Hayao Miyazaki - Das wandernde Schloss

Kurz, bevor ich einsteige: Ich würde den Film nicht empfehlen. Das Buch ist nicht schlecht, liest sich auch schnell runter, aber der Film hat mir nicht gefallen. Möglicherweise wäre das anders gewesen, wenn ich den Roman nicht gelesen hätte, ich weiß es nicht. Wer weiß, dass er den Film sehen will, dem würde ich davon abraten, vorher das Buch zu lesen. Man ärgert sich sonst über die unnötigen Änderungen und Halbänderungen und wendet außerdem auf Fragen, die der Film offen lässt, automatisch Antworten aus dem Buch an, was dem Film etwas halbgares gibt. Er ist möglicherweise genießbarer, wenn man versucht, eigene Antworten für unerklärte Phänomene zu finden.

<center>SPOILER-Warnung
Ich habe den Roman von Diana Wynne Jones diese Woche gelesen und den Film gestern direkt danach gesehen. Ich werde in meiner Rezension auf beide eingehen (und nachdem die Adaption nicht sehr werkgetreu ist, ist es nicht so, dass man den Inhalt des Romans kennt, wenn man den Film gesehen hat).
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Tja, wie soll ich anfangen? Am besten mit dem Roman, auf dem der Film basiert. Der ist kein Meisterwerk, aber doch ganz unterhaltsam zu lesen. Nett. Der Ton ist recht ironisch. Die Autorin hatte offenbar Spaß, daran, mit Märchenklischees zu spielen, und geht nicht nur davon aus, dass die Leser das zu schätzen wissen; nein, sogar die Charaktere sind sich der klischeehaften Regeln, nach denen ihre Welt funktioniert, bewusst. Gut, dass die Regeln ungeschrieben sind und - zur Überraschung mancher Figuren - im Laufe des Romans doch umgedreht werden.

Ich habe oben schon darauf hingewiesen, dass der Film ziemlich vom Roman abweicht. Es würde den Rahmen sprengen, jetzt zu sagen, in welchen Punkten. Viel einfacher ist es, aufzuzählen, was halbwegs übernommen wurde. Darauf werde ich später noch eingehen. Ganz grob: die erste halbe Stunde macht den Anschein einer halbwegs werkgetreuen Adaption. Es sind zumindest Szenen erkennbar, die so ähnlich auch im Buch vorkommen. Danach allerdings entfernt Miyazaki sich (beinahe) völlig vom Roman und spinnt seine eigene Geschichte weiter.

Ich selbst hätte das Buch auch nicht Wort für Wort adaptiert. Howl kommt dort von der Erde, Wales, um genau zu sein, und kehrt hin und wieder dorthin zurück. Das wäre etwas, das ich auf jeden Fall geschnitten hätte, um die Welt mehr fantasyhaft zu machen. Den Ton hätte ich nicht geändert, aber auch diese Entscheidung Miyazakis ist nachvollziehbar. Sein Film ist also ein wenig ernsthafter, oder soll es wenigstens sein.

Auch Änderungen an der Handlung eines Stoffes sind mitunter gerechtfertigt. Immer dann, wenn diese darin resultieren, dass a) der Film als Film funktioniert (und dies bei einer direkten Adaption nicht gegeben gewesen wäre) und b) die Handlung nicht schlechter wird.
Beides ist Miyazaki nicht gelungen. Der Roman spielt in einer rein mittelalterlichen Fantasywelt (jetzt mal von Wales abgesehen), der Film ist eine Annäherung an den Anfang des 20. Jahrhunderts, mit seinen Stahlungetümen und Luftschiffen. Warum? Weil Miyazaki Fluggeräte so mag? Einen handlungsfördernden Grund gibt es jedenfalls nicht.

Wie? Ich soll aufhören, den Film mit seiner Vorlage zu vergleichen, und den Film als Film nehmen? Ich würde gerne. Geht nur nicht. Miyazaki hat eben nicht das Herz des Romans genommen und daraus etwas ganz eigenes gestrickt. Vielmehr wirkt es so, als hätte er das Buch als Grundlage für sein Drehbuch akzeptiert und dann erst Szenen rausgeschnitten, neue eingefügt, und einige auch beibehalten, aber drübergemalt. Das Ergebnis ist ein Film, der selbst nicht so recht weiß, wohin seine Handlung führen soll.
Es gibt Elemente, die im Film entweder nicht erklärt werden oder schlicht keinen Sinn machen. Was macht Markl, oder Michael, wie er im Buch heißt (und wo er älter ist), bei Howl? Im Roman ist er ein Waisenkind, das sich selbst vor Howls Tür gesetzt hat, als seine Eltern starben, und der dann von Howl aufgenommen wurde. Howls Motivation, Calcifer "zu sich zu nehmen", bleibt im Film ebenfalls unklar, und es wird sogar angedeutet, dass Howl nur auf Macht aus war. Im Buch tut Howl es aus Mitleid. Calcifer, eine Sternschnuppe, wäre sonst gestorben, wie es eben das Schicksal von Sternen ist. Howl gibt ihm sein Herz, damit er weiterleben kann.
Und der Schluss... das ist der schlimmste Fall von "ohne Sinn und Verstand übernommen". Wenn es so einfach wäre, Calcifer einfach das Herz zu nehmen und Howl wieder einzusetzen, warum haben die beiden das dann nicht gemacht? So einfach ist es eben nicht. Calcifer wäre bei dieser Operation auf jeden Fall gestorben, und Howl vermutlich ebenfalls. Dass sie es nicht tun, liegt allein daran, dass Sophie selbst eine Zauberin ist. Sie weiß es nicht, aber über den ganzen Roman hinweg erweckt sie Dinge zum Leben bzw. gibt ihnen magische Eigenschaften. Das ist es übrigens auch, was die Hexe auf sie aufmerksam macht und weshalb sie Sophie verzaubert, eine wesentlich nachvollziehbarere Motivation als die im Film (oh, Howl mag dich, aber ich mag ihn auch, oh, ich bin eifersüchtig, da verzaubere ich dich einfach mal).

Es geht weiter: Im Buch hat Sophie zwei Schwestern. Die spielen keine allzu große Rolle, deshalb ist verständlich, dass da gekürzt wurde. Nur: warum nicht ganz? Warum sagt Sophie am Anfang ihrer Reise, sie wolle ihre kleine Schwester besuchen? Eine Schwester, die dann nie wieder auftaucht oder auch nur erwähnt wird? Jene Schwester ist übrigens - im Roman - selbst eine Hexe, deshalb ist es durchaus logisch, wenn Sophie dorthin will. Das wird im Film nur eben nie wieder aufgegriffen. Auch Sophies andere Schwester hat nur diesen einen Auftritt am Anfang. Auch Fannys beide Auftritte waren sehr seltsam. Dass sie nur Sophies Stiefmutter ist, wird ebensowenig klar, wie ihre plötzliche Motivation, der bösen Hofmagierin zu helfen. Miyazaki hatte sonst keine Probleme damit, mehrere Charaktere aus dem Buch zu nur einer Figur zu verschmelzen oder ganz zu streichen; hier wäre das mal sinnvoll gewesen, wurde aber versäumt.

Im Roman ist Sophies Charakter sehr beständig. Sie weiß, dass sie als Erstgeborene kein großes Glück erwarten kann (das bekommen immer die Dritten) und hat das längst akzeptiert. Deshalb ist sie so bodenständig und flippt nicht aus, als sie verwandelt wird. Deshalb ist sie so ruhig in der Gegenwart von Calcifer und Howl und kann beiden Paroli bieten. Die Verwandlung selbst sieht sie als Chance, vielleicht doch ihr Glück zu suchen. Die Annäherung zu Howl ist nachvollziehbar und drückt sich unter anderem dadurch aus, dass Sophie zunehmend schroffer wird, wenn sie sich selbst nicht eingestehen will, dass sie Gefühle für Howl hat, und eifersüchtig ist (letzteres zu einer Handlung gehörig, die Miyazaki seiner Botschaft geopfert hat).
Im Film? Da hat sie ein lädiertes Selbstwertgefühl. Ok, warum nicht. Nach der Verwandlung verlässt sie ihre Stadt... ja, warum eigentlich? Warum bleibt sie nicht? Sie findet sich doch sowieso schon hässlich. Egal, Miyazaki wird es schon richten, der kann ja alles. Sie macht sich also auf den Weg und stößt irgendwann auf das Schloss. Dort handelt sie dann über weite Strecken in etwa so wie im Buch. Ok, hat Miyazaki es also begriffen. Nein, doch nicht! Sophie hat plötzlich einen Heulkrampf, als ob sie ihren neuen Körper doch noch nicht akzeptiert hätte. Und die Beziehung zu Howl? Die gibt es, weil Miyazaki das so will, nicht, weil die Charaktere oder die Handlung das zwingend erfordern würden. Da ist einfach null Chemie. Das fängt schon bei ihrer ersten Begegnung an. Im Film: Howl "rettet" Sophie und fliegt mit ihr über die Dächer. Liebe auf den ersten Blick. Im Buch: Eine zufällige Begegnung, während derer Howl Sophie ganz offensichtlich anzumachen versucht. Sie mag nicht und läuft ihm weg.

Oh, da sind wir ja schon bei Howl. Tja. Im Film kommt Howl ziemlich positiv weg, wenn wir mal über die Interpretation "der ist ja bloß machtgeil" hinwegsehen. Ja, er hat seinen Ausraster über seine Haare. Das ist eine Szene, die so im Buch steht. Naja, nicht ganz so. Im Buch ist ein ganz kleiner Teil seiner Haare rot gefärbt, so, dass man es auf den ersten Blick gar nicht sieht. Aber das wäre wohl zu subtil für den Kinozuschauer gewesen, da musste Miyazaki gleich alle Haare leuchtendrot machen und Howl somit einen Grund geben, auszurasten :rolleyes:. Aber sonst wirkt er doch ziemlich heldenhaft.
Im Roman ist er das nicht. Er ist, wie er im Film zwar beteuert, dem aber zuwider handelt, im Buch tatsächlich ein Feigling. Er stellt unzähligen Mädchen nach und bricht ihre Herzen, weil eine eroberte Jungfrau keine Herausforderung mehr ist und er nach einer neuen sucht. Auch ist er erst am Schluss so richtig heldenhaft, vorher tut er so einige moralisch fragwürdige Dinge. Es ist zudem lange nicht klar, auf welcher Seite er steht und was seine Beziehung zu Sophie ist. Trotzdem ist nicht alles schlecht an ihm, ich verweise auf seine Motivation für den Pakt mit Calcifer (was Sophie aber erst am Schluss herausfindet). Kurz: der Roman-Howl ist ein düsterer und dreidimensionalerer Charakter als der im Film. Oder darf ich das nicht sagen, weil Miyazaki ja ein Meister der Charakterzeichnung ist, der eine Figur nie so simplifizieren würde, das macht nur Disney?

Ähnliches gilt für die ganze Dämonengeschichte. Auch im Roman kann es negative Auswirkungen haben, sich einen Stern anzueignen. Genau das hat nämlich nicht nur Howl getan, sondern auch die Hexe. Das Problem mit den Sternen ist nicht, dass sie Dämonen und von Grund auf böse sind. Nein, sie kennen den Unterschied nicht, das sind keine Kategorien, in denen sie denken. Die Hexe aus dem Niemandsland hat ihre neugewonnene Macht zu ihrem eigenen Vorteil eingesetzt, ihr Stern macht das nach und übernimmt ihr Wesen Stück für Stück. Irgendwann ist er es, der die totale Kontrolle über sie hat. Am Ende des Romans hat er gar keine Verwendung mehr für sie und verlässt sie einfach, mit ihrem Herzen natürlich. Bei Calcifer ist es anders. Auch Howl hat natürlich seine magischen Kräfte durch den Deal mit Calcifer enorm ausgebaut. Auch Howl benutzt seine Macht hin und wieder für eigene Zwecke. Aber: so richtig böse Taten begeht er nicht. Deshalb ist auch Calcifer nicht böse.
Was haben wir nun im Film? Im Film wird erstmal gar nicht explizit gesagt, dass die Magiequelle für Howl und Hexe die gleiche ist. Wenn man den Roman kennt, und vielleicht auch sonst, sieht man Hinweise, aber das war es. Anstatt dass das Band zwischen Stern und Mensch ziemlich unbrechbar ist, zerstört Hofmagierin Suliman (die es im Roman nicht gibt) das Band mit Leichtigkeit. Wie ich oben schon schrieb: Wenn das so einfach ist...? Jedenfalls wird im Film ziemlich deutlich, dass es tatsächlich schlimme Auswirkungen hat, mit "Dämonen" Geschäfte zu machen. Auch Howl kann sich dem nicht entziehen. Miyazaki zieht das nicht an einem linearen Strang durch, sondern gibt Howl einen Grundcharakter, dessen Handeln ab und zu von Szenen unterbrochen wird, in denen verdeutlicht werden soll, wie Howl sich ändert (am deutlichsten die Szene, in der er das Schiff verkrüppelt und so erst auf sich und Sophie aufmerksam macht). Das funktioniert, wie gesagt, nicht immer. Und es funktioniert überhaupt nicht, wenn man annimmt, dass der jeweilige Stern das Verhalten seines Menschen wiederspiegeln sollte; das tut Calcifer überhaupt nicht.
Gut, dann ist das im Film halt anders, mag man dem entgegenbringen. Ok, aber gefallen tut mir das nicht. Miyazaki hat dem Stoff hier wieder eine Ebene genommen. Calcifer ist im Buch eine genauso mehrdeutige Figur wie Howl, meistens doch ganz nett, aber eben nicht immer. Im Film sagt Calcifer ganz am Anfang, dass er eigentlich ein gemeiner Bösewicht ist, handelt aber nie so.

Na gut. Aber das sind alles Ärgernisse, die man gar nicht nachempfinden kann, wenn man das Buch nicht kennt. Wie schlägt der Film sich als Film?

Tja, auch nicht viel besser. Die Hintergründe sind schon toll, keine Diskussion. Die sind teilweise schon sehr realistisch. Ich hatte gerade eine Szene gesucht und bin bei einem Standbild hängengeblieben, wo ich zweimal überlegen musste, ob das auch wirklich gemalt ist.
Die Animation hat mir weniger gefallen als in den anderen drei mir bekannten Miyazaki-Filmen. Nachdem 'Chihiro' irgendwie (wie genau, kann ich immer noch nicht erklären) weniger diesen japanischen Zeichenstil hatte (obwohl Chihiro selbst wesentlich "asiatischer" aussah, von ihren Gesichtszügen her, als andere Miyazaki-Heldinnen), ist 'Howl' eine Rückkehr zu alter (schlechter) Form. Farbenfroher - zu farbenfroh - als 'Mononoke', ohne dessen Lichteffekte und ohne den Charme von 'Totoro'. Tränen wurden ganz besonders bescheuert realisiert. Die Emotionsdarstellung ist mir allzu oft klamaukhaft überzogen vorgekommen.
Das Figurendesign hat mich allgemein nicht vom Hocker gehauen. Calcifer insbesondere. Diese cartoonhaften weißen Augen! Arrgh! Kein Wunder, dass der nur wie ein niedlicher Sidekick herüberkommt. Howl ist generische androgyne Animé-Figur Nr. 50000. Bilde ich mir das nur ein, oder ändert sich Sophies Nase im Laufe des Films? Die magische Tür mit ihren Farbmöglichkeiten ist schrecklich gewöhnlich geraten. Die einzige Szene, die visuell durchaus beeindrucken kann (Hintergründe ausgenommen), ist die in Howls Kindheit. Ach, und das Wasser in der Szene, wo Sophie und Markl am See sitzen.

Soweit der technische Aspekt. Die Handlung? Wie bereits mehrmals gesagt: Da sind einfach Löcher. Man mag mir mangelnde Fantasie unterstellen, dass ich nicht versuche, sie selbst zu stopfen. Ich habe nichts dagegen, wenn manches offen gelassen wird - z.B. das Keingesicht in 'Chihiro' -, sehr wohl aber, wenn dadurch Handlungslöcher entstehen. Welche das sind, habe ich schon aufgezählt. Gut möglich, dass die sich auch dann stopfen lassen, wenn man den Roman nicht gelesen hat - dann rät man halt -, aber nachdem es nicht allzu schwierig gewesen wäre für Miyazaki, es selbst zu tun, kreide ich ihm an, dass er es nicht getan hat.

Selbst, wenn ich das außer Acht lasse, bleibt so manches Problem übrig. Die Handlung mäandert etwas. Das tat sie in bisher allen (mir bekannten) Miyazakis, scheint so ein Tick von ihm zu sein, aber hier ist es schlimmer als dort, weil die Einzelszenen für sich nicht stark genug sind, den Film ohne ein Rückgrat zu tragen.
Wie schon bei 'Mononoke' habe ich nichts gegen Miyazakis Botschaft an sich (dort: schützt die Natur, hier: Krieg ist schlecht), rege mich aber fürchterlich über die holzhammerartige, plumpe, einseitige Art auf, wie der Japaner sie seinen Zuschauern über den Schädel schlägt. Subtil geht anders. Und am Schluss die Hofmagierin: "Oh, da schaue ich durch meine Glaskugel, und oh, ein Happyend, naja, vielleicht können wir aufhören mit dem Krieg, die anderen haben ja ihren Prinzen wieder (den vermutlich sowieso ich selbst verzaubert habe, um den Krieg erst anzufangen)". Geht's noch? Wo ist das nachvollziehbar und realistisch? (Übrigens: Das mit der Vogelscheuche ist im Buch auch ganz anders. Aber ich schweife ab.)
Dass die Charaktere sich nicht wirklich entwickeln, sondern einen Grundzustand haben, nach dem sie sich verhalten, außer wenn das Drehbuch es gerade mal anders will, schrieb ich schon. Das ist besonders deshalb schade, weil die Vorlage so viel Potential hat.
Allgemein drängt sich mir das Fazit auf, dass Miyazaki hier auf Spektakel statt auf Charaktere gesetzt hat. Warum, kann ich nicht sagen, zumal sein vorheriger Film ja völlig anders ist (auch bezaubernd, mit groß angelegten Szenen, die aber immer durch die Charaktere geerdet werden). Aber zu einem anderen Schluss kann ich bei den vielen unnötigen Actionszenen nicht kommen. Davor wird auch der Schluss, der ja eh schon ganz andere Probleme hat, nicht verschont: Bevor die Vogelscheuche Sophie und die anderen rettet, dreht sie sich schnell noch ein paar Mal um die eigene Achse. Die Kleinen im Kino fanden das bestimmt voll cool, ich doof.

Sonst noch was? Hisaishis Musik enttäuscht. Der Waltzer ist toll, ja, aber die sonstige Hintergrundmusik nicht, jedenfalls nicht im Filmzusammenhang. Geärgert hat mich der bisweilen infantile Humor (und ich habe den Film auf japanisch gesehen, mit mehr oder weniger wörtlich übersetzten Untertiteln; wörtlicher jedenfalls als die englische Synchronfassung); mir fällt da als besonderes Negativbeispiel gerade die Hexe ein, die gemütlich auf dem Sofa sitzt und Zigarre raucht, während um sie herum das Haus einstürzt ("boh, voll geil, die Alte!").
Ich fand auch Miyazakis Versuche, seinen Film literarischer zu machen, eher lachhaft als beeindruckend. Der Grund für Sophies ständiges altersmäßiges Hin- und Herspringen scheint sich immer mal wieder zu ändern. Mal ist es das Eingeständnis der Liebe zu Howl, mal Ehrlichkeit, mal Selbsterkenntnis, mal Gefühlsausbrüche, die sie jünger/älter werden lassen. Ich bin nicht sicher, dass Miyazaki überhaupt eine konkrete Lösung im Sinn hatte.
Dazu kommt dann noch der krampfhafte Versuch, der Hexe und der Hofmagierin etwas Gutes abzugewinnen. Das muss ja so sein, Miyazaki hat keine Abziehfiguren. Gelungen ist das hier nicht. Wie bescheuert der plötzliche Sinneswandel Sulimans ist, habe ich schon gesagt. Dass die unausstehliche Hexe plötzlich zur lieben Großmutter wird, die teilweise dement handelt und dann doch auf einmal Weisheiten ausspuckt und versucht, mit jüngeren Männern anzubändeln, ist ebensowenig ein Geniestreich, von realistisch (ach, auf einmal ist Sophie gar nicht mehr böse, aber doch irgendwie, nein, doch, wie jetzt) gar nicht zu reden.

So. Das hat sein müssen. Mies-toll-gut-mies lautet die Reihung für Miyazaki jetzt. Mal sehen, wie sich 'Kiki's Delivery Service' einordnen wird, das ich jetzt gleich im Anschluss sehen werde. Ich hoffe, dass der Film mir gefällt. Er scheint ja wieder mehr in Richtung "einfache, charakterzentrierte Geschichte" zu gehen.
 
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