Cygnus B (Cygnus-System)

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | CSE-Zwölf || imperiale Eingreifgruppe | NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila und „Besatzungsmitglieder“ der „Alièstra“ sowie mehrere Flottensoldaten]

Obwohl sich in relativer Nähe zur „Aliéstra“ ein Kreuzer der Kaloth-Klasse aufhielt, dominierte die cygnische Nebulon B-Fregatte in diesem Moment trotz allem die Situation. Ohne größere Probleme schafften es die Stückmannschaften der Steuerbordseite die winzigen Frachter, die mittlerweile ihre Fluchtversuche eingestellt hatten, in Schach zu halten. Hin und wieder feuerten die Kanoniere zwar noch einzelne Salven ab, aber der große, actionlastige Moment schien für die Mannschaft des alten Kahn alles in Allem schon wieder vorbei zu sein. Dennoch hatte die Schiffsbesatzung in diesen paar Minuten eindrucksvoll bewiesen wie hochwertig die militärische Ausbildung – selbst bei einem so kleinem Staat wie dem Cygnischen Sternenimperium – eigentlich war. Aus Sicht der Imperialen war es demzufolge bloß eine Frage der Zeit bis man das System komplett „befriedet“ hatte.

Noak, der zwischenzeitlich von der Sensorikstation zur Feuerleitstation gehumpelt war, um sich mit dem diensthabenden Offizier kurz abzusprechen, nickte dem Interimskommandanten pflichtbewusst zu als dieser ihn noch einmal mit ganz knappen Worten auf den erhaltenen Befehl hinwies, dass sie all die nicht identifizierten Frachter, die urplötzlich aus dem Asteroidenfeld ausgeschwärmt waren, nicht zerstören sollten, sondern bloß an der möglichen Flucht zu hindern hatten. Jedoch konnte sich der junge Lieutenant nicht vorstellen, dass diese Kleinkriminellen ohne irgendein Opfer tatsächlich eingelenkt hatten – unabhängig von der militärischen Dominanz seitens der Imperialen. Weil er sich aber selbst in diesem (relativ) ruhigen Augenblick nicht mit Lieutenant Commander Devila anlegen wollte, behielt er diesen trotzigen Gedanken für sich.


„Feuerleitstation, Sie haben den Commander gehört“, sagte Noak in Richtung der Feuerleitstation. „Holen Sie uns die ersten beiden Frachter per Traktorstrahler heran. Die Kanoniere sollen trotzdem weiterhin die anderen Objekte im Visier lassen.“ Danach wandte er sich an die Flugleitstation. „Die TIE/D sollen unterstützend agieren, Flight Lieutenant.“

Natürlich schwebte der Theorie nach die Frage im Raum, ob man sich nicht dem Kampf gegen den gegnerischen Kreuzer anschließen sollte – und unter Umständen fragte sich das der eine oder andere cygnische Matrose sogar –, aber zum einen hatte Captain Selgorias ihnen im Vorfeld einen genauen Rahmen zum Agieren gesteckt und zum anderen entsprach das Einsatzprofil einer solchen Fregatte einfach nicht dem Kräftemessen mit irgendwelchen Kreuzern. Die beiden Korvetten der Marauder-Klasse, „Claw of Justice“ und „Diligence“, sowie das corellianische Kanonenboot „Silver Bullet“ konnten es – Dank ihrer Feuerkraft – viel eher mit dem klobigen Klotz aufnehmen, der inzwischen längst den Schutz der schweren Gesteinsbrocken hinter sich gelassen hatte. Jedoch suchte er allem Anschein nach nicht den Kampf mit der nahen Marauder. Nein, in diesem Moment sah es viel mehr nach Flucht aus.

„Kommunikation, geben Sie den Captain Doyle und deren Flottensoldaten Bescheid“, befahl er im nächsten Moment. „Des Weiteren soll die Zweite Wache eine gewisse Zahl ihrer Matrosen als deren Rückendeckung zur Verfügung stellen.“

Noch während die beiden Traktorstrahler zwei Frachter mühelos in Richtung Bug zogen, hoffte der Bakuraner darauf, dass man am Ende nicht auf die Idee kam ihn ebenfalls auf einen der Frachter zu schicken. Denn mit jeder weiteren Minute „lebte“ er sich mehr und mehr auf der betagten „Aliéstra“ ein; bekam ein Gefühl für deren „Macken“. Mit grimmiger Miene blickte er auf den großflächigen Bildschirm. Sollten diese unbedeutenden Schmuggler tatsächlich die Ruhe bewahren und mitspielen, würden die Imperialen keine Probleme haben und könnten sich schnell wieder um ihre eigentliche Mission, das Aufspüren der gescheiterten Entführer – sowie deren Hintermänner –, kümmern. Noak hielt unmerklich die Luft an als der erste Frachter krachendan eine Außenluke andockte.

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| Mittlerer Rand :: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus || Äußerer Bezirk von Kaprala :: Landefeld :: nahe dem Frachter „Revendeur D'épaisseur“ || Norin Leikvold und mehrere ehemalige Bordgenossen sowie Frachtdroiden|

Obgleich er das Leben in tage- und wochenlanger künstlicher Schwerkraft längst gewohnt war und man sich auf der „Revendeur D'épaisseur“ bloß am cygnischen Tagesrhythmus orientierte, brauchte Norins Körper, nachdem er zum Ausladen den klobigen Frachter verlassen hatte, einen Moment, um sich zu „akklimatisieren“. Er atmete erst einmal ruhig durch, während Bordkameraden und mehrere Droiden der Handelsgesellschaft an ihm vorbei stapften. So verließ eine Kiste nach der anderen den überdimensionalen Frachtraum. Manche warfen dem sehr breitschultrigen Menschen, der sich ihnen – aufgrund seiner insgeheimen Tätigkeit für den Imperialen Geheimdienst – nicht als Imperialer zu erkennen gegeben hatte, böse Blicke zu; abfällige Bemerkungen in Hörreichweite fielen sogar, aber daran störte er sich keine Sekunde lang. Mit ein wenig Glück würde er all diese Gestalten in seinem restlichen Leben nie mehr antreffen.

Derweil der Kapitän der „Revendeur D'épaisseur“ und dessen Erster Offizier in aller Ruhe mit dem uniformierten Zollbeamten und dem Hafenmeister sprachen, ließ sich der Imperiale – um nicht allzu sehr aufzufallen – hinreißen doch mit auszuladen. Schwitzend und schnaufend zog er deshalb einige Minuten später ebenfalls einen schwebenden Hubwagen mit allerhand Kisten aus der offenen, recht großen Frachtluke. Hätte man nicht einfacher in das Sternenimperium einreisen können? Obwohl er seit erfolgreicher Beendigung seiner Ausbildung beim Imperialen Geheimdienst schon die eine oder andere Tarnidentität „verschlissen“ hatte, hatte er bisher immer den schweren, steinigen Weg gehen müssen. Vor gut einem Jahr war er auf Druckenwell als Werftarbeiter tätig gewesen; vor etwa einem Monat war er auf Jabiim als Wandererarbeiter gewesen. Seine Vorgesetzten liebten es offenbar ihm solche Tätigkeiten zu zustecken.

Gerade als Norin die vierte oder fünfte Fuhre aus dem Frachtraum schieben wollte, sprach ihn eine menschliche Gestalt an, die lässig gegen den Rahmen der Luke lehnte.
Ian, du kannst das Ding nun stehen und liegen. Ich habe unser Geld. … Schöne, cygnische Credits.“

„Ihr habt eure eigene Währung, Govon?“, grunzte der Imperiale fragend, während er den Hubwagen langsam auf die Rampe schob. „Prägt man auf die Chips auch noch das Gesicht eures Imperators?“

Der Bekannte schmunzelte ein bisschen, löste sich mit dabei einem kurzen Stoß vom Metallrahmen und ging dann rasch neben ihm her. „König, wir haben hier einen König! Du solltest wirklich besser zu hören, wenn der Chef spricht.“

„Hmpf. Ich gebe nicht viel auf Broaz, erwiderte Norin.

Ein lauer Wind wehte über das flache, betonierte Landefeld. Im Hintergrund zeichnete sich deutlich die Skyline der hiesigen Hauptstadt, Kaprala, ab. Riesige Wolkenkratzer wie man sie von Coruscant kannte, gab es hier auf Cygnus B nicht – oder nur in sehr geringer Zahl. Den Mittleren Rand konnte man halt nicht mit den Kernwelten oder den Kolonien vergleichen. Doch Norin, der durchweg kein Gespür für Architektur – oder allgemein für Kunst – hatte, hatte keinen Blick dafür, sondern schob stattdessen lieber den recht schwer beladenen Hubwagen zu zwei wartenden Droiden, die, nachdem sie ihn mit ihren Photorezeptoren gemustert hatten, anpackten. Schnaufend wischte sich der kräftige Imperiale mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Danach nickte er grimmig seinen Begleiter zu und anschließend machten sich die beiden – mit den verdienten Credits in den Taschen – auf in die Stadt zu gehen. Da sie Cygnus erfolgreich erreicht hatten, war nun ihr nächstes Ziel eine unauffällige Hafenkneipe namens „L'Épouse de Marin“.

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[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | CSE-12, Im Asteroidenfeld, Navigationskorridor | imperiale Eingreifgruppe | MAR Claw of Justice | Brücke | Lieutenant-Commander Tej Darran, Brückenbesatzung]



Es dauerte nicht lange, bis in ihm die Erkenntnis gereift war, dass der Kreuzer seinen Plan durchkreuzte und sich davon machte. Tej knurrte und ballte wütend die Fäuste.

"Sir, der Kreuzer flieht, was sind ihre Befehle?", wollte auch sofort Lieutenant Vest wissen.

Der Farghul allerdings war hin und hergerissen. Er konnte dem Kreuzer folgen, versuchen ihn zu stellen und indirekt gegen die Befehle von Captain Selgorias handeln. Oder er folgte den Befehlen und hatte den größeren Spott von Lieutenant-Commander Devila im Nacken.

Auch wenn er ein eitles Wesen war, so erkannte er doch recht schnell, dass es besser war, wenn er seinen Befehlen folgte und den Minenkomplex auskundschaftete.

"Lieutenant Vest, rufen sie die Jäger zurück, der Feigling flieht vor uns! Lieutenant Therston, berechnen sie den Fluchtkurs des Kreuzers und übermitteln sie ihn dann allen Schiffen. Weiterhin möchte ich das Captain Selgorias unser neuer Kurs übermittelt wird: Wir machen uns auf den Weg zu dieser Minenanlage, voller Kraft!", erklärte er nun, nachdem er einmal tief eingeatmet hatte und seine Wut etwas heruntergeschluckt hatte.

Diesmal musste er sich geschlagen geben. Auch wenn er den Karloth ohne weiteres alleine in die Versenkung geschossen hätte.

Währenddessen befand sich die Claw of Justice bereits in der Wende. Auf den Sensoren waren nun wieder die Signaturen der Jäger zu sehen, welche zum großen grünen Punkt, welcher die Marauder symbolisierte zurückkehrten.

Der Rote Punkt des Karloth verschwand hingegen mehr und mehr gen Bildschirmrand, bevor er vollständig verschwunden war.

"Sind alle Daten übermittelt?", wollte Tej sich noch einmal vergewissern.

"Ja sind sie, die Jäger sind auch alle zurück im Hangar!", meldete sich Lieutenant Vest.

"Gut, worauf warten sie dann noch! Auf zu diesem Schrotthaufen der sich Mine nennt!", rief er etwas missmutig.

Ja es stieß ihm ziemlich bitter auf, dass er heute keine gute Beute machen konnte. Aber Befehl war Befehl und seine Zeit würde noch kommen.

Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatten sie eine gute Sicht auf den näherkommenden Minenkomplex.

Es handelte sich um eine größere Anlage, die auf einem zentralen Eisasteroiden verankert war und aus mehreren klobigen Gebäuden bestand, die durch oberirdische Tunnel verbunden waren. Einige der Tunnel und Gebäude sowie Teile des Asteroiden waren instabil oder bereits eingestürzt.

"Führen sie einen ausführlichen Scan der Umgebung durch und dann suchen sie einen sicheren Anlegepunkt. Alles bleibt auf Gefechtsstation und ich will die Boardingteams im Hangar haben! Sowie zwei CAPs draußen haben, die die Gegend sondieren!", befahl Tej die Vorbereitungen für das Entern der Mine zu starten.

Zwar war es nicht gerade wahrscheinlich, dass die Mine noch aktive Verteidigungsmechanismen in Form von Geschützen besaß, allerdings wollte er kein Risiko eingehen. Das hingegen noch jemand dort sein konnte hielt er für sehr wahrscheinlich.

Und die Bestätigung für seine Schlüsse bekam er auch recht schnell von Lieutenant Wallis.

"Sir, wir haben ein einzelnes Landungsschiff auf dem Schirm, dass noch dort angedockt ist. Außerdem befindet sich dort in dem zentralen Gebäude eine Verladehalle, die einen Ausgang für Transportschiffe in unsere Richtung besitzt. Dort könnten sich also auch noch Schiffe befinden", berichtete die Frau die Ergebnisse des Scans.

Das war doch etwas mit dem man arbeiten konnte!

"Geben sie der Rot-Rotte den Befehl, dass Landungsschiff zu zerstören! Wir selbst nehmen Kurs auf das große Tor und werden unseren Dosenöffner benutzen!", befahl er. Wobei mit Dosenöffner die beiden Hauptkanonen gemeint waren.

Sofort ging der Befehl raus und die Claw flog das Tor an, wobei sie auch an der Andockstation vorbeikamen an der das Landungsschiff befestigt war.

Sie flogen allerdings nicht so schnell, um den grandiosen Moment zu verpassen, in dem das Schiff vor ihren Augen in einem Feuerball aufging. Die Rot-CAP hatte ganze Arbeit geleistet.

Dann war die Claw an der Reihe. Eine Salve aus den Hauptgeschützen ließ das geschlossene Frachttor in tausend Teile zerbersten und machte Platz für die Landungsschiffe.

"Lieutenant Vest, das erste Angriffsteam hat Freigabe zum Start", rief er dem jungen Kommunikationsoffizier zu, damit er das Go für die Marines erteilte.

Da die Landungsfähren nicht allen Soldaten gleichzeitig Platz boten, mussten sie mehrmals fliegen. Die Erste Fähre flog gerade für die Brückenbesatzung sichtbar das Loch im Tor an, um dahinter anzudocken und einen Weg in die Station zu finden.

"Ich will das jede einzelne Besenkammer zwei Mal auf irgendetwas untersucht wird!", rief Tej unnachgiebig.

Er wollte keinen Fehler begehen und schon gar nicht etwas übersehen.

Normalerweise wäre er als erster Offizier derjenige, der den Landgang leiten und überwachen würde. Als Commander war das allerdings etwas anderes.

Dennoch hatte er ziemlich große Lust, sich ebenfalls auf die Station zu begeben um alles dortige zu überwachen. Und warum eigentlich nicht?

"Gehen sie in Warteposition. Gefechtsbereitschaft bleibt bestehen! Sichern sie die Umgebung und halten sie sich bereit! Lieutenant Wallis, sie haben die Brücke! Und melden sie dem dritten Trupp, das ich mit ihnen an Bord der Station gehen werde", teilte er daraufhin seinen Einfall mit der Crew, während die zweite Fähre mit dem zweiten Trupp in Richtung des Tores schwebte.

Tej indessen war bereits im gehen begriffen. Er fuhr mit dem Turbolift direkt auf das Hangardeck und ließ sich dort von einem der Marines einen DL-44 Blaster mitsamt Holster geben, den er sich um die Taille Band. Es befanden sich noch ein paar Taschen mit extra Magazinen am Gürtel, aber ansonsten war es ein nackter Ledergürtel.

Sie warteten kurz, bis die Fähre, die bereits das Erste Team in die Station gebracht hatte, zurückgekehrt war, dann bestiegen sie diese und es ging auf direktem Weg in die Station. Dabei war es ungewiss, wie genau es dort aussah, da sie noch keine genaueren Informationen des ersten Teams hatten, außer, dass diese die Station gefahrlos betreten konnten.


[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | CSE-12, Im Asteroidenfeld, Minenkomplex | Imperiale Eingreifgruppe | Lambda-Fähre | Frachtraum | Lieutenant-Commander Tej Darran, Marines]
 
[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD Avenger, Korridor]- Alynn

Mit zügigen Schritten und hinter dem Rücken verschränkten Armen durchquerte Alynn einen Der Korridore der Avenger, der sie schließlich zu seinem Turbolift und damit letztlich zurück in den Hangar führen würde, von wo aus sie auf die Accuser zurückzukehren gedachte. Die nächsten Schritte der imperialen Operation bei Cygnus waren besprochen – und da diese sich bis auf Selgorias‘ Rückkehr größtenteils auf diplomatische Schritte beschränkten, deren Teil nach Elysas Beschluss auf die Konsularagentin Tebelon sein sollte, gab es für die Divisionskommandantin der 27sten Schlachtschiffsdivision nur in einem äußerst überschaubaren Rahmen neue Aufgaben. Noch befanden sich die Überlegungen, Teile der dritten Flotte an der Grenze zum Hutt-Raum zu stationieren, in ihrem Anfangsstadium, was wohl auch daran liegen mochte, dass man sich immer noch nicht gänzlich im Klaren darüber war, wie man den Spagat zwischen angemessener Abschreckung und überzogener Provokation des Kartells bewerkstelligen wollte. Die Tatsache alleine, dass die imperiale Flotte bei ihren Aktionen auf die Reaktion eines Konglomerats intergalaktischen Abschaums einstellen musste, irritierte die Commodore bereits, doch auch sie hatte akzeptieren müssen, dass das Fortdauern des Hutt-Raums – der die alte Republik, die Gründung des Imperiums und Jahrzehnte des Galaktischen Bürgerkriegs überstanden hatte – Beleg genug dafür darstellte, dass jeder imperiale Kommandant gut beraten war, die fettleibigen Schnecken nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Plötzliche Unruhe ließ Alynn ihre Gedanken für den Moment in den Hintergrund verdrängen – keine physisch in ihrer unmittelbaren Umgebung existente Unruhe, sondern vielmehr ein vages Gefühl, ein Fingerzeig in der Macht, desgleichen sie seit Elysa ihr Talent entdeckt und ihre Ausbildung begonnen hatte gelernt hatte, durchaus ernst zu nehmen. Gefahr bestand jedoch keine – zumindest nicht für sie – und der Quell dieser plötzlichen Störung ihrer inneren Ruhe offenbarte sich schließlich, als drei Marineinfanteristen – zwei Soldaten in der für den Dienst in der schiffsinternen Sicherheit üblichen Minimalausrüstung und ein Offizier – die Commodore mit eiligen Schritten im Korridor überholten. Sie konnte nicht wirklich sagen, warum sie die kleine Gruppe sogleich auf sich aufmerksam machte – vermutlich war es Teil der Intuition, die mit dem Machtfingerzeig einherging. Womöglich die dezente Ankündigung künftiger Ereignisse, die zu ignorieren allzu fahrlässig wäre? Alynn hatte immer noch Schwierigkeiten, mit den subtileren Eigenschaften der Macht zurechtzukommen, die sich ihr allzu oft auf frustrierende Art und Weise entzogen und dabei mehr Fragen zurückließen, als sie beantworteten.

„Lieutenant.“

Ihre befehlsgewohnte Stimme verfehlte ihren Zweck indes nicht. Die Gruppe Marineinfanteristen verlangsamte abrupt ihre Schritte, blieb schließlich stehen, und der sie anführende Offizier drehte sich zu Alynn um. Seine Mimik – und die oberflächliche Abstrahlung seiner natürlich nicht abgeschirmten Gedanken – verriet dabei äußerstes Unbehagen. Vermutlich hatte auch er bereits von ihr gehört, wie so viele Offiziere in der Dritten Flotte. Sie schmunzelte amüsiert.

„Commodore…? Gibt es ein Problem?“

„Das wollte ich Sie fragen.“

Sie neigte leicht den Kopf.

„Sie und Ihre Männer scheinen in Eile.“

„Es gab einen Todesfall auf dem Schiff, Ma’am.“

Der Offizier zuckte leicht mit den Achseln.

„Vermutlich ein Unfall, doch wie Sie wissen schreiben die Regularien in jedem Todesfall eine offizielle Untersuchung durch die Schiffssicherheit vor.“

„Natürlich.“

Ein Unfall? Hätte ihr ein Spieler jetzt eine Wette darauf angeboten, ob es sich bei dem Vorfall tatsächlich um die unglückliche Verkettung von Umständen bezeichnete, die man gemeinhin als Unfall bezeichnete, sie hätte eine beträchtliche Menge Credits auf eine andere Ursache gesetzt. Dieser Fingerzeig… er stand mit diesem Todesfall in Verbindung. Und das konnte eigentlich nur bedeuten, dass der vermeintliche Unfall kein Unfall war.

„Haben Sie Einwände dagegen, dass ich mich Ihrer Untersuchung anschließe?“

Natürlich hatte er die – doch keinen davon würde er wagen, ihr offen ins Gesicht zu sagen, und offenbar – das verriet das angestrengt arbeitende Gesicht des Flottensoldaten – mochte ihm auch keine offizielle Begründung dafür einfallen, ihr harmloses Ersuchen abzulehnen. Natürlich hatte sie als Flaggoffizier eines anderen Schiffes streng genommen keinerlei Einfluss auf die schiffsinternen Angelegenheiten der Avenger – doch schließlich hatte sie auch nicht darum gebeten, die Untersuchungen selbst in die Hand zu nehmen.

„Natürlich nicht, Commodore“, erwiderte der Lieutenant schließlich gepresst.

„Folgen Sie uns.“

Bereitwillig kam Alynn dieser Aufforderung nach und landete so schließlich im Maschinenraum des Sternenzerstörers, wo ein kleines Areal offenkundig bereits abgesperrt wurden war. Abgesehen ein einem leblos daliegenden Mann in Technikeruniform, um den sich eine beträchtliche Blutlache gebildet hatte, waren ein weiterer Angehöriger der Ingenieurscrew und ein Offizier aus der Krankenstation anwesend, der dem Flottensoldaten ein leichtes Nicken zukommen ließ und Alynn einen misstrauischen Blick zuwarf.

„Lieutenant.“

Seine Augen verengten sich leicht.

„Commodore.“

Alynn beschränkte sich auf ein neutrales Nicken und warf einen nachdenklichen Blick auf den Leichnam, während der Lieutenant sich auf den Arzt konzentrierte.

„Todesursache?“

„Nun, ich würde anhand der Masse und Schwere der Verletzungen vermuten, dass er von relativ weit oben gestürzt ist… Er hatte keine Chance.“

Der Blick des Lieutenant konzentrierte sich auf den Ingenieur.

„Sie haben ihn gefunden?“

„Ja, Sir. Ich hörte einen Schrei und dann dieses… furchtbare Geräusch. Als ich ihn schließlich fand, war schon alles voller Blut… ich… ich konnte nichts machen…“

„Beruhigen Sie sich, Chief“, schaltete der Arzt sich wieder ein.

„Er war schon tot, als Sie ihn gefunden haben. Sie konnten wirklich nichts machen.“

Der Lieutenant verschränkte die Arme vor der Brust.

„Warum stürzt ein Techniker von so weit oben über eine Brüstung? Fahrlässigkeit?“

Die Augenbrauen des Marineinfanteristen wölbten sich.

„Selbstmord?“

Der Arzt schnaubte.

„Das ist wohl reine Spekulation, Lieutenant. So wie mir Chief Petty Officer Lestrade hier erzählt, war Leading Crewman Manning ein überaus beliebter Kamerad, ein ausgeglichener Typ. Ich glaube, daraus können Sie wohl kaum ein Selbstmordmotiv konstruieren. Und was die Fahrlässigkeit angeht…“

Mit nachdenklicher Miene legte der Mediziner seinen Kopf schief.

Manning diente nicht erst seit gestern auf einem Sternenzerstörer. Er kannte diese Brücken und den Maschinenraum so gut wie jeder andere hier. Vielleicht fördert eine toxikologische Untersuchung etwas zutage… Alkohol im Blut, irgendeine Droge, aber ich bezweifle es. Wie Sie vermutlich wissen, gab es auf der Avenger bereits seit längerem keine Probleme mit Alkoholkonsum im Dienst oder illegalen Substanzen.“

Es war nicht schwer zu erraten, dass der Lieutenant mit diesen Ausführungen des Arztes alles andere als zufrieden war – schließlich ließen sie einen Schluss zu, der womöglich noch etwas unangenehmer war als der Selbstmord eines Besatzungsmitglieds oder der tragische Umgang mit zu viel Alkohol.

„Sie wollen mir also sagen, dass er gestoßen wurde?“

„Ich will gar nichts zu den Umständen des Todes abseits dessen, was ich diagnostizieren kann, sagen, das ist ihre Aufgabe“, antwortete der Arzt etwas gereizt.

„Aber wenn Sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen, dann kann ich anhand der Verletzungen zumindest nicht ausschließen, dass er rückwärts über das Geländer gefallen ist… womit bewusster Selbstmord denke ich ausgeschlossen wäre.“

Abwehrend hob der Flottensoldat beide Hände.

„Verstanden. Bringen Sie ihn einfach auf die Krankenstation und veranlassen sie eine Obduktion. Ich möchte, dass jede abweichende Todesursache und auch die Präsenz von Alkohol oder anderen Substanzen in seinem Blut ausgeschlossen wird.“

Seinem Seufzen nach zu urteilen erfüllte die Aussicht auf ausschweifende Ermittlungen den Mann nicht unbedingt mit Vorfreude.

„Ich werde überprüfen, was die Sicherheitsaufzeichnungen hergeben… vermutlich nicht viel.“

Beiläufig nickte er Alynn zu, ehe er seine beiden Männer um sich sammelte, um den Rückweg anzutreten.

„Commodore.“

Dann waren die Flottensoldaten verschwunden, nicht ohne, dass der Mediziner ihnen einen leicht missmutigen Blick hinterherwarf.

„Und wenn Sie schon mal dabei sind, warum organisieren Sie nicht einen Forensiker der Sector Rangers… die sind im Gegensatz zu mir nämlich für so etwas ausgebildet.“

Alynn verdrängte die Worte des Arztes aus ihrem Bewusstsein. Nach gründlicher Musterung des Toten – besonders der rätselhafte Ausdruck in seinen toten Augen hatte ihre Aufmerksamkeit gefunden – wanderte ihr Blick empor zu den diversen Brüstungen der Gänge höherer Ebenen, aus denen er hätte hinabstürzen können. Als sie sich langsam wieder aus ihrer Hockstellung erhob und beiläufig ihre Uniform glattstrich, hatte sie sich bereits entschieden, welchen dieser Gänge sie – scheinbar aufs Geratewohl – aufsuchen würde.

Den ihr nervös folgenden Blick des Arztes bemerkte sie gar nicht.

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD Avenger, Korridor]- Alynn
 
- Lieutenant Commander Garik Devila, erster Offizier des ISD II Accuser, provisorischer Kommandant der NBF Aliéstra –

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, CSE-Zwölf, NBF Aliéstra, Brücke]- Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila, 2 Flottensoldaten, Cygnische Besatzungsmitglieder

Das Andockmanöver des ersten gestoppten Frachters verlief ohne Zwischenfälle – doch Garik Devila rechnete nicht damit, dass es überhaupt zu weiteren unangenehmen Überraschungen kommen würde. Die Feuerkraft der Aliéstra – aus nächster Nähe ungeachtet all ihrer Defizite mehr als wirkungsvoll – und die überlegene Technologie der von der Accuser entliehenen Defender dürften die gesdamte Operation zu einem Kinderspiel machen. So gestattete der provisorische Kommandant der Fregatte sich, während sein aufgestauter Zorn auf das Fellbündel Darran und dessen anmaßende, unüberlegte Art langsam verrauchte, Fremyn nicht zu genau auf die Finger zu schauen, während dieser die Manöver von der Brücke aus koordinierte. Stattdessen verfolgte er auf den Sensoren seines Schiffes, wie der plötzlich aufgetauchte Kaloth-Kreuzer beim Anblick der Claw of Justice Reißaus nahm – im Grunde eine weise Entscheidung, da auch Selgorias und die übrigen imperialen Schiffe sich zu erkennen gegeben hatten – und die Marauder-Korvette… nicht die Verfolgung aufnahm, sondern ins Asteroidenfeld zurückkehrte.

Spöttisch schüttelte Devila mit dem Kopf. Spätestens jetzt würde Darran sein Verhalten vor Selgorias nicht mehr rechtfertigen können – der gesamte Kamikazeflug durch die dichten Gesteinsbrocken war absolut sinnlos gewesen, jetzt, da die Aliéstra die Frachter auch ohne Unterstützung gestellt und der Kaloth nicht wieder aufzuholende Distanz gewonnen hatte. Innerlich bereitete der Lieuteant-Commander sich bereits darauf vor, vor einem Disziplinarausschuss gegen den Nichtmenschen aussagen zu dürfen – die Aufzeichnung des Funkspruchs sollte dabei ihr übriges tun, das gänzlich unimperiale Verhalten des Kommandanten der Claw of Justice zu untermalen. Ein wenig Leid tat ihm lediglich Commander Vest, die diese Schande ihres Schiffes wohl auf dem Krankenbett würde zur Kenntnis nehmen müssen – doch nur ein wenig. Frauen hatten in der imperialen Flotte ebenso wenig zu suchen wie stinkende Fellbälle. Nicht Vest, nicht Kratas… und nicht Nerethin, auch wenn er dies selbstverständlich niemals öffentlich äußern würde.

Devila konzentrierte sich wieder auf Noak Fremyn. Dieser war so gesehen mit etwas Abstand doch ein Offizier nach seinem Geschmack: ein Mann, ein Mensch und mit genügend Schneid, um sich auch in Extremsituationen wie jenem Duell auf Cygnus zu behaupten. Den jüngeren Offizier auf seine Seite zu ziehen, bevor die Ereignisse im Asteroidenfeld aufgearbeitet wurden, war also vermutlich keine schlechte Idee – und beginnen konnte er damit, indem er den Lieutenant der Silver Bullet nicht nur kritisierte.

„Gute Arbeit bisher, Fremyn, beschied er dem anderen Offizier daher, auch wenn ihm diese Worte nach wie vor schwer über die Lippen gingen.

„Mit den cygnischen Matrosen als Rückendeckung sollte es Captain Doyles Leute schnell gelingen, die Besatzungen der Frachter festzunehmen und erste Informationen zu erhalten. Lassen Sie außerdem aus geeigneten Leuten bestehende Prisenbesatzungen für jedes dieser Schiffe abstellen.“

Bei diesen Worten leuchteten die Augen des ersten Offiziers der Accuser leicht. Das war ein Aspekt, den er bisher noch nicht berücksichtigt hatte – ganz gleich, ob die dritte Flotte die gekaperten Schiffe den Cygnern überantwortete oder sie aber in die zivile Handelsmarine des Imperiums eingliederte (durch Veräußerung an einen Konzern beispielsweise), er war sich sehr sicher, dass der Besatzung des Schiffes, das die Frachter gekapert hatte, üppiges Prisengeld winkte. Und das meiste davon ihm – dem derzeitigen Kommandanten. Keine schlechte Versüßung dieses Tages, der so wenig erbaulich begonnen hatte.

„Nur weiter so, Lieutenant.“

Devila schaffte ein anerkennendes Nicken in Richtung Fremyn.

„Nur weiter so.“

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, CSE-Zwölf, NBF Aliéstra, Brücke]- Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila, 2 Flottensoldaten, Cygnische Besatzungsmitglieder

- Torrassk (Trandoshaner), Anführer der Raunchy Raiders –

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, CSE-Zwölf, Minenanlage, Andockpunkt, ATR-6 Raunchy Vixen]- Torrassk, Raiders

Torrassk warf der Comeinheit des ATR-6-Transporters, mit dem er und ein kleines Detachement der Raiders die Minenanlage zur Abwicklung des Deals aufgesucht hatten, einen so giftigen Blick zu, als hätte der leblose Apparat soeben seine Jägerehre in den Schmutz gezogen. Der Reptiloide gab ein scharfes Zischen von sich und beugte sich dann über die Schulter des Weequay auf dem Pilotensitz des Transporters, der im Grunde im Begriff gewesen war, die Andockklammern zu lösen, um sie nach dem gigantischen Reinfall hier in der Minenstation mit ihrem Mutterschiff, der Nasty Harlequin, wiederzuvereinen. Natürlich war das gewesen, bevor sich eine verfluchte Armada – jedenfalls gefühlt – der Flotte nicht des cygnischen Sternenimperiums, sondern des Galaktischen Imperiums ihnen offenbart hatte, um dem ohnehin furchtbaren Tag noch die letzte Prise Horror zu verleihen.

„Was siehst du?“, knurrte der Trandoshaner den Weequay an und bemühte sich dabei, den üblen Geruch dieser Spezies zumindest für den Moment so gut es ging zu unterdrücken.

„Na nichts…“, kam die gebrummte Antwort.

„Das war der Sinn der Sache, oder? Dieses verdammte Feld stört alle Sensoren… warte, da…“

Torrassk prallte zurück, als der Pilot sich panisch gegen die Lehne seines Sitzes presste.

„Verdammte Scheiße, da ist eine Marauder-Korvette mit Jägerbegleitung! Die haben uns direkt im Visier!!!“

Der Computer des ATR-6 begann hektisch auf eine Art und Weise zu Heulen, die dem Trandoshaner überhaupt nicht gefiel.

„Raketenpeilung!“

Endlich übernahm der Überlebensinstinkt des Anführers der Raunchy Raiders die Kontrolle. Mit einem unterdrückten Fluch stieß er sich vom Pilotensitz ab und rannte aus dem Cockpit, hinaus in den rückwärtigen Passagierbereich und zur Schleuse, die den Transporter immer noch mit der Minenanlage verband.

„Raus hier, ihr Maden! Raus hier, wenn euch Euer Leben lieb ist!“

Und er rannte, drängelte, schubste – tatsächlich war ihm das Leben seiner Piratengenossen kaum etwas wert, auf jeden Fall bedeutend weniger, als sein eigenes. Er kam durch die Schleuse, hatte schmutzigen Durabeton unter den Füßen, rannte… und hinter ihm ging die Welt in Flammen auf. Die Explosion der Raketen oder Torpedos, die auf den vollkommen wehrlosen ATR-6 abgefeuert worden waren, betäubte Torrassk und riss ihn von den Füßen, schleuderte ihn vorwärts und ließ ihn schließlich hart auf dem Boden aufkommen. Rauch stieg ihm in Mund und Nase, was er glücklicherweise besser vertrug, als die Angehörigen zahlreicher anderer Spezies, und während er um sich herum noch jämmerliches Husten und Wimmern hörte, hatte er sich bereits wieder aufgerappelt.

Dann erfolgte die zweite Explosion. Dieses Mal musste es ein schweres Schiffsgeschütz sein, dass die Hangartore der Basis durchschnitt, als wären sie aus Flimsiplast. Das Zischen entweichender Atmosphäre heulte schaurig in seinen Ohren und er rannte, mit aller Kraft, die ihm geblieben war. Andere Raiders hatten nicht so viel Glück – wie willenlose Puppen wurden sie in die Kälte des Alls gerissen, ehe die veralteten Notsysteme des Hangars registrierten, dass die Tore nicht mehr geschlossen, sondern zerstört worden waren, und ein Kraftfeld zur Aufrechterhaltung der inneren Atmosphäre erzeugten. Trotzdem stoppte der Trandoshaner erst, als er die relative Sicherheit des ersten Feuerschotts hinter dem Hangar erreicht hatte. Mit ihm sammelten sich schließlich nach und nach fünfzehn durchgeschüttelte und zerzauste Raiders, die zum Teil ihre Waffen und sonstige Ausrüstung verloren hatten – von ehemals vierzig, die mit ihm auf dem ATR-6 gewesen waren. Einige waren verwundet, alle schienen zu wenig ein bisschen angesengt. Torrassk knurrte. Er würde sich nicht kampflos ergeben – auch den Imps nicht.

„Mir nach.“

Kein Wort zu ihren Verlusten, den gefallenen Kameraden. Einfach nur eine simple Anweisung – und die Raiders, deren Kampfgeist nach dieser Katastrophe gebrochen schien, folgten ihm, tiefer in die Minenanlage hinein. Die Imperialen würden jetzt Truppen landen, um sich ihre Beute zu sichern, doch zunächst würden sie nur ein Wrack und Leichen finden. Und dann würde er sie bezahlen lassen – einen nach dem anderen. Und wenn er ihnen mit seinen Reißzähnen die Kehlen zerfetzen musste.

Er konnte das warme, süße Blut schon beinahe schmecken…


[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, CSE-Zwölf, Minenanlage, auf dem Weg ins Anlageninnere]- Torrassk, 15 Raiders
 
| Mittlerer Rand :: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus || Äußerer Bezirk von Kaprala :: „L'épouse de Marin“ :: Schankraum || Norin Leikvold, „Govon“ und ein paar zwielichtige Gäste |

In all den Jahren, in denen Norin die schwarze Uniform – oder besser: den schweren Kampfanzug – der berüchtigten Sector Ranger getragen hatte, hatte er bei diversen Razzien oftmals Spelunken wie das „L'épouse de Marin“ gesehen. Er war also nicht geschockt als er, nachdem er sich an dem recht massigen Türsteher gamorreanischen Herkunft vorbeigeschoben hatte, in einen äußerst verrauchten, stinkenden Gastraum trat. Eine großbusige Rodianerin stand hinter der schmutzigen Theke. Jedoch schien das Gros der Aufmerksamkeit der anwesenden Gäste weniger auf der grünhäutigen Dame zu ruhen als viel mehr auf den stets flimmernden Bildschirm. Sowohl ein Guarlara-Polo-Spiel als auch ein Gravball-Spiel der imperialen Liga konnte man – leider nur schemenhaft – darauf verfolgen.

Trotz dem stetigen Gemurmel, das den ganzen Schankraum erfüllte, registrierte der recht muskulöse Mensch das verärgerte Grunzen des nichtmenschlichen Türstehers. Doch so geistesgegenwärtig wie er in diesem Moment – aufgrund der Erfahrung in seinem vorherigen Beruf – war, ließ er sich nicht zu einer Eskalation hinreißen. Nein, anstatt sich voller Zorn umzudrehen und dem Gamorreaner die Stirn zu bieten, folgte er lieber seinem ortskundigen Kollegen zu einer der freien Sitznische. Govon, der mit richtigem Name eigentlich Ress Derricote hieß, war Cygnier und stellte in der diffusen Welt der Nachrichtendienste eine Art „Brücke“ zwischen dem königlichen Abwehrdienst des Cygnischen Sternenimperiums und dem Imperialen Geheimdienst dar. Unter dessen Expertise sollte der kräftige Operative – für das Galaktische Imperium – tätig werden.

Durch die bläulichen Tabakschwaden hindurch steuerte der Cygnier selbstsicher eine Sitznische an, die unauffällig – vielleicht sogar dunkler als die anderen – war. Einige Gäste warfen ihnen ziemlich misstrauische Blicke zu, aber dann richtete sich deren Aufmerksamkeit wieder auf die Bildschirme, wo die „Thyferran Titans“ gerade ihren Siegeszug gegen die „Fondor's Furies“ ausführten. Gravball hatte Norin in der Jugend zwar interessiert – so wie jede andere gewaltsame Kontaktsportart auch –, aber da insbesondere die Liga des Zwanzigsten Supersektors seit Jahren im Verruf stand, „gekauft“ zu sein, fesselten ihn die Bilder bloß kurzzeitig. Grunzend ließ er sich auf dem Polster nieder. Ruhig ließ er seinen finsteren Blick durch den schmuddeligen Schankraum schweifen. Dabei bekam er das Gefühl, dass die Aufmerksamkeit, die sie beim Eintreten kurzzeitig erregt hatten, inzwischen wieder fast komplett abgeklungen war. Nun waren sie bloß zwei von vielen Gästen.


Ress Derricote, es ist mir wahrlich eine Freude dich wiederzusehen“, sprach den Cygnier plötzlich eine schöne, brünette Dame im hiesigen Dialekt an. Danach wandte sie sich an Norin. „Ah, und das ist anscheinend der 'Champion de Kiribi'. Ich habe viel von Ihnen gehört, Monsieur Leikvold.“

Ress wies auf einen freien Platz in der Sitznische, schmunzelte gelassen und entgegnete: „Möchten Sie sich nicht vielleicht setzen, Madame de Fleur. … Für Ihre beiden Begleiter haben wir bestimmt auch noch ein Plätzchen frei, wenn Sie sich ein wenig an meinen Kameraden kuscheln.“

Erneut grunzte der Imperiale und rückte dann – mit grimmiger Miene im Gesicht – ein bisschen zur Seite. „De Fleur“, die vollkommen deplatziert an diesem Ort zu sein schien, nickte ihm kurz höflich zu und setzte sich dann auf den freigewordenen Platz. Die beiden Herren, die sich bislang möglichst unauffällig im Hintergrund gehalten hatten, traten ebenfalls an die Sitznische heran und ließen sich nieder. Johlen war auf einmal von ein paar Männern, die an der Theke saßen und ihr Ale tranken, zu hören. Entweder hatte die Rodianerin gerade einem der Kerle eine äußerst ordentliche Abfuhr erteilt oder bei den Rückblenden zum Gravball-Spiel hatte man Szenen gezeigt, in denen die muskulösen Spieler aneinander geraten waren. Norin schüttelte leicht den Kopf, stützte sich mit den Ellenbogen auf und sah weiterhin mit finsterem Blick in die Runde. Neben der Dame, die möglicherweise zum Cygnischen Abwehrdienst gehörte, fiel dem Imperialen noch einer ihrer Begleiter auf.

„Nach der sehr langen Reise, die Sie hinter sich haben, sollten wir lieber sofort zu den wesentlichen Dingen übergehen“, warf der Kerl ein, der einen dekadenten, kurzen Ziegenbart trug. Er schien kein Cygnier zu sein, obwohl er sich schon in den wenigen Minuten, seitdem er in Erscheinung getreten war, fast genauso wie diese benahm. „Da stimmen Sie mir doch hoffentlich zu, meine Herren, oder?“

Der hagere Mensch, der in den letzten Wochen stets an Norins Seite geblieben war, schien dem Kerl zuzustimmen. „Dann sollten wir tatsächlich keine Zeit verlieren.“

„Ich schätze, über die gegenwärtige Situation hat man Sie ausreichend informiert“
, sagte de Fleur in nüchternen Tonfall. Elysa Nerethin hat die Dritte Gefechtsflotte wirklich nach Cygnus geführt und einer ihrer Offiziere hat sich sogar mit einem cygnischen Adligen duelliert, um kurz darauf auf der 'Aliéstra' – gewissermaßen mit dem Segen der Krone – auf Piratenjagd zu gehen.“ Sie zuckte leicht mit den dürren Schultern, musterte Ress und fuhr dann fort: „Jedoch scheinen all diese Dinge keine Bewegung in das Sternenimperium gebracht zu haben. Noch immer blockieren Widerspenstige in Parlament, Regierung und Verwaltung den nächsten Schritt – eine festere Bindung an Ihr Imperium. Der Abwehrdienst sieht sich deshalb gezwungen Sie als 'Agent Provocateur' zu engagieren...“

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[ Cygnus-System - ISD Avenger - Kates Kabine ] Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon)

Kate konnte es immer noch nicht begreifen: Wie hatte ihr dieser Fehler unterlaufen können? Sich einfach von dem Hunger und Gelüsten leiten lassen und den Verstand vollkommen auszuschalten war absolut inakzeptabel. Mit dieser schwachsinnigen Aktion hatte sie nicht nur ihre komplette Karriere aufs Spiel gesetzt. Natürlich war es keine Absicht gewesen, dass ihr "Opfer" starb. Sie hatte es jedoch in Kauf genommen. Es war ihr vollkommen gleichgültig gewesen. Ein imperiales Crewmitglied. leider gab es auf diesem Schiff nun mal niemand anderes, an dem sie ihren Durst stillen konnte.

Die Blondine untersuchte ihren Computer, der bei dem Sturz zwar funktionsfähig geblieben war aber äußerlich ein paar ordentliche Schrammen abbekommen hatte. Sie konnte nun endlich wieder klar denken. Das brauchte sie für ihre Mission. Und diese Mission war so viel wichtiger als ein einzelnes Crewmitglied. Oder etwa nicht? Reichte diese einfache Argumentation als Rechtfertigung?

Sie wischte mit dem Ärmel ihrer Uniformjacke über das Gerät mit der Absicht mögliche Spuren wie beispielsweise Fingerabdrücke zu beseitigen. Wieso musste sie noch hierbleiben? Konnte der Flug nach Cygnus nicht einfach in einigen Minuten starten, damit sie das alles hinter sich lassen konnte? Würde sie so einfach davonkommen? Sie legte das Gerät auf den Schreibtisch in ihrer Kabine und seufzte.

Sie war eine Operative des imperialen Geheimdienstes und hatte auf diesem Schiff gerade keine konkrete Aufgabe. Warum sollte sie nich einfach selbst ein paar Recherchen zu dem Unglücksfall auf dem Maschinendeck anstellen? Vielleicht hatte noch niemand etwas bemerkt? Aber das war recht unwahrscheinlich. Kate strich ihre Uniform glatt, ordnete ihre Haare und marschierte wieder aus der Kabine heraus.

Kaum auf dem Gang angekommen zögerte die dann doch wieder. Häufig kehrte der Mörder zum Tatort zurück und verriet sich damit selbst. Aber es war doch ein Unfall gewesen und kein Mord? Sollte die den Unfall melden? Das würde die direkt ins Zentrum der Ermittlungen stellen und würde vermutlich dafür sorgen, dass sie an ihrer Mission nicht würde teilnehmen dürfen. Hatte die ihre Auftraggeber jetzt schon enttäuscht? Was war mit Holoaufzeichnungen, die sie entlarven würden? Auf den Gängen wurde wenig überwacht und der Raum hatte - soweit sie das gesehen hatte auch keine Kameras gehabt. Mit Sicherheit war sie auf einem der Hauptgänge zum Maschinenraum zu sehen, aber da war sie nur eine von Vielen. Sie hatte sich auf ihrer Flucht nach der Tat nichts anmerken lassen. Konnte sie sonst irgendwelche Spuren hinterlassen haben?

Nachdem ihr Körper und Geist sich am Glück dieser verlorene Seele hatten laben können, fühlte sie sich wieder topfit und munter. Und dennoch mochte ihr nicht einfallen, was sie jetzt unternehmen sollte. So stand sie jetzt jedenfalls zu lange auf dem Gang. Und dann wurde ihr plötzlich klar, was zu tun war.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder zu ihrem Computer. Die einzige Lösung bestand darin nun ein paar Beweise zu fälschen. Wenn Sie nachweisen konnte, dass ihr Opfer in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen war, dann könnte sie im Zweifelsfall jede Tat rechtfertigen. Ein paar Kommunikationsprotokolle in Richtung Huttenraum zu fälschen oder abzuändern sollte doch eigentlich kein Problem sein.


[ Cygnus-System - ISD Avenger - Kates Kabine ] Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon)
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | CSE-12, Im Asteroidenfeld, Minenkomplex | Imperiale Eingreifgruppe | Lambda-Fähre | Frachtraum | Lieutenant-Commander Tej Darran, Marines]


Vielleicht waren es vergleichsweise nicht viele Marines, die die Claw of Justice aufbieten konnte, allerdings war in Anbetracht der Größe des Landungsbootes wohl auch nicht mit viel Gegenwehr zu rechnen. Zumindest hoffte er es. Ein einfacher Erflog hier in der Mine wäre doch für ihn sehr zu begrüßen. Ohne Probleme flog die Fähre durch den Schild, der die Atmosphäre im ehemaligen Verlade-Hangar aufrecht erhielt. Dann landete sie in Sichtweite der ersten Fähre, die bereits von Soldaten umstellt worden war. Sie hatte also offenbar die Landezone sichern können, zumindest sah es durch das kleine Fenster des Frachtraumes so aus.

Nachdem auch die Soldaten des zweiten Zuges aus der Fähre geschwärmt waren, verließ auch Tej als letzter den Frachtraum um in das Zwielicht des vergleichsweise großen Hangars zu treten. Natürlich hatten die Piraten nur das nötigste an Elektronik wieder hergestellt. Man konnte einen provisorischen Weg zu einem erhöhten Kontrollraum erkennen, der vermutlich für die Kontrolle der meisten Systeme des Hangars da war. Zufrieden konnte Tej feststellen, dass sich ein Trupp aus acht Mann bereits auf dem Weg dorthin befand. Licht konnte nicht schlecht sein. Vielleicht konnte der Hangar noch das ein oder andere kleine Geheimnis offenbaren. Und Schmuggelware aufzubringen war jetzt nicht die schlechteste Tätigkeit die er heute abbekommen konnte.

Jetzt musst er noch Glück haben und keiner der Schmuggler hatte es aus dem Schiff geschafft. Dann gab es keine Leichen zu bergen und er würde hier sehr schnell fertig sein. Und so wie das Schiff in Flammen aufgegangen war, hoffte er sehr auf einen einfachen Part.

Die teilweise abschätzigen Blicke der Soldaten ignorierte er geflissentlich. Er war es eigentlich gewohnt und würde sich als Kommandant der Claw Of Justice nicht von seinen Untergebenen unterminieren lassen. Stattdessen suchte er im organisierten Chaos nach dem Kommandant der Marines, um mit ihm das weitere Vorgehen zu besprechen. Und glücklicherweise dauerte es auch nicht lange, bis er ihn fand. Er stand in einer kleinen Gruppe von Soldaten verschiedenster Ränge und gestikulierte wild. Außerdem hatte er ein prähistorisch anmutendes, riesiges Funkgerät in der Hand, welches selbst in Empfangsschwachen Gebieten oder über die meisten nicht-militärischen Störer hinweg eine Kommunikation über lange Strecken ermöglichte.

Er salutierte vor dem ihn überragenden Farghul sofort und schien etwas aufgebracht und sprach ihn sofort mit einer ein wenig kratzigen Stimme an.

"Lieutenant-Commander, Sir, was verschafft mir die Ehre ihrer Teilnahme an diesem Einsatz?", fragte er mit einem leicht zittrigen Ton.

Das sagte Tej, dass irgendetwas nicht stimmte.

"Lieutenant, was ist los?", fiel er direkt mit der Tür ins Haus.

Der Marine schien jetzt sichtlich kalt erwischt worden zu sein. Er schluckte einmal laut.

"Nun Ja, Sir, es ist nichts. Wir haben nur den Kontakt zu einem unserer Erkundungsteams, das wir zur Andockschleuse, wo das Fährenwrack angedockt ist, geschickt haben", erklärte ihm der Mensch mit dem kläglichen Versuch, die Situation herunter zu spielen.

"Wie viele Männer fehlen?", fragte Tej bohrend weiter.

Mittlerweile waren ein paar Schweißperlen auf der Stirn des Mannes zu sehen.

"Nun ja, äh es sind fünf Mann, Commander!", drückte sich der Mann weiter um etwas ausführlicheres herum.

Tej hatte wirklich keine Zeit, ewig und drei Tage alles langsam aus ihm heraus zu ziehen.

"Gott Lieutenant, gestehen sie sich ihr Versagen ein und lassen sie es gut sein!", enthob Tej ihn indirekt und gnadenlos seines Kommandos.

Und tatsächlich schien der Mann für den Moment ein wenig erleichtert zu sein, wenngleich sich in seinem Gesicht auch bereits die Einsicht über sein Versagen breit macht.

"Gut, wir haben also wohl Überlebende vom Landungsschiff, die uns jetzt Ärger machen wollen!", ergriff Tej nun lauter und an einen größeren Personenkreis gerichtet das Wort. "Anders kann ich mir und sollten wir uns das Verschwinden des Trupps auch nicht erklären. Wir wissen nicht wie viele es sind und wie gut sie bewaffnet sind, aber sie werden auch jetzt noch den Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben!"

Innerlich fluchte er über diese Entwicklung. Zweifellos würde das jetzt unschön werden. Und bereits fünf vermutlich tote Marines machten sich nicht gut, selbst wenn es der Lieutenant verbockt hatte. Auf der Claw wimmelte es von unerfahrenen Leuten, dass es fast schon traurig war. So konnte er nicht gut arbeiten.

"Hören sie zu: Wir werden als erstes den Hangar sichern! Checken sie wie viele Zugänge es von der Station aus gibt und dann werden sie sie sichern, sodass niemand lebend oder unbemerkt in den Hangar gelangen kann!", übernahm er nun, zugegeben etwas unkonventionell, die Aufgabe des Befehlsgebers. "Fünf Marines zu verlieren ist schon genug! Ich will heute keine weiteren mehr verlieren! Also los, an die Arbeit, wir werden den Komplex erst weiter erkunden, wenn der Hangar gesichert ist!"

Mit diesen Worten kam augenblicklich Bewegung in die homogenes Masse aus Marines. Befehle wurden gebrüllt und Feuerteams rückten aus. So sah das schon besser aus, befand Tej, auch wenn er nur Grundkenntnisse über den Bodenkampf besaß. Im Grunde war es mit einer Staffel aus Jägern zu vergleichen, oder zumindest dem ganzen nicht unähnlich. Dennoch würde es nicht einfach werden, die gerissenen Schmuggler oder Piraten aus ihrem Versteck in der Dunkelheit der Minenstation zu locken, ohne dabei mit den vorhandenen Marines auf Probleme zu stoßen.

Das konnte sich länger hinziehen als es ihm lieb war und der Raumkampf dürfte wohl auch bald entschieden worden sein.



[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | CSE-12, Im Asteroidenfeld, Minenkomplex | Imperiale Eingreifgruppe | Hangar | Lieutenant-Commander Tej Darran, Marines]
 
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[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | CSE-Zwölf || imperiale Eingreifgruppe | NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila und „Besatzungsmitglieder“ der „Alièstra“ sowie mehrere Flottensoldaten]

Gleich einem gefräßigen Oktopus, der mit seinen mächtigen Tentakeln die ergatterte Beute rasch zu seinem Maul führt, führten die beiden Traktorstrahler ab Bug der Nebulon B-Fregatte „Aliéstra“ die gestoppten Frachter – einen nach dem anderen – langsam zu den nahen Andockschleusen, wo schon imperiale Flottensoldaten auf die Enterung warteten, nachdem man die Besatzungen der vorherigen „Opfer“ aufgrund des Verdachts auf Schmuggelei unter Arrest gestellt und deren Schiffe kurz darauf – in Obhut mehrerer cygnischer Matrosen – wieder abgekoppelt hatte. In diesem Moment profitierte die imperiale Einsatzgruppe, die unter dem Kommando der „Gladius“ operierte, hauptsächlich von zwei besonderen Dingen: Zum einen dürfte das beherzte und relativ koordinierte Vorgehen der fünf Kriegsschiffe zweifellos für einen mächtigen Eindruck bei den mutmaßlichen Schmugglern gesorgt haben. Zum anderen unterstrich die starke Bewaffnung, die diese fünf Schiffe besaßen, mühelos die Drohung, die man gegenüber den Frachtern via Funk ausgesprochen hatte.

Derweil der Schmerz im linken Oberschenkel immer stärker pochte, versuchte Noak trotzdem seine gesamte Aufmerksamkeit – in gebündelter Form – auf dem Hauptbildschirm ruhen zu lassen. Denn die großzügige Projektionsfläche, die der altgedienten Fregatte eigentlich als Ersatz für das fehlende Panoramafenster diente, zeigte in diesem Augenblick nicht nur, was gerade da draußen – mitten im Nichts – passierte, sondern per Knopfdruck hatte man auch die derzeitigen Aufzeichnungen zweier Kameras ins dargestellte Bild eingefügt, die bei den Andockschleusen angebracht waren. Während der junge Bakuraner also versuchte, den Schmerz herunterzuschlucken, zu ignorieren, konnte er im selben Moment beobachten wie ein ganzer Trupp Flottensoldaten mühelos in den eroberten Frachter eindrang. Kein einziger Schusswechsel fiel. Die potenziellen Schmuggler kämpften nicht gegen die starke Übermacht der Cygnier und Imperialen an – so viel „gesunden Menschenverstand“ schienen sie jedenfalls zu besitzen.

Der Offizier, der an der Kommunikationsstation seinen Dienst tat, meldete sich auf einmal zu Wort.
„Sir, die 'Gladius' ruft uns. Captain Selgorias erwartet einen Zwischenbericht.“

„Lieutenant, geben Sie durch: Die Enterung der Frachter verläuft planmäßig“, sagte Noak, nachdem er sich fix das stillschweigende Einverständnis des Interimskommandanten, Lieutenant Commander Devila, eingeholt hatte. „Keine Gegenwehr seitens der Frachterbesatzungen. Die Schiffe werden – gemäß imperialer Kriegsdoktrin – als 'Prisen' gewertet und dementsprechend sogleich mit Matrosen der 'Aliéstra' bemannt.“ Sein Blick glitt kurz zu dem Datapad in seiner Hand. „Jedoch haben wir bis jetzt noch keine verwertbaren Informationen oder andere Hinweise gefunden...“

Langsam koppelten sich die beiden Frachter, die man erst vor knapp zehn oder zwanzig Minuten zu der Schleuse gezogen hatte, wieder ab. Mehrere Meter drifteten sie anschließend – nur unter Einsatz ihrer Steuerdüsen – weg, bevor man Energie auf das Hecktriebwerk gab. So wie von den imperialen Offizieren angewiesen, steuerte die cygnische Prisenbesatzung – stets unter dem Kommando eines Unteroffiziers – ihre Beute rasch von der durch das schwarze Nichts treibenden „Aliéstra“ weg, hin zur wartenden „Gladius“. Währenddessen patrouilliert etwa zur selben Zeit die „Silver Bullet“ und die „Dilligence“ um das unscheinbare Asteroidenfeld herum. Unterstützt wurden das corellianische Kanonenboot und die Marauder-Korvette dabei von den eingesetzten Sternjägern. Jedoch schwand mit jeder weiteren Minute die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwischen den gigantischen Felsbrocken noch irgendeine Überraschung verstecken könnte. Nein, die Imperialen hatte in diesem System alles aufgeschreckt, was überhaupt aufgeschreckt werden konnte.

Zäh, überaus zäh floss die Zeit dahin. Zwar meldete sich hin und wieder die „Gladius“, um – quasi aus zweiter Hand – über die Fortschritte der Entertruppen, die die „Claw of Justice“ entsandt hatte, zu informieren, aber sonderlich groß war der Informationsgewinn daraus nicht. Möglicherweise war die Entscheidung, dass man den unbekannten Kaloth-Kreuzer hatte einfach ziehen lassen, am Ende doch falsch gewesen. Hätte dieser kleine Koloss ihnen mehr Aufschluss geben können? Hier und da flüsterte man sich das an Bord der „Alíestra“ – jedenfalls auf Seiten der Cygnier – zu. Nachdem der nächste Schmerzimpuls, der seinem Oberschenkel entsprungen war, abgeklungen war, humpelte der Lieutenant – unter Devilas strengen Blick – ächzend zur Kommunikationsstation, wo momentan die meiste Betriebsamkeit zu herrschen schien. Konnte er noch irgendetwas tun bis man endlich wieder nach Cygnus zurückkehrte? Für seinen angeschlagenen Körper hoffte Noak das jedenfalls, obgleich er vor wenigen Stunden noch Feuer und Flamme für diese Mission gewesen war.


„Haben Sie noch etwas für mich, Lieutenant“, fragte er mit gesenkter Stimme den Sub-Lieutenant.

Kurz musterte ihn der andere Imperiale. Dann sagte er – ebenfalls leise – zu Noak:
„Im Augenblick schweigt die 'Gladius', Sir. Vorhin aber wir zwar eine größere Datenübertragung zwischen Selgorias' Korvette und der 'Claw of Justice' ausmachen können...“

„Eine größere Datenübertragung?“, hakte der Erste leicht verwundert nach. „Haben Darrans Leute in diesem ausgehöhlten Steinsbrocken tatsächlich etwas gefunden?“

Der Kommunikationsoffizier zuckte mit den Schultern. „Gut möglich, Sir. Genauso gut kann es sich aber auch um ein längeres Status-Update handeln. Wer weiß schon wie detailliert der Captain seine Berichte haben möchte.“

Dagegen konnte der bakuranische Lieutenant natürlich nichts sagen. Zwar hatte er Manius Selgorias bei der nicht geplanten Befreiung der Prinzessin im Kevana-System kurzzeitig in Aktion erlebt, aber da er an Bord der sterbenden „Confidence“ bloß als Begleitung für die Konsularagentin anwesend gewesen war, hatte er solche Berichte jedenfalls nicht machen müssen. Doch womöglich handhabte der Captain das Entern von Schmugglerlöchern ja ganz anders als die ungeplante Kontaktaufnahme ranghoher Persönlichkeiten imperialer Verbündeter. Wer konnte das bei dem Anaxsi schon so genau wissen? Bevor Noak aber unbedacht mit den Schultern zuckte – und so die Thematik tatsächlich für sich abschloss –, wurde er sich seiner Position an Bord der Fregatte wieder bewusst. Kurz klopfte er auf eine brummende Konsole, die nahe dem Kommunikationsoffizier stand, und humpelte danach – unter leichten Schmerzen – zurück zur Sensorik. Wie lang mussten sie noch warten bis irgendetwas passierte?

Es war letztendlich die Sensorikstation, die Meldung machte und so für ein leises Aufatmen bei der Besatzung sorgte. Mit ruhiger Stimme informierte der zuständige Offizier die Vorgesetzten darüber, dass die „Claw of Justice“ sich langsam von der einstigen Minenkolonie löse und wieder einen Kurs einschlage, der – auf sicherem Wege – aus dem Asteroidenfeld führe. Etwa eine Minute später fügte man von Seiten der Station noch hinzu, dass auch das Kanonenboot und die zweite Marauder ihren Patrouillenflug jäh abgebrochen hätten und nun mit sehr zügigen Tempo zum Kommandoschiff, der „Gladius“, zurückkehren würden. Sollten die etwa achtzig Flottensoldaten, die Darran zur Enterung abgestellt hatte, also erfolgreich gewesen sein, würden sie nun – mit vor Stolz geschwellter Brust – nach Cygnus B zurückkehren. Tief in seinem Inneren war Noak über diese Möglichkeit froh. Zwar hätte er nach all den bisherigen Erlebnissen in diesem scheinbar unbewohnten System einen raschen Schichtwechsel anordnen können, aber wollte er sich gegenüber dem Interimskommandanten solch eine Blöße geben? Nein, ein Sprung nach Cygnus B – in Verbindung mit der umgehenden Rückkehr auf die „Silver Bullet“ – war zweifellos die bessere Option für ihn.

Und so kam es am Ende auch. Mit ein wenig Erleichterung in der Stimme meldete letztendlich die Kommunikationsstation:
„Befehl von der 'Gladius': 'Rückkehr zur Flotte'; 'Sofort'.“

„Navigation, berechnen Sie einen geeigneten Sprungvektor“, befahl der Erste im Einvernehmen mit Lieutenant Commander Devila. „Steuermann, bringen Sie uns zügig in Formation mit dem Rest der Einheit. Flugleitstelle, sofortige Rückkehr der ausgesandten Maschinen.“

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[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Kaprala | Innenstadt | Lieutenant-Commander Tej Darran]


Die Hauptstadt des Cygnischen Sternenimperiums war - zumindest in den gehobenen Bezirken - noch immer eine faszinierende Stadt. Wenngleich der Luxus nicht mit dem des Palastes gleich kam, so besaß der Basar, auf dem sich Tej befand einen sehr einladenden Charme. Es war Mittag und der Platz war in weißes Sonnenlicht getaucht. Dementsprechend viele Leute in den nobelsten Gewändern waren unterwegs. Und der Farghul erkannte an ihren Blicken, dass jedem bewusst war, dass er nicht hier her gehörte. Das lag auch nicht einmal direkt an seiner Uniform, die ihn mit ihrem grauen Farbton klar als Angehörigen der imperialen Flotte kennzeichnete und sich von den Uniformen der Cygnischen Marine klar abgrenzte. Auch war sein Offiziersgehalt bei weitem zu schmal, um sich hier irgendetwas leisten zu können.

Doch das war auch nicht sein Ansinnen. Er wollte nur die Stadt ein wenig erkunden. Im Geschwader ging das Gerücht um, dass Teile der dritten Flotte bald verlegt werden würden. Die krudesten Theorien lagen in der Luft. Man Sprach von einem Kampfeinsatz im Koornacht-Sektor, von einer Operation in der Nähe des Hutt-Sektors aber auch von einem Überfall auf die Territorien. Ob überhaupt an irgendeinem der Gerüchte etwas dran war, war für Tej schwer abzusehen. Zwar würde die Krise im Koornacht-Sternenhaufen durchaus einen Einsatz einer Gefechtsflotte rechtfertigen, doch es gab nähere Alternativen zur Dritten Flotte und das viel daher für ihn Flach. Den Angriff auf die Neue Republik so kurz nach dem Friedensvertrag diskutierte er für sich gar nicht erst und ein Angriff auf die Hutten aus dem Nichts erschien ihm momentan auch eher unwahrscheinlich. Er hatte viel eher das Gefühl, dass das Oberkommando es bald nicht mehr für nötig halten würde, eine komplette Gefechtsflotte im eigentlich Souveränen Territorium des Sternenimperiums zu belassen, welche keinen Mehrwert besaß und eher die Beziehungen der beiden Reiche belastete. Er glaubte daher er an einen baldigen Rückzug auf imperiales Gebiet, bestenfalls natürlich wieder nach Rendili.

Doch vorher galt es noch ein wenig die Zeit bis zu seiner Rückkehr auf die Claw of Justice zu nutzen und sie die sehenswerte Innenstadt Kapralas anzuschauen. Nicht umsonst war sie als eine der schönsten Städte der Galaxis bekannt, auch weil die Cygnischen Adeligen wussten, mit wertvollen Baustoffen umzugehen und diese nicht zu knapp zu importieren. Nicht umsonst galt Kaprala für viele als die weiße Stadt, da in ihren Gebäuden, Straßen und Alleen so viel Marmor verbaut war, wie sonst nirgendwo. Oder zumindest nirgendwo, wo ihm bekannt war.

Er jedenfalls war auch um diese Ruhigen Stunden nicht verlegen. Zwar hatten sie seit der Operation im Asteroidenfeld eher ruhige Schichten geschoben, aber er konnte weder die militärische noch die politische Lage hier gut einschätzen und nach allem was er mitbekommen hatte, schienen größere Teile der Cygnischen Bevölkerung nichts so recht mit dem Imperium anfangen zu können oder es gar zu hassen. Daher durften sich die wenigen Soldaten die Landgang bekamen auch nur in Gruppen bewegen, damit man einen gewissen Grad ihrer persönlichen Sicherheit sicherstellen konnte.

Tej hatte diese Regelung, nach einem Abstecher in die Botschaft ein wenig übergangen, in dem er zu einem kurzen Mittagsspaziergang aufgebrochen war. Zwar war es durchaus möglich, dass auch hier Leute bereit waren, imperiale Soldaten anzugreifen, aber die Zahl derer die sich bei so einem Angriff ihre kostbar drapierten Roben verunstalten konnten war hier weitaus größer als in den Vierteln, in denen die meisten Matrosen und Marinesoldaten abzusteigen pflegten.

Er seufzte leicht. Es knabberte immer noch ein wenig an ihm, bei den Gefechten im Stillgelegten Minengebäude gleich fünf Marines verloren zu haben. Das hatte sich schon in seinem Bericht nicht gut gemacht und in seiner Akte sah es, vor allem da er hoffte einmal ein eigenes Schiff kommandieren zu dürfen und nicht nur als Interimskommandant zu fungieren, nicht so gut aus. Auch wenn er sich sicher war, dass das auf ihn zurück fallen würde, war er sich doch keiner Schuld bewusst, er hatte nahezu alle Protokolle vorschriftsmäßig eingehalten und lediglich das Kommando vor Ort für kurze Zeit übernommen, um das Chaos zu regeln. Es musste sich aber erst noch zeigen. Bis jetzt hatte er noch keinen Versetzungsbefehl oder dergleichen bekommen, er ging wie gewohnt seiner Arbeit nach. Zeitweise erforderte dies, so wie jetzt auf dem Planeten zu verweilen um dem neuen imperialen Diplomatenkorps zu helfen, oder einfach um eingeladen zu werden. Der neue Botschafter pflegte es sehr gerne, Empfänge zu geben, zu denen nicht selten auch Offiziere der Flotte geladen wurden. Tej war es gleich, er sah dies als Teil seines Jobs an, Vergnügen bereiteten ihm diese endlosen Aneinanderreihungen von verschiedenen höchst ausgefallenen Gänge und die damit verbunden Gespräche nicht, wenngleich das Essen zumindest seinen Geschmack zu treffen vermochte.

Bei dem Gedanken an Essen wanderte sein Blick zur Seite und über die Schilder der Zahllosen Geschäfte auf dem Boulevard. Er hatte soeben beschlossen, vermutlich zum Preis eines Monatsgehaltes, einen Kaf und einen Snack in einem der Cafés zu sich zu nehmen. Alle hatten Stühle auf der Straße und dem Gehsteig stehen, um ihren Gästen die Sonne zu ermöglichen und Tej hatte recht schnell und zufällig ein Café ausgewählt.

Er setzte sich in Ruhe an einen kleinen Tisch in einem Eck, der zu einer Seite von einem hübschen Blumentopf etwas zur Straße hin abgedeckt wurde, und wartete auf einen Kellner.

Man würde jetzt einen Droidenkellner erwarten, wie überall sonst in der Galaxis, aber hier kam ein in ein recht edles Kellneroutfit mit schwarzer Stoffhose, schwarzer Weste, weißem Hemd und roter Fliege gekleidet gekleidet auf ihn zu. Sofort wollte er seine Bestellung erfahren.

Tej der nichts bestimmtes im Sinn hatte, musste nicht lange dafür überlegen.

"Ich hätte gerne einen Kaf mit Sahne und ihren Tageskuchen", erklärte er knapp aber nicht weniger freundlich.

"Sehr gerne, Sir", meinte der Kellner mit einem kurzen Zögern, wohl weil er nicht sicher war, ob Tej männlich war, verbeugte sich knapp und eilte davon.

Während er wartete, nahm Tej sich einen der quadratischen Holomonitore, die auf dem Tisch lagen zur Hand und begann ein wenig in einem Magazin zu blättern.

Es dauerte glücklicherweise nicht besonders lange, denn die Lektüre bot wenig Unterhaltung für ihn. Daher war er umso dankbarer, als der Kellner ihm eine kunstvoll gearbeitete und mit edel glänzenden Metallen verzierte Porzellantasse und einen ähnlichen designten Kuchenteller auf den Tisch stellte, der ein ebenso kunstvoll designtes Stück Kuchen trug. Tej nickte dankbar und der Kellner entfernte sich höflich wieder und ließ ihn allein.

Hier schien es ihm auch, als ob weniger Leute ihn beobachten würden, was vermutlich daran lag, dass sie mehr mit sich selbst, ihren Tischnachbarn und ihrem Essen beschäftigt waren. Glück für ihn.



[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Kaprala | Innenstadt | Lieutenant-Commander Tej Darran]
 
- Captain Anto Dofine, imperialer Militärgeheimdienst

]Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System – VGL „Thor“ | Korridor[
Captain Dofine, Crewman

Begleitet von einem einfachen Matrosen ging Captain Anto Dofine den langen Korridor in Richtung Hauptbrücke entlang. Nachdem das Kriegsschiff, eine Korvette der hochmodernen Vigil-Klasse, vor ein paar Minuten ohne jegliche Probleme den Hyperraum verlassen hatte und in der Tat im Cygnus-System, dem politischen Mittelpunkt des gleichnamigen Sternenimperiums, angekommen war, war am Ziel der Reise – ausgehend von Kuat – angelangt. Da der derzeitige Interimskommandant schon in wenigen Stunden den Oberbefehl über diese grazile „Dame“ an einen anderen Offizier, der schon vor Ort war, abzugeben hatte, hatte er nun zweifellos noch die eine oder andere Detailfrage mit dem neimoidianischen Nachrichtendienstler zu klären, die die nächsten Schritte zum Kommandowechsel betrafen. Während sich der hagere Nichtmensch also seelenruhig der Tür zur Brücke näherte, spielte er in Gedanken noch einmal das anstehende Gespräch durch. Hörbar schlugen die beiden Soldaten, die man an der Tür positioniert hatte, die Hacken zusammen als sie Haltung annahmen. Aber darauf schien weder Dofine, noch dessen Begleiter zu reagieren.

Zischend öffnete sich die Tür und der Nachrichtendienstler trat unweigerlich in die Atmosphäre ein, die so typisch für die Brücke eines akkurat geführten Kriegsschiffes war. Obgleich keinerlei Gefahr im Cygnus-System lauerte – nicht einmal die hypothetische Chance bestand –, waren alle Stationen besetzt. Pflichtbewusst gaben die diensthabenden Offiziere ihre Berichte knapp an den anwesenden Ersten weiter, der wiederum kurz dem Kommandanten Meldung erstattete. Neben dem allgemeinen Gemurmel der einzelnen Stationen war als Hintergrundgeräusch außerdem noch das Brummen der aktiven Konsolen zu hören. Für einen flüchtigen Moment blickte Dofine durch das Panoramafenster und sah Cygnus B. Da die „Thor“, so hieß die Vigil-Korvette, das Zielsystem erreicht hatte, konnte man nun tatsächlich die nächsten Schritte in Angriff nehmen. Wahrlich zufrieden mit dem aktuellen Fortschritt der eigenen Mission trat der Neimoidianer mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu dem menschlichen Interimskommandanten. Für irgendwelche Vertraulichkeiten, die hin und wieder beim Militär üblich waren, war die Zeit, die die beiden Offiziere zusammen verbracht hatten, leider zu kurz gewesen, weshalb der Captain die nötige Distanz wahrte.

Lieutenant Commander Solusar blickte grimmig drein als er – ohne vorher aufgefordert worden zu sein – meldete:
„Sir, wie Sie unschwer erkennen können, befinden wir uns schon im Anflug auf die Hauptwelt. Tagesparole sowie mitgebrachte Codes wurden sowohl von unseren Leuten als auch den cygnischen Streitkräften akzeptiert. Unsere Warteposition ist etwa fünfzehn interstellare Klicks von der Flotte entfernt.“

„Sehr gut, Commander“, näselte Dofine zufrieden als Entgegnung. Dabei folgte er für einen kurzen Moment dem Beispiel des Interimskommandanten und blickte ebenso auf die grüne Welt, die in der Ferne vor ihnen lag. Nur mit Mühe und Not konnte man sie aus dieser riesigen Distanz ausmachen. „Eine Kleinigkeit noch … Hat Ihr Steward schon die nötigen Vorkehrungen getroffen?“

Bevor der menschliche Offizier sich wirklich zu einer Antwort hinreißen ließ, verschränkte er noch in aller Ruhe die Arme vor der breiten Brust, während die Nase kurz missbilligend bebte. Obgleich man ihm ansah, dass er das Kommando über das Schiff nur ungern hergab, sagte er letztendlich mit sachlicher Tonlage: „Es wird zu keinen Verzögerungen kommen. Die Programmierung des Droiden ist unter anderem auch in diesem Punkt überaus zuverlässig. Mein Nachfolger kann sich tatsächlich glücklich schätzen solch einen Untergeben zu haben – sollte er nicht das nötige Kleingeld für einen (überteuerten) Steward aus Fleisch und Blut haben...“

Dofine nickte schweigend. Da er vor seiner Karriere beim Militärgeheimdienst seinen Dienst in der Imperialen Armee getan hatte, hatte er von den Privilegien, die sich die Kameraden in der Flotte aus irgendwelchen Traditionen heraus gönnten, nur gehört. Insbesondere auf den Posten des „Steward“ schien man in der Flotte stolz, überaus stolz zu sein – obwohl natürlich auch ein Lieutenant Colonel Ordonanzen in seinem Stab beschäftigte. Um Solusar nicht zu kränken oder sogar für schlechte Luft zu sorgen, hielt sich der Neimoidianer mit einem Kommentar zurück. Stattdessen ließ er einfach das Treiben auf der Brücke auf sich wirken. Ja, für die anstehende Mission war die „Thor“ wirklich eine hervorragende Wahl. Die Korvette war klein, agil und zudem modern – sie konnte dementsprechend problemlos heikle Informationen, die sowohl Cygnus als auch die Hutten betrafen, nach Gravan III transportieren, wo der militärische Nachrichtendienst des Galaktischen Imperiums eine strategische Leitung unterhielt. Nun musste nur noch der neue Kommandant richtig gewählt sein...

„Commander, sobald wir die Warteposition erreicht haben, soll die Kommunikationsstation sogleich die Dritte kontaktieren“, befahl der Nichtmensch kurz darauf. „Ich möchte, dass Commander Darran möglichst zügig sein neues Kommando antritt.“

]Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System – VGL „Thor“ | Brücke[
Captain Dofine, Lieutenant Commander Solusar und Brückenbesatzung
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Kaprala | Innenstadt | Imperiale Botschaft | Landeplattform | Lieutenant-Commander Tej Darran]


Zugegeben, Tej war ein wenig nervös und hatte eine leichte Gänsehaut, was man ihm dank seiner Ganzkörperbehaarung auch sicherlich gut ansehen konnte. Obgleich eine leichte, frische Brise über sein Fell und die Landeplattform wehte, konnte er diese nicht dafür verantwortlich machen. Es war das war ihm bevorstand. Nun hatte Lieutenant-Commander Tej Darran schon viel in seiner kurzen Laufzeit erlebt, war sogar bereits Kommandant eines Schiffes gewesen. Aber eine Nachricht eines hochrangingen Geheimdienstoffiziers, hier genauer Captain Anto Dofine, brachte viele selbst hartgesottene Soldaten zum Zittern.

Wie immer war die Nachricht vergleichsweise wage gehalten, so hatte er es schon oft gehört, wenn es um den Geheimdienst ging. Seine Angehörigen wussten scheinbar alles und gaben dennoch meist nicht einmal das nötigste Preis. Auch hier hatte er nur die Anweisung bekommen, seine Sachen zu packen und sich dann Abflugbereit zu machen, eine Fähre würde natürlich auf ihn warten. Und so war es auch geschehen, mit Ausnahme, dass Tej aufgrund seiner Pünktlichkeit auf die Fähre wartete und nicht umgekehrt.

Das sich im Landeanflug befindliche Raumschiff ließ die Brise zu einem unangenehmen, auf die Umgebung der Landeplattform begrenzten, Wind anschwellen, der es vermochte, das kurze Fell des Farghul in gegen den Strich zu wehen.

Es öffnete sich nur die Rampe des Schiffes mit einem Zischen, nachdem sich der Wind und die Motorengeräusche gelegt hatten und Tej genügte dies als Zeichen, das Innere der Fähre zu betreten.

Er hatte einen Koffer bei sich, in dem seine Kleidung fein säuberlich neben seinen wenigen persönlichen Besitztümern gestapelt war.

Er war zwar groß, konnte aber immer noch mit einer Hand getragen werden. Im Inneren des Schiffes stellte er ihn an eine Wand direkt im Schleusenbereich, der mit einem Repulsor versehen war, damit während des Fluges nichts verrutschen konnte.

Ansonsten schien die Fähre hier nichts weiter an Bord zu nehmen, da sich die Luke bereits recht schnell hinter ihm wieder zu schließen begann.

Tej passierte eine Magnetisch verriegelte Türe, die sich vor ihm mit einem Zischen öffnete und den Blick auf den Laderaum des Omega-Klasse Frachters freigab. Dort waren bereits allerlei Kisten gestapelt und bis auf einen zur Begrüßung piependen Astromech-Droiden niemand anzutreffen.

Undbeirrt ging Tej weiter zum Cockpit, während ein unerwartet Sanfter Ruck durch das Schiff ging, was signalisierte, dass sie sich wieder im Flug befanden. Der Farghul passierte eine weitere, nun kleinere Türe zur Brücke, bei der er sich ein wenig Bücken musste.

Der Copilot drehte sich nur kurz zu ihm um und nickte in Richtung eines Passagiersitzes.

"Willkommen an Bord Sir, wir bringen sie zur Thor", erklärte der Mann, dessen Stimme durch den Pilotenhelm einen leicht mechanischen Unterton hatte.

"Danke, Pilot, was haben sie da geladen?", wollte Tej aus reiner Neugier wissen. Natürlich waren es Vorräte, er fragte sich nur wofür sie waren.

Gleichzeitig wollte er nicht fragen, was die Thor war. Natürlich war anzunehmen, dass es sich da um ein Schiff des Imperiums handelte, aber er konnte beim besten Willen nicht sagen um welches. Also musste es sich um einen kleineren Schiffstyp handeln, Schiffe, die nicht in den Annalen einer Glorreichen Schlacht ihre Prominenten Platz finden.

"Die letzte Frachtlieferung für das Schiff, Sir. Sie haben Glück gehabt, dass und ihr Transitgesuch noch erreicht hat, bevor wir fertig mit dem beladen waren", erklärte der Pilot, doch man konnte beim besten Willen keine Emotionen aus der durch die Helmmikrofone veränderten Stimme lesen.

"Danke, dass sie es einrichten konnten", meinte Tej höflich aber eher desinteresiert.

"Keine Ursache, Sir", dankte der Pilot und wandte sich wieder seinen Konsolen zu.

Tej konnte währenddessen zwei Dinge feststellen. Einmal waren die Sitze in diesen Fähren nicht für Wesen mit Übergröße gemacht und andererseits, dass sie mit sehr moderater Geschwindigkeit dem Weltraum entgegen schwebten.

Die Piloten waren mit dem Fliegen und dem Funkverkehr beschäftigt und das Fenster bot auch nicht den besten Ausblick sondern schien eher so klein wie möglich gehalten zu sein, also blieb ihm Zeit ein wenig nachzudenken.

Er forstete nach dem Namen Thor, konnte aber beim besten Willen keinen Schiffstyp damit assoziieren, was ihn ein wenig frustrierte. Was wenn er jetzt auf diesem Schiff Dienst tun würde, ohne es zu kennen. Bei der Claw of Justice hatte er vorher wenigstens die Möglichkeit gehabt sich zu informieren, hier konnte er es erst nachdem er auf dem Schiff selbst angekommen war tun.

Sie flogen auf eines der Mittelgroßen Schiffe der Flotte zu, dass etwas abseits der Hauptmacht in Warteposition stand. Alsbald konnte er auch die Umrisse erkennen, die er Imperialen Norm der meisten Schiffe, wie sie durch die Imperiums-Klasse vorgegeben wurde, entsprachen: Es war ein Dreieckig zum Bug zu laufendendes Schiff, dass man wohl als Korvette oder Fernaufklärer charakterisierte. Genau das richtige Schiff für den Geheimdienst, wie Tej erheitert feststellte:

Groß und mit ausreichend Schlagkraft, gleichzeitig allerdings wendig und leichter zu übersehen.

Als sie näher kamen, konnte Tej auch den Schiffstyp näher definieren. Es handelte sich um eine der neuen Vigil-Klasse Korvetten, ein Schiffstyp, der nach Tejs Auffassung, vor allem Als Lückenfüller zwischen den kleineren Korvetten und Fregatten und den leichten Kreuzern diente. Bei weitem kein schlechtes Schiff, um seinen Dienst zu tun.

Als die Fähre sicher angedockt hatte, war Tej der erste, der sich erhob, um die Korvette zu betreten.

Sein Weg führte zurück in den Frachtraum und von dort wieder zur Luke, durch die er die Fähre betreten hatte.

Das besondere und leider auch ein großer Makel an der Vigil-Klasse, wie der Farghul fand, war das komplette Fehlen eines Hangars. Dafür besaß das immerhin beachtliche 255 Meter messende Schiff mehrere Große Schleusen, um Vorräte aufzunehmen. Als sich die Hauptluke der Omega-Fähre senkte, erkannte Tej auch, wie große diese Schleusen waren. Er nahm seinen Koffer wieder in die linke Hand und postierte sich in aufrechter Haltung vor der sich langsam öffnenden Luke.

Er wollte auf seine Vorgesetzen und natürlich auch auf die Mannschaft einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Das war für ihn bei einer ersten Begegnung essentiell und entschied auch seiner Meinung nach viel über die Einschätzung einer Person.


[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | VGL " Thor" | Luftschleuse B | Lieutenant-Commander Tej Darran]
 
[ Esaga-Sektor | Cygnus-System | MTC "Vulcan" | Nahe der Andockvorrichtung | CMDR Vest]​

Nomis Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Es war ein schönes Gefühl, endlich wieder frei atmen zu können, ohne an Schläuche und Gerätschaften angeschlossen zu sein. Wenn man Jahre an Bord eines Raumschiffs verbrachte, geriet man irgendwann in Gefahr das Sauerstoffgemisch, das man in seine Lungen pumpte, tatsächlich als Luft zu bezeichnen. In Wahrheit waren es immer dieselben stickigen, abgestandenen Gase, die immer und immer wieder durch dieselben Filter und Aufbereiter geschleust wurden. Es roch und schmeckte ganz anders als das, was sie auf Coruscant einatmen würde. Doch es war Luft. Zumindest eine Art davon. Man konnte es atmen und überleben. Das war es letztendlich, worauf es ankam.

Den Körper am Geländer abgestützt betrachtete die Commander ihr Schmuckstück durch ein Transparistahlfenster. Die Stelle, an der der Asteroid die Claw of Justice erwischt hatte, war nur noch zu erahnen. Die Konstrukteure und Techniker des MTC Vulcan hatten ganze Arbeit geleistet und sämtliche zerstörten Teile repariert oder, wie im Falle der steuerbord Manövrierklappe, komplett ersetzt. Nomi lächelte sanft, als sie daran dachte, dass es eine Ironie des Schicksals sein musste, da auch die Kommandantin der Claw zur selben Zeit einiger Wartungsmaßnahmen bedarf. Ein angeborenes Leiden, das zuvor nie durch irgendwelche Ärzte entdeckt wurde, war ausgebrochen, hatte Herz- und Lungenfunktion angegriffen und hätte unbehandelt eher früh als spät zu ihrem Ableben geführt. Zum Glück führte die dritte Flotte genügend Lazarettschiffe mit, um im Notfall eine ganze Bevölkerungsgruppe versorgen zu können. Sie war in gewissem Maße überversorgt. Unter Fachärztlicher Aufsicht, einer Operation und einer kurzen, aber effektive Rehamaßnahme war die Coruscanti wieder völlig genesen und bereit an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.


Nomi hatte noch im Krankenbett die aktuellsten Berichte der Claw of Justice angefordert. Es hatte jedoch lange gedauert, bis ihrer Forderung schließlich nachgekommen wurde. Im Grunde hatte sie tatsächlich erst in den letzten Tagen erfahren, was mit ihrer Marauder Korvette so getrieben wurde. Lieutenant Commander Tej Darran schien das Schiff im Griff gehabt zu haben, und das trotz seines beachtlich jungen Alters und seiner… Benachteiligungen in jeder anderen Hinsicht. Sie konnte nicht anders, als ihm dankbar zu sein, dass er ihr Schiff, ihre Crew und letztlich ihren Sohn nicht ins Verderben geführt hatte. Auch wenn sie ihm als Vorgesetzte die Hölle heiß gemacht hätte, für die waghalsigen, fast schon idiotisch riskanten Manöver, die er ihrer Besatzung ausgesetzt hatte. Dazu würde es nun nicht mehr kommen. Darran hatte sein eigenes Kommando bekommen. So wie Nomi es sah, auch völlig zurecht. Sein Talent konnte nicht ungenutzt bleiben. Auch wenn sie sicher war, dass er in Sachen Demut und Geduld noch einiges von ihr hätte lernen können. Nach ihrer bescheidenen Meinung schien jedoch niemand zu fragen.


Immerhin war es ihr vergönnt selbst einige minimale personelle Entscheidungen zu treffen, die nach dem Abgang des Lieutenant Commanders anstanden. Lieutenant Wallis, die Sensorikoffizierin, stieg nun eine Stufe hinauf und übernahm den Platz des Ersten Offiziers, nachdem sie seit knapp drei Jahren als Zweite gedient hatte. Die Führung der Sensorik-Crew übernahm nun ein Ensign mit dem Namen Drendrik Reed, der schon unter Wallis gedient-, und der Frau hoffentlich aufmerksam auf die Finger geschaut hatte. Mehr Kopfzerbrechen bereitete ihr jedoch die Ernennung ihres Sohnes zum neuen Zweiten Offizier. Sie hatte ihn jener Tage zum Dritten gemacht, um ihm ein wenig Verantwortungsbewusstsein in den jungen, hitzköpfigen Schädel einzuhämmern. In dieser Hinsicht unterschied er sich nicht sehr von Darran, der seinerseits jedoch inzwischen bewiesen hatte, dass er ein Schiff zu führen wusste.


Innerlich seufzte Nomi. Sie löste ihre Hände vom Geländer, von dem aus sie die Claw betrachten konnte, rückte die Uniform zurecht und schritt entschlossenen Schrittes die Gangway entlang, hinein in den Verbindungstunnel, der die Druckluke der Claw mit jener der Vulcan verband. Mit ehrlicher Freude, allerdings nicht ganz unerwartet, stellte sie fest, dass man bereits auf sie wartete. Flankiert von zwei Marines, die wohl mehr für eine nette Schmeichelei als tatsächliche Sicherheit sorgen sollten, strahlte ihr das vergnügte und hübsche Lächeln ihrer Pilotin und Navigationsoffizierin, Lieutenant Therston, entgegen. Sie zeigte einen knackigen Salut, den sie so akkurat zuvor selten von ihr gesehen hatte.


„Willkommen zurück an Bord der Claw of Justice, Commander Vest.“

Nachdem Nomi den Salut erwiderte, trat die Lieutenant zur Seite. Während Nomi ein Fuß vor den anderen setzte, betrachtete sie engstirnig den Eingang ihres Schiffes. Sie konnte sich einer gewissen Aufregung nicht entziehen und hielt kurz den Atem an, als sie über die Schwelle der Drucktür trat. Auf der anderen Seite füllte sie ihre Lungen mit der Atmosphäre der Claw of Justice. Die Luft, auch wenn millionenfach gefiltert und aufbereitet, war doch etwas Besonderes. Es roch wie immer ganz vertraut, so als wäre sie gar nicht weg gewesen.

[ Esaga-Sektor | Cygnus-System | MAR "Claw of Justice" | Deck 2 | CMDR Vest, LT Therston, 2 Marines]

 
[Cygnus-System - ISD Avenger - Admiralsquartier] Elysa

Die gegenwärtige Lage unterschied sich natürlich von der ursprünglichen Ausgangslage, war deshalb aber nicht weniger brenzlig. Jeden Erfolg hatte man sich hart erkämpfen, oder erarbeiten müssen, um mit weiteren Herausforderungen konfrontiert zu werden. Die Erfolge der 417.ten Korvettendivision dienten oftmals als elementare Grundlagen des guten Willens und der Kooperationsbereitschaft zwischen dem cygnischen Sternenimperium und dem galaktischen Imperium.
Captain Selgorias hatte bei der Führung seiner Division das richtige Gespür bewiesen und für die unterschiedlichen Situationen und Anforderungen immer wieder die richtigen Offiziere an die kritischen Stellen und Entscheidungen gesetzt, so dass Elysa nicht umher kam diese für Belobigungen und Auszeichnungen vorzuschlagen. Darunter Tej Daran, oder auch Noak Fremyn und Manius Selgorias selbst.


Cygnus hatte mittlerweile einer zahlenmäßig begrenzten, aber dennoch permanenten, imperiale Militärpräsenz zugestimmt und dem galaktischen Imperium auf einem Mond ein Gelände zur Errichtung einer Militärbasis überantwortet. Das Ingenieurskorps hatte Elysas Anweisung schnell in die Tat umgesetzt, den Grundstein der Basis stellte derzeit eine modulare Garnisonsbasis dar. Die aktuelle Priorität lag bei einem Landefeld für kapitale Schiffe, um gegebenenfalls auf festem Boden Wartungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen. Danach sollten unterirdische Einrichtungen, Hangars, Quartiere und einiges mehr folgen.
Etwa ein Viertel der dritten Gefechtsflotte hatte Elysa zu einer Task Force zusammengefasst und unter Alynn Kratas Befehl gestellt, welche in der Nähe des Huttenterritoriums offensiv die Bekämpfung von Piraten aufgenommen hatte.
Der Verdacht, dass die Hutten durch eine Unterstützung, oder zumindest Duldung der Piraterie die Instabilität der Region förderten hatte sich erhärtet, reichte aber kaum zu mehr als einer informellen Protestnote. Daher war die Entscheidung des Task Force Commanders die Wahl auf Alynn gefallen. Sie verfügte über einen Ruf als aggressive, effektive, wenig zimperliche Kommandantin die sich demzufolge auch nicht scheute das imperiale Strafmaß für Piraterie großzügig anzuwenden: Den Tod.
Commodore Alynn Kratas verfügte somit für Piraten über ein ordentliches Abschreckungspotenzial.
Die Stationierung Alynns hatte den Zweck bewusst die Initiative auszuüben und den Gegner zu einer Reaktion zu zwingen, denn jede Reaktion der Piraten oder der Hutten würde mehr über deren Ziele offenbaren. Dass Alynn keinen Krieg vom Zaun brechen sollte hatte Elysa ihr eingeschärft. Im Rahmen von Bedrohungen und Provokationen würde und sollte sie jedoch ihrer aggressiven Ader entsprechen.


Den Baron von Milaris hatte man mittlerweile als Botschafter aus der Gleichung genommen und im interrim mit Jahanna Tebelon besetzt, was auch einige Wellen geschlagen hatte. Mehr als Elysa lieb war, aber die neuen, gewonnenen Erkenntnisse über die innen- und außenpolitische Problematiken und Thematiken Cygnus war es mehr als wert gewesen. Denn der innenpolitische Druck auf das Königshaus war weit größer als erwartet, es gab Indizien, dass einige Adelshäuser finanzielle und materielle Unterstützung durch die Hutten - oder auch nur einen einzigen Clan - erhielten, was das Kräfteverhältnis empfindlich verschieben konnte.
Hinzu kam ebenfalls der Umstand, dass gemeinsame Flottenoperationen oft nur sehr geringen, oder gar keine Erfolge vorzuweisen hatten, was die Vermutung nahe legte, dass es einen Maulwurf innerhalb der cygnischen Admiralität gab. Bisher blieb es aber beim Verdacht und diesen konkret zu äußern bedurfte Beweise und nicht etwa lediglich Spekulationen.
Aber es gab nicht nur negative Entwicklungen. Durch die Patrouillen und Sicherung der Raumfahrtslinien etablierte sich das Imperium in dieser Region nach und nach als Ordnungsmacht und andere Nationen und Planeten begannen das Imperium als Schutzmacht in Betracht zu ziehen. Was wiederum den Hutten überhaupt nicht gefiel und auch den Unmut weiterer lokaler Nationen auf sich ziehen konnte, die vom Status Quo profitierten.


Elysa nahm einen Schluck ihres Tees und starrte weiterhin auf ihr Datenpad. Leichter war die Situation wirklich nicht geworden. Sie hatte sich nur verändert. Was auch eine Analyse und Anpassung der eigenen Strategie benötigte.

[Cygnus-System - ISD Avenger - Admiralsquartier] Elysa
 
[: Cygnus - System | GSD – Aries Prime | Brücke :||: Commander Alexa O'Neill und Brückencrew:]

Das bläuliche Schimmern, das die typische Begleiterscheinung einer Hyperraumreise war, ließ die Brücke und dessen Crew in diesem Licht erscheinen. Vor einer dieser großen Fenster, die die Brücke auf drei Seiten umschlossen, befand sich der kommandierende Offizier und machte einen recht unglücklichen Eindruck, während sich die „Aries Prime“ mit gleichbleibender Geschwindigkeit ihrem Ziel näherte.

Alexa, die erst seit Kurzem diesem GSD als neue Kommandantin zugeteilt wurde, seufzte leise auf und drückte ihren Rücken durch. Man konnte bei näherem Hinsehen bemerken, das sich die kleine Bastionerin auf diesem großen Schiff nicht sonderlich wohl zu fühlen schien. Was wohl damit zusammenhängen konnte, das sie nicht damit gerechnet hatte, den Befehl über einen GSD zu erhalten. Dieses Heimatgefühl, was sie immer auf der „Achilles“ hatte, hatte sich bisher noch nicht eingestellt und Alexa fragte sich gerade, ob sich das jemals ändern würde.

Mit diesem neuen Kommando hatte man ihr auch eine größere Schiffsbesatzung gegeben, für die sie nun verantwortlich sein würde. Daran musste sie sich auch erst noch gewöhnen. Und an die anfallenden Mehrarbeiten in der Administration. Wie hieß es so schön: größeres Schiff, größere Verantwortung und vor allem viel, viel Arbeit. Erneut seufzte die junge Frau und wendete sich langsam dem Fenster ab und ließ ihren kobaltblauen Blick über die Brückencrew schweifen. Ein sachtes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, als sie einige bekannte Gesichter erblickte. Es waren Männer und Frauen, mit der sie zusammen auf der „Achilles“ gedient hatte. Es war eine glückliche Fügung des Schicksals, das sie hier auf der „Aries Prime“ wieder zusammen Dienst für das Imperium schoben.

Was diese ganze Vorbereitungen und diese Versetzung doch ein wenig besser machte. Dennoch würde einige Zeit vergehen, bis aus dieser Mannschaft wieder eine Einheit werden würde. Man musste sich untereinander erst wieder kennenlernen. Was vor allem hieß, dass man das Schiffslayout auswendig lernen sollte. Alexa passierte es immer noch, dass sie sich in diesem Haufen Blech und Stahl verlief. Was langsam peinlich wurde. Bei dem Gedanken, wo sie bei ihrem letzten Irrwegen gelandet war, schoss ihr leichte Röte auf die Wangen. Nein, besser nicht nachdenken. Das war so etwas von peinlich gewesen, dass sie gerne aus der Luftschleuse gesprungen wäre und es am liebsten immer noch tun würde.

Lieber sollte sie ihre Gedanken auf dass richten, was sie wohl erwarten würde. Es war schon etwas .. seltsam und vor allem recht ungewohnt, dass man ihr neue Befehle und dass neue Kommando zur Dritten Flotte mit einer altmodischen Nachrichtendepesche erhalten hatte. Es ließ sie etwas hellhörig werden und eine gewisse Sorge hatte sie beschlichen, was recht schnell in Nervosität übergegangen war. Nachdem sie herausgefunden hatte, unter welchem Befehl die Dritte Flotte stand: Admiral Elysa Nerethin. Einer der wenigen Frauen, die sich in der Männer dominierenden Welt behauptet hatte. Wofür Alexa sie zutiefst bewunderte. Mann konnte sagen, dass der Admiral eine gewisse Vorbildfunktion für die junge Bastionerin eingenommen hatte.

„T minus 2 Minuten, Commander.“

Die Stimme von Tasha, der Kommunikationsoffzierin der „Aries Prime“ riss O`Neill aus ihren Gedanken und mit einem Nicken wandte sie sich wieder dem großen Fenster zu. Die Arme etwas verkrampft hinter ihrem Rücken und leicht breitbeinig, wartet die junge Frau, dass sie ihr Ziel erreichen würde. Und mit einem sanften Ruck, dem man kaum verspürte, sprang der GSD aus dem Hyperraum. Man hatte das Zielsystem erreicht. Alexa atmete tief ein und aus und drehte sich nach einem letzten Blick über ihre Schulter und aus dem Fenster zu ihrer Brückenbesatzung um.


„Lieutenant O’Reilly, aktivieren Sie die Lang- und Kurzstreckensensoren und kündigen Sie uns der hiesigen Raumkontrolle an und informieren sie diese über unsere Absichten. Danach versuchen Sie eine Verbindung zu Admiral Nerethin auf der „Avenger“herzustellen.“


Sagte die junge Frau, als sie mit schnellen Schritten die wenige Distanz bis zur taktischen Konsole zurücklegte und dort auf ihren ersten Offizier Wilder stieß, mit der sie einige Worte wechselte. Man konnte immer noch eine gewisse Befangenheit zwischen den beiden feststellen. Man hatte beschlossen, die Nacht nach einer kleinen Feier auf Rendili aus dem Gedächtnis zu streichen. Was beiden nur recht kläglich gelang.


[: Cygnus - System | GSD – Aries Prime | Brücke :||: Commander Alexa O'Neill und Brückencrew:]
 
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[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Botschaft - Büroraum ] Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon)

Die versteckte Kamera im Büro des Barons von Milaris hatte keine unerwarteten Ergebnisse geliefert. Der Baron selbst war seit einiger Zeit auf der Avenger und wurde aus gesundheitlichen Gründen durch Jahanna Tebelon vertreten.
Das Manöver, den "Unsicherheitsfaktor" aus dem Spiel zu nehmen und durch eine Person zu ersetzen, der man vollständig trauen konnte, war wenig überraschend. Allerdings fragte Kate sich, wie sie hier entsprechend ihres Auftrags Dinge über den Baron in Erfahrung bringen sollte, wenn dieser sich noch nicht einmal auf dem Planeten befand.

Immerhin war es aufgrund dieser Sachlage ein leichtes gewesen, sich unbemerkt Zugang zu seinen Privaträumen zu verschaffen und entsprechende Abhörvorrichtungen anzubringen. Lediglich der Zugang zum Computer des Barons blieb ihr noch verwehrt. Ein einfacher Keylogger würde sein Passwort bei der nächsten Eingabe notieren und an sie weiterleiten. Doch solange er nicht da war, blieb dieser Punkt weiter offen. Sie hatte die Brute Force Methode ausgeschlossen, weil dies ohne Zweifel bei der Systemadministration Aufsehen erregen würde. Mit Hilfe der speziellen Programme auf dem versteckten Betriebssystem ihres Rechners sollte es ihr allerdings auch gelingen, Zugriff auf den Hauptrechner der Botschaft zu erlangen. Dafür brauchte sie allerdings etwas Ruhe, was in Anbetracht ihrer räumlichen Situation äußerst schwierig war.


"Fibon ich warte noch immer auf den Wochenbericht."

Bantian Serav plötzliche Anwesenheit an ihrem Schreibtisch ließ sie zusammenzucken. Mit einer schnellen Tastenkombination ließ sie die Aufzeichnungen zu ihrer eigentlichen Aufgabe auf Cygnus verschwinden. Als sie ihre Tarnidentität aufgebaut hatte, war ihr die Idee eine Art Praktikantin und "Mädchen für alles" darzustellen noch besonders clever vorgenommen. Dass man dadurch ihren Schreibtisch mit Aufgaben zumüllen würde, war ihr zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen. In ihrer Rolle als Petty Officer Nyna Fibon hatte sie sich daher entschlossen nicht die intelligente, engagierte und hochmotivierte Persönlichkeit darzustellen, als die sie sich eigentlich sah. Nyna war etwas faul und nicht unbedingt besonders pflichtbewusst. Die Abgabe eines Dokumentes oder einen Termin zu versäumen war für sie nicht unüblich. Nur so war es ihr gelungen, etwas Freiraum für die Aufgaben als Geheimagentin zu schaffen.

"Ja, ich bin dran."

Der Blick des Mitarbeiters der Botschaft zeigte ihr, dass ihn diese Antwort alles andere als zufrieden stellte. Er sollte sie bitte einfach nur in Ruhe lassen. Kate verdrehte die Augen und fuhr sich einmal durch ihr halblanges, blondes Haar in der Hoffnung, dass ihn das irgendwie ein wenig ablenken würde.

"Ich geb dir den Bericht morgen."

"Du weißt schon, dass was Ding Wochenbericht heißt, weil man es jede Woche macht."

Bantian Serav war von schlanker Statur und leider noch in einem Alter, wo er glaubte allein durch gute Arbeitsergebnisse in der Rangfolge weiter aufsteigen zu können. Langsam ging er ihr mit dieser Klugscheißerei wirklich auf die Nerven. Die Anzati ließ sich jedoch nichts anmerken, trank erst ein Schluck aus ihrem Wasserglas und wendete ihren Blick dann wieder dem Bildschirm zu. Vielleicht sollte sie mal von seiner Suppe kosten, wie ihr Volk das nannte, und ihn sich zum Diener machen. Aber nein, er sah einerseits nicht besonders appetitlich aus und andererseits war das mit zu großen Gefahren verbunden. Auch wenn es ihr durchaus Spaß bereitet hätte, ihn zu erniedrigen. Sie konnte froh sein, dass ihr Fehler auf der Avenger, der einen imperialen Techniker das Leben gekostet hatte, nicht auf sie zurückgefallen war. Besser sie reizte dieses Glück vorerst nicht weiter aus.

"Ja-ah. Morgen, versprochen."

Damit war das Thema hoffentlich vorbei. Sie musste nämlich noch den "Wochenbericht" fertig schreiben, der wirklich wichtig war. Die Kommunikation "nach draußen" in andere Systeme funktionierte immer noch nicht. Somit blieb ihr nach wie vor nur ihr Kontaktmann Lieutenant Max Huffster, die die Informationen wiederum vermutlich in komprimierter Form auch an Commander Lane Gaveger weiterleitet. Kontakt zum imperialen Geheimdienst bestand aktuell nicht.

Ihr Büro war ein Großraumbüro, indem mindestens 20 Botschaftsangestellte ihre Arbeit verrichteten. Die Boxen oder Trennwände, die man aufgestellt hatte, boten nur bedingt Schutz vor den Blicken der Vorbeigehenden. Das war wirklich alles andere als optimal. Sie musste maximal vorsichtig sein und verspürte gleichzeitig den Druck, dieses Mal in ihrem Wochenbericht auch endlich mal Ergebnisse verkünden zu können.

Eine Erinnerung ihres Kalenders kündigte einen anstehenden Termin an. Natürlich, das Treffen mit Juin Giugno. Er war ein Cygner und freischaffender Journalist. Nyna Fibons offizielle Aufgabe bestand darin allerlei öffentlicher cygnischer Nachrichten und Informationen jeglicher Art, die für das Imperium relevant sein konnten, jede Woche in einem Wochenbericht zusammenzufassen. In diesem Zusammenhang wollte sie sich zur Kooperation mit Giugno treffen. Abgesehen davon hatte er den ausführlichsten Bericht über das Giftattentat auf Garvin Aard geschrieben. Kate hoffte, dass sie die ein oder andere geheimdienstlich relevante Information aus ihm herausholen konnte. Und wenn es auch nur ein paar Theorien waren.


[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Botschaft - Büroraum ] Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon)
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Innenstadt | Café „Le Havre“ | Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn und allerhand imperiale Militärangehörige]

Nicht weit vom Regierungsviertel entfernt – und zudem an Kapralas größten Boulevard gelegen – befand sich das kleine Cafe „Le Havre“. Mitten im Herzen der beschaulichen Innenstadt mochte es zwischen all den anderen Geschäften und Lokalitäten eigentlich nicht auffallen. Schließlich gingen auch hier Tag für Tag allerhand Gäste zufrieden ein und aus. Und doch unterschied sich das Café in einem ganz bestimmten Detail: Während auf den gemütlichen Terrassen der anderen Etablissements nämlich stets cygnische Zivilisten saßen, rauchten, ihren Caf tranken und sich mit ihren heimischen Begleitern unterhielten, zog dieser Ort scheinbar nur Angehörige der imperialen Gefechtsflotte an, die sich seit mehreren Tagen im Hauptsystem des Cygnischen Sternenimperiums aufhielt. Sie hatten in diesen Zeiten das lauschige „Le Havre“ fest in der Hand.

Obwohl die uniformierten Fremden genauso Basic sprachen wie die Einheimischen, musste es sich für die Bürgerinnen und Bürger der cygnischen Hauptstadt rau, gar ungebildet anhören. Denn meist sangen die einfachen Matrosen schmutzige Shanties, stießen lachend und grölend mit ihren Krügen an und legten sich gerne mal kämpferisch mit arroganten Cygniern – in der Regel Angehörige deren Militärs – an. Jedoch eskalierte die Situation glücklicherweise nie. Trotzdem hielten die Imperialen mit diesem Verhalten allerhand Gäste fern, die normalerweise ins „Le Havre“ gingen. Innerhalb der Dritten Gefechtsflotte reichte die verklärte Selbstsicht inzwischen so weit, dass man sich von Schiff zu Schiff, von Staffel zu Staffel, von Kompanie zu Kompanie längst erzählte, das Café sei der neue, inoffizielle „Officer's Club“ vor Ort. So versiegte der Strom an Landgängern, die ein Abenteuer in Kaprala suchten, selbstverständlich nie ab.

Das trotzdem vereinzelt Bürger, die an dem Café vorbeikamen, höflich ihre Kopfbedeckung lüfteten oder kurz einen Knicks machten, lag jedoch nicht daran, dass man die imperialen Besucher über das gewöhnliche Maß respektierte, sondern allein an einem Lieutenant. Noak Fremyn besaß ein Detail, das ihn von seinen uniformierten Kameraden unterschied, obwohl er seinen Dienst ebenfalls in der Imperialen Flotte tat: Es war der Schiffsname auf der Binde am rechten Arm. Die „Alièstra“ galt im Cygnischen Sternenimperium als Symbol des Königshauses. Denn schon deren König, Aguro Quan IV., hatte einst seinen Militärdienst auf dieser rüstigen Fregatte getan. Da der Bakuraner obendrein auch noch in diverse „unglückliche“ Geschichten mit deren Kronprinzessin verstrickt war, hatte die hiesige Bevölkerung allem Anschein nach einen Narren an ihm gefressen.

Seelenruhig sog er an seiner Zigarette, während am Nachbartisch eine kleine Gruppe angetrunkener Matrosen amüsiert das nächste Lied über Admiral Nerethin und den Imperator anstimmte. Lachend stimmten zwei, drei weitere Uniformierte ein als man zum zotigen Refrain kam. Blauer Rauch stieg ihm aus der Nase als er ausatmete, derweil er sich erneut über das Stück Flimsiplast vor sich beugte, um noch ein paar Zeilen an seine Mutter zu schreiben. Weil die Imperialen Streitkräfte ein ziemlich rauer Ort waren, wo Männer keine Gefühle haben sollten, blieb ihm nur die ferne Heimat – in Form seiner Mutter – zum Leidklagen übrig. Sie verachtete ihn nicht dafür, dass er allmählich das Gefühl hatte, Spielball irgendwelcher höheren Kräfte zu sein. Ganz im Gegenteil. Sie brachte ihm stets das Maß an Verständnis entgegen, das er im jeweiligen Moment gebrauchen konnte. Erneut inhalierte er den blauen Dunst seiner Zigarette.

'Eventuell hat sie einen guten Rat für mich wie ich mich aus diesem Schlamassel ziehen kann', ging es ihm durch den Kopf. Kurz setzte der Lieutenant den Stift ab, klopfte fix ein Häufchen Asche von dem Glimmstängel und rieb sich anschließend den linken Arm. Obwohl die Verletzung, die ihm der Comte im Duell zugefügt hatte, dank einer guten Bacta-Behandlung inzwischen längst verheilt war, pochte die Stelle in manchem Moment noch immer ungewöhnlich stark. Noch immer konnte er sich nicht so richtig erklären wie er überhaupt in diese missliche Lage geschlittert war. Hätte er trotz der Einladung dem Ball fern bleiben sollen? Hätte er am Ende lieber einen mehrtägigen Arrest in Kauf nehmen sollen? Womöglich sogar wissentlich seine Karriere sabotieren? 'Nun gut. Momentan kann mir auch niemand sagen, ob das Duell wirklich förderlich war...' Er unterdrückte einen Seufzer und sah sich stattdessen lieber nach seinem Untergebenen Turnell Ausschau, der für das Beschaffen von Caf zuständig war.


[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Innenstadt | Café „Le Havre“ | Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn und allerhand imperiale Militärangehörige]
 
[Cygnus-System - ISD Avenger - Admiralsquartier] Elysa

Der Nachtzyklis der Avenger war weit fortgeschritten. Man hatte sich von der CST (Coruscant Standard Time) gelöst und die lokale Zeit von Cygnus Hauptstadt Kaprala übernommen.

Aber der Stand der Nacht an Bord hinderte natürlich niemanden (lies: ihren Stab oder auch die Kommandobrücke) daran die Flottenkommandantin der dritten Gefechtsflotte bei dringlichen Angelegenheiten zu wecken. Daher machte sich auch die schiffsinterne Kommunikationsanlage unnachgiebig und penetrant bemerkbar. Zumindest solange bis Elysa auf dem Nachttisch tastend ihr Komlink fand und den Anruf im Dunkeln entgegen nahm. Nur Ton.

"Nerethin hier.", erklang es verschlafen.
"Ensign Karen Kramer vom Kommunikationsabschnitt, Ma'am." Die Stimme flatterte leicht.
"Soeben ist die Aries Prime aus dem Hyperraum gesprungen. Sie vermeldet, dass sie eine Nachrichtendepesche für sie hat und O'Neil bat ebenfalls um eine Unterredung." Ein Moment der Still folgte. "O'Neil kommandiert die Aries Prime."
"Ensign, Sie sind neu im Kommunikationsabschnitt, nicht wahr?" Die Aufregung und Unsicherheit der Ensign war beinahe greifbar. Sie machte das vermutlich zum ersten Mal.
"Ja, Ma'am." Die Aufregung der Frau war immer deutlicher geworden.
"Welche Prioritäten haben die Nachrichten?"
"Gering."
"Hmmmhmmm.", brummte Elysa ihre Zustimmung. "Und in welchem Zyklus haben wir an Bord?"
"Den Nachtzyklus.", kam es schnell, genauso schnell trat wieder Stille ein. Danach folgte ein. "Entschuldigung Ma'am."
"Schon gut. Wir machen alle mal Fehler, Ensign. Es sollte nur nicht wieder vorkommen. Wenn sie sich nicht sicher sind, wenden sie sich an ihre Vorgesetzten oder Kameraden."
"Aye Ma'am."
"Bestellen Sie O'Neil für eine Unterredung um 0300 ein."
Knapp 30 Minuten müssten reichen, und wo sie schon einmal wach war konnte sie sich auch ans Tagewerk begeben.
"Und informieren sie Flag Lieutenant Harte und Chief Steward Travis über das Treffen. Harte soll O'Neil empfangen und in mein Büro geleiten."
Es war zwar mitten in der Nacht, aber wenn sie die beiden nicht wecken lassen würde, wären Beide verstimmt, weil sie ihnen die Möglichkeit vorenthalten hätte ihre Pflicht zu erfüllen. Die Beiden waren ganz versessen darauf, also konnte Elysa ihnen diesen Gefallen auch tun.
"Ja Ma'am."
"Vielen Dank. Nerethin Ende."

Statt wie andere Menschen sich nochmal rumzudrehen oder direkt aufzuspringen um Kaf zu konsumieren oder kalt zu duschen, um die Lebensgeister zu wecken, schlug Elysa die Decke zur Seite und setzte sich im Schneidersitz auf. Sie nahm sich einige Minuten um zu meditieren und sich dabei mittels der Macht zu erfrischen. Danach betrat sie wach und ausgeruht das Bad und widmete sich der Körperpflege.

Pünktlich war sie in ihrem Büro eingetroffen. Chief Steward George Travis war auch bereits anwesend und hatte ihr mehr oder weniger ungefragt, aber wohl aus Erfahrung bereits einen Bentaxbeerentee aufgegossen. Und auch eine Kleinigkeit zu essen angerichtet. Ohne George Travis wäre sie wohl nur ein halber Mensch.

Sie sichtete einige erste Nachrichten, als bereits Flag Lieutenant Inyri Samatha Harte mit Commander Alexa O'Neil eintrat. Inyri wirkte verschlafen und - wie der Volksmund so sagte - zerknautscht, dennoch saß alles akkurat, Haare, Uniform - an ihr gab es nichts zu bemängeln.


"Admiral Nerethin, Commander Alexa O'Neil, kommandierender Offizier der Aries Prime.", kündigte sie nach dem Salut an.
"Danke Lieutenant."
"Commander O'Neil."
, begrüßte Elysa die überraschend kleine Kommandantin, erwiderte auch ihren militärischen Gruß und trat dann um den schweren Schreibtisch herum und deutete in eine bequemere Sitzecke. Ein kleiner Tisch und drei Sessel.
"Wenn sie eine Erfrischung benötigen kümmert sich Chief Steward Travis gerne darum. Ansonsten kommen wir gleich zum Grund ihres hier seins. Die Datendepesche können sie Lieutenant Harte übergeben."

Inyri würde sich dann darum kümmern diese ins Systeme einzuspeisen und Elysa eine Kopie auf den Datenblock senden, der bereits auf dem kleinen Tisch lag. Danach würden sich Harte und Travis unauffällig zurück ziehen.

[Cygnus-System - ISD Avenger - Admiralsbüro] Chief Steward George Travis, Sub Lieutenant Inyri Samantha Harte, Commander Alexa O'Neil, Admiral Elysa Nerethin
 
[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Innenstadt - Straße ] Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon)

Nach einem Blick auf die Uhr beschleunigte Kate ihre Schritte. Eigentlich wäre sie gerne pünktlich gewesen, aber andererseits gehörte die Verspätung auch mit zu der Rolle, die sie hier spielte. Als sie um die nächste Straßenecke bog, konnte sie Juin Giugno auch schon von weitem sehen. Er trat nervös auf der Stelle. Als Reporter war es typisch für ihn, dass er jeder vergeudeten Minute hinterher trauerte. Aber das war etwas anderes. Er fühlte sich unwohl und das hatte sie bisher bei ihm so noch nicht erlebt.

Kate legte ein bezauberndes Lächeln auf, wie sie es vor dem Spiegel gefühlte Ewigkeiten trainiert hatte, und begrüßte ihn mit einem Küsschen auf die linke und die rechte Wange. Sie hatten sich zwischenzeitlich einige Male getroffen, ihr Verhältnis lag irgendwo zwischen beruflich und freundschaftlich. Sie ließ ihm die ein oder andere Klatschnachricht aus der Botschaft zukommen und organisierte Interviews für ihn. Er half ihr im Gegenzug dafür mit Informationen aus. Seine Berichterstattung war dem Imperium gegenüber immer positiv, insofern betrachtete sie die Zusammenarbeit mit dem Cygner als förderlich für das Anliegen des Imperiums. Eine klassische Win-Win-Situation also.

Bei der Begrüßung spürte sie, wie er möglichst versteckt einen kleinen Datenstick in ihre Uniformtasche schob. Mit fragendem Blick wartete sie auf eine Erklärung.


"Lass uns das irgendwo besprechen, wo wir etwas ... besser reden können. Ich habe gehört im "Le Havre" soll der Kuchen vorzüglich sein."

Das "Le Havre" war bekannt dafür, dass es seit einiger Zeit quasi fest in imperialer Hand war. Also gab es eine konkrete Zuhörerschaft, die er bei seinen Gesprächen nicht dabei haben wollte. Und dabei handelte es sich nicht um imperiale Soldaten. Wobei man durchaus vorsichtig sein musste, weil ein Ort wie das "Le Havre" Agenten, die gegen das Imperium operierten, genauso anziehen würde. Da das Café direkt um die Ecke lag, hatte sie nichts dagegen einzuwenden. Immerhin würde sie sich dort in ihrer imperialen Uniform kein besonderes Aufsehen erregen. Nach ihrem Nicken setzten die beiden sich in Bewegung. Juin war von schlanker Statur, vermutlich weil er sich manchmal in Stories so sehr herein steigerte, dass er vergaß zu essen. Zumindest hatte er das selbst schon mal zugegeben. Hinter vielen Dingen wetterte er eine Verschwörung, aber das war als Reporter nun mal sein Job. Ansonsten konnte man aber nicht behauptet, dass er nicht auf sein Äußeres achtete. Die dunkeln Haare waren sorgfältig frisiert und eine altmodische Brille gab ihm einen klischeehaften Reporter-Look.

"Was ist denn los, Juin. Du wirkst sehr aufgeregt. Ich hoffe du hast dich nicht in Gefahr gebracht."

Oh die süße Nyna Fibon war einfach so naiv und das Beste daran war: Die Rolle machte ihr sogar Spaß. Er war ganz bestimmt nicht nervös, weil er sich unsicher war, ob er zu Hause das Licht ausgemacht hatte. Die ganze Heimlichtuerei mit dem Stick war der deutliche Beweis dafür, dass er auf sehr interessante Informationen gestoßen war. Also doch noch etwas brauchbares für ihren "geheimen" Wochenbericht?

"Sagen wir einfach... du schuldest mir was. Nein, eher eine Menge. Du bist die einzige der ich hier vertraue. Du musst dafür sorgen, dass diese Informationen bei den richtigen Leute ankommen, hörst du?"

Sie erreichten das Café. Der Stimmung nach schien man im Café von Kuchen in erster Linie auf Alkohol umgestiegen zu sein. Kate scannte die Lage, reckte dem Hals als würde sie nach einem freien Tisch Ausschau halten aber ging stattdessen die Punkte durch, die sie auf der Akademie gelernt hatte. Von wo aus konnte die die Situation überblicken? Wo waren Flucht- und Zugangswege? Welche Personen waren anwesend? Bekannte und unbekannte Gesichter... und so weiter.

Dabei entdeckte die jemanden, den sie bei ihren Recherchen zu den letzten Geschehnissen auf Cygnus unmöglich hatte übersehen können: Lieutenant Noak Fremyn. Der wohl erste imperiale Held auf Cygnus, Prinzessinnenretter und -chameur, mehr oder weniger glanzvoller Duellist und erster Offizier auf dem Vorzeigeschiff der cygnischer Flotte. Leider hatten die gestörten Kommunikationskanäle dafür gesorgt, dass sie seine Akte nicht hatte lesen können. Ein paar weitere Informationen wären durchaus hilfreich gewesen. Sie starrte ihn einen Moment zu lange an, sodass Juin Giugno ihrem Blick folgte und ihn selbstverständlich auch gleich erkannte. Was sie so einfach zu durchschauen? Ein Anfängerfehler.


"Sieht so aus, als könntest du gleich wieder etwas gut machen. Wenn ich ihn interviewen könnte..."

"Aber Juin ... ich kenne ihn gar..."

"Sonst bist du doch auch nicht so schüchtern. Muss ich wirklich betteln?"

Kate seufzte, verdrehte einmal mehr die Augen, strich ihre Uniformjacke glatt und sorgte für eine aufrechte, militärische korrekte Haltung. Dann ging sie direkt auf den Tisch des Soldaten zu. Einmal mehr war die Anzati froh um all die Schönheitsoperationen, die sie auf Anaxes hatte über sich ergehen lassen. Äußerlich wirkte sie wie eine Menschenfrau. Natürlich schön, nicht künstlich. Und diese Waffe setzte die mit Vergnügen ein. Sie hatte ihre Uniform anpassen lassen, damit diese ihre Figur etwas stärker betonte. Sogar die Stiefel hatte sie gegen gleichartige Exemplare mit etwas höheren Absätzen ausgetauscht. Manchmal war sie sich auch nicht sicher, ob sie die hypnotisierenden Kräfte der Anzati unterbewusst zusätzlich noch zu ihrem Vorteil einsetzte. Wenn sie dadurch für andere im richtigen Moment noch schöner wurde, warum auch nicht. Und dennoch konnte ein geübter Beobachter an ihrer Gangart erkennen, dass sie kein Modepüppchen sondern eine erfahrene Vibroschwertkämpferin war. Das galt zwar nur für Kate Lux und nicht für Nyna Fibon, aber sie hatte die Hoffnung dass sie keinem geübten Beobachtet begegnete. So gut war ihre Tarnung schließlich auch wieder nicht. Jedes Gesichtserkennungsprogramm mit Zugriff auf die entsprechenden Akten würde sie entlarven.
Der Lieutenant war gerade über ein Schriftstück gebeugt. Ohne dass es ihm bewusst war - vermutete sie zumindest - rieb er mit einer Hand über seinen Arm. Sie hatte gelesen, dass er im Duell einige heftige Verletzungen davon getragen hatte. Die Operative trat an seinen Tisch und salutierte, auch wenn es in Anbetracht des Umfeldes vielleicht zu förmlich sein mochte.


"Lieutenant Fremyn, ich bin Petty Officer Nyna Fibon, Attache der imperialen Botschaft. " Sie beugte sich etwas zu ihm nach vorne und senkte die Lautstärke ihrer Stimme ein wenig, nachdem sie seine Aufmerksamkeit gewonnen hatte. "Keine Sorge, ich möchte sie weder zum Tanz noch zum Schwertkampf auffordern..." - "Obwohl ich durchaus an beidem Interesse hätte" ergänzte sie in Gedanken und mit ihrem bezauberndsten Lächeln.

"Ich bin bei der Botschaft unter anderem auch für die Öffentlichkeitsarbeit mit zuständig. Ich möchte Ihnen gerne den freischaffenden Reporter Juin Giugno vorstellen. Er ist ein treuer Unterstützer unserer Sache. Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns zu Ihnen gesellen? Herr Giugno würde sich für seinen nächsten Artikel gerne ein wenig mit Ihnen unterhalten."

[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Innenstadt - Café Le Havre ] Lieutenant Noak Fremyn, Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon), Juin Giugno (NSC) und Militärangehörige
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Innenstadt | Café „Le Havre“ | Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn und allerhand imperiale Militärangehörige]

Die eigenen Streitkräfte spiegelten perfekt die gewaltige Ausdehnung und Vielfalt des Galaktischen Imperiums wieder. Auf Kriegsschiffen, die bloß von einer kleinen Zahl spezieller Welten hergestellt werden, dienen Söhne und Töchter unzähliger Planeten Seite an Seite, um die Neue Ordnung in der gesamten Galaxie durchzusetzen. Es war demzufolge kein Wunder, dass man im „Le Havre“, einem kleinen Café in Kapralas Zentrum, allerhand Dialekte zu hören bekam. Beispielsweise war in dem Mischmasch aus unterschiedlichsten Mundarten neben dem arrogant klingenden Zungenschlag der Kuati, das an einem Tisch gesprochen wurde, das barbarische Knurren einiger Matrosen von Comra zu hören, die an einem anderen Tisch saßen. Obwohl sie alle aus völlig unterschiedlichen Ecken des Galaktischen Imperiums stammten, schien man sich in den meisten Dingen zu verstehen. Denn zum Streit zwischen den Imperialen kam es bloß äußerst selten. Hier in der Fremde einte sie nämlich alle eine Sache: Ihre Zugehörigkeit zum Regime. So prostete man sich immer wieder grinsend zu.

Noak, der durch seine ungewollte Stationierung auf einer cygnischen Fregatte in den Augen einiger Kameraden sowieso eher ein Außenseiter war, hielt sich bei den Toasts ziemlich bedeckt. Meist saß er schweigend auf einem Stuhl am Terrassenrand, beobachtete die belebte Straße und stimmte nur in den Momenten ein, wo man auf Seine Majestät und das glorreiche Imperium trank. Beiläufig zog er an seiner Zigarette als ihm ein paar Zeilen für seine Mutter einfielen. Ja, die Feldpost war in seinem Fall die einzige stete Verbindung zur weit entfernten Heimat. Schließlich konnte man als Lieutenant kaum die Gebühren für ein Ferngespräch aufbringen. So großzügig war das Personalressort auf der imperialen Thronwelt nicht mit dem Sold einfacher Militärangehöriger. Durch die Nase stieß er den blauen Dunst aus, während er auf die Seite Flimsiplast eilig die Worte in recht krakeligem Aurebesh hinkritzelte. Als Nachkomme gewöhnlicher, bakuranischer Namana-Farmer war ihm das Talent zu Schreiben leider nicht in die Wiege gelegt.

'Wo bleibt Turnell bloß?', fragte sich der uniformierte Bakuraner einen Augenblick später und reckte ganz verwundert den Kopf, um Ausschau zu halten. Das Gedränge im „Le Havre“ war groß. Beinah jeder Angehörige der Dritten Gefechtsflotte, der Landgang bekommen hatte, kam früher oder später hier vorbei, um mit Kameraden oder Bekannten ausgiebig zu zechen. In rauen Mengen wurden hier allerhand Spirituosen konsumiert. Meistens löste der hohe Alkoholpegel dann die Trinksprüche auf Imperator und Vaterland aus oder er war die Ursache für einige zünftige Schmählieder. Sofern man noch halbwegs bei klarem Verstand war, konnte man sich an dem einen oder anderen Tisch auch am Glücksspiel probieren – für den monatlichen Sold als Einsatz, versteht sich. Ja, das „Le Havre“ war binnen kürzester Zeit zum Sündenpfuhl geworden. Weil sich in diesem kleinen Café aber auch eine stolze Zahl an Offizieren einfand, schien von den Oberen niemand dagegen vorgehen zu wollen.

Leise seufzte der Lieutenant, während sein Magen hungrig knurrte. Um zwischen all den imperialen Matrosen nicht aufzufallen – und wenigstens ein bisschen Gesellschaft zu haben –, hatte er an Bord der „Aliéstra“ den bärtigen Senior Midshipman als Begleitung gefragt. Denn im Gegensatz zu allen anderen Offizieren, die seinen Rang und seine nominelle Position als Erster Offizier einer Fregatte inne hatten, hatte er einen persönlichen Steward. Das Königshaus hatte ihm ihn (indirekt) zur Seite gestellt als er auf dem betagten „Symbolträger“ stationiert worden war. Da von dem Untergebenen noch immer nichts zu sehen war, drückte er enttäuscht seine Zigarette im gut gefüllten Aschebecher aus und ließ den Blick wieder zur Straße schweifen. Gleiter, die auf den Kernwelten wohl längst als Oldtimer gelten mussten, schwebten dort ganz gemächlich durch die Luft, derweil Kapralas Bürger in aller Ruhe ihrer Wege gingen.

Sollte er seiner Mutter vielleicht eine Holoaufnahme der Stadt schicken? Erneut beugte er sich über das private Schriftstück. Dabei rieb er sich noch einmal unbewusst den Arm genau an der Stelle, wo ihn die Klinge des cygnischen Adligen erwischt hatte. Wann konnte er diese Erinnerung nur endlich ein für alle Mal loslassen? Eine Antwort auf diese Frage fand er in diesem Moment nicht mehr, weil ihn plötzlich eine liebreizende Stimme aus den Gedanken riss. Eine Blondine (Kate Lux), laut eigenen Angaben zum Personal der hiesigen imperialen Botschaft gehörend, hatte ihn angesprochen und sich kurz als „Petty Officer Nyna Fibon“ vorgestellt. Der Bakuraner schluckte verlegen, während augenblicklich eine leichte Röte in seine blassen Wangen schoss. Überaus hübsch sah sie aus – vor allem das spitze Näschen tat es ihm irgendwie an. 'Nicht zu groß, aber auf der anderen Seite auch nicht zu klein.' Sie war zweifellos ein Blickfang!

So wie schon beim „Kennenlernen“ der hiesigen Kronprinzessin oder Admiral Nerethins Adjutantin, Inyri Samatha Harte, fand der Lieutenant im ersten Moment keinerlei Worte. Sie mochte gerade zu ihm sprechen, reagieren – insbesondere antworten – konnte er jeder nicht. Dafür war er einfach viel zu überrascht! Erst nach einigen Hundertstel, die man schon fast zu einer Sekunde zusammenfassen konnte, erlangte der Geist die Kontrolle über den eigenen Körper wieder. Sein Herz schlug laut und schnell. Unter anderen Bedingungen konnte man fast meinen, dass er sich gerade in einem hitzigen Feuergefecht mit einem anderen Schiff befand. Jedoch war er in keinem Kampf verwickelt. Nein. In diesem Fall ging es Nyna Fibon um nicht weniger als ein Interview. Schlagartig kehrte bei ihm die gewohnt leichte Blässe zurück. Sogar ein grünlicher Schim
mer, den man meistens als Symptom mit Übelkeit in Verbindung brachte, zeichnete sich in dessen Gesicht ab. Hatte er nicht schon genug im Rampenlicht gestanden?

„Ein Interview?“, hakte Noak zögerlich nach und fuhr sich dabei kurz durch das schwarze, gelockte Haar. Höchstwahrscheinlich sah man ihm die Nervosität an. „Ich glaube, Sie sollten da viel eher mit Lieutenant Commander Devila, Lieutenant Commander Scott oder Captain Selgorias reden. Die können Ihnen viel mehr über Cygnus und all die Vorgänge hier erzählen als ich. Ich bin bloß ein einfacher Lieutenant“ Demonstrativ zupfte er an seinem Rangabzeichen, um es entsprechend zu präsentieren.

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Innenstadt | Café „Le Havre“ | Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn und Petty Officer Fibon (alias Operative Lux) sowie allerhand imperiale Militärangehörige]
 
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