Antwort-Mail von ver.di
vielen Dank für Ihre Nachricht. Erlauben Sie uns bitte an dieser Stelle
etwas genauer auf die Hintergründe zu unserem Clip einzugehen.
Unser Spot ist nicht zur Mitgliederwerbung gedacht. Vielmehr wollen wir
durch den Spot auf die Lage am Ausbildungsstellenmarkt aufmerksam machen und
diese wieder in die öffentliche Diskussion bringen. Weiterhin wollten wir
durch unseren Spot keineswegs den Eindruck erwecken, das wir den Sinn des
Lebens auf eine Ausbildungsstelle oder die Arbeit reduzieren wollen.
Vielmehr ist unsere Auffassung das Bildung und Arbeit eine Möglichkeit zur
Entfaltung der Persönlichkeit bietet. Gerade aus diesem Grunde liegt uns die
Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt und insbesondere die aktuelle
dramatische Situation ganz besonders am Herzen.
Deshalb war es für uns wichtig, mit einem provokativen Spot zum einen auch
nochmals den betroffenen Jugendlichen vor Augen zu führen, dass nicht nur
sie als Einzelperson keinen Ausbildungsplatz finden, sondern in Deutschland
weit über 150.000 betriebliche Ausbildungsplätze fehlen. Zum anderen wollten
wir deutlich machen, dass sich hinter der Ausbildungsplatzstatistik nicht
nur eine anonyme Masse befindet, sondern es sich um konkrete, einzelne
Persönlichkeiten handelt.
Der Spot selbst wurde nur kurze Zeit im Fernsehen ausgestrahlt und wird -
wie von Anfang an geplant - nicht mehr gezeigt.
Die Diskussion die wir anstoßen wollen ist nicht die Diskussion über die Art
und den Stil des Videos, sondern die seit Jahren bestehende katastrophale
Lage am Ausbildungsmarkt. Politik und Wirtschaft haben es in der
Vergangenheit versäumt, ihrer gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen
Verantwortung gerecht zu werden.
Bis heute wurden Hunderttausende Jugendliche und junge Erwachsene durch die
kurzfristige ökonomische Perspektive der Wirtschaft bewusst um ihre Zukunft
betrogen.
Warteschleifen, kurzfristige Aktionsprogramme sowie halbherzige Aufrufe von
Seiten bestimmter Politiker doch bitte mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung
zu stellen haben zu keiner Verbesserung der Situation am Ausbildungsmarkt
geführt.
Insgesamt ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze gegenüber dem
Vorjahr um 39.484 zurück gegangen, die der betrieblichen sogar um 40.965.
Gleichzeitig ist die Zahl der gemeldeten BewerberInnen gegenüber dem Vorjahr
um 8.178 angestiegen, so dass derzeit insgesamt ca. 235.000 betriebliche
Ausbildungsplätze (Vergleichszeitraum des Vorjahres: 185.221) fehlen.
Insgesamt haben die Arbeitgeber in den letzten 2 Jahren ca. 86.000
Ausbildungsplätze und damit jeden sechsten betrieblichen Ausbildungsplatz
vernichtet!
Auch uns geht es darum Jugendlichen für ihr zukünftiges Leben eine
Perspektive zu eröffnen und sie auch durch Bildungsarbeit zu befähigen, ihre
eigene Situation zu verändern und auch für eine gerechtere Gesellschaft zu
sorgen. Wichtig ist jedoch auch, dass junge Menschen die Möglichkeit
erhalten an den gesellschaftliche Prozessen in diesem Lande zu
partizipieren. Hierfür ist jedoch auch die Einbindung in die Arbeitswelt
eine wichtige Voraussetzung.
Nach unserer Auffassung bleibt dabei die Umlagefinanzierung die einzige
Möglichkeit kurzfristig und nachhaltig die Situation am Ausbildungsmarkt zu
verbessern und nicht eine weitere Generation in die berufliche, ökonomische
und gesellschaftliche Perspektivlosigkeit zu entlassen!