FILM - "Barry Lyndon"

Drüsling

Der lebende Konjunktiv - Wäre der Erfinder von "Yo
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Regie und Drehbuch: Stanley Kubrick
Romanvorlage: William Makepeace Thackeray

Genre: Drama/ Kriegsfilm/ Romanze

Mit: Ryan O´Neal, Marissa Berinson, Patrick Magee, Hardy Krueger, utm.


Kurze Handlungsumschreibung: Ein irischer Schurke gewinnt das Herz einer Witwe, und beansprucht den Stand und Status ihres toten Mannes in der Gesellschaft des 18. Jh.
Man begleitet den Held durch seine abenteuerliche Reise durch Europa, bis zu seinem Niedergang...

Klingt langweilig. Ich hab mich lange davor gescheut diesen Film zu kaufen, obwohl ich sonst alle Stanley Kubrick-Filme genial finde, die ich gesehen habe. Der Plot klang mir immer zu sehr nach (verzeihung!) Frauen-Film.
Eine romantische Tragödie im 18. Jh, Jane Austen lässt grüssen...
Neulich habe ich den Film aber in unserem Supermarkt für 6,99 gesehen, und da konnte ich bei einem Kubrick doch nicht wiederstehen.
Ich sah mir den Film also an, und war fast restlos begeistert.
Obwohl die Darstellung des Helden am Anfang des Filmes leicht gewöhnungsbedüftig ist, und er anfagns noch wirkt wie ein Vorfahre von Forrest Gump, halten einen gleich von Anfang an die schier unglaublichen Landschaftsaufnahmen am Bildschirm.
Eh man es sich versieht, fiebert man dann plötzlich auch mit der Handlung mit.
Zuerst seine Jugend im malerischen Irland, dann wie er in die englische Armee kommt, und so weiter... Ich fand den Film keine Sekunde langweilig, und ich schalte sonst bei sowas eher ab.
Ich kann ihn nur weiterempfehlen. Auf einer Skala von 1-10 bekommt er bei mir eine 8.5!

Kennt jemand von euch den Film, und wenn ja, was haltet ihr von ihm?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey Drüsling,

gute Wahl !!!

Ein wirklich grandioses Werk, von der bahnbrechenden Kameraarbeit (es gab vorher noch nie Aufnahmen, die nur bei Kerzenschein gemacht wurden, ohne jegliche Zusatzausleuchtung), über die grossartige Geschichte, das unglaublich stimmungsvolle Productiondesign bis hin zum fantastischen Design des Kinoplakats (ist leider nicht Coverartwork der DVD, soweit ich mich erinnern kann), einfach ein toller Film !

Ken Adam, der Productiondesigner der meisten alten Bond-Filme, hat für Barry Lyndon damals einen Oscar erhalten, obwohl er sich darüber eigentlich geärgert hat. Kubrick wollte nämlich die kompletten Dreharbeiten nicht weiter als 50 oder 100 km von seinem damaligen Wohnsitz entfernt machen, da er damals schon fortgeschritten "exzentrisch" war. Deshalb wurde alles an Originalschauplätzen gedreht, nix für Ken Adam, der total auf Studiobauten steht (siehe Kubricks Dr. Strangelove ;) ).

Gruß,
Michael
 
Ich kann kaum glauben, dass das alles echte Landschaftsaufnahmen sind, und keine genmalten Hintergründe. Aber so gut gemalte Hintergründe habe ich auch noch nie gesehen.
Schön dass den Film noch andere hier mögen. Ist ja nicht unbedingt das gleiche Genre wie SW... ;)


Warte mal: Krieg, Duelle, tragische Romanzen, Betrug, Verrat, Familienkram....

Es ist vielleicht doch das gleiche Genre. :D Nur die Raumschiffe fehlen. Würd ne klasse Space Opera abgeben der Stoff.
 
TomReagan schrieb:
Technisch sicher ne Bombe, aber von der Story her imho schwächen. Ach was, ich find den langweilig.

Ich bin früher auch mehrfach bei dem Versuch eingeschlafen, "2001" zu schauen :konfus:

Das hängt IMO mit Kubriks Erzählweise zusammen, alles sehr bedächtig konstruiert und alles, wirklich alles hat eine Bedeutung. Muss die Hölle gewesen sein, mit dem Kerl zusammenzuarbeiten. Besagter Ken Adam hat ja auch eigentlich nicht mehr mit Kubrick zusammenarbeiten wollen, aber dieser hat ihn solange bekniet, bis Adam nachgegeben hat.

Ich weiss nicht, wo die Kubrick-Ausstellung momentan ist, aber evtl. noch im Filmmuseum Berlin, lohnt sich auf jedenfall, dort vorbeizuschauen. Einiges an Requisiten zu allen Filmen, und viele Hintergrundinfos zu seinen Filmen.

Gruß,
Michael
 
TomReagan schrieb:
Das Problem hatte ich nicht. Ich liebe alle Kubrick Filme, bis auf Barry Lyndon. :D

Wenn ich auch mal für den Film in die Bresche springen darf:
Ich denke Kubrick wollte bei der Erzählweise des Filmes erreichen, dass sie wirkt wie die eines Romanes aus der Zeit, so wie er wollte, dass die Einstellungen wirken wie Gemälde aus der Zeit.
Deshalb ist die Handlung gewöhnungsbedürftig, nicht nur weil sie gewohnt ruhig geschnitten ist, wie wir es von Kubrick gewohnt sind.
Wie gesagt, den Anfang fand ich auch noch seltsam, und Barry selbst wirkt manchmal schon sehr phlegmatisch bis debil, aber man gewöhnt sich dran, wenn man versucht den zeitlichen Kontext, in dem der Film steht zu berücksichtigen, finde ich.
 
Modal Nodes schrieb:
Also bei mir musste der Film auch erst wachsen, bevor ich ihn gut fand. Beim dritten mal anschauen konnte ich ihm dann wirklich was abgewinnen.
Aber langweilig fand ich ihn nie. Und die Darsteller sind auch klasse.

Ich find das irgendwie bei den meisten Kubrick Filmen.
Sowohl beim ersten mal als ich "A Clockwork Orange", "Eyes wide shut", "Dr.Seltsam" und "Full Metal Jacket" gesehen habe, hab ich mir gedacht "Meine Güte, was ist den das für ein wirres Zug?!?"
Trotzdem wurde ich so neugierig, dass ich die Filme jeweils ein zweites Mal gesehen habe, und sie plötzlch irgendwie cool fand, und beim dritten Mal dann, hatten sie mich ganz gefangen.
Bei 2001 bin ich auch die ersten paar Male eingeschlafen. Das liegt IMHO an den langen dialoglosen Stellen auf dem Raumflug, wo man nur die Anzugatmung hört. Aber auch der Film wurde bei jedem Mal sehen immer besser bzw. verständlicher.

Spartacus ist die einzige Ausnahme. Der Film ist ohne Frage auch klasse, aber irgendwie kein typischer Kubrick.
 
Barry Lyndon? Ich liebe diesen Film! Ich habe ihn bis jetzt 3-4 Mal gesehen und das ist schon ewig lange her. Im Fernsehen läuft er auch nie.

Die Musik ist einfach wunderbar. Ich bin sowieso ein riesiger Fan des 18. Jahrhunderts. Beim Klang der Querflöte und dem Spinett zerfließe ich. Wer sich auskennt wird bemerkt haben, dass viele Stücke die da zu hören sind garnicht aus dieser Zeit stammen, sondern ein Jahrhundert später geschrieben wurden ? für den Film aber an die damalige Zeit angepaßt.
 
Drüsling schrieb:
Bei 2001 bin ich auch die ersten paar Male eingeschlafen. Das liegt IMHO an den langen dialoglosen Stellen auf dem Raumflug, wo man nur die Anzugatmung hört. Aber auch der Film wurde bei jedem Mal sehen immer besser bzw. verständlicher.

Spartacus ist die einzige Ausnahme. Der Film ist ohne Frage auch klasse, aber irgendwie kein typischer Kubrick.

2001 erschließt sich einem auch erst voll wenn man das Buch gelesen hat

Und Spartakus ist eine Ausname, weil er erst mitten in den Dreharbeiten die Regie übernommen hat. Eine Auftragsarbeit sozusagen und kein Kubrik-Film
 
Drüsling schrieb:
"Meine Güte, was ist den das für ein wirres Zug?!?"

Hast du schonmal einen Lynch gesehen?

Wie gesagt ich hatte gar keine Probleme die Filme von Kubrick zu fassen, ausser vielleicht bei 2001 war intensives gucken schon erforderlich, ansonten fand ich den rest der Filme Kubricks ziemlich gut verständlich wenn sie auch tiefgreifender sind als die große Masse.
Kubrick war Techniker deswegen geh ich immer von der technischen Sparte ran, da war Kubrick Zweifellos ein Genie.
 
TomReagan schrieb:
Hast du schonmal einen Lynch gesehen?

Wie gesagt ich hatte gar keine Probleme die Filme von Kubrick zu fassen, ausser vielleicht bei 2001 war intensives gucken schon erforderlich, ansonten fand ich den rest der Filme Kubricks ziemlich gut verständlich wenn sie auch tiefgreifender sind als die große Masse.

Bei "Clockwork Orange" war ich erst 12 oder so, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, und das ist wohl noch deutlich zu früh. Bei "full metal jacket" werd ich auch nicht viel älter gewesen sein, eher jünger.
Ich gebe dir recht, dass beide Filme eine deutliche Sprache sprechen.

Bei "eyes wide shut" musste ich erst einmal den Film in ein Genre zuordnen, um wirklich zu verstehen worums denn überhaupt geht, und welche Dinge wichtig sind, von denen, die wir dort sehen.
Darum hab ich ihn beim zweiten Mal erst verstanden.

Bei "Dr. Seltsam" kann ich bis heute nicht glauben, dass jemand so einen Film dreht, und das auf diese Weise, - insbesondere wenn man bedenkt, dass die Romanvorlage ernst gemeint war - obwohl die Intention die dahinter steckt schon ziemlich deutlich ist, wie ich zugebe.

Sicher sind Filme von David Lynch und zum Beispiel auch David Cronenberg streckenweise wirrer, aber irgendwie auf eine plakativere Art und Weise. Wenn du einen Lynch-Film kuckst, dann denkst du dir gar nicht erst, dass alles in Ordnung sein könnte. Bei Kubrick erwischt es mich immer irgendwie von hinten, wenn ich grad nichts ahne, zumindest beim ersten Mal schauen. Beim zweiten Mal weiss ich dann, worauf ich achten muss, quasi.(Ich kann es leider nicht besser erklären, hoffe aber dass du verstehst was ich meine.)

TomReagan schrieb:
Kubrick war Techniker deswegen geh ich immer von der technischen Sparte ran, da war Kubrick Zweifellos ein Genie.

Das auf jedem Fall, wie man ja grade auch an "Barry Lyndon" sieht.
M. E. war er aber auch ein grosser Geschichtenerzähler. Grade bei "Clockwork Orange" und "Full Metall Jacket" wird das überdeutlich.
Aber das ist sicherlich Geschmacksache. ;)
 
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