Coruscant

Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Ich fürchte, so ganz wirst du sie dadurch nicht kennenlernen...
Eowyn zuckte mit den Schultern. Es kommt nicht so ganz heran an ihr Essen. Aber... vielleicht ein bisschen. Sie lächelte etwas verzagt und beobachtete dann, wie Ian das erste Mal probierte. Sein folgendes Kompliment ließ sie erröten, und sie wandte sich ihrem eigenen Essen zu. Ich werde sehen, was sich machen lässt... murmelte sie, war sich aber sicher, dass sie nur äußerst selten so viel Zeit haben würde wie heute. Es freut mich, wenn es dir schmeckt. Und ich kann auch nicht kochen... das hier ist eine Ausnahme und auch nicht perfekt, und alles andere... Sie schüttelte den Kopf. Alles andere schmeckte noch langweiliger. Es gab schließlich auch einen Unterschied zwischen "kochen" und "Essen essbar machen".


Sie mochte Ian vielleicht nicht das Glas gegeben haben - das spielte aber keine Rolle. Sie hatte ihn ausgesperrt aus ihrem Leben, dessen war sie sich vollkommen bewusst. Und dann dieses schief gelaufene Training, die Nacht... Und Riuen hatte in seinen Andeutungen ihrer Sicherheit über dieses Thema den Rest gegeben. "Aber womöglich hatte Ian recht. Es macht keinen Sinn mit dir zu reden." Das war deutlich genug gewesen, auch wenn Riuen da vielleicht etwas herausgerutscht war, was er ihr gegenüber nicht hätte erwähnen sollen. Und auch, wenn Ian das so direkt vielleicht gar nicht oder nur unter Alkoholeinfluss gesagt hatte - Riuen hatte keinen Grund, solche Sätze aus dem Himmel heraus zu zaubern.
Sie schüttelte den Kopf.
Das spielt keine Rolle. Es hatte einen Grund, dass es ausgerechnet gestern Abend passiert ist, und Ian, ich bin dir nicht böse. Dafür gibt es keinen Grund. Nur, weil ich schlechte Erfahrungen mit Alkohol habe, heißt das noch lange nicht, dass alle Leute in meinem Umkreis keinen Tropfen anrühren dürfen. So lange du dabei im Zimmer bleibst oder irgendwo anders... Sie versuchte sich an einem schiefen Lächeln.
Interessant waren aber Ians Aussagen über Riuen. Sie sollte ihn nicht so ernst nehmen? Ja, sie hatte durchaus gemerkt, wie er seine Meinung gebildet hatte, nicht davon abrückte und außerdem nicht sehr hilfreiche Antworten gab, aber manches, was er gesagt hatte, war so falsch nicht gewesen - auch wenn ihr das kein bisschen gefiel. Ian wurde noch heftiger, und Eowyn schalt sich selbst. Sie hätte das mit Riuen nicht erwähnen sollen - sie wollte keinen Keil zwischen ihn und Ian treiben, so wenig sie diesen Chiss auch mochte. Sie musste das noch ausbügeln, und außerdem war das Thema noch nicht beendet. Ian sagte, sie sollte nichts ändern - witzigerweise sagte er da genau das gleiche wie Riuen. Aber sahen die beiden nicht, dass Ian und sie so, wie sie sich verhielt, nicht funktionierten?

Über seine Zukunft schien Ian sich tatsächlich schon Gedanken gemacht zu haben - und er stellte es überhaupt nicht in Frage, diese mit ihr zu verbringen. Ian als Arzt, sie weiterhin als Jedi... eine beinahe perfekte Vorstellung, bei der ihr sogleich das Herz schwer wurde. Ian wusste nicht,
wie utopisch das alles war. Er wollte sein, wo sie war... galt das für immer? Auch, wenn sie ein Leben führen musste, das sie Ian nicht zumuten wollte? Auch, wenn sie dieses Leben führen musste, weil sie ängstlich und schwach war? Wenn Ian mit ihr kommen wollte, dann kam eine Option nicht in Frage, die, die am einfachsten gewesen wäre... Und es war absolut nicht fair, Ian bei all dem im Dunkeln zu lassen. Ihn eine Zukunft planen zu lassen, die vielleicht nicht machbar war - nein, nicht vielleicht, sondern sehr wahrscheinlich. Und er hatte sich Gedanken gemacht, diese Ideen waren ihm nicht spontan in den Kopf gesprungen. Sie hätte nicht gedacht, dass er solch eine ausführliche Antwort geben würde... das würde alles noch viel schwerer machen.

Sie schwieg eine ganze Weile, aß ein paar weitere Gabeln voll und rang mit sich selbst. Die Wahrheit sagen? Ihn weiter im Dunkeln lassen? Einen Mittelweg finden?
Sie blickte Ian wieder an.
Riuen hat mir nicht viel gesagt. Das Thema war eben nicht durchgewesen - und sie gewann dadurch Zeit. Und ich nehme nicht alles ernst, was er sagte, aber manche Dinge... kann ich nicht leugnen. Außerdem habe ich ihn um ein Gespräch gebeten, da wäre es mehr als nur unfair, alles von ihm Gesagte einfach abzutun. Obwohl sie das durchaus getan hatte, währenddessen. Aber das musste Ian nun nicht wissen...
Ernst sah sie Ian an.
Ian, ich muss etwas ändern, siehst du das nicht? Ich habe ein Atemgerät nach dir geworfen! Verstehst du nicht, wie sehr mich das erschreckt? Wie wenig ich das verstehe? Und das war nur der Gipfel. Ich habe mir geschworen, dass dergleichen nicht noch einmal vorkommen wird. Dass ich dich so behandle, wie du es verdienst. Aber es hat nicht funktioniert. Gestern... ich habe mir solche Mühe gegeben. Aber herrje... Unwillig schüttelte sie den Kopf. Ich wollte eigentlich nicht darüber mit dir sprechen. Zumindest nicht so. Wie war es dazu gekommen, dass schon wieder sie ihre Probleme offenlegte und Ian damit überrumpelte? Sie atmete einmal durch. Ehrlich gesagt... ich weiß gar nicht genau, wieso das alles gestern so schiefgelaufen ist. Hilflos sah sie Ian an und zuckte mit den Schultern. Vielleicht macht es mir deshalb solche Angst. Sie warf Ian einen fragenden Blick zu. Weißt du es? Kannst du mir helfen? Riuen war keine große Hilfe gewesen - auch wenn der Fokus zugegebenermaßen eher auf Duval gelegen hatte. Trotzdem - außer "bleib wie du bist" war da nichts gewesen. Was habe ich falsch gemacht? Und wehe, wehe Ian würde jetzt wieder sagen, dass alles in Ordnung war, denn das war es nicht. Sonst hätte Ian sich gestern nicht die Kante gegeben und sie sich in den Schlaf geweint...

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Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Ich weiß, erwiderte Ian leise, nicht ohne Bedauern in der Stimme. „Aber es macht sie ein bisschen greifbarer für mich.“ Auf dem Holo hatte er eine ganze Geschichte erkannt und Ian sah oft in ganzen Bildern und deswegen konnte selbst ein Essen ein weiteres Puzzleteil sein, um am Ende ein ganzes Gesamtbild zu ergeben. Ob Eownys Essen nun an das von ihrer Mutter heran kam, oder nicht, konnte Ian kaum beurteilen. „Na ja, es kann nicht daran herankommen, wenn es vorher immer zwei zubereitet haben, hm?“, lächelte er und fragte sich erneut, wie viel er sagen und wie viel er überhaupt fragen durfte. Nicht, weil er fürchtete, dass sie ihm das verbieten würde, sondern einfach weil Ian nicht sicher war, ob das Thema nicht zu schmerzhaft für sie war. Aber eigentlich, eigentlich konnte er sie auch das fragen.

Sein Kompliment bezüglich des Essens, löste in Eowyn die immer selbe Reaktion aus. Sie wurde rot und wandte den Blick ab, was einerseits irgendwie schade, auf der anderen aber auch einfach nur niedlich war. „Dann kannst du ein ganzes Gericht mehr als ich und wenn du einen Nachtisch hinbekommst, sind das schon zwei.“ Außerdem glaubte er ihr kein Wort, aber vielleicht ließ sie sich nach und nach eines Besseren belehren.

Dann kam Eowyn auf gestern zu sprechen und eigentlich sagte sie genau das aus, was Ian selbst so deutlich gesprüt hatte. Dass etwas nicht gut gewesen war, an diesem Tag, eher sogar, dass alles während und nach des Trainings nicht gut gewesen war. Dennoch verwunderte es Ian, dass Eowyn seine ganze Eskapade von gestern, allein auf ihre Schultern nahm. Auf der anderen Seite wunderte es ihn wiederum nicht. Leise musste Ian seufzen.

„Auch meine Erfahrungen damit, sind nicht gut,“ gab er leise zu, was nur ein Grund mehr war, etwas wie gestern nicht zu wiederholen. „Und gestern kam einfach eine Menge zusammen und ich wusste, ich würde nicht schlafen können und eine Trance hätte auch nicht funktioniert.“ Gestern war wirklich eine Menge zusammen gekommen. Während des Gespräches mit Duval hatte Ian zwar seinen Mann gestanden, aber all das bedeutete nicht, dass dieses Gespräch ohne Auswirkungen geblieben wäre. Es war anstrengend gewesen, auf seine eigene Weise bedrohlich und beängstigend.


Seine Vorstellung über eine gemeinsame Zukunft ließ Eowyn zunächst unkommentiert. Sie schwieg und Ian fragte sich, ob es vielleicht daran lag, dass sie einmal gesagt hatte, dass sie auch gerne Ärztin geworden wäre. Sie wollte etwas weniger destruktives beherrschen, er erinnerte sich sehr genau an das Gespräch. Bloß war Heilen das einzige, was er sinnvoll auf Coruscant würde einsetzen können.

„Ich kann auch einfach wieder Dinge reparieren und übersetzen,“ durchbrach Ian die Stille. Aber seine Ideen schienen nicht das gewesen zu sein, über was sie nachdachte, denn als Eowyn erneut zu reden begann, sprach sie wieder über Riuen und Ian zog, sehr verwundert die Brauen nach oben, als sie offenbarte, dass sie das Gespräch mit ihm gesucht hatte. Okay. Das war... seltsam. Hatte sie mit Riuen über das gesprochen, mit das sie mit ihm nicht hatte reden können? Wenn dem so war, musste Ian mit Bedauern feststellen, dass es ihr wohl keine Erleichterung verschafft hatte. War es Riuen gewesen, der ihr den Floh ins Ohr gesetzt hatte, dass sie etwas ändern musste? Das verdammte Atemgerät. Als wäre das... ausschlaggebend für ihn.

Eowyn, vielleicht lag es an der Situation, wir müssen beide mit dieser Ungewissheit leben, mit dieser Angst, was geschehen wird und es ist mehr, als Ungewissheit. Es ist existenziell. Wir wissen beide nicht, ob es eine Zukunft geben kann, solange kein Brief kommt. Dass die Nerven dann manchmal blank liegen... Du hast das Gerät im Affekt geworfen, nicht einmal mit Absicht. Ich kann mir vorstellen, dass das erschreckend ist, aber schlimm wäre es, du hättest es absichtlich und aus Wut getan. Und selbst dann, ich,“ er zuckte kurz mit den Schultern, „habe schon zwei Ohrfeigen von Alisah bekommen, ich meine, ich schaffe es irgendwie auch hervorragend,“ eben genau das auszulösen, was er verdiente?, „bestimmte Reaktionen hervorzurufen.“

Das Training gestern... Es quälte ihn beinahe, daran zu denken und Ian wandte kurz den Blick ab, spannte unbemerkt seinen Körper an.

„Ich habe mir Bücherchips geliehen. Einmal allgemein über Reflektion und einmal darüber, wie man ein guter Lehrer ist. Eowyn, ich habe es gestern übertrieben, weil ich nicht wusste, wie ich das Training richtig angehen soll, weil ich Angst davor hatte, dich wirklich zu treffen und dir weh zu tun und ... das Blitze weh tun ist eine Tatsache. Das hat es schwieriger für mich gemacht. Einfach, weil ich genau wusste, dass ich das, wovor ich mich fürchte, nicht verhindern kann und Blitze? Eowyn, Blitze sind eine Technik, die mich viel zu sehr an die Sith erinnern und die Vorstellung, dass es jemand anders sein könnte, jemand der sie nicht abebben lässt...“ Ihm wurde kalt. „Ich hätte gestern langsamer machen müssen, aber ich konnte nicht, weil ich derjenige war der wollte, dass du sofort alles mehr, als nur richtig machst, weil...weil.“ Er verzog das Gesicht und wurde leise. „Wäre gestern der Ernstfall gewesen, hätte das wahrscheinlich deinen Tod bedeutet und dieser Gedanke war unerträglich.“ Ian schluckte schwer, denn eigentlich war der Gedanke, dass das auf Bastion zu einer Tatsache werden konnte, ebenfalls unerträglich. Aber Ian hatte sich geschworen, sie nicht einzuengen und sie war nun einmal eine Schatten und das bedeutete, dass er sie auch auf Missionen lassen musste, die ihm großes Unbehagen bereiten würden. Dabei war es verrückt. Weil er sie liebte, wollte er sie gehen lassen und gleichzeitig war genau das der Grund, warum er sie unbedingt in Sicherheit sehen wollte.

„Das einzige, was ich sonst sagen kann, ist, das es mich verwirrt, das du dich auf einmal abschirmst und das ich glaube, dass du etwas verbirgst, aber,“ er hob die Hände, „das ist in Ordnung, wenn es nichts ist, was ich unbedingt wissen müsste. Es ist nur nicht einfach für mich, wenn ich keine Ahnung habe, was du denkst oder fühlst und wenn ich befürchten muss, dass ich einen großen Anteil dazu beitrage. Und es ist verwirrend, weil es vorher nicht so war.“

Eigentlich war es verdammt schwer und wenn er ehrlich war, war es in Teilen auch nicht fair oder fühlte sich sogar an, als würde sie ihn bestrafen. Aber es musste nicht immer alles fair sein und schließlich ging es um sie beide, nicht nur um ihn. „Ich habe deine Mühen gestern nicht erkannt, weil ich aus meiner Sorge heraus, etwas erwartet habe, was nicht zu stemmen war. Das tut mir leid. Ich war sicher, dass du das Training nicht ernst nimmst, weil ich gar nicht genauer hingespürt habe. Das... hätte ich nicht gekonnt.“ Hätte er ihren Schrei wirklich bewusster wahrgenommen...

„Ich will dir nicht wehtun, Eowyn. Allein der Gedanke daran ist unerträglich und deswegen konnte ich nicht so trainieren, wie es besser gewesen wäre. Mit weniger Druck. Ich dacht außerdem, je höher ich den Druck machen würde, umso einfacher wäre es für dich. Weil... du dann vielleicht aus dem Affekt heraus handelst und besser erkennst, das du mehr kannst, als du dir zutraust.“

Von all dem einmal abgesehen, wollte Ian noch etwas anderes sagen, das perfekt zum Thema passte. Auch vor dieser Frage fürchtete er sich irgendwie, aber sie war wichtig.
„Bist du denn glücklich mit mir?“, stellte er sie also. „Ich weiß, dass ich eine Menge Fehler macheEr würde sie bestimmt ändern können, wenn Eowyn darüber mit ihm sprach.



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Coruscant, Jedi-Tempel – Medizinische Abteilung, Labor bei Saal 23 – diverse NPCs, Bailee und Brianna

Gewissermaßen verbrachte Brianna, wenn man so wollte, inzwischen den Großteil des Tages mit Dingen, die nicht ihrem Naturell entsprachen. Wenn sie nun auch noch die Teamleitung übernahm, würde das Pensum eher zu- als abnehmen, so dass immer weniger Zeit blieb, ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachzugehen, die Lust nach anstrengendem Sport zu befriedigen. Trotz ihres geringen Schlafbedürfnisses blieben ihr höchstens vier Stunden verfügbare Zeit, die sie dafür brauchte, ihre Echani-Kampfkunst nicht einrosten zu lassen. Um Fortschritte im Lichtschwertkampf zu machen, dafür fehlte jegliche Gelegenheit. Wenn sie nämlich wirklich einmal in einen der Trainingsraum schlich, um zu üben, traf sie dort normalerweise mindestens eine Padawan, welche Brianna von den Lichtschwerttrainings kannte, die sie einst, bei mehr verfügbarer Zeit, veranstaltet hatte. Padawane hatten in dem ganzen Szenario im Tempel auch nicht viel zu tun außer Handlangerdiensten und die Bibliothek zu besuchen, so dass sich schnell eine ganze Horde Schülerinnen einfand, die alle darauf hofften, dass die Echani ihnen etwas zeigte, was man nicht von Datenkarten und Holocrons lernte.

So hatte
Eiskristall, Briannas neues Lichtschwert, noch nichts zu tun bekommen außer ab und zu eine Trainingslichtschwertklinge zu parieren, mit der sie sich in einem echten Kampf gar nicht abgegeben hätte. Eigentlich könnte sie jede ihrer Lichtschwertschülerinnen mit bloßen Händen besiegen, auch mehrere von ihnen gleichzeitig. An ein Weiterentwickeln ihrer eigenen Fähigkeiten war somit nicht zu denken. So engagiert und leidenschaftlich wie sie das Virus auch bekämpfte, es war nicht Briannas Art von Kampf und so fühlte sich die Silberhaarige manchmal wie ein Fisch außerhalb des Wassers. Ihr heilerisches Talent war jedoch unverzichtbar, gerade weil sie viele Dinge anders machte als diejenigen, die eine klassische Ausbildung bei einer Jedi-Heilerin hatten. Das C-Virus stellte sich schnell auf die Art der Behandlung ein, so dass jemand mit einem individuellem Stil und der nötigen Klasse Aurodium wert war. Aber Briannas wahre Leidenschaft lag woanders und deshalb war es auch nicht überraschend, mit welchem Beispiel sie ankam als Bailee den Nutzen mentaler Kurznachrichten in Frage stellte.

»So wie wenn du dich in einem Lichtschwertduell mit einer Gefährtin gegen Sith befindest und eine taktische Anweisung übermitteln möchtest, die deine Gegnerinnen aber natürlich nicht hören sollen, kramst du also dein Komlink heraus? Abgesehen davon ist es viel persönlicher als eine bloße Audioübertragung,«

Beharrte Brianna.


»Außerdem binde ich weder allen auf die Nase, was in mir vorgeht, noch gibt es jemanden, der mich gegen meinen Willen in eine Zwangsjacke stecken kann. Falls mich so eine überhaupt halten könnte…«


Die Sache mit dem Krankheitserreger auf Glee Anselm schien nicht so einfach zu sein, wie die Echani gedacht hatte. Bailee erklärte, dass das Virus von Tieren übertragen wurde, was eine Ausrottung unwahrscheinlich machte. Die Nautolanerin vermutete, dass der Impfstoff teuer war und meinte unter anderem, dass andere Krankheiten mehr Todesopfer forderten. Es hatte den Anschein, dass Bailee das Thema abschließen wollte.


»Also wäre es im Grunde durch einfache Verhaltensmaßregeln zu erledigen. Zehntausend ist natürlich trotzdem eine Menge Leute, aber andererseits fordert das C-Virus auf Coruscant tagtäglich höhere Opferzahlen.«

Sterbende riechen zu können schien für Bailee nichts besonderes zu sein und zunächst, so hatte Brianna den Eindruck, wollte sie die Sache schnell abbügeln. Dann wurde sie aber doch etwas ausführlicher. Brianna bezweifelte aber, dass sterbende Menschen Pheromone abgaben, selbst falls dies bei Nautalerinnen der Fall sein sollte. So schnell fingen Körper auch nicht zu verwesen an, dass da irgendwelche nennenswerten Gase davondünsteten, die lebende Menschen nicht auch bisweilen abgaben. Sie glaubte die Pheromonstory nicht und wusste sonst scheinbar nur von ihrem Großvater, der dieselbe Fähigkeit, aber noch ausgeprägter besessen habe. Spätestens hier wurde klar, dass es nichts mit Pheromonabgabe zu tun haben konnte, sondern vielmehr mit der Gabe der Voraussicht, wie die Jedi-Ritterin vermutet hatte.


»Das heißt, eigentlich weißt du nicht, dass alle Nautolanerinnen diese Fähigkeit besitzen. Du vermutest es nur, weil es dir normal vorkommt. Du kennst es nicht anders, also hat es normal zu sein. Doch ich glaube nicht, dass es das wirklich stimmt, sondern es ist eine besondere Fähigkeit, die du von deinen Großvater geerbt hast. Ich denke, dass du mit etwas Überlegen noch andere Gegebenheiten findest, bei dir oder deinem Großvater, die nicht durch Pheromone zu erklären sind. Ich würde es mir ja eingehen lassen, wenn es kurz vor dem Tode der Person wäre. Das könnte man vielleicht noch biologisch erklären. Aber Stunden im Voraus, egal bei welcher Todesursache? Da müsste ja der Körper des Patienten den eigenen Tod vorausahnen können und das bezweifle ich sehr. Es war dein Großvater, der in die Zukunft sehen konnte. Komm, selbst wenn er gerochen haben könnte, dass er in – Wie lange? Wochen? Monaten? – einen Schlaganfall erleiden würde, könnte er nicht wissen, was er in dem Moment tun würde. Wie viel Prozent ihrer Lebenszeit verbringt eine Nautolanerin denn schon in Toiletten? Natürlich gibt es Voraussicht auch durch biologische Sinne allein. Wir Echani können das und ich könnte dir sagen, an welchem deiner gruseligen Tentakel du dich gleich kratzt. Deshalb halte ich es auch für möglich, dass euer feiner Geruchsinn euch Vorboten künftiger Ereignisse wahrnehmen lässt. Aber das ist so nicht erklärbar.«

Führte Brianna schnell sprechend und praktisch ohne Luft zu holen aus. Mit dem seit der Erwähnung von Bailees Opa unausweichlichen Schluss hatte sich der Todesriechauftrag in der Unterstadt eigentlich auch schon wieder erledigt.


»Naja, wenn du Sterbende in der Nähe riechen könntest in den Regionen der Stadt in denen, einmal vorsichtig formuliert, das Gemeinwesen sich nicht ganz auf dem Stand der Oberstadt, in der wir uns hier aufhalten befindet, würden wir Virustote finden, von denen wir jetzt noch keine Ahnung haben, weil niemand sie meldet. Wir würden die Ausbreitung des Viruses genauer bestimmen und Quarantänemaßnahmen effektiver ausrichten können. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, da du nicht alleine die ganze Unterstadt von Coruscant abdecken kannst. Ich halte nämlich jede Wette, dass dein Großvater machtsensitiv war, wie ich, Talery, Okin oder all die anderen Jedi hier. Und höchstwahrscheinlich bist du es auch. Du könntest eine von uns werden!«

Die Echani lächelte breit. Das war die beste Erkenntnis überhaupt, für sie alle ebenso sehr wie für Bailee. Sie konnten sie hierbehalten, wo sie sich nicht nur sehr gut in die Heilerinnenclique einfügte, sondern auch gleich das Bazillometer reparieren konnte, sollte es nötig werden. Außerdem wusste sie rein zufällig auch schon, wer die perfekte Meisterin für die Nautolanerin wäre.

Coruscant, Jedi-Tempel – Medizinische Abteilung, Labor bei Saal 23 – diverse NPCs, Bailee und Brianna
 
Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Eowyn lächelte. Naja. Wenn du mit "zwei haben zubereitet" meinst, dass einer gekocht hat und der andere daneben saß und auf den Kochenden eingeredet hat... Dann hast du sicher Recht. So und nicht anders war es gewesen - ansonsten hätte sie später nicht solche Mühe gehabt, das Rezept richtig nachzukochen. Doch keiner von ihnen hatte gedacht, dass für solche Dinge keine Zeit bleiben würde...

Natürlich waren auch Ians Erfahrungen mit Alkohol alles andere als positiv - viel wusste Eowyn nicht von seiner Vergangenheit, aber das war relativ deutlich. Dennoch. Als würde sie ihm vorschreiben, wie er in dieser Hinsicht zu leben hatte!
Ich will nur sagen... du brauchst in diesem Punkt auf mich keine Rücksicht zu nehmen, okay? Ich bin fähig, das zu trennen. Das war sie tatsächlich, alleine in ihrer Jugend hatte es genug Freunde und Bekannte gegeben, die mit diesem Thema experimentiert hatten. Ich würde mich beschweren, wenn es zu viel wird, aber nur, weil du einen Abend über das Ziel hinausschießt? Eowyn schüttelte den Kopf. Viel mehr Gedanken machte sie sich darüber, dass Ian gemerkt hatte, nicht schlafen zu können - und dann einfach verschwunden war. Zu Riuen. Weil er mit ihr nicht reden konnte? Etwas, das sie eigentlich für sich behalten hätte - aber waren sie nicht hier, um solche Dinge auf den Tisch zu bringen? Viel mehr... Vorsichtig versuchte sie, die richtigen Worte zu finden, ohne zu verletzt und zu eingeschnappt zu klingen. Viel mehr sorge ich mich... Ian, es ist okay, wenn du mit mir nicht sprechen möchtest. Ich will nur, dass du weißt... dass du es kannst, wenn du willst... verstehst du? Ernst sah sie ihn an. Auch, wenn ich schon schlafe. Auch, wenn du das Gefühl haben solltest, dass ich mit anderem beschäftigt bin. War sie gestern zu sehr in ihrer eigenen Welt gewesen? Zu sehr mit ihrem Gespräch mit Duval beschäftigt, den Folgen, allem anderen? Sie hatte Ian nicht gefragt, wie sehr sein Gespräch ihn beschäftigte. War davon ausgegangen, dass alles in Ordnung war. Hatte sie daneben gelegen - war da mehr gewesen, was auch Ian ihr nicht gesagt hatte?

Sie war nicht auf Ians Pläne eingegangen - was er wohl als negativ auffasste. Das war auch nicht falsch... nur anders, als Ian dachte.
Nein, nein. Eowyn zwang sich zu einem Lächeln. Zukunft. Sie hätte diese Frage gar nicht oder später stellen sollen. Du als Arzt, das klingt... passend. Und richtig. Und wenn es das ist, was du dir wünschst, dann stehe ich dir ganz sicher nicht im Wege. Zumindest nicht bei diesem Wunsch direkt. Höchstens ihre Pläne, wenn Ian ihr folgen würde... Sie rieb sich ihre Schläfen. Sie wollte so gerne vollkommen ehrlich sein. Ian musste doch wissen, was auf ihn zukommen konnte... er musste wissen, was sie plante. Wie sollte er sich irgendwann innerhalb von Sekunden entscheiden können? Aber so lange der Brief nicht da war... Stang. Es ging nicht. Sie durfte nicht.

Aber irgendwie entwickelte sich alles nicht so, wie sie sich das erhofft hatte. Sie wurde immer frustrierter, als sie Ian zuhörte. Das war genau das, was sie nicht hatte hören wollen, es war, als würde Ian ihre Gedanken und Probleme nicht ernst nehmen. Blank liegende Nerven... Stang, er wusste, was geschehen
konnte, wenn irgendwann die Nerven lange "blank" lagen. Es war nicht nur das Atemgerät an sich, es war die Tatsache, dass sie beide andauernd stritten und keine gemeinsame Linie hatten - was meistens an ihr lag. Wie viele Krisen hatten sie in ihrer erst relativ kurzen Beziehung schon gehabt? Zu viele, definitiv. Und ja, es lag nur äußerst selten an Ian. Sie hatte etwas ändern wollen, aber gestern hatte es nicht funktioniert. Es war noch seltsamer geworden.
Sie sah Ian für ein paar Momente an. Sollte sie es auf sich beruhen lassen? Sie hatten eigentlich andere Probleme. Aber war es nicht genauso wichtig, dass sie Dinge klären konnten? Wenn sie das nur irgendwie so herüberbringen konnte, dass sie dadurch nicht einen neuen Konflikt loslöste...
Ich habe das Gefühl... Ich-Botschaften senden. ...dass du meine Sorgen nicht ernst nimmst. Ich meine das nicht böse. Aber findest du das etwa gut? Dass ich überreagiere und man nicht normal mit mir sprechen kann? Ich bitte dich um Hilfe, Ian, war das nicht deutlich? Ich will an mir arbeiten, aber ich habe das Gefühl... Sie biss sich auf die Unterlippe. Das war nicht fair. ...aber ich brauche Führung, korrigierte sie sich. Und Hilfe. War das nun deutlich genug? Sie bat nicht oft um Hilfe. Heute hatte sie es zwei Mal getan, und beide Male war ihr nicht wirklich geholfen worden. Musste sie einfach deutlicher werden? Vielleicht. Bloß wäre es einfacher, man würde ihr die Hilfe früher geben.

Ian ging nun genauer auf das Training ein, und Eowyn wandte sich nebenbei wieder ihrem Teller zu. Ihm schien das alles sehr unangenehm zu sein... Gleich darauf erschloss sich auch, weshalb. Sie hatte ja gewusst, dass Ian diese Technik nicht hatte trainieren wollen. Sie hatte sich gestern gewundert, dass er seine Meinung geändert zu haben schien... Nachdenklich hörte sie Ian zu. Das erklärte zumindest seine harten Reaktionen... und vielleicht auch, weshalb es auch nach dem Training nicht wirklich besser geworden war. Vielleicht hatte zumindest das gestern nicht unbedingt an ihr gelegen, blieben nur noch die anderen neunundneunzig Gelegenheiten, aber die rückten nun in den Hintergrund. Jetzt mussten sie erst einmal das "gestern" aufarbeiten.
Sie nickte langsam.
Das erklärt ein bisschen was. Eowyn lächelte unsicher. Und eigentlich hätte ich das auch vorher erkennen müssen, oder? Tut mir Leid. Aber gestern war sie vermutlich zu sehr in ihrem eigenen kleinen Kokon gefangen gewesen. Dann... verbuchen wir das einfach unter schlechte Erfahrung? Sie wurde etwas ernster. Ich verstehe, was du meinst. Und ich verstehe auch sehr gut, wenn wir diese Art von Training absofort unterlassen. Das meine ich ernst. Ich möchte nicht... ich möchte nicht, dass du nicht loskommst von deiner Vergangenheit. Das ist nicht fair. Ich finde andere Lösungen. Und es ist ja nicht so, dass ich irgendeine Art von Zeitdruck hätte. Eowyn lächelte. Es ist doch nur eine Vorsichtsmaßnahme. Eine, die sie nur hatte haben wollen, nachdem sie in Ians Erinnerungen geblickt hatte. Sie hatte befürchtet, irgendwann ebenfalls ein Ziel zu werden - und das konnte noch immer geschehen, doch es war nichts, was sie übermorgen können musste. Ja, der Ernstfall gestern wäre hart gewesen - aber Ian, sagte sie sanft, es war nicht der Ernstfall, okay, und vielleicht, vermutlich sogar, wird er niemals eintreten. Ich bin doch nur übervorsichtig. Und das ist kein Grund dafür, dass du dich so quälst. Ja, die Blitze hatten verdammt wehgetan, und sie spürte noch heute die Nachwirkungen, aber sie würde das Ian niemals, niemals sagen. Ich würde dir auch nicht bewusst wehtun wollen. Sie tat es trotzdem. Ohne, dass er es merkte. Ich verstehe dich... Und deine Taktik hätte auch funktionieren können. Sie lächelte unglücklich. Gut sogar... vielleicht war es sogar noch nicht druckvoll genug. Ich denke wirklich... ja, ich denke wirklich, dass wir es dabei belassen sollten. Wir haben es probiert, und es hat nicht funktioniert. Vielleicht übe ich wieder erst einmal alleine weiter. Ich brauche noch zu viel Konzentration... es muss viel... freier funktionieren. Du hattest da Recht. Sie lächelte Ian zu. Wenigstens diese Sache hatten sie klären können - zumindest in den Grundzügen. Sie verstand Ian nun besser, und schalt sich eine Idiotin, dass sie es vorher nicht getan hatte.

Was Ian störte, war ihre Abschirmung - und das war nur allzu verständlich. Eowyn biss sich auf die Innenlippe und starrte auf ihren Teller. Ein paar Tage noch. Dieser verdammte Brief konnte doch nicht so lange brauchen! Sie würde warten, bis er da war. Das musste sie durchhalten - und dann würde sie Ian reinen Wein einschenken. Sie musste einfach, er hatte es verdient, und eigentlich... wie konnte sie so neben ihm sitzen in dem Bewusstsein, ihn so zu hintergehen, und dann davon zu faseln, dass sie über gewisse Dinge reden mussten? Sie war so... sie war eigentlich verdammt ekelhaft. Ihre Hand krampfte sich um die Gabel. Dann aber zwang sie sich, Ian anzusehen.
Ich verberge etwas, gab sie flüsternd zu, aber ich kann es dir noch nicht sagen. Es geht einfach nicht. Ich habe... Sie schüttelte den Kopf. Nicht zu viel sagen. Sie würde sich verraten. Du hast daran auf jeden Fall keine Schuld. Du bist dafür nicht verantwortlich. Ich mache das... um zu schützen. Um ihn vor sich selbst zu schützen... Wie arrogant von ihr. Wie fürchterlich eklig arrogant. Die Arroganz der Jedi... Ians Stimme von seinem ersten Zusammentreffen mit ihr klang ihr noch vertraut im Ohr. Riuen hatte in ein ähnliches Rohr geblasen - Ian sollte selbst entscheiden. Aber wenn sie Ian selbst entscheiden ließ, und er zu Duval ging... nein, das hier war ihre Entscheidung, ihr Weg. Was Ian daraus machte, ob er sie verfluchte, ob er sie hasste, ob er einfach nur fürchterlich enttäuscht war oder ihr vielleicht, ganz vielleicht sogar verzieh - das lag an ihm, und sie würde jede seiner Entscheidungen akzeptieren müssen, so wie er akzeptieren musste, später, was sie getan hatte. Vielleicht lüge ich mich auch selbst an und mache es auch ein wenig für mich, sagte sie dann leise. Oder mehr als nur ein bisschen. Wie sollte sie weiterleben, wenn Ian es nicht mehr tat? Es war eine unmögliche Vorstellung. Sie war vermutlich schlicht egoistisch, so wie an dem Tag, als Kyran geboren worden war, und sie versuchte, alles unter dem Deckmantel der Selbstaufopferung zu verstecken. Sie war vielleicht schlimmer als Duval... sein ekelhaftes Verhalten sah und merkte man sofort. Ihres versteckte sich unter einem netten Lächeln. Ich muss... ich muss mich nur fangen. Und vielleicht kann ich es dir auch bald sagen... bloß... sie lächelte verzweifelt. Ich glaube, du wirst es dann gar nicht mehr wissen wollen.

Seine letzte Frage aber war ebenfalls unabhängig davon, und sie war so ernst, dass Eowyn die Gabel beiseite legte, um Ians Hand zu ergreifen.
Ian, sieh mich an. Dringlich sah sie ihm in die Augen. Ich bin so glücklich mit dir, wie man nur sein kann. Du erfüllst mich, du machst mein Leben zu etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt, und ich weiß nun, dass da jemand ist, wenn ich nach Hause komme. Wenn ich könnte, würde ich dir zeigen, wie glücklich du mich machst. Du machst nicht mehr Fehler als jeder andere auch. Im Gegenteil. Du bist so gut wie perfekt, wie oft habe ich mir schon gedacht, dass du so wunderbar bist, dass ich gar nicht weiß, womit ich dich verdient habe? Wieso wurde sie auf einmal so emotional? Sie brauchte nun keine Tränen in den Augen. Sieh dir nur allein diese Blumen an. Mit dem Kopf wies sie auf den Strauß, der neben ihnen auf dem Tisch stand. Die Blume in ihren Haaren hing vermutlich mittlerweile herunter, aber das machte nichts. Ich habe noch nie von jemandem Blumen bekommen... wie könnte ich da nicht glücklich sein? Sie lächelte ihm zu und berührte für einen kurzen Moment seine linke Wange mit ihrer Hand. Ich bin glücklich. Und ich wünschte... das alles würde niemals enden. Sie zog ihre Hände wieder zurück und starrte sie an. Es würde bald enden, und sie war heuchlerisch, Ian eine perfekte Beziehung vorzuspielen, obwohl sie vielleicht bald am Ende stand. Sehr wahrscheinlich sogar. Und sie hasste sich selbst dafür, so sehr, dass sie am liebsten aufgeschrieen hätte. Ich kann das nicht, Ian, flüsterte sie. Hatte sie nicht eben beschlossen gehabt, noch wenige Tage warten zu müssen? Es durchzuhalten? Ich bin ein heuchlerischer Haufen Dung. Ich versuche, unsere Beziehung zusammenzuhalten, während ich gleichzeitig... Jetzt standen die Tränen wirklich in ihren Augen, aber sie würde keine einzige von ihnen verlieren, denn das hatte sie nicht verdient. Sie hatte es nicht verdient, auch nur einen Tropfen ihrer Tränen zu vergießen. Sie würde Ian nicht ansehen. Womöglich für eine ganze Weile nicht mehr. Während ich gleichzeitig dafür sorge, dass du mich hassen wirst. Ich bitte dich, stelle mir keine Fragen, Ian, auch wenn ich das nicht verdient habe. Tu mir noch diesen einen letzten Gefallen. Aber ich... Ich habe etwas getan, und bin noch dabei, das uns auseinanderreißen könnte. Sie stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und ihre Stirn in ihre Hände. Ich kann dir nicht sagen, was. Ich kann es nicht. Dann wäre alles umsonst, und das darf es nicht sein. Es ist noch weniger fair von mir, dir nur die Hälfte zu sagen, ich weiß... Sie flüsterte wieder. Ich wollte nicht, dass es so herauskommt. Ich... es tut mir Leid... Wie hatte es so weit kommen können? Sie war unfair, Ian nun einen Teil zu verraten, während sie den anderen für sich behielt, und es war idiotisch, zu erwarten, dass Ian nun mit den Schultern zucken und "Klar, verrat mir nicht mehr, das passt schon" sagen würde. Es tut mir wirklich Leid, Ian. Das war nur noch ein Hauch. Dieser Abend hatte nun genau im Gegenteil geendet, wie sie es gewollt hatte.

Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

„Ach,“ meinte Ian lächelnd, „ich finde, das geht durchaus als gemeinsam Kochen durch. Bestimmt entstehen dabei nicht nur tolle Gerichte, sondern auch tolle Gespräche.“ Zugegeben, es war das erste Mal, dass Ian einen kleinen Stich verspürte, als er so mit Eowyn über ihre Mutter sprach und diesmal nicht allein deswegen, weil Eowyn diesen tragischen Verlust erlitten hatte. Nein, für eine Sekunde flammte die stille Sehnsucht auf, auch eine Familie zu haben oder gehabt zu haben, mit der so etwas möglich gewesen wäre. Eine Mutter, die sich für ihn interessiert und ihn nicht beständig ignoriert hätte. Eine Mutter, die ihm den Finger verbunden hätte, wenn er sich geschnitten hätte. Innerlich seufzte der Dunkelhaarige. Man konnte eben nicht alles haben.

Eowyn versicherte Ian dann, dass sie nichts dagegen haben würde, wenn er ab und an trank und das sie das eine vom anderen sehr wohl zu trennen wusste. Ian nickte, denn was sollte er dazu sagen? Er würde nicht mehr trinken – vor allem nicht so. Diese Parallele zu seinem Vater wollte er kein weiteres Mal ziehen. Auch Jerome hatte, wenn er getrunken hatte, viel mehr gesprochen. Viel deutlicher und viel aggressiver. Wäre das nur das einzige gewesen. Doch Ian verdrängte den Gedanken daran schnell, Eowyn half ihm dabei gerade perfekt. Sagte sie genau jetzt, nicht genau das, was er ihr gestern auch gesagt hatte? Er lächelte beinahe verzweifelt. Gestern wäre es unmöglich gewesen, mit ihr zu sprechen – das sie es nicht konnte, hatte sie schließlich gesagt und all das war es, worüber er hätte reden wollen. Wie also hätte er neben ihr liegen bleiben können, ohne darauf zu drängen, dass sie mit ihm sprach? Sie hatte ihm ein halbgares Gericht bereitet und Ian hatte nicht gewagt, einzufordern, dass sie es zu Ende kochte. Aus Rücksicht. Während sie müde gewesen war, hatte ihm das viel zu sehr zugesetzt. Sie hatte ihn nicht nur in Sorge versetzt, sondern eine seltsame Angst in ihm hervorgerufen.
„Ich brauchte jemanden, der Abstand zu all dem hat. Eine andere Perspektive und ich wollte dich nicht quälen oder wach halten. Ich weiß, das ich mit dir sprechen kann.“ Bloß nicht darüber, da sie es nicht konnte und auch die Sache mit dem Testament war furchtbar schief gegangen. Auch wenn Ian ihr diesen kleinen Anfall nicht übel war: Einfach war es auch für ihn nicht, bei Themen, die ihm zusetzten und die vielleicht Fingerspitzengefühl von ihr erforderten, mit anderen Reaktionen die von ihr kamen, umzugehen. Die Sache mit dem Atemgerät sprach sie schließlich erneut an und es schien, als gefalle ihr die Antwort, die er ihr darauf gegeben hatte ganz und gar nicht. Sie hatte das Gefühl, er nehme sie nicht ernst? Ian rieb sich über die Stirn und seufzte leise. „Ich nehme es sehr ernst Eowyn, aber ich kann nichts anderes sagen, als das, was auch ich fühle. Ja, ich hätte mir eine andere Reaktion gewünscht, ja, ich hätte vielleicht sogar eine andere Reaktion gebraucht.“ Immerhin hatte er über seinen Tod gesprochen – etwas, das ihm Angst machte – und sie hatte ihm nur Vorwürfe gemacht und das Gerät nach ihm geworfen. „Aber welchen Rat, welche Führung soll ich dir geben?“ Sagte er, wie eben, dass die Situation einfach eine schwerer gewesen war oder sagte er wie sonst, das Gefühle normal waren, waren es keine Antworten, die sie hören wollte. Ian konnte aber nicht mehr tun, als das zu sagen, wovon er überzeugt war.
„Es tut mir leid,“ sagte er also und sah sie dabei direkt an. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll… Vielleicht kann ich dir ein Zeichen geben, wenn ich glaube, dass du gleich explodierst? Aber Eowyn, das war ein einziges Mal und in dieser Sache ist für mich einmal wie keinmal.“ Sie sagte häufig, dass er sie nicht verstünde und es war nun auch das zweite Mal, dass sie davon ausging, dass er ihre Sorgen nicht ernst nahm. Dabei… er hatte ihr ein ganzes Buch abgemalt. Er hatte versucht, mit ihr zu sprechen. Es ging nicht einmal darum, dass Ian glaubte, dass all das genug war, sehr wohl aber ging es darum, dass er an seine Grenze stieß. Was sollte er noch tun? Was konnte er anders tun? „Vielleicht kann ich dir helfen, indem du mir hilfst und sagst, was du in solchen Situationen erwartest, oder brauchst.“ Anders würden sie nicht weiterkommen. Anders würde er nicht weiterkommen.

Und dann verstrickte sie sich in Widersprüche. In diese ständig wiederkehrenden Widersprüche. Jetzt auf einmal hatte sie keinen Zeitdruck, was das Erlernen der Blitze betraf? Jetzt war es nur eine Vorsichtsmaßnahme? Ian verzog das Gesicht, unsicher, wie er nun reagieren sollte. Bemerkte sie eigentlich, dass sie manchmal vom einen auf den anderen Tag etwas völlig Gegenteiliges sagte? „Du musst diese Lösungen nicht alleine finden,“ war das einzige, was Ian dann erwiderte und dabei klang seine Stimme ernst und übertönte damit ein ganz anderes Gefühl, das sonst deutlich geworden wäre. Frustration. Frustration darüber, dass sie ihm seit Tagen das Gefühl gab, überhaupt nicht mehr hinter das zu kommen, was sie wollte, fühlte, dachte. Frustration darüber, das Gefühl zu haben, sich die Zähne an ihr auszubeißen. Frustration darüber, dass sie diejenige war, die ihm sagte, er verstünde nicht, er nehme nicht ernst. Frustration darüber, dass es sich aber genau andersherum anfühlte. Und es vielleicht auch war?

Ihre Abschirmung – die sie auch jetzt hochgezogen hatte, sprach Ian schließlich an und eigentlich war es absurd. Sie musste sich nicht abschirmen, damit Ian erkannte, dass da etwas nicht stimmte. Empathie war eine Stärke von ihm, auch ganz ohne Macht und er musste nur ihre Reaktion beobachten. Der Biss auf ihre Innenlippe war von außen viel zu deutlich zu erkennen. Der Griff um ihre Gabel. Sie waren wieder bei gestern angelangt. Sie verbarg etwas. Wäre das ‚Wirklich?‘ eher trocken oder eher frustriert gewesen, das sich auf Ians Lippen formte? Sie konnte es nicht sagen, es lag nicht an ihm, sie wollte ihn schützen. Gestern war die Sorge das deutlichste Gefühl gewesen, jetzt war sie es nicht. Bemerkte sie denn gar nicht, was sie da machte? Dass sie es mit diesen halben Sätzen nur schlimmer machte? Ständig warf sie ihm Brocken zu, um sie, kurz bevor er sie greifen konnte, wieder weg zu ziehen. Das war einfach nicht fair. An diesem quälenden Abend auf Va’art hatte er alle Ehrlichkeit walten lassen und er hatte mehr als nur Angst gehabt, sie zu verlieren. Er hatte ihr mehr gesagt, als jeder anderen Person. Auch später, als sie alles wissen wollte, was man gegen ihn würde verwenden können, hatte Ian trotz Angst, trotzt ungutem Gefühl den inneren Kampf gegen Angst und Feigheit gewonnen und Ehrlichkeit walten lassen. Auf Va’art hatte sie genau das sogar verlangt. Warum galten diese Regeln nur für ihn? Warum hielt sie sich selbst nicht daran? Und warum, warum hatte er ständig Verständnis dafür? Sie musste sich nur fangen. Natürlich. Und bis dahin durfte er sehen, wie er zurechtkam. Und bis dahin konnte sie ihm dann zum Vorwurf machen, dass er nicht mit ihr sprach. Wie auch? Sie glaubte, dass er es dann, wenn sie bereit war, nicht mehr wissen wollte? Ian verzog das Gesicht und jetzt war da nicht allein Frustration. Glaube hin oder her, irgendwie glaubte sie ständig zu wissen, dass und wie er reagieren würde – und auch jetzt war es schwer, Verständnis dafür aufzubringen.

Jetzt wollte Ian keine Antwort mehr auf die Frage haben, ob sie überhaupt glücklich mit ihm war und es kostete ihn Mühe, es kostete ihn alle Mühe, ihrer Bitte, ihn dabei anzusehen, nachzukommen. Diesmal berührten ihre Worte ihn anders, als sonst. Sie verletzten ihn und auch Ian musste zurückhalten, dass da kein verräterischer Glanz in seinen Augen entstand. Sie erkannte es. Denn mit einem Mal ging sie über in Selbstvorwürfe. Aber jeder Vorwurf, den sie machte, jede… Beleidigung, die sie für sich übrig hatte, machten Ian … wütend.
„Weißt du, was das schlimmste an der Sache ist?“, fragte er ruhig, nach Sekunden, in denen er sich Worte zurecht gelegt hatte. „Seit wir uns kennen, bist du immer wieder dabei irgendwelche Gefühle und Reaktionen von mir erahnen zu wollen. Und obwohl du dabei bestimmt beinahe jedes Mal falsch gelegen hast,“ seine Stimme wurde ernst und sein Blick eindringlich, „hörst du nicht auf damit.“ Ian atmete tief durch, sah kurz auf den Teller, hatte die Gabel inzwischen selbst bei Seite gelegt. „Du musst mit mir nicht über etwas sprechen, was noch zu groß zu tragen ist,“ sagte er dann und klang weiter ernst, aber nicht verständnisvoll. Noch weniger, als er fortfuhr. „Aber Eowyn, hör auf damit,“ jetzt wurde er ungehalten und viel eher verlangend, „hör auf damit, mir diese Halbsätze hinzuwerfen, mit denen ich nichts anfangen kann. Weißt du, du… du bereitest mir damit Angst, ich sorge mich deswegen und du quälst mich damit, wenn du ständig damit weiter machst. Ich soll mit dir reden? Ich kann mit dir reden?“ Er schüttelte den Kopf. „Weißt du wie es sich anfühlt, hier bei dir zu sein und eigentlich überhaupt nichts tun zu können? Weißt du, wie es sich anfühlt, zwischen Verständnis, Sorge und Wut den richtigen Weg finden zu müssen?“ Er schüttelte den Kopf, denn sie wusste es nicht und außerdem, außerdem war Ian frustriert. Ja, sogar verletzt und wütend.
„Ich stelle dir keine verdammten Fragen. Aber hör auf, mich dazu zu drängen, dich dazu zwingen zu wollen, dir Fragen zu stellen, oder mir alles zu sagen. Ja Eowyn, was du tust, ist verdammt unfair.“ Ians Stimme wurde lauter, ohne, dass er es bemerkte, aber was sie lauter werden ließ, war nicht seine Wut. Viel eher waren es Verletzlichkeit und Frustration und der Drang, beides vernichten zu wollen. „Und du machst es viel schlimmer damit, wenn du dir die Vorwürfe, die vielleicht ich dir machen könnte, selbst machst und das laut. Warum? Um es mir noch schwerer zu machen? Um Verständnis in mir zu wecken?“ Er seufzte, frustriert. „Ja, mir tut es auch leid, vor allem, dass ich keine Ahnung habe, wie ich damit umgehen soll. Was, Eowyn, bitte,“ seine Stimme wurde allen Ernstes bittend, wie auch immer ihm das gelang, „sag mir, was du von mir erwartest, wenn du mir schon so wenig zutraust, mit dieser ganzen Sache richtig umgehen zu können. Was soll ich tun? Was?“ Seltsam, am liebsten hätte Ian begonnen zu heulen – wie ein kleines Kind. Ein seltsames Gefühl. Und wehe, sie würde erneut in Selbstmitleid zergehen und sagen, wie furchtbar, furchtbar und wenig liebenswert sie doch war. Denn das war nicht fair. Damit machte sie es ihm beinahe unmöglich, wütend zu werden oder zu sagen, wie wenig er davon hielt, wie sie mit ihm umging. Er hielt es nicht aus, länger am Tisch zu sitzen, dazu verdammt, seine Beine unter eben jenem still zu halten. Erneut rieb er sich über Stirn und über die Augen.
"Ich weiß nicht, was ich tun soll, Eowyn." Nein, er wusste es wirklich nicht. Er fühlte sich hilflos, denn solche Szenarien hatte es weder mit Tahiri, noch mit Alisah gegeben. Und ganz früher, zu Hause? Wie oft hatte er nun schon den Kopf geschüttelt? Doch er musste es erneut tun, um den Gedanken abzuschütteln, aber es funktionierte nicht. Sein Vater hätte ausgeholt. Jerome hätte ausgeholt und Gracie eine Ohrfeige geben. All das waren Reaktionen, die Ian kannte, Reaktionen, die Ian hasste und all diese Erinnerungen halfen ihm nicht, seine eigene Hilflosigkeit zu schmälern, ganz im Gegenteil.

Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
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Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Eowyn nickte. Mit jemandem zu reden, der Abstand hatte, machte oft Sinn, und sie war Ian auch bei der Macht nicht böse, dass er nicht mit ihr gesprochen hatte. Manchmal brauchte man jemanden mit einer etwas objektiveren Sicht. Es war ihr nur wichtig gewesen, dass er sicher wusste, dass sie immer ein offenes Ohr für ihn hatte, wenn er eines brauchte.

Doch sie kam nicht weiter, was ihre Sorgen betraf. Dass er es ernst nahm... da war sie sich nicht sicher. Verstand er wirklich, was in ihr vorging? Aber sie hatte es nun zwei Mal versucht zu erklären, und war beide Male gescheitert. Einmal wie keinmal. Das war... Nein, das war kein Sorgen ernstnehmen. Wie oft sollte sie ihn noch anbrüllen, damit er es als ernstes Problem sah, wie oft sollte sie etwas nach ihm werfen? Sie hatte nicht gedacht, dass er ihre Probleme lösen würde, aber sie fühlte sich dennoch noch immer alleine gelassen. Wenn sie wüsste, welchen Rat er geben sollte... müsste sie dann überhaupt um einen bitten? Er war offensichtlich ein komplett falscher Ansprechpartner für dieses Thema. Vielleicht hatte es auch mit seiner Vergangenheit zu tun... alles musste ihm schließlich wie Kinderkram vorkommen, wenn er es mit der Zeit bei den Sith verglich. Für sie aber galten andere Maßstäbe, und letzten Endes... ja, letzten Endes war sie schlicht traurig darüber, dieses Problem nicht mit ihm angehen zu können. Sie würde sich alleine darum kümmern müssen.
Okay, sagte sie leise und schob sich eine Gabel mit Essen in den Mund. Was sollte sie sonst sagen? Er sah ihre Probleme nicht... und vielleicht, nein, vermutlich, konnte sie ihm da nicht einmal einen Vorwurf machen. In manchen Punkten... waren sie eben doch zu unterschiedlich. Das musste sie akzeptieren.

Weniger akzeptieren konnte sie, was sie getan hatte. Sie wusste, es war nicht richtig, was sie nun tat, aber wie, wie konnte sie so tun, als sei alles in Ordnung, als würden sie eine Zukunft planen, wenn sie gleichzeitig eine völlig andere Zukunft in Aussicht hatte? Aber gleichzeitig durfte sie es ihm nicht sagen... Sie war zerrissen, so sehr wie selten zuvor, und gleichzeitig von einem solch verabscheuendem Gefühl für sich selbst erfüllt.
Sie wagte es nicht, Ian anzusehen. Sie wagte es auch nicht, zu erfühlen, was er ausstrahlte - es war nicht fair, nachdem er es bei ihr nicht konnte, und außerdem... sie wagte es einfach nicht. Was, wenn er so wütend war, dass er gleich explodieren würde? Die Sekunden verstrichen, während Eowyn noch immer die Stirn in die Handflächen gestützt hielt und die Tischplatte anstarrte. Sie war braun... nie zuvor war es ihr aufgefallen. Dann aber sprach Ian, und obwohl sie darauf gewartet hatte, zuckte sie zusammen. Und kniff die Augen zu, als Ian begann, ihre Fehler aufzuzählen. Sie wusste nicht, ob er Recht hatte oder nicht, sie wollte darüber nicht einmal groß nachdenken - im Gegenteil. Sie akzeptierte es erst einmal, sie nahm es hin. Sie schätzte ihn falsch ein? Vielleicht. Sie machte ihm Angst? Vermutlich. Sie quälte ihn? Sowieso.
Aber sie wollte ihn nicht dazu drängen, Fragen zu stellen, im Gegenteil. Er brachte dieses Thema auf... Er hatte es gestern, er hatte es heute. Was hätte sie anders tun sollen... Weggehen? Den Mund verschließen? Vermutlich. Wahrscheinlich hatte er Recht. Sie hätte keinen Ton sagen dürfen, nicht einen einzigen. Sie war unfair? Ja. Ja, was war sie.
Sie wurde kleiner, während sie Ian zuhörte, unbewusst. Sie ließ alles auf sich einprasseln. So lange Ian redete, so lange musste sie nicht nachdenken. Sie musste sich nicht noch mehr ihrer Fehler eingestehen. Sie musste nicht überlegen, wie sie aus dieser Sache wieder herauskam. Sie musste nicht... sie musste überhaupt nichts...
Die einzige Reaktion, die sie, ebenfalls kaum bewusst, von sich gab, war ein leichtes Kopfschütteln, als Ian sie fragte, weshalb sie sich laut beschimpfte. Um es ihm schwerer zu machen? Nein. Sie wollte es ihm
leichter machen. Sie wollte ihm zeigen, wie wenig sie selbst damit einverstanden war mit dem, was sie getan hatte. Einmal davon abgesehen, dass sie es nicht bewusst tat. Sie verabscheute sich für das, was sie tat. Aber gleichzeitig konnte sie es nicht beenden - was blieb ihr anderes übrig, als sich selbst deutlich zu machen, wie falsch ihr Vorgehen war?
Was erwartete sie von Ian? Sie wusste es nicht. Sie hatte keinen blassen Schimmer. Sie erwartete... nein. Sie erwartete nichts, sie hatte keine Ahnung, aber was hätte sie tun sollen, ihn weiter ins Blaue laufen lassen? Es war alles so... alles so falsch. Und Ian hatte Recht mit dem meisten, was er sagte. Sie biss sich auf die Lippen. Alles, was sie nun hätte sagen wollen, wäre falsch gewesen. Alles. Ihn um Verzeihung bitten? Falsch. Ihm erneut sagen, dass es ihr Leid tat? Falsch. Ihm die Wahrheit sagen? Sehr falsch. Sagen, er solle sich keine Sorgen machen? Falscher ging es kaum. Sie stand mit dem Rücken zur Wand, und das, was sie nun am liebsten getan hätte, wäre das absolut Falsche gewesen - aufzustehen und zu gehen. Sie würde das Problem nur verschieben, und Ian würde noch wütender werden. Zu Recht. Dabei wollte sie nichts lieber als fort von hier - doch sie musste sich dem stellen, was sie angerichtet hatte.
Stille herrschte im Raum, abgesehen von den kleinen raschelnden Geräuschen, die Ians Bewegungen machten. Sie hatte gehört, wie er aufgestanden war, und sie konnte es verstehen. Sie beide waren eher die rastlosen Typen... Aber mit Laufen würde sie keine Probleme lösen. Und sie wollte, sie
konnte Ian nun nicht ansehen, zu groß war ihre Scham.
Ruckartig stand sie dann jedoch auf, die Augen noch immer zusammengekniffen, bis sie das Fenster vor sich hatte, und ging langsam die zwei Meter hinüber, um Ian klarzumachen, dass sie nicht vorhatte, den Raum zu verlassen. Und dann stand sie wieder einmal da und blickte hinaus auf Coruscants Skyline, ein Anblick, der so vertraut war. Aber Sicherheit? Nein. Auch Coruscant konnte ihr keine Sicherheit mehr geben, und langsam wurde ihr klar, dass sie eigentlich nur zwei Möglichkeiten hatte. Beide gefielen ihr nicht, eine weniger als die andere, aber sie musste nun Entscheidungen treffen, Entscheidungen, die viel verändern würden. Aber eigentlich... eigentlich war es nicht fair, sie alleine zu treffen.

Hilf mir, flüsterte sie kaum hörbar mit kurz geschlossenen Augen, selbst nicht sicher, an wen diese Bitte gerichtet war. Aber eines war ihr klar - sie brauchte Hilfe und Beistand. Egal von wem.
Eowyn wandte sich nicht zu Ian um, als sie schließlich wieder zu sprechen begann, leise, unsicher, aber hoffentlich deutlich genug.
Ich weiß nicht, was ich erwarte. Ich weiß nicht, ob ich etwas erwarte. Und... ja, ich weiß. Du hast Recht. Mit fast allem. Daher... Sie stockte. Atmete noch ein paar Mal durch, und ließ dann ihre Abschirmung fallen. Es war nicht fair, dennoch fühlte sie sich plötzlich... beobachtet, und sie stützte sich mit den Händen auf das schmale Fensterbrett. Aber... es war nicht fair.
Doch das war nicht das, worauf sie hinauswollte.
Ich... ich würde dir gerne ein Angebot machen. Ich weiß nicht, ob es fair ist. Ich weiß momentan kaum etwas. Ich bitte dich, es mir zu sagen, wenn es das nicht ist. Ihre Schultern strafften sich, und sie richtete sich ein wenig auf. Ich sehe nur zwei Möglichkeiten. Und ich möchte nicht mehr über deinen Kopf hinweg entscheiden - also würde ich dir überlassen, welcher Weg dir der angenehmere ist. Welcher dir lieber ist. Wenn du einen dritten siehst... nur zu. Sie schluckte. Entweder, wir versuchen zu vergessen. Alles, was damit zu tun hat. Ich sage kein Wort mehr, ich schirme mich nicht ab, ich werde so normal wie möglich sein. Kaum umsetzbar. Aber vielleicht... vielleicht war es Ian lieber so. Sie glaubte es nicht, aber so, wie Ian sprach, lag sie ohnehin immer daneben, wenn sie ihn einschätzte, also würde er vermutlich genau diese Option wählen. Oder... Ihre Hände krampften sich um das Brett. ...ich sage dir die Wahrheit. Alles. Von vorne bis hinten. Aber, fügte sie sofort hinzu, bei dieser Variante musst du mir versprechen, dass du mir bis zum Schluss zuhören wirst und nichts unüberlegtes tust. Heute nichts mehr tust. Wenigstens heute nicht mehr. Eine Nacht darüber schläfst. Das war alles, was sie von ihm verlangen konnte. Vielleicht war es sogar schon zu viel, aber... ohne das würde es nicht gehen. Bitte, setzte sie noch leiser hintendran. Eigentlich... war sie nicht in der Position etwas zu fordern. Aber vielleicht würde Ian so verstehen, wie wichtig ihr das alles war.

Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
Coruscant, Jedi-Tempel – Medizinische Abteilung, Labor bei Saal 23 – Talery und Okin sowie NPCs

Okin wusste nicht so recht, was er von dem eben gehörten halten sollte. Er war jedoch scheinbar nicht der einzige dem negativ aufgefallen war, dass von einem Virusprotyp gesprochen worden war. Auch seine Meisterin Talery schien sich ihre Gedanken diesbezüglich gemacht zu haben. Es stand also zumindest einmal fest, dass sich die Jedi Gedanken darüber machten, ob von irgendjemandem ein Virusprototyp hergestellt worden war, auch wenn sie nun zuerst einmal prüfen mussten, was es genau war. Es besteht immer noch die Chance, dass es sich um einen Impfstoff handelt, versuchte sich Okin einzureden. Es wäre ein viel zu schrecklicher Gedanke gewesen, dass jemand absichtlich dieses Grauen auf seine Heimat losgelassen hatte. Wer würde denn Milliarden von Lebewesen bewusst qualvoll zugrunde gehen lassen wollen?

Auf diese Frage schien Talery eine mögliche Antwort zu haben. Sie berichtete von Gerüchten, dass das Imperium dahinter stecken könnte. Der Coruscanti musterte seine gefiederte Meisterin genau. Was konnte man an so einem Ort aus solchen Gerüchten schließen? Es war bekannt, dass die Republik und damit die Jedi mit dem Imperium sowie den Sith verfeindet waren.Wie viel konnte man also hier auf solch ein Gerücht geben. Es wurden vermutlich viele Lügen von Anhängern über das Imperium verbreitet, um weiter die Angst vor dem Imperium zu schüren, aus dessen Fängen man Coruscant eben erst „befreit“ hatte. Okin empfand den Wettstreit zwischen Imperium und Republik als große Last für den ohnehin schon krisengebeutelten Planeten. Es hatten schon viel zu viele ihr Leben für diesen sinnlosen Krieg lassen müssen. Am Ende waren nämlich meist die einfachen Leute wie seinesgleichen die Opfer, die sich weder für die eine noch für die andere Seite interessierten. Er glaubte aber nicht, dass Talery ihn anlog. Zumindest nicht bewusst. Man hört und glaubt nun mal Informationen eher, die bestätigen, was wir ohnehin für die Wahrheit halten.

„Was für Gerüchte sind das?“, fragte Okin daher interessiert nach.

Okin konnte seiner Meisterin nur zustimmen, dass solche Gerüchte meist nicht unbedingt zuverlässig waren. Nichts desto trotz drängte sich Okin die Frage auf, was wäre wenn die Gerüchte wirklich den Tatsachen entsprachen. Okin bemerkte, wie die Wut in ihm hochstieg. Wenn wirklich Leute bewusst dieses Virus auf Coruscant losgelassen hatte, mussten diese Personen zur Rechenschaft gezogen werden. Und er würde dabei helfen wollen, diese Personen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Talery musste Okins Zorn förmlich gespürt haben, weil sie ihn gleich wieder versuchte zu beruhigen, dass er noch keine Schlüsse ziehen sollte. Er vertraute ihr, dass sie ihm wirklich mehr erzählen würde, wenn sie mehr wüsste.

„Danke, dass Ihr mich unterstützt, Meisterin. Ich will es nicht weitererzählen.“ Zumindest momentan wollte er das wirklich nicht. Aber er würde ohne ein Zögern sein Wort gegenüber Meisterin Thropp brechen, wenn es zu Coruscants Wohl war. Davon war aber im Moment nicht im Ansatz auszugehen, insbesondere da er noch viel zu wenig wusste.

„Ihr habt recht. Wir müssen mehr erfahren. Und ich will meinen Teil dazu gleich beitragen.“

Und sein Teil, seine Aufgabe, bestand darin, dass er nun Proben mit dem Bazillometer analysieren sollte. Er verabschiedete sich von Talery, die nun einen Nahmenschen mit den anderen Heilern heilen wollte und machte sich an die Arbeit. Der Psychologe war zuerst mehrere Stunden damit beschäftigt dutzende Blutproben abzunehmen. Er hatte das erst vor kurzem gelernt und brauchte daher dafür etwas mehr Zeit. Als er dann endlich vollgepackt mit den Ampullen zum Bazillometer kam, musste er eine nach dem anderen analysieren lassen. Eine eigentlich ziemlich eintönige und langweilige Arbeit, dennoch war Okin hochmotiviert. Er brannte auf neue Informationen. Er musste mehr über das Virus herausfinden. Nachdem er aber endlich alle Proben, die er für den heutigen Tag eingesammelte hatte, analysieren hat lassen, stand die nicht bedeutend spannendere Aufgabe an, die Informationen der einzelnen Proben miteinander zu vergleichen. Insbesondere da Okin keine Erfahrung in diesem Bereich hatte, wusste er nicht wirklich genau, worauf zu achten war und wie er die Virenstämme am besten klassifizieren konnte.

Nach einiger Zeit fiel ihm aber auf, dass ein nicht zu vernachlässigender Teil an Patienten wie der am Morgen verstorbene Patient sekundäre Infektionen und erhöhte Entzündungswerte aufwiesen. Okin stöberte sich dann auch noch einmal durch die bereits betrachteten Analysen und erkannte, dass nahezu alle Patienten mit diesem Merkmal mit einem bestimmten Virenstamm infiziert waren. Nach längeren Recherchen hatte Okin außerdem die Vermutung, dass insbesondere Menschen oder sehr menschenähnliche Lebewesen betroffen waren. Der Coruscanti erinnerte sich auch, dass Brianna am Morgen den Heiler Ruam zu Schnecke gemacht hatte, weil er scheinbar nicht auf diese Infektionen bei dem verstorbenen Patienten geachtet hatte. Daher überprüfte er auch anhand der Patientenakten, die er sich dann herausgesucht hatte, wer die betroffenen Heiler waren und ob es daran liegen konnte, dass bestimmte Heiler entweder nicht gut genug heilten oder nicht genug darauf achteten. Jedoch schienen Patienten von allen Heilern betroffen zu sein,also selbst Brianna und Talery. Okin erkannte, dass auch der Nahmensch, den Talery heute am Morgen bei der Verabschiedung hatte heilen wollen, von dem entsprechenden Virenstamm befallen war. Um seine Theorie zu überprüfen suchte er seine Meisterin auf.

„Meisterin, ich glaube ich habe etwas wichtiges entdeckt. Ein bestimmter Virenstamm scheint in Verbindung mit erhöhten Entzündungswerten sowie sekundären Infektionen zu stehen, auch bei Patienten bei denen die Machtheilung schon Anwendung fand. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser spezielle Virenstamm das Immunsystem so stark schwächt, dass die Patienten auch nach der Machtheilung noch sehr anfällig für andere Krankheiten sind. Euer Patient von heute morgen (Okin deutet auf den Nahmenschen) war von diesem speziellen Stamm betroffen. Könnt Ihr den Patienten bitte erneut überprüfen?“

Okin war gespannt, ob Talery bereits erste Anzeichen neuer Infektionen feststellen konnte. Wenn er Recht hatte, würde dies mit Sicherheit auch weitreichende Auswirkungen auf die Behandlung haben. Es hieße, dass selbst nach einer erfolgreichen Machtheilung bei manchen Patienten weitere Nachsorge extrem wichtig war. Eventuell musste man die Patienten auch mit Medikamenten weiterbehandeln, um neue Krankheiten zu vermeiden.

Coruscant, Jedi-Tempel – Medizinische Abteilung, Labor bei Saal 23 – Talery und Okin sowie NPCs
 
oruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Okay war das einzige, was Eowyn dazu einfiel und ein treffendes Wort dafür, dass sie ihm beinahe ins Gesicht log. Sie würde ihm gar nichts sagen. Sie war nicht zufrieden mit dem, was er gesagt hatte. Aber welchen anderen Vorschlag sollte er machen? Sie wollte etwas ändern, das ihn kaum störte und das machte es für ihn nahezu unmöglich, ihr eine Hilfestellung zu geben. Es war, als würde sie von einem Farbenblinden verlangen, dass er ihr erklärte, wie rot aussah. Woher sollte Ian das wissen? Doch es war sinnlos das zu erwähnen, er konnte ihr, was das betraf vielleicht wirklich nicht helfen und es war bedauerlich, dass sie einmal mehr glaubte, er nehme ihre Sorgen nicht ernst. Seine Hände aber waren gebunden.

Der weitere Verlauf des Gesprächs wurde nicht besser. Eowyn begann erneut da, wo sie gestern aufgehört hatte, bloß gab sie keine neuen Informationen, sondern wiederholte die, die sie schon gestern genannt hatte. Und jetzt war Ian derjenige, der in Muster verfiel, die er nicht wollte. Jetzt wäre es an ihm gewesen, Eowyn darum zu bitten, ihm dabei zu helfen, nicht die Geduld zu verlieren. Aber eine andere Reaktion war gerade einfach nicht möglich und da war keine kurze Taste, die er drücken konnte, um ein Holo-Video anzuhalten. Da war keine Zeit, lange zu überlegen. Erst, als Ian geendet hatte, war da Zeit und diese… Er schloss die Augen und rieb sich erneut über die Stirn, blieb mit einem mal stehen. All das – würde es jemals enden? Würden sie vielleicht nicht an dem Virus zerbrechen, sondern an all diesen kleinen … Ian wusste nicht einmal wie er sie nennen sollte. Unstimmigkeiten? Diskussionen? Reagierte er falsch oder über? All das war zu kompliziert und es war wie ein dichter Nebel, der dafür sorgte, dass man nichts mehr erkennen konnte. Natürlich, das Beste wäre gewesen zu warten, bis der Nebel sich verzog, aber momentan war es ein Dauernebel, der nicht nur die Sicht, sondern auch das Atmen erschwerte. Jetzt war es ohnehin zu spät. Ian hatte gesagt, was er zu sagen hatte, ob falsch oder nicht und jetzt fühlte er sich erschöpft und müde, kraftlos. So lehnte auch er sich gegen die Wand sah zu Eowyn, die ebenfalls aufgestanden war. Würde sie nun gehen und ihn einfach stehen lassen? Würde nun wieder kommen, dass es für ihn bestimmt besser war, wenn er alleine war? Er würde sie nicht aufhalten, diesmal nicht. Ihr nicht hinterher gehen. Diesmal nicht. Wenn sie jetzt ging, dann würde sie gehen und sie würden sehen, wie und was sie morgen sprachen. Ian war müde. Von diesem Tag, von dem Tag davor. Von diesen ständigen Anstrengungen, die sie beide nicht verdient hatten. Eowyn aber lief nur zum Fenster, sah aus diesem hinaus und schwieg eine ganze Weile, wie auch Ian, der ohnehin nicht wusste, was er nun noch sagen oder tun sollte. Nicht einmal mehr nach Weinen war ihm. Viel eher danach zu schlafen, all das zu vergessen und so zu tun, als hätte es nicht stattgefunden. Oder sich wieder setzen. Essen und so zu tun, als wäre das hier ein ganz normaler Abend, der mit einem guten Essen begann und später, nachdem sie noch lange geredet und gelacht hatten, mit vertrauter Zweisamkeit endete.
Sie war es schließlich, die diese Stille durchbrach. Hilf mir? Hatte er sie richtig verstanden? Ian war nicht sicher, denn sie stand mit dem Rücken zu ihm. Dann aber, sprach sie weiter und erklärte, dass sie weder wusste was oder ob sie etwas erwartet und Ian tat nichts weiter, als ihr zuzuhören. War er ehrlich, wusste er im Augenblick selbst nichts mehr. Nicht einmal, was er jetzt fühlen sollte. Dann machte sie ihm ein Zugeständnis und immerhin, Ian wusste, dass er genau das jetzt nicht brauchte. Sie hatte ein Angebot? Ian konnte nicht einmal die Augenbrauen in die Höhe ziehen, bloß hören, das konnte er. Hören, ohne überhaupt etwas anderes zu fühlen, als Erschöpfung. Ihre Abschirmung fiel und eigentlich hätte ihn all das, was ihm nun entgegen schlug, irgendwie treffen müssen, ihn zurück- oder zusammenzucken lassen. Aber nichts passierte. Als wäre da eine Wall, der nun vor Ian aufragte, um ihn davor zu schützen, zu viel zu spüren. Um ihn davor zu bewahren, Eowyns Schmerz mit dem seinen zu vermischen. Zwei Möglichkeiten? Vielleicht eine dritte, wenn es ihm eine einfiel? Ian schloss die Augen. Was würde nun kommen und wollte er jetzt noch irgendetwas hören? Alles schien nun so viel einfacher zu sein, als zu sprechen. Schlafen. Essen. Selbst Trinken schien mit einem Mal wieder interessant zu werden. Vergessen. War es eine weitere gemeine Ironie des Schicksals, dass Eowyn genau das als erstes nannte? Vergessen. Aber wie sollte er etwas vergessen, von dem er doch gar nichts wusste. Wieder war er farbenblind. Ein Farbenblinder konnte keine Farbe vergessen – er kannte sie nicht.

Vergessen oder die Wahrheit. Von vorne bis hinten. Alles und im Gegenzug wollte sie, dass er sie einfach nur ausreden ließ und nichts Unüberlegtes tat? Hatte er das nicht ohnehin längst versprochen? Aber auch hier, Ian konnte kaum noch etwas spüren.

„Ich will nicht vergessen.“ Die Worte kamen müde, vielleicht tonlos.
„Das einzige was ich will ist, dass du dich zu nichts zwingen musst. Ich werde dich ausreden lassen. Ich werde auch zehn Nächte darüber schlafen. Ich werde nichts Unüberlegtes tun. Ich…“ Endlich kehrte Leben zurück in seine Stimme, „will einfach nur, dass diese ständige Ungewissheit in allen Bereichen aufhört. Eowyn, wenn du es sagen willst und kannst, sag es. Ich werde nichts tun, außer hören. Aber ich will nicht vergessen. Ich kann nicht. Ich werde mich genau hier hin setzen,“ und das tat er, noch während er es aussprach, „und einfach hier sitzen bleiben. Dieses Hin und Her, dieses Auf und Ab, dieses nicht wissen, was mein Gegenüber weiß, ich bin es einfach leid.“ Er konnte das nicht mehr. Wie lange wartete er nun schon auf das Urteil der Republik? Wie viele Gespräche sollte er führen? Wie oft, wie oft sollte er sich noch beweisen? Jetzt auch noch vor Eowyn? Nicht wutentbrannt aus dem Raum zu rennen. „Ich weiß doch ohnehin, dass es etwas mit diesem Agenten zu tun hat und ich sitze immer noch hier.“ Während dieser Drecksack sich vermutlich irgendwo ins Fäustchen lachte. Aber es musste Duval sein. Denn eine Schwangerschaft? War spätestens nach dem, was sie gesagt hatte, zu hundert Prozent auszuschließen.


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Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Sie stand da und wartete mit klopfendem Herzen darauf, wie Ian reagieren würde. Was würde er von ihrem Vorschlag halten, würde er ihn ablehnen, als lächerlich einstufen, ihr erneut etwas vorwerfen, sagen, dass sie keine Bedingungen zu stellen hatte?
Als er dann endlich sprach, erschrak sie beinahe. Er klang... so anders. So... resginiert? Emotionslos beinahe schon... Nicht vergessen. Dann lief es wohl auf Option zwei hinaus, und Eowyn atmete heftig ein. Sie wusste nicht, welche Option ihr lieber gewesen wäre, aber damit hatte Ian entschieden, und sie würde sich an seine Wahl halten, egal, wie schwer es ihr fallen würde.
Sie sollte sich zu nichts zwingen? Eowyn riss sich zusammen, um nicht loszulachen. Sich zu nichts zwingen... sie zwang sich andauernd. Seit Stunden, seit Tagen... Spielte es da noch eine Rolle, sich zu etwas weiterem zu zwingen? Nein, definitiv nein.
Er war sogar so fair, ihr noch die weiteren Punkte, ihre Bedingungen, zu versprechen, und Eowyn nickte leicht. Wenigstens klang er jetzt ein wenig... wacher. Aktiver. Nicht mehr so völlig am Boden zerstört... Aber sie konnte auch seine Frustration verstehen. Er wollte Antworten... und selbst sie verweigerte sie ihm. Aber damit... würde jetzt Schluss sein.
Er wusste ohnehin, dass es etwas mit Duval zu tun hatte... ja, Riuen hatte das angedeutet. Fair genug von Ian, es dann nicht aus ihr herauszupressen...
Eowyn lehnte ihre Stirn an die Scheibe. Von vorne bis hinten. Alles. Wirklich alles. Sie durfte nichts auslassen. Sie musste sich dazu zwingen... egal, was Ian dann von ihr halten würde. Vielleicht... vielleicht war es einfacher, sich vorzustellen, sie würde ihre Gedanken protokollieren. Wie vorhin, als sie den Text für Riuen zustande gebracht hatte. Sie musste Ian ausschließen, aus ihrem Kopf, nicht mehr daran denken, dass sie mit dem Mann sprach, den sie über alles liebte.

Sie schloss die Augen, dachte sich alles hinter sich fort. Sie war alleine... Alleine. Sie zeichnete auf. Sie war alleine. Nur sie und das Aufnahmegerät.
Sie richtete sich auf.

Ich habe Duval vor einiger Zeit eine Nachricht geschickt. Ich wollte noch einmal mit ihm sprechen, ihm noch einmal ein paar Dinge sagen. Ein paar Argumente vorbringen. Gestern dann hat er sich gemeldet, und wir haben uns getroffen. Morgens. Er hat mir zugehört, meine Argumente abgenickt, aber letzten Endes lief es darauf hinaus, dass er einen Deal wollte. Ich habe abgelehnt, als Spion für den NRGD tätig zu sein, aber er bestand auf einen Gefallen, ansonsten würde es einen Prozess geben. Mit Andeutungen, dass der NRGD ihn beeinflussen würde. Ich war mir sicher, dass er diese Möglichkeiten hat - und war mir auch sicher, dass er bei der Drohung, Ian bei der Nichteinlösung zu jagen und umzubringen, nicht bluffte. Ich habe mich dagegen also nicht gewehrt. Ich konnte nicht zulassen, dass Duval und der NRGD Ian zum Bauernopfer erklären. Ich habe einen Fehler gemacht, indem ich alleine zu diesem Treffen ging, aber ich hatte nicht viele Möglichkeiten. Wen kann ich schon einbinden in diese Geschichte...
Ich habe beschlossen, auf die Einlösung des Deals zu warten, aber schon Schritte zu unternehmen. Ich kann mich nicht zu einem Spielball machen lassen. Sobald der Gefallen also gefordert wird, spätestens, werde ich verschwinden. Wahrscheinlich schon vorher, ich habe die Würde einer Jedi ohnehin nicht mehr verdient. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie ich untertauchen kann, ohne Ian zu gefährden. Ich habe begonnen, Geld beiseite zu schaffen und gefälschte IDs in Auftrag gegeben. Für mich und für Ian, sollte er nach alldem noch mitkommen wollen. Ich habe mein Testament geschrieben. Ich habe dafür gesorgt, dass mein Elternhaus in gute Hände gerät. Ich werde klare Linien ziehen, und dann werde ich verschwinden, erst einmal. Und wenn es sicher ist, werde ich dafür sorgen, dass wenigstens Duval keine dunklen Machenschaften mehr ausüben kann. Ich glaube nicht, dass er alleine arbeitet. Und ich werde ihn und die, die hinter ihm stehen, zur Rechenschaft ziehen.

War noch etwas wichtig? Hatte sie etwas vergessen? Momentan fiel ihr nichts ein, und langsam erwachte Eowyn aus der sich selbst auferlegten Abwesenheit, wurde sich Ians hinter ihr wieder bewusst. Ich verstehe, wenn du mich nun verachtest oder hasst, sagte sie schließlich fest, als sie wieder "anwesend" war, während andererseits ihre Hände das Fensterbrett so sehr umklammerten, dass es schon schmerzte. Ian musste sie nun verachten. Und sie würde ihm nie wieder in die Augen sehen können. Wenn du Fragen hast, frage, wenn du willst, dass ich gehe, dann gehe ich. Ich mache, was immer du möchtest. Ich... ich denke, das war es. Alles, was mir einfiel.

Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
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Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Ian spürte den harten Boden unter sich, die Wand an seinem Rücken und am liebsten hätte er, genau jetzt, einfach die Augen geschlossen, sich wie in Kindheitstagen in eine Märchenwelt geträumt, in der alles so war, wie er wollte. In der Dinge geschahen, die er kontrollieren, die er lenken konnte. Ein Happy End wäre auf das nächste gefolgt, alles wäre einfach anders gewesen. Eowyn und er hätten keine dieser Unstimmigkeiten, sie hätten gelacht, sie hätten sich einfach nur geliebt, ohne das der riesige Schatten seiner Vergangenheit und der des Virus über ihnen geschwebt hätte. Ihre Eltern wären noch am Leben gewesen, er hätte längst mit beiden gesprochen, ihnen gedankt. Und Coruscant wäre eine Oase des Lebens gewesen. Die Jedi hätten ihm getraut und vielleicht… ja, vielleicht wäre er unter anderen Umständen – unter seinen Umständen – sogar einer von ihnen gewesen. Aber da war nur der harte Boden unter seinem Gesäß, die harte Wand in seinem Rücken, die Unruhe, die von Eowyn ausging. Da war nichts, als diese Realität, die Ian nicht mehr wollte.

Ian ließ die Augen geschlossen, eine perfekte Idee, vor allem, als Eowyn begann. Der Anfang, er war so vorhersehbar gewesen. Sie hatte mit Duval gesprochen. Natürlich, weil ihr nicht ausgereicht hatte, was er zu dem Agenten gesagt hatte. Weil sie unzufrieden gewesen war. Ihre Welt. Seine Welt. Er habe aufgegeben. Sie hatte sich am Morgen mit diesem Mann getroffen und deswegen die Grüße. Weil Duval erst mit ihr und dann mit ihm gesprochen hatte. Dieser Mistkerl. Dieser elende, dreckige Mistkerl. Er hatte sie erpresst. Er hatte sie erpresst. Er hatte sie allen Ernstes damit erpresst, dass er ihn – Ian, jagen und umbringen würde, wenn Eowyn die Jedi nicht verriet? Ian ließ seine Augen geschlossen, froh darüber, noch immer kaum etwas zu spüren. Bauernopfer. War er das nicht ohnehin? Stand er nicht früher oder später auch auf der Abschussliste des Imperiums? Wie lange würde es dauern, bis sie erfuhren, dass Ian es war, der sie verraten hatte? Opfer. Wie lange würde er ein Opfer bleiben? Den Rest seines Lebens? Ketten. Der Sith Orden. Es war absurd. Es war absurd, sich nicht nur beweisen und gegen innere Dämonen kämpfen zu müssen, sondern scheinbar gegen alles und jeden. Sie hatte Vorkehrungen getroffen und IDs gefälscht? Sie hatte nicht mehr die Würde einer Jedi? Deswegen die zivile Kleidung. Mit einem mal schloss sich der Kreis. Untertauchen, verschwinden, in Angst und Schrecken leben? Sie hatte ein Testament geschrieben? Ein Testament? Hatte seines sie nicht zur Weißglut gebracht, sie davon überzeugt, er habe aufgegeben? Und jetzt hatte sie ihr eigenes verfasst? Informationen. Seit trug eine Information nach der anderen vor, Ian nahm eine nach der anderen auf. Sie sprach emotionslos, er fühlte sich emotionslos. Ihr Elternhaus in guten Händen. Hatte sie es vererbt? An ihren ersten Freund? An ihre beste Freundin? Sie wollte ihr Elternhaus aufgeben? Nun.. wollen. Nein, das begriff sogar er. Als ginge es noch irgendwie darum, was auch nur einer von ihnen wollte. Sie würde Duval und die Leute, die mit ihm dahinter standen, zur Rechenschaft ziehen?
„Was soll das heißen?“, war die erste Frage, die er ihr stellte, die Augen noch immer geschlossen. „Ihn zur Rechenschaft ziehen. Was soll das heißen?“ Information. Noch brauchte er nur Informationen. Noch war da nichts, kein Gefühl, keine Regung. Nichts, er spürte nur den harten Boden unter sich und die Wand an seinem Rücken.


Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
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Va'art. Es war, als wären sie wieder auf Va'art... für einen kurzen Moment erinnerte Eowyn sich genau an die Szenerie. Es hatte geregnet. Wie meistens. Ian, irgendwo auf dem Boden sitzend. Sie, in der Dunkelheit umherlaufend. Sich überlegend, was sie mit den Informationen anstellte, die Ian ihr gerade gegeben hatte, sich bemühend, keine Emotionen an sich heranzulassen, rational zu bleiben. Fragen stellend. Um zu verstehen, was da vor sich gegangen war, um entscheiden zu können. Die Szene lag genau vor ihren Augen, mehr noch, es war, als fühlte sie wieder wie damals. Eine Wegkreuzung... ein Moment, der über das weitere Leben entscheiden würde.
Bloß, dass es jetzt genau umgekehrt war. Sie war diejenige, die ausgefragt werden würde. Und Ian derjenige, der akzeptieren musste, was sie getan hatte - oder es ließ. Ian musste nun entscheiden, wie er mit ihren Taten umging. Und dafür... musste er mehr wissen. So wie sie, in dieser Situation. Sie verstand es. Auch wenn es sie quälte, in der Luft zu hängen, nicht zu wissen, ob das die letzten halbwegs freundschaftlichen Worte waren, die Ian an sie richtete.

Das heißt, dass ich dafür sorgen werde, dass er solche Dinge nicht auch mit anderen durchzieht. Das Fensterbrett war nun ihre letzte Rettung. Ob sie ohne es noch stehen würde? Ich mag vielleicht keine Jedi mehr sein, aber ich bin noch immer ein Schatten, ausgebildet dafür, das Dunkle zu jagen. Und ich werde sein Schatten sein. Ich werde herausfinden, was er tut. Ich werde ihn verfolgen, ich werde in Erfahrung bringen, was er vorhat. Wen er noch erpresst. Mit wem er zusammenarbeitet. Was seine Ziele sind. Informationen sammeln, bis kein Gericht der Welt ihn mehr freisprechen kann. Bis er ruiniert sein wird. Bis er niemandem mehr sein Leben zerstören kann, nur weil er glaubt, sein Weg, die Republik zu schützen, sei der einzig richtige und einzig wahre, obgleich er die Republik zu dem machen wird, was er zu zerstören sucht. Ich werde ihn jagen, ich werde ihn der Gerechtigkeit zuführen - und wenn es das letzte ist, was ich tue. Das bin ich den Jedi schuldig. Und auch sich selbst. Denn Duval würde nicht aufhören, wenn er mir Ian und ihr fertig war. Und sie meinte todernst, was sie sagte. Duval hatte zerstört, was sie sich aufgebaut hatte, mit Mitteln, die ihm nicht zustanden. Es mochte aus Rache motiviert sein, was sie zu tun gedachte, vielleicht, aber spielte das noch eine Rolle, wenn sie keine Jedi mehr war? Sie würde ihn nicht umbringen, sie würde ihn nicht quälen, sie würde ihn schließlich nur zu dem bringen, was er verdiente. Mit kalter Gerechtigkeit. Duval wusste noch nicht, was er da getan hatte, indem er ihr drohte. Er wusste nicht, welchen Feind er sich geschaffen hatte. Er hatte ihr Leben zerstört, ohne mit der Wimper zu zucken, und dafür würde er sich verantworten müssen. Und er würde dies keinem anderen mehr antun. Der NRGD mochte manchmal seltsame Wege gehen, und sie als Schatten konnte es sogar manchmal nachvollziehen - aber seine eigenen Leute zu zerstören, das ging zu weit. Das war nicht die Republik, der sie diente, oder besser gesagt - der sie hatte dienen wollen.
Ob Ian dies ähnlich sah? Würde er es als Rache betrachten? Sie wusste es nicht. Sie wusste selbst nicht, was es war, was sie zu tun gedachte. Aber konnte etwas, das richtig war, falsch sein, nur, weil sie es ganz eventuell aus den falschen Gründen tat? Ja, konnte es - das wusste sie. Aber sie würde ihn nicht töten, sie würde ihn nicht einmal verletzen, wenn es möglich war. Sie würde ihn schlicht und einfach vor Gericht bringen und keine Selbstjustiz üben. Irgendjemand musste es ja tun - wer hatte sonst einen Blick über die Geheimagenten, die aus dem Ruder liefen?

Die Sonne ging langsam unter, bemerkte sie, und wunderte sich, dass sie nun überhaupt über solche Dinge nachdenken konnte. Vielleicht tat sie es, weil dies immer die für sie faszininerendste Zeit auf Coruscant war - die Lichter, die sich in den Fenstern brachen, das Orange, das die für viele so hässliche Stadt überzog. Vielleicht auch, weil es sinnbildlich für das war, was sie gerade fühlte. Sie ging unter. Ihr Licht schwand,
sie verschwand, ohne, dass sie es wollte, ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte. Aber sie würde nicht erneut aufgehen. Sie würde dort unten bleiben. Was sie tun würde, wenn Duval schließlich seine Strafe bekam? Sie wusste es nicht. Aber spielte das überhaupt noch eine Rolle?

Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
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Sie würden ihn verfolgen, Duval jagen, als ausgleichende Gerechtigkeit dafür, dass es doch eigentlich genau das war, was er Eowyn angedroht hatte? Endlich fand Ian die Kraft dazu, den Kopf zu schütteln, nicht so vehement, wie es vielleicht hätte sein sollen, sein müssen, aber er schüttelte den Kopf und öffnete die Augen. All das, es war... Es gab kein Wort dafür, was es war. Anstregend. Beklemmend. Beängstigend. Frustrierend. Zu viel. Es war einfach zu viel.
"Geht es eigentlich ständig und immer wieder nur darum, dass irgendwer ein Leben ruiniert? Jagen und gejagt werden? Geht es immer darum, Ungerechtigkeit, mit vermeintlicher Gerechtigkeit zu beantworten um am Ende doch nur ungerechnet zu sein? All das... Ich, Eowyn, ich bin all das so leid." Sein Werdegang als Sith, war es nicht das gleiche gewesen? Die Überzeugung davon, das richtige zu tun? Um am Ende bloß einen Fehler nach dem anderen zu begehen?
"Ich dachte, dass es aufhört. Ich bin nach Nar Shaddaa geflogen, damit es aufhört, ich wollte, dass all da aufhört, dass ich nicht mehr an morgen und nicht mehr an gestern denken muss. Ich würde, wenn ich nur könnte, dafür sorgen, dass es diese verfluchte Macht nicht mehr gibt, dass ich sie nicht einsetzen kann, dass sie keiner mehr einsetzen kann. Und wäre das richtig? Nein! Ich bin das alles so leid." Jetzt regten sich die ersten Emotionen in Ian, jetzt brachen die ersten Gefühle durch, eine verzweifelte Wut, die nur die Trauer hinter all dem verbarg.
"Ich habe dem Imperium vertraut und es hat mich enttäuscht, ich hatte auf die Republik gehofft, noch vor dem Imperium, ich habe auf mich vertraut und all das, jedes Mal ist es, als würde das verfluchte Kartenhaus das ich mir aufbaue, zusammen brechen. Und ich weiß, würde ich es festem Material bauen, würde es standhalten, aber da ist kein verdammtes, verfluchtes festes Material. Da ist irgendein verfluchtes Zeug, dass schon dann zusammenbricht, wenn man es anhaucht." Was sollten sie tun? Den Orden verlassen? Untertauchen? Was sollte er tun? Brav in einem Haus sitzen, besser noch in einer heruntergekommenen Bude um abzuwarten, was Eowyn wann und wie erreichen würde? Sollte das ihre Zukunft sein? Eine Zukunft, die Eowyn damit verschwendete, einer persönlichen Rache nachzugehen? Nichts anderes war es, wovon sie hier gerade sprach. Persönliche Rache.
"Duval ist einer der Unrecht begeht, einer von vielen, na und? Er will mich töten und jagen? Na und?" Jetzt sah Ian in Eowyns Rücken, sah durch sie hindurch.

"Als würde das eine Rolle spielen. Als würde all das überhaupt eine Rolle spielen. Er wird nicht der einzige sein, der mich jagen und tot sehen will. Da wird früher oder später das ganze Imperium sein." Alles wiederholte sich.
"Meine Brüder haben mich gejagt, wenn sie Lust darauf hatten, mein Vater hat es getan, welche verdammte Rolle spielt das überhaupt noch?" Aufgeben. Wenn da gerade eine Klippe war, wenn da nur noch ein Schritt fehlte. Würde er diesen Schritt gehen? Würde er diesen verdammten Schritt gehen, damit es endlich aufhörte? Aufgeben, so wie Eowyn vermutet hatte? Nein, nein, das würde er nicht tun. Das würde er verdammt noch mal nicht tun.
"Ich werde nicht zulassen, dass dieser Drecksack," und es war ihm egal, dass er dieses Wort laut aussprach, "dafür sorgt, dass du deine Prinzipien verrätst, Eowyn." Das hier war der Ort, an dem sie sein wollte, sie hatte es mehr als einmal gesagt. Zumindest, wenn er so wäre, wie er früher einmal gewesen war. "Du willst, das er seine gerechte Strafe bekommt? Dann melde den Vorfall. Du willst, dass du eine würdige Jedi bist? Dann sprich mit dem Rat darüber. Aber mach aus dieser Sache keinen persönlichen Rachefeldzug und nähere dich nicht seinen Methoden an. Wenn es Gerechtigkeit ist, die du willst, müsste ich der erste sein, der morgen sein Leben verliert. Denn wenn die Opfer, die ich zurückgelassen habe, forschen und herausfinden, wer dafür verantwortlich ist, das sie nun auf sich gestellt sind, haben auch sie Grund, mich zu hassen und zu jagen."
Erkannte sie denn diesen Kreislauf nicht? "Einer begeht ein Unrecht und daraus erfolgt eine verdammte Kette. Ich mache da nicht länger mit. Ich mache da nicht länger mit!" Er war nicht hier her gekommen um diese Spirale fortzusetzen.
"Ich hätte auf Va'art bleiben können. oder schweigen, aber ich habe das nicht getan und wenn ich eins verstanden habe dann, dass Alleingänge nicht richtig sind." Hatten sie nicht dafür gesorgt, dass vieles so verfahren geworden war?
"Du bist nicht nur den Jedi etwas schuldig, sondern dir selbst. Und was du dir schuldest ist aufzuhören mit Dingen, die dafür sorgen können, dass du dich nicht mehr im Spiegel betrachten kannst. Duval soll auffliegen? Das wird er, wenn du meldest, von mir aus, wenn du weitere Vergehen sammelst. Aber, Eowyn," und jetzt stand Ian doch auf, "mach das nicht wegen der Ungerechtigkeit, die er uns antut, das wäre nicht richtig."
Sie musste das das selbst wissen, sie wusste das doch selbst. "Ich meine, was willst du tun? Ihn jagen? Informationen sammeln? Und dann? Was ist dann mit mir? Was tue ich? Mich verstecken? So lange fliehen, bis du ihn dran bekommst?" Wenn es nicht gelang, was dann? Wenn Eowyn aufflog, was dann? "Duval sitzt nicht am längeren Hebel, nur weil er dich das glauben machen wollte. Er hat auf meinem Schiff versagt." Nein, dieser Kerl konnte nichts tun, nicht, wenn Ian mit Wes Janson gesprochen hatte und ihm von seinem Treffen auf der Nightmare gesprochen hatte. Noch weniger, wenn auch Eowyn sprechen würde.


Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
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Ungerechet? Sie wäre ungerecht, wenn sie Duval überführen würde? Sah Ian nicht, weshalb sie diese Pläne hatte? Dass sie diese Pläne nur schmiedete, weil ihr nichts blieb, wenn sie die Jedi verlassen hätte? Dass dies die letzte Sache war, die irgendwie noch ihre Aufgabe wäre? Und weshalb, weshalb hängte er sich so an diesem letzten Plan auf, ignorierte alles andere, weshalb war ihm dies so wichtig, etwas, das doch nur eine Folge war, eine Konsequenz, aus dem, was vorangegangen war.
Und ob es falsch wäre, die Macht auszulöschen... Vielleicht, vielleicht wäre es nicht so falsch, doch was würde es nutzen? Letzten Endes würde es genauso Kriege geben, Leute, die sich über andere erhoben, manche, die dachten, sie seien etwas besseres als andere. Ob es falsch wäre, sie konnte es nicht sagen, aber... es wurde nichts ändern. Kein kleines bisschen.
Aber sie spürte nun, obwohl sie versuchte, alles auszublenden, wie Ians Emotionen ihn überrollten. Wut... eine Wut darüber, dass alles, alle, nun auch sie, in die gleiche Kerbe schlugen? Sie konnte sich vorstellen, wie er sich fühlte. Nein, eigentlich nicht, aber sie hatte eine Ahnung. Immer, wenn Ian jemandem vertraute... und sie selbst gehörte nun auch dazu. Sie hatte ihn nie so hintergehen wollen. Aber noch immer wusste sie nicht, ob eine andere Handlungsweise besser gewesen wäre. Vielleicht würde sie es irgendwann wissen, in ein paar Jahren... Es tat weh, nun in einer Reihe mit dem Imperium und der Republik für Ian zu stehen, aber Eowyn wusste, dass sie es sich selbst zuzuschreiben hatte. Sie hätte sich gewünscht, für Ian ein Fels zu sein, festes Material, auf dem er etwas aufbauen konnte... aber sie hatte sich, einmal wieder, überschätzt.


Und so, wie Ian es sagte, klang es, als ob sie ohnehin keine Zukunft gehabt hätten. Wenn das ganze Imperium hinter einem her war... was machte dann ein einzelner Mann? Vielleicht hatte er Recht. Doch für Eowyn machte es auch einen Unterschied. Die Arme des Imperiums waren lang, aber sie kamen nicht überall hin. Doch wenn auch noch eine Bedrohung aus dem Innersten der Republik hinzukam... dann würde es unmöglich sein. Für Ian mochte es zum Alltag gehören, gejagt zu werden, doch für sie... nein. Und sie sollte auch noch daran schuld sein, wenn Duval Ian in die Enge trieb? Nein. Das würde sie nicht zulassen.
Sie sollte den Vorfall melden? Ja... sicher. Was würde das nutzen? Letzten Endes würde es nur zum gleichen Ergebnis führen - dass sie die Jedi verlassen würde, dieses Mal nur öffentlich. Es war sogar eine Option, die sie in Erwägung gezogen hatte, für den Punkt, an dem sie die Jedi verlassen musste. Ein Fortjagen in Schimpf und Schande würde vielleicht dazu führen, dass Duval ihren Gefallen für nicht mehr einlösbar hielt, doch es war zu riskant, dass diese Tatsache ihm egal sein würde. Und selbst wenn der Rat sie nicht ausschloss, was sollten sie schon tun? Sie konnten nichts tun. Da war kein Einfluss auf den NRGD, den sie geltend machen konnten. Sie konnten darauf bestehen, einen anderen Verbindungsmann zu erhalten, aber was sonst? Der NRGD würde sicher nicht wegen der Aussage einer einzelnen Jedi und ihres Ex-Sith-Partners Ermittlungen einleiten - erst Recht nicht, wenn die Anweisungen von höhrer Stelle gekommen waren.
Dann aber fuhr Ian unfaire Geschütze auf, und Eowyn zuckte zusammen. Gerechtigkeit... Er verglich sich selbst mit Duval. Vielleicht hatte er auch hier Recht. Vielleicht, woher sollte sie das schon wissen? Sie wusste, es gab einen Unterschied, denn Ian sah seine Fehler und Duval nicht... aber die Opfer interessierte das selten. Und sie wusste auch, dass sie für Ians Freiheit kämpfte, obwohl er sie, rein objektiv, vielleicht nicht verdient hatte - aber auch hier gab es einen Unterschied, denn sie hatte recherchiert, und für Ians Taten konnte ihn einzig und allein das Imperium zur Verantwortung ziehen... Aber dennoch hatte er Recht, in gewisser Hinsicht, aber das machte es nicht besser. Nein. Das machte es nur viel, viel schwerer...
Er war vehement damit, dass er das Spiel beenden würde, und damit war deutlich für Eowyn, dass er, wie sie vermutet hatte, sie nicht begleiten würde. Keine Alleingänge... Aber sie hatte niemals etwas anderes getan als Alleingänge. Nie etwas anderes gelernt. Sie kannte nichts anderes, und für einen Moment sah sie das Gesicht ihrer Rektorin vor sich, ernst, sie ermahnend, betonend, wie wichtig der Gemeinschaftssinn war, und dass sie ihn lernen musste, sonst würde sie es früher oder später bereuen. War dies der Moment? War dies das "später"?

Seine nächsten Worte trafen sie im Magen, es war, als würde er sich verdrehen. Aufhören mit diesen Dingen... sich nicht mehr im Spiegel betrachten. Aber das hatte schon längst begonnen. Nicht im wahren Sinne, aber im übertragenen. Sie konnte Ian nicht ansehen, sie konnte sich selbst nicht in Jedi-Kleidung sehen. Sie konnte sich selbst nicht mehr ausstehen, doch daran würde nichts, was sie jetzt noch tat, etwas ändern. Sie wusste, was sie getan hatte, und wozu sie fähig war. Alleine diese Tatsachen genügten. Es hatte mit Kyran begonnen, und es würde hier nicht enden. Und Duval würde nicht einfach auffliegen, nur, weil sie ihn meldete. War nicht Ian sonst derjenige, der die Sachen realistisch sah? Wo war
sein Misstrauen in die Gerichtsbarkeit?
Und wenn Ian mit ihr kam, wenn er wirklich wollte, dass sie Duval in Ruhe ließen, dann würde sie es tun. Ansonsten... sie besaß Kontakte. Da war Marrev, der ihr aushelfen würde, bis sie fort war. Aber letzten Endes lief es wohl darauf hinaus - saß Duval am längeren Hebel oder nicht? Eowyn glaubte daran. Ian nicht. Und dieser Punkt war es, der daraüber entschied, wie ernst seine Drohung zu nehmen war...

Sie stand da, mittlerweile fürchterlich verkrampft, wagte es kaum, zu atmen oder eine falsche Bewegung zu machen. Was sollte sie schon tun? Ian hatte Recht mit so vielem, und sie sah vieles doch so anders. Und warum redete er so viel über das weitere Vorgehen, über das Vorgehen wenn sie fort war, wenn es doch das unwichtigste von allem war? Es war ihr Plan, ja, weil sie nicht wusste, was sie ohne die Jedi und ohne Ian später überhaupt tun sollte. Aber das, weshalb sie sich schämte, das, weshalb sie sich so furchtbar fühlte, waren doch völlig andere Dinge...

Es tut mir Leid, dass du dich nun auch nicht mehr auf mich verlassen kannst, sagte sie schließlich leise. Sie wünschte, sie könnte es ändern. Aber Vertrauen bekam man nicht einfach so, und sie hatte ihres verspielt. Und ich werde meine Prinzipien nicht verraten. Nicht mehr, als ich es nicht schon längst getan habe. Das ist der Grund, weshalb ich gehen muss. War es wirklich Rache, was sie vorhatte? Eowyn war sich da nicht sicher. Ja, es spielte mit hinein, vielleicht... Aber was blieb ihr? Was? Sie würde noch eine Aufgabe zu erledigen haben, und die würde sie erfüllen. Ich bin mir nichts schuldig, Ian. Ich bin dir etwas schuldig, und den Jedi. Vielleicht auch noch vielen anderen. Aber mir? Eowyn schüttelte den Kopf. Auch das hatte sie längst verspielt. Jetzt galt es nur noch, das, was sie getan hatte, aufzuräumen. Er wird weitermachen, selbst, falls ich irgendetwas melden sollte. Der Rat hat keinen Einfluss auf den NRGD. Ich weiß das. Aber... Sie war müde. Sie konnte es nicht mehr ertragen, obwohl sie wusste, dass sie schuld war. Sie würde sich alles anhören, was Ian zu sagen hatte, auch, wenn er noch weiterreden würde. Weil er es verdiente. Aber nutzte es noch irgendetwas? War es nicht ohnehin aus und vorbei? Aber wenn du mit mir kommen würdest, was völlig absurd war, dann würde ich mich daran halten, was du willst. Ich würde ihn in Ruhe lassen, wenn es das ist, was du wünschst. Nur... Eowyn atmete laut aus und lehnte ihre Stirn wieder ans Fenster, bewegte sich zum ersten Mal seit längerem. Nur glaube ich einfach nicht, dass du es tust. Und was bleibt mir dann noch zu tun? Es war der vermutlich größte Fehler ihres Lebens gewesen, diesen Raum zu betreten und auf Duval zu warten, aber sie konnte ihn nicht mehr ändern. Aber darum... Ganz sachte und mühsam schüttelte sie den Kopf. Darum geht es doch gar nicht. Wenn du meinst, es macht irgendetwas weniger schlimm, von dem, was ich getan habe, wenn ich Duval laufen lasse, dann werde ich das tun. Es ist die Vergangenheit, die mir Leid tut, und nicht die Zukunft. Und es war die Vergangenheit, die sie nicht mehr ändern konnte. Die Zukunft war in Bewegung. Wenn Ian sie für ihre Pläne verurteilen wollte, dann sollte er es tun. Für sie aber war die Vergangenheit etwas, das felsenfest in sie hineingebrannt war. Etwas, für das sie sich ewig verachten würde.

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„Hör endlich auf damit,“ kam vehement und plötzlich, nicht wütend, aber doch eindringlich und vielleicht, doch, vielleicht mit eine winzigen Nuance Wut darin. „Hör auf, dich für Dinge zu entschuldigen, von denen du nicht einmal weißt, ob ich sie dir übel nehme oder nicht und Eowyn, wann hörst du endlich damit auf, mir ständig irgendwelche Dinge anzuhaften? Ich bin der, der dich nicht versteht, ich bin der, der dich nicht ernst nimmt, ich bin der, der aufgegeben hat, ich bin der, der unserer Beziehung ein Ablaufdatum gegeben hat, ich bin der, der sich nicht mehr auf dich verlässt. Hör auf damit!“ Ian konnte all diese Sätze, die ihm etwas überstülpten, das so ungerecht war, nicht länger hören – aber sie hörte nie auf damit. „Kannst du einfach nur eine Vermutung äußern und mir wenigstens ein kleines Bisschen Spielraum geben? Kannst du das?“ Ian atmete laut aus, seufzte, schüttelte den Kopf und rieb sich, nun doch wieder unruhig hin und er laufend, die Stirn.
„Du musst gehen, du bist schuldig, du bist keine würdige Jedi… Hast du vielleicht einmal eine Sekunde daran verschwendet zu überlegen, wie andere das sehen könnten? Wie ich das sehe? Wie es der Rat sehen könnte, wenn du ihm die Chance geben würdest, wenn du mit ihm sprechen würdest?“ Ständig schloss sie irgendwelche Dinge aus, war überzeugt von diesem und jenem – vor allem von ihrer eigenen Unfehlbarkeit.
„Hast du mit dem Rat gesprochen um zu wissen, dass er nichts tun kann? Nein, das hast du nicht, du behauptest etwas, von dem du überzeugt bist, ohne es überhaupt überprüft zu haben. Warum? Um dich selbst zu bestrafen? Um dich nur noch weiter davon überzeugen zu können, dass du als Jedi versagst und nur versagen kannst?“ War das eine Art Selbstkasteiung dafür, dass Winter beinahe gestorben war? „Duval ist nicht der NRGD, er ist ein Mitglied davon!“ Ein verlängerter Arm, einer von vielen. Ein Agent.


Wenn er mit ihr kam, würde sie tun, was er wollte? Ian starrte sie an und am liebsten wäre er zu ihr gegangen, hätte sie an den Schultern gepackt und sie zu sich umgedreht, damit er ihr in die Augen sehen konnte. „Hörst du eigentlich, was du da sagst?“, wollte er dann wissen, erhob seine Stimme nicht.. „Weißt du eigentlich, was du da sagst? Was glaubst du, wer oder was ich bin? Das ich dir Befehle geben werde? Das ich sage ‚Eowyn, jetzt kochst du mir, Eowyn, jetzt schläfst du mit mir, Eowyn, jetzt putzt du das Raumschiff?‘ Ist es das?“ War sie noch bei Trost? War es das, wozu Duval sie gebracht hatte? Zu kuschen? Dieser Dreckskerl!
Um was geht es dann, Eowyn? Um was geht es?“ Hatte er nicht eben schon festgestellt, dass es zu viel war? Nun war es viel zu viel. Er konnte dagegen nicht ankommen. Gegen ihre inneren Dämonen – sie musste das tun, aber es schien, als wäre sie diejenige, die aufgegeben hätte.
„Du wolltest wissen, was du ändern sollst? Dass du dich selbst fertig machst. Das du dich in einer Schuld verlierst, die du dir alleine aufbürdest. Eowyn,“ wieder wurde Ian eindringlich, diesmal nicht ohne Verzweiflung, „ich bin hier her gekommen, weil ich dich liebe und glaubst du, das ändert sich alle fünf Minuten?“ Was sollte er tun? Was sagen? „Rede mit dem Rat, ich flehe dich an, sprich mit dem Rat und sag ihm, was geschehen ist, vielleicht reagieren sie ganz anders, als du denkst, vielleicht können sie dir helfen. So wie mir Joseline und Sarid Horn geholfen haben. Eowyn, bitte, ich… rede mit dem Rat!“


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Eowyn zuckte zusammen, zog den Kopf ein. Ians Worte kamen heftig, sie hatte nicht damit gerechnet. Das hatte sie nicht gewollt...Sie gab sich solche Mühe, ihm keine Taten in die Hände zu legen. Aber hatte er nicht gesagt, dass alles zusammenfiel, jedes Kartenhaus, das er baute? Weil er kein festes Material hatte? Was hatte er sonst damit ausdrücken wollte? Er musste in klareren Worten sprechen, wenn er nicht wollte, dass sie etwas in seine hineininterpretierte... Woher sollte sie wissen, was er meinte? Er sprach in Rätseln, warf ihr vor, zu interpretieren... Aber was sollte es...
Und was interessierte es
sie, wie andere es sahen? Das waren Dinge, die sie betrafen, nur sie, vielleicht noch Ian, aber in erster Linie betraf es sie alleine. SIE musste wissen, ob sie sich schuldig fühlte. SIE musste wissen, ob sie eine gute Jedi war. Ob sie damit leben konnte. Und das konnte sie nicht. Was ging es sie an, wie der Rat es sah? Sonst fand Ian es nicht so schlecht, dass sie sich nicht dafür interessierte, was andere von ihr hielten, nun aber sollte sie sich damit abgeben? Eowyn schüttelte verzweifelt den Kopf. Es war so absurd. So absurd! Interessierte es ihn nicht, wie sie sich fühlte? War das nicht wichtig?
Und sie
brauchte nicht mit dem Rat reden, bei der Macht, sie wusste, wie weit die Befügnisse der Jedi gingen, sie war eine, sie war ein Schatten, sie wusste, was möglich war. Und Duval würde vom NRGD gedeckt werden. Sie wusste, wie der NRGD spielte. Das ging so viel weiter... ein kleines Lichtlein wie sie würde durch eine simple Aussage nichts ändern können. Nichts. Im Gegenteil, sie würde etwas offenbaren, sie würde einen taktischen Vorteil aufgeben. Sie musste jeden Schritt so genau bedenken, sie konnte nicht einfach wahllos Dinge erzählen.
Sie bestrafte sich nicht selbst! Wie konnte Ian so etwas sagen? Eowyn kniff die Augen zusammen, um sich in eine vermeintliche Dunkelheit zu flüchten, und ließ das Fensterbrett los - nur, um gleich darauf die Hände zu festen Fäusten zu ballen und sie darauf abzulegen. Wie sehr wünschte sie sich, dass all das nicht geschehen wäre! Aber verdammt, was sollte sie nur tun, was? Ians Vorwürfe, so gerecht sie auch waren, so sehr sie sie aussitzen würde, sie waren... sie waren zu viel. Sie waren mehr, als sie ertragen konnte.

Und so hatte sie ihre Worte nicht gemeint! Sie hatte ihm entgegenkommen wollen. Sie hatte Ian sagen wollen, dass seine Meinung zählte... dass ihre Pläne nicht in Durastahl gemeißelt waren. Dass er ein Stimmrecht hatte. Dass sie eben NICHT bestimmte, was sie wollte. Dass sie nicht alleine entschied. Aber egal, was sie sagte, sie wählte die falschen Worte. Sie konnte es ihm nicht recht machen.
Mit aller Macht drängte sie die aufkommenden Tränen zurück, richtete sich versuchsweise etwas auf. Sie hatten hier nichts verloren, sie würde nicht weinend vor Ian stehen, um sein Mitleid zu erhaschen - und er würde es merken, wenn sie weinte, spätestens an der Stimme.

Mit dem Rat reden... Es würde nichts nutzen. Nichts. Es würde alles, im Gegenteil, nur schlimmer machen. Sie wusste es, auch wenn Ian ihr vorwarf, zu schnell mit einem Urteil bei der Hand zu sein. Aber der Rat konnte ihr nicht helfen. Was sollte er schon tun? Duval aus seiner Position entheben, ja, aber was würde das nutzen, was? Aber wenn sie nun wieder verneinte, dann würde Ian noch wütender werden. Er würde denken, seine Meinung interessierte sie nicht... Aber sie konnte ihn genauso wenig anlügen. Sie konnte nicht sagen, dass sie es tun würde, um es dann zu lassen...
Ich kann's dir nicht versprechen, presste sie schließlich heraus. Ich... ich werde noch einmal in Ruhe darüber nachdenken. So weit konnte sie gehen, aber keinen Schritt weiter. Und wer wusste das schon... vielleicht brachte eine erneute Denksitzung hier tatsächlich andere Erkenntnisse. Sie konnte es nicht ausschließen.
Aber was alles andere anging...

Ich wollte dich einfach nur einbinden, fuhr sie leise fort. Ich wollte dir zeigen, dass du mir wichtig bist. Ich... ich wollte dir sagen, dass ich meine Meinung ändern kann, wenn du darauf bestehst. Dass meine Pläne momentan... einfach darauf ausgerichtet sind, dass ich alleine bin. Es war nicht fair, ihr anderes vorzuwerfen, aber das würde sie Ian nicht sagen. Genausowenig war es fair, ihm all diese Dinge zu sagen.
Ihre Fäuste waren mittlerweile so verkrampft, dass sie sie kaum mehr auseinanderkriegen würde, wenn sie es versuchte, und das war es auch, was sie fühlte. Sie war eingeengt. Zwischen ihren Gefühlen, zwischen Ian, seinen Gefühlen, den Jedi, Duval. Sie konnte kaum atmen, jeder wollte, dass sie anders handelte, doch fragte auch jemand danach, was
sie eigentlich wollte? Nein. Sie hatte all das nicht gewollt... Aber jetzt, da sie es akzeptierte, da sie versuchte damit zu leben... war alles falsch.

Es geht darum, was ich getan habe, Ian, meinte sie dann gepresst und atmete schwer. Der Druck auf ihre Brust nahm zu. Ich habe die Jedi verraten und dich. Ich habe mich selbst verraten. Ich habe meine Gefühle und Wünsche über das Recht gestellt. Ich kann nicht mehr klar denken. Ich mache Fehler. Ich habe Duval gewähren lassen. Aber ja... vor allem habe ich die Jedi verraten. Und das schlimme ist, dass ich es genauso wieder tun würde. Sie holte kurz Luft. Eigentlich sollte Ian das Folgende selber sehen... Es geht nicht darum, was der Rat von mir hält. Zumindest nicht in der Hauptsache. Es geht darum, was ich von mir halte. Und ich halte mich für keine akzeptable Jedi mehr. Ganz einfach. Noch mehr, sie hielt sich für eine Schande für die Jedi, aber würde er das verstehen? Müde fuhr sie fort: Es ist keine Schuld, die ich mir aufbürde, Ian, es ist eine, die ich fühle und die existent ist. Wie oft hatte sie ihm schon gesagt, dass er für das Virus nicht verantwortlich war? Und hatte er es eingesehen? Nein. Wie konnte er ihr dann vorwerfen, dass ihre Schuld nicht existierte? Es war... nicht fair. Aber auch das würde sie ihm nicht vorhalten, denn hier ging es nicht um ihn und seine evetuellen Fehler.
Mittlerweile kraftlos öffnete sie langsam die Fäuste, nicht, ohne sich weiterhin auf das Fensterbrett zu stützen, und lehnte sich mit der Stirn wieder an die Scheibe. Sie wollte momentan nichts lieber wie fort von hier... aber sie wusste genau, würde sie jetzt gehen, dann war es vorbei. Sie musste das hier durchstehen, irgendwie. Ian hatte das verdient, und sie... vielleicht sogar auch...


Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
Coruscant-Jedi-Tempel- Medizinische Abteilung- Labor bei Saal 23- mit Brianna und NPCs

Brianna war wirklich eine amazonengleiche Kriegerin und welche Entschlossenheit in ihr steckte bewies sie, als sie den Nutzen der "mentalen Nachrichten" verteidigte. Bailee fing an zu grinsen.

"Ich glauben, wenn ich mit egal wem auf nen Sith treffe, brauch ich weder mentale Kurznachrichten, noch mein Comlink. Beides wär wahrscheinlich ziemlich schnell....unnötig. "

Wahrscheinlich wär sie einfach tot, bevor sie irgendwas auch nur in Erwägung ziehen konnte. Sie hatte schon von den Sith gehört. Sie gehörten wohl zu der Sorte Lebenwesen, deren Aufmerksamkeit man besser nicht auf sich zog. Aber ein Frachter mit medizinischen Geräten war relativ sicher vor Angriffen aus dieser Richtung. Darum fand Bailee die Vorstellung wirklich überaus amüsant.

"Aber dass diese Nachrichten persönlicher sind, glaub ich dir aufs Wort. Persönlicher gehts glaub kaum noch. "

Das Brianna glaubte, dass niemand sie gegen ihren Willen in eine Zwangsjacke stecken konnte zeigte ihr ebenfalls mehr als gesundes Selbstvertrauen und Bailee bewunderte sie dafür. Auch wenn die Nautolanerin keinesfalls unter Selbstzweifel litt, so wusste sie doch wo ihre Grenzen lagen.
Schliesslich kam Brianna wieder auf den Vorfall mit dem sterbenden Mann zu sprechen und steigerte sich regelrecht in die Sache rein.Zunächst nagelte sie sie auf ihre Aussage fest und brachte Bailee so dazu , sich zu verteidigen.

"Natürlich weiss ich nicht genau, ob alle Nautolanerinnen das können. Wie du so schön gesagt hast: Man bindet nicht jedem alles auf die Nase. "

Bailee fand die Ansicht ihrer Freundin zu gleichen Teilen spannend und lustig. Nur als sie sagte, dass ihre Tentakeln ekelhaft waren, wusste Bailee für eine Sekunde nicht, ob sie lachen oder sauer werden sollte. Aber wenn sie sich nicht sicher war, entschied sie sich meistens für ein schiefes Grinsen. Ihre Tentakeln waren überhaupt nicht ekelhaft. Zumindest nicht ekelhafter als Haare. Anschliessend versuchte sie die Aktionen ihres Grossvaters etwas weniger esotherisch zu erklären.

"Das mein Grossvater immer gesagt hat, dass ihn der Blitz aufm Klo treffen wird...da würd ich sagen, dass es ne selbsterfüllende Prophezeiung war. Genau wie bei den Leuten, die einen bestimmten Tag im Jahr als "Pechtag" deklarieren und sich eben an genau jenem dann gleich schonmal nach dem Aufstehen am Bettgestell den Zeh brechen. Von den folgenden Ereignissen, die dem Tag dann seinen Namen geben, mal abgesehen. Sowas gibts. Man muss nur fest genug daran glauben. Oder würdest du denen auch allen unterschreiben, dass sie in die Zukunft sehen können? Gut, ok. Der Fall von meinem Grossvater war schon eindrücklich, da geb ich dir recht. Und mit seinen Patienten...ob du es glaubst oder nicht: Normalerweise gibt es wirklich schon Stunden vorher Zeichen. Zumindest wenn du mal jemanden Sterbebegleitung gibst, der nicht im Koma liegt. Die wollen dann zum Beispiel nichts mehr trinken oder können es sogar nicht mehr. Was aber gern genommen wird, ist ein feuchter Waschlappen, mit dem man die trocken werdenden Lippen befeuchten kann. Oder auch zum drauf rum lutschen, weil der Mund halt auch trocken wird. Und ne halbe Stunde bis 20 Minuten vorher werden die Hände und Füsse kalt, weil sich das Blut schon aus den Extremitäten zurück zieht. Zumindest ist das bei den meisten so. "

Andere Grossväter erzählen ihren Enkeln Geschichten und Märchen. Ihr Grossvater hatte ihr von Sterbeprozessen erzählt. Viele würden das vielleicht als unangemessen erachten, doch Bailee war froh um dieses Wissen. So würde sie zumindest nie hilflos rumstehen, wenn sie mal in so eine Situation kommen sollte. Als Brianna vorschlug, dass Bailee in der Unterstadt nach sterbenden Personen schnüffeln sollte, lies die Nautolanerin die Hände in die Hüfte stemmen und empört gucken. Sie war doch kein Spürhund oder was? Ausserdem hatte sie keine Ahnung, auf welche Distanz sie überhaupt jemanden würde wittern können. Der Mann hier war relativ einfach gewesen, weil es sich um einen geschlossenen Raum handelte. Zwar gab es ein Belüftungssystem, aber das war eher schwach. Draussen wurden Pheromone schnell weg geweht und sie musste schon relativ dicht an jemandem dran stehen, um etwas zuordnen zu können. Zum Glück sah Brianna ein, dass ihre Idee wohl nicht umsetzbar sein würde, also nahm Bailee ihre Hände wieder runter. Als die Jedi schliesslich aber noch ihre Vermutung äusserte, dass ihr Grossvater und sie machtsensitiv waren, liess das Bailee die Echani einen Moment so ansehen, als wäre sie nicht ganz dicht im Kopf. Doch sie wollte ihre gerade neu gewonnen Freundin jetzt auch nicht fragen, ob sie ihr Hilfe organisieren sollte.

"Machtsensitiv? Meinst du nicht, dass das ein bisschen weit hergeholt ist? Man kann das bei meinem Grossvater alles auch mit Berufserfahrung erklären. Er war fast 50 Jahre auf dieser Station tätig, da lernt man einiges. Und was andere Gegebenheiten angeht....Du meinst sicher irgendwas komisches... Ich weiss nicht... Gegen Wände springen gehört nicht dazu, oder? Das wär so das Komischste , was mir mal passiert ist. Ne Treppe runter springen und sich in der Höhe verschätzen. Ich war so ungefähr 15 Zentimeter zu hoch, und da war mir dann der Boden vom oberen Stockwerk im Weg. Hat ne ordentliche Beule gegeben, aber auch Schulfrei für den Rest des Tages wegen ner Gehirnerschütterung. Hätte schlimmer kommen können, aber so war es ja schon fast cool. "

Bailee grinste, bevor sie den Kopf schief legte.

"Aber jetzt mal ernsthaft: Glaubst du das echt oder sucht ihr nur so verzweifelt nach Unterstützung hier? Noch bin ich da. Sag mir, was ich machen soll. Ausser Fotos von dir, meine ich."

Das Fotoshooting war trotz der Aufregung auf der Krankenstation noch nicht vergessen und Bailee bildete sich ein, dass auch Brianna sicher Spass dran hätte.

Coruscant-Jedi-Tempel- Medizinische Abteilung- Labor bei Saal 23- mit Brianna und NPCs
 
Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Ian schloss die Augen, als Eowyn erklärte, ihm nicht versprechen zu können, dass sie mit dem Rat sprach. Das bedeutete, dass sie es gar nicht erst versuchen würde. Da fragte sie, was sie tun sollte und sie schloss es doch aus. Warum wollte sie überhaupt, dass er etwas sagte, auch nur irgendetwas vorschlug, wenn es so einfach für sie war, es abzulehnen? Noch einmal darüber nachdenken? Ja, sicher, um sich weiter zu verfangen, um weiter der Überzeugung zu sein, dass sie richtig lag. Das all das nichts bringen würde. Verzweifelt hob Ian die Hände in die Luft, ließ sie abrupt wieder sinken. Das hier war zu groß für ihn. All das. Bis jetzt hatte sie ihn nicht eingebunden, hatte eine Entscheidung nach der anderen über seinen Kopf hinweg getroffen. Und warum? Aus Angst und Sorge um ihn? Oder auch, weil sie so überzeugt davon gewesen war, das ihre Idee, ihre Methode, die bessere, die richtige war? Lief es nicht auch daraus hinaus? Das sie seine Methode nicht gut befunden und dann eigenmächtig entschieden hatte, das Gespräch mit Duval zu suchen? Das Resultat war glorreich. Wirklich, wirklich glorreich. Sie sorgte sich um Ians Reaktion? Dabei musste Ian sich Sorgen um Eowyns Reaktionen machen. Reaktionen? Aktionen! Sie plante eine Zukunft, die ihn ausschloss, sie wollte ihm zeigen, dass sie ihm wichtig war? Damit, dass sie hinter seinem Rücken irgendwelche Spielchen veranstaltete? Damit, dass sie ihm nicht einmal die Möglichkeit gab, etwas zu entscheiden? Da war doch gar nichts, was er nun tun konnte. Sie hatte ihn vor eine vollendete Entscheidung gesetzt. Geh mit mir – aber das glaube ich nicht, oder bleib hier – davon bin ich ohnehin überzeugt. Das war seine Wahl? Das war ihre Art, ihn einzubinden? Das ergab doch keinen Sinn. Es ergab keinen Sinn, so wenig Sinn. Sollte er wütend werden? Laut? Sollte er Verständnis zeigen? Ian hatte keine Ahnung, war überfordert mit der Situation, überfordert mit Eowyn. Überfordert mit dem, was jetzt überhaupt angebracht war und ja, er war sogar überfordert mit seinen eigenen Gefühlen, die so wenig zuzuordnen waren. Er wollte ihr helfen, aber es schien, als könne er das nicht und am Ende? Am Ende würde es doch nur darauf hinauslaufen, dass sie sagte, er verstünde sie nicht und nehme ihre Gefühle nicht ernst. Je mehr er genau das versuchte, umso eher scheiterte er. Und sie war glücklich mit ihm? Kaum vorstellbar. Warum war er nicht einfach mit ihr verschwunden, als sie das erste Mal genau diesen Vorschlag gemacht hatte? Jetzt, wo Ian endlich glaubte, die richtigen, die moralischen Entscheidungen zu treffen, schien es, als würde ihm das ganz anders zum Verhängnis werde. Nachdenken. Sie konnte nicht mehr richtig denken. Und er? Konnte er jetzt etwas anderes, als unüberlegtes sagen? Dinge aus dem Affekt? Aber was würde sich morgen ändern? Was, wenn Eowyn in einer Abwärtsspirale gefangen war, die aus Schuld und Missbilligung sich selbst gegenüber bestand? Auf Va’art hatte es begonnen. Nein, schon lange davor und es wäre vermessen zu glauben, er könne ihr dabei helfen. Ja, er konnte sie unterstützen. Ja, er konnte sie begleiten. Aber … war es nicht das, was er die ganze Zeit versuchte? Neben dem Virus, neben all der Pflicht? Er konnte nicht mit ihr gehen. Weil es falsch gewesen wäre. Hier war der Ort, an dem er sein musste, um zu Heilen. Hier? Nein. Bastion. Bastion war der Ort, um eine Antwort zu finden, aber auch was das betraf, konnte Ian nicht entscheiden. Es war… er hatte keine Wahl. Hier nicht und bei Eowyn auch nicht, er fügte sich, seit er bei den Jedi angekommen war, fügte er sich ein ums andere Mal. Ein ums andere Mal und für was? Damit Eowyn am Ende ging? Damit sie Duval jagte? Und was dann? Was sollte er dann hier machen? Sie vergessen? Darauf warten, dass man Duval verhaftete? Und dann?

Okay,“ sagte er dann, nach einer schieren Ewigkeit, als seine Beine den Weg zu ihr fanden.
„Es geht darum, was du von dir hältst,“ wiederholte er dann, berührte sie an der Schulter und sie fühlte sich seltsam an, Wie aus Gummi, völlig kraftlos, ohne Spannung. Trotzdem drehte er sie vorsichtig zu sich herum. „Aber darf wenigstens auch zählen, was ich von dir halte?“


Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Ian sagte nichts mehr. Was sollte er auch sagen... Ihre Aussage des Rates betreffend würde ihm wohl eher nicht reichen. Ihre Erklärung... war vermutlich nutzlos oder kam nicht so an, wie sie wollte. Keine ihrer Erklärungen. Sie konnte auch nicht verlangen, dass er sie verstand. Sie hatte ihn mit Informationen vollgeschüttet. Er musste so viel verdauen. Eigentlich... war es Blödsinn, dass sie noch immer hier standen und darüber redeten. Wäre es nicht sinniger, sich ein wenig Ruhe zu gönnen? Nicht, weil sie fort wollte - oh, das wollte sie. Aber wurde es nicht schlimmer, wenn sie nicht erklären konnte? Redete sie sich nicht um Kopf und Kragen? Es war nicht fair, ihn all dem auszusetzen. Und sie selbst... sie konnte einfach langsam nicht mehr. Oder auch schnell.
Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Atmung, versuchte den Brocken, der auf ihrer Brust lag, fortzuschieben, aber es gelang ihr nicht.
Vielleicht hatte Ian nun genug... oder er resignierte. Oder er wusste selber nicht mehr, wie sie weiterkommen sollten. Die Situation war so verfahren... sie bräuchten Hilfe von außen. Aber der einzige, der über fast alles Bescheid wusste... war Riuen. Wunderbar. Aber vielleicht war er ihre letzte Lösung...

Ian bewegte sich wieder, hörte sie, aber sie konnte nicht einordnen, wo, und dann redete er. Okay. Okay... Okay. Das konnte... alles bedeuten... Da berührte er sie an der Schulter. Sie wollte sich dagegen wehren, ihn abschütteln, ihn von sich stoßen - er sollte nicht an sie herankommen, sie wollte ihn nicht bei sich haben, nicht so nah, erst Recht nicht so sanft, als wäre alles in Ordnung. Aber sie konnte nicht. Da war nichts, was noch Kraft hatte, dagegen aufzubegehren. Kein bisschen Spannung, was sich regte. Sie konnte sich auch nicht dagegen wehren, dass er sie langsam umdrehte, aber immerhin konnte sie die Augen schließen, obwohl sie seine Nähe kaum ertrug.
Durfte zählen, was Ian von ihr hielt? Die Frage war... schwer. Wieso stellte er immer so schwere Fragen? Fragen, auf die sie keine Antwort hatte... oder welche, die ihm nicht gefielen. Natürlich zählte, was Ian von ihr hielt. Natürlich... Aber sie selbst, sie selbst war doch genauso wichtig. Oder sogar wichtiger. Sie wollte nicht, dass sie sich selbst verlor, nur noch darauf achtete, was andere meinten, taten... Ians Frage war außerdem auch nicht ganz fair. Sagte sie "nein"... was bedeutete das für sie beide? Sie würde ihn verletzen, vermutlich... und wusste doch nicht einmal, ob "nein" die richtige Antwort war. Gab es darauf eine richtige Antwort? Vielleicht schon, nur eben keine, die nur aus einem Wort bestand...

Deine Meinung bedeutet mir etwas, Ian, sagte sie schließlich müde und schüttelte ganz leicht den Kopf, senkte ihn dann und öffnete die Augen. Und wird es immer tun. Aber meine... ist sie nicht genauso wichtig? Muss ich nicht am Ende sagen können, dass ich mit meinem Leben klarkomme? Ich weiß es nicht, Ian. Ich... Sie wurde leise. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll, flüsterte sie. Er sollte sie loslassen... Jetzt. Diese Nähe tat so unendlich weh, sie brannte wie Feuer an ihrer Schulter, aber sie konnte ihn nicht abschütteln, er würde es vielleicht falsch verstehen, und sowieso, sie brauchte die Kraft, jetzt, wo sie sich nicht mehr ans Fensterbrett klammern konnte... Sie wich dennoch einen Zentimeter zurück, als ihr alles zu viel wurde, stoppte die Bewegung aber sofort wieder. Falsch verstehen... Er sollte es nicht falsch verstehen. Und sowieso... wo sollte sie schon hin...

Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian

Es war die letzte, die einzige Frage, die ihm noch einfiel. Was hätte er auch sonst noch sagen oder tun sollen? Was? Ian war nicht Tahiri. Ian war nicht einmal ein Jedi – er wusste nicht, wie man mit solchen Situationen umging? Worte. Ja, er konnte Märchen schreiben, aber das hier war kein Märchen. Hier konnte er nur sich selbst steuern, nicht aber seine Umwelt, nicht Eowyn. Reden, Schweigen, etwas tun, nichts tun, alles würde Auswirkungen haben, die er nicht voraussehen konnte. Die nicht in seiner Hand lagen. Ohnmächtig. Ian fühlte sich ohnmächtig und er wusste, dass es Eowyn genauso gehen musste. Er spürte es ja. Doch half dieses Wissen, sich besser zu fühlen? Handlungsfähiger? Nein.

Sir brauchte viel zu lange, um ihm zu antworten, sie fühlte sich viel zu seltsam an, alles was sie ausstrahlte, alles. So, als wäre das hier nicht die Eowyn, die er kannte und vielleicht, vielleicht kannte er diese Eowyn nicht. Aufgegeben. Ja, es fühlte sich an, als hätte sie aufgegeben, als hätte sie sich verloren und Ian? Wie sollte er ihr dabei helfen, sich wieder zu finden? Heute – heute würde ihm das nicht mehr gelingen. Morgen? Wer wusste das schon und wie wenig wollte er die pessimistische Antwort zulassen, die sich in seinen Gedanken längst schon geformt hatte.

Ihre Meinung war wichtig, natürlich, aber war seine Frage damit falsch? Konnte er sie heute noch erreichen? Sie hatte sich bis jetzt immer gegen den Spitznamen gewehrt, den er für sie erwählt hatte und eigentlich, wehrte sie sich eigentlich nicht auch gegen jedes Kompliment, das er aussprach? Natürlich wog ihre Meinung mehr. Tat sie das nicht irgendwie immer? Ihre Meinung, ihre Idee? Beinahe resignierend stellte Ian fest, dass dem so war. Ihre Welt. Ihre Entscheidungen. Ihre Meinung und sie bemerkte nicht einmal, dass sie ihn ausschloss.

„Doch, sie ist wichtig,“ sagte Ian dennoch leise und zwang sich, seine Resignation nicht siegen zu lassen. „Aber manchmal sehen wir nicht klar.“ Er seufzte leise, als er spürte, wie sie sich wand. Was sollte er nun tun? Sie los lassen? Sie weiter festhalten? Da war nicht einmal mehr ein Impuls, da war einfach nur Hilflosigkeit. Kein Zeichen, keine Idee, nichts. Da war ihr Schmerz, der ihn traf, der ihn selbst beinahe lähmte und wenn Ian jetzt auch stark hätte sein sollen – er konnte nicht? Ein Fels in der Brandung. Aber die Wellen waren so hoch geschlagen…
Sie wich zurück, nur wenige Milimeter und da ließ Ian sie los – weil er nicht mehr wusste, was er sonst tun sollte. Weil es sich furchtbar anfühlte.

„Lass uns eine paar Tage verschwinden, morgen. Oder übermorgen,“ sagte er dann, fühlte sich Elend, nicht wegen des Vorschlages, sondern wegen allem anferem. Dieser Ohnmacht. Dieser Angst. „Nur ein paar Tage.“ War das nicht Riuens Idee gewesen? Vielleicht war das seine letzte Hoffnung. Oder ihre? Zeit. Vielleicht brauchten sie Zeit. Vielleicht brauchten sie Zeit. In jedem Fall würden sie heute keine Entscheidung mehr treffen können. Er würde keine Entscheidund mehr treffen können. Keine, die logisch war. Keine, die klug war. Keine. „Irgendwohin, um zur Ruhe zu kommen. Zum Nachdenken. Oder… oder wir suchen Mellah und du fährst allein zu ihr, eine Weile?“ Wenn sie sie überhaupt finden konnten. Wenn. Wie bei allem. Wenn. „Ich weiß sonst auch nichts mehr Eowyn,“ sagte er, voller Bedauern. „Ich weiß sonst auch nichts mehr.“ Heute wusste er weniger als nichts. Nur, dass es zu viel war und Ian sich nichts sehnlicher wünschte, als das nun jemand einen klugen Rat hätte. Eine hilfreiche Idee. Einen Ratschlag. Ob, er wünschte, Halet und Frea würden noch leben. Oder Mellah wäre direkt hier. Für sie, für Eowyn. Denn er schien so ungeeignet, so ungeeignet...


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Ich weiß
, flüsterte Eowyn. Sie sah absolut nicht klar, wenigstens das wusste sie.
Nach ihrer Rückwärtsbewegung ließ Ian sie los, und Eowyn wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte oder nicht. Sie war froh, seine Berührung nicht mehr ertragen zu müssen, aber gleichzeitig... es war Ian. Ihr Ian... Und was, wenn er es falsch verstand? Sie lehnte sich zurück, an das Fensterbrett in ihrem Rücken. Wenigstens etwas Halt...
Aber Ian redete schon weiter. Verschwinden. Meinte er das ernst? Es schien so. Aber wohin sollten sie verschwinden? Hier, auf Coruscant? Ganz fort? Was war mit der Quarantäne? Aber es klang verlockend. Zu verlockend. Ein paar Tage fort, mit Ian, um endlich, endlich die Gedanken zu sammeln, um zu reden, um Dinge zu klären... um Zeit für sich zu haben. So wie jedes andere, normale Paar auch... Mellah besuchen... Die alte Freundin würde sie doch gar nicht mehr wiedererkennen, aber... ja. Es war wirklich verlockend, und Eowyn schloss die Augen, erst Recht, als Ian sagte, sonst auch nichts mehr zu wissen. Wie sollte er auch. Aber fort gehen... konnten sie das? Durften sie das? Sollte sie das heute überhaupt noch entscheiden?

Ich... vielleicht. Ihre Schultern sackten nach unten. Vielleicht hast du Recht. Aber ich weiß nicht, ob es gut wäre, das heute zu entscheiden. Ich glaube... ich glaube das sollten wir morgen tun. Morgen. Wie sollten sie es überhaupt bis morgen schaffen? Sie waren doch beide völlig am Ende. Und dabei... dabei wusste Eowyn nicht einmal genau, weshalb eigentlich. Ian hatte andere Dinge als wichtig erachtet, als sie gedacht hatte. Ihr eigentlicher Verrat... Er hatte ihn beinahe ignoriert. Duval war ihm wichtig gewesen, und auch ihr allgemeines Verhalten. Und dabei war doch eigentlich das die Sache gewesen, vor der sie so viel Angst hatte. Sowie, dass Ian die Abmachung aufkündigen würde. In diesem Sinne war das Gespräch doch eigentlich völlig anders gekommen... Und ihre wichtigen Fragen blieben ungeklärt. Sie hatte sie Ian nicht direkt gestellt. Was vermutlich ein Fehler gewesen war... und bevor sie alles andere auf morgen schoben, da gab es Dinge, die sie einfach wissen musste. Denn... machte es dann überhaupt noch einen Sinn? Gemeinsam fortfahren? Etwas retten, das überhaupt nicht mehr zu retten war?

Aber vorher... Eigentlich wollte sie nicht mehr hier stehen. Es war einfach nur... anstrengend. Vorher muss ich noch etwas wissen. Ich weiß, dass ich nicht fair zu dir war... aber ich brauche diese Antwort. Und wenn du sie mir heute nicht geben kannst, dann ist das in Ordnung. Es wäre schwer zu ertragen, aber er hatte jedes Recht dazu. Ich weiß, dass ich eigentlich nicht das Recht habe, dich zu fragen. Und vielleicht auch nicht, dir noch mehr zu erklären... Aber vielleicht war es nötig. Vorhin... ihr Bericht war unpersönlich gewesen. Vielleicht war das ebenfalls ein großer Fehler. Ich will mich nicht verteidigen, sagte sie leise. Aber ich kann mir niemandem über dich sprechen. Außer mit dir. Ich konnte niemanden mitnehmen zu Duval... ich konnte hinterher mit niemandem reden. Und dabei habe ich es versucht. Ich habe mit Riuen gesprochen, aber er war nun einmal keine Hilfe. Ich hatte Angst... wenn ich mit dir spreche, dass du die Abmachung vielleicht aufkündigen würdest. Natürlich war ich mir nicht sicher... aber was, wenn du es getan hättest? Was, wenn er es noch immer tun würde? Er hatte noch die Möglichkeit.
Eowyn stützte ihre Ellbogen auf das Fensterbrett. Sie wollte einfach nur loslassen...
Vielleicht mache ich Fehler nach Fehler. Ich weiß es nicht. Vielleicht wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mit dem Rat zu sprechen. Sie schloss die Augen. Sie verteidigte sich dennoch. Und dabei wollte sie gerade das nicht tun... Sie wollte eine klare Antwort von Ian. Vergiss die Hälfte davon wieder. Es ist unwichtig für meine Frage. Noch immer sah sie Ian nicht an, auch nicht, als sie endlich zum Punkt kam und tief Luft holte. Glaubst du, du wirst mir überhaupt je wieder vertrauen können? Du musst mir nicht jetzt antworten... vielleicht ist es sogar besser, du tust es nicht jetzt. Nicht aus dem Affekt hinaus. Und sie brauchte eine ehrliche Antwort, eine, auf die sie sich verlassen konnte. Denn ohne sein Vertrauen hatte alles ohnehin keinen Sinn mehr.

Coruscant - Jedi-Tempel – Iowyns Zimmer, Eowyn und Ian
 
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