[Fiction] Death Moon Rising

Kapitel Zwölf
A S T E R O I D E N


Jadia Neen stand auf der Brücke des Todesmondes und starrte hinaus in den blauen Wirbel. Sie hasste dieses Phänomen, das sich zeigte, wenn man sich im Hyperraum befand. Der Hyperraum war eine Dimension, in der die Naturgesetze ausgehebelt wurden und Objekte sich schneller als Licht bewegen konnten. Doch wenn sie die unbekannten Regionen, in denen sich die Nightfall Festung anscheinend befunden hatte, endlich verlassen wollte, musste sie durch den Hyperraum fliegen.

Und das tat sie jetzt seit drei Jahren.

Die junge Frau war schon recht früh auf die beiden Hauptprobleme gestoßen, die es dabei gab: Zum einen hatte sie in dem kleinen Teil des Hauptcomputers, den sie verstand und zu dem sie Zugang hatte, nur eine einzige Hyperraumroute gefunden: Die, welche durch den rötlichen Nebel führte und anscheinend noch sehr viel länger war.

Den Todesmond konnte man im Augenblick also mit einer Perle auf einer Schnur vergleichen: Die Kampfstation konnte sich nur in zwei Richtungen bewegen.

Jadia hatte sich damals für eine Richtung entschieden und war dieser nun schon drei Jahre lang gefolgt. Nur hin und wieder war sie trotz der Gefahr aus dem Hyperraum gesprungen, um die Sterne zu sehen.

Es gab noch ein zweites Problem, eines, das Jadia fast zum Lachen gebracht hätte, wenn die Situation nicht so verzweifelt gewesen wäre: Der Todesmond bewegte sich im Hyperraum verdammt langsam. Sie konnte nicht glauben, dass die Kampfstation tatsächlich so langsam war, schließlich wäre sie dann nur von geringem militärischen Wert. Aber es schien, als ob irgendwas im Antrieb blockiert wäre.

Doch vielleicht hatten diese beiden Probleme ab jetzt keinerlei Bedeutung mehr, denn ohne, dass Jadia irgendein Kommando gegeben hätte, sprang der Todesmond aus dem Hyperraum.
Der Mond hatte das Ende der Route erreicht.

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?Sir, ein Schiff ist soeben in das System gesprungen.? Der junge Unteroffizier sah von seinen Bildschirmen auf und blickte angespannt zu General Riiekan. ?Es sendet keinen Code der Allianz.?

Der etwa 50-jährige General, der das Kommando über die Echo-Basis hatte, verließ die Logistik Station und kam zu ihm herüber. ?Können Sie die Klasse bestimmen??
Der Offizier schüttelte den Kopf. ?Nein, Sir. Aber es hat eine enorme Masse. Das Ding ist sehr viel größer als ein Sternenzerstörer.?

?Die Executor??

Da das Objekt sogar noch gigantischer als Vaders Flagschiff war, gab der junge Mann erst keine Antwort. ?Nein, Sir... noch größer. Ich bin... Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob es überhaupt ein Schiff ist. Es sendet keinerlei Signale. Aber ein Asteroid kann nicht aus dem Hyperraum gekommen sein.?

?Wäre es nicht auch möglich, dass es doch so ein Felsbrocken ist? Und unsere Sensoren wegen der vielen Asteroiden in der Atmosphäre von Hoth verrückt spielen??

?Sie meinen, er hat sich bis eben in einem Sensorloch befunden??

?Es ist ein Vorschlag.?

?Was, wenn es doch ein imperiales Schiff ist? Etwas das tatsächlich noch größer ist als ein Supersternenzerstörer.? Prinzessin Leia hatte die Kommandozentrale betreten und das Gespräch anscheinend unbemerkt verfolgt.

?Prinzessin?, grüßte Riiekan mit einem Nicken.

Der junge Offizier an der Sensorkontrolle war dank Leias Anwesenheit sichtlich nervös geworden. ?Ein... Ein Schiff... imperiales Schiff dieser Größenordnung kann den Schutzschild der Echo Basis ohne weiteres durchbrechen, glaube ich...?

?Es könnte auch ein Trick sein...?, sagte die Prinzessin langsam und starrte auf die Sensoranzeige.

?Trick??, fragte der General. ?Wenn es ein imperiales Schiff von fast der Größe eines Todessterns ist, dann können die uns einfach so vernichten. Wozu die Tarnung als gigantischer Asteroid??

?Nein?, sagte Leia. ?Genau anders herum. Es ist ein übergroßer Asteroid und sie wollen uns glauben machen, es könne eine Art Todesstern sein.?

?Wozu? Wir würden ja merken, dass es keiner ist.?

?Aber erst, wenn dieses Ding dicht genug an Hoth dran ist. Bis dahin ist hier Panik ausgebrochen und wir haben die Echo-Basis evakuiert.?

?...und das Imperium springt in den Sektor und vernichtet unsere Transporter, die eine leere Basis zurücklassen.? Riiekan hatte die Überlegung der Prinzessin verstanden. ?Ein exzellenter Plan... Aber der Einsatz eines Asteroiden wäre selbst für das Imperium ein ziemlich großer Aufwand.?

Leia sah ihn ernst an. ?Ja, aber sie müsten keinerlei Landetruppen schicken und auch ein Orbital-Bombardement wäre unnötig.?

?Was tun wir also??

?Warten. Das Ding beobachten und geheim halten.?

?Was, wenn es doch eine imperiale Superwaffe ist??

?Dann möge die Macht uns beistehen...?

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Drei Jahre lang hatte Jadia Neen all ihr Wissen über Computer und Raumschiffe aufgeboten, um das komplizierteste Schiff, das sie je gesehen hatte, zu verstehen.
Sie konnte bis jetzt nur einen kleinen Teil der Waffen verwenden, doch bereits eine handvoll Geschütze des Todesmonds waren mächtig genug, um eine ganze Flotte zu zerstören. Sie hatte nur eine einzige Hyperraumroute zur Auswahl, da sie den Eingabecomputer nicht verstand und sie konnte den Unterlichtantrieb zwar starten, ihn aber nicht kontrollieren. Dazu brauchte man vermutlich eine Crew.

Auch die Kommunikationsanlage konnte sie nicht einsetzen. Der Grund dafür war, dass sie in den letzten drei Jahren kein Schiff getroffen hatte, an dem sie das Kommunikationssystem hätte testen können.

Doch neben all den nur teilweise einsetzbaren Hauptsystemen hatte sie die Kontrolle über ein auf den ersten Blick völlig unbedeutendes Randsystem. Was hatte Dan doch damals gesagt? Die Lösung ist immer der Lüftungsschacht.

Jadia konnte aufgrund der ebenfalls funktionsuntüchtigen Sensoren außerhalb des Hyperraums nie wissen, ob sich feindliche Schiffe in der Nähe befanden. Und sogar die Anwesenheit von Schiffen der Rebellion war im Moment schlecht, da diese vielleicht angreifen würden.

Auch wenn sie es immer wieder vergaß: Der Mond sah aus, wie ein etwas kleinerer, imperialer Todesstern.

Sie hatte also einen Weg suchen müssen, ein Objekt von der Größe eines kleinen Mondes unsichtbar zu machen.

Und es war ihr beinahe gelungen.

Die Lüftungsschächte ließen natürlich keine Luft von draußen in das Schiff, schließlich gab es im Weltraum keine. Sie gaben vielmehr bestimmte Gase in den Weltraum ab, da man auf dem Schiff keine Verwendung mehr für sie hatte.

Jadia, die diese Prozedur bisher nur theoretisch durchgeplant hatte, ließ ihre Finger über die Tastatur fliegen und öffnete sämtliche Lüftungsschächte, welche die Kampfstation besaß.

Überall rund um den Mond strömten jetzt verschiedene Gase hinaus in den Weltraum. Und gefroren.

Binnen Sekunden verwandelte sich die tödlichste Superwaffe, die das Imperium je geschaffen hatte, in einen harmlosen Eismond.

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Er hatte den Aufprall überlebt. In Hochstimmung versuchte er, sich in dem kleinen Hohlraum aufzurichten. Seine schnell ausgeführten Berechnungen hatten zugetroffen: Die außergewöhnliche Anatomie seines Volkes und die Beschaffenheit der Oberfläche von Hoth hatten ihn vor größeren Verletzungen geschützt.

Seine krallenartigen Hände machten sich an die Bedienung der wenigen Geräte, die sich in dem kleinen Hohlraum befanden.

Er erinnerte sich, wie erstaunt er gewesen war, als er die Meteroitenkapsel zum ersten Mal inspiziert hatte. Die Erbauer hatten es tatsächlich geschafft, neben versteckten Landedämpfern auch einige Sensoren zu installieren. Er betätigte einen der Knöpfe.
Rauschen ertönte und füllte die Finsternis des Kapselinneren.

Dann nahmen seine außergewöhnlichen, reptilienartigen Gehörorgane Stimmen war.

?...drei.... sieben.... verstehen...?

Während seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, hatte er mit der Macht schon längst die genaue Position eines Rädchens ausgemacht. Mit einer Kralle drehte er es, um die Frequenz einzustellen.

?...und deutlich. Was gibt?s??

?Ich habe jetzt meine Runde hinter mir und kann nirgends eine Spur von Leben entdecken.?

?Auf diesem Eiswürfel ist nicht genug Leben, um damit einen Raumkreuzer zu füllen. Die Sensoren sind alle platziert, wir treffen uns am Stützpunkt.?

Er horchte weiter in der Finsternis der Meteoritenkapsel und suchte alte Erinnerungen an die Basic Sprache in seinem Gedächtnis.

?In Ordnung, dann sehen wir uns gleich?, ertönte eine Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. ?Eben ist hier ein Meteorit aufgeschlagen. Ich seh mir die Sache mal an, wird aber nicht lange dauern.?

Jemand hatte den Aufschlag beobachtet. Blitzschnell überlegte er, ob dies gut oder schlecht war. Er wusste es nicht, da er die Absichten dieses Wesens nicht kannte. Also galt es, die Entscheidung, ob der Fremde leben sollte, oder nicht, aufzuschieben.
Er griff hinaus in die Macht und fand eine Kreatur, die in dieser Eiswüste heimisch zu sein schien und stark genug war. Perfekt.

Dann ließ er all seinen Zorn über eine Brücke der Dunklen Seite in die Kreatur fließen und hetzte sie auf.

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Luke Skywalker sah das Wampa Ungeheuer nicht kommen und verlor bei dem blitzschnellen Angriff das Bewusstsein.

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?Chewie! Chewie!? Han Solo ging mit schnellen Schritten auf den Millennium Falken zu, der sich im Hangar der Echo Basis befand. Han trug immer noch dicke Schneekleidung, die vor der Kälte einigermaßen schützte.

Der Wookie saß oben auf dem Falken und war mit Schweißarbeiten beschäftigt, denn die letzten ?Ausflüge? hatten das Schiff einmal mehr schwer mitgenommen. Han bedauerte, dass der Hochleistungsschildgenerator, den sie bei der Schlacht von Yavin gehabt hatten, keine Energie mehr hatte. Und niemand wusste, wie man ihn aufladen konnte.

?Chewie!?

Endlich reagierte der große Wookie, nahm die Schweißbrille ab und sah zu Han hinunter. Er grollte vorwurfsvoll.

?Okay, ist ja gut?, versuchte Han seinen Co-Piloten zu beschwichtigen. ?Reg? dich bloß nicht gleich wieder auf, ich komm gleich wieder und helf dir.?
Im Weggehen hörte Han Chewie noch leise Grollen, aber der Wookie war einverstanden.

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Han betrat die Kommandozentrale der Echo Basis. Überall arbeiteten Rebellen in Schneekleidung an ihren Konsolen und das Summen verschiedener Maschinen lag in der Luft.

Während Han sich orientierte und versuchte, General Riiekan auszumachen, bemerkte er sehr wohl, dass Leia sich kurz zu ihm umdrehte. Dann ging Han weiter und fand schließlich den General.

?Solo?, begrüßte Riiekan ihn. Ein leicht fragender Unterton war in seiner Stimme.

?Keine Spur von Leben da draußen, General?, sagte Han. ?Die Sensoren sind platziert und werden uns warnen, sollte sich etwas nähern.?

?Hat sich Commander Skywalker schon zurückgemeldet??

?Nein, er untersucht einen Meteroiten, der hier irgendwo runtergekommen ist.?

?Bei den vielen Meteoriten, die hier rumschwirren, wird es schwierig sein, näher kommende Raumschiffe auszumachen?, meinte Riiekan.

?General, ich muss weg, ich kann nicht länger hier bleiben.?

?Das finde ich sehr bedauerlich?, kam die Antwort.

?Kopfgeldjäger sind mir auf den Fersen?, argumentierte Han. ?Solange ich Jabba den Hutt nicht ausgezahlt habe, bin ich so gut wie tot.?

?Ja, bringen Sie diese verfluchte Sache hinter sich. Sie können hervorragend kämpfen. Ich verlier? Sie nur ungern.? Riiekan lächelte anerkennend.

?Vielen Dank, General.?

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Er verließ schnell und geschickt die Dunkelheit der Meteroitenkapsel. Nach ein paar Augenblicken in der Eislandschaft stellte er zufrieden fest, dass seine schuppenbesetzte Haut ihn vor der Kälte schützte. Und das, obwohl sein Volk nicht für das Leben unter niedrigen Temperaturen gedacht war.

Er sah sich um, konnte aber außer der schneebedeckten Ebene und einigen Bergen in der Ferne nichts von Bedeutung entdecken. Also entschied er sich, in die Richtung zu gehen, in die laut den Sensoren einer der beiden Menschen gegangen war, die er belauscht hatte.

Den anderen überließ er seinem Schicksal und dem Eisungeheuer.
 

Kapitel Dreizehn
JEDI UND SITH​


Tab Seenall lag auf einer Liege in der Krankenstation und dachte nach. Er war bei einer Raumschlacht kurz nach der Schlacht von Yavin schwer verwundet worden. Der Morning Dawn Agent, der ihn eigentlich nur betäuben wollte, hatte mit einer sabotierten Waffe geschossen und ihn fast getötet.

Tab erinnerte sich nur noch unscharf an den Moment und an den Agenten überhaupt nicht. Er hatte nur noch den erschrockenen Aufschrei einer Frau im Kopf, vermutlich der Pilotin des Angriffsshuttles, in dem er sich befunden hatte.

Man hatte ihn mit auf ein Schiff genommen, das der Morning Dawn gehörte. Die Kommandantin hatte Tab versucht zu erklären, was genau die Morining Dawn ist. Soweit er es verstanden hatte, war sie eine extrem geheime Zelle der Rebellen, die im Verborgenen und teilweise mit Hochtechnologie arbeitete. Sie wirkten hier und dort unbemerkt mit und töteten gezielt hochrangige Offiziere des Imperiums, griffen aber nur in den seltensten Fällen offensiv ein. So wie damals, als sie die Rebellen gegen ein fremdartiges imperiales Schiff verteidigt hatten.

Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür zur Krankenstation und eine junge Frau kam herein. Sie trug eine Uniform und hatte einen ganzen Stapel von Datapads dabei.

„Hi“, grüßte Tab sie.

„Ich... ich bin Ajilé Niri, sehr erfreut“, sagte sie mit einem Lächeln und einem doch irgendwie traurigen Ausdruck im Gesicht. Sie kam näher und setzte sich auf einen Stuhl neben Tabs Liege. „Die Kommandantin hat mich gebeten, Ihnen das zu bringen. Sie meinte, es könnte Sie vielleicht interessieren.“ Ajilé reichte ihm eines der Datapads.
Tab nahm es entgegen. „Danke. Ich bin Tab Seenall“, sagte er dann.

„Ja, ich...“, meinte die Frau zögernd. „Ich weiß.“

„Was ist das?“ Tab sah auf das Datapad und aktivierte es mit einem Knopfdruck.
Ajilé war anscheinend erfreut, dass er sich dafür interessierte. „Wir nennen es das ‚Yavin Rätsel’. Sie wissen mehr über die Ereignisse in der Basis als wir, deshalb dachten wir...“

„Das ist Calvans Hand!“, entfuhr es Tab, als er das Bild auf dem Pad sah.

Die junge Offizierin nickte. „Ja. Calvan Hovvs war in Ihrer Abteilung, nicht wahr?“

„Ja... Er wurde in der Nacht vor der Schlacht um den Todesstern ermordet...“

„Wir wissen nicht von wem“, erklärte Ajilé. „Die Hand wurde...“

„...mit einem Lichtschwert abgetrennt“, beendete Tab den Satz. „Rick Jonen hat damals Luke Skywalker verdächtigt.“

„Aus Jonens Logbuch geht hervor, dass Skywalker behauptet habe, das Lichtschwert sei ihm kurz vor dem Mord gestohlen worden. Wir denken nicht, dass Skywalker der Mörder war. Das Lichtschwert wäre ein zu deutlicher Hinweis auf ihn, außerdem ist er in den vergangenen drei Jahren zu einem der größten Helden der Allianz geworden.“

„Wo ist die Hand wieder aufgetaucht?“, fragte Tab. Er erinnerte sich, dass man die Hand am Tatort nicht gefunden hatte.

„Sie umklammerte das Lichtschwert, als sie gefunden wurde. Auf der Spitze des Großen Tempels der Yavin Basis.“ Ajilé sah ihn aufmerksam an.

„Ah...“, machte Tab. „Deshalb nennen Sie es das ‚Yavin-Rätsel’.“

Ajilé lächelte etwas. „Es geht noch weiter... Das Lichtschwert und die Hand wurden gesichert, kurz darauf aber erneut entwendet. Ein paar Minuten bevor Sie und die Staffeln Rot und Blau zu ihrer Mission aufgebrochen sind, fand man die Hand und das Schwert im Hangar der Yavin-Basis wieder. Zusammen mit einem deaktivierten Protokolldroiden namens C-3PO.“

„Was?“, keuchte Tab. „Aber... warum?“

„Das ist das Yavin-Rätsel“, sagte Ajilé fast mit einem Anflug von Stolz. „Und die Kommandantin glaubt, Sie könnten es vielleicht lösen.“

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Luke war aus der Höhle des Wampas entkommen.

Doch jetzt lag er irgendwo in einem undurchdringlichen Schneesturm und konnte vor Erschöpfung und Kälte kaum noch klar denken. Dann mischte sich eine Stimme in den pfeifenden Eiswind.

„Luke...“

Luke hörte sie. Aber er konnte nicht glauben, wem sie gehörte. Ben hatte seit drei Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen... und jetzt...

„Luke!“, rief der Geist Ben Kenobis erneut.

Am Ende seiner Kräfte hob Luke den Kopf etwas und sah tatsächlich in das Gesicht des alten Mannes. Ben war nicht nur als Stimme anwesend, er konnte den alten Jedi wirklich sehen.

„Ben...“, keuchte Luke erschöpft und ungläubig.

„Du wirst dich zum Dagobah System begeben.“

„Dagobah System...“, wiederholte Luke unter Anstrengung.

„Dort soll Yoda dein Lehrmeister sein. Der Jedi-Meister, der auch mein Lehrer gewesen ist.“

Luke versuchte verzweifelt bei Bewusstsein zu bleiben. „Warum... hast du nie wieder mit mir gesprochen...?“

Der bläulich leuchtende Geist des alten Mannes schwieg einen Moment. „Es gibt in der Macht einen gefährlichen... Nein. Es ist zu gefährlich. Für uns beide.“

Luke verstand nicht.

„Du musst überleben, Luke.“ Dann verschwand er.

„Ben...“, sagt Luke leise. „Ben...!“

Aber der alte Jedi war schon fort. An seiner Stelle erschien ein Tauntaun, das auf Luke zulief.

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Tab Seenall sah angestrengt auf die Bilder, die das Datapad anzeigte. Ein Mörder platziert zweimal die Hand des Opfers und ein gestohlenes Lichtschwert so, dass sie viel Aufmerksamkeit hervorrufen. Warum?

Er und Ajilé sahen sich zum zehnten Mal das Bild an, auf dem Schwert, Hand und der deaktivierte Protokolldroide photographiert worden waren.

„Möglicherweise wollte der imperiale Attentäter einfach nur Verwirrung stiften?“, überlegt Tab laut. Aber das wäre eine sehr simple Lösung des Yavin-Rätsels.

„Vielleicht...“, meinte Ajilé Niri. „Das würde erklären, warum wir in drei Jahren keine bessere Lösung gefunden haben.

Tab führte das Bild dichter an sein Gesicht. Die Augen des jungen Mannes waren noch nicht wieder völlig erholt. „Was ist das da?“, fragte er und deutete auf einen Abdruck im Boden.

„Hm?“ Ajilé beugte sich zu ihm und sah auf das Pad. „Oh, das ist der Abdruck eines X-Wings. Der Tempelboden ist nicht der stabilste und die X-Wings wiegen eine Kleinigkeit.“

„Ach ja“, sagte Tab. „Das Photo wurde im Hangar aufgenommen...“

Ajilé nickte. „Wedge Antilles fand die Sachen bevor die beiden Staffeln starteten, aber das Bild wurde erst ein paar Minuten später aufgenommen.“

„Hier befand sich also ein X-Wing?“

„Jetzt wo du es erwähnst... Ja. Ich hielt es nicht für wichtig, weil ich dachte, der Platz wurde vom Mörder gewählt, damit alle die drei Dinge sehen.“

„Welcher X-Wing?“

„Der von Luke Skywalker... Jonen hat in seinem Logbuch geschrieben, dass ihn das wieder etwas verdächtig machen würde oder zumindest andeuten würde, dass Skywalker irgendetwas damit...“

Tab unterbrach sie. „Welche Nummer?“

„Nummer?“

„Die Kennung!“

„Rot Fünf.“

„Treffer. Im Nachhinein... ist die Lösung absolut billig.“

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Großadmiral Techron Tarkin stand in einer schwarzen, kreisrunden Halle, in der es nichts gab außer ihm und dem gigantischen, bläulichen Hologramm einer schwarz vermummten Gestalt.

Gespräche mit diesem Wesen waren – zum Glück – eine Seltenheit. Denn es war auch für die Nightfall unmöglich, ein Funksignal aus ihrer Festung, dem Auge des Sturms, herauszusenden. Somit musste sich Tarkin zur galaxisweiten Kommunikation auf der Eternal Scream nach draußen begeben und über eine sehr aufwändig verschlüsselte Verbindung mit der Gestalt sprechen.

Aufgrund dieses Aufwandes und der hohen Eigenständigkeit der Nightfall kamen Gespräche nur alle paar Monate vor. Und jetzt war es wieder soweit.

Der imperiale Großadmiral Techron Tarkin, Kommandant über das geheime Flottengeschwader Nightfall, stand zitternd vor dem übergroßen Hologramm eines Wesens in schwarzen Gewändern.

Dem unsterblichen Sith Lord Vor Ivoldor.

„Tarkin“, sagte der Sith zur Begrüßung und nickte leicht.

„Es ist mir eine Ehre, mein Lord“, erwiderte Tarkin und die Ehrfurcht und der Respekt waren nicht gespielt, wie wenn er mit Palpatine redete.

Ivoldors Gesicht war von den Schatten seiner Kapuze verhüllt und Tarkin konnte nicht einmal den Mund sehen, als der Sith Lord mit donnernder Stimme wieder zu sprechen begann. „Palpatine ist ein Narr. Seine Machtsucht schadet meinen Plänen genau so wie Ihre Unfähigkeit.“

Tarkin wich instinktiv zurück. „Verzeiht mir, mein Lord. Ich kann mich nur erneut für den Verlust des Todesmondes entschuldigen.“ Tarkin spürte seinen mechanischen Arm. Seinen echten hatte Ivoldor ihm vor drei Jahren abgeschlagen, als Tarkin versucht hatte den Verlust des Mondes mit einem technischen Fehler in den Systemen der Superwaffe zu begründen, der dazu geführt hatte, dass die gesamte Besatzung gestorben war.

„Wie weit ist die Suche nach dem Todesmond fortgeschritten?“

„Der Mond kann sich bei der momentanen Konfiguration nur sehr langsam durch den Hyperraum bewegen“, brachte Tarkin schnell und atemlos hervor. „Er hat die unbekannten Regionen vermutlich verlassen, kann aber noch nicht viel weiter gekommen sein.“ Tarkin schluckte. „Wir gehen ebenfalls davon aus, dass die beiden Flüchtigen noch nicht in der Lage waren, eine andere Hyperraumroute in den Computer einzuspeisen.“

Das schwarze Gewand des Sith Lords begann wie durch einen plötzlichen Windstoß zu verwellen. „Sie gehen davon aus!?“

Tarkin sagte nichts und wich nur noch einen Schritt zurück. Unbewusst dachte er an seinen anderen, noch lebenden Arm.

Vor Ivoldor starrte ihn aus dem Dunkeln der Kapuze an. „Die Ziele der Nightfall bleiben die selben“, sagte er mit einer bedrohlichen, hasserfüllten Stimme. „Der Todesmond muss zurückerobert werden.“

„Ja, mein Lord.“

„Außerdem werden Sie die Zahl Ihrer Agenten auf Coruscant verdoppeln. Palpatine wird für seine Gier nach Zerstörungskraft bezahlen. Es wird sein letzter Fehler gewesen sein.“

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Die Kommandantin der Morning Dawn und des Flagschiffes, der Crow’s Claw, stand in ihrem persönlichen Büro. Zwei Meter vor ihr bildete ein bläulich schimmerndes Hologramm die vertrauten Züge von Jedi-Meister Mendan Kana ab.

Meister Kana hatte die Morning Dawn gegründet. Der alte Mann hatte die Order 66 und die damit verbundene Jedi-Verfolgung im Exil überlebt und war – trotz Vaders erbarmungsloser Jagd auf die letzten Jedi – zurückgekehrt.

„Die Rebellion ist in eine missliche Lage geraten...“, sagte Mendan Kana bedächtig. „Darth Vader hat in Archiven auf Zaloriis Informationen über den ungefähren Standort der Basis erhalten.“

„Wie ‚ungefähr’ sind seine Daten?“, fragte die Kommandantin. Das waren ganz und gar keine guten Neuigkeiten.

„Seine Death Squadron sucht in der Nähe des Elrood Systems.“

„Elrood...“ wiederholte sie niedergeschlagen. „Das wird Vader zu ihnen führen.“
Plötzlich meldete sich mit einem Piepen das Comlink der Kommandantin. „Entschuldigen Sie die Störung...“ Das war die Stimme von Ajilé Niri. „Tab Seenall hat das Yavin-Rätsel gelöst.“

Aus den Augenwinkeln sah die Kommandantin, wie das Hologramm von Mendan Kana eine Augenbraue hob.

„Bringen Sie ihn in mein Büro“, sagte sie ins Comlink.

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Tab Seenall und Ajilé Niri betraten mit schnellen Schritten das Büro, in dem sich die Kommandantin mit dem Hologramm eines alten Mannes unterhielt.

„Was haben Sie entdeckt?“, fragte die Kommandantin ohne zu zögern oder die beiden zu begrüßen.

„Erklären Sie es...“, sagte Ajilé und lächelte Tab an.

Tab schluckte. Die Lösung war absolut banal und wahrscheinlich hatte die Kommandantin die Idee selbst schon gehabt, aber wieder verworfen.

„Das Yavin Rätsel... Das ist mir neu. Aber ignorieren Sie mich und erklären Sie es der Kommandantin.“ Das kam von dem Hologramm des alten Mannes, der Tab gelassen aber aufmerksam ansah.

„Nun, es gibt zwischen all diesen Gegenständen eine einfache Parallele...“, begann Tab. „Wir haben Sie erst nicht bemerkt, aber... Der X-Wing, vor dem sich das Lichtschwert, die Hand und der Droide befanden trug das Kennzeichen Rot Fünf. Das hat mich an einen historischen Bericht erinnert, den ich vor ein paar Monaten... vor drei Jahren und ein paar Monaten für die Rebellion ausgewertet habe.“

„Weiter“, sagte die Kommandantin.

„Während der zweiten Schlacht um Coruscant gegen Ende der Klonkriege flog ein Jedi Namens Anakin Skywalker einen Interceptor der Actis-Klasse mit dem Kennzeichen Rot 5.“

„Okay... Und Sie denken...?“

„Dass das Rätsel auf Anakin Skywalker hindeuten soll.“

„Aber warum?“

„Ich weiß es nicht. Aber alle anderen Hinweise sprechen dafür: Nicht nur, dass Anakin Skywalker während der Klonkriege die Hand mit seinem Lichtschwert verlor, es ist sogar sein Lichtschwert, das sich auf Yavin befand.“

Auch Ajilé meldete sich zu Wort. „Und der Droide C-3PO befand sich laut Informationen der Morning Dawn im Besitz einer guten Freundin von Skywalker.“

Die Kommandantin dachte nach. „Es ist eine Lösung, mit der ich nichts anfangen kann“, sagte sie schließlich. „Aber sie passt.“

Auch der alte Mann nickte. „Nicht schlecht.“

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Luke Skywalker befand sich in einem Bacta-Tank und war kaum bei Bewusstsein. Seine wenigen Gedanken drehten sich um Bens Worte. Vor irgendwem hatte der Jedi-Meister Angst, und dass, obwohl er schon tot war...

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