[Film] Vergiss mein nicht!

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Als Joel entdeckt, dass seine große Liebe Clementine mit Hilfe eines neuen Verfahrens alle Erinnerungen an ihn aus ihrem Gedächtnis löschen ließ, will auch er den Trennungsschmerz loswerden. Doch noch während die Techniker Episode für Episode aus seinem Gedächtnis tilgen, merkt er, wie wenig er sich doch von den lieb gewonnenen Gedanken an gemeinsam verlebte Zeiten trennen möchte. Verzweifelt versucht Joel den Vorgang rückgängig zu machen und einen Weg zu finden, der verflossenen Liebe noch eine Chance zu geben.



Mein Fazit:

Natürlich war ich skeptisch als ich hörte, Jim Carrey spielt in einem Film mit, indem das Hauptthema die Liebe ist, aber meine Skepsis war unbegründet.

Der Film ergreift ein Thema das wohl in vielen Köpfen herumschwirrt.
Wie kann ich meine/n Ex vergessen und darüber hinwegkommen.
Ganz einfach: Löschen.
Der Film beginnt damit, das sich Joel ( Jim Carrey) kurzerhand entschließt nicht zur Arbeit zu fahren und lernt am Strand Clementine ( Kate Winslet) Kennen. Die Beiden verlieben sich und Clementine lässt sich nach haus fahren um einige Dinge zu holen.
Sprung.
Joel sitzt im Auto und weint. Er erfährt das Clementine ihre Erinnerung an ihn löschen lassen hat. Verletzt und Sauer darüber tut er es ihr gleich.
Der Hauptteil des Films spielt sich nun im Kopf von Joel hab, wie er versucht die Löschung zu verhindern und mit seiner "Erinnerungsclementine" vor dem Löschvorgang zu Flüchten.
Neben dieser sehr Innovativen Idee des Löschvorgangs, ensteht aber nebenbei eine romantische Liebesgeschichte, zusammen gesetzt aus den Erinnerungen die Joel an Clementine hat und den neu erstandenen Situationen zwischen ihm und seiner "Erinnerungsclementine".
Das hört sich jetzt zwar nach Kitsch an, ist es aber zu keinem Zeitpunkt.
Die Story ist fesselnd und mitreißend bis zum Schluss und lässt einen Förmlich nach einem Happy End betteln. Doch nicht nur die Hauptstory weiß zu überzeugen. Sogar die Nebencharacktere haben eine HintergrundStory die sich ebenfalls lohnt näher beleuchtet zu werden und genau das geschieht in diesem Film.
Nun zu den Schauspielern.
Kate Winslet bekam ihre Auszeichnungen nicht umsonst, sie Spielt die Roller der Clementine Großartig, aber sie war es auch nicht, die mich sekptisch machte, denn sie kennt man schon aus solchen oder ähnlichen Rollen.
Jim Carrey war derjenige der dann für dei größte Überraschung sorgte.
Niemals hätte ich ihm eine so ernste, tiefgründige und überzeugene Rolle zugetraut. Nach all den Klamaukfilmen kommt sowas. Mein erster Gedanke war, das ich nie darüber hinwegsehen könnte das da Ace Ventura ein auf Romantisch macht, doch was soll ich sagen, ich habe mich geirrt.
Bis auf einige wenige Szenen erlebt man einen ganz neuen Jim Carrey, dem man die Rolle nicht nur abnimmt, sondern glaubt sie sei Extra für ihn geschrieben worden. Hier boten sich völlig neue Welten für ihn auf und er hat alle Herausforderungen mit Bravour bestanden. Ich hoffe er wird noch mehr Rollen spielen um sein Schauspieltalent zu Beweis. Es steckt sehr viel mehr in ihm als man denkt.
Alles in Allem kann ich nur sagen. Ein sehr gelungener, romantischer Film, mit einer interessanten Story, genialen Schauspielern und liebevoll gestaltete Characktere, voller Wendungen und einem nicht wirklich vorhersehbaren Ende.
Desshalb von mir volle Punktzahl 10 von 10 Punkten
 
Der Titel "Vergiss mein nicht" ist bescheiden, weil das nach einer typischen Schnulze klingt. Besser ist da schon der Originaltitel "Eternal Sunshine of the Spotless Mind". Den Film fand ich aber sehr gut. Schöne und eigenwillige Geschichte (von Charlie Kaufman geschrieben, von daher....), die ohne Kitsch auskommt; gute Darsteller und vor allem die Erzähltechnik (allein schon die Sache mit den wechselnden Haarfarben von Kate Winslet) ist Klasse. Insofern einer der Fälle, in dem die Oscars (bestes Drehbuch, beste Hauptdarstellerin) absolut gerechtfertigt waren.
Außerdem einer der Filme, in denen Jim Carrey beweist, daß er wirklich schauspielern kann. Mir sind seine ernsten Rollen ("The Majestic", "Der Mondmann", "Truman Show") deutlich lieber als seine klamaukigen Komödien. Und Kate Winslet sehe ich sowieso immer wieder gern. :)

9 von 10 Haarfarben
 
Dann solltest Du Dir vielleicht auch "Number 23" ansehen, dort spielt Carrey richtig gut. Davon ab gefiel mir der Film auch wesentlich besser als Eternal Sunshine...
 
Der Autor Charlie Kaufman zeigt, was mit uns womöglich geschähe, wenn wir unsere Erfahrungen auslöschen könnten. Was sich dabei zunächst wie eine für ihn typische intellektuelle Spielerei ausnimmt, wird - dank der kongenialen Regie von Michel Gondry und einer Riege sehr gut aufgelegter Darsteller (neben Jim Carrey in seiner m. E. besten Rolle und Kate Winslet, die für derlei Partien eine Bank ist, vor allem auch Kirsten Dunst und Tom Wilkinson) - überraschend zu einem wunderbaren Plädoyer, das Leben und die Liebe so anzunehmen, wie sie kommen - und sie auch so zu behalten.

"Hi!" - "Wie bitte?" - "Hab nur 'Hi' gesagt!" - "Oh! Hi! Hallo!"

Ruhelos wirken die beiden Menschen, die sich hier im Zug das erste Mal unterhalten, wie auf dem Weg zu einem Ziel, das sie nicht kennen. Er findet sie "nett", was sie auf die Palme bringt. Aber offenbar fallen ihm keine anderen Adjektive zu ihr ein - ja, er kennt nicht einmal das alte Lied "My darling Clementine", das sie sich nach Nennung ihres Namens verbittet.

"Was ist, wenn es bricht?" - "Wenn was? Interessiert dich das jetzt wirklich?"

Die Angst vor dem Unbekannten, vor Verletzung, besonders bei Joel wird sie deutlich. Wann will man sie überwinden, wenn nicht zu Beginn einer Liebesbeziehung? Joel, der sich als nicht impulsiv bezeichnet, braucht offenbar jemanden wie Clementine, die unvermittelt plötzlich von Heirat spricht. Er willigt ein, als habe er grade nichts besseres zu tun. Irgendwie scheinen beide im Moment verhaftet, scheint ihnen jedes Maß verloren gegangen zu sein.

"Ich könnte auf der Stelle sterben, Clem. Ich bin einfach... einfach glücklich. Sowas habe ich noch nie zuvor gefühlt. Ich bin genau da, wo ich sein will, Clem."

Die Erfahrung lehrt uns, dass derlei Liebesrausch leicht in Verbitterung enden kann. Dass das Unwiederbringliche eben das ist: unwiederbringlich. Und dass viele Paare, die zu Beginn nicht voneinander lassen können, sich irgendwann anöden und trennen, wenn sie denn die Kraft dazu aufbringen. Oft fehlt nach einer unglücklichen Liebe die Kraft, eine neue zu beginnen. Wie in Alexander Popes Gedicht, dem der wunderbare Originaltitel entlehnt ist. Dort erwägt eine Frau, ins Kloster zu gehen, weil sie meint, dass nur Gott ihr ihren unerreichbaren Geliebten ersetzen kann:

How happy is the blameless vestal's lot!
The world forgetting, by the world forgot.
Eternal sunshine of the spotless mind!
Each prayer accepted, and each wish resigned.

Wäre es denn nicht gut, solche unangenehmen Erfahrungen vergessen zu können, um sich mit neuem Mut in eine neue Liebe stürzen zu können? Sicher nicht, denn der ewige Sonnenschein des ungetrübten Geistes bleibt eine Utopie. Wir können das Glück nicht erringen, indem wir das Unglück negieren.

"Ich glaub' die Leute wissen gar nicht, wie einsam man als Kind ist. Es ist als ob man gar nicht zählt."

Was bleibt von uns, wenn wir unsere Erinnerungen, unsere Erfahrungen löschen lassen? Der Film deutet die ungeahnten Auswirkungen auf die Persönlichkeit an. Befreien wir uns von lästigem Ballast oder sorgen wir nur dafür, dass wir ohne zu lernen alt werden, während alles sinnlos erscheint, wie Clementine sich in einer Szene beklagt?

"Vergiss mich nicht!"

Statt sie abzuhaken oder auszulöschen sollten wir aus unseren negativen Erfahrungen lernen. Was nützt es denn, am Ende einer Beziehung selbstgerecht dem Partner die Schuld zuzuweisen? Besser wäre es, wenn wir die Stärke hätten, unsere Schwächen selbst zu hinterfragen. Charlie Kaufmans geniales (und hier ist das Attribut mal wirklich wieder angebracht) Skript gibt Joel einen einzigartigen Weg dafür: Es lässt ihn - und uns - die Beziehung rückwärts erleben: vom finalen Streit, der mit einer schlimmen Kränkung in die Trennung mündet, über intime Momente bis zum Kennenlernen.

Doch Kaufman wäre nicht Kaufman, wenn er die Szenen dabei einfach rückwärts ablaufen ließe. Dadurch, dass sie sich in Joels Unterbewusstsein abspielen, hat der Film alle Freiheiten - und er nutzt sie sehr sinnvoll. Wenn z. B. Joel Clementine vorwirft, dass sie mit dem Löschen seiner Person begonnen hat, und sie entgegnet, er wisse doch, wie impulsiv sie sei, dann ist das nicht nur ein augenzwinkernder Kommentar auf die Unverbindlichkeit unserer Zeit, sondern vor allem die Absolution Clementines durch Joel. Denn was man durch das intensive Spiel von Carrey und Winslet zu vergessen geneigt ist: Alles, was wir sehen, entspringt lediglich Joels Unterbewusstsein.

"Das war's dann, Joel! Es ist bald weg." - "Ich weiß." - "Was soll'n wir tun?" - "Es genießen."

Und dieser hat am Ende seine Lektion gelernt: Sich nicht dem Fatalismus zu ergeben, sondern das Leben so zu nehmen und zu geniessen, wie es kommt.

"Schön, wenn du dieses Mal bleibst." - "Ich bin doch zur Tür rausgegangen, dazu gibt's keine Erinnerung." - "Komm zurück und wir finden einen Abschied. Wir tun so, als hat es einen gegeben."

Wenn man schließlich dem Abschied aus der Erinnerung zu Beginn der Beziehung beiwohnt, der ihr endlich das würdige Ende beschert, das sie verdient hat, mag einem der eine oder andere Gedanke an eigene Beziehungen, die man vielleicht zu leichtfertig abzuhaken bereit war, kommen.

Die Rahmenhandlung, die zwischenzeitlich zu erstaunlicher Relevanz gelangt ist, stellt den Zuschauer dann noch einmal auf die Probe und zeigt, wie sehr die Liebe wehtun kann und wie lang die Schatten der Vergangenheit sein können, über die man springen muss. Aber gibt es eine Alternative?

Change your heart, look around you.
Change your heart, it will astound you.
I need your loving like the sunshine.
And everybody's gotta learn sometime.

Es könnte wohl kein passenderes Titellied zu diesem Thema geben als diesen wunderbaren Song, den man danach ständig im Ohr hat. Die Augen und das Herz offen halten, das sollte man in der Tat. Nicht nur im Leben, sondern auch bei diesem Film, der es in allen Bereichen lohnt. Er ist skurril, briliant, witzig, ernsthaft, romantisch, groß - und ganz gewiss auf seine Weise einzigartig.
 
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