[Fiction]Der letzte Schüler

Kim_Kenobi

Rogue Jedi Knight, Mando'a: Atin, Obi-Wan Fan
Der letzte Schüler


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Kategorie: PT, Action/Drama
Serie: Star Wars
Titel: Der letzte Schüler
Autor: Kim Kenobi
Disclaimer: Alle originalen SW-Charakter gehören rechtlich gesehen George Lucas.
Universum: Filme/Expanded Univers
Zeitlinie: während ?Revenge of the Sith? und darüber hinaus
Charakter: Mace (Jedi Padawan und nicht Mace Windu!)/ Dalia Vandar (Tochter des Senators von Brentaal); die 501st Garnison und ihr Kommandant Darth Vader
Rating: PG
Zusammenfassung: Als Darth Vader die Jedi Säuberung mit der Attacke auf den Tempel einläutet, entgeht ihm ein junger Padawan, der sich daraufhin seinen Weg durch einen feindliche Galaxie kämpfen muss. Natürlich bewältigt er dies nicht ohne Hilfe.
Feedback: herzlichst erwünscht...weil nur aus Kritik kann man lernen
formale Bemerkungen:
- kursive Sätze = Erinnerungen, Gedanken oder zur Betonung
Danke an:
-[Storm(X)Padme] fürs Beta-Lesen
- Michi fürs Zuhören
- GL für meine Ideenquelle RotS



Angst. Ein Jedi soll keine Angst empfinden.
Wut. Sie blendet und steigert sich bis zur Raserei.
Hass. Er führt unvermeidlich zur dunklen Seite und zu unsäglichem Leid.

 
1​


Zwielichtige Schatten lauerten in den Ecken des Jedi-Archivs. Die schmalen Datenaufzeichnungen schimmerten bläulich in den Regalen. Die Luft war kühl und trocken, um die wertvollen Bestände im Inneren des Archivs zu schonen. Die Bewahrerin dieses größten bekannten Archivs der Galaxie, Jedi-Meisterin Jocasta Nu hatte die Anlage verlassen. Sie war zusammen mit Meister Cin Dralling und seinen Schülern bei dem Versuch, den Tempel gegen die Angreifer zu verteidigen, gestorben. Todesstille lag in der Luft, nur hin und wieder hörte man die monotonen Schritte der Klonkrieger, die die Aufzeichnungen der Datenbanken mit den getöteten Tempelbewohnern abglichen. Die Jünglinge hatten sich tapfer gewehrt, aber gegen die Übermacht der Klone unter der Führung Lord Vaders hatten sie keine Chance gehabt.
Der Jedi Tempel brannte an Stellen an denen Raketengeschosse ihn getroffen hatten.
In der Macht hallten die Wogen der Tragödie, die sich in dieser Nacht ereignete, wider. Alle Jedi bis auf einen erlitten einen schnellen Tod durch Blasterschüsse der Klonsoldaten oder einen Lichtschwerthieb.
Allein, geschockt und unbewaffnet hatte sich ein Jüngling vor den Klonen im Archiv versteckt. In der hintersten Reihe des Archivs, auf einer Schwebeplattform kauernd, konnte der Junge kaum fassen, was sich abspielte.
Mace hatte das Gefühl, dass er in diesem Moment kein guter Jedi war. Sein Körper bebte vor Furcht und seine Hände zitterten. Die oberste Lehre der Jedi war es, die eigene Furcht immer unter Kontrolle zu halten. Der Jedi - Jüngling hatte dies nicht vergessen, doch hatte er noch nie solche Angst gefühlt. Er war wie gelähmt. Er hatte gefühlt wie die Angreifer in perfekter Absprache Jedi um Jedi ermordet hatten. Nicht einmal die Jüngsten des Ordens waren verschont geblieben.
Mace begann leise zu weinen. Mit jeder Träne verschwand ein Teil der Trauer und der Verwirrung in ihm.
Er war allein, doch in der Macht hallten die Echos der sterbenden Jedi wider. Er schluchzte und wischte sich Tränen an seiner weichen hellbraunen Stoffhose ab. Er empfand so als würde er schon eine Ewigkeit lang hier oben sitzen.
Im Moment konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Es musste bereits nach Mitternacht sein. An jedem anderen Tag würde Mace jetzt wahrscheinlich in seinem Bett liegen und schlafen. Wäre er nicht nach dem Abendmahl noch einmal zum Archiv geschlendert um einige Pads zurückzubringen, hätte er sich mit den anderen Jünglingen in der Ratskammer versteckt, als die Klonsoldaten den Tempel stürmten.
Mace hatte aus der Entfernung nicht erkennen können wer der Mann gewesen war, der die Klone angeführt hatte. Er hatte die dunkle Kapuze der Robe tief ins Gesicht gezogen und den Klonen mit schnellen Handbewegungen Befehle erteilt.
Mace hatte den Verräter nur durch seine Jedi-Robe und das blaue Lichtschwert aus weiter Ferne von oben herab als ehemaligen Jedi erkannt.
Er vermutete, dass der verhüllte Jedi ihn nicht gefunden hatte, weil er nur den am Eingang gelegenen Teil des Archivs selbst durchsucht hatte und anschließend den Klonsoldaten den Befehl gab das übrige Datenarchiv zu inspizieren.
Mace hatte sich auf der regulierbaren schwebenden Plattform über den Köpfen der Klone versteckt
Die Beharrlichkeit der Klone, die Furcht, der Schock und die Verwirrung hatten sich mit jeder Minute, die er auf der Plattform gelegen hatte, mehr durch den harten Panzer seiner Jedi-Ausbildung gefressen. Nun fühlte er sich wie sich jedes andere Kind in seiner Situation gefühlt hätte: in Angst und Unsicherheit gefangen.
Trotz allem verstand er, dass er den Jedi Tempel verlassen musste. Mace konnte seinen Brüdern und Schwestern nicht mehr helfen. Mace war nur ein Jüngling, gegen die Übermacht der Klone hätte er keine Chance gehabt. Er war klug genug und konnte seine Fähigkeiten einschätzen. Selbst der Jedi-Schwertmeister Dralling war getötet worden. Wenn er jetzt ein Lichtschwert gehabt hätte und begonnen hätte, die Klonsoldaten aus dem Hinterhalt auszuschalten, wäre er wahrscheinlich schon nach einigen Attacken von den kampferfahrenen Soldaten geschnappt worden. Mace wäre so keine Hilfe, sondern nur ein weiteres Opfer gewesen. Er musste sich vor den Klontruppen und dem dunklen Mann verstecken, und wenn ihre Aufmerksamkeit nachließ, falls dies bei geklonten, perfekten Soldaten jemals geschah, würde er aus dem Tempel fliehen. Er wollte die Öffentlichkeit darüber informieren, was im Heiligtum der Jedi geschehen war.
Der Junge spürte, dass die Furcht zu schwinden begann. Mace begann zu überlegen.
Er hatte den dunklen Jedi nicht gesehen. Er hatte ihn nur gehört und sich so tief in das Archiv zurückgezogen, bis er geglaubte in Sicherheit zu sein. Er hatte sich getäuscht. Mace hatte die Dunkelheit und den Zorn des anderen gespürt, als dieser, mit einer schwarzen Robe verhüllte Jedi, hinter ihm her war. Er hatte seine Stimme nicht erkannt, als er den Klontruppen befohlen hatte, ihn einzufangen und zu töten.
Das Training hatte ihm geholfen Ruhe bewahren. Es hatte ihm geholfen seinen Verfolgern zu entgehen und zu überleben. Und doch ? er hörte gleichmäßige Schritte auf dem Steinboden ? wünschte er sich trotzdem auch er wäre mit seiner Familie gestorben.
Aber es war nicht der Wille der Macht gewesen, dass er starb und Mace hatte gelernt, dass er auf ihren Willen hören musste. Es war für Mace unheimlich zu wissen, dass sein Schicksal ein anderes war. Der neunjährige blickte nach unten und sah die Klontruppen hoch aufgerichtet vorbei marschieren. Mace wunderte sich nicht darüber, dass sie nicht mehr darauf achteten nicht gesehen zu werden.
Er rutschte näher zur Kante der Schwebeplattform. Die Soldaten schienen nicht mehr nach ihm zu suchen. Mace konzentrierte sich auf seine Atmung und verlangsamte seinen Puls. Er hoffte, dass die Soldaten keine wärmeempfindlichen Sensoren in ihren Helmen eingebaut hatten. Er lag flach auf den glatten Durastahlboden gedrückt auf der Plattform und konzentrierte sich auf die Macht, die ihn durchströmte.
Er hatte sein gesamtes Leben lang eine starke Bindung zur Macht gehabt. Manche Außenstehende hatten in ihm einen zweiten Anakin Skywalker gesehen, aber das stimmte nicht. Er hatte nicht annähernd so große Fähigkeiten wie der Auserwählte. Mace war sein ganzes Leben lang Jedi gewesen. Er kannte nichts anderes als die Hallen des Tempels. Er war nicht wie die meisten machtbegabten Kinder in seinen ersten Lebensjahren in den Tempel aufgenommen worden, sondern bereits einige Wochen nach seiner Geburt.
Eines Abends hatte ihn eine verhüllte Twi?lek-Frau an der Pforte des Tempels abgegeben. Sie hatte kein Basic gesprochen und war danach sofort in der Nacht verschwunden. Jurokk, der Torwächter des Tempels, hätte die Frau mit seinen Jedifähigkeiten leicht verfolgen und zur Rede stellen können, doch auch der Wächter hatte die Macht in dem Säugling gespürt und erahnt, dass er ein Waise oder ein Kinde aus einer armen Familie war. Später war das Kind geprüft worden. Er hatte ohne Schwierigkeiten bestanden und auch einen Namen erhalten. Er war nach Meister Windu benannt worden. Der Jedi-Meister Mace Windu, wahrscheinlich der zweitmächtigste Jedi nach Meister Yoda, war ebenso Waise. Üblicherweise hatten die Jedi versucht in Erfahrung zu bringen, wer die Eltern des Babys waren, doch obgleich die Jedi Einfluss und Informationsquellen hatten, war es ihnen nicht gelungen aufzudecken von wem der Knabe abstammte.
Inzwischen war Mace einer der besten Jedi Schüler in seinem Jahrgang geworden. Mace hatte dem so genannten Bären-Clan angehört und war mit mehr als einem dutzend anderer Padawane von Meister Yoda ausgebildet worden.

Jetzt war er einer der wenigen, die vielleicht noch lebten.

Mace hörte wie weiß gepanzerte, unheimliche Gestalten mit klappernden Schritten auf dem Steinboden unter ihm vorbei gingen. Er öffnete die Augen und sah sich auf der Plattform um. Er blickte hinauf zu dem wandartigen Aufbau, der die Steuerung beherbergte. Die einzelnen Drehköpfe und die Schalter regulierten die Höhe der Plattform. Mace wusste, dass man sie nur nach unten und oben bewegten konnte. Er überlegte angestrengt, wie er die Maschine benutzen konnte, um die Klonsoldaten abzulenken.

Er benötigte Zeit, um einen Plan zu entwickeln. Die ovale Plattform auf der er lag, wurde dazu benutzt, um zu den Holoaufzeichnungen, die weiter oben in dem Regal aufbewahrt wurden, zu gelangen. Diese Aufzeichnungen konnten leicht aktiviert werden, wenn man den zulässigen Code kannte. Einige Aufzeichnungen und Artefakte konnten nur von Jedi-Meistern besichtigt werden, da nur sie die entsprechenden Codes kannten. Mace selbst hatte nur sehr beschränkte Befugnisse, da er den untersten Rang im Orden einnahm. Die Energieversorgung der Archive konnte nicht unterbrochen werden, da sie an mehr als einem dutzend Stellen mit dem Hauptenergieschacht verbunden war. Die Energie in den Archiven durfte nicht versagen, da sonst wichtige Informationen verlorenen gehen könnten.

Mace konzentrierte sich und ließ die Macht fließen. Deutlich fühlte er die gleichartigen Präsenzen der Klone. In der Macht fühlte sich ihr Bewusstsein so an, als ob sie um Jahre jünger wären als Mace. Diese Einsicht fand Mace erschreckend, er erinnerte sich daran, dass Klone mit beschleunigtem Wachstum gezüchtet wurden. Mace lief ein Schauer über den Rücken. Der Junge spürte den scharfen Intellekt und die gesteigerte Aufmerksamkeit der Soldaten. Er begriff, dass es äußerst schwierig werden würde sie zu täuschen.

Tu es oder tu es nicht, versuchen gibt es nicht.
Mace erinnerte sich an eine Lektion von Meister Yoda. Er fragte sich, ob der alte Jedi-Meister den Anschlag überlebt hatte. Mace wusste, dass er nicht im Tempel gewesen war als die Klonsoldaten angegriffen. Meister Yoda war nach Kashyyyk, der Welt der riesigen, auf Bäumen lebenden Wookiee, geflogen um sie im Kampf gegen die Droidenarmee der Separatisten zu unterstützen. Es war möglich, dass die Klontruppen, die von Meister Yoda auf Kashyyyk befehligt wurden, sich nicht gegen ihren Oberbefehlshaber gewandt hatten.

Vielleicht ist es nur ein schreckliches Missverständnis.
Mace schüttelte diesen Gedanken ab. Es war unmöglich, dass die Klone ohne einen Befehl Jedi angegriffen hatten. Jedi waren Generäle und Kommandanten der Klonarmee geworden. Die Klone waren zur Loyalität erzogen und konnten nicht anders als den Jedi und dem Senat zu gehorchen.
Mace spürte wie sich sein Magen verkrampfte: Jemand musste den Befehl zu diesem Angriff gegeben haben. Aber niemand außer den Jedi und dem Kanzler, der den Senat vertrat, da dieser zu langsam war, um kriegsentscheidende, wichtige Verfügungen zu beschließen, konnte den Klonen Befehle geben. In einer Abstimmung des Senats vor dem Ausbruch des Klonkriegs war beschlossen worden, dem Obersten Kanzler Sondervollmachten zu zugestehen, um wichtige Entscheidungen zu beschleunigen.
Mace war damals erst sechs Jahr alt gewesen und hatte diese Ereignisse nebenbei mitbekommen. Er konnte sich sogar noch an den Tag erinnern, an dem Meister Kenobi das Lichtschwertraining unterbrach um einen Planeen zu suchen, der nicht in den Archiven gespeichert war.
Da sich Gerücht, wie mit Überlichtgeschwindigkeit im Tempel verbreitet hatten, wusste er jetzt, dass der damals gesuchte Planet Kamino hieß und dort die Klone für die Große Armee der Republik gezüchtet worden waren.


Mace spürte, dass die Klonsoldaten sich aus den Archiven zurückzogen. Sie waren schon beinahe in der Vorhalle angekommen. In seiner Vorstellung sah Mace die einzelnen Computerzugänge, an denen sich Jedi-Meister, wenn sie Informationen aus dem Archiv für ihre Missionen benötigen, selbst behelfen konnten und die Bronzebüsten der Verlorenen Zwanzig, die die Halle säumten, vor sich. Die zwanzig Jedi-Meister, die freiwillig den Jedi-Orden verlassen hatten. Count Dooku, der Anführer der Separatisten, war ein Angehöriger der Verlorenen Zwanzig.

Der Jedi-Schüler wusste, dass jetzt der richtige Moment gekommen war. Mace rollte sich lautlos einmal um die eigene Achse und rutschte zum hinteren, im Schatten liegenden Rand der Plattform. Er ließ sich leise auf den Boden hinabgleiten. Jedi-Schüler wurden bereits in jungen Jahren darin unterrichtet, sich geräuschlos zu bewegen. Mace konnte sich lebhaft daran erinnern, wie er und die anderen Schüler im Wald des Saals der Tausend Quellen spielerisch geübt hatten wie man Geräusche mit der Macht dämpfte. Mace hatte sich anfangs ein wenig tollpatisch angestellt, da er es nicht gewohnt gewesen war, barfüssig über Wurzeln, Stöcke, Steine und Sträucher zu laufen. Jetzt war er älter und erfahrener.

Mace huschte mit verlangsamtem Atem und gesenktem Kopf von Schatten zu Schatten. Der Gang war nur durch verschwommenes blaues Licht, das von den deaktivierten Hologrammen erzeugt wurde, erhellt.

Seine Gedanken waren klar, genauso wie sie es stets waren, wenn er die Macht wie einen klares warmes Licht in seinem Inneren spürte. Es würde dennoch einige Jahrzehnte an Übung und Erfahrung brauchen, bis er zu einem Meister der Macht heranwachsen würde.

Es dauerte Minuten, bis Mace das Zwielicht zwischen den Regalen verlassen hatte. Er blieb vorsichtig. Die Klonkrieger waren aus diesem Teil des Tempels verschwunden. Wahrscheinlich patrouillierten sie auf den Gängen. Ohne Zögern durchquerte er den Rest der Halle bis zu dem großen Tor, das zum Gang offen stand. Als Mace das Tor erreicht hatte, presste er sich gegen die Wand neben der Öffnung und lugte auf den Gang hinaus.
In einiger Entfernung hörte er gleichmäßige Schritte. So monoton, dass man denken konnte es wären Droiden und keine lebendigen Wesen. Zu absolutem Gehorsam trainierte Klone waren anders als lebende, atmende Wesen. Mace fand Klone unheimlich und unnatürlich. Sie waren völlig identische Wesen, die aus den Zellen eines Individuums geschaffen worden waren. Dem Jungen war dies vor einigen Monaten von Meisterin Stass Allie erklärt worden, doch wirklich begreifen konnte er es nicht. Mace erspähte keine Soldaten in knochenweißer mit linearen blauen Markierungen auf den Helmen, über den Brustpanzern und den Schulterplatten, ihrer Standart N1-Rüstungen und wagte sich auf den breiten und hohen Gang hinaus. Er achtete darauf, dass er mit seinen Lederstiefeln keine Geräusche auf dem rötlichen Marmorboden erzeugte. Er kam einige Meter weit auf dem balustradenartigen Rundgang bis er ein Zischen wie von einer Druckschleuse vernahm. Mace richtete seinen Blick instinktiv zu dem Tor im Zentrum des Gangs. Das Tor schob sich auf. Mace lief Hals über Kopf zurück ins Archiv. Sein Herz raste. Er atmete schwer. Ein Schweißfilm hatte sich über Mace? Stirn gelegt. Seine Hand griff beinahe instinktiv zu seinem Gerätegürtel.
Wieder fühlte sich Mace völlig verloren. Seine Gedanken wanderten durch die Räume des Tempels und schließlich in seine Kammer zu seinem Trainingslichtschwert. Es lag in der obersten Schublade seines Arbeitstisches. Bei sich hatte Mace keine Waffe um sich zu verteidigen, nur zwei Energiezellen, eine handvoll durchgebrannter Mikrochips, die er vor einigen Stunden aus der Beleuchtungsconsole seines Zimmers ausgebaut hatte ? Mace hatte nichts übrig für Wartungsdroiden ? und einen handtellergroßen Datenchip, den er sich von Jocasta Nu, der Jedi-Archivarin, zum Lesen ausgeliehen hatte.
Betrübt stellte er fest, dass er den Chip wohl nicht mehr zurückgeben konnte. Er lugte um die Ecke.
Die Klone schwärmten aus. Mace bemerkte schwarze Brandstriemen auf ihren ansonsten bleichen Ganzkörperrüstungen. Er biss sich auf die Unterlippe. Der Turbolift war von unten gekommen, von den Quartieren. Die Brandstriemen stammen von Übungslichtschwertern. Mace wagte nicht weiter zu denken und verdrängte die Trauer, die sich seiner zu bemächtigen versuchte. Ich will weg von hier. So schnell wie möglich.
 
„Da war etwas, Sergeant“, erklärte einer der Klone, dessen Schulterplatte von einem schwarzen Striemen geteilt wurde. Mace lief ein Schauer über den Rücken. Die Stimmen der Klone klangen kalt und gefühllos durch die Luftfilter ihrer Helme. Sie würden in wenigen Momenten hier sein. Die Klone würden ihn sehen. Er würde wehrlos sein, den feindlichen Soldaten ausgeliefert.

Mace begann einen Ausweg zu suchen. Er musste erreichen, dass sie wieder abzogen.
Ruhe und Zuversicht flossen durch die Macht in Mace’ Gedanken. Die Jedi Trance, die er vor einigen Wochen gelernt hatte, würde ihm helfen. Er war bis jetzt nicht in der Lage gewesen, diese Technik zu perfektionieren, aber niemand erwartete dies von einem Schüler. Außerdem war es ihm schwer gefallen, sich zu konzentrieren, als es um ihn herum völlig ruhig gewesen war. Jetzt schien dies die einzige Möglichkeit zu überleben. Er ließ seinen Pulsschlag langsamer werden und seine Körpertemperatur absinken. Mace trat durch das hohe Tor und rannte auf die brusthohe Brüstung zu. Die Klone reagierten sofort. Der Soldat, der Mace am nächsten war, eröffnete kniend das Feuer. Mace sprang und katapultierte sich auf das Marmor-Geländer. Seine kleinen Füße hatten keine Schwierigkeiten Halt auf dem breiten Sims zu finden. Mit ruhiger, gefasster Mine sah Mace in das T-Visir des Klonkriegers. Gerade in dem Moment traf ihn der erwartete Blasterschuss.
Die rote Energie fraß sich durch seine sandfarbene Tunika und verbrannte die Haut und das Fleisch darunter. Mace konnte nicht schreien. Er ließ sich fallen und achtete darauf auf seiner anderen Schulter zu landen. Der Steinboden war hart. Schmerz durchdrang Mace in Wellen, die von der verletzten Schulter ausgingen. Er presste die Augen zusammen und konzentrierte sich auf die Macht. Er entspannte sich und die Macht durchfloss ihn wie ein warmer Strom. Er fühlte sich als würde er in einen traumlosen, Kraft spendenden, aber dennoch bewussten Schlaf fallen. Mace hörte, wie sich ihm Schritten näherten und jemand neben ihm in die Knie ging. Die magnetische Kniegelenkspanzerung des Klons knirschte.
„Ich empfange nur schwache Bio-Signale“, hörte Mace den Klon trotz seines Dämmerzustands sagen.
„Gehen wir“, erklärte ein anderer Klon mit der gleichen dunklen Stimme.
 
2​



Mace? biologische Uhr sagte ihm, dass weniger als einen Stunde vergangen war, als er die schweren Schritte der Klone wieder an sich vorübergehen hörte. Ihr Commander befand, dass sich auf dieser Ebene kein lebender Feind mehr aufhielt. Einige Augenblicke später vernahm er das charakteristische Zischen einer sich öffnenden Turbolifttür. Mace wusste, dass sie diese Etage verlassen hatten. Der Junge war erleichtert, jetzt konnte er sich daran machen einen Ausweg aus dem Tempel zu finden.
Langsam, um nicht einem möglichen Schock zu erliegen, erwachte er aus der Jedi-Trance. Die Blasterwunde in seiner Schulter brannte. Mace kniff die Augen zusammen und drängte die Tränen zurück.
Die Wunde war ein notwendiges Übel. Ohne eine Verletzung hätten die Elitesoldaten nie geglaubt, dass er tot sei. Mace atmete tief ein. Er hatte nie ein Medipack zur Hand, wenn er es benötigte. Die einzige Möglichkeit, im Tempel an Medizin zu kommen, war in den Räumen der Heiler.
Zurzeit waren keine Heiler im Tempel. Mace war auf sich selbst gestellt und würde den Schmerz ertragen müssen. Wahre Jedi-Meister konnten tagelang Schmerzen ertragen, die andere Wesen in Bewusstlosigkeit fallen ließen. Mace richtete sich mit Hilfe seiner unverletzten Hand auf. Er ließ die Macht strömen. Akzeptierte den Schmerz. Bald spürte er nur noch ein dumpfes Pochen bei jedem seiner Schritte.
Er schlich geräuschlos und leicht gebückt bis zu den Turboliften, die auf beiden Seiten einer breiten Treppe unauffällig in die Wand eingelassen waren. Mace dachte nicht daran den Turbolift zu benutzen. Er vermutete, dass die Klone die Aktivitäten der Turboliftkabinen vom Kontrollzentrum aus überwachten. Stattdessen rannte er die Treppe, die vor ihm nach unten führte, hinab.
Die Treppen im Jedi-Tempel gehörten zu einem komplizierten Geflecht aus Gängen, da der Tempel im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut worden war. Für Mace war es keine Schwierigkeit sich in den verschiedenen Gängen, Hallen, Foyers und Kammern zu Recht zu finden. Mace gelangte zu den Quartieren. Die Fenster, an denen Mace vorüberging, zeigten die schimmernden Lichter des nächtlichen Coruscant. Der Gleiterverkehr der Luftverkehrslinien hatte nicht nachgelassen. Es schien dem Planeten egal zu sein, was mit seinen Bewohnern geschah. Mace hielt einen Moment vor einem schmalen hohen Rundbogen-Fenster inne. In Gedanken verabschiedete er sich von seinen Freunden. Besonders dachte er an Ashla, Liam und Chian. Sie waren Freunde gewesen seit sie gemeinsam von Meister Yoda unterrichtet worden waren. Ashla hatte derselben Rasse wie Meisterin Shaak Ti angehört, Liam war ebenso wie Mace ein Mensch gewesen, und Chian ein Nikto. Mace wusste, dass er Ashlas Lachen vermissen würde, ebenso wie Liams witzige Einfälle und seine Angeberei. Sogar Chians unangebracht übervorsichtige Art würde ihm fehlen.
Die Stimme von Meister Yoda in Mace? Hinterkopf warnte ihn endlich diesen gefährlichen Ort zu verlassen.
Mace riss sich von den hell leuchtenden Lichtern der Stadt los und marschierte den rund gewölbten Gang weiter entlang. Die meisten Türen, die zu Quartieren führten, standen offen und Mace konnte einen kurzen Blick hinein werfen. Einige waren durchwühlt, in wenigen lagen ihre Besitzer auf dem Boden mit Wunden, die von Blastern oder einem Lichtschwert stammten. Größtenteils waren die Zimmer jedoch unberührt geblieben. Mace vermutete, dass ihre Bewohner beim ersten Anzeichen einer Gefahr sich sofort verteidigt hatten oder sich zu einer größeren Gruppe zusammengeschlossen hatten. Der junge Jedi musste die Augen einige Male abwenden, wenn er ein vertrautes Gesicht erblickte.

Schließlich kam er zu einem Korridor, der ihm nur allzu vertraut erschien. In der vorletzten Kammer, bevor der Gang eine scharfe Rechtskurve vollführte, lag sein eigenes Zimmer. Die Dunkelheit im Gang machte es Mace unmöglich bis zu seiner Kammer zu sehen. Er schlich leise vorwärts bis er eine kleine, auf dem Rücken zusammengekauerte Person ausmachte, die auf der rechten Seite der Wand lag. Die kindliche Gestalt lag wie von einer enormen Wucht getroffen, gekrümmt auf den Steinboden und eine Hand war deutlich nach einem länglichen Gegenstand ausgestreckt. Mace´ Herz klopft wild. Als er nah genug war, erkannte Mace ein Übungslichtschwert. Der Junge erkannte es. Er hatte gegen die Schülerin, die es geführt hatte, in tief verbundener Freundschaft einige Male gekämpft.

Mace spürte wie eine Träne über seine Wange hinunter rollte. Er wusste, dass es Ashla war. Ashla gehörte der Togruta-Spezies an, ihre Haut war rot bis auf den Bereich um ihre Augen, die Lekku und die Kopfschlingen. Die Augenpartie war weiß, die Lekku und die Kopfschlingen waren grau-weiß gestreift. Ihre Lekku, fleischige Auswüchse an ihrem Hinterkopf, waren in den letzten Jahren gewachsen, ebenso wie sie selbst. Ashla überragte Mace um einen halben Kopf. Mace war immer wieder von Ashlas arteigener erhöhter Empfindungsfähigkeit beeindruckt worden. Sie hatte ihn immer ermahnt ruhig zu bleiben.

Er wagte es nicht Ashla ins Gesicht zu blicken. Er wollte den Tod darin nicht sehen. Dennoch musste er sich vergewissern. Er befestigte das Lichtschwert an dem Magnethacken, der dafür an seinem Ledergürtel vorgesehen war. Mace kniete sich neben den leblosen Körper. Das Licht war schwach, und Mace konnte zuerst nichts erkennen. Er schob sich näher heran und streckte die Hand langsam aus. Einige Augenblicke später berührte er die abgekühlte, seidige Haut der Lekku. Es gab keinen Zweifel mehr für Mace.
Sein Kopf sank nach vorne. Er fühlte sich nicht wie ein Jedi. Er fühlte die Wunde, die in sein Herz geschlagen worden war. Trauer wollte sich seiner bemächtigen, doch Mace ließ dies nicht mehr zu. Er wusste, dass er sich mit allem was geschehen war abfinden musste. Er würde sie auf ewig vermissen und sich damit abfinden. ?Auf Wiedersehen, Ashla?, flüsterte Mace und unterdrückte eine letzte Träne. Er zog seine Hand zurück und erhob sich.

Ohne zurückzublicken schritt er bedacht voran, eilte an seinem Zimmer vorbei und nach rechts um die Ecke. Dahinter lag ein Korridor, der dem vorigen beinahe glich. Schales Licht ging von Lichtquellen an den turmhohen Wänden aus. Mace atmete Staub ein und hätte beinahe geniest. Er hielt sich den Arm vor das Gesicht. Sein Blick fiel auf die Mauer aus Steinen, die sich wenige Meter vor ihm auftürmte. Die Marmorblöcke lagen aufgehäuft um das Loch in der Tempelwand verteilt. Es roch verbrannt. Mace kniff die Augen zusammen, seine Augen brannten wegen des Rauchs und Staubs. Sein Gefühl warnte ihn. Er aktivierte die blaue Lichtschwertklinge. Sie spendete trübes blaues Licht, das die tiefsten Schatten nicht zu verdrängen vermochte. Mace blickte auf und sah Staub, der vor dem kleinen Loch wirbelte. Die weißen Steine waren schwarz geworden und an einigen Stellen zu Schlacke verbrannt. Er berührte den Brocken, der ihm am nächsten lag. Er war noch warm.
Mace entschied, dass die Steine genug abgekühlt waren, um darauf zu laufen. Eine dubiose Art von Freude überkam ihn. Er hatte es bis hierher geschafft, er hatte überlebt und einen Ausweg gefunden. Bis jetzt hatte Mace aber noch nie den Tempel alleine verlassen.

Das jahrhundertealte Gebäude war seine Heimat gewesen, der einzige Platz in den Weiten der Galaxie, in dem er sich völlig geborgen und sicher gefühlt hatte. Die Jedi waren seine Familie gewesen, die einzigen Wesen, die sich um ihn gesorgt hatten. Mit dem Angriff der Klontruppen auf den Tempel hatte Mace alles verloren, was ihm in seinem Leben wichtig gewesen war.

Diese Erkenntnis erschütterte seine Willenskraft und er hielt vor dem zugigen Loch inne. Seine, typisch für einen Padawan kurz geschnittenen, dunkelblonden Haare wurden vom starken Zugwind zerzaust.
Es gab keine Alternative, erkannte der Padawan. Kein Jedi würde im Tempel bleiben. Es war wichtig, dass die Jedi, die außerhalb des Tempels auf Missionen unterwegs waren, erfuhren was auf Coruscant in ihrem Heiligtum geschehen war. Mace begriff, wie wichtig es war, dass er überlebte.

Alle Jedi-Meister und Ritter, die sich nicht während des heimtückischen Überfalls auf den Jedi-Tempel dort aufgehalten hatten, waren in die Kämpfe mit den Separatisten verwickelt. Sie mussten gewarnt werden, falls die Klone sich ebenso gegen sie wandten.

Wahrscheinlich war Mace der einzige, dem sich eine Möglichkeit zur Flucht bot. Die Entscheidung war gefallen. Mace hakte das kurze Lichtschwert wieder an seinen Gürtel und nahm das Seilkatapult aus der passenden Gürteltasche. Mace war froh, dass er und die anderen Schüler vor zwei Tagen mit Meister Yoda geübt hatten, wie man die Flüssigseilkatapulte benutzte und er deshalb das Gerät noch bei sich trug. Er trat in die Öffnung des Lochs. Keinen Moment zu früh. Leise, kaum hörbare Schritte zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Mace duckte sich instinktiv. Seinen Arm durchzuckte ein heftiger Schmerzstich. Er fühlte wie Blut zu fließen begann. Die Kruste über der Wunde war aufgerissen. Er biss sich auf die Lippe und versuchte den Schmerz zu akzeptieren. Licht wurde von T-förmigen, dunkel glänzenden Flächen reflektiert. Mace schlich sich geduckt so nahe wie möglich zum Rand des Loches. Er betätigte den Hebel des Katapults und das Kabel schoss nach oben. Erste Blasterschüsse schlugen nur wenige Meter entfernt in die Steintrümmer ein. Einen Augenblick später traf ein roter Strahl einen geschwärzten Stein in unmittelbarer Nähe. Mace sah das Glühen aus den Augenwinkeln. Die Klonsoldaten rannten mit großen Schritten auf ihn zu. Sie hatten keine Schwierigkeiten die aufgetürmten Steine zu erklettern. Das Kabel strafte sich. Es hatte sich verhackt. Mace sprang nach unten. Über ihm schossen rote Blasterstrahlen aus dem Loch.

Mace prallte gegen die harte, graue Wand des Tempels. Er konnte sich drehen um seine Schulter zu schonen. Er betätigte erneut einen kleinen Hebel am Katapult und die Spule ließ Kabel nach. Langsam sank er nach unten. Zu langsam. Die Klone beschossen das Kabel. Ein Blasterstrahl traf. Ruckartig begann Mace zu fallen. Angst machte sich breit. Er konzentrierte sich auf innere Ruhe. Die Macht war mit ihm.
 
Er landete nach drei Metern freiem Fall auf einer Hangarplattform. Der Aufprall war hart. Mace konnte ihn nur geringfügig mit der Macht bremsen. Seine Stiefel berührten zuerst den Steinboden. Er rollte sich geübt über die Schulter ab. Seine Sinne warnten ihn vor drohender Gefahr. Das Lichtschwert war in seinen Händen und summte kampfbereit, als er festen Stand erreicht hatte.

Wie aus dem Nichts schritten weißgepanzerte Gestalten aus der dunklen Hangarhalle. Mace zählte vier Klone. Sie waren mit DC-15A Blastergewehren ausgerüstet. Der Padawan blickte ihnen entschlossen entgegen. Entschlossener, als er sich fühlte. Ihre Panzerungen waren mit den Markierungen von Piloten verziert. Gewissheit erfüllte Mace, dass sich alle Klonsoldaten gegen die Jedi gewandt hatten.

Die Klone begannen zu feuern. Mace drehte den Griff der blauen Klinge zwischen den Händen und wehrte das Blasterfeuer erfolgreich ab. Meister Yoda hatte ihm vor einigen Wochen gelobt: Er sei ein guter Kämpfer. Gleichzeitig hatte er ihn jedoch auch getadelt, weil er in seinem Ehrgeiz die anderen Wesen um sich herum übersah. Mace konnte noch nicht verstehen, was an seinem Eifer und Tatendrang falsch war, doch er hatte das seltene Lob von dem kleinen grünhäutigen Jedi-Meister als etwas überaus Besonderes angesehen. Er ließ sich zurücktreiben, bis er vor einer niedrigen Erhebung angelangt war. Dahinter lag ein Abgrund von mehr als fünfzehn Metern. Das Blasterfeuer kam näher. Mace’ Reflexe begannen zu erlahmen.
Seine Ausdauer war noch sehr stark eingeschränkt, auch wenn er seit seinem sechsten Lebensjahr mit dem Lichtschwert trainierte. Seine Bewegungen wurden zackiger. Die Zeitabstände zwischen den Blasterschüssen wurden geringer. Nur noch Sekunden und der erste Schuss würde Mace treffen.
Klonpiloten waren auf das Fliegen von Raumjägern spezialisiert. Wenn sie echte Feldsoldaten gewesen wären, oder gar Kloncommander, wäre er bereits tot.

Die Piloten trugen nur graue Overalls mit den Emblemen der Republik. Ihre kantigen Gesichter hatten dieselben Züge. Zwei unterschieden sich in keiner Hinsicht voneinander. Der dritte hatte jedoch bereits grau Haaransätze an den Schläfen und die rechte Augenbraue des viertens Klons zierte eine kleine Narbe.
In Moment bedauerte es Mace, dass er noch nicht so geschickt war wie die älteren Padawane. Er konnte die Blasterblitze abwehren, aber nur sehr selten gelang es ihm, sie zurückzuschleudern.
Die Hitze des Blasterfeuers umgab Mace. Er versuchte so gut er konnte den Blasterschüssen zu entgehen.
Sein Arm schmerzte und fühlte sich schwer an. Bald waren die einzigen Kräfte, die ihn auf den Füßen hielten, sein Adrenalinspiegel und die Macht als wankelmütiger Verbündeter. Plötzlich bemerkte Mace ein rotes Licht, das über den matten Boden streifte. Der Gedanke, dass etwas oder jemand in seiner Nähe Licht verbreitete, ließ Hoffnung auf eine erneute errettende Gelegenheit aufkeimen.

Ein Blasterstrahl ging knapp an seiner Schulter vorbei. Er hechtete zur Seite, auf das Licht zu.

Es hatte seine Neugierde geweckt. Etwas Unbekanntes, das ihm helfen konnte. Mace befand sich hinter der hohen Öffnung des Hangars, als er abrollte und auf die Füße kam. Erst jetzt begann er sich zu fragen, ob nicht seine Not ihn endgültig in einen Falle gelockt hatte. Mace hob schützend das Lichtschwert vor sich in Abwehrhaltung. Hinter sich hörte er das Tappen von Raumstiefeln auf dem Boden. Er fühlte die Bedrohung und huschte tiefer in die Dunkelheit des Hangars hinein. Die Klone konnten im Dunkeln nicht besser sehen als er, ihm blieb jedoch die Macht als Hilfsmittel. Abermals sah er einen roten Lichtstrahl und er erkannte die Lichtquelle. Er deaktivierte die blaue Energieklinge seines Lichtschwerts und verschwand hinter die massiven Versorgungsdroiden der ATT-Kanonenboote. Der einzige große rote Sensor, der an ihrer Kopfspitze hervorragte, hatte das Licht ausgestrahlt, dem Mace gefolgt war.

In dem schalen Licht zeigten sich die Objekte in Mace’ unmittelbarer Umgebung: Der massive Koloss des Droiden, der mit seinen schweren Armen einen geschlossenen Tankschlauch schleppte. Ein Kanonenboot, dessen Geschützkugeln leer und deaktiviert unter den Flügel herabhingen. Ein weiteres Versorgungsschiff, das neben Frachtkisten abgestellt worden war und wie ein Raubtier auf seinen nächsten Einsatz wartete.
Es schien beinahe so, als würde der Droide ihn vorwurfsvoll anglotzen. Mace zog trotzdem das Schwert in einem schnellen Hieb nach vorne und trennte den wuchtigen Arm unter dem Durastahlgelenk ab.
Die Energieklinge schnitt ungehindert durch das Metall, wie ein Vibormesser durch Fleisch. Der schwere Arm fiel zu Boden. Mit ihm der Tankschlauch. Eine transparente dünnflüssige Substanz quoll hervor. Der Droidenarm schlug Funken. Mace kletterte auf den Rest des Droiden. Er befand sich mehr als einen halben Meter über dem Boden. Der Treibstoff entzündete sich. Mace atmete ein letztes Mal tief ein.
Eine beißend heiße Hölle brach um ihn los. Flammen verlangten unerbittlich nach Nahrung. Ihre Zungen schlugen nach seinen Füßen, als würden sie ihn schmecken. Überraschte Schmerzenslaute durchdrangen das Inferno. Mace wollte sich nicht vorstellen, wie die Klonsoldaten verbrannten. Er kniff die tränenden Augen für einen Moment zusammen. Der Brand erzeugte keinen Rauch. Er breitete sich wie ein Teppich über den Boden aus. Die Flammen hatten ein bläuliches Zentrum und schmolzen weiche Kunststoffe sofort.

Mace fühlte, wie seinen Lippen spröd wurden und die entstandene Hitze alle Feuchtigkeit aus seiner Umgebung entzog. So ähnlich musste es sich in einem Hitzesturm auf Ryloth anfühlen, dachte Mace. Er erinnerte sich an eine jahrtausende alte Geschichte in der ein Twi’lek Jedi-Meister überlebte, als ein solcher Sturm ihn überrollte. Mace kletterte auf den höchsten Punkt des Droiden. Dort fand er sicheren Halt. Oberhalb befand sich eine Schiene mit Greifarmen und Plattformen, auf denen beschädigte Kanonenboote und Gleiter repariert wurden. Eine der Plattformen schwebte niedrig genug, so dass er sie springend erreichen konnte. Mace war noch nicht erfahren genug, um einen höheren Sprung mit der Macht zu wagen, deshalb war er froh, dass er nur etwas mehr als die Hälfte seiner eigenen Körpergröße überwinden musste.
Sanft landeten seine Füße auf der Plattform neben einem halbkreisförmigen Gleiter, dessen Cockpit eine Art Kuppe bildete. Mace bemerkte Schrammen an der Seite des rot-weiß lackierten Gleiters. Er schlussfolgerte, dass er in letzter Zeit öfter von einem unvorsichtigen Piloten benutzt worden war. Er rannte zum anderen Ende der Ebene. Von hier aus konnte Mace die kleinen Löschdroiden sehen, die auf dem Boden des Hangars herumwuselten, um dem Brand Einhalt zu gebieten. Einen Moment lang war Mace froh, dass der Brand gelöscht wurde. Ein widersprüchliches Gefühl, sagte ihm weiterhin, dass der Tempel sein Zuhause war und Mace wollte sein Zuhause nicht zerstören. Doch Zuhause ist dort, wo geliebten Wesen sind. Es gab keinen mehr im Tempel dem er nahe stand. Mace versuchte Trauer und plötzlich aufkeimende Wut abzuschütteln. Es gab jemanden, der befohlen hatte dies alles zu zerstören.

Ein Jedi durfte nicht wütend sein. Mace dachte daran, dass er niemals die Macht haben würde, dies rückgängig zu machen. Zuerst muss ich heil hier rauskommen, erinnerte sich Mace und löste die plötzliche Starre in seinen Beinen. Neben sich sah er Magnetklammern, an denen die schwebenden Plattformen befestig wurden. Die, auf der er stand, war die einzige, die nicht sachgemäß fixiert worden war. Mace würde es nicht schwer fallen, auf einen der anderen Plattformen zu springen, wenn er Anlauf nahm.

Mace bemerkte kleine perforierte runde Öffnungen, die versteckt unter der Decke in die Wände eingelassen waren: Belüftungsgitter. Er konnte sich gut vorstellen, dass er in diesem Netz aus Belüftungsschächten einen Ausweg fand. Doch er wusste ebenso, dass man die Schächte durch Aktiveren der Laserbarrieren schützen konnte. Die Klone waren sicherlich in der Lage, dieses Schutzsystem einzuschalten. Mace verwarf diese Idee. Inzwischen war das Feuer unter ihm gelöscht worden und der Luftaustauscher musste die Frequenz des Ventilators im Inneren der Schächte bis zum Maximum erhöhen, um die giftigen Dämpfe zu filtern.
Mace nahm wahr wie die Löschdroiden in zwei Klappen am Boden verschwanden. Als der letzte wuselnde Droide verschwunden war, hatte er einen neuen Plan entworfen. Flink sprang er von der Plattform.
Der Aufprall war hart und Mace hörte ein leises Knacken. Ein hinter zusammengebissenen Zähnen hervordringender Schrei erfüllte die Halle für einen kurzen Moment. Mace hob den sogleich schmerzenden linken Fuß vom Boden. Er versuchte ihn abermals abzusetzen, doch der Schmerz war zu groß. Er humpelte bis zu der Droidenluke und setzte sich davor auf den abgekühlten Boden. Ohne den Fuß genauer zu untersuchen konnte er sich ausmalen, dass er sich den Knöchel verstaucht oder vielleicht sogar gebrochen hatte. Er musste den Lederstiefel ausziehen, um sich die Verletzung genauer anzusehen. Äußerlich schien der Fuß unverletzt, als er jedoch über seinen Knöchel strich, fühlte er einen leicht stechenden Schmerz.
Er zog den hohen Stiefel wieder an. Er hoffte, der Schuh schützte seinen Knöchel.

In diesem Moment drang der pochende Schmerz in seiner Schulter wieder in sein bewusstes Empfinden.
Hoffnungslosigkeit fand einen Weg. Der Schmerz schien aus jedem Bereich seines Körpers zu stammen. Wie zäher Glasfruchtsirup zog er sich durch seine Muskel und Gelenke.
Mace ließ sich zurück gegen die Wand fallen. Er atmete tief ein und aus. Mace schloss die Augen und tastete nach den tröstenden Strömen der Macht. Er fand sie und stellte sich vor, dass er in ihrer warmen Energie badete. Sie umhüllte ihn und regte seinen Wunden an sich zu schließen. Der Schmerz zerfloss nicht, doch er wurde stetig weniger. In Gedanken sah er, wie seine Zellen sich schneller regenerierten und die Energie der Macht gierig aufnahmen. Entspannung breitete sich in seinem Körper aus. Er fiel in eine Art Trance, die er noch nie so tief empfunden hatte. Die Zeit verging ohne dass Mace es bewusst mitbekam.
Als er die Augen nach einer Ewigkeit wieder öffnete, fühlte er sich frischer und schmerzfrei.
Ein kurzer Blick auf seine Schulter genügte jedoch, um ihn zur Vorsicht zu mahnen. Über der Wunde hatte sich eine Blutkruste gebildete, die bei zu schnellen Bewegungen wieder aufreißen würde. Ebenso würde er seinen Fuß schonen müssen. Gut, dass ich kriechen muss, bemerkte Mace, als er sich nun der runden Öffnung zuwandte. Ein hydraulisches Zischen war im Hangar zu vernehmen.

Er zog das Lichtschwert. Der Griff, der sich fremd in seinen Händen anfühlte, brachte einen kleinen Tropfen Schmermut zurück. Doch Mace wollte leben. Er musste weitermachen und durfte nicht zögern. Die Klinge schnitt ungehindert durch das Metall. Es entstand einen glühende runde Öffnung durch die Mace auf den Knien kriechen konnte. Das Metall kühlte schnell ab. Er deaktivierte die Klinge.

Einen Moment später hörte Mace ein verdächtiges Knacken. Er drehte sich um und streckte seine Machtsinne nach irgendwelchen Wesen aus. Mace fühlte den Geist eines anderen Jungen, der nur wenig älter als er sein konnte. Ein anderer Jüngling der überlebt hat, kam Mace in den Sinn.
Mace stürzte aus dem Schatten der Frachtkisten, hinter denen der Droidentunnel verborgen war, hervor.

Er erblickte jedoch keinen anderen überlebenden Jedi, sondern einen Helm mit T-Visier. Der Klon erhob sofort sein DC15A-Blastergewehr. Mace huschte zurück hinter die Kisten und augenblicklich auf die Droidenluke zu. Er schalt sich in Gedanken für seine Dummheit. So schnell er humpeln konnte, war er in der Luke verschwunden. Der Klon war schneller als er. Mace war gerade erst in der Öffnung verschwunden, als der Klon ebenfalls die Luke erreichte. Der Klon begann in die herausgeschnittene Öffnung zu feuern.
Mace kroch in Panik weiter. Abermals verließ die Macht Mace nicht, denn schon nach weniger als einem Meter fiel der Gang wie eine Rutsche, stetig steigend nach unten ab. Es dauerte etwa eine halbe Minute, bis er unten angekommen war. Das Rohr fiel sanft ab, bis es in einer runden Kammer endete. Die Rutsche war an ihrem Ende so flach, dass Mace keine Schwierigkeiten hatte, sie zu verlassen. Er war in der Droidenladestation, eine Ebene unter dem Hangar. Mace war noch nie an einem solchen Ort gewesen, obwohl er darüber Bescheid wusste. Er hatte in den letzten Jahren seine Begeisterung dafür entdeckt sich Wissen anzueignen. Mace hatte alte Jedi-Legenden, Missionsberichte und Erzählungen, die im Archiv gespeichert worden waren, gelesen. Natürlich nur einen Bruchteil dessen, was das Archiv ausmachte, doch immerhin hatte die Archivarin seinen Eifer wohlwollend bemerkt. Im Moment nützte ihm dieses Wissen jedoch nichts. Mace begann den Raum zu durchforschen. Er fand einige deaktivierte R4-Einheiten, die mit erloschenem Vid-Sensor still auf zwei Standbeinen standen, die Löschdroiden, die ihre klobigen runden Körper an Steckdosen aufluden und einen Versorgungsdroiden, der ebenso still stand.

Es gab nur eine Tür nach draußen und die öffnete sich mit einem leisen Zischen, als Mace den Schalter betätigte. Vorsichtig schlich er auf den Flur hinaus. Das Licht brannte auf dieser Ebene hell, unsichtbare Leuchtpanellen blendeten seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen. Es musste einen Weg aus dem Tempel geben. In Gedanken durchstreifte er alle Raume des Tempels, die er kannte. Von der Ratskammer, in der er nur wenige Male gewesen war, über den Saal der Tausend Quellen, die Trainingsräume, die Esssäle und die Kammer jedes einzelnen Jedi, bis zu den neu eingerichteten Hangars. Plötzlich nahm er ein Geräusch wahr. Mace verschwand hinter einer marmorierten Säule. Zwei weiß gepanzerte Gestalten gingen an der Weggabelung vorüber. Mace sah sich wieder in Bedrängnis. Seine Gedanken zogen weiter bis sie bei einem der Seen im Saal der Tausend Quellen ankamen. Mace wusste, dass alle Quellen und Seen in dem Saal entworfen und gebaut worden waren. Aus diesem Grund mussten die Seen mit dem Wasserversorgungskanälen des Tempels verbunden sein. Er konnte, wenn er durch einen der Seen in den Kanal eindrang, durch die Wasserrohre aus dem Tempel heraus schwimmen. Der Junge seufzte. Sein Sprunggelenk hatte wieder begonnen zu pochen, und er verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß. Um sich abzulenken, überprüfte er die Geräte und Taschen an seinem Gürtel. Die Klonkrieger bemerkten ihn nicht und setzten ihre Wachgänge fort. Mace atmete auf und huschte lautlos weiter. Er erreichte eine die Abzweigung, eine breite Treppe führte nach oben, während eine zweite schmale Treppe nach unten führte. Mace stieg die erste Stufe hinauf, als er plötzlich eine gefilterte Stimme von oben herab hörte.

Klone, war Mace’ einziger Gedanke und er rannte die geschwungene Treppe nach unten. Über die letzten zwei Stufen sprang er. Als er auf dem blanken Boden aufkam, hallte es durch die kleine Halle. Mace sah sich instinktiv nach allen Seiten um. Kein Klon bewegte sich in der Halle, Mace war alleine. Trotzdem verschwand er sofort im Schatten. Mace war nicht erpicht darauf den Klonen noch einmal gegenüber zu stehen. Die Halle war kleiner als die Trainingsräume und es zweigten nur einige wenige Gänge ab. Der Junge sah in jeden Gang hinein, doch sie waren alle gleich. Die Gänge führten in weitere Hallen oder Räume, die Mace bei seinem Fluchtversuch nicht helfen würden. Sein Plan, über die Wasserversorgung nach draußen zu gelangen, war an den vielen Wachen auf dem Weg nach oben gescheitert, und nun befand er sich auf dem Weg zum Haupttor des Tempels. Mace war sicher, dass vor den riesigen, mehrteiligen Toren dutzende Soldaten standen. Mace hatte keine Chance.
Vielleicht wäre es das Klügste einfach aus dem Fenster zu springen und zu hoffen, dass ein Gleiter mich fängt, dachte Mace entmutigt. Skywalker machte das doch auch.
Anakin Skywalker und sein Meister Obi-Wan waren für die Jünglinge Vorbilder, für einige sogar Helden, wie kaum andere Jedi. Gerüchte über Heldentaten der beiden verbreiteten sich wie ein Lauffeuer im Jedi Tempel. Mace fragte sich, ob einer der beiden Jedi überlebt hatte. Mace hoffte es inbrünstig. Wenn sie den Verrat der Klontruppen rechtzeitig bemerkt hatten - was Mace stark annahm - hatten die Erwachsenen alle überlebt. Der Padawan hoffte ebenso, dass Meister Windu und Meister Yoda überlebt hatten. Nicht etwa, weil sie die stärksten Jedi in der Galaxie waren, sondern weil Meister Yoda noch bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr sein Lehrer sein würde. Meister Windu hatte seit Deba Billaba keinen Padawan mehr angenommen, und er nahm nur die Begabtesten. Mace war einer der besten Schüler seines Jahrgangs. Er war geschickt und lernte schnell, was nicht nur auf das Machttraining zutraf, sondern auch auf die herkömmlichen Fächer, wie verschiedene Sprachen, sowie auf den technischen und wissenschaftlichen Unterricht. In vier Jahren wäre Mace vermutlich Meister Windus Padawan geworden.

Dieser Gedanke rüttelte Mace’ Optimismus wach. Es gab immer noch eine kleine Chance. Er blickte einen Moment lang aus einem der Fenster, die in der Wand vor ihm eingelassen waren. Coruscant schlief nie.
Er sah die Kolonnen von leuchtenden Gleitern zwischen den glitzernden Hochhäusern hängen. Für einen kurzen Moment dachte er wirklich daran, das Fenster mit dem Lichtschwert zu zerstören und in die Dunkelheit hinab zu springen. Nein, Mace war nicht Skywalker. Er hatte nicht diese extreme Bindung zur Macht. Er würde irgendwann auf dem unendlich weit entfernten Boden von Coruscant aufschlagen und wäre ohne Zweifel tot. Er musste die Klone überlisten und sich einen Vorteil verschaffen, wenn ihm die Flucht gelingen wollte.
 
3​

Mace fand den Droidenkontrollraum genauso vor wie er ihn verlassen hatte. In seiner Schulter hatte der Schmerz wieder zu pochen begonnen. Ein Stich durchzuckte seinen Fuß bei jedem Schritt. Er hielt die beiden weißen Gerätegürtel fest mit seiner schmerzfreien Hand umschlossen. Schweiß trat aus jeder seiner Poren und Adrenalin war einer der Stoffe, die ihn aufrecht hielten. Um zu verhindern, dass er zusammen brach, setzte er sich neben den klotzartigen Energiedroiden und legte die Gürtel vor sich auf den steinernen Boden. Er durchsuchte sie und fand was er sich erhofft hatte. Zwei Medipacks und ein Dutzend Granaten oder Detonatoren. Mace kannte den Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Sprengsätzen nicht. Er ahnte jedoch, dass jegliche Art ihm helfen konnte, die Klone so weit zu verwirren, dass er flüchten konnte. Mace nahm die Medipacks an sich und öffnete sie. Er hatte keine Ahnung wofür er die verschiedenen Arten von Injektoren, Salben, Ampullen, Pflaster und Geräte benutzen konnte. Er wusste jedoch, dass Bacta wie verflüssigte Proteinwürfel aussah. Es war durchsichtig und gallertartig. Außerdem half Bacta bei allen Wunden. Deshalb durchsuchte er das Medipack nach einer solchen Substanz. Er fand eine Ampulle, nahm die Packung Pflaster und einen Verband aus dem Medipack. Mace hatte bei unzähligen Übungskämpfen mit Niedrigenergieschwertern gelernt, dass Pflaster bei Verbrennungen die Wunde abkühlten, schützend wirkten und die Heilung beschleunigten. Die übrigen Sachen packte er feinsäuberlich wieder in das kleine Täschchen. Mace zog die dünnen, membranartigen Pflaster aus der Verpackung und klebte sich zwei über die verkrustete Wunde an seiner Schulter. Er spürte sofort, wie das Pochen nachließ und fühlte sich erleichtert. Daraufhin zog er sich seinen hellen Lederstiefel vorsichtig vom Fuß. Sein Knöchel war geschwollen, und er verzog das Gesicht vor Schmerz, als der Stiefel endlich von seinem Fuß rutschte. Einen Moment lang schien der pochende Schmerz unerträglich. Mace öffnete die Ampulle mit Bacta und hielt sie über seinen Knöchel. Das dickflüssige Medikament floss auf den Fuß und verteilte sich gleichmäßig. Als der gesamte Knöchel mit Bacta überzogen war, legte Mace einen Verband an.
Er spürte die Wärme, die durch die beginnende Heilung in seiner Schulter und in seinem Bein entstand.

Mace hatte einiges riskiert, es kam ihm alles unwirklich vor. Eine Mischung aus Traum und Wirklichkeit. Er hatte gekämpft und im Grunde nicht so wie ein Jedi. Er fragte sich, ob er heimtückisch gehandelt hatte.
Er hatte die Klone, die an der Weggabelung Wache gehalten hatten, verfolgt und gestellt, als er eine gute Gelegenheit dazu hatte. Höchstwahrscheinlich hatte er um einiges mehr Angst gehabt, als ein Klon jemals fühlen konnte. Sie waren trainiert um zu kämpfen und zu sterben. Ihr Leben galt einzig dem Erfüllen von Befehle. In manchen Dingen jedoch waren sie den Jedi ähnlich. Auch Jedi erfüllten ihre Pflicht, indem sie andere beschützten und halfen und die Klonsoldaten, wenn sie ihre Befehle befolgten.
Was sie jedoch stark unterschied war die Tatsache, dass Jedi ermutigt werden, selbstständig zu denken und zu handeln. Jedi hatten ein Moralgefühl und töteten nicht, wenn es nicht sein musste. Jedi kämpften für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Galaxie. Sie befolgten die Befehle der Vernunft und des Jedi-Rates.
Der Knabe hatte die Klonsoldaten kampfunfähig machen können. Zuerst hatte er zugelassen, dass sie ihn verfolgten und sie einzeln mit dem Lichtschwert, das er zuvor auf volle Leistung eingestellt hatte, bekämpft. Sein Gewissen und seine Vernunft hatten ihm geraten, dass es keinen Sinn hatte die Klone zu töten, schon deshalb, weil es Tausende genau gleiche von ihnen gab und sie nur Befehle ausführten. Er hatte sie verwundet und ihnen anschließend ihre Gürtel gestohlen. Er fühlte Trauer für die vielen Jedi, die heute getötet worden waren und Hoffnung, dass andere überlebt hatten.

Wohlige Wärme begann sich auszubreiten. Pure Willenskraft und der Gedanke, dass sein Leben von jeder seiner nächsten Taten abhing, trieben ihn weiter an. Er belastete seinen Fuß vorsichtig, denn wenn er sein Vorhaben durchziehen wollte, würde er beide Beine brauchen. Mace warf sich beide Munitionsgürtel gekreuzt über die Schultern. Er kam sich reichlich albern vor. Er wand sich dem Schacht zu, durch den er von dem Hangar in diese Kammer gerutscht war. Mace kroch mit dem Kopf voraus in die schmale Öffnung hinein. Langsam und mit sicherem Halt unter den Schuhsohlen zog er sich die ersten stetig steigenden Meter empor. Als er etwa die Hälfte seines Weges zurückgelegt hatte, schwitze er am gesamten Körper und rang heftig nach Luft. Die Luft schmeckte nach Metal, Staub und eigenem salzigen Schweiß. Er griff in eine Tasche des weißen Munitionsgürtels und holte ein rundes mehrschichtiges Objekt, das an einem Flüssigseilkabel hing, hervor. Mace warf das diskusartige Gerät tief in den Schacht hinein, bis ein Klong ertönte und es sich an der Schachtwand festheftete. Das dünne halbdurchsichtige Kabel spannte sich an, und Mace begann mit seiner Hilfe hinauf zu klettern. Die andere Belastung seiner Arme und die Möglichkeit, seine verbundene Schulter zu entlasten erleichterten Mace den weiteren Aufstieg. Trotzdem benötigte er mindestens weitere fünfzehn Minuten, bis er sich in dem obersten flachen Teil des Schachts befand.
Sein erster Blick galt den geschwärzten Flächen, die das Blasterfeuer, das ihm gegolten hatte, versengt hatte. Nur einige Zentimeter und er wäre getroffen worden. Seine schnellen Reflexe, die ihn seine Füße einziehen hatten lassen, hatten ihn gerettet.

Mace kroch auf allen vieren über die geschwärzten Stellen. Am Ende des Schachts blickte er vorsichtig in den jetzt erleuchteten Hangar. Er konzentrierte sich auf die Macht und nutze seine Sensibilität auf dieser höheren Ebene. In seiner direkten Nähe fühlte er niemanden, ebenso wenig wie er jemanden sah, roch oder hörte. Mace wusste jedoch, dass seine Machtsinne nur in einem kleinen Radius stark genug waren.
Er rutschte aus der Öffnung und ließ alles zurück, das er nicht mehr brauchen würde.
Leise und die Macht benutzend um jegliches Geräusch, das ihn verraten konnte zu dämpfen, schlich er geduckt an den Seiten der Frachtkisten entlang. Ein matter Geruch von chemischem Löschmitteln und angesengtem Metall lag in der Luft. Er fühlte niemanden, auch nicht die paradox junge Präsenz eines Klons. Dennoch hielt Mace das Lichtschwert bereits in der Hand.

Als er hinter den mattgrauen Kisten hervor trat, sah er schräg nach oben und erblickte sofort den zerkratzten Gleiter, den er früher schon bemerkt hatte. Am Boden, am Rand eines schwarzen Brandflecks, den grau-weiße Ovale unterbrachen, dort, wo die Leichen gelegen hatten, stand ein Versorgungsdroide. Sein klobiger, länglicher Kopf bewegte sich nicht, und alle Leuchtdioden waren erloschen. Die Kanonenboote waren nun in allen Einzelheiten zu sehen. Ebenso die Plattformen mit den leichteren Fahrzeugen und Gleitern. Alle Fahrzeuge und Geräte standen an ihrem Platz. Mace ließ seinen Blick durch den Hangar schweifen und fand sogleich was er gesuchte. Die Landeplattformkontrolle war ein flaches Panelle an der Wand neben dem halbgeöffneten Hangartor. Unhörbar flitzte er zu der Wand. Alle seine Sinne waren auf höchster Alarmstufe. Im Abstand von wenigen Metern standen sechs Klonkrieger im leicht einsehbaren Hauptraum des Raumschiffhangars. Sie hatten sich um beide Turbolifte und an beiden Kanonenbooten postiert. Mace war zu weit entfernt um ihre Empfindungen mit der Macht zu ergründen, doch sie schienen nicht besorgt zu sein. Sie müssen sich keine Gedanken mehr um Angriffe von Jedi machen. Mace wagte es vorerst nicht, den Gedanken zu vollenden, doch ihm war bewusst was dies bedeutete. Es dauerte Sekunden, bis die Soldaten seine unscheinbare kindliche Gestalt registrierten. Gezüchtet um zu kämpfen, zu töten und zu sterben.
Mace entzündete das Laserschwert. Es funkelte bläulich und ließ Schatten über seine ernste Mine wandern.
Ein Jedi würde diesen Soldaten immer überlegen sein, solange sie Befehlen gehorchten.
Die Macht ballte sich um den Jungen und durchströmte ihn wild und kraftvoll. Weniger als fünf Sekunden waren vergangen, und die Klone begannen bereits mit den DC-15A Gewehren auf Mace zu feuern.
Sie sind unglaublich schnell, aber sie verfügen nicht über die Macht.
Mace rief alle Soresu-Abwehrtechniken, die er bereits beherrschte, aus seinem Gedächtnis auf. Unter Meister Yodas Aufsicht hatten er und die anderen begonnen zu trainieren, wie man Blaster abwehrte und an ihren Ursprungsort reflektierte. Mace hatte bis jetzt noch nie so gekämpft. Seine Soresu Bewegungen waren bei weitem nicht so automatisiert, wie bei einem Meister der dritten Lichtschwertform, wie es Meister Kenobi war.

Er fokussierte seine Aufmerksamkeit auf den Kampf, um die Angst aus seinem Bewusstsein zu verbannen.
Mühevoll reflektierte er die erste Welle des Blasterfeuers. Die Klone gingen in Deckung hinter den Rümpfen der ATT-Kanonenboote. Mace wusste, dass er sie nicht mit reflektierten Blasterschüssen ausschalten würde. Er zog sich zurück und verschwand hinter der äußersten Frachtkiste. Adrenalin wurde durch seine Blutgefäße gepumpt. Sein Körper verlangte gierig nach Luft. Er holte die runde flache Granate aus den Geräte- und Munitionsgürteln, die er sich über die Schultern gelegt hatte. Er ließ die flache Granate mit Hilfe einer schnellen Armbewegung über den glatten Boden gleiten. Die Granate gab kein Geräusch von sich. Er griff mit der Macht nach dem Gerät und bewegte sie an die richtige Stelle. Mace konnte es nicht sehen, doch er meinte zu fühlen, wie das grüne Lämpchen erlosch. Ein greller Blitz und eine laute Explosion folgten diesem Gefühl. Mace verbarg sich hinter einer Kiste. Er presste die Augen zusammen und hielt seine Ohren mit seinen Händen zu. Die Klone waren nicht vorbereitet gewesen. Die integrierten Schutzblenden wurden von dem hellen niedrigfrequenten Licht überlastet und die volle Wucht der Blitzgranate traf jeden. Jedoch waren die Körper der Klone auf solche Gefahren trainiert. Sie waren die Elite, die 501. Garnison. Ausgebildet auf Kamino, dem Mond von Coruscant und einigen anderen republikanischen Planeten, waren sie härteren Ausbildungsmethoden begegnet und so wurden sie nur einige Minuten außer Gefecht gesetzt.
Mace sah die Klone gelähmt am Boden liegen. So schnell er konnte rannte Mace durch den Hangar und unter eine der magnetisch befestigten Plattformen. Er ließ die Macht fließen und sprang. Nur knapp und mit einiger Mühe schaffte er es den Rand zu fassen zu bekommen. Er zog sich hoch.
Auf der Plattform fand er den zerkratzten sichelförmigen Gleiter. Mace fühlte das seine Hände vibrierten, als er bei diesem Anblick daran dachte, was er genau hier oben beabsichtigte. Sanft strich er mit der Hand über die kühle glatte Oberfläche des Gleiters. Aufregung ließ ihn vorsichtig handeln. An der eleganten Ausbuchtung des Fahrzeuges angekommen, betätigte er einen flachen getarnten Schalter um die Cockpitluke zu öffnen. Das Innere war geräumiger als das eines Sternenjägers. Mace hielt sich am Rand der Luke fest und sprang in das Cockpit. Er war noch nie in einem solchen Fahrzeug alleine gewesen.

Er war in technischen Dingen weder geschickt noch besonders interessiert. Ihm waren die meisten technischen Geräte egal, und er lernte nur die zu bedienen, die ihm nützlich erschienen oder auf die er angewiesen war. Mace unterdrückte die Furcht. Er war wie jedes Kind herangewachsen, er hatte trainiert, hatte gelernt, hatte Freunde gefunden und verloren, hatte Fehler gemacht und daraus gelernt. Jetzt den Tempel zu verlassen bedeutete, alles zu verlassen was er gewohnt war. Seine feinfühligen Hände ließ er über die Armaturen streichen. Er meinte eine Art Spannung zu fühlen. Eine Entscheidung war unumgänglich. Er drückte einen Knopf, doch nichts geschah. Mace betätigte einen anderen viel versprechenden Knopf. Einige Lichter begannen zu glühen. Er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war.
 
Völlige Gelassenheit war das Ziel eines Jedi-Meister, Mace dachte daran, doch er fand keine Ruhe. Bei seinem nächsten Knopfdruck nahmen die Repulsoren des Gleiters ihre Arbeit auf. Die Maschine vibrierte leicht. Mace probierte weiter Knöpfe, bis die Antriebsdüsen ansprangen. Er nahm die Lenkgriffe in die Hände. Zuerst blieb Mace vorsichtig und schob die Lenkgriffe nur einige Millimeter nach vorne. Der Gleiter bewegte sich, Mace wurde von freudiger Erwartung erfüllt. Er schnallte sich mit dem Gurt fest.
Er schob die Griffe ruckartig nach vorne. Der Gleiter sprang von der Plattform. Mace wurde in die Luft gehoben, doch der Gurt hielt ihn am Pilotensitz. Ein leichter Schmerz durchzuckte seine Schulter. Sein Griff um die Hebel stärkte sich, der Druck nach vorne ließ jedoch nach. Einen Moment später wurde der Gleiter langsamer und flog rund auf den Hangarboden zu. Mace fühlte keine Angst, er war zu sehr darauf konzentriert, den Gleiter gerade zu halten. Der Aufprall war hart. Mace hörte ein Ächzen, das von der Metallverkleidung des halbmondförmigen Gleiters ausging. Er versicherte sich selbst, dass er alles überstehen würde. Er knirschte mit den Zähnen und drückte die Lenkgriffe nach vorne. Der Gleiter schoss nach vorne. Mace wurde in den Sitz gepresst. Der Gleiter schoss über die glatte Oberfläche des Hangarbodens. Die rechteckige Hangaröffnung flog auf ihn zu.
Mace begann die Kontrolle für das Repulsorfeld, das den Gleiter in der Luft hielt, zu suchen. Obwohl er sich nie freiwillig mit dem Antrieb eines Gleiters auseinandergesetzt hatte, hatte er ein Grundlagewissen. Liam, der sein bester Freund gewesen war, war versessen auf schnelle Raumschiffe und Flitzer gewesen. Der braunhaarige, knopfäugige Junge hatte die Regale seines Zimmers mit Raumschiffmodellen besetzt und hatte üblicherweise bei jeder Gelegenheit über die neuesten Raumschiffstypen geredet. Mace hatte sich den Ausführungen seines besten Freundes nicht entziehen können und wusste theoretisch wie man einen Gleiter bediente. Er fand den Höhenregler der Repulsorgeneratoren und stellte ihn auf Automatik. Der Rand des Hangars kam näher. Mace machte sich auf einen harten Ruck gefasst, wenn der Gleiter den Hangar verließ.
Dieser kam unerwartet schnell. Er wurde abermals vom Sitz gehoben. Mace beschleunigte den Gleiter abermals, sein Gefühl sagte ihm, dass die Klone nicht mehr allzu lange bewusstlos sein würden.
Als er über diese Empfindung nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass er darauf vertrauten sollte. Inzwischen hatte er gelernt, die Klone nicht zu unterschätzen. Im selben Moment erschütterte etwas den Gleiter. Mace sah durch das Seitenfenster nach hinten. Die Division Klonkrieger hatte sich auf der ausgefahrenen Landeplattform in Kampfposition aufgestellt. Sie schossen mit ihren langläufigen DC-15A Gewehren hinter Mace her. Der Gleiter hatte keine Deflektorschild und würde längerem Blasterfeuer nicht standhalten. Seine einzige Chance war es, schnell außer Reichweite der Blastergewehre zu kommen. Er beschleunigte abermals. Alarmsirenen erklangen und rote Lämpchen leuchteten auf, nachdem ein Blasterschuss die Bauchseite des Gleiters verbrannt hatte. Mace klammerte sich an die Lenkgriffe. Er wusste nicht was zu tun war, trotzdem presste er die Lenkgriffe weiterhin nach vorne. Der Gleiter flog geradlinig weiter, sank jedoch kontinuierlich. Keine weiteren Treffer folgten.

Der Padawan atmete auf. Er wähnte sich in Sicherheit. Aus diesem Grund bemerkte er den Höhenverlust erst als er die Höhenunterschiedsanzeige erkannte und bemerkte, dass sie ständig abnahm. Er schluckte.
In nur wenigen Minuten würde der Gleiter über den Stahlbetonboden von Coruscant schlittern und wahrscheinlich in Flammen aufgehen. Mace zog die Lenkgriffe nach oben. Die Maschine sank weiter. Mace vermutete, dass die Klone die Höhenkontrolle des Gleiters getroffen hatten. Mace zog die Griffe weiterhin nach oben. Er musste versuchen, sanft zu landen und allen Gebäuden auszuweichen. Vorerst flog er geradlinig weiter, um den Tempel herum standen keine Hochhäuser.
Als er die Linie aus Hochhäusern erreichte, versuchte er den Gleiter zu drehen um durch eine schmale Seitengasse zu fliegen. Die Durastahlfassaden kamen schnell näher. Die Drehung gelang ihm nur halb. Er sah die Wand vor der Kanzel und riss die Hände vor sein Gesicht. Der Aufprall schleuderte ihn nach vorne. Die Lenkgriffe bohrten sich in seine Seite. Der Gurt riss. Mace schlug gegen die Transperiestahlkanzel. Er spürte die Rillen der Kanzelverkleidung, die gegen seine Wirbelsäule gepresst wurden. Der runde Vorderteil verformte sich durch den starken Aufprall. Da sich die Kanzel hinten am Gleiter befand entging Mace der vollen Wucht des Einschlags.

Einen Moment lang steckte der Gleiter in der Hauswand. Schreie von den Bewohnern waren zu vernehmen. Kleine Brandherde entstanden. Es würde nur Minuten dauern, bis Sicherheitsgleiter und Löschfahrzeuge an der Unfallstelle eintrafen. Coruscant war als Hauptplanet der Republik schnelllebig und überfüllt. Auf dem Planeten, der von einer einzigen riesigen Stadt vereinnahmt wurde, lebten Milliarden von Wesen. Der Planet war wie ein riesiger Organismus, der niemals schlief.
Der Augenblick verging und der Gleiter kippte nach unten. Ein metallisches Ächzen erfüllte die Luft. Der Gleiter landete mit der Bauchseite nach oben schief in der schmalen Gasse. Ein Flügel des Fahrzeugs wurde eingedrückt. Mace wurde auf die Seite geschleudert und die Ecken und Kanten von verschiedenen Geräten bohrten sich in seine Seite. Er verlor die Orientierung. Übelkeit machte sich in ihm breit. Mace spürte unzählige brennende Schmerzherde, die in seinem Körper ausbreiteten. Jede Bewegung des verbeulten halbzerstörten Gleiters warf Mace gegen ein anderes eckiges Gerät oder einen Display.

Nach unendlich langen Minuten lag der Gleiter still. Mace versuchte sich mit den Händen hochzustemmen, doch jede Bewegung schmerzte. Sein Verstand sagte ihm, dass er weg musste. Der Sicherheitsdienst von Coruscant bestand aus speziell gekennzeichneten Klontruppen. Sie würden ihn ebenso töten wollen, wie die Klone im Tempel. Er wollte sich zwingen, auszustehen. Es gelang ihm nicht. Sein Körper weigerte sich, sich weiter zu bewegen. Er war erschöpft. Plötzlich hörte er ein Scharren. Mace bemerkte nicht wie viel Lärm er machte. Plötzlich hörte er, wie Metallteile weg geschoben wurden. Eine besorgte, fragende Stimme klang aus unmittelbarer Nähe. „Ist da drin noch jemand?“ Mace wagte nicht zu atmen oder sich zu bewegen.
„Mum, da ist ein Stück Stoff.“ Ein grabendes Geräusch war zu vernehmen. „Ich klettere rein. Ich glaub da ist jemand drin.“ Als Mace nach oben blickte, sah er das runde Gesicht eines Mädchens. Sie sah Mace überrascht an. Das Mädchen sah sich um: „Mum, da ist ein Junge.“ Sie wandte ihr freundliches Gesicht und die großen braunen Augen wieder Mace zu: „Ich helfe dir, in Ordnung?“ Mace nickte und schloss seine Hand um ihre, als sie ihm die zierlichen Finger hinstreckte. Mace half mit als das Mädchen ihn mit all ihrer Kraft aus dem Wrack des Gleiters zog.
 
4​

Leises Knacken war zu hören. Das Geräusch störte Mace und weckte ihn. Er fürchtete sich einen Augenblick lang davor die Augen zu öffnen. Mace glaubte wieder im zerstörten Tempel zu sein. Traumfetzen zogen durch sein Bewusstsein.
Dunkle, Roben tragende Wesen, das Kreischen von Lichtschwertern, Blasterfeuer und gleichgültige Stimmen ließen ihn schließlich hochschrecken. Ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Fuß.
Nicht von dem was geschehen war, hatte er nur geträumt, war der erste klare Gedanke, den er fassen konnte. Mace zog die Füße an und hielt sich den schmerzenden Knöchel. Er lag seitlich und schluchzte. Nur ein Teil seiner Tränen galt dem körperlichen Schmerz.
Er fühlte Wut in seinem Inneren brodeln und presste die Spitze der Bettdecke mit aller Kraft zusammen. Spannung durchlief seinen Körper und sein Knöchel begann heftiger zu pochen.
Mace wünschte sich der Schmerz in seinem Inneren würde verschwinden. Leid und Verlust brannten in seinem Herzen. Hätte er nicht gewusst, dass nichts den Schmerz in seiner Seele lindern konnte, er hätte er alles getan um dies zu bewirken. Heiße Tränen flossen über seine geröteten Wangen und versickerten in dem flauschigen Polster.
Die Jedi-Lehren, die im tiefen Kern seines Selbst verankert waren, übernahmen seine Art zu denken, sein Zorn verrauchte. Er drehte sich von der in sanften Pastelltönen gehaltenen Wand weg. Sein Blick, der nicht mehr durch Tränen getrübt wurde, schweifte durch das Zimmer.
Er drängte den Schmerz in den dunklen Bereich seines Herzens zurück. Dorthin wo er Ashla, Tamin und Liam für immer in Erinnerung behalten und bewahren würde. Er verschloss die Erinnerung an Ashlas Leiche. Er hatte überlebt, ein Jedi durfte niemals zurückschauen.
Seine Gedanken sollten stets auf die Gegenwart gerichtet sein.
Eine kurze Betrachtung der Einrichtung des Zimmers ließ schließen, dass es nicht oft benutzt wurde. Mace vermutete, dass es das Zimmer eines Medicenter oder ein unbenutztes Zimmer im Apartment seiner Retterin war. Für ein Zimmer in einem Medicenter war es zu freundlich und unsteril. Er wischte den Rest seiner Tränen in die Bettdecke. Mace war bewusst wie viel Glück er gehabt hatte, wenn man als Jedi von Glück sprechen durfte.
Das Mädchen mit dem runden Gesicht und den blonden Locken hatte ihn aus dem Wrack des Gleiters gezogen, die Macht und das hochkonzentrierte Adrenalin in seinen Blutgefäßen hatten Mace auf den Beinen gehalten.
Kurz nachdem er das Wrack verlassen hatte und dieses lichterloh in Flammen aufgegangen war, war Mace auf den Boden gesunken. Die Erschöpfung und der Schmerz hatten ihn nach wenigen Metern in die Knie gezwungen. Es war ihm nicht mehr gelungen die Macht zu Hilfe zu rufen. Die Kraftlosigkeit war so durchdringend gewesen, dass er nicht im Stande gewesen war auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Was danach mit ihm geschehen war, konnte Mace nicht sagen, er hatte das Bewusstsein verloren. Später war er nur einmal kurz aufgewacht, er hatte Stimmen gehört und ein grelles Licht hatte ihn geblendet.
Daraufhin hatten ihn Albträume immer wieder aufschrecken lassen. Träume von unsichtbaren Verfolgern und Ashla, wie sie tot auf dem Boden des Tempels lag. Die Erschöpfung und ein Beruhigungsmittel, war seine Vermutung, hatten ihm die Kraft geraubt aufzustehen. Mace meinte, dass er einige Tage durchgeschlafen hatte.
Jetzt war er jedoch hellwach und bereit herauszufinden, wer seine Wohltäter waren und warum sie ihm geholfen hatten. Außerdem besann er sich, wäre es nicht schlecht zu wissen wo er sich befand. Er setzte sich vorsichtig auf und bemerkte, dass ein dünner Verband um seinen Knöchel gewickelt war. Beim Betasten seiner Schulter stellte er fest, dass sie geheilt war. Mace ließ sich vorsichtig über die weiche Bettkante auf den Teppich, der auf dem Holzboden lag, gleiten. Der Teppich fühlte sich warm an. Mace entdeckte seine Kleidung auf einem chromfarbenen kleinen Stuhl, sein Lichtschwert lag neben dem schmalen Ledergürtel.
Mace schluckte, seine unbekannten Retter mussten wissen, dass er ein Jedi war.
Zuversicht erfüllte ihn, Jedi waren in der Galaxie angesehen und beliebt, zumindest bis zu diesem Überfall. Wahrscheinlich hatten sie ihn gerettet und wussten selbst nichts Genaueres über die Attacken. Ein unbekannter Feind der Jedi hatte die Kontrolle über alle Klone gewonnen und ihnen befohlen den Tempel anzugreifen. Die zivile Bevölkerung hatte immer hinter den Jedi gestanden, niemand außer einem korrupten bösen Geschöpf würde den Jedi etwas zu leide tun. Alle anderen Bürger der Republik ehrten und achteten die Jedi als Friedenshüter und Beschützer.
Mace schlüpfte in die sandfarbene Hose, die gleichfarbige Tunika und die Stiefel, anschließend zog er den Gerätegürtel fest und strich die Tunika glatt. Er mochte Unordnung nicht, sie störte ihn. Mit jedem Schritt wurde der Schmerz in seinem Knöchel weniger bewusst, Optimismus begann sich in Mace breit zu machen.

Plötzlich klopfte es an der Tür, einen Augenblick später öffnete sich die Mattstahltür zischend. Mace hob den Blick erwartungsvoll. Es war das Mädchen, das ihn aus dem Wrack gezogen hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass sie älter und größer war als er. Ihre Augen funkelten in sanftem durchdringendem braun, ihre quirligen blonden Locken fielen locker über ihre zierlichen Schultern. Sie hatte eine Hand hinter dem Rücken und war deutlich überrascht, als hätte sie erwartet Mace schlafend vorzufinden. Ihr schönes rotes Kleid lag eng an und reichte bis über die Knöchel. Bis zu diesem Moment waren alle Mädchen, die er gekannt hatte, in denselben Gewändern gekleidet gewesen wie er. Er glaubte jedoch an den Ornamenten, Verzierungen und Schlaufen des Kleides zu erkennen, dass dieses Kleid teuer gewesen sein musste.
Er schätzte sie auf zwölf oder dreizehn Jahre, da sie im Gegensatz zu ihm bereits begonnen hatte eine jugendliche Reife zu entwickeln. ?Du bist schon wach?, stellte sie erleichtert und überrascht fest. ?Das hättest du nicht tun müssen?, sie deutete auf die gefaltete Bettdecke.
Mace benötigte einen Moment um zu begreifen. Im Tempel hatte er sein Zimmer immer selbst in Ordnung gehalten. Dies wurde von einem Jedi erwartet.
?Ich??
Er stockte, und das junge Mädchen unterbrach ihn, ?Du würdest Soran und Mum gefallen.?
Mace war einen Moment verwirrt. Von wem sprach sie? Vielleicht von ihren Eltern, kam Mace in den Sinn.
Sie bemerkte seinen Gesichtsausdruck. ?Entschuldige, ich habe vergessen, dass du ja noch gar nicht weißt, wie ich heiße, geschweige denn wo du bist und wie du hier her gekommen bist?, sie hielt einen Moment inne. ?Ich war in den letzten drei Tagen jeden Tag hier und deshalb bist du mir so vertraut, dass ich vergessen habe, dass wir noch nie miteinander gesprochen haben.?
Sie lächelte Mace an und er musste unwillkürlich ebenso lächeln, obwohl es offensichtlich keinen Grund dafür gab. Immerhin wusste er nun, dass sie ihm nichts Böses wollte und ihre Familie wohl ebenso wenig. Sie hätten ihn längst ausliefern können.

?Mein Name ist Dalia?, sie hielt ihm unsicher die Hand hin.

?Ich heiße Mace?, er nahm zaghaft ihre Hand in die Seine und schüttelte sie. Zwischen Jedi Schülern war es üblich sich nach einem Kampf versöhnlich die Hände zu reichen. Die förmliche Begrüßung zwischen Jedi war üblicherweise jedoch einen respektvolle Verbeugung. Eine Moment lang war er froh als sie seinen Hand los ließ, immerhin kannte er sie gerade erst seit wenigen Minuten und seinem Empfinden nach wäre einen Verbeugung angemessener gewesen. Mace verbarg diese Unbehagen.

Dalia hatte zwar für ihr Alter ein Recht gutes Gespür dafür was in anderen vorging, doch Mace Mine war so aussagekräftig wie einen Ferrobetonwand. Dies stoppte jedoch ihren Enthusiasmus nicht: ?Nett dich endlich kennen zu lernen Mace?, sie musterte ihn kurz abschätzend, jetzt wo sie ihn zum ersten Mal gegenüberstand, wo sie vorher nur an seinem Krankenbett gesessen hatte und um ihn gebangt hatte.
?Mum hat gesagt ich soll dich sofort zu ihnen bringen, wenn du aufwachst, also komm mit, okay?? Sie deutete in den Gang hinter sich. Mace rührte sich jedoch keinen Zentimeter. Erst als sie durch die Tür verschwunden war und ihn gespannt aufforderte ihr zu folgen, folgte er ihr zögernd. ?Komm schon. Die wollen endlich Erklärungen haben?, rief Dalia.

Spannung durchzuckte Mace wie ein Blitzschlag. Durfte er den Fremden erzählen was genau im Tempel geschehen war? Würden sie ihm glauben wenn er es erzählte? Würden sie ihn anschließend den Klonen übergeben oder ihn einfach nur wegschicken, damit er ihnen nicht zur Last fiel?
Er marschierte den kurzen, jedoch breiten Korridor entlang. Dalia verlangsamte den Laufschritt den sie eingeschlagen hatte, als sich erkannte, dass Mace ihr nicht unmittelbar gefolgt war. Der mit Pflanzen geschmückte Gang, dessen Wände und Mobiliar in sanften Grau und Grüntönen gehalten war, führte direkt in einen geräumigen Wohnraum, der von großen Fenstern erhellt wurde. Eine Couch, ein Glastisch und weiche Couchstühle füllten den Raum. Am unteren Ende befand sich eine transparente Schiebetür, Zugang zu einer kleinen Veranda.
Die Decke des Raums war undurchsichtig und Mace vermutete, dass sie sich nicht auf der höchsten Ebene des Gebäudes befanden. Als sie den Raum betraten, hörte er augenblicklich die Stimmen zweier Erwachsener, die auf der pastellfarbenen Couch, die den Raum vereinnahmte, saßen. Sie trugen vornehme, jedoch schlichte Kleidung. Mace bemerkte die Koffer, die hinter der offenen Tür im anschließenden Raum vor einem breiten Bett standen. Er runzelte nachdenklich die Stirn und fragte sich, warum sie planten den Planeten zu verlassen. Mace hoffte, dass er nicht der Grund für ihre Abreise war. Der Gedanke Unannehmlichkeiten zu bereiten gefiel ihm nicht. Mace? Art war zurückhaltend. Er folgte Dalia dicht auf. Sie schritt leichtfüßig über den weichen Teppich. Der rot-gold und grün gemusterte Läufer, dessen Zeichnung aus verschiedensten Ornamenten bestand, breitete sich über den Großteil des Bodens aus.
Mace fühlte sich unsicher in der Gegenwart dieser aristokratisch aussehenden Leute. Er verdankte diesen Menschen sein Leben. Er würde ihnen helfen, wenn er konnte. Er ahnte jedoch, dass es nichts gab womit er seine Dankbarkeit beweisen konnte. Mace war auf der Flucht und er begriff, dass er eine immer größer werdende Gefahr für die darstellte, die ihm Unterschlupf gewährten. Er nahm sich vor dies zum Ausdruck zu bringen, ebenso wie seinen Dank.
Dalia hatte sich währenddessen zwischen Mace und ihren Eltern aufgestellt. Sie deutete mit ihrer Hand auf Mace: ?Er war schon wach, als ich nach ihm sehen wollte. Also dachte ich mir ich bringe ihn sofort her.? Anschließend ließ sich Dalia in einen großen hellen Stuhl sinken. Ihre zierliche Gestallt versank darin.
Mace fühlte sich sonderbar. Nicht so wie er sich bei einer Anhörung vor dem Rat fühlte. Er spürte keine Blicke, die es mit Leichtigkeit vermochten sein Gedanken und Gefühle zu enthüllen. Er würde sich besser fühlen, wenn er in der Mitte des Rats stehen würde.
Eigentlich müsste ich mich hier wohler fühlen, weil sie mich nicht durchschauen können.
Diese Erkenntnis kam ihm augenblicklich in den Sinn, als er die unruhigen Minen der Erwachsenen bemerkte. Dies war eine neue Erfahrung, vor nicht-machtsensitiven Menschen zu stehen und keine Ahnung zu haben, wie sie sich verhalten würden. Die Jedi Meister des Rates waren im Grunde leicht zu durchschauen, indem man auf sich selbst achtete und auf seine Intuition hörte. Mace war in seinem Leben im Tempel nur sehr wenigen Fremden begegnet.
Der kräftig gebaute Mann mit den welligen braunen Haaren, dem glattrasierten Gesicht, dem hellen Teint und einem vornehmen Kinn, der keine besonderen Fähigkeiten zu haben schien, erkannte Mace´ Unbehagen. ?Vor uns musst du keine Angst haben, Junge, du bist hier in Sicherheit?, er deutete in eine Ecke des Raums zu einer unscheinbaren, fest verankerten Droidenüberwachungseinheit. ?Im Überwachungsraum wird alles aufgezeichnet, wenn etwas geschieht werden Sicherheitstruppen sofort eingreifen.?
Mace? Mine erhellt sich nicht. Er wusste, dass die meisten Sicherheitstruppen durch Klone ersetzt worden waren.
Soran beobachtete Mace mit seinen dunklen Augen und als er keine Veränderung in seiner Haltung und Mine erkannte, seufzte: ?Ihr Jedi werdet wohl schon schweigsam und ernst geboren.?
Mace zuckte leicht zusammen. Seine Vermutung hatte sich als richtig erwiesen, sie hatten erraten, was er war. Mace verneinte und schüttelte energisch den Kopf. ?Nein??, er atmete hörbar aus, ?nein. Ich vertraue dem Sicherheitsdienst nur nicht mehr.? Soran nickte nachdenklich und faltete seine großen Hände: ?Weil es Klone waren, die den Tempel angegriffen.?
Mace nickte, behielt jedoch einen Teil seines Misstrauens. ?Ja.?
Der Mann senkte den Kopf und die Schatten in seinem betont ausdruckslosen Gesicht wurden tiefer. ?Der Kanzler?, er setzte kurz ab und schnaubte leicht vor Entrüstung, ?oder wie er sich jetzt nennt, der Imperator, erklärte, dass die Jedi versucht hätten die Republik zu übernehmen und sie deshalb zu einer Bedrohung wurden, die vernichtet werden müsse.?
Mace riss die Augen erschrocken auf. Er benötigte einen Moment um das Gesagte zu verstehen. Wie konnte der vormalige Kanzler so etwas behaupten? War er verrückt geworden? Jedi würden niemals versuchen die Republik zu übernehmen. Jedi glaubten an Demokratie und verteidigten sie mit allen Mitteln. Jedi waren gut.
Mace verstand nicht, warum jemand die Jedi, die doch völlig selbstlos waren, vernichten wollte.
Plötzlich spürte er, dass jemand seine Hand berührte. Mace blickte wie durch einen Schleier nach oben. Dalia hielt ihn. ?Das glaub ich nicht?, keuchte Mace.
In den Gesichtern der anderen spiegelte sich Trauer, Verständnis und Mitgefühl. Dalias Mutter, die starre grüne Augen hatte, hielt sich zurück. Sie war Mace gegenüber sehr reserviert und überließ ihrem Mann und ihrer Tochter das Sprechen.
Mace fing sich nach wenigen Minuten, er begriff die Wahrheit. Niemand außer dem Kanzler konnte den Klonen Befehle geben. Ein schrecklicher Verdacht schlug in Mace´ Gedanken wie ein Blitz ein: Der Kanzler muss böse sein. Mace konnte jedoch nicht sagen wie böse. Er hatte über verschiedene böse und niederträchtige Wesen gelernt, der Kanzler konnte ein korrupter Politiker sein oder ein Verbrecher, der es irgendwie geschafft hatte eine so hohe Stellung zu erreichen. Mace lief ein Schauer über den Rücken, vielleicht war der Kanzler auch etwas viel Schlimmeres.
Mace erinnerte sich an eines der ersten Dinge, die sie im Unterricht mit Meister Yoda gelernt hatten.

Vor Jahrhunderten kam es zur Spaltung des Tempels. Unter der Führung von Meister Xendor verließen einige Jedi den Tempel. Xendor und seine Gefolgsleute waren der Ansicht, dass Jedi nicht recht handelten, wenn sie nur die helle Seite einsetzten.
Um die Macht wahrhaftig zu beherrschen und zu verstehen, sollten Jedi sich beiden Seiten zuwenden. Sie wurden zu Abtrünnigen, zu dunklen Jedi und später zu den Lords der Sith.
Sie beherrschten einige Planeten im Outer-Rim über Jahrhunderte hinweg, bis sie sich von der Republik bedroht fühlten, zurückkehrten und es über Coruscant zu einer Schlacht kam.
Die Sith wurden geschlagen und verschwanden vor etwa 1000 Jahren, bis vor 13 Jahren Meister Kenobi, der damals noch ein Padawan war, einen Sith im Kampf tötete, nachdem Meister Qui-Gon Jinn von dem dunklen Krieger ermordet worden war.
 
Im alltäglichen Unterricht wurde äußerst selten über diese Geschichte des Ordens gesprochen. Meistens sprach man über die bedeutenden Missionen verschiedenster Jedi Ritter. Mace mochte diese Art von Unterricht. Er behielt solche Geschichten äußerst gut im Gedächtnis. Mace erinnerte sich an Gerüchte und die seltsamen Blicke der Erwachsenen, wenn sie über das stärker werden der dunklen Seite sprachen. Ein kalter Schauer erfasste Mace. Was, wenn der Kanzler für diese Verstärkung der dunklen Seite verantwortlich war? Es würde einiges erklären, besonders den Befehl für die Ermordung aller Jedi.
Mace fühlte sich schlecht. Hoffnungslos, vielleicht hatte er sich geirrt.
Nein, alles ergab einen Sinn, wenn man es so betrachtete. Doch Mace konnte sich nicht erklären wie ein Sith, falls der Kanzler einer war, sich so lange vor den Jedi verstecken konnte. Er fand es absurd. Ein so mächtiger Vertreter der dunklen Seite konnte sich nicht vor den Jedi verstecken, geschweige denn, wie der Kanzler, in engem Kontakt zu ihnen stehen.
Glaubwürdiger war, dass der Kanzler ein äußerst machtgieriger Politiker war. Der Kanzler musste aufgehalten werden. Er hatte genug Verbrechen befohlen und Mace hatte den Verdacht, dass dies nicht seine letzten Anordnungen sein würden. Ein Frösteln lief über seinen Rücken. Wenn alle Jedi vernichtet wurden, gab es niemanden mehr der dem Imperator die Stirn bieten konnte.
In diesem Moment wünschte sich Mace kein kleiner Junge zu sein.
Er ließ den Kopf sinken. Er war nicht stark genug um irgendetwas gegen einen so mächtigen Mann zu unternehmen.
Keiner sagte ein Wort. Sie ließen Mace Zeit, um seine Gedanken zu ordnen.
Er setzte sich auf einen Hocker, der vor dem Sessel stand auf dem Dalia saß.
Für einen Moment starrte er ins Leere. „Weiß man ob andere Jedi überlebt haben?“ Mace versuchte sich selbst Hoffnung einzureden.
„Bis jetzt nicht. Es tut mir leid, Junge.“ Soran blickte Mace an.
Mace nahm es hin. Er fühlte sich leer, innerlich hohl und allein.
Einige Momente vergingen ohne dass jemand etwas sagte. Mace bemerkte die Anspannung nicht, die sich über den Raum legte.
Seine Gedanken waren zu früheren hoffnungsvollen Gedanken zurückgekehrt. Damals hatte er sich dem Glauben hingegeben, dass nur der Tempel überfallen worden war und alle in der Galaxie verstreuten Jedi noch lebten und zurückkehren würden. Tief in sich war er fest überzeugt gewesen, dass es wie früher werden würde. Die Meister wären von ihren Missionen in den verschiedenen Teilen der Galaxie zurückgekehrt und hätten den Tempel neu aufgebaut.
Der Verräter, der abtrünnige Jedi, der die Klone im Tempel angeführt hatte, wäre verbannt, verurteilt oder im äußersten Fall, wenn er sich zu Wehr gesetzt hätte, im Kampf getötet worden. Die Jedi Meister hätten getrauert und damit begonnen den Tempel wieder bewohnbar zu machen.
Mace hatte darüber gelesen, dass es nicht unüblich war, dass ein Teil des Tempels von Feinden der Jedi angegriffen worden war. Niemals war jedoch der Orden in seiner Gänze ausgelöscht worden. Schock fraß sich durch Mace´ Eingeweide. Es ist unmöglich…
Mace Magengrube zog sich zusammen. Wenn ich noch lebe, obwohl ich nur ein sehr junger Schüler bin, müssen alle Meister auch überlebt haben.
Mace konzentrierte sich auf die Ströme der Macht. Er ließ zu, dass sie ihn einhüllte und durchdrang. Mace suchte Trost und das Gefühl, dass noch irgendwo in der Nähe ein anderes machsensitives Wesen war. Er fand die Macht durchdrungen von Bedrohung, Hass und Gier, die sie verunreinigten, wie ein Schwall Gift in einem klaren Fluss.
In seiner Verzweiflung über diese neuen Empfindungen und die Übermacht der dunklen Seite unterbrach Mace seine Verbindung zur Macht. Die Gefühle wurden erträglich, doch das andauernde Gefühl von unterschwelliger Furcht blieb wie Teer an ihm hängen.
Verzweiflung.
Unschlüssigkeit.
Verlassenheit.
Gewissheit.
Seine schlimmsten Befürchtungen, an die zu denken er nicht gewagt hatte, waren wahr geworden. Wenn Jedi den Angriff überlebt hatten, würden sie nicht nach Coruscant zurückkehren. Er selbst befand sich in der Grube des Rancors, wenn er auf dem Stadtplaneten blieb. Er musste den Planeten verlassen. Die Republik, der die Jedi gedient hatten, existierte nicht mehr, sie war nun ihr Feind. Diejenigen, die nun regierten, waren Mace’ Feinde. Zudem hatte er nicht die Macht, um irgendetwas dagegen zu unternehmen. Vorerst war Flucht und die Suche nach Unterstützung seine einzige Möglichkeit. Er fühlte wie Tatendrang ihn aus seiner Starre aufweckte. Er durfte nicht zur Ruhe kommen, um nicht in Trauer und Bitterkeit zurückzufallen. Mit Entschlossenheit in seinen glitzernden saphirblauen Augen sah Mace auf. „Ich danke euch für alles, aber ich will keine weiteren Umstände machen. Ich muss den Planeten verlassen. Sobald ich als Jedi erkannt werde, töten sie mich und wahrscheinlich auch alle, die versuchen zu helfen.“ Er schauderte in dem Moment, als er den Satz vollendete.
Der Gedanke daran, sich alleine auf Coruscant bis zum nächsten Raumhafen durchzuschlagen, sich dann in ein Schiff hineinzuschleichen und als blinder Passagier den Planeten zu verlassen, erfüllte Mace nicht mit Enthusiasmus.
„Die selbstaufopfernde Tapferkeit der Jedi“, Soran lächelte Mace zweifelnd an, „es ist wirklich ritterlich von dir zuerst an uns zu denken, aber mir und meiner Familie wird nichts geschehen.“ Soran zog die buschigen Augenbrauen zusammen und eine tiefe Falte bildete sich auf der Stirn. Mace verstand nicht warum der Erwachsene ihn kritisierte. Er wollte nur, dass diese Menschen, die ihm so sehr geholfen hatten, nicht verletzt oder eingesperrt wurden.
Soran legte die Handflächen aneinander und faltete sie anschließend. Seine Worte drangen überdeutlich zu Mace durch: „Du bist es, der in Gefahr schwebt.“ Mace wollte unterbrechen und hatte bereits seinen Mund geöffnet, als der Erwachsene weiter sprach.
„Und du wirst, auch wenn du die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Jedi besitzt, keine zehn Blocks weit kommen ohne einem Klon in die Hände zu laufen. Geschweige denn bis zu einem Raumhafen und, ohne jeglichen Credit in der Tasche, in einen Raumfrachter hinein.
Es tut mir leid es dir sagen zu müssen, aber du überschätzt dich. Ein erwachsener Jedi hätte es wahrscheinlich geschafft, dies alles zu bewältigen, aber du bist nun mal ein Kind.“
Soran ließ seine Worte wirken: „Du wirst wohl oder übel Hilfe brauchen.“
Maces Mine veränderte sich nicht. Er hatte dies alles gewusst, nur hatte er es sich nicht so deutlich vor Augen gehalten.
Dalias Mutter warf Soran einen strengen Blick zu.
Er tätschelte ihre Hand besänftigend.
Mace bemerkte den durchdringenden Blick der Frau. Eine ungewöhnliche Art von Härte und Misstrauen lag in ihrer ernsten Mine. Mace konnte nicht genau sagen warum er so empfand, doch bereits nach wenigen Augenblicken Blickkontakt mit der älteren Frau musste er seine Augen senken und begann unruhig auf seinem Platz herumzurutschen. Seine kindliche Intuition, vielleicht auch die Macht, warnte ihn vor etwas, das diese Frau betraf, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, warum genau er beunruhigt war.
Sorans breites Kinn spannte sich: „Wir werden heute noch den Planeten verlassen. Ich möchte das du uns begleitest.“

Mace runzelte die Stirn und zog die Augen hoch. Besorgnis überkam Mace. Er fragte sich, warum sie ihm helfen wollten. Sie brachten sich in Gefahr, wenn sie ihn mitnahmen. „Warum wollen sie mir helfen?“
Soran blickte Mace in die zusammengekniffenen Augen. Der Mann schien Mace’ Gedanken zu verstehen, zögerte jedoch bevor er dem Jungen eine Antwort gab. „Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren einen kleinen Jungen in eine tödliche Falle laufen zu lassen“, erklärte Soran.
Mace spürte jedoch durch die Gewebe der Macht etwas anderes. Soran verbarg etwas vor ihm. Mace fühlte jedoch keine Bosheit, der Erwachsene meinte es gut mit ihm. Der Padawan erinnerte sich daran, dass Soran ihn nicht in seinem Haus aufnehmen hätte müssen. Trotzdem wollte Mace wissen, was hier vor ihm verborgen wurde.
Soran sah mild lächelnd zu Dalia: „Ich denke du hast bestimmt noch nicht fertig gepackt.“
Dalia nickte verlegen.
„Na los, geh schon.“
Dalia sprang auf, sah sich kurz um. Sie blickte zu Mace, der angespannt auf dem Hocker saß.
Er bemerkte die Blicke der Erwachsenen und die unterschwellige Botschaft. „Ich werde mitkommen.“ Mace sprang auf. Es war nicht schwer zu erkennen, dass die Erwachsenen allein sein wollten. Er folgte Dalia aus dem Wohnraum in ihr Zimmer und half ihr beim Packen.
Wenige Stunden später verließ die Familie zusammen mit Mace den zu jeder Tageszeit hell erleuchteten Planeten Coruscant – der seinen Namen von den wertvollen Corusca-Gemmen erhalten hatte, die von einem inneren Leuchten erfüllt waren wie der Stadtplanet - auf einem Großfrachtschiff, das durch die rohstoffreichen Mid-Rim Regionen unterwegs war.
 
5​



Großfrachtschiff Secundhand im Orbit um
Corellia


Der kleine Bildschirm leuchtete verräterisch blau, als Finger zwischen den einzelnen Aufzeichnungen herumschalteten. Die Berührung mit den Fingerspitzen genügte, um eine alte Ausgabe der HoloNet News anzuzeigen. Plötzlich hielt der Suchende inne, eine Meldung hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Sie stammte von einer erst vor einem Tag archivierten Ausgabe, der Bildschirm flimmerte und zuckte.

...zahlreiche Senatoren verließen Imperial City in den letzten Tagen...
... Ausrufung des ersten galaktischen Imperiums...
...es wird vermutet, dass viele dieser Politiker den
Unterzeichnern der Petition der zweitausend angehören...
...der imperiale Geheimdienst wird den Aufenthalt der Verräter
ohne Zweifel herausfinden...... sie zur Rechenschaft ziehen..
...Verrat...​

Ein schockiertes Keuchen kam als Antwort von dem Jungen auf die verstümmelte Textpassage, die er gerade las. Er holte ein Datapad hervor und speicherte den Text, nachdem er auf das tragbare Gerät übertragen worden war. Der alte flackernde Bildschirm befand sich in einem unbenutzten Mannschaftsabteil des Großfrachtschiffes Secundhand.
Niemand kam freiwillig in diesen Teil des Schiffes. Der Raum stank als würde organisches Material irgendwo in der Nähe verwesen oder Tauntaun Gedärm offen herumliegen, natürlich war es auch gut möglich, dass hier irgendwo ein bewusstloser Rodianer lag, dem die Schuhe gestohlen worden waren. Dem heimlichen Benutzer des HoloNet-Anschlusses war es egal, er hatte nur den durchdringenden Wunsch den Raum möglichst schnell wieder zu verlassen.
Er hielt sich den Kragen einer zu großen Nerfwoll-Robe gegen den Mund und huschte unhörbar aus dem Raum hinaus in den schlecht beleuchteten Gang. Das Licht flackerte.
Dieser Teil des Schiffes wurde schlecht gewartet. Bei einer Kontrolle durch das Inspektionsteam eines Raumhafens würde der Besitzer dieses Großfrachtschiffes gezwungen sein, diese Gänge zu reinigen und alle Mängel zu reparieren. Hätte er sich selbst nicht in Gefahr gebracht, wäre er beim nächsten Stopp des Handelschiffes zum Raumhafenpersonal gegangen und hätte diese Mängel gemeldet. Schmutz und Unordnung störten ihn. Waren jedoch nichts im Vergleich zu den Problemen, in denen er bis zum Hals steckte.
Er beeilte sich auf die höheren Decks zu gelangen.

***​

Als Dalia die Kabine betrat, die sie mit Mace teilte, hörte sie leises Wasserprasseln aus dem Nebenraum, in dem die Erfrischungseinheit untergebracht war. Sie runzelte die Stirn.
Als sie neun Jahre alt gewesen war, hatte ihre Mutter sie beinahe jedes Mal zwingen müssen sich ordentlich zu waschen. Für Mace schien dies selbstverständlich. Ja, auf sonderbare Weise sogar eine Pflicht, die ihm niemand aufzuerlegen hatte. Mace legte jeden Tag die kratzige Bettdecke ordentlich zusammen, trug die schmutzige Wäsche in die droidenbetriebene Waschküche, faltete seine Nachttunika und legte sie unter sein Kopfkissen, wusch sich, und putze sich sogar über fünf Minuten die Zähne. Wenn er Eltern hätte, hätten sie sicher eine ziemliche Freude mit einem so vorbildlichen Sohn, dachte Dalia sarkastisch. Sie wusste, dass dieser Gedanken gemein gewesen war. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, wie es sein musste, nicht zu wissen, wer seinen Eltern waren und warum sie einen einfach weggeben hatten. Nicht um alle Macht der Galaxie würde Dalia von ihrer Mutter und Soran getrennt in einem Tempel voller vom wirklichen Leben entfremdeten Rittern aufwachsen wollen. Mace war nur das Produkt seiner Erziehung, so wie Dalia das der ihren war.
Dalia kam dennoch nicht umhin zu erkennen, dass er ihr in den letzten zwei Tagen, die sie in dieser Kajüte auf engstem Raum miteinander verbracht hatten, enorm auf die Nerven gegangen war.
Seine Art vor dem Schlafengehen die Kammer aufzuräumen, mit gedämpftem Licht noch in Datapads zu lesen oder zu schreiben, wenn Dalia schlafen wollte, war noch erträglich. Was sie wirklich enorm störte war, dass er etwas im Schilde führte und sie nicht wusste was.
Mace war in den letzten Tagen heimlich aus dem Zimmer verschwunden und erst zum Frühstück wieder aufgetaucht. Sie hatte bis jetzt ihren Eltern nichts davon erzählt, weil sie wissen wollte was er tat. Heute war es zum dritten Mal geschehen und wie die Tage davor stand Mace in der Erfrischungszelle, nachdem er zurückgekehrt war.
Dalia beschloss ihn zur Rede zu stellen. Sie setzte sich auf die raue Tagesdecke, die sie über ihr Bett gelegt hatte. Nebenbei bemerkte sie die schmutzige Robe, die auf einem billigen Plastoidstuhl neben der Schleusentür lag. Als sie den rauen Stoff der Decke unter ihrer bloßen Hand spürte, fühlte sie sich an das Kriegwaisenheim auf Bespin erinnert. Sie hatte geschlagene zwei Wochen in einer Fertigteil-Containerbaracke zusammen mit einem dutzend andere Kriegweisen gelebt, die ebenso wie sie bei der Belagerung von Bilbringi zu Flüchtlingen geworden waren. Dalia wurde schmerzlich bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatte, dass ihre Mutter den Angriff der Separatisten auf ihren Heimatplaneten überlebt hatte und sie auf Bespin in dem notdürftig errichteten Waisenheim gefunden hatte. Ihr Vater, Soran Vandar war nur ihr Stiefvater, war bei einer separatistischen Attacke auf die Hauptwerften zusammen mit hunderten Fabrikarbeitern im Turbolaserfeuer verbrannt. Dalia spürte das ihre Wangen heiß wurden, wenn sie sich das Szenario vorstellte und sich erneut Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Sie wischte die warmen Tränen mit dem Ärmel der weichen Wolltunika weg. Sie hatte unsägliches Glück gehabt, dass ihre damalige Schule weit genug von den Werften entfernt gelegen hatte. Man konnte ihre beiden Situationen schwer gleichsetzen. Doch wenn man etwas vergleichen konnte, so war es die Tatsache, dass der Krieg ihnen beiden schwer mitgespielt hatte. Schuldbewusst stellte Dalia fest, dass sie noch besser dran war wie Mace. Sie hatte immer noch ihre Mutter und Soran.
Einen Moment später wurde es still im Nebenraum. Dalia wartete einige weitere Minuten bis Mace angezogen die Erfrischungszelle verließ. Mace? Gesichtsausdruck blieb nichts-sagend. Er schien Dalia erwartet zu haben.
Dalia fand diese Mine bei ihm unheimlich und nur schwer erträglich. Wie zufällig bemerkte sie die schmale Ausbuchtung rechts oberhalb des breiten Ledergürtels, der seine sandfarbene Tunika zusammenhielt.
Mace trug das Lichtschwert nicht offen, hatte es jedoch immer griffbereit. Dalia hielt dieses Verhalten für die Weigerung zu akzeptieren, dass es keine Jedi mehr gab. Es beunruhigte sie, da diese Waffe ihn verraten würde und mit ihm sie selbst und ihre Eltern.
Außerdem war der zu kurz geratene Neunjährige zu jung, um eine Waffe bei sich zu tragen.
Leider hatten die Erwachsenen nicht einmal versucht Mace dies auszureden. Vielleicht hatten sie geahnt, dass es keinen Zweck hatte oder sie hatten während ihrer Abwesenheit versucht mit ihm darüber zu reden und keinen Erfolg gehabt.
Mace sagte nichts. Er sah Dalia nur einen Moment lang an, dann schweifte sein Blick zur Tür.
Dalia wusste, dass er daran dachte zum Frühstück zu gehen. Dalia wollte ihn nicht ohne Erklärung für sein seltsames Verhalten gehen lassen. Sie erhob sich und war so fast fünfzehn Zentimeter größer als er.
Mace warf einen nüchternen Blick Dalia zu und wandte sich zur Tür.
?Warte!? Sie sprang einen Schritt nach vorn und blockierte den Ausgang.
Mace schenkte ihr einen verwunderten Blick.
?Ich will wissen was du jeden Tag morgens treibst?, Dalia stellte sich vor Mace und verschränkte die Arme. Sie versuchte Mace mit ihrem grimmigen Gesichtsausdruck einzuschüchtern.
Er senkte seinen Blick und hob seine Hand hoch. Ein Datapad wurde in Mace´ linker Hand sichtbar. Mace Stimme zitterte ein wenig: ?Deine Eltern erzählen nicht besonders viel, deshalb bin ich selbst einigen Fragen nachgegangen.?
Dalia riss die Augen auf: ?Du hast doch keine öffentlichen Kommunikationseinrichtungen benutzt??
Mace schüttelte genervt den rötlich blonden Haarschopf. ?Natürlich nicht. Aber ich habe einige interessante Dinge herausgefunden.? Mace hielt ihr das Datapad hin.
Nach einem Moment des Zögerns nahm es Dalia an sich. Sie las die wenigen unvollständigen Sätze. Ihre Mine wurde von Zeile zu Zeile ernster. ?Soran ist Senator von Brentaal. Er hat nicht erklärt warum wir nach Hause reisen und auch nicht warum wir während des Überflugs nicht in einer Senatorensuite übernachten.? Dalia hielt das dünne Speichergerät hoch. ?Das erklärt einiges.?
Mace nickte besorgt und griff sich an die Seite: ?Ich hoffe wir laufen keinen Sicherheitstruppen in die Hände.?
Dalia warf einen zerknirschten Blick auf die Ausbuchtung in Mace´ Tunika. ?Du wirst dich und uns verraten, wenn du es einsetzt.?
Mace senkte seinen Blick. Er seufzte leise: ?Ich weiß.?
Dalia war im Begriff Mace an seinen schmalen Schultern zu packen und kräftig durchzurütteln. Sie streckte ihre Arme aus, ließ sie einen Augenblick später wieder sinken.
Mace strahlte eine Art innerer Stärke aus. Dalia fühlte wie Ärger in ihr aufstieg. Sie hasste es, wenn sie das Gefühl bekam nicht einbezogen zu werden, besonders wenn es um ihre Familie ging. Mace hatte etwas vor und Dalia hatte keine Ahnung, außer dass ihre Familie ohne Zweifel betroffen sein würde. ?Sag mir was du vorhast.? Dalia versuchte die Spannung in ihrer Stimme zu unterdrücken, es gelang ihr nicht völlig.

Mace ballte seine Hände zu Fäusten. Mit leuchtend blauen Augen starrte er Dalia trotzig entgegen.
?Sobald wir das nächste Mal zur Landung ansetzen, werdet ihr mich los sein.?
Dalia schnaubte: ?Du denkst immer noch alleine besser dran zu sein.?
Mace schüttelt energisch den Kopf. ?Solange ich bei euch bin, werdet ihr in Gefahr sein. Meine Entscheidung steht seit einiger Zeit fest.?
?Du willst einfach davonlaufen um die Probleme anderen zu überlassen.?
Mace Gesicht lief vor Zorn rot an. Seine nächsten Worte schleuderte er ihr entgegen, dann versuchte er sich zu beruhigen. ?Ich versuche euch zu helfen, indem ich gehe!? Mace schrie beinahe.
Dalia hob ihm das Datapad entgegen: ?Wir sind auch ohne dich in Gefahr. Wir sitzen alle im selben Schiff und du willst uns im Stich lassen.?
Mace beruhigte sich und schluckte. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Dalia meinte die vielen Gedanken hinter seinen Augen zu lesen, als sie ihm einen giftigen Blick zuwarf. Sie hatte nicht vor ihm die Genugtuung zu geben zu erst zu sprechen und so schwieg sie, was ihr nicht leicht fiel.
Das Schweigen zog sich unbehaglich in die Länge, bis sich plötzlich die Tür zischend öffnete. Melina, Dalias Mutter, betrat den Raum. Sie sah von einem Kind zum anderen und bemerkte die grimmigen Gesichter. Sie sah ihre Tochter fragend an.
Dalia ging an Mace vorbei und streifte seine Schulter unsanft. ?Es ist nichts Mum. Wir haben nur gestritten wer oben schlafen darf, stimmt doch?? Dalia sah Mace an.
Er nickte stumm. Melina sah die Kinder zweifelnd an, sagte jedoch nichts. Sie verstand, dass sie nur einen neuen Streit provozieren würde. ?Das Frühstück ist beinahe vorbei. Beeilt euch, wenn ihr noch was essen wollt.? Melina verließ mit den beiden Kindern im Schlepptau das Zimmer. Ihre Mine zeigte ernste Besorgnis.
Weder Dalia noch Mace sagten ein Wort. Wie fasziniert starrten beide auf den dreckigen Durastahlboden.
 
6​

Der Korridor war notdürftig beleuchtet und es roch nach Metall. Der Boden hatte etwas Schmieriges, Unhygienisches an sich. Auch wenn Mace noch nie an einen solchen Ort gewesen war, kam ihm eine Abfallgrube in den Sinn. Mace rannte langsamer, bis er schließlich gemächlich ging.
Er hatte Dalia nach dem Abendessen abgehängt. Sie war ihm den ganzen Tag gefolgt, obwohl sie kaum gesprochen hatten. Sie war verärgert und er konnte es verstehen. Zumindest großteils. Außerdem begriff er nicht, warum es ihm plötzlich schwer fiel sich seine Fehler einzugestehen.
Im Tempel hatten die Meister ihn sofort auf seine Fehler hingewiesen. Er hatte daraus gelernt und die Weisheit der Meister nie in Frage gestellt. Mace fehlten die Anweisungen und die Regeln des Tempels. Sie waren wie ein Fundament für sein Leben gewesen. Jetzt fühlte er sich ohne Halt in einer Welt, die er nicht kannte. Er erkannte, dass Dalias Vorwürfe nicht unbegründet waren. Ein Jedi würde niemandem, der in Not war, seine Hilfe verweigern. Senator Soran Vandar und seinen Familie benötigten Hilfe. Sie wurden genauso verfolgt wie er und seine Pflicht als Jedi gebot ihm ihnen zu helfen. Jetzt konnte er nicht einfach von Bord gehen. Er würde bei der Familie bleiben solange es nötig war, auch wenn er nicht wusste was er tun konnte, wenn sie wirklich von den Klonen gefunden wurden.
Nachdenklich schlenderte er an den Bullaugen der Schiffswand vorbei, bis ein metallisches Glitzern im Dunkel des Raums seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er blieb stehen und spähte neugierig ins All hinaus. Er sah wie ein dreiflügeliges Shuttle auf den Hangar zusteuerte und langsam die zwei Außenflügel hinaufklappen ließ. Mace streckte sich und sah nach oben. Ein stumpfes keilförmiges Schiff hing drohend über dem schweren Frachtschiff.
?Oh nein?, stöhnte Mace, ?Sie haben uns gefunden.? Panik überkam ihn. Er begriff, dass er sich nicht von Dalia hätte trennen dürfen. Niemand würde sie beschützen, wenn die Sturmtruppen den Frachter durchsuchten und sie fanden. Natürlich gab es eine reale Chance, dass sie nicht erkannt wurden, da nur ihr Stiefvater offiziell gesucht wurde. Nein. Mace wusste genug über Klone. Sie machten keine Fehler. Er musste Dalia, Soran oder Melina erreichen um sie zu warnen. Comlink besaß er keines und außerdem würden die Sturmtruppen alle Kanäle überwachen. Er machte kehrt und begann zu laufen. Zurück zu einem der Turbolifte um die Ebene mit ihren Quartieren zu erreichen, bevor es die Soldaten taten. Sein Puls raste. Die Lunge brannte bereits nach wenigen Minuten. Als er den Lift betrat, schlug er ungestüm auf das Schaltpult ein.
Ein Servicedroide piepte verärgert und huschte aus der Kabine. Einen Moment später schloss sich die fleckige Kabinentür und der Lift bewegte sich schleifend nach oben.
Mace beruhigte sich mit einer Jedi Entspannungstechnik und holte das Lichtschwert unter seiner Tunika hervor. Es war warm und fühlte sich gut an.
Entschlossen unterdrückte er seine Angst. Als sich die Kabinentür öffnete sah er, dass die Bewohner der Quartiere an beiden Seiten des Gangs aufgereiht standen. Am Ende des Korridors erblickte er weißgepanzerte Gestalten, die ID-Cards überprüften. Einige Meter entfernt standen Soran und Melina. Dalia war nicht bei ihnen. Mace entdeckte sie umringt von Soldaten. Mace atmete tief ein um seinen Zorn verrauchen zu lassen. Jedi kämpften nicht im Zorn. Er fühlte sich ausgeliefert, als er den Gang entlang marschierte. Den Griff des Schwerts hielt er in seiner linken Hand und hinter seinem Oberschenkel verborgen.
Die Sturmtruppler wurden innerhalb eines Augenblicks auf ihn aufmerksam. Sie drehten ihre weißen Helme und die verdunkelten Visiere ihm zu. Zwei Soldaten der Garnison richteten ihre DC-15 Blastergewehre auf Mace.
Er zuckte nicht. Mace war fest überzeugt er würde jegliches Unrecht verhindern.
?Stop Junge?, eine dunkle Stimme drang durch den Luftfilter. ?Keinen Schritt weiter.?
Mace blieb stehen. Er spürte die Blicke in seinem Rücken, die Soran und seine Frau ihm zuwarfen. Mace wünschte sie würden es nicht tun.
Dalias schlanke Gestalt verschwand zwischen den breitschultrigen gepanzerten Soldaten. Ihre blonden Locken waren zerzaust und die Augen verweint.
Ein Stich durchzuckte Mace. Er musste sich in Erinnerung rufen, dass ihr Zustand nicht seine Schuld war. Sich selbst die Schuld zu geben würde nichts ändern und nur seine klaren Verstand trüben. Mace konzentrierte sich auf die Macht. Augenblicklich durchflutete ihn ihre warme bestärkende Energie. Die Macht hatte ihre Reinheit verloren. Mace fühlte ein dumpfes Gefühl von Hass durch die Ströme der Macht wogen. Es schien nicht zielgerichtet zu sein, sondern wie ein Schatten, der alles umschloss. Mace´ Nackenhaare stellten sich unwillkürlich auf. Ein Frösteln durchlief ihn. Der Griff um das Lichtschwert wurde fester. Die Macht verdichtete sich um Mace. Er bewegte sich jedoch nicht.
?Stell dich an die Wand?, ein Sturmtruppler, der eine ID-Card zwischen seinen schwarzen behandschuhten Fingern hielt, deutete zur aufgereihten Menschenmenge.
Mace spielte mit dem Gedanken der Anweisung Folge zu leisten. Ein ängstlicher Blick, den Dalia ihm zuwarf, half Mace bei seiner Entscheidung. Mace verließ sich auf sein kindliches, unschuldiges Aussehen. ?Warum haltet ihr meine Freundin fest?? Mace wollte Dalia helfen, jedoch ohne einen Auseinandersetzung zu provozieren.
Der Sturmtruppler gab die ID-Card zurück und drehte seinen behelmten Kopf zu Mace. Der Junge konnte sich den erstaunten Blick hinter dem undurchsichtigen Visier vorstellen. Der Klon reagierte unerwartet langsam: ?Du kennst sie??
Er zog Dalia aus den Reihen seiner Kameraden hervor und schob sie vor sich.
Mace nickte stumm. Der Griff um sein Lichtschwert wurde noch fester.
?Dann kannst du uns vielleicht sagen wo sich Senator Vandar befindet.?
Mace zuckte kaum sichtbar zusammen. Sie wollten herausfinden wer von den vielen Anwesenden der gesuchte Senator war. ?Ich weiß es nicht.? Mace versuchte den roten Schimmer auf seinen Wangen zu vermeiden. Er war kein guter Lügner und hatte nicht gelernt andere mit der Macht zu beeinflussen.
Einen Moment lang herrschte angespannte Stille zwischen dem gesichtslosen Soldaten und Mace. Mace fühlte sich als würde ein stiller Machtkampf zwischen ihnen ausgetragen. Er hatte jedoch einen Vorteil. Er war ein Kind. Erwachsene tendieren dazu die Klugheit der Kinder zu unterschätzen. Mace verbarg all seine Stärke hinter einer Fassade aus kindlicher Naivität.
Der Soldat, obwohl ein Klon, ging auf seine unschuldige Mine ein. Mace spürte ein unsicheres Flackern in seiner Präsenz. ?Stell dich in die Reihe. Deine Freundin muss nur noch verraten wo der Senator steckt, dann kann sie sich zu dir stellen.?
Der Klon beugte sich ein wenig zu Mace hinab. Mace kam der Gedanken, dass der Klon versuchte freundlich und vertrauenswürdig zu sein. Der Junge empfand diesen Einfall als unheimlich. ?Wenn du sie überzeugen könntest, wärt ihr beide frei.?
Mace? Blick wanderte zu Dalia. Sie erschrak. Er fragte sich, ob sie annahm, er würde sie überzeugen zu wollen. Mace seufzte gespielt: ?Ich glaube nicht, dass sie auf mich hört. Sie hört nie auf mich, weil ich jünger und schwächer bin.? Er meinte, dass dies ein gutes Argument war.
Dalia schien aufzuatmen.
Der Klon bemerkte es nicht, da er ihr den breiten Rücken zukehrte.
Mace spürte eine Welle von Ärger von ihm ausgehen. Im nächsten Moment warnte ihn ein Gefühl vor Gefahr. Mace sprang blitzartig zur Seite.
Im selben Moment trat der Klon einen Schritt vor. ?We??, ächzte der Klon im Inneren seines Helms. Er hielt verwirrt inne als er ins Leere griff. Ein zorniges Schnauben folgte. Der Lichtschwertgriff in Mace´ Hand war inzwischen schweißnass.
Mace spürte eine Welle von Erkenntnis, die durch die Klone wogte. Einige hoben ihre Gewehrläufe. Mace hörte Sicherungen klicken. Mace wusste, dass sie sich über Helmintercoms abgesprochen hatten. Der Commander musste erkannt haben, dass er ein Jedi war.
Ich war nie ein besonders guter Lügner, stellte Mace mit einer Mischung aus Enttäuschung und Bedauern fest. Mace hatte immer noch keinen Gefallen am Kämpfen gefunden. Er wünschte sich anderswo zu sein, am liebsten im Jedi Archiv. Ein Stich durchfuhr Mace. Er spürte eine Woge aus Wut. Die Klone hatten das Archiv beschädigt und ihn von dort vertrieben. Sie führen nur Befehle aus, beruhigte sich Mace selbst.
Mace nahm sein Lichtschwert in beide Hände und unterdrückte dieses Gefühl. Es war ein Gefühl, das zur dunklen Seite der Macht führte. Eine sanfte Berührung seines Daumens reichte aus, um die gleißende Klinge zu aktivieren. Mace versenkte sich tief in die Macht.
Die Klone schienen nichts anderes erwartet zu haben. Ein Handzeichen des Commanders genügte, um blaues Blasterfeuer heraufzubeschwören. Noch bevor der erste Energiestrahl einschlug, hatte sich Mace in Bewegung gesetzt. Die Macht floss durch ihn. Sie befähigte ihn vorauszuahnen, wohin geschossen wurde. Er reflektierte die Schüsse oder wich gekonnt aus. Nichts störte Mace? Fähigkeiten. Das Adrenalin verhinderte, dass er an mehr denken konnte als an seine nächste Bewegung. Er ließ die blau leuchtende Klinge wirbeln. Blaue Blasterstrahlen schienen ohne große Anstrengung abzuprallen. Ein Schweißfilm bildete sich auf Mace? Stirn und Nacken. Sein Puls raste. Seine Gedanken und seinen Bewegungen waren eins. Die Klone feuerten mit jahrelang erlernter Präzision, die angeboren schien. Sie hatten keine Angst vor der hochenergetischen Klinge eines Jedi. Sie hatten jahrlang an der Seite der Jedi gekämpft und kannten Schwachstellen. Das Blasterfeuer hagelte von allen Seiten. Die umgebende Luft roch nach Ozon. Wenn ein Blasterschuss streifte, fühlte er einen kurzen brennenden Schmerz und roch verbranntes Gewebe. Er rief sich stets in Erinnerung, dass er nicht unkonzentriert werden durfte. Mace stellte fest, dass seine Abwehrhaltung sich verbessert hatte. Er verlor kaum an Boden und wehrte alle gefährlichen Schüsse ab. Mace wirbelte die Energieklinge nach rechts. Ein gefährlicher Energiestrahl prallte ab. Die Klinge zuckte von Mace geführt in einer halben Drehung nach oben und ein weiter Strahl wurde reflektiert. Mace? Gedanken waren so konzentriert, dass er keinen Platz für Angst hatte.
Die Macht durchdrang ihn und wirkte wie ein Sinne erweiterndes Medium.
Spannung begann sich im Gang aufzubauen. Mace spürte die Veränderung deutlich. Er konnte nicht reagieren. Das Blasterfeuer nagelte ihn an seiner Stellung fest.
Im nächsten Moment schoss ein Energiestrahl auf die Klone. Der rote Blasterschuss traf einen der vorderen Klone am dunklen Verbindungsgewebe zwischen seinem Oberarmpanzer und dem Bruststück der Rüstung. Der Klon gab ein grunzendes Geräusch von sich. Sein Blastergewehr entglitt der verletzten Hand. Metallisches Scheppern folgte.
Zwei andere Klone feuerten aus Vergeltung in schneller Folge auf Mace. Er spürte, dass sich eine vertraute Präsenz von hinten näherte. Er lenkte die Strahlen mit einem einzigen schnellen Streich ab.
Die Klone hielten überrascht inne.
Mace wartete auf die Person, die sich auf ihn zu bewegte.
Als der hoch gewachsene kräftige Senator mit erhobener Blasterpistole gebückt neben Mace stehen blieb, wagte es der Junge nur einen kurzen Moment lang aufzusehen.
Etwa die Hälfte der Blastergewehre richtete sich auf Soran Vandar.
Mace gönnte sich eine kurze Atempause. Er fühlte wie Erschöpfung in seine Glieder kroch. Mit einer Atemtechnik beruhigte er seinen Puls.
?IHR WOLLT MICH?, rief Soran den Klonen entgegen und richtete sich auf. Der Senator legte so viel Überzeugungskraft und Autorität in seine Haltung und Stimme, wie ihm möglich war.
Mace schluckte und sah mit aufgerissenen Augen zu dem Mann mit dem kantigen Kinn und den dunklen Augen auf. Er schwenkte seinen Kopf ungläubig. Mace begriff was der große, entschlossen aussehende Senator vorhatte. Mace? Blick wurde entsetzter. Ohne sich über die Konsequenzen bewusst zu sein, war Mace bereit sich zwischen Soran und die Klone zu stellen.
Der Senator erkannte Mace? Absicht und hielt ihn mit festem Griff an der Schulter zurück. Er schüttelte mitfühlend den Kopf und erklärte: ?Dies ist meine Angelegenheit.?
Soran wandte sich erneut mit barschen Worten den Klone zu: ?IHR SUCHT NACH MIR. LASST MEINE FAMILIE IN FRIEDEN.?
Mit unterkühlter kratziger Stimme erwiderte der Kommandant der Klone: ?Ihr werdet uns ohne Widerstand folgen, ebenso der Junge.?
Mace zitterte vor Anspannung.
Soran hielt seine schmale Schulter fest. Mace spürte, wie die große Hand des Mannes ein wenig mehr zudrückte, als der Klon ihn erwähnte. ?Der Junge hat nichts damit zu tun. Er steht unter meinem Schutz.? Sorans Stimme war ebenso kühl und beherrscht wie die des Klons.
Mace vermochte dennoch ein gewisses Maß an Sorge herauszuhören.
?Er ist ein Jedi. Ein erklärter Feind des Imperiums. Unser Befehl Jedi gegenüber ist genau definiert und unveränderlich. Der Imperator duldet keinen Widerspruch.?
Mace überkam die Einsicht, dass die Soldaten nur eine Verlängerung des Willens des neuen Herrschers über die Galaxie waren. Er begriff, dass sie ihn töten würden. Genauso wie seine Freunde, seine Familie, alle anderen Jedi. Mace schloss seine kurzen Finger fester um den erwärmten Lichtschwertgriff. Er würde sich nicht ergeben. Ihn konnten sie nicht von hinten niederschießen wie die vielen anderen arglosen Jedi.
Sorans Gesichtsausdruck wurde stahlhart, seine Stimme klang drohend, kühl und war nicht mehr als ein Flüstern, das dennoch seinen Zweck erfüllte: ?Ihr wagt es tatsächlich ein Kind zu ermorden, um den Befehl eines selbsternannten Diktators auszuführen??
Die Stimme des Klons klang gleichmütig: ?Übergebt uns den Jungen oder wir werden zu ernsthaften Maßnahmen greifen müssen. Wir rechtfertigen Befehle nicht, wir befolgen sie.?
Mace hatte das unabdingbare Gefühl Soran würde nicht in der Lage sein ihn zu beschützen. Vermutlich war eine weitere kämpferische Auseinandersetzung unvermeidbar.
Soran hatte dies ebenso erkannt. Er rief: ?DALIA LAUF ZU DEINER MUTTER. FLIEHT SO WEIT IHR KÖNNT.?
Mace glaubte ein Glitzern in Sorans Augenwinkeln zu sehen, als er zu ihm aufsah. Mace wünschte sich er hätte die Macht dies zu verhindern. Er murmelte, mehr zu sich selbst als zu Soran: ?Ich wünschte dies alles wäre nicht meine Schuld.?
Soran versuchte aufmunternd zu klingen als er seinen Blaster hob: ?Nichts ist deine Schuld. Der Gedanke ist es, der zählt.?
Mace fühlte sich nur unwesentlich besser. Er wünschte sich, er hätte die Macht diese Konfrontation zu verhindern. Mace dachte verzweifelt nach.
Ich bin doch ein Jedi. Ich sollte dazu fähig sein eine bessere unblutige Lösung zu finden.

Zum Schweigen bringen du musst all deine Gedanken? dann den Willen der Macht wirst verstehen du
 
Mace erinnerte sich an die kratzige Stimme und die seltsame Ausdrucksweise von Meister Yoda. Der kleine grünhäutige Jedi Meister mit den großen abstehenden Ohren hatte die Schülergruppe, der Mace angehört hatte, selbst unterrichtet. Er hatte wie die meisten Jedi mit großem Respekt und Bewunderung zu Meister Yoda aufgesehen.
Mace hatte den Anweisungen des Jedi-Meisters immer vertraut, auch wenn er sie nicht immer verstanden hatte. Er war sich darüber im Klaren, dass er nicht die Stimme des Meisters in seinem Kopf hörte, sondern er sich an diesen Satz erinnerte. Mace wusste nicht, ob ihn nicht sein eigener Verstand zu täuschen versuchte, doch anders betrachtet, saß er bereits so tief in Problemen fest, dass er es nicht mehr schlimmer machen konnte. Mace begann seinen Verstand zu leeren. Die wirren Gedankengänge waren nicht leicht unter Kontrolle zu bringen. Desgleichen hatten Furcht und andere Gefühle einen Weg in seine Gedanken gefunden. Mace stellte sich vor, dass mit jedem seiner Atemzüge ein weiterer störender Gedanke oder ein Gefühl mit der Luft nach außen verschwand. Nach einigen Momenten sah er nur noch sein Ziel deutlich vor Augen. Er fühlte die Kraft der Macht, wie sie ihn erfüllte. Sein Vertrauen in die Macht wuchs mit jeder Sekunde.
Als er zu den Klonen aufsah, waren nur wenige Augenblicke vergangen. Der segmentierte Griff des Laserschwerts ruhte in seinen Händen. Er fühlte sich in der Lage die Klone mit der Kraft der Macht zu konfrontieren. Er legte die Kraft, die er von der Macht aufnahm, in seine Worte. Er stellte sich vor, wie die Macht auf die Klone einwirkte, um sie zu überzeugen. Das Energiefeld, das Macht genannt wurde und alle lebenden und nicht lebenden Dinge miteinander verband, sollte den Einfluss auf die Gedanken der Klone ermöglichen.
Mace sprach ruhiger und überzeugender als jemals zuvor in seinem Leben: „Es gibt keinen Verräter auf diesem Schiff. Ihr könnt auf euer Schiff zurückkehren und den Frachter verlassen.“ Wie um die Anstrengung anzuzeigen, wurde sein Griff um das Lichtschwert unwillentlich fester. Er fühlte Belustigung von ihnen ausgehen. Er erkannte, dass er nicht geschult genug war, um anderen intelligenten Wesen seinen Willen aufzudrängen.
Maces Daumen schob den Aktivator des Lichtschwertgriffes nach oben. Die blaue Klinge erschien im nächsten Augenblick. Das dunkle, humorlose Lachen des Klons ging im Zischen des Schwerts unter. Mace hätte alles getan, um diesen Kampf zu verhindern. In der selbstlosen Art, die ihm seit seinem ersten Lebensmonat anerzogen worden war, bedauerter er, dass er nicht verhindern konnte, dass andere ebenso Leid erfuhren. Mace straffte sich und ging in Kampfposition.
Völlig unerwartet brach ein heilloses Chaos in dem metallgrauen Korridor aus. Verschiedenste Wesen aus allen Teilen der Galaxie, die sich rein zufällig in diesem Gang aufhielten, zogen Waffen aus versteckten Taschen, Körperöffnungen oder Mantelfalten, einige brüllten ihre wildes Kampfgeschrei durch den Gang. Gemeinsam ließen sie verschiedenste Energiestrahlen oder Hochgeschwindigkeitsprojektile auf die Sturmtruppen des Imperators nieder regnen.
Mace war für einen Moment überrumpelt und wurde beinahe von einem wütenden Wookiee niedergerissen. Er tauchte unter dessen haarigen langen Armen durch. Sein Blick suchte Soran. Er fand ihn neben einem kahlköpfigen orangeäugigen Duros und hinter einem stämmigen dunkelhäutigen Iktotchi mit langen Hörnern, die ein rötliches Gesicht umrahmten.
Geleitet von Gefühlen fand Mace mit aktiviertem Schwert einen Weg durch die Menge, die sich so plötzlich den Sturmtruppen entgegen geworfen hatte.
Wenig später war alles vorbei. Die Klone lagen auf dem Boden des Frachters. Mace deaktivierte seine Waffe. Er hatte es während des Kampfs nicht benutzt. Alles war schnell vorbei gewesen. Er sah sich verdutzt um.
Soran drängte sich zu ihm. Der Erwachsene schien weit weniger erstaunt als Mace.
Die Menge lichtete sich. Blaster wurden wieder weg gesteckt. Mace stellte überrascht fest, dass einige fremde Gesichte ihn freundlich ansahen, oder das nichtmenschliche Äquivalent dazu.
Soran legte Mace erneut eine Hand auf die Schulter. Dieses Mal ohne Druck. „Dein Mut hat Eindruck gemacht.“
Mace blinzelte: „Ich habe doch nur…“, ächzte er mit trockenem Mund.
„Du hast gezeigt, dass man sich nicht immer alles gefallen lassen muss.“ Sorans Gesichtsausdruck zeigte mehr als Erleichterung – eine Art von Erlösung.
Mace schüttelte den rötlichen Haarschopf: „Ich habe nichts getan außer so zu handeln wie jeder Jedi es tun würde.“
„Die Jedi sind die Guten.“ Soran klopfte Mace sanft auf die hagere Schulter.
Mace konnte eine sarkastische Bemerkung nicht zurückhalten: „Das hätte ich beinahe vergessen.“ Er grinste frech, doch die unterdrückte Trauer ließ seine Bemerkung ironisch klingen und seine Stimme zittern.
„Darüber solltest du keine Scherze machen“, Soran versuchte einen tadelnden Ausdruck in seinem Gesicht zu erzeugen.
Mace lächelte und Tränen begannen über seinen Wangen zu laufen: „Es ist ziemlich schwer sich daran zu erinnern, wenn man ständig davonlaufen muss.“
In Sorans Blick lag Verständnis und Mitgefühl. Mace fragte sich, ob Soran auch half, weil er daran glaubte, dass Jedi die Guten waren. Mace wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Einen Moment später hatte Dalia sie erreicht. Ihre Mutter folgte zaghaft. Der strenge Knoten mit dem Melina ihre Haare bändigte, hatte sich während des Kampfes gelöst. Ihr Gesicht zeigte Fassungslosigkeit und Bestürzung. Sie sah sich vorsichtig um, bevor sie sich dicht an ihren Mann drängte.
Mace verstand nicht, warum sie den Nichtmenschlichen so beängstigte Blicke zuwarf. Er selbst fühlte sich als könnte er jeden von ihnen umarmen.
Dalia hingegen zeigte ein völlig entgegen gesetztes Bild. Ihre Augen leuchteten wie dunkle Opale und zeigten reine Freude. Kein Funke Ärger wegen des heutigen Streits war übrig. Ohne zu überlegen umarmte das Mädchen Mace.

Mace fühlte sich überrumpelt und erwiderte die Umarmung zaghaft. Er musste sich Mühe geben auf dem Boden zu bleiben. Dalia hatte genug Kraft um den vier Jahre jüngeren Knaben hochzuheben. Mace war klein und schlaksig für sein Alter. Als sie ihn losließ – sie war selbst überrascht, wie leicht Mace war und machte sich Vorwürfe – stolperte er einen Schritt zurück.
Er bemerkte ihren verlegenen Blick. Mace musste grinsen.
„Entschuldige.“
„Macht nichts“, sein Lächeln wurde verschmitzter, „ich bin auch heilfroh, dass ich noch lebe.“
Mace spürte den Blick von Dalias Mutter in seinem Nacken. Er fühlte Argwohn ihm gegenüber so deutlich, als würde sie es ihm ins Gesicht schreien. Sie wollte nicht, dass sich ihre Tochter mit ihm anfreundete. Er mochte Dalia und es war ihm egal, ob dies ihrer Mutter gefiel oder nicht gefiel, aus welchem Grund auch immer. Sie war die einzige Freundin, die er im Moment hatte. Ihre Sticheleien und Überlegungen hielten ihn davon ab zu viel nachzudenken und der Mutlosigkeit zu verfallen. Plötzlich verstand er, dass er im Moment nicht alleine sein wollte. Er wusste, dass er es konnte, aber tief in ihm sehnte sich etwas nach Geborgenheit. Er vermisste die vertrauten Gesichter und Freundschaft.

Keine Bindungen einem Jedi erlaubt sind, ihr Verlust zur dunklen Seite führt.

Die Worte von Meister Yoda hallten augenblicklich in seinen Gedanken wider. Unsicherheit überkam ihn. Er stolperte weiter rückwärts und wagte nur für einen kurzen Moment in Dalias Augen zu sehen. Mace hatte sich noch nie Gedanken über diese Lehre gemacht. Er hatte sie nie wirklich verstanden. Mace erinnerte sich jetzt deutlich an die Moment, als der Zorn ihn überwältigte. Er hatte das Gefühl anfangs kontrollieren können, doch es war immer stärker geworden und er verband damit Gedanken an seine getöteten Freunde. Früher oder später hätte er seinem Zorn nachgegeben. Die Schuld musste er bei seinen Gefühlen für seine Freunde suchen. In diesem Moment verstand Mace die wirkliche Tragik im Leben eines Jedi.
Ein Jedi hatte niemanden.
Ein Jedi war tief in seinem Inneren allein.
Ein Jedi durfte keine Gefühle für andere entwickeln, um sich vor der dunklen Seite zu schützen.
Mace wurde traurig. Er fragte sich, ob er noch Jedi sein wollte oder ob er darauf stolz sein konnte einer zu sein. Er bemerkte Dalias Blick nur nebenbei. Ihre helle Stimme stellte eine Frage, doch er war so tief in Gedanken versunken, dass er nichts hörte.
„Ich werde jetzt gehen.“ Mace wandte sich ruckartig um. Seine Mine blieb für Dalia und ihre Eltern unverständlich. „Ich muss nachdenken.“ Er redete kurz und knapp, als hätte er nicht genug Zeit, um ihnen seine Gedanken zu erklären.
Mit tiefen Falten auf seiner Stirn wanderte er den Schiffskorridor ziellos entlang. Er bemerkte keinen der Blicke, die ihm verwundert folgten. Er wünschte sich Jemanden, den er um Rat fragen konnte. Er sehnte einen anderen Jedi herbei, einen Meister, einen Lehrer. Erneut fühlte sich Mace allein und wusste nun, dass dies zum Wesen eines Jedi gehörte. Er fragte sich, ob es gut war, wenn er sich einsam fühlte. Ein obskurer Gedanke kam Mace. Vielleicht war dies eine Art Prüfung, die ihm die Macht abverlangte. Er verwarf diesen Einfall. Die Macht war ein Energiefeld. Sie war kein Wesen, das bestimmte was ein Jedi tun musste. Alles beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Macht erzeugte Leben und Leben erzeugte Macht. Der Jedi beeinflusste die Macht, die Macht beeinflusste den Jedi. Eine perfekte Symbiose. Mace wusste noch nicht in allen Einzelheiten, was diese Erklärung bedeutete. Für ihn war die Macht nicht mehr als Gefühle und ein wärmendes Prickeln, wenn er sich vorstellte, wie sich Energie in ihm sammelte. Er benutzte sie, fühlte sie und kannte die vielen Weisheiten der Meister über ihr Wesen, doch wirklich begreifen konnte er dies noch nicht. Manchmal, so erinnerte sich Mace, hatte er die Macht auch nur wie ein grobes Werkzeug benutzt und er hatte es nie bereut. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Mace noch nie den Kopf darüber zerbrochen, ob er immer richtig gehandelt hatte. Es war ihm selbstverständlich erschienen.
Im Tempel hatte er nicht darüber nachdenken müssen, ob es gerechtfertigt war die Macht einzusetzen oder ob er dadurch etwas Gutes erreichte. Mace hatte nie wirklich selbst darüber entschieden. Jetzt war er dazu verurteilt selbst Entscheidung zu treffen.
Er wagte nicht darüber nachzudenken, was er alles hätte falsch machen können oder falsch gemacht hatte. Unsicherheit und Furcht ließen ihn erstarren. Er entschied einfach so weiter zu machen wie bisher, jedoch wollte er alleine bleiben.
Eine Stimme – vermutlich sein eigenes Unterbewusstsein – rief in seinen Gedanken dazu auf die Menschen nicht mit seinen Problemen zu belasten.
Er würde sie alle beschützen, indem er fern blieb und ein Jedi. Mace spürte einen harten Klumpen in seinem Magen.
Es ist besser so. Ein Jedi darf keine Bindungen haben, zu seinem und zum Wohl der anderen.
Er schluchzte und sah auf. Inzwischen befand er sich auf dem Passagierdeck des Großfrachters. Sein Blick schweifte nach oben und er sah die glitzernden Sterne vieler unbekannter Systeme. Mace liebte es den Sternenhimmel zu beobachten. Seine Füße hatten ihn hierher gebracht. Die vielen unzähligen kleinen Lichtpunkte hatten etwas Beruhigendes und erinnerten daran, dass er nur ein kleiner Junge in einer riesigen Galaxie war.
Mace schlenderte zwischen den vielen Besuchern des Aussichtsdecks zur Transparie-Stahlwand, die den Raum umschloss. Dort angekommen stützte er sich auf ein Geländer und betrachtete die Sterne nachdenklich. Es war ein seltsames Gefühl, wenn man wusste, dass alles miteinander verbunden war. Mace griff nach der Macht und verlor sich in ihren Weiten. Erneut fühlte er die Dunkelheit, die sie verändert hatte. Der Junge fühlte dass er Gänsehaut bekam, die Galaxie war ein dunkler Ort geworden. Trotz dieser Einsicht fühlte Mace keine Angst. Er wusste, dass er nichts ändern konnte und er akzeptierte es.
Er dachte über seine nächsten Schritte nach.
Eines war für Mace gewiss, er würde keinen im Stich lassen, der seine Hilfe benötigte. Weiters würde er dort weiter machen, wo er aufgehört hatte. Er hatte nicht vor seine Jedi Ausbildung aufzugeben. Mace würde wieder beginnen zu trainieren, genauso wie es Jedi immer taten, wenn sie nicht auf Missionen waren. Er hoffte wenigstens einen Teil seines früheren Tagesablaufs zu rekonstruieren und nicht völlig aus der Übung zu kommen.
Einige Augenblicke später erklang der Hyperraumalarm. Mace hörte die Aufforderung sich einen sicheren Sitzplatz zu suchen. Er wandte sich vom Fenster ab. Mace würde schnell in seine und Dalias Kabine zurückkehren. Er hoffte Dalia war nicht allzu verärgert, dass er so unerwartet und wortlos verschwunden war. Er nahm sich vor ihr alles zu erklären.
Außerdem wollte er wissen, wohin der Frachter unterwegs war. Mace rannte quer durch die lange Lounge zum Turbolift. Dort warteten bereits einige Leute auf die Liftkabine.
Er huschte zwischen den Erwachsenen in die enge Turboliftkabine. Da er klein war, erregte er kaum Aufmerksamkeit. Wenig später hatte er seine Ebene erreicht und verließ den Turbolift zusammen mit einem riesigen Twi’lek, dessen rote Lekku aufgeregt zuckten als Mace vorbei flitzte und einem kleinen Sullustaner der begeistert mit einem anderen seiner Art schwatzte.
Der Gang in dem seine und Dalias Kabine lag, war verlassen. Mace wunderte sich nicht, er erwartete nicht, dass jemand auf ihn wartete. Wenn er ehrlich war, fühlte er sich nach dieser Erkenntnis besser. Mace nahm an, dass er und die Vandars das Frachtschiff beim nächsten Halt verlassen würden. Zuvor musste er herausfinden auf welchem Planeten das Raumschiff anlegen würde.
 
7​

28 Wochen nach imperialer Zeitrechnung ?
PANTOLOMIN

Die kleine, blaue, von weißen Wolkenwirbeln überzogene Kugel, der für seine artenreichen Riffe bekannte Planet Pantolomin, wurde mit jedem überwundenen Kilometer größer.
Von seinem Platz im Diamantdeck der Raumyacht Gloryspirit aus konnte Ream Yuster das Näher kommen genießen. Der Planet selber war unscheinbar, abgelegen, wurde aber täglich von mehren Raumyachten voller erholungsbedürftiger Wesen heimgesucht.
Ich würde mich hier verstecken, wenn ich es nötig hätte, dachte der ältere Mann mit den langen weißmelierten Haaren und dem säuberlich gestutzten Spitzbart.
Als er sich in die Macht versenkte, spürte er den Reichtum an Leben, der diesen bewusst weitgehend Naturbelassenen Planeten, wie die Korona einer Sonne umgab und im Geflecht der Macht hervortreten ließ.
Der Planet schien vor Leben zu pulsieren. Die Präsenz eines Wesens auf dieser unverdorbenen Welt schenkte Yuster dennoch mehr Beachtung. Er spürte die ungestüme Präsenz eines anderen Machtbenutzers auf Pantolomin. Durch die Entfernung irritiert konnte er nicht sagen, wer der andere Machtsensitive war und somit auch nicht, ob er ihn kannte.
Ream Yuster wagte es nur mit Bestimmtheit zu sagen, dass er nicht viel Erfahrung besitzen konnte. Ein Jedi-Meister hätte genug Wissen, um seine Präsenz vor anderen Machtsensitiven zu verbergen. Dieser Jedi war entweder jung und unerfahren oder dumm. Deshalb konnte Yuster ausschließen, einem voll ausgebildeten Jedi-Ritter, der sich vor dem Imperium versteckte, gefunden zu haben. Ein Jedi-Ritter wäre, wenn er das Attentat der ihm unterstellten Klonsoldaten überlebt hätte, zum Tempel zurückgekehrt und dort von den Klonen, die den Tempel überfallen hatten, getötet worden. Die Undiszipliniertheit und Wildheit, die von dieser Machtaura ausging, ließ nur den Schluss zu, dass ein Padawan ohne seinen Meister den Angriff der Klone überlebt hatte.
Deshalb hat mich die Macht hier hergeführt, ich soll ein Kind retten, obwohl ich bei Tan versagt habe.
Ein Stich durchdrang Ream bei dem Gedanken an seinen verlorenen Sohn. Vor einigen Jahrzehnten hätte er sich gesagt, dass Tans Tod nicht seine Schuld war. Dass der Junge ein Jedi gewesen war und auch so gestorben war.
Drei Jahre nach seinem Tod dachte Ream anders. Er gab sich die Schuld, weil er seinem Sohn die Chance gegeben hatte, herauszufinden, ob er das Leben eines Jedi oder eines Menschen führen wollte. Seine Knöchel traten weiß hervor, als er Tans Lichtschwert fester in seiner Hand zusammendrückte.
Kaltherzig, wie alle Jedi, hatte Meister Kolar Tans Schwert nach seinem Tod in der Arena von Geonosis, zu seiner Familie zurückgebracht.
Der Verlust seines Sohns hatte Ream nicht zur Ruhe kommen lassen. Schließlich hatte ihn Darma, seine Frau, auch verlassen. Er war seither allein, und Zorn auf die Jedi hatte diese Einsamkeit ausgefüllt. Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, die Jedi wegen Darma zu verlassen. Er hatte kurz vor seiner Ernennung zum Jedi-Meister den Orden verlassen, um nicht mehr an die Regeln des Ordens gebunden zu sein. Selbst jetzt empfand er Bindungen als wichtigen Teil des Lebens. Er fühlte sich jedoch nicht mehr in der Lage, etwas für jemanden zu empfinden.
Eine tiefe Leere hatte von seinem Herz Besitz ergriffen, dennoch spürte er die Macht weiterhin.
Er hoffte diese Leere auszufüllen, indem er durch die Galaxie zog und denen half, für die sich Jedi nicht zuständig fühlten. Mit diesen Reisen hatte er bereits ein erhebliches Loch in sein Privatvermögen gerissen. Ream hatte das galaxisweite Reiseunternehmen seines Vaters geerbt. Er hatte die Arbeit einem Stellvertreter überlassen an dessen Namen er sich nicht einmal mehr erinnerte.
Credits, so wie einiges anderes, hatten für Ream seit langer Zeit ihren Wert verloren. Er flog auf seiner Yachten durch den Raum und bereiste die am meisten entlegenen Winkel der Galaxie.
Er hatte das Gefühl etwas zu suchen. Etwas, das die Leere füllen würde.
Inzwischen füllte der wasserreiche Planet das große Sichtfenster der teuersten Etage der Raumyacht aus. Ream erkannte fünf gleichmäßig große Kontinente, die von zwei Meeren getrennt wurden. Er kannte die Bilder der Riffbänke von Pantolomin aus den Holo-Aufzeichnungen, die an Raumhäfen auf riesige Holo-Displays gezeigt wurden. Der Anblick erfreute ihn nicht, er fragte sich, wann er sich das letzte Mal gefreut hatte. Er verdrängte die Frage, um schmerzende Erinnerungen zu vermeiden.

***​

Auf Pantolomin war beinahe jeder Tag sonnig und warm. Der Himmel war ein hellblaues Zelt, das sich über den Planeten spannte.

Soran schwenkte sein Glas voll mit Gizer-Bier, während sein Blick durch die Gegend schweifte.

Die Aussicht war inzwischen nichts Besonderes mehr. Die leichte Meerbrise beulte die hellen Abdeckplanen der Verkaufstände aus. Eine Promenade lag zwischen dem Cafe, in dem er und Melina saßen, und den Verkaufständen. Eine Allee aus kleinen gelbblättrigen Zierbäumen säumte sie.

Die Bäumchen waren nicht ganz einen Meter hoch und Soran hatte keine Schwierigkeiten, seine Stieftochter zwischen den Verkaufständen zu beobachten.

Als Sorans Blick bei seiner Frau hängen blieb, blickte sie über ihre Schulter zu Dalia, die gerade bei einem Verkaufsstand stehen geblieben war und Süßigkeiten kaufte. Melina rief ihr zu, dass sie nicht ihre ganzen Credits ausgeben sollte.

Soran grinste wissend. Er konnte sich erinnern, dass er als Kind auch nicht anders gewesen war.

Als Melina sein verstecktes Grinsen bemerkte, schüttelte sie missbilligend den Kopf. ?Du zwingst mich immer dazu, die Miesmacherin zu sein.? Melina faltete die Hände in ihrem Schoß. Ihr Gesicht zeigte einige Sorgenfalten und die kleinen Augen hatten einen stechenden Ausdruck angenommen.

Soran seufzte und ließ die Hände auf seine Oberschenkel fallen: ?Ich gehe schon.?

Er stand langsam auf und ging um den Tisch herum, über die Promenade zu seiner Stieftochter. Er liebte Dalia, auch wenn sie nicht seine leibliche Tochter war.

Er hatte ihre Mutter vor ungefähr einem Jahr geheiratet, nachdem sie mehr als achtzehn Monate früher auf einem Flüchtlingsschiff nach Brentaal kennen gelernt hatten. Nachdem er von Melina erfahren hatten, dass sie von ihrer Tochter bei der Flucht von ihrem belagerten Heimatplaneten getrennt und ihr Mann wohl zu den vielen zivilen Opfern des Geplänkels im Orbit um Bilbringi gehört hatte, hatte er sich als Senator der gutbetuchten Industriewelt Brentaal verpflichtet gefühlt ihr zu helfen. Es war nicht üblich, dass sich ein Politiker bei der Wiedervereinigung von getrennten Familien einmischte. Natürlich war dies nicht ohne Folgen geblieben, zuletzt galt er als selbstloser Senator, der sich um Waisenkinder kümmert, auch wenn ihm seinen politischen Gegner vorwarfen sich zu sehr für die Belange Fremder, als die Brentaals einsetzte.
Die unbegründete Vorwürfe Nash Fagroks, die seine Hauptgegnerin in der Kandidatur um den Posten als Senator und Nichte des Klanoberhaupts Shogar Tok war, waren ihm nur Recht gewesen und er hatte sich auch nicht dagegen ausgesprochen.
Gleichwohl hatte man ihm sein Verhalten als Großherzigkeit ausgelegt und ihn erneut zum Senator gewählt, sogar nachdem er sich offen gegen die Sache der Separatisten ausgesprochen hatte, die auf Brentaal nach Beginn der Klonkrieger immer mehr Anhänger gefunden hatte.
Soran hatte sich die Ablehnung der einheimischen Adelige und der Angehörigen der Händlergilden zugezogen und sich selbst in das Schussfeld des Klanoberhaupts gebracht.
Shogar Toks Politik richtete sich gegen die Republik und da er der oberste Machthaber des Planeten war konnte Soran, als Senator der seine Regierung und somit auch Toks Anliegen im Senat vertreten musste, sich nicht gegen Tok wenden.
Ansonsten hatte man ihn wohl des Treuebruchs und Verrats bezichtigt.
Aus diesem Grund hatte er sich bedeckt gehalten, bis Shogar Tok sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte und mit Gewalt abgesetzt worden war. Das Klonoberhaupt hatte Aufstände gegen die Republik angezettelt und den obersten Kanzler veranlasst eine Flotte auszuschicken um den strategisch wichtigen Planet zu sichern. Die Schlacht war blutig gewesen und die Jedi Generäle hatten hervorragende Leistung erbracht. Brentaal war für kurze Zeit besetzt gewesen und ein neues Klanoberhaupt war gewählt worden, nachdem Tok bei den Kämpfen getötet worden war.

Soran Vandar hatte sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen und während dieser Zeit, in der er versucht hatte Kredits zur Unterstützung der Wiederaufbauarbeiten Brentaals los zu eisen und mit Besorgnis beobachtete hatte, wie sich der Kanzler im Verlauf des Krieges immer mehr vom Senat losgelöst hatte, um eigenmächtig Entscheidungen zu fällen, hatte er Melina, nachdem sie sich bei einem seiner verpflichtenden Besuche auf Brentaal wieder gefunden hatten, verborgen von den Holocams der Holo-Net News geheiratet. Daraufhin er hatte sie und ihre Tochter zu sich nach Coruscant geholt.

Im Verlauf der von Kriegslust angeregten Monate, hatte sich Soran jedoch dazu entschieden dem geschäftstüchtigen, aristokratisch angehauchten Volk, das er im Senat vertrat, auf einen etwas andere Weise zu dienen, als sie von ihm erwartet hätten.
Die Anhäufung von Befugnissen und die Ballung von Entscheidungsgewalt um den Obersten Kanzler waren unübersehbar geworden. Als Senator Organa mit der Petition der zweitausend an ihn herangetreten war, hatte er ohne lange überlegen zu müssen, zugestimmt das Dokument zu unterzeichnen.
Auch wenn ihn jetzt der Imperator ? Soran konnte nur Verachtung und Widerwillen empfinden ? verfolgte, so fühlte er keine Reue. Er wünschte sich nur, es wäre möglich seine Familie herauszuhalten. Er wusste, sie würden versuchen, sie als Druckmittel gegen ihn einzusetzen. Dieses Risiko konnte er unmöglich eingehen. Er wollte sie an seiner Seite haben, um sie beschützen so gut er konnte.

***​

Fasziniert von den vielen verschiedenen zuckerhaltigen Geleewürfeln, schlenderte Dalia zwischen den Verkaufsständen umher. Wie jedes Kind liebte sie den Geschmack von Süßem. Dalia hatte jedoch beschlossen, nicht all ihr Geld auszugeben. Sie konnte sich den vorwurfsvollen Blick ihrer Mutter vorstellen. Bei einem Stand blieb sie schließlich stehen. Er lag im Schatten einer breiten Stoffüberdachung und die Süßigkeiten waren keiner Sonne ausgesetzt, was für Dalia bedeutete, dass sie besser waren. Sie ließ sich ein Päckchen mit verschiedenen farbigen Geleewürfeln geben und packte sie in ihre Umhängetasche.
Dalia wand sich von dem Verkäufer ab und sah zu ihren Eltern. Sie bemerkte den kritischen Blick ihrer Mutter und die entspannte Haltung von Soran. Soran hatte Dalia noch nie eingeschränkt oder bestraft. Aus diesem Grund akzeptierte sie ihn voll und ganz. Zu ihrem leiblichen Vater hatte sie kein gutes Verhältnis gehabt. Sie hatte ihn kaum gekannt. Eines der wenigen Dinge, die sie über ihn wusste war, dass er ein Softwareprogrammierer bei einer Firma, die Hyperraumkerne herstellte, gewesen war. Bei ihrer Flucht von Bilbringi hatten sie ihn nicht wieder gefunden und so vermutet, dass er getötet worden war, als einer der Separatistenraumkreuzer ungehindert von jeglichen Schutzschilden auf das Industrieviertel der Hauptstadt des Planeten gestürzt war. Sie würde um Soran mehr trauern. Dalia drängte diesen Gedanken zurück, sie schämte sie regelrecht dafür.
Anstatt diesen Gedanken weiter zu verfolgen, überlegte sie, ob sie sich zu ihren Eltern setzen sollte, um ein Glas Muja-Saft zu bestellen.

Unerwartet leerte sich die Promenade. Einen Moment lang klappte ihr die Kinnlade nach unten. In ungefähr hundert Meter Entfernung waren sechs weiß gepanzerte Männer erschienen. Sie marschierten durch die starrende Menge die Promenade entlang.
Zwei weitere gepanzerte Gestalten hatten am Ende der Promenade Posten bezogen.

Dalia erinnerte sich an eine Meldung, die vor wenigen Tagen im Holo-Net veröffentlich worden war:
Zur Wahrung der Sicherheit im ersten galaktischen Imperium werden Sturmtruppen auf gefährdeten Planeten stationiert? Kein Grund zur Beunruhigung?

Dalia fiel es schwer zu glauben, dass Pantolomin ein gefährdeter Planet war. Der Planet war ein Urlaubsparadies. Sie konnte sich diese Aktion nur damit erklären, dass der Imperator befohlen hatte, alle Unruhestifter sofort auszuschalten oder zu verfolgen. Der Imperator machte sich keine Sorgen um sein Volk, er wollte, dass sein Volk nicht gegen ihn aufbegehrte.

Sie schaute zu ihren Eltern, Sorans Blick hatte sich verdunkelt und der Entspannung war Missbehagen gewichen. Soran würde das Cafe jetzt nicht verlassen. Dadurch würde er nur ungewünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Dalia nickte ihm versteckt zu und tat so als würde sie das unerwartete Erscheinen der Soldaten nicht beunruhigen.
Sie hoffte die, Sturmtruppen würden Soran nicht erkennen. Immerhin waren seit ihrem letzten Aufeinandertreffen vier Monate vergangen und die Sturmtruppen, die ihn damals gesehen hatten, hatten diesen Tag nicht überlebt. Vermutlich gab es jedoch eine Liste mit den genauen Daten und den Porträts aller Wesen, die vom Imperium gesucht wurden.
Das letzte Mal haben sie ihn jedoch nicht sofort erkannt, ging es Dalia durch den Kopf.
Trotz ihrer Versuche unauffällig zu bleiben, spannte sich Dalias ganzer Körper an, als die Soldaten an Soran und Melian vorbeigingen. Nichts geschah.

Dalia seufzte und sah, dass die Sturmtruppen am anderen Ende der Promenade ein erstes Opfer gefunden hatten. Es war ein älterer Mann mit schulterlangen grau-weiß melierten Haaren, einer prachtvollen knöchellange Robe, mattschwarzen hohen Lederstiefeln und einem Spazierstock, der Zierde zu sein schien. Der Alte hatte etwas Seltsames an sich, er sah aus wie ein aristokratischer, alternder Herrscher eines unbedeutenden Königreichs, wohingegen sein Gebar ernst und diszipliniert war. In seinem Blick lag Tiefe und etwas, das Dalia gleichfalls abschreckte wie faszinierte. Als hätte der Alte das Zentrum der Galaxie erblickt und waren davor zurückgeschreckt. Das Mädchen war verwunderte, über diese plötzliche fast poetische Eingebung und verkniff sich ein freches Grinsen, um unter keinen Umständen Aufmerksamkeit zu erregen.

Dalia sah den Sturmtrupplern zu, bis etwa geschah, dass sie nicht in ihren kühnsten Träumen ersinnen könnte.

Überdeutlich sah sie, wie der alte Mann seine adrige Hand hob und sie in einer wischenden Bewegung vor den Visieren der Sturmtruppler bewegte. Gleichzeitig sprach er etwas, das Dalia nicht genau verstehen konnte, weil sie zu weit entfernt stand.

Erstaunen war ihr deutlich anzusehen und sie erinnerte sich daran, dass Mace erwähnt hatte, dass Jedi einander gegenseitig spüren konnten. Es passte nicht in ihre Vorstellung vom Universum, dass manche Wesen sich über die Entfernung von Lichtjahren spüren können.
Jetzt stellte sie verwirrt fest, dass ihre Vorstellung über mögliche und unmögliche Dinge in dieser Galaxie entweder nicht auf Jedi zutraf, oder es war ein großer unwahrscheinlicher Zufall, dass dieser Mann gerade den Jedi-Geistestrick vollbracht hatte, der ihrem Jedi-Freund Mace vor Monaten auf dem Frachtschiff Secundhand an einem Trupp Sturmtruppler nicht gelungen war. Dalia glaubte genauso wenig an Zufälle, wie sie an die bösen Sith aus den Märchen glaubte.

Sie starrte den arrogant wirkenden Mann an, während er sich unbehelligt von den Soldaten entfernte. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, als würde er einer Spur folgen, nachdenklich und angestrengt.
Dalia fand, dass er aussah wie ein Suchdroide, der seiner Beute nachspürte.
Als hätte er ihre Gedanken erraten, sah der alte Mann auf und blickte direkt in ihre Richtung. Seine wässrigen dunklen Augen schienen sich in ihre Gedanken zu bohren. Es war als würde ein Bann von ihr fallen und ihre Erstarrung löste sich augenblicklich.

Dalia drehte sich um und stolperte in den Schatten eines Verkaufsstandes. Der Mann hatte etwas Unheimliches an sich. Sie musste sich jedoch eingestehen, dass sie dies ebenso über Mace gedacht hatte.
Auf jeden Fall, so beschloss sie, würde sie Mace erzählen, was geschehen war.
 
***​

Der Planet vibrierte vor Leben. Mace musste sich konzentrierten, um sich bei seinem Training nicht ablenken zu lassen. Er balancierte über einen feuchten Moosbewachsenen Baumstamm, der eine Kerbe in den tropischen Wald geschlagen hatte, als er umgefallen war. Mace konzentrierte sich auf die Macht. Es fiel ihm von Tag zu Tag leichter sie, zu seiner Unterstützung zu rufen. Die hohe Luftfeuchtigkeit durchnässte sein dünnes, kurzärmeliges Hemd und die lange weiße Leinenhose. Aus dem Moos wurde Wasser gedrückt, als Mace über den Stamm rannte. Seine bloßen Füße und der Saum der Hose saugten die Flüssigkeit auf.

Die verdunstende Feuchtigkeit stieg vom Dschungelboden auf. Das Kreischen, Fiepen, Zwitschern und Blöcken verschiedenster heimischer Tierarten verliehen dem Wald eine eindrucksvolle Geräuschkulisse.

Der Stamm war geschätzte sechs Meter lang und da er samt seinem Wurzelwerk aus der Erde gerissen worden war, ragten das knorrigen Wurzelgeflecht, wie die adrige mit tausenden Fingern besetzte Hand eines Riesen, im Sonnenschein, der mit dem Umsturz entstanden Lichtung, empor. Zwischen den Wurzeln wuselten verschiedenste Insekten, die darin ein neues Heim gefunden hatten.

Mace, der auf Coruscant, dem Stadtplaneten aufgewachsen war, fand jedes dieser unbekannten Wesen höchst bemerkenswert und trotz ihres meist abschreckenden Aussehens nicht widerlich.

Er erinnerte sich beim Anblick eines springenden Mehrfüßers an Dalias erschrockenen Gesichtsausdruck, als eines Abend vor einigen Tagen ein ebensolches Tier sich in ihr Bett verirrt hatte. Sie hatte geschrieen, als wäre ein wütender Flederfalke hinter ihr her.

Im nächsten Moment erreichte Mace das Ende des Baumstamms. Im Sprint hatte er nicht die Zeit über sein Handeln nachzudenken.
Er hatte einige seiner Bewegungen so automatisiert, dass er nicht denken musste. Mace sprang, drehte sich in der Luft und landete federnd auf dem weichen Boden. Er lief seine gewohnte Trainingsroute durch den Dschungel. Während er mit gleich bleibendem Tempo abseits der Gleiterrouten durch den tropischen Wald rannte, dachte er daran, wie er das kleine, ungiftige Wesen aus Dalias Bett gerettet und vor ihr beschützt hatte.

Über sich hörte er Tiere kreischen oder quietschen. Vögel lärmten aufgebracht. Sie erhoben sich wild mit den Flügeln schlagend aus ihren Nestern, als Mace vorbei rannte.

Die lebendige Umgebung schien wie ein Pol der Macht zu wirken. Mace fühlte sich tiefer mit der Macht verbunden als jemals zuvor. Sie war allgegenwärtig. Ihre Energie durchdrang und umgab ihn. Sie verhalf ihm dazu, immer zu wissen was vor ihm lag.
Ein angenehmes Gefühl erfüllte ihn mit Sicherheit und Vertrauen. Die Macht war eine Erweiterung seiner Sinne. Er ahnte wohin ihn sein Weg führen würde. Mace wusste wohin er seinen Fuß setzen musste.
Der Boden unter seinen Füßen war matschig. Mace folgte einem schmalen Pfad. Mit der Macht als Gefährten bahnte er sich geräuschlos einen Weg durch das dichte Unterholz. Er sprang über Wurzeln, wand sich durch dicht beieinander stehende Bäume, streifte riesige Farnblätter zur Seite und schreckte kleine pelzige Wesen mit lange spitzen Schnauzen auf.
Er rannte einen kleinen Hang hinab, der von Farnen überwuchert war, die Mace überragten, obwohl er in den letzten Monaten um einige Zentimeter gewachsen war. Am Ende ging die rötliche Erde in purpurnen Sand über. Der Sand war grobkörnig und kleidete das Ufer einer kleinen Bucht aus. Mace vermutete, dass diese Bucht nur er und Dalia kannten. Er hatte sie auf einer seiner Erkundungstouren entdeckt und sie ihr am nächsten Tag gezeigt. Dalia war hingerissen von der Lage und der Aussicht gewesen.

Auf einer Seite wurde sie von einer Klippe begrenzt, auf der anderen wuchs dichter Wald einen Hang hinauf. Der Hang gehörte zu einer niedrigen Erhebung an deren gegenüberliegender Seite der gemietete Bungalow der Vandars stand.
Dem Aussehen der Bucht nach war sie unberührt. Mace hatte jedoch entdeckt, dass Aussehen auf diesem Planeten täuschen konnte. Die Einwohner von Pantolomin beherrschten die Kunst ihren Planeten so zu kultivieren, dass man als Außenweltler meinte niemand hätte sich je um die Pflanzen, die Flüsse oder die Landschaft gekümmert. Sie nannten es natürliche Schönheit und bewarben ihren Planeten damit überall in der Galaxie. Natürlich erwähnte sie nebenbei auch die unzähligen Casinos, die es sogar auf den Besichtigungsschiffen, die durch das Riff kreuzten, gab.

Als Mace den warmen Sandstrand erreichte, beendete er seinen Waldlauf und schlenderte dahin. Sichtlich genoss er das Gefühl, seine Zehen während des Gehens tief im purpurnen Sand zu vergraben. Nach einigen Metern hatte er einen alten, von der Sonne gebleichten Holzstamm erreicht, der an der schönsten Stelle der Bucht lag und eine perfekte Sitzgelegenheit darstellte. Mace ahnte, dass das alte, wie Schwemmgut aussehende Holz vor einiger Zeit absichtlich an dieser Stelle der Bucht platziert worden war. Mit einer katzenhaften Drehung gelang es Mace ohne Mühe auf den höchsten Punkt des Holzes zu gelangen. Der Stamm hatte eine natürlich aussehende Mulde, die dem Holz eine auffällige Ähnlichkeit mit einer Sitzbank verliehen. So betrachtet saß Mace auf der Lehne, mit den Füßen auf der eigentlichen Bank.
Er ließ seinen Blick über die Landschaft gleiten. Er genoss die Einsamkeit. Mace wusste jedoch, dass er sich nicht einfach zurückziehen konnte.
Er hatte Verantwortung für die Wesen zu tragen. Als Jedi war es seine Pflicht, Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Wie von selbst sackten seine Schultern nach unten. Er war es leid sich, etwas vorzumachen. Wahrscheinlich war er einer der wenigen Jedi, der die systematische Verfolgung überlebt hatte. Seine Ausbildung reichte bei weitem nicht, um sich gegen den Imperator aufzulehnen oder ihn zu vernichten. Nur ein Jedi-Meister hätte diese Macht.
Mace fragte nach dem Sinn, wenn er sich weiterhin etwas vormachte und dächte, er könnte etwas erreichen, indem er täglich seine physischen Fertigkeiten verbesserte, während ohne Lehrmeister seinen mentalen Fähigkeiten verkümmerten und er irgendwann nicht einmal mehr einen Kiesel in die Schwebe würde versetzten können. Er beobachtete verdrießlich ein achtbeiniges Krustentier, das mit einer seiner vier Scheren im Meerwasser spritzte. Es hatte wahrscheinlich ein anderes Tier unter dem Sand entdeckt und versuchte es zu fangen.
Vielleicht könnte ich mich dann, wenn ich älter bin für ein Smashball Team bewerben, dachte Mace bitter, die würden sich bestimmt über einen trainierten Machtbegabten freuen. Natürlich nur bis der Imperator herausfindet, dass ich ein Jedi bin und mich heimlich, still und leise beseitigen lässt.
Er ließ den Kopf sinken.
Leider ist es so. Ich kann nichts machen, auch wenn ich noch so sehr trainiere, werde ich dadurch kein Jedi. Es gibt Dinge, die kann man sich nicht selbst beibringen.

Mace seufzte tief. Seine Augen wanderten abermals zum Meer hinaus. Er beobachtete die Schaumkronen, wie sie auf den Wellen tanzten, als er plötzlich spürte, dass sich eine vertraute Person näherte. Mace wartete und tat so als hätte er Dalia nicht bemerkt.

Ihre Schritte waren im körnigen Sand kaum zu hören.

Er wandte ihr seinen Blick erst zu, als sie fast neben seinem Sitzplatz stand.

Sie keuchte schwer atmend, als wäre sie den ganzen Weg von ihrer Unterkunft bis hierher gelaufen. Ihr Teint war dunkler geworden und dadurch strahlten ihren Augen und die blonden lockigen Haare umso mehr. Sommersprossen waren auf ihrer Nase erschienen. Sie hatte die von einer Senatorentochter verlangte Förmlichkeit abgelegt. Darunter war eine vorwitzige Göre versteckt gewesen und Mace musste zugeben, dass er nicht wagte, sich auch nur halb so viel zu erlauben, wie sie es ohne Zögern tat.
Sie hatte ein unerschütterliches Selbstvertrauen und Mace fand es beneidenswert, dass sie alles tat was sie wollte, ohne sich lange den Kopf darüber zu zerbrechen. Er wünschte sich, ihm würden Entscheidungen so leicht fallen. „Mace, ich muss dir unbedingt etwas erzählen.“ Sie stützte sich mit ihrer Hand auf den Baumstamm, auf dem er saß.
„Du wirst nicht glauben, was vorhin in der Stadt passiert ist.“

Mace lehnte sich mit einem leisen Seufzer zurück. Dalia fiel es schwer einfach zu sagen, was sie wollte, sie musste vorher immer lange herum reden. Mace mochte das nicht.
„Und?“

„Tu nicht so, immerhin ist es wichtig.“ Sie ließ Mace einen weiteren Moment zappeln, bevor sie den Vorfall erzählte.
„Ich glaube ich habe heute in der Stadt einen Jedi gesehen.“
Mace war wie erstarrt für einen kurzen Moment. Dann blinzelte er und erinnerte sich daran, wer ihm gerade erzählt hatte, dass sie einem unbekannten Jedi begegnet war.
Zweifel überkamen ihn. Wie konnte er von Dalia erwarten, dass sie einen Jedi unter den vielen verschiedenen Wesen erkannte?
„Und du bist dir sicher?“

„Ziemlich, aber ich kann dir auch alles erzählen, was vorgefallen ist, wenn du dich dann besser fühlst.“

„Wenn ich genau wüsste, was vorgefallen ist, könnte ich sagen ob du Recht hast oder nicht“, Mace rutschte von seiner Sitzgelegenheit herunter und ließ seine bloßen Füße in den warmen Sand sinken. Dalia lächelte verschmitzt und stemmte die Hände in die Hüfte: „Das nächste Mal könntest du einfach Ja sagen.“

Mace zuckte mit den Schultern und strich sich die Nackenhaare glatt: „Na dann, ja.“

Daraufhin legte Dalia ihren Arm um Mace´ Schultern und zog ihn in Richtung Meer. Sie begann zu erzählen und als sie gemeinsam die Küste erreicht hatten, setzten sie sich nebeneinander in den Sand. Das tropisch warme Meer umspülte ihre Zehen.
Als sie ihre Schilderung beendet hatte, holte Dalia das Päckchen mit Geleewürfeln heraus und teilte sie mit ihm.

Mace nahm zögernd an. Im Tempel hatten sie nur selten Süßigkeiten bekommen. Jedi glaubten, dass Kinder nur gesunde Nahrung zu sich nehmen sollten.
Er drehte den weichen Gummiwürfel zwischen den Fingern. Seine Gedanken waren bei dem was er gerade erfahren hatte. Für Mace war klar, dass der Mann, den sie gesehen hatte, sich auf den Umgang mit der Macht verstand. Der Fremde musste sehr erfahren in ihrem Gebrauch sein. In Mace machten sich, nachdem er dies begriffen hatte, zwei Empfindungen breit.
Er war aufgeregt und begierig, den anderen Jedi zu suchen und er machte sich Hoffnung, dass dieser unbekannte Jedi ihn unterrichten würde, oder ihm zumindest Auskunft darüber geben konnte, ob andere Jedi den Verrat der ihnen unterstehenden Klonverbände überlebt hatten. Mace konnte sich nicht erklären, warum ein Jedi-Meister das Risiko einging auf diesen Planeten zu reisen. Er musste nach einem anderen Jedi gesucht haben und die Macht hatte ihn nach Pantolomin geführt.
Warum? Warum war er gerade jetzt hier hergekommen und aus welchem Grund?
Mace war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er Dalias besorgten Blick nicht bemerkte.

Sie wartete unsicher und vergrub ihre Hände im purpurnen Sand. Als ihr die Stille zu lange dauerte und sie es nicht mehr aushielt, stupste sie Mace mit der Schulter an und fragte leise: „Und, was denkst du?“

Mace drehte seinen Kopf. Unsicherheit war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er schob das Geleestück in den Mund. Es war klebrig und blieb an seinen Zähnen hängen. Er schaffte es schließlich das Gummizeug mit der Zunge aus seinen Zahnzwischenräumen zu bekommen und schluckte es. Er mochte den künstlichen Fruchtzuckergeschmack nicht.
Anschließend zog er die Augenbrauen besorgt zusammen und biss sich auf die Unterlippe.
„Es könnte eine Falle sein, aber jeder könnte uns an den Geheimdienst des Imperiums verkaufen. Ein Jedi würde keinen anderen Jedi an offensichtliche Feinde verraten und demzufolge, was du mir erzählt hast, bin ich mir sicher, dass der Mann ein Jedi ist. Ich glaube er hat sich von der Macht leiten lassen, um andere Jedi zu finden und ist hier her gekommen, weil er mich gespürt hat“, Mace atmete tief ein und ein erleichtertes Lächeln erhellte sein sonnengebräuntes Gesicht. „Eigentlich sollte ich mir gar keine Sorgen machen.“ Er seufzte, verschränkte die Arme um die angewinkelten Knie und legte den Kopf darauf. „Der Mann muss ein Jedi sein. Ein Jedi stellt keine Fallen. Ich mache mir zu viele Gedanken.“

Im selben Moment begann Dalia neben ihm leise zu lachen und sagte mit einem frechen Grinsen: „Dass habe ich dir schon mindestens zwei Mal gesagt.“

„Ehrlich?“ Einen kurzen Moment lang war Mace überrascht.

„Ganz sicher. Du denkst einfach zu viel, statt etwas zu tun.“ Mace konnte einen milden Vorwurf in dem Klang ihrer Stimme hören.

„Du meinst also ich sollte handeln.“

Dalia nickte.

„Morgen werde ich damit beginnen den Jedi zu suchen.“

„Und ich helfe dir dabei“, entgegnete Dalia enthusiastisch. Mace kniff die Augen zusammen und verzog das Gesicht säuerlich. „Ich weiß nicht…“ Er setzte ab um nachzudenken, „Das ist eine Sache, die nur Jedi etwas angeht.“

Abrupt stand Dalia auf und ging zwei Schritte ins Wasser hinein. Sie verschränkte die Arme und blickte sich nach Mace um. Ärger spiegelte sich in ihren ernst zusammengekniffenen Augen und ihre zarten Lippen bebten.
„Du kannst mich nicht einfach beiseite schieben.“

Mace hob seinen Kopf und ließ sich zurücksinken. Er spürte, wie sich seine Hände in den angenehm warmen Sand gruben. Sein Innerstes stand im krassen Gegensatz zu seiner Umgebung. Die Gefühle wirbelten wie wild in ihm, doch er ließ sie nicht die Oberhand gewinnen. Er erinnerte sich daran, was er sich vor wenigen Monaten geschworen hatte.
Er beruhigte seine Gefühle mit dem Gedanken, dass er Ruhe bewahren musste. Der Junge begriff, dass man nicht immer jedem alles Recht machen konnte. „Ich danke dir ehrlichen Herzens, dass du mir von dem Jedi erzählt hast, aber das ist alleine meine Angelegenheit.“

Dalia schnaubte: „Ich lasse mich nicht mit netten Worten abspeisen. Da wo du hingehst passiert immer Aufregendes und ich werde nicht einfach Zuhause warten, bis du wieder zurückkommst, wenn der ganze Spaß vorbei ist.“

„Spaß?“ Mace spuckte das Wort voller Bestürzung aus. „Wahrscheinlich werden wir uns nur unterhalten. Außerdem bin ich nicht darauf aus, etwas Aufregendes zu erleben.“

Das Mädchen ließ die Hände sinken und verließ das Wasser.

Mace stand nun ebenfalls auf.

Sie sahen einander an und Mace las Verwunderung in ihrer Mine. „Du vielleicht nicht, aber du erlebst jede Menge Abenteuer, ob du willst oder nicht. Ich war das ganze letzte Jahre nicht mehr als die Tochter eines Senators. Ich habe nicht mehr erlebt als Bankette, festliche Anlässe, Staatsbesuche oder langweilige Empfänge. Weißt du, ich bin froh darüber, dass es mir im Vergleich zu vielen anderen so gut geht. Soran ist ein besserer Vater, als mein eigener es jemals war und dennoch wünsche ich mir manchmal ein wenig Aufregung in meinem Leben.“

Mace gestikulierte versöhnlich. Seine Mine entspannte sich. „Bevor wir uns getroffen haben, bestand mein Leben aus Training, Meditation und Lernen. Du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass mein Leben vorher auch nicht aufregend war.“
Mace strich sich erneut die abstehenden Haare glatt: „Zuerst muss man jahrelang trainieren und dann bestreitet man ein hartes Leben, das nur sehr wenig mit Spaß zu tun hat. Wenn ich ein anderes Leben kennen würde, würde ich es vielleicht sogar meinem Leben vorziehen. Aber das tu ich nicht.“

Dalia grinste: „Na, ja dann sind wir uns eben einig, dass unser Leben spannender wurde, nachdem wir uns getroffen haben.“

Mace unterbrach sie mit einer Handgeste: „Das heißt aber nicht, dass ich froh darüber bin.“ Einen Augenblick lang, hatte Mace das Gefühl, dass Dalia ihn falsch verstanden haben könnte. Mace wollte nicht sagen, dass er ihre Begegnung bedauerte.

„Vielleicht hast du ja Recht. Es ist nicht immer toll in Gefahr zu sein.“ Ihr Gesicht zeigte Einsicht und ein wenig Traurigkeit.

Mace nickte. Er hörte ein leises Grummeln von seiner Magengegend ausgehen.
Der rote Schimmer auf Mace´ Wangen wurde dunkler: „Ich denke wir sollten langsam zurück zum Haus, bevor wir das Abendessen verpassen.“

Dalia zuckte mit den Schultern: „Na gut.“
Sie und Mace drehten sich vom Meer weg und gingen über den Strand zurück zum Wald.
Dalia sagte beiläufig: „Manchmal denkst du nur ans Essen.“

Mace zog eine Augenbraue hoch. Es wäre absurd dies abzustreiten. Er hasste es, wenn er das Essen verpasste und liebte die saftigen Furchttörtchen, die es oft, wie früher im Tempel, als Nachtisch gab.
 
Würde es dies als Buch geben, würde ich es vielleicht lesen, aber so, in kleiner Schrift, dazu noch soooo viel.

Nein, da verliere ich von Anfang an, die Motivation, den Text zu lesen. Sorry.
 
8​

Dichter Nebel bedeckte den Waldboden bis Knöchelhöhe. Die ersten Vögel zwitscherten in der Krone der Bäume. Das Brummen eines Lichtschwerts schreckte kleine Waldbewohner auf. Eine gelb-schwarzschuppige Echse huschte mit zackigen Bewegungen über eine Wasserpfütze, ohne das Wasser zu berühren. Sie blieb von Mace völlig unbemerkt. Die Bewegungen im Laub und Gestrüpp des erwachenden Dschungels konnten ihn nicht ablenken. Der Griff der beruhigenden blauen Klinge vibrierte in seinen schweißnassen Händen. Der kleine ovale Schwebedroide, an dem Soran einen modifizierten Niedrigenergie-Blaster hinter dem Vid-Sensor angebracht hatte, flog sekundenschnell an die Stelle, die er zuvor in seinem Mikroprozessor berechnet hatte. Mace ahnte die Bewegung voraus. Er sprang nach vorne, hielt den rilligen Griff nur mit einer Hand und drehte das Handgelenk im richtigen Winkel. Mit übermenschlicher Schnelligkeit zog er die Klinge anschließend in einem Halbkreis nach unten. Die Klinge glühte zwei Mal unter den Einschlägen von Blasterblitzen auf. Mace rollte sich seitlich ab, als Reaktion darauf, dass der kleine Droide mit dem ausgefahrenen Miniaturblastern in Mace´ Richtung geschwenkt war und geschossen hatte.
Kleine abgefallene Äste knirschten, als Mace? Körper den Boden berührte. Der Morgentau durchnässte die erste Schicht seiner Tunika. Nasser Humus klebte für einige Momente an seiner Kleidung, bis die Erde trocknete und abfiel. Sein Körper war aufgeheizt und seine Gedanken konzentriert. Die Macht floss im Gleichklang mit seinen Gedanken.
Er wehrte mit wirbelndem Lichtschwert drei weitere Blasterschüsse mit kurzen Kraft sparenden Bewegungen ab. Der stromlinienförmige Droide mit dem großen einzelnen Vid-Sensor, schwebte wie ein Greifvogel um Mace. Die frühere Aufgabe des Droiden hatte darin bestanden, den Raumhafen von Pantolomin abzufliegen und Holo-Aufzeichnungen über verdächtige Personen anzufertigen. Mace ahnte einen weiteren Schuss und duckte sich darunter weg. Sein Blick folgte dem sich drehenden Vid-Sensor und somit dem Mini-Blaster dahinter.
Das Gefühl von drohender Gefahr warnte Mace. Unerwartet nutzte er den Moment und sprang aus der Hocke zwei Meter in die Höhe. Er meinte eine lose Deckplatte, dort wo der Blaster ungenau montiert worden war, metallisch kreischen zu hören, als der Blaster Mace´ Bewegung einen Augenblick später folgte.
Ich werde Soran sagen müssen, dass seine Konstruktion ein wenig bedenklich ist, auch wenn ich noch weniger Ahnung von Droiden habe als er.
Eine flüssige Folge von Paraden folgte dieser Überlegung. Die Luft roch verdächtig nach Ozon stellte Mace fest. Seine alte, mehrmals genähte und zu kurze Tunika hatte neue schwarze Striemen an beiden Armen davon getragen. Der Geruch von verbrannten Stofffasern lag in der Luft. Knapp, zu knapp dachte Mace gefasst.
Mace wirbelte mit erhobener Lichtklinge herum und wehrte einen weiteren Blasterschuss mit ausgestreckten Armen ab. Er gab sich alle Mühe den Droiden von sich fern zu halten.
Inzwischen raste sein Puls und er atmete gierig die kühle Morgenluft ein. Schweiß rann seinen Rücken hinunter und wurde von den warmen Stofffasern aufgesogen.
Mace begriff, dass er zu ungestüm vorgegangen war. Während seine Kraft, seinen Ausdauer und zu seinem Leidwesen aus seinen Konzentration nachließ, folgte die Maschine unbeirrt ihrer Programmierung.
Im Gegensatz zu dem Droiden war Mace jedoch flexibel. Um seinen Ausdauer zu erhöhen wechselte er von der ersten Form, eine rohe Kampftechnik, die aus der Zeit stammte in der die Jedi keine Lichtschwerter benutzt hatten, sondern Schwertern aus gehärtetem Durastahl, zum Soresu, der dritten Form, die defensiv ausgerichtet war und darauf abzielte den Gegner zu entkräften, bis er Fehler macht und besiegt werden kann. Seine Bewegungen wurden scheinbar langsamer und ruhiger.
Als der Droide nach zwei gescheiterten Attacken über Mace seine Kreise zog, drehte er die blaue Klinge in einer schnellen Bewegung und traf den Droiden selbst, als dieser zu einem Sturzflug ansetzte. Er hörte ein mechanisches Ächzen, als die glühende Klinge das Blechgehäuse der Maschine berührte und es widerstandslos zerschnitt. Mace´ Sinne waren so sensibel, dass er die Klinge deaktivierte, nachdem er gefühlt hatte, wie ein wichtiger Teil des Droiden durchschmorte. Ihm waren Droiden gleichgültig und er konnte ihre einzelnen Teile nur schwer auseinander halten. Außerdem war im Tempel nie von ihm verlangt worden, dass er wusste wie Droiden funktionierten. Als der Droide auf dem weichen Humusboden aufschlug, knackten kleine Äste und ein dumpfes Klatschen war zu hören. Mace befestigte den Lichtschwertgriff sorgfältig an seinem Gürtel und schlich leise zu dem abgestürzten Droiden.
Das Gebüsch in seiner Umgebung raschelte. Vögel schienen plötzlich deutlich lauter zu zwitschern. Ein süßlicher Geruch lag in der Luft. Mace? Magen begann zu knurren. Er verdrängte den Gedanken an Frühstück und kniete sich neben den Droiden in eine schlammige Pfütze. Sein Knie wurde augenblicklich durchnässt, Mace verkniff sich einen leisen Fluch, den er bei Dalia gehört hatte. Die seitlich gekrümmte Platte neben dem eingerasteten Miniatur-Blaster stand in einem ungewöhnlichen Winkel ab und war vom Lichtschwert gespalten worden. Mace seufzte und hob den Droiden auf. Er dachte daran, dass Soran nun wieder etwas hatte woran er basteln konnte.
Unerwartet glitten Mace´ Gedanken zu dem Gespräch, das sie am vergangenen Abend geführt hatten. Da er müde und satt gewesen war, war es ihm schwer gefallen der ganzen Geschichten mit voller Konzentration zu folgen. Mace hatte gefragt warum Soran ihn nicht weggeschickt hatte, nachdem seine Familie einen sicheren Unterschlupf gefunden hatte.

Zuerst hatte Soran dieselben Gründe angegeben, wie damals auf Coruscant.

Später, als Dalia aufgeregt eine Holo-Drama auf dem größten Holo-Display im Haus verfolgte und Melina die Nachrichten im Holo-Net las, hatte Soran Mace zu sich auf die Veranda des Strandbungalow gebeten.

Mace hatte in einem weichen Korbstuhl gegenüber gesessen. Da seine Füße den Boden nicht erreichten, während er auf dem Stuhl saß, hatte er sie nervös baumeln lassen.

Soran hatte Mace von einem unangenehmen Geschehnis aus seiner Kindheit erzählt. Die Geschichte hatte davon gehandelt, wie Soran als siebenjähriger von einem gesuchten Verbrecher entführt worden war, weil Sorans Vater Richter im Falle gegen einen Komplizen dieses Kriminellen gewesen war. Sorans Entführer hatten seinen Vater erpressen wollen, den anderen Verbrecher freizulassen. In dieser Lage hatte der Jedi-Rat ein Meister/Padawan-Team entsandt, um Soran aus den Händen der Entführer zu befreien. Die Jedi hatten ohne größere Schwierigkeiten den Aufenthaltsort herausgefunden und ihn gerettet.

Mace rief sich den seltsamen beinahe sehnsüchtigen Ausdruck ins Gedächtnis. Zu Mace´ Erstaunen war es das Schuldgefühl Sorans gegenüber den Jedi und, was noch um einiges verwirrender war, Mace´ Ähnlichkeit mit dem Padawan, dem Soran damals begegnet war.
Ein Anflug von Stolz überkam Mace, als er durch den verschlungenen Dschungelpfad zum Bungalow zurückkehrte. Natürlich tat er es als Zufall ab. Niemand hatte jemals zuvor behauptet, dass zwischen ihm und dem jungen Obi-Wan Kenobi eine Ähnlichkeit bestand. Nicht einmal Meister Yoda, der Mace ebenso ausgebildet hatte, wie Meister Kenobi.

Soran war alt und sein Gedächtnis musste ihm einen Streich spielen.

Vielleicht lag es daran, dass männliche Jedi Padawane alle dieselbe Frisur trugen und Mace´ Haar- und Augenfarbe der von Meister Kenobi ähnelte. Ein seltsames Kribbeln durchströmte seinen gesamten Körper. Er fühlte Beklemmung. Nur weil keiner weiß, wer meine Eltern waren, kann ich auf solche Gedanken kommen, nur deshalb regt sich in mir dieses Gefühl. Verdammt, Mace Jedi haben äußerst selten leibliche Kinder und wenn, gibt es einen gravierende Grund, der diesen Regelbruch rechtfertigt. Ein Jedi verlässt freiwillig den Orden, wenn herauskommt, dass er eine solche Art von Bindung eingegangen ist.
Mace hielt einen Moment inne und sah nach oben. Ein Wassertropfen fiel aus der Dschungelkrone und landete auf seiner Wange. Er schüttelte den Kopf zu energisch, um den Anschein zu erwecken, dass er nur den Wassertropfen abschütteln wolle.
Niemals würde Meister Kenobi den Ausschluss aus dem Orden riskieren, genauso wenig wie Mace selbst. Der Gedanke allein ist genauso lächerlich, als würde man glauben, dass Jedi wieder von den Toten auferstehen können. Außerdem würde es mir nichts nützen, Obi-Wan Kenobi ist wahrscheinlich ebenso tot, wie alle anderen Meister, die als Generäle in der Schlacht gegen die Separatisten gedienten haben. Hinterrücks ermordet von ihren unterstellten Klonen auf Befehl des Imperators.
Für einen kurzen Moment regte sich Trauer. Er drängte sie zurück und konzentrierte sich auf liegende Dinge. Überzeugt von seinen eigenen Argumenten und mit einem schweren Kloß in der Magengrube, der die unvergängliche Trauer darstellte, kam Mace der Gedanke, dass ihm diese scheinbare Ähnlichkeit immerhin dabei geholfen hatte neue Verbündete zu finden.
Die Anstrengung des Laufens, mit dem schweren Droiden unter dem Arm, half ihm nicht zur Ruhe zu kommen.
Unkontrollierbar wandten sich seinen Überlegungen in eine andere Richtung und er begann sich darüber Gedanken zu machen, wie er den unbekannten Jedi-Meister finden sollte.
Währenddessen führten seine Schritte ihn zum Waldrand. Unerwartet begann sein Magen zu revoltieren, als er den Tropenwald hinter sich gelassen hatte und über die Grasbewachsene Lichtung vor dem Bungalow tappte. Nachdem Frühstück würde er versuchen Soran, dazu zu überreden mit ihm in die Stadt zu fahren. Er musste ihn überzeugen, wie wichtig es für ihn war, die Stadt zu besuchen, ohne aber zu erwähnen, dass er auf der Suche nach einem vermeintlichen Jedi-Meister war.
Irgendwie hegte Mace den Verdacht, dass der Erwachsene kein Freund dieser Idee sein würde. Üblicherweise würde Mace versuchen dieses Gefühl zu begründen, doch zum ersten Mal in seinem Leben tat er dies nicht.
Er würde Soran aus demselben Grund nichts erzählen, wie er auch Dalia nicht mitnehmen würde, wenn er versuchte den Jedi-Meister zu finden: Dies war eine Angelegenheit, die nur Jedi etwas anging.
Mace legte den schweren Schwebedroiden auf die imprägnierte Holzterrasse des Ferienhauses, in Sicherheit vor dem mittäglichen Schauer, der auf dem tropischen Planeten alltäglich war und Mace nur am ersten Tag überrascht hatte, als vom Schwimmen zurückgekommen war.
Der Padawan zog die erste Tür des Hauses auf und schloss sie hinter sich bevor er die Innentür betätigte ? eine Vorsichtsmaßnahme gegen die vielen unangenehmen Insekten die den Planeten bevölkerten, auch wenn keines dieser Tiere giftig war, dafür hatten die vielen Forscher in den biologischen Labors der Regierung gesorgt.
 
***​

Wahrscheinlich wäre es ein Frevel gewesen, dachte sich Mace, als er durch die zentimeterdicke Transpariestahlscheibe sah, wenn er zwar wochenlang auf Pantolomin gewohnt hätte, aber niemals eine der Tiefseereisen unternommen hätte für die der Planet so berühmt war. Das Meer war hell und klar. Bunte exotische Fische tummelten sich vor den Fenstern, als das stromlinienförmige Schiff mit den riesigen transparenten Aussichtscheiben an den mächtigen Korallenwänden vorüber glitt. Trotz der Farbenpracht und der vielen Wunder der unendlichen weiten Wasserwelt, konnte er sich nicht darauf konzentrieren. Er hatte etwas weitaus Bemerkenswerteres gespürt.

Er fühlte ein leichtes Zupfen an den Außenrändern seines Bewusstseins, als würde ein anderes machtsensitives Wesen seine Präsenz wahrnehmen und versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Diese Empfindung entglitt Mace von Zeit zu Zeit, kehrte jedoch wieder. Mace wusste, dass der andere Jedi, den er nun seit gut einer Woche zu finden versuchte, auf dem Schiff war und ihn fühlen konnte.
Er begriff jedoch nicht, warum er ihm keine deutlichere mentale Botschaft übermittelte. Mace wusste, dass ein Jedi-Meister dazu imstande sein müsste, auch wenn er Mace nicht persönlich kannte. Zwischen einem Meister und seinem Padawan war diese Art von mentalem Kontakt ein Zeichen des gegenseitigen Vertrauens und in Gefahrensituationen hatte diese Fähigkeit schon manchem Jedi das Leben gerettet. Mace lenkte seinen Blick von den blau-golden beschuppten Fischen, deren Schwarm sich drehte und wand, wie eine riesige dunkle Wolke über den Auswüchsen des Riffs, zu seiner Begleiterin Dalia.

Sie stand nur einige Meter entfernt und starrte neugierig den bunten Korallenbewohnern hinterher. Sie hatte einige Male leise zu lachen oder glucksen begonnen, wenn etwas Unterwartetes oder Lustiges zwischen der bunten Ansammlung von Tieren und Pflanzen erschien. Sie wippte auf den Fußballen auf und ab und vermittelte Mace eine Art von Unruhe, die Kindern generell eigen zu sein schien.

Mace nahm es zwar nicht bewusst war, doch wenn ihn einen solche Art von Nervosität überfiel, begann er halbbewusst mit seinen Fingern herumzuspielen oder strich sich durch die abstehenden Haare. An den Fingernägeln zu knappern hatte er sich vor einiger Zeit abgewöhnt. Mace´ Gedanken schweiften von der hintergründigen Präsenz des anderen Jedi zu Dalia. Sein Blick blieb an Dalia haften und der Moment zog sich hin. Er rief sich ihr leises Lachen in Erinnerung, als ein runder, glotzäugiger, schimmernder Aal nur einen Zentimeter über den Meeresboden am Fenster vorbeigeschlängelt war.

Dalia war dem Tier neugierig im Schiffsinneren nachgelaufen, während Mace stehen geblieben war, um sich die anderen Passagiere genauer anzusehen.
Am Ende des langen Sichtfensters, das von kurzen Trennwänden in kleinere Abteilungen abgegrenzt wurde um ein wenig Intimität zu erzeugen, war der Aal außer Sichtweite geschwommen und Dalia war enttäuscht zurückgekehrt. Sie hatte ihn mit einem gelangweilten Blick bedacht. Sein Gefühl sagte ihm, dass er mehr Interesse gegenüber ihren Aktivitäten zeigen sollte, um sich nicht ihren Zorn aufzuhalsen.

Andererseits war dies vielleicht die letzte Chance den Jedi zu finden. Mace hatte nämlich keine Vorstellung darüber, wie lange der fremde Jedi sich noch auf diesem Planeten aufhalten würde.

„Was ist?“, fragte Dalia schnippisch, als der Moment verflogen war.

Mace wurde aus den Gedanken gerissen. „Ähm… ich… es ist nichts.“ Mace fühlte die Röte in seine Wangen steigen. Er senkte den Kopf und verbarg, wie sich das verräterische warme Schimmern unter seinen sonnengebräunten Wangen ausbreite. Als ihm einen Entgegnung in den Sinn kam, grinste er verschlagen, sah sie an und erwiderte: „Eigentlich habe ich nur nachgedacht, nichts weiter.“

Dalia kniff die Augen zusammen, sie entgegnete nichts, rollte mit den Augen und zischte gespielt übertrieben abwertend. Sie hatte sich bereits einige Male über Mace nachdenklich besonnene Art verächtlich geäußert, was er jedoch nie ganz ernst genommen hatte. Dennoch hielt sie sich mit Fragen zurück, da sie ihn gut genug kannte um zu wissen, dass Mace ihr nichts Wichtiges vorenthielt. Sie waren sich gegenseitig so vertraut, dass sie die Qualitäten des anderen insgeheim schätzen zu wussten.

Mace wand seinen Blick von der Sichtscheibe ab und suchte sich einen Weg durch die Menge herumstehender oder spazierender Wesen, die sich wie er und Dalia in dem weitläufigen Raum aufhielten. Er ging den meisten erwachsenen Wesen nicht einmal bis zur Brust und schritt deshalb schnell und unbemerkt quer durch den Raum.

Die verschiedenen Spezies standen in Grüppchen beieinander und schwatzten laut, wenn sie nicht gerade durch die enormen Fenster auf die Unterwasserwelt von Pantolomin blickten.

Dalia wartete einen Augenblick, ungewiss darüber, warum Mace sich plötzlich von dem Fenster abgewandt hatte und davoneilte. Sie folgte ihm.

Als ob er Witterung aufnehmen würde, blieb Mace im Zugang zu einem anderen Teilabschnitt der Aussichtsebene stehen. Ein grünhäutiger Ishi Tib mit zwei großen abstehenden gelben Augen und einem schnabelartigen Mund spazierte ungerührt an Mace vorbei, während andere Wesen hinter dem Jungen durch das offenen Tor gingen.

Ein drängendes Gefühl, eine unbestimmte Anspannung, die ihre Grundlage in der Macht hatte, machte sich in ihm breit. Mace legte die Stirn in tiefe Falten, sein Lichtschwert hatte er gut verborgen in der Innentasche der dunklen Weste, die er über dem hellen Hemd trug.
In den letzten Monaten waren ihm seinen alten Sachen zu kurz geworden, oder er hatte sie beim Training zerrissen. Obwohl sich Mace zuerst unwohl gefühlt hatte, hatte Melina, Sorans Frau, ihm neue Sachen gekauft. Zuerst hatte er sich überwinden müssen, seine alten Sachen abzulegen und ungewohnte nicht Jedi-gemäße Kleidung anzuziehen. Erleichtert hatte die Umstellung der Umstand, dass seine jetzige Kleidung einer Jedi-Tunika sehr ähnelte.
Da er den Willen der Macht nur erfahren konnte, wenn er sich selbst völlig entspannte, begann er die Ruhe in sich selbst herzustellen. Er konzentrierte sich darauf mit jedem Atemzug Ruhe einzuatmen und die Anspannung auszuatmen. Seine Konzentration war dabei so fokussiert, dass er einen Moment lang auf seine Umgebung vergaß.
Sein Geist schwang im Gleichklang mit der Macht und über diese ständige fließende Verbindung spürte er deutliche die Gegenwart des unbekannten Jedi.
Mace sah sich mit allen Sinnen um und unter den vielen unbekannten Gästen des Luxusunterwasserschiffs trat ein grimmig blickender alter Mann deutlich hervor.

Die dunklen Augen stachen kalt aus dem faltigen, hageren Gesicht mit dem eleganten weißen Spitzbart und den gleichfarbigen offenen Haaren hervor. Über die Masse hinweg spürte Mace den Blick des alten Mannes auf sich liegen.

Die Erinnerung an die erste Ratssitzung, der er beigewohnt hatte, kam ihm sogleich in den Sinn. Er hatte in der Gegenwart der Jedi-Meister nie Angst empfunden und war höchstens ein wenig unruhig geworden, wenn er längere Zeit in der Mitte des Saals stehen musste, um Fragen beantwortete. Ein ähnliches Gefühl empfand er in diesem Augenblick, auch wenn es unangenehmer war.

Er kannte den großen hageren Mann in den noblen Gewändern nicht. Ebenso hatte seine Haltung nur sehr wenig mit der eines Jedi gemein. Der Mann saß mit überschlagenen Beinen und einem Glas mit klarer bernsteinfarbener Flüssigkeit in der Hand an einem Tisch, der für zwei Stühle Platz bot. Als er Mace´ Aufmerksamkeit spürte, senkte er langsam sein Glas, bis er es auf die glatte Tischoberfläche stellte.

Dass er sich auf den Tisch zu bewegte erkannte Mace erst, als er bereits zwei Schritte getan hatte. Einen Moment fühlte er sich in Trance versetzt.
Die Macht schien um den Mann zu pulsieren. Abermals blickte Mace auf und meinte ein geheimnisvolles Glitzern in den tief schwarzen Augen des alten Mannes zu sehen.
Mace Verstand gewann die Oberhand über sein Handeln. Ebenso kam das Misstrauen zurück.
Er fragte sich, warum er – er, der seit seiner ersten Lebenswoche im Tempel aufgewachsen war und sich Gesicht und Namen gut merken konnte – diesem Jedi keinen Namen zuweisen konnte und auch sonst nicht einzuordnen vermochte. Der Blick des Jungen verdunkelte sich und gleichfalls senkte der unbekannte, aristokratisch aussehende Jedi den Kopf.

Der andere wandte seinen Blick von Mace ab, um in entgegen gesetzter Richtung die breiten Stufen hinauf zum Aussichtsfenster zu spähen. Mace blieb angewurzelt stehen und zuckte im nächsten Moment unter der Berührung einer sanften Hand zusammen. Er war zu sehr abgelenkt gewesen, um sich seiner Umgebung bewusst zu sein. Als das Überraschungsmoment verflogen war, wusste er ohne sich umzuwenden, wer hinter ihm stand.

Sie zog die Hand ein wenig zurück, als sie fühlte dass Mace mit den Schultern zuckte.

Mace drehte sich zu Dalia um, in seinen Augen lag die Ruhe, in die er seinen Geist vor Minuten versetzt hatte. Seine Hände blieben auf ihrer Hand liegen.

In Dalia machte sich ein seltsames Kribbeln in der Magengegend breit. Sie kicherte verlegen und zog ihre Hand schnell zurück. Einen Moment später bekamen seinen Augen einen glasigen Ausdruck und Dalia dachte für Sekunden sie wäre schuld daran. Sie griff blitzschnell nach seiner Schulter. Sie meinte er würde einer Art Schwächeanfall erliegen. Dalia versuchte mit gesenktem Kopf Mace in die Augen zu sehen. Ihr gelang es nicht, da Mace seinen Blick absichtlich abwandte.
Fast als wollte er etwas, das sich in seinem Zügen widerspiegelte, vor ihr verbergen. Schwäche vielleicht? Fragte sie sich und ließ ihren Blick durch den stark bevölkerten Raum wandern, um eine mögliche Ursache dafür ausfindig zu machen.
Was auch immer gerade mit ihm geschehen war, es machte Dalia Angst. Niemand verlor ohne schwerwiegenden Grund soweit die Kontrolle über sich selbst, dass er sich festhalten musste, um einen Sturz zu verhindern.

Unweigerlich erinnerte sich Dalia an den Zusammenschnitt eines Berichts über die Schlachten von Praesitlyn.
Die 3D-generierte Aufzeichnung unterschied sich in ihrer Grundaussage nur wenig von allen anderen Nachrichten, die der Klonkrieg den Journalisten lieferte. Die Große Armee der Republik nahm dort einen separatistischen Planeten ein, die Droidenarmee der Separatisten eroberten anderorts eine republikanische Welt.
Vor ihrem geistigen Auge blitzte die Erinnerung an eine Szene auf, die wohl der Cutter der Holo-Net News vergessen hatte zu löschen: Zuerst war alles normal gewesen, der Reporter hatte über die derzeitige Schlagkraft der beiden Armeen berichtete, bis plötzlich, der Kameramann des Außenkorrespondenten getroffen worden war und das Bild der Holo-Cam in ein Störsignal überging.

Mace schien ebenso wie der Kameramann von irgendetwas Unsichtbaren getroffen worden zu sein. Auch wenn er im Gegensatz zu dem anonymen Bediensteten des intergalaktischen Nachrichtenunternehmens, der soweit Dalia es sagen konnte, tot war, nur benommen und geistig abwesend wirkte. Er blinzelte unsicher und versuchte seinen Fassung wieder zu erlangen.

Wie es Dalia nicht anders erwartet hatte, verflüchtige sich die Leere aus seinen weichen Zügen genauso plötzlich, wie sie erschienen war und ihr Freund war wieder Herr seiner selbst.

Mace schaute zu dem Tisch, an dem nun niemand mehr saß und anschließend zu ihr. Eine Art von Erkenntnis stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, Dalia konnte jedoch nicht einmal erahnen, was in ihm vorging. Sie wünschte es sich jedoch sehr.

„Und wozu hast du Lust?“

Sie fühlte sich überrumpelt und starrte den Jungen, der sie mit dieser plötzlichen unbekümmerten Frage völlig erstaunte, verständnislos an.

Er grinste, was in den letzten Wochen nur selten und wenn auch nur halbherzig getan hatte, „Aber… Was meinst du damit?“ „Was ich meine ist, dass die Fahrt noch nicht vorüber ist und es auf dem Schiff sicherlich noch einiges zu entdecken gibt.“

Etwas war gerade geschehen. Etwas, dass Mace den Brocken, den er ansonsten stets mit sich herumzuschleppen schien, von den Schultern genommen hatte und den sinnbildlichen Stock, den er in Ferner Vergangenheit irgendwann einmal verschluckt haben musste, zum Verschwinden gebracht hatte. Es war fast unheimlich, ihn so ausgelassen zu sehen.

Doch was sollte sie ihn lange mit Fragen löchern, früher oder später, würde Mace von ganz alleine damit herausrücken, was ihn zu solcher Ausgelassenheit verleitete. Inzwischen kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, dass er ihr nichts anvertrauen würde, wenn sie zu lange auf ihn einredete. Er war stur und desto länger man ihn herausforderte, desto abweisender und energischer wurde er.
Nimm es so wie es ist und mach das Beste daraus, dachte sie sich und lenkte ihre unversiegte Neugier auf etwas, das sie ohne Probleme erreichen konnte. Sie konnten den Rest des Tages mit einem guten Freunde auf einem Schiff voller unentdeckter Winkel und Ecken verbringen.

Sie konnte Spaß haben.

Das freche Grinsen verlieh Dalias Gesicht Lebhaftigkeit: „Wie du meinst.“
Sie nahm ihn am Arm und zog ihn sanft hinter sich her.
 
9​

Eindeutig hatte ihm der gealterte Jedi-Meister mental, über ihren kurzen geistigen Kontakt, den ihm der Meister auf schmerzhafte Weise aufgezwungen hatte und so Mace’ Sinne für einen kurzen Augenblick blockiert hatte, zu verstehen gegeben, wo er sich alleine mit ihm treffen wollte. Sie waren von Bord der Coral Vanda gegangen und befanden sich auf dem Weg zum Gleiterabstellplatz, der außerhalb des Stadtzentrums lag.

Mace war nervös. Dieser Mann schien in ihn hinein sehen zu können, in sein tiefstes Inneres, in seine Seele. Natürlich war das eine Eigenschaft eines jeden Meisters. Was diesen Mann von den anderen Jedi unterschied war seine Erscheinung. Jedi trugen schlichte Kleidung um zu verdeutlichen, dass sie sich nicht vom Volk abhoben und sich jedem ohne Unterschied verpflichtet fühlten. Außerdem waren sie selbstlos, hatte keinen eigenen Besitz und verhinderten Unrecht oder führten Gerechtigkeit herbei. Im Krieg waren die Jedi gezwungenermaßen zu Generälen geworden um die Prinzipien der Republik vor den rebellischen Ansinnen der Separatisten zu verteidigen und den gewohnten Frieden wiederherzustellen. Jetzt war der Krieg vorbei und der Jedi-Orden war zusammen mit der Republik aus der Galaxie verschwunden.
Dieser Mann sah nicht wie ein Jedi aus und Mace konnte sich nicht vorstellen, dass die teuren Gewänder, der knöchellange samtene Umhang, die glänzenden Stiefel nur verbergen sollten, dass sich hinter dieser Aufmachung ein beinahe spartanischer und pflichtbewusster Jedi versteckte.
Die Botschaft des anderen Jedi war klar und eindeutig gewesen: Heute Abend sollte er sich mit ihm treffen. Am Abend, wenn nur noch wenige Leute auf der Strandpromenade spazierten und die Gefahr auf Sturmtruppen zu treffen gering war.

Mace umfing wieder dieses warme Gefühl, das er zum ersten Mal empfunden hatte, als der Jedi-Meister ihn mit tastenden Sinnen durch die Macht berührt hatte. Diese Verbundenheit war Mace zumindest so lange erhalten geblieben, bis ihm der Meister seine Botschaft, wie eine dünne Nadel durch die mentale Barriere getrieben hatte, was Mace wiederum dazu veranlasst hatte, bei Dalia Halt zu suchen, da er ansonsten wohl gestürzt wäre. Es war lange her, dass er die Präsenz einer anderen Person in der Macht gefühlt hatte. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er weit mehr als nur den Tempel und seine Freunde vermisste, die Lebensart der Jedi, die er verinnerlicht hatte, fehlte ihm. Er blickte vom matt glänzenden Boden auf und wanderte mit den Augen Dalias Rücken hinauf. Sie ging jetzt einige Schritt vor ihm, da seinen Bewegungen langsamer geworden waren.
Er sollte sich entscheiden: Entweder er vergaß, dass er jemals ein Jedi gewesen war und blieb bei den Vandars oder er ging zu dem Jedi und verließ Dalia und ihre Familie, um trotz aller Umstände ein Jedi zu werden.
Vielleicht war dies eine Prüfung. Eine Entscheidung, an die er nie zuvor Gedanken verschwendet hatte, lag vor ihm: Entweder ein normales Leben zu führen und zu verleugnen, was er bis jetzt gelernt hatte oder unwiderruflich ein Jedi zu sein.

Eine laue Seebrise war aufgekommen und die Sonne war halb hinter dem Horizont verschwunden. Die kleinen Ferrobetonhäuser mit den welligen Durastahldächern hoben sich unscharf gegen den abendlich rot leuchtenden Himmel ab. Die Luft war warm, doch spürte Mace wie er fröstelte.

Mace machte dieser Gedanke Angst und gleichzeitig auch nicht.
Er hätte nie vergessen dürfen, dass er von Anfang an geplant hatte die Vandars zu verlassen. Mit diesem Gedanken stand seine Entscheidung fest. Entschlossenheit festigte Mace von innen heraus und zeichnete einen grimmigen Ausdruck auf sein unschuldiges kindliches Gesicht. Seine Gedanken eilten ihm voraus und er hatte beinahe vergessen, dass er es seinen Begleitern erklären würde müssen, wenn er nun ging, um sich mit dem Jedi zu treffen.
Von Vorfreude und Enthusiasmus aufgewühlte wollte Mace sofort loslaufen – er hielt sich dennoch zurück.
Er sah nach vorne und obwohl sich plötzlich ein harter Klumpen aus Unsicherheit in seiner Magengrube bildete, wollte er ein letztes Mal mit Dalia reden. Er trat von einem Beins aufs andere und im nächsten Augenblick kam ihm der Gedanke, dass sie weg sein würde, wenn er sich nicht beeilte.
Mace rannte zurück.
Als er Dalia einholte, raste sein Puls. Einen Moment hielt er inne um zur Ruhe zu kommen bevor er sprach, doch sein Herz wollte sich nicht beruhigen.

Dalia entfernte sich einige Schritte von ihren Eltern, Soran hatte den Arm um die Schulter seiner Frau gelegt. Nur noch eine Armlänge von Mace weg, fiel ihr auf dass seine Wangen rot waren. Er wirkte aufgeregt und gleichzeitig entschlossen. Seine hellblauen Augen glitzerten im Dämmerlicht.

Mace setzte an, um etwas zu sagen. Er zögerte, als er in Dalias glückliches Gesicht sah. Er wollte nicht, dass sie jetzt wegen ihm unglücklich wurde. Verwirrende widersprüchliche Gefühle wühlten ihn auf. Seine Willenskraft war stärker als seine Gefühle. Er verhielt sich so, wie er es von den Wesen, die ihn erzogen hatten, gelernt hatte.

Mace klang ein wenig heiser: „Ich muss gehen.“

Dalias Gesicht zeigte Überraschung: „Aber, wohin willst du denn so plötzlich?“

Mace setzte zu einer Antwort an.

Dalia unterbrach ihn: „Nein, jetzt weiß ich, warum mir der Mann bekannt vorkam. Der alte Mann auf dem Schiff war derselbe dem ich auf der Promenade begegnet bin. Der Jedi nach dem du gesucht hast. Warum bist du nicht bei ihm geblieben?“
Sie kniff die Augen zusammen um Tränen zu verbergen.

„Er meinte wir sollten uns später treffen, wenn weniger Sicherheitstruppen unterwegs sind. Außerdem“, der rote Schimmer auf seinen Wagen nahm zu, „wollte ich mich verabschieden.“

Dalia schluckte und ihre Augen weiteten sich: „Du meinst es ernst.“ Ihr Gesicht verlor jegliche Farbe.

Mace nickte und konnte nichts erwidern, deshalb sprach Dalia ihre Gedanken aus.

„Ich hätte wissen müssen, dass es so kommen wird.“ Dalia versuchte unbesorgt und glücklich auszusehen. Ihr gelang es nicht.
Ein Klumpen aus Neutronium schien ein bodenloses Loch in Mace’ Magengegend zu reißen.

„Du bist eben ein Jedi und kein normaler Junge. Ich glaube, ich habe gedacht Soran würde dich adoptieren wie mich und du könntest mein Bruder werden.“ Inzwischen war ihre Stimme ein Flüstern geworden.

„Ich bin aber ein Jedi und kann nicht bei euch bleiben“, Mace kratzte den letzten Rest seines Selbstvertrauens zusammen, während er heiser mit belegter Stimme antwortete. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, damit niemand bemerkte, dass sie zitterten. Er suchte Verständnis in ihrem Blick, doch stattdessen fand er Kummer.

Dalia wollte genauso wenig dass er ging, wie er es wollte.

Über ihre Schultern sah er Sorans Gesicht und der Senator nickte ihm zu. Soran hatte Mace Worte gehört und schien zu verstehen, was in dem Jungen vorging. Unvermittelt überwand er die wenigen Schritte zwischen sich und seiner Adoptivtochter und legte ihr die großen Hände auf die zierlichen Schultern.
„Ein Philosoph, dessen Name bereits vor vielen Jahrhunderten aus der Geschichte der Galaxie verschwunden ist, sagte einmal: Jeder hat seinen Platz und die meisten verbringen ihr ganzes Leben damit diesen zu suchen“, als Soran zu Mace hinabblickte als er dies sagte, gewann der Padawan den Eindruck Soran hätte den Platz von dem er gerade gesprochen bereits gefunden. „Irgendwann stellt man jedoch fest, dass der Platz unbedeutend ist. Es sind die Leute mit denen man ihn teilt, die ihn ausmachen und die einen von seiner Suche abhalten, bis man sie schließlich aufgibt und feststellt, dass man zufrieden mit seinem Leben ist.“
Mace nickte um anzudeuten, dass er verstanden hatte: „Ich will nicht undankbar erscheinen“, jedes Wort schnürte Mace Kehle weiter zu, „Aber ich bin noch nicht bereit mein Leben als Jedi hinter mir zu lassen.“
Soran nickte nun ebenfalls und drückte sanft Dalias Schultern, als das Mädchen schluchzte.

Im Gegensatz zu ihrem Mann distanzierte sich Dalias Mutter mit vor der Brust verschränkten Armen von dem Abschied. Sie wartete an der Seite ihres Mannes darauf, dass sie ihre Tochter beruhigte und den Jungen ziehen ließ.

Mace wusste, genauso sehr, wie er Dalia vermissen würde, würde er es bedauern, wenn er blieb. Er würde sich Vorwürfe machen und könnte ihr nicht der Freund sein, den sie verdiente. Mit der Zeit würden sie einander vergessen und andere Leute würden sich in ihr Leben drängen. Sein Schicksal war ein anderes, als das ihre. Die Macht durchfloss ihn, er konnte sich nicht von ihr abwenden, er musste ihrem Willen folgen und ein Jedi werden. Ohne zu überlegen griff er nach ihrem Unterarm und drückte ihn sanft – er wagte es nicht sie in den Arm zu nehmen: „Danke für alles.“ Dann verneigte er sich, wie es Jedi-Art war.

Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, schlang sie ihre Arme um seine schmalen Schultern: „Ich werde dich vermissen, Kleiner.“
Als sie ihn losließ, sah sie ein letztes Mal in sein Gesicht und drehte sich um. Sie wollte nicht, dass er sie für schwach hielt und ihre Tränen sah. Sie ging so schnell zu ihren Eltern, dass sie beinahe rannte.

Mace blieb einen Moment wie betäubt stehen. Der Weg zur Strandpromenade ist lang und ich will den Meister nicht warten lassen, redete sich Mace ein, um zu begründen, warum er den Platz fluchtartig verließ statt sich Zeit zu lassen. Er kniff die Augen zusammen, um zu verhindern, dass sich eine Träne aus seinen Augenwinkeln löste.
 
10​


35 Wochen nach imperialer Zeitrechnung ?
ALDERAAN


?Stopp?, rief Meister Yuster mit seinem schneidenden Bariton.

Mace hielt mit zusammengebissenen Zähnen inne.

?Achte auf deine Beinstellung und dann beginn von vorne.?

Mace zwang seine Gedanken wieder in die richtige Richtung. Er hatte die Paraden-Abfolgen in den letzten vier Wochen unzählige Male wiederholt, ebenso wie er stundenlang meditiert hatte, Jedi-Historien studiert hatte, die der Jedi-Meister in seiner privaten Bibliothek gesammelt hatte, und wenn er noch Zeit gehabt hatte, hatte er gegessen und geschlafen.
Ohne sich ablenken zu lassen, wiederholte er die Paraden-Abfolgen, diesmal fehlerlos. Als er abgeschlossen hatte, hielt er das knisternde Lichtschwert mit beiden Händen aufrecht neben sich in klassischer Abwehrhaltung. Er wartete auf den Kommentar seines Meisters.

?In Ordnung. Für heute ist es genug. In fünfzehn Minuten wird das Abendessen serviert, bis dahin hast du Zeit in die Erfrischungszelle zu gehen.?

Mace verbeugte sich vor dem Meister und verließ den Trainingsraum, der vormals ein unbenutztes Schlafzimmer gewesen war. Er wischte sich über die schweißnasse Stirn und schritt eilig die schmale Ziertreppe hinab. Anschließend wandte er sich nach rechts, den breiten weißen Korridor entlang. Inzwischen hatte er sich an die schlichte Schönheit der Architektur Alderaans gewöhnt, nahm sie kaum noch war.
Am ersten Tag in dem großen abgelegenen Haus mit dem unterirdischen Hangar und dem ausladenden Balkon, das mitten im nirgendwo zwischen riesigen schneebedeckten Bergen lag, hatte er sich an die Türme des Tempels erinnert gefühlt. Aus ihren Fenstern hatte man bei unbewölktem Himmel weit über die Gebäude des Sentasviertels der Republic 500, gesehen, so wie man hier durch tiefe Täler sehen konnte.

Obwohl Mace bereits einen Monat in dem riesigen, schlicht eingerichteten Haus mit dem weitläufigen abschüssigen Garten wohnte, hatte er kaum Zeit gehabt das Haus oder den Garten zu erkunden. Meister Yuster verlangte mehr als jemals ein anderer Lehrer zuvor.

Mace machte dies nichts aus, es gefiel ihm sogar. Er hatte nicht Zeit, an anderes zu denken als seine Übungen und war froh darüber. Nur in kurzen Nächten verfolgten ihn Albträume, die nachdem er aufgewacht war, ein tiefgehendes, dumpfes Gefühl von Pessimismus zurückließen. Inzwischen hatte er sich beigebracht, dieses Gefühl weitgehend zu ignorieren, genauso wie er die verdrängte Trauer, die Einsamkeit und die Sehnsucht nach der Geborgenheit nicht zu beachten gelernt hatte. In der Nacht, wenn sein Verstand entspannte und ihm die Kontrolle über seine Gefühle entglitt, kamen Albträume und seine verdrängten Empfindungen verlangten Aufmerksamkeit.

Mace hatte mit seinem Jedi-Meister darüber gesprochen und Ream Yuster hatte versprochen ihm eine Meditationstechnik zu lehren, mit der er nie wieder gezwungen sein würde zu träumen.

Der Padawan beeilte sich damit den von Holobildern gesäumten Weg hinter sich zu bringen. Fünfzehn Minuten waren keine lange Zeit, um sich zu waschen und umzuziehen. In seinem Zimmer, rechts das vorletzte vor dem verglasten Gang-Ende, schlüpfte er aus seinen hohen Lederstiefeln, den Socken und der Tunika und verschwand halbnackt in der Erfrischungszelle. Als er die kleine Kammer nur drei Minuten später wieder verließ, nachdem er die Hochdruckwasserdüse abgeschaltet hatte, war seine bleiche Haut vom Druck des Wasserstrahls leicht gerötet. Mit einem weißen, weichen Handtuch um die schmalen Hüften gewickelt, gelangte er in das kühle Zimmer. Sein erster Gedanke führte ihn zu der kleinen Holzkommode, die dem Bett gegenüber in einer Ecke des Zimmers stand. Aus dem obersten Fach zog er eine frische sandfarbene Tunika, eine etwas dunklere Hose und kurze weiße Socken. Umständlich zog er die Socken stehend an, obwohl es ihn keine Zeit gekostet hätte sich auf den weichen Bettbezug zu setzen und die Socken im Sitzen anzuziehen. Daraufhin legte er das Handtuch auf die Kommode und zog die Hose und die Tunika an. Er verschwand noch einmal in der Erfrischungszelle um die verschwitzte Hose, die er den ganzen Tag zum Trainieren getragen hatte, zusammen zu legen und sie mit der übrigen Schmutzwäsche auf dem Bett zu platzieren. Er wusste, dass ein Reinigungsdroide seine schmutzige Kleidung mitnehmen würde.
Als er sein Zimmer mit dem guten Gefühl saubere Kleider zu tragen verlassen hatte, lief er mit weit ausholenden Schritten über den marmorierten Boden in eine offene Halle von der aus ein kurzer Weg zum Speisesaal abzweigte. Mace war zu jung, um die harmonische Einrichtung des Hauses schätzen zu können oder gar zu bewundern. Der Padawan war praktisch veranlagt und hatte wenig für die künstlerische Ader der alderaanischen Kultur übrig.
Der Speisesaal war hell erleuchtet, wenn auch aus keiner sichtbaren Lichtquelle, und wurde von einer langen Tafel ausgefüllt. Jedes Mal, wenn er in diesem Raum aß, erfasste ihn ein beklemmendes Gefühl. Der Raum war riesig und beinahe leer, außer einigen dekorativ angerichteten Blumengestecken, Holo-Bildern und Hightech-Geräten.

Meister Yuster saß bereits auf seinem gewohnten hochlehnigen Stuhl und sah nur kurz auf als Mace den Saal betrat. Meister Yuster saß bereits auf seinem gewohnten hochlehnigen Stuhl und sah nur kurz auf als Mace den Saal betrat. Yuster wirkte in der Halle, die eindeutig dafür gebaut worden war um zehn oder mehr Leute zu beherbergen, alleingelassen und einsam, wie ein einzelner Schatten in der Haupthalle des Jedi Tempels.
Mace schritt mit schnellen Schritten an der Tafel entlang bis zu dem Platz, an dem ein zweites Gedeck gerichtet worden war.
Leise entschuldigte sich Mace für sein Zuspätkommen und wartete einen Augenblick bis ein Service-Droide sein Essen brachte. Mace musste sich zwingen nicht zu schlingen. Er fühlte sich ausgehungert, da er den halben Tag trainiert hatte.

***​

Der Jedi-Meister schenkte dem vortrefflich zubereiteten Essen nicht halb so viel Interesse wie sein junger Schüler. Er ordnete die neuen Eindrücke, die er während des Trainings mit Mace gesammelt hatte.

Der Junge war eifrig, entschlossen und rücksichtslos sich selbst gegenüber. Er steigerte sich hinein und verstand die Zeichen seines Körpers nicht, wenn er sich überanstrengte. Es schien Meister Yuster so, als würde der Padawan sich bestrafen oder vor etwas davon laufen. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung deutete er die Bemühungen des Jungen als einen Versuch, sich nicht mit den schrecklichen Erinnerungen seiner Flucht aus dem brennenden Tempel auseinanderzusetzen. Der Padawan hatte ihm alles erzählt, angefangen mit seinem unerlaubten Aufenthalt in den Archiven bis zu ihrer ersten Begegnung in der Unterseeyacht auf Pantolomin. So wie es den Jedi gelehrt wurde, hatte er seine Erzählung auf das Wesentliche beschränkt und nichts von seinen Gefühlen oder Ängsten erwähnt.

Für Meister Yuster war es leicht sich vorzustellen wie dem Kind zumute gewesen sein musste. Wie er sich jetzt verhielt, war ein Spiegel dessen, was er erlebt hatte.
Tief in sich, verborgen hinter einer mentalen Barriere, die der Knabe nicht durchdringen konnte, verbarg der Meister Mitgefühl für Mace. Er hatte Schreckliches durchlebt und die Hoffnungslosigkeit seiner Situation als Schüler eines verfolgten Ordens musste ihm beinahe den Verstand rauben. Zumindest hatte er jetzt Hilfe gefunden und war hier bei ihm, wo er sich um den Jungen kümmern konnte. Aber auch wenn er einmal Jedi-Meister gewesen war, er konnte Mace nicht ewig vor dem Imperium verstecken und darauf hoffen, dass er später klug genug war, sich nicht offen gegen den Imperator zu stellen. Der Imperator und seine Gefolgsleute ? vor allem Darth Vader, ein gefallener Jedi ? würden Mace, sobald sie ihn als Jedi erkannten, jagen und notfalls töten.
Ream Yuster wusste, dass dieser Knabe beträchtliches Talent hatte und er ihn, wenn sein Eifer anhielt, zu einem mächtigen Jedi ausbilden konnte, doch ebenso fühlte er, dass dies nicht der richtige Weg war. Er hatte aus einem guten Grund den Orden verlassen. Er hatte einige Grundsätze des Jedi Kodex für falsch gehalten und tat dies bis heute.

Für ihn waren Jedi im Laufe der Jahrhunderte arrogant geworden und hatten sich von dem Volk, das sie zu beschützen geschworen hatten, abgewandt. Sie zogen sich zurück in ihre heiligen Tempel, meditierten und verließen diesen Ort nur, wenn Gefahren in der Galaxie sie dazu zwangen.

Ream Yuster hatte wegen dieser Tatsache oft mit seiner Meisterin debattiert, doch sie hatte sich nicht überzeugen lassen und sie waren nach seiner Ernennung zum Jedi-Ritter getrennte Wege gegangen.

Jahre später ? das war jetzt mehr als dreißig Jahre her ? hatte er seine frühere Ehefrau kennen gelernt und hatte ohne große Bedenken den Tempel verlassen.
Er gab dem Krieg und den Jedi die Schuld, dass seine Ehe zerbrochen war, auch wenn er wusste, dass Schuldzuweisungen seine Frau und seinen Sohn nicht zurückbringen konnten.

Sein Blick fiel auf den Jungen, dessen Haarschopf schimmerte rötlich im Licht, das von dem schrägen Dachfenster in den Raum fiel. Mace war schmächtiger als sein Sohn Tan und ähnelte ihm auch sonst nicht. Die blauen Augen des Jungen hatten in den letzten Wochen an Glanz verloren, Schatten zeugten von schlaflosen Nächten. Der Jedi-Meister wusste dass die Bürde eines Jedi-Lebens in diesen Zeiten groß war. Die Jedi, die nach dem Kodex gelebt hatten, waren nicht mächtig genug gewesen um die Dunkelheit zu besiegen. Wenn er diesen Jungen nach den Regeln des Ordens erzog, würde er sterben wie andere Jedi vor ihm. Um den Imperator und seine Diener zu besiegen, würde eine neue Art von Jedi entstehen müssen.

Yuster glaubte jedoch nicht, dass er einen solchen Jedi ausbilden konnte oder dass Mace sich jemals nach etwas anderem richten würde als nach dem alten Jedi-Kodex. Aus diesem Grund war er der Meinung, dass er dem Jungen nur helfen konnte, indem er ihn vor seiner eigenen Sturheit bewahrte und vor dem Imperium versteckte.
Es gab genug Planeten im Outer Rim, die nicht zum Imperium gehörten, weil sie unbevölkert waren oder in unbekannten Winkeln der Galaxie lagen. Ream Yuster war Schüler der Archivarin gewesen, bevor er den Tempel verlassen hatte, er war bewandert in vielen Historien und hatte in seinem bisherigen Leben viele Randplaneten besucht. Es würde leicht sein einen Planeten zu finden, auf dem der Junge in Sicherheit vor dem Imperium heranwachsen konnte.

Schwieriger würde es sein den Jungen dorthin zu bringen und ihn dazu zu bringen, dort zu bleiben. So wie Mace erzogen worden war, würde er sich unter keinen Umständen auf irgendeinem Planeten verstecken, während die Galaxie unter der Diktatur des Imperators litt. Dies war nicht die Art der Jedi, doch Mace würde niemals die Fähigkeiten entwickeln, um den Imperator zu besiegen.

Also musste Yuster entscheiden, was gut für Mace war. Wenn Mace alt genug war, würde er es verstehen, bis dahin würden sich andere um ihn kümmern müssen.
Er warf Mace noch einen Blick zu und wartete bis der Knabe zu Ende gegessen hatte, um ihn in die Bibliothek zu schicken, damit er noch las, bevor er schlafen ging. Es tat dem Jungen gut, wenn er sich an Regeln halten musste und einen geregelten Tagesablauf hatte, denn trotz allem was ihm widerfahren war, war er erst zehn Jahr alt.
 
***​

Tag 153
Der Vormittag verlief wie gewohnt. Inzwischen beherrsche ich einige komplizierter Drehungen und Sprünge des Ataru (der vierten Lichtschwertform). Meister Yuster ist ein guter Lehrer, aber ich vertraue ihm nicht, weil er mich nicht behandelt, als wäre ich sein Padawan. Eigentlich sollte ein Band des Vertrauens zwischen Meister und Schüler entstehen (zumindest nach einiger Zeit), aber keiner von uns beiden scheint dem anderen sehr zu vertrauen. Ich hatte es mir anders vorgestellt, wenn ich Schüler eines Meisters werde, – vertrauensvoller, freundschaftlicher und dennoch respektvoll. Natürlich muss diese Beziehung zwischen mir und Meister Yuster anders sein, ich wurde nicht von Meister Yuster ausgewählt. Keiner von uns beiden hatte eine Wahl. Ich sehe nicht, was ich anders machen könnte um eine Vertrauensbasis aufzubauen.
Genug davon, wahrscheinlich sollte ich mir über andere Dinge Gedanken machen.
Heute werden wir Alderaan verlassen, eine reine Vorsichtsmaßnahme, um dem Netz aus imperialen Sicherheitskräften zu entgehen. Der neue Planet heißt Brex. Ich habe bis gestern Abend noch nie von einem Planet mit solchem Namen gehört, aber auf den Bildern, die mir Meister Yuster gezeigt hat, sieht er ziemlich gewöhnlich aus. Wenig Einwohner, kühles Klima, hügelige Landschaft mit vielen Bergketten, nur eine größere Stadt mit einem Raumhafen. Es scheint der perfekte Planet zu sein um sich vor dem Imperium zu verstecken. Ich glaube, wir werden längere Zeit auf dem Planeten bleiben, zumindest deutet alles daraufhin. Meister Yuster ist in die Hauptstadt geflogen um Ladung für den Flug herzubringen. Er wird sicherlich bald zurück sein.


Mace atmete tief durch und ließ das Datapad sinken. Mit einem letzten Tastendruck speicherte er den Tagebucheintrag ab. Er hatte, seit er im Haus der Vandars aufgewacht war, jeden Tag in diesem Datapad verewigt. Er drehte sich um, konzentrierte sich und ließ das dünne Datapad zu dem Glastisch in der Ecke der breiten Steinterrasse schweben. Inzwischen war er so geübt darin auf die Macht zuzugreifen, dass es keiner großen Anstrengung bedurfte, um etwas Leichtes in der Luft schweben zu lassen. Mace wusste nicht wie Meister Yuster auf diesen unangemessenen Gebrauch der Macht reagieren würde, doch er hörte immer noch Meister Yodas tadelnde kratzige Stimme in seinem Hinterkopf.
Von hier oben hatte er Aussicht auf die Gleitergarage und würde es sehen, wenn sein Meister zurückkehrte. Die kühle Bergluft wehte ihm die Haare aus der Stirn, er legte sein Kinn auf die überkreuzten Handgelenke. Er entspannte sich und ließ den Blick durch das Tal schweifen, das vor dem Berghang, auf dem die Anlage des Jedi-Meisters stand, abzweigte.

Am Grund floss ein rauschender Bach, an dessen Rand eine saftige Wiese lag. Verschiedene vierbeinige Tiere grasten auf den grünen Wiesen. Mace vermutete, dass es Nerfs waren. Das Kreischen von Vögeln hallte durch die Luft. Es hörte sich wie ein freundlicher Flederfalke an, auch wenn er wusste, dass es diese Flugtierart nur auf Coruscant gab. Die Aussicht war beruhigend, jedoch ebenso langweilig.

Er wandte sich seufzend ab und ging gemächlich zurück ins Innere des Hauses. Im Haus angekommen, hüpfte er zwei Stufen hinab, sah sich um und schritt die restlichen Treppenstufen gemächlich hinunter. Er dachte darüber nach, was er tun konnte und erblickte den Schreibtisch. Ein zweiter Blick zeigte ihm, dass einige Leuchtdioden neben dem aufgestellten Bildschirm blinkten. Er vermutete, dass der eingebaute Computer im Schreibtisch auf Bereitschaft geschaltet war. Die letzten Meter zum Schreibtisch nahm er im Laufschritt und wenig später saß er auf dem bequemen Ledersessel. Er berührte den Bildschirm und der Computer schaltete sich augenblicklich ein. Mace studierte einen Moment lang die verschiedenen Symbole und Raster. Er wusste nicht wo er anfangen sollte, deshalb kam ihm der Gedanke auszuprobieren, ob der Computer auf seine Stimme reagieren würde.
„Eine Verbindung zum Holo-Net herstellen.“ Der Computer reagierte darauf. Er las die Überschriften der Artikel nacheinander durch. Die meisten Artikel hatten mit neuen Sicherheitsmaßnahmen, verhaftete Verrätern, die weitere Aufrüstung der imperialen Truppen, Offiziersbeförderungen an der Flottenakademie, die Beibehaltung der Gebietsgouverneure zu tun. Nachdem er einige Momente bei den Smashball-Ergebnisse hängen geblieben war, entdeckte er einen Beitrag von dem er befürchtete hatte ihn früher oder später in einem galaktischen Nachrichtennetzwerk zu lesen.
Er sank tief in den weichen Bezug des Stuhls. Auf dem Bild, das den Artikel ergänzte, waren Sturmtruppler zu sehen. Sie standen vor dem aufgerissenen Rumpf eines Raumschiffes. Aus dem Inneren des Raumschiffes schlugen Flammen und Löschdroiden wuselten durch die abgesplitterten Raumschiffträger. Nicht das Bild an sich, sondern die Überschrift erschütterte Mace.
Der private Frachter von Senator Vandar von Brentaal ist heute am frühen Morgen abgestürzt. Nur Leichen konnten aus dem ausgebrannten Wrack geborgen werden.
Mace konnte nicht weiter lesen, er wusste, dass dieser Absturz kein Unfall war. Sein Kiefer verspannte, sich und der Gesichtausdruck wurde grimmig. Inzwischen traute er dem Imperator und seinen Truppen alles zu. Zorn wuchs wie eine dunkle Wolke, die seine Gedanken vernebelte. Er ließ den Kopf sinken und ballte die Fäuste, seine Arme lagen auf den Lehnen des Sessels. Die widersprüchlichsten Gefühle schienen Mace innerlich zerreisen zu wollen.
Er fühlte sich schuldig, obwohl er wusste, dass er an ihrer Seite gestorben wäre, wenn er bei ihnen geblieben wäre. Er hatte sich an dem Tag, als sie sich voneinander verabschiedeten, damit abgefunden, dass er Dalia nie wieder sehen würde.

Doch in seiner Vorstellung war sie in Sicherheit bei ihren Eltern gewesen, ein friedliches Leben führend, zwar ohne ihn, jedoch glücklich und zufrieden. Dieser Gedanke hatte ihn beruhigt und ihm geholfen sich mit der Situation abzufinden.
Jetzt hatte er sich dieser Vorstellung beraubt. Dalia und ihre Eltern waren tot.

Als Mace die Augen schloss, stürmte eine Flut von Erinnerungen auf ihn ein und er erkannte, was dieses Mädchen ihm bedeutet hatte. Mace bedauerte, ihr nicht gesagt zu haben, wie sehr er sie mochte, obwohl er ahnte, dass sie es gewusst hatte. Mace beschloss, diese Gefühle und Gedanken in sich zu verbergen, damit sein Meister niemals erfuhr, wie weit er vom Pfad der Jedi abgewichen war, denen Gefühle dieser Art fremd sein sollten.
Er atmete kräftig tief ein und aus. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, tippte er auf die Tastatur und die Holo-Net News Seite verschwand. Mit einem zweiten Tastendruck stellte er den Computer auf Bereitschaft und verließ den Schreibtisch.
 
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