Jedi Kodex: philosophische Betrachtung

D

Debs

Gast
"Ein Jedi soll weder Zorn, noch Hass, noch Liebe kennen." Darüber machen sich sicher einer Menge von euch Gedanken. Ich komme jetzt hier mit einer philosophischen Betrachtung in Bezug auf Kants' "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten". Diese Erklärung mag von den üblichen abweichen, aber vielleicht findet es ja jemand interessant:

Es gibt zwei Ebenen: Pflicht und Neigung. Wie ist also das Verhältnis von Pflicht und Neigung: Pflicht ist Verbindlichkeit, Neigung aber ist willkürlich, da die Tendenz nicht begründet wird.
Nehmen wir ein Beispiel: Jemand hilft einem anderen weil er nicht mitansehen kann wie dieser leidet. Ergo hilft er eigentlich nur um seine persönlichen Gefühle zu befriedigen. Das wäre dann die Neigung.
Hilft man aber einem anderen, egal ob man ihn leiden kann oder nicht, ob man ihn kennt oder nicht, dann handelt man nach der Pflicht einem anderen zu helfen. Diese Stufe ist aus dem Grund eine höhere, weil sie frei von Vorurteilen und persönlichen Gefühlen ist. Dabei bleibt man natürlich auch neutral und objektiv.
Genau das soll, meines Erachtens, ein Jedi befolgen um ein Hüter des Friedens zu sein und nicht der dunklen Seite zu verfallen (welche auch sehr durch persönliche Neigung, wie z.B. plötzliche Wut auf einen Gegner, bedingt ist).

Ich hoffe ich habe jetzt keinen gelangweilt :rolleyes:
 
Freut mich dass es euch gefällt :)
Vielleicht können wir ja noch mehr dieser Gedanken sammeln.
Vielleicht verfasse ich mal etwas über Anakins Lebenswandel...
 
Ein Jedi ginge dann ja schon bald in Richtung Gefühlslosigkeit
über.Das hieße,er würde nicht seinem Hezen folgen.Er wäre in
einer Art Beobachterposition.Aber wenn es ihm nichts bringt zu
helfen,wird ihm das eines Tages zu langweilig,nur so zu handeln,
weil er in seiner Vergangenheit mal so gefühlt hat.Also kommen dann
Sachen dran,die ihn nicht langweilen.Und das sind solche,von denen
er einen eigenen Zweck hat.---Willkommen auf der dunklen Seite!!!!---
 
hmm, wirklich keine schlechte sache da oben, aber was Sharion da sagt wiederlegt das zum teil wieder. muss mir mal über tag, wenn ich ganz entspannt bin meine gedanken darüber machen...
 
Echt interessant! Anakin spricht in Ep II von grenzenlosem MitGEFÜHL. Auch wenn ich TC_Alejnu zustimme, fehlt dieser Aspekt. Kann es nicht auch mit Kant vereinbar sein, wenn man sagt, die Pflicht des Jedi ist Mitgefühl, aber aus höheren (schaffen ein besseren Welt bla bla bla :D) Gründen?
hmmm, interessant dieses Rätsel ist !
 
Zunächsteinmal spielt es aus der Sicht des Opfers keine Rolle, von wem oder aus welchen Motiven seine Hilfe kommt, solange sie kommt.
Vielleicht ist sogar die Hilfe, die aus einer persönlichen Neigung heraus entsteht, die "bessere" Hilfe, weil mehr Courage mit ihr verbunden ist ... ich denke diese opferbezogene Analyse relativiert ein wenig die Behauptung, Handlungen, die aus perönlicher Neigung heraus entstehen, seien wertvoller als jene, die aus einem Pflichtbewusstsein oder Zwang vollbracht werden.
 
Mit Vernunft allein kann ein Mensch (oder Alien ;) auch nicht existieren, das ist wahr. Aber ein all zu emotionalles Handeln würde ihn auch unfähig machen. Die Wahrheit liegt sicherlich im Gleichgewicht von beidem, denn was wäre ein Jedi ganz ohne Mitgefühl?
Durch diesen Mittelweg kann er seine Pflichten als Jedi erfüllen.
 
Aber wenn es ihm nichts bringt zu
helfen,wird ihm das eines Tages zu langweilig,nur so zu handeln,
weil er in seiner Vergangenheit mal so gefühlt

aber einem jedi wird dann eben nicht langweilig, weil langeweile eben auch nur ein gefühl ist, nach dem man nicht handeln sollte!

ich denke in dem zusammenhang auch an die guten alten stoiker!
jedi streben nach einer art ataraxie, also der loslösung von belanglosen dingen, wie z.B. eben weltlichen besitz und auch 'hinderlichen' gefühlen. dabei werden gefühle aber eben nicht verleugnet, sondern man macht sich unabhängig davon, sie sind eine 'randerscheinung' des vernünftigen lebens. der stoiker (oder jedi) ist aber dann kein einfacher beobachter, er findet sich nur damit ab, dass unveränderliches nicht verändert werden kann, er richtet damit sein streben auf realisierbare ziele und je weiser ein jedi ist, desto klarer erkennt er, was möglich ist und was nicht.. wie sagte schon der alte yoda: 'Nicht versuchen, tu es oder tu es nicht!'
 
Schön gesagt von TC. Was Darth Sharion gesagt hat, ist aber ebenso wichtig. Wenn die Pflicht der Neigung widerspricht, wirds schwierig, auch für einen Jedi. Man ist einem inneren Konfklikt ausgeliefert, und die Pflicht kann noch so stark sein, die Neigung oder die Triebe um Freud zu Hilfe zu nehmen sind immer stärker. Irgendwann kommen sie zum Vorschein und dann heisst es: Welcome the Darkside! Anakin leidet ja unter so einem Konflikt, und die Folge kennen wir - Darth Vader. Wenn Yoda sagt, dass ein Jedi sich zutiefst verpflichtet fühlen muss, dann meint er auch die innersten Bereiche des Jedi, er muss seine Aufgabe wollen, sie nicht als "Job" wahrnehmen, nicht "ich muss es halt machen...".
Diese Stufe ist aus dem Grund eine höhere, weil sie frei von Vorurteilen und persönlichen Gefühlen ist. Dabei bleibt man natürlich auch neutral und objektiv.
Ich habe da meine Zweifel ob die Stufe der Pflicht die höhere ist. Ich denke nicht, weil wie schon gesagt, irgendwann hat man die Schnauze voll, man tyrannisiert sich quasi selbst. Natürlich ist das extreme Gegenteil auch nicht gut, aber einen Mittelweg ist gut, vielleicht in Streitfragen zu Gunsten der Neigung, aber das ist natürlich von Mensch zu Mensch verschieden. Am besten ist eben die Gleichheit der Ziele von beiden Polen.
"Objektiv" - ist das immer gut? In Sachfragen, Handelgeschäften, oder wissenschaftlichen Problemen ist Objektivität sicherlich angebracht. Aber wenn es um ethische, menschliche Entscheidungen geht, wenn sie vor allem einzelne Menschen betreffen, dann schwenkt Objektivität schnell mal in Oberflächlichkeit. Obi-Wan sagt zu Luke in seiner letzten Erscheinung in "Erben des Imperiums": "Vergiss vor lauter galaktischen Angelegenheiten, nicht die Menschen"..oder so ähnlich.
Das Ziel eines jeden Jedi ist die Weisheit, denke ich. Und Weisheit kann man nur teilweise mit Objektivität gleichsetzen. Die Politiker müssen objektiv sein, weil man es ja eh nie allen recht machen kann, darum ist Objektivität die optimalste Lösung, nicht die beste. Die Jedi haben aber Einzelaufgaben, sie entscheiden über einzelne Wesen, greifen nur punktuell in das Geschehen ein, haben eine Mission, und haben nicht ganze Sternsysteme unter sich.
Zweifelsohne ein schwieriges Problem.
 
Original geschrieben von TC_Alejnu
"Ein Jedi soll weder Zorn, noch Hass, noch Liebe kennen." Darüber machen sich sicher einer Menge von euch Gedanken. Ich komme jetzt hier mit einer philosophischen Betrachtung in Bezug auf Kants' "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten". Diese Erklärung mag von den üblichen abweichen, aber vielleicht findet es ja jemand interessant:

Es gibt zwei Ebenen: Pflicht und Neigung. Wie ist also das Verhältnis von Pflicht und Neigung: Pflicht ist Verbindlichkeit, Neigung aber ist willkürlich, da die Tendenz nicht begründet wird.
Nehmen wir ein Beispiel: Jemand hilft einem anderen weil er nicht mitansehen kann wie dieser leidet. Ergo hilft er eigentlich nur um seine persönlichen Gefühle zu befriedigen. Das wäre dann die Neigung.
Hilft man aber einem anderen, egal ob man ihn leiden kann oder nicht, ob man ihn kennt oder nicht, dann handelt man nach der Pflicht einem anderen zu helfen. Diese Stufe ist aus dem Grund eine höhere, weil sie frei von Vorurteilen und persönlichen Gefühlen ist. Dabei bleibt man natürlich auch neutral und objektiv.
Genau das soll, meines Erachtens, ein Jedi befolgen um ein Hüter des Friedens zu sein und nicht der dunklen Seite zu verfallen (welche auch sehr durch persönliche Neigung, wie z.B. plötzliche Wut auf einen Gegner, bedingt ist).

Ich hoffe ich habe jetzt keinen gelangweilt :rolleyes:

@TC_Alejnu: es is nett das du kant ins spiel bringst. diese betrachtung hat schon was für sich, aber du mußt dabei eines bedenken, wenn sich verbindlichkeit und neigung nicht die waage halten, wir er eines tages zur dunklen seite übertreten.

da ihn reine verbindlichkeit langweilen wird, und reine neigung ihn sowieso auf die andere seite zieht.

des weiteren ist es ja alles auslegungssache wie wir das in epII ja mitbekommen haben. die jedi legen sich die grenzen in dieser beziehung aus wie sie es brauchen.
 
Re: Re: Jedi Kodex: philosophische Betrachtung

Original geschrieben von Jedimaster Yoda0


@TC_Alejnu: es is nett das du kant ins spiel bringst. diese betrachtung hat schon was für sich, aber du mußt dabei eines bedenken, wenn sich verbindlichkeit und neigung nicht die waage halten, wir er eines tages zur dunklen seite übertreten.


Naja, ich habe das ja weiter oben noch ein bischen relativiert, indem ich auf ein Gleichgewicht zwischen beidem eingegangen bin. Auch eine Auslegung von: Gleichgewicht der Macht ;)
 
da ihn reine verbindlichkeit langweilen wird, und reine neigung ihn sowieso auf die andere seite zieht.

ich hab das oben schon mal gepostet:
es wird den jedi nicht langweilen, da langeweile zur neigung gehört, die bei reiner verbindlichkeit ja keine rolle spielt!
 
Original geschrieben von Phoenow


ich hab das oben schon mal gepostet:
es wird den jedi nicht langweilen, da langeweile zur neigung gehört, die bei reiner verbindlichkeit ja keine rolle spielt!
Das glaubst du aber nicht wirklich? Wenn dich etwas langweilt, dann "willst" du das nicht so. Es scheisst dich einfach an und wenn kein Gegendruck von irgendwoher kommt (Pflichtbewusstsein, Zwang, ...), dann lässt du die langweilende Tätigkeit sein. Wenn das Oberziel eines Jedi ihn langweilt, dann lässt ihn das nicht einfach kalt.
Und sowas wie "reine Verbindlichkeit" gibt es nicht! Es muss mit gleichgerichteter Neigung gekoppelt sein, dann ist die Verbindlichkeit aber nicht mehr rein.
 
Das ganze stellt natürlich einen Idealzustand dar. Immerhin gibt es ja auch 20 Jedi die den Orden verlassen haben. Und dann gibt es noch Anakin ;)
 
Es ist schwer ein Jedi zu werden, und noch schwieriger diesen Balanceakt, zwischen Gefühlskälte, und Gefühlsbetonten handeln, durchzuhalten. Anakin ist ja in E2 kein schlechter mensch, aber aus Liebe und Mitgefühl zu seiner Mutter, eigentlich keine allzu schlechten Eigenschaften, wird Hass, Wut, zorn, die dunkle seite eben. Es wäre aber doch falsch, wenn Anakin gleichgültig geblieben wäre, dass kann doch wahrlich nicht gut geheissen werden. Aber was wäre in dieser Situation Vernunft gewesen?
Mit der Mutter abzuhauen, und möglichst wenig Schaden anzurichten. Aber stellen die übriggebliebenen Tusken nicht immer noch eine Gefahr dar? Und soll er allen Frust in sich hineinfressen? Schwierig, aber vielleicht steht ein Jedi nicht für das Sinnbild eines augeglichenen, guten Menschen. Vielleicht fehlt überall etwas. Denn wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere nicht lieben. Es geht zwar nicht um liebe, aber je mehr ich meine eigenen Bedürfnisse zurückschraube, desto unzufriedener werde ich. Immer nur an andere denken schürt dieses unterschwelligeEmpfinden.

Was meint ihr?
 
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