micah
EU-Fossil
Skywalker-Machtkulthopping:
Wie schon lange spekuliert, gibt es nun die endlich Nachverfolgung von Jacens Reise. Ich hatte seinerzeit allerdings die Idee, dass Jaina und Ben gemeinsam unterwegs sein könnten. Ich denke nach wie vor, dass diese Paarung mehr "Pfeffer" als Luke und Ben gehabt hätte – mehr Potential für ernsthaften Streit, emotionale Ausbrüche, Irrwege, Pannen... Anfangs dachte ich auch noch, dass ein "Sidekick" wie z.B. Artoo nötig wäre, um ein komisches Element reinzubringen – aber dann hat sich Ben als so humorig herausgestellt, dass das gar nicht mehr nötig war (er ist auch der genannte neue Comedystar, wer hat's erraten? ). Trotzdem ist es natürlich ein absoluter Frevel, Luke und Artoo zu trennen! Ich dachte lange noch, der kleine Droide hätte sich vielleicht heimlich an Bord geschlichen...
Aber ich werde mich bestimmt nicht über Luke/Ben-Quality Time beschweren! Dafür war es nämlich allerhöchste Zeit, nachdem wir bisher so gut wie nichts davon bekommen haben und bevor sie Luke möglicherweise über die Klinge springen lassen.
Und was für "Quality Time" wir hier bekommen! Tonnenweise Balsam auf die von LotF gerissenen Wunden. Die Kombination von Vater/Sohn- und Meister/Schüler-Beziehung ist einfach perfekt umgesetzt und auch so, dass jeditechnisch keine Bedenken bestehen. Wunderbar, wie die beiden miteinander umgehen und interagieren. Gesprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen, Offenheit und sehr guter Kenntnis des anderen. Luke weiß Ben herauszufordern, die gewisse notwendige Härte zu zeigen, aber immer auch mit Geduld und natürlich Sorge.
Ich habe mir Dutzende Stellen mit den beiden notiert, aber mein Lieblingsdialog ist dieser hier auf S. 283: "You're doing it again." - "Yes. I am a horrible dad, aren't I? -- You'll do fine."
Auch wenn Ben manchmal verständlicherweise genervt ist und meckert, ich denke, er weiß insgesamt, was er daran hat und würde es nicht anders wollen, würde sich ohne diese Herausforderungen oder wenn er womöglich ganz in Watte gepackt würde, langweilen. Aber Rache ist trotzdem süß. Und wenn es ein unter Helium-Atmosphäre gesungenes, von Luke gehasstes Heimat-Kitsch-Lied ist. Hehe! Hehehe! :stocklol:
Ein Triumph anderer Art für Ben: "Who's on the news?" auf S. 51 - ich wette, er findet es urkomisch, dass sein "perfekter" Vater ein Verdächtiger ist.
Ausgesprochen gruselig finde ich natürlich die Andeutungen auf S. 143/144, dass es zum Duell zwischen den Skywalkers kommen könnte. Ich hoffe wirklich, dass man das dieser gebeutelten Familie nicht auch noch antun will. Allerdings hat die Sache auch Potential für interessante Szenarien und Missverständnisse:
Variante 1: Luke ist aus wirklich gutem Grund (nicht einem wirre-Jacen-Logik-Grund ) gezwungen, sich seltsam zu verhalten, Ben kann das nicht nachvollziehen, hält ihn deshalb für "evil".
Variante 2: Luke fängt wirklich an abzurutschen, da er sich aber Bens Beobachtung bewusst ist, versteckt er das lange genug, bis ihm keiner mehr schaden kann.
Variante 3: Luke fängt wirklich an abzurutschen, erklärt aber nach einem Mordversuch durch Ben, dass dieser offenbar von der gleichen Krankheit befallen ist wie Valin.
Variante 4: Ben wird wirklich krank und glaubt, dass Luke "evil" geworden ist und versucht deshalb, ihn zu töten.
So, und damit, dass ich das jetzt hier niedergeschrieben habe, habe ich einen Bann bewirkt, dass es nicht so kommen wird, weil ich ja nie recht habe mit meinen Spekulationen.
Erste Station Kel Dor:
Während das Skywalker-Machtkulthopping auf Jacens Spuren von der Idee und charakterlichen Ausführung top ist, war ihre erste Station insgesamt nicht ganz überzeugend. Das blieb leider sehr oberflächlich und wirkte teils verkrampft und unlogisch. Da half auch das Aufpeppen mit zwei Kampfszenen nicht wirklich.
Es ist ja auch seltsam, dass ein Machtorden, der die Jedi als zu militant verurteilt, einen Kampf als "Eingangsritual" heranzieht (andererseits ist es auch mal schön, gezeigt zu bekommen, dass nicht nur die Jedi scheinheilig sein können ). Abgesehen davon musste ich bei diesen Stockkämpfen an Robin of Sherwood denken... Gut gefallen hat mit die "Einteilung" des zweiten Kampfes zwischen Luke und Ben – die krude physische Action für die Jungen, die spektakulären Machtleistungen für die Alten.
Ansonsten war mir da aber ein bisschen zu viel Anlehnung an das AotC-Dooku-Duell – Machtblitze (diesmal in weiß – was diese Farbe wohl bedeuten mag?) gegen LS und fallende Säulen. Interessanter Kontrast allerdings in Bezug auf den Schüler: Ben weiß im Gegensatz zu Anakin, dass sein Meister ihn nicht schikaniert oder unterschätzt, sondern ihn ernsthaft in Sicherheit bringen will und deswegen bleiben die abgehakten Schülerhände hier glücklicherweise aus...
Gut gefallen hat mir, dass hier eine Alien-Spezies als wirklich fremdartig demonstriert wird, mit ganz anderer Atmosphäre, für Menschen ungenießbarem Essen usw. Auch die Trainingsmethode der Baran Do war interessant. Ein bisschen zu kurz gekommen ist mir allerdings die Philosophie, denn die, und nicht die Techniken, müssten in Bezug auf Jacens Schicksal entscheidend sein. Zwischenzeitlich hatte ich auch mal das Gefühl, dass Allston die Leser für etwas minderbemittelt hält, weil er so genau erklärt hat, wie Kel Dor-Namen aufgebaut sind...
Naja, und dann das große, dunkle Geheimnis des Ordens: "There is no dark s..." äääh, das metaphorische Sterben, um das Überleben des Ordens zu sichern. Diese ganze Geschichte war mir zu konstruiert. Das "böse Verbrechen gegen die Macht" ließ mich ziemlich kalt und ich fand mich in einem höchst verwunderlichen 1. Direktive-Anfall auf der Seite von Ben wieder - die Deppen sind doch selbst schuld und sollen sehen, wie sie ihr Problem lösen. Okay, für die jungen, offenbar verführten oder betrogenen Diener tat's mir schon leid (interessant übrigens, dass gerade er am Ende Mitgefühl für den Hidden One zeigt).
Und natürlich funktioniert das Argument, dass die Jedi durch ihre Verstreutheit überlebt haben, erst seitdem immer mehr Überlebende und detailgetreuste Infos aufgetaucht sind (nervendes und unrealistisches Beispiel in Kapitel 7, als Order 66, die Toten und sämtliche Details von Ausbildung und Karrieren im OJO bekannt sind), denn es waren ursprünglich ja wirklich nur Yoda und Obi-Wan. Gut wäre aber dennoch, wenn Luke aus diesem Erlebnis den Schluss zieht, die Coruscant-Zentristik zu beenden.
Verwunderlich war, dass nichts aus einer Bekanntgabe des "Todes" der Skywalkers gemacht wurde. Das hätte einiges Potential gehabt. Klar, die Jedi hätten früher oder später herausgefunden, dass es nicht stimmt, aber das hätten sie dem "Rest der Welt" ja nicht auf die Nase binden müssen.
Über die Gründe für Jacens Veränderung haben wir nach dem ganzen Theater nicht viel gelernt – nur, dass er, als er bei den Baran Do war, offenbar noch er selbst war, aber das war er am Anfang von Dark Nest eigentlich auch noch größtenteils. Unschön finde ich die Andeutungen, dass sein Fall etwas mit seiner "schrecklichen Kindheit" zu tun haben könnte (S. 247) oder mit dem Aufsuchen eines Dark Side-Nexuses und somit möglicherweise einer Art Besessenheit wie seinerzeit bei Kyp (S. 248).
Außerdem ist mir angst und bange in Bezug auf die von Luke angekündigten "Regeln" gegen eine Wiederholung von Jacens Fall. Da kann eigentlich nichts gutes bei rauskommen, am Ende haben wir dann wirklich und endgültig die OJO Vol. 2 (und hier bin ich mal dankbar für die Legacy-Comics, die zeigen, dass es zumindest längerfristig nicht ganz so schlimm kommt).
Ben:
Oh wow! Diese Charakterisierung ist absolut auf den Punkt. Fast rutscht mir das Wörtchen perfekt aus der Tastatur...
Da ist alles, was Ben zu diesem Zeitpunkt ausmachen soll und muss. Ein Teenager mit typischen Teenager-Allüren, manchmal hoffnungslos unreif und albern. Andererseits aber auch schon mit einer Schwere und Reife über die vieler Altersgenossen hinaus, bedingt durch seine Erlebnisse. Und da ist auch von allem, was ihn bisher geprägt hat, ein bisschen was: GAG- bzw. Shevu-Hintergrund, Jacen, der frühe Verlust seiner Mutter, der Yuuzhan Vong-Krieg...
Trotzdem hat es mich vorhersehbar aufgeregt, dass Ben schon als Jediritter gilt. Mir ist zwar nicht klar, ob die Aussage auf S. 78 bedeutet, dass er schon 2 Jahre Ritter ist oder dass er es erst seit Kurzem ist und er 2 Jahre vorher darüber geredet hat. Aber das ist sowieso egal, da es so und so zu jung wäre. Demnächst werden sich wahrscheinlich schon 10jährige für Jediritter halten. Treffend der Hinweis, dass Ben auf vielen Welten weder wählen noch trinken dürfte... Aber es geht nicht nur um das biologische Alter, sondern auch darum, wie Ben in diesem Buch dargestellt. Er hat ein helles Köpfchen und auch sonst einiges drauf, aber er zeigt weder die Erfahrung noch die Reife, die IMHO für diesen Titel erforderlich ist. Da kann er noch so viele Tahiris bekehrt haben. Zum Glück ist das ein Ärgernis, das ich relativ leicht ignorieren kann...
Und dann natürlich seine clever-geistreichen Sprüche und zum Teil gelungenen, zum Teil platten aber trotzdem urkomischen Witze. Notiert habe ich mir da z.B. "no teenager can remain one for ten years" (S. 78), "It doesn't take that many [holodramas] before you learn all the rules" (S. 189), die "models for very attractive lines of boots" (S. 275), "Sparky" und "Grand Master Whango Mittphool" (S. 278), die "used speeder salesbeings" (einer der Briefe an Jaina). Sogar in der tränendrüsendrückenden Situation beim Abschied vom Jeditempel schafft er es, einen zum Grinsen zu bringen mit seinem "showroom for the world's dullest textile factory".
Ich wünschte nur, Allston hätte Luke auch mal die ernste Jedimeister-Fassade aufgeben und in einer "unkritischen" Situation wenigstens mal grinsen lassen...
Apropos "Briefe an Jaina". Sollte man wohl nicht allzu ernst nehmen, ist eben ein – IMHO gelungener – Promotion-Gag. Natürlich sind sie zum Teil völlig albern, aber Ben ist 16, der darf, muss albern sein. Ich finde es schön, dass ihm das jetzt doch noch "erlaubt" wird, nachdem es mit 14 schon schien, als ob er vor der Zeit erwachsen würde, ohne jemals eine richtige Jugend erlebt zu haben. Diese nachgeholte Unbeschwertheit trägt vielleicht dazu bei, dass er als junger Erwachsener nicht so zerbricht wie die Solo-Kid-Generation. (Wobei natürlich abzuwarten ist, ob die anderen beiden Autoren seine Persönlichkeit nicht wieder anders hindrehen, denn auch in LotF hatte Allston den "leichtfüßigsten" Ben. Außerdem gehe ich davon aus, dass zumindest zum Teil auch Selbstschutz und Überspielen von unangenehmeren Gefühlen dahintersteckt.)
Wie der Roman, spiegeln aber auch diese "Briefe" daneben die introspektive Seite von Ben wider, wenn er sich Gedanken über zuhause / Heimat macht (hm, wer mag, könnte jetzt jede Menge in den "Helium-Song" hineininterpretieren ) oder darüber, ob sein Leben schon "genug" war, wenn er jetzt sterben sollte.
Kanonische Probleme gibt es insofern, dass ich nicht glaube, dass die GA ohne weiteres eine Kommunikation zwischen den Skywalkers und den Jedi zulassen würde, und wenn auch nur scheinbar harmlose Briefe von Ben an Jaina. Außerdem widerspricht es Jainas Reaktion auf Cilghals Kontakt mit Luke auf S. 273 – wenn sie selbst regelmäßig von Ben hören würde, wäre sie wohl kaum so erstaunt. Aber das kann man auch so wegerklären, dass Bens Briefe abgefangen wurden und nie angekommen sind.
PS: Ich glaube niemalsnie, dass Ben mit "Love" unterschreiben würde. Das ist doch... peinlich.
Luke:
Abgesehen von den oben schon ausführlich gelobten Fähigkeiten als Lehrer weiß ich nicht, was ich von Lukes Charakterisierung halten soll. Er hat einige wirklich idiotische Momente, einige gute und eine ganze Menge, bei denen ich mich frage, ob er sich nur taktisch blöd oder unkonzentriert stellt, um irgendetwas herauszubekommen oder zu erreichen bzw. Ben das Feld zu überlassen, oder ob er es es tatsächlich ist. Z.B. auf S. 208 und S. 249 bei den Gesprächen mit dem "Hidden One". Oder auch, als er sich ohne weiteres Nachfragen bereiterklärt, in den Baran Do-"Untergrund" zu reisen – ist das nun Dämlichkeit, gerechtfertigtes Selbstbewusstsein, alles im Griff zu haben, was auf sie zukommen könnte, oder hatte er bereits abgeleitet, was sie da unten erwartet?
Die politisch-diplomatische Intelligenz und Raffinesse, die er zwischenzeitlich mal entwickelt hatte, scheint ihm auch wieder verloren gegangen zu sein, bzw. entsprechende Szenen werden zu seinen Ungunsten Leia zugeschrieben, z.B. seine Ahnungslosigkeit über Hapan in Kapitel 2, oder wenn er die Bedrohung für die Jedi durch Daala nicht erkennt. Wer Daala für "honorable" hält, der hat es verdient, von ihr so richtig auf's Kreuz gelegt zu werden.
Insofern ist es leider schon eine recht treffende Aussage der Medien, dass er ein "out-of-touch autocrat, kindly but dangerously clueless" ist (S. 64).
Immerhin hat er inzwischen in Bezug auf das Nichtwahrhabenwollen von Jacens Fall wichtige Selbsterkenntnisse gewonnen. Dass er allerdings so hinter allen hergehinkt ist, wie Allston uns das auf S. 32 weismachen will, halte ich für ein Retcon. Wenn ich mich noch recht erinnere, war Luke der erste, den Ben von Jacen weghaben wollte, während Mara für Jacen gesprochen hat. Kyp wollte ihn noch sehr spät in der Reihe zum Meister gemacht sehen.
ist andererseits, dass Luke beim Erlernen der neuen Technik wirklich schneller als Jacen war. Und das Duell mit dem Hidden One war auch nicht von schlechten Eltern.
Erfreulich war auch noch, dass er endlich mal gerafft hat, was für ein Bild schwarze Kleidung wirft und sich vor seiner Verhandlung helle Klamotten bringen lässt und diese "Kleiderordnung" dann offenbar auch beibehält. Ich würde mich ja kaputtlachen, wenn jetzt jedes Mal extra betont wird, dass Luke weiß trägt. Interessant übrigens, dass Ben sozusagen die Schwarzklamottenrolle von Luke übernommen hat.
Gleich geht's weiter.