Dafür gibts ne Theorie:
Alt und schwach
von Aaron Spacerider
Eine Frage, die in Fankreisen seit März 1999 - seit dem Kinotrailer von Episode I - immer wieder aufs Neue zum Leben erweckt wird, ist die Frage nach den Plänen von Darth Sidious und seiner Verbindung zu Palpatine. Kaum einer Figur in Krieg der Sterne wurden so viele Zwillingsbrüder, Klone oder gar Doubles unterstellt, wie diesen beiden Vertretern der schattigeren Gefilde der Macht.
Seit Dienstag beschäftigt nun eine neue Fragen zu Palpatine die Fanwelt: wieso sieht er auf dem ersten Bild, das wir von seinem Äußeren in Episode III erhalten haben, so seltsam jung aus?
Mit dieser Frage soll sich diese Theorie kurz befassen.
Vor einigen Monaten erzählte George Lucas mehr oder weniger beiläufig, daß die Machtblitze, die seit 1983 ein Markenzeichen von Palpatine sind, nicht nur eine Waffe der dunklen Seite seien, sondern die dunkle Seite selbst verkörpern würden. In Verbindung mit den vagen Andeutungen, die wir über die Prophezeiung erhalten haben und mit der neuen Aufmachung von Palpatine, entsteht daraus ein interessantes, neues Bild von Palpatine und seiner Rolle im Krieg der Sterne.
Zuerst die Fakten.
Beginnen wir mit Palpatine selbst: in Episode I ist Palpatine verhältnismäßig jung, 10 Jahre später - in Episode II - ist er steinalt. In Episode III ist er jünger, in Episode V noch immer verhältnismäßig jung und in Episode VI so alt, daß man ihm einen Rollstuhl anbieten würde, hätte er nicht schon diesen wirklich tollen Thron (von seinem kultigen Stock mal ganz zu schweigen).
Dann zur Prophezeiung: wir wissen, sie existiert. Wir wissen, Anakin ist der Auserwählte. Wir wissen, die Prophezeiung wird in Episode VI erfüllt. Und wir wissen - obgleich dieses Wissen etwas kraftlos geworden ist - daß die Jedi an der zunehmenden Stärke der dunklen Seite erkennen, daß die Prophezeiung wahr wird (Zitat Mace: "Die Prophezeiung wird wahr. Die dunkle Seite wird mächtiger." [Episode II, 2. Drehbuchfassung, 24. Juni 2000]).
Ferner ist bekannt, daß das Konzept der Macht aus verschiedenen ostasiatischen Religionen zusammengetragen wurde, unter anderem aus dem Buddhismus. Und dort gibt es klare Aussagen zu dem Thema das Gleichgewichts: Gleichgewicht ist die passive Akzeptanz aller Bestandteile des Lebens (Geburt, Alter, Leiden und Tod). Rückschließend daraus, ist die Macht aus dem Gleichgewicht, wenn ein Bestandteil des Lebens zu mächtig wird.
Und schließlich wissen wir, daß Krieg der Sterne in erster Linie ein Märchen ist, selbst wenn die Science-Fiction-Elemente den oberflächlichen Betrachter davon abzulenken pflegen. Standardbestandteil eines jeden Märchens schließlich, ist die klare Unterteilung in Gut und Böse (und der totale Triumph des Guten über das Böse am Ende der Geschichte).
Und nun zur Theorie: wenn die Machtblitze die dunkle Seite SIND, dann wäre es auch möglich, daß Palpatine die dunkle Seite IST. Er ist nicht nur ihr mächtigster Vertreter, wie bisher vermutet, sondern er personifiziert alles Böse, Niederträchtige, Ungerechte und Aggressive. Wie gesagt: er ist die dunkle Seite.
Wenn man von dieser Annahme ausgeht, ergeben sich daraus interessante Erklärungen.
Wir wissen, wieso die Prophezeiung erfüllt wird und was ihr Inhalt war. Anakin vernichtet nicht einfach einen Dunklen Lord der Sith, er vernichtet das Böse schlechthin. Mit seiner Tat, ist die dunkle Seite ein für alle Mal geschlagen, das Gleichgewicht ist wiederhergestellt, oder anders gesagt: Geburt, Alter, Leiden und Tod sind wieder gleichstark. Das Leid ist nicht mehr stärker als die Liebe, das Alter nicht mehr stärker als die Jugend, der Tod nicht mehr stärker als die Schaffung neuen Lebens.
Wir wissen, wieso Endor die Entscheidungsschlacht ist. George Lucas hat uns nicht einfach irgendeine Schlacht um eine rückständige Welt oder eine tödliche Kriegsmaschine gezeigt, in der zufälligerweise Luke seinen Vater bekehrt, der daraufhin den Führer des Imperiums ermordet, sondern wir sehen den totalen Sieg des Guten. Das Imperium ist das pure Böse, Palpatine ist das pure Böse, also ist Palpatine das Imperium. Mit ihm fällt das Imperium, und die Rebellen auf Endor, die Bürger auf Coruscant und die Wesen überall in der Galaxis feiern nicht ohne Grund so leidenschaftlich. Die von Obi-Wan in Episode IV scheinbar zu unrecht beschworene Pracht und Stärke der Republik und der Freiheit, die wir in der Vorgeschichte der Rebellion kaum erahnen konnten, hat triumphiert.
Wir wissen, wieso Palpatines Alter schwankt. Durch sein Einssein mit der dunklen Seite, ist er an das Schicksal des Auserwählten gebunden. Der Auserwählte muß Palpatine töten. Palpatine ist also stark, wenn der Auserwählte schwach ist und schwach, wenn dieser stark wird.
Sehen wir uns die Episoden an:
Episode I - Anakin ist ein kleines, wenn auch bemerkenswertes Kind. Der Junge stellt keine Bedrohung für Palpatine da, also ist Palpatine stark und jung.
Episode II - Anakin ist ein Jedi-Padawan, und ein extrem mächtiger dazu. Nur seine Ungeduld und sein Übermut schwächen ihn, ansonsten wäre er durchaus in der Lage, gegen Palpatine anzutreten. Allerdings steht er unter dem Einfluß Palpatines, was ihn zumindest kontrollierbar macht. Die Folge: Palpatine altert schneller, als gewöhnlich, allerdings nicht ganz so extrem, wie 25 Jahre später.
Episode III - Anakin fällt, im wahrsten Sinne des Wortes. Aus seiner jugendlichen Stärke wird die Schwäche eines mechanisierten Krüppels. Zusätzlich dazu verbündet er sich mit der dunklen Seite. Die Folge: Palpatine wird jünger.
Episode IV und V - Vader dient der dunklen Seite ohne Rücksicht auf Verluste. Erst am Ende von Episode V erwacht eine Stimme in ihm, die er lange für tot hielt. Die Macht der dunklen Seite beginnt, ins Wanken zu geraten. Die Folge: Palpatine ist recht jung, aber er beginnt, wieder zu altern.
Episode VI - Vader ist bereit gewesen, Palpatine im Bund mit der dunklen Seite zu verraten. Im Verlauf des Films wird daraus eine Bereitschaft, im Bund mit der hellen Seite Verrat zu begehen. Die Folge: Palpatine ist blind geworden für die Zukunftsvisionen der Macht, er sieht und hört nichts, er altert, ist kaum in der Lage, Luke anständig zu erledigen, und selbst Vader, der schon seinen Arm verloren und auch ansonsten nicht mehr viel zu bieten hat, kann ihn vernichten.
Wir wissen nun auch, was die Jedi meinen, wenn sie sagen, daß die dunkle Seite ihre Fähigkeit, die Macht zu benutzen, beschränkt hat. Die Macht ist grenzenlos weit, doch durch den stärker werdenden Schatten, wird das Licht der Macht getrübt. Die Jedi können nicht in die Finsternis sehen, und das Gute, das sie sind, dringt nicht mehr weit hinaus in die Tiefen der Macht. Extrem zugespitzt könnte man auch sagen, es gibt zwei Kräfte in der Galaxis: Palpatine, der übermächtige Schatten und Anakin, das grenzenlos strahlende Licht. Das Licht der Jedi-Ritter selbst spielt kaum eine Rolle, neben diesen Titanen wirkt es, wie Glühwürmchen neben Flakscheinwerfern und der alles verzehrenden Macht eines Tornado. In dem Augenblick, in dem sich Anakins Licht zu verdunkeln beginnt - und die volle Macht seines Strahlens kann es bekanntlich erst entfalten, als Anakin in Episode VI seine Angst überwindet - verlieren die Jedi ihre Sicht.
Quelle: Star Wars Union.