Iridonia

Weltraum | Iridonia-System | TIE/D-Cockpit | Anflug auf die ›Festung‹] Chett Nectu (Wolf Neun) mit Aiden Thiuro (Wolf Eins), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und anderen

Chett Nectu verdrehte die Augen, als Officer Mitsumo ihm versprach, er würde nicht sterben. Wie konnte sie so etwas sagen, und wer sollte ihr glauben? Es gab keine Garantien in einer Schlacht. Jeder konnte sterben. Drask, der vermutlich längst tot war, hatte den Beweis erbracht, als er zwischen weit unerfahreneren, man konnte sagen: unfähigeren Piloten herausgepickt und sein Jäger lahmgelegt worden war. Sakura konnte die nächste sein. Oder der ›Alphawolf‹ Aiden Thiuro. Niemand wusste, ob überhaupt jemand von ihnen lebend das System verlassen würde. Selbst wenn ihre Seite den Sieg davon trug, war das nicht sicher. Sie versprach etwas, das sie unmöglich halten konnte. Wozu? Um ihn zu beruhigen? Wofür hielt Acht ihn eigentlich? Er war sich der Klemme, in der er saß, absolut bewusst und darüber konnte auch ihr melodramatisches ›Versprechen‹ nicht hinwegtäuschen. Er ließ es unkommentiert, ebenso wie Mitsumos Beschluss, sich allein um die Kommunikationsanlage zu kümmern. Ihre gesamte Eskorte mitsamt ihren schweren Waffen schickte sie fort, damit sie ihn beschützten und die Torpedos ablenkten. Sie flog allein mit ihrem letzten Torpedo gegen das Schlachtschiff an, während die Jagdbomber sich um ihren flügellahmen Kameraden kümmerten. Nun standen ihre Chancen eigentlich kaum viel besser als seine, und abermals gefährdete sie durch eine emotionale Reaktion den Erfolg ihres Primärauftrags. Diese Entscheidung hätte er ganz sicher nicht gefällt. Aber das spielte keine Rolle. Jedenfalls würde er sich nicht darüber beklagen, dass er nicht allein gelassen wurde. Vielleicht funktionierte ihr Plan ja tatsächlich und es gelang, die Torpedos abzuschütteln. Er nahm seinen Platz inmitten der Jagdbomberformation ein und folgte deren Bewegungen. Dafür brauchte er keine Instrumente, er konnte auch nach Sicht neben ihnen her fliegen, solange sie keine allzu abrupten Manöver machten. Gemeinsam steuerten sie auf den Kiel der Festung zu. Hin und wieder informierten die Scimitar-Piloten ihn über die Lage. Die langsameren Patrouillenboote fielen zurück, doch die Torpedos verfolgten sie weiter. Er wusste aus seiner Flug- und Kampferfahrung ungefähr, wie lange die Flugkörper brauchen würden, um zu ihnen aufzuschließen; im Geiste zählte er die Sekunden herunter. Sie flogen dicht am Rumpf des Keldabe-Schlachtschffs vorbei, so nah, dass er Verfärbungen und Löcher in der Panzerung mit bloßem Auge sehen konnte. Die Oberfläche der Festung war zernarbt von unzähligen Treffern. Und während er vorüber flog, tat er sein möglichstes, um noch ein paar kleine Krater und Brandflecken hinzuzufügen, indem er ununterbrochen seine Geschütze abfeuerte. Diesen gigantischen Stahlhaufen konnte er auch ohne Zielcomputer nicht verfehlen. Funktionierende Schilde hatte das mandalorianische Schiff nicht mehr, also war jeder Schuss ein direkter Treffer und führte zu weiteren kleinen Verletzungen. Es hätte schon eines argen Zufalls bedurft, um auf diese Weise ernsthafte Schäden anzurichten, aber es genügte ihm momentan, dass er mit jeder Salve die Reparaturdauer und -kosten in die Höhe trieb.

Die Scimitars warfen ihre Granaten ab. Eine Explosion flammte auf. Sie fand hinter ihm statt, also konnte er sie nicht sehen; doch sie ließ den Rumpf der Festung und auch die Scimitars in seinem Blickfeld aufleuchten. Ein zweiter Lichtblitz folgte.


»Das waren die Torpedos«
, funkte einer der Jagdbomberpiloten. »Bin nicht sicher, ob sie die Festung getroffen oder sich mit dem Verlust der Zielpeilung selbst zerstört haben.«

»Egal; Hauptsache, wir sind sie los!« kommentierte Chett.

Dem Tod also von der Schippe gesprungen. Schon wieder. Erneut war es nichts als blankes Glück gewesen, dass keiner der Flugkörper auf ihrer Spur geblieben war. Sein innerer Countdown war bei vier Sekunden stehen geblieben. Ungefähr so lange hätten sie noch gehabt, um dem Einschlag irgendwie zu entgehen. Viel zu kurz für ein weiteres Täuschungsmanöver. Sie hatten gespielt und durch Zufall die passende Karte gezogen. Nicht, dass er nicht froh darüber gewesen wäre, dass er weiterleben durfte - zumindest, bis er in die nächste von tausendundeins potentiell lebensbedrohlichen Situationen auf diesem Schlachtfeld stolperte. Aber er war sich im Klaren darüber, dass sie nur wenig Einfluss auf ihr Schicksal gehabt hatten. Mit Sakuras Versprechen hatte das nichts zu tun.

Sie umrundeten die Festung. Dabei warfen die Scimitars alles ab, was noch in ihren Magazinen steckte. Protonengranaten und Thermaldetonatoren explodierten auf der Hülle der Festung und fügten ihr weiteren Schaden zu. Die Explosionen durchlöcherten den Rumpf, rissen Sensoranlagen und Waffen ab. Chett gelang es, mit seinen Ionenkanonen einen Geschützturm lahmzulegen, der - umzüngelt von blauem Elmsfeuer - den Beschuss auf eine imperiale Korvette einstellte. Im Gegenzug schossen immer wieder auch die Mandalorianer und Iridonianer auf sie. Jäger, Korvetten und das ein oder andere Abwehrgeschütz des Schlachtschiffes hatten es auf sie abgesehen. Aber sie kamen durch - irgendwie. Und als sie den kilometerlangen Hüllenflug am narbenübersäten Rumpf der Festung entlang beinahe abgeschlossen hatten, stieß auch Sakura Mitsumo wieder zu ihnen. Sie hatte eine Erfolgsmeldung zu verkünden: Es war ihr gelungen, die Kommunikationsanlage zu zerstören. Offenbar allein. Wie sie das gemacht hatte, wusste er nicht. Er war sich nach wie vor nicht sicher, ob sie das Zeug zur Anführerin hatte und ob er sie in dieser Rolle jemals wirklich respektieren konnte; doch ihre Fähigkeiten als Kampfpilotin waren unzweifelhaft, das musste er anerkennen.

Und nun sollte es zurück zur Defender gehen. Sakura wies ihn an, den Rückflug anzutreten. Abermals sollten die Scimitars ihn eskortieren und auch sie würde ihn begleiten. Nachdem sie die Staffelführung über ihren Status und ihre Pläne informiert hatte, bestätigte auch Aiden Thiuro, dass sie sich auf den Rückweg machen sollten. Chett schwenkte in die unfähre Richtung, in der er den Sternenzerstörer - oder was die Mandalorianer von ihm übrig gelassen hatten - vermutete. Se war zu weit entfernt, um sie inmittend er größeren und kleineren Schiffe, der treibenden Trümmer und der Lichtblitze des Kampfes mit bloßem Auge auszumachen.

»Ich brauche ein paar Koordinaten«, sagte er. Erst als die anderem ihm gesagt hatten, wohin genau er sich wenden musste, konnte er das Ziel identifizieren. Der Venator war von hier aus betrachtet nicht viel mehr als ein kleiner mattgrauer Fleck. Dennoch hatten die riesigen Geschütze der Festung ihm über die enorme Distanz hinweg großen Schaden zufügen können, das hatte er vorhin schon gesehen, als sie sich für die zweite Angriffswelle gesammelt hatten. Doch seit einer Weile hatten die Hauptwaffen nicht mehr gefeuert. Womöglich war es gelungen, sie zu zerstören oder ihre Energieversorgung abzuschneiden. Dann war vielleicht noch etwas von der Defender übrig, auf dem man landen konnte. Und dann konnte man das auch tun, ohne befürchten zu müssen, bei der nächsten Salve mitsamt dem gesamten Trägerschiff feuerbestattet zu werden.

Es dauerte eine Weile, um das Mutterschiff zu erreichen. Auch deshalb, weil sie immer wieder Umwege fliegen mussten, um eine Begegnung mit feindlichen Maschinen zu vermeiden. Auch Sakura hatte etwas abbekommen bei ihrem einsamen Angriff auf die Kommunikationsanlage; ihre Möglichkeiten, sich zu verteidigen, waren eingeschränkt. Auch Wolf Eins hatte angeordnet, dass sie keine unnötigen Risiken auf sich nehmen sollten. Wäre Chett allein geflogen, dann hätte er gar keine andere Wahl gehabt, als sich dem aussichtslosen Kampf gegen mandalorianische Jäger und iridonianische Patrouillenboote zu stellen, denn ohne Instrumente hätte er eine Begegnung gar nicht vermeiden können. Doch seine Begleiter wiesen ihn rechtzeitig auf potentielle Bedrohungen hin und sie änderten den Kurs. So flogen sie schließlich in einem weiten Bogen von der abgewandten Seite her an die Defender heran. Sakura schilderte der Flugkontrolle ihre Lage und erbat Landeerlaubnis; kurz darauf erklang die nüchterne Stimme des Givin Yag Gyrr. Der Lieutenant wies ihnen eine Landeposition in einem Hangar im hinteren Teil des Schiffes zu. Die Energieversorgung im vorderen Drittel war offenbar noch immer nicht wiederhergestellt worden.

Als sein TIE-Defender mit der Nummer Neun schließlich in einer der Halteklammern hing, fiel die Anspannung des Kampfes bereits von Chett ab. Müdigkeit und Erschöpfung machten sich in ihm breit und er merkte, wie viele seiner Muskeln schmerzten, als er aus dem Cockpit stieg. Draußen stand bereits Sakura Mitsumo mit ihrem Pilotenhelm unter dem Arm. Ihr Haar war schweißverklebt, ebenso wie die schwarzen Stoppeln auf Chetts Kopf. Soeben gesellte sich auch einer der Scimitar-Piloten dazu, der wegen eines Schadens an seinem Schildgenerator ebenfalls aus dem Kampf ausgeschieden war, während die anderen in das Getümmel zurückgekehrt waren. Die Schlacht da draußen tobte noch, doch für sie drei war die Sache gelaufen. Droiden und Hangararbeiter eilten zu ihren Maschinen, um die Schäden zu sichten und möglicherweise gleich mit den ersten Notreparaturen zu beginnen. Durch eine der zahlreichen Türen, die in den Hangar führten, kam nun eine Person auf sie zu, die der Yaga-Minoer hier nicht vermutet hatte. Es war Drask. Nectu hätte Geld darauf gewettet, dass der Chiss nicht mehr am Leben war, aber er hatte sich geirrt. Man musste ihn aus dem Wrack seiner Maschine geborgen haben. Doch er sah mitgenommen aus. Sein Kopf war verbunden und sein Arm war dicht am Körper fixiert worden. Da es nicht möglich gewesen war, auf diese Weise in einen Hemdsärmel zu kommen, hatte man das Kleidungsstück nur über seine Schulter gehängt und offengelassen, so dass die blaue Haut auf seiner Brust zu sehen war. Auch hier gab es einen Verband, der über die Rippen führte. Der Lieutenant gehörte auf die Krankenstation und da war er offensichtlich auch gewesen, nur schien es ihn nicht lange dort gehalten zu haben. Vermutlich sollte man es als kameradschaftliche Geste auffassen, dass er die Mitglieder seiner Rotte persönlich im Hangar in Empfang nahm.

»Mitsumo, Nectu... es ist erfreulich zu sehen, dass es Ihnen gut geht«, sagte er. »Die Schlacht ist noch nicht gewonnen, aber sie wendet sich zu unseren Gunsten. Es scheint, als bekämen wir doch noch Verstärkung. Die Festung ist beinahe besiegt und wenn sie fällt, erwarten wir einen schnellen Rückzug der mandalorianischen Söldner und die Kapitulation der Zabraks.«

»Gut zu wissen, Lieutenant«, sagte Chett und hob die Rechte zu einem knappen Gruß an die Schläfe. Die Geste wirkte nicht besonders ehrerbietig, genügte aber dem Protokoll. »Sie hatten auch Glück, wie's scheint.«

Der Chiss nickte. »Ich falle für die nächsten beiden Wochen aus. Aber es hätte schlimmer kommen können. Sie haben sich in meiner Vertretung schon recht gut gemacht, Officer Mitsumo. Ich werde Sie im Auge behalten.

Es gibt aber nicht nur gute Nachrichten«
, sprach er weiter. »Die Defender hat einige schwere Schäden erlitten und wird eine Weile im Dock liegen, selbst wenn sie nichts weiter einstecken muss, bevor wir von hier verschwinden können. Und leider ist ein Volltreffer auf Deck Neun eingeschlagen, wo die Pilotenquartiere liegen. Korridor F hat einige Schäden davongetragen. Und Korridor G existiert quasi nicht mehr.«

Lieutenant Drask musste nicht näher erläutern, was das bedeutete. In diesen beiden Korridoren waren die Wolves untergebracht. Ihre Unterkünfte waren teilweise zerstört worden; das hieß, dass ein paar von ihnen ihre persönlichen Besitztümer verloren hatten. Fotos und Holos, private Briefe, Erinnerungsstücke... diejenigen, die in Korridor F wohnten, durften hoffen, dass zumindest ein Teil davon erhalten geblieben war. Chetts Quartier hatte jedoch in G gelegen. Sein Schreck hielt sich in Grenzen: Er besaß sowieso nichts von persönlicher Bedeutung. Hätte er Wert auf solchen sentimentalen Schnickschnack gelegt, wäre dieser schon bei der Zerstörung der Champion in der Schlacht von Rehemsa verloren gegangen. Er vermutete aber, dass sein Mitbewohner Cain DéSkalz an ein paar seiner Besitztümer hing. Für ihn würde es bei der Rückkehr zur Defender eine herbe Enttäuschung geben, ebenso wie für einige andere. Sein Blick fiel auf Sakura. Wohnte sie in F oder G?

Weltraum | Iridonia-System | VEN Defender | Hangar] Chett Nectu (Wolf Neun), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und Lieutenant Drask (NPC). Aiden Thiuro (Wolf Eins) noch draußen im Gefecht
 
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[Mittlerer Rand | Glythe-Sektor | Iridonia-System || „Cabur“-Flottille | KED „Parjay“ | Brücke]
Alor Rell Vevut und Brückenmannschaft

Mit einem tiefen Brummen in der Stimme meldete der amtierende Feuerleitoffizier der „Parjay“, ein bulliger, kampferfahrener Jarell des Vevut-Clans, nach einer weiteren, starken Erschütterung: „Alor, die Aru'e haben unsere Hauptwaffe soeben zerstört.“ Ein flüchtiger Blick zu dem Unteroffizier, der gleich neben ihm stand und der sich für das riesige Geschütz verantwortlich zeichnete, folgte. Dann fügte er noch resigniert hinzu: „Zehn Adade starben...“

Unter der massigen Rüstung sträubte sich das ergraute Fell des Togorianers. Voller Grimm blickte er zu seinem Clan-Bruder. Nein, diese Nachricht gefiel ihm nicht. Nachdem er die Reste seiner Einheit für einen letzten, gewichteten Gegenschlag formiert hatte, hatte er eigentlich noch einmal ein wenig Hoffnung geschöpft. Denn natürlich hatte das plötzliche Auftauchen der imperialen Invasoren schon von Anfang an einen überaus erbitterten Kampf um das Iridonia-System bdeutet, aber ein einzelner Sternzerstörer der uralten Venator-Klasse – mit mehreren kleineren Begleitschiffen im Schlepptau – hätte wohl niemand als große Gefahr für eine mandalorianische Flottille gesehen. Doch nun bewies ihm dieser Feind tatsächlich das Gegenteil! Bitterer Zorn wich der anfänglichen Ernüchterung. Wie sollte er dem Mand'alor nach solch einer demütigenden Niederlage unter die Augen treten?

„Haltet euch bereit!“, fauchte der haarige Rell Vevut grimmig. „Seit ihrer Gründung vor zahlreichen Jahrhunderten hat sich die 'Cabur'-Flottille noch nie einem Gegner ergeben! Mit diesem Schlag mag man uns geschwächt haben – keine Frage! –, aber unsere Brüder und Schwester sind auch so stark! Noch atmen wir; noch können wir kämpfen!“ Er reckte kämpferisch die Faust in die Luft. „Ich sage euch, nach diesem Tag wird man uns auf Manda'yaim als Helden feiern. Denn über uns werden sie nicht triumphieren...“

'… oder einen hohen Blutzoll zahlen', dachte sich der nichtmenschliche Kommandeur als Abschluss seiner kleinen Ansprache. In den Zeiten, die man als Mandalores „pazifistische Phase“ bezeichnete, hatte er in der Galaxie – als dreckiger Söldner und Pirat – seine Kampferfahrung gesammelt. Hatte tyrannische Kriegsherren gestürzt, Raubzüge in einzelnen, meist wehrlosen Sektoren durchgeführt und – gewissermaßen als Krönung seiner ganzen Karriere – den einstigen Pirate Admiral der Black Sun getötet. Im Äußeren Rand, fern der pulsierenden Metropolen, kannte man ihn meist eher unter seinem Beinamen „Die Graue Bestie“. So wollte Vevut in die Geschichte eingehen! Deshalb schien ihm in dieser Situation bloß noch eine einzige Möglichkeit zu bleiben. Er spürte wie alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Obwohl da draußen noch immer eine blutige Schlacht tobte, stellte er nun den alleinigen Mittelpunkt der Brückenbesatzung dar. Ja, sie warteten auf seine Befehle.

„Zeigen wir diesen Aru'e wozu wir fähig sind“, nahm der ergraute Togorianer den Faden wieder auf. Parjay – so heißt unser Schiff. Parjay allen Mando'ad!“ Mit großen Schritten ging er rasch auf das Panoramafenster der Brücke zu. „Alor'ad, wir nehmen Kurs auf den Venator! Reißen wir die Aru'e mit in den Tod, gehört der Sieg unseren Aliit!“

Begeistertes Kampfgebrüll war nach diesen Worten von sämtlichen Stationen zu hören. Mochte der Feind ruhig glauben, dass sie der „Parjay“ die Fänge gezogen hätten. 'Dieser Bes'uliik wir sich noch einmal erheben und euch zermalmen!' Höchstens in seiner Vorstellungskraft spürte Vevut in diesem Moment wie sich das lädierte Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse langsam in Bewegung setzte. Man musste zudem kein Militärexperte sein, um die selbstmörderische Taktik der Mandalorianer – nach all dem Hin und Her – zu erkennen. Der Kommandeur hatte mittlerweile keine Karten mehr in der Hinterhand, sondern fuhr nur in erschreckender Konsequenz die Richtung fort, die er schon mit dem letzten Formieren seiner restlichen Schiffe eingeschlagen hatte. Starr blickte der Togorianer auf den fernen Sternzerstörer. Aufgrund der kolossalen Entfernung mochte er nichts erkennen können, aber anhand zahlreicher Daten, die ihm das taktische Holo präsentiert hatte, wusste er natürlich um den momentanen Zustand des imperialen Trägerschiffs.

Plötzlich, die „Parjay“ hatte kaum an Fahrt aufgenommen, war Geschrei zu hören. Hektisch meldete der Steuermann:
„Haupttriebwerk Zwei ist ausgefallen, Alor!“

Rell Vevut fluchte hörbar, ballte die Tatzen zu festen Fäusten und fletschte die Zähne. Nachdem die Imperialen ihm schon den Deflektorschild, die Langstreckensensoren, die Kommunikation und das mächtige Hauptgeschütz genommen hatten, zerstörten sie nun auch noch seinen Schiffsantrieb? Wie verhext war diese Situation bloß für sie, die Mandalorianer, geworden? Welche übernatürliche Kraft arbeitete hier gegen sie? Irgendwelche Staffeln, die sich gerade nahe 'Aru'e Solus' („Defender“) mit Ihresgleichen balgten, konnte er nicht mehr zurückrufen. Irgendwelche Begleitschiffe, die zu seiner Flottille gehörten, konnte er aufgrund der Entfernung ebenso wenig rufen. Blieben also nur noch die Patrouillenboote der feigen Di'kut helfen. Jedoch hatte es inzwischen längst den Anschein, dass der aktuelle Zustand der „Parjay“ deren Kampfmoral auf einen neuen Tiefstwert gesunken war. Die paar Schiffchen, die Iridonia noch vor Ort hatte, hatten sich heimlich zur letzten Verteidigungsformation zusammengeschlossen. Sie würden nicht mehr eingreifen...

Jedoch brach das metaphorische Genick der restlichen Mandalorianer erst ein paar Sekunden später endgültig. Denn dann sprang plötzlich eine Schar aus Sternzerstörern, deren kleinere Begleitschiffe sowie ein Grüppchen fremder Kriegsschiffe aus dem Hyperraum. Die Sensoren – sofern noch aktiv – identifizierten die führende Einheit als Sternzerstörer-Dreigestirn aus „Executor“ (einem Imperial-II-Sternzerstörer), „Paladin“ (einem Imperial-Sternzerstörer) und „Emperor's Mercy“ (ebenfalls ein Imperial-Sternzerstörer). Es bestand demnach kein Zweifel: Die Achte Gefechtsflotte war da! Damit stand im selben Atemzug fest, dass das Galaktische Imperium bei Orinda einen Sieg errungen hatte und Ord Mantell wieder einen Schritt näher gekommen war. Unwillkürlich gaben Rell Vevuts Beine nach. Erschöpft sank er auf dem Boden. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, weshalb er nicht mehr sehen konnte wie die gerade eingetroffenen Imperialen – trotz sichtlicher Schäden – rasch die verbliebenen Mandalorianer umstellte. Sie hatten verloren. Bitter, überaus bitter schmeckte für den haarigen Kommandeur diese Niederlage...


[Mittlerer Rand | Glythe-Sektor | Iridonia-System || „Cabur“-Flottille | KED „Parjay“ | Brücke]
Alor Rell Vevut und Brückenmannschaft
 
[: Iridonia-System | Trägerschiff Defender | Hangar :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Acht“) :||: Flight Officer Sakura Mitsumo :]

Der erste Gedanke welcher Sakura kam, nachdem sie die Kontrollen ihres Trägerschiffes passiert und zur Landung angesetzt hatten war – haben wir es wirklich geschafft? War Chett sonst unbeschadet soeben gelandet? Er war, er hatte überlebt und dies brachte Sakura dazu tief durchzuatmen und wenigstens einen kleinen Lichtblick in die Dunkelheit ihrer Seele zu geben. Auch wenn es natürlich nicht an ihr gelegen hatte, dass Neun überlebt hatte, so war sie dennoch mehr als froh nicht noch ein weitere Mitglied verloren zu haben. Seufzend erhob sie sich aus ihrem Jäger, stieg die Leiter hinunter und zog den Helm vom Kopf nachdem ihre Füße festen Boden unter den Füßen gefasst hatten. Wieder atmete sie tief durch. Ein Teil der Anspannung begann sich ganz langsam zu lösen. Nun machte sich die Erschöpfung in ihr breit. Ihr Haarknoten hatte sich zum großen Teil gelöst und so hingen ihr unzählige lange Haarsträhnen über dem Rücken. Sie war verschwitzt und sah sehr wahrscheinlich furchtbar aus. Doch dies war unwichtig. Sie war nur froh dass sie es geschafft hatten, hier stehen konnten und ihre Glieder ein wenig strecken konnten. Sakura tat fast jeder Muskel weh, so angespannt war sie gewesen, so groß musste die Belastung gewesen sein der sie ausgesetzt war nachdem ihr Rottenführer verschwunden war und sie die Führung hatte übernehmen müssen. Es war einfach etwas anderes in was für eine Position man sich befand und in welcher man flog. Sakura jedoch hatte nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, als Chett bei ihr erschien und in einem Bruchteil von Sekunden sich eine Tür öffnete und… Drask! Träumte sie oder war es wirklich der Chiss welcher soeben auf sie zukam? Sie blinzelte, einmal, zweimal, dreimal und dann endlich konnte sie es glauben. Gott sei Dank! Ein riesiger Stein viel ihr vom Herzen. Er war nicht drauf gegangen, er hatte überlebt und war hier. Ein Teil in ihrem inneren jubelt, ihr Körper leitete neuerlich Adrenalin in ihre Venen. Es war einfach toll den Chiss zu sehen, zu sehen das es ihm soweit gut ging. Sie hatte damit nicht gerechnet sondern war davon ausgegangen, dass er sein Leben hatte lassen müssen. Nun zu sehen – wahrhaft zu sehen – dass das Leben stets für eine Überraschung gut war brachte ein wenig Euphorie in sie. Es war also nicht falsch ein Optimist zu sein, zu Hoffen und sich an seine Hoffnung zu klammern. Chett würde ihr dafür sicherlich einen Rüffel geben, er mochte ihren Optimismus nicht sonderlich. Allerdings war sie nun einmal ein kleiner Sonnenschein.

Der Chiss hatte definitiv etwas abbekommen, dies machten es die Verbände an seinem Körper schon sichtbar. Doch dies alles trübte nicht Sakuras Euphorie. Er war hier! Er hatte es geschafft. Dies allein zählte für die Exotin. Er hatte es sich wohl nicht nehmen lassen wollen seine beiden Untergebenen aufzusuchen und in Empfang zu nehmen, was Sakuras Meinung nach von Wertschätzung zeugte. Immerhin könnte es ihm auch völlig gleichgültig sein, so wie es Mister Schokoboy wohl gleichgültig wäre, jedenfalls vermutete Sakura dies sehr stark. Aber nun ja, Drask war nicht Chett und dieser war nicht der Chiss. Es musste ja nicht jeder in dieser Staffel ein verflixter Pessimist sein der auch noch versuchte davon zu überzeugen. Der Chiss informierte sie darüber, dass sie Schlacht zwar noch nicht gewonnen, aber zu ihren Gunsten verlief und dies war gut zu hören. Sakura quittierte seine Worte mit einem erleichterten Lächeln und salutierte kurz. Die junge Pilotin kam nicht dazu etwas zu sagen. Entweder war Nectu zu schnell oder Drask sprach fast augenblicklich weiter und so musste sie sich noch ein wenig in Geduld üben. Oh weh, er würde für die nächsten beiden Wochen ausfallen! Ok, er war verletzt und brauchte Ruhe. Trotzdem. Ein wenig überrascht war sie dann doch, als der Chiss ihr sein Lob aussprach und zu verstehen gab, dass er sie im Auge behalten würde.

Es hätte nicht viel gefehlt und ihr wäre die Kinnlade runtergefallen. Damit hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet und nun ja, eigentlich hatte sie eher angenommen viel zu viele Fehler gemacht zu haben und sich etwas anhören zu müssen. Dass dem nicht so war, jedenfalls scheinbar erst einmal nicht überraschte sie doch sehr.

„Vielen Dank, Sir. Ich muss sagen, ich bin mehr als nur erleichtert sie hier zu sehen und ich freue mich dass ihnen soweit gut geht um auch weiterhin zu fliegen.“

Sie konnte nicht anders und musste einfach Lächeln. Wäre die Verbindung enger gewesen, sie so etwas wie Freunde, Sakura hätte ihn wohl vor lauter Glück gedrückt. Aber sie hielt sich zurück. Auch so war ihr anzusehen wie froh sie war ihn zu sehen. Ihre Augen leuchteten. Ihre geschundene Seele verheilte ein wenig. Tank Sieben war noch nicht vergessen, was auch nicht so schnell geschehen würde. Doch nun musste sie sich nicht auch noch für einen Tod verantworten, der nicht stattgefunden hatte. Der Chiss lebte und allein dies zählte. Die Tatsache, dass es trotz allem nicht nur gute Nachrichten gab brachte Sakura nicht dazu ihren neuerlichen Elan zu verlieren. Es gab schlimmeres als sein Eigentum zu verlieren. Tja, sollte es ihr Quartier erwischt haben würde sie nicht trauern. Es gab nichts voran sie unheimlich hing oder was man nicht wieder beschaffen konnte. Doch leider hatte sie Pech, Korridor F war nicht zerstört worden. Schade das ihr Quartier nicht in G lag. Dann wäre sie nämlich ihren Kommunikator losgeworden und damit auch ihren verflixten Ex-Verlobten. Fast schon beneidenswert. Aber naja, was sollte es.

„Ich hoffe der Rest kommt in den nächsten Minuten rein.“

Sakura sah sich um, versuchte heraus zu finden ob irgendwo einer dieser nervigen Kameradroiden oder ein Reporter zu sehen war. Allerdings konnte sie im Augenblick niemanden ausfindig machen der in diese Kategorie passte. Ob sie Glück hatten nicht belästigt zu werden? Irgendwie konnte sie sich dies nicht vorstellen. Früher oder später würden sie sicherlich hier auftauchen. Innerlich verdrehte sie leicht die Augen. Hm, eigentlich hatte sie Chett etwas sagen wollen, allerdings wäre es wohl besser dies für sich zu behalten. Wenn sie bisher etwas zu ihm gesagt hatte war es nicht sonderlich gut angekommen und irgendwie war ihr nicht danach sich von ihm eine zu fangen – wenn es auch nur Worte waren. Chett Nectu schaffte es einfach sie in manchen Dingen zu ärgern. Sie beide waren einfach völlig gegensätzlich. Auch wenn Sakura nicht sagen konnte das sie ihn nicht mochte, so würden sie wohl auch niemals wirklich Freunde werden. Zum einen nicht weil er dies niemals zulassen würde und zum anderen wohl nicht, weil Optimist und Pessimist sich nie mal wirklich verstehen würden. Eigentlich schade! Immerhin würde es dem Schokoboy gut tun von seiner pessimistischen Ader runter zu kommen und ein wenig mehr positives in sein Leben zu legen. Es musste ja gar nicht viel sein aber wenigstens einen Hauch davon. Wieder einmal bedauerte sie es, dass sie nicht wie ihre Cousine war, welche ihn sofort würde einsortieren, gänzlich analysieren und dann entsprechend damit umgehen würde. Hm, eigentlich würde sie sich bei ihrer Cousine mal melden müssen. Seit Rendili hatte sie nichts mehr von ihr gehört. Nicht das Sakura dies irgendwie überraschte, dennoch hing sie an Serenety. Wobei sie an jedem aus ihrer Familie hing, wie auch an Freunden.

[: Iridonia-System | Trägerschiff Defender | Hangar :||: Flight Officer Sakura Mitsumo, Lt. Drask, Offizer Chett Nectu :]
 
[: Iridonia-System | auf dem Rückweg zur „Defender“ :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: angreifendes Geschwader, Erster Flügel, Zweite Staffel :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Eins“) :||: Captain Aiden Thiuro :]

Das plötzliche Auftauchen der Achten Gefechtsflotte hatte die Schlacht endgültig für das Imperium entschieden. Majestätisch durchpflügte die „Executor“, das Kommandoschiff des Kampfverbandes, die luftleere Schwärze des Iridonia-Systems. Schwere Kreuzer flankierten den grauen Sternzerstörer der Imperial-II-Klasse, der an der Spitze der Keilformation flog, während im selben Augenblick ein dezimiertes TIE-Geschwader aus dessen großen Hangar strömte. Weil in der ersten Reihe außerdem noch zwei Imperial-Sternzerstörer (die „Paladin“ und die „Emperor's Mercy“) samt deren massiger Begleitschiffe flogen, musste allein schon dieser Anblick all jenen Imperialen, die in dieser Schlacht bislang gekämpft und überlebt hatten, Hoffnung schenken. Denn kaum hatten die Kriegsschiffe den Hyperraum verlassen und die Situation analysiert, da umschlossen sie schon langsam die restlichen Streitkräfte der Verteidiger. Kein einziger Schuss war mehr seit ihrer Ankunft gefallen.

Erleichtert schmunzelte der ausgelaugte Bastioner Aiden Thiuro. Eine schwere Last schien ihm mit einem Mal von seinen Schultern zu fallen. Sie hatten diesen Kampf tatsächlich gewonnen. Mit einer ruhigen Bewegung lenkte er seinen lädierten TIE-Defender in Richtung Trägerschiff. Bis auf Nectu und Mitsumo, die schon heimgekehrt waren, sowie Drask und Vitaan, die gefallen waren, mochten die restlichen Staffelmitgliedern zwar noch ziemlich weit entfernt von dem angeschlagenen Venator sein, aber durch die gewaltige Präsenz der Achten einerseits sowie das teilnahmslose Verhalten der Mandalorianer andererseits war die Gefahr, jetzt noch abgeschossen zu werden, gering. Trotz allem blieb der Captain weiterhin auf der Hut. Immer wieder glitt sein prüfender Blick von Instrument zu Instrument. Die bisherige Schlacht hatte seine Maschine beinah an ihre Grenzen gebracht – das fiel ihm nun unzweifelhaft auf.

Plötzlich erklang über den allgemeinen Funk eine fremde Stimme:
[Hier spricht Admiral Gav Altair, Kommandeur der Achten Gefechtsflotte Seiner Majestät Imperator Allegious. Im Namen Seiner Majestät befehle ich sämtlichen kampffähigen Einheiten in diesem System ihre Handlungen umgehend einzustellen. Das Galaktische Imperium und die 'Irdonianische Liga' führen ab sofort keinen Krieg (mehr). Wir sind ausschließlich zur raschen Sicherung des Systems sowie zur schnellen Versorgung der hiesigen Bevölkerung hier.] Verwirrung zeichnete sich auf dem Gesicht des recht abgekämpften Piloten ab. Was erzählte dieser Flottenoffizier da? [Des Weiteren erteile ich hiermit allen fliegenden Einheiten der Zehnten Kampfgruppen den Befehl zur Rückkehr auf ihre Trägerschiffe. Es ist vorbei. Sie haben ihren Job gemacht.]

Mit dieser kryptischen Ansprache ließ man die Piloten allein. Zwar sprach der Admiral noch weiter, aber Aiden blendete den allgemeinen Kanal per Knopfdruck aus. Was war bei Orinda bloß passiert? Erst in diesem Moment fielen ihm die fremden Schiffe auf, die mindestens genauso ramponiert wie die imperialen waren und sich gleichfalls in der Formation der Neuankömmlinge befanden. Obwohl sie eigentlich überhaupt nicht unscheinbar waren, hatte der Anblick der feuerstarken Sternzerstörer ihre Präsenz – aus Sicht des Staffelführers – vollkommen überschattet. Kurzzeitig erschreckte es ihn sogar ein bisschen wie nachlässig er gerade war. Müdigkeit und Erschöpfung forderten immer mehr ihren Tribut. Womöglich hätte ihn längst schon ein einzelner Turbolaserschuss pulverisiert, wäre die „Executor“ und die Achte nicht wenige Minuten zuvor kühn ins System gesprungen. Beiläufig wich er einem treibenden Trümmerhaufen aus.

Null, hier Eins – haben Acht und Neun es geschafft?“, fragte der Bastioner nach. Er wollte sich mit etwas anderem beschäftigen.

Lieutenant Gyrr, der offenbar eisern auf der Fliegerbrücke ausgeharrt hatte, antwortete ihm.
[Sir, es geht beiden gut. Sie sind hier wohlbehalten gelandet. Des Weiteren dürfte es Sie wohl freuen, dass Flight Lieutenant Drask weiterhin unter den Lebenden weilt. Im Gegensatz zu den anderen Staffeln haben wir demnach nur einen einzigen Verlust zu vermelden.]

Unwillkürlich atmete Aiden auf. Eine einzelne Träne blinzelte er in diesem Moment sogar weg. Sie hatten tatsächlich einen sehr guten Schnitt gemacht. Ganz in der Tradition seiner beiden Vorgänger konnte er anscheinend das hohe Niveau halten, das man von seiner Staffel erwartete. Überaus sanft legte der Bastioner Pilot seine rechte Hand auf den Schubregler. Mehr und mehr sehnte er sich nach der Landung. Obwohl er das Fliegen abgöttisch liebte, hatte ihn diese Schlacht – so wie die meisten schweren Einsatz zuvor auch – an seine Leistungsgrenzen gebracht. Seine Kraftreserven waren fast komplett aufgebraucht. Erneut blinzelte er. Sogar ein flüchtiges Gähnen erlaubte er sich. Momentan hatte es allen Ernstes den Anschein als könnte er direkt im Pilotenstuhl einschlafen, sobald sein TIE an der für ihn vorgesehenen Vorhängung hing. Noch ein Gähnen folgte.

Foster meldete sich plötzlich zu Wort. Seine Stimme klang genauso abgekämpft als er sagte:
[Leute hergehört. Unseren Schützlingen lassen wir den Vortritt. Danach kommen die 'Wolves' an die Reihe. Die 'Ruffians' sind im Anschluss dran und abschließend wir. Jede einzelne Einheit meldet sich noch vor der Landung bei der Hangarkontrolle an. Unsere 'Defender' hat's nämlich ordentlich erwischt – und noch ist die Verteilung nicht ganz klar. Stellt euch also auf eine Wartezeit ein...] Erneut blinzelte der „Alphawolf“. [Und noch eine Sache zum Schluss: Ihr habt hier draußen wirklich eine tolle, eine sehr tolle Arbeit geleistet. Lasst uns heute Abend – sofern das möglich ist – den Toten in der Messe gedenken. Guard Eins, Ende.]

Näher und näher kamen sie dem Venator. Mittlerweile konnte man deutlich sehen was die kolossale Hauptwaffe der Mandalorianer sowie deren entsandte Bomber angerichtet hatten. Zum Beispiel war dessen Bug vollkommen deformiert, finstere Löcher hatten sich in die massige Hülle gefressen und mit etwas Phantasie konnte man sich problemlos ausmalen wie sehr die Mannschaft unter all diesen schweren Schäden gelitten haben musste. Wie hoch mochten sich die Verluste an Bord belaufen? Es bestand sogar die Möglichkeit, dass unter den Toten Mitglieder der „Wolves“ waren, die nicht zum fliegenden Teil, sondern zum übrigen Personal gehörten. Da sich das Ende dieser Schlacht sowieso nicht wie ein richtiger Triumph anfühlte, war das kleine Bisschen Euphorie, das er verspürte hatte, spätestens jetzt wieder verschwunden. Langsam drosselte er die Geschwindigkeit seiner Maschine, da die ersten Scimitar erst in diesem Augenblick zur Landung ansetzten.

Kaum waren die ersten paar Maschinen der dezimierten Scimitar-Truppe im Hangar verschwunden, da erklang auf einmal die dröhnende Stimme von Kam Leven:
[Eins, Vier hier – habe Probleme mit meiner Maschine. Es sieht wohl so aus als hätte mich irgendeinen Treffer der Blechbüchse doch ein bisschen stärker erwischt als von mir – und dem Analyseprogramm – angenommen. Hier fallen mir immer mal wieder einige Instrumente aus. Ich weiß nicht so richtig was ich hier noch trauen kann...]

„Bewahren Sie die Ruhe, Vier, entgegnete Aiden sofort. „Wir bringen Sie sicher in den Hangar. Ich werde mich mit der Hangarkontrolle in Verbindung setzen...“

Das nächste Trio betagter Jagdbomber ließ sich einige hundert Meter „fallen“ und steuerte dann auf den Hangar zu, während der Captain den Kanal wechselte. Zu viel Zeit durfte er nicht verlieren, da imperiale Sternjäger – im Gegensatz zum Großteil der Modelle anderer Fraktionen – keinerlei Luft im Cockpit hatten. Eine Apparatur, die am Helm befestigt war, versorgte den jeweiligen Piloten mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff – sowie einiger anderer Elemente. Immer wieder schnellte sein Blick zu den Sensoren. Leven hatte mit seinem beschädigten TIE immerhin schon die fast genauso ramponierte „Defender“ erreicht. Jetzt brauchten Sie nur noch ein bisschen Glück und die sehr gute Statistik konnte tatsächlich gehalten werden. Ein neuer Schwall an Adrenalin breitete sich in seinem Körper aus. Jedoch war der Pilot inzwischen abgestumpft. Die letzten Stunden hatten ihn in dieser Beziehung förmlich „ausgebrannt“. Endlich erwischte er die Hangarkontrolle.

„Hangarkontrolle, hier Wolf Eins – wir haben ein Problem...“, kündigte der Staffelführer sogleich an als auf einmal die Triebwerke von Levens Defender jäh explodierten – und den etwas bulligen Piloten mit in den Tod rissen.

[: Iridonia-System | nahe der „Defender“ :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: angreifendes Geschwader, Erster Flügel, Zweite Staffel :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Eins“) :||: Captain Aiden Thiuro :]

[OP: Die Achte hat regulär noch einen zweiten Venator ("Vensenor") in der Formation falls ihr vielleicht einen (temporären) Umzug in Erwägung zieht.]
 
[Weltraum | Iridonia-System | VEN Defender | Hangar] Chett Nectu (Wolf Neun), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und Lieutenant Drask (NPC). Aiden Thiuro (Wolf Eins) noch draußen im Gefecht

Missmutig sah Chett Nectu den Technikern zu, die seinen Jäger unter die Lupe nahmen. Sein TIE/D war ziemlich mitgenommen. Von außen betrachtet sah das Loch im Rumpf noch übler aus als von drinnen. Heute würde er bestimmt nicht mehr starten, zumindest nicht mit dieser Maschine. Wahrscheinlich musste ein Großteil der Elektronik ausgetauscht werden, um sie wieder einsatzbereit zu machen: Das konnte eine ganze Weile dauern. Auch Drasks Flieger war nur noch Schrott. Würden sie Ersatzmaschinen bekommen? Und was für welche würden das wohl sein? TIE-Defender lagen ja nicht gerade dutzendfach auf Halde und warteten nur darauf, dass man sie anforderte. Das imperiale Sternenjägercorps besaß nur wenige davon. Wie es um die Versorgung mit Ersatzteilen oder neuen Jägern stand, würde sich daran messen, für wie wichtig die Wolves und ihre Missionen gehalten wurden. Es war denkbar, dass er am nächsten Gefecht gar nicht teilnehmen konnte. Vielleicht würde aber auch morgen schon ein fabrikneuer TIE/D für ihn im Hangar stehen. Das hing nicht zuletzt davon ab, wer die Strippen zog. Vielleicht war das eine sinnvolle Aufgabe für Sage Doha, der sich ja offenkundig um den Ruf und die Öffentlichkeitswirkung der Staffel bemühte. Er hatte Chett gegenüber vor dem Abflug ziemlich deutlich gemacht, dass er einige Macht über die Wolves hatte. Für die Beschleunigung des Nachschubs wäre der Einfluss des Polit-Offiziers sicherlich besser eingesetzt als für den Unsinn mit den Holocams. Wo waren die überhaupt? Hatten sie sich ins sichere Innere des Schiffes zurückgezogen, bis der Kampf vorbei war? Oder konnten sie keine Bilder von verschwitzten, müden Piloten gebrauchen, die schwerfällig aus halb zerstörten Jägern stiegen? Wieder blickte Chett auf den Rumpf seines TIEs. Die Abschussmarke an der Backbord-Seite war zusammen mit dem dunkelgrauen Lack weggebrannt. Er zweifelte jedoch nicht daran, dass man sie schnell erneuern würde - vielleicht sogar mit höherer Priorität als manch andere Reparatur. Und natürlich würde man auch neue hinzufügen, denn er hatte in der Schlacht von Iridonia drei Abschüsse erzielt. Damit konnte er natürlich zufrieden sein. Davon, es auf seinen Rumpf zu malen, hielt er trotzdem nichts. Denn wie hoch der Preis war, mit dem man sich seine Erfolge in einem Kampf wie diesem erkaufte, und wie knapp man selbst am Untergang vorbeigeschrammt war, zeigten die prahlerischen Bildchen normalerweise nicht. Sie trugen zu dem verzerrten Bild des sauberen, heroischen Jägerkampfes bei, das die Propaganda nach wie vor gewaltsam in die Köpfe der Bürger und potentiellen Rekruten zu pressen versuchte.

Kopfschüttelnd wandte der Pilot sich ab. Er wollte den Hangar verlassen, aber dann fiel ihm auf, dass er gar nicht wusste, wohin er dann gehen sollte. Sein Quartier war zerstört. Die Kantinen und Freizeiteinrichtungen standen während eines Gefechtes natürlich nicht zur Verfügung. Und vermutlich waren weite Teile des Schiffes sowieso nicht betretbar. Egal wohin er ging, er würde nicht weniger im Weg stehen als hier und hätte auch nicht mehr zu tun. Er blieb also und hockte sich auf einen Treibstoffcontainer, um auf die Rückkehr der übrigen Jäger zu warten.

Nicht lange, dann trafen sie ein. Zuerst waren die Scimitars an der Reihe. Immer drei von ihnen landeten in kurzen Abständen, und sobald sie aus dem Weg waren, setzte das nächste Trio zur Landung an. Es konnte nicht lange dauern, bis sie alle angekommen waren, denn von ihnen war bestimmt nicht viel geblieben. Nach dem, was Nectu beobachtet hatte, waren ihre Verluste besonders groß. Von ursprünglich drei Staffeln waren vermutlich nur genug zurückgekehrt, um eine von ihnen wieder auf Sollstärke zu bringen. Wie viele von den Guards, Ruffians und Wolves geblieben war, musste sich noch zeigen; sie ließen den Jagdbombern den Vortritt. Chett sowie Sakura und Drask, die ebenfalls im Hangar geblieben waren, konnten sie an ihrer Warteposition in einigen Kilometern Entfernung sehen. Aus dieser Distanz konnte man zwar die Avengers von den Defenders unterscheiden, aber man konnte keine einzelnen Maschinen identifizieren - sie waren nur als unterschiedlich geformte Lichtflecken sichtbar. Es sah jedoch so aus, als hätten die Wolves die geringsten Verluste erlitten. Der Yaga-Minoer war gerade dabei, die dreiflügligen Maschinen zu zählen, als in ihrer Mitte plötzlich ein Licht aufflammte. Es expandierte als grelle Feuerkugel, die ebenso schnell wieder erlosch. An ihrer Stelle blieb nichts als Dunkelheit zurück. Chett Nectu war nicht ganz sicher, aber er glaubte, dass genau an dieser Position eben noch einer der TIE/Ds im All gehangen hatte.

Diese Theorie wurde dadurch unterstützt, dass die Hektik im Hangar sich spontan steigerte. Ein Bergungsshuttle, das vor kurzem erst hierher zurückgekehrt war, wurde mit höchstem Druck wieder startbereit gemacht. Und dann sprach sich bis zu den wartenden Piloten herum, was geschehen war. Ein Defender war explodiert. Warum, das konnte im Moment niemand sagen. Aber was auch immer der Grund dafür war: Es war tragisch, dass es so spät noch passierte. Unmittelbar vor dem eigenen Hangartor. War der Pilot ausgestiegen, bevor es zur Katastrophe gekommen war? Vielleicht hatten sie gerade dabei zugesehen, wie einer ihrer Kameraden mit seinem Jäger verbrannt war. Zu einem Zeitpunkt, als es erschienen hatte, als wäre die Schlacht vorbei und sie alle der Gefahr entronnen. Selten hatte ein Vorfall Chett so sehr in seiner Weltanschauung bestärkt. Es gab keine Garantien - der Tod lauerte immer und überall.

Erst als einige Zeit später die verbliebenen Wolves und das Bergungsshuttle in den Hangar zurückkehrten, hatten sie Gewissheit. Kam Leven war tot. Vitaan war schon zuvor abgeschossen worden und ebenfalls ums Leben gekommen. Trotz Drasks wunderbarer Wiederauferstehung hatte die Elitestaffel also zwei Verluste zu verzeichnen und zudem vier ihrer Jäger eingebüßt. Hinzu kamen die Toten der anderen Staffeln des Halbgeschwaders und der Scimitar-Jagdbomber, die ihrem Schutz anempfohlen gewesen waren. Auch das Personal des Venators hatte nicht wenige Verluste zu verzeichnen. Unter anderem hatte es das Personal eines der kleineren Hangars erwischt: Volltreffer der Mega-Ionenkanone der Festung. Jeder, der nicht ganz so kontaktscheu wie Chett war, hatte zumindest einen der Toten persönlich gekannt und gemocht. Und dann war da noch die Zerstörung ihrer Quartiere. Wie erwartet hatte der Verlust ihrer persönlichen Besitztümer einige der Piloten schwer getroffen.

Es war kein Wunder, dass es an diesem Abend keine ausgelassene Siegesfeier an Bord gab - obwohl der Einsatz ein Erfolg gewesen war. Sie hatten ihre Missionsziele erfüllt. Die mandalorianischen Söldner waren besiegt und der Eiserne Bund empfindlich geschwächt worden. Iridonia hatte nach dem Rückzug seiner bezahlten Beschützer kapituliert und sich der Gnade des Imperiums ausgeliefert. Diesen Triumph hatte die Achte Flotte mit vergleichsweise geringen Verlusten erkauft. Aber das war natürlich nur ein geringer Trost für die Piloten, die in einer Messe der reparaturbedürftigen Defender zusammengekommen waren, um ihrer Toten zu gedenken. Obwohl er sonst alle Zusammenkünfte scheute, war auch Chett zugegen: Bei einem solchen Anlass konnte man sich einfach nicht drücken. Aber wie üblich saß er ziemlich am Rand und versuchte gar nicht, sich an den Gesprächen zu beteiligen. Im Gegensatz zu den meisten früheren Treffen war er diesmal jedoch nicht der einzige, der eine finstere Miene zog. Diesbezüglich war er heute wirklich in guter und großer Gesellschaft.


[Weltraum | Iridonia-System | VEN Defender | Messe] Chett Nectu, Aiden Thiuro, Sakura Mitsumo; NPC-Piloten der Wolves, Ruffians und Guardians
 
[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: VEN „Defender“ | Deck Fünfzehn | Hangar :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Eins“) :||: Captain Aiden Thiuro :]

Langsam schwebte der TIE-Defender in den ziemlich lädierten Haupthangar des Sternzerstörers der betagten Venator-Klasse. Obgleich die Maschine eigentlich nur aus Metall, Plastik und jeder Menge Stromkreisen bestand, schien man ihr in diesem flüchtigen Augenblick – so wie ihrem Piloten auch – anzusehen, dass die Kraftreserven aufgebraucht waren. Ja, in dieser Schlacht hatten sie beide ihre Grenzen tatsächlich erreicht – und womöglich sogar überschritten. Während sich der hochmoderne TIE/D langsam zu seinem Platz „schleppte“, hatte man ausreichend Zeit um zu sehen wie wenig der Pilot seinen Sternjäger geschont hatte. Tiefe Kratzer, Beulen und zum Teil offene Schäden waren an mehreren Stellen zu sehen. So besaß beispielsweise einer der drei Solarflügel mittlerweile eine ganz leichte Krümmung, die weder von den Designern, noch von den Ingenieuren oder Technikern dieser Reihe so vorgesehen war. Durch die Kampfhandlungen im Iridonia-System hatte es außerdem noch eine Laserkanone erwischt. Für die beschädigte Maschine musste es demzufolge einem erleichterten Aufatmen gleichkommen als die Halterung endlich klackte.

Nachdem die Cockpitluke ihre Versiegelung – auf automatische Weise – geöffnet hatte und sogleich ein Schwall atembarer Luft in den Hohlraum gedrungen war, löste Aiden seine Pilotenkluft von den technischen Überlebensvorrichtungen, nahm den schweren Helm ab und sog danach diese Luft fast schon gierig ein. Obwohl diese vielleicht nicht von der allerbesten Qualität war, war sie dennoch ein kleines Bisschen besser als das recycelte Gasgemisch, das er die letzten Stunden immer wieder ein- und ausgeatmet hatte. Erschöpft lehnte er den Kopf zurück, schloss die Augen und versuchte für ein paar Minuten der harten Realität zu entfliehen. Nein, aussteigen wollte er nicht. Jedoch lag das nicht nur daran, dass er überaus erschöpft war, sondern auch daran, dass er in diesem Einsatz gleich zwei Staffelmitglieder; zwei Untergebene; zwei Kameraden verloren hatte. Er seufzte.

Plötzlich öffnete sich die Luke gänzlich und ein menschlicher Kopf lugte ins Innere. Etwas unsicher klang die Stimme:
„Sir, alles in Ordnung mit Ihnen? Soll ich einen Medi-Droiden holen?“

„Nein, mir geht’s gut“, entgegnete Aiden und total blickte müde, ausgelaugt nach oben. Dabei klang die eigene Stimme für ihn distanziert, beinah fremd. „Ich bin gleich draußen...“

Der Mechaniker nickte. War da etwa gerade Erleichterung in dessen schmutzigen Gesicht zu sehen gewesen? Mehr aus einem Automatismus heraus erfolgten bei dem Captain die nächsten Schritte. Er schnallte sich vollkommen unbeteiligt ab, löste rasch weitere Schläuche und Kabel von seiner Kluft und hievte sich anschließend aus dem Sternjäger. Unweigerlich stieg ihm der grässliche Geruch von verbranntem Ozon in die Nase, bevor ihm erneut all die Schäden ins Auge fielen als er seinen Blick durch den riesigen Haupthangar schweifen ließ. Ja, in der Schlacht hatte die „Defender“ einige sehr schwere Treffer einstecken müssen. Man musste in diesem Moment kein Flottenoffizier sein, um zu erkennen, dass in diesem Zustand eine weitere Teilnahme des Venators an der laufenden Operation mehr als fraglich war. Kreischend flogen drei ramponierte TIE-Avenger – „Ruffians“ oder „Guards“ – ein. Kurz beobachtete der verschwitzte Bastioner sie, dann machte er sich an den Abstieg.

Unten warteten schon Chefmechaniker Odai, Quartiermeister Tonith und Drask. Ein jeder von ihnen sah auf seine ganz eigene Weise mitgenommen aus. Dreckige Uniformen, Wundverbände oder eine leidige Miene im Gesicht – genau wie ihr Staffelführer hatten sie eine echte Tortur hinter sich. Trotz allem blitze auch bei ihnen kurzzeitig Erleichterung auf. Sowohl sie als auch ihr Captain hatten die Schlacht überlebt. Langsam näherte sich Aiden dem ungleichen Trio. Humpelte er leicht? Hatte ihn auf seinen Flug irgendetwas getroffen? Oder war es „nur“ die Erschöpfung? Sowohl der untersetzte Mensch als auch die gertenschlanke Muun salutierten als bloß noch drei, vier Meter zwischen ihnen und dem „Alphawolf“ waren, während es der athletische Chiss-Pilot – schon allein aufgrund seiner körperlichen Beeinträchtigungen – bei einem Nicken beließ. Bei einem schlichten Nicken beließ es letztendlich auch der Bastioner.


Drask, es freut mich Sie lebend zu sehen“, sagte der Captain zu seinem Stellvertreter und legte ihm die Hand kameradschaftlich auf die heile Schulter. Sakura Mitsumo hat Sie – soweit ich das derzeit beurteilen kann – würdig vertreten...“

Ernst nickte der Chiss. „Ich konnte schon mit ihr und Nectu sprechen, Sir. Mein Beileid bezüglich Leven und Vitaan. Das hat uns hart getroffen...“

„Beide hätten so nicht aus dem Leben treten dürfen...“, entgegnete Aiden und insbesondere der Tod des ehemaligen Scimitar-Piloten erinnerte ihn unfreiwillig an das unerwartete Verschwinden seiner früheren Rottenkameradin Alina Takhisi, die während der Schlacht um Bilbringi in den Hyperraum gesprungen war. Sein Blick wanderte zu dem Chefmechaniker der Staffel. „Mr Odai, auch wenn es keine weiteren Vorfälle in der Richtung gegeben hat, sollten Ihre Leute die Maschinen noch einmal genau auf solche 'Fehlfunktionen' überprüfen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass wir nicht demnächst in Richtung Ord Mantell marschieren werden.“

Der Angesprochene verzog leicht das Gesicht und sagte dann in seinem Bassadro-Dialekt: „Sir, mit Verlaub, aber zu sicher wäre ich mir nicht. Ich kann zwar nicht für Sergeant Tonith sprechen, aber die Schäden an Nectus Defender sind leider so gravierend – das Ding kann man nicht einmal mehr als 'Schrott' bezeichnen –, dass die Staffel schlussendlich vier Maschinen unter Soll liegt...“

„Mit Lieferengpässen müssen wir höchstwahrscheinlich ebenfalls rechnen, Sir“
, warf auf der Stelle die nichtmenschliche Quartiermeisterin ein. Nervosität lag in ihrer Stimme: „Sollte uns nicht erneut die KOMENOR unter die Arme greifen und einen Satz weiterer TIE/D spendieren, dürfte Nectu in den nächsten Wochen höchstens im Simulator zum Einsatz kommen.“ Obgleich ihm die Mimik der Muun eigentlich eher fremd war, konnte er die Bestürzung in ihrem Gesicht sehen. „Leider brechen die schlechten Nachrichten an dieser Stelle noch nicht ab, Captain. Durch den feindlichen Beschuss haben wir mehrere Räume verloren. Korridor F ist angeschlagen; Korridor G komplett zerstört. Ihre Orden konnte ich nach dem ersten Treffer – glücklicherweise – retten! Ihr Schaden hält sich also in Grenzen.“

Im Hintergrund rauschten die nächsten TIE-Avenger ein. Dröhnend meldeten sich deren Repulosren zu Wort, bevor sie ihren Platz an der Deckenhalterung einnahmen. Nach und nach kehrte wieder ein bisschen Ruhe in den geräumigen Haupthangar ein – soweit man nach einer schweren Schlacht und nach all den Schäden überhaupt davon sprechen konnte. Erschöpft rieb sich Aiden den Nacken. Das Treten in die großen Fußstapfen seiner Vorgänger war in der Tat nicht einfach. Nach der Zerstörung der „Intimidator“ in Bastions hohen Orbit hatten sie ähnliche Probleme gehabt, daran konnte er sich noch genau erinnern. Immerhin hatte ihn Jacen Foster nach dieser namhaften Schlacht zum Captain befördert und innerhalb der Einheit zum Stellvertreter ernannt. Unwillkürlich blickte der sportliche Bastioner zum Liegeplatz der dezimierten „Guards“. Sollte er sich Hilfe bei dem Wing Commander holen?

[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: VEN „Defender“ | Deck Fünfzehn | Hangar :||: Captain Aiden Thiuro, Lieutenant Drask, Staff Sergeant Tonith und Sergeant Odai :]
 
[: Iridonia-System | Trägerschiff Defender | Messe :||: Flight Officer Sakura Mitsumo, Lt. Drask, Offizer Chett Nectu, Ruffians & Guardians :]

Kaum hatte Sakura ihre Worte ausgesprochen gehabt geschah das nächste Unglück -so als ob sie es heraufbeschwören hatte wollen in dem sie sich einer Hoffnung hingab die illusorisch gewesen war – indem einer der Defender noch vor dem Hangar in die Luft ging. Alles andere rückte in den Hintergrund bei der jungen Pilotin, welche noch versucht hatte das Geschehen im Hangar zu beobachten und die Techniker, welche sich bereits an die Arbeit machten. Tief erschüttert hatte sie den Blick nicht abwenden können, während ihr Mund aufgeklappt war, sie etwas hatte sagen wollen doch nur ein Stöhnen über ihre Lippen gekommen war. Weshalb? Was war geschehen? Dies waren die ersten Fragen gewesen die ihren Geist erfüllt hatten als das Szenario ihren Lauf genommen hatte. Unfähig zu sprechen hatte sie einfach nur dagestanden, nicht in der Lage etwas zu tun und dies machte sie hilflos. Genau diese Hilflosigkeit war es, welche sie so sehr belastete. Die Bilder von Tank Sieben kamen ihr in den Sinn. Ihr Verlust, die Hilflosigkeit es zu verhindern weil ihr Plan fehlgeschlagen war. Die Gewissheit das sie jene Pilotin in den Tod geschickt hatte. Ein Tod der vielleicht hätte verhindert werden können. Ein Tod der vielleicht sinnlos gewesen war und den sie verantworten musste, weil sie geglaubt hatte die Führung übernehmen zu können. Sie hätte Aiden sagen sollen, dass dieser Befehl verrückt war und sie sich nicht in der Lage dazu fühlte. Aber hätte dies etwas geändert? Selbst wenn sie dies vielleicht gesagt hätte, die Wahrscheinlichkeit das er diesen Befehl zurückgenommen hätte wäre nicht so hoch gewesen.

Sie war Pilotin, ja und sie musste ständig mit dem Tod rechnen. Dennoch, es gab Situationen die so Sinnlos erschienen. Sie hatten zwei eigene Mitglieder verloren, beinahe wären es drei gewesen – auch wenn Drask zum Glück überlebt hatte – so hätte Sakura sich für dessen Tod ebenfalls verantwortlich gefühlt. Sie schloss ihre haselnussbraunen Augen. Tränen stiegen empor welche sie zu unterdrücken versuchte. Feiern würde man nicht, auch wenn sie letztlich einen Sieg errungen hatten so war dieser teuer erkauft worden. Sakura fühlte sich elend – wobei dies nicht nur auf sie zutraf – sondern ebenso auf alle anderen die sich versammelt hatten. Dennoch traf es sie umso mehr, da die Geschehnisse im Hangar ihr noch mehr vor Augen führten das sie selbst ein Todesopfer zu verantworten hatte und dies ließ sie einfach nicht los. Die junge Pilotin saß abseits am Rand, unweit von Nectu dessen Mine perfekt zu der ihren passte. Doch dies traf wohl nicht nur auf sie beide zu, sondern ebenso auf den gesamten Rest. Gleich wohin man sah, sämtliche Piloten waren tief erschüttert und ihre Gesichter zeugten von Trauer. Kein einziger von ihnen brachte es fertig zu lächeln. Sie vernahm wie einzelne sich unterhielten, über die Ereignisse sprachen die sie beschäftigten. Jeder versuchte anders damit umzugehen. Chett Nectu starte eher vor sich her, scheinbar in seine eigenen Gedanken versunken. Nicht anders erging es Sakura selbst, welche zusammengesackt auf einem Stuhl saß, den Kopf gesenkt, die Lider halb geschlossen und noch immer mit ihren Tränen kämpfend. Die Messe , der Ort an dem man sich zusammengefunden hatte um der Toten zu gedenken war voll von allen die dabei gewesen waren.

Sakura kämpfte mit ihren eigenen Dämonen, ihrem Unterbewusstsein, welches erneut zum Leben erwacht war und sie verspottete. Als ob es nicht genügt mit der Gewissheit zu leben, dass sie Blut an den Händen kleben hatte, nein ihr Unterbewusstsein viel über sie her. Würde dies immer so sein? Der Chiss würde für einige Zeit ausfallen, was bedeutete das sie Ersatz brauchen würden bis dieser wieder flugtauglich war. Wenn sie innerhalb dieser Zeit einen Einsatz haben würden so hoffte sie, dass sie nicht erneut die Rotte führen musste. Sie wollte nicht erneut in eine solche Situation kommen! War diese Sichtweise nachvollziehbar? Vielleicht schon und dennoch würde man ihr wohl auch sagen das schon andere durch diese Kriese gegangen waren. Schön und gut, aber jeder war anders, jeder kam anders mit gewissen Ereignissen klar und sie war noch jung. Zählte dies? Wohl kaum. Wie gern hätte sie jetzt ihre Beine an ihren Körper gezogen und diesen umschlungen. Doch dies würde nicht so recht hier her passen und so unterließ sie es. Ihr sonniges Gemüt würde noch eine kleine Weile auf der langen Bank Platz nehmen müssen. Dies hieß wenn es überhaupt zurückkehren würde, was Sakura dennoch hoffte. Sie war nun einmal ein kleiner Sonnenschein der mit einem Lächeln und positiv durch die Welt ging. Sie gehörte nicht zu den dunklen Schatten wie Nectu deren Leben derart aus den Fugen gelaufen war, dass sie als pessimistische umher wandern mussten wie Untote. Aber konnte man es ihm verdenken? Auch wenn Sakura nicht wusste was mit ihm war, was alles zu seinem jetzigen Sein geführt hatte, so konnte sie nicht verstehen warum man sich nicht ein wenig den Optimismus beibehalten konnte.

‚In Ordnung, als ob du gerade besser bist. Vergiss nicht, dass du ein Leben auf dem Gewissen hast indem du die Pilotin in den Tod geschickt hast. Wage also nicht zu behaupten das du gerade der absolute Optimist bist. Sakura, Sakura wie naiv muss mein sein zu glauben, dass man damit durchkommt?‘, klagte ihr Unterbewusstsein sie an. Leider hatte dieses Recht und dies gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie hatte schon die ganz Zeit über, jedenfalls seit einer kleinen Weile ihren absoluten Optimismus verloren. Angefangen hatte dies alles mit den Drohnen und der ständigen Storkerei ihres Ex-Verlobten – wenn diese bisher auch nur über Com stattfand. Die eigenen Gedanken konnten das erschreckendste überhaupt sein. Nun verstand sie auch was ihre Cousine damit meinte.

Innerlich seufzend hob sie den Kopf, als Aiden, Drask und Foster die Messe betraten. Auch ihre Gesichter waren alles nur nicht fröhlich und Sakura fragte sich was diesen dreien durch den Kopf gehen mochte. Jeder trug sein eigenes Päckchen mit sich herum. Allen voran Foster und Thiuro als Staffelführer. Vielleicht hatte Drask noch Glück gehabt indem er ausgefallen war. Leichter war es dennoch nicht. Wer von ihnen als erstes sprechen würde? Vermuten konnte man, doch Sakura unterließ es. Sie war einfach nicht in der Lage dazu. Die Menge an Piloten jedoch verstummte als Foster wie auch Thiuro in die Mitte der Messe traten. Alle Augen hefteten sich an die beiden Männer und Sakura hielt den Atem an ohne es zu merken.

„Es ist niemals einfach, wenn man Mitglieder seiner Staffel und Freunde verliert“, begann Foster. „Es ist schmerzlich, hinterlässt Lücken und ist oft schwer zu ertragen, besonders wenn man sich selbst dafür verantwortlich fühlt. Wir haben uns hier aus zwei Gründen versammelt. Zum einen um euch allen für euren Einsatz zu danken, dafür das ihr dennoch so großartige Arbeit geleistet habt und wir mit einem Sieg hier herauskommen, zum anderen aber auch um an unsere toten Kameraden und Freunde zu denken, welche selbstlos ihr Leben geopfert haben und die dazu beigetragen haben, dass wir keine Niederlage erlitten haben…“

Es viel ihr schwer dem Rest seiner Worte zu lauschen, da sie Sakura ohnehin trafen und dies mehr als sie es vielleicht sollten. Doch der Tod der Jagdbomberpilotin – welcher auf ihr Konto ging – ließ sie einfach nicht los.

[: Iridonia-System | Trägerschiff Defender | Messe :||: Captain Thiuro, Foster, Flight Officer Sakura Mitsumo, Lt. Drask, Offizer Chett Nectu, Ruffians & Guardians :]
 
[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: VEN „Defender“ | Deck Dreizehn | Pilotenmesse :||: Captain Aiden Thiuro, „Wolves“ und jede Menge anderer Piloten :]

Die Pilotenmesse der „Defender“ war ziemlich gut besucht. Zwar flackerte zeitweise das Licht, das Mobiliar war zum Teil kaputt – oder gar zerstört – und die breite Essensausgabe funktionierte nicht richtig, aber trotzdem hatten sich Angehöriger des Imperialen Sternjägerkorps, die auf dem Venator-Sternzerstörer stationiert waren und in der Schlacht um Iridonia gekämpft hatten, eingefunden. Man saß meist in kleineren Grüppchen, mit mürrischen Mienen im Gesicht, an den langen Tafeln, sprach leise zu den abgekämpften Kameraden und trank dabei lauwarmes Ale. Nein, obwohl das Imperium siegreich aus dieser Schlacht gegen Einheimische sowie mandalorianische Söldner hervor gegangen war, feierte man hier nicht den Triumph. Der Anlass war traurig. Denn die Piloten hatten sich hier in der Messe versammelt, um ihren gefallenen Staffelmitgliedern zu gedenken. Man trank darauf, dass es sie und nicht einen selbst erwischt hatte.

Solch einen Zynismus verachtete Aiden eigentlich zutiefst. Unweigerlich stiegen alte Erinnerungen an seine Zeit auf dem Imperial-Sternzerstörer „Zerberus“ in ihm hoch. Schemenhaft sah er den Tod seiner damaligen Verlobten vor dem geistigen Auge. Blass wurde er dabei. Doch wer hatte zu dieser Stunde – nach all den Strapazen – schon noch eine gesunde Farbe im Gesicht? Zusammen mit Jacen Foster, Drask und Natan Reed, dem dritten Staffelführer der Einheit, betrat der Bastioner die Messe, sah sich wie die anderen flüchtig in dem äußerst schwachen Lichtschein um und unterdrückte dabei verbissen die Gänsehaut, die beinah gleichzeitig mit der einsetzenden Stille unter seiner schwarzen Dienstuniform aufkam. Es war letztendlich der Wing Commander, der kurz Luft holte und dann mit entschlossener Körperhaltung die Mitte der beschädigten Messe aufsuchte. Sämtliche Augen waren auf den Yaga Minoer, den „Alphawolf“ und den Anführer der „Ruffians“ gerichtet.

Foster hatte seine Stimme sehr gut im Griff als er plötzlich zu den schweigenden Piloten sagte:
„Es ist niemals einfach, wenn man Mitglieder seiner Staffel und Freunde verliert. Es ist schmerzlich, hinterlässt Lücken und ist oft schwer zu ertragen, besonders wenn man sich selbst dafür verantwortlich fühlt. Wir haben uns hier aus zwei Gründen versammelt. Zum einen um euch allen für euren Einsatz zu danken. Dafür, dass ihr dennoch so großartige Arbeit geleistet habt und wir mit einem Sieg hier herauskommen. Zum anderen aber auch um an unsere toten Kameraden und Freunde zu denken, welche selbstlos ihr Leben geopfert haben und die dazu beigetragen haben, dass wir keine Niederlage erlitten haben…“

Woher nahm der erfahrene Pilot bloß dieses Mitgefühl? – Diese Frage schlich sich mit einem Mal in das Bewusstsein des Bastioners. Der Staffelführer des gefürchteten „Wolves' Squad“ hatte überlegt, überlegt und dann noch mehr überlegt. Jedoch waren ihm keine Worte eingefallen, die der gesamten Situation irgendwie gerecht geworden wären. Hatte er zu kompliziert gedacht? Hatte er letztendlich „bloß“ zu hohe Erwartungen an sich selbst? Obwohl der Captain seine strenge Miene weitestgehend bewahrte und das Beobachten durch das dumpfe Licht überaus schwer war, konnte jemand, der den Imperialen gut, sehr gut kannte, sehen wie sich kurzzeitig Bewunderung in dessen Blick stahl. Man konnte für ein paar Sekunden sehen wie sehr er den Wing Commander wertschätzte. Doch genau in diesem Moment erhob sich plötzlich ein Lieutenant. Anhand seiner Uniform konnte man erkennen, dass er zu dem Scimitar-Flügel gehörte, der während der gesamten Schlacht ordentlich aufgerieben worden war.

Der Kerl hatte anscheinend schon das eine oder andere Ale „genossen“. Denn nüchtern klang seine Stimme nicht mehr als er blaffte:
„Was wisst ihr schon von 'selbstlosen Opfern', he? Sitzt die ganze Zeit in euren hochmodernen Maschinen, habt das beste Training hinter euch und schickt nur zu gern die anderen in die Schlusslinie! Wir haben hier zu trauern! Wir haben Opfer gebracht – nicht ihr!“

Tumult kam auf. Mehrere Jungs der Scimitars sprangen blitzschnell auf, warfen den anderen Piloten derbe Beleidigungen an den Kopf und machten sich für eine Prügelei bereit. Sogar zwei, drei Gläser flogen – samt flüssigen Inhalt! – durch die Luft; zerschellten aber glücklicherweise nur klirrend am Borden. Beinah in Rekordzeit machte sich die Gegenseite – insbesondere die „Ruffians“ – für eine Erwiderung bereit. Die Gemüter kochten hoch – und an dieser Stelle musste man sich in der Tat der Frage stellen, ob das Galaktische Imperium durch all die Niederlagen, die es in den letzten Monaten erlebt hatte, das Siegen verlernt hatte. Hatten diese schlimmen Erlebnisse das Sternjägerkorps nicht zusammengeschweißt? Obwohl die Situation ihn komplett überrascht hatte, machte Aiden noch im richtigen Moment ein paar Schritte zurück, bevor ein Glas vor seinen Füßen zersplitterte.

Reed sprang tollkühn zwischen die Fronten. Lauthals – fast schon verzweifelt – schrie er:
„Hey, hey! Wir stehen doch alle auf derselben Seite!“

Doch seine Beschwichtigung kam etwas zu spät. Denn kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, da stürzte sich auch schon der angetrunkene, zornige Lieutenant auf ihn. Foster fluchte, sah nur kurz zu dem perplexen Bastioner an seine Seite und versuchte dann hartnäckig einzuschreiten, bevor den zu Boden gerungenen Staffelführer noch mehr Faustschläge im Gesicht trafen. Just in dem Moment als Aiden seinen „Schock“ überwunden hatte, riss ihn ein bulliger Kanonier von den Füßen. Zorn, eine gehörige Portion Zorn konnte man in dessen bärtigem Gesicht sehen. Der untersetzte Kerl schäumte förmlich vor Wut und ließ seine Fäuste genauso fliegen. Während der niedergerungene „Alphawolf“ versuchte die Schläge abzuwehren und sich irgendwie aus der misslichen Lage zu befreien, konnte man in dem lautstarken Aufruhr Drasks Stimme hören. Irgendwem befahl er Hilfe zu holen.

Und die Hilfe kam schnell. Zwar konnte der Pilot bloß schemenhaft irgendwelche schweren Stiefel sehen und zudem das dumpfe Getrampel dieser hören, aber unverkennbar handelte es sich um einen größeren Trupp Flottensoldaten. Höchstwahrscheinlich hatte die Mehrheit Elektrostäbe in der Hand, um die Schläger rasch auseinander zu treiben, aber der andere, kleinere Teil war trotz allem mit E-Elf-Blastergewehren bewaffnet. Stöhnen war zu hören, Flüche spie so mancher Pilot giftig aus, aber mehr und mehr zog Ruhe in die Messe ein. Ein Flottensoldat half Aiden am Ende sogar wieder auf die Beine – und dem Captain präsentierte sich ein geschundener Haufen Uniformierter. Was war nur in sie geraten? Was hatte so viel Zorn entfachen können? Foster, der durch die Prügelei nun Besitzer eines blauen Auges war, nickte dem Bastioner grimmig zu und half anschließend dem humpelnden Reed zu einer intakten Bank, dass sich dieser setzen konnte.

Jedoch hatten die Beteiligten die Sache noch nicht ganz überstanden. Während die Flottensoldaten mit grimmigen Mienen – und gezückten Elektrostäben – die Piloten in Schach hielten, trat plötzlich Colonel Carth Nijaru, der Geschwaderkommandeur, ein. Überaus missbilligend sah er in die Runde als er sagte:
„Mit was für einer Schande habe ich es hier zu tun? Der Rettung unserer inhaftierten Brüder und Schwestern sind wir mit diesem Sieg einen Schritt näher gekommen und mein Kampfverband hat nichts besseres zu tun als sich selbst zu zerfleischen? … So ehrt ihr eure gefallenen Kameraden?“ Er spuckte auf den Boden. „Schämt euch! Ich sollte euch alle in den Arrest stecken... Leider haben uns die vermaledeiten Blechbüchsen diesen Teil des Schiffs fast als erstes weggeschossen. Captain, führen Sie dieses widerwärtige Pack in die Messe der Bodenstreitkräfte. Dort sind Feldbetten. Wing Commander Foster, Captain Thiuro, Captain Reed und Lieutenant Dalgas, folgen Sie mir sofort in mein Büro...“

[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: VEN „Defender“ | Deck Dreizehn | Pilotenmesse :||: Captain Aiden Thiuro, „Wolves“, jede Menge anderer Piloten und eine stattliche Anzahl Flottensoldaten :]
 
[: Iridonia-System | Trägerschiff Defender | Messe :||: Captain Thiuro, Foster, Flight Officer Sakura Mitsumo, Lt. Drask, Offizer Chett Nectu, Ruffians & Guardians :]

Sie wusste nicht ob sie schockiert, wütend und zugleich tief getroffen sein sollte, als ein unverschämter Lieutenant eine Bemerkung von sich gab die alles nur nicht gerade passend war. Er ging in seinen Worten Foster ziemlich an und Sakura verschlug es die Sprache als, besonders weil dadurch Tumult entstand. Beleidigungen warf man sich an den Kopf, Gläser flogen. Was war hier nur los? Von jetzt auf gleich veränderte sich die Stimmung völlig. Wo man zuvor noch hatte seiner Kameraden gedenken wollen wurde nun gestritten, mehr noch begann man sogar eine Prügel und dabei hatte Foster nichts andere getan als seine Worte mit so viel Gefühl wie möglich auszuschmücken. Wie konnte man sich nur so verhalten? Verflixt noch mal, sie selbst hatte einen Tod zu verantworten und es tat ihr in der Seele weh. Aber sie alle waren Piloten ob sie nun Scimitars, Defender oder sonst etwas flogen. Wie konnte man nur so herablassend sein? Sakura verstand es. Sie alle saßen im gleichen Boot, kämpften für dieselbe Seite und nun dies. Reed versuchte eine Beschwichtigung, doch diese kam vergeblich. Stünde sie selbst nicht so neben sich hätte sie laut etwas gesagt, zur Ruhe ermahnt und gefragt ob sie es hier mit unreifen Teens zu tun hätte. Doch die Worte die sich in ihren Gedanken formten wollten nicht über ihre Lippen kommen. Es war als ob sie gänzlich unfähig dazu wäre. Ihr Mund öffnete sich, formten Worte doch es kam nichts heraus.

Fassungslos sah sie einen Bruchteil von Sekunden wie die Schlägerei begann, in der sich so gut wie jeder einzumischen versuchte. So als ob dies die Lösung sei. Entsetzen machte sich in der jungen Pilotin breit, lähmte sie. Dies war eine Schande! Unverzeihlich noch dazu und so etwas von unnötig. Die junge Frau erhob sich von ihrem Stuhl. Sie musste etwas tun, sie konnte nicht einfach tatenlos zusehen und darauf warten dass sich das Problem in Luft auflösen würde – was es mit Sicherheit nicht tun würde – also blieben nicht viele Möglichkeiten. Sie würden auf jeden Fall Hilfe brauchen. Allein würde sie hier nichts ausrichten können und da noch immer kein Wort es über ihre Lippen schaffte versuchte sie sich einen Weg nach draußen zu bahnen. Doch dies gestaltete sich mehr als nur schwierig. Die Ordnung war verschwunden, Chaos herrschte. Eine Schlägerei in die man zwangsläufig hinein gezogen werden würde und sie als eine der wenigen Frauen wäre ein leichtes Opfer. Besonders Sakura gerade, wie völlig verstört war.

Irgendjemand verstellte ihr den Weg und als sie in das Gesicht des Mannes sah hielt sie fast die Luft an. Er war groß und besaß breite Schultern. „Wo willst du denn hin? Glaub ja nicht das ich nicht wüsste, was mit meiner Kameradin passiert ist“, drohte er. Auch er hatte Ale getrunken und auch er hatte zu viel davon gehabt. Sein Blick war leicht verschleiert, er überragte sie um Längen und Sakura konnte fühlen wie die Angst in ihr zu keimen begann. Ihr Mut schien sie verlassen zu haben, denn auch auf seine Worte konnte sie nichts sagen.

„Das haben wir gern, gewollt jemanden in den Tod schicken und glauben ungeschoren davon zu kommen. Vergiss es kleines“, brachte er hervor wobei seine Stimme sich fast überschlug. Sakura wurde bleich als sie an Tank Sieben dachte für deren Tod sie verantwortlich war und dieser Kerl rieb es ihr mehr als nur Provokant unter die Nase. Woher er dies wusste? Sie konnte es nicht sagen. Seine Drohende Haltung veränderte sich, dann schnellte seine Faust nach vorn und sie war nicht schnell genug sich zu ducken. Er traf sie am Kinn, ließ sie schwanken und zu Boden gehen. Schmerz jagte durch ihren Kiefer. Auf Hilfe konnte sie nicht hoffen. Was also tun? Sich währen? Dies hätte sie wohl getan wenn sie nicht so sehr neben sich stehen würde. Trotz allem erhob sie sich, nahm die Arme schützend nach oben und versuchte Rückwerts zu gehen um den Kerl ja im Auge zu behalten. Dieser folgte ihr.

„Hey, hier geblieben. Wo willst du ihn super Pilotin?“, wollte er wissen. Panik machte sich in ihr breit und anstatt Richtung Ausgang zu gehen schaffte der Kerl es sie tiefer in die Messe zu drängen.

„Bitte…“, versuchte sie es, kam jedoch nicht weit. Sie konnte gerade noch ausweichen als die Faust erneut auf sie zu schnellte, stieß dabei jedoch gegen jemanden von dem sie einen Schlag erhielt, welcher sie mitten ins Gesicht traf. Schmerz jagte durch ihre Nerven, erreichte ihr Gehirn und explodierte in einem gleißenden Licht. Dies würde Blutergüsse nach sich ziehen und jener Schlag brachte sie in das Hier und Jetzt zurück.

„Schluss damit! Verdammt noch mal ihr seid erwachsene Männer und keine pubertierenden Jungen mehr“, brüllte sie, wobei sie es schaffte, dass ihre Stimme überwog. Von ihren beiden Peinigern wurde sie für Sekunden verblüfft angestarrt, so als ob es etwas unglaubliches wäre, dass ein so kleines Ding wie sie eine solche Stimmgewalt besitzen konnte. Verblüffung war in ihren Gesichtern zu lesen und dann geschah alles ganz schnell.

Innerhalb der nächsten Sekunden halte eine Stimme durch den Raum welche jeden dazu bewog inne zu halten, während Flottensoldaten mit gezückten Elektrostäben die Menge in Schach hielten. Woher die Hilfe kam und wer sie gerufen hatte konnte Sakura nicht sagen. Sie war jedoch dankbar das sie hier waren. Foster, Thiuro, Reed und Dalgas wurden vom Colonel in dessen Büro zitiert. Die junge Pilotin zitterte am ganzen Körper, wobei dies an dem Adrenalinschub lag, welcher durch ihren Körper gejagt war und dafür gesorgt hatte das sie etwas hatte sagen können. Ihr Kiefer tat weh, die Unterlippe blutete und ihre rechte Gesichtshälfte verfärbte sich bereits in ein hübsches dunkles violett. Eine warme Flüssigkeit lief auf ihre Oberlippe und sie wischte diese weg nur um festzustellen das ihre Nase blutete. Wunderbar! Der Tag war wahrlich perfekt verlaufen.

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[Weltraum | Iridonia-System | VEN Defender | Messe] Chett Nectu, Aiden Thiuro, Sakura Mitsumo; NPC-Piloten der Wolves, Ruffians und Guardians

Als die Stimmung kippte, waren die Fronten sofort ziemlich klar. Bomber gegen Jäger. Nicht das erste Mal, dass diese beiden Gruppen sich in die Haare gerieten. Chett hatte das schon erlebt. Sie konkurrierten sowieso untereinander und wo immer Angehörige beider "Klassen" gemeinsam stationiert waren, kam es früher oder später zu Rangeleien. Meist zu verbalen, manchmal zu körperlichen. Er hatte es jedoch noch nie erlebt, dass die Lage so rasch eskalierte wie hier. Kaum hatte der Scimitar-Pilot seine Bemerkung gemacht, schon sprangen die meisten Wolves, Ruffians und Guardians von ihren Stühlen auf, um sich gegen die Vorwürfe und sofort darauf gegen die Übergriffe der Jagdbomberpiloten zur Wehr zu setzen. Nectu gehörte zu den wenigen, die sich nicht von der Stelle regten. Die Bemerkung des Scimitars hatte ihn nicht emotional getroffen. Im Gegenteil: Ein aufmerksamer Beobachter hätte sogar die Andeutung eines grimmigen Nickens bemerkt. Er kannte die Lage, in der die Bomberpiloten sich befanden. Sie hatten den höchsten Blutzoll bezahlt. Die Defenders waren größtenteils in den Hangar zurückgekehrt; sie betrauerten Tote, die gegenüber den Überlebenden in der Minderheit waren. Bei den Scimitars sah das anders aus. Sie hatten die weitaus höhere Ausfallrate und deshalb das Gefühl, verheizt worden zu sein. Der Yaga-Minoer kannte das nur zu gut. Deshalb empfand er den Vorwurf des Mannes nicht als einen Angriff auf seine Person und war sogar geneigt, ihm rechtzugeben. Er flog mit den Wolves, aber er fühlte nicht mit ihnen. Und er hatte auch nicht das Bedürfnis, sich für ihre Ehrenrettung ins Zeug zu legen. Nicht einmal als vor ihm auf der Tischplatte ein Glas zerschellte und er mit irgendeiner alkoholischen Flüssigkeit bespritzt wurde, ließ er sich in die Schlägerei mit hineinziehen. Aber er unternahm auch nichts, um die Streithähne auseinanderzubringen. In seiner düsteren Ecke ziemlich unbehelligt, sah er zu, wie die Fäuste flogen. Die Piloten gingen nicht sehr schonungsvoll miteinander um. Und erstaunlicherweise konnten sich die Scimitars trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit, mit der sie aus dem Raumkampf gegangen waren, gegen ihren Gegner behaupten. Wenn jemand eine blutige Nase davontrug oder über einen Tisch geschleudert wurde, dann war es normalerweise einer der Jägerpiloten. Captain Thiuro und Sakura waren irgendwo in dem Getümmel, aber Chett ergriff keine Partei. Er kam sich wie ein unbeteiligter Zuschauer vor. Zumindest so lange, bis ein Bomberpilot direkt vor ihm auftauchte. Der Mann sah ähnlich hager aus wie er selbst, aber in seinen Augen blitzte verzweifelter Zorn. Der Kerl wollte sich abreagieren, egal an wem, und egal, wieviel er dabei einsteckte. Erst jetzt, als er unmittelbar bedroht wurde, stand der Yaga-Minoer auf und machte sich kampfbereit. Doch zu der Auseinandersetzung kam es nicht mehr. Gerade als der Gegner auf ihn losgehen wollte, kamen die Sicherheitskräfte in die Kantine und machten dem Vorfall ein Ende. Die Schlägerei endete so rasch und abrupt, wie sie begonnen hatte.

Die kurze Moralpredigt beeindruckte Nectu nicht und hätte es auch nicht getan, wenn er sich aktiv beteiligt hätte. Nichts als Worte, ebenso wie das kurze, aus dem Ruder gelaufene Totengedenken zuvor. Belanglosigkeiten. Genau wie die Frage, ob er die Nacht in einer Zelle verbringen würde. Manche schienen erleichtert zu sein, dass ihnen das erspart blieb, aber was war an einem Feldbett in einem improvisierten Schlafsaal besser als an einer Pritsche im Inhaftierungsblock? Der einzige Unterschied bestand, wenn überhaupt, darin, dass eine Nacht in Haft immer auch mit einem Akteneintrag einherging und sich der eine oder andere nun vielleicht um seine Karriere sorgte. Um seine Zukunft in einer Elitestaffel. Schöne Elitestaffel, die sich nach einem Kampf mit anderen Piloten prügelte. Chett Nectu hatte keine Hiebe bezogen und hatte sich nichts vorzuwerfen. Doch als er sich zusammen mit den anderen abführen ließ, bedauerte er es fast, diese Gelegenheit nicht genutzt zu haben. Er hätte sich auf diese Weise ein wenig abreagieren können. Gewalt konnte ungemein entspannend sein.

Dieser Meinung waren einige seiner Kameraden vermutlich nicht. Im Vorübergehen erhaschte Chett einen Blick auf Aiden Thiuro, Foster und Reed. Keiner von ihnen war ungeschoren davongekommen. Und dann erblickte er auch die schmale Gestalt von Sakura Mitsumo in der Menge der Piloten, die von den Flottensoldaten zu ihrem Nachtquartier eskortiert wurden (wo es der eine oder andere von ihnen vielleicht auf eine zweite Runde anlegen würde). Die Stellvertreterin des Chiss gehörte offenbar zu denen, die mehr eingesteckt als ausgeteilt hatten. Ihr hübsches Gesicht begann einseitig anzuschellen und sich zu verfärben und Blut lief aus ihrer Nase.

Chett griff in eine Tasche des Overalls, den er trug. Es handelte sich um ein Kleidungsstück, das normalerweise von Technikern getragen wurde. Da seine Uniformen zusammen mit seinem Quartier im Weltall verschwunden waren, hatte man ihm nach seiner Rückkehr diesen grauen Einteiler gegeben, damit er überhaupt eine Alternative zu dem schweren, verschwitzten Pilotenanzug hatte. In einer Tasche steckte ein Lappen - eines der wichtigsten Untensilien der technischen Abteilung. Den holte er nun hervor und hielt ihn Sakura hin. Er versäumte es aber nicht, seiner hilfsbereiten Geste mit ein paar bissigen Kommentaren die Freundlichkeit zu nehmen.

»Sie tropfen, Officer Mitsumo«, stellte er fest. »Nicht sehr clever, sich in sowas hineinziehen zu lassen. Hoffentlich war's das wert.«

Natürlich war sie nicht die einzige, die ihn gehört hatte. Er spürte eine schwere Hand auf der Schulter. Sie gehörte Amon Synn. Dieser war vorhin einer der ersten gewesen, die sich auf die Scimitar-Piloten gestürzt hatten. Kein Wunder: Leven und Vitaan hatten beide zur zweiten Rotte gehört, von der nun nur noch er übrig war.

»Pass auf was du sagst, Nectu fauchte der Mann ihn an. »Du hast dir's in deiner Ecke ja schön bequem gemacht! Die Ehre der Wolves bedeutet dir wohl nichts?«

Nectu lachte herablassend.

»Zeigt sich diese Ehre darin, sich von ein paar emotional verstörten Scimitar-Piloten verprügeln zu lassen? Danke, ich verzichte.«

»Das genügt jetzt!« befahl einer der Flottensoldaten, der sie eskortierte.

Er befürchtete wohl, dass es hier im Korridor gleich zur nächsten Auseinandersetzung kommen könnte, und wenn man in Amon Synns Gesicht sah, konnte man diese Sorge verstehen. Der Mann sah wirklich so aus, als wollte er Chett am liebsten erschlagen. Offenbar hielt er sich nur mit Mühe zurück. Doch die Ermahnung des Soldaten fruchtete. Obwohl er offensichtlich noch immer stark unter Adrenalin und Testosteron stand, war er sich seiner Lage wohl bewusst. Man ließ es den Angehörigen einer imperialen Jägerstaffel nicht durchgehen, wenn sie sich benahmen wie irgendwelche halbzivilisierten Randkolonisten. Schon gar nicht einer Elitestaffel wie den Wolves. Über den Vorfall in der Kantine konnte man noch hinwegsehen, schon deshalb, weil es unmöglich sein würde, die Schuldigen von den Opfern zu unterscheiden. Aber unter dem Blick der Schiffssicherheit eine neue Schlägerei zu beginnen, war eine andere Sache; das würde ernsthafte Konsequenten haben. Er warf dem Yaga-Minoer noch einen mörderischen Blick zu und ließ sich dann ans Ende der Gruppe zurückfallen.


Chetts Blick fiel wieder auf Mitsumo, die ihn mit großen Augen und einem merkwürdigen, schwer zu deutenden Blick ansah.

»Im Grunde hatten die Scimitar-Piloten recht«, sagte er, in dem Bewusstsein, dass abermals die halbe Staffel mithörte und er sich nicht gerade beliebter machte. »Viele von uns haben nur überlebt, weil wir in den TIE/Ds sitzen. Die Tanks und die anderen Jagdbomber haben das Privileg nicht. Die sind gestorben, weil jemand entschieden hat, dass wir die gute Technik kriegen und nicht sie. Kein Wunder, dass sie angepisst sind. Wer das nicht versteht, fliegt schon zu lange einen Defender!«

[Weltraum | Iridonia-System | VEN Defender | Messe] Chett Nectu, Aiden Thiuro, Sakura Mitsumo; NPC-Piloten der Wolves, Ruffians und Guardians
 
[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: VEN „Defender“ | Deck Zwölf | Büro des Geschwaderführers :||: Captain Aiden Thiuro, Wing Commander Foster, Captain Reed, Colonel Nijaru und Flight Lieutenant Dalgas :]

Noch immer mit brodelndem Zorn im Bauch tigerte der Geschwaderkommandeur in seinem kleinen Büro auf und ab. Obwohl er den vier Sternjägeroffizieren, die er im strengem Tonfall zu sich zitiert hatte, eine ordentliche Standpauke – garniert mit allerhand saftigen Drohungen – verpasst hatte, war er offenkundig noch nicht am Ende angelangt. Nachdem er noch eine Runde gedreht hatte, fiel sein grimmiger Blick plötzlich auf Wing Commander Foster, dem ranghöchsten Piloten unter seinen vier Gästen. Dank der Prügelei, die sich in der Messe mit einem Mal ereignet hatte, sah der Mensch von Yaga Minor – genau wie seine Kameraden – recht lädiert aus. Sollte er tatsächlich ein wenig Glück haben, dann kam er – sprichwörtlich – nur mit einem blauen Auge davon!

Nijaru schnaubte. Er brauchte sichtlich einen Moment bis er zu den Uniformierten sagte:
„Ich hoffe, solch eine unwürdige Schande spielt sich in meinem Geschwader nicht noch einmal ab. Denn dann haben Sie die längste Zeit im Korps gedient!“ Sein Blick wanderte von Gesicht zu Gesicht. Nein, so schnell würde sich der Colonel nicht mehr beruhigen. Dafür hatte der Tag schlicht und ergreifend zu viel Inhalt gehabt. Brummend fuhr er im nächsten Augenblick fort: „Lieutenant Dalgas, Sie können nun gehen. Ich werde mich später – zu gegebener Zeit und nach Absprache mit Marshal Dirpa – mit Ihnen und Ihren Kameraden befassen...“

Kreidebleich war der junge Offizier. Er hatte zwar im Affekt gehandelt, bangte nun aber trotz allem um seine Karriere; um sein künftiges Leben. Schließlich war eine unehrenhafte Entlassung aus den Streitkräften Seiner Majestät ein Schandfleck in jedem Lebenslauf. Das Militär hatte einen so guten Ruf im gesamten Imperium, dass es einem mit solch einem Makel unmöglich war ein ziviles Leben aufzubauen. Nein, in diesem Punkt konnte Aiden tatsächlich die Gefühle des Scimitar-Piloten ohne Probleme nachvollziehen. Wenngleich der Krieg sie ständig formte, sehnte sich insgeheim ein jeder Soldat nach einem „normalen“ Leben auf irgendeinem ruhigen Planeten fern der Front. Gerade als der Flight Lieutenant – mit hängendem Kopf – das Büro verließ, kamen dem Bastioner auf einmal Cassie und ihr gemeinsamer Sohn in den Sinn. Ging es ihnen gut?

Nachdem sich die Tür wieder leise geschlossen hatte, fuhr der Colonel unbeirrt fort.
„Meine Herren, es steht schlecht um die 'Defender'. Sehr schlecht. In der Schlacht hat dieser Kahn einfach zu viele Treffer abbekommen, weshalb sich unsere Flottenführung genau in diesem Moment auf der nahen 'Executor' über den Abzug der Zehnten Kampfgruppe beratschlägt. Ja, meine Herren, man zieht zur Zeit tatsächlich in Erwägung diesen Kampfverband zu schwächen...“ Endlich ließ sich Carth Nijaru in seinen Stuhl fallen. „Fraglich ist bloß, ob man uns nach Yaga Minor schickt und weiterhin in der Flotte behält. Denn nach dem Sieg über Orindia – und dem Rückzug der Zabrak – ist Ord Mantell zum Greifen nah.“

Schweigen. Die drei uniformierten Männer, deren Staffeln gemeinsam einen Flügel bildeten, sahen den Vorgesetzten mit ernstem Gesichtausdruck an, sagten aber kein Wort. Vielleicht wollten sie mit all den Blessuren, die sie sich bei der Schlägerei unfreiwillig zugezogen hatten, auch einfach nicht noch kläglicher aussehen. Nijaru musterte sie und Aiden fragte sich kurz, ob dieser Mann ernsthaft eine Antwort von ihnen wollte. Was sollten Offiziere, die bloß kleine Einheiten in einer Schlacht zu befehligen hatten, schon sagen? Sie waren das letzte Glied in der Kette. Sie folgten letztendlich nur den Anweisungen, die höhere Stellen ihnen gaben. Irgendwelche Meinungen wollte man von diesen niederen Ebenen nicht hören – jedenfalls nicht bei solch einem Thema. Somit blieb man weiterhin beim Schweigen. Grimmig nickte der Colonel, tippte mit den Fingern der rechten Hand kurz auf die Tischoberfläche und fuhr dann fort.

Seine Stimme klang nicht mehr ganz so zornig wie noch vor ein paar Minuten:
„Bislang haben sich Marshal Dirpa und ich darauf einigen können, dass mein Geschwader im System bleibt. Zusammen mit dem Unterstützungspersonal wird ihr Kampfverband, Mr Foster, die 'Defender' in genau sechs Standardstunden verlassen. Die 'Guards' und die 'Ruffians' finden Platz auf der 'Vensenor', während sich die 'Wolves' (leider) mit der 'Hoplite', einer Marauder, begnügen müssen.“ Keine Widerworte. „Gönnen Sie sich jetzt eine Mütze Schlaf, kommen Sie zu Kräften (und Verstand!) und unterrichten Sie rechtzeitig Ihre Untergebenen.“ Er erhob sich wieder. „Sie können nun wegtreten, meine Herren.“

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Natürlich musste Nectu mit seiner für sie in diesem Augenblick herablassenden Art etwas von sich geben, etwas was Sakura erneut schwer traf. Als ob sie sich in etwas hatte hereinziehen lassen! Als ob sie eine Prügelei begonnen hätte. Sie war geschlagen, sie war einfach angegriffen worden. Wie konnte er ihr also einen solchen Vorwurf machen? Völlig perplex nahm sie einfach das Taschentuch entgegen und drückte es gegen ihre blutende Nase, wobei sie vor Schmerz leicht aufstöhnte. Ihre ganze rechte Gesichtshälft fühlte sich geschwollen an und so langsam schwoll auch ihr Auge zu. Dies alles war nicht angenehm und sie wollte eigentlich nichts weiter als hier raus, unter die Dusche und..., tja was? Auch wenn sie müde war so wusste sie dennoch, dass sie nicht würde schlafen können. Viel zu viel ging ihr durch den Kopf. Sakura schwieg, als sich Synn, ein weiterer Wolf einmischte und Nectu ein paar Worte an den Kopf knallte. Doch dies würd er umsont haben. Sakura hatte niemanden kennen gelernt der so kalt, so emotionslos war wie Chett. Also ließ sie die beiden Männer miteinander sprechen bis ein Flottensoldat sich einmischte. Dies war wohl auch besser so. Sonst hätte es vielleicht die nächste Prügelei gegeben.

Sakura war Amon dankbar, lächelte ihm ein wenig zu, was jedoch zur Folge hatte, dass sie erneut schmerzhaft aufstöhnte. Ihr Kopf dröhnte, das Blut rauschte in ihren Ohren, ihr Auge wurde zugedrückt so dass nur noch ihre linke Gesichtshälft funktionstüchtig war. So schnell jedoch würde sie nicht hier heraus kommen und so schnell würde sie Nectu und seine bissigen Kommentare nicht los werden, welcher ihr just in diesem Moment etwas an den Kopf knallte, was sie nach Luft ringen ließ. Er hätte ihr ebenso gut den Tod von Tank Sieben vorwerfen können und ja, ja sie war an dem Tod der Pilotin schuld. Verdammt noch mal sie würde es rückgänig machen wenn sie könnte. Sein großes Maul brauchte er dafür nicht. Diesmal kochte ihr Blut.

"Verschonen sie mich mit ihrer herablassenden Arroganz, Officer Nectu. Nur weil ihr Leben scheinbar wertlos ist und ihnen alles und jeder gleich ist, einschließlich sie sich selbst, bedeutet dies noch lange nicht das sie das Recht haben hier ein Urteil zu fällen. Wenn ich könnte würd ich den Tod von Tank Sieben rückgänig machen, aber ich kann es nicht und daran habe ich so schon zu knabbern."

Sie machte eine kurze Pause und sah ihn an.

"Bekommen sie sich, ihr Leben und was sie sonst noch davon haben in den Griff. Sie sind Pilot der Wolves und ob es ihnen passt oder nicht, finden sie sich damit dass es Personen gibt die optimistisch ins Leben gehen währen sie in ihrem pessimismus ertrinken. Ich habe keine Ahnung was mit ihnen ist, was in ihrem Leben falsch gelaufen ist, aber tun sie sich selbst und dem Rest des Universums ein gefallen, suchen sie sich einen Psychologen oder aber behalten sie ihren Pessimismus für sich. Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen, tun sie also nicht so als ob sie der einzige wären der dies täte."

Ihre Augen funkelten ihn an.

"Und noch etwas Mister ich muss meinen Senf zu alles geben. Ich habe keine Prügelei begonnen. Manchmal sollte man erst fragen was passiert ist, ehe man einen dummen Spruch von sich gibt."

Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen, drängte sich durch die Menge der Piloten und strebte dem Ausgang entgegen. Ehe sie ein wenig duschen konnte würde sie wohl die Krankenstation aufsuchen müssen. Sakura wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Nase gebrochen war, jedenfalls würde das die Schmerzen erklären. Also suchte sie sich einen Turbolift, der noch funktionierte und fuhr nach unten. Sie hatte Glück, die Krankenstatin war noch so weit intakt. Als sie durch die Tür trat wurde sie von einem Arzt angesehen welcher den Kopf schüttelte.

"Also wirklich, als ob Prügeleien etwas bringen würden. Setzen sie sich Officer", gab er zu verstehen. Sakura schnaubte. Wurde man jedes Mal mit so etwas konfrontiert? Aber gut, er hatte von der Prügelei in der Messe sicherlich schon gehört und wahrscheinlich war sie nicht die einzige die hier war. "Lassen sie mal sehen", gab er ihr zu verstehen und griff nach dem Taschentuch, welches bereits blutdurchtränkt war. "Tja, ich würde behaupten die ist gebrochen", erklärte er und tastete sie ab. Sakura konnte ein weiters stöhnen nicht unterdrücken.
"Ich werde sie richten und dann mit einem Bactaverband versorgen. Was die Blessuren angeht, die werden noch einige Wochen zu sehen sein", berichtete er und kontrollierte den Rest ihres Gesichts. Als er eine Stelle an ihrem Kiefer erreichte zog sie scharf die Luft ein. Weitere Untersuchungen ergaben, dass ihr Kiefer leicht angeborchen war. Nichts was nicht heilen würde und so entließ er sie mit Schmerzmittel.

Die junge Pilotin erreichte eine halbe Stunde später ihr Quartier um ein paar Frische sachen zu holen und die Duschräume auzusuchen. Dort entkleidete sich um eine schnell Dusche zu nehmen, wobei dies nicht so einfach war. Durch die Schäden an der "Defender" war das Wasser eher knabb und so blieb ihr nichts anderes übrig als ganz schnell zu duschen, wobei sie ihr Haar ausließ. Nach dem abtrockenen, angekleidet und ihr Quartier erreicht hatte setzte sie sich aufs Bett. Sie war müde, unendlich müde, konnte jedoch nicht wirklich schlafen. SIe zog die Beine an, legte ihre Arme darum und schlos die Augen. Irgendwann döste sie ein.

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[Weltraum | Iridonia-System | VEN Defender | Messe] Chett Nectu, Aiden Thiuro, Sakura Mitsumo; NPC-Piloten der Wolves, Ruffians und Guardians

Chett Nectu hatte ein schmales Lächeln auf den Lippen, als er hinter Sakura Mitsumo her blickte. Sie hatte auf seine Bemerkungen ziemlich aufgebracht reagiert. Aber in einer Weise, die sie seiner Ansicht nach entlarvte. Sie sprach von Optimismus, aber das klang in dieser Situation wie Hohn. Wie optimistisch war eine Person, die sich offenbar schwere Vorwürfe machte, weil jemand unter ihrem Kommando gestorben war? Wie ließ sich die Tatsache, dass sie seinen Charakter vor aller Ohren so klar in Frage stellte, ihn offensichtlich zu beleidigen versuchte und sich zugleich seine Meinung verbat, mit einer optimistischen Weltsicht verbinden? Gar nicht. Als sie zornig davonrauschte, wurde das offensichtlicher denn je. Ihre heile Welt hatte offenbar einen weiteren Knacks bekommen. Vielleicht einen, der nicht mehr heilen würde. Doch das war vermutlich das Beste für sie. Sie war dabei, aufzuwachen und zu erkennen, wie das Sternenjägercorps und der Krieg wirklich waren. Dass hier kein Platz war für blinden Idealismus und Glaube an das Gute in Allem und Jedem. Je eher sie anfing, die Dinge aus dem richtigen Blickwinkel zu sehen - aus seinem natürlich - umso eher würde sie ihren Platz in der Wirklichkeit finden. In dieser harten, brutalen Welt überlebten nur die, die ebenfalls hart und brutal waren. Diejenigen, die sich der Tatsache bewusst waren, dass es keine Garantien gab, und sich nicht auf glückliche Fügungen oder eine ausgleichende Gerechtigkeit, sondern nur auf sich selbst verließen. Chett und Sakura hatten bisher wirklich keinen guten Start. Trotzdem wollte er nicht, dass sie auf der nächsten Verlustliste stehen würde. Er gönnte es ihr, dass sie zu den wenigen Glücklichen gehörte, die irgendwann in Ehren und im Besitz eines Restes von körperlicher Gesundheit aus dem Dienst ausschieden. Und nun schien sie auf dem richtigen Weg zu sein. Zumindest hatte sie mittlerweile wohl begriffen, wie wichtig es war, sich hin und wieder abzureagieren. Mit ihrem Ausbruch ihm gegenüber hatte sie gerade im Grunde nichts anderes getan als die Scimitar-Piloten, nur eben verbal statt mit den Fäusten. Mit den Jagdbomberfliegern hatte sie auch gemein, dass es ihr mit ihren Attacken nicht gelungen war, Nectu zu verletzen. Aber das spielte wohl keine Rolle. Die Sache mit den Drohnen und dem Verlust des Elitestatus hatte sie seinerzeit schon sichtbar mitgenommen und erste Erkenntnisse der rauen Wirklichkeit hatten bei ihr zu keimen begonnen, doch nach dem Sieg bei Ord Cantrell war es ihr gelungen, das alles wieder unter ihrer zweifelhaften Freundlichkeit zu ersticken. Nun aber trieb der Samen, den das Sternenjägercorps selbst gesetzt hatte, erneut aus. Chett hoffte, dass es nun zu einem echten Umdenken kam. Denn die ernste, schonungslos direkte Sakura Mitsumo, die er eben erlebt hatte, hatte ihm besser gefallen. Sie würde vielleicht bald ein wenig mehr wie er werden und ihn dann auch verstehen können. Warum er sich wünschte, von jemandem verstanden zu werden, wusste er aber nicht. Den Gedanken verdrängte er auch rasch wieder.

In dem improvisierten Schlafsaal angekommen, warf Chett sich auf das nächstbeste Feldbett und schloss die Augen in dem Bewusstsein, dass er sich heute keine Freunde gemacht hatte. Er würde früher oder später einen neuen Jäger erhalten, auf dem drei zusätzliche Abschussmarken prangen würden. Womöglich würde die Propagandamaschinerie des COMPNOR die Sache ausschlachten und ihn zu einem kleinen Helden hochstilisieren, wie sie es auch mit anderen Kämpfern nach solchen Erfolgen schon gemacht hatte. Er hatte Leistungen abgeliefert, die sich wirklich sehen lassen konnten für jemanden, der erst so kurze Zeit einen TIE/D flog. Aber davon, ein echter Teil der Staffel zu sein, war er weiter entfernt denn je. Seit seiner Auseinandersetzung mit Amon und Sakura hatte er von keinem anderen Piloten mehr einen freundlichen Blick erhalten, im Gegenteil. Wenn er nach dem Aufwachen ein blaues Auge hätte oder irgend etwas Ekliges in seinen Stiefeln finden würde, wäre er nicht überrascht.

Doch niemand behelligte ihn in dieser Nacht. Wahrscheinlich waren alle zu müde und emotional zu ausgebrannt, um Rachepläne zu schmieden. Oder sie waren zu anständig dazu, wer wusste das schon. Oder ihnen war nicht genug Zeit geblieben, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Denn nur vier Stunden, nachdem sie sich abgelegt hatten, riss man sie wieder aus dem Schlaf. Lieutenant Yag Gyrr ließ sie vor ihren Betten antreten und musterte sie mit seinem absolut reglosen, maskenhaften Gesicht. Dann teilte er ihnen mit:

»Die Staffel wird auf die Marauder-Korvette Hoplite verlegt. Machen Sie sich frisch, packen Sie Ihre Ausrüstung und den Rest Ihrer persönlichen Habe zusammen und finden Sie sich in genau zwei Stunden im Haupthangar, Landefläche 17, ein. Diejenigen, deren Jäger noch fliegen, in Pilotenkombination, der Rest im Dienstanzug. Neue Uniformen stehen neben der Tür. Das wäre alles!«

Daraufhin machte er kehrt und verschwand wieder. Er gehörte zu den Korridor-G-Leuten, die noch über eigene Quartiere verfügten; vermutlich ging auch er, um zu packen. Nectu hingegen war schnell damit fertig. Das Bisschen an Kleidung und Ausrüstung, das ihm geblieben beziehungsweise nach dem Kampf wieder zur Verfügung gestellt worden war, hatte er binnen Augenblicken zusammengeräumt. Nach einer Katzenwäsche steckte er in der neuen Uniform, die im Gegensatz zu dem Techniker-Overall, mit dem er sich gestern beholfen hatte, auch wieder über Staffel- und Rangabzeichen verfügte. Dazu Waschzeug und ein wenig Unterwäsche sowie die Pilotenkluft. Weder hatte noch brauchte er mehr als das.

Bei dem kurzen Frühstück in der nahen Kantine spürte Chett keine übermäßige Feindseligkeit. Aber Kälte. Die Distanz, die er von Anfang an zu wahren versucht hatte. Heute versuchte niemand, ihn in ein freundliches Gespräch zu verwickeln, ihn auf Biegen und Brechen irgendwie in die Gruppe zu integrieren. Das war dem Yaga-Minoer ganz recht. Wenn er gewusst hätte, dass es zu diesem Ergebnis führte, hätte er schon früher die ›Ehre‹ des Wolves' Squad in Zweifel gezogen, indem er sich aus einer Schlägerei heraushielt. So einfach konnte es manchmal sein, das zu bekommen, was man wollte. Niemand kümmerte sich um ihn. Und das hieß, dass er für niemanden verantwortlich war außer für sich selbst. Wenn er heute da draußen starb, würde niemand seinetwegen in ein seelisches Loch fallen. Man wäre betroffen, weil es die Etikette so verlangte, aber niemand würde um ihn trauern wie um Leven und Vitaan. Das war ein befreiendes Gefühl. Einer weniger, um die sie sich sorgen machen mussten. Und neun weniger, um die er sich sorgen musste.


Sechs Stunden nach der Schlägerei in der Messe fanden sich die Überreste des Wolves' Squad im Hangar ein. Ihre Maschinen waren startbereit - sofern sie noch vorhanden und flugtauglich waren. Das galt nicht für Chetts Jäger. Nicht einmal die Hand eines Gottes hätte sie in den paar Stunden wiederherstellen können. Er gehörte zu denen, die nicht selbst zur Hoplite fliegen, sondern zusammen mit dem Servicepersonal der Staffel, ihrer Ausrüstung und dem persönlichen Gepäck ein Shuttle nehmen mussten. Gar nicht schlecht, denn auf diese Weise ersparte er es sich, in die Pilotenmontur zu steigen.

Vor dem Einsteigen hörte er noch, wie zwei der Techniker sich über den Wechsel auf den Marauder unterhielten. Einer von ihnen hielt es für eine weitere Herabstufung: Ein Elite-Squad wie die Wolves sollte nicht auf einer schäbigen Korvette stationiert sein. Der andere bedauerte, die Defender verlassen zu müssen, da sie ihm trotz der Kürze der Zeit, die sie hier zugebracht hatten, schon irgendwie ans Herz gewachsen war. Nectu konnte beide Regungen nicht wirklich nachvollziehen.

Als das Shuttle gefolgt von den Sternenjägern startete, fiel ihm auf, dass sich abermals keiner von Sage Dohas Leuten hatte blicken lassen, um die Wolves zu interviewen und ihre Abreise von dem Venator-Kreuzer zu dokumentieren. Das war wohl alles nicht sauber und heroisch genug. Chett hegte die vage Hoffnung, dass sie den Polit-Offizier und seine Bagage nun abgehängt hatten. So hätte das Ganze auch etwas Gutes.

[Weltraum | Iridonia-System | Shuttle von der VEN Defender zur MAR Marauder] Chett Nectu; Aiden Thiuro, Sakura Mitsumo und Wolves-NPCs in den Jägern nahebei
 
[: Iridonia-System | Trägerschiff Defender | Quartier :||: Flight Officer Sakura Mitsumo :]

Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett von einer Seite auf die andere, während ihre Träume sie im Schlaf quälten. Wieder und wieder musste die den Tod von Tank Sieben erleben und gleich was sie versuchte, die Pilotin starb jedes Mal wieder. Es war als ob sie nichts verändern konnte, so als ob jeder Versuch etwas andere aus zu probieren darin endete, dass sie dennoch unweigerlich den Tod erleiden musste. Sie hörte den Schrei, sah wie die Maschine in einem grellen Lichtblitz aufging und nichts mehr von ihr übrig blieb. Sie versuchte den Traum zu verlassen, versuchte zu flüchten doch er kehrte stets zurück. Umso mehr sie sich währte umso schlimmer wurde es. Sakura erwachte mit einem unterdrückten schrei, fuhr nach oben und wäre um ein Haar aus dem Bett gefallen. Tränen brannten in ihren Augen, ihre Atmung ging schneller, ihr Puls raste. Sie versuchte zu atmen, sich zu beruhigen – was jedoch Zeit brauchte – ehe sie es schaffte wenigstens ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Warum verfolgte sie der Tod der Pilotin in ihren Träumen? Waren es Schuldgefühle? Ja, ja sie fühlte sich schuldig und noch etwas, sie konnte diese Schuld nicht akzeptieren. Wie viel einfacher wär es doch zu akzeptieren dass sie den Befehl gegeben hatte. Es hätte immerhin auch funktionieren können. Dennoch war es nicht so einfach etwas zu akzeptieren was sich als völlig falsch anfühlte. Aber und genau dies war wichtig, sie musste akzeptieren was geschehen war, sie musste sich damit abfinden. Tat sie es nicht würde sie sich ständig weiter Vorwürfe machen und daran wohl noch zerbrechen. Sie musste damit klar kommen, musste begreifen dass der Krieg seine Opfer forderte und dass selbst wenn sie auf die Idee von Tank Sieben eingegangen wäre, dies auch ihren Tod hätte bedeuten können. Hätte sie ihn überhaupt verhindern können?

Mitsumo schüttelte leicht den Kopf. Sie wusste es nicht. Eines jedoch war klar, sie musste mit sich selbst ins reine kommen wenn sie auch weiterhin fliegen wollte und genau dies wollte sie. Also würde ihr nichts anderes übrig bleiben als sich damit auseinander zu setzen, es für sich zu akzeptieren und weiter zu machen. Das Leben kannte keine Gnade, es er erbarmungslos und würde es immer sein. Sie konnte nicht erwarten, dass es zu ihr anders sein würde und dies wäre illusorisch. Nein, sie alle saßen im gleichen Boot und sie alle erlebten Situationen von denen sie sich wünschen würden sie eher nicht durchstehen zu müssen. Doch so war das Universum, würde es immer sein. Daran musste sie sich gewöhnen, besonders dann, wenn sie irgendwann wieder die Führung vorübergehend übernehmen musste. Besser war es nun mit dem ein oder anderen klar zu kommen – für die Zukunft gewappnet zu sein – als es später lernen zu müssen und dann vielleicht auf eine viel härtere Tour. Sie war jung, sie konnte dankbar sein manche Erlebnisse jetzt durchzumachen als womöglich später. Der Tod lauerte an jeder Ecke, überall und er wartete nur darauf sie zu verschlingen – besonders sie die sie Piloten waren. Sie würde sich nicht unterkriegen lassen und sie würde vor allem einem Chett Nectu beweisen, dass man durchaus optimistisch durch das Leben gehen konnte und dass dies wesentlich gesünder war als das was er tat. Sie war keine Psychologin, sie wollte ihn nicht therapieren oder ihn verändern, dennoch würde er erkennen müssen, dass sein Weg nicht der richtige war. Es musste etwas dazwischen geben.

Sakura seufzte. Sie war müde, hundemüde. Fühlte sich jedoch nun um einiges besser und so viel es ihr einfacher erneut einschlafen zu können nur um geraume Zeit später aus dem Schlaf zu fahren, weil es an ihrem Quartier klopfte und sie eine laute Männerstimme hörte welche ihr erklärte, dass sie das Schiff wechseln und auf eine Marauder verlegt wurden. Zwei Stunden Zeit. Oh man, auch dies noch. Eigentlich hatte sie noch ein paar Stunden schlafen wollen um sich zu erholen. Daraus wurde nichts, rein gar nichts. Also erhob sie sich aus dem Bett. Was hatte Gyrr gesagt? Pilotedress stand bereit für die, die noch mit ihrem Jäger fliegen konnten. Sie gehörte zu denen die ihren Jäger noch nutzen konnte also würde sie den schweren Anzug anlegen müssen. Es war nicht so als ob sie sich nicht darüber freuen würde in ihre Maschine steigen zu können, aber warum jetzt? Hätte man nicht noch ein paar Stunden warten können? Sie rieb sich die Augen, betrat die kleine Nasszelle um sich zu erfrischen, dann packte sie ihre Sachen, was recht schnell ging. Zog die Schwere Pilotenmontur an, warf sich ihr Gepäck über den Rücken und stapfte in die Messe.

Sie war nicht die einzige dort. Also setzt sie sich irgendwohin wo Platz war, nippte an ihrem Caf und aß etwas. Ihr Magen dankte es ihr und der Caf bewirkte, dass die Müdigkeit verschwand. Er tat ungemein gut. Sakura wechselte das ein oder andere Wort mit einigen ihrer Kameraden die überlebt hatten. Es schien so etwas wie ein Band zu geben nach der Prügelei vor einigen Stunden hier. Vielleicht hatte die letzte Mission sie doch ein wenig zusammen geschweißt. Jedenfalls konnte sie nicht behaupten nicht froh darüber zu sein. Immerhin gehörten sie schließlich zusammen. Die junge Pilotin trank ihre Tasse aus, leerte ihren Teller und dann ging es auch schon weiter.

Kurz darauf saß sie in ihrem Jäger, auf dem Weg zur Marauder-Korvette. Heil froh den nervigen Reportern bisher entgangen zu sein. Sie konnten froh sein, dass sie sich nicht hatten blicken lassen. Sakura hätte alles nur kein Interview gegeben und dies hätte diesen aufgeblassenden Kerlen nicht gefallen. Komisch war es dennoch, dass sie sich nicht hatten blicken lassen. Auch wenn diese Mission nicht so gelaufen war. Immerhin konnte sich Sakura nicht vorstellen, dass sich KOMENOR eine solche Sache entgehen lassen würde. Bei ihnen rechnete sie einfach mit allem. Wer wusste schon was sie sich aus den Fingern saugen würden nur um irgendwelche Schlagzeilen zu haben.

Lang brauchten sie für den Wechsel von „Defender“ zur Marauder nicht. Als Sakura ihren Jäger in die Verankerung setzte und die Maschinen abschaltete war sie erleichtert. Dann öffnete sie die Luke und zog den Helm vom Kopf ehe sie nach unten sprang auf den Boden des Hangar. Den Helm unter den Arm geklemmt sah sie sich um. Der Teil der Wolves der in seinen Jäger hergekommen war verließ ebenfalls ihre Maschinen und trat auf den Boden des Hangars. Sakura entschied zu warten. Immerhin wusste sie nicht was als nächstes folgen würde, auch wenn sie sich wünschte noch ein wenig Schlaf zu bekommen, so konnte dies warten. Sie fühlte sich um einiges besser und wacher als noch vor zwei Stunden.

[: Iridonia-System | Marauder Korvette | Hangar :||: Flight Officer Sakura Mitsumo, Captain Aiden Thiuro & der Rest der Wolves :]
 
[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: VEN „Defender“ | Deck Dreizehn | Pilotenmesse :||: Captain Aiden Thiuro und anderer Piloten :]

Lustlos aß der Bastioner sein karges Frühstück. Obwohl er geschlafen hatte, fühlte er sich irgendwie als wäre er unter die Räder gekommen. Zum einen konnte es daran liegen, dass sowohl die Schlacht als auch die überraschende Prügelei mit den Scimitar-Piloten seine Spuren hinterlassen hatte. Zum anderen waren harte Feldbetten und bloß vier Stunden Schlaf nach solch einem anstrengenden Tag einfach keine sehr gute Kombination. Man konnte also schlicht und ergreifend sagen: Sein Körper hatte einfach nicht die Erholung bekommen, die er nach all den Strapazen, die er an diesem Tag am eigenen Leib gespürt hatte, eigentlich gebraucht hätte. Jedoch half ihm kein Wehklagen in solchen Situationen. Als ein Angehöriger der Imperialen Streitkräfte befolgte Aiden Thiuro Befehle – mehr nicht.

Nein, im Moment schätzte er sich bloß glücklich, dass sich dieses Mal alle Anwesenden ruhig, sehr ruhig verhielten. Mochte die Pilotenmesse vor ein paar Stunden noch Schauplatz einer waschechten Schlägerei zwischen abgekämpften, zum Teil zornigen Uniformierten gewesen sein, so unterschied sie nun nichts von den anderen Örtlichkeiten, wo einfache Militärangehörige, die keine allzu großen Privilegien genossen, ihre Mahlzeiten einnahmen. Während sich Aiden beiläufig umschaute, führte er schweigend die beladene Gabel zu seinem Mund. Danach kaute er bedächtig, aber weiterhin eher lustlos auf dem Essen herum. Obwohl das Imperium im Iridonia-System gewissermaßen einen Sieg errungen hatten, schien die Stimmung auf einem Tiefpunkt zu sein. Mehr und mehr fühlte sich der Captain in seiner Sichtweise, dass die Imperialen das „Siegen“ verlernt hatten, bestätigt.

Plötzlich betrat sein Stellvertreter, der Chiss Pra'dras'keloni, die Messe. Dank der weißen Verbände, leichte Blessuren und ein leichtes Hinken wirkte der blauhäutige Humanoide ziemlich lädiert. Doch in diesem Moment fiel einem – mochte man auch noch so wenig mit diesem fastmenschlichen Volk anfangen können – vor allem dessen grimmiger Gesichtsausdruck auf. Offensichtlich war der Flight Lieutenant verstimmt, äußerst verstimmt. Aiden legte die Gabel seelenruhig zur Seite, während sich der Untergebene dem Tisch, an dem der menschliche Bastioner saß, näherte. Mittlerweile kannte er seinen ehemaligen Flügelmann. Die vielen gemeinsamen Flüge – sowohl in der Realität als auch im Simulator – hatten sie jeweils zu „offenen Büchern“ für den anderen gemacht. Begleitet von einem hörbaren Schnauben ließ sich der Chiss auf einen Stuhl nieder, fixierte mit seinen rubinroten Augen den Captain und ergriff anschließend sofort das Wort.

Zweifellos schwang ein vorwurfsvoller Unterton in seiner Stimme mit als er fragte:
„Eine Marauder? Nachdem wir ein Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse unschädlich gemacht haben, schickt man uns zum Dank auf so eine mickrige Korvette?“

Drask, die Zeiten, in denen wir Einzelquartiere auf einem Supersternzerstörer bezogen haben, sind leider längst vorbei“, entgegnete der Staffelführer und hob dabei abwehrend die Hände. „Du weißt, dass wir spätestens seit der Niederlage bei Corellia einen schlechten Stand im Korps haben. Feskin zielt noch immer auf unsere Demontage ab...“

Der Chiss verzog das Gesicht. Dirpa steht auf 'unserer' Seite!“, platzte es plötzlich aus ihm heraus. „Mir ist schon klar, dass die 'Defender' mit diesen Schäden reif für das Dock ist. Genauso kann ich nachvollziehen, dass die Achte bloß begrenzten Platz für Sternjäger hat.“ Seine Augen schrumpften langsam zu schmalen Schlitzen zusammen. „Aber du kannst mir nicht erzählen, dass die 'Executor', die 'Paladin' oder die 'Emperor's Mercy' keine Aufhängungen für uns hätten, Aiden! Wir haben stets unsere Pflicht für das Imperium getan; wir sind die Elite!“

Natürlich sprach der Flight Lieutenant die Wahrheit. Daran konnte der Bastioner selbstverständlich nicht rütteln. Dank Horvic deVries' Wohlwollen hatte man das „Wolves' Squad“ – trotz der ziemlich unrühmlichen Vergangenheit als „Imperial Falcons“ – von Beginn an zur neuen Elite des Imperialen Sternjägerkorps erhoben. Man hatte die zwölf Piloten der ersten Generation nahezu mit Privilegien überschüttet. So waren sie unter anderem sogleich Teil der Besatzung der legendären „Intimidator“, hielten sich in der Gesellschaft von namhaften Persönlichkeiten wie Grand Admiral Kratas auf und waren sogar Gäste auf dem Imperialen Ball gewesen. Selbst während des Sith-Bruderkrieges hatten sie – auf Seiten der Loyalisten – Siege errungen und so ihren herausragenden Status immer wieder erfolgreich unter Beweis gestellt. Erst nach der Zweiten Schlacht um Bastion waren ihre Maschinen gewissermaßen einem finsteren Horizont entgegen geflogen. Osarian und Corellia stellten demnach Schandflecke in ihrer Historie dar – und reichten Gegnern aus, um sie vom Thron zu stoßen. Schon im Hinblick auf diese Geschichte konnte Aiden seinen Stellvertreter also verstehen. Doch sie waren noch immer Soldaten. Sie befolgten Befehle.

„Die 'Wolves' haben auch schon auf der 'Guardian' und der 'Swarm' gehaust“, erwiderte Aiden nach kurzem Überlegen. Er bemühte sich um einen milden Tonfall. „Und solche Eskortträger gelten auch nicht gerade als prestigeträchtige Modelle der Imperialen Flotte. Beißen wir also – wie immer – die Zähne zusammen...“

'… und hoffen wir, dass man uns am Ende nicht ebenfalls nach Yaga Minor schickt', dachte er sich anschließend bloß. Man konnte deutlich sehen, dass dem Chiss diese Argumentation nicht gefiel. Er erhob aber keine Widerworte. Womöglich mochte sich so mancher junger, unerfahrener Offizier der Imperialen Flotte darüber freuen, wenn man ihm tatsächlich das Kommando über eine Korvette der Marauder-Klasse überließ. Und unter Umständen fühlte sich auch so manche Staffel wirklich geehrt, wenn man sie ebenfalls auf solch einem flinken Schiff stationierte. Für den Flight Lieutenant – und insgeheim für den Captain – löste ein solcher Versetzungsbefehl keine Freude aus. Nein, ihrer Sicht nach hatten sie inzwischen schon zu viel geleistet; waren zu bekannt. Schnell tauschte man noch ein paar Worte aus, dann verließ Drask die Pilotenmesse wieder. Sie hatten höchstens noch eine Stunde bis zu ihrem Übersetzen auf die 'Hoplite'.

***

Der Vergleich mochte zwar unfair sein, aber im Vergleich zu einem Sternzerstörer der alten Venator-Klasse wirkte die 'Hoplite' schon im Anflug winzig. Mit knapp zweihundert Standardmetern Länge mochte das Kriegsschiff für seine Klassifikation als Korvette zwar groß sein, aber die Mehrheit der Flottenoffiziere bezeichnete die Marauder trotz allem als Riese unter den Zwergen. Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf setzte Aiden mit seinem TIE/D nun einen direkten Kurs auf das Schiff, das in aller Ruhe durch das schwarze Nichts trieb. Dabei ließ er nur für den Bruchteil einer Sekunde den „Geistesblitz“ zu, dass man beim Fortsetzen dieser Kette seinen Sternjäger höchstwahrscheinlich als Mikrobe oder ähnliches bezeichnen würde. Nein, ein Mitglied des Sternjägerkorps konnte sich bloß schwerlich über die Größe aufregen. Sie standen in der Beziehung zweifellos am unteren Ende der Reihenfolge.


Wolves, hier Eins – Tempo auf ein Drittel der Maximalgeschwindigkeit drosseln, Formation trotz allem beibehalten“, befahl der Bastioner mit strenger Stimme. Irgendwie spürte er bei diesem Flug nicht die übliche Euphorie. Sie fehlte komplett. „Lasst mir die Sentinel ja eingeschlossen!“

Obwohl stets winzige Versorgungsschiffe – zumeist Frachter oder Personenshuttles – zwischen den stählernen Kolossen hin und her flitzten, konnte man die derzeitige Atmosphäre im Iridonia-System als ziemlich ruhig bezeichnen. Denn weder die Zabraks, noch die Mandalorianer, die man vorläufig durch eine ganze Kampfgruppe in Gewahrsam genommen hatte, rührten sich. Mittlerweile ließ das Imperium sogar wieder die ersten Frachter zu, die zur planetaren Oberfläche fliegen und somit die Bevölkerung dieser öden Welt versorgen durften. Eine „lockere“ Blockade – so konnte man also die gegenwärtige Situation vortrefflich bezeichnen, was für manchen Beobachter höchstwahrscheinlich ein Novum imperialer Besatzungspolitik darstellen mochte. Schließlich legten imperiale Einheiten bloß selten, äußerst selten solch eine Milde während einer Militäroffensive an den Tag. Doch dafür interessierten sich weder die acht TIE-Defender noch der Transporter der Sentinel-Klasse in diesem Moment. Ihr „Interesse“ galt einzig und allein der Marauder, die vor ihnen lag.

Es lagen höchstens noch zehn oder zwanzig Kilometer zwischen der Elitestaffel und der Marauder als sich plötzlich eine fremde Stimme beim „Alphawolf“ meldete:
[Wolf Eins, hier Hangarkontrolle 'Hoplite' – Sie haben grünes Licht zur Landung. Schicken Sie zuerst den Transporter rein. Denn viel Platz zum Rangieren haben wir nicht...]

„Sentinel, Sie haben den Vorzug“, teilte Aiden anschließend dem Transporterpiloten mit, nachdem er den Kanal gewechselt hatte. „Wir halten so lange die Stellung.“

Langsam, für den Geschmack eines erfahrenen Sternjägerpiloten vielleicht sogar ein bisschen träge, brach das schneeweiße Landungsschiff aus der Formation aus, indem es unter den acht Maschinen hinweg tauchte, und gab dann noch einmal kurz Schub, um dann mit einem letzten kräftigen Stoß in Richtung „Hoplite“ zu gleiten. Da sie routiniert einen recht günstigen Anflugwinkel gewählt hatten, konnte man den offenen Hangar schon jetzt sehen; oder besser: erahnen. Unter dem schweren Helm seufzte der Bastioner leise, während er das „Spektakel“ aus der Ferne beobachtete. Sein Sternjäger – so wie die anderen sieben auch – trieb mit minimaler Geschwindigkeit der Korvette entgegen. Er hatte also genügend Zeit das kleine Kriegsschiff in Beschau zu nehmen. Denn bislang hatte man ihn noch nie auf solch einem Ding stationiert. Würde der begrenzte Raum förderlich sein? Obgleich der Pilot nicht bewusst in diese Richtung dachte, reiften auf einmal Gedanken zu dieser Thematik.

Letztendlich gelang der gesamten Staffel die Landung im Hangar der „Hoplite“ problemlos. Schnell hatte ein TIE/D nach dem anderen seine Halterung gefunden und kurz darauf entstieg der jeweilige Pilot. Während unten ein kleines Empfangskomitee auf den neusten „Zuwachs“ wartete, gönnte sich der Captain noch rasch einen Blick. Denn er wollte sich erst einmal einen gründlichen Eindruck von der Korvette verschaffen. Beispielsweise interessierte ihn zum jetzigen Zeitpunkt, ob die Marauder während der Schlacht um Iridonia erhebliche Treffer hatte einstecken müssen oder ob er auf Anhieb irgendwelche strukturellen Fehler ausmachen konnte. Mit einem äußerst aufmerksamen Blick nahm er zügig eine Stelle nach der anderen – teilweise aus weiter Ferne – in Augenschein. Jedoch fiel ihm nichts auf, weshalb er sich am Ende an den Abstieg machte. Unten hatten sich schon die Mitglieder seiner Staffel – Piloten wie Personal – versammelt.

Ein Offizier mit kuriosem Schnauzer und blassen Teint begrüßte die Neuankömmlinge. Nach einem schneidigen Salut sagte der blonde Mensch mit näselnder Stimme:
„Lieutenant Commander Yavesk Amadis, Kommandant der 'Hoplite'.“ Lächelnd reichte er Aiden die Hand. „Es ist mir eine Ehre die Bekanntschaft der berüchtigten 'Wolves' zu machen.“

„Die Ehre ist auf meiner Seite, Sir“, entgegnete der „Alphawolf“ höflich und nahm den Handschlag an.

Danach stellte er kurz seine beiden Begleiter vor:
„Chief Leed, unser Quartiermeister, und Officer Miicja, Flugleitoffizier an Bord. Ich denke, mit den beiden haben Sie erst einmal ein paar Dinge zu besprechen, Captain Thiuro.“ Es folgte ein Nicken. „Ich werde wieder auf der Brücke gebraucht.“

„Sergeant Tonith, Sie kümmern sich um die Quartierverteilung“, befahl der Bastioner anschließend. Sein Blick wanderte danach von der Muun zu dem kräftigen Menschen. „Sergeant Odai, Ihre Leute kümmern sich um die Wartung der Maschinen. Der Rest der Staffel hat einen freien Tag. Wegtreten.“

[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: MAR „Hoplite“ | Hangar :||: Captain Aiden Thiuro und „Wolves“ :]
 
- Deputy Secretary Levy Flim, COMPNOR, Coalition for Progress –

[Iridonia-System, Achte Gefechtsflotte, ISD II Executor, Korridor]- Deputy Secretary Flim

Levy Flims Finger folgen geradezu über den Datenblock, den er in seiner linken Hand hielt, während er gemessenen Schrittes durch den Kommandoturm des Imperialen Sternzerstörers Executor – Flaggschiff der Achten Gefechtsflotte – schritt. Viele Dinge galt es anzustoßen, ins Reine zu bringen und mit dem Blinkwinkel der allgegenwärtigen Kommission zum Erhalt der Neuen Ordnung zu versehen, denn das Imperium hatte hier, im Iridonia-System und in der Kampagne gegen den sogenannten „Eisernen Bund“, einen wichtigen Etappensieg errungen und dabei sogar eine seltene Gelegenheit ergattert, die Neue Republik ungeachtet des Vertrags von Umbara bloßzustellen und zu brüskieren. Wie genau die Fakten in dieses Bild passten – und womöglich kreativ modifiziert werden mussten – das war Flims unmittelbare Verantwortung, weswegen er sich – sehr zu seinem Missfallen – auf einem Schiff aufhalten musste, das unmittelbar in Kampfhandlungen verwickelt war. Natürlich hätte er seine Aufgaben lieber von einem bequemen Schreibtischstuhl auf Bastion aus erledigt, doch man hatte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass diese Dinge zu wichtig waren, um sie einem Subalternen zu überlassen… und dass ein erfolgreicher Ausgang sich durchaus günstig auf seine weitere Karriere innerhalb der Kommission auswirken konnte.

Flim hatte kein Problem damit, den ihm im Korridor entgegen kommenden Personen auszuweichen – dafür sorgten diese schon selbst. An Bord es Flaggschiffes war er als Angehöriger der COMPNOR natürlich zu einem gewissen Grad ein Fremdkörper, selbst unter jenen Soldaten und Offizieren, deren Treue zur Neuen Ordnung kein bloßes Lippenbekenntnis war, und er musste sich eingestehen, dass er sich – da man ihm aus Rücksichtnahme auf die Flotte kein Kontingent CompForce-Soldaten zu seinem Schutz zugeteilt hatte – ab und an, etwa, wenn er in einer der Messen des Sternzerstörers speisen musste, durchaus verwundbar führte. Doch dann war da wiederum die Gewissheit, dass das Sicherheitsbüro auch auf diesem Schiff seine Gewährsleute haben musste und dass kein Soldat des Imperiums töricht genug war, seinen Unmut an einem hochrangigen Funktionär der COMPNOR auszulassen. Bei diesem Gedanken gestattete Flim sich ein leichtes Lächeln. Am Ende kannte im Imperium doch jeder seinen Platz.

Als er sein Ziel, das Büro des Admirals der Achten Gefechtsflotte, Gav Altair, erreicht hatte, fand er seinen Weg wie erwartet versperrt. Zwei Männer in den schwarzen Uniformen der Flottensoldaten waren zu jeder Zeit vor dem derzeitigen Aufenthaltsort des Admirals stationiert, was Flim zumindest die Gewissheit verschaffte, dass er Altair auch tatsächlich hier, und nicht etwa auf der Brücke des Schiffes oder gar in seinen Quartier auffinden würde. Als er merkte, dass ihm die beiden Wachen ihre volle Aufmerksamkeit schenkten, ließ Flim seinen Datenblock sinken und setzte sein verbindlichstes Lächeln auf.

„Gentlemen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne mit Admiral Altair sprechen.“

Der Blick, den die beiden Männer wechselten, sprach Bände.

„Der Admiral ist beschäftigt“, ließ ihn der Ranghöhere schließlich wissen.

„Aber, aber, Sergeant…“

Wie lange Flim gebraucht hatte, um endlich die Rangabzeichen von Flotte, Armee, Sternenjägern und Sturmtruppenkorps den entsprechenden Rängen zuordnen zu können…

„Ich bin mir sicher, dass der Admiral für den Dienst am Imperium niemals zu beschäftigt ist. Denn deswegen bin ich hier.“

Erwartungsgemäß verzog der Sergeant unwillig das Gesicht, ehe er nach seinem Comlink griff. Er wusste, dass er eine Debatte den „Dienst am Imperium“ betreffend mit einem Deputy Secretary der COMPNOR nicht gewinnen konnte. Flim hoffte nur, dass diese Erkenntnis nicht allzu schnell die Runde machte und man im Komitee auf die Idee kam, einem jeden Flaggschiff der Flotte regelhaft einen Funktionär seinesgleichen zuzuteilen.

„Admiral, Deputy Secretary Flim ist hier, um mit Ihnen zu sprechen“, sprach der Flottensoldat in sein Comlink. Mit einem Blick auf Flim fügte er hinzu:

„Er meint, es sei wichtig.“

Eine kurze Pause entstand – in der der Soldat wohl der Replik seines Admirals lauschte – ehe er resigniert sein Comlink sinken ließ und mit seinem Rangzylinder die Tür des Büros öffnete.

„Sie dürfen eintreten.“

„Verbindlichsten Dank, Sergeant.“

Flim passierte die beiden Soldaten, betrat das Büro – und prallte im sprichwörtlichen Sinne gegen eine Mauer aus Ablehnung. Wenn Blicke töten könnten, so hätten die Augen Admiral Altairs den COMPNOR-Funktionär in diesem Moment in einen rauchenden Haufen Asche verwandelt.

„Flim, wenn Sie mich wieder mit Details Ihres Propagandakriegs behelligen wollen…“, begann der Admiral, ehe der Angesprochene ihn mit einer beschwichtigenden Geste unterbrechen konnte.

„Oh nein, Admiral, keine Sorge. Ich bin hier, um Ihnen größtes Lob für den bisherigen Fortschritt Ihrer Operation auszusprechen. Der Sieg bei Orindia und Iridonia aus dem Eisernen Bund herauszubrechen war genau das, was das Imperium in diesem Moment brauchte.“

Ungeachtet seines Lächelns war Flim der Giftgehalt seines Kompliments – wie auch dem Admiral – durchaus bewusst, schließlich hatte es einer Intervention anderer Teile der imperialen Flotte bedurft, um dieses Resultat endgültig zu festigen.

„Und das ist so wichtig, dass Sie mich sofort sprechen mussten?“, entgegnete Altair dann auch entsprechend schroff.

„Nein.“

Kurz konzentrierte er sich auf seinen Datenblock, um ein angefangenes Statement gegen die letzten Berichte auszutauschen, die seine Gewährsleute ihm bezüglich der Ereignisse im Iridonia-System – noch vor der Ankunft der Executor – zugespielt hatten.

„Ich bin hier, weil es an der Zeit ist, unseren tapferen Soldaten etwas Anerkennung zu zollen.“

Vergnügt stellte Flim fest, wie sich die Mimik des Admirals angesichts seiner pathetisch angereicherten Worte verfinsterte.

„Besonders, nachdem Sie es mit den so berüchtigten wie gefürchteten Mandalorianern aufgenommen haben.“

„Lassen Sie mich raten… Sie spielen auf die Wolves an? Die neue Haus- und Hof-Staffel der COMPNOR?“

Der Sarkasmus des Admirals – ebenso wie die Tatsache, dass er exakt ins Schwarze getroffen hatte – brachte Flim nicht aus der Ruhe.

„Eine Staffel, die auch den Segen und Respekt des größten Märtyrers hat, der je für das Imperium sein Leben geben durfte“, rief er dem Admiral in Erinnerung.

„Und die, wie Sie zugeben müssen, Ihre Exzellenz einmal mehr unter Beweis stellen konnte. Ich wage zu behaupten, dass Marshall Dirpa mir zustimmen dürfte.“

„Wenn das so ist, warum sprechen Sie mit ihr nicht über diese Sache?“

Flim schüttelte leicht tadelnd mit dem Kopf.

„Weil Sie der Kommandeur der Achten Flotte sind, Admiral. Sie entscheiden nicht nur über das Schicksal der Soldaten und Offiziere auf ihren Schiffen, sondern auch über das der Piloten. Bei Ihnen liegt das Privileg des ultimativen Tadels, wie auch des ultimativen Lobes.“

„Und Sie denken, dass es an der Zeit ist… ultimativ… zu loben?“

Altair schnaubte.

„So wie ich einige Berichte von der Defender lese, gab es da durchaus Ereignisse, die nicht unbedingt in Ihre Hochglanzberichterstattung passen.“

Das Flackern in Flims aufgesetztem Lächeln war hoffentlich flüchtig genug, um dem Admiral nicht weiter aufzufallen.

„Nichtsdestotrotz liegen mir Berichte vor, die die eine oder andere Belobigung sehr nahelegen.“

Flims Grinsen wurde wieder breiter.

„Zum Beispiel die Beförderung von Captain Aiden Thiuro.“

Einmal mehr war er sehr dankbar für den Fingerzeig, den er dahingehend bekommen hatte, dass Marshall Dirpas Büro dem Admiral exakt diesen Personalsachverhalt bereist vorgeschlagen hatte. Der einzige Unterschied zwischen ihm und Dirpa in der Sache war wohl nur, dass ihm die soldatischen Fähigkeiten des Staffelführers der Wolves herzlich egal waren. Er war ganz einfach der Posterboy, mit dem man der Republik und der gesamten Galaxis Iridonia perfekt unter die Nase reiben konnte.

„Ein Umstand, der sich wie kein anderer für eine feierliche Zeremonie eignet!“, setzte er noch einen drauf.

„Denken Sie an die Moral Ihrer Leute, Admiral!“

„Bezüglich der Flottenmoral brauche ich gewiss keine Ratschläge der COMPNOR, vielen Dank“, erwiderte Altair missmutig, doch ihm war bereits anzusehen, dass er wohl an keine Argumente denken konnte, die gegen eine Beförderung des Piloten sprächen. Und was die Öffentlichkeitswirksamkeit anging – da hatte er keine Wahl.

„Aber Sie haben Recht… die Verluste, die unsere Piloten erleiden mussten, verlangen nach einer gewissen… Anerkennung.“

Der Admiral wirkte, als würden ihm seine eigenen Worte nicht so recht schmecken.

„Und Captain Thiuros Führung seiner Staffel war einmal mehr… exemplarisch, wie mir Marshall Dirpa versichert, insbesondere gemessen an den Resultaten.“

Altair seufzte.

„Sie bekommen Ihre Zeremonie, Secretary. Ich werde die 152ste auf die Executor beordern…“

[Iridonia-System, Achte Gefechtsflotte, ISD II Executor, Büro des Admirals]- Deputy Secretary Flim, Admiral Gav Altair
 
[Weltraum | Iridonia-System | Shuttle von der VEN Defender zur MAR Hoplite] Chett Nectu; Aiden Thiuro, Sakura Mitsumo und Wolves-NPCs in den Jägern nahebei

Das Innere der Marauder-Korvette unterschied sich nicht sehr stark von dem jedes anderen imperialen Kriegsschiffes. Die Korridore waren etwas schmaler, und natürlich war alles weniger weitläufig, aber für Chett Nectu fühlte sich die Hoplite nicht anders an als die Defender oder die Champion. An Schiffe band er sich emotional ebenso wenig wie an Menschen oder Gegenstände. Ja, die Stationierung auf diesem relativ kleinen Kriegsschiff älteren Baujahres mochte für viele wie eine Degradierung aussehen und einen weiteren Bruch mit dem Elitestatus der Wolves bedeuten. Für ihn aber machte es keinen Unterschied. Weder gefühlsmäßig noch in der Praxis. Das Quartier, das er hier zusammen mit seinem Mitbewohner bezog, war ungefähr genauso groß und ähnlich ausgestattet wie das letzte. Es gab einen Trainingsraum und eine Messe in der Nähe. Und das Essen schmeckte vermutlich auch genauso. Die Gemeinschaftsräume waren kleiner und die Wege dorthin etwas kürzer, sonst schien sich durch den Umzug auf die Hoplite nicht viel zu verändern.

Lediglich einen Umstand gab es, über den Nectu wirklich nicht begeistert war: Bei der Vergabe der Zimmer durch die Quartiermeister der Korvette hatte mans ich nicht an die bisherigen Paarungen gehalten. Er hatte einen neuen Mitbewohner, und das war ausgerechnet Amon Synn; das Staffelmitglied, das nach der Konfrontation vom Vorabend vermutlich die mit Abstand geringste Meinung von ihm hatte. Dem Piloten war anzusehen, dass er ebenso wenig begeistert war wie Chett, aber er sagte nichts. Auch hier galt: Befehl ist Befehl. Für einen Antrag auf Umquartierung war ihm seine Abneigung gegenüber dem Yaga-Minoer wohl nicht gravierend genug. Sie würden sich und weiterem Streit einfach aus dem Weg gehen müssen. Und das konnte Chett eigentlich nur recht sein. In den etwas engeren Verhältnissen auf der Hoplite gab es vermutlich weniger Möglichkeiten, sich der Staffel zu entziehen. Zumindest in seinem Quartier musste er so nicht mit Anfreundungsversuchen rechnen. Und nach seinem Verhalten vom gestrigen Abend vielleicht auch sonst nirgends. Er hatte sich sozial isoliert, wenigstens für eine Weile. Sofern nicht irgendwer von der Besatzung der Korvette versuchte, Kontakt zu ihm herzustellen, würde er vorläufig von persönlicher Interaktion verschont bleiben und sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren können.


Doch worin bestand die eigentlich? Er hatte keinen Jäger mehr. Soweit er beobachtet hatte, war das Wrack nicht einmal mit auf die Hoplite gebracht worden; es war im Hangar der Defender zurückgeblieben. Das sprach Bände darüber, wie die Chancen für eine baldige Wiederherstellung standen. Bisher gab es keine Aussagen darüber, ob und wann neue Maschinen zur Verfügung stehen würden. Im Moment war er ein Pilot ohne Cockpit. Was mochte das für die nächsten Gefechte bedeuten? Sollte er einfach hier an Bord hocken bleiben und abwarten, während die anderen in die Schlacht flogen? Oder würde rechtzeitig Nachschub kommen? Würde das dann ein neuer TIE/D sein oder würde man ihn womöglich wieder in einen Interceptor stecken? Mindestens eine Maschine von dieser Sorte hatte er in einer Halteklammer hängen sehen, als sie im Hangar angekommen waren. Piloten hatte sie aber keine mehr; was von der Staffel geblieben war, das war bereits von Bord gegangen, sonst hätten die Wolves nicht ihre Quartiere beziehen können. Sollte der Interceptor tatsächlich als Ersatz für den zerstörten Defender gedacht sein, wäre das auf alle Fälle ein schlechter Tausch; Chett freute sich nicht darauf, wieder in so eine Maschine zu steigen. Aber bisher war das nur reine Spekulation. Er entschied, sich nicht verrückt zu machen, sondern einfach Befehle abzuwarten, wie man es von einem braven Soldaten erwartete.

Der ›freie Tag‹, den Captain Thiuro ausgelobt hatte, ging relativ ereignislos vorüber. Wie die meisten nutzte Chett Nectu ihn vor allem, um sich nach dem Kampf zu regenerieren. Duschen, Schlafen, Essen und ein wenig Bewegung, das kam gerade recht. Viele suchten auch den Kontakt untereinander und teilweise wohl auch zu den Leuten von der Hoplite, sie redeten über ihre Erlebnisse und die aktuelle Situation. Der Yaga-Minoer konzentrierte sich aber leiber darauf, all das zu verdrängen, und stopfte es in den Teil seines Unterbewusstseins, wo beispielsweise auch die Zerstörung der Champion und der Abbruch des Kontakts zu seiner Familie ihren Platz gefunden hatten. Er schaffte es, in die träge Ignoranz zurückzufallen, die es ihm ermöglichte, weiterzumachen, ohne sich mit dem Tod von Kameraden und Gegnern ernsthaft auseinandersetzen zu müssen. Abermals war ihm beinahe alles egal, und wer ihn an diesem Tag zu Gesicht bekam, der würde wohl nicht denken, dass er gerade ein paar sehr aufwühlende Erlebnisse hinter sich hatte. Er schien wohl der einzige Wolf zu sein, der sich nichts aus den Geschehnissen machte. Und der einzige, der nicht das mindeste Interesse hatte, sich in irgendeiner Weise auf der Hoplite einzuleben, die nun vielleicht für viele Monate oder sogar Jahre die Heimat der Staffel sein könnte.


[Weltraum | Iridonia-System | MAR Hoplite] Chett Nectu; Aiden Thiuro, Sakura Mitsumo und die Wolves
 
[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: MAR „Hoplite“ | Quartier des Staffelführers :||: Captain Aiden Thiuro :]

Mit der Ankunft der Achten Gefechtsflotte und der Kapitulation der mandalorianischen Söldner war mit einem Mal eine Art „Ruhe“ ins Iridonia-System eingezogen. Der Großteil der Imperialen konnte so für einen kurzen Moment verschnaufen, Kraft sammeln und sich dann langsam, aber sich für den nächsten Schritt – aller Wahrscheinlichkeit nach die Hauptwelt Ord Mantell – vorbereiten. Denn der Feind war nach diesen Rückschlägen noch immer nicht am Boden, sondern bleckte weiterhin mutig die Zähne – so erzählte man es sich jedenfalls innerhalb des gesamten Kampfverbandes. Beinah auf jedem Kriegsschiff konnte man auf irgendein Gerücht stoßen, das in diese Richtung ging. Selbst die unscheinbare „Hoplite“ blieb davon nicht verschont.

Dank dem üblichen Buschfunk war auch Aiden, obwohl er erst seit ein paar Stunden mit samt seiner Staffel auf der kleinen Marauder war, war so schon über mehrere Phantastereien gestoßen als er den Kontakt zur hiesigen Besatzung gesucht hatte. Nun, da sich der Papierkram auf seinem neuen Tisch stapelte, musste er auf einmal unweigerlich daran denken. Wie würden die „Wolves“ in die nächste Schlacht ziehen? Wie viele gute Piloten würden sie das nächste Mal verlieren? Leise seufzend rieb sich der Bastioner die Schläfen. Die paar Stunden, die er geschlafen hatte, hatten seine Reserven nur bedingt wieder aufgeladen. Jedoch mussten sowohl die notwendigen Berichte als auch die üblichen Todesmitteilungen geschrieben werden solange die Flotte noch im System war.

Er fuhr sich durch das pechschwarze Haar. Sein Blick wirkte leer. Noch mochte es die Einheit zwar nicht wissen, aber sie hatten Probleme. Innerhalb kürzester Zeit musste er nicht nur drei freie Plätze mit guten Piloten ersetzen, sondern auch noch vier passende Maschinen organisieren. Da Feskin die Führung im Sternjägerkorps inzwischen inne hatte, kam zu allem Überfluss auch noch ein fehlender Rückhalt von höheren, einflussreichen Stellen hinzu. Konnte er an dieser Front demnach einen Sieg erringen oder musste er womöglich den Pakt mit der teuflischen KOMENOR erweitern? Papier, er sah plötzlich nur noch Papier vor sich. Irgendwie kam in ihm das Gefühl empor, dass ihm die ganze Last zu schwer wurde. War er wirklich die richtige Person?


„Ich muss hier raus!“, brummte er mit einem Mal bestimmt, stand auf und verließ sein Quartier.

Irgendwie musste er seinen Kopf frei bekommen! Während der Pilot entschlossenen Schrittes durch den schmalen Korridor der Korvette ging, dachte er fieberhaft an die Möglichkeiten. Sollte er in die Messe gehen? Nein, dafür war einfach nicht die richtige Stunde. Schnell, zu schnell würde sich auf dem kleinen Schiff herumsprechen, dass der Staffelführer der „Wolves“ um diese frühe Uhrzeit zum Alkohol griff – für Neider nur ein weiterer Beweis für den vermeintlichen „Verfall“ der Elite. Nein, er musste eine andere, unverfänglichere Örtlichkeit aufsuchen! Schlussendlich entschied er sich für den Trainingsraum. In Situationen, die stressig waren, hatte ihm Sport schon öfters geholfen. Voller Grimm im Gesicht ging Aiden so seinen Weg.

Gerade als der Captain den Raum betrat war Amon Synns Stimme zu hören. Recht giftig klang der Pilot als er sagte:
„... sollten wir diesem ehrlosen Mistkerl eine Abreibung verpassen...“

Mehr konnte der Bastioner nicht aufschnappen, denn nachdem Irimore einen hohen, japsenden Laut von sich gegeben hatte, hatte sich die recht kleine Gruppe – bestehend aus dem letzten verbliebenen Mitglied der Zweiten Rotte, dem unerfahrenen Kuati, Caranthyr und Mengsk – aufgelöst. Begleitet von einem Schweigen, das peinlich berührt war, gingen die vier Männer zu den Sportgeräten. Ohne es tatsächlich zu beabsichtigen, ließ Aiden den richtigen Moment zum Handeln verstreichen. War er einfach zu beschäftigt? Weiterhin mit einer grimmigen Miene auf den Lippen schritt er stattdessen durch den Raum, ließ sich auf der Hantelbank nieder und musterte danach die Gewichte. Sank das Schiff? Ging seine Staffel unter?

Caranthyr, helfen Sie mir bei den Gewichten...“, befahl er.

[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: MAR „Hoplite“ | Trainingsraum :||: Captain Aiden Thiuro, Officer Synn, Officer Irimore, Officer Mengsk und Officer Caranthyr :]
 
[Weltraum | Iridonia-System | MAR Hoplite] Chett Nectu; Aiden Thiuro, Sakura Mitsumo und die Wolves

Wie immer gab sich Chett Nectu keine Mühe, mit seinen Staffelkameraden in Kontakt zu kommen. Aber ganz vermeiden konnte er das auch nicht. Es stellte sich heraus, dass es auf einem so kleinen Schiff wie der Hoplite um so schwerer war, sich aus dem Weg zu gehen. Wohin er auch ging, schien einer von ihnen schon auf ihn zu warten. Sich in seine Kabine zurückzuziehen, war auch keine Alternative, denn dort wohnte auch Amon Synn, mit dem sich der Yaga-Minoer im Moment am wenigsten beschäftigen wollte. So ließ es sich nicht umgehen, dass er hier und da ein paar Brocken von dem aufschnappte, was gesprochen wurde. Und dabei spürte er deutlich, dass sein Verhalten am Vortag das Bild, das seine Kameraden von ihm hatten, entscheidend geprägt hatte. Die Blicke und Bemerkungen, die er auffing, ließen den Schluss zu, dass die Sache noch ein Nachspiel haben würde. Chett wurde langsam aber sicher klar, dass er übers Ziel hinaus geschossen war. Er hatte die Absicht gehabt, die anderen nicht an sich heran zu lassen. Persönliche Bindung machte es nur unnötig schwer, Verluste zu ertragen, weshalb er lieber für sich blieb. Aber sein Verhalten und seine Worte, mit denen er sich teilweise offen gegen die Gemeinschaft gestellt hatte, führten nun nicht dazu, dass die anderen ihn einfach ignorierten, wie es ihm am liebsten gewesen wäre. Er hatte offenbar ihren Zorn herausgefordert, und das ging auch mit Aufmerksamkeit einher. An diesem Tag erlebte er es mehrmals, dass Leute sich nach ihm umwandten und tuschelten. Zunächst nur Staffelmitglieder, dann glaubte er aber, dass sich auch Besatzungsmitglieder der Hoplite ihm gegenüber merkwürdig verhielten. Sprach sich etwa herum, dass er das schwarze Schaf der Wolves war? Oder bildete er sich das nur ein? Jedenfalls schrumpfte seine Hoffnung, dass man ihn einfach in Ruhe lassen würde. Er hatte die ohnehin schon angespannte Atmosphäre in der Staffel teils absichtlich, teils aus Rücksichtslosigkeit zusätzlich vergiftet, und das fiel nun auf ihn zurück. Chett begann sich ernsthaft Sorgen darum zu machen, wie es nun wohl weiter ging. Wie lange würde der Groll der anderen anhalten, und welche Blüten würde er treiben? Hatte er sich von der Ruhe und Einsamkeit, nach der er sich sehnte, vielleicht weiter entfernt als zuvor und an die Stelle von kameradschaftlichem Interesse nur das gleiche Maß an Feindseligkeit gesetzt? Das wäre jedenfalls ein Schuss in den Ofen gewesen. Denn so emotionslos Nectu sich nach außen auch gab, in seinem Innern gab es schon genug unterdrückte Gefühle. Da war wenig Platz für weiteren Frust. Vor allem, solange ihm die Möglichkeit fehlte, sich angemessen abzureagieren. Mit käuflichem Sex zum Beispiel. Und solange man die Wolves nicht auf einen Planeten oder zumindest auf eine größere Raumstation versetzte, sah es damit düster aus.

Der Yaga-Minoer drückte sich gerade in der Nähe der Trainingseinrichtungen herum, als er Synn, Mengsk, Irimore und Caranthyr entdeckte. Ohne ihn zu bemerken (oder zu beachten) betraten sie einen Fitnessraum. Chett freute sich über die Beobachtung, denn wenn Synn nun trainierte, hielt er sich eine ganze Weile nicht im gemeinsamen Quartier auf, das er nun für sich allein hatte. Sofort machte er sich auf den Weg dahin. Er wollte die Gelegenheit nutzen, um sich ein Stündchen hinzulegen und ungestört zu dösen. Unterwegs begegnete er Aiden Thiuro, den er im Vorübergehen grüßte. Der Captain war so ziemlich das einzige Staffelmitglied, das ihm noch nicht mit offensichtlicher Abneigung begegnete, sondern mit der gleichen professionellen Distanz wie zuvor. Auch er schien unterwegs zu den Trainingsräumen zu sein. Nectu hingegen zog sich in seine Kabine zurück und verschloss die Tür. Mit einem tiefen, erleichterten Atemzug begrüßte er die Privatsphäre, die er nun für eine Weile genießen konnte. Er zog die Stiefel aus und wollte sich gerade auf das Bett legen, als er dort etwas liegen sah, das er selbst nicht hingelegt hatte: Ein Datapad. Zuerst vermutete er einen Streich seiner Staffelkameraden, doch als er es zögernd aufhob und aktivierte, sah er, dass es sich um die Post handelte. Offenbar waren Nachrichten für ihn eingetroffen, die man ihm, da er nicht auffindbar gewesen war, hier zurückgelassen hatte. Es gab nur wenige Leute, die ihm schrieben, also glaubte er schon zu wissen, worum es sich handelte. Man konnte es im Grunde auf zwei Absendergruppen einengen: Die Flotte und ihre Anhängsel, wenn es um dienstrechtliche Angelegenheiten ging; zum Beispiel um die Erinnerung an eine ärztliche Untersuchung oder um den Stand seiner Altersvorsorge, in die sein Sold floss, obwohl er nicht daran glaubte, sie jemals in Anspruch nehmen zu können. Wenn es nicht so etwas war, dann musste es seine Familie sein. Verdammt, warum waren sie so hartnäckig darum bemüht, den Kontakt zu ihm wiederherzustellen? Ihre letzten Mitteilungen hatte er ungesehen gelöscht, eine Antwort hatten sie nie bekommen. Sie mussten doch irgendwann einsehen, dass es in seinem Leben derzeit keinen Platz für sie gab! Weder wollte er ihre Probleme mit ihnen teilen, noch seine eigenen! In den letzten Monaten hatte er dreimal den Standort gewechselt. Erst von dem zerstörten Vindicator Champion nach Bastion, dann auf die Defender und nun auf die Hoplite. Aber leider mussten seine Angehörigen nicht wissen, wo er stationiert war: Sie erreichten ihn über das Militär, das solche Nachrichten (nach einer Kontrolle durch den Flottengeheimdienst) an ihn weiterleitete. Es gab kein Entkommen: Immer wieder wurde er daran erinnert, dass es Leute gab, die an ihn dachten - und die es schwer treffen würde, wenn ihm etwas zustieß. Warum konnten sie ihn nicht einfach vergessen? Das wäre besser für alle Beteiligten.

Mit der Absicht, auch diesmal wieder die Nachrichten zu löschen, schaute er den Posteingang durch. Und sofort fiel ihm auf, dass es ungewöhnlich viele Nachrichten waren. Gleich viermal hatte seine Familie ihn zu kontaktieren versucht, in nur zwei Tagen. Und auch ein Schreiben von einer Behörde seiner Heimatstadt auf Yaga Minor war darunter, abgeschickt im selben Zeitraum. Er erkannte, dass irgendetwas Wichtiges im Gange sein musste. Doch er wollte nicht wissen, worum es ging. Dafür hatte er einfach keine geistigen und emotionalen Kapazitäten frei. Ein paar Sekunden lang war er hin- und hergerissen, dann aber fand sein linker Daumen die Löschtaste und die Nachrichten verschwanden. Seufzend legte er sich aufs Bett. Doch die erhoffte Ruhe fand er nicht. Immer wieder fragte er sich, was zuhause vorgefallen war, das man ihm so dringend hatte mitteilen wollen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, die Briefe zu lesen.

[Weltraum | Iridonia-System | MAR Hoplite | Quartier] Chett Nectu
 
[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: MAR „Hoplite“ | Trainingsraum :||: Captain Aiden Thiuro, Officer Synn, Officer Irimore, Officer Mengsk und Officer Caranthyr :]

Zentimeter für Zentimeter drückten die beiden Hände die beschwerte Langhantel empor. Vereinzelt gesellte sich ein Prusten oder Schnaufen hinzu. Denn dies war nicht die erste, sondern die elfte oder zwölfte Wiederholung des dritten Satzes. Schweißperlen funkelten ungestört – und in großer Anzahl – auf seiner Stirn, aber er starrte trotz allem verbissen vor sich hin. Dabei kam ihm hin und wieder das sehr blasse Gesicht von Pilot Officer Druk Caranthyr, Codename „Wolf Zwölf“, (ungewollt) ins Sichtfeld. Mit großen Augen sah ihn der blondhaarige Mensch an, sagte aber kein Wort. Stattdessen ließ er seine beiden Hände bei jeder Wiederholung der Langhantel behutsam mitgehen. Die anderen Staffelmitglieder, die ebenfalls im Trainingsraum anwesend waren und mehrmals verstohlen zu ihm herüber blickten, hatte der Bastioner derweil komplett ausgeblendet.

Obwohl er mit der Absicht sich abzulenken diese Räumlichkeiten aufgesucht hatte, drehte sich seine gesamte Gedankenwelt noch immer – überaus hartnäckig! – um die gegenwärtigen Probleme seiner Einheit. Er musste auf der einen Seite der hiesigen Flottenführung signalisieren, dass sein „Wolves' Squad“ weiterhin zweifelsfrei einsatzfähig war, während er andererseits das Wohl der Staffel nicht aus dem Auge verlieren durfte. Gegenüber Verlusten in den eigenen Reihen war die Moral innerhalb einer militärischen Einheit meist anfällig, äußerst anfällig. Schon allein die Schlägerei in der Messe der ramponierten „Defender“, die nur wenige Stunden zurück lag, war in diesem Fall wohl der beste Beweis dafür. Unter einem lauten Ächzen hob der Captain – unterstützt durch seinen Untergebenen – die Hantel in die vorgesehene Halterung. Krach war zu hören.


„Danke, Caranthyr, brummte er und richtete sich langsam in eine sitzende Position auf.

Nein, dieses Mal stand ihnen, den berühmten „Wolves“, einfach keine Alternative zur Auswahl! Sie mussten – Hier und Jetzt – Stärke demonstrieren. Sie durften weder gegenüber Chief Marshal Feskin, noch gegenüber der KOMENOR folglich irgendeine Schwäche, mochte sie letztendlich noch so klein sein, zeigen. Ein Kraftakt, ein wahrer Kraftakt stand der angeschlagenen Staffel bevor – mehr und mehr wurde sich der Imperiale dieser Tatsache bewusst. Gleich einer riesigen Supernova stellte die Erkenntnis einfach jeden anderen Gedanken für den Bruchteil einer Sekunde in den Schatten. Es zermürbte Aiden am Ende nur noch mehr. Immerhin zweifelte er schon jetzt an seiner Befähigung als amtierender Staffelführer. Doch jegliche Hilfe war fern. Er – und damit die ganze Einheit – war auf sich allein gestellt.


„Die Abreibung der Scimitars gestern war Ihnen wohl nicht genug?“, rief der Captain auf einmal in Richtung Mengsk und Synn als er sie erblickte wie sie in einen provisorischen Boxring stiegen.

Der vorlaute Coruscanti erwiderte geistesgegenwärtig:
„Die haben gestern ordentlich ausgeteilt, Sir. In einem Sternjäger mag uns niemand etwas vormachen … aber außerhalb des Cockpits verbindet man mit unserem Namen noch nicht die Elite.“ Ein breites Grinsen zeigte sich plötzlich im Gesicht des Pilot Officers. „Und man weiß nie, wann man die beiden mal wieder gebrauchen muss...“

Obgleich er schon seit Monaten nicht mehr an ihn gedacht hatte, blitzte in seinem Bewusstsein mit einem Mal der Name „John Bennett“ auf. Höchstens eine knappe Mikrosekunde mochte ihm dieser Erinnerungsefetzen präsent gewesen sein, aber die Lawine, die automatisch darauf folgte, war dafür umso gewaltiger! Überaus lebhaft erinnerte er sich daran wie sich sein ehemaliger Flügelmann und er auf dem Boden geprügelt hatten. Damals war die gesamte Staffel für eine spezielle Weiterbildung nach Carida versetzt worden – und er hatte Cassie kennengelernt. Wie fern dieser Tage aus heutiger Sicht doch waren. Wie unbeschwert. Erst im allerletzten Moment hielt Aiden einen Seufzer zurück, der – aufgrund dieser flüchtigen Erinnerungen – aus ihm heraus wollte. Sein Blick wirkte für einen kurzen Augenblick leer. Was war bloß aus dem „Wolves' Squad“ geworden?

Genau in diesem Moment öffnete sich auf einmal zischend die Tür zum Trainingsraum und Sakura Mitsumo trat ein. Nach der Kleidung zu urteilen, die sie an ihrem schlanken Leib trug, war sie auch zur körperlichen Ertüchtigung hier. Denn statt der pechschwarzen Dienstuniform, die typisch für die Staffel war, trug sie graue Sportbekleidung. Mit ernster Miene nickte sie ihrem Vorgesetzten zu. Sie mochte manchmal schweigsam sein – so wie ihre Cousine –, aber man sie ihr – genauso wie jedem anderen Mitglied – an, dass die letzten vierundzwanzig Standardstunden nicht leicht für sie gewesen waren. Iridonia hatte die Bastionerin genauso überrumpelt wie ihre Kameraden. Plötzlich erhob sich der Captain von der Hantelbank und ging dann entschlossen auf die Pilotin zu.


„Officer Mitsumo, bevor Sie hier an einem Gerät beginnen, würde ich Sie gern für ein paar Minuten unter vier Augen sprechen“, sprach der Bastioner sie auf der Stelle an, wobei sein Tonfall ihr jedoch kaum eine Wahl ließ. Nachdem sie etwas Distanz zwischen sich und die anderen „Wolves“ gebracht hatten, griff er den losen Faden sogleich wieder auf: Sakura, seit der Rückkehr auf die 'Defender' hatte ich noch keine Möglichkeit mit Ihnen – und Ihrem Kameraden Officer Nectu – zu sprechen... Es geht mir um Ihre Leistung als provisorische Rottenführerin während der Kampfhandlungen mit den Mandalorianern. Wie schätzen Sie diese – ganz unabhängig von irgendwelchen erhobenen Daten – ein?“

[: Iridonia-System :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: MAR „Hoplite“ | Trainingsraum :||: Captain Aiden Thiuro und Officer Mitsumo; etwas abseits Officer Synn, Officer Irimore, Officer Mengsk und Officer Caranthyr :]
 
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