Die Feminisierung von "Star Wars"

So, die 2 Wochen sind rum, d.h. ich mache wie versprochen wieder auf. Bedenkt bitte, dass dieser Thread unter strenger Beobachtung stehen wird und ich mir vorbehalten werde, den Thread ohne Angabe von Gründen wieder zu schließen, sollte die Diskussion wieder aus dem Ruder laufen. Insbesondere auf die Leute die vor zwei Wochen einen blauen Brief bekommen haben werde ich ein Auge haben.

Ansonsten wünsche ich allen Beteiligten jetzt ein fröhliches - und hoffentlich zivilisiertes - diskutieren.

MfG,

Sol.
 
Ich entschuldige mich schonmal vorab, ich schreibe vom Smartphone aus.

Ich habe mich echt durch die ganzen 16 Seiten dieses Threads gekämpft. Das war an vielen Stellen echt nicht einfach. (Da habe ich mich grade ausfersehen verdrückt -_-)

Gut ich fang dann mal an. Ich finde Leia und Jyn die Aushängeschilder guter weiblicher Charaktere. Bei Rey ist mir bis zu diesem Thema aber auch nichts so groß aufgefallen. Liegt aber wohl daran, dass ich im allgemeinen nicht so aufmerksam bin. Doch zählen wir sie doch einfach mal zu den anderen. Es gibt ja noch genug Zeit die Dinge zu erklären.

Nun zu meiner Kritik. Ich hänge mich hier mal an die Kernaussage von Marvel, die ich wie folgt interpretiere: Einen female lead zu haben ist nichts schlimmes. Es ist begrüßenswert und für mich auch selbstverständlich das es diese gibt. Dann sollte man aber darauf achten einen solchen auch dementsprechend zu gestalten. Das gleiche gilt natürlich auch beim männlichen Pendant.
Folgendes Beispiel: Gwendolin Christie in der Rolle von Phasma. Durch ihre Darstellung der Brienne von Tarth halte ich sie für eine gute Schauspielerin. Ich und meine Freunde haben sich richtig gefreut das sie mitmacht. Doch schauen wir mal was bis jetzt aus ihr geworden ist... naja nicht viel. Man bekommt den Eindruck sie sei nur ausgewählt worden weil sie ne große Frau ist und nicht weil sie Schauspielerische Qualitäten aufweist. Das ist schade.
Ich will einen Charakter sehen der gut ist, weil der Charakter gut ist und nicht weil er einem Geschlecht zugehörig ist.
Natürlich nicht falsch verstehen. In vielen Filmen gehört das Geschlecht in gewisser Weise auch zur Qualifikation dazu. Das sollte auch unter Künstlerischer Freiheit fallen. Doch dann auch bitte eben diese und nicht "los! Wir MÜSSEN das nun machen."

Ich halte dieses Problem halte in Star wars für weniger präsent. Schließlich haben wir einige gut geschrieben Charaktere. Deswegen lieber Qualität statt Quantität.

Ich hoffe mein Standpunkt ist nicht zu verwirrend ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde es ok, wenn es auch mal weibliche Helden in Star Wars gibt, gebe aber zu, dass mich Rey nicht vom Hocker haut. Sie ist mir persönlich von allem zuviel, egal wie gut oder schlecht es erklärt ist und unabhängig vom Geschlecht. Da hat Jyn Erso für mich sehr viel besser funktioniert.

Allgemein ist für mich nicht das Geschlecht aussagekräftig, ob eine Person geeignet Österreich dieses oder jenes zu tun, sondern eher die Körpereigenschaften. Beispiel von der Arbeit: ich bin eher klein und zierlich und habe daher Probleme, eine der hohen Gasflaschen zu wechseln, nicht weil ich eine Frau bin, sondern weil die Flasche größer ist als ich. Eine andere Kollegin hat dieses Problem nicht, weil sie größer und muskulöser ist. Dafür kann ich leichter Reparaturen in Gerätegehäusen ausführen, weil der Platz beengt, die Werkzeuge klein und meine Finger schmal sind-meinem männlichen Kollegen fallen die Werkzeuge/Microschrauben oft, weil seine Hände groß sind, aber nicht, weil er ein Mann ist. Und die Dinge, bei denen körperliche Eigenschaften egal sind, können alle gleich gut.
 
Allgemein ist für mich nicht das Geschlecht aussagekräftig, ob eine Person geeignet Österreich dieses oder jenes zu tun, sondern eher die Körpereigenschaften. Beispiel von der Arbeit: ich bin eher klein und zierlich und habe daher Probleme, eine der hohen Gasflaschen zu wechseln, nicht weil ich eine Frau bin, sondern weil die Flasche größer ist als ich.

:kaw: Die moderne Flüsterpost des 21ten Jahrhunderts: Smartphone-Autokorrektur.

Interessanterweise hat Irvin Kershner deinen Blickwinkel bereits ziemlich treffend in TESB vorweg genommen. Da versucht Leia nämlich irgendein Bauteil des Falken zu drehen und scheitert da dran, weil sie nicht kräftig genug ist. Die Reparatur an sich scheint für sie jedenfalls kein Problem gewesen zu sein. Vermutlich hat sie seitdem allerdings Krafttraining gemacht, sonst hätte sie wohl kaum einen Hutt erwürgen können. :braue
 
:kaw: Die moderne Flüsterpost des 21ten Jahrhunderts: Smartphone-Autokorrektur.

:-D Aber trotzdem weigert sich mein Inneres Ich, sie einfach auszuschalten.... was da wohl an psychologischer Tiefe dahintersteckt?

Bezüglich der Huttenerwürgung: Angst und Wut ermöglichen manchmal Taten, die man so nie geschafft hätte. Falls es bei Leia tatsächlich nur am Krafttraining lag, hätte ich gerne die Adresse desselben....

Außerdem musste Leia beim Drehen scheitern, damit Han helfen konnte - vielleicht war es ja auch ein wenig Absicht, wenn nicht von Leia so doch vom Drehbuchautoren. Was sehr klischeehaft für beiderlei Geschlechter war.
 
Wenn ich mir das ganze hier so durchlese sehe ich vor allem eines wieder, das der Sexismus gerade in der Nerd- und Videospielszene massiv krassiert. Und ich frage mich schon lange warum das so ist, Antwort hab ich bisher keine gefunden. Es wundert mich aber nicht das sich dann Frauen in der Nerd- und Videospielszene Saveplaces einrichten und sich männliche Nerds damit nur ins eigene Fleisch schneiden.

Zum Mary Sue-Vorwurf: Man kann alle der drei Hauptprotagonisten, der drei Triologien, als Mary Sue bezeichnen, wenn amn so will. Die größte Mary Sue war aber eindeutig Anakin, vor allem in Epi1.
 
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Die größte Mary Sue war aber eindeutig Anakin, vor allem in Epi1.

Mit Verlaub, aber das ist hanebüchener Unsinn. Wäre Anakin wirklich eine Mary Sue, dann hätte er seine Mutter schon in Episode I retten können und wäre nicht einen Teil später bei diesem Versuch gescheitert. Er wäre vom Jedi-Rat sofort als Erlöser der Prophezeiung gefeiert worden und hätte sogar den Dunklen Lord der Sith, Darth Sidious, bekehren können. Friedefreude-Eierkuchen-Welt: Star ganz ohne Wars.
 
Mit Verlaub, aber das ist hanebüchener Unsinn. Wäre Anakin wirklich eine Mary Sue, dann hätte er seine Mutter schon in Episode I retten können und wäre nicht einen Teil später bei diesem Versuch gescheitert. Er wäre vom Jedi-Rat sofort als Erlöser der Prophezeiung gefeiert worden und hätte sogar den Dunklen Lord der Sith, Darth Sidious, bekehren können. Friedefreude-Eierkuchen-Welt: Star ganz ohne Wars.

Was für eine unsinnige Argumentation. Die ist genauso unsinnig wie: Wäre Rey eine Mary Sue hätte sie gleich in Epi7 die gesamte Erste Ordnung zerschlagen, hätte den Senatsplanten vor der Zerstörung retten können und hätte Kylo und Snoke zu braven Jedi gemacht.

Anakin ist eine Mary Sue weil: Er scheinbar schon als 4jähirges Kind an den Podracerrennen teil nahm, ein Rennen an dem angeblich kein Mensch Teil nehmen kann und mit gerade mal 6 Jahren so ein Rennen gewonnen hat. Im selben Alter hat er schon einen Podracer und einen Protokolldroiden gebaut. Kurze Zeit später steigt er in einen Jäger, zerstört ein Droidenkontrollschiff und rettet damit einen ganze Planeten. Zudem legt Anakin keine einzige Schwäche an den Tag, das er ein Kind ist kann man nur schwer erkennen.
 
Zudem legt Anakin keine einzige Schwäche an den Tag, das er ein Kind ist kann man nur schwer erkennen.

:crazy

Ja keine einzige Schwäche, außer der einen, ganz klitzekleinen, die ihn letztendlich zu Darth Vader macht. :konfus:

Die Trennungsangst, die beim Abschied von seiner Mutter deutlich thematisiert und später von Yoda vor dem versammelten Rat mit dem Holzhammer als Pfad zur Dunklen Seite vorweggenommen wird und in dieser Filmtrilogie auch konsequent als immer wiederkehrendes Leitthema weiter verfolgt wird. Man muss hier eher argumentieren, dass Anakin in der ganzen Trilogie das Kindsein nie wirklich ablegt, sondern wie ein 5-jähriger im Supermarkt herumkreischt, weil er keinen Lolli von Mama bekommt.

Und damit beende ich diesen seltsamen Nebenschauplatz.
 
Von den drei Hauptfiguren sind Rey und Anakin sicher eher Mary Sues als Luke, zumindest wenn ich spontan entscheiden müsste.
Es liegt allein an der Umsetzung, wie die Figuren dargestellt sind. Man kann aber auch nur den Film sehen, Spaß haben und sich sagen "Okay, [Figur] kann das eben. Für sie ist das normal, weil sie so aufgewachsen ist und nicht weiß, dass sie es eigentlich gar nicht können dürfte."

Für Rey ist das Fliegen vermutlich wie für uns das Atmen, sie konnte es einfach oder hat es schnell gelernt.
Das Kämpfen hat sie gelernt, weil ... feindselige Umgebung.
Luke hatte immerhin noch Tante und Onkel, die auf ihn aufgepasst haben, ein entsprechendes soziales Umfeld geboten haben, und er hatte "vernünftige" Arbeit.
Anakin hatte seine Mutter, die es so gut es ging aufgepasst hat.
Rey musste sich halt alleine durchschlagen und hatte nur Unkar Plutt, wie es mir aus Episode 7 (und dem kurzen Flashback) scheint.

Hätte Rey als Überlebende versagt, hätten wir sie nicht als Figur. Sie wäre tot. Aber da sie scheinbar seeeehr machtsensitiv ist, was für sie nicht greifbar war, hat sie es geschafft. Die Macht selbst ist doch eine Mary Sue. ;)

Ich glaube, dass wir in den kommenden Episoden deutlich mehr Facetten von Rey sehen und der schwache Charakter dem überhasteten Drehbuch geschuldet ist, anstatt der Planung von Disney bzw. der Roadmap, wo sie mit der Figur hinwollen.
 
:crazy

Ja keine einzige Schwäche, außer der einen, ganz klitzekleinen, die ihn letztendlich zu Darth Vader macht. :konfus:

Die Trennungsangst, die beim Abschied von seiner Mutter deutlich thematisiert und später von Yoda vor dem versammelten Rat mit dem Holzhammer als Pfad zur Dunklen Seite vorweggenommen wird und in dieser Filmtrilogie auch konsequent als immer wiederkehrendes Leitthema weiter verfolgt wird. Man muss hier eher argumentieren, dass Anakin in der ganzen Trilogie das Kindsein nie wirklich ablegt, sondern wie ein 5-jähriger im Supermarkt herumkreischt, weil er keinen Lolli von Mama bekommt.

Und damit beende ich diesen seltsamen Nebenschauplatz.

Wenn du meine beiden Posts genau liest dann wirst du merken das ich mich vor allem auf Epi 1 beziehe. Genau lesen!
In Epi 2 und 3 verliert er dann sogar zu sehr großen Teilen seinen Mary Sue Status da er plötzlich seine überirdische Weisheit und Ruhe die er noch als 6jähriger an den Tag gelegt hat verliert und, wie du so schön schon beschrieben hast, zum rumweinenden Kleinkind mutiert.
 
Wenn du meine beiden Posts genau liest dann wirst du merken das ich mich vor allem auf Epi 1 beziehe. Genau lesen!

Das habe ich. Aber vielleicht recherchierst du einfach mal den Begriff "Mary Sue". Dann wirst auch du mehrere Dinge erkennen:

1. Weder Anakin noch Luke noch Rey sind Alter Egos von George Lucas.
2. Weder Anakin noch Luke noch Rey sind in einer Weise überzeichnet, welche die Plausibilität der Erzählung sprengt.
3. Weder Anakin noch Luke noch Rey sind für den Erfolg der Handlung alleine verantwortlich.

Der Vorwurf an eine Figur eine Mary Sue zu sein umfasst, dass es sich um schlecht geschriebene Figuren mit stark übertriebener Erfolgsgarantie, einer allgemeinen Beliebtheit bei allen anderen Figuren, eine absolute Handlungszentrierung um diese Figur und eine projizierte Selbstdarstellung des Autors handelt. Nur wenn ALLES davon zutrifft, handelt es sich um eine Mary Sue.
 
Das habe ich. Aber vielleicht recherchierst du einfach mal den Begriff "Mary Sue". Dann wirst auch du mehrere Dinge erkennen:

1. Weder Anakin noch Luke noch Rey sind Alter Egos von George Lucas.
2. Weder Anakin noch Luke noch Rey sind in einer Weise überzeichnet, welche die Plausibilität der Erzählung sprengt.
3. Weder Anakin noch Luke noch Rey sind für den Erfolg der Handlung alleine verantwortlich.

Der Vorwurf an eine Figur eine Mary Sue zu sein umfasst, dass es sich um schlecht geschriebene Figuren mit stark übertriebener Erfolgsgarantie, einer allgemeinen Beliebtheit bei allen anderen Figuren, eine absolute Handlungszentrierung um diese Figur und eine projizierte Selbstdarstellung des Autors handelt. Nur wenn ALLES davon zutrifft, handelt es sich um eine Mary Sue.

Also ich bhehaupte mal der Name Luke kommt nicht von irgendwoher. ; ) Aber prinzipiell halte ich jede Mary Sue Depatte für überflüssig da der Begriff Mary Sue extrem dehnbar ist und jeder für sich selber immer recht haben will was denn nun eine Mary Sue genau ist und was nicht. Ich persönlich halte nur Anakin in Episode 1 für eine Mary Sue.
 
...Beispiel von der Arbeit: ...

:roflmao: Sorry, ich habe gerade totales Kopfkino :roflmao: Petite Frau in ehemals genderatypischem Beruf, schmiermittelverschmiert, schwere Stiefel, Overall, Schweisserbrille
in den strähnigen Haaren, Ärmel hochgekrempelt... und jetzt wechselt im KopfKino das Genre von Doku zu SciFantasy... die auf einem Sternenschiff in engen Servicealkoven an Maschinen und Droiden rumschraubt, umgeben von grobschlächtigen Subhumanen :p
 
Aber prinzipiell halte ich jede Mary Sue Depatte für überflüssig da der Begriff Mary Sue extrem dehnbar ist und jeder für sich selber immer recht haben will was denn nun eine Mary Sue genau ist und was nicht.

Wenn du das so siehst, dann ist die Lösung für dieses Dilemma doch denkbar leicht, nämlich stattdessen einfach Vokabeln benutzen, die extrem eindeutig sind.

Und jetzt mal ehrlich: Wer Fachbegriffe verwendet, der muss sich nun mal vorher über deren Semantik Gewissheit verschaffen und nicht anschließend diesen Wörtern an sich die Schuld für Missverständnisse geben.

Wenn auf einer Skala von 1 bis 10 die Glaubwürdigkeit einer Figur entsprechend abgebildet werden soll und dabei "absolut überzeugend" einer 1 und "totaler Nonsens" einer 10 entspricht, dann ist "Mary Sue" eine glatte 15! Denn es ist eben nicht nur sachliche Kritik an einer erfundenen Figur, sondern es geht hier nahtlos zur (Schein-)Kritik am Autor selbst über, weil damit totale fachliche Unfähigkeit zum Erzählen von Geschichten attestiert werden soll. Das ist, was bei mir ankommt, wenn jemand "Mary Sue" schreibt.

Ein solches Urteil verkennt aber, dass Episode I eine der erfolgreichsten Marken überhaupt wiederbelebt hat. So viel falsch gemacht hat George Lucas hier also ganz und gar nicht, da wir uns auch noch 18 Jahre später drüber unterhalten.
 
Und jetzt mal ehrlich: Wer Fachbegriffe verwendet, der muss sich nun mal vorher über deren Semantik Gewissheit verschaffen und nicht anschließend diesen Wörtern an sich die Schuld für Missverständnisse geben.

Na ja, das ist halt so eine strukturalistische Art und Weise, Bedeutungen zu denken: Man hat dann sehr klar definierte semantische Merkmale, die auch nur binär erfüllt oder nicht erfüllt sein können und je nachdem, ob ein Ding dann die gesamte Checkliste erfüllt oder nicht, passt die Bezeichnung oder passt sie halt nicht. Es so zu sehen, ist ja nicht verkehrt und wenn man sich auf einen gemeinsamen Begriff einigen möchte, auch der einzige methodisch sichere Weg.

Aber zumindest außerhalb einer wissenschaftlichen Community (und selbst da gilt es eigentlich eher für die naturwissenschaftlich geprägte Community, in den Humanwissenschaften sieht das beispielsweise ganz anders aus) ist IMO ein prototypensemantischer Ansatz passender: Es gibt dann quasi "das Urbild" der Mary Sue - also, die Mary Sue, die du beschrieben hast und die deine Checkliste ohne Wenn und Aber erfüllen würde - und drumherum aber ähnliche Figuren, die mal mehr, mal weniger auch diese Checkliste erfüllen.

Da du selbst den Semantikbegriff eingebracht hast, erzähle ich dir sicherlich nix Neues und du kennst dann vermutlich auch das Vogelbeispiel: Der Prototyp eines Vogels wäre das Rotkehlchen und man muss dann halt schauen, ab wann die Abweichung vom Rotkehlchen dann so groß ist, dass man das Tier eben doch nicht mehr Vogel nennt. Das beste Beispiel hierfür sind Pinguine, die rein biologisch gesehen sogar wirklich Vögel sind, die aber wohl kaum jemand auf dem Schirm hat, wenn es um Vögel geht - ich stelle mir dann immer Hitchcocks Klassiker mit Pinguinen vor.

So verstehe ich dann auch Chrisaels Beitrag: Anakin steht für Chrisael der prototypischen Mary Sue wesentlich näher als Luke und Rey - und sogar so nah, dass es für Chrisael ausreicht, Anakin als "Mary Sue" zu klassifizieren. Natürlich kann man dann darüber diskutieren, welche Punkte einer prototypischen Mary Sue Anakin jetzt erfüllt und welche nicht (wir sind ja auch ein Forum), aber das macht ja Chrisaels Gedankengang nicht weniger falsch oder richtig.

Ich finde beispielsweise mein Begriffsverständnis auch nicht komplett bei dir wieder. Gerade diese Bedingung mit dem Alter Ego höre/lese ich zum ersten Mal und denke auch nicht, dass die in jedem Standardwerk so übernommen wurde. Das macht ja deine Definition aber glücklicherweise nicht falsch, sondern eben zu einer unter mehreren.

Aber das war jetzt wirklich ein merkwürdiger Nebenschauplatz :D
 
Kontroversen werden naturgemäß lange diskutiert, immerhin schaffen sie zwei Parteien, die diskutieren können und bei einer konstant aktiven Marke ist das sowieso selbstverständlich. Soviel richtig kann man aber nicht machen, wenn noch nach 18 Jahren soviel Uneinigkeit bei der Bewertung herrscht und vom ersten auf den zweiten Film das halbe Publikum weggebrochen ist. Darüber hinaus ist Mary Sue eine ziemlich klare Sache, mit unterschiedlichen, hineinfallenden Faktoren. Luke Skywalker ist wohl eine Mary Sue in Hinblick auf den Faktor Selbstinsertion (ja super fies eingedeutscht), wobei man in der Bewertung bedenken muss, dass sie eben nicht wie sonst besonders geschönt ist. Abstreiten, dass Luke eine Art Alter Ego von George Luke ist, ist IMO äußerst schwierig. Ein Auserwählter dagegen wie Anakin ist schon Naturgemäß extrem anfällig als Mary Sue, nicht mal unbedingt wegen des Faktors der Selbstinsertion, der kann auch wegfallen, dafür aber eben in anderer Hinsicht wie mangelnder Schwächen. Heimweh, bei einem Kind, vor allem nach der eigenen Familie/eltern ist dabei keine Schwäche, sondern ganz normal und menschlich. Und da eine Mary Sue sich nicht dadurch definiert, eine gefühllose Maschine zusein, gibt es keinen Widerspruch. Eine Schwäche muss schon eher in Richtung Unfähigkeit und Nachteiligkeit gehen. Was Anakins Gefühle für seine Nächsten nicht waren, denn das Problem war schließlich die Unmenschlichkeit des Jedi-Ordens, der Gefühle verachtet, Kinder von ihren Eltern trennt und sich in Jahrtausenden auch nicht darum gekümmert hat das Sklaventum zu beenden. Was man aber sagen kann, ist dass Anakin anders als Luke und anders als Rey, eben als Auserwählter tatsächlich konstanten Erfolg zu verbuchen hat. Die Liste wurde ja schon geschrieben. Anakin erfüllt zu 100% die Bedingung, die Handlung und Charaktere zu seinen Gunsten zu beeinflußen und in den Schatten zu stellen, vor allem eben in Episode I, wo er die Schlacht von Naboo im Alleingang entscheidet. Als Kind. Mit 9. Ohne jegliche Erfahrung darin, ein Schiff zu steuern. Aber mit einem Medidingsbumsgehalt über 9.000. Damit erfüllt er natürlich auch die dritte hier genannte Bedingung und das gleich doppelt.

Natürlich müssen nicht alle Bedingungen erfüllt sein, damit das Writing einen Charakter als Mary Sue klassifiziert, man ist ja auch nicht erst ein Verkehrssünder, wenn man die gesamte Verkehrsordnung missachtet hat. Die Bezeichnung macht allerdings erst wirklich Sinn, wenn ein Charakter mehr ist als nur ein Alter Ego und auch mehr tut als nur im Zentrum zu stehen.
 
Anakin erfüllt zu 100% die Bedingung, die Handlung und Charaktere zu seinen Gunsten zu beeinflußen und in den Schatten zu stellen, vor allem eben in Episode I, wo er die Schlacht von Naboo im Alleingang entscheidet. Als Kind. Mit 9. Ohne jegliche Erfahrung darin, ein Schiff zu steuern. Aber mit einem Medidingsbumsgehalt über 9.000. Damit erfüllt er natürlich auch die dritte hier genannte Bedingung und das gleich doppelt.

Tut er eben nicht.

Die Schlacht von Naboo konnte nur gewonnen werden, weil mehrere Schlüsselfiguren an der Handlung des Films beteiligt waren:
Padme
Obi-Wan
Jar Jar
Anakin & R2-D2

Eine Komponente:
Die Vernichtung des Droidenkontrollschiffs alleine wäre z.B. ohne Obi-Wans Sieg über Darth Maul völlig nutzlos gewesen. Ebenso die Gefangennahme von Nute Gunray durch Padme.

Gerade diese Bedingung mit dem Alter Ego höre/lese ich zum ersten Mal und denke auch nicht, dass die in jedem Standardwerk so übernommen wurde.

Wenn man sich auf tvtropes, wikipedia, knowyourmeme, fanlore, oder fanfiktion.de zu diesem Thema umschaut, dann ist einer der ersten Sätze zur eigentlichen Definition einer "Mary Sue" eben genau diese Geschichte mit dem Abziehbild bzw. der Selbstinszenierung des Autors.
 
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Wenn man sich auf tvtropes, wikipedia, knowyourmeme, fanlore, oder fanfiktion.de zu diesem Thema umschaut, dann ist einer der ersten Sätze zur eigentlichen Definition einer "Mary Sue" eben genau diese Geschichte mit dem Abziehbild bzw. der Selbstinszenierung des Autors.

Und das macht deine Definition jetzt gleich richtig und Chrisaels Verständnis falsch? Ich denke nicht ;)

Aber gut, schauen wir mal exemplarisch in den Wikipedia-Artikel. Dort wird Mary Sue also folgendermaßen (im Anfangssegment) definiert:

"Mary Sue ist eine abwertende Bezeichnung für eine weibliche und oft sehr junge Protagonistin, die mit höchst idealisierten Zügen und Charaktereigenschaften dargestellt wird. Sie vertritt moderne Ansichten und zieht in der Handlung das Interesse aller anderen Figuren auf sich. Dieses Phänomen, das vor allem durch Fan-Fiction zu Büchern und Filmen bekannt geworden ist, findet sich immer häufiger in aktuellen Filmen und Videospielen wieder. Auch in Rollenspielen ist dieser Begriff sehr beliebt geworden."

Semantische Merkmale einer Mary Sue wären demnach:
+ weiblich
+ höchst idealisierte Züge
+ vertritt moderne Ansichten
+ zieht in der Handlung das Interesse aller anderen Figuren auf sich

(Vermutlich sind diese Merkmale für eine wirkliche strukturalistische Analyse noch nicht elementar und vielleicht auch nicht allgemein genug, aber für das Forum reicht es sicher.) Von einem "Abziehbild des Autors" lese ich in dieser Definition erst einmal nix. Gut, in der ersten Definition können auch wirklich nur die grundsätzlichen Definitionsmerkmale stehen. Und ja, im Wikipedia-Artikel wird dann unter dem nächsten Punkt "Kritik" dann geschrieben:

"Es wird oft unterstellt, dass es sich bei einer Mary Sue um eine stark geschönte Version der Autorin handelt, etwa mit perfektem Körper, Reichtum oder einem großen Freundeskreis, die dann als neue Hauptfigur stark die Handlung beeinflusst und die übrigen Figuren in die Unterstützerrolle drängt."

Hier wären für mich zwei Dinge interessant.

Zum einen steht da "Autorin", nicht"Autor", wie bei dir oben. Japp, ist Erbsenzählerei, aber eben ein Beispiel dafür, dass es da unterschiedlich enge Auffassungen gibt.

Zum anderen eben nicht, dass eine Mary Sue tatsächlich eine stark geschönte Version der Autorin ist, sondern da steht "Es wird oft unterstellt". Das ist für mich eben kein zwingendes Definitionsmerkmal. Dem Menschen wird beispielsweise auch oft unterstellt, von Grund auf schlecht zu sein. Trotzdem würden wir nicht sagen, dass jemand von Grund auf schlecht sein muss, um Mensch zu sein.

Wer hätte gedacht, dass dieser Nebenschauplatz so lange überlebt?
 
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