Tagespolitik allgemein

Ich persönlich halte es für nicht minder zynisch, dass afghanische Staatsbürger nach Deutschland fliehen, während seit bald 16 Jahren deutsche Soldaten und Polizisten in Afghanistan stationiert sind. Diese Leute werden in ihrem Land gebraucht, denn die Antwort auf die Sicherheitslage des Landes ist eben nicht bloß mehr Militär und Polizei, sondern vor allem wirtschaftlicher Fortschritt.

In diesem Land herrscht jetzt wie lange Krieg bzw Bürgerkrieg? Vierzig Jahre oder sogar noch länger? Hat sich dort viel geändert oder gar gebessert? Haben die letzten 16 Jahre viel gebracht? Wurden die Taliban besiegt? Irgendwie kann ich jeden verstehen, der nicht mehr an eine Zukunft in diesem Land glaubt und von dort flieht.

C.
 
In diesem Land herrscht jetzt wie lange Krieg bzw Bürgerkrieg? Vierzig Jahre oder sogar noch länger?C.

Knapp 39.


Hat sich dort viel geändert oder gar gebessert? Haben die letzten 16 Jahre viel gebracht? Wurden die Taliban besiegt? Irgendwie kann ich jeden verstehen, der nicht mehr an eine Zukunft in diesem Land glaubt und von dort flieht.

C.

Was aber auch nicht die letzte Lösung sein kann. Wenn allle abhauen wird sich nie etwas ändern und auch nichts mehr aufgebaut.
Wir wollen nicht vergessen das die meiste Zerstörung in dem Land weder von den Sowjets,Indien noch vom Westen angerichtet wurde.
Das waren die Afhganen selber. Erst der Bürgerkrig zwischen Massoud und Hekmatyar der sich immer weiter ausdehnte fing mit den massiven Zerstörungen an.
 
Vierzig Jahre oder sogar noch länger? Hat sich dort viel geändert oder gar gebessert? Haben die letzten 16 Jahre viel gebracht? Wurden die Taliban besiegt?

Wie lautet die Formel nach der berechnet wird, ab wann ein Land verloren ist und wie viel Eigenverantwortung und Leidensbereitschaft man einer Bevölkerung zumuten darf? Ist Afghanistan heute noch ein Entwicklungsland? Ja. Gibt es in Afghanistan erhebliche Probleme, die gelöst werden müssen? Ja. Kann das passieren, wenn die junge und ausgebildete Bevölkerung flieht? Nein. Die Abwanderung der jungen Generationen und der damit einhergehende Braindrain sind mittel- wie langfristig eine viel größere Gefahr für Afghanistan, als es die Taliban im Augenblick sind.
 
Wie lautet die Formel nach der berechnet wird, ab wann ein Land verloren ist und wie viel Eigenverantwortung und Leidensbereitschaft man einer Bevölkerung zumuten darf? Ist Afghanistan heute noch ein Entwicklungsland? Ja. Gibt es in Afghanistan erhebliche Probleme, die gelöst werden müssen? Ja. Kann das passieren, wenn die junge und ausgebildete Bevölkerung flieht? Nein. Die Abwanderung der jungen Generationen und der damit einhergehende Braindrain sind mittel- wie langfristig eine viel größere Gefahr für Afghanistan, als es die Taliban im Augenblick sind.

Eine solche Formel wird es kaum geben, aber auf der menschlichen Ebene kann ich jeden verstehen, der irgendwann die Schnauze voll hat von solchen Zuständen. Ich hatte zudem das Glück einige Afghanen kennenzulernen, die als Flüchtlinge zu uns gekommen sind, und muss sagen, dass diese Menschen zu den integrationswilligsten und fleißigsten unter den Flüchtlingen gehören, die ich bisher getroffen habe. Klar ist es für kein Land eine Dauerlösung, wenn viele Menschen abwandern, aber andererseits wird hier der kommende Fachkräftemangel beschworen, und zurück schickt man dann ausgerechnet jene, die sich hier als klug, willig und integratiosbereit zeigen, weil sie ja ¨nicht das eieigentliche Ziel¨ des Terrors in ihrer Heimat sind. Top!
Für die miitel- und langfristige Zukunft wird sich ohnehin die Frage stellen, wie lange sich die sogenannte erste Welt generell bei den Ressourcen der Entwicklungsländer bedienen will - sowohl bei der Arbeitskraft, den Bodenschätzen als auch den klugen Köpfen - das Gros der Bevölkerung dieser Länder aber von einer echten Teilhabe am Wohlstand ausschließen will.

Es gibt allerdings eine Formel, die ein sicheres Herkunftsland definiert:

Werder Leben noch Freiheit sind durch Zugehörigkeit zu einer bestimmten
-Religion
- Rasse
- Nationalität

Oder durch die eigene politische Überzeugung gefährdet.

So heißt es in Art 16 Abs. 3 GG sowie den EU-Asylrichtlinien.

Trifft dies uneingeschränkt auf Afghanistan zu?

C.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Braindrain ist eine Folge von Krieg und Instabilität und lässt sich wohl kaum einfach aufhalten indem man Leute in ein Land schickt, welches ihnen keine Perspektive bieten kann.
Seit die afghanische Regierung das Zepter übernommen hat und die Sicherheit gewährleisten soll, hat sie die Kontrolle über mehr als 40 Prozent der Distrikte verloren und das trotz direkter militärischer Hilfe.
 
Eine solche Formel wird es kaum geben, aber auf der menschlichen Ebene kann ich jeden verstehen, der irgendwann die Schnauze voll hat von solchen Zuständen.

Auf dieser Ebene kann ich jeden Menschen verstehen, der sich aufmacht, um für sich oder seine Familie ein besseres Leben zu finden. Darüber müssen wir gar nicht erst diskutieren.

Für die miitel- und langfristige Zukunft wird sich ohnehin die Frage stellen, wie lange sich die sogenannte erste Welt generell bei den Ressourcen der Entwicklungsländer bedienen will - sowohl bei der Arbeitskraft, den Bodenschätzen als auch den klugen Köpfen - das Gros der Bevölkerung dieser Länder aber von einer echten Teilhabe am Wohlstand ausschließen will.

Wir sollten uns wohl im Klaren darüber sein, dass Afghanistan bis auf Weiteres vor allem von der Ausbeutung seiner Bodenschätze und dem heute schon wirtschaftlich dominanten Agrarsektor leben wird. Entscheidend ist, ob das Land diese Einnahmen nutzen wird, um den Weg zu einen Industrie- und Dienstleistungsstaat zu ebnen. Ohne die richtigen Leute, in der Wirtschaft wie auch der Regierung, wird das nicht funktionieren. Darum ist es der falsche Weg, diese Leute bei uns im Niedriglohnsektor zu verheizen und darauf zu setzen, dass die erste oder zweite Nachfolgegeneration unseren Fachkräftemangel ausgleichen wird.

Trifft dies uneingeschränkt auf Afghanistan zu?

Nein, aber wie viele Länder gibt es, auf die dies ebenfalls nicht uneingeschränkt zutrifft? Und das sind bei weitem nicht alles Entwicklungs- oder Schwellenländer.

Der Braindrain ist eine Folge von Krieg und Instabilität und lässt sich wohl kaum einfach aufhalten indem man Leute in ein Land schickt, welches ihnen keine Perspektive bieten kann.

Lassen sich Krieg, Instabilität und Perspektivlosigkeit denn aufhalten, indem man qualifizierte Leute aus Afghanistan hier aufnimmt? Scheiße tropft von oben nach unten und wenn die Ingenieure, Logistiker und Kaufleute fehlen, bieten sich irgendwann auch Bauern, Feldarbeitern und Bergleuten keine Perspektiven mehr, weil niemand ihre Waren transportiert, niemand ihre Waren an den Mann bringt und niemand die nötige Infrastruktur aufrechterhält. Wir müssen uns nicht darüber streiten, dass in Afghanistan etwas falsch läuft, aber ausgebildete Afghanen in Deutschland aufzunehmen trägt ebenso wenig zur Lösung bei, wie ausgebildete Afghanen bloß abzuschieben und ihrem Schicksal zu überlassen.
 
Ich werd wie jedes mal erst mal unentschlossener Wähler sein und mir angucken was die Parteien so zu bieten haben.
Ich denke aber wenn Schulz sich deutlich links zur CDU/CDU positioniert und nicht nur eine CDU 2.0 verkörpert wie die SPD in früheren Wahlen hätte er vermutlich die größten Chancen und dann könnte der Wahlkampf sogar mal spannend werden.
 
Wenn ich im Dreck aufwachsen würde, käme ich sicher nicht auf die Idee, diesen Dreck wegzuräumen, nur weil die Vorgeneration ihn verursacht hat. Soll die sich doch drum kümmern, ich würde auch abhauen.
Ich persönlich halte es für nicht minder zynisch, dass afghanische Staatsbürger nach Deutschland fliehen, während seit bald 16 Jahren deutsche Soldaten und Polizisten in Afghanistan stationiert sind. Diese Leute werden in ihrem Land gebraucht, denn die Antwort auf die Sicherheitslage des Landes ist eben nicht bloß mehr Militär und Polizei, sondern vor allem wirtschaftlicher Fortschritt.

Die Frage die sich dabei allerdings stellt ist, was geht das denn den Afgahnen an?
 
Wenn ich im Dreck aufwachsen würde, käme ich sicher nicht auf die Idee, diesen Dreck wegzuräumen, nur weil die Vorgeneration ihn verursacht hat. Soll die sich doch drum kümmern, ich würde auch abhauen.

Wo wären wir heute, wenn die Leute, die es nicht verursacht hatten, es nicht beseitigt hätten.. :verwirrt:
 
Aber hier gab es nach dem Krieg trotz aller Verluste und Braindrain und weitestgehender Zerstörung der Infrastruktur keine Spinner, die auf Mädchen geschossen hätten, nur weil diese zur Schule gehen wollten. Was in Afghanistan abgeht ist einfach nur Terror. Dort wird man bereits zur Zielscheibe, nur weil man ein Leben führen möchte, welches den Idealen der Extremisten widerspricht. Und da kann man auch wild Ziel und Opfer definieren, wie man lustig ist: An ein friedliches Leben ist in diesem Land nicht zu denken. Jeder, der keine Zukunft in diesem Land sieht, wird wohl einen verdammt guten Grund dafür haben. Freiwillig verlässt nämlich niemand seine Heimat, wenn es nicht sein muss.
 
Lassen sich Krieg, Instabilität und Perspektivlosigkeit denn aufhalten, indem man qualifizierte Leute aus Afghanistan hier aufnimmt? Scheiße tropft von oben nach unten und wenn die Ingenieure, Logistiker und Kaufleute fehlen, bieten sich irgendwann auch Bauern, Feldarbeitern und Bergleuten keine Perspektiven mehr, weil niemand ihre Waren transportiert, niemand ihre Waren an den Mann bringt und niemand die nötige Infrastruktur aufrechterhält.

Der Braindrain ist ein Symptom dieser Umstände und keine Ursache. Klar kann man Symptome bekämpfen und in letzter Konsequenz Menschen die Flucht erschweren, nur lösen wird das das Problem auch nicht. Das Land hat einfach noch gravierendere Probleme als die Migration von Eliten. Es gab 2011 übrigens schon eine Rückkehr selbiger, die aber aufgrund der unsicheren Sicherheitslage und der absehbaren Verschlechterung aufgrund des Abzugs internationaler Schutztruppen wieder das Land verlassen haben. Was da der treibende Motor ist, ist die Suche nach einer sicheren Zukunft und die bietet Afghanistan gerade nicht, wenn immer mehr Distrikte nicht mehr kontrolliert werden von der Regierung. Da dieser Trend anhält, wird es schwer Afghanen davon zu überzeugen in diesem Land ihre Zukunft zu sehen.
 
Das nicht aber wenn sie da ist, dann steht es jedem frei sie zu wählen. Und der Unterschied zwischen Deutschland damals und Afghanistan heute wurde ja auch aufgeführt. Es ist ja nicht mal so, dass das Land in Trümmern stejt und das wars, es ist so dass das gesamte Land instabil ist. Anders als wir, befindet man sich in einer konstanten Bedrohungslage. Und an dieser ändert sich gar nichts, wenn man da bleibt. Eher ist es doch so, wenn man dort bleibt, in dieser Umgebung, läuft man Gefahr irgendwann unter die Räder zu kommen oder selbst ein Rädchen zu werden.
 
Wir wollen bei der Bewertung solcher Entscheidungen bitte nicht übersehen, dass es menschlich völlig normal ist, sich in erster Linie um das eigene Schicksal und das seiner Familie zu sorgen. Überlegungen im größeren Maßstab wie die Frage nach Wiederaufbauchancen und langfristiger Entwicklung stellt man sich eher nicht, wenn man um die Sicherheit seiner Kinder fürchten muss oder selbst vor dem materiellen Nichts steht. Da solche Erwägungen nicht die Einzelschicksale berücksichtigen, sondern relativ kaltherzig darüber hinweggehen, dass für die Erreichung solcher fernen Ziele auch der eine oder andere unter die Räder kommt, braucht es für sie eine gewisse Distanz. Dass es junge Leute braucht, um Afghanistan überhaupt eine Chance zu geben, kann man wohl den meisten vermitteln. Aber nur die ganz Idealistischen werden diese vage Aussicht auf eine mühsam erkämpfte bessere Zukunft höher bewerten als reale Optionen in der Gegenwart.
 
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