tun musste, wie sie das grüne Feuer in ihrer Hand zu führen hatte. Die Macht hatte ihre Hand gelenkt, ihre Muskeln so zusammengezogen, wie es ein menschlicher Körper von selbst nicht vermochte und die heiß leuchtende Klinge in einem schier unaufhaltsamen Bogen geführt, das Ziel so klar vor Augen. Im nächsten Moment das bleierne Gefühl eines unsichtbaren Gewichts, das sich auf das Lichtschwert legte, jene Waffe, die kaum ein Material aufzuhalten vermochte, die durchtrennte, worauf sie traf, außer es war die Macht selbst, deren Zweck sie diente.
Levice riss die Augen auf, als sie bemerkte, dass ihr Meister nicht sein Lichtschwert zur Abwehr vorbrachte, sondern direkt und wertvolle Bruchteile einer Sekunde sparend auf die Macht zurückgriff, um den Angriff zu stoppen. Impulsartig wollte sie selbst aus der unendlichen Ressource schöpfen, der nur ihre eigenen Fähigkeiten Grenzen setzten. Dann nahm sie die Funken und das laute, zischende Reißen neben sich wahr. Machtverstärkte Sinne ließen den Moment langsamer erscheinen, als er verlief und plötzlich bewegte sich ihre Waffe kein Stück weiter, als sei sie auf Cortosis getroffen. Der Jedi-Meister öffnete die Augen, gerade als Levice sich erschrocken zu der Wandverkleidung umdrehte, in der ein glühender Riss klaffte. Sie deaktivierte die Klinge des Lichtschwertes und nahm den nunmehr freigegebenen Griff in ihrer Hand hastig herab.
Der elaborierte Fluch, der ihren Lippen entkam, hätte einen feinsinnigen Hutten zum Erröten gebracht. »Es tut mir leid, Meister, das war nicht beabsichtigt-. Ich hatte nicht im Blick, dass-« Levice schüttelte in Ermangelung einer Erklärung den Kopf und besah sich selbst den Schaden, den sie angerichtet hatte. Auch gewöhnliche Trainingsräume verfügten über räumliche Begrenzungen. Bis auf eine Ausnahme war es ihr noch nie passiert, dass ihr Lichtschwert gegen die Wandtäfelung geraten war. Zwar war der Konferenzraum um ein Vielfaches kleiner, aber wie hatte sie derart den Überblick über ihre Umgebung verlieren können? Ein klarer Gedanke wollte sich nicht finden lassen. Während sie wütend auf sich selbst merkte, dass ihre Wangen rot wurden, schien ihr Mentor nicht nur gelassen, sondern ihren Fehler auch mit Humor zu nehmen. Sah er nicht, was sie deutlich erkennen konnte? Wie viel mehr hätte sie falsch machen können?
Seine auf das abrupte Ende des Kampfes folgenden Worte ließen das gesammelte Blut in ihrem Gesicht mit einem Mal entweichen. ‘Bei der Macht, was ist los mit mir?‘ Ein wenig weiter und sie wäre gegen eine ganze Energieleitung geraten. Levice betrachtete betreten ihre Hände, nahm sich dann zusammen und ließ sie sinken.
»Nein, ist es nicht.« beantwortete sie die scheinbar leichteste Frage zuerst und ihre Stimme klang wie so oft sicherer, als sie sich fühlte. Dass ein Ziel alle Mittel rechtfertigte, war eine Annahme, die in ihrer Absolutheit der Philosophie der Jedi fremd war. Lag darin die Ursache? Hatte sie am Rande wahrgenommen, welches Risiko sie einging, um dem verheißungsvollen Wink der Macht zu folgen? »Ich habe so wie es aussieht an gar nichts gedacht. Außer diesen Treffer zu erzielen.« gestand sie zwischen aufeinandergepressten Zähnen ein. Oder hatte sie gar falsch interpretiert, welcher Weg ihr gewiesen war und dann auf den zurückgegriffen, der der leichteste zu sein schien, aber zugleich auch der rücksichtsloseste war? Diese Vorstellung erschien noch erschreckender und Levice nahm sich vor, darüber zu meditieren. Die Padawan brachte ihre stets lebhaften Gedanken wieder zurück in ihre Bahnen und konnte allmählich ihre Verblüffung ablegen. Zugleich kehrte auch die für sie charakteristische Spitzfindigkeit zurück. »Wenn Ihr wissen möchtet, was ich erreicht hätte.. müsstet Ihr wahrscheinlich einen Techniker fragen, der einen Überblick über die Funktion dieser Energieleitung dort hat.« wies sie mit einer vorgeblich ratlosen Geste auf das aufgerissene Wandpaneel. »Und Ihr habt den Angriff mit der Macht abgewehrt. Ob mit Lichtschwert oder ohne, ich wäre nicht durch Eure Deckung hindurchgekommen.« wies sie die metaphorischen Lorbeeren mit der ihr eigenen Akribie zurück, und bemühte sich, jede Unzufriedenheit darüber in die Macht zu entlassen, bevor sie ihr anhaftete. Reflexartig erwiderte sie die Verbeugung, die den Trainingskampf beendete. Noch konnte sie schließlich nicht von sich erwarten, mit einem Jedi-Meister mitzuhalten. ‘Noch.‘
Sie ging zu dem beiseitegeschobenen Tisch hinüber und legte sich ihre Tasche um. Ging es nach ihr, musste sie nicht länger über diesen Fehlschlag sprechen. Aus den Augenwinkeln sah sie den Gehstock ihres Mentors an der Wand ruhen und blickte auf. Kurzerhand nahm sie ihn an sich und kehrte damit zurück. Er bot einen willkommenen Fokuswechsel. Die Gehhilfe schien schlicht und fühlte sich überraschend leicht in ihren Händen an. Levice warf den Stock wenige Handbreit hoch, um ihn mittig zu greifen und mit der Oberseite voran ihrem Meister zu reichen. »Ihr scheint den hier eigentlich gar nicht zu benötigen, Meister.« bemerkte sie mit aller Gelassenheit, die ihr zuvor gefehlt hatte.
Ein aus der Sicht der Padawan unpassender Besucher hatte den Konferenzraum aufgesucht, wovon ein akustisches Signal kündete. Verdrießlich blickte sie erst zu dem klaffenden Riss in der Wand und schließlich zur Tür. Nach einem Moment nahm sie auch die Person dahinter wahr. Levice hatte vor kurzem begonnen, regelmäßiger auf ihre Machtsinne zurückzugreifen. Schon ihre Tante hatte ihr versucht näherzubringen, dass man so unbewusst über die Macht verfügen konnte, wie man atmete. In diesem Fall hätte sie sogar bemerken müssen, dass sich jemand näherte. ‘Aber davon bin ich, wenn es überhaupt machbar ist, noch weit entfernt.‘

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[OP: Kommend von Cygnus-B]

[ Weltraum (Neutral) | Hyperraum | MAR Claw of Justice | Quartier der Kommandantin | Commander Vest]

Nomi hob eine Hand an den dröhnenden Schädel. Der Annäherungsalarm hatte sie geweckt und hallte nun schallend zwischen ihren Ohren wider. Sie versuchte den leichten Druck, der von innen heraus unangenehm gegen die Schläfen presste, mit einer kreisenden Massage ihrer Fingerspitzen zu zerstreuen. Die letzten fünfzig Stunden waren besonders nervenaufreibend gewesen. Nachdem sie ihren Bericht über die jüngsten Vorgänge im Zendus-III-System eingereicht hatte, wurde die Claw of Justice kurzfristig mit frischen Vorräten versorgt und nach wenigen Stunden des Abwartens mit einem neuen Ziel betraut. Offenbar hatte man innerhalb des Stabs auch weiterhin genug Vertrauen in die Qualifikation der Korvette, die über Rendili so lange mit Polizei- und Zollaufgaben betraut war, denn man schickte sie, Kontakt mit der ominösen Informationsquelle aufzunehmen. Es handelte sich dabei um einen ehemaligen Schmuggler und Piraten, der seine Haftstrafe in einem cygnischen Gefängnis allein dadurch drastisch verkürzte, dass er fortan als Informant und Eingeweihter für die königliche Regierung tätig war. Aber auch er hatte weder für die Ergreifung der Schleichhändler, noch für die Unterbindung der massiven Piratenaktivitäten sorgen können. Nun befand sich dieser Jemand auf einer Raumstation außerhalb imperialer und cygnischer Grenzen, was bedeutete, dass nur eine kleine Einheit die nötige Unauffälligkeit besaß, dieser Sache weiter nachzugehen. Natürlich besaß die Korvette der weiblichen Commander entsprechende Fähigkeiten und war bereits in den Fall eingeweiht, sodass sich Nomi und ihre Claw of Justice wenig später auf den Weg machten. Da das zu durchkreuzende Gebiet jedoch nicht zu den am besten kartographierten der Galaxie gehörte, und sie zudem möglichst dezente, abgelegene Sprungpunkte wählen wollten, war die Zeit ein großer Faktor geworden. Schließlich bewegten sie sich sowohl nah entlang neurepublikanischer als auch huttischer Grenzen. Der Umstand, dass sie sich zudem einmal völlig versprungen hatten, sorgte darüber hinaus für einen Verlust von einem halben Dutzend Stunden. Sie hatten zunächst eine Standortbestimmung vollziehen müssen, ehe sie dazu kamen, einen neuen Hyperraumsprung zu berechnen und auf den geplanten Kurs zurückzukehren. Zu allem Überfluss hatte die Technik-Crew nach diesem Sprung wiederum einen Schaden an der Hülle festgestellt, der wohl aus der Langzeitbeanspruchung eines speziellen Bauteiles hervorging, auf dessen Erneuerung man während der letzten Überholung verzichtet hatte. Ohne eine Reparatur wäre ein weiterer Sprung jedoch zu riskant gewesen, sodass sie weitere fünf Stunden darauf gewartet hatte, dass ein Außenteam den Schaden behob. Alles in Allem konnte sie also mit Fug und Recht behaupten, sie wäre schon einmal entspannter gereist.

Nun jedoch war es soweit. Der schrille Ton aus den Lautsprechern ihrer persönlichen Kabine teilte ihr mit, dass sie angekommen waren. Quälend schälte sie ihren schlaffen Körper aus dem Bett. Von der Krankheit vor einigen Wochen hatte sie sich immer noch nicht vollständig erholt, doch sie verschwendete keinen Gedanken daran, ihr Kommando abermals ihrem XO zu überlassen. Tej Darran hatte seine Sache sicher gut gemacht, nicht umsonst war er befördert worden und hatte schon nach kürzester Zeit sein eigenes Kommando übernehmen können. Doch sie würde auch nicht vergessen, dass seine jugendliche Waghalsigkeit das Schiff beinahe zu Schrott verarbeitet und er das Leben eines jedes Besatzungsmitglieds fahrlässig aufs Spiel gesetzt hatte. Zwar war ihre neue besonnene und erfahrene Erste Offizierin, Lieutenant Wallis, keineswegs mit ihm zu vergleichen, doch konnte sie so etwas nicht erneut zulassen. Nicht, solange ihr Sohn sich an Bord befand und sie irgendwie in der Lage war, das Kommando zu führen.

Mit wackeligen Beinen schob sie sich zur Wandkonsole. Mr. Yalor, in mein Quartier. Bitte.“ Das plötzlich auftretende Schwindelgefühl zwang sie zurück aufs Bett. Dr. Galen Yalor, der Leiter der Medizinischen Abteilung an Bord der Claw, war in diesen Fällen der Mann, auf den sie sich verlassen konnte. Diese Anfälle hatte sie in letzter Zeit seltener, doch besonders in stressigen Situationen traten sie durchaus noch auf, allen positiven Prognosen zum Trotz. Es dauerte nicht lange, ehe der rüstig-alte Schiffsarzt an ihrer Tür war. Ohne lange Umschweife trat er ein, setzte der Coruscanti eine Spritze an den Hals und schoss die Dosis ab. Für den Bruchteil einer Sekunde merkte Nomi, wie ihr schwarz vor Augen wurde. Dann jedoch, als wäre sie neu geboren, fühlte sie, wie die Kraft in ihre Muskeln zurückkehrte und die lähmenden Kopfschmerzen verschwanden.

„Ich nehme an, ich soll auch dieses Mal von einer Eintragung in Ihrer Krankenakte absehen?“, fragte er einem Ton, den sonst nur ihr Großvater angeschlagen hätte.

„Natürlich. Leichte Kopfschmerzen nach anstrengenden Tagen. Weiter nichts“, erwiderte sie und winkte ab. „Wie Sie meinen, Commander. Ich habe dennoch die Pflicht sie abermals …“

„Papperlapapp, Dr., auch ich habe Pflichten, die ich erfüllen muss. Ich danke Ihnen für Ihre Mühen. Sie dürfen nun abtreten.“ Das resignierende Nicken erfolgte nur halbherzig, bevor er sie wieder verließ und zu seinen sonstigen Pflichten zurückkehrte. Nomi selbst nutzte ihre neu- und wiedergewonnene Kraft, um sich frisch zu machen und den Schlaf aus ihren Augen zu vertreiben. Erst danach verließ sie ihr Quartier und setzte sich in Richtung Brücke in Gang.


„Commander auf der Brücke“
, brüllte der Marineinfanterist an der stählernen Zugangstür förmlich als sie hindurchschritt. Zum Glück hatte sie keine Kopfschmerzen mehr.

Lieutenant Wallis, wo stehen wir?“, fragte sie ihre Erste Offizierin und nahm anschließend auf dem Kommandostand platz. „Wir haben die Minenkolonie erreicht, Commander. Die imperiale Standardprozedur für den Andockvorgang wurde eingeleitet, wir warten derzeit auf Bestätigung der Raumstation.“, entgegnete diese pflichtbewusst.

Nomi kommentierte dies lediglich mit einem einzigen Wort: „Bestens.“

[ Minenkolonie unweit des Saari-Ha-Systems | Anflug auf Raumstation | MAR Claw of Justice | Brücke | Brückencrew & Commander Vest]
 
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[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 03 - Konferenzraum] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi


"Nun, ... ich habe gemogelt"
, bekannte Bru-Th ganz offen, während er sich von der beschädigten Wandverkleidung wegdrehte, nicht jedoch von seiner Padawanschülerin, die er mit einem Schmunzeln bedachte, das dazu geführt hätte, dass er in einem etwas weniger gut betuchten Etablissements rasch von irgendeinem grünhäutigen Gamorreaner nach draußen katapultiert worden wäre - natürlich rein hypothetisch. "Mit dem Lichtschwert hätte ich den Schlag nicht abfangen können, das war die Wahrheit. Glücklicherweise ...", Bru-Ths Schmunzeln machte Anstalten zu einem ausgewachsenen Grinsen zu werden, "... ist der Einsatz eines Lichtschwertes in echten Kämpfen weniger exklusiv, als ein Padawan vielleicht vermuten mag." Der Grund dafür war schlicht und ergreifend, dass es für angehende Jedi einfach viel zu viel Fokus und Ausgeglichenheit erforderte, beides in einer Art und Weise zu meistern, die einem Meister echte Konkurrenz machten. Levices Technik im Umgang mit dem Schwert war schon sehr zufriedenstellend, mehr hatte Bru-Th ihr eigentlich gar nicht sagen wollen, bevor er sich in Richtung Tür gemessenen Schrittes aufmachte. Dass jemand offenbar um Einlass bat, ignorierte sie ja schlicht.

Der ihm dargereichte Gehstock ließ den Jedi Meister innehalten. Kurz starrte er die leichte und schmucklose Gehhilfe an, dann griff er vorsichtig, fast verträumt danach. "Die hatte ich fast vergessen", murmelte er leise und lies das untere Ende auf den Fußboden hinab, bis der schwarz polierte Gehstock an seinem angestammten Platz zu seiner Rechten stand. Bru-Th umfasste ihn fester, dann verlagerte er sein Gewicht zu Teilen darauf. Levices Feststellung, dass er den Gehstock überhaupt nicht benötige, traf indes einen Nerv bei Bru-Th. Er fuhr rasch zu seiner Padawan herüber, eine beißende Zurechtweisung trug er bereits auf den Lippen. "Ob ich den Gehstock benötige oder nicht, obliegt wohl allein meiner Verantwortung", brummte der hochgewachsene Corellianer ungehalten und kühl, von der zuvor schalkhaften Miene waren nur noch Trümmer übrig. Er war im Gefecht schwer verwundet worden, die Verletzung an seinem Bein hatte Wochen von mühsamer Regenerationstherapie benötigt, gefolgt von noch intensiverem Gehtraining. Bru-Th funkelte Levice zornig an. Geblieben war nur der Schmerz! Also was bildete sie sich ein, darüber urteilen zu können, wann er den Gehstock noch brauchte und wann nicht. Das war sein Schmerz und sein Gehstock, blaffte er gedanklich, bevor er sich ausweichend wieder der Tür zu wandte, deren Bedienfeld sich nach wie vor über zu wenig Aufmerksamkeit beschwerte. "Frag mich ein andermal", erklärte Bru-Th zögerlich, als koste ihn allein dieses Zugeständnis ungeheure Kraft. Das Klacken des Gehstocks begleitete ihn zur Tür. Dort angekommen, drehte er sich noch einmal um, und nur eine Nuance wärmer befahl er: "Vor der Tür steht Lieutenant Pakka. Wir haben unser Ziel erreicht, einen Außenposten, der von Hutten betrieben wird. Mach dich fertig, Levice!"

Seine Adjutantin verbeugte sich knapp, um für die Störung um Vergebung zu bitten, doch Bru-Th winkte einfach ab und bedeutete der muskulösen Trianii, sie zur Brücke zu begleiten und dann zu berichten, wo genau sie aus dem Hyperraum gekommen waren und was die OPZ bereits über die taktische Lage in Erfahrung gebracht hatte. Levice wollte er ebenfalls bei der nahenden Besprechung dabei haben, schließlich würde sie nicht geringen Anteil am Gelingen der kommenden Mission haben, wusste er so sicher, wie die Macht alles Leben durchdrang. Noch immer war Bru-Ths Gefühlslage im Zustand begrenzter Enthropie und allenfalls langsam vermochte seine Selbstbeherrschung und Gelassenheit wieder Boden gut zu machen. Viel mehr als Levices Worte selbst hatte ihn die Heftigkeit seiner eigenen Reaktion erschrocken und aus dem Gleichgewicht gebracht, doch da sich nach kurzem Marsch bereits die Feuerschotts zur Brücke öffneten - ab Bereitschaftsstufe Zwo wurden diese geschlossen -, blieb dem Jedi Meister und Commodore wenig mehr, als seine inneren Kämpfe hinter einer Maske von Professionalität zu verbergen und zu geloben, so rasch wie möglich darüber zu meditieren.

"Flaggoffizier auf der Brücke", machte der T-O der Gauntlet pflichtbewusst Meldung, ein älterer Mon Calamari Lieutenant, der nach Bru-Ths Empfinden rangtechnisch viel weiter hätte sein müssen. Die Ehrenbezeichnung erwiderte er knapp, nahm sich jedoch vor, seinem Empfinden durch Lektüre der Akte des T-O etwas Handfestes entgegen zu setzen. Die Brücke bestand im vorderen Teil aus lediglich vier Arbeitsstationen, die auch jeweils nur mit einem Offizier besetzt waren. Zusätzlich Gasten, wie auf jedem größeren Kriegsschiff, gab es hier aus Platzgründen nicht. Lediglich die Com-Abteilung befand sich im hinteren Teil der beengten Kommandozentrale der Gauntlet und war per aktiver Com-Verbindung jederzeit zugeschaltet. Bru-Th stellte sich mittig an die Seite des Kommandanten, den Blick nicht vom Hauptbildschirm gerichtet, auch wenn dieser nichts als ein ihm fremdes Sternenbild anzeigte. "Bericht, Commander! ... Wo sind wir gemessen an unserer letzten Peilung?" Erst jetzt wandte er sich dem befehlshabenden Offizier zu, eine Augenbraue mürrisch hochgezogen. "Und haben wir diese fliehenden Schiffe auf dem Hauptplot?"

Commander Jassano salutierte ebenfalls knapp, dann seufzte er resigniert und legte leicht zerknirscht die Hand an die Stirn. "Sir, wir haben vor knapp vierzig Minuten die Hyperraumsignatur der Schiffe verloren, vermutlich, weil die Schiffe den Hyperraum verlassen haben. Ich befahl das Gleiche, mit leichter Verzögerung. Astrogation sagt, dass wir uns am Rande des Schwerkraftkegels eines Systems befinden, dass in den Karten als SX-0583 geführt wird." Jener besagte Astrogationsoffizier schaltete sich, um die Angaben seines Commanders zu präzisieren. "Ein Doppelsternensystem, sechs Planeten auf festen Umlaufbahnen, drei ausgiebige Asteroidengürtel, keine bedeutenderen Ansiedlungen, zumindest laut republikanischem Astrogationsdienst, Sir." Bru-Th hörte den mitschwingenden Unterton genau und hätte fast genervt darauf reagiert, dass der Ensign nicht sofort mit dem heraus rückte, was er auch sagen wollte, doch er sagte schlicht: "Nur weiter Ensign, da ist doch noch mehr." Der Gesprächsball wanderte wieder zu Commander Jassano, schien es Bru-Th und nur ein Schelm mochte vermuten, dass dieses Gespräch nicht abgesprochen war. "Wir sind noch weit draußen, Commodore, selbst die hyperschnellen Sensoren können noch relativ wenig auflösen, aber folgt man den ersten Tiefenscans, dann gibt es im zweiten Asteroidengürtel systemeinwärts, irgendeine Art von Installation ... vielleicht eine Minenkolonie, meint mein T-O. Entfernung von unserer derzeitigen Position etwa zwei Komma sechs Impulsstunden."

Die Wahrscheinlichkeit, dass die drei Angreifer irgendwo in diesem System untergekommen waren, erschien Bru-Th groß genug, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Unter allen Umständen war es ihm ein großes Bedürfnis, die Personen, die für die Vernichtung der Dart verantwortlich waren, zur Rechenschaft zu ziehen, und er war da gewiss nicht der Einzige an Bord. Noch drängender und besorgniserregender jedoch blieb die Frage, warum es zu diesem Angriff gekommen war. Niemand griff einfach so ein Kriegsschiff der Neuen Republik an und konnte allen Ernstes davon ausgehen, dass der wahrscheinlich mächtigste Planetenbund in der bekannten Galaxis dies einfach so hinnehmen würde. Wenn man also Wahnsinn, Geisteskrankheit und absolute Selbstüberschätzung aus der Gleichung tilgte, musste das Ergebnis aller Überlegungen zu einem Ort führen, den Bru-Th zwar nicht kannte, der ihm jedoch sehr bedrohlich erschien. Noch immer blickte der hochgewachsene Corellianer auf den Hauptplot der Gauntlet und betrachtete die grobe, schematische Übersicht des Systems SX-0583. "Zweiter Asteroidengürtel also", dachte er laut und fragte fast im selben Moment: "Hat OPZ bereits eine Prognose, wo die Schiffe geblieben sind? Der Hauptplot ist leer!" Taktvoll und mit der Anmut eines Prädators, machte Lieutenant Pakka auf sich aufmerksam. Sie reichte Bru-Th mit ihren fellbewehrten Pranken ein Datapad, während ihre raue Stimme erklärte: "Sir, ich komme gerade von der Operationszentrale. Auf dem Datapad befindet sich die vorläufige Lageabschätzung." Bru-Th bedeutete der Trianii weiter zu reden, während er damit begann, vorsichtig seine Schläfen zu massieren. "OPZ hält es für das wahrscheinlichste, dass die Schiffe ihren Energieausstoß drastisch gesenkt haben und mehr oder weniger antriebslos unterwegs sind. Den Schwung eingeschlossen, den sie von der Hyperraumtransition mitgenommen haben, Sir ... können sie ungefähr acht, vielleicht zehn MGLT erreicht haben, zuzüglich der Beschleunigung natürlich, die sie aufbauen konnten, bevor wir im System auftauchten." Der Missmut, den Lt. Pakka in der Macht begann auszuströmen, ließ Bru-Th mit der Massage innehalten. "Wenn Sie hier sind und wenn ihr Ziel diese Minenkolonie ist, müssen sie in etwa einer halben Stunde diese auch erreichen." Er grunzte wie ein Jawa, dem man gesagt hatte, dass er dieses Teil Tech nicht haben und zerlegen könne. "Und damit sind wir draußen!"

Zugegeben, das Szenario, was OPZ hier beschrieb, war blanke Spekulation, doch etwas Wahrscheinlicheres hatten sie einfach nicht. Was blieb ihnen also, als den Schiffen nach zu setzen und es mit der Minenkolonie aufzunehmen. Dass es eine erzverarbeitende Anlage war und irgendwie auch das Huttenkartell seine langen, schmierigen Finger im Spiel hatte, entstammte einem plötzlichen Aufblitzen der Macht. Kurz hatte sich der Vorhang, der die Zukunft und alle ihre unendlichen Möglichkeiten verbarg, gelüftet und Jedi Meister Bru-Th Agoch einen kleinen Einblick gewährt. Im Hintergrund spürte er seine Padawan und teilte die Bilder, die er sah, mit ihr, ohne sie jedoch direkt an zu schauen. An den Commander gerichtet befahl er schließlich: "Also gut, Mister Jassano, setzten Sie einen Kurs, der uns auf einer Kreisbahn zu der Station bringt. Vorsichtige Annäherung mit 30MGLT, breite V-Formation und konstante Sensorabtastung des gesamten Systems. Ich möchte nicht in eine Falle laufen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass die Angreifer dazu die Zeit hatten. Benachrichtigen Sie auch den CAG unserer Jagdbombereskorte, dass er mit seinen Staffeln hier am Systemrand bleiben soll, um die wichtigsten An- und Abflugvektoren zu überwachen." Wäre Sebolto hier, hätte ihm dieser versucht die Idee auszureden, bedeutete es doch für die Piloten, dass sie eventuell viele Stunden in ihren Maschinen bleiben müssten, was definitiv kein Vergnügen war. Dieser Gedanke heiterte ihn wenigstens etwas auf.


[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Rand des Systems - unterwegs zur Minenkolonie - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 02 - Brücke] Com. Agoch, Ens. Vajetsi, Lt. Pakka, Cmdr. Jassano und Crew
 
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[ Saari-Ha-Sektor | System SX-0583 | Anflug auf Raumstation | MAR Claw of Justice | Brücke | Brückencrew & Commander Vest]

Nomi hasste Interferenzen. In dem System, das den unscheinbaren Namen SX-0583 trug, gab es diese - ganz zu ihrem Leidwesen - jedoch zuhauf. Es beherbergte zwei Sterne, sechs Planeten, drei beträchtliche Asteroidengürtel und eine Minenkolonie. Dazu kamen etwa zwei Dutzend kleinere Schiffe, die nicht an die Kolonie angedockt hatten und die riesigen, erzhaltigen Steine bis aufs Letzte ausschlachteten. Die ersten Sensordaten hatten keine eindeutige, übergreifende Signatur erkennen können. Sicher war nur, dass sich mindestens ein Y-8 Minenschiff in dem Gürtel aufhielt, welcher der Claw am nächsten war. Der Rest bestand der Vermutung des diensthabenden Sensorik-Offiziers nach aus zusammengewürfelten Uglies, die mit Minenlasern und kleinen Traktorstrahlprojektoren ausgestattet waren und das Minenschiff in seiner Aufgabe unterstützen. Für alles, was darüber hinausging, war die imperiale Korvette in gewisser Weise blind. Die beiden anderen Asteroidenfelder waren ebenfalls so gewaltig, dass sich darin mehrere Geschwader Sternjäger verstecken konnten, ohne dass sie je davon Wind bekämen. Das gefiel ihr nicht. Ganz und gar nicht.

„Geben Sie Captain Firetrader Bescheid“, sagte sie unvermittelt. „Ich will zwei Rotten da draußen haben. Systemaufklärung soweit wie möglich. Die dritte zudem in Alarmbereitschaft.“

Die TIE-Avenger an Bord der Marauder-Korvette waren vielseitige Jäger, die auch für diese Aufgabe taugten. Glücklicherweise vertrat Admiral Nerethin, als ehemals Zuständige des Sternjäger-Ressorts im Flottenkommando, die kostspielige Doktrin, ihre Divisionen mit möglichst effizienten Jägern auszustatten. Die 417te verfügte daher als Speerspitze ihrer Korvettendivisionen über zwanzig Avenger und gar vier hochwertige TIE-Defender, von ersterer die Claw allein zwölf beherbergte. Abgesehen von ihrer tödlichen Bewaffnung waren sie schnell, wendig, und verfügten sowohl über Strahlen- als auch Partikelschilde, die auch die nähere Bekanntschaft mit Kleinstasteroiden überstehen würden.

Nachdem dieser erste Schritt erledigt war, wanderte ihr Blick auf die Raumstation, auf welche sie in diesem Moment zusteuerten. Jene war für die Imperialen ein unbeschriebenes Blatt. Laut ihrer eigenen Datenbanken war über das System nicht mehr bekannt als rudimentäre Astrogationsdaten und eine simple Kartographierung. Man hatte auf Daten der cygnischen Flotte zurückgreifen müssen, um überhaupt etwas in der Hand zu halten. Ob diese Informationen sich darüber hinaus als korrekt und hilfreich herausstellen würden, stand auf einem ganz anderen Blatt, bestanden sie doch in erster Linie aus den Berichten des ominösen Informanten. Die Informationslage zu diesem selbst hätte allerdings auch nicht viel schlechter aussehen können. Demnach handelte sich um einen Kadas’sa’Nikto, also einen grünen, dessen Name Jin-Min Djim lautete. Nomi war sich ziemlich sicher, dass dies nicht sein echter Name war. Vermutlich hatte er ihn sich und seiner Piratenidentität selbst gegeben, nachdem sein ehemaliger Hutt-Meister verstorben war und man ihn in die Freiheit entließ. Nicht selten war ein und derselbe Schmuggler zudem unter verschiedenen Namen in verschiedenen Sektoren bekannt. Möglicherweise bedeutete sein Name in der Sprache der Nikto etwas wie ‚Leck mich Hinten‘. Wer wusste das schon? Nach dem Gesichtsausdruck auf dem Holo-Foto, das man ihnen von ihm gab, hätten genau das seine Worte sein können. Die darauf zu erkennende Mimik war höchst neutraler Natur, annähernd gleichgültig. Ehrlicherweise konnte dies hingegen auch daran liegen, dass jedes Nikto-Gesicht für Nomi gleich aussah. Die Kenntnis um seine Optik brachte ihr demnach nicht viel. Sie konnte nur hoffen, dass nicht allzu viele Individuen dieser Spezies aus der sklavengleichen Knechtschaft ihrer Herren entlassen wurden und sich auf dieser Raumstation tummelten. Ansonsten konnte es eine längere Suche werden.

Die Worte ihrer Ersten Offizierin und die schmächtige Erscheinung, die in ihr Blickfeld trat, rissen sie aus ihren Gedanken. „Wir haben Freigabe zum Andocken erhalten, Commander. Dock 51, auf der Hauptstern zugewandten Seite der Kolonie.“ Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen trat sie anschließend wieder zur Seite, um ihrer Kommandantin einen ungehinderten Blick durch das Transparistahl-Fenster der Brücke zu ermöglichen. Das bedeutete, sie mussten die Station zu etwa einem Viertel umrunden.

„Geschwindigkeit angleichen und einen Kurs berechnen“, befahl sie. Lieutenant Wallis gab präzisere Anweisungen an die Navigation weiter, dessen Offizierin, Lieutenant Therston, umgehend und emsig an die Berechnung ging und den Steuermann mit den benötigten Daten versorgte. Wieder einmal wurde Nomi bei der Beobachtung ihrer Crew bewusst, wie viele weibliche Offiziere und Unteroffiziere die Claw beherbergte. Im Grunde wurde damals im Rendili-System alles, was kein männliches Geschlechtsorgan vorwies, auf dieses Schiff abgeschoben, wovon sie sich selbst nicht ausnehmen konnte. Dies hätte das obere Ende ihrer aller Karriere sein sollen, dem im Galaktischen Imperium breit ausgelebten Chauvinismus zum Dank. Zu ihrer aller Glück brauchte Elysa Nerethin wenig später dringend Schiffe, um ihre neuformierte dritte Flotte aufzufüllen. Hierfür gab man die Claw und ihre Besatzung nur allzu gern her. Die im Flottenjargon abfällig so genannte ‚Weiberflotte‘ war geboren.

„Rotte eins und zwei schwärmen aus, Ma’am.“ Ein flüchtiger Blick auf das taktische Holo bestätigte die Worte ihrer Ersten Offizierin. Die sechs Jäger, die sich aufgrund der Skalierung in lediglich zwei kleine, auseinanderstrebende Dreiecke teilten, entfernten sich von dem etwas größeren Dreieck in der Mitte, welches die MAR Claw of Justice darstellte. Die Jäger Eins bis Drei würden den Nahbereich um die Korvette und Minenkolonie abdecken und dabei die letzte Aufklärungslinie vor ihrem Mutterschiff bilden, während Jäger Vier bis Sechs in Richtung des Sekundärsterns davonflog und die hinter ihm liegende System-Seite erkundeten. Erst dann erhielten sie einigermaßen zuverlässige Daten, mit denen sie arbeiten könnten und die ihnen immerhin etwas Sicherheit versprechen würde.

Nun, da die Raumstation kein kleiner Punkt am nur in der Theorie vorhandenen Horizont mehr war, sondern größer wurde und inzwischen tatsächlich von den Planeten und größeren Asteroiden, die das System beherbergte, zu unterscheiden war, erkannte Nomi, dass die Raumstation keineswegs die isolierte Tiefenraumstation darstellte, die man ihnen weißmachen wollte. An die Station mussten dutzende Schiffe unterschiedlichster Fasson, Herkunft und Größe angedockt haben. Auch die Daten, welche die Sensoren empfingen, mussten immer konkreter werden. Die Coruscanti erkannte aus den Augenwinkeln, dass Fähnrich Reed, der die entsprechende Konsole bediente, etappenweise ins Schwitzen geriet, während er seine Zahlen mit den in Sichtkontakt kommenden Schiffen abglich, um ein allgemeines Lagebild erstellen zu können.

Während das Schiff langsam den Andockvorgang einleitete, lauschte sie geduldig seinen Worten. „Commander, wir empfangen Signaturen unterschiedlichster Art. Schiffe verschiedenster Herkunft. Hauptsächlich zivile Frachter, aber auch Schiffe in Korvettengröße und vergleichbares. Das …“, er unterbrach kurz, um seine Schirmmütze anzuheben und die Stirn darunter zu kratzen, „… das muss ich alles erst auswerten, Ma’am. Manche scheinen gar keine Signatur zu haben!“

Nomi verzog den Mund. Schiffe, die keine Kennung hatten oder sie verbargen, taten dies meist aus guten Gründen. Lieutenant Wallis, berufen Sie Midshipman Howlrand vorzeitig zu seiner Schicht zurück, er soll Ensign Reed unterstützen.“

Sie nickte, „Jawohl, Commander“, ehe sie ohne Umschweife an eine Konsole schritt, über die sie auf die schiffsinterne Kommunikation zugreifen konnte.

„Wie weit sind wir mit dem Andocken, Ms. Therston?

Jene blickte nur kurz auf, während ihre Finger weiter über die Eingabesymbole flitzten. „Viereinhalb bis zum Festmachen.“ Innerlich bereits feststellend, dass soweit doch alles ziemlich zufriedenstellend ablief, drauf und dran gemütlich Platz zu nehmen und einen Schluck leckeren Kaffs zu genehmigen, wurde sie jäh unterbrochen. „Rotte zwei leitet mir seltsame Daten weiter, Ma’am.“ Nomi wandte ihren Blick in die Richtung der Quelle, Ensign Reed. Als nach etwa drei Sekunden keine weiteren Worte folgten, schüttelte sie heftig den Kopf, zuckte mit den Schultern und offenbarte ihm auf Weiteres wartend ihre offenen Handflächen. „Was soll das heißen, seltsame Daten? Geht es vielleicht auch etwas konkreter?“

Er begann zu stammeln. „Ich … weiß auch nicht, Commander. Den Triebwerkssignaturen nach Korvettengröße.“ Wo blieb denn der Midshipman? Nomi warf einen bedeutungsschwangeren Blick auf Miranda Wallis, welche die Lippen aufeinander kniff und zur Konsole des Fähnrichs schritt. Da sie jahrelang seinen Arbeitsplatz hatte, bevor sie zur Ersten Offizierin befördert wurde, konnte sie die notwendige Erfahrung aufweisen, um ihrer Kommandantin besser verdauliche Informationen zu liefern. „Er hat Recht, Commander. Vermutlich Korvetten und kleineres am Rand des Systemquadranten drei. Wie viele können wir noch nicht sagen. Es deutet darauf hin, dass sie Kurs auf die Raumstation setzen.“ Kapitulierend stellte Nomi ihren frischen Kaffbecher auf der Armlehne ihres Stuhls ab und stand auf. „Sagen Sie Captain Firetrader, sie soll Abstand halten, beobachten und berichten.“

[ Saari-Ha-Sektor | System SX-0583 | Beim Andocken an Raumstation | MAR Claw of Justice | Brücke | Brückencrew & Commander Vest]
 
[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 03 - Konferenzraum] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi

‘Echte Kämpfe.‘ wiederholte Levice in Gedanken. Ihre Erfahrung beschränkte sich auf wenige Begegnungen dieser Art. Darin war nicht nur der Einsatz der Macht geläufiger, als Trainingskämpfe mit dem Lichtschwert vermuten ließen. Zur Waffe wurde, was immer gelegen kam. In dem verlassenen Restaurant auf Coruscant hatte sie selbst von einem verbogenen Stück Metall Gebrauch gemacht und es an Stelle eines Lichtschwertes geführt. So hatte sie ihr Ziel sogar besser erreichen können, als es ihr mit dem Lichtschwert möglich gewesen wäre – die Waffe der Jedi hätte den Viruserkranken getötet und ihm nicht lediglich das Bewusstsein geraubt. Der Zwischenfall in dem Lagerhaus hatte darüber hinaus noch viel deutlicher gezeigt, dass das gesamte Umfeld zum eigenen Vorteil oder Nachteil im Kampf genutzt werden konnte. Testweise bewegte Levice ihren Arm, denn die Währung, in der sie bei diesem Vorfall hatte Lehrgeld zahlen dürfen, war ihre eigene Unversehrtheit. Der Trainingskampf hatte bewiesen, dass ihre Verletzung vollständig verheilt war. Zufrieden begann sie, sich auf das entsprechende Urteil der Heiler zu verlassen, nachdem sie es nun selbst überprüft hatte. Aus dem Übungskampf nahm sie zudem den Vorsatz mit, mehr darauf zu achten, wie sie die Macht zur Unterstützung verwenden wollte. ‘Und für Trainingskämpfe müssen größere Räume herhalten.‘ gestand sie sich ein, auch ihren Blick für ihre Umgebung schärfen zu müssen.
Als Levice mit der Gehhilfe zurückkehrte, hatte ihr Meister sich bereits zum Gehen gewandt und die Padawan konnte mit bloßem Auge nicht ausmachen, dass ihm die Bewegung schwerfiel. Das schien ihr nicht weiter verwunderlich, schließlich hatte Meister Agoch sein Lichtschwert in ihren Augen auch uneingeschränkt führen können. Sie vermutete dahinter eine eindrucksvolle Verwendung der Macht, die dafür sorgte, dass er seine Versehrtheit temporär überwinden konnte. So war sie nicht darauf vorbereitet, in der Ebene der Macht geradewegs in eine Wand aus Durastahl zu laufen. Mental prallte sie davon ab und war zu perplex, um überhaupt etwas antworten zu können. Sie hatte dem Jedi-Meister nicht zum ersten Mal etwas unterstellt, das dieser berechtigt hätte von sich weisen können, doch niemals hatte er so unterkühlt reagiert. Unwillkürlich fragte sie sich, ob sie in diesem Fall einen Schritt zu weit gegangen war, das von feinsinnigem Humor geprägte Verhältnis zu großzügig ausgelegt hatte.
Nur teilweise registrierte sie, wie der Jedi seine scharfe Entgegnung relativierte; auf die folgende Erklärung und Anweisung vermochte sie sich nicht einmal ein Nicken abzuringen, nicht einmal die aufkeimende Sturheit konnte sie vollständig aus ihrem Blick verbannen. Diese Unterhaltung war offenkundig vorbei, sodass Levice leidglich abwartete, bis die sich öffnende Tür dazu führte, dass der Jedi-Meister den Raum verließ und Commodore Agoch den dahinterliegenden Gang betrat.
Die Padawan bemerkte, dass sie den Atem angehalten hatte und stieß die Luft auf einmal aus. Wenn sie den Mann nicht vollkommen falsch eingeschätzt hatte, hatte sie ein Thema angeschnitten, das keine ungezwungene Konversation duldete. Und zumindest in einer Angelegenheit war sie sich zumindest in diesem Augenblick sicher: dieselbe, unterschwellige Frage würde sie keinesfalls ein zweites Mal stellen.

Nur wenig später hatte ihr 'Pad eine Verbindung zur Datenbank des Schiffes und sie einen nicht nur ihr zugewiesenen Raum, an dem sie ihr weniges Hab und Gut ließ. Sie war allein und knöpfte wirsch und zugleich in ausnehmendem Grübeln versunken das tiefblaue Hemd ihrer Uniform zu. Dann griff sie nach dem kurzärmeligen Oberteil und mit jeder Schicht, die sie an Kleidung hinzufügte, wob sie zugleich ihre mentalen Schilde ein wenig engmaschiger. Als sie schließlich selbstzufrieden und mit einem dumpfen Auftreten in den zweiten Stiefel rutschte, war das aus dem Garn der Macht gefertigte, geistige Konstrukt errichtet. Es mochte sich nicht mit dem eines erfahreneren Machtnutzers messen können, würde aber ausreichend dafür sorgen, dass ihre Gedanken und Empfindungen verborgen waren, sofern sie gelassen blieb. Mit einem leisten Klicken verschloss sich auch der Gürtel um ihre Taille und Levice hieß die Distanziertheit willkommen, die das Überstreifen dieser Kleidung mit sich brachte.


Das war nun so lange her, dass die Padawan aufgehört hatte, gelegentlich auf eine Zeitangabe zu achten. Kurz nachdem sie die Brücke erreicht hatte, teilte ihr Meister beiläufig ein gedankliches Fragment mit ihr, das Levice kurz blinzelnd aufnahm. Es brachte ihre mentale Defensive durcheinander, aber sie kümmerte sich nicht weiter darum, dass ein Teil ihrer Verbitterung und ihres Entschlusses, sich davon nicht beeinflussen zu lassen, zwischen der bemühten Abgeklärtheit heraussickerte. Sie betrachtete die Bilder wie aus fremden Augen und nahm die Annahme wahr, dass die Eingebung der Macht entstammte und spürte ebenso die leichte Aversion den Hutten gegenüber. An den sich aufstellenden Härchen ihrer Arme machte sie fest, dass es sich in der Tat um eine von der Macht vermittelte Vorahnung handelte und hielt sie gedanklich mit der Skepsis auf Abstand, mit der sie ein unbekanntes Insekt mit zwei Fingern von sich halten würde. Oft genug erschien ihr die Macht wie ein launisches Ding, das feixend Einblicke gewährte und vorenthielt, ganz, wie es ihm beliebte.
Lange bevor sie sich der Minenstation schließlich soweit genähert hatten, dass Levice begann, gelegentlich aus der Transparistahlfront hinaus nach einem mit bloßem Auge sichtbaren Anzeichen ihres Zieles Ausschau zu halten, wurde die Arbeit auf der Brücke geschäftiger. Was sie zunächst als Unterton in der Macht wahrnehmen konnte, manifestierte sich schließlich in den ersten Meldungen. ‘Dieser Bienenstock zieht eine Menge Aufmerksamkeit auf sich.‘ dachte sie und stellte fest, dass sie nicht nur dankbar für die Ablenkung war, sondern ebenfalls begann, ein eigenes Interesse am Gelingen der Aufklärungsmission zu entwickeln, in die sie hineingeraten war.

[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - nahe der Minenstation - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 02 - Brücke] Bru-Th Agoch, Levice Vajesti; Brückencrew
 
Saari-Ha-Sektor ~ System SX-0583 ~ Hangar der Raumstation

"Und wie Sie sich nun selbst überzeugen konnten, gibt es für die Republik keinerlei Grund zur Besorgnis, Meisterin Ji'dai."

betonte Farraz, der im Vergleich zu seinen Artgenossen recht schlanke und somit noch lurchiger wirkende, grauhäutige Hutt. Seinem Versprechen lag etwas weniger als eine Woche voller Rundgängen und Führungen durch verschiedenste Bereiche der Minenkolonie und etliche Gespräche mit dem Führungspersonal der Einrichtungen, sowie einer wahrscheinlich sehr sorgfältig getroffenen Auswahl an Minenarbeitern zu Grunde.

"Kein Grund zur Besorgnis. Ich bin nicht hier um Geschäfte zu machen."

erwiderte Nei Sunrider auf huttisch. Ihr Outer Rim-Akzent war deutlich heraus zu hören. Ihre Sprachkompetenz und Erfahrung im Umgang mit Hutten, wenn man das so nennen wollte, waren dann aber doch sehr hilfreich gewesen. Ganz abgesehen davon, dass Beides wohl auch als Grund gedient hatte, sie überhaupt erst auf diese 'Friedensmission' zu schicken.

"Alles ist ein Geschäft"

relativierte Farraz der lurchige Hutt die Aussage der Jedi und deutete eine Verbeugung zum Abschied an. Tatsächlich war der kurze Besuch der Jedi im Begriff zu enden. Es gab ihrer Einschätzung nach keinen Grund zur Besorgnis auf Seiten der Republik. Sie hatte zwar Zugeständnisse von Seiten der Administration auf Bimmisaari im Gepäck gehabt, die sie als Verhandlungsgrundlage in etwaigen Gesprächen hätte ausspielen können, doch hatte sie diese nicht einsetzen müssen. Das hiesige Geschäft lief gut genug, als dass an eine Expansion in absehbarer Zeit nicht zu denken war. Sie interpretierte die Aussagen, die sie in ihren zahlreichen Gesprächen gehört hatte sogar als eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber der Neuen Republik. Wie sehr man den Worten eines Hutten trauen konnte, wenn es um Geld und Macht ging, bot natürlich Spielraum für diverse Interpretationen. Darüber musste sie sich aber keine Gedanken mehr machen, sobald ihr Bericht abgeschickt war. Andere würden das tun.

Nei nickte dem lurchigen Hutten zustimmend zu und dachte sich ihren Teil, bevor sie sich verabschiedete und an Bord der Sekitari verschwand, ihrem Raumtransporter der HWK-Klasse. Im Cockpit angekommen, fiel sie erschöpft in den Pilotensitz zurück. Erstmal durchatmen. Nach all ihren eher negativen Erfahrungen, die sie mit Hutten bisher gemacht hatte, war die letzte Woche eigentlich relativ angenehm gewesen. Trotzdem war es nicht leicht gewesen ihre eigenen Vorbehalte die ganze Zeit über auszuklammern. Aus dem Cockpit heraus beobachtete sie wie Farraz irgendetwas auf seinem Datapad checkte und dann hektisch davon schlängelte. Sie spürte, dass das was er da gerade gesehen hatte, ein hohes Maß an Aufgeregtheit in ihm verursacht hatte, doch weiter wollte sie sich der Macht nicht öffnen, um eventuell Weiteres zu erfahren. Im Gegenteil, für den Moment trennte sie sich gänzlich von Ihr, denn auch als trainierte Jedi, war es eine große Anstrengung ihre Verbindung mit der Macht dauerhaft aufrecht zu erhalten. Für einige Minuten tat Nei deshalb nichts anderes, als ihre Augen zu schließen, tief und gleichmäßig durchzuatmen und sich in ihr Innerstes zurückzuziehen.

Ihre Gedanken schweiften ab und Szenen aus den vergangenen Monaten spielten sich vor ihrem geistigen Auge ab. Sie dachte an Ruusan, wohin sie zurückkehren wollte, sofern man sie nicht zuerst für einen persönlichen Bericht nach Bimmisaari beorderte. Dort wollte sie eine Ausgrabung begleiten, die einen weiteren, neu entdeckten Teil des Tals der Jedi freilegen sollte. Wahrscheinlich hatte die Ausgrabung schon begonnen. Sie wollte sich außerdem ihren bereits begonnen Studien alter Machttechniken widmen. Gleichzeitig wusste Nei aber auch, dass sie eigentlich zurück nach Lianna oder Coruscant reisen sollte, zumindest in absehbarer, um sich beim Rat zurück zu melden. Sie hatte die Einsamkeit und Abgeschiedenheit auf Ruusan lange Zeit sehr genossen, doch ihre Verantwortung als Jedi durfte sie nicht länger vernachlässigen. Außerdem vermisste sie Qienn und fragte sich, wie ihre Ausbildung wohl verlief, und auch Sarid und Tenia wollte sie wiedersehen. Momentan hätte sie sich vielleicht sogar darüber gefreut Schnösel-Steven wiederzusehen.

Langsam öffnete Nei ihre Augen. Der Bordcomputer war inzwischen hochgefahren und betriebsbereit.

Saari-Ha-Sektor ~ System SX-0583 ~ Hangar der Raumstation, an Bord der Sekitari
 
[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Rand des Systems - unterwegs zur Minenkolonie - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 02 - Brücke] Com. Agoch, Ens. Vajetsi, Lt. Pakka, Cmdr. Jassano und Crew


Die drei corellianischen Kanonenboote, die nach dem Verlust der Dart nun alleine das 105. Korvettengeschwader bildeten, bewegten sich stetig weiter systemeinwärts. Das große Chrono, das zentral über dem Hauptdisplay der Gauntlet installiert war, informierte ununterbrochen über die noch fehlende Zeit, bis man die huttische Minenstation aller Voraussicht nach erreicht hatte - noch gut siebenundzwanzig Minuten und achtzehn Sekunden. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, stand Bru-Th etwas rechts des Hauptdisplays und beäugte kritisch den Hauptplot, der im Verlauf der letzten Stunden einen immer detaillierten Abdruck des Systems lieferte. Zu behaupten, hier sei richtig etwas los, käme jemanden, der noch vor wenigen Wochen bei der Einnahme von Coruscant selbst mitgewirkt hatte, wahrlich nicht in den Sinn, doch für ein System, dem der astrogatorische Dienst der Neuen Republik nicht einmal zugestanden hatte, einen Namen zu erhalten, war der 'Verkehr' schon beachtlich. Wieder poppte ein neues Ikon auf dem holographischen Display relativ dicht neben der Station auf, und das war die Reihenfolge. Erst bemerken die Sensoren DAS dort etwas im Weltraum ist, dann gibt die OPZ ihr Bestes, um anhand der Telemetriedaten ein Urteil darüber abzugeben, um WAS es sich bei dem DAS handelt. Commander Jassano trat an Bru-Ths Seite, den Blick fest auf den Hauptplot gerichtet. "Diese Minenkolonie ist größer als zunächst angenommen, schauen Sie nur hier und hier. Der Asteroid ist wirklich gewaltig! Unzählige zum Weltraum offene Kavernen und Krater und dann die Station selbst." Der Schnäuzer des Kommandanten erbebte leicht, wahrscheinlich aus Belustigung, die wider rum eine Kompensation von Unbehagen zu sein schien. "Ich sehe Andockplätze, mehrere Hangars, Wohnbereiche - meistens hell erleuchtet - und große Versorgungstanks im Außenbereich. ... Das alles hier ist nicht neu. ... Die Station muss es schon lange geben."

Was Jassano aus den Rohdaten filtriert hatte, war insgesamt zutreffend, doch blieb bei Bru-Th nur die letzte Synthese hängen: 'Die Station muss es lange geben.' "Wohl war, und wir wussten nicht einmal, dass es in unserer relativen Nachbarschaft einen solchen Hub überhaupt gibt. Wären Sie und ich keine Offiziere der Flotte, Will, sondern NGDler, müssten wir jetzt wohl nach einer neuen Beschäftigung Ausschau halten", erwiderte er, ohne die Miene zu verziehen. Es war zweifelsohne bedauerlich, dass die Randgebiete in Bezug auf die nachrichtendienstliche Aufklärung nicht mehr Priorität besaßen, doch auch Bru-Th selbst hätte den Radius der Erkundungsflüge gern ausgedehnt, hätten ihm nur die Mittel dazu zur Verfügung gestanden. Und auf seinen Vorgänger wollte er schon gar nicht zu sprechen kommen. Seine Miene wurde ein Spur entspannter. "Doch daran ändern lässt sich im Moment nichts, also spielen wir wieder einmal mit dem Blatt, das wir haben." Bru-Th angelte nach dem nächsten Com-Port und betätigte die Taste. Kurz darauf erklang die Stimme seines persönlichen Stewarts, Mister Landon: "Sehr wohl, Sir?" "Kaffee, Mister Landon ... besser reichlich, wäre jetzt toll." "Sehr wohl!" Noch ein Knistern, dann war die Leitung tot und Bru-Th sich sicher, dass Ernest mit genug Kaffee hier aufschlagen würde, um mindestens einen Trupp Marines drei Tage wach zu halten.

Indes griff Commander Jassano in das Hologramm des Systems, drehte es leicht und veränderte die Ansicht so, dass das Korvettengeschwader im Zentrum stand. Damit fertig, wandte er sich an Bru-Th, seine Stimme wirkte entschlossen: "Wenn wir die Minenkolonie rasch angreifen würden, ohne Vorwarnung, dann könnte es uns gelingen, die Schiffe vielleicht aus ihrem Versteck zu treiben. Zwei oder drei Salven aus den bugseitigen Werfern müssten für genügend Verwirrung sorgen, um diese Bastarde ans Licht zu holen, denken mein XO und ich, Sir. Und selbst wenn sie an der uns abgewandten Seite aus dem Asteroiden treten, blockieren unsere B-Wings immer noch die Sprungpunkte und könnten vielleicht rasch genug ihre Hyperraumantriebe zerstören. Dann hätten wir sie!", schloss er selbstbewusst. Bru-Th musterte angestrengt die Karte. Der Plan gefiel ihm nicht, und dass aus mehreren Gründen, die eigentlich auf der Hand lagen. Er selbst hatte auch schon über ihre Optionen nachgedacht, doch obwohl seine Überlegungen noch zu keinem Ziel gefunden hatten, war das hier nicht ihr Plan. "Commander", erklärte er bemüht gelassen und legte eine längere Pause ein, um sich die Worte sorgfältig zurecht zu legen. "Ich kann verstehen, dass Sie rasch diese ... Bastarde ... fassen und hinter Gitter bringen möchten, wirklich ... und mein Bauchgefühl ist absolut bei Ihnen." Bru-Th legte beide Hände auf den Gehstock und schaute nun nicht weniger angestrengt den schnauzbärtigen Commander an, in dem er ein nicht geringes Maß an Zorn verspürte. "Doch Fakt ist, dass die taktische Lage mir viel zu undurchsichtig ist und wir bis jetzt fast nur mit Mutmaßungen arbeiten. Wenn Sie sich allein die Größe der Anlage anschauen, bezweifele ich ernsthaft, dass unsere Salven einen großen Schaden anrichten würden. Und was ist mit Verteidigungssystemen? Hutten beschützen ihr Hab und Gut, soweit ich weiß." Jassano gab noch nicht auf. "Und was wollen Sie dann unternehmen? ... Wir können doch nicht einfach ..."

"Kontakt identifiziert meldet OPZ, Commodore"
, schallte es über die Brücke und die Blicke der meisten Offiziere schnellten herüber zum Hauptplot. Einer der weißen, d. h. unidentifizierten Punkte wechselte in ein kräftiges Rot und wurde als imperiale Korvette der Marauder-Klasse identifiziert. Neben dem Ikon flammten einige grundlegende Daten auf. "Das Schiff schleust Jäger aus, einige wenige, die sich in unterschiedlichen Vektoren von Schiff und Station entfernen." Bru-Th stutzte. "Was bei den fauligen Knochen des Imperators geht hier vor sich", dachte er wenig beherrscht und war froh darüber, dass just in diesem Moment Master Chief Petty Officer Langdon samt einem Tablett Kaffeekannen das Brückenschott durchschritt und Bru-Th im nächsten Moment mit der dampfenden Flüssigkeit eine große Tasse füllte. "Ein Angriff", keuchte jemand an der Kommstation, wurde jedoch von Commander Jassano wütend und rasch mit den Worten, "Moross verdammt, setzt dich hin, mach deinen Scheiss-Job und erzähl nicht so einen ausgemachten Blöödsinn!", zum Schweigen gebracht. "Und ich dachte, die Baustellen machten Fortschritte", tadelte sich der hochgewachsene Corellianer selber. "Commander Jassano hat Recht, Mister Moross. Mir erscheint die Verteilung eher typisch für ein Patrouillenmuster. Außerdem hat die Marauder-Korvette vor wenigen Minuten angedocht und", Bru-Th musste schlucken, "und wir haben einen Friedensvertrag." So groß der Schreck auch gewesen war, beruhigte sich die Mannschaft langsam wieder und ließ sich noch mehr durch den Befehl besänftigen, dieses imperiale Schiff in regelmäßigen Abständen mit aktiven Sensoren zu bestreichen. Für den Fall der Fälle wollte Bru-Th sehr rasch eine fertige Feuerleitlösung für diese Korvette haben, auch wenn ihm der Umstand, ohne Jägerunterstützung gegen diese Ausgeburt imperialer Ingenieurskunst ins Feld ziehen zu müssen, überhaupt nicht gefiel.

Der Kaffee war perfekt, anders konnte man es nicht beschreiben. Er war immer perfekt aus der Hand seines persönlichen Stewarts, musste Bru-Th zufrieden anerkennen, während seine Schiffe sich weiter und weiter der Station näherten. Bis jetzt gab es keinen Versuch der Hutten Kontakt mit Ihnen auf zu nehmen, doch war dies nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Denkbar war natürlich, dass die Sensoren der Station sie noch gar nicht identifiziert hatten oder vielleicht ein anderer technischer Defekt die Erfassung oder das Senden von Com-Nachrichten verhinderte, doch denkbar waren natürlich auch unangenehmere Gründe. Noch während Bru-Th versuchte die möglichen Szenarien durch zu spielen, gesellte sich Lieutenant Pakka zu ihm und Commander Jassano an den Hauptplot. Wie immer, wirkte die muskulöse Triani äußerlich gelassen und fokussiert. Sie salutierte nicht, sondern verbeugte sich knapp, eine Eigenart, die etwas damit zutun hatte, wie Pakka zu den Jedi stand. Sie verehrte sie! Bru-Th tat es ihr gleich und forderte sie auf zu sprechen. "Commander Jassano, ich möchte Ihre Frage aufgreifen, was zu unternehmen wäre, um die Piraten in Gewahrsam zu nehmen, wenn ich darf, Sir." Pakka entblößte ihre Reißzähne, das war das Äquivalent eines Lächelns. "Wenn wir Sie nicht angreifen können, wäre der logisch Schritt zunächst an Bord der Station zu gehen und Informationen einzuholen." Jassano verschränkte wenig beeindruckt die Hände vor der Brust. "Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, Lieutenant." "Ja, Sir! ... Ich dachte dabei jedoch an Folgendes: Gewiss wird erwartet werden, dass offizielle Würdenträger unsererseits von Bord gehen, um Kontakt auf zu nehmen, wahrscheinlich mit dem örtlichen Clan-Chef." "Offizielle Würdenträger?", hakte Bru-Th nach. "Sir, damit sind Sie gemeint! ... Natürlich würde unsere Delegation in aller Gastfreundschaft empfangen werden, würde herumgeführt werden ..." Commander Jassano übernahm leicht gelangweilt: "... und würde tunlichst davon abgehalten werden, ihre Nasen in Sachen zu stecken, die Sie nichts angehen." Pakkas Lächeln wurde eine Spur gefährlicher. "Ganz genau! ... Unter normalen Umständen wäre es wohl angebracht, einige Agenten des NGD auf die Station zu schleusen, um letztlich doch ... wie nannten Sie es Commander, unsere Nasen in Sachen stecken zu können, die uns vermeintlich nichts angehen, doch mir ist nicht bekannt, dass wir über besagte Spezialisten verfügen." Bru-Th nickte und ihm wurde mehr und mehr klar, worauf die Triani hinaus wollte. Brilliant! "Deshalb schlage ich vor, Jedi Meister Agoch und seine Padawanschülerin zu schicken, während gleichzeitig Sie, Commander unsere Delegation auf die Station führen." Jassano schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust. Gerade, als er den Mund öffnete, fuhr Bru-Th ihm dazwischen: "Das ist eine fantastische Idee, Lieutenant und Commander, ... ich meine Captain Jassano, Befehlshaber vom 105. Korvettengeschwader sieht das ganz gewiss auch so." Sah er nicht, doch so ganz ging der Reiz einer temporären Beförderung und der Aussicht, von einem Hutten hofiert zu werden, nicht ganz an ihm vorbei und er schwieg weiter, während Bru-Th und seine Adjutantin den gefassten Plan weiter ausarbeiteten.

Die Gauntlet dockte ohne weitere Vorkommnisse an der Minenstation an, während die Stormspike und die Kraken sich der Rotation des Asteroiden anpassten und auf diese Weise relativ betrachtet ihre Positionen hielten. Bru-Th hatte angeordnet, dass die Luftschleuse zur Gauntlet von Marineinfanteristen gut gesichert werden sollte und neben den Offizieren auch in begrenztem Maße Mannschaftsdienstgrade die Station betreten durften. Als Grund des Besuches wurde allgemein 'Kontakpflege' ausgegeben, was in gewisser Weise auch stimmte. Levice, die er die letzte halbe Stunde bewusst oder auch unterbewusst ignoriert hatte, stand etwas abseits, die Uniform makellos, die Körperhaltung aufmerksam. Und doch schimmerte ihre Aura eine Nuance dunkler, als würde das Licht ihrer Präsenz sich teilweise nach innen kehren. "Ich war nicht nett", rügte Bru-Th sich selbst angesichts von Levices distanzierter Haltung, doch sich um diesen Riss in ihrer Beziehung jetzt zu kümmern, fehlte ihm schlicht die Zeit ... und der emotionale Abstand. "Bist du bereit für diesen Einsatz, Levice?", fragte er gerade heraus und fügte ein wenig wärmer hinzu: "Unsere Uniformen werden wir dabei jedoch nicht gebrauchen können, fürchte ich."


[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - angedockt an Minenkolonie - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 02 - Brücke] Com. Agoch, Ens. Vajetsi, Lt. Pakka, Cpt. Jassano und Crew
 
[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - nahe der Minenstation - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 02 - Brücke] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi; Brückencrew

Nachdem Commander Jassano seinen Plan präsentiert hatte, klappte Levice ihren Mund zu. Schließlich gab es in ihrer unmittelbaren Nähe und auch darüber hinaus niemanden, mit dem sie einen perplexen Blick tauschen konnte. Die Minenstation erschien ihr nicht wie ein Baum, an dem man rüttelte, in der Hoffnung, dass die schönsten Äpfel aus den Ästen herabfielen – weshalb, wenn sie dort ganz ausgezeichnet versorgt wurden.
Als Lieutenant Pakka zum Hauptplot trat und geschickt ihre Überlegungen einbrachte, hatte Levice Mühe, die sich offenbarenden Qualitäten eines geduldigen Jägers nicht pauschal auf die raubtierhafte Erscheinung der hochgewachsenen Frau zurückzuführen. Es war angenehm, ihrer Stimme zu lauschen. Die kehlige Sprache der Trianii war warm im Unterschied zu den gutturalen Lauten der Hutten, zugleich aber nicht leichter nachzuahmen. Die wohlklingende Sprachmelodie schien sich die Lieutenant in Basic erhalten zu können. Zu sehen, wie sie und ihr Meister sich zueinander verhielten, entlockte Levice beinahe ein Lächeln zugunsten der außergewöhnlichen Offizierin. Bis auf den Umstand, dass ihr nicht danach zumute war.

Die Unsicherheiten, die die von Lieutenant Pakka vorgeschlagene Herangehensweise mit sich brachten, türmten sich in Levices Gedanken. Sie bemerkte kaum, wie sie in die Eigenheit zurückfiel, diese Unwägbarkeiten durch ihre beiden Gehirnhälften zu wälzen, um am Ende erfolgreich zu mehr Fragen als Antworten gefunden zu haben. Sie hieß sich selbst, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und die Zukunft der Macht zu überlassen. Ein guter Zeitpunkt, denn in diesem Augenblick wandte ihr Meister sich an sie. Sie nickte betont zurückhaltend und mutmaßte auf die Feststellung hin, dass sie die Uniformen nicht benötigen würden: »Außer vielleicht, um auf die Station zu gelangen.«

Schließlich stand ihr Plan und die Minenstation kam in Sicht. Sie wirkte wie das unfertige Werk eines Bildhauers und das vornehmlich bläuliche Licht sowie die meist roten und grünen Signalleuchten gaben dem Asteroiden stellenweise das Äußere eines Edelsteins. Die vor allem nach oben und unten abstehenden Kommunikationsantennen und die labyrinthartigen Versorgungsrohre hätten die Überreste mehrerer Punktiergeräte sein können, die ihren Nutzen verloren hatten, als der Künstler das halbfertige Projekt fallen gelassen hatte. An vereinzelten Stellen des Asteroiden war eine geometrische Form erkennbar. Insbesondere die dem Geschwader zugewandten Ausbuchtungen fielen auf. Sie ähnelten einer Raumstation, die sich an die obere Hälfte des Gesteinsbrockens klammerte. Ihr eleganter Schnitt und luxuriöse Erscheinung ließ auf Unterkünfte schließen. Unterhalb schlossen sich viele kleinere Ebenen an, die Raum für weniger vermögende Bewohner bieten mussten.
An den Ausläufern dieses Abschnittes setzte sich die zerfurchte Oberfläche des Asteroiden fort. Mit bloßem Auge war das Ausmaß der im Schatten liegenden Vertiefungen nicht einmal zu erahnen.
Levice versuchte, so viel des Aufbaus im Kopf zu behalten wie möglich, als sie und ihr Meister getarnt unter den Mannschaftsdienstgraden die Station betraten. Die Luftschleuse, die die Gauntlet mit der Minenstation verband, war letztlich der einzige Zutrittsweg - und das Versteck in der Öffentlichkeit nicht selten das wirksamste. Insbesondere, wenn man die Macht auf seiner Seite wusste: Während Jassano auf extravagante Weise hofiert wurde und die Aufmerksamkeit der Gastgeber auf sich zu ziehen wusste, fiel es nicht auf, als nacheinander zwei Mitglieder der republikanischen Delegation in günstigem Augenblick zurückblieben. Die zu weite Uniform in ihrer Tasche verstauend, machte sich Levice erneut in ihrem unterhalb getragenen Overall auf den Weg zu einem Treffpunkt, den sie mit ihrem Meister stumm vereinbart hatte, bevor sie jeder für sich die Gruppe verlassen hatten.

*​

Farraz‘ voluminöse Lider schoben sich über seine orangenen, reptilienartigen Augen und sein Mundwinkel flatterte, als der Hutte ein kehliges Seufzen zusammen mit etwas Speichel ausstieß. Ohne Hast schob er sich auf dem glatten, leicht ansteigenden Boden vorwärts. Hinter ihm glänzten die Bodenplatten leicht unter einem Film aus schweißigem Schleim. Aus der Ferne konnte er einen der lästigen Reinigungsdroiden sehen, der dafür Sorge trug, dass die Minenstation auch für andere Spezies annehmlich war. Farraz hatte nie verstanden, warum sie ihren Lebensraum an andere Spezies und ihre Bedürfnisse anpassen sollten. Sein Großvater schob diesen fehlenden Sinn für den Dekor eines Handelsunternehmens auf die Krankheit seines Enkels. Farraz sog den Speichel zurück in seinen breiten, halbmondförmigen Mund. Er war eine wurmartige Erscheinung und hatte nichts von der wuchtigen, ehrfurchtgebietenden Erscheinung eines Hutten seines Alters. So gewichtig der Körper, so gewichtig das Wort. Läge Wahrheit in dieser Redensart, hätte die Jedi ihm kein Wort glauben dürfen, nicht einmal diejenigen, die wahr waren. Vielleicht hätte sie das auch so nicht tun sollen, aber es war der dümmliche Blick der banthaäugigen Republik, deren Sichtweise vornehmlich gebrechlichen Humanoiden entsprang und blind für all das Potenzial war, das ein einziges, ausgeklügeltes Geschäft in sich tragen konnte - . Farraz ballte eine Faust und öffnete sie wieder. Dass er humanoide Lebensformen aufgrund ihrer Statur abwertete, während er selbst für jede Spur von Anerkennung kämpfen musste, war in seinen Augen kein Widerspruch. Die Auszehrungskrankheit, von der sein Großvater glaubte, dass sie nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Verstand schmälerte, war ein genetischer Defekt, der aber nichts an seinen huttischen Anlagen änderte.

Farraz blähte seinen Bauch und Brustkorb auf und passierte den Reinigungsdroiden, den er mit einem wohlplatzierten Schlenker seiner Schwanzspitze ins Schlingern brachte. Das Quieken des kleinen Häufchens Blech registrierte er mit Genugtuung. Dann gelangte er über eine Kreuzung und auch dort war eine Anzahl von Menschen. Er schnaubte. Die letzte Woche hatte er genug seiner Zeit in Gesellschaft der menschlichen Jedi verbracht. Sie hatte erstaunlich gut seine Sprache beherrscht. Zumindest das hatte die langwierige Angelegenheit angenehm gestaltet. Aber seine Arbeit war für heute getan und er musste keine Humanoiden mehr sehen, wenn er nicht wollte. Die Aussicht auf eine Reiskröte oder auch zwei ließen ihn die Wellenbewegung seines Körpers beschleunigen. Einer seiner erfreulich fleischigen Finger bewegte sich zu einer Schiene an seinem linken Arm und er aktivierte den integrierten Kommunikator.
»Ji’dai cheeka bollapa.« grollte er die Nachricht hinein, dass die Jedi die Station verlassen hatte und erwartete keine Antwort. Eine menschliche Frau an der Kreuzung drehte sich um und starrte ihn unverhohlen an, einen Moment, dann einen weiteren, der Farraz zu viel war. Seine Schwanzspitze schlug auf den Boden. Er war es so leid, aus diesen kleinen, dümmlichen Augen angesehen zu werden. Seine Neigung, Konfrontationen zu suchen, hielt sein Großvater ihm ebenfalls vor, aber Farraz sah das anders. Die Zeit, einen Humanoiden in seine Schranken zu weisen, hatte er. Zudem sah die Menschenfrau fast aus wie die Jedi, die er hatte hofieren müssen. Sie hatte dunkle Haare, war weiblich, blass, ähnlich groß und, er konnte es nicht oft genug betonen: ein Mensch.

[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Gänge nahe der Hangars] Levice Vajetsi, Bru-Th Agoch [entfernt]; Farraz

Levice traf an dem stillschweigend vereinbarten Treffpunkt ein und konnte ihren Meister in der Ferne ebenfalls ausmachen. Ihr erster Eindruck von der Station war der unterschwellige, schlechte Geruch, an den sich ihre Nase schlicht nicht gewöhnen wollte. Die wiederverwertete Luft machte das Atmen zu keinem größeren Vergnügen. Das künstliche Licht schien von den Wand- und Deckenverkleidungen zu kommen, die den glatten Boden bogenförmig umspannten. Es ließ den Gang beinahe lebendig wirken.

Die Padawan hörte ein empörtes Quietschen und drehte sich um. Ein kleiner, eckiger Droide kippte zur Seite, überschlug sich einmal und kam wieder auf seine Räder. An ihm vorbei schob sich ein Hutte, der fast doppelt so groß sein musste wie sie selbst. Levices Blick wanderte von dem wackligen Unterkörper hinauf zu dem breiten Kopf des schlauchförmigen Wesens. Der Hutte schien mit sich selbst beschäftigt und sprach an seinen untersetzten Unterarm gewandt, vermutlich in einen Kommunikator. Noch nie zuvor war Levice einem echten Hutten so nahe gewesen und auch, wenn er etwas zierlicher als seine Artgenossen schien, war er eine beeindruckende Erscheinung. ‘Oder sie.‘ korrigierte sich die Padawan in Erinnerung an die hermaphroditische Biologie der schneckenartigen Spezies. Was aber dafür sorgte, dass sie den Hutten perplex anstarrte, waren seine Worte. Levice hatte eine Leidenschaft für Sprachen und zur Ausbildung eines Jedi zählte auch das Studium fremder Sprachen. Huttisch hatte sie vor eine bisher nicht lösbare Herausforderung gestellt. Trotzdem genügten ihre Kenntnisse, um den Kern der Aussage zu verstehen. Zuerst hatte sie die Panik erfasst, sie könnten entdeckt worden sein. Bei genauerem Nachdenken erkannte sie, dass eine andere Jedi in Begriff war, die Station zu verlassen. „Bolla“ wurde, soweit sie sich erinnern konnte, auf andere Weise konjugiert, aber es bestand die Möglichkeit, dass dieser Hutte einen Dialekt gebrauchte. Nichts, worauf man beim Grunderwerb einer Sprache vorbereitet wurde.
Er sah in ihre Richtung und Levice drehte sich kurz um, doch niemand stand neben oder hinter ihr. Als sie zurück sah, traf sie den Blick des Hutten und er bewegte sich direkt auf sie zu.
‘Oh nein, nein. Nicht jetzt.‘ Sie hatte in Rahmen eines verdeckten Auftrages zu ermitteln, inwieweit die Hutten in der Vernichtung eines republikanischen Schiffes involviert waren. Nun befand sie sich keine halbe Standard auf der Minenstation und hatte bereits die Aufmerksamkeit eines Vertreters der verdächtigten Spezies auf sich gezogen. Ihr Meister würde sie umbringen, wenn ihre Unternehmung aufflog – und in diesem Fall zurecht. Als letzten Ausweg versuchte sie zu fühlen, was die Macht ihr riet. Doch das Energiefeld, was jeder ihrer Lehrer stets als ihren Verbündeten angepriesen hatte, fesselte sie an Ort und Stelle.
Im nächsten Augenblick stand der Hutte vor ihr. Der Gestank war kolossal. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um das Gesicht der schlanken Schnecke zu sehen und gab sich alle Mühe, nicht die Nase zu rümpfen.
»Haku stoopa choi naweermo?« Levice sah in die Augen von der Farbe einer vergorenen Mujafrucht und versuchte hinter die Bedeutung der wenig freundlichen Worte zu kommen.
»..was?«
Der Hutte grunzte.
»Was sehen deine Äugen-klein-dummlich, Mensch!« Er verteilte Speichel, während er in einer Lautstärke sprach, die unter anderen Umständen dafür gesorgt hätte, dass man sich nach ihm umgedreht hätte. Hier aber schien niemand seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu wollen. ‘Außer mir.‘ Jedi beschloss, es mit Commander Jassano zu halten, zumindest in einer eleganteren Variante des Originals. Sie besann sich auf den nobelsten Coruscantii-Dialekt, den sie in den letzten Monaten gehört hatte. Zu etwas musste der Kontakt mit den Bewohnern jeder Schicht des Stadtplaneten gut gewesen sein.
»Dass ich zum ersten Mal einen Hutten sehe. Und das ist sehr beeindruckend.« Und war die Wahrheit, in der sich eine Lügen verbergen ließ: »Ich habe bereits beeindruckende Geschäfte mit Hutten gemacht und es war längst überfällig, dass ich einen dieser ehrenwerten Partner treffe.« Doch der Hutte lachte, ein volltönendes Geräusch, dass seinen wuchtigen Bauch vor und zurückschwappen ließ.
»Lügen. Kleine youngee. Zu klein.« Ihr Glück, dass Hutten nicht viel auf das Geschlecht gaben, womöglich hätte er auch das gegen sie verwandt. Das Ende seines langen Körpers schlug gefährlich nahe ihrer Beine und drohte, sie umzustoßen.
»300 Standard in den Jahren eines Hutten müssten genügen.« Vermutlich konnte ihr Gegenüber ihr maßlos übertriebenes Alter ebenso wenig einschätzen wie sie seines. »Ich bin von Coruscant angereist -«
»E chu ta! Coruscant poonoo goola.« Schlechtes Geschäft, zweifelsohne. Levice lächelte ergeben und begann in groben Zügen eine geschönte Einschätzung der Lage auf Coruscant darzustellen, die sie mit genügend glaubwürdigen Details zu unterfüttern wusste. Dieses Mal wurde sie nicht unterbrochen. Die übermäßg abfälligen Nachfragen des Hutten implizierten, dass Coruscant einst ein lukrativer Handelspartner gewesen sein musste und man sich nach einer Fortsetzung der Geschäfte sehnte.
»Schwierige Zeiten haben viele Verlierer. Es gewinnt, wer sich das zunutze macht. Meine Familie« etwas, das für die Hutten von zentraler Bedeutung war »und ich wissen, auf welcher Seite wir stehen wollen. Die Sabaac-Karten werden neu gemischt und wir sehen uns nach einer guten Anlage um..« ließ sie den Satz offen und wies auf die sterile Umgebung. An der Seite des Hutten sah Levice, wie Meister Agoch schließlich näherkam und hinzutrat. Sie gab sich Mühe, nicht aus ihrer Rolle zu fallen.
»Coo sa dawanga?« Wer ist das?, beäugte der gräuliche Hutt den hochgewachsenen Mann und Levice durchforstete ihren Einfallsreichtum nach der erstbesten Idee, wie ihr Meister zu ihrer erfundenen Identität stehen mochte.
»Er begleitet mich, um für meine Sicherheit zu sorgen.« Wieder das guttorale, beinahe würgende Geräusch, das Äquivalent eines Lachens.
»Schlechte Sichererheit.« Er zog das Adjektiv in unnatürliche Länge, als gebrauche er das Wort „goola“ seiner Sprache. Levice verfolgte seinen auf den Gehstock gerichteten Blick. Zum zweiten Mal an einem Tag stolperte sie über den verfluchten Gegenstand.
»Ah, dopo me goola. Jemanden zu unterschätzen ist manchmal der erste, schlimmstenfalls der letzte Fehler.«
»Baja,baja.« winkte der Hutte desinteressiert ab - zu viel Gerede. Er deutete mit einem runden Finger auf die Padawan, dann tippte er gegen seinen Schädel, dessen weiche Ummantelung nachgab. »Baja, wie die Ji’dai-gerade-abreist-nur-dümmer-als-sie. Yantha führt gute Geschäfte, gute Beziehungen mit Ji’dai-von-Coruscant.« Nach diesem ungewöhnlich langen und entsprechend langsam geäußerten Satz winkte er in die Richtung des Hangars, in dem er die besagte Jedi verabschiedet hatte. Die Art, wie er die sogenannten guten Beziehungen des oder der Yantha mit den Jedi pries, ließ Raum für Interpretationen. »Wie geht es Coruscant-in-Hand-der-Republik?«
»Meine Familie hat Geschäfte gemacht, als die Republik auf Coruscant war. Wir haben Geschäfte gemacht, als das Imperium kam. Wir verdienen, wenn die Republik die Scherben aufkehrt und werden auch da sein, wenn das Imperium seine Banner wieder aufstellt. Rohstoffe brauchen sie alle.«

*
»Dann redet mit Yuul-Cousin-von-Farraz. Er vermisst Coruscant. Mee jewz ju, mee jewz ju, Coruscanti-che’kaa.« Farraz winkte den kleinen, knubbeligen Menschen schließlich mit einer herrischen Geste von sich und erst, als dieser mit seinem Begleiter ein paar Schritte auf seinen dürren Beinen gegangen war, setzte der Hutte sich wieder in Bewegung. Eigentlich hatte er sie ebenso übertölpeln wollen, wie er es mit den kleinen, aufgekratzten Droiden zu tun pflegte, aber sie hatte unerwartete Neuigkeiten für ihn gehabt. Auch Informationen waren Geld wert. Zudem bereitete es ihm Freude, den Menschen zu seinem Cousin zu schicken. Dieser verachtete Menschen noch mehr als er und war zugleich in panischer Angst vor dem Virus, das unter anderem auf Coruscant ausgebrochen war. Diese Begegnung, so sie stattfand, würde keinem von beiden gefallen. Aber wenn jemand wusste, wie man an das letzte Geld in den Taschen seiner Handelspartner gelangte, dann sein Cousin. Die Aussicht, dass in jedem Fall eher früher als später der Handel mit Coruscant wieder aufgenommen werden konnte, war blendend und Farraz beschloss, sich zur Belohnung mindestens eine dritte Kröte zu erlauben.

[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Gänge nahe der Hangars] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi; Farraz [entfernt]
 
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[ Saari-Ha-Sektor | System SX-0583 | Beim Andocken an Raumstation | MAR Claw of Justice | Brücke | Brückencrew & Commander Vest]

Die Lage hatte sich geändert. Der Schleier des Schweigens, der sich für den Bruchteil einer Sekunde über die Mannschaft gelegt hatte, verschwand so schnell, wie er gekommen war. Kurz darauf wurden Befehle über die kleine Brücke der Claw of Justice gebellt, die sich mit teils qualifizierten, teils haarsträubenden Kommentaren vermischten und das Gesamtbild einer Stimmung ergaben, die verstrickter nicht hätte sein können. Die Leute waren nervös. Sie wollten ihre Arbeit machen, verfügten jedoch über wenig Anhaltspunkte, wie sie mit der neuen Bedrohung umzugehen hatten. In Wahrheit wussten sie nicht einmal, ob es sich bei den drei Corellianischen Kanonenbooten, die Captain Firetrader am Rand des Systems identifiziert hatte, um eine tatsächliche Bedrohung handelte. Fest stand nur, dass sie seit der unterschriebenen Friedensvereinbarung mit der Neuen Republik offiziell keine Feinde mehr waren. Jahrzehntelange Abneigung, ja sogar Hass und ein offen geführter Krieg mit blutigen Auseinandersetzungen und unzähligen Verlusten auf beiden Seiten konnte sich jedoch nicht einfach verschweigen lassen, Vertrag hin oder her.

Lieutenant Ovander war der erste, der reagiert hatte. Erstaunlich, da er ansonsten zu den zurückgezogenen Persönlichkeiten galt, der nur selten das Wort ergriff. Gleich im ersten Satz vollbracht er es dennoch, den Befehl, die Geschützmannschaften zu alarmieren, mit mindestens vier hochkarätigen Beleidigungen für die Rebellen zu versehen. Es folgten weitere Verwünschungen aus allen Bereichen der kleinen Korvetten-Brücke. Manche, wie der Flugleitoffizier Lieutenant Keng, hatten einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der einzig und allein aus tiefgehender, ehrlicher Verachtung bestand. Es war ihm nicht zu verübeln. Es war ein republikanischer Pilot, der seinen Jäger zum Absturz gebracht und sein Schicksal fortan an den Mechno-Stuhl gebunden hatte. Andererseits konnte Nomi sich nur vorstellen, wie viele Leben er bis zu diesem Ereignis selbst dem feindlichen Sternjägerkorps gekostet hatte. Blut auf beiden Seiten, dachte sie abermals.

Die Kommandantin der Claw saß auf ihrem Stuhl, die Finger ein löchriges Zelt formend, und dachte nach. Gleich drei Corellianische Kanonenboote waren eine ernsthafte Gefahr. Ihr kombiniertes Offensivpotential genügte, um die größte Stärke der Marauder Korvette, ihre zuverlässigen Schilde und die dicke Panzerung, zu kontern. Zudem verfügte sie in der Regel ebenso über eine effektive Bewaffnung zur Jägerabwehr. Sollte es zu einem Kampf kommen, konnten sie also einzig darauf setzten, ihre Verteidigung lange genug aufrecht zu erhalten, um im Hyperraum zu verschwinden. Doch legten die Republikaner es wirklich darauf an? Dieses System war neutral und lag keinesfalls in ihrem Hoheitsgebiet. Es sei denn, die Neue Republik hatte in den letzten achtundvierzig Stunden grenznah expandiert und diese Minenkolonie war der Annexion anheimgefallen. In diesem Fall wäre ihr Schicksal ohnehin besiegelt. Diese Möglichkeit war zu ihrer aller Glück jedoch eher unwahrscheinlich.

„Rufen Sie die Jäger zurück, befahl sie kurzerhand. Die ungläubigen Blicke einiger ihrer Offiziere konnte sie jedoch nicht unkommentiert lassen. „Wir zeigen keinerlei Aggression. Bleiben wir unprovoziert, verfahren wir mit diesen Schiffen, wie mit allen anderen Schiffen unter neutralen Hoheitszeichen.“

„Das ist ungeheuerlich!“, schallte es unvermittelt aus der dreiköpfigen Kommunikationscrew. „Jeder von denen“, er deutete auf das Innere der Schiffshülle, ungefähr in Richtung der drei Kanonenboote, „verdient den Tod eines Rebellen. Mir ist gleich, was der Imperator in seinem Wahnsinn entschieden hat. Der Krieg ist nicht beendet!“

Durchaus geschockt wandte Nomi ihren Blick in Richtung der Quelle. Es handelte sich um einen jungen Unteroffizier. „Rotte Eins zurückrufen“, wiederholte Nomi energisch.

„Machen Sie das Schiff kampfbereit, Sie Verräterin!“, lautete die Antwort. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der Faden vor Überspannung gerissen. Die Coruscanti erhob sich aus ihrem Stuhl und ging ein paar Schritte in Richtung des Mannschafters. Die Hände im Rücken gefaltet, mahnte sie ihr eigenes Inneres zur Ruhe, obwohl sie merklich zitterte. „Entfernen Sie Midshipman Fjer von meiner Brücke“, sprach sie leise, aber deutlich. In jeder Sektion war es inzwischen so still geworden, dass man ihre Worte überall vernehmen konnte. Augenblicklich traten zwei bewaffnete Marines vom Brückenschott herüber und positionierten sich rechts und links des Unruhestifters. „Fünf Tage in der Brig sollten vorerst genügen, um diesen Mann an seine Pflichten gegenüber mir, der Crew, dem Schiff und dem Imperator zu erinnern!“

Er setzte zu einer erneuten Erwiderung an, wurde jedoch von der Zärtlichkeit eines Gewehrlaufes im Rücken eines Besseren belehrt und abgeführt. Sie konnte keinesfalls zulassen, dass Moral und Disziplin zu einem Müllhaufen verkämen. Wenn es inzwischen jemand wagte, den Imperator offen in Anwesenheit seiner Offiziere und an Bord eines Schiffes seiner Majestät des Wahnsinns und seiner Kommandantin des Verrats zu bezichtigen, war sie in dieser Hinsicht zuletzt wohl zu nachlässig gewesen. Ein Umstand, den es auszumerzen galt. „Zurück an die Arbeit“, herrschte sie die restlichen Mitglieder der Crew an, die die Szenerie gebannt verfolgt hatten. „Ich will erhöhte Alarmbereitschaft, aktive Schilde und eine aktive Abtastung der Republikaner in angemessenen, zurückhaltenden Abständen.“ Sofort wurde ihren Worten emsig Folge geleistet. Sie wollte keine offen aggressive Haltung zeigen, gleichzeitig jedoch deutlich machen, dass sie nicht wehrlos und bereit waren, es darauf ankommen zu lassen. Der Abzug der vorgelagerten Jägerrotte sollte eben jenes für ihre Konterparts verdeutlichen.

„Eine Erklärung?“, fragte sie anschließend Samuel, den Sektionsoffizier der Kommunikation, nach dem Ausbruch seines direkten Untergebenen, in vertraulicher Lautstärke. „Mr. Fjer hat seinen Vater im Krieg verloren, antwortete er. „Der Friedensvertrag hat ihn aufgewühlt.“

„Du hast deinen Vater auch im Krieg verloren. Ich meinen Mann. Verflucht, unsere Heimat liegt nun in republikanischer Hand. Das entbindet uns nicht von unseren Pflichten.“

Ihr Sohn nickte zustimmend. „Das wird nicht wieder vorkommen. Nicht bei einem meiner Männer.“ Nomi beließ es dabei.

Inzwischen hatten Navigation und Steuermann das Andockmanöver abgeschlossen. Die Commander hatte die Mannschaft solange in Habachtstellung und Alarmbereitschaft belassen, bis klar war, dass sie nicht das Ziel und der Grund waren, warum die republikanischen Schiffe hier waren. Was auch immer sie in diesem System zu suchen hatten, schien in etwa so viel mit der Claw zu tun zu haben, wie umgekehrt. Es hatte weder eine Kontaktaufnahme gegeben, die über den gelengentlichen Ping einer Sensorabtastung hinausging, noch schienen die Schiffe corellianischer Bauart die Waffen in unverhältnismäßigen Maße auf sie zu richten. Mit einem Wink beorderte sie Lieutenant Wallis, ihre Erste Offizierin, zu sich.Der Schichtwechsel steht gleich an. Behalten Sie eine gefechtsbereite Besatzung während der nächsten Wache. Der Rest bekommt Landgang, vielleicht können wir so ein paar Gemüter beruhigen. Ordnen Sie Zivilkleidung an, wir wollen nicht mehr Aufmerksamkeit erregen, als ohnehin schon.“

„Ja, Ma’am“, kam die Antwort wie aus dem Blaster geschossen.

„Und lassen Sie Senior Chief Ul‘ki in mein Büro kommen.“

Als der Techniker wenig später in ihren Räumlichkeiten erschien, musterte Nomi ihn ausgiebig. Sein Overall war schmutzverschmiert, sein Gesicht unrasiert. Perfekt. „Sie müssen mich begleiten, Han.“ Ihr war bekannt, dass er aus dem Hutt-Raum stammte. „Sie beherrschen die Sprache der Hutten, nicht wahr?“ Seine hervortretenden, viel zu großen Augen liefen Gefahr, aus ihren Höhlen zu fallen. Zumindest kam es der Commander so vor. Er nickte und ließ ein hohes, langgezogenes „Jaaaa“ ertönen. „Was haben Sie vor, Commander?“ Sie legte dem Mann, der sich in etwa in ihrem Alter befand, dabei allerdings wesentlich kleiner war, eine Hand auf die Schulter. Als eines der dienstältesten Crewmitglieder hatte sie ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zu ihm, besonders, da er am gleichen Tag wie sie seinen Dienst angetreten hatte. Damals, vor einer gefühlten Ewigkeit.

„Ich werde der Station einen Besuch abstatten. Wir haben keinen Geheimdienst an Bord, also brauche ich jemanden, der dem am nächsten kommt.“

„Commander?“, war seine ungläubige Reaktion.

„Sie kennen die Hutten und diese Umgebung wie kein Zweiter unserer Leute. Lieutenant Vest spricht die Hutten-Sprache nur gebrochen und er ist auf Coruscant aufgewachsen. Ich brauche jemanden, dem man wirklich abkauft, hierher zu gehören.“ Es folgte eine verdeutlichende Handgeste, aufgrund derer der Senior Chief an sich hinabsah und die Schmierflecken seines Overalls begutachtete. „Verstehe“, quiekte er. Zusätzlich zu seinen sprachlichen Kenntnissen war er der einzige, der sich in dem Umgang mit diesem Metier verstand.

„Ziehen Sie sich etwas Neutrales an. In dreißig Minuten treffen wir uns dann in der Schleuse.“

[ Saari-Ha-Sektor | System SX-0583 | Angedockt an Raumstation | MAR Claw of Justice | Büro der Kommandantin | Han Ul'ki & Commander Vest]
 
[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - angedockt an Minenkolonie - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 03 - Luftschleuse] Com. Agoch, Lt. Pakka


"Ich bin spät dran", bemerkte Bru-Th säuerlich in Gedanken, während er gleichzeitig versuchte sich auf das abgegriffene Datapad zu konzentrieren, das ihm seine Adjutantin geduldig hin hielt. Ein Jedi sollte über derlei Umstände erhaben sein, rief er sich nicht weniger säuerlich ins Gedächtnis, denn Geduld war eine Eigenschaft, die ihn leider nicht auszeichnete, besonders bei Unpünktlichkeit, und dann noch der eigenen. Sein konzentrierter Blick, als er schließlich vom Datapad aufsah, ließ indes nichts von seiner Verstimmung erkennen. "Gut soweit, Lieutenant! ... Sie haben bitte ein Auge darauf, dass Commander Mezza auch wirklich die Fusionsreaktoren 'warm' hält für den Fall, dass die imperiale Korvette und ihr Kommandant beschließen, den Frieden nicht zu achten." Noch immer haderte er ernsthaft mit diesem Frieden, an deren Aushandlung er sogar nominell beteiligt gewesen war, bevor er voller Zorn und zudem eigenmächtig die Friedenskonferenz auf Umbara verlassen hatte. Damals war er naiv gewesen, oh ja, hatte ernsthaft an die Möglichkeit eines Friedens geglaubt, nur um einmal mehr zu erfahren, dass Frieden diametral entgegengesetzt zu allem stand, was die Sith anstrebten. Gab es einen deutlicheren Beweis für die Falschheit dieses Friedensvertrages als das viruszerfressene Coruscant? Levices Erzählungen gaben den nackten Zahlen Gesichter und hätten ausgereicht, Bru-Ths gerechten Zorn wieder zu entfachen. Hätten ..., denn der Zorn war mit den Jahren der Frustration gewichen. ... Geblieben war jedoch die Bereitschaft jederzeit damit zu rechnen, dass das Leichentuch der dunklen Seite wieder fiel und damit der Friede, der keiner war.

"Das Argument, die Reaktormasse müsse geschont werden, lass ich in hier nicht gelten", erinnerte Bru-Th Lt. Pakka noch einmal, auch wenn die intelligente Triani das nicht nötig hatte. Doch nicht das erste Mal hatte sich Commander Mezzo trotz seiner ansonsten anständigen Qualifikationen durch eigenmächtiges Handeln hervorgetan, woran Bru-Th in dieser Situation kein Interesse hatte. "Und keine Aggressionen, gleich welcher Art und lassen Sie sich besonders nicht provozieren. Wir sind in neutralem Raum." Warum war er nur so angespannt? "Ja, Sir ... ich informiere Sie umgehend, wenn von den Dauerbefehlen abgewichen wird", bestätigte die muskulöse Triani geduldig, obwohl er in zwei vorausgehenden Konferenzen diese Punkte mehrfach den Führungsoffizieren und 'Landgängern' förmlich eingeimpft hatte. Bru-Th seufzte, eine Reaktion, die er sich unter öffentlicheren Umständen niemals erlaubt hätte. "Danke, Pakka!" Ein Glitzern trat in die grünen Augen seiner Adjutantin und eine Welle guter Wünsche und Hoffnungen überrollte in fast mental. "Möge die Macht mit Ihnen sein, Meister Jedi! ... Bitte um Erlaubnis wegtreten zu dürfen."

Er war so ziemlich der Letzte, der die Gauntlet verließ, doch in der stoffintensiven Robe aus anderen Tagen, verschmolz Bru-Th relativ rasch mit dem in die Jahre gekommenen Interieur der Minenstation. Und doch glaubte er nicht, dass von der mangelnden Wartung auf andere Dinge, wie zum Beispiel die Profitkurve oder die Bereitschaft, diesen Ort zu verteidigen, geschlossen werden durfte, also mahnte er sich selbst zur Vorsicht. Eine leichte Verschleierung seiner Person in der Macht sorgte dafür, dass auch wirklich niemand von ihm Notiz nahm, wie er die Andockschleuse verließ und sich auf machte zum Treffpunkt mit Levice in der Nähe des Hangars. Der Stoff seiner Robe kratzte und der Gehstock behinderte ihn beim Gehen fast so viel, wie er half. Überhaupt überkam Bru-Th, wie er die Gänge zügig entlang schritt, ein entferntes Gefühl der Vertrautheit, bezogen auf die Gesamtsituation, ... als wäre er in einem Leben erwacht, dass er eigentlich geglaubt hatte hinter sich gelassen zu haben. Seine Stimmung und Angespanntheit besserte sich langsam, und zwar erst recht, als er die braunhaarige Padawan in einiger Entfernung erspähte ... zusammen mit einem Hutten, und einem besonders schleimigen dazu, wie ein Blick auf den Boden verriet. Der Gestank war schon jetzt infernalisch. "Was soll das da vorne werden? ... War ich nicht deutlich genug?", hinterfragte er seine Anweisungen an seine Padawanschülerin, bevor er sich dem ungleichen Gespann humpelnd und auf seinen Gehstock gestützt weiter näherte. Lediglich die Tatsache, dass seine Sinne ihm nichts weiter melden, ließ ihn seine angeschlagene Selbstbeherrschung mühsam zusammen halten. Dann die ersten Worte und Bru-Th fühlte sich abermals, als wäre ein Rankor über ihn weg marschiert. "Huttisch?" Dieses überartikulierte, vokalreiche Gemurmel, mit dem selbst Protokolldroiden bisweilen Schwierigkeiten hatten, war beim besten Willen nicht zu verwechseln. Wieder bewarte ihn nur seine Selbstbeherrschung davor, im Gesicht völlig zu entgleiten. Levice sprach Huttisch, wenn auch gebrochen. Doch die Frage blieb: Warum sprach sie überhaupt mit einem? Hatte er ihr nicht aufgetragen, unter allen Umständen unauffällig zu bleiben? Hutten waren überhaupt und in jeder Situation bestenfalls ... schwierig. Und aus 'schwierig' wurden nur allzu rasch auch Schwierigkeiten. Unbewusst beschleunigte Bru-Th sein Gehumpel, den Blick nicht von dem wurmartigen Geschöpf gerichtet, dass sich mit seiner Padawan 'unterhielt'. Als dieser schließlich verschwand und Levice alleine zurück ließ, meinte Bru-Th genug von der Situation mitbekommen zu haben, um etwas halbwegs Sinnvolles zu sagen: "Von einem gewissen Standpunkt aus hast du ihm sogar die Wahrheit gesagt, junge Padawan", erklärte er scheinbar ausgeglichen und sah dem Hutten misstrauisch hinterher, als dieser gerade schwungvoll eine Art Frosch in seinen mondförmigen Schlund beförderte. Allein der Gedanke an diese Essgewohnheiten schürten Bru-Ths Ekel. "Das war entweder sau gut oder sau dämlich, wenn du mich fragst." Streng sah er Levice an, doch viel gab es zu der Situation auch nicht mehr zu sagen, insofern beließ er es dabei. Wie rasch er sein Register zwischen Kommandant und Meister zu wechseln vermochte, verblüffte ihn jedoch selbst. Hatte bestimmt etwas mit der Robe zu tun.

Nachdenklich strich er sich mit der freien Hand durch seinen Bart. "Du kannst also Huttisch, das könnte sich als sehr vorteilhaft erweisen. ... Wo hast du das gelernt? ... Für den Moment auch unwichtig, denn du musst wissen, dass die Situation in den letzten Minuten komplizierter geworden ist, Levice. Wir wissen, dass das imperiale Schiff angedockt hat, also halten sich vermutlich jetzt auch bereits imperiale Soldaten auf der Station auf. ... Warum? Keine Ahnung, aber mir will nichts einfallen, was über Zufall hinaus geht. Darüber hinaus, und jetzt wird es spannend, haben die Ortungsgasten der Gauntlet unter all den ankommenden und abdockenden Schiffen eines identifiziert, dass uns weiterhelfen könnte. Das Schiff Sekitari, ein Raumtransporter der HWK-Klasse ist auf Jedi Ritter Nei Sunrider zugelassen." Bru-Th ließ die Worte einen Moment sacken, bevor er betont langsam hinzu fügte: "Ich bin Sunrider nie persönlich begegnet, doch bei ihr will mir 'Zufall' als Antwort nicht genügen." Und an dieser Stelle zeigte sich auch, wie schlecht es um die Kooperation der republikanischen Behörden wirklich stand. Warum wurden die Informationen, wo aktiv Jedi Ritter eingesetzt werden, nicht in das taktische Holonetz eingespeist und den Schiffskommandanten zu Verfügung gestellt? Warum teilte ihm der Rat das nicht mit? "Bin ich derart in Ungnade gefallen?" Bru-Th nahm sich vor, dieser Frage bei Gelegenheit nach zu gehen.

Ungeduldig zupfte er an dem schweren Stoff der Robe. Warum musste der auch so kratzig sein? Kurz griff Bru-Th unter die Robe und schaltete einen mobilen Zerhacker ein, ein kleines unscheinbares Gerät, dass es nahezu unmöglich machte, ihre Gespräch mit technischen Mitteln zu verfolgen. Schließlich fragte er: "Hutten, Imperiale und auch eine Jedi, ... ein nettes Stelldichein, nicht?" Bru-Th lächelte matt, doch besaß dieses Lächeln auch eine gewisse Herausforderung. "Aber konzentrieren wir uns auf unsere Aufgabe. Wir wollen drei Raumschiffe finden, die vermutlich den Hutten gehören. Was schlägst du vor? Wo sollten wir mit der Recherche beginnen?"


[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Gänge nahe der Hangars] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi, Farraz (entfernt)
 
Saari-Ha-Sektor ~ System SX-0583 ~ Hangar der Raumstation, an Bord der Sekitari

Die Sekitari war inzwischen bereit für den Start und Nei im Begriff den Hangar der Raumstation zu verlassen, als die Scanner des Schiffs ein Warnsignal auslösten. Fast zeitgleich, die Sensoren waren gerade erst hochgefahren, poppten auf einem unscharfen Monitor zu ihrer Linken die taktischen Zeichen für unterschiedliche militärische Schiffe auf. Eine imperiale Korvette war bereits im Begriff anzudocken, ein republikanisches Geschwader meldete sich mit ähnlichen Absichten an. Noch bevor die Jedi darüber nachdachte, betätigte sie eine Reihe laut klackender Schalter zu ihrer Rechten und die Triebwerke der Sekitari schalteten sich wieder ab. Sie hielt einen Moment inne und öffnet sich, begleitet von einem langen Ein- und wieder Ausatmen, sanft der Macht. Sie spürte wie sich der schwarze Schleier vor ihrem geistigen Auge lichtete, das Innere des ihr so vertrauten Raumtransporters sich aufbaute, bevor auch der Hangar und ein Teil der Gänge im näheren Umfeld für die Jedi durch die Macht sichtbar wurden.

Während das auf ihrem Bordcomputer gespeicherte und inzwischen wahrscheinlich längst nicht mehr aktuelle Register versuchte den roten und grünen Dreiecken auf dem Bildschirm Namen zuzuordnen, begann Nei wage Schwingungen in der Macht wahrzunehmen. Wie ein fernes Echo, das anstatt zu verhallen langsam an Volumen zunahm, fand ein Wort den Weg aus ihrem Unterbewusstsein über ihre Lippen: Jeedai.

Sie war nicht im Auftrag des Rates hierher gekommen, sondern auf bitten des republikanischen Botschafters auf Ruusan, der wiederrum das Anliegen von Bimmisaari erhalten hatte - oder wie auch immer aufgeschnappt hatte. Nei hatte die Bitte des Botschafters nicht hinterfragt und auf dem Weg von Ruusan zur Jedi Basis auf Lianna war es kein großer Umstand für sie, eine Zwischenstation einzulegen. Es war also kein Wunder, dass sie nicht im Bilde darüber war, das möglicherweise Jedi hierher geschickt wurden. Doch der Zweck entzog sich ihrem Kenntnisstand und nichts von dem, was sie im Laufe der vergangenen Woche während ihres Aufenthalts in dieser Minenkolonie gelernt hatte, trug dazu bei sie diesbezüglich zu erleuchten. Es konnte also nur mit der imperialen Korvette zu tun haben, doch als sie ihrer Fühler ausstreckte, konnte sie keine erwähnenswerte Präsenz in der Macht feststellen, die auf Sith oder andere Machtnutzer auf imperialer Seite schließen ließ, was noch lange nicht bedeutete, dass keine Sith anwesend waren. Sich von der Macht abzuschirmen oder seine Anwesenheit zu verschleiern, war eine Fähigkeit, die jeder Machtnutzer bis zu einem gewissen Grad beherrschte. Für Nei selbst war dieses Können überlebenswichtig und somit Teil ihres Alltags geworden und sie wusste aus den Archiven des Jedi Tempels von mindestens zwei anderen Jedi, die in der Lage waren sich de facto unsichtbar für alle mit der Macht verbundenen Lebewesen zu machen.

Ihr Bordcomputer spuckte inzwischen "Gauntlet" als Bezeichnung für das sich nähernde, republikanische Geschwader aus. Weitere Details zu den republikanischen Schiffen, deren kommandierende Offiziere, geschweige denn Informationen zu der imperialen Korvette blieb die Sekitari ihr schuldig.

Nei seufzte laut und versetzte die Systeme der Sekitari in den Stand-By-Modus: "Der Urlaub ist gestrichen..."

Eine ganze Weile beobachtete Nei die Situation aus der Ferne. Mithilfe der Macht verfolgte sie die in ihrer Reichweite befindlichen Geschehnisse, wobei sie sich bis an ihre physisch erträgliche Grenze öffnete, um ihre Reichweite möglichst groß zu gestalten. Dabei versetzte sie sich in einen halb-meditativen Zustand, um ihre innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu wahren und nicht dem Sog der schier unendlichen Weite des Universums und der Macht, die alles verband, zum Opfer zu fallen. Als sie schließlich spürte, wie eines der republikanischen Schiffe angedockt hatte und ein Teil der Besatzung in die Raumstation vordrang, reduzierte Nei ihre Verbindung mit der Macht wieder auf ein verträgliches Minimum, dass ihr erlaubte ihre unmittelbare Umgebung auch durch ihr geistiges Auge wahrzunehmen und Gefahren gegebenenfalls frühzeitig zu erkennen, ohne ihren Körper dabei auszuzehren. Als letztes Bild, hatte ihr die Macht ein Bild von Farraz geschenkt, der sich unweit von Neis gegenwärtigem Aufenthaltsort mit einem der republikanischen Neuankömmlinge unterhielt.

Langsam näherte sich Nei dem Ort, an dem sie Farraz zuletzt wahrgenommen hatte. Von ihrer schwarzen Robe hob sich lediglich das lederne Holster an ihrer rechten Hüfte ab, in welchem sich ihr inzwischen wieder voll funktionsfähiges Doppellichtschwert befand. Sie sah keinen Grund ihre Identität als Jedi zu verbergen. So ziemlich jeder an Bord der Station wusste ohnehin das sie eine Jedi war.

Einen neuen Gang betretend, sah Nei aus einige Entfernung gerade noch, wie Farraz der lurchige Hutt davon schleimte und sich ein am Stock gehender Mann der Person näherte, die offensichtlich die Gesprächspartnerin des lurchigen Hutten gewesen war. Nei konnte nicht hören, welche Worte die beiden austauschten. Doch immerhin, als sie den Mann und die Frau erreichte, konnte sie zumindest eine Sache mit ziemlicher Gewissheit feststellen:

"Meister Agoch! Ich muss gestehen, dass ich überrascht bin die Jeedai an so einem Ort zu zu treffen."

Nei verbeugte sich standesgemäß, wie es üblich war wenn Jedi sich trafen und insbesondere, wenn man als Ritter einem Meister gegenüberstand.

"Wir sind uns noch nicht begegnet."

stellte Nei fest, die den Meister nur aus Erzählungen und Holos in der Jedi Basis auf Lianna kannte, als bedürfe dieser Umstand einer Erklärung.

"Ich bin Jeedai Ritter Nei Sunrider."

Saari-Ha-Sektor ~ System SX-0583 ~ Gänge der Raumstation ~ bei Bru'Th Agoch & Levice Vajetsi
 
[ Saari-Ha-Sektor | System SX-0583 | Raumstation | andere Gänge nahe der Hangars | SamuelvVest, Lizzy Therston, Han Ul'ki & Commander Vest]

Ihre Delegation war klein. Um sich auf der Raumstation, die gleichzeitig als Minenkolonie diente, möglichst unauffällig bewegen zu können, hatte sie lediglich einen kleinen, exklusiven Personenkreis ausgewählt, sie zu begleiten. Außer Han, ihrem Chefingenieur mit Huttraum-Herkunft, hatte sie sich für ihren Sohn Sam und Lizzy Therston entschieden. Sam beherrschte, ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, eine ganze Hand voll verschiedener Sprachen, die alle mehr oder weniger nützlich sein konnten. Am wichtigsten dabei war jedoch, dass er Huttisch verstand, wenn auch selbst lediglich sehr brüchig sprach. Lizzy stammte von Tattooine, einem kargen Wüstenplanet im Outer Rim und war die dritte Tochter eines verarmten Farmers. Aus diesem Grund beherrschte sie Umgangsformen, die Nomi in der Regel als „alternativ“ bezeichnete. Jemand anderes würde behaupten, ihre einfache Herkunft und ihr Outer Rim-Akzent verliehen ihr den Anstrich einer Hinterweltlerin. Wie dem auch sei, in einer Umgebung wie dieser fiel sie nicht weiter auf. Und das war etwas Positives. Das größte Argument für eine Berücksichtigung der Navigationsoffizierin war jedoch ihre Beziehung mit Sam. Es war ein offenes Geheimnis an Bord der Claw, dass die beiden sich regelmäßig trafen und ein überdienstliches Verhältnis pflegten. Sie verhielten sich also natürlich im Zweiergespann, was weiter dazu beitragen sollte, sich möglichst unsichtbar zu machen. Damit fehlten der Brücke jedoch gleich drei Führungsoffiziere auf einmal, inklusive der Kapitänin und des Zweiten Offiziers. Nicht optimal, doch genauso wenig vermeidbar.

„Es stinkt“, merkte Samuel an. Lizzy nickte zustimmend und presste ihre Nasenflügen zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen, um den Worten ihres Freundes bildlichen Ausdruck zu verleihen. „Das sind die Luftaufbereiter“, quiekte Han Ul’ki mit seiner außergewöhnlich hohen Stimme, „Verstopft. Sollten mal gereinigt werden.“ Ein fachmännischer Blick auf das durchbrochene Gitter eines Lüftungsschachts folgte. „Oder komplettüberholt. Ich will gar nicht wissen, was für Viecher dadrin hausen!“

„Wir befinden uns auf einer Raumstation, die von den Hutten kontrolliert wird. Was habt ihr erwartet?“ Nomis natürliche Abneigung gegen diese dicke, unattraktive Rasse machte sich bemerkbar. Zu der Zeit, als sie noch im Rendili-System als Zollschiff diensttaten, hatte sie eine unvermeidbare Ablehnung gegen die Hintermänner entwickelt, die ihre schmuggelnden Handlanger wie Bauernopfer behandelten, um Nomi und ihre Kameraden ans System zu binden, und gleichzeitig ihre wirklich wichtigen Geschäfte in abgelegeneren Systemen durchzuziehen. Natürlich hatten spätere Verhöre ergeben, dass es sich bei den Auftraggebern in einer signifikant hohen Anzahl um Hutten gehandelt hatte. Also sehr, sehr oft.

Nomi hatte einen ihrer anderen Offiziere mit einer hanebüchenen Geschichte über ausgefallene Wasseraufbereiter, die sie zum Halt an der Minenkolonie zwang, zur Stationsadministration entsendet, bevor sie selbst mit ihrer Entourage die Korvette verließ. Viel mehr konnte sie zur Verschleierung ihrer Aktivitäten nicht unternehmen. Die vier Offiziere hatten das Schott zum Schiff schnellstmöglich hinter sich gelassen und waren mit schnellem Schritt über mehrere Verbindungsknoten und einer Mischung aus stählernen und in den Stein gehauener Korridore in eine andere Stationssektion entwischt, ehe die Hutten ein weiteres Auge auf sie werfen konnten. Zumindest war so der Plan gewesen. Sie konnte nur hoffen, dass er erfolgreich verlaufen war. Als sie eine geöffnete Schleuse durchschritten, fanden sie sich in einem relativ großen Areal wieder. Es handelte sich um eine Art Lobby. Hätten sie sich unter freiem Himmel befunden, hätte man den Ort gut als kleinen Platz bezeichnen können, an dem sich in kreisförmigen Bassins eine ganze Sammlung exotischer, farbenfroher Pflanzen befand, die dem Stationsraum, der durch seine Größe fast als Halle bezeichnet werden konnte, den optischen Anschein eines grünen Parks verlieh. Nomi konnte ihren Augen kaum trauen, als sie an beiden Stirnenden des rechteckigen Bereichs fließendes Wasser entdeckte. Aus winzigen, in die Wand eingelassenen Wasserfällen floss es plätschernd in kleine Sammelbecken und verteilte sich von dort aus in die unterschiedlichen Bassins, um die Flora am Leben zu erhalten. Noch mehr als der pure Protz, den die Hutten hier zur Schau stellten, überraschte die Kommandantin der Claw jedoch die Anzahl der Personen, die sich hier herumtrieb. Ein nicht zu verachtender Lautstärkepegel erhob sich über die verschiedenfarbigen Blätter hinweg und formte eine Symphonie aus fremden Sprachen und ungewohnten Zungenschlägen. Mehrere Dutzend Personen unterschiedlichster Spezies waren in gut gelaunte Gespräche vertieft. Das grölende Gelächter eines grünhäutigen Wurms, mit breitem Mund und riesiger, immer wieder heraushüpfender Zunge, war jedoch trotz des Lärms nicht zu verkennen. Der Hutt schien gleich zehn Personen auf einmal zu unterhalten, die die schicken Kutten der Handelsförderation trugen. Ob des obszönen Anblicks konnte Nomi nicht anders, als sich schnellstmöglich abzuwenden. Mit suchendem Auge hielt sie Ausschau nach einer Beschilderung, die den abzweigenden Gängen ein Ziel zuordnete.

„Kein Aurebesh“, zischte sie verärgert. Han, könnten Sie …?“

Der klein gewachsene Techniker schielte einen Moment verwirrt durch die Gegend, ehe er verstand, was sie von ihm wollte. Dann fuhrwerkte er einen kurz an einer seiner Taschen herum, nahm einen kleinen Gegenstand heraus und klemmte sich ein metallenes Gestell vor die Augen, welches er mit einem breiten Band am Hinterkopf befestigte. „Sehen Sie mal für mehrere Stunden täglich in Energiekupplungen, Commander“, kommentierte er ihren neugierig-verdutzen Blick. "Ab jetzt keine Ränge mehr." Sie blickte sich um. Es war jedoch keiner auf sie aufmerksam geworden, weshalb sie ihren Blick wieder auf die Apparatur lenkte. Offensichtlich handelte es sich um ein Gerät, das seine angeschlagene Sehleistung verbesserte. „Natürlich. Also dort geht es zum Pott. Äh, den sanitären Anlagen!“, entzifferte er das erste Schild zu ihrer linken akribisch. „Weiter rechts befindet sich der Weg zum freien Markt, danach … nun das Wort kenne ich nicht…“
„Das Amouru“
, half Samuel aus. „Ein Tanzclub. Ich habe die Leuchtreklame auf dem Weg hierher gesehen“, fügte er hinzu, nachdem er in die fragenden Gesichter seiner Begleiter geblickt hatte.
„Das Amouru
“, fuhr Han gleichmütig fort, „auf dem nächsten Schild steht ‚Aufzüge‘. Und der letzte Durchgang führt direkt zur Stationsadministration.“ Ziemlich zufrieden mit sich selbst kramte er in einer seiner anderen Taschen, nahm einen kleinen, zylindrischen Gegenstand heraus, steckte ihn sich in den Mund und zündete ihn an. Genüsslich begann er zu rauchen.

„Wie war das mit verstopften Luftschächten?“, fragte Lizzy halb belustigt, aber kopfschüttelnd.
Ein Husten entfuhr dem Angesprochenen und eine ganze Wolke weißen Rauchs entfloh seinem Mund.
„Das…“, er klopfte sich weiter hustend auf die Brust, „galt für die in der Hangar-Sektion. Die hier sind perfekt. Riecht doch mal.“ Unweigerlich hoben alle ihre Nasen ein Stück in die Luft und sogen geräuschvoll ein. „Wahrscheinlich sieht der Rest der Station aus wie der letzte Müllhaufen, aber hiermit wollen sie Eindruck machen.“ Er hatte Recht. Es roch tatsächlich ganz anders. Weniger nach verbrauchter, abgestandener Luft, als viel mehr nach frischem Holz und duftenden Blüten.

„Wir stehen hier schon viel zu lange rum, bemerkte Nomi, nachdem sich alle an den Gerüchen, die so auch niemals an Bord imperialer Schiffe zu entdecken waren, ergötzt hatten. Sie schritt weiter hinein in die Lobby, zwischen die Blütenpracht und zog ihre Kameraden mit sich. „Wir sind hier um den Informanten zu finden. Ihr habt alle die Informationen zu ihm, mit denen wir arbeiten müssen. Folgender Plan: Sam und Lizzy, Ihr begebt euch zum Markt und sperrt die Ohren auf. Hört euch ein wenig um, aber bleibt unauffällig. Am besten gebt ihr euch als Urlauber aus. Han und ich übernehmen das Amouru.“

Nomi wusste aus Erfahrung, dass sich zwielichtige Gestalten überwiegend an zwielichtigen Orten herumtrieben. Eine Cantina hörte sich nach einem Ort an, an dem sich ehrliche Frachterpiloten, Schmuggler, Halsabschneider und Hutten gleichermaßen herumtrieben. In ihrer Phantasie musste man lediglich den Gesprächen lauschen und würde Dinge erfahren, die man nie für möglich gehalten hätte.

So trennten sich die Vier in zweiergruppen auf. Nomi erhoffte sich so eine größere Chance auf Erfolg. Während Sam und Lizzy entschwanden - Hand in Hand, wie sie feststellte - machte sie sich gemeinsam mit Han auf, um die Cantina zu betreten. Nomi war es ganz Recht. Ein jugendhaftes Paar sah so gar nicht nach imperialen Führungsoffizieren aus. Als sie das das Amouru betraten, war sie darüber hinaus froh, die jungen Leute nicht hierher geschickt zu haben. Sie hatte sich eine gemütliche Cantina mit hipper Musik und einem kleinen Tanzbereich vorgestellt, wie man sie aus den Gewürz-Schmuggler-Holo-Dramen kannte. Das hier war allerdings nichts anderes als ein Strip-Schuppen.

[ Saari-Ha-Sektor | System SX-0583 | Raumstation | Das Amoura | Eingangsbereich | Han Ul'ki & Commander Vest]
 
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[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Gänge nahe der Hangars] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi; Farraz [entfernt]

Sobald Farraz sich entfernt hatte, atmete Levice auf. Sie konnte ihren beschleunigten Puls deutlich im Hals spüren und zugleich kaum fassen, dass diese Begegnung glimpflich ausgegangen war. Aus der übertriebenen Sorge heraus, den Hutten ein zweites Mal auf sich aufmerksam zu machen, folgte sie nicht dem Blick Meister Agochs in Richtung ihres sich entfernenden, huttischen Gesprächspartners.
»Es würde mir auch nicht in den Sinn kommen, einen Hutten anzulügen.« erwiderte sie betont unbekümmert auf die Feststellung, dass sie aus einer gewissen Perspektive die Wahrheit gesagt hatte und hielt dem durchdringenden Blick stand, der auf ihr ruhte. »Das war vor allem nicht so geplant.« Unter anderen Umständen hätte sie zugestimmt, dass diese Unterhaltung entweder ein Fluch oder Segen gewesen sein musste. In diesem Augenblick aber hatte sie vor allem das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. Ihren Sinn für Humor und jede Leichtigkeit schien sie auf der Gauntlet zurückgelassen zu haben.
Langsam schüttelte sie den Kopf. »Ich hatte bloß Glück, dass er – oder sie – ein bisschen Basic spricht. Ich kenne ein paar Wörter und ein paar Redewendungen. Aber eine ganze Unterhaltung? Nicht zu schaffen.« Zudem war sie viel zu nervös gewesen. Jetzt, wo das Gespräch vorüber war, erinnerte sie sich an all die fremden Worte, die sie hätte brauchen können. Währenddessen war sie froh gewesen, bei ihrer Muttersprache bleiben zu können. Um sich wieder sammeln zu können, war es angenehm, für den Moment lediglich zuhören zu müssen.
Levice erinnerte sich noch genau an die Anspannung, die sich mit der Identifikation der imperialen Korvette auf der Brücke der Gauntlet ausgebreitet hatte, als wäre der Sauerstoffpegel in der Atemluft gesunken. Das Bestehen eines Friedensvertrags hatte kaum jemandem das mulmige Gefühl nehmen können, das eine friedvolle Begegnung beider Seiten mit sich brachte. Es war so leicht, so bequem, das Imperium zur Zielscheibe jedes Verdachtsmoments zu machen. ‘Zu bequem, außer, die Alternative ist zu kompliziert gedacht.‘ dachte Levice das Offensichtliche bei sich.
»Vielleicht hat ja Jassano das Vergnügen, auf die.. andere Seite zu treffen.« meinte sie, obgleich sie davon ausging, dass die Hutten es zu vermeiden wissen würden, dass sich die beiden nur durch einen Vertrag versöhnten Parteien begegneten.
Was sie über Ritterin Sunrider erfuhr, passte jedoch zu der Erzählung des Hutten. Offenbar war eine Jedi im Begriff, die Station zu verlassen. »Wenn sie überhaupt noch hier ist. Dem Hutten nach ist sie dabei, abzureisen.« Eine Pause, in der ihre Gedanken sie auf einen unter anderen Umständen schalkhaften Pfad geführt hätten. »Wenn Ihr sie oder ihre Zugehörigkeit aber noch ein wenig häufiger erwähnt, steht sie am Ende vielleicht noch vor uns – außer jemand anderes, der ebenfalls interessiert zuhört, ist schneller.« So verkamen ihre Worte aber zu einer beißenden Erwiderung. Dennoch konnte und wollte sie das Gesagte nicht zurücknehmen – im Gegenteil war es zufriedenstellend, mit gleicher Münze zurückzuzahlen, was sie zuvor selbst hatte hinnehmen müssen. Es war unwahrscheinlich, dass es jemandem gelungen war, die leise Unterhaltung zu verfolgen. Trotzdem wehrte sich Levice gegen die Einsicht, dass die eigentliche Ursache in ihrer Gereiztheit lag.
»Wenn sie aber noch hier sein sollte, sollten wir zuerst sie ausfindig machen. Sofern sie etwas weiß, bleibt viel Arbeit erspart.« fuhr sie hölzern auf die Frage ihres Mentors fort, beflissen, den Moment zu überspielen.
Darüber, wie genau es zur Zerstörung der Dart gekommen war, wusste sie zu wenig, aber womöglich hatten auch die Angreifer Federn lassen müssen. »Wenn die huttischen Schiffe auch etwas abbekommen haben, wären werftähnliche Bereiche der Station ein Anlaufpunkt. Und schließlich solche Orte, an denen ein Hutte sich und seinen.. Erfolg zum Besten geben und bewundern lassen kann.« schloss sie ihre steife Ausführung. »Wir könnten uns aufteilen.« schlug sie vor und empfand die Aussicht als ebenso beunruhigend wie verlockend. Auf Coruscant war sie schließlich auch allein zurechtgekommen. 'Irgendwie.'
Zu sehr beschäftigt bemerkte Levice nicht, dass sich jemand auf sie zubewegte. Ohnehin hätte sie Ritterin Sunrider nicht erkannt, so sah sie aber erst auf, als die menschliche Frau vor ihnen stehenblieb. Ihre unumwundene Begrüßung und feste Stimme ließen sie energetisch wirken und Levice musterte die feinen Gesichtszüge der Jedi, deren Augen beinahe ebenso dunkel schienen, wie ihr tiefbraunes, fast schwarzes Haar. Gefangen zwischen ihrer wirklichen Identität und der Tarnung, die sie auf der Minenstation angenommen hatte, fiel es der Padawan schwer, die Verbeugung nicht zu erwidern, sodass sie Rettung in einem respektvollen Nicken fand. Zum anderen war sie schlichtweg erstaunt aufgrund des zielsicheren Auftretens der Jedi. Wie hatte sie sie gefunden? Oder hatte sie bereits auf sie gewartet? Erwartungsvoll und auch dankbar für die willkommene Unterbrechung wartete Levice darauf, dass zumindest eine ihrer vielen Fragen eine Antwort finden würde.

[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Gänge nahe der Hangars] Bru-Th Agoch, Nei Sunrider, Levice Vajetsi
 
[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Gänge nahe der Hangars] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi, Farraz (entfernt)


Bru-Th legte als Reaktion auf Levices Kritik, dass sein scheinbar unbedachtes Geplapper über Jedi Sunrider drohte ihre Tarnung zu zerreißen, auch die andere Hand auf seinen Gehstock. Diese Bewegung zwang den hochgewachsenen Jedi Meister sich ein Stück weit nach vorne zu bücken, was ungeübte Beobachter vielleicht auch als das natürliche Gehabe eines Speichelleckers oder Dieners interpretieren mochten. Warum auch nicht! Wie der Zufall es aber so wollte, beförderte dieses Bücken Bru-Ths Mund auch relativ nahe an Levices linkes Ohr. Und dass sie ihn jetzt nicht missverstand, daran war ihm sehr gelegen: "Wenn ich meine linke Hand jetzt öffnen würde, würden deine Augen darin ganz zweifelsfrei einen mobilen Zerhacker erkennen, junge Padawan. Auf die Sicherheit unserer Unterhaltungen hat Lt. Pakka sehr nachdrücklich bestanden. ... Und eine ungehaltene Trianii versuche ich nach Kräften zu vermeiden."

Die Bockigkeit in den Worten seiner Schülerin war Bru-Th nicht entgangen, doch es bedurfte auch keiner Worte, um zu begreifen, dass nicht diese Situation das Problem war, das sich gerade zwischen ihnen beiden aufbaute, sondern jener unbedachte Moment seinerseits an Bord der Gauntlet, wo seine mentale Barriere ins Schlingern geraten war, ausgelöst durch eine so harmlos wirkende Feststellung. Bru-Th bedauerte seine gedankenlose und selbstsüchtige Reaktion, da sie einen Keil in das Wertvollste trieb, was eine Meister-Schüler-Beziehung besaß ... Vertrauen. Er seufzte im Stillen, denn dieses Thema jetzt mit Levice in Richtung einer versöhnlichen Aussprache zu lenken, war ihm aus mehreren Gründen nicht möglich. Und so tat Bru-Th das, was jeder Lehrer zu seinem Repertoire zählte, wenn ein Schüler einen wunden Punkt getroffen hatte, ... er lehrte, ... und wie.

"Ich denke, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, um SIE zu finden, Levice. Denn wie mir scheinen will, hat Sie uns bereits gefunden."

Bru-Th drehte sich zu Nei Sunrider um, noch bevor die drahtige, schwarzhaarige Jedi sie ganz erreicht hatte. Ihre Tarnung in der Macht war exzellent, Bru-Th jedoch war nur ernsthaft überrascht darüber, dass sie ihre Identität als Jedi vor aller Augen so wenig verbarg. Das drückte durchaus Einiges über das Selbstbild dieser Jedi aus, kam es ihm salopp in den Sinn, jedoch korrigierte er diese erste Einschätzung rasch selber, schließlich schien Sunrider hier nicht im Verborgenen zu operieren, sondern vermutlich im Auftrag des Rates. Doch auch wenn ihre Tarnung sehr gut war, so rühmte Bru-Th sich überdurchschnittlich guter Sinne, welche ihm etwas später als normal verraten hatten, dass eine Person sich näherte, die den Umgang mit der Macht in höchstem Maße professionell betrieb. Und da kam ihm nur eine Person in den Sinn.

"Ich grüße dich, Sunrider", begrüße Bru-Th die Jedi-Ritterin mit einem warmen Lächeln und neigte genau wie seine Padawanschülerin leicht den Kopf als Zeichen des Respekts und der Ehrerbietung. Bru-Th wusste, dass Nei vielleicht einige Jahre jünger war als er selbst, jedoch war auch offensichtlich, dass sie sich deutlich besser 'gehalten' hatte als er. Dass musste er respektvoll anerkennen. Ihre anmutige Art zu gehen, ihre kraftvolle Erscheinung und das unbewusst zur Schau gestellte Selbstbewusstsein spiegelten den Charakter einer Kämpferin für die helle Seite wieder, den ein sehniger, durchtrainierter Körper beherbergte. "Und ich geh schon am Stock", sinnierte er finster, doch ließ seine freudestrahlende Miene keine Risse zu. Sunriders vermutlich unbedachte Äußerung korrigierte Bru-Th deshalb auch im Stehgreif und mit einem Lächeln, das Transparistahl zum Schmelzen gebracht hätte: "Einen überraschten Jedi zu treffen, das ist interessant, gerade an so einem Ort. Und nein, persönlich begegnet sind wir uns noch nicht." Bru-Th deutete auf Levice, welche die weibliche Jedi nicht minder neugierig und imponiert musterte: "Dies hier ist Padawan Vajetsi, meine Schülerin."

Dass die Jedi Ritterin kommen würde, war Bru-Th bewusst, kurz nachdem er sie durch die Macht gespürt hatte, doch zugleich bekunden Sunriders erste Worte ihr Interesse an der Frage, warum er und Levice hier waren. Wie es also schien, waren sie hier in einer Pattsituation, schließlich galt für sie beide das Gleiche. Dass sein gegenüber eine Jedi war, brachte ihr natürlich einen immensen Vertrauensvorschuss ein, doch wie weit konnte er bei der Beantwortung der Frage gehen? Bru-Ths heitere Miene verlor ihren Charm und wurde eine Spur nüchterner:

"Doch gehen wir ein Stück in Richtung Promenade, oder was auch immer dem auf dieser Station am nächsten kommt, denn wir stehen hier wie ein Schwarm Mynoks beim Ausbrüten." Bru-Th bedeutete der Ritterin vor zu gehen, denn er hegte keinen Zweifel daran, dass sie diese Station um Welten besser kannte als er. Dass Sunrider sich offen als Jedi zu erkennen gab, störte Bru-Th wenig, denn seine weitläufige Kapuze und das ehr schlichte Auftreten seiner Schülerin verbargen sie vor den Blicken Umstehender bestens, ... neben einer Jedi. Etwas riskieren musste man trotzdem nicht, deswegen schwebte ihm als Ziel ihrer Reise eine Cantina vor. Man wäre überrascht, dachte er, welch tiefe Einblicke solche Etablissements einem verrieten. Um jedoch die Spannung ein wenig zu mildern, erklärte er, dem Gespräch vorgreifend: "Meine Schülerin und ich sind hier gewissermaßen Undercover unterwegs, auf der Suche nach Antworten in einer sehr akuten Situation, Sunrider. Die Sensoren unseres Schiffes haben drei flüchtende Schiffe bis in dieses System verfolgt." In Bru-Th Stimme legte sich ein gefährlicher Unterton. "Schiffe, deren konzentrierter Beschuss zur Vernichtung des republikanischen Kanonenbootes Dart geführt haben, samt seiner neunzig Mann starken Besatzung. Wir glauben, dass die Hutten in dieses", Bru-Th hatte Mühe, dass sich seine Stimme nicht überschlug, "Verbrechen verstrickt sind."

Er blickte Nei nun direkt in die Augen, und sein Blick war eisern. Es war der Blick eines Offiziers, unter dessen Kommando neunzig Männer und Frauen einem feigen Hinterhalt zum Opfer gefallen waren, der bis zu diesem Moment überhaupt keinen Sinn zu machen schien. Es war der Blick eines Offiziers, der den Angehörigen der getöteten Männer und Frauen würde erklären müssen, wofür ihre Söhne, Töchter, Nichten und Neffen gestorben waren und es war der Blick eines Offiziers, der zugleich ein Meister des Jedi Ordens war und in jeder nur scheiss-erdenklichen Richtung nach Antworten suchte, um die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zu zu führen. Die Aufforderung an Nei, hier für ein wenig mehr Licht im Dunkeln zu sorgen, war unmissverständlich und bedurfte aus Bru-Ths Sicht keiner weiteren Worte.


[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - auf der Promenade] Bru-Th Agoch, Nei Sunrider, Levice Vajetsi
 
Saari-Ha-Sektor ~ System SX-0583 ~ Gänge der Raumstation ~ bei Bru'Th Agoch & Levice Vajetsi

"Ich habe noch nie verstanden, woher die Annahme kommt, dass Jeedai grundsätzlich weniger überrascht sein sollten, als jedes andere Wesen."

gab Nei auf den Kommentar von Meister Agoch schmunzelnd zu. Sie empfand das Aufeinandertreffen als eine angenehme Überraschung, auch wenn die Gründe, die zu diesem Treffen geführt hatten, sicherlich weniger erfreulich sein dürften. Außerhalb des Ordens trafen Jedi nur selten aus Spaß an der Freude zusammen. Im Gegenteil, es waren eigentlich immer Krisen, in welcher Form auch immer, die Jedi anzogen, wie Bantha Poodoo die Fliegen.

Der Aufforderung von Meister Agoch folgte Nei anstandslos. Der gleiche Vorschlag wäre andernfalls von ihr selbst gekommen.

"Ich weiß wohin wir gehen können."

informierte Nei die beiden Neuankömmlinge und führte sie dann den Gang entlang bis sie das erreichten, was Meister Agoch wohl noch am ehesten als Promenade bezeichnet hätte, wenn er den Rest der Station kannte. Zu ihrer Linken und Rechten erstreckte sich nun ein etwas breiterer Gang, von dem aus man durch sich fast ununterbrochen durch die Wand auf der Seite der Außenhülle ziehende Transparistahlfenster, die umliegenden Asteroiden der Minenkolonie beobachten konnte.

"Diese Promenade zieht sich wie ein Gürtel um die gesamte Station. Wenn man zügig ist, benötigt man ungefähr eine Stunde um ihn abzulaufen."

Gleichzeitig rotierte der ringförmige Gang gegen den Uhrzeigersinn um den Rest der Station und trug somit zu einer angenehmen Gravitation an Bord bei. Das bedeutete, dass man wenn man nur langsam lief, den gleichen Ausblick für praktisch unbegrenzte Zeit genießen konnte. Ein Umstand, der in Nei kurz nach ihrer Ankunft ein mulmiges Gefühl verursacht hatte.

"Hier verbringt die Besatzung der Station die wenige Freizeit an Abenden und freien Tagen, von denen es verglichen mit zum Beispiel Bimmisaari nur sehr, sehr wenige gibt. Alle Einrichtungen, wie Läden und die beiden Cantinas rotieren mit."

Nei musste etwas kichern, bevor sie den Gedanken äußerte, den Levice und Bru-Th wahrscheinlich ebenfalls hatten.

"Sonst würde man hier ja ewig laufen und niemals sein Ziel erreichen!"

Der Ernst kehrte zurück, als Meister Agoch kurz erläuterte, dass er und seine Padawan hier verdeckt unterwegs waren und auch aus welchem Grund. Nei ließ das Ganze für den Moment unkommentiert und führte die kleine Gruppe zu einer Ladentür, über der ein flackerndes, aus vergilbten Neonröhren geformtes Schild hing, welches auf Huttese geschrieben, übersetzt Vorijjia's Loch bedeutete.

"Auf Huttese ist der Name weniger lustig, als man denken würde..."

kommentierte Nei das Schild, bevor sie den anderen beiden deutete, ihr zu folgen. Ein muffiger Geruch, wie man ihn nur in Raumstationen kreieren konnte, wo frische Luft ein praktisch nicht verfügbares Gut war, schlug ihnen sofort ins Gesicht. Von dem wohl ansprechenden Ausblick der Promenade, war hier nichts mehr übrig. Es war dunkel und es gab nichts, was für nicht-Hutten auch nur im entferntesten dekorativ aussah und den Raum in irgendeiner Weise bereichert hätte. Der Raum selbst war für menschliches empfinden fehlkonstruiert, denn hinter der Bar gab es mehr Platz, als vor der Bar. Erst wenn man sich ins Gedächtnis rief, dass hier menschliche oder zumindest von der Körpergröße her menschenähnliche Gäste einkehrten, die wiederum von einer huttischen Bardame bedient wurden, ergab das Gesamtbild wieder Sinn.

"Niuta, be cotma, Jeedai Sunraidah"

schleimte es hinter der Bar hervor, wo eine voluminöse, pink-gesichtige Hutt mit aufgeblasen wirkenden Backen unter den hellblauen reptilartigen Augen, ihre Gäste begrüßte.

"Jeedai Gäste immer chobaso!"

versuchte sie ihre wenigen Basic-Vokabeln anzubringen. Nei bedankte sich mit ihrem für Hutten leicht herauszuhörenden Outer-Rim-Akzent in der Sprache der Gastgeberin und erklärte ihr kurz und nachdrücklich, dass sie eigentlich längst abgereist wäre, aber diese nicht-Jedi ihren Aufenthalt nun zwangsverlängerten. Die pinkbackige Hutt lachte tieftönig und winkte ab, bevor sie begann den Tresen abzuwischen, auch wenn das wohl eher dazu diente, die Hutt geschäftig aussehen zu lassen, als tatsächlich etwas sauber zu machen.
Nei deutete dann auf eine kleine Sitzgruppe, am Ende des Raums, weit genug vom Tresen und der dort arbeitenden Hutt, Vorijjia, entfernt, so dass diese ihr Gespräch nicht mithören können würde. Die blechernen, teilweise von Rost befallenen Wände deuteten nicht nur auf die Qualität der nicht lebenswichtigen Teile der gesamten Raumstation hin, sie brannten jedem auch nur halbwegs an Hygiene interessierten Lebewesen zwei Worte unmissverständlich ins Gehirn: Nicht anfassen! Und denjenigen, die es weniger genau nahmen immerhin noch: "Nicht anlecken!"

"Das hier ist eine Minenkolonie."

griff Nei den Grund für Meister Agochs und Padawan Vajetsis Aufenthalt an Bord der Raumstation auf.

"Ich wurde von der Administration auf Bimmisaari geschickt, um herauszufinden, wie die Expansionsabsichten des hiesigen Unternehmens aussehen und um bei Bedarf sicherzustellen, dass die Beziehungen friedlich bleiben."

erklärte Nei ihre eigenen Gründe für ihre Anwesenheit.

"Ich bin seit einer Woche hier und muss gestehen, dass ich keine Indizien für eine derartige Aktion vorgefunden habe, ganz zu Schweigen von der militärischen Stärke um ein republikanisches Kanonenboot abzuschießen und danach noch zu entkommen. Allerdings ist die Kolonie groß und unübersichtlich, und..."

Nei musste sich eingestehen, dass es kein Problem gewesen wäre ihr Informationen vor zu enthalten, die nicht unmittelbar mit dem Geschäftlichen oder der eigentlichen Minenarbeit zu tun hatten.

"In jedem Fall habe ich in den letzten 7 Tagen keine Schiffe gesehen, die von woanders zur Station zurückgekehrt wären und die in der Lage gewesen wären, einen Angriff, wie Ihr ihn beschreibt, durchzuführen. Abgesehen von der kurz vor euch eingetroffenen, imperialen Korvette vielleicht."

Saari-Ha-Sektor ~ System SX-0583 ~ Raumstation ~ Cantina Vorijjia's Loch ~ mit Bru'Th Agoch & Levice Vajetsi
 
[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Gänge nahe der Hangars] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi

Levice konnte nicht umhin zu bewundern, wie geschickt ihr Meister zu antworten wusste, ohne ihre Tarnung zu beschädigen. Sie blieb unbeweglich stehen und betrachtete das Treiben im Gang vor ihr, während sie den leise, aber präzise gesprochenen Worten lauschte. Sie konnte beinahe die Stimme von Lieutenant Pakka hören, wie sie Meister Agoch mit unterschwelliger Dringlichkeit zu der geschilderten Vorsichtsmaßnahme riet. Also bestand zumindest keine Sorge, dass ihre Gespräche technisch aufgezeichnet wurden. ‘Wenn allerdings jemand zuhört –' Über sich selbst verärgert unterbrach sie den gehässigen Gedanken. Ihr Meister hatte an ihrer Wortwahl zumindest nach außen hin keinen Anstoß genommen, sondern ausschließlich auf den Inhalt geantwortet. Das sollte ihr ebenfalls nicht schwerfallen. Es war ungewöhnlich für sie, so wenig Distanz zu wahren. ‘Ganz davon abgesehen, dass das der Jedi nicht gut zu Gesicht stehen, die du so gerne sein möchtest.‘ erinnerte sie sich selbst an die notwendige Professionalität. Sie biss die Zähne aufeinander. Mit ihrem Auftreten ersparte Ritterin Sunrider der Padawan eine Antwort. Levice nahm es sich übel, das Herannahen der Jedi nicht früher bemerkt zu haben und hatte weiterhin Mühe, sich von ihren verdrießlichen Gedanken zu lösen. Während die älteren Jedi ihre Begrüßungen und ihren Wissensstand austauschten, würde sie sich in aller Ruhe ihrem Verdruss aussetzen und ihn anschließend beiseitelegen, entschloss sie. Aus Gewohnheit ließ sich Levice wenige Schritte zurückfallen, gerade so, dass sie noch dem Gespräch folgen konnte.

Die heitere Persönlichkeit der älteren Jedi war vereinnahmend und ihre humorvollen Bemerkungen ließen Levice flüchtig lächeln. Während sie den Ring passierten, der die Station umgab wie eine Mutter ihr Junges in feste Arme schließen mochte, hatte Levice vor allem ein Auge für die anderen Personen, die sich dort aufhielten. Menschen waren in ungewohnter Unterzahl, dachte die Padawan, als ihr Blick zwei Nikto folgte, die an ihnen vorübergingen und sich mit wilden Gesten unterhielten.
Sie erreichten das Lokal, welches die Jedi-Ritterin vorgesehen hatte. Levice wiederholte in Gedanken den fremdartigen Namen, konnte sich aber nicht an die Übersetzung des Begriffes erinnern, sodass dessen eigentliche Bedeutung ihr verborgen blieb.
Ihr Gastgeber schien selbst aus der Sicht eines Humanoiden weiblich zu sein und begrüßte Ritterin Sunrider mit ausgesuchter Gastfreundlichkeit. Levice störte sich an den fehlenden Lichtquellen und wartete ungeduldig darauf, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit anpassten, während sie dem Huttisch der Ritterin lauschte. Der ausladende, fast süßliche Gestank der Cantina ließ sie die Nase rümpfen. Eben noch hatte sie gedacht, sich an den Geruch der Station gewöhnt zu haben und wurde nun eines Besseren belehrt. Beiläufig fragte sie sich, ob die Inneneinrichtung absichtlich einen abgenutzten Eindruck machen sollte, oder ob der Ort schlicht heruntergekommen war. Wenn sie dort jedoch eines fanden, dann die nötige Abgeschiedenheit, um fernab von ungebetenen Augen und Ohren ein vertrauliches Gespräch zu führen.

Sobald die Jedi sie über ihre Erkenntnisse ins Bild gesetzt hatte, näherte sich die huttische Schankwirtin ihrem runden Tisch.
»Getränke?« fragte sie und ihre breiten Wangen blähten sich in einer Regung überschwänglicher Freundlichkeit auf. Levice erinnerte sich, dass Huttisch kein Äquivalent höflicher Worte, insbeonsdere „Bitte“ oder „Danke“ kannte, was die Knappheit der Frage erklärte.
Levice deutete auf eine Holowerbung an der Wand, die wieder und wieder die Zubereitung eines rötlichen Getränks abspielte. Der modern bekleideten Nautolanerin, die es schließlich genussvoll trank, standen die Kopftentakeln vor geschmacklicher Ekstase zu allen Seiten hin ab. »Das hier. Bitte.« konnte sie es nicht unterlassen, auf die ihrer Ansicht nach kommunikative Überlegenheit des Basic-Vokabulars hinzuweisen.
»Blasted Bombshell, boeniki.« Levice hob die Augenbrauen in Anbetracht des ausgefallenen Namens, der nichts Gutes ahnen ließ. Die Wirtin nickte und durch die Bewegung wellte sich ihre speckige Kinnpartie. Schließlich kehrte sie hinter ihren weitläufigen Tresen zurück und Levice konnte nicht anders, als die massige Bewegung fasziniert zu beobachten.

Die Schilderung der Jedi-Ritterin machte wenig Hoffnung, obgleich es kaum eine andere Möglichkeit für den Aufenthalt der Schiffe gab.
»Es dürfte kaum zwei Standardstunden her sein.« fügte Levice mit der impliziten Nachfrage hinzu, ob die Jedi vielleicht ausgerechnet in diesem Zeitraum keinen genauen Überblick über die Ankunft oder Abreise von Raumschiffen gehabt haben könnte. »Diese Station ist bisher leider der einzig logische Anhaltspunkt – und auch Anlaufpunkt, soweit wir wissen.« Unwillkürlich stellte Levice fest, dass sie schlicht nicht wollte, dass sich diese konkrete Spur als nutzlos erwies. Bisher hatte sich in der Umgebung keine zweite Möglichkeit finden lassen, sodass es von jeder Logik abgesehen für den Erfolg dieses Unternehmens zwingend notwendig war, dass sich ihre Schlussfolgerung als richtig erwies und sie hier fanden, wen sie suchten. »Wenn ich fragen darf, Meisterin, was habt Ihr über die Expansionsabsichten erfahren?« Vielleicht ließ sich daraus zumindest ein Motiv des Huttenclans ableiten. Der dürre Hutte, dessen Namen Levice gar nicht kannte, wie sie nun bemerkte, hatte zumindest scharfsinnig und berechnend genug gewirkt, um ihm und seiner Familie den den Hutten eigenen, analytischen Geschäftssinn zu unterstellen, der über alles, in seltenen Fällen sogar die eigenen Familienbande ging.

Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie sich eine Person ihrem Tisch näherte, die wenig mit der Gestalt der Wirtin gemeinsam hatte. Eine Weequay, deren vier lange Zöpfe reich verziert waren, kam mit einem Tablett heran und überbrachte die Bestellungen. Levice betrachtete mit geweiteten Augen das hohe aber schmale Glas, das vor ihr abgestellt wurde. Der Inhalt war ebenso rot wie in der Holo-Werbung, in welcher sich der exotischen Nautolanerin gerade erneut die Tentakeln sträubten und roch scharf. Einige kleinere Kugeln darin leuchteten pulsierend und trugen wenig dazu bei, die Skepsis der Padawan zu mildern. Mit zwei Fingern zog sie das von Kondenswasser ummantelte Glas näher. Ein Schluck durch den Strohhalm bestätigte ihre Befürchtung und ließ sie betreten husten. Levice begann langsam, die Macht in sich zu sammeln. In den Monaten, die sie in einem Lazarett gearbeitet hatte, hatte sie ebenfalls grundlegend erlernt, einen Stoff wie Ethanol aus ihrem Körper zu filtern. Für diese Fertigkeit war sie nun dankbar, sofern sie etwas von ihrer Bestellung haben wollte. Aber es desinfiziert. Hoffentlich.‘ überlegte sie mit einem Blick auf die verrosteten, alten Wände der Cantina.

[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Cantina "Vorijjia's Loch"] Bru-Th Agoch, Nei Sunrider, Levice Vajetsi
 
[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - auf der Promenade] Bru-Th Agoch, Nei Sunrider, Levice Vajetsi


Sunriders salopp formulierten Kommentar quittierte Bru-Th nur mit einem leichten Kopfschütteln, gepaart mit einigen eigenen Gedankengängen, die sich inhaltlich um die Themen 'Jugend, Gedankenlosigkeit und fehlende Lektionen' drehten, doch er antwortete nur, ein Schmunzeln angedeutet: "Siehst du, und auch das überrascht mich nicht."

Eine für ihre Bedürfnisse brauchbare Spelunke zu finden, hatte Sunrider wenig Mühe gekostet, und zusammen mit ihren für Bru-Th sehr aufschlussreichen Erklärungen zur Minenkolonie, stellte sich in der Tat heraus, dass sie und ihr Wissen über diesen Ort sehr wertvoll waren. "Kennst du einen Nerf-Herder, kennst du alle Nerf-Herder", mochte in den Kerngebieten zwar eine weit verbreitete Redewendung sein, doch seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass jede Gemeinschaft von Individuen, und besonders die abgelegenen, im Outer Rim befindlichen, ihre eigenen Wertevorstellungen, Traditionen und auch Regeln besaß, auch wenn die Unterschiede bisweilen nuancenhaft wirkten. Bru-Th runzelte nachdenklich die Stirn, während er versuchte, den beiden Frauen mit seinem kaputten Bein zu folgen, ohne wie ein ungeschmierte Droide zu wirken, der kurz vor dem Systemversagen stand. 'Nein', dachte er, 'gerade diese Nuancen sind es, die jemanden in den Augen der Natives ganz schnell nach drinnen oder draußen befördern'. Sunriders Kenntnisse und Fähigkeiten - 'Warum spreche ich eigentlich kein Huttisch?' - waren Bru-Th sehr willkommen.

Vorijjia's Loch war in der Tat eine Spelunke erster Güte, und obwohl Bru-Th in früheren Leben die Galaxis nicht nur von ihrer Sonnenseite gesehen hatte, wünschte er sich doch sehnlich, dass ein gewisser Master Chief Petty Officer in diesem Moment hereingeschneit käme und in seiner unnachahmlich diskreten Art eine volle Kanne stark gezuckerten Kaffees auf den Tisch gestellt hätte. 'Wunschdenken!', ermahnte der hochgewachsene Corellianer sich selbst und probierte sich an einem knappen Nicken, als die pink-gesichtige Huttin hinter der Bar sich nicht weniger experimentierfreudig an einer Begrüßung versuchte. Bru-Th setzte sich, stellte den Gehstock an seiner Seite ab und rutschte in der Sitzecke nach hinten durch. Es hatte auch etwas Gutes, dass der Stoff seiner Robe so ... massiv war, dachte er und stellte seine Ellbogen auf die Tischplatte, während er sich über die Lokalität einen kurzen Überblick verschaffte. Man wusste ja nie.

"Du bist auf Bitten der Administration von Bimmisaari hier, ja?", hakte Bru-Th überflüssiger Weise nach, um sich seinerseits etwas Zeit zu erkaufen, denn diese Ankündigung hatte ihn wahrlich überrascht. Es war nicht so, dass ihn Sunriders fast beiläufige Offenbarung aus der Bahn warf, doch als ein Zaungast, der zumindest bisweilen Einblick in die Irrungen und Wirrungen von politischem Treiben genommen hat, formten sich fast augenblicklich Fragen, neue Kausalzusammenhänge und in bescheidenem Umfang auch Möglichkeiten hinter seinen Augen. Fast dankbar nahm Bru-Th schließlich das Getränk, welches ihm von der irgendwie zu kleinen geratenen Weequay mürrisch gereicht wurde, an, doch bereits der Geruch ließ wenig Zweifel daran, dass 'Kat'chupa' wenig mit dem gemein hatte, was man auf Corellia einen ordentlichen 'Kaff' nannte. Immerhin ... es war heiß, und etwaige Keime und Krankheitserreger hoffentlich tot. Vorsichtig rührte er extra Zucker hinein. Seine Gedanken rasten. Warum machte sich die Erste Vorsitzende von Bimmisaari Gedanken über die Expansionsabsichten huttischer Unternehmen? Ihm gegenüber hatte Sindee kein Wort darüber verloren und auch in den Depeschen des Außenministeriums, die Bru-Th regelmäßig zur Lektüre hatte, gab es keinen Hinweis darauf, dass die Regierung von Bimmisaari die Jedi um Hilfe gebeten hatte, ausgerechnet die Jedi. Bru-Th nippte vorsichtig an dem 'Kat'chupa'. Es schmeckte wie Bantha-Scheisse ... mit Zucker. Mit Zucker war alles ok.

Bimmisaari und die verschiedenen Hutten-Clans von Kwenn und Nar Kreeta machten gute Geschäfte miteinander: Landwirtschaftliche Produkte, Konsumgüter jeder Art und auch der Zugang zum republikanischen Geldhandel waren die in den Statistiken aufgeführten und bedeutendsten Güter, erinnerte er sich grob, doch ganz sicher war auch die Sorte 'Güter' darunter, die Hutten nun einmal am liebsten vertrieben. So war das in den äußeren Gebieten nun einmal. Bru-Th nahm resigniert noch einen weiteren Schluck: Vorerst konnte er sich keinen Reim darauf machen, und Sunrider näher zu fragen wäre absolut sinnlos, denn er glaubte nicht, dass ihr viel mehr erzählt wurde, als sie zur Erledigung ihres Auftrags wissen musste. Nur dass der Ersten Vorsitzenden Sindee die Expansion der huttischen Einflusssphäre nicht gefiel, ließ sich aus diesem Kaffeesatz lesen, doch war Sindees huttenfeindliche Politik kein Geheimnis, bezichtigte sie die wurmartigen Wesen doch schon des längeren, für die seltenen Fälle von Piraterie im Saari-Ha-Sektor verantwortlich zu sein. Beweise blieb sie indes schuldig.


Erst das Husten seiner Padawanschülerin, riss Bru-Th aus seiner Gedankenwelt, die wenig im Hier-und-jetzt verankert war, wie er sich selbstkritisch vorwarf. Das schmale Getränk vor Levice verursachte bei Bru-Th Schwindel allein vom Ansehen, so unendlich rot, einfach nur rot, erschien es ihm. Die pulsierenden Kugeln verstärkten die psychodelische Wirkung nur noch, die Bru-Th glaubte sich einzubilden, doch der starke Geruch von Alkohol war echt. Genauso wenig, wie Bru-Th es als Kommandant akzeptierte, wenn einer seiner Offiziere während der Schicht Alkohol konsumierte, genauso wenig akzeptierte er, dass seine Padawanschülerin meinte, durch ihre exquisite Getränkewahl ihre Fähigkeiten in der Macht zu schulen, besser: ... zu verschwenden, sinnlos. Die Tasse mit dem Kaffeeersatz in beiden Händen haltend, und ohne Levice eines Blickes zu würdigen, meinte Bru-Th mit fast beiläufiger und doch schneidender Stimme: "Wenn dir die anstehenden Aufgaben zu wenig herausfordernd erscheinen und du zu meinen scheinst, dass es daher nötig wäre, anderweitig deine Fähigkeiten zu schulen, dann lass mich dir aus deinem Dilemma heraus helfen, Padawan." Mit einer Hand machte der hochgewachsene Corellianer eine ausladende Geste, die den gesamten Cantina-Bereich einschloss. Es wurde dringend Zeit, dass sie praxisorientierter das Problem angingen, und hier bahnte sich gerade ein weiteres an. Noch immer blickte er Levice nicht direkt an. "Es befindet sich eine Person hier, die sich für unser Klassentreffen interessiert, und zwar mehr, als uns lieb sein kann. Eine Gefahr geht nicht von ihr aus, doch scheint mir, dass wir alsbald aufbrechen werden, um in den abgelegeneren Teilen der Station nach unseren vermissten Schiffen zu suchen. Und dabei wäre ich gerne ungestört. ... Finde die Person, Levice."

An die weit erfahrenere Jedi gewandt, erklärte Bru-Th: "Was diese ganze Operation angeht, Sunrider, so muss dir klar sein, dass wir uns nur noch für kurze Zeit hier werden undercover bewegen können, wenn überhaupt." Der Hauch eines Schmunzeln durchbrach seine ernste Miene. "Es klingt zwar eitel, doch ... man kennt mein Gesicht, als Oberkommandierender der Verteidigungsstreitkräfte von Bimmisaari." Ob Nei wusste, dass er hier nicht als Jedi war? "Es würde mich überraschen, wenn die Hutten und ihre Slicer das nicht schon sehr bald in Erfahrung bringen, und dann werden sie sich nicht mehr damit abspeisen lassen, dass dies ein Höflichkeitsbesuch sei. Sobald unser Freund hier in der Bar also die Sinnlosigkeit seines Ansinnens begriffen hat, sollten wir uns rasch in Bewegung setzen." Aufmerksam musterte Bru-Th die Reaktion der drahtigen Frau, bevor er schließlich fragte: "Wo würdest du nach den Schiffen suchen?"


[Saari Ha Sektor - System SX-0583 - Minenstation - Cantina 'Vorijjia's Loch'] Bru-Th Agoch, Nei Sunrider, Levice Vajetsi
 
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