Ich wollte eigentlich hierzu nichts mehr sagen. Ich habe meine Meinung gepostet und erklärt, wie ich zu ihr komme. Keiner eurer Einsprüche läßt mich davon abkommen. Ist es nicht schön, wenn es verschiedene Ansichten gibt?
Doch es gibt hier offenkundig Klärungsbedarf, und dem will ich hier nachkommen:
Palpatine ist kein Jedi. Das habe ich in meinem Beitrag geschrieben. Ich habe auch geschrieben, daß es nicht darum geht. Es geht um die Frage, wie er sein Imperium legitimiert. Und dies tut er ohne Zweifel unter Zuhilfenahme von beibehaltenen Republik-Symbolen. Zu diesen zählen der Senat, das Kanzler, die Jedi. Ich habe hinreichend dargelegt, wie Palpatine diese Elemente in seinem Imperium beibehält. Ihr könnt das glauben, oder auch nicht. Ich sehe es so. Ich rücke nicht davon ab. Die Jedi bestehen im Imperium für all diejenigen weiter, die glauben wollen, daß das Imperium nichts ist, als eine veränderte Republik. Diesen Leuten eröffnet Palpatine die Möglichkeit, in Darth Vader die Fortführung der Jedi-Tradition zu sehen. Diesen Leute gibt er durch leicht veränderte Beibehaltung des Zeichens der Jedi die Chance, ihre Augen vor der Tatsache zu verschließen, daß die Republik und die Jedi vernichtet sind.
In diesem Fall spielt es keine Rolle, daß Palpatine und Vader Dunkle Lords der Sith sind. Einzig und allein wichtig ist, daß Palpatine und Vader die Rolle der Jedi eingenommen haben. Wie einst die Jedi wird nun Vader mit Sonderaufgaben in den Bereichen Überwachung, Diplomatie und Friedenssicherung durch die Galaxis geschickt. Faktisch ist er dabei ein Sith. Für die Augen derjenigen, die an die sorgsam aufrechterhaltene Fortführung der Republik glauben möchten, ist er der letzte der Jedi, der sich weiterhin um die alten Aufgabenbereiche der Jedi kümmert.
Hier wurde gesagt, die Jedi seien in den Zeiten vor dem Aufstieg Palpatines von der Republik und dem Kanzler unabhängig. Das ist so nicht richtig. Sie hängen vom Kanzler ab, er ist ihre Vebindung zur gesetzgebenden Gewalt und ihr letztlicher Dienstherr. Im Amt des Obersten Kanzlers verwirklicht sich die Macht der Republik. Ohne Flotte und Heer ist es letztlich seine Autorität, die die Republik zusammenhält. Ohne ihn sind die Jedi ohne Führung und nicht in der Lage, ihrem Eid als Verteidiger der Republik zu entsprechen. Dieser Einfluß der Jedi kann - abhängig von der letztlichen Persönlichkeit des jeweiligen Kanzlers - variieren. Einige Kanzler beschränken sich offenkundig darauf, die Jedi zu respektieren, sie zu informieren und passiv mit ihnen umzugehen. Andere wirken direkter auf den Orden ein und erlangen so eine Art Weisungsbefugnis über ihn. Dies war zuletzt bei Valorum der Fall und scheint von Palpatine wenigstens ansatzweise übernommen worden zu sein.
Aus dieser Tradition erwächst die spätere Macht des Kaisers. Darth Vader ist der "Jedi" des Imperiums. Er dient Palpatine, was Palpatine zum personifizierten Jedi-Rat macht.
Und ich weiß, gleich kommen wieder Einwürfe, wie "er ist ein Sith", oder ähnliches. Dies ist nicht von Belang. Es geht nicht darum, wie es ist, sondern darum, wie es all jenen erscheinen kann, die sich blenden lassen wollen. Weiterhin geht es um den rechtlichen Aufbau des Imperiums. Dieses Imperium ist die Republik und variiert von ihr nur in sehr wenigen Punkten. Einer dieser Punkte ist der, daß Jedi-Rat und Kanzleramt nicht länger zwei Institutionen sind, sondern in einer Person vereint sind. Ein weiterer Punkt, in dem das Imperium von der Republik abweicht, sind die Notverordnungskompetenzen des Staatsführers, die sich dergestalt auswirken, daß der Senat, der bis zum Ende des Imperiums Bestand hat, faktisch bedeutungslos wird.
Allerdings ändert keiner diese Punkte etwas am rein rechtlichen Fundament der Neuen Ordnung.
Ich habe als weiteren Punkt aufgeführt, daß die Offiziere des Imperiums die Rechtsnachfolger der Jedi sind und wurde dadurch berichtigt, daß der Oberste Kanzler der Führer der Armee der Republik war. Dies habe ich nicht bestritten. Ich habe, diesen Einwurf vorwegnehmend, darauf hingewiesen, daß Jedi Ritter in den Klonkriegen offenkundig die Rolle der Offiziere ausübten. Es sind Jedi Ritter, die die Armee der Republik in die Schlacht von Geonosis führen, Jedi Ritter sind das Offizierskorps der Republik.
Im Imperium gibt es ein neues Offizierskorps, das wieder dem Obersten Kanzler, bzw. in dem Fall seinem Rechtsnachfolger, dem Kaiser dient. Rechtlich betrachtet sind diese Offiziere aber Jedi Ritter. Sie führen dieselben Aufgaben aus und tragen allesamt das Zeichen der Jedi.
Durch die Tatsache, daß Jedi-Rat und Oberster Kanzler in einer Person zusammengeführt wurden, sind sie Palpatine doppelt verpflichtet, was die Gesamtmilitärische Grundstruktur des Imperiums eindrucksvoll erklärt.
Letztlich erwächst aus der Tatsache, daß Palpatine Oberster Kanzler und Jedi-Rat in Personalunion ist, auch sein Kaisertitel. Und auch dies habe ich bereits dargelegt.
Schlußbemerkung: Wir bewegen uns offenkundig auf verschiedenen Ebenen. Ihr seht im Imperium eine neue Ordnung, die mit der Republik nichts zu tun hat. Auf faktischer Ebene stimme ich euch da zu. Aber ich habe diese Ebene verlassen und bewege mich nun auf der Legitimationsebene des Imperiums. Und da ist ganz klar festzustellen, daß Palpatine seine gesamte Macht und die Vormachtstellung des Imperiums aus einer rein rechtlich bestehenden Kontinuität bezieht. Er ist nicht deshalb Kaiser, weil er die Flotte befehligt. Er ist Kaiser, weil er das Ansehen der Republik in seiner Person vereinigt. Er wurde einst vom Senat gewählt. Er hat vom Senat Sondervollmachten erhalten. Er hat sich an die Stelle der Jedi gesetzt. Dies ist seine wahre Macht. Man könnte alle Flotten seines Reiches vernichten, all seine Truppen töten, es würde an seiner Macht nichts ändern. Er wäre weiterhin dazu legitimiert, die Galaxis zu beherrschen.
Erst durch die Infragestellung eines Teils seiner Macht durch Luke Skywalker beginnt sich, das zu ändern. Plötzlich gibt es jemanden, der Palpatines Recht, sich selbst als Jedi-Rat seiner Republik zu sehen, in Frage stellt. Am Ende gibt es einen Kampf zwischen Lukes Ansprüchen und Palpatines Ansprüchen. Der mächtigste Jedi aller Zeiten - Anakin Skywalker - beschließt, sich Luke anzuschließen. Damit zerbricht Palpatines Macht. Daß er einen Augenblick später stirbt, ist nur noch eine Formalie, die allerdings einen weiteren Punkt bewirkt: die auf Palpatine speziell zugeschnittenen Sondervollmachten werden durch seinen Tod inhaltslos. Damit zerbricht die Vorherrschaft des Kaisers, das Imperium existiert nicht mehr.
Nun wurde eingewandt, daß die Rebellen eine neue Republik gründen. Dies ist eine Auslegung des Erweiterten Universums und damit völlig irrelevant. Im Erweiterten Universum gibt es auch, trotz der Vernichtung der dunklen Seite, weiterhin sogenannte "dunkle Jedi". So paradox wie diese, ist auch eine sogenannte Neue Republik.
Dies bleibt festzuhalten: was ich beschreibe, ist eine These. Mehr ist es nicht. Aber es ist eine, die bislang von keinem Film widerlegt wurde. Sie wird auch nicht von Episode III widerlegt werden. Ihr müßt sie nicht glauben. Aber ihr müßt auch nicht versuchen, mich davon abzubringen, sie zu vertreten.