Kinder entsorgen leicht gemacht

A

Alea-Ivy Taquin

Gast
Gehören Sie zu den genervten Eltern mit Kindern, denen nichts anderes einfällt, als beim gepflegten Nachtbums in das Schlafzimmer zu platzen? Das muss nicht sein, mit unserem kleinen Ratgeber...




Liebe Eltern, haben Sie auch immer wieder das Problem, dass am Abend eine Party steigt, der neueste Film im Kino anläuft oder der Swinger-Club im Nachbarkeller wieder eine seiner berüchtigten Orgien feiert, während Sie zu Hause mit einer Schar schreiender Teppichratten sitzen und die Großeltern sich wieder einmal weigern, sich die Bude von Ihren verzogenen Gören einsauen zu lassen? Wenn Sie diese Frage mit JA beantwortet haben, lesen Sie weiter, denn ZYN!, das Magazin für ein schöneres Leben ohne Kinder, hat sich für Sie ein paar ganz besondere Ideen einfallen lassen, wie Sie Ihre penetranten Nervensägen völlig stressfrei unterbringen.

Tipp Nummer 1: das Kaufhaussitting

Andere Eltern vergessen am hellichten Tag ihre Kinder im Kaufhaus. Warum sollte Ihnen das nicht auch einmal passieren? Wichtig ist dabei der Zeitpunkt. Betreten Sie das Kaufhaus ca. 30 Minuten vor Ladenschluss und steuern Sie mit den Kindern direkt die Spielwarenabteilung an. Postieren Sie Ihre Kinder vor einem der Probierspielekonsolen (falls Sie die Konsolen erst von anderen Kindern befreien müssen, schrecken Sie nicht vor Drohungen und brutaler Gewalt zurück, andere Eltern würden es mit Ihren Kindern nicht anders machen!). Entfernen Sie sich zielsicher, nachdem Sie Ihren Kindern zugesichert haben, dass Sie nur kurz etwas besorgen müssten und gleich wieder bei ihnen wären. Verlassen Sie das Kaufhaus unauffällig und auf direktem Weg. Jeder unnötige Stop könnte dafür sorgen, dass Ihre lärmenden Gören vorzeitig auffallen und Ihnen vom Personal nachgebracht werden. Nach Ladenschluss bleibt dem Personal nichts anderes übrig, als sich zunächst einmal um die lieben Kleinen zu kümmern und ihre Adresse herauszubekommen, was bei so verstockten Bälgern wie den Ihren ohnehin nicht einfach ist.

Ungefähr 1-2 Stunden nach Ladenschluss werden die Kinder fachgerecht dem nächsten Polizeirevier übergeben, wo sie von Ihnen auch spät in der Nacht noch abgeholt werden können. Als Ausrede eignet sich hervorragend ein Gipsbein- oder Gipsarmimitat, das in jedem guten Scherzartikelgeschäft erhältlich ist. Vergessen Sie nicht, auf der Polizeidienststelle zu erwähnen, dass Sie sich diese schreckliche Verletzung im Kaufhaus zugezogen haben! Das schützt vor späteren Schadensersatzansprüchen, weil Ihre Kids sich wieder einmal nicht benehmen konnten und die halbe Spielwarenabteilung zerlegt haben. Aber übertreiben Sie nicht mit der Verletzung! Ein Gips oder ein Verband sind völlig ausreichend. Die härteren Wunden kommen beim nächsten Tipp zur Sprache, dem "gute Oma-Tipp".

Tipp Nummer 2: Die gute Oma

Besonders in der Abenddämmerung finden sich immer wieder alleinstehende, alte Damen auf den Gehwegen. Schütten Sie sich etwas Kunstblut (aus dem Scherzartikelgeschäft!) oder wahlweise etwas rote Lebensmittelfarbe über den Arm oder den Kopf (nicht über die Beine, Sie müssen schließlich noch zum Arzt laufen!). Machen Sie einen leidenden Eindruck, wenn Sie mit Ihren Gören im Anhang auf die nächste alte Dame zusteuern und sie herzzerreißend schluchzend von Ihrem Unfall erzählen, davon, dass Ihr Ehepartner noch nicht zu Hause ist und dass Sie jetzt gar nicht wissen, wohin Sie mit den Kindern sollen, während Sie beim Arzt oder in der Klinik sind. Fast jede Oma hatte selbst einmal Kinder und kann sich an ähnliche Situationen gut erinnern, fragen Sie einmal Ihre Mutter! Auf jeden Fall hinterlassen Sie der Frau Ihre Adresse, nicht ohne jedoch die Hausnummer zu verwechseln, Sie stehen schließlich unter Schock! Lassen Sie sich auch die Adresse der alten Dame geben, damit Sie die Kinder auch später abholen können.

Bitte achten Sie darauf, dass der Zeitraum von zwei Tagen nicht überschritten wird, damit Omi nicht beim nächsten Kaffeeklatsch erzählt, dass Sie sich nicht um die Kinder kümmern. Das wäre fatal und würde Ihnen die Suche nach weiteren Omis erschweren. Und machen Sie sich keine Sorgen um die alte Schachtel - nachdem ihr Alter sich totgeschuftet hat, ist sie mit ihrem Ein-Personen-Haushalt sowieso völlig unterfordert. Wenn Sie die Kinder wieder abholen, laden Sie die alte Dame doch zu Kaffee und Kuchen ein. Keine Sorge, sie wird nicht kommen, denn sie wird in Zukunft alles tun, um Ihren garstigen Kindern aus dem Weg zu gehen.

Tipp Nummer 3: Der lange Arm des Gesetzes

Sie haben Kinder im Babyalter, also noch sprachunfähig und tierisch laut? Dann geben Sie es doch bei der Polizei ab! Zu riskant, sagen Sie? Das klappt niemals, meinen Sie? Mit unserem Patentrezept gibt es kein NIE! Diese Unterbringungsmöglichkeit erfordert beide Elternteile, die im Schichtbetrieb diese Aufgabe bewältigen. Elternteil 1 (am Besten die Mutter, weil Mütter dafür prädestiniert sind!) rollt mit dem oder den Kinderwagen in der Polizeistation an und gibt die Kleinen unter dem Vorwand ab, die Kinderwagen alleine vor einem Laden stehend gefunden zu haben.

Jetzt folgen 30-45 Minuten Protokollaufnahme und Aufnahme Ihrer Personalien, aber die Zeit sollte Ihnen eine qualitativ hochwertige Unterbringung schon wert sein. Zu dumm, dass Sie Ihren Ausweis vergessen haben, aber wer rechnet schon damit, abgestellte Kinder vor einem Laden zu finden? So können Sie jetzt beruhigt das Blaue vom Himmel lügen, was Ihren Namen und Ihre Adresse angeht. Nachdem das erledigt ist, genießen Sie den Abend mit Ihrem Partner, der seinen Teil der Arbeit noch vor sich hat.

Das andere Elternteil begibt sich völlig verzweifelt zur Polizeistation und meldet die Kinder als vermisst. TIPP: schneiden Sie vorher Zwiebeln oder essen Sie eine Chili-Schote, denn echte Tränen schaden in dem Fall nie. Erzählen Sie völlig aufgelöst davon, dass Sie nur kurz in den Laden gesprungen sind, um Zigaretten zu holen. Als Sie wieder heraus kamen, waren die Kinderwagen weg. Vergessen Sie auf keinen Fall, immer wieder zu beteuern wie leid es Ihnen tut und wie unverantwortlich das war! Ein wenig Zittern und Schluchzen lässt den nahenden Nervenzusammenbruch realistisch aussehen. Kein Polizist wird etwas gegen ein so mitgenommenes Elternteil unternehmen, ganz im Gegenteil.

Mit etwas Glück erhalten Sie noch Trost, Zuspruch und eine Tasse brauner Brühe, die von den Beamten auch gerne als "Kaffee" bezeichnet wird. Lassen Sie diese Tasse wegen des Zitterns Ihrer Hände fallen und man chauffiert Sie sogar noch im Streifenwagen nach Hause. Ganz wichtig: Erzählen Sie den freundlichen, wenn auch leicht dümmlichen Polizisten die Geschichte von Ihrer Frau / Ihrem Mann, die/der gerade auf Bildungsreise ist und auf keinen Fall etwas davon erfahren darf! Jeder Polizist mit eigener Familie wird Sie sofort verstehen und nicht mit Ihrem Ehepartner sprechen wollen.


So viel erstmal für heute. Wir wünschen viel Entspannung mit unseren Babysitter-Tipps. Schauen Sie doch bald wieder herein, wenn es heißt:

"Ich fahre in Urlaub - wohin mit den Gören?"
 
Zurück
Oben