Ich stimme Dir überhaupt nicht zu.
1. Punkt. Die Teilung der Macht sehe ich nicht. Ich sehe nicht, wieso ein Energiefeld irgendwo in seiner Mitte geteilt sein soll. Die Zerstückelung der Macht in eine gedachte gute und in eine gedachte dunkle Seite ist meines Erachtens dogmatischer Unsinn, mit dem die Jedi dafür sorgen, daß ihre Schüler gewisse leidenschaftliche Gefühlsregungen unterdrücken. Die Sith machen sich den selben Unsinn zunutze, um ihre Schüler davon abzuhalten, mal an etwas anderes, als an grenzenlose, absolute, widerstandlos akzeptierte Macht zu denken.
Kurz zusammengefaßt wurden also künstliche Grenzen in der Macht errichtet, damit zwei fanatische Quasi-Sekten eine Existenzberechtigung haben.
2. Punkt. Ich will keinesfalls, daß der neue Orden - Jedi-Orden sollte man ihn zugegeben lieber nicht nennen - seine Schüler anleitet, die Sau rauszulassen und die Galaxis ohne jede moralische Grundausbildung unsicher zu machen. Ich will nur, daß er es seinen Schülern - und zwar jedem einzelnen - überläßt, wie weit sie gehen.
Ich finde es hochmütig und pädagogisch im höchsten Grade gefährlich, wenn eine Gruppe ihren Mitgliedern Tabus diktiert. Grundsätzlich sollte jeder das Recht haben, alles zu hinterfragen.
Beispiel: Ich habe in der Schule mindestens 5 Mal vorgepredigt bekommen, wie schrecklich, böse und schlecht gewisse politische Gruppierungen in der deutschen Geschichte waren. Betonung liegt auf gepredigt, denn argumentiert wurde nie. Statt dessen wurde mit Tabus hantiert, deren offensichtlicher Zweck es war, kritische Nachfragen in diesem bestimmten Bereich von vornherein zu verhindern.
Das gleiche tun die Jedi mit ihren Schülern. Sie sagen ihnen, die dunkle Seite sei schlecht. Punkt. Was sie nicht tun ist, ihnen zu zeigen, was genau daran schlecht ist, oder wieso die dunkle Seite wirkt.
Und nun stellen wir uns mal vor, ein auf diese Weise indoktrinierter Schüler - der folglich weder über Erfahrungen mit der dunklen Seite verfügt, noch irgendeine eigene Meinung darüber hat - wird Zeuge, wie ein Sith mit einem äußerst elektrisierenden Blitz eine Gruppe von Feinden in Asche verwandelt. Wäre ich dieser Schüler, würde ich mich sofort fragen, wieso mir meine Lehrer diese offensichtlich sehr wirksame Defensiv-Technik nicht beigebracht haben. Dann würde ich etwas nachforschen, und ehe ich weiß, was mit mir geschieht, bin ich buchstäblich ein gaaanz dunkler Jedi.
Das ist für mich das Problem. Die Jedi-Lehre läßt Schüler auf die Galaxis los, die die dunkle Seite und ihre Fähigkeiten nur als tabuisierten Feind kennen. Sie folgen diesem Dogma, und solange kein mächtiger Anhänger der dunklen Seite herumläuft, geht auch alles gut. Doch in dem Augenblick, in dem Jedi dieser Couleur die wahre Macht der dunklen Seite sehen - und diese Macht ist, läßt man die Folgen ihrer Anwendung außer Acht, schlichtweg umwerfend - wissen sie nicht, was sie tun sollen. Sie sehen einen Aspekt der Macht, den sie nicht verstehen, dessen Gefahren sie nur aus Predigten kennen und dessen Allmacht auf den ersten Blick extrem verführerisch ist. Ohne die Hilfe eines Mentors, wird die Versuchung groß sein, einfach mal auszuprobieren, was diese dunkle Seite eigentlich alles kann.
Deshalb wäre es sehr viel weiser, Jedi-Schülern während ihrer Ausbildung klarzumachen, daß es so etwas wie eine dunkle Seite nicht gibt. Dann, und nur dann, kann man ihnen erklären, daß es in höchstem Maße gefährlich ist, sich von seinen Gefühlen und Leidenschaften kontrollieren zu lassen, anstatt ihnen einfach nur vorzupredigen, wie böse leidenschaftliche Gefühle doch sind.
Und wenn die Schüler das verstehen, und wenn sie verinnerlicht haben, daß ihre Fähigkeiten die Leben ihrer Mitmenschen retten oder vernichten können, dann ist das, was allgemein "die dunkle Seite" genannt wird, keine Bedrohung mehr. Dann können diese Schüler durchaus experimentieren. Ich glaube nämlich ehrlich gesagt nicht, daß es grundsätzlich falsch ist, Feinde zu erwürgen, mit Steinen nach ihnen zu werfen oder sie mit Blitzen aufzuhalten. Wer das Leben verteidigen will, sollte jede Möglichkeit dazu in Betracht ziehen können.
Betrachtet man sich das Erweiterte Universum, so sieht man schnell, wie schlecht die Galaxis offensichtlich ist. Diesem in der Tat exisitierenden Bösen ist ein Jedi nur gewappnet, wenn er die Ursachen dieses Bösen versteht. Kein Wesen ist einfach nur schlecht. Jeder hat Gründe, wieso er "Böses" tut. Wie soll ein Jedi den Frieden erhalten, wenn er von der Existenz solcher Gründe nichts weiß?
Einem alten Jedi bleibt, konfrontiert er einen "Bösewicht", nur eine Möglichkeit: er muß ihn töten. Bekehren kann er ihn nicht, denn für ihn ist der Feind die personifizierte "dunkle Seite", die das Schicksal ihres Trägers für immer beherrscht.
Ein Jedi meiner Lehre könnte dagegen nach Gründen und Motiven für die Schlechtigkeit seines Feindes suchen. Und er könnte ihm aufzeigen, welchen Möglichkeiten und Erfahrungen er sich durch sein starres Festhalten an der Fata Morgana einer "dunklen Seite" versperrt.
Genau das hat Luke bei Anakin getan. Und genau das könnte ein Jeder tun, der meiner Lehre folgt.
Den anderen bleibt nur eins: kämpfen und töten, denn sie bekämpfen keine Lebewesen, sondern den dunklen, gesichtlosen Feind.