Es muss auf dem Saturnmond Titan Leben geben, behauptet ein Team amerikanischer Forscher, oder es gibt eine große Lücke in unserem Verständnis der Entwicklung organischer Moleküle. Wenn es auf Titan tatsächlich Flüsse und Seen aus flüssigem Methan gibt - und die Bilder der europäischen Sonde Huygens sprechen dafür -, dann kann nach Ansicht der Wissenschaftler diese Flüssigkeit die Rolle übernehmen, die Wasser für das Leben auf der Erde spielt. Methan sei als Lösungsmittel für organische Reaktionen sogar viel besser geeignet als Wasser. Die Forscher präsentieren ihre Überlegungen in der Fachzeitschrift Current Opinion in Chemical Biology. "Wenn Leben eine der chemischen Reaktivität innewohnende Eigenschaft ist, dann sollte es Leben auf Titan geben", erklärt Steven Benner von der University of Florida. Bislang gehen die meisten Astrobiologen allerdings davon aus, dass flüssiges Wasser eine Grundvoraussetzung für die Entstehung von Leben ist. Überall auf der Erde, wo es flüssiges Wasser gibt, findet man auch Lebensformen. "Es gibt keine Chance für Leben auf Titan, denn es ist dort zu kalt und es gibt dort kein flüssiges Wasser", erklärt Francois Raulin von der europäischen Weltraumbehörde ESA. Benner und seine Kollegen widersprechen dieser Ansicht: Wasser diene zwar als Lösungsmittel für die chemischen Reaktionen in den irdischen Lebewesen - aber Wasser sei nicht das einzige Lösungsmittel, das in Frage kommt. Tatsächlich werden in der organischen Chemie häufig flüssige Kohlenwasserstoffe als Lösungsmittel verwendet, da Wasser eine zu starke Reaktivität besitzt und "ein Ärgernis ist", so Benner. Eines der großen ungelösten Rätsel der Lebensentstehung sei, warum die ersten biologischen Moleküle nicht durch Reaktionen mit Wasser wieder zerstört wurden. Vielleicht hat sich das Leben auf der Erde nicht entwickelt, weil, sondern obwohl es hier Wasser gibt. In einer Umgebung mit flüssigen Kohlenwasserstoffen wie Methan oder Äthan könnten organische Moleküle und Lebensformen erheblich stabiler sein. "Wir müssen mit einer Sonde auf Titan landen, die nicht nur Minuten, sondern einige Wochen überlebt", fordert Benner deshalb. Vorerst haben aber weder NASA noch ESA Pläne für eine weitere Titan-Mission.