Mitleid

Casta

Botschafter
Nachdem ich heute aus meinem Umfeld einige schlechte Nachrichten erfahren habe, habe ich mich gefragt, ob man überhaupt noch fähig ist, Mitleid zu empfinden.

Ich selbst merke immer mehr, dass ich bei Dingen, die meine Familie, die meines Freundes oder meine wirklich guten Freunde nicht direkt betreffen, kaum mehr in der Lage bin, für andere Menschen Mitleid zu empfinden. Es mag egoistisch sein, wenn man sich immer fragt "Was geht mich das an?" oder "Könnt mir doch genauso passieren und es würd keinen interessieren", aber dennoch stumpfe ich bzw. immer mehr ab.

Auch viele Dinge aus den Medien, die schlimm sind, haben kaum mehr Wirkung.

Wie seht Ihr das? Empfindet Ihr noch oft Mitleid?

Liebe Grüße, Casta
 
Das mit dem Mitleid ist schon so eine Sache. Viele Schicksale, die man mitbekommt kann in in vieler Hinsicht erst gar nicht nachvollziehen, um sie wirklich mitfühlen zu können. Und im Grunde ist doch dieses Schockgefühl, das man dann oft hat nur der Gedanke "Gott sei dank ist es mir oder meiner Familie nicht passiert"
Ich von meiner Seite aus kann sagen, daß ich nur bei meiner Familie und meinen engsten Freunden wirkliches Mitgefühl haben kann, da ich dahin auch eine emotionale Bindung habe. Dinge, die Menschen erleben, und erzählen, die man eventuell schon selbst durchgemacht hat, dafür hat man vielleicht das Verständnis, aber wirkliches Mitleid empfindet man nicht wirklich.
Vielleicht stumpfen wir tatsächlich zu viel ab, aber meiner Meinung liegt es daran, daß der Mensch nunmal in erster Linie mit sich und seinen eigenen Problemen beschäftigt ist. Das ist der Mittelpunkt, und für die Probleme und Schicksale fremder Menschen bleibt da oft nicht viel Platz.
 
Hmm, wenn irgend ein Typ seine Freundin erschiesst, nur weil die geil auf Daniel K war, oder irgendwo ein Bus voll mit Touris von Terrors entführt wird.....da denke ich mir eigentlich eher, zum Glück warst du´s nicht. Solange ich mit den Leuten echt nix zu tun hab, warum und wie sollte ich da Mitleid empfinden?
 
Original geschrieben von Heulläufer
[...]oder irgendwo ein Bus voll mit Touris von Terrors entführt wird.....da denke ich mir eigentlich eher, zum Glück warst du´s nicht.[...]

Da kann ich nur zustimmen. In solchen Momenten, geb ich gern zu, denke ich auch erstmal an mich. Gerade zu den Zeiten, als so viele Busse entführt wurden, wie damals mitten in Berlin, hatte ich auch jeden Morgen im Buss ein mulmiges Gefühl im Magen...aber Mitleid für die, die es erlebt haben, hatte ich nicht.

Wirklich merkwürdig. Bis zu einem gewissen Grad abzustumpfen ist sicher nicht verkehrt...aber wo sollte man da die Grenze ziehen. Nur, bei der Familie und den engsten Freunden...ich weiß es nicht :(
 
Original geschrieben von Casta
Bis zu einem gewissen Grad abzustumpfen ist sicher nicht verkehrt...aber wo sollte man da die Grenze ziehen. Nur, bei der Familie und den engsten Freunden...ich weiß es nicht :(

Die Grenze zeht sich doch ganz von alleine Anni. Und zwar dort, wo Du emotional gebunden bist. Und das ist nunmal die Familie, der Partner, die engsten Freunde. Die Menschen, die einem etwas bedeuten, und deren Wohlbefinden wichtig ist, für Dich selbst.
Natürlich erschüttert es, wenn man Schicksale mitbekommt, Geiseldramen, Flugzeugabstürze. Aber für mich herrscht da in erster Linie der Gedanke "Was wäre, wenn es meiner Familie passieren würde?"
Und die Grenze liegt ganz klar dort, wo das eigene Privatleben betroffen würde.
 
Original geschrieben von Casta


Wirklich merkwürdig. Bis zu einem gewissen Grad abzustumpfen ist sicher nicht verkehrt...aber wo sollte man da die Grenze ziehen. Nur, bei der Familie und den engsten Freunden...ich weiß es nicht :(

Ich weiss ja nicht, wo dieser Spruch herkommt, dass wir HEUTZUTAGE in einer Ellenbogengesellschaft leben, aber denkt ihr nicht, dass die Leutz früher genauso ( und damals vielleicht noch viel mehr ) damit beschäftigt waren, dass sie irgendwie durchs Leben kamen und dabei wohl eher auf sich selbst fixiert waren, als auf irgendwelche anderen Leute ?

Und wenn ich mir um alles Gedanken mache, da werd ich ja nervlich ein totales Wrack, man kann sich einfach nicht immer um jeden kümmern. Wobei ich bei Freunden und Familie natürlich eine Ausnahme machen würde . Allerdings muss ich sagen, dass mich vielleicht ein entführter Bus oder ein zusammengestürtztes Hochhaus nicht so sehr schockt, dennoch bin ich von der Tatsache, dass auf der Welt alle 5 Sekunden ein Kind stirbt , ziemlich entsetzt. Aber dennoch.....wie soll ich denn Mitleid für jemanden empfinden, der zwar auf tragische Weise umkam, den ich aber noch nicht einmal gesehen habe?
 
Original geschrieben von Heulläufer
Ich weiss ja nicht, wo dieser Spruch herkommt, dass wir HEUTZUTAGE in einer Ellenbogengesellschaft leben, aber denkt ihr nicht, dass die Leutz früher genauso ( und damals vielleicht noch viel mehr ) damit beschäftigt waren, dass sie irgendwie durchs Leben kamen und dabei wohl eher auf sich selbst fixiert waren, als auf irgendwelche anderen Leute ?

Ja, da hast Du recht.

Welchen Gedanken ich z.B. aber auch interessant finde ist der, ob man vielleicht irgendwann mal auf das Mitgefühl anderer angewiesen ist (außerhalb der Familie) und es genauso wenig von anderen Menschen erhalten würde, weil man selbst kaum fähig ist, es zu empfinden. Schwierig...ich weiß heute selbst nicht, wie ich meine Gedankengänge zusammenfassen soll
annieleid.gif


Vielleicht verstehts ja jemand.
 
Was auch mal interessant wäre zu diskutieren - angesichts der heutigen "Ellenbogengesellschaft" - , ist wohl der Spruch von Oscar Wilde in meiner Signatur . Okay, das passt jetzt aber nicht hierher *gg*
 
ist es überhaupt mitleid, wenn euren familien oda deinen engsten freunden etwas schlimmes passiert?

hat dieses "mitleid" nicht einfach damit was zu tun, dass ihr diese menschen braucht, und deshalb traurig oda bestürzt seid? also mitleid nur egoismus ist?

oki, ihr versteh mich net, ich probiers mit nem beispiel :rolleyes:

wenn jemand aus eurer familie eine schlimme krankheit hat, oder einen unfall, bei dem er in lebensgefahr schwebt. ist das gefühl, dass ihr mitleid nennt und euch traurig stimmt nicht einfach die eigene angst, die person zu verlieren weil man sie liebt oder braucht?

ich finde die grenze ist hier allgemein schwer zu ziehen. meiner meinung nach hat mitleid auch imma was mit egoismus zu tun, irgendwie. wir menschen denken einfach an uns, und sachen die uns betreffen oda unser leben beeinträchtigen oda ändern können, nehmen uns automatisch mehr mit...

:)

lg
pholly
 
Klar ist Egoismus und die Angst den Menschen zu verlieren. Aber ich weiß, daß es bei meiner Familie auch Mitleid ist.
Ich weiß, daß wenn es meinem Vater z.B. schlecht geht, wenn er traurig ist, dann zerreißt es mir das Herz, und ich will ihm die Trauer wegnehmen, damit er nicht leidet. Das ist nicht egoistisch, da ich in diesem Fall keine Verlustängste habe.

Ich habe zwei meiner besten Freunde beerdigen müssen, und die Trauer und der Schmerz, die ich dort empfunden habe, waren Verlust des Menschen, rein egoistisch, klar, und darüber habe ich damals auch nachgedacht. Was schmerzt dich? Und es war genau der Punkt, den du angesprochen hast. Dieser Mensch hat mich verlassen, kommt nie wieder, dabei brauchte ich ihn so dringend. Und ich dahcte, ich hasse mich für dieses Selbstmitleid, aber da sist nunmal die Trauer, und damit muss man umgehen.
 
@laura: jappi, man muss da etwas differenzieren, um was für situationen es sich handelt. wenn meine sis jetzt durchs abi geflogen wäre, wär das zwar ne schlechte nachricht, aba ich hätte keine angst sie zu verlieren. mitleid hätte ich wohl trotzdem, weil es eben meine schwester ist, und mir ihre zukunft auch etwas bedeutet
 
Original geschrieben von amidalas_decoy
Klar ist Egoismus und die Angst den Menschen zu verlieren. Aber ich weiß, daß es bei meiner Familie auch Mitleid ist.
Ich weiß, daß wenn es meinem Vater z.B. schlecht geht, wenn er traurig ist, dann zerreißt es mir das Herz, und ich will ihm die Trauer wegnehmen, damit er nicht leidet. Das ist nicht egoistisch, da ich in diesem Fall keine Verlustängste habe.

Das sehe ich genauso. Trotz dieser "Ellenbogengesellschaft" liegt mir in dem Moment, wo ein Mensch, den ich liebe oder gern hab, leidet, dieser am Herzen und in diesem Moment "kalkuliere" ich nicht, wie mein Leben sich dadurch jetzt für mich verändert.

Beisspiel: Mein Bruder hat einen Arbeitsunfall und verliert ein Auge (wollen wirs nicht hoffen, aber er muss jetzt mal als Beisspiel herhalten).Meine ersten Gedanken drehen sich darum, wie er leidet und wie sich sein Leben verändert, nicht, wie ich mich dann fühle, wenn ich ihn anschaue, oder jetzt mit ihm umgehen muss. Ich kann mir vorstellen, dass ich eher denken würde, wieso hat es ihn getroffen oder nicht mich etc. Da würde er mein Mitleid haben, aber ich wäre in diesem Moment nicht egoistisch.
 
Mitleid ist für die Schwachen.

Spass bei Seite. Ich denke das Hauptproblem bei uns Menschen ist das wir alle zu viel an uns selber denken. Was denkt z.B. ein Attentäter in Israel wenn er in die Menge rennt und eine Bombe zündet? Hat er Mitleid mit den Leuten die er tötet? Ich denke nicht. Was denkt z.B. ein Konzernboss wenn er Hunderte von Mitarbeitern feuert? Hat der Mitleid? Ich denke nicht. Er denkt nämlich nur daran wie er sein eigenes Konto dicker machen kann.

Wenn wir alle nur ein bisschen mehr Mitleid haben würden dann wäre diese Scheisswelt auch nicht so ungerecht! Klingt heftig ist aber so!
 
Mitleid habe ich eigentlich auch nur mit meiner Familie und meinen Freunden, denn umgekehrt hätte garantiert auch keiner außer denen Mitleid mit mir!

Und wenn jetzt ein Bus entführt wird oder irgendwo eine Bombe hochgeht, muss ich ehrlich sagen berührt mich das rein garnicht! Nicht mal das ich denke "zum Glück war ich das nicht"
Beispiel:
Heute Nachmittag durchs Programm gezappt.
N-TV:"Bombenattentat in Ankara ... " --> schon wieder, langweilig
zapp
MTV --> cool Linkin Park Video!

Keine Reaktion. und ich bin darüber eigntlich nicht mal entsetzt
 
Original geschrieben von Gil-Celeb
Mitleid habe ich eigentlich auch nur mit meiner Familie und meinen Freunden, denn umgekehrt hätte garantiert auch keiner außer denen Mitleid mit mir!

Und wenn jetzt ein Bus entführt wird oder irgendwo eine Bombe hochgeht, muss ich ehrlich sagen berührt mich das rein garnicht! Nicht mal das ich denke "zum Glück war ich das nicht"
Beispiel:
Heute Nachmittag durchs Programm gezappt.
N-TV:"Bombenattentat in Ankara ... " --> schon wieder, langweilig
zapp
MTV --> cool Linkin Park Video!

Keine Reaktion. und ich bin darüber eigntlich nicht mal entsetzt

Das liegt auch daran das der Mensch nach einer gewissen Zeit abgestumpft ist, weil es leider heute schon zur Tagesordnung gehört das man Krieg und Elend im Fernsehen verfolgt. Das ist ja das erschreckende!
 
Original geschrieben von amidalas_decoy
Die Grenze zeht sich doch ganz von alleine Anni. Und zwar dort, wo Du emotional gebunden bist. Und das ist nunmal die Familie, der Partner, die engsten Freunde. Die Menschen, die einem etwas bedeuten, und deren Wohlbefinden wichtig ist, für Dich selbst.
Das ist ein Punkt, wo ich Dir zustimme. Wenn man persönlich, direkt betroffen ist, die Personen kennt, ist es was anderes. Dann empfinde ich auch Mitleid....

Original geschrieben von amidalas_decoy
Natürlich erschüttert es, wenn man Schicksale mitbekommt, Geiseldramen, Flugzeugabstürze. Aber für mich herrscht da in erster Linie der Gedanke "Was wäre, wenn es meiner Familie passieren würde?"
Natürlich tut es mir auch für die Betroffenen leid, aber richtiges Mitleid? Nein, daß empfinde ich nicht wirklich.
 
Da geb ich dir schon recht durch all das was in unserer zeit passiert wird man auch immer mehr abgestumpft und man kann in den meisten fällen nichts ändern aber ich habe doch noch mitleid mit menschen denen schlechtes passiert...
 
Ich empfinde so gut wie überhaupt kein Mitleid mehr, wenn ich irgendwelche Berichte im Fernsehn sehe. Gegenüber anderen Menschen bin ich inzwischen zu sehr abgestumpft.
 
hm, früher wars mir eigentlich egal. heute würd ich vielleicht anders denken und mir vielleicht die frage stellen, wieso die menschen in der lage sind so dumme und schreckliche dinge tun, die andere verletzen.
 
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