Reich-Ranicki beim Deutschen Fernsehpreis oder auch: Was kann man besser machen?

In einer Kolumne unserer Tageszeitung wurde Reich - Ranicki vor kurzem eine gewisse Ähnlichkeit zu Dieter Bohlen attestiert. :D
Reich - Ranicki habe schließlich in seiner Show die Autoren diverser Bücher, die ihm persönlich nicht zugesagt haben, zum Teil erbarmungslos und auf demütigende Weise verrissen. Damit sei er (laut Kolumne) im Prinzip nicht anders als Dieter Bohlen, der ja auch häufig die Bewerber einer gewissen Casting Show aufs schärfste kritisiert und demütigt.

Natürlich ist die Kolumne jetzt nicht ernst zu nehmen, aber ein Körnchen Wahrheit steckt in dieser Aussage wohl drinnen. ;)
 
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Bestes Beispiel dafür ist der Rauswurf von Sigrid Löffler aus dem Literarischen Quartett damals.

Dabei sollte man allerdings nicht übersehen, daß gerade die Meinungsmacher diesen herrn zu dem gemacht haben, als was er sich heute fühlt.

Wie oft hat man ihn denn bestättigt, der "Literaturpapst" und alleiniger Innhaber der geistigen Moral zu sein ?
 
Mittlerweile kann man sich das ganze ja auf zdf.de ja anschauen, was Gottschalk und Ranicki nun ausdiskutiert haben, aber irgendwie ist dieser Player oder die Verbindung vom Zdf einfach mies. Ich würde ja gerne sehen und hören was der Herr nun wirklich vom deutschen Fernsehen in seiner Gänze hält und inwiefern er das nun differenziert (oder nicht). Kennt jemand irgendwo eine bessere Möglichkeit sich das anzuschauen?
 
Ich hab gestern mal eingeschaltet. Die Argumente von Reich-Ranicki fand ich etwas dürftig. Schade, ich hab mir mehr offensivere Kritik gegen das Fernsehen gewünscht. Aber das liegt einfach daran, dass MRR eben kaum Fernsehen guckt - schon gar nicht die Privaten - und daher auch keine bestimmten Sendeformate kritisieren kann.
Stattdessen äußerte er sich darüber, wie Unterhaltung in Literatur und Theater dargeboten wird und zitierte ab und an einen großen (deutschen) Schriftsteller, während Gottschalk ihm alle gut gemeinten Verbesserungsvorschläge mit der Begründung zunichte redete: Heute zählen nur die Quoten, Shakespeare & Co. sind tabu!

Klar, dass man so nicht weiterkommt...
 
Kurz eine Vorbemerkung: Nur weil einem der Kritiker nicht gefällt (weil er arrogant und elitär und polarisierend und bestimmt kein netter Mensch ist), ist deswegen nicht die Kritik von vorneherein abzulehnen.

Ranitzki und vor allem Kalkofe (hört euch die 30min. Rede an, die Darth Ki Gon auf der ersten Seite verlinkt hat) haben mehrere Punkte angebracht, die IMHO gegen das heutige Fernsehprogramm im Mainstream-Bereich (also so zwischen 16-22 Uhr) sprechen.
Dabei will ich gar nicht mal nur auf den Privaten rumschlagen. Die machen halt, das wo sie denken, dass sie das meiste verdienen (besten Quoten haben). Und da ich dafür ja nix zahle, kann ich das ertragen bzw. weitgehend ignorieren.

Bei den öffentlich rechtlichen Sendern (vor allem ARD und ZDF) sieht dass dann IMHO schon ein wenig anders aus. Die haben ja direkt den (wenn auch nicht alleinigen) Auftrag zu bilden und zu informieren.
Das tun sie IMHO leider weder mit den Dailysoaps/Telenovelas (von denen an einem normalen Vorabend auf beiden Sendern 5 Stück laufen, wenn ich richtig gesehen hab.) noch mit den Zoo-Dokus (von denen es ja auch eine relativ regelmäßig auf jedem Sender wohl gibt) und auch nicht mit dem Boulevard-Magazin Brisant, die meistens im Vorabendprogramm kommen. Wenn ich sowas sehen will, dann bitte schon den Echten Schund bei RTL oder SAT1. Warum nicht mal ne gute politische Dokumentation um 20.15 oder 21.15? Hätte man dann wirklich so viel schlechtere Quoten, als bei der 23. Rosamunde-Pilcher-Verfilmung?

Noch einige Worte zum "Duell" zwischen Gottschalk und MMR. Das ist nicht die Debatte, die geführt werdne sollte. Es geht nicht darum Intelligentenfernsehen auf allen Kanälen, nur noch finische Filme mit ungarischen Untertiteln, Wagner-Opern, Literatur-Kritiken und Bachstücke auszustrahlen.
Unterhaltung und Entertainment haben natürlich einen Platz auch bei den öffentlich Rechtlichen.
ABER dämliches Idiotenfernsehen (dailysoaps, inhaltleeres Reality-TV, Anrufspielchen mit Fragen a la: Wer ist die Königin von England? a) Elisabeth oder b) Steppbett das wurde WIRKLICH mal in Brisant oder Punkt 12 gefragt, etc.), Schunkelsendungen, Boulevardangebote sollten halt nur Spartensendungen sein und nicht den Hauptteil des Sendealltags ausmachen.
Zudem war die Diskussion auch nur Augenwischerei. MRR kennt sich nicht mit dem heutigen Programm aus. Nur ihm hat man halt mal zugehört, als er sich über die wohl wirklich erbärmliche Preisverleihung ausgelassen hat.
Neben dem Gottschalk hätte ich mir wirklich den Kalkofe gewünscht, dann wäre da auch mal was auf Gottschalks Thesen (Man kann Shakespeare nicht modern verfilmen. Was war dann Romea&Juliet, das war modern, das war erfolgreich; Anspruchsvolle Sendungen sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt, Supereinstellung, dass kann nur ein Erfolg werden, etc.) was sinnvolles gekommen.
Da hätten die beiden auch wirklich richtig Boxen können und das Ergebniss wäre dasselbe gewesen. Ranitzki ist Gottschalk um Längen unterlegen, halt weil er sich im Fernseh-Bereich (besonders im Mainstream um den es ja geht) nicht auskennt. (Und sich wohl auch nicht so sehr vorbereitet hat. Es ist ihm wohl zu unwichtig, als dass er hier wirklich sich die Mühe machen würde eine ernsthafte Debatte führen zu wollen.)

Wenn Kalkofe meint: Wer es sich leisten kann (finanziell/intelektuell/zeittechnisch) schaut schon lang kein fernsehen mehr, dann hat er IMHO recht. Und nur weil die Fernsehmacher das nicht hören wollen, ändert sich an diesem Trend nichts. Wenn sie so weitermachen, wie bisher, dann verspielen sie sich ihre Zukunft, ohne dass Literaturpäpste ihnen hier ans Bein pinkeln müssen. Das schaffen sie auch ganz allein.
Ranitzki forderte "mehr Mut" der Fernsehmacher. Den fordere ich auch. Und das Vertrauen auf den Intellekt der Zuschauer. Anspruchsvolle Unterhaltung wird gesehen. Bestes Beispiel ist IMHO "Die Sendung mit der Maus".
Wenn wir noch seichter werden, schauen sicher nicht noch mehr zu. Auf einen Flopp (was immer und überall vorkommen kann und ganz normal sein sollte. Nur aus Fehlern lernt man), sollte man nicht mit "Na war wohl zu intellektuell, schauen wir mal beim nächsten Mal wo wir mehr nackte Brüste unterbingen können?", sondern mit "Irgendwas hat gefehlt. Lass es uns mal auf höherem Niveau versuchen." reagieren.

Fernsehen kann so schön, toll, unterhaltsam und spitze sein, warum also lassen wir uns diesen Fraß/Dreck/erbärmliches Gewäsch andrehen? Zudem ist halt Fernsehen, dass Leitmedium unserer Tage, da kann man nicht einfach so abtun, wenn es verkommt.
 
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Recht hat er auf jeden Fall damit, dass Unterhaltung und Niveau sich nicht ausschließen müssen. MRR will ja nicht einmal rein Intellektuelles, er hat nur von Unterhaltung auf einem gewissen Mindestniveau gesprochen. Und da zeigen doch auch manche US Serien, dass auch so etwas ankommen kann.
 
Zudem ist halt Fernsehen, dass Leitmedium unserer Tage, da kann man nicht einfach so abtun, wenn es verkommt.

Einspruch. Ob es wirklich das Leitmedium eines jeden selbst ist, entscheidet letztendlich auch jeder selbst. Ich kann von mir nicht sagen das ich durch das Fernsehen in irgendeiner Form geprägt wurde, ich kann dies sogar verneinen. Und das obwohl ich so ziemlich zur letzten Generation gehöre, die ihre ersten bewussten medialen Erfahrungen mit dem Fernsehen machen musste, mangels an Alternativen, wie zum Beispiel das Internet. Was übrigens für mich das Leitmedium Fernsehen schon lange abgelöst hat.

Wer es sich leisten kann (finanziell/intelektuell/zeittechnisch) schaut schon lang kein fernsehen mehr, dann hat er IMHO recht.

Hat er auch. Allerdings nur wenn man sich früher hätte mit dem Programm identifizieren können. Und wer es sich leisten kann, der hätte auch früher kein Fernsehen geschaut. Den Qualitativ hat sich wenig, bis gar nichts, getan (was nicht heisst das wir nicht zurückhängen im internationalen Vergleich). Quantitativ ist einiges passiert und das ist auch der Grund warum das Fernsehprogramm mal wieder "Programm" ist. Es passiert einfach zuviel als das man dies fassen könnte.
Meine Lösung für die Opfer des "Kulturguts" Fernsehen? Private abschaffen und wieder 3 Kanäle auf den Äther. Dann ist man vielleicht nicht überfordert...kein Overkill.
 
Wie kann man denn mit dem Fernsehen überfordert sein? 30+ Kanäle die man alle ohne Probleme auf Seiten wie tvmovie.de oder in einer Fernsehzeitschrift nachschlagen kann. 3 Fernsehsender würde ich jedenfalls für ziemlich rückständig halten. Von Vielfalt kann da kaum noch eine Rede sein. Ich nehme jedenfalls lieber viel "*******" (Ansichtssache und war das eigentlich schon immer zensiert?) für ein reichhaltiges, großes Programm als 3 mal ARD.
Ich widerspreche sicher nicht in dem Punkt, das man das Programm ohne weiteres verbessern könnte an einigen Stellen, wie Hauseigenen Produktionen von den Öffentlichen bis zu den Privaten aber das Thema nun generell so hochzuheben halte ich für absolut verfehlt. Ich jedenfalls finde das Fernsehen nicht so miserabel wie manche hier und anderswo meinen und was mir nicht gefällt, da schalt ich halt weg. Gerade was diesen Call-In Mist Nachts angeht, so sind es doch hier die Anrufer die den Leuten das Geld geben damit überhaupt weiterzumachen. Bei anderen Sparten sind es natürlich eher die Sender als die Zuschauer aber trotzdem hat man die Möglichkeit wegzuschalten und ich finde das ist durchaus ein Argument. Jeder Sender hat mehr oder minder für jeden was zu bieten, wie ich schon schrieb, da kann man zugreifen oder eben auch nicht. Es ist doch in allen Medien so, ob in der Literatur, bei Videospielen oder bei Comics das es ein Angebot gibt und man die Möglichkeit hat das anzunehmen oder nicht. Es steht einem immer frei das Angebot zu kritisieren, aber ich finde das sollte im richtigen Maß passieren. Aber alle daily soaps, reality tv und Co. immer nur als Idiotenfernsehen zu betiteln, das es am besten gar nicht geben sollte, finde ich falsch. Eine Verminderung im Zuge der Einsparungen um ein vielfältigeres Programm zu fördern okay, aber einfach nur mit einem Hammer raufhauen "schlecht, schlecht, schlecht"? Ne sorry.
 
Aber alle daily soaps, reality tv und Co. immer nur als Idiotenfernsehen zu betiteln, das es am besten gar nicht geben sollte, finde ich falsch.
Ich würde Reality-TV nie als Idiotenfernsehen betiteln, sondern als menschenverachtend. Modernes Kolosseum, bei dem für etwas Voyeurismus und Einschaltquote notfalls auch die letzte Grenze überschritten wird, bis das Beobachtungsobjekt ganz entblößt und ohne Würde dasteht.
 
Wie kann man denn mit dem Fernsehen überfordert sein? 30+ Kanäle die man alle ohne Probleme auf Seiten wie tvmovie.de oder in einer Fernsehzeitschrift nachschlagen kann.

Es dürfte rund 3-4 mal so viele deutsche TV-Sender geben.

3 Fernsehsender würde ich jedenfalls für ziemlich rückständig halten. Von Vielfalt kann da kaum noch eine Rede sein. Ich nehme jedenfalls lieber viel "*******" (Ansichtssache und war das eigentlich schon immer zensiert?) für ein reichhaltiges, großes Programm als 3 mal ARD.

Ich glaub Du hast den ganzen Sinn meines Beitrags gar nicht verstanden. :verwirrt:

Ich würde Reality-TV nie als Idiotenfernsehen betiteln, sondern als menschenverachtend. Modernes Kolosseum, bei dem für etwas Voyeurismus und Einschaltquote notfalls auch die letzte Grenze überschritten wird, bis das Beobachtungsobjekt ganz entblößt und ohne Würde dasteht.

Ein Verbot dieses Konzepts wäre eher menschenverachtend als alles andere.
 
Ein Verbot dieses Konzepts wäre eher menschenverachtend als alles andere.
Von zu vielen Verboten und Geboten halte ich allgemein nichts. Ich schau mir so was eben einfach nicht an und hoffe, dass genügend Andere das auch tun, so dass es sich vielleicht von Alleine regelt. Allerdings kann es auch Unterhaltung geben ohne diese auf Kosten fremder Menschen zu veranstalten. Unterhaltung und Respekt gegenüber dem Anderen sind keine Gegensätze.
Ich kann mich an ein Urteil des BVG erinnern, das Zwergenweitwurf gegen den Protest der Kleinwüchsigen selbst verbot, weil die Würde des Menschen auch dann geschützt werden müsse, wenn der betroffene Mensch seine Würde freiwillig z.B. aus Geldnot ablegen würde.
 
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Ich kann mich an ein Urteil des BVG erinnern, das Zwergenweitwurf gegen den Protest der Kleinwüchsigen selbst verbot, weil die Würde des Menschen auch dann geschützt werden müsse, wenn der betroffene Mensch seine Würde freiwillig z.B. aus Geldnot ablegen würde.

Das Zwergenweitwerfen wurde verboten weil einzelne Kleinwüchsigenverbände dagegen geklagt habe. Es ist nicht so das alle Kleinwüchsigen ein Verbot abgelehnt haben. Das erweckt den Falschen eindruck.

Ändert nichts daran das so ein Urteil, in dem man Menschen verbietet sich "im Fernsehen zu zeigen", ein weiterer Versuch wäre die Willensfreiheit durch Beschränkungen zu brechen.
 
Es ist nicht so das alle Kleinwüchsigen ein Verbot abgelehnt haben.
Einige betroffene haben es abgelehnt, weil es für sie die einzige, oder beste Möglichkeit war überhaupt zu einem Auskommen zu gelangen.

Und ähnlich ists ja oft auch bei diesen "Reality-Shows".
Und natürlich ist es auch hier nicht so als gäbe es nur DIE bösen Reality Shows. Die wirklich Guten nennen sich dann eben Dokumentation und auch so gibt es sicher das ein oder Andere Format, das nicht reißerisch aufgemacht ist und einfach nur bestimmte Szenen aus dem Leben abbildet.
Insbesondere bei den kritischen Dingen ist ja gerade das Label Reality mit Anführungszeichen zu versehen. Im Extremfalls ist es komplett inszeniert, oder wird geschickt in die ein oder andere Richtung gesteuert, möglichst schockierend geschnitten, aufgemacht usw. Und hier ist oft das Motiv der Beteiligten wahrscheinlich auch erst einmal Geld. Der Unterschied ist doch nur, dass es keine Lobby dahinter gibt, die sich speziell angesprochen fühlen könnte wie bei den Kleinwüchsigen. Aber würdevoller empfinde ich Vieles davon nicht dargestellt.
 
...ich möchte folgenden link eigentlich kommentarlos hier reinstellen. er zeigt die perlen und fernsehhighlights des jahres 2008...
ein blick lohnt sich :D:D
Die Clipshow: Die zehn dümmsten Sendungen im Jahr 2008 - Quotenmeter.de

Viele dieser Sendungen kenne ich nicht mal dem Namen nach. :verwirrt: Aber von der Uri Geller UFO-Show habe ich mir ein paar Minuten am Ende angesehen, weil ich mal wissen wollte, wie schlimm es wird. Und es war weit schlimmer als ich es mir vorgestellt habe. Nina Hagen war völlig neben der Spur (also wie immer), dieser Vincent Raven hat nur Blödsinn geredet (wußte wohl kaum, was er sagen soll) und dann kam noch ein Pärchen, das sich an Bord eines Ufos kennengelernt hat. Sagten die zumindest, meiner Meinung nach sind die sich in der geschlossenen Abteilung über den Weg gelaufen. Übelster Esoterik-Bullshit, einfach nur peinlich. Und ich befürchte, das schlimmste habe ich in den paar Minuten nicht mal gesehen.

allein im ersten video...^^.
gülcan: "das is niemals ne spinne...das is en maulwurf"
:konfus:

Wenn man der einen Eimer Wasser zum fensterputzen hinstellt, säuft sie ihn aus.... :konfus:
 
Mittlerweile ist schon wieder ein halbes Jahrzehnt seit dieser mMn sehr interessanten Diskussion ins Land gezogen, MMR hat inzwischen das Zeitliche gesegnet, und Talk-Show sind endgültig ausgestorben. Dennoch halte ich die TV-Landschaft für schlimmer als je zuvor, und würde da gerne wieder das Thema anfachen.
 
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