Braucht der Mensch eigentlich für jeden Quark ein Expanded-Universe?

In Bezug auf Star Wars stimmt das aber nur bedingt. Als Lucas dranging, seine Idee einer Space-Opera umzusetzen war dieses Filmgenre praktisch tot. Lucas hätte es wesentlich leichter haben können, hätte er nach seinem Erfolgsfilm "American Graffiti" einen ähnlich gelagerten Stoff verfilmt oder einfach eine Auftragsarbeit eines großen Studios angenommen. Stattdessen entschied er sich jedoch gegen alle Widerstände ein Projekt in Angriff zu nehmen, dem so gut wie keiner einen kommerziellen Erfolg zutraute und dessen Misserfolg wohl seinen persönlichen Ruin bedeutet hätte.

Das ändert aber nichts an meiner Aussage, es bestätigt sie ja eher noch: der Hauptsinn und Zweck der Filme von GL (in diesem Fall) war es eben Geld zu machen; nur rein zum Spass (oder von mir aus der Kunst wegen) hätte er den privaten Konkurs nicht riskiert. Klar hätte er es einfach haben können, deswegen verdient es ja auch unseren Respekt, trotzdem sind diese Filme (wie fast alle Filme) erstmal Kommerz und erst danach Kunst.
 
Lucas hätte es wesentlich leichter haben können, hätte er nach seinem Erfolgsfilm "American Graffiti" einen ähnlich gelagerten Stoff verfilmt oder einfach eine Auftragsarbeit eines großen Studios angenommen.

Nur mal zur Klarstellung: George Lucas hat nach SW ein Sequel mit dem Titel "More American Graffity" produziert, welches mörderisch floppte. ;)

Aber jetzt zum Thread-Thema: das ein EU automatisch reiner Kommerz-Müll ist, der keinen künstlerischen Anspruch haben kann, ist Schwachsinn.

"Aliens: Tribes" ist Kunst.
Die "Dark Forces"-Trilogie von Dark Horse ist eindeutig Kunst.
Selbst William Shakespeares "Hamlet" hat so etwas wie ein Expanded Universe hervorgebracht: den Film "Rosenkranz und Güldenstern sind tot". Der ist zwar vom Genre her eine Komödie, passt sich aber lückenlos haargenau in Shakespeares Handlung ein, und beleuchtet sie aus einem anderen Blickwinkel. Und dieser Film ist ebenfalls eindeutig Kunst.
Gehen wir zum Beispiel "Käpt'n Blaubär": das Original aus der "Sendung mit der Maus" war witzig, aber eigentlich nur Kinderunterhaltung. Das daraus entstehende EU, der Zamonien-Buch-Zyklus, ist dagegen absolute literarische Kunst.
Und wenn wir das ganze mal von Filmen und anderen dramatischen Werken wegführen, dann müsste man unter Umständen, mit Augen zudrücken, auch den Herr der Ringe als das EU zum Kleinen Hobbit verdammen, oder wie? ;)

trotzdem sind diese Filme (wie fast alle Filme) erstmal Kommerz und erst danach Kunst.

Diese Abstufung ist doch aber dämlich. In deiner Grundaussage stimme ich dir zwar zu, zumindest in deinem Wiederspruch gegen Crimsons Aussage. Aber mal grundsätzlich:

JEDER Künstler, egal ob 12-Ton-Musik-Komponist, Straßenmusiker, Theaterschauspieler, Opernsänger, kubistischer Maler, verarmter französischer Expressionist, Pantomime, Sonett-Dichter usw. usf. hat zunächst einmal folgende Grundbedürfnisse: vier Wände um sich herum und ein Dach auf dem Kopf, elektrisches Licht wenn Abends die Sonne untergeht, warme Heizung oder Ofen wenn's zum Jahresende kalt wird, etwas leckeres zum Essen auf dem Tisch (möglichst mehrmals am Tag), Sicherheit für die Zukunft der Angehörigen (Kinder, Ehefrau/-mann), soziales Ansehen, seelisches Wohlbefinden durch kulturelle Einflüsse (Bücher, Ausstellungen, Museen, Theaterbesuche, Zeitunglesen usw), Erweiterung des eigenen Horizontes durch Verreisen... ihr versteht was ich meine.
JEDER Künstler muss also Geld verdienen. Deshalb ist JEDE künstlerische Tätigkeit, die der Öffentlichkeit (sprich, dem Publikum) zugänglich gemacht wird, zunachst einmal auch mit Geld verdienen verbunden.
Hallo, willkommen im Kapitalismus. Und das war auch schon vor dem Kapitalismus so. Auch Michelangelo musste sich was zu essen kaufen, nachdem er die Sixtinische Kapelle vollgemalt hatte. Und wenn daVincis Schuhe durchgelaufen waren, musste auch er zum Schuhmacher, und der reparierte die auch nicht umsonst. Nach dieser Logic ist also die "Mona Lisa" auch zuerst Komerz und dann Kunst (obwohl, so wie die im Louvre sie vermarkten, ist das ein schlechtes Beispiel *g*).

Ich finde es manchmal echt drollig, wie in einem Star Wars Forum, einem Forum zu einem Film also, der selbst die Kommerzialisierung der Kunstform Film und anschließend die Vermarktung von Merchanising auf eine neue Stufe gehoben hat, immer wieder damit begonnen wird, Kommerzialisierung zu verdammen und Kapitalismus-Kritik zu üben.
Manchmal hab ich das Gefühl, bestimmte Leute trauern der Zeit nach, als Star Wars noch ein kleines Insider-Filmchen war, das in Arthaus- und Off-Kinos lief. Problem dabei: Diese Zeit gab es nie. ;) Star Wars ist a priori, per definitionem, Kommerz. Schließt dieses Statement eine gleichzeitige gleichwertige Einstufung als Kunst aus? Verdammt noch mal nein!! :cool:
 
Polonius trifft den berühmten Nagel auf den Kopf, was Kunst & Kommerz angeht.
Im Hintergrund will jeder, der irgendwas veröffentlicht, sei es ein Bild, ein Schriftwerk, einen Film oder Musik Geld verdienen. Der eine vielleicht mehr (Blockbuster- und absolut Publikumorientiert), der andere weniger (diejenigen, die eher Nischen bedienen). Aber letztendlich will jeder irgendwann sein Essen auf dem Tisch stehen haben. Nur was am Ende dabei rauskommt unterscheidet sich halt...der eine futtert Kaviar, der andere kann sich mit Not und Mühe ne Dose Ravioli leisten.

Für die einen steht absolute Gewinnmaximierung im Vordergrund, andere wollen eher ne Message rüberbringen und denen ist der Gewinn nicht so wichtig.....aber ich glaube auch die Independent Leute, bei denen der Gewinn NICHT im Vordergrund steht sind froh über jeden Euro, den sie verdienen.
 
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