Ich beantworte das mal mit einen klaren Jein.
Einerseits wurde in der Vergangenheit durchaus häufig bewiesen, dass Star Wars auch ohne Lucas funktionieren kann, wenn die richtigen Leute am Werk sind.
Da waren z.B. die Bücher, in die Lucas kreativ ja nicht involviert war, die aber im großen Ganzen für mich absolut Star Wars waren und sind; Timothy Zahn hat z.B. seinerzeit eine OT Fortsetzung geschrieben, wie man sie sich besser kaum wünschen konnte. Auch die Comics funktionierten für mich meist als Star Wars. Gerade so Dinge wie die Klonkriegscomics sind wichtige Ergänzungen zur Gesamtgeschichte, und obwohl sie ihren ganz eigenen von den Filmen doch sehr abweichenden Stil hatten, funktionierten sie absolut.
Star Wars The Old Republic, bietet gerade aktuell mit dem Zakuul-Handlungsstrang eine Menge Dinge, die eher als ungewöhnlich zu charakterisieren sind, aber weil man sich so weit weg von den Filmen befindet kann man sich diese Freiheiten nehmen und obwohl ich vielleicht nicht mit jeden Element einverstanden bin ist es doch die Star Wars Welt in der ich mich aktuell am wohlsten fühle.
Am nächsten zu den Filmen und daher noch am ehesten vergleichbar sind die beiden Animationsserien von Dave Filoni. Auch hier: Das ist wunderbares Star Wars, welches die Saga bereichert. Man merkt mit welcher Leidenschaft Filoni und Co am Werk sind, wie sehr sie das SW Universum lieben und welch gutes Gespür sie für das richtige Feeling haben.
Abseits der Filme im engeren Sinne kann man also sehr gut sagen, dass es auch ohne Lucas geht. Bei den sechs Originalfilmen war er jedoch immer dabei und auch wenn man manche Zweifel bezüglich seiner formal filmtechnischen Qualitäten anmelden können mag, bin ich doch überzeugt, dass er diesen Filmen etwas Besonderes gegeben hat, etwas das die Filme eben zu SW Filmen macht und von gewöhnlichen Filmen abhebt.
"Das Erwachen der Macht" war der erste Versuch einen "großen" SW Film ohne Mitwirken von Lucas zu realisieren. Und hier muss ich leider sagen, dass dieser Versuch für mich gescheitert ist.
Da sind natürlich die zahlreichen gravierenden Fehler, wie die einfallslose Story, das plumpe Übernehmen bekannter Designs, die Starkillerbase, die Falschcharakterisierung der alten Helden, die allesamt zu bemitleidenswerten Lebensversagern gemacht werden und das Kunststück, dass sowohl der Sieg der Rebellion als auch das Wirken des Imperators, also im Prinzip irgendwo mindestens die ganze OT, seltsam marginalisiert ja fast schon bedeutungslos gemacht wird.
Einiges, wenn wohl auch kaum alles wäre mit Lucas vielleicht auch passiert und vielleicht hätte er auch seine eigenen Fehler gemacht, aber da ist noch ein anderer Punkt, der schwerer greifbar ist als die zuvor genannten. Es ist reine Empfindungssache, man kann es weder messen noch wiegen, und andere mögen es anders empfinden, aber mir fehlt einfach die
MAGIE, das zuvor genannte Besondere, das gewisse Etwas, das bis hierher eben alle SW Filme hatten und das sie trotz aller möglicherweise vorhandenen Schwächen eben zu Star Wars gemacht hat.
Es ist naheliegend diese fehlende Magie der Abwesenheit von Lucas zuzuschreiben, da er eben die große Konstante bei den 6 Originalen war, zusammenfallen tut dies dann natürlich noch mit der Unfähigkeit der am Film Beteiligten die Lücke zu füllen und die Magie zu erzeugen.
So fühlt sich "Das Erwachen der Macht" für mich einfach nicht wie ein echter Star Wars Film an, sondern kalt und fremd. Eher eben wie ein gewöhnlicher Film, der Star Wars imitiert und mit jede Menge bekannten Dingen wie Sturmtruppen, Sternenzerstörer, Superwaffen, X Wings, TIE Fightern, Millenium Falcon usw .... darüber hinwegzutäuschen versucht, dass es ihm in Vergleich zu den Originalfilmen an Magie und Seele fehlt.
Ich denke, dass es respektvoll und weise gewesen wäre, das Episodenkonzept nicht fortzusetzen. Es bei 6 Episoden zu belassen und ihnen den herausragenden Platz in der Fiktion zuzugestehen, den sie sich verdient haben.
Dies hätte das Fandom sicherlich weitaus weniger gespalten als es nun leider der Fall ist und es hätte Druck von den Disneyfilmen genommen. Denn jeder Episodenfilm muss sich natürlich an den 6 Originalfilmen messen lassen und genau daran scheitert "Das Erwachen der Macht" eben sehr deutlich.
Interessante Einzelkonzepte wie "Rogue One" scheinen mir vorzugswürdig zu sein, und vielleicht wird dies dann ja auch der erste "große" SW Film der auch ohne Lucas funktioniert.
Man wird es sehen, vielleicht können talentiertere Leute, als Abrams und Kasdan ja die Magie zurückbringen.
Nun, wie gesagt, es gibt viele Beispiele wo Star Wars vor allem in anderen Medien gut ohne Lucas funktionierte.
Bei "Das Erwachen der Macht" ist es für mich aber nicht der Fall und da sich die Frage im Eröffnungspost ausdrücklich auf den Film bezieht, beantworte ich die angehängte Umfrage mit nein.