Kritiken zu Episode II

von Johannes Pietsch

Filmkritik "Star Wars Episode II - Attack of the Clones"

Gesehen am 08.05.2002 im Cinemaxx Hamburg (Pressevorführung, OV)

Kinostart: 16.05.2002

Wenn der Begriff Mythos, unter dem man landläufig eine Erzählung der Götter-, Erd- oder Menschheitsgeschichte auf der Grundlage von Kollektivvorstellungen versteht, für ein Phänomen im Bereich der Filmbranche angebracht erscheint, dann für George Lucas und seine "Star Wars"-Filme. Stanley Kubrick war es, der den Science Fiction salonfähig machte, George Lucas hingegen schmiedete daraus das erfolgreichste Filmgenre der Welt. Spott und Geringschätzung erntete der damals gerade
einmal dreißigjährige Regisseur, als er Mitte der 70er Jahre diversen Produktionsfirmen die Idee eines phantasievollen, beinahe kindlichen Weltraumabenteuers vorstellte. Heute lacht niemand mehr über den mehrfachen Merchandising-Milliardär, dessen erste Star-Wars-Trilogie astronomische Summen einspielte und ganze Fan-Generationen von Jedi-Jüngern und Freizeit-Darth-Vadern hervorbrachte. Die Science-Fiction-Trilogie ist zum Symbol schlechthin für das Artifizielle der Popkultur geworden - eine große Assemblage aus Versatzstücken, von
einem dreisten Plünderer aus Märchen und Mythen, aus Filmen und Comics zusammengeklaubt.

Einmalig in der Filmgeschichte dürfte auch die (selbstverständlich vom Marketing immer wieder clever geschürte) Beständigkeit des Sternenkults sein, dem seine Anhänger von 1983 bis 1999 auch ohne Film treu ergeben blieben. So lange mussten sie ausharren, bis der Rekord-Regisseur von seinem von Laserschwerten umzäunten und imperialen Sturmtruppen bewachten Olymp herabstieg und das Lucas-Evangelium nach "Return of the
Jedi" eine Fortsetzung erfuhr. Was George Lucas der Fangemeinde jedoch 1999 unter dem Titel "Episode I - The Phantom Menace" kredenzte, induzierte bei vielen Star-Wars-Proselyten statt der erwarteten religiösen Verzückung schlichtes Entsetzen: An Stelle der erhofften Fortführung des märchenhaften Galaxienmythos' servierte ihnen der
einstige Sternenmagier eine plastikbunte, inhaltlich zwischen
infantil-dämlich und schlicht belanglos oszillierende
Weltraum-Achterbahn mit Playstation-Anspruch, dem Tiefgang eines Stücks Meteoritenstaub und der Intelligenz eines tatooinischen Gesteinsbrockens. So lag es allein an George Lucas, mit dem nächsten Prequel "Episode II - Attack of the Clones" den entstandenen Flurschaden zu bereinigen.

Und tatsächlich ist dem 58jährigen Regisseur mit der insgesamt fünften und chronologisch an zweiter Stelle angesiedelten Episode seiner intergalaktischen Eschatologie das nicht zu unterschätzende Meisterstück gelungen, atmosphärisch die Brücke zum Flair der ersten drei Teile zu schlagen und zugleich - was nicht anders zu erwarten und für einen Lucas-Film ohnehin obligat war - tricktechnisch die Pflöcke wieder einmal meilenweit vor allen Vorgängern einzurammen. Aus Fehlern wird man
bekanntlich klug, und so verzichtete George Lucas vor allem erzählerisch auf all jene Ingredienzien, die bei "Episode I" insbesondere den Hardcore-Fans die letzten Sakramente hochkommen ließen: Statt Nintendo-artiger Videogame-Handlung, geistlosem Recycling von Uralt-Versatzstücken der ersten drei Filme und verquast-pseudoreligiösen Mummenschanzes, der in "Episode I" bisweilen mit dem Charme der Oberammergauer Passionsspiele zelebriert wurde, zauberte George Lucas
auf einmal wieder das, was vor allem den ersten "Star Wars" von 1977 so liebenswürdig märchenhaft daherkommen ließ: Guten, altmodischen Abenteuerkintopp.

Bekanntermaßen gehört George Lucas zu jenen Erdenmenschen, für die Religion, Rittertum und Batman nur verschiedene Bezeichnungen für die gleiche Sache sind. Beflügelt von der ewigen Wiederkehr der Archetypen, die Joseph Campbell in seinem Buch "The hero with a thousand faces" postulierte, drehte er 1977 "Star Wars". Sein Held im weißen Wickelhemd
hieß - Skywalker; Vorname: Luke; Beruf: Prinzessinnen-Erretter. Ein wenig komplexer darf's im postideologischen Zeitalter schon sein, doch wie vor 25 Jahren gibt es wieder eine berückend schöne Space-Adlige (Natalie Portman), die von der dunklen Seite der Macht bedroht und von tapferen, Laserschwert-schwingenden Jedi-Recken (Hayden Christensen, Ewan MacGregor) gerettet werden muß. Und das bedeutet - ganz im
Gegensatz zum stumpfsinnig und monoton dahinplätschernden Vorgänger - Action, Action, Action! Noch keine drei Minuten ist der Film alt, als bereits das erste Raumschiff explodiert ist und der Zuschauer die Ausmaße der herannahenden Bedrohung zu erahnen beginnt. Und wenn sich wenig später Hayden Christensen und Ewan McGregor über den schwindelerregend in Szene gesetzten urbanen Abgründen der Republikhauptstadt Coruscant eine nervenzerfetzende Verfolgungsjagd mit
einem sinistren Attentäter liefern, sind die Weichen endgültig auf
Dramatik gestellt.

Kongruent zur viel flüssiger inszenierten und auf Space-Thrill
getrimmten Story erlebt "Episode II" eine um Parsecs vitalere
Darstellerriege als im Vorgängerfilm. Ewan McGregor ist zwar mimisch immer noch Lichtjahre von der Präsenz seines früheren (und älteren) Alter Egos Alec Guinness entfernt, scheint aber inzwischen seinen Frieden mit der Rolle eines Kutten-tragenden Laserschwert-Ritters gemacht zu haben und weiß sich sogar als Action-Mime in so manchen Kampfszenen ansprechend in Szene zu setzen. Natalie Portman als Padmé Amidala ist diesmal nicht nur eine Augenweide, sondern agiert auch viel lebendiger als in "Episode I", wo sie noch als weißgetünchter Weihnachtsbaumschmuck weihevoll-nichtssagende Plattitüden zu deklamieren hatte. Charaktermime Ian McDiarmid bleibt als Supreme Chancellor Palpatine weiterhin eine Randfigur, strahlt aber inzwischen souverän die Bedrohung aus, die die kommenden Ereignisse und seine dabei fundamental
entscheidende Rolle erahnen lassen. Der schwerste Part fiel sicherlich Hayden Christensen mit der Aufgabe zu, dem heranwachsenden Anakin Skywalker darstellerisches Profil und charakterliche Tiefe zu verleihen. Und der 21jährige Newcomer absolviert diesen wahrlich nicht einfach angelegten bravourös: Mit bemerkenswerter Ausdrucksstärke trägt Christensen die Hybris des heranwachsenden Jedi-Schülers zu Markte und
zu Felde, expliziert dessen innere Zerrissenheit zwischen
Selbstverliebtheit und Pflichterfüllung, zwischen trotzigem Aufbegehren und anerzogenen Verhaltenskonventionen, zwischen prätentiöser Arroganz und stoischer Bescheidenheit, zwischen seiner (natürlich nicht zulässigen) Liebe zu Padmé Amidala und dem Kodex der Jedi-Ritter, im Freudschen Sinne also zwischen Es und Über-Ich. Ein wenig hölzern und bemüht wirken allenfalls Anakins Liebesbezeugungen der angebeteten Senatorin gegenüber, und die krampfhaft hineinpsychologisierte Ursache
für seinen wachsenden Hass auf den ungeliebten Ausbilder Obi-Wan liegt irgendwo zwischen Groschenheftniveau und Bäckerblume.

Das darstellerische Salz in der interstellaren Suppe bilden hingegen vor allem zwei Figuren: Zum einen Temuera Morrison als Kopfgeldjäger Jango Fett, Vater des später in der gleichen Branche tätigen und vor allem für einen gewissen Han Solo so bedeutsamen Boba Fett, dem vielfach der Ruf der zweitbeliebtesten Schurkenfigur der ersten Trilogie vorauseilte.
Seine Einsätze im altbekannten, mit allerlei Waffen ausgestatteten Raketenpanzer bieten allein schon die Rasanz und das Tempo, die in "Episode I" mit Ausnahme des Pod-Rennens so schmerzlich fehlten. Den Besetzungs-Clou schlechthin liefert George Lucas mit Christopher Lee. Der mittlerweile 80jährige Charaktermime, als Dracula einst in Diensten der legendären Hammer-Studios und vor kurzem erst in Peter Jacksons "Lord of the rings" als Saruman zu sehen, bringt erstmals in der Riege der "Star Wars"-Bösewichter wieder die Präsenz, das Charisma und die Aura ein, die den Filmen seit dem Abtritt von der Peter Cushing im ersten "Star Wars" fehlte. Zweifellos war Cushing, wie Lee ein ehemaliger Hammer-Star, 1977 in der Rolle des Grand Moff Tarkin der beste Schurke, den die Serie je erleben durfte - Christopher Lee verleiht ihm einen würdigen Nachfolger.

In den Disziplinen Effekte und Design definiert George Lucas sich erneut als das Maß aller Dinge. Optisch bietet "Episode II"
Landschaftspanoramen und planetare Impressionen von geradezu überwältigender Grandezza. Der ungekrönte Magnificus der Set-Kreationen beginnt sein fünftes Star-Wars-Werk mit den atemberaubenden Kreationen des präimperialen Hauptstadtplaneten Coruscant, einer ins fast Groteske
übersteigerten architektonischen Metamorphose aus Luc Bessons "The fifth element" und dem Design der Wachowski'schen Matrix. Die weiteren Szenerien folgen in lockerer Anlehnung den Ideen des zweiten Star-Wars-Films "The impire strikes back" - nur um einen visuellen Höhepunkt von dem nächsten toppen zu lassen: Eine Stadt inmitten eines von Orkanen durchpflügtern Ozeanplaneten wirkt wie der morpho-futuristische Gegenentwurf zur Wolkenstadt Bespin, eine furiose
Verfolgungsjagd durch ein Asteroidenfeld rekapituliert - wenn auch nur kurz - Hans Solos berühmten Asteroidenflug, und im Finale gibt es zahlreiche Reminiszenzen an die Schlacht auf dem Eisplaneten Hoth. Dazu kommen Landschaftsimpressionen vom Planeten Naboo mit den wohl betörendsten und schwelgerischsten Postkartenmotiven diesseits des
Andromeda-Nebels. Das fulminante Finale, das wiederum Schlachten zu Lande und in der Luft mit rasanten Laserschwert-Duellen kombiniert, bietet Kinetik am Limit inszenatorischer Möglichkeiten. Für den wie immer kongenialen Score zeichnete ein fünftes Mal John Williams verantwortlich.
 
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von Johannes Pietsch - Fortsetzung

Auch narrativ greift George Lucas auf das Konzept von "The empire strikes back" zurück, indem er den Plot am Anfang in zwei separate Handlungsfäden aufspinnt, diese über diverse Planeten und Sternensysteme bewegt, um sie in einem elektrisierenden Schlussakkord wieder zusammenzuführen. Es ist seinem inszenatorischen Geschick zuzuschreiben, dass er der nicht allzu komplexen Handlung, in der überdies gegen Ende logische Krater von der Größe eines durchschnittlichen Spiralnebels, Handelsklasse A, klaffen, einige markante Spannungsmomente abgewinnen kann. Und das, obwohl alle drei Star-Wars-Filme der neuen Trilogie mit der Hypothek des Prequels belastet sind: Das Schicksal der meisten handelnden Personen ist auf Grund ihres (chronologisch späteren) Wiedererscheinens in der ersten Trilogie determiniert. Einem Obi-Wan Kenobi oder einem Anakin Skywalker kann eben schlicht nichts wirklich Gravierendes zustoßen - wie sollten sie sonst einige Jahrzehnte später
im Todesstern über den Trümmern des Planeten Alderaan wieder
aufeinandertreffen können? Neben Reliquien aus dem eigenen filmischen Tabernakel inklusive einer Anspielung auf den Todesstern bedient sich George Lucas diesmal noch unbekümmerter im Fundus der Film- und Literaturhistorie: Neben Motiven des Westerns und des Vietnamkriegfilms werden diesmal unter anderem sogar "Quo vadis" und Isaac Asimovs
Foundation-Trilogie zum interstellaren Stelldichein gebeten.

Fazit: Der Patient Star Wars ist mitnichten schwer krank, wie man nach der blamablen "Episode I" befürchten musste. Auch wenn die Zugeständnisse an Kommerz, Massengeschmack und inhaltliche Political Correctness nicht zu übersehen sind, besitzen sie diesmal nicht annähernd so viel träge Masse, um damit eine wunderschön altmodische, aber fulminant inszenierte Liebes- und Abenteuergeschichte zu ersticken. George Lucas scheint den galaktischen Groove wiedergefunden zu haben:

It's only Rock'n'Roll but I like it!
 
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Ist dir dieser Thread verunglückt oder wolltest du nur einen "." als Anfangskommentar schreiben :confused: ;)

Thema Kritiken:

Zu AotC gibt es bis jetzt "fast" ausschließlich positive Meinungen, nicht nur subjekt, sondern auch objektive. ;)
Das die Presse schonmal überwiegend begeistert war ist ja schon fast unglaublich aber dann auch noch Spielbergs positive Äußerung zu AotC, spricht schon sehr für den Film.
Außerdem zeigt sich bis jetzt jeder Schauspieler positiv und begeistert von dem Film...:)

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Update: Oh, da kam ja noch was nach :D

Dazu habe ich noch dieses Kommentar:(Man vergleicht AotC schon mit TESB, wie in deinem Text erwähnt, das hat schon was zu heißen...)

Der Angriff Der Klonkrieger ist nicht nur ein Teil der Saga, sondern auch eine Rückkehr zum Abenteuerfilm, den GL so gut in Szene zu setzen weiß. Eine Mischung aus Liebe, Abenteuer, exotischen Schauplätzen, Monstern, Droiden und Intrigen garniert mit außergewöhnlichen Spezialeffekten. Der Film ist eine explosive Mischung, der die Essenz von Star Wars in sich birgt und GL frühere Werke widerspiegelt.
 
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von Sebastian Schmidt

Star Wars Episode 2 - Angriff der Klon-Krieger

Wahre Kultfilme gibt es wenige und im Vergleich fällt auf, dass die
meisten aus den 70er Jahren stammten. "Krieg der Sterne" ist fraglos einer von ihnen, kein Film hat es danach geschafft noch einmal eine so träumerische Mischung aus Märchennaivität, Science-Fiction, Action, Abenteuer, Romantik, Atmosphäre und Phantasie zum Leben zu erwecken, kurz: die Magie, die "Star Wars" schuf blieb einzigartig. Damals, als man noch ohne Computertricks auskommen musste und hier in detailbesessener, liebevollster Art und Weise neue Welten erschuf, konnten wir noch gebannt auf die Leinwand schauen. Heute sind wir
verwöhnt, wir kennen die CGI-Tricks von Hollywood in- und auswendig. Ein schwerer Stand schon 1999 als "Star Wars"-Schöpfer George Lucas beschloß die Vorgeschichte seiner Leinwandsaga, die er damals schon als Mittelteil eines großen Epos konzipiert hatte, endlich auf die Leinwand zu bringen. Dass "Star Wars" im Kino noch immer trotz seines Alters zugkräftiger ist als der größte Teil der aktuellen Streifen
hatte Lucas schon bewiesen, als er die digital überarbeiteten
Fassungen seiner drei Filme veröffentlichte und diese weltweit auch mehr als 10 Jahre nach dem Start von "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" und den ungezählten TV-Ausstrahlungen in dieser Zeit problemlos an die Spitze der Boxoffice-Charts stürmten. Mit der Wiederbelebung des Mythos hatte Lucas natürlich eine große Bürde zu tragen, eine Büroktatie, die kaum zu tragen war. Es erscheint nahezu unmöglich an ein Phänomen wie "Star Wars" überzeugend anknüpfen zu können, so stieß seine Episode 1, "Die dunkle Bedrohung", trotz eines grandiosen Blockbuster-Erfolgs vor allem bei den treuen Fans auf taube Ohren, die
sich von Lucas verraten fühlten. Grund dafür war, dass doch die
eklatante Mängel, die von Anfang bis Ende verhinderten, dass das "Star Wars"-Feeling aufkommen konnte, in dem Film ziemlich offensichtlich waren. Viele spotteten von "Muppet Show statt Sternenkrieg", vor allem der tolpatschige Jar Jar Bings, eine Figur, die eher der "Sesamstraße" entsprungen zu sein schien, störte das Publikum so sehr, dass ihm in Episode 2 nun nur kurze Auftritte zugebilligt wurden. Lucas hatte mit dem Film sein ursprüngliches Zielpublikum verleugnet und auf kindlichem Niveau sein neues vermutet. Es wimmelte nur so vor niedlichen Außerirdischen, der Streifen war zu sehr eine Kommerzmaschinerie. Dabei wurde aber auch größtenteils übersehen, dass er als Effektkino und Science Fiction-Streifen durchaus gut funktionierte, aber es war halt kein "Star Wars", die Magie blieb weg. Drei Jahre danach, eine Zeit in der die Medien einem gradezu das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen, kommt nun Episode 2, der Mittelteil der neuen Trilogie und die große Hoffnung der Fans auf einen düsteren Film "mit dem die Macht ist". Äußerst beschwingte Vorabkritiken aus den USA ließen ihn schon hochleben, Aussagen wie "der beste "Star Wars"-Film überhaupt" gab es. Und für die Fans in aller Welt stellt sich nun natürlich die Frage: Stimmt das?
 
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von Sebastian Schmidt - Fortsetzung

Zehn Jahre sind vergangen seitdem der Jedi-Ritter Qui-Gon Jin im Kampf gegen Darth Maul sein Leben ließ, zehn Jahre in denen sich sein Schüler Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) selber zum weisen Jedi-Meister entwickelt und auch selber einen Schüler ausgebildet hat. Den jungen Anakin Skywalker, den Qui-Gon damals aus der Hand der Sklavenhändler Tatooins befreit und zu seinem neuen Protegé auserkoren hatte, hat Obi-Wan unter seine Fittiche genommen. Aus dem begabten Kind von
damals ist ein aufstrebender junger Mann (Hayden Christensen)
geworden, der sich selber bereits in seiner Arroganz als großer
Jedi-Ritter sieht und nur zu oft risikoreich, unbeherrscht und
unbedacht vorgeht. Dies beachtet Obi-Wan wie auch dessen Mitstreiter Joda und Mace Windu (Samuel L.Jackson) mit Sorge, aber sie wissen, dass die Macht in Anakin enorm ist und er irgendwann in der Lage sein könnte großes zu vollbringen.
Die politische Situation in der Galaxis ist leider alles andere als
besser geworden. Unter der Anführung des undurchsichtigen Jedis Dooku (Christopher Lee) scharrt sich wieder der Abschaum des Alls, der nur zu gerne die Macht übernehmen würde. Als Vermittlerin zwischen den Welten tritt erneut die Herrscherin von Naboo, Königin Amidala (Natalie Portman), die mittlerweile eine feste Position im Senat hat, in Erscheinung - und wird dadurch zur Elemination durch die Schurken auserkoren. Zu ihrem Schutz werden Obi-Wan und Anakin abgestellt. Für den jungen Skywalker wie die Königin brechen alte Gefühle wieder auf,
schließlich existierte schon in Kindesalter eine Bindung zwischen
ihnen, die sich nun in tieferen Gefühlen äußert. Ein vereitelter
Mordanschlag führt Obi-Wan schließlich auf einen geheimnisvollen
Planeten, wo angeblich im Auftrag der Föderation eine Armee aus Klonen seit Jahren aufgebaut wird. Vorbild ist dabei der bösartige und gewitzte Kopfgeldjäger Jango Fett (Temuera Morrison), den Obi-Wan schnell als den gesuchten Attentäter identifizieren kann. Während Obi-Wan diesem quer durch die Galaxis folgt hat Anakin den Auftrag bekommen die Königin nach Hause zu begleiten und dort für ihren Schutz zu sorgen. An diesem friedlichen und malerischen Ort beginnt ihre Romanze zu erblühen...

Problematisch an Episode 1 wirkte sich auch aus, dass es schwierig war eine Verbindung zu den alten Filmen zu schaffen. Das Publikum hatte nicht wirklich die gleichen Charaktere vor sich, nicht die gleichen Umgebungen, es gab kaum etwas, was einem bekannt vorkam. Dort setzt Episode 2 nun an, man findet sich an altbekannten Orten wieder, wie z.B. der Bastel-Garage auf Tatooin, in der später für Luke Skywalker ein neues Leben beginnen wird, man trifft auf altbekannte Gestalten wie Sandmenschen oder den jungen Boba Fett, der später zu dem
Kopfgeldjäger werden wird, der Han Solo Jabba the Hutt ausliefert und im Schlund des Rankor endet. Und man wird an Dinge erinnert, die in den späteren Filmen gesagt werden, wie z.B. dass Kenobi Luke später von den Klon-Kriegen erzählt. Dies alles hilft dem Fan natürlich enorm sich hier wohlzufühlen. Wichtig ist auch, dass uns nun die Charaktere nicht mehr kalt lassen. Der Tod Qui-Gons in Episode 1 war keineswegs so niederschmetternd wie damals, als der alte Obi-Wan von Darth Vader umgebracht wurde, und auch Anakin und Amidala wecken im Zuschauer
andere Emotionen, da sie durch ihre nun bekannt werdende Liebe
gleichzeitig zu den Eltern von Luke und Leia werden. Verbindungen zu alten Gefühlen werden geschaffen, wirklich zum Leben erwecken kann sie jedoch auch Episode 2 nicht. Er versucht die Magie zu imitieren, dadurch bringt er die Magie aber nicht wieder. Lucas tut dies jedoch so gut, dass er tatsächlich dicht dran ist - auch wenn er manchmal zu vordergründig auf Pathos setzt. Wenn Anakin seine sterbende Mutter findet, die in seinen Armen dann gleich darauf den letzten Seufzer
macht, als hätte sie ewig nur darauf gewartet, dann ist dies äußerst altbacken. Im 70er Jahre-Kino funktionierten solche Storyeinfälle und ihre pathetische Ausführung bestens, heute sind sie verbraucht und schon nah am Lächerlichen.
Das Gute an dem Film ist, dass er keinen wirklichen Abfall erlebt. Er fängt etwas dürftig an, steigert sich aber kontinuierlich. Die erste große Actionsequenz läßt nicht lange auf sich warten, eine
Verfolgungsjagd quer durch die Luft während der Rush Hour findet in Coruscant statt, eine Sequenz in der die beiden Jedi-Ritter die Logik außer Kraft setzen und sogar die End-Sequenz in "Mission: Impossible", in der Tom Cruise einen Helikopter zieht, glaubwürdiger erscheint als wie wenn Anakin in die endlose Tiefe springt um schließlich auf den Gleiter des Verfolgten zu landen. Hier ist die Inszenierung noch etwas unausgegoren und läßt schon schlimmes vermuten, Episode 2 erscheint wie Episode 1: großartige Trick-Effekte, aber keine Seele. Langsam beginnt sich der Film jedoch zu ändern und spätestens wenn Obi-Wan
immer tiefer in die intergalaktische Verschwörung eindringt fängt der Film an zu fesseln und zu beeindrucken. Eine Schlachtsequenz, in der die Jedi-Ritter in einer Arena gegen Horden von Robotern und monströsen Kreaturen antreten müssen wird zu einem großen Highlight, da sie detailverliebt und nahezu perfekt animiert und inszeniert ist. Das kleine Highlight hingegen stellt eine Kampfsequenz zwischen dem kleinwüchsigen CGI-Jedi-Meister Joda und dessen Kontrahenten Christopher Lee dar. Die Szene wirkt nicht, weil sie so großartig gemacht ist, sondern viel eher weil sich auf so billige Art charmant ist. Es ist lächerlich wenn Joda zu Anfang die Bruce Lee-Pose einnimmt
und dann das Lichtschwert zückt, auch bei der Animation wurde bei den Größenverhältnissen geschludert. Aber die Situation alleine wird reichen, damit die Fans diese Szene sofort in ihr Herz schließen, wenn man dabei auch noch zum Lachen verleitet wird ist es egal, ob die Technik nicht funktioniert. Auch die Leistung der Schauspieler ist besser als im Vorgänger, was aber größtenteils an den Auswirkungen des Drehbuchs auf die Charaktere liegt. Aus dem Jedi-Schüler Obi-Wan ist nun der Jedi-Meister geworden, so dass Ewan McGregor eine viel bessere Grundlage hat um überhaupt an Alec Guinness erinnern zu können. Hayden Christensen überzeugt trotz der großen Unkereien als innerlich zerrißener Held, Natalie Portman darf ebenso ihre Leinwand-Wirkung als betörend schöne Sternenkriegerin deutlich machen, die sie in Episode 1 nicht rauslassen durfte, denn da war ihr Charakter ja noch zu jung um überhaupt eine erotische Wirkung haben zu dürfen, was hier jedoch nötig ist, damit man Anakins Herzenskampf auch nachvollziehen kann. Die Mitwirkung von Altstar Christopher Lee sorgt dafür, dass die Schurkenfigur akzeptiert werden kann.
Die unheilverkündenden, wenn auch in Parallel-Montage wesentlich atmosphärischeren gewesenen Endsequenzen, hier hat Lucas einen Fehler gemacht, machen zu guter Letzt schon jetzt einen großen Appetit auf Episode 3 und können sogar die Hoffnung erwecken, dass der ganz große "Star Wars"-Film noch auf uns zukommt, denn die höllischen Geschehnisse dieses Abschlußes sind dem "Star Wars"-Fan ja größtenteils bekannt, sie auf der Leinwand zu erleben dürfte jedoch eine schmerzliche Erfahrung werden. Wenn Lucas in der Lage ist dieses in gerechter Art auf die Zelluloid zu bannen, dann kann er es schaffen mit dem nächsten Film einen wirklichen Meilenstein zu setzen, was ihm hier noch nicht gelingen will, auch wenn der Film fraglos beim Publikum einen sehr großen Anklang finden wird. In etwa drei Jahren werden wir es wissen, so lange heißt es warten und sich wieder von den Medien mit Kleinstnews füttern zu lassen und jeden Fetzen geradezu in sich aufzusaugen.

Wertung: 9/10
 
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Steven Spielberg

@ Dash Rendar

Hoffentlich ist Spielberg diesmal ein besserer Kronzeuge. Er hat schon vor drei Jahren Episode I in den höchsten Tönen gelobt. ;)
 
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Auch auf GameStar.de gibts ne Review. Auch hier kommt Episode 2 nicht ganz gut weg ... die morgige Nacht wirds zeigen, was ich von den Reviews halten kann ...
 
Ich hab mir folgendes Prinzip angewöhnt :
(etwas krass ausgedrückt) "Sch**** auf Reviews!!!" Nur deine eigene Meinung zählt! Es machen zum Beispiel fast alle Reviews Episode1 runter und trotzdem gefällt er mir. Also was solls?
 
Beruhigt Euch einfach wieder! Ich habe mir die ROTJ-Kritiken von 1983 noch einmal angesehen, und die waren zum Großteil mäßig bis schlecht. Also laßt Euch nichts einreden.
 
Die Welt

Eine Kritik von Hanns-Georg Rodek

"Antreten zur Pflichterfüllung

Diese Woche läuft "Star Wars Episode 2 - Angriff der Klon-Krieger" im Kino an. Es ist der der bisher rechnerlastigste Film der Kinogeschichte

Eine Szene im neuen "Spiderman" findet sich fast als Kopie im neuen "Krieg der Sterne": Die Heldin stürzt von einem Balkon dem sicheren Tod entgegen - als der Spinnenmann auf seiner Liane angeschwungen kommt und sie im freien Fall fängt. Exakt denselben Stunt vollführen Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi in "Episode 2 - Angriff der Klon-Krieger".

Was uns zur ersten von vielen nebensächlichen Fragen führt, welcher Film den Sommer mit dem dickeren Bankkonto beschließen wird. Das dürfte "Spiderman" sein; die "Star Wars"-Serie hat es vor drei Jahren mit der unsäglichen "Episode 1 - Die dunkle Bedrohung" verpasst, ihre Fan-Gemeinde zu erweitern. Sternenkrieger der ersten Stunde werden den bitteren Weg natürlich bis zur "Episode 3" gehen, doch das ist eine Art Pflichterfüllung wie der Gang zum Bundestagswahllokal - obwohl man den "Klonkriegern", anders als der "Bedrohung", nicht mehr vorwerfen kann, sie beleidigten die Intelligenz eines neunjährigen Kindes; die Toleranzgrenze ist auf zwölf, vielleicht gar auf 13 gestiegen, so dass "Klon-Krieger" in der Rangfolge der fünf "Star Wars"-Filme wohl auf Platz drei gehört.

Auch die Frage nach der Handlung ist müßig. Für die Eingeweihten ist sowieso klar, dass Anakin Skywalker sich in Darth Vader verwandeln wird, dass er und Padmé Amidala die künftigen Eltern von Luke Skywalker und Prinzessin Leia sind und Kanzler Palpatine sich als Erzschurke herausstellt; für "Star Wars"-Nichtadepten besitzt das soviel Reiz, wie jetzt in die "Lindenstraße" einzusteigen.

George Lucas gibt sich die ersten 40 seiner 140 Minuten ziemliche Mühe, die Zusammenhänge zwischen Föderation und Republik, Skywalkers und Jedis zu erklären, doch das sind bloß redende Köpfe und man fragt sich, wo der Lucas der Siebziger geblieben ist, der mit Bildern erzählen konnte.

Vermutlich ist dieses Talent in der Abgeschiedenheit seiner Skywalker Ranch verkümmert, wo ihn nichts aus seiner selbstgeschaffenen Weltraummärchenwelt aufschreckt. Kulturkritiker haben Lucas' Sternenkrieger derart zu modernen Mythen des 20. Jahrhunderts hochgeschrieben, dass ihr Schöpfer nun hoffnungslos im Mythennetz verfangen ist und nur noch Mythenklischees abliefert.

Dementsprechend haarsträubend sind wieder die Dialoge. Wenn sich Anakin und Padmé ihre Liebe versichern, klingt das so gestelzt wie aus "Die nackte Kanone"; aber es ist bitterernst gemeint, weil Mythen bitterernst genommen werden wollen und hier einer fortgeschrieben wird. Zum Glück läuft wenigstens Ewan McGregors Kenobi nicht mehr stocksteif herum; in einer Kneipe zeigt er soviel Ansätze zur Coolheit, dass ihn George Clooney als Schüler akzeptieren könnte.

Im Grunde führen jedoch all diese Fragestellungen am Kern vorbei. In der zweiten "Star Wars"-Dreierstaffel geht es nicht mehr um Geschichten, Charaktere oder Schauspielerleistungen. Es ist zum einen ein zweistündiger Werbeblock für Spielzeugfiguren und Videospiele und zum anderen ein Schaufenster für Fortschritte der digitalen Bildproduktion; man sollte erwägen, "Episode 3" nicht mehr auf der Kultur-, sondern auf der Technikseite zu besprechen.

"Episode 2 - Angriff der Klon-Krieger" ist der rechnerlastigste Film der Kinogeschichte; eigentlich darf er gar nicht mehr als "Film" bezeichnet werden, da er komplett mit Digitalkamera aufgezeichnet worden ist. Die Akteure hatten wenig zu tun, außer auf einer leeren Rampe Spiegelfechtereien mit imaginären Monstern zu treiben, die später ins Bild kopiert wurden; jene Art Arbeit, die Schauspieler nach Drehschluss auf echte Bühnen vor richtiges Publikum treibt.

Auch einige Akteure sind bereits Computerschimären; früher steckte noch Franz Oz im Yoda-Kostüm, heute ist der Ober-Jedi eine reine Ausgeburt digitalis. Samuel L. Jackson hat als Jedi-Ratsherr so wenig zu tun, dass auch ein digitaler Jackson-Klon genügt hätte, Natalie "Padmé" Portman spielt vor allem mit ihrem top-freien Bauchnabel, und Hayden Christensen als Anakin stehen keine Zornesfalten im Milchbubigesicht. Einzig Christopher Lees Graf Dooku besitzt Format, und wir wollen es dem bald 60-jährigen George Lucas zugute halten, dass er den Entscheidungskampf zwei Greisen gönnt, Dooku und Yoda, die Laserschwerter schwingen und Blitze schleudern und die Techno-Show kurzzeitig unterbrechen.

Computergenerierte Bilder sind es, die von "Episode 2" in Erinnerung bleiben dürften: eine Verfolgungsjagd durch die metropolisartigen Häuserschluchten, Kenobis Besuch auf dem Meeresplaneten, der Circus Maximus auf Geonosis. Es sind große Panoramen, die eigentlich auf einer großen Leinwand große Wirkung entfalten müssten - und es doch nur ansatzweise tun. Sie springen einen nicht an, sondern untergraben ihre potentielle Wirkung durch eine schwer definierbare Unschärfe.

Sieht man die gleichen Szenen im Trailer im Internet, erscheinen sie viel heller, farbiger, konturierter. Das führt zu der wirklich interessanten Fragestellung: Kann die Zwangsheirat zwischen Zelluloid und Video tatsächlich funktionieren? "Episode 2" wurde digital aufgenommen, bearbeitet, geschnitten und dann auf 35-Millimeter-Zelluloid kopiert - ein Material, das viel mehr Bildinformationen aufzunehmen gewohnt ist, als ihm vom Computer geliefert werden. Wahrscheinlich sieht "Episode 2" in den 19 Kinos in Amerika, die sie digital projizieren, besser aus, als in herkömmlichen Filmtheatern. Was zu der paradoxen Situation führen könnte, dass wir im Namen des technischen Fortschritts möglichst die Qualität der Bilder vergessen sollten, die das Kino schon erreicht hatte. "
 
Original geschrieben von mikeroscope!
Ehrlich warn die schlecht?? zeig mal wo das steht! Glaube ich nicht...

Konnte man in der CINEMA Ausgabe zum Start von ROTJ nachlesen. Hier bitte (die drei positiven sind nicht dabei):

Variety: ?Es gibt gute, schlechte und keine Neuigkeiten zu dem Film. Die Technik ist perfekt, die menschliche Seite wurde dafür geopfert, und der Film wird so oder so Millionen einspielen.?

The Reporter: ?Das Legendenhaftem das die ersten Teile inspirierte, ist hier zu einer Comicheft-Geschichte geworden.?

The New York Times: ?Der Film beendet die Trilogie weniger, als sie auf einen toten Punkt zu bringen. Er ist bei weitem der kraftloseste der drei.?

USA Today: ?Die Effekte sind besser den je, aber die Charaktere haben sich nicht einen Schritt weiter eintwickelt.?

The Times: ?Die Monster sind weitaus erfreulicher als die Menschen, die völlig zweidimensional sind und deren Beziehungen nur angerissen werden.?

Le Monde: ?Nach drei Episoden ist der Dampf raus. Marquand und Lucas hätten das Ganze, ähnlich wie die Bond-Filme mit etwas mehr Ironie inszenieren müssen.?

Premiere: ?.... weniger interessant als seine Vorgänger. Der Film erinnert mehr an die Muppet-Show als an traditionelles Sci-Fi Kino.?

Ihr seht, es war nie anders und es hat sich nichts geändert......
 
Die Zeit Von Katja Nicodemus

Staubsauger adé

George Lucas und seine prähistorische Science-Fiction-Saga: "Star Wars II - Angriff der Klonkrieger"

Es ist gar nicht so leicht, über eine Saga zu schreiben, die man vor 25 Jahren selbst mit Haushaltsgeräten nachgespielt hat. Damals, als aus Staubsaugern R2-D2-Roboter und aus Waschmitteltrommeln intergalaktische Jagdmaschinen wurden, als sich schwarze Wohnzimmertische in Todesplaneten und Teppichklopfer in Laserschwerter verwandelten, war die Welt noch einfach und die Macht mit uns, weil man sowieso nicht so genau wusste, woraus sie eigentlich bestand. Damals, Ende der Siebziger, als George Lucas' Star Wars in die Kinos kam, bestaunten wir die riesigen Raumgleiter, imitierten das technizistische Geschwafel von der dreifachen Lichtgeschwindigkeit und freuten uns, wenn Harrison Ford als Han Solo wieder einmal Antriebsprobleme mit seinem scheppernden Schrottgefährt hatte.
Als Mythensteinbruch funktioniert die Star Wars-Trilogie genauso wie die anderen Ewig-Epen der Populärkultur zwischen Gallien und Entenhausen. Die symbolische Ordnung ist überschaubar, das Inventar vertraut, die Aufgabenstellung klar. Ob Dagobert den Glückstaler von Gundel Gaukeley zurückholt, Asterix und Obelix ein Edelweiß in den Schweizer Bergen suchen oder der junge Skywalker "die Macht ins Gleichgewicht bringt", ist letztlich das Gleiche, auch wenn der transzendentale Bombast und die pseudoreligiöse Rhetorik der Star Wars-Sage etwas anderes suggerieren wollen.

Mühsam geklonte Mythen

George Lucas' milliardenschwere Idee, den ersten drei Star Wars-Folgen einen ebenfalls dreiteiligen Ursprungsmythos voranzustellen, versorgte sein mittlerweile ins 25. Jahr gehendes Science-Fiction-Märchen mit einem einmaligen Selbstbegründungsmechanismus: Während wir uns auf der Handlungsebene ins buchstäblich Prähistorische begeben und es teilweise mit den Großeltern von Figuren der späteren Teile zu tun haben, wird die digitale Technik von Lucas' Science-Fiction-Märchen immer avancierter und entfesselter. Aus den Weltraumlandschaften des Star Wars-Films von 1977 mit seinen liebevoll nachgebauten Meteoriten und urbanen Space-Metropolen sprach noch der fantastische Geist von George Meliès, mit der neuesten Star Wars-Folge Episode II - Angriff der Klonkrieger ist das Science-Fiction-Kino gänzlich in der staubfreien Sterilität und virtuellen Dreidimensionalität der Benutzeroberflächen angelangt.

Damit setzt auch eine inhaltliche Verschiebung ein, die bereits in Episode I - Die dunkle Bedrohung zu spüren war: Weg vom Mannschaftsgeist eines hybriden Abenteurerhaufens und seinen kleinen Binnengeschichten, die aus Nebenfiguren wie Chewbacca oder dem Laurel-&-Hardy-Roboterpaar R2-D2 und C-3PO eigenständige Miniaturen machten, hin zu einer digitalen Set-Design-Orgie, in der die Hauptfiguren nur mehr ein müder Nachhall jener Zeiten sind, zu denen das Anthropomorphe in der Sternenrepublik noch eine Rolle spielte. Inzwischen wirken die Mitglieder der Serie wie humanoide Derivate, mühsam aus den Stammzellen des Mythos geklont. Seinem vor ein paar Jahren noch polemisch formulierten Ziel, die digitale Technik irgendwann zur Abschaffung der Schauspieler zu nutzen, ist Lucas damit ein Stückchen näher gekommen. Dass die Wirklichkeit für den großen Multiplikator ohnehin nur ein Gadget ist, das, in Visual-Effects-Computer eingespeist, seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt wird, zeigt auch seine Begeisterung für den Drehort Comer See, den er mit der Bemerkung lobte, er sehe aus wie speziell für einen Star Wars-Film entworfen. So hat es auch eine gewisse Konsequenz, die Hauptrolle des jungen Yedi-Ritters Anakin Skywalker mit dem wandelnden Fönfrisürchen Hayden Christensen zu besetzen, der die Aufmerksamkeit keine Sekunde von den abenteuerlich animierten Hintergründen abzieht: viel befahrenen Luftautobahnen, sturmumtobten Wasserplaneten, zentralasiatisch anmutenden Wüstenlandschaften. Sogar die Koffer, die Anakin hinter Prinzessin Padmé herträgt, stehlen ihm noch die Show - ein retrofuturistischer Samsonite-Verschnitt, der sicherlich bald lizensiert auf den Markt kommen wird.

Angesichts der wild wuchernden Digifantasien ist der Inhalt so schnell vergessen wie er erzählt ist. Zunehmend vage geht es auch in dieser Folge der Hexalogie um den New-Age-mäßigen Kampf zwischen der guten und der dunklen Seite der Macht. Separatisten bedrohen das Gleichgewicht der Republik, während eine heimlich herangezüchtete Armee der Klonkrieger den Yedi-Rittern beim Kampf um die Demokratie zur Seite stehen soll. Zwischen den Eckpfeilern des Mythos funktioniert die eher träge dahindümpelnde Story wie ein Schwamm, der diverse ideologische Formationen aufsaugt und mittransportiert. So zeigt sich Anakin Skywalker zunehmend von der dunklen Seite der Macht beeinflusst und massakriert in blindem Zorn gleich ein ganzes Dorf samt Frauen und Kindern. Da es sich bei den Opfern um einen fliegenumsurrten Wüstenstamm handelt, der in berberähnlichen Zelten lebt, scheint die Tat allerdings nicht ganz so verwerflich. Aus dem verminten Terrain der Bio-Tech-Diskurse rettet sich Lucas mit einer Einfallslosigkeit, die fast schon wieder komisch ist. Beim Anblick der seriell herangezüchteten Kämpfer runzelt Ewan McGregors Obi-Wan Kenobi zunächst sorgenvoll die Stirn. "Gar nicht so übel, diese Klonkrieger", heißt es dann aber nach der Entscheidungsschlacht.

Vielleicht ist es auch ein wenig kleinkariert, einem Film, der sich so wenig für seinen eigenen Inhalt interessiert, ideologische Verfehlungen nachzutragen. Mit Star Wars: Episode II hat das Kino einen Grad der Austauschbarkeit und gleichzeitigen digitalen Übersättigung erreicht, der die einzelnen Megaproduktionen nur mehr wie kleine Glutamatinseln in der einen großen Fantasy-Suppe erscheinen lässt. Ob Harry Potter, Herr der Ringe oder Star Wars II, irgendwie geht es immer um den Kampf der Mächte, ziehen junge Helden hinaus in ihre aufwändig gepixelten Initiationsgeschichten, und wahrscheinlich wird Christopher Lee, der in Herr der Ringe und Star Wars II fast identische Rollen auf der dunklen Seite der Macht spielt, bald auch in Hogwarts den Zauberstab schwingen. Wenn am Computer nichts als die immer gleichen Sagen geklont werden, entsteht ein Kino der reinen Simulacren, einer absoluten Leere, die auch die mimetischen Strategien der Kinderzimmer verändern wird. Aus Staubsaugern und Teppichklopfern können dann eigentlich nur noch die eigentlichen Ursprungsmythen entstehen.
 
artechock Rüdiger Suchsland

Initiation und Liebe, Macht und (Selbst-)Disziplin, dies vor dem Hintergrund einer interstellaren politischen Intrige, dem nachgeholter Auftakt zu jenem "Krieg der Sterne", der bereits seit 1977 auf den Kinoleinwänden folgt - universale Themen sind es, die diesen Film bestimmen; wie im technischen ist auch der filmische Anspruch dieser Weltraumsaga bei allem Wunsch zu unterhalten, so groß wie möglich. Nun also STAR WARS: EPISODE II: ANGRIFF DER KLONKRIEGER, bei dem wieder George Lucas selbst für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet.

STAR WARS ist kein Film, sondern ein Phänomen. Was vor 25 Jahren als Märchenabenteuer jugendlicher Filmemacher begann, verlor bereits mit seinem dritten, 1983 erschienenen Teil viel vom Zauber des Anfangs, hatte sich zu einem Ereignis entwickelt, das die Filmgeschichte verändern sollte. Der kommerziell erfolgreichste Film seiner Zeit setzte auch neue Maßstäbe des Marketing und der Tricktechnik, deren Folgen das Hollywoodkino bis heute prägen. In gewissem Sinn sind diese Filme vor allem als überdimensionierte Werbespots für Spielzeugfiguren und andere Produkte zu verstehen. Damit dies aber wirklich gelingt, muss zugleich auch auf der Leinwand gute Unterhaltung und Niveau geboten werden, muss es ein guter Film werden.

Wie schon EPISODE I. vor zwei Jahren erzählt DER ANGRIFF DER KLONKRIEGER die Vorgeschichte der ursprünglichen Trilogie. Den einst von Alec Guiness gespielten greisen Jedi-Ritter "Obi Wan Kenobi" verkörpert Ewan McGregor als jugendlichen Helden. Mehr als in - der zehn Jahre früher angesiedelten - EPISODE I. darf er dies hier wirklich sein, und kämpfen, Feinde verfolgen, das Böse bezwingen. Nicht nur weil McGregor allen, auch Natalie Portman, Christopher Lee (hier beide ebenfalls in schönen Auftritten zu sehen) oder Samuel L. Jackson als Schauspieler die Schau stiehlt, gehören seine Szenen zu den besten des Films. Mit einer Intensität, die man sonst vermißt, bilden sie das Zentrum eines Films, der in seinen besten Momenten an DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK erinnert. Wie dort teilt sich auch hier die Handlung in Hauptgeschichten, die parallel zueinander erzählt werden: Obi Wans Versuch, die Verschwörung gegen die Sternen-Konföderation aufzuklären, und die Reise seines Schülers Annakin (Hayden Christensen), der als kleiner Junge in EPISODE I die Welt rettete. Er muss die schöne Prinzessin Padmé (Portman) schützen, eine Schlüsselfigur der politischen Intrigen, deren Leben durch die im Verborgenen agierenden Bösen bedroht ist. Dieser Annakin, der eigentlich sein Held sein sollte, ist die schlimmste, dümmste, peinlichste Figur des Films. Wer die STAR TREK-Fortsetzung kennt, wird sich an Wesley erinnern, den kosmischen Nerd. Annakin, der jungfrauengezeugte künftige Darth Vader ist ein pubertierender Langweiler, mit dem sich wohl auch die wenigsten Teenies identifizieren dürften. Das Böse als gefallener Engel, gescheiterter Mönch, überdies als ein rasend gewordenes Muttersöhnchen. Er ist der wahre Klon dieses Films. Nebenbei bekommt man Gendertheorie a la Lucas geboten: Die Frauen sind schuld, wenn Jungs vom rechten Pfad abkommen, zuviel Mutter, zu früh(reif) die Freundin.

Die Story selbst ist auch diesmal dünn. Überraschend langatmig rollt die Erzählung an, es wird viel geredet, dauert aber eine gute halbe Stunde bis zur ersten Action-Szene - die aber doch der Grund ist, warum man solche Filme sehen möchte. Eine Stunde lang wird gelabert und gelabert und gelabert und gelabert - und nicht eine Zeile lohnt die Erinnerung, nicht ein Satz hat das Potential zur zukünftigen Pop-Referenz a la "Die Macht sei mit Dir!" Erst danach kommt der Film allmählich in Fahrt, mündet schließlich in einen großen Showdown. Doch über zweieinhalb Stunden stockt der Schwung immer wieder, es fehlt an einer hier nötigen intelligenteren Dramaturgie, Szene reiht sich an Szene ohne echte Höhepunkte. Dafür kann auch die keusche Liebesgeschichte zwischen Padmé und Annakin nicht entschädigen, die pubertär-verklemmt und in erlesen kitschigen Kulissen - grüne Wiese, blauer See, Blumenmeer - als Tagtraum des kollektiven Unterbewußten daherkommt. Auch in der Inszenierung merkt man, dass Lucas ein eher schwacher Regisseur und Autor ist, dem zu wenig einfällt, um den selbstgesetzten Ansprüchen - etwas Einmaliges, zumindest Besonderes zu schaffen und nicht nur Durchschnittsware - gerecht werden kann.

Was den Besuch hingegen wirklich lohnt, ist das Bilddesign. Zwar fehlt es den digitalen Bildern an Tiefe und klarheit. Gavin Bouquet gestaltete atemberaubende Landschaften, Kulissen und Weltraumstädte - vor allem die Hauptstadt des Planeten Naboo, in deren Straßen unter anderem eine wahnwitzige Verfolgungsjagd stattfindet, erscheint als eine Mischung aus den Hochhauskulissen von METROPOLIS, BLADE RUNNER und 5thELEMENT. Auch sonst ist das Setting bezaubernder und erheblich einfallsreicher als in EPISODE I - hier bekommt DER ANGRIFF DER KLONKRIEGER genau jene Poesie, die man insgesamt vermißt. Denn im Ganzen hat STAR WARS längst seine Unschuld verloren. Es ist zu klug, zu bewußt, zu sehr bemüht, es allen im Publikum recht zu machen. Ein Märchen wie einst aber wird es nie wieder sein.
 
Augenblick! von Lars Haller

Nach weiteren drei Jahren des Wartens war es nun endlich wieder so weit: Über die Leinwand laufen die Textblöcke, während aus den Lautsprechern die alt bekannte Titelmusik zur Krieg der Sterne Saga läuft. Wie immer gab es vorher eine Menge Gerüchte und Rätsel, Previews und Making Ofs. Und auch die Erwartungen an George Lucas waren wie immer groß.
Und der Film hält in der ersten halbe Stunde, was er verspricht: Rasante Action, ein Wiedersehen mit alten Bekannten und weise Sprüche von Meister Joda. Aber nach der Trennung von Schüler und Meister erleidet der Film einen Bruch. Irgendwie will es zwischen Natalie Portman und Neuzugang Hayden Christensen nicht so richtig funken und Ewan McGregor ist zwar gewohnt lässig als Obi-Wan, kann aber auf sich allein gestellt bei seinen Nachforschungen nicht so richtig Stimmung aufkommen lassen. Irgendwie hat man immer das Gefühl, dass da irgend etwas fehlt oder falsch läuft. Man kann sich nicht richtig in den Film reinversetzen. Und bis zum großen Finale mit spektakulärem Kampf (zwischen wem wird nicht verraten) genießt man mehr die mit Liebe zum Detail digitalisierten Umgebungen und Figuren, als die eigentliche Geschichte.
Die Tricktechnik hat auch in dieser Episode richtig zugelangt, und der Film enthält ein paar Atem beraubende Szenen. Leider sind aber die Aufnahmen mit der Bluebox diesmal nicht ganz gelungen, in einigen Szenen hebt sich der Darsteller zu stark aus dem Bild ab. Aber nichts desto trotz sind Animation und Action mal wieder die Hauptmerkmale des Films. Leider ist der Soundtrack nicht ganz so überragend, wie gewohnt. Da hat man von John Williams schon besseres gehört. Was allerdings zum wiederholten Male auf der Strecke bleibt ist leider die Atmosphäre der ersten drei Episoden. Ohne genau sagen zu können, was nun fehlt oder anders ist, merkt man doch deutlich, dass es scheinbar nicht mehr möglich ist, den Mythos aus vergangenen Tagen in heutigen Filmen weiter leben zu lassen. Aber auch ohne diesen speziellen Charme ist George Lucas mal wieder ein durchaus spektakuläres, beeindruckendes und überzeugendes Weltraumabenteuer gelungen.


Fazit: Nett anzuschauendes Popcornkino, aber nichts für Neueinsteiger. 7 von 10 rosa Lichtschwertern
 
Augenblick! Olaf Scheel

Wenn die zweite "Star Wars"-Trilogie für eine Sache gut ist, dann um die Möglichkeiten und Grenzen von computeranimierten Kinobildern zu demonstrieren, denn die Episode II zeigt auf unglaublich plastische Weise die Perfektion, aber gleichzeitig auch die Unzulänglichkeiten von digitalen Bildern auf dem aktuellen Stand der Tricktechnik:
In Episode II sind faktisch fast alle Bildhintergründe und auch zahlreiche Charaktere vollständig computeranimiert. Diese künstlich geschaffenen Bilder stehen in direkter Konkurrenz zu "realen" Bildern der Schauspieler, aber auf vereinzelter Szenerien. Und gerade dieser stilistische Bruch macht die Unzulänglichkeit der künstlichen Bilder in aller Brutalität deutlich: Durch viele Szenen zieht sich eine offensichtliche Grenzlinie real/virtuell, viele Bilder haben stark an Brillanz und Schärfe eingebüßt, vielfach heben sich reale Charaktere zu stark von den virtuellen Hintergründen ab, so dass in jeder Sekunde der Muff der winzigen Bluebox zu spüren ist. Fatal, da man dadurch oft den Eindruck gewinnt, als ob die Modelleffekte aus den alten Filmen immer noch besser wären als die scheinbar so modernen Computerbilder.

Interessanterweise bewirken die künstlichen Teile des Filmes, dass selbst die echten Elemente künstlicher wirken. Denn mal im Ernst, welcher Zuschauer kann die Anziehung zwischen Amidala und Anakin nachvollziehen? Oder irgendeine andere Emotion der Darsteller? - Aber gut: Ein "Schauspielerfilm" war sicherlich noch keiner der bisherigen fünf Teile der Saga.
Spezialeffekte sollen sich dem Film und seiner Handlung unterordnen. Doch dies war in den neuen Star Wars-Filmen nie der Fall. Zu groß der Protz von digitalem Know-how, zu groß der Zwang, die derzeit besten Computereffekte zu demonstrieren. Der Atmosphäre von Star Wars - Angriff der Klonkrieger hat dies sehr geschadet: Außer in den Szenen, wo es rumst, kreischt, zischt und detoniert, verhindert der Film faktisch, dass man sich in ihn einsaugen läßt, man bleibt der distanzierte Zuschauer, der ständig denkt: Da ein Effekt, da ist was echt, da nicht, hier schon wieder... Dies ist vor allem nach dem ersten Höhepunkt zu Beginn bis zur Mitte des Filmes der Fall.
Danach gewinnt Episode II merklich an Fahrt. Und endlich werden Computereffekte dort eingesetzt, wo sie auch Sinn machen: Bei Explosionen, Laserschwertkämpfen, Verfolgungsjagden usw. Vor allem die letzte Stunde verhindert einen vollständig negativen Eindruck des Filmes, und erhält die Chance, dass sich das Publikum auch noch für Episode III interessieren könnte.

Fazit: Am oberen Ende der aktuellen Tricktechnik, aber letztlich zu künstlich und ohne Charme! 6 von 10 realen Bildern.
 
Berliner Zeitung Katla Lüthge

Wie geht es weiter mit dem Universum?

"STAR WARS - Episode II" - Selten ist die Lage in der Jedi-Welt so unübersichtlich gewesen. Der "Angriff der Klonkrieger" stürzt sie endgültig ins Chaos.

Keine Frage: George Lucas hat sich viel vorgenommen für "Star Wars: Episode III", den wohl letzten Teil der nun insgesamt auf sechs Filme angelegten "Star Wars"-Geschichte, der in zirka drei Jahren in die Kinos kommen soll. Schwer vorstellbar, wie der Autor und Regisseur mit einem einzigen Film eine auch nur halbwegs brauchbare Brücke von der "Episode II" zur "Episode IV" bauen will, also vom aktuellen "Star Wars"-Kapitel bis zum Ursprungsfilm aus dem Jahr 1977.

Zur Orientierung: Die "Episode II", die heute anläuft, ist produktionschronologisch eigentlich Teil V, sternenkriegschronologisch spielt sie aber in der Zeit vor den Episoden IV bis VI. Über das weitere Schicksal der galaktischen Welt ist der regelmäßige Zuschauer schon recht gut informiert. Unaufhaltsam wird der äußerst attraktive Hoffnungsträger des freien Alls, Annakin Skywalker, zu Darth Vader mutieren, dem furchteinflößenden, künstlich beatmeten galaktischen Superschrecken. Erst in der ursprünglich dritten Folge, jetzt "Episode VI", wird Skywalker/Vader von seinem Sohn Luke besiegt und damit vom Bösen erlöst. Mit dem heiteren Bild des im Tode wieder zum Guten bekehrten Annakin endet bekanntlich "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" und damit die gesamte Saga.

Würde sich Lucas in seinen Filmen tatsächlich bloß den Psychoproblemen des tragischen Annakin widmen: Sie wären wohl kaum besonders spektakulär. Zwar behauptet der Regisseur in Interviews gern, am "Star Wars"-Epos interessiere ihn vor allem die psycho-soziale Entwicklung seiner Protagonisten. Tatsächlich aber waren die Filme - neben den tollen Kulissen und Außerirdischen und überhaupt dem Willen zum totalen Spektakel - bisher vor allem für ihre miserablen Dialoge und Drehbücher bekannt. Auch wenn die neue "Episode II" hier einen qualitativen Fortschritt darstellt: Lucas ist und bleibt ein lausiger Erzähler; wesentliche Entwicklungen in seinem Kosmos verlegt er in die Zeit zwischen den Folgen. In den Filmen selbst werden stets nur winzige Episoden aus dem epischen Ganzen bebildert - was im krassen Gegensatz steht zum angeblichen Interesse am Erzählen und der Psychologie. Fast nicht vorstellbar, dass Lucas in "Episode III" das selbst gestrickte Knäuel aus familiären Tragödien und politischen Intrigen auch sachgerecht wieder zu entwirren versteht.

Schließlich müssen nicht nur die Zwillinge Luke und Leia noch geplant, gezeugt, ausgetragen, geboren und schließlich getrennt aufgezogen werden - obwohl schon der dafür notwendige Bruch zwischen den Eltern Annakin und Padmé Amidala für ein vollwertiges Drama genügen könnte. Außerdem müssen auch noch fast alle Jedi-Ritter vernichtet und die Klonkrieger zu loyalen Dienern der dunklen Macht umfunktioniert werden. Und was machen R2D2 und C3PO auf Alderaan? Wie wird der verwaiste, aber hoffnungsvolle Boba Fett, der spätere Verfolger Han Solos, seine Jugend verbringen? Zu viel Stoff für einen Film. Wir freuen uns auf "Star Wars: Episode II 1/2".
 
Berliner Zeitung Jens Balzer

Frau an Bord bringt den Klabautermann
In der neuen "Star Wars"-Episode hat George Lucas sich aufs Wesentliche besonnen
Wir hatten es schon länger geahnt. Mit diesem Film ist es zur Gewissheit geworden. Wer ist schuld daran, dass das Böse in die Welt gekommen ist? Wer zieht im Hintergrund die Fäden, wenn gute Menschen sich in schlechte verwandeln? Wessen flinke Finger nähten jenes nachtschwarze Cape, das man milchstraßenweit mit dem Bösen verbindet?

Es sind die Frauen. Die dunkle Seite der Macht: sie heißt Weib! Ein natterngleiches Gezücht von Verführerinnen lockt die Helden vom Heldenpfad; süßholzraspelnd und säuselnd verwirren sie noch dem tapfersten Ritter die Sinne. Morgen kommt "Episode II" in die Kinos, der fünfte Teil der "Krieg der Sterne"-Geschichte. Darin erhalten wir nun endlich Gewissheit darüber, warum das Universum dem Bösen verfällt; warum der lang ersehnte Heiland zum Teufel wird; warum Annakin Skywalker - der junge Jedi mit den ganz großen Kräften, der Auserwählte, der der Galaxis das Heil bringen soll - sich zum grundüblen Darth Vader entwickelt.

Schon in "Episode I" wurde Annakin als biblische Figur eingeführt: als jungferngezeugter Jesus-Wiedergänger samt dazugehöriger Mater Dolorosa. In "Episode II" ist er nun als Adam vor und während des Sündenfalls zu betrachten. Zehn Jahre lang hat sich Annakin in Telepathie, Telekinese und Lichtsäbelfechten geübt; darüber ist er ein stattlicher Knabe geworden. Gelegentlich missfällt er seinem Meister Obi-Wan zwar durch Gehorsamsverweigerung und allgemein aufbrausendes Wesen. Doch wären diese ersten Anzeichen des Abkommens vom Jedi-Pfad wohl noch als pubertätsbedingte Ausreißer wegzutherapieren gewesen - wären da nicht diese beiden Frauen im falschen Moment wieder in Annakins Leben getreten. Erst verfällt er den Reizen der schönen Padmé: Statt sie auftragsgemäß vor den Agenten des Imperiums zu beschützen, wälzt er sich mit ihr liebestoll auf sonnblumenübersäten Wiesen herum. Dann scheitert er bei dem Versuch, seine Mutter aus den Fängen der Sandleute zu retten. Weil er die Ärmste nur noch sterbend antrifft, massakriert er in blindem Zorn die komplette Sippschaft der Sklavenhalter. Von Verliebtheit geschwächt, bringt der Schmerz um die Mutter den jungen Jedi endgültig um die rechte Orientierung.

Wie alle bisherigen Filme der Reihe, ist also auch das neue "Star Wars"-Kapitel frauenfeindlich und sexuell zutiefst verklemmt. Doch ist die Verklemmtheit dieses Mal auf die interessanteste Art gespiegelt und inszeniert. Noch nie bisher in den Lucas schen Filmen bekam man so ausführlich begründet und mythologisch verklärt, warum Frauen im Jungsuniversum der Sternenkrieger nur stören - warum die Erziehung zum heldischen Manne stets mit der Abwehr alles Geschlechtlichen verbunden ist.

"Frau an Bord bringt den Klabautermann": Lucas hat hier aber nicht nur die gender-theoretische Interpretation seiner Filme abgeliefert und einen Blick in die Libido seiner pubertierenden Fans. Dass die Liebe dem Teufel gehört, versieht das Drehbuch zugleich mit den herrlichsten Selbstwidersprüchen. "Episode II" ist als Mittelstück einer Trilogie mit unübersehbarer Wendung ins Katastrophale designt - aber auch als vordergründig glücklich verlaufende Teenie-Romanze mit allem genreüblichen Schnickschnack und Schmalz. Mit gleicher Konsequenz strebt die Story aufs Happy End wie auf den Worst Case, den Triumph des Bösen. Je deutlicher Annakin schon den Schatten Darth Vaders wirft, desto pseudoharmonischer heulen dazu John Williams Symphonie-Streicher: An kaum einer Stelle des Films sendet dieser ein ungestörtes Signal an den Betrachter. Die Affektmaschinerie, die Lucasfilm in den letzten 25 Jahren zur Perfektion gebracht hat, wird hier vor allem zur Erzeugung von Zweideutigkeiten gebraucht: um unvereinbare Formen des Sentiments zu erwecken und aufeinander zu hetzen. Man kann dies als historisch etwas zu spät gekommene Dekonstruktionsübung ansehen. Mindestens verleiht es dem Film eine unerwartete Tiefe: was doch eigentlich nur aus Genreschemata und vorgefertigten Mustern besteht, weitet sich in die Rätsel der Ambivalenz.

Hayden Christensen, der neue Skywalker, spielt sich jedenfalls mehr als achtbar durch dieses unübersichtliche Gefühlslagengemisch: Er wirkt unmittelbar, ohne zugleich ins falsch Naturalistische zu gleiten; je tiefer er sich in seinen Helden versenkt, desto weiter erhebt er sich zugleich über ihn. Man könnte auch sagen: Christensen spielt nicht nur eine Rolle, sondern erkennbar auch das dazugehörige Rollenmodell. An den besten Stellen deklamiert er seinen Text wie einen pathetischen Rock n Roll-Song - man höre etwa auf den Refrain "I Miss You So Much" an Mutter Skywalkers Totenbett.

George Lucas ist ein manischer Geheimniskrämer, auch als Drehbuchautor. Man weiß nicht, wie viel von der hier zu betrachtenden Entwicklung seit je schon in den Exposés stand; was interessant an den widerstreitenden Stimmungslagen ist, ergibt sich ja aus der Gesamtplanung des ganzen Werks. In den Details trägt dieser Film dennoch gut sichtbar die Zeichen der nachträglichen Korrektur: Nach dem Misserfolg der vorangegangenen "Episode I" hat man sich aufs Elementare besonnen, auf die Psychologie und die Faszination der Science Fiction als Genre. Darum besitzt "Episode II" nicht nur die klarste Vorstellung von ihren Helden, von deren Psychologie und dem Spiegelverhältnis zu den jugendlichen Betrachtern der Filme. Auch die Bilder, die sich um diese Helden gruppieren, sind so klar geraten wie selten: herrlich die Planetenlandschaften, die kalt von fern funkelnden Sterne, die bunten Spiralnebel und Milchstraßensysteme.

Die Illusionstechnik hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, das ist hier unübersehbar. Letztlich rührt aber auch die visuelle Faszination, die dieser Film auf den Betrachter ausübt, vor allem aus der Selbstbesinnung. Bereits "Episode I" besaß schöne Kulissen. Doch verbot sich der Film unerfindlicherweise, in seinen Bildern zu schwelgen; in rasendem Tempo zappte sich die Dramaturgie quer durch die Galaxis und wieder zurück.

"Episode II" kann sich nun wieder an der eigenen Ausstattung freuen. Das Wesen der Weltraumoper wird hier nicht mehr nur in der rasenden Reizüberflutung gesucht oder in der Härte des militärischen Konflikts. An seinen besten Stellen findet der Film vielmehr in die Jedi-Ruhe eines ursprünglichen Staunens: über die erhabenen Rätsel des Ichs und des Alls, über die Wunder des Allernächsten und -fernsten. Im Spiegel der Frauen, so scheint es, hat diese Männerwelt sich erstmals selbst in den Blick bekommen.
 
cineman Martin Glauser

Jede Saga hat ihre Längen

Wie modern das Kriegsgerät auch sein mag, man braucht Bodentruppen. Das scheint selbst für Episode II des grössten Sci-Fi-Märchens aller Zeiten noch seine Gültigkeit zu haben: Die Föderation schmiedet eine riesige Armee aus Klonenkriegern zur Unterstützung der Jedi im Kampf gegen die Achse des Bösen. Oder ist es umgekehrt?

Sicher ist dies: Zehn Jahre sind vergangen seit der «Dunklen Bedrohung». Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) ist ein weiser Jedi-Ritter mit halbwegs normaler Frisur geworden. Den Proll-Schnitt aus Episode I trägt nun sein Lehrling Anakin Skywalker (Hayden Christensen), er inzwischen zum jugendlichen Heisssporn herangewachsen, eigensinnig, arrogant und zutiefst humorlos. Königin Amidala (Natalie Portman) ist jetzt Senatorin Padmé, und ihre stets wechselnden Haartrachten sind immer noch das Spektakulärste, was die Serie zu bieten hat. Der vielgehasste Jar Jar Binks kommt ebenfalls wieder vor, doch seid getrost: Nur kurz. (mehr zu Haar Wars)

Aber in der Republik herrscht Unfrieden. Hunderte von Planeten schliessen sich der separatistischen Bewegung des dubiosen Count Dooku (Christopher Lee) an. Gegen diese neue Bedrohung können selbst die Jedi mit ihren surrenden Neonröhren nicht viel ausrichten. Als heimtückische Attentäter Senatorin Padmés Leben bedrohen, wird der junge Anakin zu ihrem Schutz abkommandiert, und während der sich auf dem idyllischen Naboo in seine Schutzbefohlene verliebt, düst Obi-Wan weiter durchs Weltall auf der Suche nach den Drahtziehern der Anschläge. Und versucht herauszukriegen, was es mit dieser geheimnisvollen Armee auf sich hat, die den Jedi angeblich bei ihren friedensbildenden Massnahmen helfen soll.

Militärtechnisch ist und bleibt Star Wars schwer verständlich. In dieser Galaxis mischen sich Kampftechniken des Mittelalters mit denen einer fernen Zukunft, westliches Hightech mit asiatischen Purzelbäumen, nüchterne Waffenkraft mit Hokuspokus: Wenn sich Oberschurke Christopher Lee mit dem nur kniehohen Jedi-Chef Yoda duelliert, sieht es genau gleich aus wie wenn derselbe Christopher Lee in «The Lord of the Rings» mit blitzenden Händen dem Zauberer Gandalf zusetzt. Auch die politische Rahmenhandlung ist nicht einfach nachzuvollziehen. So oft man sich auf die langatmigen Debatten im obersten Jedi-Rat oder im Senat zu konzentrieren versucht, so oft lenken einen die Raumschiffe ab, die hinter den Sprechenden im Panoramafenster vorbeiziehen. Überhaupt: Gelungen und vielleicht besser als je ist in «Attack of the Clones» die ganze Materialschlacht: Die abenteuerlichen Bauten, die Vielfalt der galaktischen Fauna, die Fortbewegungsmittel, die Verfolgungsjagden, die Kampfszenen. In seltsamem Kontrast zur Opulenz dieser Dekors und dieser Action steht die akute Blutarmut sämtlicher Dialoge: Steif und formell sagen die Figuren ihre Zeilen auf und stehen wie erstarrt vor den Blue Screens, die man später mit dem füllen wird, was den Film sehenswert macht.

Sogar wenn die Dialoge von der Liebe handeln, herrscht Notstand. Selten hat man eine saftlosere Romanze gesehen als die zwischen der Padmé und dem Anakin. Dass sie auf ihn reinfällt, ist schlimm! Sieht denn nicht ein Blinder in diesem Lümmel bereits die «dunkle Seite der Macht» aufkeimen, den späteren Darth Vader? In seiner Figur hat sich George Lucas wirklich ein passendes Alter ego geschaffen. In den 70ern selber ein junger Skywalker, der zusammen mit Spielberg frischen Wind nach Hollywood brachte, heute ein keuchender Darth Vader, ein Dark Lord der Filmindustrie, der uns die entseelten Klonen seiner frühen Erfolge sendet:
 
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