Leben nach dem Tod?

Puh, also ich glaube, dass die Menschen, die von sich behaupten, der wahren Religion angehören, von einer allumfassenden Wahrheit sprechen, die tatsächlich für alle gilt. Zeugen Jehovas z.B. gehen ja nicht einfach so von Haus zu Haus, sondern versuchen, die andersgläubigen von ihrer Wahrheit zu überzeugen.

Ich persönlich halte überhaupt nichts davon, wenn irgendwer behauptet, im vollkommenen Wissen oder Glauben von irgendetwas zu sein.
Nun glaube ich aber auch, dass Menschen gerade deshalb etwas „allein wahres“ brauchen, weil sie verwirrt sind. Es gibt dutzende Religionen und nicht jeder ist bereit, sich einfach die Rosinchen aus denen rauszupicken, die einem gefallen.
Man kann nun aber auch sagen: „Meine Religion ist die wahre, was du denskt ist falsch.“
Oder ein wenig liberaler: „Meine Religion ist die wahre, aber wenn dir deine Kraft/what ever gibt, freut mich das für dich.“
Mit letzterem könnte ich mich noch anfreunden. Allgemein aber glaube ich inzwischen, da es nicht das eine, unumstößliche, wahre gibt. Wenn doch, fände ich das furchtbar, denn ich kann Extremen nichts abgewinnen.

Und ja, ich glaube, dass die Einstellungen zu sehr vielen Dingen der Bibel oder eben den lehren von irgendwelchen Gelehrten, Pastoren, Priestern usw. ausgehen. Denn die legen Textstellen aus oder stellen (mMn) auch ganz gerne Behauptungen auf. Ob nun Menschen aus eiern Predigt was ziehen oder direkt aus der Bibel: meistens ist es doch so, dass sie das gelesene, gesagte oder gehörte abgleichen, für sich reflektieren oder es ganz einfach annehmen, weil es jemand sagt, weil es wo steht. Zwischen „Nachdenken“ und „Nach denken“ besteht auch ein himmelschreiender Unterschied. Ich bin jetzt ganz vermesse und sage, dass es viel einfacher ist, die Gedanken eines anderen nach zu denken, als eben selbst das Hirn zu nutzen. Gerade aber bei Personen, die gläubig aufgewachsen sind, ist das noch mal eine besondere Herausforderung. Denn was von Kindesbeinen an anerzogen wurde, ist anders zu reflektieren als das, was später zu vermitteln versucht wird.

Es gibt sehr wohl Christen, die eine Evolution oder den Urknall auch einschließen, nur eben von Gott angeleitet, wie auch immer.
Papst Franziskus hat selbst behauptet, dass sich Schöpfung und Evolution nicht ausschließen, sondern dass Gott eben alles angekurbelt hat.
Ich bin mit der Theorie, „Gott hat die Welt gemacht“ erzogen worden und das, noch bevor ich selbst Genesis gelesen habe.
Von der Frau hab ich nichts gehört, da kann ich wenig zu sagen. Aber irgendwie kommen wir immer mehr vom eigentlichen Thema ab, nämlich dem, ob es ein Leben nach dem Tod gibt.
 
Aber irgendwie kommen wir immer mehr vom eigentlichen Thema ab, nämlich dem, ob es ein Leben nach dem Tod gibt.

Ich glaube auch zu spezifisch Religiösem haben wir erstmal alles gesagt. Da stimmen wir auch mehrheitlich überein denke ich.

Zum Leben nach dem Tod haben wir ja diverse Meinungsäußerungen zwischen Sicher und Unmöglich gehabt.
Argumente für und wider würden mich weiter interessieren.
 
Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Für mich ist es selbstverständlich, dass mein Denken, mein Bewusstsein an meine Gehirnstrukturen gebunden ist. Unser Universum ist ca. 13,8 Milliarden Jahre alt, unsere Erde 4,6 Milliarden Jahre, Leben gibt es auf unserer Erde seit mindestens 3,8 Milliarden Jahre, unsere Spezies Homo sapiens seit mindestens 300000 Jahren. Von all dieser Vergangenheit habe ich direkt nichts mitbekommen, weil in dieser Zeit mein Gehirn nicht existierte.

Den Startschuss seiner Entstehung erhielt mein Gehirn im Juni 1971, es musste sich aber noch über Jahre entwickeln, bis erste Erinnerungen dauerhaft abgespeichert werden konnten. Meine ersten Erinnerungen, nur ein paar Bilder, stammen aus dem Jahre 1974, aber so richtig liegen mir Erinnerungen erst ab dem Jahre 1975 vor.

Und ich merke, wie mein Gehirn seit Jahrzehnten altert. Ich kann nicht mehr in der Geschwindigkeit Neues erlernen, wie in meiner Kindheit, in der ich neue Informationen wie ein Schwamm aufsaugen konnte.

In meiner Vorfahrenlinie gibt es glücklicherweise keine Demenzerscheinungen, sollte ich aber ein durchschnittliche Lebenserwartung erreichen, wird meine Denkgeschwindigkeit, mein Konzentrationsvermögen zwangsläufig deutlich abnehmen, diese Prozesse sind an der Struktur meines Gehirns gekoppelt, was altert. Und wenn doch starke Degenerationen auftreten sollten, bevor der Tod eintritt, wird sich mein Bewusstsein massiv verändern. In diesem Fall werde ich vielleicht Jahre vor meinem Tod mein Kurzzeitgedächtnis verlieren, dann mein Langzeitgedächtnis, alles was ich je kannte und wusste vergessen, weil die zugrundeliegenden Gehirnstrukturen zerstört wurden. Sollte dies nicht vor meinem Tod geschehen, was ich hoffe, wird es während meines Sterbens geschehen. In dem Moment, in dem mein Gehirn zerstört ist, ist auch mein Bewusstsein zerstört. Mich gibt es nicht mehr, wie ich auch nicht vor der Entwicklung meines Gehirns existierte. Die Geschichte des Universums geht weiter – ohne mich.

Zu Nahtoderfahrungen: Alle unsere Sinneseindrücke werden nur von unserem Gehirn erzeugt. Es gibt keine Töne, Bilder, Gerüche … außerhalb unseres Gehirns. Die Töne, die wir "hören", beruhen auf Schwingungen von Teilchen, was wir sehen, beruht auf ein kleines Spektrum elektromagnetischer Strahlung, was wir riechen, auf bestimmten chemischen Strukturen … Unterschiedliche Lebewesen nehmen deshalb die "Welt" völlig unterschiedlich wahr, je nach evolutionärer Entwicklung.

Die Frage: Wie kann es sein, dass jemand seinen Körper verlässt und die Welt auf seine gewohnte Weise erlebt (Sehen, Hören, Fühlen …), wenn er sein Gehirn nicht zur Verfügung hat, das eben dafür sorgt, dass wir Menschen die Welt ebenso erleben wie ein Mensch und nicht wie z. B. eine Biene, ein Hund oder eine Schlange? Ein Mensch, der von einer Nahtoderfahrung berichtet, sieht, hört, fühlt, riecht während der Nahtoderfahrung weiter, wie er es von seiner Verarbeitung von elektromagnetischen Impulsen in seinem Gehirn kennt. Insofern ist dieses vertraute Erleben von Sinneseindrücken für mich DER Beweis, dass alle Eindrücke, die eine solche Erfahrung begleiten, nur vom Gehirn des betreffenden Menschen erzeugt wird. Und der Mensch ist ja auch nicht gestorben. Die Gehirnzellen sind bei den Menschen, die von Nahtoderfahrungen berichten, die ganze Zeit über intakt geblieben.
 
@SamRockwell Ich glaube zwar auch nicht an ein Leben nach dem Tod, aber was du als DEN Beweis für die Unechtheit von Nahtoderfahrungen siehst finde ich von der Logik her etwas widersprüchlich. Denn was auch immer man für eine Nahtoderfahrung macht, so wird diese, da man vom Nahtod ja zurück ins Leben kehrt, ja zwangsläufig dann auf durch unser Gehirn Erlebbares destilliert. Das lässt in meinen Augen dann keine Schlüsse über die Herkunft oder Bedeutung dieser Erfahrungen zu.
 
Zu Nahtoderfahrungen: Alle unsere Sinneseindrücke werden nur von unserem Gehirn erzeugt. Es gibt keine Töne, Bilder, Gerüche … außerhalb unseres Gehirns. Die Töne, die wir "hören", beruhen auf Schwingungen von Teilchen, was wir sehen, beruht auf ein kleines Spektrum elektromagnetischer Strahlung, was wir riechen, auf bestimmten chemischen Strukturen … Unterschiedliche Lebewesen nehmen deshalb die "Welt" völlig unterschiedlich wahr, je nach evolutionärer Entwicklung.

Ist das so?

Synapsen können auch auch ohne äußere Impulse feuern. Der Prozess, "sich an etwas ganz Spezifisches erinnern zu wollen" ist nicht von äußeren Reizen abhängig. Man kann sich im Dunkeln unter die Duschbrause setzen und sich buchstäblich von weißem Rauschen berieseln lassen und erlebt ein Maximum an Introspektion.
 
@SamRockwell

Diese Sichtweise der „kausalen Geschlossenheit“, die davon ausgeht, dass nur das Gehirn selbst Einfluss auf das Gehirn ausüben kann, ist mittlerweile doch schon längst von Studien abgelöst worden, die den Schluss nahelegen, dass auch das Bewusstsein auf das Gehirn (willentlich) rückwirken und dieses sogar strukturell verändern kann.
Warum sonst sollten unseren Gedanken dazu in der Lage sein, auf Psyche und Physis unseres Körpers einzuwirken und das derart einflussreich, dass sich die dadurch hervorgerufenen neuronalen Veränderungen sogar medizinisch nachweisen lassen? (Kognitive Verhaltenstherapie fußt unter anderem auf diesem Prinzip der willentlichen Einflussnahme)

Wenn ich mir beispielsweise vorstelle, Klavier zu spielen, aktiviere ich dabei dieselben Hirnreale wie beim tatsächlichen Spielen. Und je nachdem, wie intensiv ich das betreibe, kommt es dabei auch zur Ausbildung neuer synaptischer Verbindungen, sprich: ich lerne. Ich simuliere also Kraft meiner Gedanken eine Realität, die mein Gehirn als wahr akzeptiert, einfach nur deshalb, weil ich das meinem Gehirn so „vordenke".

Es besteht zudem nach wie vor eine Erklärungslücke in den Neurowissenschaften, wenn es darum gibt, den physiologischen Mechanismus der Wahrnehmung nicht nur zu verstehen, sondern auch erklären zu können, warum sich gewisse Dinge so anfühlen, wie sie es nun mal tun.
Die Frage, wie Muster neuronaler Aktivität in subjektive Wahrnehmung transformiert werden, kann nach wie vor nicht beantwortet werden.

Ein geistiger Zustand ist eben doch mehr als die entsprechende neuronale Abbildungszone im Gehirn.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Körper und Geist unabhängig voneinander existieren können.
Das Menschliche Sein auf eine Ansammlung elektrischer Signale zu reduzieren, erscheint mir allerdings auch nicht gerade das Gelbe vom Ei zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich weiß nicht ob es ein Leben nach dem Tod gibt, aber ich hoffe dass es wenn in einer anderen Welt sein wird. Unendlichkeit ist lang, und auch das Universum hat ein Haltbarkeitsdatum. Dabei zuzugucken wie das Universum den Hitzetod stirbt und anschließend ewige Dunkelheit herrscht fände ich doch sehr deprimierend.
 
@icebär @Vanillezucker

Ich gehe mit euren Informationen d’accord, mir geht es aber um das subjektive Empfinden von Nahtoderfahrungen. Ich habe Nahtoderfahrungen im Sinn, in denen der Betreffende das Gefühl hat, seinen Körper zu verlassen, eine Reise zu einem anderen Ort anzutreten, Nahtoderfahrungen bei der sich der Betreffende weit weg von seinem Körper, seinem Gehirn wähnt.

Beispiel: Eine Freundin von mir hatte im letzten Sommer einen Unfall, der über Monate zu langanhaltenden körperlichen Schmerzen führte. Ihr ganzer Rücken, Nacken war verspannt, Wirbel blockiert. Nachts konnte sie häufig nicht schlafen. Sie hatte Angst, wiederholt auch Todesangst, weil sie auch lebensbedrohliche Krankheitsbilder (z. B. Herzinfarkt) befürchtete, die sich aber nicht bestätigten. Sowieso aus einem sehr religiösen Elternhaus kommend, beschäftigte sie sich zunehmend mit Literatur aus dem evangelikalen Bereich. Jesus. Heilungen durch Glauben. Leben nach dem Tod. Jenseits. Psychisch hat ihr die Beschäftigung mit diesen Schriften gut getan, es hat sie von ihren dunklen Gedanken abgelenkt, sie scheint seelisch zur Ruhe gekommen sein.

Sie weiß seit Jahrzehnten, dass ich ein Atheist bin, religiöse Fragen wurden zwischen uns weitgehend ausgeklammert. Nach der Beschäftigung mit den evangelikalen Schriften, ihrem religiösen Schub, hat sie das Bedürfnis sich mit mir auszutauschen bzw. mich zu überzeugen. Sie bietet mir religiöse Erweckungsliteratur aus dem evangelikalen Milieu an, die ich aus Interesse auch lese und zu denen wir uns danach austauschen. In einigen dieser Bücher werden Nahtoderfahrungen thematisiert. Aktuell habe ich z. B. "Im Himmel wurde ich heil" von Steven R. Musick gelesen auf meinem Schreibtisch liegen.

Im evangelikalen Milieu scheinen die literarischen Schilderungen von Nahtoderfahrungen auf eine Begegnung mit Jesus im Jenseits hinaufzulaufen. Auch bei Musick, der für fünf Wochen ins Koma fällt, wird wieder der Flug durch einen Tunnel beschrieben, danach wandelt er durch eine irdische, real anmutende Naturidylle, trifft Jesus, der mit ihm plaudernd sein Leben durchgeht. Die Schilderung einer solchen Naturidylle scheint ein verbreitetes Element in der evangelikalen Erweckungsliteratur zu sein.

Der Punkt: Für mich greift Musick oder auch andere Autoren auf bekannte Bilder, auf bekannte Sinneseindrücke zurück, wie sie ein menschliches Gehirn, evolutionär bedingt, generiert. Da er oder auch andere Autoren sich aber weit weg von ihrem Körper wähnen, somit auch von ihrem Gehirn, wären derartige Sinneseindrücke, wie sie ein menschliches Gehirn generiert, nicht möglich. Es fehlt für diese Sinneseindrücke die entsprechend zugrundeliegende Struktur.

Im Umkehrschluss: Gerade weil in Nahtoderfahrungsberichten von vertrauten Sinneseindrücken berichtet wird, können, meiner Meinung nach, Nahtoderlebnisse auch nur vom Gehirn des Betreffenden generiert werden.

@Geist Gedanke hingegen wäre, dass bei Nahtodreisen, der Betreffende auf eine unbekannte Art und Weise seine Erfahrungen macht und diese Erfahrungen sozusagen beim Erwachen in seinem Gehirn hochgeladen werden, gewissermaßen eine Übersetzung dieser Erfahrungen stattfindet.
 
Was ich mich vor allem frage: Wieso sollte ein Leben nach dem Tod ausschließlich für den Homo sapiens bestimmt sein?
Was macht uns denn biologisch gesehen so besonders, dass wir ein Jenseits überhaupt verdient hätten? Eigentlich nichts.

Was ist mit anderen Tieren oder gar Pflanzen? Wo gehen die hin?
Wohin ist dieser eine individuelle Triceratops - nennen wir ihn mal spaßenshalber "Willi" - der schon seit 66 Millionen Jahren tot ist, verschwunden und was macht er seitdem?

Fragen über Fragen...

Ich finde den Gedanken, dass ich nach meinem Tod nicht mehr existieren werde, ehrlich gesagt sogar beruhigend.
Dadurch habe ich zwar leider nicht mehr die Fähigkeit, Positives zu erleben, aber auf der anderen Seite wird auch alles Leiden ausgelöscht und alle deine Fehler, für die du dich im Leben vielleicht fertig gemacht hast, bedeuten schlagartig gar nichts mehr.

(Ich finde mein Profilbild übrigens vor dem Hintergrund meines Beitrags irgendwie lustig xD)
 
Die Frage wird eh noch viel komplizierter wenn wir irgendwann den Beweis haben dass es noch andere intelligente Lebensformen im Universum gibt.
Man stelle sich mal vor man müsste sich das Jenseits mit Xenomorphen und Yautja teilen, das wäre doch witzig.
 
Wir werden den Tod so erleben, wie wir den Zeitraum vor unserer Geburt erlebt haben: gar nicht. Ob da etwas ist oder nicht, keine Ahnung. Aber wir werden es meiner Meinung nach nicht wahrnehmen.
 
@SamRockwell:

Evangelikale erkennen meist das Gehirn nicht als Ergebnis einer Evolution an und würden folglich die Wahrnehmung der Welt auch weniger auf das Gehirn an sich zurückführen, sondern auf die Idee, dass der Mensch von Gott mit einer Seele ausgestattet wurde. Frei nach George MacDonald: Du bist kein Körper, du bist eine Seele und hast einen Körper. Diese Nahtoderfahrungen sollen also belegen, dass die Seele eine vom Körper abkoppelbare Entität ist um zu belegen, dass es eine Dimension gibt, in die die Seele nach dem Tod des Körpers übergeht und letztendlich das Christentum zu beweisen, wie du schon richtig annimmst.

Dabei sollte man allerdings auch bedenken, dass Evangelikale die Schilderungen der Nahtoderfahrung auch gerne mal fälschen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde die Vorstellung, nach dem Tod für immer ein Geist zu sein, der frei im Universum umherfliegen kann, eigentlich immer noch am angenehmsten. *unschuldig wie ein Kind guck*
 
Ich finde die Vorstellung, nach dem Tod für immer ein Geist zu sein, der frei im Universum umherfliegen kann, eigentlich immer noch am angenehmsten. *unschuldig wie ein Kind guck*
Ist nur solange lustig wie es Sterne und Planeten zum bestaunen gibt. Sobald aber alle Sterne erloschen, alle schwarzen Löcher verdampft und vielleicht sogar alle Protonen zerfallen sind ist das Universum ein sehr langweiliger Ort. Da kann man nur noch hoffen dass es irgendwann noch mal einen Urknall gibt. ;)
 
Ich hatte mal mit 12 Jahren einen Autounfall. Schädelfraktur, Bein aufgeplatzt, Not-OP, Koma, Intensivstation, fast gestorben... Allein das Gefühl, im Krankenhaus wach zu werden, nicht zu wissen, was passiert ist, als hätte man zuvor das Bewusstsein wie ein Licht ausgeknipst, war unbeschreiblich. Wie in einem Science-Fiction-Film. Da war aber nichts mit Nahtoderfahrung oder so. Irgendwo habe ich mal gehört, Tod soll schlafen ohne träumen sein. Das könnte ich mir vorstellen, nachdem ich das erlebt habe, auch wenn ich hoffe, dass danach noch was ist.
 
@THX1138

Die Berichte über Nahtoderfahrungen aus dem evangelikalen Milieu, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, sind in ihrem Inhalt absolut unverbindlich, so auch der Bericht von Musick. Er wird nie konkret. Er berichtet, dass "Jesus" mit ihm im "Jenseits" sein Leben hat Revue passieren lassen und ihm gezeigt hat, warum sein Leben so verlaufen ist. Alles was geschehen ist, hatte seinen Grund, hinter allem steckte ein Plan. Musick schreibt: "Ich glaube nicht, dass ich unser Gespräch Wort für Wort wiedergeben kann …" Tatsächlich gibt Musick aber nicht einmal inhaltlich sein Gespräch mit "Jesus" wieder. Es ist auffallend, dass Musick keine Beispiele aufführt, die seine Behauptung untermauern, dass hinter den Begebenheiten seines Lebens ein göttlicher Plan steckte. Da sein ganzes Leben aufgerollt wird, müsste er eine Fülle von Beispielen anführen können, aber es kommt nichts. Seine Schilderungen sind inhaltsleer. Dabei wären gerade Beispiele interessant und ein direkter Gesprächspartner von Musick würde sie während seiner Erzählung auch automatisch einfordern. Sein Bericht über seinen "Trip" ins Jenseits macht auch nur zwölf Seiten seines Buches aus, das insgesamt 203 Seiten umfasst.

Nur zur Erinnerung: Echte Reiseberichte über besondere Erlebnisse sind umfangreich, facettenreich, lebendig und auf Nachfragen belastbar.
 
Dass Jesus in den Nahtoderfahrungen mitmischen soll ist ja wieder mal ulkig.

Tatsächlich fand ich die Ansicht mancher extremeren Strömungen des Christentums, dass nur Menschen die an den christlichen Gott glauben ein Leben nach dem Tod gegönnt sei, immer schon sehr vermessen. Wenn man bedenkt dass ein Großteil der Menschen in der Geschichte nie von Jesus gehört hat, da sie früher dran waren oder ihr Leben irgendwo abgelegen im Amazonas Becken oder im Outback verbracht haben, ist das schon ziemlich arschig.
 
Tatsächlich fand ich die Ansicht mancher extremeren Strömungen des Christentums, dass nur Menschen die an den christlichen Gott glauben ein Leben nach dem Tod gegönnt sei, immer schon sehr vermessen. Wenn man bedenkt dass ein Großteil der Menschen in der Geschichte nie von Jesus gehört hat

Das geht ja auf direkte Aussagen Jesu in der Bibel zurück, das ist also in dem Sinne keiner extremen Strömung geschuldet, sondern im Text so angelegt.
Menschen die nie von Jesus gehört haben, sind da aber tatsächlich ein Problem im Weltbild.

Die klassische Auffassung ist, dass man sie schnellstmöglich Missionieren muss, damit sie nicht in Unwissenheit sterben.
Manche sagen, diese Menschen kämen in den Himmel, weil Gott sie ja nicht für unverschuldetes Unwissen verurteilen würde. Das führt aber den ganzen Missionierungsauftrag ad absurdum. Deswegen gibt es andere Strömungen, die meinen, dass jeder Mensch von Natur aus einen Drang zu Gott habe, der aber nur durch Unwissenheit unbewusst sei oder aktiv geleugnet würde. Denen wird dann auch ohne Glauben die Möglichkeit zugestanden vor dem Gericht Gottes zu bestehen, wenn sie dort dann bekennen was unbewusst die ganze Zeit "in ihr Herz geschrieben war".
Da muss man schon sehr viel Gedankenspielerei betreiben um diese in der Tat eigentlich arschige Weltsicht zu umschiffen.

Dass Jesus bei Nahtoderfahrungen von Christen auftaucht ist da für mich eigentlich weniger verwunderlich.
Soweit ich weiß, sind Nahtoderfahrungen oft vom eigenen Weltbild beeinflusst. Der Christ sieht Jesus, der Muslim sieht Mohammed und der Atheist sieht vielleicht niemanden spezifisch oder Verwandte. Vielleicht sind die Prozesse, die da ablaufen, wenn das Gehirn in einer kritischen Phase ist auch einfach Resultat unserer Verzerrungen (bias).
 
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