Naboo

[{-- Naboo -{}- Theed -{}- Touristenviertel -{}- Café "Goldenes Blatt" -{}- Griffith Seromonth, Craig Silver --}]

Es war ein sonniger Nachmittag an einem ansonsten eher regnerischen Tag und die Mitarbeiter der Cafés und Restaurants bemühten sich gerade eiligst Stühle und Tische vom Regenwasser zu befreien. Griffith saß bereits auf einem dieser Stühle und betrachtete das wilde Wuseln mit seinen grünen Augen, in denen ein Licht glomm, welches zu seinem aktuellen Gemütszustand passte. Er war wütend. Weder seine in schwarzem Leder gepackten Hände, noch ein Muskeln in seinem Gesicht gaben dies preis, doch seine Augen vermochten nicht zu täuschen. In seinem Kopf wechselten sich unterschiedliche Szenarien ab, eines – nur scheinbar – unmöglicher als das andere. Vor einer halben Stunde hatte er erneut auf das Bild seines kleinen Bruders gestarrt, was rückblickend betrachtet keine gute Idee gewesen war. Der Mann ihm gegenüber, den man durchaus für einen Bruder, Verwandten oder Gleichgesinnten handeln konnte, vermied es seitdem ihn auch nur anzusprechen. Beide besaßen sie die selbe silbrige Haarfarbe, für einen Mensch ein überdurchschnittlich attraktives Gesicht und eine Ausstrahlung, die dafür sorgte, dass die beiden Männer, einer von Hapan, einer von Coruscant, keine Waffen zu tragen brauchten, um gemieden zu werden. Griffith war der größere von beiden, Craig sein Partner und … nun, Freund im weitesten Sinne, der kleinere und jüngere. Mit dem Bruder des Älteren hatte der Jüngere nichts zu tun. Er kannte ihn nicht einmal, lag er doch schon so lange im Koma, dass er ihn hätte als Kind kennenlernen müssen.

Griffith regte dieses Koma mehr als alles andere auf. Was hatte er doch schon alles unternommen, um einen fähigen Arzt zu finden. Auf Hapan gab es keinen normalen Arzt, der ihnen helfen konnte. Selbst jene Jedi, die sich selber als Heiler bezeichnten, meinten, sie können ihnen nicht helfen. Folglich war Griffith zu illegal praktizierenden Ärzten gegangen, nur um von denen ähnliches zu hören. Sein Bruder war auf eine Weise krank, dass die Chance auf Heilung gleich Null war und zwar so nahe an der Null, dass er nur deshalb noch lebte, weil seine reichen Eltern ihn nicht gehenlassen wollten. Aber es gab Hoffnung. Einer der Sith des Imperiums, der sich selbst als Doktor der Medizin verstand und auch keinen dieser lächerlichen Darth Titel trug und sich gerne mit Dr. Out ansprechen ließ, konnte helfen. Aber mal von dieser Sache mit dem Titel abgesehen, war er definitiv ein egoistischer Bastard, der perfekt in die Welt der egomanischen Sith passte. Nicht nur wollte er mehr Geld haben, als seine Familie selbst mit Krediten aufbringen konnten, er wollte auch Blut haben. Also im Sinne von Körpern, die Griffith zu liefern hatte. Für den Söldner war dieser Deal deshalb so schmerzhaft, weil der Sith demonstriert hatte, dass er seinen Bruder tatsächlich heilen konnte. Er war bei der Demonstration dabei gewesen. Es war möglich. Deshalb gab es auch keine leise Stimme in seinem Kopf, die ihn ständig zu überzeugen versuchte, dass das ganze ja sinnlos war, weil der Sith doch bestimmt lügen würde. Und schmerzhaft deshalb, weil die Liste des Siths so lang war. Das Geld hatte Griffith inzwischen zusammen und nach einem Update ihres Deals hatte er sogar noch welches sparen können, indem er ein paar Kontakte seiner Familie genutzt hatte, um bestimmtes medizinisches Equipment von Hapan zum Sith zu schaffen. Aber die Liste war noch nicht einmal zur Hälfte abgearbeitet.

Auf dieser standen keine Namen von Personen, sondern die von Rassen mit bestimmten Eigenschaften. So sollte er zum Beispiel einen sogenannten Enzeen fangen, doch der musste zusätzlich dazu auch noch ehrlich freundlich sein. Was genau dies bedeutete, verstand Griffith zwar nicht, weil er die Spezies nicht kannte, doch hatte er schon so eine vage Ahnung. Wenn da schon „freundlich“ stand, dann war die komplette Spezies vermutlich ein Haufen von Barbaren, die sich gegenseitig auffraßen und mit ihrem Blut die Wände strichen. Ein weiteres Ziel stellte ein Zabrak da. Aber natürlich kein gewöhnlicher, den man an jeder Ecke fand. Da Dr. Out ein Freund von dunklen Dingen war, musste der Iridonianer sowieso schon mal auch dunkelgrau oder schwarz sein, aber vor allem von der Körperchemie anders sein. Zu diesem Zweck stand neben der Spezies eine extra für diese geltende kleine Liste von chemischen Verbindungen, die Griffith ohnehin nichts sagten. Worauf er den Sith auch hingewiesen hatte. Die Antwort des dunkelhäutigen Menschens war so ungenau wie unbefriedigend gewesen. Er solle doch einfach jeden schwarzhäutigen Zabrak anschleppen, der auch nur im Entferntesten abnormal wirkte. Was der Sith dann mit diesen armen Kreaturen, die alle noch zu leben hatten, anfangen würde, hatte er zwar nicht erzählt, doch hatte Griffith ja in dessen Arbeitsräumen gestanden. Nach Humanität hatte es nicht ausgesehen.

Wütend war Griffith jetzt auch, weil er seine Liste so weit abgearbeitet hatte, wie er auf normalem Wege kommen konnte. Das Holonet und andere legale Kommunikationsmittel zu nutzen, hatte ihm bereits 50% schaffen lassen, weil nach Schlagzeilen gierende Journalisten nur allzu gerne über merkwürdige Anhänger von Spezies geschrieben hatten. Griffith hatte einfach nur deren Nachrichten hören oder ihrer Seiten besuchen müssen und schon hatte er einen Sack voll Namen von Planeten, Systemen, Städten und Regionen besessen. Ein schlechtes Gewissen hatte er deshalb nicht. Selbst Craig würde er für seinen kleinen Bruder verkaufen, was der sogar wusste. Da er aber auf der Liste nicht erwähnt wurde, brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Stattdessen half er seinem sogenannten Freund und verdiente dabei ordentlich. Dr. Out war so zufrieden mit der von Griffith zusammengestellten Crew, dass er sie zu diesem Zeitpunkt sogar für jede weitere gelieferte Person bar bezahlte. Inzwischen war selbst dem Hapaner klar, dass es dem Sith niemals um Geld gegangen war. Seine Wut hatte aber eigentlich zwei Gründe. Vier Jahre für die leichten 50%, die er quer durch die gesamte Galaxis hatte jagen müssen. Der zweite Grund war das letzte Treffen mit dem Sith. In der Hoffnung, diesen zu einer Zugeständnis zu bewegen, weil er und seine Jungs ja so produktiv waren, hatte er ihn gebeten seinem Bruder doch wenigstens ein bisschen zu helfen. Der Doktor war jedoch nicht so dumm, wie Griffith gehofft hatte. Natürlich hätte sich der Hapaner sofort die Unterstützung normaler Ärzte versichert, wäre sein Bruder aus dem Gröbsten raus gewesen. Dr. Out wollte seinen loyalen Diener jedoch nicht früher gehen lassen, als es notwendig war und wenn er so darüber nachdachte, dann zweifelte er sogar daran, dass der Sith ihn jemals würde gehen lassen. Womit er leben konnte, würde sein Bruder dadurch gesund werden. Sein eigenes Leben war bereits vorbei. So viel Schuld konnte er nur deshalb noch schultern, weil es einem Zweck diente. Auch um seine Familie zu schützen, würde er den Sith nach der erfolgreichen Heilung ohnehin zu töten versuchen und dabei wahrscheinlich draufgehen.

„Griffith. Sprich mit mir.“ sagte Craig mit einem beiläufigen Unterton, während er eine Tasse voll was auch immer vor seine Lippen hielt und in diese blies. Griffith betrachtete die Geste, war sich vollkommen bewusst, dass Craig sein Getränk bereits seit einer Stunde in den Händen hielt und sah dann weg. Sein Blick fiel wieder auf die Menschen von Naboo, von denen die meisten angestrengt wegsahen, sobald sie sein Starren bemerkten. Nach einer Weile sah er wieder zu Craig, der den Blick erwiderte. Beide Männer hatten hier schon gesessen, als es noch geregnet hatte und entsprechend sahen ihre silbernen Haare aus.
„Nkllon. Nur ein Idiot kann sich so ein Zuhause suchen.“ antwortete Griffith schließlich knurrend und nahm nun auch seine eigene Tasse, in der es etwa eine halbe Stunde lang hinein geregnet hatte. Abschätzend betrachtete er den Inhalt, dann entschied er sich gegen einen Schluck. Das Zeug hatte schon vor der Verdünnung beschissen geschmeckt.
„Zuhause, Versteck, was auch immer. Dein Faust arbeitet dort. Wir können aber auch nach Adana gehen und einen anderen suchen.“
„Laut Liste ist die Chance auf eine solche Genvariation Eins zu einer Milliarde.“
„Und es gibt nur wie viel Millionen von ihnen?“
„Sag es mir noch einmal. Ich will es noch einmal hören, bevor ich mich zu diesen glühenden Klumpen Scheiße aufmache.“
„P-5-TZ hat es drei mal bestätigt und ich sage es dir jetzt zum … keine Ahnung … zehnten mal. Der Faust ist dort. Auf eine dieser mobilen Minenbohrlochdingsbumsdas.“
„P-5-TZ...“
„Hat sich noch NIE geirrt, hat uns noch NIE belogen. Also los. Wenn wir noch länger auf Naboo bleiben, dann gewöhne ich mich noch an das Klima.“
„Von Naboo nach Nkllon. Vom Himmel in die Hölle oder wie würden die Corellianer das nennen?“
„Himmel?“

Craig hielt Griffith demonstrativ seine Tasse hin, einen skeptischen Blick aufgesetzt und goss dann den Inhalt auf die Straße. Er hatte höchstens einen Schluck getrunken gehabt. Sie waren sich einig. Obwohl Griffith von Hapan und Craig aus den oberen Ebenen von Coruscant stammte und sie wirklich viele schöne Dinge im Leben gesehen hatten, wollten sie inzwischen lieber etwas mehr Metall und Enge um sich herum haben. Offene Plätze boten zu viele Möglichkeiten um sie zu töten.

„Dann los“ bellte Griffith und stand selber schlagartig auf. Der Kellner hinter dem Coruscanti erschrak dabei und hätte beinahe sein Tablett fallenlassen, was Craig für ihn übernahm, der, nachdem er das Spektakel bemerkt hatte, einen extra weiten Schritt zurück machte und die Sache mit seinem Ellenbogen beendete. Nachdem die Gläser und Tassen laut scheppernd zu Boden gegangen und sich die Bruchstücke verteilt hatten, griff sich der junge Mann in die rechte Manteltasche, holte ein paar Credits heraus und lies sie auf den Kopf des auf dem Boden knienden Kellners prasseln.
„Den Rest kannst behalten. Scheiß Laden. Scheiß Planet.“
Griffith war bereits weiter gegangen und richtete grade Kleidung und überlange Haarmähne. Nkllon. Wieso eigentlich nicht. Der Ort war so speziell, vielleicht würden sie dort sogar noch wen von der Liste finden. Einen mutierten Geonosianer mit radioaktiven Augäpfeln womöglich...

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Naboo Ѻ Einige Klicks von Kaadara entfernt Ѻ Danair Petinom

Er hatte in seinem Leben viele Namen gehabt. Hier hatte er den Namen Otem Nipe angenommen, aber die Dorfbewohner Kaadaras nannten ihn „As Oriel Ti“, den Einsamen. Niemand konnte sich daran erinnern, wann er angekommen war und sich in dem bunkerartigen Steinhaus, das auf einem Felsvorsprung mit Blick über den Kanal gebaut war, niedergelassen hatte. Valesh Joyé, der rotgesichtige Besitzer eines Ladens für Nahrungsmittel war der Überzeugung, er sei vom Wind verrückt geworden. Auf dem abgelegenen Felsen des Einsiedlers wehte der Wind so stark wie unaufhörlich. Er ließ die Fenster seines kleinen Hauses Tag und Nacht klappern und riss methodisch Platten aus dem Schieferdach. Nach heftigen Stürmen konnten Vorbeikommende manchmal einen Blick auf ihn erhaschen, der ruhelos die Schäden begutachtete. War er ein Schriftsteller? War er ein Revolutionär? War er ein Kunstdieb oder ein gefallener Priester? Fräulein Systra Carrée von der Fleischerei hielt ihn für den letzten Überlebenden einer längst vergessenen, archaischen Sorte der Menschenspezies, die hier vor den Bewohnern gelebt haben muss. Weshalb hätte er sonst seine Tage damit verbracht mit den Steinen zu kommunizieren? Weshalb sonst hätte er stundenlang dagesessen und zugesehen, wie die See an die Felsen brandete?


Die Männer beneideten ihn um seine Freiheit, ungebunden, doch wussten sie nichts von seinen Albträumen. Die stürmische See schluckte die Schreie in der Nacht. Die Heranwachsenden im Dorf beneideten ihn um sein Zoom II Speeder Bike, auf denen er jeden Morgen einem Gulginaw gleich über die schmalen Nebenstraßen raste. Er war kein besonders großer Mann, unter einem Meter achtzig, aber er hielt sich wie einer, wenn er nachmittags durchs Dorf ging, um seine Einkäufe zu machen. Die Verkäuferinnen versuchten ihn jedes Mal in ein Gespräch zu verwickeln, doch er starrte sie nur aus seinen großen braunen Augen an und mied jedes Gespräch über sein Privatleben. Er lächelte breit, wählte mit genauen Worten die Ware aus die er haben wollte und zog von dannen. Beim Weinhändler war er als kenntnisreicher, aber sparsamer Kunde bekannt. Schlug der Händler eine teurere Flasche vor, zog er die Augenbrauen hoch, um anzudeuten, so viel könne er sich nicht leisten, und gab sie vorsichtig zurück. Auf dem Markt wählte er Gemüse, Fleisch, Nyork Muscheln und Fisch mit einer pedantischen Umständlichkeit aus. An manchen Tagen brachte er seine gegenwärtige Frau mit, immer eine von außerhalb, nie eine Einheimische. An manchen Tagen kam er allein. An manchen Tagen wurde er aufgefordert, sich zu den Männern zu setzen, die den Nachmittag mit Rotwein, Eopiekäse und Pazaak verbrachten. Aber der Einsiedler deutete jedes Mal hilflos auf seinen Chrono, als habe er anderswo dringende Verpflichtungen, stapelte seine Einkäufe in seinem klapprigen Speeder und fuhr zu seinem Bunker über dem Meer. Als ob Zeit hier wichtig wäre, pflegten die Einheimischen mit einem hämischen Lächeln zu sagen. „Das kommt vom Wind“ fügten sie dann hinzu. Der Wind habe ihn verrückt gemacht.

Der Himmel war hell und klar mit böigem Seewind, als Petinom die schmale Küstenstraße entlangfuhr. Er war von dem kleinen Dorf aus nach Westen gefahren. Seine hellbraune Hose wurde von seinem dunklen Rollkragenpullover aus Banthawolle akzentuiert. Darüber einen Thermoüberzug. Darüber ein neongelber Anorak, eng genug, um seinen Blaster unter seiner linken Achsel zu verbergen. Trotz seiner mehrlagigen Kleidung schnitt die salzhaltige Luft ihm tief ins Fleisch. Er hielt den Kopf tief gesengt und strampelte schneller zur Landspitze hinunter. Die Landstraße verlief ein Stück eben, als er an den von Wind Wetter zernagten Ruinen eines alten, archaischen Tempels vorbeikam. Er fuhr einige Klicks weit zügig gegen den steifen Seewind von Norden an, während die Straße sich dem Gelände folgend rhythmisch hob und senkte. Sein Speeder bewährte sich auch bei diesen widrigen Gelände- und Wetterbedingungen. Vor ihm ragte ein steiler Hügel auf. Er schaltete in den nächsten Gang und beschleunigte. Dann hatte er den Hügel überwunden und fuhr in das Fischerdorf ein. In einem kleinen Laden kaufte er zwei Ryshcate und füllte seine Flaschen nach: Die eine mit Jumblisaft, die andere mit dampfenden Caff. Die Ryshcate verschlang Petinom auf der Weiterfahrt. Er kam an einem in das Meer hinausragenden Felsenfinger vorbei, laut Guide Droiden einem der herrlichsten Küstenabschnitte des Planeten. Dann folgte die Küste der Flussmündungen, ein langer, flacher Streckenabschnitt mit zahlreichen Flüssen, die sich aus dem Hochland ins Meer ergossen. Er spürte erste Anzeichen von Müdigkeit in den Armen und Beinen, die Vibration des Speeders setzte ihm aufgrund der eher unterdurchschnittlichen Federung zu. Jenseits des Dorfes, über einen schmalen Fußweg erreichbar, lag ein schneeweißer Sandstrand. Eine unbehauene vorgeschichtliche Steinsäule stand wie ein Wächter am Anfang des Weges. Petinom stieg ab, schob seinen Speeder und trank seinen Caff. Am Strang lehnte er das Speeder Bike an einen Felsblock und ging eine Zigarette rauchend die Brandungslinie entlang.
Der Signalplatz war ein großer Felsen etwa zweihundert Meter von der Stelle entfernt, wo er das Rad zurückgelassen hatte. Petinom ging langsam, scheinbar ziellos, und beobachtete, wie die Wogen sich am Strand brachen. Eine besonders große Welle kam weiter über den Strand herauf als die anderen, aber er wich dem eiskalten Wasser aus. Als seine Zigarette zu Ende geraucht war, warf er den Stummel weg und drückte ihn mit der Fußspitze in den weißen Sand, bis er verschwunden war. Er erreichte den Felsen und ging davor in die Hocke. Das Zeichen war da: Zwei knochenweiße Pflasterstreifen, die ein X bildeten. Jeder Profi hätte vermutet, der Unbekannte, der dieses Zeichen hinterlassen hatte, müsse vom NRGD ausgebildet worden sein, was tatsächlich stimmte. Petinom riss die Pflasterstreifen ab, drückte sie zu einer kleinen Kugel zusammen und warf sie in die Ginsterbüsche, die den Strand zum Land hin begrenzten. Die Zeit war gekommen.


Naboo Ѻ Sandstrand Ѻ Danair Petinom
 
Naboo Ѻ Einige Klicks von Kaadara entfernt Ѻ Danair Petinom

Mittags war das Wetter immer noch schön, deshalb beschloss Petinom zu malen. Er zog eine regenabweisende Adesot Hose, und einen dicken Pullover aus Nerf Wolle an und lud die Sachen in sein Speederbike: Seine Staffelei, zwei Sperrholzplatten mit aufgezogenem Papier, den Malkasten und seine Palette. Im Anschluss kochte er Caff und füllte ihn in die Thermoskanne mit mattglänzender Deshhülle. Aus dem Kühlschrank nahm er noch zwei Flaschen Ryll Bier mit. Er fuhr in die Siedlung und parkte vor der Fleischerei Carrée. Drinnen kaufte er Schinken, Käse und eine Scheibe Leberpastete, wobei Fraulein Carrée schamlos mit ihm flirtete. Doch sein intensiver Blick belehrte sie eines besseren, sodass Petinom verrichteter Dinge den Laden verließ und Fräulein Carrée ihn unverrichteter Dinge ziehen ließ. Von dem Klingeln dreier kleiner gunganischer Glöckchen über der Eingangstür begleitet, verließ der Mann mit dem wirren Haar die Fleischerei um in der Bäckerei nebenan die örtliche Spezialität, das so genannte „Fünfblütenbrot“ zu kaufen.
Als er landeinwärts fuhr, ging die karge Felslandschaft der Küste in die sanften, bewaldeten Hügel des Paitnnu Areals. Er bog auf eine nichtbezeichnete kleine Nebenstraße ab und folgte ihr ungefähr drei Klicks, bis sie in einen tief ausgefahrenen Feldweg überging. Das Speedbike schlingerte wild, aber nach einigen Minuten hatte er sein Ziel erreicht: Einen malerischen alten Weiler, der seinem Baustil nach zu urteilen glatt aus der Zeit des legendären Königs Narmlé hätte stammen können. Hinter dem Weiler erhob sich eine prächtige Baumkulisse, die in einem farbenfrohen Spektrum zum Verweilen einlud.


Danair Petinom tat die meisten Dinge langsam und sorgfältig und seine Malvorbereitungen liefen nicht anders ab. Während er methodisch seine Sachen aus dem Speedbike holte, begutachtete er das alte Gehöft. Das Licht ließ alle Kontraste im Mauerwerk des Hauses und in den Bäumen dahinter scharf hervortreten. Dieses Licht auf Papier zu bringen würde eine Herausforderung sein. Petinom aß ein Sandwich und trank eine halbe Flasche Bier, während er die Szene aus wechselnden Perspektiven studierte. Unruhig streiften seine Augen über die einzelnen zu beachtenden Komponenten seines Werkes in spe. Wie Hände tasteten seine Pupillen alle Details ab, mit seiner intensiven Natur schien er sie wie ein Schwamm einzusaugen. Er fand die richtige Stelle und machte ein halbes Dutzend Aufnahmen mit einer Instantkamera: Drei in Farbe, drei in Schwarzweiß. Der Hausbesitzer trat aus der Tür, ein stämmiger kleiner Mann mit einem schwarz-weißen Kanoiden, der ihn umkreiste. Als Petinom ihm zurief, er sei Maler, winkte der Mann begeistert. Fünf Minuten später brachte er Petinom ein Glas Wein und einen Teller mit Käseund dicken Scheiben scharf gewürzter Wurst. Er trug eine geflickte Jacke, die aussah, als habe er sie noch zur Zeit von Darth Arcanious und der Ausrufung des Galaktischen Imperiums getragen. Sein Kanoide, der nur drei Beine hatte, bettelte Petinom um Wurst an. Dieser sah der Kreatur tief in die Augen, kam dem kleinen Kopf des Wesens nahe und hielt weiterhin den Blickkontakt, bevor er diesem eine Scheibe Wurst reichte.

Als die beiden wieder gegangen waren, setzte Petinom sich an seine Staffelei. Er studierte die Bilder der Instantkamera, erst die Schwarzweißaufnahmen, um die Umrisse und Linien des Bildes zu erfassen, danach die Farbaufnahmen. Er machte zwanzig Minuten lang Skizzen mit einem Kohlestift, bis der Bildaufbau zu stimmen schien. Petinom arbeitete mit einer sparsamen Palette – Karminrot, Kobaltblau, trandoshanisches Grün, Kadmiumgelb, Mustfarrot – auf starkem Papier, dass er auf eine Sperrholzpaltte gezogen hatte. Fast eine Stunde verging, bevor er wieder an die Nachricht am Strand dachte. Sie war ein Ruf, eine Aufforderung, sich morgen vormittag in Kaadara an der Pier mit Arbat Towalla zu treffen. Towalla war Petinoms Führungsoffizier beim Geheimdienst der Neuen Republik. Er hatte zwanzig Jahre lang ausschließlich mit ihm zusammengearbeitet. Als Towalla schließlich langsamer und älter geworden war, hatte die calamarische Zentrale einmal versucht, ihn durch einen jüngeren man namens Wopkar zu ersetzen. Petinom aber hatte jegliche Zusammenarbeit mit Wopkar verweigert und gedroht, ihn in einer Holzkiste nach Dac zurückzuschicken, wenn Towalla nicht wieder als sein Führungsoffizier eingesetzt werde.
Eine Woche später hatten Petinom und Towalla auf Sluis-Van wiedersehen gefeiert. Zur Strafe für die Betonköpfe auf Dac hatten die beiden sich ein Festmahl mit Nerfkalbschnitzel und drei Flaschen teurem Wein gegönnt. Petinom hatte sich nicht aus Liebe oder Loyalität für Towalla eingesetzt. Er liebte keinen Menschen und war nur gegenüber seiner Kunst und seinem Beruf loyal. Er wollte, dass Towalla ihn weiterhin betreute, weil er sonst niemandem traute. Er hatte zwanzig Jahre lang auch deshalb überlebt, ohne verhaftet oder getötet zu werden, weil Towalla gute Arbeit geleistet hatte.


Während er die idyllische Szene malte, dachte er ernstlich daran, Towallas Aufforderung zu ignorieren. Sie arbeiteten zwar für den Geheimdienst der Neuen Republik, doch Petinom hatte in der Unterwelt vor den Toren des Huttraums Dinge gesehen, die ihn nicht mehr losließen. Alles zum Wohle der großen und freien Republik. Er hatte das Gesetz gebrochen. Alles zum Wohle der großen und freien Republik. Er hatte seine einzige Regel gebrochen, nämlich dass er keine Unschuldigen tötet. Alles zum Wohle der großen und freien Republik. Er hatte ein Kind getötet. Alles zum Wohle der großen und freien Republik. Seine Hand zitterte, als er den Pinsel über das Papier führte. Mit seiner anderen Hand versuchte er die Hand zu stabilisieren, die so stark zitterte. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er legte den Pinsel ab. Atmete tief durch, schloss die Augen und versuchte die Geräusche des Waldes um ihn herum einzusaugen, während er tief ein und ausatmete. Er beschloss zu dem Treffen mit Towalla zu fahren und sich das Angebot anzuhören. War es gut, würde er es vielleicht annehmen. Falls nicht, würde er sich zurückziehen, die Landschaft Naboos malen, in seinem Steinhaus am Meer Wein trinken und mit keinem Menschen mehr reden und nur noch dem Wind lauschen.

Eine Stunde später war das Bild fertig. Es war gut, fand er, aber es ließ sich noch verbessern. Die untergehende Sonne tauchte den Weiler in scharlachrotes Zwielicht. Sobald die Sonne verschwunden war, wurde die Luft plötzlich kalt und duftete nach Holzrauch und schmorrendem Knoblauch. Er machte sich ein Brot mit Leberpastete und trank ein Bier, während er seine Sachen zusammenräumte. Die Bilder der Instantkamera und seine Skizzen steckte er ein. Er würde sie brauchen, um in seinem Atelier eine zweite, bessere Fassung dieses Bildes zu malen. Er stellte das Weinglas, den halbleeren Teller und das noch feuchte Aquarell vor der Tür des Weilers ab und ging zu seinem Speedbike zurück. Der dreibeinige Kanoide kläffte ihm nach, alas er davonfuhr und machte sich dann über den Rest Wurst her.


Naboo Ѻ Paitnnu Areal Ѻ Danair Petinom
 
Naboo Ѻ Einige Klicks von Kaadara entfernt Ѻ Danair Petinom

Als der auf Naboo unter dem Namen Otem Nipe weilende Mann am nächsten Morgen von dem kleinen Dorf, in dessen Nähe seine einsame Steinhütte über die Klippen ragte und vom Wind umspielt wurde, nach Kaadara fuhr, goss es in Strömen. Er erreichte die Pier pünktlich vier Standardstunden nach Sonnenaufgang und sah Arbat Towalla, ein Bild des Jammers, im Regen auf und ab gehen. Petinom parkte sein Zoom-II Speeder Bike und beobachtete Towalla einen Augenblick mit dem unverweslichen, intensiven Gesichtsausdruck, den Danair Petinom annahm, wenn er nachdachte.

Arbat Towalla hatte mehr Ähnlichkeit mit einem alternden Professor der Universität der universellen Gedanken, als mit einem Führungsoffizier des NRGD, und Petinom konnte sich wie jedes Mal kaum vorstellen, dass dieser Mann unzählige Morde überwacht hatte. Das Leben im zivilisierten Teil der Galaxis bekam ihm offenbar; er war dicker als Petinom ihn in Erinnerung hatte, und seine anscheinend frische Gesichtsfarbe war auf übermäßigen Genuss der Spätlese Naboos und erlesenen Abrax‘ zurückzuführen. Towalla trug wie gewöhnlich einen schwarzen Rollkragenpullover und einen Trenchcoat, der aussah, als gehöre er einem Muun. Auf dem Kopf hatte er einen wasserdichten Hut ohne Krempe, wie ihn Pensionisten an einem verregneten Tag auf Scarif tragen würden. Seine Nickelbrille schien wie immer mehr zu schaden als zu nützen. Die Gläser waren angelaufen und sie drohte von Arbat Towallas Gesicht zu rutschen.
Danair Petinom stieg aus und näherte sich ihm von hinten. Der alte Fuchs Towalla zuckte mit keiner Wimper, als Petinom neben ihm auftauchte. Sie gingen eine Zeit lang nebeneinander her, wobei Petinom Mühe hatte, mit Towallas unbeholfenem Watscheln Schritt zu halten. Er schien Schwierigkeiten mit dem Halten des Gleichgewichts zu haben, und Petinom musste mehrmals dem Impuls widerstehen, ihn mit ausgestreckter Hand zu stützen. Towalla blieb stehen und wandte sich Petinom zu, betrachtete ihn mit einem offenen, leicht nachdenklichen Blick seiner grauen Augen, die durch die dicken Brillengläser stark vergrößert wurden.

„Bei der Macht, ich bin wirklich zu alt für diesen Straßenscheiß.“ sagte er mit einem Akzent, der eher auf den südlichen Teil der galaktischen Scheibe deuten würde, dem Schwergebiet des neurepublikanischen Sternenhaufens.

„Zu alt und zu abgekämpft. Fahr mich irgendwohin, wo man sich aufwärmen und ordentlich essen kann.“

Petinom nickte, seine schwarzen Locken vom Regen ganz schwer und richtete sein Augenmerk wenig später auf die nass gewordenen Straßen Naboos. Der Pyn’gani fuhr das Duo zu einem guten Café am Hafen. Fünf Minuten später standen zwei Teller mit Gartro Omelett und Schalen mit dampfendem Milchkaf vor ihnen. Towalla verschlang sein Omelett und und zündete sich die nächste Zigarette an und blies dünne Rauchfahnen gegen die dunkel gestrichenen Deckenbalken des rustikal eingerichteten Cafés an der Hafenpromenade Kaadaras. Die beiden Männer saßen schweigend da. Ein Außenstehender hätte sie für Vater und Sohn halten können, die täglich miteinander frühstückten, was Petinom gerade recht war.

„Sie wollen dich wieder.“ sagte Towalla, sobald Petinom aufgegessen hatte. Er fragte nicht, wer sie waren: Er wusste es. Er wusste, dass es sich um die Männer und Frauen handelte, die ihn zwölf Jahre seines Lebens gekostet hatten.

„Für welchen Auftrag?“

„Sie haben nur gesagt, dass die Sache wichtig ist und sie deshalb den Besten wollen.“

Auf Schmeichelei konnte Danair Petinom verzichten.

„Deine Fähigkeiten als Infiltrator werden gebraucht.“

Towalla drückte die Zigarette mit dem deformierten Nagel seines dicken Daumens aus.

„Du hast überhaupt keinen Hinweis auf die Art des Auftrages bekommen?“

„Nur einen. Es geht um mehrere Zielpersonen, die sich alle im republikanischen Territorium befinden. Dein Weg führt dich jedoch in den Kooperationssektor.“

Petinoms Interesse war plötzlich geweckt. Im allgemeinen fand er seine Arbeit aufreibend, zwölf Jahre unter dem Radar zu arbeiten, in den Diensten eines grässlichen Hutten namens Rabaras, hatte ihn dazu gezwungen Dinge zu tun, die im Territorium der Neuen Republik eine Verwahrung im Hochsicherheitsgefängnis eingebracht hätte. Doch ein Auftrag im Kooperationssektor? Was genau konnte der NRGD von ihm wollen, dass sie ihn dorthin schicken würden? Er hatte nicht sonderlich viel Erfahrung mit diesen Kapitalisten, die dort das staatliche Recht in die Hand von Firmen gelegt hatten.

„Sie wollen sich in drei Tagen mit dir treffen.“ sagte der Führungsoffizier des Geheimdienstes der Neuen Republik „Auf Cadomai.“

„In wessen Revier?“

„In ihrem, versteht sich.“

Towalla nahm seine Jacke, die er über einen der freien Stühle gelegt hatte und griff in eine der Innentaschen und zog einen durchweichten Zettel heraus. Dieser archaische Knauserer. Die Tinte war verlaufen, aber die Adresse noch lesbar.

„Sie wollen persönlich mit dir reden.“

„ich rede mit niemandem von denen mehr persönlich. Außer dir. Nicht nach dem, was auf der Kolanda Station passiert ist.“


Petinom schützte seine Identität mit an Verfolgungswahn grenzender Sorgfalt. Die meisten Männer in seiner Branche lösten dieses Problem dadurch, dass sie sich alle paar Jahre durch plastische Chirurgie ein neues Gesicht machen ließen. Petinom löste es auf andere Weise: er gestattete selten jemandem, der seinen wahren Beruf kannte, sein Gesicht zu sehen. Er hatte sich noch nie fotografieren lassen und er arbeitete immer allein. Er hatte nur eine einzige Ausnahme gemacht: Sein Aktenfoto für den NRGD.

„Sei doch vernünftig, mein Lieber.“ sagte Towalla väterlich mahnend. „Wir leben in einer schönen neuen Welt.“

„Ich lebe noch, weil ich vorsichtig bin.“

„Das weiß ich. Und ich möchte, dass du am Leben bleibst. Glaub mir, ich würde dich nie in eine Situation bringen, in der du meiner Ansicht nach Schaden nehmen könntest. Ich empfehle dir, nach Cadomai zu reisen.“

Petinom schaute ihn prüfend an. War er noch ganz auf der Höhe? Trübte die Aussicht auf den Ruhestand sein Urteilsvermögen?

„Wie viele Leute kommen zu diesem Treffen?“

„Nur einer, soviel ich weiß.“ Kurz zögerte Towalla, bevor er nachhakte. „Du gehst also hin?“

„Ich überlege es mir.“ sagte Danair Petinom gab dem Kellner ein Zeichen. „Das wäre alles.“


Naboo Ѻ Kaadara Ѻ Hafenpromenade Ѻ Café Ѻ Danair Petinom und Arbat Towalla
 
Naboo Ѻ Einige Klicks von Kaadara entfernt Ѻ Danair Petinom

Er hatte noch einen Tag in dem beschaulichen Dorf, dass die letzte Zeit seine Heimat gewesen war. Der Sturm peitschte wieder um die Klippen, wehte den Wind um sein aus Steinen gebauten Haus, sodass es an allen Ecken und Enden des Gebäudes pfiff und der Ruf des Meeres sirenenhaft erschallte. Als er mit den Dossiers, die ihm übergeben wurden, fertig war, beschloss Petinom eine letzte Radtour zu machen. Das Wetter war ideal: Klar, für die Jahreszeit ziemlich warm, Seewind. Er würde lange nicht mehr radfahren können, deshalb strengte er sich bewusst an. Er strampelte bis weit in die sanften, bewaldeten Hügel hinein und fuhr dann wieder zum Meer hinunter. Nach einer Rast bei den Ruinen einer alten, längst vergangenen Zeit, deren riesige steinerne Köpfe die letzten stummen Zeugen dieser Epoche der Geschichte des Planeten. Nachdem er lange den Blickkontakt mit diesen Statuen gehalten hatte, als wolle er ergründen, welche Geheimnisse sie zu verbergen hatten, entschloss er sich seine Tour fortzusetzen und fuhr die Küste entlang nach Norden, wieder in das Dorf zurück.

Der frühe Nachmittag war seinen Vorbereitungen gewidmet. Er reinigte und ölte seine Waffen – eine schwere DT-29 Blasterpistole und eine A-180 Blasterpistole – und prüfte mehrmals alle beweglichen Teile und die Schalldämpfer. Er hatte noch eine dritte Schusswaffe, die er in einem Klettbandhalfter am rechten Knöchel trug: Eine kleinkalibrige Q2, die für die Handtasche einer Frau bestimmt war und deren Vielseitigkeit er auf Naboo kennen und lieben gelernt hatte. Für den Fall, dass eine Schusswaffe unzweckmäßig war, hatte er ein Messer: Ein stabiles Stilett, mit zweischneidiger Klinge, die auf Knopfdruck aus dem Griff sprang. Als nächstes legte er die falschen Pässe zurecht, mit denen er als Bürger der Neuen Republik, des Korporationssektors und der Iridorianischen Liga reisen konnte, und dachte über seine Finanzen nach. Er würde nach Theed reisen müssen, um dort bei seinem Galeristen entsprechende Finanzen einzuholen und sie dann bei der Lucre Cosminational Bank zu hinterlegen. Das würde mehr als reichlich sein, um ein Polster anzulegen. So zumindest hoffte er es, als er seinen Unterlagen einen langen, intensiven Blick widmete.
Petinom verließ das Haus, als es noch hell war und ging zu Fuß in das Dorf. Er kaufte bei Valesh Joyé Brot und in der Fleischerei bei Madame Systra Carrée Wurst, Leberpastete und Käse. Wie immer saßen die Männer in der Dorfrotunda vor der Taverne zusammen, die den Nachmittag mit Rotwein, Eopiekäse und Pazaak verbrachten. Sie machten weintrinkend dem Mann, den sie nur als Herrn Otem Nipe kannten, ein Zeichen sich zu ihnen zu setzen. Diesmal kam Petinom der Einladung ausnahmsweise nach. Er gab sogar eine Runde aus und aß Brot und Oliven mit den Männern, bis die Sonne untergegangen war.


An diesem Abend nahm Petinom ein frugales Mahl auf seiner Steinterasse über dem Meer ein. Er hatte sich verpflichtet nach Cadomai zu fliegen. Nur ein Narr hätte diesen Auftrag im Korporationssektor angenommen. Er würde von Glück sagen können, wenn er ihn überlebte. Und selbst wenn, dann würde er vermutlich nie wieder hier, zurück in das Idyll dieses Dorfes zurückkehren können. Dieser Auftrag würde ihn wieder in den Strudel des Geheimdienstes werfen, in die Prfoession, die ihn zwölf Jahre seines Lebens gekostet hatte und unzählige Narben auf seinem Gewissen verursacht hatte. Er spürte eine gewisse Erregung in sich aufsteigen. Sie war dem Gefühl ähnlich, dass er damals vor zwanzig Jahren zum ersten Mal empfunden hatte, als er gemordet hatte. Er räumte den Tisch ab und spülte das Geschirr. In der folgenden Stunde arbeitete er sich systematisch durch das Haus und verbrannte alles, was darauf hinwies, dass er jemals existiert hatte.

Petinom fuhr am nächsten Tag nach Theed und nahm den Nachmittagszug nach Theed. Er reiste mit zwei Gepäckstücken: Einer Reisetasche mit Kleidung, Wäsche und Toilettensachen und einer großen Zeichenmappe, in der ein Dutzend Aquarelle lagen. Seine Arbeiten wurden in einer diskreten theeder Galerie verkauft und brachten ihm genug ein, um einen unprätentiösen Lebensstil zu rechtfertigen.
Am Bahnhof nahm der dunkelhaarige Pyn’gani ein Speedertaxi zu einem beschiedenen Hotel, wo er sich als Mann aus dem Anoat Sektor namens Cecil Gharsk einquartierte. Nachdem er seiner Galerie einen Besuch abgestattet hatte, kehrte er ein letztes Mal in sein Hotelzimmer zurück. Sein Zimmer hatte einen kleinen Balkon mit Blick auf das Parnelli Museum der schönen Künste. Die Nacht war sehr kalt und sehr klar. Rechts konnte er den strahlend hell beleuchteten royalen Palast sehen, während zu seiner linken die royale Bibliothek über die schwarzglänzenden Gewässer zu wachen schien. Es war schon spät, aber der Portier fragte ihn, ob er seinen Zimmerschlüssel dalassen wolle. Petinom schüttelte den Kopf und antwortete im typischen Akzent der südlichen galaktischen Hemisphäre, dass er ihn lieber mitnehmen wolle. In Pullover und Lederjacke gekleidet, entfernte sich der Agent von dem Hotel und hatte nur das nötigste mitgenommen, das was er auf seiner Reise nach Cadumai mitnehmen konnte ohne aufzufallen.
Er schlenderte die glitzernden Straßen mit strahlend hellen Geschäften entlang. In einer Boutique kaufte er einen schlichten schwarfen Aktenkoffer, den er bar bezahlte. Er erklärte der Verkäuferin, er brauche keine Tragetasche, und war im nächsten Augenblick mit dem Aktenkoffer in der Hand schon wieder unterwegs.


Als er den schmucklosen Haupteingang seiner Bank erreichte, hatte leichter Regen eingesetzt. Der einzige Hinweis auf den Zweck des Gebäudes war ein kleines Messingschild neben der Tür. Petinom drückte auf dne Klingelknopf und wartete dann, während der Wachmann ihn durchs Objektiv der Holocam über dem Eingang inspizierte. Der Türöffner summte und er betrat einen kleinen Vorraum. Petinom nahm den Hörer des schwarzen Telefons ab und sagte, er habe einen Termin bei Herrn Saucrillé. Besagter erschien im nächsten Augenblick: Untadelig gekleidet, einen Kopf kleiner als Petinom und mit einer Glatze, die im hellen Neonlicht der Deckenbeleuchtung glänzte. Petinom folgte ihm einen dezent beleuchteten, stillen Gang entlang, der mit beigem Teppichboden ausgelegt war. Saucrillé führte ihn in einen gesicherten Raum und schloss hinter ihnen ab. Petinom kämpfte gegen einen Anfall von Klaustrophobie, während der Glatzköpfige einen kleinen Wandtresor öffnete und aus diesem Geld entnahm. Petinom indes zündete sich eine Zigarette an, während Saucrillé es ihm vorzählte. Die ganze Transaktion dauerte keine zehn Minuten. Petinom quittierte den Empfang des Geldes und Saucrillée half ihm es ordentlich in den Aktenkoffer zu stapeln. Im Empfangsraum warf der Glatzköpfige einen Blick auf die Straße.

„Man kann nie vorsichtig genug sein, Räuber gibt es überall.“

„Danke, Herr Saucrillé, aber ich weiß mir zu helfen, denke ich. Angenehmen Abend noch.“

„Gleichfalls, Herr El’nu.

Petinom wollte mit dem vielen Geld nicht unnötig lange laufen, deshalb nahm er ein Speedertaxi zum Raumflughafen. Er holte eine Reisetasche aus einem der Schließfächer, die er für den Notfall deponiert hatte und kaufte sich eine Fahrkarte zweiter Klasse auf einem der zahlreichen relativ anonym nutzbaren AA-9 Transportschiffe für den Nachtflug in Richtung Cadomai.

Naboo Ѻ Theed AA-9 Transportschiff in Richtung Cadomai Ѻ Danair Petinom und Fluggäste
 
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