Beim Thema Schusswaffen gehen bei den meisten, so scheint mir, die automatischen Scheuklappen hoch: Waffen - wie böse und schrecklich!
Ich kann das übrigens gut nachvollziehen, ich habe die gleichen Gefühle. Beim Gedanken, dass jeder mit einer Waffe rumlaufen könnte, wird mir ganz mulmig. Aber logisch oder vernünftig ist dieses Gefühl überhaupt nicht.
Wie schon gesagt wurde, bewirkt das allgemeine Verbot in Deutschland, Schusswaffen mit sich zu führen, dass der sich an Recht und Gesetz haltende Bürger keine Waffen hat. Der Kriminelle dagegen lässt sich von so einem Verbot nicht abschrecken. Wenn jemand eine Waffe haben möchte, um damit einen Raub, Überfall oder sonst ein Verbrechen zu begehen, dann wird er sich vom Waffengesetz nicht aufhalten lassen, wenn ihn schon das Verbot von Raub oder gar Mord nicht abschreckt.
Und das Waffengesetz macht Waffen in Deutschland auch nicht knapp. Die Zahl der illegalen Schusswaffen in Deutschland wird auf 20 Millionen geschätzt. Wenn jemand eine Waffe für ein Verbrechen braucht, kann er sich recht problemlos eine beschaffen. Das Waffengesetz versagt also auch hier.
Face it: Unser Waffengesetz beruhigt vielleicht die Gemüter und befriedigt politische Reflexe, aber es hilft den Kriminellen und schadet unser aller Sicherheit. Es werden nämlich nur die entwaffnet, von denen ohnehin die geringste Gefahr ausgeht. Die viel geschmähte US-Waffenlobby hat den Satz geprägt "If guns are outlawed, only outlaws will have guns". Und dieser Satz stimmt.
Und dann gibt es noch ein paar Vorurteile, denen man entgegentreten muss.
Unfälle mit Waffen zu Hause. Die gibt es in der Tat, und sie sind sehr tragisch. Jeder Einzelne landet auch zielsicher in den großen Medien, wird breit getreten und weit mehr aufgebauscht, als er es verdient. Soll eine Sache verboten werden, nur weil damit tödliche Unfälle geschehen? Selbst wenn das Ding an sich völlig nutzlos wäre, würde man sicher nur dann daran denken, etwas zu verbieten, wenn die Unfälle sich ganz massiv häuften. Unfälle mit Schusswaffen sind aber selbst in den Schusswaffen-liebenden USA eher selten. Die Statistik für Unfall-Todesursachen bei Kindern in den USA sieht wie folgt aus: motor vehicles (44%), suffocation (16%), drowning (16%), fires (9%), bicycles (2%), poisoning (2%), falls (2%), environmental factors (1%), and medical mistakes (1%) (Quelle: amtliche Statistik). Und ebenfalls nur 1% aller Unfall-Todesursachen bei Kindern sind Schusswaffen. Die Badewanne ist de facto ein viel gefährlicheres Teil für Kinder als eine Schusswaffe im Haus. Dabei könnten wir sicher ohne Badewannen leben. Duschen reichen auch.
Dazu kommt, dass Schusswaffen sehr wohl einen sinnvollen Zweck haben: Ob zum Sport, zum Jagen oder vor allem zur Selbstverteidigung.
Mehrfach wurde behauptet, es sei erwiesenermaßen so, dass Schusswaffen die Sicherheit der Einzelnen nicht steigern würden, vor allem die USA mit ihrer hohen Zahl an Todesopfern durch Schusswaffen seien dafür ein Beweis. Ersteres stimmt nicht, bei Letzterem muss man genauer hinsehen.
Es gibt vor allem ländliche Regionen in den USA, die geradezu von Schusswaffen verseucht sind. Die Verbrechen mit Schusswaffen sind aber nicht häufiger als bei uns. Umgekehrt sind es die Städte in den USA, vor allem die großen Metropolen mit ihren sozialen Problemen, bei denen die meisten Toten durch Verbrechen mit Schusswaffen zu beklagen sind. Diese Regionen haben aber die verhältnismäßig strengsten Waffengesetze in den USA. So einfach kann man sich die Sache also nicht machen. Und der internationale Vergleich ist auch interessant: In Kanada gibt es ebenfalls viele Waffen pro Kopf, aber die Toten durch Schusswaffen sind deutlich weniger. Umgekehrt gibt es Staaten wie Russland oder Südafrika, die mit exorbitanten Mordraten glänzen, ohne meines Wissens nach ein so freizügiges Schusswaffengesetz zu haben wie die USA.
Und um die Bilanz zu vervollständigen, müsste man vor allem auch die Toten zählen, die sterben müssen, weil der Schusswaffenbesitz eingeschränkt ist. Den tragischen Unfällen mit Schusswaffen im Haushalt müsste man die Zahl der toten Kinder und Erwachsenen gegenüberstellen, die bei einem Überfall zu Hause wehrlos waren und getötet wurden. Aber diese Opfer werden nicht gezählt (wie auch - man kann ja nicht wissen, wie's anders ausgegangen wäre), während auf der anderen Seite jedes Opfer dem Besitz von Schusswaffen angelastet wird. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen.
Einige interessante Fakten gibt es aber trotzdem. In Großbritannien, einem Land mit recht strengem Waffengesetz, finden 69% aller Einbrüche statt, wenn die Bewohner zu Hause sind, in den USA ist dies nur bei 17% (oder sogar nur 13%, hab die Zahl verlegt) aller Einbrüche der Fall. Befragungen geschnappter Einbrecher haben eindeutig ergeben, dass die Angst der Einbrecher, einem bewaffneten Bewohner zu begegnen, dafür ausschlaggebend ist. Schussbereite Schusswaffen im Haus zu haben hat sehr wohl einen deutlichen Abschreckungseffekt, und der rettet zahlreiche Leben! Dass diese Leben keiner exakt zählen kann, macht die Tatsache aber nicht weniger richtig.
Einen Abschreckungseffekt hat auch das Mitführen von Waffen. In einigen US-Staaten ist das verdeckte Mitführen von Schusswaffen erlaubt, in anderen nicht. Die Staaten, die es erlauben, schneiden in der Verbrechensstatistik besser ab. Es gibt sogar weniger Schiessereien, und wenn es Schiessereien gibt, kommen dabei weniger Leute zu schaden. Allein das Gesetz, Waffen besitzen zu dürfen, hilft, auch denen, die selber gar keine haben. Sie profitieren sozusagen kostenlos mit vom allgemeinen Abschreckungseffekt.
Genug geschwätzt. Die Fakten sind eigentlich eindeutig: Waffen zu besitzen, rettet Leben. Dass unsere Emotionen allein bei dem Gedanken daran Amok laufen, steht auf einem anderen Blatt, aber das ändert nichts an den Tatsachen.