Die Ring Theorie

Im Übrigen kommen Grundplots auch nicht vom Himmel gefallen, genauso wenig war es "zwangsläufig" so, dass sich Anakin und Obi-Wan im letzten Drittel von Ep. III duellieren.
Wenn man - wie unzählige Male betont - Anakin Skywalker / Darth Vader als zentrale Figur konzipiert hat, hätte sich jede andere Platzierung des Duells doch sehr schwierig gestaltet, zumal die Grundzüge der Entstehungsgeschichte von Darth Vader allerspätestens seit 1997 offiziell bekannt waren. Mit einer etwaigen Umstrukturierung hätte man nicht zuletzt auch alles andere aufgeben müssen, was jetzt noch für die "Ring Theorie" spricht.
 
Spass bedeutet fuer einige hier anscheinend, anderen Leuten den Spass zu verderben. Sprueche wie Die PT ist nach allen Regeln der Kunst schlecht, gehen halt einfach mal gar nicht und wenn hier jemand eine interessante Theorie aufstellt, duerfen die Leute natuerlich auch ihre Zweifel aeussern, allerdings nicht mit dem Grund: "Die PT ist so schlecht, die Theorie kann nicht stimmen, weil es ja die objektiv schlechte PT ist und alle die denken GL haette sich was dabei gedacht sind delusional fanboys" - und leider war das hier aus ein paar Kommentaren unterschwellig herauszulesen.
Sehe ich ähnlich.

Der Autor der Theorie hat seine Ansichten und Beobachtungen wirklich gut belegt, also man kann ihm kaum vorwerfen, dass das eine illegitime oder nicht hinreichend unterlegte Theorie sei. Natürlich kann man als Leser/Seher darin für sich keinen (Mehr-)Wert sehen und das auch sagen, genauso kann man zweifeln und fragen, wie viel davon wohl beabsichtigt war (was aber eine ziemlich zwecklose Diskussion ist, weil es schlicht keiner wissen kann - außer Lucas).

Wenn man das allerdings wieder nutzt, um zu einer Generalkritik Marke "Endlosschleife" (hat man ja noch nie gehört^^) anzusetzen, nach der wieder mal alles (nicht nur die Theorie, sondern ALLES) schlecht sei und überhaupt alles so offensichtlich für jeden klar denkenden Menschen (eine schwächere Argumentation als die eines persönlichen Angriffs im Hinblick auf Alter/Intelligenz/Augenfarbe gibt es nun wirklich nicht) wertfrei wäre, dann ist das einfach langweilig und nervig - und nicht sehr reif, tolerant oder offen.

Wäre das nämlich i.d.T. alles so offensichtlich und allgemein gültig schlecht, dann würde sich diese dauerhafte und penetrante Betonung dieser vermeintlichen "Offensichtlichkeit" erübrigen. Es dient - und diese Befürchtung muss ich auch aufstellen - der Schikane und Vereinheitlichung des Fandom.

Aber gut, jeder muss für sich entscheiden, was für einen Umgang er pflegt.
Ich beschäftige mich damit nicht mehr groß. Schön, dass der Link geteilt wurde und manche - wie ich - darin Lesefreude fanden!

Wenn man - wie unzählige Male betont - Anakin Skywalker / Darth Vader als zentrale Figur konzipiert hat, hätte sich jede andere Platzierung des Duells doch sehr schwierig gestaltet, zumal die Grundzüge der Entstehungsgeschichte von Darth Vader allerspätestens seit 1997 offiziell bekannt waren. Mit einer etwaigen Umstrukturierung hätte man nicht zuletzt auch alles andere aufgeben müssen, was jetzt noch für die "Ring Theorie" spricht.
Und wann genau wurde Vader zur zentralen Figur? Frühestens während der Entwicklung von ROTJ (als Idee), die sich dann in der Entstehungszeit der PT verfestigte. Insofern stützt das - wenn überhaupt - eher die Theorie.
 
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Und wann genau wurde Vader zur zentralen Figur? Frühestens während der Entwicklung von ROTJ (als Idee), die sich dann in der Entstehungszeit der PT verfestigte. Insofern stützt das - wenn überhaupt - eher die Theorie.
Du hast aber behauptet, es wäre (zur Entstehungszeit der PT) nicht in Stein gemeißelt gewesen, dass das Duell zwischen Obi-Wan und Anakin in Episode III stattfindet. Mich würde ja mal interessieren, wie du dir Episode III inhaltlich vorstellen würdest, wenn dem nicht so wäre. In das Schema ABC C’B’A’ würde dann nämlich noch sehr viel weniger passen, wenn die zentrale Figur schon vor der Mitte in die Antagonistenrolle wechselt. Wo ist dann bitte noch so was wie eine Symmetrie gegeben? Dass das Duell letztendlich so platziert wurde, ist demnach kein Indiz für die "Ring Theorie", sondern Grundvoraussetzung, dass wir überhaupt darüber diskutieren. Aber es war eben auch in jedem anderen Fall die naheliegendste Konstruktion.
 
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Gegen wen hätte der Endlampf sonst stattfinden sollen? Count Dooku? Das hätte vielleicht funktioniert wenn man diesem
mehr Zeit auf der Leinwand gegönnt und nicht so panische Angst davor gehabt hätte, einen zweiten Darth Vader zu erschaffen. So wirkte Dooku aber immer nur wie eine von Sidious gesteuerte Puppe, und da wäre er als "Endgegner" eher unpassend gewesen.
Außerdem musste Episode 3 mehrere Fragen beantworten: Was geschieht mit Obi-Wan? Wieso steckt Anakin ab Episode 4 in einer Rüstung?
Der RotJ Roman aus den 80ern gab damals schon ein paar detaillierte Angaben in Richtung finalen Endkampf zwischen den beiden ehemaligen Freunden. Wobei in den Romanen eine Menge Schwachsinn steht (Owen Lars=Obi Wans Bruder, der Imperator hat nie von Yoda gehört usw). Dennoch ist schon damals eine gewisse Erwaltungshaltung entstanden, sodass es die meisten wohl überrascht hätte wenn es am Ende dann doch nicht zum Duell gelommen wäre.
 
How George Lucas used an ancient technique called “ring composition” to reach a level of storytelling sophistication in his six-part saga that is unprecedented in cinema history.

Was für ein Unsinn.

Nur weil GL optische und akustische Selbstbezüge am laufenden Band recycelt, macht das die Star Wars-Filme bestimmt NICHT anspruchsvoll! Das nennt man auch stilistische Eigenheit, Tick oder schlicht "persönliche Note". Das haben Alfred Hitchcock, Jack Arnold und Charlie Chaplin schon Jahrzehnte vor GL gemacht.

Ebenso viel, wie GL von sich selbst geklaut hat, hat er auch von anderen Leuten geklaut. In dieser Hinsicht muss sich GL übrigens meiner Ansicht nach auch ganz klar Quentin Tarantino geschlagen geben. Unter dem Strich ist Star Wars überhaupt nichts Neues, sondern lediglich ein interessanter Neuaufguss alter Geschichten.

Deswegen funktioniert die OT auch viel besser, als die PT, denn bei ersterer gibt es eine simple, leicht zugängliche Rahmenhandlung. Die PT ist im Grunde die OT, nur dass hier Pseudokomplexität durch übermäßige Politisierung der Handlung suggeriert wurde und es in zwei von drei Filmen an einem klaren, greifbaren Antagonisten mit ausreichend glaubwürdiger Tiefe mangelt. Diese dunkle Bedrohung ist ein extrem abstrakt gehaltenes Erzählpotential, welches bis zur Order 66 nicht ausgespielt wurde. Dies ist der fundamentale Stilbruch zur OT und meiner Ansicht nach der simple Grund, warum die PT schlicht nicht den selben "Wert" hat. Das macht die PT aber bestimmt nicht zu schlechten Filmen.

Was die Sache mit den zeitgleich über sechs Filme verteilten Events anbelangt, so hat das eine ganz simple Ursache:
Alle sechs Filme folgen dem typisch shakespeareschen Spannungsbogen. Das dann Figuren zur ungefähr gleichen Zeit auftreten und andere Figuren ihre Motivation in Aktionen äußern müssen, ist den klaren Strukturen der Dramatik geschuldet. Das hat GL ebenfalls nicht selbst erfunden, sondern er bediente sich lediglich einmal mehr an den Erfindungen anderer.
 
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Stimmt. Nicht umsonst wird im Making Of "Empire of Dreams" Lucas als "He was nothing but a good reporter" bezeichnet.

Wer sich übrigens mal gerne den Spaß und die Zeit gönnen möchte um zu sehen, wo Lucas sich überall für "A New Hope" bedient hat, der sollte sich unbedingt dieses Video zu Gemüte führen. Wirklich empfehlenswert!

 
Alle sechs Filme folgen dem typisch shakespeareschen Spannungsbogen.

Hier gibt es eine Übersicht, die sogar mit goldenen Episoden-Lettern versehen wurde:

http://www.philipphauer.de/info/d/aufbau-drama-macbeth-iphigenie/

Daran kann man wunderbar sehen, dass sowohl eine einzelne Episode für sich alleine dieser Kurve folgt, als auch alle sechs Episoden filmübergreifend demselben Aufbau hinterher rennen. Das ist sicherlich kein Zufall mehr, sondern hier kann man tatsächlich ein sinnvolles Gesamtkonzept erkennen, dessen Zweck das möglichst effektive Erzählen einer Geschichte ist.

Was die Ring-Theorie halt vermissen lässt, ist die eigentliche Interpretation. Es handelt sich bei dem neunseitigen Aufsatz lediglich um eine formale Analyse einzelner Szenen, die aber nur zu oberflächlichen Schlüssen kommt. Merkt man auch an dem fehlenden Kapitel "Conclusion". Stattdessen wird immer wieder und wieder "Ring" gesagt.

Ich hab mal ein Buch gelesen, dass genauso "argumentiert" hat. Es wurden darin immer Dinge behauptet und gesagt, dass "jetzt gleich" der Beweis für die Behauptung kommt und stattdessen die Aussagen von Dritten angeführt wurden.
Es ging natürlich um die Existenz von Außerirdischen, die Erich von Däniken in "Erinnerungen an die Zukunft" zu beweisen können glaubte.
 
Mit Verlaub aber Lucas war kein Genie und wird auch niemals mehr werden. Wenn die Ring-Theorie wahr sein sollte, dann beweist sie eigentlich nur das.

Eine Filmstruktur zu kopieren und umzudrehen ist nicht genial und auch nicht kreativ. Es wirkt eher faul und unbeholfen und ist außerdem auch ein altes Rezept in der Filmbranche. Und wird wahrscheinlich aus der Not heraus gekommen sein, weil Spielberg und Kasdan abgesagt hatten. Das was diese Idee aber so schlecht macht ist ihre Umsetzung, denn Lucas hat hier zum Wohle der Reimkultur sämtliche formalen und erzählerischen Kriterien ins Leere laufen lassen und die offensichtlichen Fehler mit viel Visual Effects kaschiert. Das ist wahrlich nicht genial sondern stümperhaft. Man kann doch nicht einfach eine Filmstruktur eines Filmes nehmen, und dort dann eine Geschichte platzieren, die da garnicht reinpasst. Was hat das mit Genialität zutun? Wenn diese Theorie wahr sein sollte, ist sie ein offensichtlicher Grund, warum die PT so scheitert. Denn so wie sie zurzeit aufgebaut ist, bräuchte sie einfach mehr Episoden.

Genial wäre es geworden, wenn er dieses Muster genutzt hätte, und damit Filme gemacht hätte, die besser als ein befriedigend erreicht hätten. Aber selbst ein befriedigend erreichte er ja nur bei einem Teil der Zuschauer, bei einem anderen Teil dafür ungenügend.

Das was die PT höchstens auf irgendeine Weise genial macht ist, dass sie als oberflächlicher Unterhaltungsfilm super zu funltionieren scheint, in der theorethischen Analyse aber deutlich mehr versagt, als ein deutscher Fernsehfilm. Das Lucas mit diesem Spagat soviel Geld machte, ist in der Tat genial... oder eine Kunst. Aber daran sieht man, was Marken sind.
 
Ich finde die Ring-Theorie interessant. Wie genau sich Lucas das jetzt wirklich ausgedacht bleibt offen, dennoch finde ich hat er die PT absolut stimmig zur OT konzipiert. Die Parallelen Anakin-Luke haben meiner Meinung nach, das Ende von Episode VI deutlich bedeutender gemacht. In der finalen Konfrontation Vader, Luke und Imperator laufen die Handlungsstränge der PT und der OT zusammen.

Mit Verlaub aber Lucas war kein Genie
Was bedeutet Genie überhaupt? Ein genialer Regisseur ist Lucas sicher nicht, aber es ist ihm gelungen mit einem einzigen Film die SciFi Fantasy Welt für immer zu verändern. Ein Film der eine riesige Fanbase hat und ein gigantisches Universum erschaffen hat. Ist das purer Zufall?
Meiner Meinung hat er eine der besten Fantasy Geschichten erzählt und damit meine ich die Saga 1-6 Natürlich ist es eine eher einfache Geschichte, aber sie ist so universell, dass man sie gerechtfertigt als modernen Mythos bezeichnen kann. Natürlich hat sich von verschiedensten Elementen inspiereren lassen, wie es jeder Autor macht. Doch die Art und Weise wie er all das zusammenbrachte konnte bislang niemand nachahmen.
 
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und damit meine ich die Saga 1-6

Das ist eben der Denkfehler, den viele machen. Die OT geht einfach nicht alleine auf die Kappe eines Lucas sondern war Teamwork wo man sich gegenseitig ergänzte. Lucas spielte dort natürlich eine wesentliche Rolle. Aber ohne einen Kasdan und viele andere die sich kreativ austauschten, wäre die OT nicht im Entferntesten das geworden was sie heute ist. Und schon garnicht so gut. Und genau das zeigt die PT sehr deutlich auf. Denn das alte Team hatte ihm ja abgesagt und ihm gesagt Star Wars gehöre ihm, er solle es alleine machen. Und so hat er es alleine gemacht und was raus kam war ein Desaster. Und wer das nicht sieht, der tut es entweder nicht, weil er sich noch nicht ausreichend mit dem Filmemachen & Geschichtenerzählen befasst hat oder er einfach weil er so fixiert auf diesen Personenkult um Lucas ist, dass er es einfach nicht realisieren kann/will. Anders kann ich mir das jdf ned mehr erklären. Auch wenn ichs verstehen kann, denn ich brauchte auch lange Zeit dafür.

Wer Lust und Zeit hat, kann sich ja mal folgende Threads auf SWU durchlesen.

http://www.starwars-union.de/nachrichten/17369/Die-Saga-beginnt-auf-Pro-Sieben/

http://www.starwars-union.de/nachri...eiter-Angriff-der-Klonkrieger-auf-Pro-Sieben/

http://www.starwars-union.de/nachrichten/17397/Lupita-Nyong%B4o-muss-fuer-Episode-VIII-nachsitzen/

Dort werden viele interessante Sachen genannt. Beispiel:

Episode I vermittelt nicht den Eindruck, dass der Jedi-Rat viel auf Midichlorianwerte gibt. Er lässt sich von diesem von Qui-Gon vorgebrachten Argument nicht überzeugen.

Deine Deutung dessen, was die Idee der Midichlorianer zeigen soll, geht nicht auf. Qui-Gon wird als Gegenmodell zum Jedi-Rat aufgebaut: eigensinnig, rebellisch, eine eigene Form der Weisheit erlangend. Er steht ihm Film NICHT für den Rat, also dürfen seine Entscheidungen und Ansichten auch nicht als Entscheidungen und Ansichten des Rates interpretiert werden. An Qui-Gon soll demonstriert werden, was am Rat, seiner Lehre und Haltung nicht stimmt. Wenn das Messen von Midichlorianwerten, das Fokussieren auf quantitativ messbare Werte anstelle von Überprüfungen des Charakters also für genau diese Arroganz stehen soll, dann müsste der Jedi-Rat die Werte messen und mit ihnen argumentieren, nicht Qui-Gon. Der Rat aber geht genau den anderen Weg, indem er auf die Schwächen und potenziellen Gefahren in Anakins Charakter aufmerksam macht. Deine Interpretation wäre richtig, wenn Qui-Gon - wie ich vorgeschlagen habe - aufgrund von Anakins Charaktereigenschaften, aufgrund seiner besonderen Taten auf ihn aufmerksam wird und ihn in der Überzeugung, er habe großes Potenzial zum mächtigen Jedi, dem Rat vorstellt. Dieser würde sich das dann anhören, seine Midichlorianwerte messen und sagen: nein, zu niedrig, wir bilden ihn nicht aus. In so einem Fall wäre das Messen dieser Werte tatsächlich, wie du sagst, ein Hinweis des Films auf die Arroganz des Rates. So wäre die Idee der Midichlorianer - wenn sie denn schon auftauchen müssen - wenigstens sinnvoll in die Saga eingefügt, indem sie nämlich als dezidiert falsche Methode zur Beurteilung von Individuen herausgestellt wird. Das wird sie aber leider nicht - Lucas äußert nirgendwo Kritik an ihr innerhalb der Handlung; nein, gerade weil er Qui-Gon sie anwenden lässt, bestätigt er sie.
 
Was die Ringtheorie und Genialität des Geschichten Erzählens angeht: Geschichten bauen, genau wie Kunst und eigentlich alle Disziplinen voneinander auf! Die Menscheit benötigt ein kollektives Gedächtnis in Form von Botenberichten und Schriften. Sie müssen sich etwas hinterlassen. Verschiedene Kulturen führen, wenn sie plötzlich in Kontakt treten dann dazu, sich gegenseitig zu inspirieren oder eben durch Ablehnung das eigene Kulturgut zu hinterfragen bzw zu idealisieren. Auch in der Kunst entsteht nicht einfach etwas Neues. Die deutsche Dramatik zB hat sich zum Teil durch Ablehnung des französischen so gebildet wie es passiert ist. Dabei spielen natürlich noch andere Dinge eine Rolle wie zB Musikalität der Sprache. Musik und Rythmus gilt ja als wesentlichen Faktor des menschlichen Denkens. Gute Geschichten brauchen relationen zueinander. Gerade gegenwärtig wird dies extrem in der Narration ästhetisiert und gefeiert, was auch ein Bruch mit den 50ern und der seelenlosen Stilisierung zu tun hat. Hin und wieder entstehen durch Kombinationen, Rückschritte und kulturellen Austausch innovative Überraschungswerke. 99% dieser Innovationen gehen klanglos auf Grund von minderwertiger Qualität unter.
Die Ringtheorie ist vermutlich präsenter als wir es uns vorstellen können. Aber Shakespeare ist ein gutes Beispiel: denn hier scheinen seine Werke untereinander Motive zu wiederholen. Dies geschieht auch innerhalb der einzelnen Stücke. Genauso spielen eigentlich immer die gleichen Motive eine Rolle die aber in ihrer Gewichtung unterschiedlich sind. Jan Kott glaube ich war es, der sogar sagte, das die gesamten Werke so zusammen gehören, dass die einen vollendeten Kreislauf bilden würden.
Van Gogh sagte mal, Kunst besteht aus einzelnen Elementen, die gemeinsam ein Werk ergeben und das Werk selber hat so viele Einzelelemente wie die Einzelemenete ihre eigenen Minielemente verfügt (er hat es natürlich schöner formuliert). Autoren schreiben nicht einfach irgendwas. Die besten haben klare Systeme. Es gibt auch welche die eher unbewusst einfach drauf losschreien. Aber deren Werke sind ohne Überraschung weniger beliefert. Ausser sie folgen der Keith Johnstone Theorie, was wiederum ein System ist. Man darf auch nicht vergessen, dass die Kenntniss des unbewussten erst seit etwa 110 Jahren vorhanden ist und davor kein Thema war. Heute meinen wir alle die Selbstverständlichkeit dessen zu kennen und tun so als ob dies schon immer so gewesen wäre. Je mehr Zusammenhänge man erkennt desto besser kann man schreiben.

Ich habe in der letzten Woche einen Workshop gehabt. Er hiess Dramenprozessor. Dabei nahmen Regie Leute und junge postdramatische Autoren teil. Und viele der oben genannte Dinge haben sich dort bestätigt oder ergeben. Und viele der Autoren haben tatsächlich "unbewusst" drauf los geschrieben. Das war natürlich die Stücke, in denen sich Deutungsmöglichkeiten sehr stark variierten und Widersprüche auftraten, die eher negativer Natur waren. Es ist aber auch interessant wie sehr sich ästhetizierungen und Persönlichkeit glichen. Das könnte ich vor allem darin festmachen, wie Leute über ihre Ideen geredet haben, wie die über die Ideen anderer gesprochen haben - sogar darin wie viel oder wie konsequent man gesprochen hat.
Ich persönlich halte jedenfalls sogenannte Ringtheorien (die schon seit der Antike gängig sind) für künstlerisch hochwertig. Aber wenn sie sich gut herauskristallisiert, dann besteht wie eine Zwiebel aus mehreren Ringen, die andere Bereiche umfasst und eine Parallelität aufweist!

Und obwohl seit der Postmoderne unglaublich viel Scheise produziert wird, passiert in dieser Zeit auch grossartiges Geschichtenerzählen.

Mir persönlich zB gefällt Birdman!!! Hier funktioniert auch die Metaebene der Selbstreflektion (die ich bei Episode 7 kritisiere) weil es hier aber genau darum geht:
Ein Schauspieler, der mal ein Star war, muss nun im Broadway jenseits vom Hollywood Ruhm einen grossen Wurf landen. Michael Keaton selber war zu Zeiten "Bat man" genau wie sein Alter Ego ein Star! Sein Alter Ego hingegen hat anscheinend selber besagtes Ego, den er sich einbildet! Es bestehen bereits 4 Ebenen. Interessanterweise spielt dabei die Garderobe und der Spiegel eine grosse Rolle, wo diese Ebenen dem Zuschauer zugänglich gemacht werden. Das die Kamera nie im Spiegel zu sehen ist, lässt uns bereits über die Illusion Rätseln. Genauso ob er diese telekinetischen Kräfte besitzt. Die Garderobe ist zudem der Raum des Schauspielers, wo er sich in seine Privatheit und Einsamkeit zurückziehen und auch das Kostüm für seine andere Rolle anzieht und somit die Figur wird. Dann werden wir aus der Umkleide in den Backstage geführt (wo private Themen der fiktiven Figur thematisiert werden) es gibt die Bühne, der Raum der Illusion schlecht hin. Es gibt dann noch das draussen in New York? Die Bar (der Ort wo der Mensch sich karnevalisiert, indem er Neurosen unterdrückt und sein Gegenteil werden kann beim betrinken.) da haben wir die Kritikerin, die darüber entscheidet, ob das ganze Theater gut wird oder nicht. Sie entscheidet über die Zukunft des Schauspielers dh über seine Identität (Star oder Loser). Dabei sagt sie, das sie das Stück verreissen wird obwohl sie es noch nicht gesehen hat. Somit wird die fiktionale aber auch unsere eigene Urteilskraft in Frage gestellt. Draussen trifft er die einen Penner, der schon als Stimme von weiten gehört wird. Und was ruft er? Den "Tomorror" - Monolog aus Macbeth von Shakespeare!!!! Nicht nur haben wir hier eine Referenz zum englischen Autor, viel mehr noch ist bemerkenswert, worum es im Monolog geht! Nämlich um alles, was ich grad geschrieben habe über Birdman. Um den Sinn dieses Monolog aber wirklich intellektuell und emotional begreifen zu können, muss er im Rythmus, über die Interpuktionszeichen und Zeilensprünge "richtig" gesprochen werden. Dann erkennt man neben dem inhaltlich thematisierten Zusammenhang zwischen Mikro und Makrokosmus gleichzeitig, das der Inhalt des Textes sich nur dann entfalten kann wenn man ihn formal richtig rezitiert. Ich weiss nicht wie viele Kreisläufe und Olympia-Ringe Ringe hier schon verbunden werden können. Shakespeare hat zudem in den USA eine ganz andere Bedeutung wie bei uns. Die Gründe dafür lassen sich darin erahnen, was ich ganz oben angedeutet habe ...


Die Birdman Theorie stammt übrigens von mir. Und ich möchte sie noch verwenden. Daher bitte im Forum belassen ;-)
 
Die OT geht einfach nicht alleine auf die Kappe eines Lucas sondern war Teamwork wo man sich gegenseitig ergänzte. Lucas spielte dort natürlich eine wesentliche Rolle. Aber ohne einen Kasdan und viele andere die sich kreativ austauschten, wäre die OT nicht im Entferntesten das geworden was sie heute ist. Und schon garnicht so gut. Und genau das zeigt die PT sehr deutlich auf. Denn das alte Team hatte ihm ja abgesagt und ihm gesagt Star Wars gehöre ihm, er solle es alleine machen. Und so hat er es alleine gemacht und was raus kam war ein Desaster. Und wer das nicht sieht, der tut es entweder nicht, weil er sich noch nicht ausreichend mit dem Filmemachen & Geschichtenerzählen befasst hat oder er einfach weil er so fixiert auf diesen Personenkult um Lucas ist, dass er es einfach nicht realisieren kann/will.
Das ist mir durchaus bewusst. Ich fände es ebenfalls besser, wenn Lucas für die PT nicht nur Jonathan Hales als Co-Autor verwendet hätte. Der Erfolg der OT kommt wie du sagst auch daher, dass dis Story aufgrund des Teamworks filmisch viel besser umgesetzt werden konnte. Die reine Geschichte ( und darauf beziehe ich mich wenn ich "gesamte Saga" meine ) jedoch stammt fast nur von Lucas. Kasdan Drehbücher basieren ja schließlich auf Lucas Story. Die gesamte Ausrichtung und Idee stammt allein von Lucas es gab kein "Team" welches gemeinsam die Grundzüge von Star Wars entwickelte.
 
Die Idee stammt von Lucas. Über die gesamte Ausrichtung lässt sich streiten. Gerade die düstere und bedrohliche Stimmung und die Bildgewalt von TESB schreibe ich eher Kasdan zu. Auch ANH sollte ursprünglich ganz anders werden.

Tatsache ist, dass es sehr viele Drehbuchversionen gibt, die sich alle sehr stark voneinander unterscheiden. Neulich habe ich gelesen, dass man zu TESB plante, eine Serie zu machen. Da Lucas aber unter so enormen Stress stand, hatte er wohl einfach keinen Nerv mehr auf SW und ROTJ kann man viel mehr als Improvisationsfilm sehen.

Das Lucas ein guter Ideengeber war, ist unbestritten. Aber welchen Anteil wer hier letztlich am Endprodukt hat, ist einfach nicht nachvollziehbar, da wir nicht dabei waren. Darum will ich mich auch nicht darum streiten und beziehe mich aufs Offensichtliche. Und dies zeigt mir anhand der PT, der OT-SE und auch TCW (vor allem an daran, wie er Maul zurückgeholt hat), dass Lucas ein grausiger Geschichtenerzähler und Filmemacher ist. Während das Team Lucasfilm einen soliden Nachfolger gebracht hat, der in einigen Punkten absolut kritikwürdig ist aber in anderen Punkten dafür absolut zu überzeugen wusste. Und im Kern hat er seine Aufgabe sehr gut erfüllt. Nämlich die Saga so weiterzuführen, dass es sich nicht wie "drangehängt" anfühlt. Wie es bei vielen Sequels oft der Fall ist. Genau an dieser Stelle hat Lucas mit der PT phänomenal versagt.

Die Ring Theorie war ja auch eine gute Idee. Aber ich habe lieber einen guten Film als ein Sammelsorium an guten Ideen, die schlecht umgesetzt wurden.
 
Und im Kern hat er seine Aufgabe sehr gut erfüllt. Nämlich die Saga so weiterzuführen, dass es sich nicht wie "drangehängt" anfühlt. Wie es bei vielen Sequels oft der Fall ist. Genau an dieser Stelle hat Lucas mit der PT phänomenal versagt.
Naja das ist eben dein subjektives Empfinden. Ich habe nunmal ein anderes. Letztlich sind solche Aussagen aber nicht objektiv zu analysieren, da jeder eben ein anderes Verständnis von Star Wars hat. Es gibt genug Argumente, die die PT oder TFA entweder als total passend oder überhaupt nicht passend zur Star Wars Idee beschreiben. Ich denke da kommt es einfach darauf an, welches Empfinden man selbst hat.

vor allem an daran, wie er Maul zurückgeholt hat
Darth Mauls Rückkehr ist eines der wenigen 100%Fanservice Dingen die Lucas getan hat und ich finde es ebenfalls eher dämlich, auch wenn die Arcs mit ihm in Staffel 5 zum besten gehören was TCW zu bieten hat. Dass Han Solo aus Fanservice Gründen wieder ein Schmuggler wurde, finde ich persönlich deutlich schlimmer
 
Es gibt neben dem persönlichen Kriterienkatalog auch einen formalen und handwerklichen Kriterienkatalog, nachdem Filmemacher, Geschichtenerzähler und sonstige Künstler auch ausgebildet werden.

Und anhand dessen sich solche Dinge sehr gut objektiv zu analysieren und messen lassen. Alles immer aufs persönliche Empfinden einzudämpfen und damit jeglichen sachlichen Diskussionsansatz im Keim zu ersticken ist nicht gerade konstruktiv. Wenngleich man dies sehr oft von PT-Sympathisanten liest um Kritiken zu relativieren. Aber es offenbart eigentlich nur, dass demjenigen keine guten Argumente einfallen.

Wenn immer alles nur nach persönlichem Geschmack gehen würde, würde man das Verständnis von Konzepten, Rezepten, Rezensionen, Kritiken und Professionalität sowie den Sinn von Fachausbildungen ad absurdum führen.

Das wird langsam auch langweilig um ehrlich zu sein..
 
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Und anhand dessen sich solche Dinge sehr gut objektiv zu analysieren und messen lassen. Alles immer aufs persönliche Empfinden einzudämpfen und damit jeglichen sachlichen Diskussionsansatz im Keim zu ersticken ist nicht gerade konstruktiv. Wenngleich man dies sehr oft von PT-Sympathisanten liest um Kritiken zu relativieren. Aber es offenbart eigentlich nur, dass demjenigen keine guten Argumente einfallen.
Du verstehst mich falsch . Ich habe ja bereits erwähnt dass es in beide Richtungen Argumente gibt. Ich möchte diese jetzt nicht ausführen, im Internet findet man genug.
Ich finde es auffällig wie sehr sich PT Gegner auf die "professionellen Kritiken" beziehen, die ja angeblich so schlecht seien. Die OT ist zum Erscheinungsdatum ja auch nicht so positiv aufgenommen worden und die PT keineswegs so schlecht wie meist behauptet. Klar kann man die PT objektiv zerreißen, wie es auch mit der OT teilweise möglich ist. Darum geht es mir jedoch gerade nicht.

Die Frage, die ich meine lässt sich eben nur persönlich beantworten: Sehe ich in der PT "mein Star Wars" oder nicht? Das hat zunächst mal mit der objektiven Wahrnehmung nichts zu tun.

Ich finde es hingegen schade, wenn man sich nur auf "Fachkataloge" beruft. Star Wars Erfolg beruht doch nicht auf objektiver Analyse. Hätte Lucas auf die zynischen Kritiker seiner Zeit gehört, hätte er so etwas wie Star Wars ja gar nicht umgesetzt.
 
Ich denke, es gibt ne enge Beziehung zwischen der professionellen Sichtweise und der subjektiven Sichtweise. Denn die professionellen Sichtweisen denkt sich ja auch nicht irgendjemand aus sondern sind vor allem eine Manifestation des Zeitgeistes einer Gesellschaft in der Kunst. Allerdings führt uns das dann zu einer anderen Metaebene und die Frage was Kunst eigentlich ist.

Das Problem in der Argumentation ist doch, dass man die jeweils andere Sichtweise benutzt um die Meinung des Gegenübers zu diskreditieren. Und das führt einfach zu keinem konstruktivem Ergebnis. Deshalb bin ich der Meinung, dass beide Ansichten durchaus ihre Berechtigung haben aber man sie nicht auf diese Weise miteinander vermischen sollte, dass man sagt: "das Argument ist aber subjektiv" und damit suggeriert, dass es nicht Wert wäre, es ernst zu nehmen. Daraus resultiert die dann die Gegenreaktion mit dem Eindämpfen auf die persönlichen Ansichten automatisch. Und vermutlich auch umgekehrt.

Meine Position ist diese dass ich mich in den letzten Jahren sehr intensiv mit unterschiedlichsten Kritiken und Alternativerzählungen der PT auseinandergesetzt habe und sich daraus ein Bild ergeben hat, was mir offenbart, wieviel Potential man liegen gelassen hat. Und je tiefer ich mich in die Produktionsprozesse aller Star Wars Projekte grabe, an denen Lucas beteiligt war, desto deutlicher wird mir, das Lucas das Genie ist, für das ihn so viele halten.

Das nicht alle diese Sichtweise teilen und nachvollziehen können ist mir schon klar. Gibt aber auch Menschen, die es können. Manche mit und manche ohne weitere Erläuterungen. Was mir dann zeigt, dass ich nicht ganz falsch liegen kann.

Am Ende stellt sich die Frage worum es dir nun geht. Mir gings eben darum mit den Beispielen deutlich zu machen dass Lucas kein Einstein der Filmwelt ist. Das wird ihm ja sehr oft angedichtet und auch in diesem Thread habe ich es sehr oft lesen müssen, was mich dazu bewegte, was zur Theorie zu schreiben.

Kann man natürlich trotzdem so empfinden aber das hat dann für mich eher was mit Fanatismus und weniger was mit Realismus zutun. Das was du jetzt im Post #54 geschrieben hast, ging aber wohl eher in Richtung persönlicher von Bewertung einzelner Projekte. Und das ist eine ganz andere Diskussionsgrundlage als meine. Mir gings um Lucas und nicht um die PT etc. Diese waren nur dazu da um meine Meinung über Lucas zu untermauern und sollten die Diskussion eigentlich nicht in eine andere Richtung verlagern.

Ediit

*das Lucas NICHT das Genie ist...
 
GENIE!!! Was ist das denn? Wenn mir das jemand beantworten könnte hier, wäre ich demjenigen ewig dankbar! Ansonsten wird es wohl schwierig, dies zu beurteilen - sowohl für die eine als auch andere Seite, oder?
 
Dieses Thema hat viele neue Fragen aufgeworfen. Es würde mich daher freuen, wenn der Eine oder Andere den kommenden Beitrag liest und Lust bekommt, sich mit mir damit auseinanderzusetzen.

Zunächst einmal würde ich den Begriff „Genie“ kurz aufgreifen. Denn der Begriff wurde lange Zeit innerhalb Europas unterschiedlich definiert und dessen Bedeutung in den jeweiligen Epochen stets neu diskutiert. Das allein schon zeigt, dass es nicht einfach ist, jemanden als Genie anzuerkennen oder nicht. Bevor man einen Künstler zB. als Genie bezeichnen kann, müssen sich seine Werke erst als geniale Werke etablieren. Das braucht Zeit (Neid der Konkurrenz, seiner Zeit voraus usw.) Daher werden Genies oft erst nach ihrem Tod als solche anerkannt. Über die Jahre gehört das Wissen um ein Genie zur Allgemeinbildung, weswegen wir auch dazu erzogen werden, jemanden in erster Linie als Genie zu kennen. Dies wiederum lässt uns glauben zu wissen, was es heißt, Genie zu sein.

Ist George Lucas nun ein Genie? Zunächst einmal habe ich ganz klar gedacht: Nein. Aber gehen wir der Frage mal auf den Grund.

GL hat mit der OT zunächst ein Meilenstein des popkulturellen Kinos erschaffen. Dadurch hat er entscheidend auf die Ästhetik der breiten Masse der Postmoderne eingewirkt. Jede Epoche klassifiziert sich vor allem durch „das Neue“, dass genug Einfluss auf die Ästhetik hat, um sie zu verändern und sich durch diese Merkmale von bisher dagewesenen abzugrenzen. Doch was ist „das Neue“? Da ja die unterschiedlichen Disziplinen unterschiedliche Merkmalen untergeordnet sind und diese Frage entsprechend sehr unterschiedlich beantwortet werden kann, geht es darum, zuerst zu wissen, was GL eigentlich genau macht...

Sein Vater war der biedere, traditionelle Amerikaner – Prototyp seiner Zeit. Sein Sohn GL machte erste Erfahrungen in der Kunst mit einer Fotokamera und dem herstellen dieser Bilder. Später schien er sich in seiner ästhetischen Präferenz zwischen Dokumentarfilm und Impressionismus/Surrealismus zu befinden. Was das wohl heißt? Er wurde während der bedeutendsten Zeit der Filmentwicklung in Hollywood Regisseur (obwohl er Kameramann werden wollte). Diese Zeit nannte man New-Hollywood -> Heldengeschichten waren absolut out, man hatte sich an John Wayne und Sandalen Filmen satt gesehen und amerikanische Glorifizierung war für die neue Kunstgeneration unerträglich! Echte Menschen und Charakterdarsteller (Robert DeNiro, Al Paccino, Dustin Hoffmann und Jack Nicholson wurden die großen Vier) waren gefragt. Konventionen wurden erneuert durch düstere, Realismus-Szenarien. Somit haben sie kritisch die eigene Branche hinterfragt und neue, ambivalente Handlungsträger erschaffen. GL trieb die abstrakt-dokumentarische Kunst und den Drang, unabhängiger Geschäftsmann zu werden, an. Obgleich er nicht auf Erfolg aus war. Anstatt vor allem gegen eine Gesellschaftsform politisch-künstlerisch vorzugehen, war ihn das ästhetische Erlebnis wichtiger.

So Star Wars, als Sci-Fi Fantasy in der „New Hollywood“ Ära stellt eigentlich alles dar, was extrem out ist. Ein absoluter Flop , zudem Rufschädigung hätte vorprogrammiert sein müssen.


Warum also ein Film wie Star Wars?

Weil GL ein Geschichten Erzähler ist! Er ist kein Dramatiker. Motive und Symbole, Allegorien und Erlebnisse schienen ihn mehr zu interessieren als „well-made“ bzw. „well-play“ Movie. Vermutlich hätte er sich gegen die anderen auch schwer durchsetzen können. New Hollywood lechzte nach Dialogen und guten, dramatischen Storys. Spätestens durch die PT sollte klar sein, dass Dialoge Schreiben genau das ist, was GL nicht kann!

GL ist ein Erzähler und kein Dramatiker. Sein Talent liegt darin, Geschichten zu konstruieren. Was bedeutet das für die Frage von Einfluss und Genius?

Die Kamera

Sie ist sein ursprüngliches Medium. Bilder sind es, womit er die Geschichte erzählt – dies hat vermutlich auch damit zu tun, wie er die Welt sieht. Was aber macht ihn darin bemerkenswert? Seit der Entstehung des Films wird dieses Medium ein faszinierendes Ereignis gewesen sein. Bewegte Bilder vermochten die Fantasie des Zuschauers aufgreifen und den Zuschauer eintauchen zu lassen. Doch wer von euch kennt nicht die fassungslosen Berichte von Zuschauern, die „A New Hope“ im Kino als Zeitzeugen gesehen haben? Sie waren doch überwältigt vom Gefecht des Sternzerstörers, der über die Köpfe der Zuschauer rauschte? Sowas hat es in dieser Intensität vorher noch nie gegeben. Der Zuschauer muss eine derart berauschende, körperliche Erfahrung gemacht haben, die sich vollkommen losgelöst von intimen Spannungsmomenten a la Hitchcock im plötzlichen Affekt gebildet hat. Der Zuschauer wusste vermutlich noch gar nicht, wie ihm gleich geschieht. In Anbetracht dessen, das sowas vorher noch nicht war, scheint mir die Anfang der „vierten“ Episode eine meisterliche Komposition zu sein. Doch nicht nur effekthascherisch erzählt GL. Er wird auch persönlich und teilt seine intimen Impressionen.

Deutlich in Lukes sehnsüchtiger Blick in der „Suset Szene“. Bisher dienten romantische Schauplätze nur der Dekoration - um eine Szene mit selbigen Inhalt zu untermauern. Hier aber haben wir ein Motiv, das doch stark der romantischen Kunst eines Casper David Friedrich ähnelt. Musik und Bildpoesie sind kein atmosphärischer Anhang sondern persönlicher Ausdruck. Friedrichs „Der Wanderer über den Nebelmeer“ oder „Die Lebensstufen“ – und ich behaupte nicht, das GL sich explizit auf diese Bilder berufen hat - symbolisieren den Geist der Romantik. Friedrich malte sich im Bild übrigens selbst; eine neue Methode der Einzelgänger in der Künstlerwelt, weil sie sich weder beim Bürgertum, noch bei dem Avantgardisten wohlfühlten. Das GL durch Luke, seinem Namesvetter auf sich selbst verweist, ist hinlänglich bekannt. Dass die Szene als Verschmelzung von GL und Luke funktioniert, ist ebenfalls vorstellbar, zumal das Motiv des Sonnenuntergangs in der Regel den inneren Zustand oder das Schicksal einer Figur zeigt. Die Tatsache, dass zwei Sonnen beide Egos vereinen und gleichzeitig ein Zitat auf die Art ist, wie GL die Welt wahrnimmt, lässt noch tiefer blicken. Wie eine fehlerhafte Reflektion von Lichtverhältnissen beim Blick durch eine Kamera – so könnte diese hochgradig malerische Szene als Allegorie des Filmemachens stehen. Er zeigt, wie er die Welt sieht, indem er uns diese Ästhetik gibt. Gleichzeitig stellt die Szene Luke dar, der GL repräsentiert. Die formale Komposition ist ein Zitat auf die romantische Malerei, was diese Annahme noch mehr bekräftigt. Die „Bergszene“ am Ende von Episode 7 könnte ein Verweis auf die „Sunsetszene“ sein. Doch in Wahrheit hat sie verblüffende Ähnlichkeit mit dem Bild von Casper David Friedrichs „Der Wanderer über den Nebelmeer“ - Einige Elemente scheinen regelrecht dupliziert zu sein.

Die Charaktere

Die Romantik hat in der Filmkunst noch weit länger Bestand gehabt als in der Malerei, sie vielleicht sogar der Malerei entzogen. Sie thematisierte neuerdings die innere Zerrissenheit vom Schöpfer des entsprechenden Kunstwerks. Der romantische Künstler hat sich weder seiner zu anderen Künstlern, noch zum Bürgertum hingezogen gefühlt. Das (im Gegensatz zur PT) die Schauplätze einsame Orte waren, muss nicht unbedingt ein intellektuellen Konzept zu Grunde liegen. Vielmehr spiegelte sich in „New Hope“ seine emotionale Situation und ideale Kunstvorstellung wieder. Das Gegenmotiv der Natur Schauplätze ist die technokratisch-urbane Welt des Todessterns. Die grauen, sterilen und seelenlose Durchstilisierung der Schauplätze des Imperiums sind der Kunstästhetik der kurzzeitigen Neoklassizisten in den 50ern nachempfunden. Und wenn ich mir zudem die Darsteller im Konferenzraum des Todessterns anschaue, scheint mir dieser Gedanke noch plausibler.


Tarkin und Onkel Owen sind im Grunde die gleiche Figur und repräsentieren jene Männer, nämlich seinen Vater - aber auch andere Männer des Establishments, die es in 70ern zu bekämpfenden galt. Attitüde, Alter, deren ästhetische Prämisse, alle Eigenschaften werden im Konferenzraum – einschließlich des Konferenzraumes – verkörpert. GL also erschafft einen Film, der aus ästhetischen Elementen besteht, die in keiner Weise dem Zeitgeist entspricht. Ich glaube jedoch, dass es GL nicht um die Repräsentation einer fiktiven Welt ging. Vielmehr geht es um eine Geschichte, die ihn selbst thematisiert. Luke und Vader als Wunschidentität seiner selbst – Tatooin als romantische Sehnsuchtswelt, die vermutlich auch autobiografische Züge hat. Genauso die Raumschiffe und Speeder, die seine Faszination von schnellen Autos entsprachen. Der Todesstern steht für die Charakterisierung der 60 jährigen, männlich, weißen Feindbilder und ihr künstlerisch-ästhetisches Empfinden. Obi-Wan war der Vater, den sich die junge Generation seiner Zeit wohl gewünscht hätte. Vaterlos in dem Sinne, dass dieser Generationskonflikt weltweit eine geistige Entfremdung zwischen Vater und Sohn nach sich zog. Zum ersten Mal haben sich Erziehung Konzepte wie Laissez-faire gegründet um die Elitäre Vätergeneration in Frage zu stellen. Gleichzeitig waren sie sich so fremd, das Obi-Wan fast schon ein mythologisches Fabelwesen ist – Tolerant, geduldig, Liebe zur Kunst(?). Das er Obi-Wan hat sterben lassen kann zum Einen natürlich dramaturgische Gründe haben. Ist GL jedoch derartig mit dem Film vernetzt, so diente Obi-Wans Tod der Initiation von Luke (und Vader?). Wir wissen zwar bis heute nicht, ob Leia schon damals die Schwester von Luke war – obgleich GL mit drei Schwestern wohl entsprechend geprägt war. Aber alle Figuren scheinen seine Sehnsüchte widerzuspiegeln. Wäre interessant mal herauszufinden, wie das Verhältnis zwischen George Lucas Senior und seinen Kindern herauszufinden.

Einige Künstler sind extrem empfänglich für diese, eigens kreierte Welt. Ich weiss, dass Nicht-Künstler die nur schwer glauben können. Wenn ich mir überlege, wie er mit Freunden wie Coppola rumhing, die Drehbücher schrieben und erfolgreiche Avantgardistische Filme machten - die bis heute für das New-Hollywood, den wichtigsten 10 Jahre der Traumfabrik stehen und daneben GL, eine schüchterne, marginale Persönlichkeit, der keine Dialoge schreiben und bei dem niemand an seinen großen Wurf glaubt – ein Film zudem, der wohl oft in synoptischen Gesprächsrunden für peinliche Momente gesorgt haben muss – sowas kann sich gar in die Entscheidungen des Plots auswirken. Tarkin und Obi-Wan wurden getötet. Der echte Vater und der Wunschvater. Der Zerstörung des Todessterns ist vermutlich GLs Initiation. Dazu musste die dunkle Seite von GL in Form von Vader besiegt, aber nicht getötet werden.

Genre-mix

Dies ist der entscheidende Gedanke: Während also GLs Zeitgenossen den Film revolutionierten, indem sie dekonstruierten und das Genre, die Identifikationsfiguren und die Schauspielästhetik, ja eigentlich die kompletten Ideale der „goldenen Ära“ der 30er, 40er und 50er ersetzten, dadurch sogar einen politischen Diskurs innerhalb der Kunstwelt Hollywood provozierten, hat GL etwas anderes gemacht. Er hat ein Multi-Genre-Film geschaffen, das er nicht durch Zynismus und Ironie der New Attitude verfremdete, sondern in Relation zueinander setzte. Er kombinierte Märchen, Western, Eastern, Kriegsfilm, Sci-Fi und Odyssee und unterwanderte die für Toderklärten Genres durch ein anachronistisches Figurenensemble. Diese Vielfalt an Genres GAB ES NOCH NIE. Und durch das Kombinieren dieser Genres wurden die Genres selbst auf anachronistische Besonderheiten Verfremdet. Der Wilde Westen steht sich zum Beispiel dem Eastern und der Odyssee gegenüber. Beide Genres werden zudem durch die Sci-Fi Ästhetik in eine glaubwürdige Beziehung gesetzt. Dadurch ergeben sich sogar zentrale Konflikte wie die Effizienz einer zeitgemäßen Laserpistole und der Anmut eines Ritterschwertes. Dem geht Zynismus einher, vorgetragen durch Han Solo, der im Grunde das Vorbild der neuen Generation verkörpert. Luke hingegen schafft es, künstlich erblindet die Laserstrahlen auszuweichen. Dadurch wird Bezug auf die Antike genommen, ohne Augenlicht das unbegreifliche zu sehen. In der nächsten Szene aber Wird ein ganzer Planet durch das tödliche Auge des Todessterns vernichtet. Jede Szene thematisiert entweder den Generationskonflikt oder den Die Identitätskonflikt. Durch die Genrekombination ist der Film somit gezwungen, sich selbst zu dekonstruieren. Gleichzeitig spiegelt er den Kunstdiskurs in Hollywood wieder. Darüber hinaus sind die Figuren Facetten von GL, womit er den persönlichen Mikrokosmus, den ästhetischen und politisch, sozialen Kosmos und am Ende Thematiken des Historischen und mythologischen Makrokosmus berührt. Mir fällt nur ein Schriftsteller ein, der dieselbe Komplexität aufweist: Shakespeare! Denn darüber hinaus thematisiert GL alle sozialen Schichten vom hartarbeitenden Droiden ohne Privilegien über primitive Wüstenbewohner, denen zwar Handel erlaubt aber ansonsten keinerlei gesellschaftliche Bedeutung zukommt. Die neue Generation übernimmt die Handlung, indem sie parallel zur Metarealität ihre Bedeutung im Leben erst noch erschaffen müssen. Das Establishment ist durch die Generäle des Imperiums verkörpert. Vader und Luke sind marginale Figuren, da sie beide nur zu 50% fertig sind. Vergleicht man sowohl Luke als auch Vader mit ihrem Profil in Episode 5, erkennt man eine viel deutlichere Psychologisierung. Beide Figuren sind gleichermaßen erwachsen geworden. Beide haben einen Anstrich des anderen. Durch das Kostüm von Luke (Grautöne) wird es deutlich. Eine absolute Projektionsfläche ist Luke damit nicht mehr.



Denken wie ein Künstler

Zwischen dem Dramatiker und epischen Erzähler gibt es einen erheblichen Unterschied. Der Dramatiker schreibt Handlung, der Epiker erzählt Geschichten. Homer zB. Hat Geschichten erzählt, in der Figuren selten gesprochen haben. Shakespeare hat Dramen geschrieben, wo es nur um gesprochene Sprache als handelndes Element geht. (Dabei ist Brechts Auffassung vom Theater ein spannendes Thema). Wenn ihr selber Geschichten schreibt, wird euch vielleicht aufgefallen sein, dass das Verfassen einer Geschichte - also die Beschreibung von Landschaften, Atmosphären, Gedanken, Erinnerungen, Wünsche, sobald man sich im Schreibfluss befindet, viel ausführlicher ausdehnt und leichter von der Hnad geht. Handlung schreiben heißt wörtliche Rede schreiben. Jeder Satz ist ein Handeln und erfordert eine ganz andere, fokussiertere und aktivere Ausrichtung. Es wird auf das wesentliche Reduziert und „festgenagelt“. Sogar der eigene Körper geht ganz anders mit der Materie um. Das Layout sieht anders aus: Die Partitur hat ein individuelles Schema, während sich eine epische Erzählung über das gesamte Blatt Papier ausbreitet.

Macht den Test beim Sprechen, ohne sich dabei vorher ein Konzept zu überlegen - einfach drauf los beschreiben und die Welt in eurem inneren Auge entstehen lassen. Inhaltliche Widersprüche spielen keine Rolle. Dann auf wörtliche Rede wechseln und einen Dialog führen, wo zwei Leute angeregt argumentieren und jeweils das Gegenüber verändern wollen aus persönlichen, egoistischen Gründen. Bin gespannt auf eure Beobachtungen ihr kommt, falls ihr es denn macht J


Lasst es euch von einem Künstler sagen: Geschichten erzählen und Handlungen schreiben sind zwei konträre, schöpferische Erlebnisse. Textpassagen mit hohem wörtlichem Redeanteil finden in der Fiktion häufig in eckigen, urbanen, klassizistischen Umgebungen und stilisierten Räumen statt. Ein Zwischending ist natürlich die wörtliche Rede, bei der es um einen Informationsaustausch (Beschreibung) geht und nicht um handlungsorientierte Sprechakte (Ziel, Rhetorik). Autoren lassen sich unbewusst sogar davon bestimmen, wann sich Figuren bewegen und wie die Umgebung aussieht, je nachdem ob es eine Handlungsszene, Konversationsszene oder Wahrnehmungsszene ist.


George Lucas hat so viele unterschiedliche Ebenen in Episode 4 eingebaut, was mir überhaupt nicht bewusst war. Nun frage ich mich, wie dieser in sozialer Sicht defizitäre „Nerd“, der sich weder mit der avantgardistische, zynischen Realismus-ästhetik, noch mit dem elitären, amerikanisch-puritanischen Ideal identifizieren konnte, ein Werk geschaffen hat, das über den Zeitgeist hinaus bis heute Bestand hat? Dass die postmoderne Erzählkunst im Film eingeleitet hat und somit Autoren wie Tarantino überhaupt erst den Weg geebnet hat. Der das Kinoerlebnis revolutionierte und gleichzeitig stets die richtigen Entscheidungen getroffen hat, was die Musikrechte angehen, zumal die epische Musik entscheidend für den Erfolg von Star Wars war, obwohl es bis Dato nicht einmal Referenzen gab, von denen er es hätte ableiten können. Wie konnte er verstehen, dass das Merchandising ihn bald zu einem der reichsten und mächtigsten Männer seiner Branche machen würde, obwohl es auch hier keinen Erfahrungswert gab?

Was haben Heinrich von Kleist, Shakespeare und GL gemeinsam? Alle Drei haben nicht, wie die anderen Koryphäen ihrer Zeit versucht, mit ihren dramatischen Werken die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern. Sie haben sich lediglich auf sie bezogen und verfremdet. Sie haben ihren biografischen Werdegang und inneren Konflikte tagebuchartig in Geschichten verarbeitet, dabei mit ihre Kunst der angesagten, Vorbild-Kunst den Kampf angesagt und zuletzt anstatt aktuelle, politische Kritik auszuüben, mythologische und Kultische Fabelwesen erschaffen, um sich dem politischen Diskurs zu entziehen. Politisch waren lediglich ihre individuellen Probleme sowie künstlerische, zeitgenössische, Bewandtnis.


Es sollte noch bewusst werden, dass Künstler nicht unbedingt von Geburt an bis zum hohen Alter ihr volles Potential ausschöpfen können. Einige haben nur wenige Jahre Zugriff zu ihrer Kunst (wie Kleist). Andere können auf Grund ihrer Sensibilität auch schnell zerstört werden (man bedenke das GL nach dem „shitstorm“ im Internet nicht mehr online war. Künstler, die die romantisch, melancholische Veranlagung haben, haben oft einen intuitiven Zugang und keinen intellektuellen. Diese Leute sind jedoch extrem von der Außenwelt abhängig. Sie nimmt entscheidenden Einfluss auf die Werke. Vielleicht waren die 90er und 2000 der falsche Zeitpunkt, um die PT zu kreieren? Nicht alle Künstler oder Genies müssen sich in Krisenzeiten befinden, damit sich herausragende Kunst machen können. Goethe war sicherlich auf Grund seines Intellekts Immun dagegen, da er seine Werke stets Reflektiert schaffte. Andere brauchen eine Künstlerische Reibung, indem sie sich zwischen den Fronten befinden und die beiden Spannungsfelder die Inspirationsquelle ist, um etwas dritten, ganz neues zu erschaffen. Das müsste bedeuten, dass man sich im Höhepunkt seiner Schöpferkraft zwischen zwei künstlerisch nachhaltig relevanten Kunstströmungen befindet. Kleist war zwischen Goethe und der Romantik aktiv. Er hatte nicht die systemverliebte Genauigkeit von Goethe und für die Romantik zu früh dran. Daher hat er in wenigen Jahren grossartige Werke geschaffen, nebenbei herausgefunden, wieso der Deutsche auf Grund der deutschen Semantik ist, wie er ist – und hat sich umgebracht bevor die Welt in als Genie gefeiert hat. Und GL hat sich bei der Erschaffung von Star Wars zeitlich (und vermutlich räumlich-gedanklich) genau zwischen den beiden berühmtesten, in ihren Ideologien absolut voneinander abstoßenden Strömungen befunden. Vergleiche ich diesen Umstand mit 1997 … tja, welche Notwendigkeit hatte Star Wars zu der Zeit? Gar keine.

Viele Leute sprechen GL außergewöhnliches Talent ab, weil sie das Werk anhand der dramatischen Arbeit messen. Aber es steht nirgendswo, dass ein Ausnahmetalent alle Bereiche der relevanten Disziplin beherrschen muss. Er kann keine wörtliche Rede verfassen, aber er kann Geschichten erfinden. Und bin seit heute, nachdem ich 10 Stunden an diesen Artikel gearbeitet, sicherlich 70 Seiten recherchiert und gelesen habe der Meinung, dass er ein paar Jahre seines Lebens zumindest als Genie in Frage kommt.
 
Die Ringtheorie lässt sich nach dieser Theorie, die ich oben vorgestellt habe, somit nicht nur, auf den fiktionalen Mythos von Star Wars beziehen. Es ist eine persönlcieh Auseinandersetzung von GL selbst.
Es besteht für mich der dringende Verdacht, das es in der PT GL darum ging, sich mit der Schöpfung der OT auseinanderzusetzen. Die PT ist somit ein viel persönlicheres Projekt, wodurch sie jedoch an universelle Relevanz für das gesamte Publikum einbüßen musste. Es hängt dabei von der Perspektive ab, wie man Star Wars sehen will. Interessanterweise zwingt uns die PT ebenfalls, uns damit auseianderzusetzten, was die OT für uns bedeutet hat und wie wir sie mit der PT ins Verhältnis setzen.

In der OT geht es bei den heroischen, "adeligen" Figuren immer um den Generationskonflikt, der auf der Metaebene der ständige Begleiter von GL war. Das lässt sich vor allem bei Luke beobachten. Luke steht zu Beginn zwischen seinem Onkel und der Sehnsucht, sich selbst zu begegnen. Während also Onkel Owen Luke an seine Pflichten als bodenständiger Farmer erinnert, verführt in Obi-Wan, sich seiner Bestimmung zu stellen, die Geschichte seines Schöpfers zu durchleben und sich dabei in Form von Vader selbst zu begegnen. (Dadurch ergibt auch die Höhlenszene auf Dagobah Sinn. Dort betritt er die Höhle in einer Höhle (die Schlange könnte ein Referenzpunkt sein). Die Höhle, wo er Vader trifft, dessen Gesicht sein eigenes ist!!! Abgesehen davon hat es Luke immer mit Menschen zu tun, die in der Generation über ihn stehen. Obi-Wan könnte sogar Francis Ford Coppola sein, mit dem er noch bevor GL Star Wars geschrieben hat, auf Reisen gegangen ist und Fotos gemacht hat, um dabei mehr Filmhandwerk zu lernen.
In Episode 5 setzt sich Luke möglicherweise mit GL auseiander, als er Episode 4 geschrieben hat. Luke, der noch nicht bereit ist, sich seinem Nemesis zu stellen, hält es nicht mehr aus, da er seine Freunde in Gefahr sieht. GL selbst hat während Episode 4 mit ansehen müssen, wie seine Freunde anfangen, Filmgeschichte zu schreiben. Und wer weiss, vielleicht hat man ihn gesagt, das er nicht nicht 100% bereit ist. Und immer sind es die älteren, erfahrernen Leute (Yoda, Ben), die ihm davon abhalten wollen, sich seiner Bestimmung zu stellen. Auch wird in Epsiode 5 thematisiert, das Luke schon zweimal die Haut gerettet wurde, was ja ebenfalls eine Anspielung auf die Hilfe sein könnte, die GL während der Star Wars Arbeit erhalten hat. In Episode 6 hingegen versucht Luke, Vader zu bekehren. Er will sich mit seinem grössten Feind (man selbst) aussöhnen. Nach dieser Logik hat es schon eine gewisse Tiefe, wenn Vader in Thronsaal auf ihn einredet wie ein Selbstgespräch, indem die eigene Stimme einem immer sagt, das man es nicht schafft. Das Luke am Ende feststellt, Vader hat ebenfalls eine Armprotese, erkennt er erneut die Gemeinsamkeit (GL und der kleine Mann in seinem Kopf). Kleine Anspielungen zu Vader gibt es immer wieder.
Es heisst ja auch das Geschichten, wo es um Reisen geht, der eigentliche Konflikt eigentlich darin besteht, über sich selbst hinauszuwachsen. Und die Tatsache, sich selbst, wenn man ein chronischer Selbstzweifler ist, was in der Kunst schon oft vorkommt wirklich mal mit den eigenen Augen zu sehen - zu sehen wer man wirklich ist und nicht immer die Versagerversion von sich selbst ... die Metamorphose von Lukes Optik (schwarz, mit Vader verschmelzen) - es erfordert nicht besonders viel Phantasie, diesen Link herzustellen. Der Oedipuskonflikt wird ja unter Theaterwissenschaftlern oft als Kampf mit sich selsbt gesehen - auch hier im Form des Vaters.

In der PT nun finden wir Anakin als Bauernjungen. Seine Mutter wird als gütig aber kraftlos dargestellt. Einen Vater hat er nicht, was wirklich ein Verweis auf die fehlende, geistige Verbindung der jungen Männer dieser Zeit war. Sie haben neue Ideale kreiert, bei der die Eltern keine desziplinare Erziehungsanstalt für die Kinder sind, sonder liebende Eltern. Dieser Konflikt kam zu der Zeit zum ersten Mal auf. Gerade das Vater Sohn Verhältnis definierte sich davor vor allem durch Distanz. Man hat ja sogar zum eigenen Vater "Sie" gesagt.
Retroperspektiv hat GL sich durch Anakin mit den Dingen in seinem Leben auseinandergesetzt, die er im Nachhinein bereut. Der Film wirkt ja in seinen textlichen Zuschreibungen viel reflektierter. Handlungsbezogene Dialoge sind viel seltener als bei der OT. Auch wird die Macht versucht, logisch zu greifen anstatt sich das Geheimnis zu bewahren.
Sollte GL ein Künstler sein durch und durch, dann würde er immer die Auseinandersetzung seines eigenen Konflikts der Massentauglichkeit und Gefälligkeit des Publikums vorziehen. Und irgendwie beweisst ja die PT, das er es auch getan hat. Er hat sie alleine gemacht, schien Kritikresistent. Aber vielleicht ist die Tatsache, das er die Filme nur für sich macht, viel stärker in ihn verwurzelt, als wir es auf Grund anderer Parameter verstehen können und wollen. Auch Obi-Wan wird ja von GL als Figur in der OT kritisiert, während er in der OT beinahe der ideale Mensch ist. Die OT wirkt auch viel rebellischer, die neue Generation muss sich behaupten, während die alten Filmmacher weg vom Fenster sind. Wer weiss, vielleicht sind Figuren wie Count Dooku ja einem Regiekolleggen nachempfunden. Vielleicht spielt Grievous das Bild von GL wieder, wie er heute sein Vader-Ego betrachtet. Viel schwächer als er es als junger, aufstrebender Mensch wahrgenommen und befürchtet hat...

N ja, ich habe gerade viel Spass an der Psychologisierung von GL. Und allein meine Kenntnisse, was Autoren angeht (und ich kenne ja einige) - fast ausnahmslos sind es eher Persönlichkeitsbewältigungen.
 
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