Legends Nachruf auf das EU

lightside1985

Offizier der Senatswache
Es ist nun also offiziell. Das EU, wie wir es kannten, ist mit dem 26.04.2014 gestorben. Und selbstverständlich gibt es darüber geteilte Meinungen, doch dieser Thread ist gedacht als letzter Nachruf für das Star Wars, wie wir es kannten.

Dieser Thread ist für all jene gedacht, die so ticken wie ich. Es mag Leute geben, die die Filme als das Non-Plus-Ultra ansehen und das EU als minderwertiges Geschreibsel abtun. Für mich war (es ist immer noch ungewohnt Präteritum in diesem Zusammenhang zu benutzen) Star Wars nicht wirklich eine klar portionierte Welt. Für mich gab es nicht die Filme auf der einen Seite und das EU auf der anderen Seite. Für mich hat Star Wars ausgemacht, dass ich Geschichten und Persönlichkeiten finden konnte, die mich interessiert und begeistert haben, egal in welcher medialen Form das nun präsentiert wurde. Man könnte vielleicht so weit gehen und mich als EU-Hardliner bezeichnen, weil tatsächlich für mich kein Kanonunterschied zwischen den Büchern und den Filmen bestand. Für mich war das eben alles Star Wars, die eine Geschichte, die mich seit guten 20 Jahren begeistert und gefesselt hat. Ich habe so gut wie jeden Roman, der im EU erschienen ist gelesen. Aber eine besondere Aufmerksamkeit haben bei mir stets die Post-Endor Romane erhalten. Es sind tatsächlich die einzigen Romane, die ich auf Deutsch gelesen habe, da ich immer sicher gehen wollte, dass ich jedes kleine Wort, jede Interpretation des Textes zu 100% verstehe. Ich wollte, dass die Geschichte der Großen Drei und später ihrer Nachkommen sich für mich weiterspinnt. Das habe ich eben auch 20 Jahre lang bekommen.

Ich war nicht mit allem zufrieden, was das EU hervorgebracht hat, ganz gewiss nicht. Ich bin zwar als Fahnenträger des Optimismusses im EU Forum verschrien, dennoch habe ich nicht die Augen vor den Fehlern des EUs verschlossen. Und woran lagt das? Weil das EU sich frei entwickeln konnte. Jeder seltsame Fehler, jede Inkonsequenz bei der Charakterisierung von Persönlichkeiten konnte schon in der nächsten Reihe brilliant sein. In Kombination mit meiner Kanoneinstellung zum EU sollte nun klar sein, warum für mich der Tod des alten EUs auch so dramatisch ist. Mir wurde nicht ein kleiner Teil des großen Star Wars Universums geraubt, sondern der große Teil von Star Wars selbst, seines Reizes, den es für mich stets versprüht hat. Und ja, dabei war die Kontinuität entscheidend. Warum? Weil diese weitestgehend stringente Kontinuität etwas hervorgebracht hat, dass es nun nie wieder in Star Wars geben wird: Konsequenzen mit Bedeutung! Sind es nicht gerade unwiderufbare Konsequenzen, die die Leidenschaft befeuern? Ich weiß, es ist ein abgedroschenes Beispiel, aber hat uns Chewies Tod (ja, er ist Tod Disney) nicht eben gezeigt, dass genau so eine Konsequenz das Tollste ist, was einem Fan passieren kann? Wieso? Weil es einem zeigt, wie sehr man vielleicht an bestimmten Charakteren gehangen hat, ohne es vielleicht zu wissen. Meine persönliche Erfahrung mit Chewies Tod möchte ich euch hier noch einmal schildern, um eventuell den Punkt, den ich machen möchte besser zu verdeutlichen:

Ich weiß noch genau, wie ich das Buch „Die Abtrünnigen“ gekauft habe (damals noch in einer Buchhandlung) und mich gleich hingesetzt habe um es zu verschlingen. Auf den ersten Seiten begegneten mir Leia und ihre Tochter, Jaina, die ich mittlerweile aus der Young Jedi Knight Reihe als Jedi kennengelernt hatte. Das Mara Jade, einer meiner Lieblingscharaktere, ihre neue Meisterin war, fand ich ausgesprochen cool. Und so ging es langsam los und ich las mich durch die ersten Seiten, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Chewie starb...... Chewie hatte für mich mitterweile einen festen Platz neben den Großen Drei, aber es war tatsächlich genau das: ein platzen NEBEN den Großen Drei. Dachte ich zumindest. Als aber der Mond auf Chewie stürzte und klar war, dass er wirklich Tod war, schossen mir die Tränen in die Augen. Wie konnte man den herzensguten, treuen, liebevollen, lustigen, starken Chewbacca töten. Ich war regelrecht schockiert. Selbst die nächsten 3-4 Bücher in dieser Reihe dachte ich, Chewie würde durch irgendeinen Twist nochmal wiederkommen. Aber er war tot. Und da erkannte ich, dass Chewbacca erheblich wichtiger für mich war, als ich es bisher angenommen hatte. So schlimm ich den Tod von Chewbacca auch fand, bereicherte er dennoch Star Wars für mich, gab ihm mehr Tiefe, befeuerte meineLeidenschaft.

Solche Erlebnisse werden nun selten. Es gibt keine Konsequenz. Es gibt bisher alleinstehende Romane ohne jede wirklich Relevanz. Und selbst wenn sich Romane wieder aufeinander beziehen sollten, kann man der Konsequenz entfliehen, da es dann ja noch Legenden gibt. Natürlich kann man versuchen, solche Sachen auszublenden, versuchen sich eine eigene, konsequente Geschichte aufrecht zu erhalten, aber klappt das wirklich? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe bereits entschieden: Nein, es wird nicht klappen. Luke Skywalker ist nicht Luke Skywalker wie ich ihn kenne, wenn er NICHT die drei Frauen geliebt hat, die er geliebt hat. Han und Leia sind NICHT dieselben Han und Leia, die Jacen, Jaina und Anakin großgezogen haben. Menschen werden durch ihre Erfahrungen definiert. Ändere die Geschichten um diese Charaktere und du änderst diese Charaktere selbst. Doch inwiefern ist diese Änderung von Belang, wenn es im Endeffekt sowieso egal ist, was für Menschen wir begleiten, da man im Zweifelsfall ein anderes Universum aufsuche kann? Oder noch schlimmer, wenn der nächste Reboot ansteht, weil Disney sich irgendwie in den Geschichten verheddert hat.

Ein anderer Punkt, den ich eigentlich schon erwähnt habe, ist die angebliche „Freiheit“ von Star Wars ab jetzt. Ja, die Filme können unbelastet tun und lassen was sie wollen. Aber was passiert dann mit dem EU? Für mich war der Reiz des EUs, und damit eben gerade speziell des Post Endor EUs, die Freiheit. Es war nichts vorgeschrieben, es konnte also so gut wie alles geschehen. Deswegen fand ich die Romane zu der PT auch häufig ein wenig zu langweilig, weil klar war, wo die Reise hingeht. Das Post Endor EU hingegen hat mir die Möglichkeit geboten Geschichten zu erleben, die nicht vordefiniert enden mussten. Ich denke, jeder kann einsehen, dass das durchaus einen großen Reiz ausübt. Diese Möglichkeit ist im neuen EU nicht gegeben. Sollte es überhaupt zu lesenswerten, weil konsequenten Geschichten im neuen EU kommen, so sind sie durch die Filme vorbestimmt. Ich behaupte auch, man wird nicht den Mut aufbringen, andere Charaktere einzuführen, als die, die man aus der ST kennen wird.

Um es in wenigen Worten zusammenzufassen: Das neue EU wird konsequenzenlos und deterministisch sein. Deswegen werde ich diesem EU nicht mal ansatzweise die Hingabe widmen, die ich dem alten EU gewidmet habe.

Bevor ich aber nun den wahrscheinlich letzten Beitrag langen Beitrag beende, der mit Herzblut geschrieben wird, möchte ich nur einen winzigen Einblick in das geben, was wir am 26.04.2014 verloren haben, was vielleicht nicht jedem in dieser Form so bewusst war:

Wir haben eine wunderschöne Romanze zwischen einem gutmütigen Jedi und einer vollkommen klischeefreien, starken Frau verloren. Wir haben verloren, wie Eltern Kinder auf herzzereißende Art verlieren. Wir haben Philosophie verloren. Wir haben junge, starke Frauen verloren, die Schuhe hassen. Ich könnte noch ewig weiterschreiben, was mir am EU besonders wichtig ist, aber ich denke, ich sollte auch etwas praktischere Dinge erwähnen. Chiss gibt es nicht mehr. Jedi sind ab dem genannten Samstag ohne Lichtschwert unbeholfene Idioten. Es gibt genau drei Dinge, die man mit der Macht tun kann: Springen, Sachen bewegen und Gedanken beeinflussen. Man ist ein guter Jedi, wenn man ein menschliches aber in sich ruhendes ********* ist. Die Galaxis besteht aus ca. 10 Planeten. Und, last but not least, kann man mir mal erklären, warum man in der Armee des galatkischen Imperiums keinen einzigen Alien findet?

Vielleicht habe ich bis hierher dem ein oder anderen aus der Seele gesprochen. Bei dem ein oder anderen werde ich aber vermutlich nur ein bemitleidendes Kopfschütteln hervorgerufen habe. Den zweiten kann ich nur sagen: Ihr habt es hinter euch, ich werde wohl in Zukunft nicht mehr so emotional involviert sein in Star Wars.

Zu guter Letzt: Liebes Expanded Universe, ich hatte 20 Jahre extrem viel Spaß an dir, habe dich manchmal geliebt, manchmal verflucht, aber immer hast du es geschafft mich so sehr zu faszinieren, dass ich dennoch alle Werke von dir gelesen habe. Dafür vielen Dank.

Und jetzt meine lieben Freunde, wollen wir abwarten, ob dieses für mich gewaltige Opfer seinen Preis wert war mit dem, was Disney mit Star Wars vorhat. In diesem Sinne:

MÖGE DIE MACHT MIT UNS SEIN!
 
Lieber Lightside,

vielen Dank für den Thread und Deinen wirklich bewegenden Nachruf!

Ich werde allerdings keinen eigenen Nachruf im eigentlichen Sinne verfassen, da ich nicht mit Deiner Prämisse konform gehe, dass wir das EU mit all seinen Charakteren, Spezies, Welten und Ereignissen verloren haben. Das einzige, was wir verloren haben, ist seine Zukunft - und selbst da steht es uns jederzeit frei, den Geschichtsfaden selbst weiterzuspinnen.

Es handelt sich - auch wenn wir manchmal von "wirklich passiert", "wahr sein", "exisitieren" usw. schreiben - um ein fiktionales Universum, das davon lebt, dass es rezipiert, gelesen, angeschaut, angehört wird. Ohne Rezipienten ist es nichts. Deswegen kann mir als Rezipientin auch niemand vorschreiben, dass ich das EU nicht mehr als die wahre Weiterentwicklung der GFFA nach RotJ ansehen darf und dass ich stattdessen die ST und was-auch-immer bis dahin und drumherum produziert wird, als die wirkliche Geschichte akzeptieren muss.

Ich halte es da mit der Phantásien-Philosophie aus der Unendlichen Geschichte - alles, was sich jemals jemand ausgedacht hat, ist in Phantásien passiert - und der Aussage von Ian McKellen in einem der Making ofs von Herr der Ringe - "It never happened. Except somewhere in our hearts."

Eine Kanon-Entscheidung von Disney, LFL oder sonstwem kann daran nichts ändern, denn sie haben weder die Kontrolle über Phantásien, noch über unsere Herzen.

Natürlich wird sich in der Realität schon etwas ändern, nämlich dass neue Fans sich mit dem neu erscheinenden und offiziell richtigen EU beschäftigen werden und wir hier noch mehr aussterben, als wir es in den letzten Jahren ohnehin schon getan haben. Fast erschreckender als die Nachricht fand ich die Tatsache, wie schnell wir in ein "Fossilien-Forum" verschoben wurden... Und vielleicht wird das NEU nie so angelegt sein, dass es ausführliche und tiefschürfende Diskussionen und Philosophierereien ermöglicht, wie wir sie hier wunderbarerweise hatten. Aber wer weiß, vielleicht finden auch neue Fans die "Legends" kultig, beschäftigen sich damit und beleben die Sache wieder.

Aber unabhängig davon gilt:

Es gab eine wunderschöne Romanze zwischen einem gutmütigen Jedi und einer vollkommen klischeefreien, starken Frau - und ihr Sohn trägt die Fackel weiter und wird es eines Tages in sich finden, sich mit Vestara zu versöhnen.

Eltern haben ihre Kinder auf herzzereißende Art verloren, sind darüber hinausgewachsen und erfreuen sich nun an ihren Enkelkindern.

Philosophien wurden erdacht, weiterentwickelt, reformiert und verworfen und dies wird auch weiterhin geschehen.

Eine junge, starke Frau hasst immer noch Schuhe und wenn sie Ben Skywalker trifft, lachen sie sich kaputt über die urpeinliche Szene, als er ihr Gefangener war.

Es wird immer passiert sein, und es wird nach unseren Wünschen immer wieder passieren, in unseren Herzen.

Micah
 
Es war viel Schrott dabei aber einige Sachen waren durchaus lesenswert. Ob ich das alte EU vermissen werde wird sich aber vermutlich erst herausstellen wenn die neuen Bücher erschienen sind. Bisher wirkt das für mich noch nicht wie ein großer Umbruch, da zum Teil die selben Autoren mit dem EU beschäftigt sind wie vorher.
 
WOW! Wunderschön geschrieben. Auch wenn ich dem Reboot positiv gegenüberstehe...treffend geschrieben, dickes Lob. ich kann mich noch erinneren, wie mir bei Maras Tod die Tränen in den Augen standen und mich ein Schauer überkam...das haben nicht viele Bücher bei mir geschafft!

Auf einen Absatz eine Antwort von mir:
Vielleicht habe ich bis hierher dem ein oder anderen aus der Seele gesprochen. Bei dem ein oder anderen werde ich aber vermutlich nur ein bemitleidendes Kopfschütteln hervorgerufen habe. Den zweiten kann ich nur sagen: Ihr habt es hinter euch, ich werde wohl in Zukunft nicht mehr so emotional involviert sein in Star Wars.

Ich wünsche dir, dass du auch in Zukunft SW die Treue hälst und dich auf die neuen Geschichten einlassen kannst, ganz ganz ehrlich. Bitte versuche es. Es wäre eine Schande, einen so leidenschaftlichen Fan wie dich zu verlieren. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du dich drauf einlassen kannst.

Es wird immer passiert sein, und es wird nach unseren Wünschen immer wieder passieren, in unseren Herzen.

So empfinde ich auch! Ich werde meine "LEGENDS" immer in Ehren halten und ihnen treu bleiben. Und es wird sich nicht vermeiden lassen, dass die ST und die kommenden Geschichten sich den Legenden messen lassen müssen.
 
Gut geschrieben.

Thrawn wird meine Lieblingsfigur bleiben. Meine Bitte an das Forum: Bitte nicht die EU Abatare, Bilder, Blogs und Threads löschen. Danke,

Tryam
 
Ich kann nur eins sagen: sehr treffende Worte! Auch wenn es mir vielleicht nicht zusteht das zu beurteilen. Denn im Gegensatz zu Dir habe ich wohl bei weitem nicht so viel EU-Material verschlungen, aber wie Du eine ähnliche Beziehung dazu. Am besten hast Du es eigentlich selbst ausgedrückt und ich erlaube mir Dich an der Stelle zu zitieren:

Für mich hat Star Wars ausgemacht, dass ich Geschichten und Persönlichkeiten finden konnte, die mich interessiert und begeistert haben, egal in welcher medialen Form das nun präsentiert wurde. Man könnte vielleicht so weit gehen und mich als EU-Hardliner bezeichnen, weil tatsächlich für mich kein Kanonunterschied zwischen den Büchern und den Filmen bestand. Für mich war das eben alles Star Wars, die eine Geschichte ...

Unabhängig davon, wie schlecht mir die ein oder andere Story auch gefallen haben mag, für mich war genauso wie für Dich, eben all das Star Wars. Zu sagen:"Ich streiche das aus meinem persönlichen Kanon, weil es mir nicht gefällt", habe ich nie geschafft. Ich habe dann immer ganz gerne in meinen Gedanken die Geschichte soweit verrenkt, dass sie in "meinem Kanon" (alle Bücher, Comics, etc soweit ich sie gelesen habe), also in meiner Vorstellung von Star Wars, wenigstens nicht zu sehr aneckt. Ein schönes Beispiel wäre an der Stelle Starkiller aus The Force Unleashed:
Eines der größten Verbrechen des EU und dennoch ist es (für mich) passiert. Ein Machtanwender, der die fantastischsten Sachen vollbringt und selbst die Fähigkeiten des Auserwählten kümmerlich erscheinen lässt. Mein Trost: die Machtanzeige im ersten Level von Vader hat sich immer noch schneller aufgeladen als jene von Starkiller auf der höchsten Stufe. Genauso hat Vader mMn gegen ihn auch absichtlich verloren, um ein Duell zwischen Starkiller und Palpatine zu provozieren.

Diese ganzen Theorien und Verrenkungen von mir unliebsamen Geschichten werde ich mir wohl in Zukunft auch eher ersparen. Nachdem die verschiedensten Autoren 20 Jahre auf Kontinuität geachtet haben, jetzt einfach so alles für obsolet zu erklären, ist mir einfach zu beliebig. Sicherlich freut es mich auch irgendwo, dass man jetzt wenigsten ohne allzu mühsame Konstruktionen die Fortsetzung der Geschichte schreiben kann. Aber musste man dafür das ganze EU über Bord werfen - hätte das Post-Endor EU nicht gereicht?

Was außerdem immer in meinem Gedächtnis verankert bleiben wird, sind die Storys die ich über die letzten Jahre hinweg so gerne gelesen habe. Speziell die Geschichten zwischen Episode I und VI haben bei mir einen größeren Stellenwert, als die Ereignisse nach Endor. Das liegt wohl daran, dass man immer wieder lesen konnte, dass George Lucas unveröffentlichte Ideen zu einer ST hatte. Von dem her war mir immer klar, dass sich Geschichten wie Dark Empire udgl nicht mit der Vorstellung des Schöpfers der ganzen Geschichte decken würden. Daneben hatte ich auch insgeheim die Hoffnung, dass vielleicht doch noch diese drei Filme produziert werden würden (aber von Disney! Wer hätte das geahnt). Darum habe ich das Post-Endor-EU nie so wichtig genommen - wenngleich es zu meinem Kanon gehört hat. Die Geschichte, die aber davor spielen, sind für mich deswegen von größerer Bedeutung, weil sie in meinen Augen im Grunde nur mehr das konkretisieren, was wir kennen und was gewiss ist. Sie sind für mich einfach enger mit den Filmen verknüpft, alles die späteren Storys. Und hier kommt das Problem: ich kenne nun schon so viele Geschichten zB aus den Klonkriegen (ich rede hier nicht von TCW) und weiß in welcher Beziehung viele der Charaktere in der Zeit zueinander gestanden haben. Wenn das alles nun neu erzählt wird, kann ich das Legenden-EU nicht einfach ausblenden. Ich weiß jetzt schon, dass bei mir bei neuen Geschichten, die bereits Erzähltes verändern, immer der Eindruck bleiben wird, dass hier etwas nicht zusammenpasst.

Also liebes Disney: In der Theorie kann man vielleicht den Reset-Button drücken und alles überschreiben, aber mein Verstand wird das sicherlich nie schaffen.
 
Also unabhängig davon, wie die Qualität einzelner EU-Werke ist, war es das Expanded Universe, welches mich nach Jahren schleichender Distanzierung zu Star Wars wieder an dieses Franchise herangeführt hat. Ich habe viele, viele Abende mit den 19 Das Erbe der Jedi-Ritter-Romanen verbracht und mit Begeisterung verfolgt, wie sich diese Welt und seine Charaktere weiterentwickelt haben. Insofern habe ich es schon dem EU zu verdanken oder vorzuwerfen (^^), dass ich noch einigermaßen am Ball geblieben bin.

Da ich kein eingefleischter Warsler wie manch anderer hier bin, trifft mich diese Nachricht nicht ganz so hart, dennoch hatte auch ich ein mulmiges Gefühl, als mein Blick danach mein Bücherregal traf, indem eine große Anzahl von Büchern künftig "bedeutungslos" sein wird bzw. seit vorgestern ist. Unbewusst habe ich die ganzen Werke wohl als Geschichtsbücher gesehen, und diese haben mein Bild von SW nachhaltiger geprägt, als ich dachte. Im Kopf einen Schalter umzulegen und diese unfassbare Menge an Ideen, Charakteren und Ereignissen (und die meisten hier haben davon wohl mehr kosumiert als ich) einfach als ungültig abzuschreiben, ist gar nicht mal so leicht - wir sprechen hier immerhin über mehrere Jahrzehnte EU und nicht wenige haben schon vor vielen Jahren dort ihre Lieblingscharaktere gefunden. Wahrscheinlich werde ich das alles nun als parallele Handlung akzeptieren, wie man es bspw. bei X-Men handhabt, um Paradoxien zu vermeiden; das ist wohl die einfachste Lösung, wenn nicht vollständig losgelassen werden möchte oder kann.

Ich sehe das alles mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Dem EU sind einige Geschichten entsprungen, die als Vorlage für neue Filme durchaus qualitativ in Frage kommen, aber ob ich wirklich die Inhalte von weiß Gott wie vielen Romanen auf Zelluloid haben möchte, kann ich auch nicht behaupten. Mit Spannung werde ich mir ab 2015 das neue EU zuführen und hoffe, dass die Warsler-Veteranen damit ihren Frieden schließen können.
 
Hut ab lightside1985.
Sehr schön geschrieben.
Mir persönlich tut es jetzt nicht so weh daß das EU wie wir es kannten zu Grabe getragen wird da ich schon vor Jahren ausgesteigen bin da es mir im EU immer mehr Dinge gab die sich selber wiedersprochen haben.
Aber einige Dibge wie Thrawn z.B. werden in meiner SW-Welt weiterhin Bestand haben.
Was natürlich nicht das Wahre ist ist die Tatsache daß wir jetzt zwei EUs nebeneinander haben werden.
 
Wie ein Haus, aus dem man grade ausgezogen ist, durch das man noch ein letztes Mal durchgeht und nachschaut, ob auch nichts mehr liegen geblieben ist. Und schlussendlich schaltet man das Licht aus und wirft den Haustürschlüssel in den Briefkasten...
Nur dass man nicht freiwillig ausgezogen ist, sondern nach über 20 Jahren einfach so aus dem Haus geworfen wurde.
Die Möbel sind noch da, die Erinnerungen auch, nur der Ort an sich, der ist weg... :rolleyes:

Das neue, leere EU stellt sich für mich allerdings irgendwie so dar:

[YOUTUBE]jHnB7eCXHNA[/YOUTUBE]

Die angebliche Freiheit (Vakuum), die durch das Legends-EU also entstanden ist, ist nur eine Illusion die von zwölf bis mittag hält...
 
Schöner Text. Ich habe mich persönlich nie wirklich ins EU eingebettet, jedenfalls icht sehr tief. Einiges ist aber auch an mir nicht vorbei gegangen. Einige Bücher und viele Spiele haben mich in Ihren Bann gezogen. Die Leute die uber Jahrzehnte Herzblut in die Sache gesteckt haben tun mir echt leid. Fühlt sich wie ein mächtiger tritt in den Arsch an. Allerdings muss man Disney auch verstehen. Sie gestallten nun alles so wie sie es wollen, ohne wenn und Aber. Bin gespannt was dabei raus kommt. Kann mir nicht vorsgellen das sie Leute wie Darth Bane völlig ausser Acht lassen.


Aber eins muss ich noch los werden: Boba Fett Ist Tod!!!!! :D
 
Lieber Lightside,

vielen Dank für den Thread und Deinen wirklich bewegenden Nachruf!

Ich werde allerdings keinen eigenen Nachruf im eigentlichen Sinne verfassen, da ich nicht mit Deiner Prämisse konform gehe, dass wir das EU mit all seinen Charakteren, Spezies, Welten und Ereignissen verloren haben. Das einzige, was wir verloren haben, ist seine Zukunft - und selbst da steht es uns jederzeit frei, den Geschichtsfaden selbst weiterzuspinnen.

Es handelt sich - auch wenn wir manchmal von "wirklich passiert", "wahr sein", "exisitieren" usw. schreiben - um ein fiktionales Universum, das davon lebt, dass es rezipiert, gelesen, angeschaut, angehört wird. Ohne Rezipienten ist es nichts. Deswegen kann mir als Rezipientin auch niemand vorschreiben, dass ich das EU nicht mehr als die wahre Weiterentwicklung der GFFA nach RotJ ansehen darf und dass ich stattdessen die ST und was-auch-immer bis dahin und drumherum produziert wird, als die wirkliche Geschichte akzeptieren muss.

Ich halte es da mit der Phantásien-Philosophie aus der Unendlichen Geschichte - alles, was sich jemals jemand ausgedacht hat, ist in Phantásien passiert - und der Aussage von Ian McKellen in einem der Making ofs von Herr der Ringe - "It never happened. Except somewhere in our hearts."

Eine Kanon-Entscheidung von Disney, LFL oder sonstwem kann daran nichts ändern, denn sie haben weder die Kontrolle über Phantásien, noch über unsere Herzen.

Natürlich wird sich in der Realität schon etwas ändern, nämlich dass neue Fans sich mit dem neu erscheinenden und offiziell richtigen EU beschäftigen werden und wir hier noch mehr aussterben, als wir es in den letzten Jahren ohnehin schon getan haben. Fast erschreckender als die Nachricht fand ich die Tatsache, wie schnell wir in ein "Fossilien-Forum" verschoben wurden... Und vielleicht wird das NEU nie so angelegt sein, dass es ausführliche und tiefschürfende Diskussionen und Philosophierereien ermöglicht, wie wir sie hier wunderbarerweise hatten. Aber wer weiß, vielleicht finden auch neue Fans die "Legends" kultig, beschäftigen sich damit und beleben die Sache wieder.

Aber unabhängig davon gilt:

Es gab eine wunderschöne Romanze zwischen einem gutmütigen Jedi und einer vollkommen klischeefreien, starken Frau - und ihr Sohn trägt die Fackel weiter und wird es eines Tages in sich finden, sich mit Vestara zu versöhnen.

Eltern haben ihre Kinder auf herzzereißende Art verloren, sind darüber hinausgewachsen und erfreuen sich nun an ihren Enkelkindern.

Philosophien wurden erdacht, weiterentwickelt, reformiert und verworfen und dies wird auch weiterhin geschehen.

Eine junge, starke Frau hasst immer noch Schuhe und wenn sie Ben Skywalker trifft, lachen sie sich kaputt über die urpeinliche Szene, als er ihr Gefangener war.

Es wird immer passiert sein, und es wird nach unseren Wünschen immer wieder passieren, in unseren Herzen.

Micah

Danke Micah, wie schon meistens bei deinen Buchbesprechungen fast du das in Worte was mir zu dem Thema durch den Kopf schwirrt.

Als die übernahme von Disney und Episode VII bekannt gegeben wurden, war mir klar, das uns Fans das das EU kosten würde.
Disney tut das, wovon sie sich den wirtschaftlich größten Erfolg versprechen, und ganz ehrlich so sehr ich das EU liebe, ich hätte es nicht anders gemacht, wenn man bedenkt wieviel sie ausgegeben haben um die Lizenz Star Wars zu erwerben.

Aber, für mich als Fangirl der ersten Stunde ändert sich nichts. Alles was ich vom EU besitze steht hier in meinen Regalen, und wird bei Bedarf wieder gelesen.
Warum sollte das EU für mich ganz persönlich an Bedeutung verlieren oder sich verändern? Weil Disney das sagt bzw. das mit dem Legends Label impliziert? LOL.

Star Wars das ist und war für mich das was mir passt, und das seit 1978.
Also alles wie immer, und auf Episode VII bin ich trotzdem gespannt. ;)
 
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