Re: Re: Jeder Euro / Franken zählt
Original geschrieben von Darth CAS
meinst du nich du übertreibst ein wenig wenn du sagst das afrikaner bequem und faul sind???
Ich wünschte es wäre so, aber da kannst du jeden fragen der in Afrika Entwicklungshilfe leisten. Ob von Caritas, dem IKRK oder einer anderen Hilfsorganisation. Das ist aber weder abwertend noch böse gemeint, es bezieht sich lediglich auf die völlig andere Lebenseinstellung.
Die Schwierigkeit der Entwicklungshilfe besteht darum auch darin, dass man die Leute erst einmal dazu erzieht - im Sinne der Selbsthilfe - einen Spaten in die Hand zu nehmen, um damit etwa einen Acker zu bepflanzen. Viele haben schlicht weg keine Ahnung, wie das geht. Noch ist in den meisten Fällen Fällen gutes Saatgut vorhanden.
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, Afrikanern beizubringen, dass sie kein verseuchtes Brunnenwasser trinken dürfen. Sie tun es trotzdem, weil sie keine Ahnung von Hygienevorschriften haben und immer wieder ihre Müllberge direkt vor dem Haus einrichten. Hitze und Feuchtigkeit tragen ihres dazu bei, dass sich Koli-Bakterien und andere gefährliche Keime im Nu ausbreiten.
Kommt weiters hinzu, dass die Korruption in Afrika weit verbreitet ist, was auch wieder mit der Armut und dem tiefen Bildungsniveau zu tun hat. Hier arbeitet jeder in die eigene Hand, Solidarität ist ein Fremdwort. Man kann nicht einfach Geld nach Afrika schicken und meinen, es kommt den Ärmsten der Armen zu gute. Es wird von denen abgefangen, die es am wenigsten nötig haben.
Unsere Gemeinde hat vor zwei Jahren Zahlungen an das oben erwähnte Krankenhaus in Ghana gestoppt, weil uns fingierte Bauabrechnungen vorgelegt worden sind. Der lokale Augenschein hat unseren Verdacht dann bestätigt, wie auch immer wieder Versorgungsmaterialien aus den Depots gestohlen werden.
Da könnt ihr jetzt gerne wieder behaupten, die Furrrer spinnt oder erzählt hier Lügenmärchen. Aber es ist so. Wer in Afrika den kleinen Finger gibt, muss damit rechnen, dass die ganze Hand genommen wird. Das ist mit ein Grund, warum nachhaltige Entwicklungshilfe zu schwer zu gewährleisten ist. Weil hier so viele unerfreulichen Komponenten zusammen kommen.
Das ist in Südamerika und Südostasien aber nicht anders. Wenn ich zuerst den Zoll mit harten US-Dollars bestechen muss, damit eine Ladung Altkleider ans Ziel kommen, diese nicht von korrupten Geschäftemachern abgefangen und für eigene Zwecke missbraucht werden, dann ist das schon pervers. Nichts desto trotz ist das auch in Ghana traurige Realität.
Und das sind Zustände, die man ruhig mal öffentlich anprangern darf, weil hier die Gutgläubigkeit und die Solidarität des spenden Volkes missbraucht wird.
Ich möchte das an einem Beispiel erläutern.
Zweimal pro Jahr schickt die das schweiz/deutsche christliche Hilfswerk "Basler Mission" unterstützt von Bund (Schweizer Entwicklungshilfe) eine Containerladung voll Hilfsmaterialien an das Spital in Agogo. Das sind in der Regel ausgemusterte medizinische Geräte, Sanitäranlagen und medizinisches Versorgungmaterial, das dafür von Spitälern aus der ganzen Schweiz und Süddeutschland gratis zur Vergügung gestellt wird.
Die
Transportkosten dafür sind enorm und verschlingen 5-stellige Beträge. Damit allein ist den Afrikanern noch in keinster Weise geholfen. Ist die Ware mal dort, beginnt ein Tauziehen darum, wie die Ladung in den Busch kommt. Also müssen erst mal Bestechungsgelder dafür ins Spiel gebracht werden, dass die Ladung im
Hafen von Kumasi ordentlich gelöscht wird. Der Zoll ist der nächste, der die Hand aufmacht. In der Zwischenzeit muss man damit rechnen, dass die Ware gestohlen wird, was leider immer wieder vorkommt. Also muss man auch noch Wachen anstellen, die den Container im Auge behalten. Die machen das auch nicht gratis. Bis die Ware dann endlich nach einem halben Jahr im Urwaldspital ankommt, hat man x Tausend Dollars für alte Bettwäsche, ausgedientes Operationsbesteck ein paar schrottreife Röntgenapparate und leere Bettpfannen investiert, die ein Bruchteil devon wert sind...
Klar, die Spenden werden im Spital von Agogo dringend gebraucht. Und sie sind auch sehr willkommen. Aber rentieren tut diese Entwicklingshilfe nicht. Weil der Aufwand dafür viel gross ist, wir uns diesen nur deshalb noch leisten können, weil die Schweizer-Regierung den Transport sponsert. Hört das auf, können wir keine Entwicklungshilfe mehr leisten. Das würde uns allen sehr weh tun. Denn wir wollen ja helfen. Aber, dass wir in Afrika Spendengelder und Kollekten für Bestechungsgelder einsetzen müssen, ist sicher nicht im Sinn der spendenen Bevölkerung. Aber anders geht es nicht.
Klar, wir könnten einfach das Geld nach Afrika schicken. Aber erstens gibt es keinen Handel für Spitalaccessoires. Noch weiss jemand wie man Geräte installiert und repariert werden. Die dortige Regierung rührt für die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems keinen Finger. Dass die Sterblichkeit in den letzten Jahren zurückgegangen ist, ist ausschliesslich das Verdienst westlicher Missionare, und Entwicklungshilfeorganistationen wie "Caritas",
"Medicines sans frontieres", dem IKRK und dem unermüdlichen
Einsatz von so kleinen Gruppen wie unserer Solidaritätskommission, die seit Jahren unentgeltlich viel Zeit und Mühe investiert, damit das Not und Elend der afrikanischen Bevölkerung wenigstens ansatzweise verbessert werden kann.
Ich bitte zur Kenntnis zu nehmen, dass das ein Erfahrungsbericht
meiner Einwicklingsarbeit in Ghana ist. Mein Urteil bezieht sich nicht pauschal auf den afrikanischen Kontinent. Wenn jemand hier die gegenteilige Erfahrungen gemacht haben sollte, z.B. Hortaio d'Val, so steht euch das selbstverständlich frei, diese Aussagen zu widerlegen, oder Beispiele für das Gegenteil meiner
Einschätzung einzubringen.
mit freundlichen Grüssen
Bea