Hotel - Keller - Zelle- Shim’rar, Ari’a
Ari’a landete mit den Knien auf dem harten Betonboden der Zelle, als Shim’rar sie hineinstieß. Das Mädchen hielt ihren Blick gesenkt und sah auf ihre abstützenden Hände, die den kalten Boden berührten. Sie traute sich nicht, dem Twi’lek in die Augen zu sehen. Zu viel Angst hatte sie und sie spürte förmlich seinen Zorn, der von ihm ausging. Ari’a musste ihre Augen zusammenkneifen, als er das Licht der Zelle anscheinend auf volle Leistung drehte, da dieses grelle Licht ihr in den Augen wehtat.
Shim’rar flüsterte dann, dass sie ihn noch nie wirklich wütend oder grausam erlebt hatte und Ari’a kamen sofort die Erinnerungen hoch, als er sie ausgepeitscht hatte, sie gegen Wände geschleudert und mit einen Schockstab gequält hatte. Sie konnte sich gar nicht mehr vorstellen, wie er sich noch steigern könnte, doch genau dies machte ihr Angst. Zutrauen würde sie es ihm, doch sie wollte es niemals an ihrem Leib erfahren wollen.
Schließlich drohte er ihr noch, dass sie von ihrem übrigen Essen nichts anrühren durfte, da er sonst ihre Lekku bearbeiten würde. Im Moment hatte das Mädchen eh kein Hunger, da sich ihr Magen immer noch drehte, doch in der Nacht, so ahnte sie, würde sie sicher Hunger bekommen. Er ließ sie wahrlich jeden Tag halb verhungern und dazu kam noch hinzu, dass sie jeden Tag enormen Strapazen ausgesetzt war. Kein Wunder, warum sie sich jeden Tag so schwach und ausgemergelt fühlte.
Ari’a spürte, wie Shim’rar sich hinter ihr umdrehte, um die Zelle zu verlassen und atmete etwas auf, denn sie konnte seine Anwesenheit nicht mehr ertragen. Allerdings, bevor er den Schalter von der Tür der Zelle betätigte, fügte er noch hinzu, dass sie über ihr dummes Verhalten nachdenken sollte und sie selbst an allem Schuld war, was er ihr antat. Damit verließ er schließlich die Zelle und die Tür der Zelle schnappte laut zu, sodass Ari’a leicht zusammenzuckte. Kaum war Shim’rar weg, legte Ari’a ihre Stirn verzweifelt auf den Boden und kauerte sich zusammen wie ein kleines Kind. Sie tastete mit ihren Fingern den Steinboden ab und war froh wieder festen Boden unter sich zu haben und nicht mehr hilflos in der Luft zu hängen. Diesmal war alles noch gut ausgegangen, doch bezweifelte sie, dass es jedes mal so ausgehen würde, denn sie spürte eine gewisse Ungeduld in Shim’rar. Sie entsprach nicht seinen Vorstellungen und wenn sich dies nicht bald änderte, würde sie wohl bald sterben. Sie musste hier weg, irgendwie fliehen, doch wenn er sie dabei erwischte, war ihr Leben wohl verwirkt, was sie genauso wenig wollte. Doch was war besser? Hier auf ihren Tod zu warten, weil sie für ihn unfähig war, trotz aller Bemühungen oder zu sterben, aber wenigstens zu wissen, dass sie versucht hatte zu fliehen? Vielleicht würde es sogar klappen und sie wäre dieses Ungeheuer für immer los. Und wenn sie dabei sterben sollte, hatte sie sich vielleicht viele Qualen erspart, die sie hier ertragen müsste, wenn sie hier bliebe. Dennoch fürchtete sie sich vor dem Tod und wollte ihr Leben eigentlich nicht riskieren. Sie war hin und hergerissen, ob sie wirklich das Angebot von Shosh in Kauf nehmen sollte oder nicht. Verlockend war es und diesmal würde ihr jemand bei der Flucht helfen. Vielleicht würde dies besser klappen als gedacht. Blieb nur zu hoffen, dass Shim’rar sie morgen auch ins Dorf gehen ließ.
Seufzend setzte sich das Mädchen auf und krabbelte auf allen Vieren zu ihrer Matratze und setzte sich darauf und lehnte ihren Rücken an die Wand. Sie wusste nicht, was das Beste für sie wäre. Irgendwie erschien es ihr so, dass sie alles nur falsch machen konnte, egal für was sie sich entschied.
Ari’a schluchzte kurz auf und sah kurz nach oben und bereute sofort in das beißende Licht geschaut zu haben. Bei diesem Licht könnte sie niemals schlafen und dies wusste Shim’rar ganz genau. Er war einfach grausam und verrückt noch dazu.
Sie brauchte jemanden, der ihr sagen konnte, welche Alternative am Besten war und welche nicht. Langsam glaubte sie, dass sie sich immer für das Falsche entschied. Sie brauchte Meinungen von anderen Leuten und Shosh konnte sie in der Hinsicht vergessen. Er unterschätzte ihre Situation viel zu sehr und schien sie nicht wirklich zu verstehen. Wahrscheinlich hielt er sie für verrückt und wollte sie einfach nur loswerden. Vielleicht war es daher auch falsch sein Fluchtangebot anzunehmen. Würde er sich für sie genug beeilen? Vielleicht wäre er sogar mehr eine Last als eine Hilfe.
Wieder seufzte sie und griff nachdenklich in ihre rechte Kleidtasche und zog das Com von Shim’rar hervor, welches sie ihm abgenommen hatte. Noch schien er nicht bemerkt zu haben, dass sie es ihm geklaut hatte, doch traute sie sich nicht es zu benutzen. Was wäre, wenn man sie durch die Tür oder Wände hören konnte. Ari’a hatte keine Ahnung wie schalldicht diese Zelle war und wie dick die Wände. Andererseits hatte sie es ihm schon abgenommen und wäre sehr dumm es nicht zu benutzen. Sie würde nie wieder die Gelegenheit bekommen ihre Eltern zu kontaktieren, wenn Shim’rar erstmal herausgefunden hatte, dass sie es ihm abgenommen hatte. Sie würde so oder so Ärger bekommen, auch wenn sie es jetzt nicht benutzte. Es sei denn, sie würde es schaffen, es ihm wieder unterzujubeln, doch dabei könnte sie genauso erwischt werden. Dafür hatte sie sich nicht die Mühe gemacht es ihm überhaupt abzunehmen.
In Gedanken versunken drehte das Mädchen das kleine Comgerät in ihrer Hand und schloss für einen Moment die Augen. Ihr Wunsch danach ihre Eltern irgendwie zu kontaktieren war zu groß und sie hatte ihn schon seit Wochen. Es juckte in ihren Fingern und ihr Herz schlug ihr vor Aufregung bis zum Hals. Vielleicht konnten sie ihr helfen oder ihr einen guten Tipp geben, wie sie diesem Mörder entkommen konnte.
Ari’a atmete tief ein und aus und wählte schließlich die entsprechende Frequenz nach Kashyyyk und zu ihrem Elternhaus, wo ihre Eltern im Flur einen kleinen Tisch besaßen, in welchem eine größere Comanlage eingebaut war.
Ari’a schalte das Com dann auf Holobild ein und legte es vorsichtig vor sich auf den Boden und hoffte, dass sie rangehen würden.
„Mutter! Vater! Hier ist Ari’a! Ich bins! Bitte geht ran!“
Versuchte sie im Flüsterton zu sagen, doch das Com wählte immer wieder neu, da niemand abnahm. Eine große Verzweiflung machte sich in ihr breit, ihre Eltern ausgerechnet heute nicht zu erreichen. Gerade heute! Vielleicht suchten sie, sie irgendwo und waren deshalb nicht zu Hause.
Wieder sah das Mädchen, dass das Comgerät neu wählte und immer wieder der Anrufbeantworter ansprang.
„Mutter!Vater! Ich bins! Bitte nehmt ab!“
Flüsterte sie schon verzweifelter und sah es schon so kommen, dass ihre Eltern nur Offlinenachrichten mit Bild von ihr erhalten würden. Jedenfalls immerhin etwas. So wüssten sie wenigstens, dass sie noch lebte, doch es wäre gefährlich, wenn sie zurückrufen würden! Die Erkenntnis kam ihr erst jetzt und somit würde Shim’rar herausfinden, dass sie ihre Eltern kontaktiert hatte und würde auch ihre Adresse herausbekommen. Ari'a biss sich auf die Lippe und sah zu dem Com herunter, welches vor ihr lag und beobachtete wieder, dass wieder neu gewählt wurde und der Anrufbeantworter ansprang.
„Hier ist Ari’a! Bitte nehmt ab! Aber ruft auf keinen Fall zurück! Habt ihr gehört! Ruft niemals zurück!“
Sagte sie und zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass sie eben schon viel zu laut gewesen war. Sie fürchtete sich davor, dass Shim’rar sie doch durch die Zelle hören konnte. Gerade, wo er nur einen Gang weiter schlief.
Wieder wählte das Gerät neu und Ari’a hatte es schon fast aufgegeben, dass ihre Eltern rangehen würden. Wahrscheinlich waren sie wirklich nicht zu Hause und sie musste sich mit ihren Offlinenachrichten zufrieden geben, doch hatte sie sich erhofft, einen Ratschlag von ihnen zu bekommen.
Ein leises Zirpen unterbrach ihre Gedanken und ein bläulich, aufflimmerndes Bild erwachte aus dem Com. Ari’a konnte es kaum fassen und erblickte ihre Eltern, welche zusammen standen und sie mit besorgten Gesichtern ansahen. Beide sahen sehr mitgenommen aus und besonders ihre Mutter war dünn vor Sorge geworden. Bei diesem Anblick kamen ihr sofort die Tränen.
„Ari'a mein Schatz! Wo bist du!? Wir suchen dich schon seit Wochen! Ist mit dir alles in Ordnung!? Hat man dir etwas angetan Kind?! Bist du verletzt?!“
Fragte ihre Mutter mit aufgebrachter und schriller Stimme und ihr Vater fügte gleich hinzu:
„Wo können wir dich finden Kind? Wir holen dich ab! Egal wo du bist!“
Ari’a schluchzte kurz auf und ihr Herz krampfte sich vor Freude und gleichzeitiger Trauer zusammen, endlich ihre Eltern wieder zu sehen und zu hören, auch wenn es nur über Com war. So viele Monate hatte sie nichts von ihnen gehört und plötzlich ihre Stimmen zu hören und ihre besorgten Gesichter zu sehen, zerrissen das Mädchen förmlich.
„Ich habe euch nicht mit Absicht verlassen! Ich bin nicht weggelaufen! Ihr glaubt gar nicht, was mit passiert ist! Ich wurde entführt! Bitte helft mir!“
Flehte sie und vergaß dabei ihre Lautstärke zu regulieren und bemerkte dabei auch nicht, dass das Com auch relativ laut eingestellt war.
Hotel - Keller - Zelle- Ari’a