[Film]Threads

Crimson

The great Cornholio
"Threads"

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GB, 1984

Regie: Mick Jackson

Darsteller: Karen Meagher, Reece Dinsdale, David Brierly, Rita May, Nicholas Lane

Durch Zufall bin ich auf diese BBC-Produktion aus dem Jahr 1984 gestoßen, die mich aufgewühlt und mitgenommen hat wie schon lange kein Film mehr...

Inhalt (mit Spoilern):

März 1983. In der nordenglischen Stadt Sheffield erwartet die junge Ruth ein nicht geplantes Kind von ihrem Freund Jimmy. Während beide Familien die Hochzeit planen, spitzt sich die allgemeine Weltlage dramatisch zu. Eine Krise im nahen Osten schaukelt sich immer weiter hoch, bis die Supermächte zunächst begrenzt, und kurz darauf im großen Stil Nuklearwaffen einsetzen. Auch Sheffield wird schwer getroffen. Jimmy taucht nie wieder auf, seine Eltern sterben ziemlich bald im radioaktiven Fallout und Ruth' Eltern werden vom Plünderern ermordet.
Im Folgenden begleiten wir Ruth durch die post-nukleare Welt. Durch den atomaren Winter und die Strahlung fällt die erste Nachkriegsernte bescheiden aus, Essen ist knapp und so verhungern zusätzlich zu den vielen Toten durch den Atomschlag und Fallout viele Menschen. Die Bvölkerungszahl Großbritanniens fällt zwischenzeitlich auf ein Minimum von ca. 5 Mio. von 55 Mio. vor dem Krieg, die fortan unter mittelalterlichen Verhältnissen dahinvegitieren.
5 Monate nach dem Angriff bringt Ruth ihre überraschenderweise gesunde Tochter Jane zur Welt. 10 Jahre später arbeiten Mutter und Tochter zusammen auf den Feldern, bis Ruth an Leukämie verstirbt. Großbritannien ist mittlerweile ein rudimentärer Polizeistaat, der sich in etwa auf dem Niveau des späten 19. Jh. befindet, in dem z.B. Strom und Energie mit Dampfmaschinen gewonnen wird.
Jane muß sich fortan allein durchschlagen. 13 Jahre nach dem Angriff stiehlt sie zusammen mit zwei Jungs Lebensmittel. Einer der beiden wird dabei erschossen, der überlebende vergewaltigt Jane im Streit um ein Stück Brot. Schließlich bringt sie in einem primitiven Krankenhaus das daraus resultierende Kind zur Welt, das jedoch tot und schrecklich deformiert ist.

Meine Meinung:
Der Film geht an die Substanz, anders kann man das nicht ausdrücken. Anders als beim doch sehr amerikanischen "The Day After" wird der Zuschauer hier gnadenlos mit den Kurz- sowie Langzeitfolgen eines thermonuklearen Krieges konfrontiert, und zwar auf sozialer, gesundheitlicher und ökologischer Ebene. So etwas wie Hoffnung oder ein versöhnliches Ende gibt es nicht einmal andeutungsweise. Manche Szenen, wie z.B. jene, die in einem Krankenhaus in Sheffield kurz nach dem Angriff spielen, sind selbst für hartgesottene Zuschauer nur schwer zu ertragen und man mag kaum glauben, daß der Film dereinst von einer öffentlich-rechtlichen Station produziert und gesendet wurde, und das auch noch auf dem Höhepunkt der atomaren Bedrohung während des kalten Krieges.
Für zusätzlichen Aufruhr sorgte der Film dadurch, daß er die naive "Protect and Survive"-Kampagne der damaligen brit. Regierung ad absurdum führte.
Inhaltlich ist der Film ohnehin über jeden Zweifel erhaben, aber auch optisch hat das Werk auch nach über 20 Jahren keinen Deut an seiner Eindringlichkeit verloren. Das desperate Szenario ist zu jeder Sekunde glaubhaft und selbst die Szenen, die während der Bombardierung spielen sind komplett ohne Computertricks überzeugend und verstörend.

In Deutschland ist der Film weitgehend unbekannt, wie mir scheint. Ich kann jedem empfehlen, ihn mal bei Gelegenheit zu schauen. Einer der Filme, die sehr gut sind, die man sich aber unter Umständen kein zweites Mal ansehen will....
Als DVD gibt's den Streifen leider nur als Import aus UK ohne deutschen Ton.

C.
 
Zuletzt bearbeitet:
Durch irgend einen Zufall bin ich letztes Jahr auf den Titel gestoßen. Ich habe den Film zwar auch noch nicht gesehen, aber jetzt schon öfters davon gehört, und immer nur sehr gute Kritiken. Wäre ein Film, der mich auch mal brennend interessieren würde. Sollte ich mir vielleicht auch mal zulegen.... bin sowieso auf ein paar in Deutschland unveröffentlichte Perlen gestoßen, die mich interessieren.
 
Soeben drauf gestoßen:

HIER kann man sich den kompletten Film ansehen. Die Qualität ist zwar nicht so der Knaller, aber für einen ersten Blick ausreichend.

C.
 
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