Plasikverschmutzung der Ozean und eine Lösung dafür

Semi Relevant, aber trifft doch ziemlich ins schwarze.
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Quelle: http://9gag.com/gag/a49RqEy
 
Tatsache ist es, dass der Wikipedia-Artikel zum "Great Pacific Garbage Patch" seit Monaten edit-Vandalismus unterliegt und ich persönlich darüber hinaus das Gefühl habe, dass da ne ganze Menge Werbung drin versteckt wurde. Deswegen gibt es mal eine andere Quelle (National Geographic, im Folgenden als NG abgekürzt), die ich persönlich für recht glaubwürdig halte:

http://education.nationalgeographic.com/education/encyclopedia/great-pacific-garbage-patch/?ar_a=1

Dort heißt es unter anderem:

For many people, the idea of a “garbage patch” conjures up images of an island of trash floating on the ocean. In reality, these patches are almost entirely made up of tiny bits of plastic, called microplastics. Microplastics can’t always be seen by the naked eye. Even satellite imagery doesn’t show a giant patch of garbage. The microplastics of the Great Pacific Garbage Patch can simply make the water look like a cloudy soup. This soup is intermixed with larger items, such as fishing gear and shoes.

Satellitenbilder sind also fürs erste abgehakt, obwohl ich trotzdem denke, dass man mit entsprechendem Aufwand auch eine vernünftige Satellitenauswertung hinbekommen dürfte. Wir sind immerhin in der Lage, einzelne Objekte in einer Entfernung von rund 13 Milliarden Lichtjahren auszumachen. Dementsprechend sollte es eigentlich kein Problem sein, eine vernünftige Voll-Spektrumanalyse des Patches zu machen. Irgendwas muss dabei sichtbar werden und wenn es nur eine minimal höhere Wassertemperatur (die Photolyse von Kunststoffen dürfte mMn. wohl grundsätzlich exotherm ablaufen) ist. Man weiß ja, wo man ungefähr suchen muss.

Die Aussage des nächsten Absatzes macht, wie ich hier bereits erwähnt habe, dem "The Ocean Cleanup"-Projekt jedoch einen ganz dicken Strich durch die Rechnung:

The seafloor beneath the Great Pacific Garbage Patch may also be an underwater trash heap. Oceanographers and ecologists recently discovered that about 70% of marine debris actually sinks to the bottom of the ocean.

Mehr als 2/3 des Mülls sind lt. Meinung von NG möglicherweise auf dem Grund des Meeres. Diese Einschätzung wird vom Wikipedia-Artikel mit keiner einzigen Silbe auch nur ansatzweise angesprochen. Ich persönlich argwöhne, dass diese unbequeme Vermutung sehr sehr schädlich für das Image des "The Ocean Cleanup"-Projekts sein dürfte.

Aber damit nicht genug. Wo die Wikipedia behauptet, dass rund 5,1 Kilogramm Plastik auf einen Quadratkilometer kommen, macht NG überhaupt keine derartigen Prognose, was vielleicht auch einfach besser so ist:

No one knows how much debris makes up the Great Pacific Garbage Patch. The North Pacific Subtropical Gyre is too large for scientists to trawl. In addition, not all trash floats on the surface. Denser debris can sink centimeters or even several meters beneath the surface, making the vortex’s area nearly impossible to measure.

Tja, man weiß also nicht wirklich etwas Substantielles über die Größe und Ausdehnung des großen Müllwirbels im Pazifik. Womit wir wieder bei den Satelliten wären. Solange diese Infos allerdings fehlen, solange ist es völlig hirnverbrannt, irgendwelche schwimmenden Müllsperren weit auf den offenen Ozean hinauszuschleppen und auf das Beste zu hoffen.

Schlimmer noch, denn NG kommt zu folgendem Schluss:

Cleaning up marine debris is not as easy as it sounds. Many microplastics are the same size as small sea animals, so nets designed to scoop up trash would catch these creatures as well. Even if we could design nets that would just catch garbage, the size of the oceans makes this job far too time-consuming to consider. The National Ocean and Atmospheric Administration’s Marine Debris Program has estimated that it would take 67 ships one year to clean up less than one percent of the North Pacific Ocean.

Das deckt sich nicht mal im Promillebereich mit den Versprechungen, die das "The Ocean Cleanup"-Projekt macht.

Abschließend muss ich dann auch betonen, dass der Wiki-Artikel zwar NG referenziert, aber eben auch das "The Ocean Cleanup"-Projekt direkt im Text anspricht, wo behauptet wird, dass die Meeressäuberung eben auch profitabel sein könnte. Und genau das ist mein Problem mit diesem Projekt (was hier aber schön auf taube Ohren stößt):

Es macht das großkotzige Versprechen, dass Umweltschutz eine lohnende, monetäre Investition sein könnte, obwohl sämtliche bisherige Erfahrungen mit tatsächlich umgesetzten Umweltschutz das genaue Gegenteil aussagen. Auch NG lehnt sich nicht so weit aus dem Fenster (die wären auch schön blöd!) und behauptet so eine Bauernfängerei.

Und nochmal abschließend:

Ich sage nicht, dass "The Ocean Cleanup" nicht funktioniert. Ich sage nur, dass es völlig ineffizient, zu langsam und am Ende eben doch zu teuer sein wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir sind immerhin in der Lage, einzelne Objekte in einer Entfernung von rund 13 Milliarden Lichtjahren auszumachen.

Naja, die "leuchten" halt.

Irgendwas muss dabei sichtbar werden und wenn es nur eine minimal höhere Wassertemperatur (die Photolyse von Kunststoffen dürfte mMn. wohl grundsätzlich exotherm ablaufen) ist.

Das ist meinem ersten Empfinden aber nicht der Fall. Polymerisationsreaktionen sind in der Regel exotherm, also sind die Produkte energetisch niedriger als die Edukte (der energetische Vorzug muss ja gegeben sein, weil die Entropie hier stark verringert wird).
Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass die Photolyse von Kunststoffen exotherm ist.
 
Das ist meinem ersten Empfinden aber nicht der Fall.

Gut, wenn das Gegenteil der Fall ist, ist es ja genau so einfach. Denn dann "leuchtet" der Patch halt nicht so stark, wie das normale, umliegende Meer.

Temperatur, Dichte, Gasemission, Farb- oder Schallecho, Lichtbrechung/-spiegelung, was-weiß-ich-was-man-sonst-noch-messen-kann...

Irgendeinen "sicht"- und messbaren Unterschied muss es ganz einfach geben, weil die Suppe A nun mal andere Zutaten hat, als die Suppe B.
 
Gut, wenn das Gegenteil der Fall ist, ist es ja genau so einfach. Denn dann "leuchtet" der Patch halt nicht so stark, wie das normale, umliegende Meer.

Ich hab nicht gesagt, dass das Gegenteil der Fall ist. Ich denke eher, dass die Reaktion im Sinne der Photochemie abläuft, also Aufnahme des Photons mit darauffolgender chemischer Reaktion.

Temperatur, Dichte, Gasemission, Farb- oder Schallecho, Lichtbrechung/-spiegelung, was-weiß-ich-was-man-sonst-noch-messen-kann...

Die Frage ist eher, wie Du auch sagst, was man mit einem Satelliten messen kann. Kunststoff hat eben ein weitreichendes Spektrum an chemischen und physikalischen Eigenschaften. Es gibt Kunststoffe die sind weniger Dicht als Wasser und welche die haben eine höhere Dichte und das gilt so ziemlich für jede Eigenschaft (die Polymerchemie beschäftigt sich zum großen Teil damit, die Kunststoffe auf bestimmte Eigenschaften zu trimmen).

Irgendeinen "sicht"- und messbaren Unterschied muss es ganz einfach geben, weil die Suppe A nun mal andere Zutaten hat, als die Suppe B.

Gibt es definitiv. Aber was kann man davon vom Weltall aus beobachten? Eigentlich alles was elektromagnetische Strahlung bewerkstelligen kann, nur da sehe ich jetzt nicht, wie man mit EM-Wellen das Medium Wasser vermessen soll bzw. wie man das was zurückkommt - und das dürfte nicht viel sein - interpretieren soll.

Vielleicht ist man da sogar billiger dran, wenn man einfach mal so eine Barriere ins Meer stellt und schaut, wie viel Zeug, in wie viel Zeit, drin hängen bleibt.
 
Und nochmal abschließend:

Ich sage nicht, dass "The Ocean Cleanup" nicht funktioniert. Ich sage nur, dass es völlig ineffizient, zu langsam und am Ende eben doch zu teuer sein wird.

8 Jahre später:

Das ganze Projekt war unter dem Strich ein ziemlicher Griff ins Klo und lässt sich wie folgt zusammenfassen:

Die New York Post errechnete Mitte September 2021 folgendes:
Ocean Cleanup hat 8 Jahre und 51 Millionen US$ an Spenden benötigt, um ein System zu entwickeln, das im letzten Monat (dem Testmonat) 8,2 t Plastik aus dem Meer entfernt hat.“

Quelle: https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/meeresverschmutzung/the-ocean-cleanup/
 
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