Deutsche - so klagefreudig wie noch nie?

Callista Ming

pösäs Kätzchen
Hi,

es gibt viele Beispiele, das Menschen - scheinbar aus Langeweile - gegen irgendwas Klagen. Oftmals auch Rentner, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlen oder irgendeine Erfüllung in ihrem Rentendasein brauchen.
Oder lapidare Nachbarschaftsstreitigkeiten, die vor Gericht landen.

Woher kommt das? Können wir unsere Streitigkeiten nicht mehr auf verbalem Wege unter uns regeln? Muss das immer über Anwälte erledigt werden?

Jeden Tag sehe ich Schreiben, " wenn Sie nicht spuren, verklag ich sie" oder "mein Anwalt freut sich schon"

Oder diverse Reportagen über die Klagewut des Deutschen. Woher komtm das? Sind Anwälte so billig? Wissen sich die Menschen anders nicht mehr zu helfen?


Neben bei bemerkt soll das nicht bedeutet, dass einige Gerichtsverfahren nicht auch zu recht stattfinden.

Gruß Calli
 
Ich würde für die Behauptung gerne erstmal irgendwelche Quellen haben, weil behaupten kann man ja alles.^^ Ich meine jetzt hauptsächlich irgendwelche Statistiken, die zeigen wie es mal war und heute ist oder im Vergleich zu anderen Ländern.
 
Ich mach momentan nen Praktikum bei der Polizei, hab somit auch mehrheitlich mit Polizisten zu tun und die bestätigen das auch zum Großteil - die sind ja meistens die ersten, die an solche "Kriegsschauplätze" gerufen werden.

Im Großen und Ganzen würde ich diese Behauptung auch unterschreiben. Liegt vielleicht auch im Ordnungssinn der Deutschen, die alles "nach den Regeln" machen wollen und für den Abriss des Überbaus erstmal ein Gerichtsurteil. Ist ja auch irgendwo nachzuvollziehen, aber bei wirklichen Lappalien ist das echt ne ABM für deutsche Gerichte.
 
Wenn man sich mal ansieht, was das für Leute sind, die sich da Nachbarschaftsstreits abhalten, so sehe ich für die wirklich keine Möglichkeit mehr darin, sich auf verbalem, außergerichtlichem Wege zu einigen.
 
Heuli schrieb:
Wenn man sich mal ansieht, was das für Leute sind, die sich da Nachbarschaftsstreits abhalten, so sehe ich für die wirklich keine Möglichkeit mehr darin, sich auf verbalem, außergerichtlichem Wege zu einigen.

Meinst die sind schon so annormal, dass da nichts mher geht? :think


Aber es is wirklich so... da muss ein team zur Grundstücksvermessung anrücken, weil die Hecke zu weit drüben gepflanzt wurde.

da wird geklagt, weil die Hecke über den Zaun steht oder zu hoch ist und die Sicht beschwert... wo leben wir eigentlich? Ich mein der Ton macht die Musik

Oder verbale Haken, das Rufmord betrieben wird und dem nachbar die Hölle heiss gemacht wird...
 
Okey Furia, ich denke im gewissen Rahmen kann ich das gelten lassen, die Polizei wird wohl schon wissen was da so bei Ihnen eintrudelt.^^. Und Calli: Das mit den Meditationen ist gut, müssten sie überall machen.^^
Ich denke eigentlich weniger das sich die Menschens elbst verändert haben, wohl eher das es heute mehr Gesetze gibt und mehr Möglichkeiten um jemanden eins auszuwischen oder sein "Recht" geltend zu machen. Vor 100 Jahren gab es viel weniger Menschen, kein Internet, es war alles doch noch sehr begrenzt und es gab weitaus weniger Gesetze die etwas Regeln. Damals konnte man noch nicht zum Amt gehen und sagen "Seine Hecke ist zu hoch!", bzw. man konnte es vielleicht, aber keiner hats gemacht weil die Menschen es sich nicht hätten leisten können, sie teilweise zu den Gerichten selbst hinmussten und so wertvolle Zeit verplemperten usw. Heutzutage ist es viel einfacher geworden jemanden vor Gericht zuziehen, zumindest theoretisch. Wie du schon sagst, im Internet gibt es viele Rechtshilfeseiten/foren, dies wohl weniger weil jeder jeden Verklagen will, sondern weil man seine Leistung besser anbieten will, wo geht das besser als im Weltweiten Netzwerk? Allerdings glaube ich dennoch nicht das die Menschen allzu Klagefreudig sind im Allgemeinen, sonst würde es denke ich noch viel mehr geben, vor allem gegen die Bild. Ich denke das ist ein gutes Beispiel, weil gerade diese Blatt viele Menschen anspricht und gleichzeitig eine Menge Unsinn verbreitet. Selten allerdings höre ich hier das mal jemand gerichtlich dagegen vorgeht (sofern es nicht Politiker sind). Den Spruch:"Pass auf ich verklag dich!" höre ich öfter und ja ich selbst gebrauch ihn auch immer mal (eher zum spaß^^), aber wirklich ernst meinte es bisher niemand. Aber bei diesen Kleingartenkram und den Nachbarschaftsstreitigkeiten, da kann ich mir das schon gut vorstellen.
 
Wer guckt von euch Scheibenwischer und/oder Mitternachtsspitzen?
(Kabarett)

Verbessert mich wenn ich mich vertuen sollte, aber bei Scheibenwischer (?) war letztens der Volker Pispers. Der schimpfte über die "Gute Laune" die uns die Bild(enden) Zeitung(en) einimpfen wollen. Über Merkel schrieben sie: Sie macht es doch gar nicht mal so schlecht.... und so weiter.

Recht hatt er (Volker Pispers)
Wir - die Deutschen - haben genug Gründe zum Heulen. Aber tuen wir etwas gegen die Misere ? Gehen wir auf die Straße wie die Franzosen? nein!

und trotzdem beschweren sich "alle"?
Dann tut doch was!!
 
nun, was rechtliche Schritte angeht, sind die USA doch weit vorne.
Verbrenn ich mir die Zunge in einem Cafe (in den USA) ...verklage ich das
Cafe doch auf ein paar Tausend Dollar und gut ist...

Hier in Deutschland würden die einen für verrückt halten.
 
Gestern kam ne Reportage, da musste einer, wenn er aus der Schwimmbadtür seine Terrasse betreten wollte ungefähr 30cm über eine gelbe Grenze hüpfen, da seine Tür auf ein Terassenstück führt, das die Nachbarin sich erklagt hat.:rolleyes:

Ich frage mich bei sowas immer, was zum Donner mit unserer Justiz los ist...
Bauverordnungen liefern ja immer gutes Material für Nachbarschaftsstreit und nicht nachvollziehbare Rechtsprechung.
Ich bin immer froh, dass mir sowas noch nicht passiert ist.
 
Adrian Ryan schrieb:
nun, was rechtliche Schritte angeht, sind die USA doch weit vorne.
Verbrenn ich mir die Zunge in einem Cafe (in den USA) ...verklage ich das
Cafe doch auf ein paar Tausend Dollar und gut ist...

Hier in Deutschland würden die einen für verrückt halten.

Das is das Problem.... ich glaub wir sind nicht mehr weit davon entfernt, dass auch Deutsche hier gegen sowas klagen würden.

Nächstes Beispiel... ein Stadion wurde neben einer Wohngemeinschaft gebaut... kein großes Stadion wie in Münhen oder Berlin, sondern ein Bolzplatz. 1 (!!!) Nachbar beschwerte sich und zog vor Gericht, immer und immer wieder.
Erst hat die dort trainierende Mannschaft Zugeständisse gemacht und die Banden abgebaut, weil die recht laut waren, wenn der Ball gegen knallte. Einbußen bei Werbung.
Dann wurde ein sehr hoher Zaun errichtet, weil sich der Nachbar beklagte, es würden dauern Bälle in seinen Garten fallen.... also der Zaun.
Dann wurden die Trainingszeiten vorverlegt ( für erwachsenen arbeitstätitge Menschen), damit der Rentner ab 8 oder 9 seine Ruhe hat.
Dann wurde das jährliche Vereinsfest abgeschafft, was dem Verein viel Geld brachte und beliebt im Dorf war. Das Vereinsfest war zu laut, zu viel Dreck.. na ja musste halt weg.
So ist der Stand heute. Ein einzelner (hysterischer) Rentner schafft das. Aber der gibt sich damit nicht zufrieden sondern will vor das oberste Gericht ziehen, damit das Stadion ganz weg kommt.

Sowas finde ich echt nicht normal....
 
Also ich hab sowas komischer Weise bei mir in der Nachbarschaft noch nie mitbekommen. Es wurde zwar auch schon das ein oder andere Mal die Polizei hier gesehen um irgendwelche wilden Parties zu beenden wenn die Eltern hier in der Nachbarschaft auser Haus waren und ihre Kinder dann die Lautstärke hochgefahren haben, aber ich hab noch nichts von ner Klage gehört. Das einzige Mal wo ein Nachbar damit gedroht hat(und seitdem von niemandem mehr ernst genommen wird) war wegen einen Sperrpfosten zum umklappen. Da wurde ein neuer eingesetzt und der neue war etwas höher als der alte(wenn er umgeklappt war) und der gute Nachbar hat sich dann beim drüberfahren seinen gesamten Unterboden geschrottet. Er wollte daraufhin die gesamte Nachbarschaft auf Schadenersatz verklagen weil das ja schließlich unser aller Pfosten gewesen wäre.

Aber ich hab auch schon oft gehört das sich in Deutschland solche Maschendrahtzaunklagen häufen würde. Alles das was in den typischen Nachbarschaftskrieg fällt, wobei der Streiwert oft weit unter den Gerichtskosten ist. Ich finde sowas kann man auch bleiben lassen. Es gibt Dinge die regel man anders(z.B.: dem Nachbarn einfach nicht sagen das man was gegen seinen Strauch hat und ihn in ner Nacht- und Nebelaktion wegholzen *ggg*).
Nee, ich deneke da gibt es wirklich genug Verhandlungen vor Gericht die echt nicht sein müssten. Wenn die Leute vernünftig reden könnten wär das alles kein Problem.
 
Callista Ming schrieb:
Oder diverse Reportagen über die Klagewut des Deutschen. Woher komtm das? Sind Anwälte so billig? Wissen sich die Menschen anders nicht mehr zu helfen?


Vielleicht wollen die Leute ihre Rechtsschutz Versicherung voll ausschöpfen :kaw:

Schon lächerlich, wenn man die aufgeführten Fälle so liest.
Wenn so ein Nachbarschaftsstreit ein mal entbrannt ist, möchte wohl keiner der Parteien nachgeben. Obwohl es meisten wirklich nur Lapalien sind, die man auch in einem Gespräch hätte klären können. Aber dazu ist unsere Gesellschaft wohl nicht mehr in der Lage...
In unserer Nachbarschaft, wird andauernd jemand angezeigt oder verklagt :rolleyes:
Wir wurden bis jetzt verschohnt, aber im Dezember oder Januar haben wir draußen mit Nachbarn gegrillt und ein anonymer Anrufer hat uns die Polizei vorbei geschickt
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein wesentlicher Grund ist zudem, dass Arbeitslosengeld 2 und Sozialhilfe- Empfänger bis zur ersten Instanz kostenfrei klagen dürfen (Prozesskostenbeihilfe!)! Das schöpfen die meisten von denen auch aus!!
 
Kürzlich kam meine Schwiegermutter zu mir und meinte: "Man müsse sich mit der Nachbarschaft gut stellen und tue gut daran, mit dieser besser auszukommen, als mit der eigenen Verwandtschaft. " Ich habe das nicht so ganz verstanden, denn ich stehe auf dem Standpunkt, dass man alle Menschen gleich (gut) behandeln soll, egal, in welchem Grad sie einem zugetan sind. Oder anders gesagt, ich sehe keine Logik darin, sich nur darum zu bemühen, mit den Leuten in der unmittelbaren Nachbarschaft auszukommen, und sich nicht darum zu kümmern, was mit dem Rest der der Anwohner geschieht. Aber meine Schweigermutter hat das wohl so gemeint, dass man darauf achtet, sich bei den Nachtbarn nicht in die Nesseln zu setzen, weil so eine Beziehung im Streitfall ganz schön ausarten kann. Und da hat sie nicht unrecht.

Wenn sich die Leute nur noch über die Anwälte verständigen können, dann ist das ein Armutszeugnis. Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich über Menschen à la Regina Zindler (Maschendrahtzaun) kotzen möchte. Warum das so ist, dafür gibt es verschiedene Gründe. Callista hat schon einige angetönt. Manche Leute klagen aus purer Langeweile oder weil sie sich unterschätzt und in ihrer Eitelkeit getroffen fühlen. Manche haben das Klagen aber auch zu ihrem Hobby gemacht und kriegen quasi einen Orgasmus, wenn sie sich wieder mal mit einem juristischen Angriff gegen die Obrigkeit erheben können. Ich sage dann immer, das müssen Leute mit einem sehr geringen Selbstwertgefühl sein. Wer mit sich selber im Reinen ist, hat es nämlich nicht nötig, wegen allem gleich die Gerichte anzurufen. Wo ein offensichtliches Unrecht vorhanden ist, soll man sich aber auch nicht zu schade dafür sein, es anzuprangern. Nur muss man nicht gleich mit der Türe ins Haus fallen (Anzeigen). Manchmal führt nämlich auch eine ehrliche, anständige Aussprache schon zum Ziel. Wo das nicht hilft, kommt man vielleicht mit einem Mediator weiter.

Fragt sich noch, wie kritik- bzw. konfliktfähig die Leute heute sind. Wenn man berücksichtigt, dass heute an vielen Schulen verstärkt gelernt wird, mit Konflikten umzugehen und diese verbal richtig auszutragen, dann müssten junge Menschen eigentlich weniger Probleme damit haben, die richtigen Worte zu finden. Und die alten, die sind eigentlich noch so erzogen worden, im Umgang mit Dritten (Fremden) die Contenance zu bewahren.

Gruss, Bea
 
@Nomi:

Polizei vorbeigeschickt? Klasse :rolleyes: Wenn es danach ginge, könnte ich jeden zweiten tag meinen Nachbar und seine Freundin verklagen wegen Lärmbelästigung. Entweder durch laute Musik, durch Poppen oder Streitigkeiten, weil die Wohnung echt hellhörig ist. Aber sowas muss einfach nicht sein. Ich mecker zwar immer in mich hinein oder schimpfe im Chat, aber das war für mich noch nie n Grund die Polizei zu alamieren oder gar nen Anwalt.

Und ich finde es bedauerlich, das die meißten Kläger ihren Stursinn durchsetzen können. Vielleicht liegt es auch an unserer Ellenbogengesellschaft, das jeder wirklich nur noch an sich selber denkt und nicht, wie es den anderen dabei geht. Siehe Lärmbelästigung durch Basketball oder Fussball. Ich mein sollte da nicht das Wohl vieler über dem "Wohl" (sei mal dahingestellt, dass es wirklich zu einschränkung der lebensqualität führt) des einzelnen stehen? *Spock zitier*
 
Wenn man manchmal lesen muß,weshalb manche Leute klagen,dann stellt sich einem die Frage,ob der Eine oder andere nicht wegen Behinderung der Justiz selber verklagt gehört.
 
Ich habe auch schon die Polizei geholt, weil eine Nachbarin im Haus die Nacht hindurch lautstark eine Party gefeiert hat, ohne dass der Rest der Hausbewohner vorher über den Fez informiert worden ist. Die Polizisten haben die Nachbarin dann verwarnt. Das war zugegeben kein schöner Zug von mir. Aber ich stehe nunmal auch auf dem Standpunkt, dass man sich in einem Mehrfamilienhaus nicht so benehmen kann, wie wenn einem das Haus alleine gehört. Ich gehe mal davon aus, dass dies jeder verstehen und auch akzeptieren wird. Nun kann man in einem Mietshaus nicht verlangen, dass man nicht auch mal seine Freunde zu einem lustigen Abend einladen darf. Wenn das im Vorfeld angekündigt wird und man die Mitbewohner um Verständnis bittet, gleichzeitig darauf achtet, dass noch andere Leute im Haus leben, die ein Anrecht auf ihre Nachtruhe haben, dann wird man keine Probleme mit den Nachbarn kriegen. Wenn einem die Bedürfnisse der Mitmenschen egal sind, und man so argumentiert, dass man in seiner Mietwohnung tun und lassen kann, was man will, dann darf man sich nicht wundern, wenn man von der Polizei belangt wird. Anderswo gilt das ebenso. Wer anderen Menschen auf die Füsse tritt, muss mit Kritik rechen. Die Frage ist, wie wird solche Kritik angebracht? Gleich die Anwälte auf den Plan zu rufen, muss nicht sein. Wenn sich das Übel durch gutes Zureden nicht aus der Welt schaffen lässt, dann hilft manchmal nur der Gang zum Kadi. Wobei sich dann auch noch die Frage stellt, ob der Aufwand (Gerichtskosten) es wert ist, einen Streit gerichtlich zu schlichten. Miteinander zu reden ist immer noch die günstigste Sache. Aber was, wenn die Leute auf diesem Ohr taub sind?

Gruss, Bea
 
Ich hoffe wirklich nicht, dass wir auf dem gleichen Weg sind, wie die Amis, wo man für Dinge wie "Aber woher soll ich denn wissen, dass ich meinen Hamster nicht in der Mikrowelle trocknen darf" 25 Millionen Dollar bekommt. Arrghh!

Wenn man so hört, dass Leute gegen das Läuten von Kuhglocken auf der Weide, kr¨hende Hähne oder Kirchturmuhren klagen, befürchte ich wirklich das Schlimmste...

In den USA werden übrigens Awards für die lächerlichsten Warnhinweise und Klagen vergeben. Muss mal googeln...

EDIT: Nun ja, hier sind schon einmal ein paar Beispiele, es gibt aber auch eine juristische Vereinigung, die "Preise" vergibt. Hab ich aber leider nicht gefunden.

http://215906.homepagemodules.de/t505185f11793578-stella-liebeck-preis.html
 
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