Teth

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Teth
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[ Infos zum Planeten: Teth (engl.) | Teth (dt.) ]

[ Zugehörigkeit: Neue Republik ]


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[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas

Arbas fragte sich wieder einmal, wie es so weit gekommen war. Früher waren sie Offiziere der Neuen Republik gewesen. Dann die eines autonomen Kriegsherrn. Wann genau waren sie zu Piraten geworden? War ihr Niedergang so schnell gegangen, dass es ihm entgangen war, oder so langsam und schleichend? Jedenfalls war das Ergebnis klar: Sie waren nur bessere Räuber. Und ›besser‹ nur deshalb, weil sie einen Sternenzerstörer der Victory-Klasse besaßen, was nur die wenigsten Piraten von sich behaupten konnten.

Aber es hatte keinen Sinn, sich darüber aufzuregen. Sie waren einen Weg ohne Wiederkehr gegangen. Auch andere hatten sich von der Republik losgesagt und waren später zurückgekehrt: Die Forces of Hope unter Grand Admiral War Blade beispielsweise. Aber im Gegensatz zu diesen hatte Jart Ga'lor einfach zu viele Brücken hinter sich abgebrochen, zu viele Entscheidungen getroffen, die ihn vom Rear Admiral zum Kriegsherren gemacht hatten. So war nunmal die Situation, und für Arbas galt ganz klar: Mitgegangen, mitgefangen... mitgehangen. Auch wenn er damals gar nicht die Entscheidung gefällt hatte, weil er noch nicht Befehlshaber dieses Schiffes gewesen war. Doch nun gehörte die Wachtor ihm, solange er in der Gunst des Kriegsherrn stand. Wenn der bleichhäutige Twi'lek also den Befehl gegeben hatte, Vorräte zu beschaffen, dann wurden Vorräte beschafft. Die Notwendigkeit dafür leuchtete natürlich ein: Die kleine Privatflotte und -armee Ga'lors musste versorgt werden, sie benötigte Nahrung, Kleidung, Munition, Treibstoff und Ersatzteile sowie viele weitere Dinge. Es missfiel dem Captain sehr, dass sie sich diese Dinge verschafften, indem sie neutrale Planetensysteme überfielen. Aber einen besseren Weg kannte er auch nicht.

Teth war auf einen Angriff wie den, der nun bevorstand, nicht vorbereitet. Die nur teilweise erschlossene, größtenteils wildwüchsige Welt war nicht befestigt. Mit nur 45 Millionen Einwohnern und den typischen Schwierigkeiten der Demokratie - freie Meinungsäußerung, investigative Medien, widerspenstige Opposition - war der Militäretat gering, das Kriegsmaterial veraltet. Um mächtige Verbündete zu haben, war Teth ebenfalls zu unbedeutend. Man konnte sich gegen normale Piraten erwehren. Aber nicht gegen Captain Arbas' VSD Wachtor.


»Es ist soweit«, sagte er, als die vorgeschobenen Späher ihn vom Start des erwarteten Frachterkonvois berichteten. »Waffen und Schilde aktivieren, Antrieb auf volle Leistung. Wir holen sie uns!«

Umschwirrt von einer Staffel TIEs - viel mehr hatte sie derzeit nicht an Bord, abgesehen von ein paar Bombern, deren Einsatz Arbas derzeit nicht für nötig hielt - setzte sich die alte, aber mächtige Wachtor in Bewegung. Der Schlachtkreuzer war noch einige Minuten durch die dünne Atmosphäre und das Magnetfeld des Himmelskörpers vor der Entdeckung geschützt, wenn nicht zufällig jemand einen Sensor exakt in diese Richtung hielt. Wenn sie dann auf der Bildfläche erschien, musste sie einige Verwirrung erzeugen. Es war anzunehmen, dass einige der schnelleren Frachter ihr Heil in der Flucht suchten. Doch manche von ihnen konnten nicht entkommen!

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas


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Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss

Obwohl Teth nicht zu den hässlichsten Welten der Galaxis zählte, war Mandiny Priss froh, wieder an Bord ihres Schiffes zu sein, das im Verband mit anderen Transportern verschiedenster Herkunft soeben die Atmosphäre verließ. Die meisten Mitglieder ihrer Spezies konnten es nicht nachvollziehen, dass sie ihre Heimat überhaupt freiwillig verlassen hatte, doch sie gehörte zu den wenigen Mrlssi, die sich nirgendwo daheim fühlten außer in der endlosen Weite des Alls. Sie mochte es nicht, allzu lange an einem Ort festzusitzen. Nur an Bord ihres Frachters fühlte sie sich frei. Natürlich war es unabdingbar, immer wieder in verschiedenen Systemen Halt zu machen. Auf Teth hatte die Sunburst Ladung gelöscht, Vorräte aufgenommen und auch neue Fracht geladen. Der Bauch des Klasse-VI-Frachters war randvoll mit einheimischen Nüssen, die auf vielen Welten als Delikatesse galten, Saatgut verschiedener Nutzpflanzen für ein Kolonieprojekt am Rand des Wilden Raums sowie einer leicht berauschenden Wurzel, von der die Hutts nicht genug bekommen konnten. Mandiny und ihre vierköpfige Crew hatten also einen straffen Zeitplan; eigentlich hätte der Frachter sich dreiteilen müssen.

»78 Minuten bis zum Hyperraum-Eintrittspunkt«, quakte Tirillowichoikolorupp, aus naheliegenden Gründen von allen nur Tiri genannt. Die Shawda-Ubb war neben Mandiny das einzige weibliche Wesen an Bord und zugleich das einzige, das noch kleiner war als die Mrlssi.

»Schön«, zwitscherte Captain Priss zurück. »Wir müssen also noch...«

»Seht euch das an!« fiel ihr Glorax ins Wort.

»Was?« fragte Tiri, die von ihrem Platz aus den Bildschirm des Gotals nicht sehen konnte.

»Gib's auf den Hauptschirm«, ordnete die Eignerin der Sunburst an.

Eine Sekunde später erschien es auf dem Schirm. Das Bild war ein wenig pixelig und unscharf, weil es zu stark vergrößert worden war - die optischen Sensoren der alten Klasse VI waren nicht gerade modernste Technik. Dennoch konnte man mühelos erkennen, worum es sich handelte. Um einen Sternenzerstörer der Victory-Klasse.


»Ist der gerade aus dem Hyperraum gekommen?« fragte Mandiny.

»Nein. Er ist plötzlich hinter dem Mond aufgetaucht.«

Sie wussten alle, was das bedeutete. Der Schlachtkreuzer reiste nicht einfach in das System ein, er hatte auf der Lauer gelegen. Und das verriet finstere Absichten.

»Vollen Rückwärtsschub! Nach Steuerbord beidrehen!« rief die Mrlssi mit schriller Stimme. Ihre Federn sträubten sich vor Aufregung. »Diesem Ding will ich nicht zu nahe kommen!«

Doch sie waren schon zu nah. Das riesige Schiff, das alleine mehr Tonnage auf die Waage brachte als das knappe Dutzend Frachter zusammen, eröffnete das Feuer. Die Turbolasersalven waren gut gezielt: Ein GR-75-Transporter, der an der Spitze des Konvois flog, geriet sofort außer Kontrolle und trudelte antriebslos davon.

»TIE-Fighter im Anflug!« fügte der Gotal die nächste Hiobsbotschaft hinzu.

Selbst wenn eine Chance bestanden hätte, dem Sternenzerstörer zu entkommen: Die schnellen TIEs konnten sie unmöglich abhängen.

Mandiny aktivierte das Bord-Intercom, um auch die beiden zu informieren, die sich derzeit nicht im Cockpit befanden.


»Rover, Chuck, wir werden angegriffen. Ein VSD und ein Schwarm TIEs. Chuck, du sicherst die Fracht - es wird gleich turbulent! Und du, Rover, gehst rauf an den Laserturm.«

»Wollen wir denn gegen so eine Übermacht kämpfen?« knarrte eine Stimme aus dem Lautsprecher zurück. Sie gehörte Chuck, dem einzigen Menschen an Bord. Rover, der fast noch jugendliche Lepi, war sicherlich schon halb im Geschützturm angekommen.

»Wenn wir müssen, ja. Vielleicht haben wir Glück und der Schlachtkreuzer hält sich zuerst mit den anderen auf.« Des einen Leid, des anderen Freud. »Wenn wir uns die TIEs vom Leib halten können, ist vielleicht noch nicht alles verloren.
Tiri, schick ein Notrufsignal an alle Schiffe in der Nähe.«


»Was meinst du, was ich die ganze Zeit mache?« antwortete die Shawda-Ubb, die in Anbetracht der Gefahr bemerkenswert ruhig blieb.

Der Äther war erfüllt mit Notrufen.


Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss
 
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[Hyperraum || nach Corellia || LTK „Massive“ || Deck Zwei || Kajüte des Kommandanten || Captain Navara Ven und Commander Bru-Th Agoch]

Irgendwelche neuen Gemeinsamkeiten, welche eventuell die recht strapazierte Beziehung zwischen dem Captain und dem Commander irgendwie verbessern könnten, förderte das Frühstück am Ende nicht zu Tage. Obwohl beide Offiziere für die selbe Sache kämpften, den Erhalt der Neuen Republik sowie die Bekämpfung des Galaktischen Imperiums, hatten sie noch immer völlig unterschiedliche Sichtweisen und Hintergründe für ihr Streben. Hier, am gedeckten Frühstückstisch, prallten einfach zwei Welten – verkörpert durch einen Twi'lek und einen Corellianer; einen Militär und einen Jedi – aufeinander. Lauschte man dem Gespräch als neutraler Beobachter, konnte man kaum glauben, dass so ein ungleiches Gespann in irgendeiner Art und Weise auf so beengtem Raum, wie beispielsweise an Bord eines Kriegsschiffs, funktionieren konnte.

Kurzzeitig regte sich Navaras zweiter Lekku als auf einmal Bru-Th Agoch – leicht pathetisch – die herausragende Rolle einer interstellaren Flotte betonte und damit seinen Grund, sich letztendlich für die Flotte entschieden zu haben, benannte. Beinah instinktiv fragte sich der Twi'lek misstrauisch, ob der Jedi ihm damit schmeicheln wollte oder ob das sein Ernst war. Aufmerksam beäugte der Captain seinen menschlichen Gegenüber. Er konnte nicht irgendwelche ominösen Fähigkeiten bemühen, um den Wahrheitsgehalt dieser Worte zu ermitteln. Nein, in solchen Dingen war der Kommandant der „Prometheus“ zur Beurteilung ganz auf sich gestellt – und das sprach nicht für den Jedi-Meister. Er akzeptierte den dunkelblonden Corellianer noch immer nicht als seinen Kameraden.


„Sie haben natürlich Recht“, stimmte Navara trotz allem dem jüngeren Menschen sachlich zu. „Die Luft- beziehungsweise Raumhoheit ist seit Jahrtausenden einen wirklich essentieller Bestandteil der interstellaren Kriegsführung. In der Schlacht kann die Flotte dabei die kämpfenden Bodentruppen nicht nur unterstützen und versorgen, sondern im Zweifelsfall auch deren Rückzug sichern.“ Erneut genehmigte sich der Twi'lek einen Bissen. „Trotzdem sollte man vor allem gegenüber einen Offizier der Armee solche Dinge besser nicht erwähnen...“

Nun lächelte der Capain für einen kurzen Moment verschwörerisch. Man erzählte sich zwar überall, dass beim Galaktischen Imperium die Beziehungen zwischen den einzelnen Militärbranchen kaum intakt waren, aber in diesem Punkt war der Feind nicht allein. Selbst bei den Streitkräften der Neuen Republik gab es Vorurteile und manchmal das Gefühl der Überlegenheit. So sah sich jeder Zweig in der Schlüsselposition, was das Gewinnen einer Schlacht anging. Die Flotte sorgte für die Hoheit im System, aber das endgültige Erobern beziehungsweise Befrieden konnte am Ende dennoch nur die bereitstehende Armee übernehmen. Während der Twi'lek über solche Dinge nachdachte, kam in der Zwischenzeit Bru-Th Agoch auf das vorherige Thema zurück. Anscheinend hatte der Commander nicht richtig verstanden, was Navara mit seiner Aussage gemeint hatte. Schließlich rechtfertigte sich der Corellianer nun mit der gleichen Argumentation, die der Captain zuvor ebenfalls im Sinn hatte.

„Das ist Ihr Kommando“, sagte der grünhäutige Nichtmensch deshalb trocken und beendete für sich das Thema.

Inzwischen hatten sich beide Uniformierte auf den Korridor begeben. Da im Moment kein Wechsel der Wache anzustehen schien, wirkten die Schiffsgänge auf den ersten Blick fast verwaist. Bloß ein paar einfache Mannschaftsmitglieder gingen hier und da entlang. Formell grüßten sie Bru-Th Agoch und Navara mit einem Nicken, was selbstverständlich von beiden ebenso erwidert wurde. Ein Salut hätte in so einer alltäglichen Situation nur überzogen gewirkt. Erneut drängte sich dem Twi'lek die Frage auf, wer für diese vorbildliche Disziplin verantwortlich war. Hatte der Jedi doch die richtigen Qualitäten als Kommandant? Oder zog schlussendlich doch dessen Erste die Fäden? Kytana Saris, Lieutenant Commander der republikanischen Flotte und an Bord der „Massive“ die rechte Hand des Commanders, pflegte eine äußerst angespannte Beziehung zu ihrem Vorgesetzten. Kurzzeitig hatte der ältere Captain sogar das Gefühl gehabt, dass sein Dasein ihr genügend Futter gegeben hat, um sich weiter gegen den Jedi aufzulehnen. Bedenklich. Unwillkürlich legte er die Stirn in Falten. Zwar konnte er die rothaarige Menschenfrau verstehen, aber konnte er sich tatsächlich reines Gewissens an einer Revolte gegen den Ungeliebten beteiligen? Unvoreingenommen sollte er sein, aber das war er nicht; ganz und gar nicht. Für zwei, drei Sekunden verfluchte er nun in Gedanken seinen eigenen Vorgesetzten, Rear Admiral Wes Korus.

Statt, wie von Navara eigentlich angedacht, die Schützstationen der vierundzwanzig Turbolaser und zwanzig Ionenkanonen genauer in Augenschein zu nehmen, führte der Commander seinen Begleiter tiefer, immer tiefer ins Innere des dicken Liberator Transportkreuzers. Erst als sie die letzte Biegung nahmen und am Ende des Korridors „Krankenstation“ zu lesen war, erkannte der Twi'lek wohin ihn der Jedi führen wollte. War der Corellianer etwa auf einen echten Rundgang aus? Warum sollte sich ein Offizier für das Lazarett interessieren? Obwohl sich in ihm Widerwillen formierte, schwieg der Captain weiterhin. Vielleicht brauchte der Waffenoffizier, ein Cathar, ja noch etwas Zeit. 'Vielleicht fühlt sich der Lichtschwertschwinger aber auch hier am wohlsten', dachte sich Navara abwertend und warf einen flüchtigen, verstohlenen Blick auf den Kommandanten der „Massive“. 'Hier ist der Durastahl immerhin besonders dick.' Automatisch verschränkte der Kommandant der „Prometheus“ die Arme hinter seinem breiten Rücken. Er war gespannt was nun folgte.


„Captain Ven, erwiderte der Uniformierte kurz darauf als er plötzlich in das schmale Gesicht einer hochgewachsenen Gestalt mit bläulich-violetter Hautfarbe blickte. Riesig wirkten die gelben Augen und der schlanke Hals hatte seiner Meinung nach den ständig Anschein, dass er jeden Augenblick unheimlich knicken könnte. Dieses Wesen (Nala Sai) war für den Twi'lek nur mit einem Wort zu beschreiben: Skurril. „Es ist mir wirklich eine Ehre Ihre Bekanntschaft zu machen, Doktor. … Und wie ich sehe ist Ihre Krankenstation im tadellosen Zustand.“

Er fühlte sich unwohl. Irgendwie konnte er mit Ärzten kaum ins Gespräch kommen. Sie hatten nicht den militärischen Sachverstand, den andere (richtige) Offiziere mit gleicher Rangbezeichnung ohne Probleme im Fachgespräch vorweisen konnten. Selbstverständlich konnte man sich darauf berufen, dass das für den Leiter der Krankenstation auch nicht notwendig war, aber gerade in diesem Punkt sah der Twi'lek den Graben zwischen seiner und der medizinischen Welt. Glücklicherweise schien ihn in diesem (langsam peinlich werdenden) Moment der Ruck zu retten, der die Rückkehr in den realen Raum signalisierte. Für die Übung schien Commander Agoch tatsächlich ein reales Szenario im Sinn zu haben – ein Detail, das insgeheim für den Jedi sprach. Doch bevor der Grünhäutige dazu kam irgendeinen (rettenden) Vorschlag zu machen, meldete sich auf einmal Lieutenant Commander Saris' Stimme über Kom.

Mit fester, fast fordernder Stimme sagte sie:
„Commander, kommen Sie bitte sofort auf die Brücke. Wir erhalten multiple Notrufsignale aus dem Teth-System.“

[Nirgendwo || nahe dem Teth-System || LTK „Massive“ || Krankenstation || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Lieutenant Commander Nala Sai]
 
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[Hyperraum | nach Corellia | LTK "Massive" | Deck 3 | Krankenstation] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und Lt. Cmdr. Sai


Bru-Th schuldete der medizinisch versierten Kaminoanerin Einiges, wenn nicht sogar sein Leben, mutmaßte er, jetzt, wo die Ereignisse bei Denon bereits viele Woche hinter ihnen lagen. Während die weibliche Nala Sai seinen twi'lekischen Aufpasser in eine kurze Konversation verstrickte, glitten Bru-Ths Augen langsam von der einen Seite der Krankenstation zur anderen, wobei ihm gewisse Details des eigentlich schlicht eingerichteten Raumes sofort wieder bekannt vorkamen. Sieben lange Tage hatte er hier gelegen. Mal hatte er geschlafen, mal drohten die Schmerzen ihm den letzten Verstand zu rauben, mal unterhielt er sich mit der schlanken Ärztin. Es war nicht so, dass er mit diesem Ort positive Erinnerungen verband, doch letztlich war es Lt. Cmdr. Sai gelungen, ihn zumindest physisch von den Verletzungen zu heilen. Dafür war der Jedi Meister ihr dankbar.

Der Captain fühlte sich unwohl, dass sah Bru-Th ihm an, als er abermals in der stoischen Miene des älteren Twi'leks las, als wäre er ein Buch. Ven verriet sich selbst. Er hatte keine drei Schritte in den Raum getan und nicht mehr, aber auch nicht weniger als zwei Sätze mit der Bordärztin der Massive gesprochen, doch sein Urteil kam prompt. Bru-Th verzog unwillkürlich das Gesicht und legte die Stirn in Falten. "Er bekommt die Zähne ja kaum auseinander", dachte Bru-Th fast belustigt. Dies, gepaart mit der offensichtlichen Antipathie zwischen dem Flottenoffizier und der nichtmenschlichen Ärztin sorgte dafür, dass sich Beide für eine Weile anschwiegen, ohne darum bemüht zu wirken, daran etwas zu ändern. Das ausgesprochene Kompliment von der tadellos geführten Krankenstation war keines, also würdigte der hochgewachsene Corellianer das Urteil von Ven mit keinem Wort.

"Wenn es so weitergeht, sind wir mit der Inspektionsrunde vor Mittag fertig", überschlug der Jedi Meister kurzerhand und spielte mit dem Gedanken, die für fünfzehn Uhr geplante Übung vorzuverlegen, als plötzlich das Kom sich quäkend Gehör verschaffte und die Stimme von Lt. Cmdr. Saris zu vernehmen war. Bru-Th spürte die Anspannung der Frau, was ihn veranlasste, die Gegensprechanlage zu betätigen:


"Hier Agoch!", erklärte er mit fester Stimme. Kurz dachte er über sein weiteres Vorgehen nach, dann befahl er doch aus einem Bauchgefühl heraus: "Rufen Sie alle Führungsoffiziere auf ihre Stationen und machen Sie das Schiff gefechtsbereit. Unternehmen Sie nichts weiter, bis Captain Ven und ich auf der Brücke sind."

Ernst schaute Bru-Th den höhergestellten Offizier an, und als er in dessen Miene nichts ausmachen konnte, was ihn hätte innehalten sollen, schwang er behände seinen Gehstock herum und humpelte schnellen Schrittes aus der Krankenstation. Kurz nachdem sie auf dem breiten Gang waren, der sie über einige Abbiegungen zu einem Turbolift bringen würde, erklang das durchdringende Signal, welches ein jedes Mitglied der Besatzung auf seine Station beorderte. Der Ton war tief und schrill und Bru-Th merkte, wie ihn eiskalte Schauer überkamen. Das letzte Mal, als er diesen Ton gehört hatte, waren darauf hin schlimme Dinge passiert, die er sich und der Mannschaft gern erspart hätte. Bru-Th schüttelte die eisige Umklammerung ab. Diesmal würde es anders laufen, schwor er sich, wobei seine linke Hand den Gehstock umklammert hielt, wie ein Rancor dies mit seiner Beute tat. Außerdem wollte er Ven keine Angriffsfläche bieten, und so kaschierte er seine innere Anspannung mit Situationskomik:

"Ich hatte die Gefechtsübung doch erst für fünfzehnhundert vorgesehen", monierte er mit einem gespielt mürrisch Schnauben, während der Turbolift kam und sie mit zur Hauptbrücke nahm. Bru-Th gingen allerlei Dinge durch den Kopf, doch was ihm noch mehr zu schaffen machte, war die Ungewissheit. "Ein Notruf kann alles bedeuten", lavierte er in Gedanken und lehnte sich im Lift an die Wand, wobei sich die Blicke von ihm und Navara trafen. Unschlüssig hielt der Corellianer den Blick, denn was er von diesem Twi'lek zu erwarten hatte, wusste er nicht. Würde er ihn unterstützen, würde er gleich einem Scharfrichter das Kommando übernehmen, wenn sich die Situation als etwas schwieriger erwies? Sein Gefühl sagte Bru-Th, dass es Ärger gab, doch den Quell dieser subtilen Empfindung vermochte der Jedi Meister nicht aus zu machen. Saris hatte vom Teth-System gesprochen, doch so sehr er seinen Verstand auch bemühte, ihm fiel zu diesem Sternensystem nun gar nichts ein. Eines jedoch stand für Bru-Th fest, die Sicherheit der Besatzung und des Schiffes mussten an erster Stelle stehen. Eine ähnlich waagemutige Einlage wie bei Denon würde es nicht noch einmal geben.

"Bericht, Lt. Cmdr. Saris!", schmetterte er wehenden Schrittes seinem Ersten Offizier entgegen, noch bevor er ganz aus der Tür getreten war. Zufrieden sah Bru-Th, dass alle Führungsoffiziere auf ihrem Posten waren. Sein temperamentvoller XO und er würden zwar keine Freunde mehr werden, doch bei aller Subordination verstand die Frau etwas davon, die Disziplin auf der Massive hoch zu halten.

"Sir, die Situation ist unübersichtlich. Die Notrufe stammen von einer kleineren Flottille von Frachtschiffen, die vom Planeten kommen und ...", Saris stockte kurz und befahl dem angespannt an seinem Uniformsaum nestelnden Cathar die Szenerie auf den Frontalbildschirm zu bringen. Dann erst fand die zierliche Frau ihre Stimme wieder: "Und sie scheinen vor einem Sternenzerstörer der Victory-I Klasse zu fliegen."

Lt. Tuum mischte sich ein und bestätigte: "Das kann ich bestätigen. Der Sternenzerstörer feuert auf die vordersten Transporter, mit verheerendem Erfolg, Sir."

Inzwischen war Bru-Th neben seinem Kommandosessel angekommen, doch wagte er es noch nicht, sich darauf zu setzen. Sein Blick ging hinaus zum Fenster, als müssten seine eigenen Augen das gerade Gehörte ratifizieren, doch eigentlich war die Situation klar. Ein imperiales Schiff griff einen Konvoi an, einen republikanischen Konvoi. Die Frachtschiffe hatte nicht den Hauch einer Chance gegen den viele hundert Meter langen Keil, der seinerseits mit einem beeindruckenden Arsenal von Waffen ausgestattet war. Die Victory-Klasse Sternenzerstörer gehörten nicht mehr zu den neuesten Schiffen, doch für die Massive mit ihren gut vierhundert Metern war der Koloss eigentlich eine Nummer zu groß. Bru-Th starrte gebannt auf die Silhouette des langsam größer werdenden Schiffes, dann atmete er tief ein. Sie hatten keine Wahl. Kurz räusperte sich der graugewandete Jedi, dann erklärte er im Duktus eines Kommandanten:

"Für mich ist die Sache klar. Dort schießt jemand auf Bürger der Republik oder Personen, mit denen wir Handel treiben. Das müssen wir verhindern, ... also gehen wir rein!"Ein Moment lang herrschte Stille, doch nur einen Moment lang. Länger wollte er nicht und sollte auch niemand anders über die Konsequenzen dieses Befehls nachdanken. "Lt. Cmdr., gehen Sie runter zu Major Sebolto und briefen sie ihn. Die Jäger müssen so schnell wie möglich in der Luft sein, bestückt mit den schwersten Torpedos, die wir an Bord haben."

Nachdem Bru-Th der Brückencrew weitere Befehle gegeben hatte, welche im Kern alle das Ziel verfolgten, die Massive so rasch wie möglich näher an den Schauplatz zu bringen, wollte er fast beiläufig von dem breitschultrigen Twi'lek, der hinter ihm stand, wissen. "Ihre Meinung, Captain?"


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Frachter?] Kruluk

Ein Ruck riss ihn aus seinem tiefen Schlummer. Keinen klaren Gedanken findend, spürte er nur.
Wärme und Wasser umspülten ihn, Dunkelheit wich einem roten Leuchten, als er seine Augen öffnete.
Irgendetwas stimmte nicht. Seine Instinkte schlugen durch, Panik wallte auf und sein Bewusstsein rüttelte am Käfig der Umnachtung, die ihn gefangen halten wollte. Das Wasser schmeckte schal und da war noch etwas Süßliches, das in seiner Kehle und seinen Kiemen juckte.
Mühsam bewegten sich seine Arme vor, er befand sich in einer Art Bassin. Vor ihm entdeckte er eine Art Spalt, durch den Licht fiel und einen Sog zu erzeugen schien.
Tank.
Er war in einer Art Tank, schoss es ihm plötzlich in den Sinn, und das war insoweit in Ordnung, weil er ein aquatisches Wesen war... sein Name lag ihm auf der Zunge. Dann kitzelte die Oberfläche der Flüssigkeit an seinem Schädel und zog sich rasch tiefer, Luft kühlte seine Haut und Trocknung setzte ein. Der Tank... lief aus? Wieso war überhaupt ein Spalt in dem Tank?
Nur mühsam fielen weitere Bruchstücke Verstand in seinen umnebelten Geist. Mon Calamari... Quarren... Morjanssik... Bilder rieselten in seinen Verstand und gaben ihm ein kurzes Gefühl des Vertrauens und der Hoffnung. Dazu mischte sich plötzlich leichte Übelkeit und Schwindel, als er sich im Tank abstützen wollte.
Wieder gab es einen heftigen Ruck, der ganze Tank geriet in Bewegung einschliesslich dessen Inhalt, hilflos geriet der Quarren in eine Schieflage.

Sein Kopf war mittlerweile frei, kurz hustete er, als seine Lungenatmung langsam einsetzte.
Ein weiterer Versuch des Abstützens gelang, und die Sicht und sein Gehör schärften sich. Der Tank lief aus, irgendetwas musste sich in dessen Front gerammt haben, um einen solchen Spalt zu erzeugen. Rotes, blinkendes Licht kam herein, und von irgendwo hörte er plötzlich einen leisen, elektronischen Alarm. Kälte umfing seinen trocknenden Leib, Schwerkraft zog ihn auf den Grund des Tanks. Durch den Spalt konnte der Quarren eine Art Kiste erkennen, die vor dem Tank seltsam schräg auf dem Boden lag.
Kruluk. Sein Name war plötzlich wieder da sowie Bilder aus seiner Jugend.
Resignation und Überlebensangst der Vergangenheit, auf der Strasse, mischten sich mit jenen Gefühlen, die er soeben verspürte und drohten erneut, ihn zu übermannen. Sein Schläfrigkeitskäfig, wie eine Glocke um seinen Verstand, war diesmal Rettungsanker. Mit den Armen schlug er gegen den Deckel des Tanks, doch der war wohl arretiert. Seine klobigen, müden Pranken vermochten nicht, diese zu öffnen, also musste er versuchen, den Spalt zu erweitern. Das erwies sich als fast unmöglich, da der Tank aus einem ziemlich robusten Material war, aber am Spalt schälte sich das Material nach innen und schien durch den Bruch etwas spröde. Er verletzte sich an den Armen, doch es gelang, den Spalt soweit zu öffnen, das er sich mit letzter Kraft ins Kalte schieben konnte.
Er landete unsanft auf der Kiste, dann auf dem Boden. Sein Atem ging stoßweise, kurz schüttelte er Benommenheit ab. Seine Mundtentakel berührten den harten Boden. Es war nass, der Inhalt des Tanks, und wieder juckte es in seinem Mund: Schlafmittel!
Diese Langflugnarkose hatte er noch nie vertragen können und erklärte seine Schläfrigkeit.
Er kämpfte dagegen an, stützte sich auf seinen blutenden Pranken hoch, seine Muskeln erwachten nur langsam. Ein Ächzen entfuhr ihm, dann kam ihm die Schwerelosigkeit zu Hilfe.
Er glitt irgendwo vor und nach oben, so wie eine Tonne frischen Gemüses, das sich ebenso aus einem Tank befreite und zusammen mit ihm durch die Gegend schwebte. Der Raum, in dem die Tanks standen, war nicht sehr groß und Kruluk glaubte, eine Art Frachtrampe ausfindig gemacht zu haben. Schon stiess er sich die Hüfte an einer weiteren, unvertäuten Kiste, und sein Magen rebellierte gegen die Drehung, die er nun erfuhr.
Ein weiterer Ruck, diesmal spürte er das Vibrieren und das Zerren an seinem Leib, dann dieser Knall... verflucht, er war auf einem Schiff! Und irgendetwas stimmte ganz und gar nicht!



[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Frachter?] Kruluk
 
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[Teth-System || Systemrand || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]

Zischend öffnete sich die Metalltür der engen Turboliftkabine und mit eilendem Schritt betraten die beiden gerufenen Flottenoffiziere, Commander Bru-Th Agoch und Captain Navara Ven, die Brücke der alarmierten „Massive“. Gleich nach dem Verlassen der Kabine empfing sie die Betriebsamkeit, die für so eine nervenzerreißende Situation – quasi kurz vor einem echten Feuergefecht – so typisch für ein Kriegsschiff war. Überall hörte man Fetzen von Befehlen oder Berichten. Mit ernster Miene liefen die Brückenoffiziere an ihren Stationen auf und ab, beobachteten ihre Untergebenen ziemlich genau und hielten dabei die Kontrolle fest in ihrer Hand. Für einen kurzen Moment glaubte sich der grünhäutige Twi'lek tatsächlich auf der „Prometheus“ – oder seinem alten Kommando: der „Sunrise Over Coruscant“ – zu befinden. Doch dann meldete sich auf einmal mit entschlossener Stimme der eigentliche Kommandant des Liberator Transportkreuzers, der dunkelblonde Jedi-Meister, zu Wort; forderte einen Bericht von seinem Ersten ein.

Navara, der nun etwas Tempo aus seinem Schritt nahm, sah sich noch einmal auf der diensteifrigen Brücke um. Station für Station war in Rekordzeit besetzt worden. Dabei führte der Nichtmensch das nicht auf die angesetzte Übung zurück, sondern eher auf die tadellose Disziplin zurück, die hier an Bord der „Massive“ herrschte. Jeder Kommandant, der den normalen Weg über die Militärakademie genommen hatte, hätte das nicht besser hinbekommen können. 'Die schlechte Stimmung gegen den Jedi scheint sich noch nicht auf solche Gefahrensituationen auszuwirken', kommentierte der äußerst mürrische Twi'lek diese Erkenntnis und war insgeheim – mal wieder – positiv überrascht. Denn so effektiv hätte er die Zusammenarbeit zwischen dem Jedi und dessen Führungsoffizieren nach dem ersten Eindruck, den er am Vortag bekommen hatte, nicht eingeschätzt. War das Magie?

Die ersten Meldungen ließen nicht lange auf sich warten: Chaotische Lage, Notrufe von zahlreichen Frachtern und die Anwesenheit einiger feindlich gesinnter Kräfte. Der ersten Einschätzung nach, die sich einem erfahrenen Militär ungefragt aufdrängte, mochte das für einen handelsüblichen Überfall einer Piratenbande sprechen – insbesondere in den neutralen Outer Rim-Territorien. Jedoch ließ den muskulösen Captain eine Sache aufhorchen: Es handelte sich hauptsächlich um einen Sternzerstörer der Victory-Klasse sowie mehrere TIE-Modelle. Diese altgediente Schiffsklasse ließ für Navara nur einen Schluss zu: Sie hatten es hier nicht mit Piraten, sondern mit Imperialen zu tun. Sofort glitt der Blick des Twi'lek zu dem uniformierten Corellianer. Hatte er mittlerweile schon die selben Schlüsse gezogen? War seine Mannschaft – trotz aller mangelnder Vorbereitung – bereit für einen Zweikampf mit dem Erzfeind? Oder sollte man lieber diese unschuldigen Händler – und höchstwahrscheinlich auch Kleinkriminellen – ihrem eigenen Schicksal überlassen und wieder springen? Mit einem Mal kamen so unzählige Entscheidungen auf den Kommandanten zu. Wie würde er sich entscheiden?

Langsam, vorsichtig tastete sich der neurepublikanische Liberator Transportkreuzer ins Teth-System hinein. Nahe dem Planeten, für das menschliche Auge nicht auszumachen, hielt ein äußerst betagter Sternzerstörer der Victory-Klasse eine Vielzahl an Frachtern in Schach. Etwas Unterstützung erhielt er dabei von den zwölf ausgesetzten TIE-Fightern. Einzelne Lichter blitzten kurzzeitig auf. Obwohl all die zivilen Schiffe keinerlei (wirksamen) Widerstand leisten konnten, feuerte der vermeintliche Imperiale immer wieder. Offenbar hielt das Kriegsschiff seine potenziellen Opfer so erfolgreich in Teths verteidigungslosen Orbit fest. Doch die „Massive“ nahm inzwischen Fahrt auf. Nachdem sich Commander Agoch für ein Eingreifen entschieden hatte, bereitete sich der klobige Transportkreuzer auf das Feuergefecht vor. Sogar die Hangartore, die sonst während der Sprünge geschlossen waren, hatte das neurpublikanische Kriegsschiff wieder geöffnet. Man schien bereit zu sein. Jedoch konnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich einschätzen, ob der Feind schon irgendwie Notiz von ihnen genommen hatte.

Für eine Überraschung sorgte der Sensorikoffizier, indem er plötzlich meldete:
„Sir, bei dem Schiff handelt es sich laut Verifizierung um die 'Wachtor'.“

Durch die Brücke ging ein hörbares Raunen. Ein Kriegsschiff der „Schwarzen Flotte“ am Rande der bekannten Galaxie? Kehrte Jart Ga'lor etwa zurück? Der blasse Twi'lek, der einst vom Imperium zur Republik übergelaufen war und sich dann zum Rear Admiral hochgedient hatte, soll laut Gerüchten einzelner Abenteurer inzwischen längst als ein Kriegsherr, irgendwo in den Unbekannten Regionen, sein Leben fristen. Doch das überraschende Auftauchen der „Wachtor“ konnte tatsächlich ein Indiz für eine mögliche Rückkehr sein. Unwillkürlich zuckte Navaras Kinn. Grimmig starrte der Twi'lek in die Ferne. Als er zum neurepublikanischen Militär gekommen war, hatte er oft und viel von dem berühmten Offizier, der ebenfalls von Ryloth stammte, gehört. Manchmal kam es ihm sogar so vor als wäre Ga'lor eine Art lebendes Vorbild für ihn – gerade da sein Vater bei einem Feuergefecht mit imperialen Truppen gestorben war. Jedoch hatte sich der einstige Rear Admiral am Ende als Person entpuppt, in deren Blut der ewige Verrat lag.

„Commander, ich würde Ihnen raten sich auf das Heck zu konzentrieren“, sagte Navara zu Bru-Th mit mürrischer Stimme. „Sollte das Schiff keiner Modifizierung unterworfen worden sein, dann ist die Bewaffnung dort am Schwächsten.“ Genaue Daten hatte der große Twi'lek zwar nicht im Kopf, aber sein Gefühl sagte „richtig“. „Den meisten Widerstand verursachen Steuer- und Backbord – Sie sollten das im Hinterkopf behalten, wenn Sie in Feuerreichweite kommen.“

Mehr hatte der Captain nicht zu sagen. Große Pläne mochten bei Schlachten beliebt sein, aber lange hielten sie nicht. Taktik musste sich stets den kurzweiligen Gegebenheiten anpassen. Zu leicht, viel zu leicht verfiel man in starre Muster und wurde so schnell für den Gegner durchschaubar. Ein Sieg war so – selbstverständlich – nur schwer möglich. Insbesondere die imperialen Streitkräfte schienen in diesem Dilemma zu stecken, so Navaras Meinung. Jedoch trauerte er seinen Feinden keine Träne nach. Schließlich hatten sie den Tod verdient. Beiläufig meldete der Cathar, der als Waffenoffizier auf der „Massive“ fungierte, die Bereitschaft sämtlicher Geschütze. Etwa zur selben Zeit kehrte der Erste Offizier, Lieutenant Commander Kytana Saris, auf die Brücke zurück, ging unverzüglich zu ihrem Vorgesetzten und meldete formell, dass die Sternjäger, die an Bord waren, bereit wären. Erst jetzt erinnerte sich der Twi'lek daran, dass der Transportkreuzer nicht über seine eigentliche Stärke an Maschinen verfügte. Zwei Staffeln fehlten der „Massive“. Spannung breitete sich auf der Brücke ungehindert aus. Wann begann das Feuergefecht?

„Commander, gegen eine Staffel TIEs sollten es Seboltos Piloten problemlos schaffen“, bemerkte er kurz darauf. „Jedoch sollten Sie in Erwägung ziehen, ob Sie die Frachter ebenfalls ins Feld führen. Im Moment mögen sie kaum Schaden gegen die 'Wachtor' ausrichten. Aber in diesem Fall können Sie jedes einzelne Geschütz gebrauchen...“

[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]
 
[Outer Rim | Teth-System | Teth | Peroon | Orbitalüberwachungsstation] Major Saviro

Die Tür schwang auf und mit schneidigem Schritt polterte der Major Saviro in den Raum. Seine Präsenz füllte sofort den ganzen Raum. Es war nicht die Macht: Ein profaneres Wesen als ihn gab es wahrscheinlich in er gesamten Galaxis nicht. Dennoch konnte man mit mehr als nur den fünf Sinnen erfahren, dass der Mann mit dem schwarzen Schnauzer angekommen war und dass er erwartete, dass nun alle nach seiner Pfeife tanzten. Und zwar schnell, präzise und ohne zu murren.

»Bericht!« rief er mit einer Feldherrenstimme, die wahrscheinlich auch am anderen Ende von Peroon noch deutlich zu verstehen war.

»Colonel, Sir, der Frachterkonvoi wird von einem Sternenzerstörer der Klasse Victory-I angegriffen.«

»Transpondersignal?«

»Keines, Sir.«

»Datenbankabgleich?«

»Ergebnislos, Sir.«

»Kontaktversuche?«

»Unbeantwortet, Sir.«

»Hm.«

Saviro kniff die schwarzen Augenbrauen zusammen und rieb sich das Kinn. Ob das ein unbewusster Effekt seiner Nachdenklichkeit war oder ob er diese bewusst unterstreichen wollte, war schwer zu sagen.

»Ist die Flotte gestartet, Lieutenant?«

»Die Sternenjäger sind gestartet, die Korvetten sind bei den Startvorbereitungen. Aber, Sir, sie werden wohl nicht viel ausrichten können gegen ein Schiff dieser Größe, fürchte ich.«

Die ›Flotte‹ von Teth bestand aus nicht mehr als drei Korvetten der Charger-C70-Klasse, einem halben Dutzend kaum bewaffneter Patrouillenboote und einem Sammelsurium aus Sternenjägern, von denen ebenfalls kein einziger dem neuesten Stand der Technik entsprach: Headhunters, Y-Wings und ähnlich betagte Modelle.

»Ganz recht«, nickte Saviro. Die Lage schien den Major noch nicht aus der Ruhe zu bringen, abgesehen von seiner üblichen (Hyper-)Aktivität, wie er sie auch bei Übungen und Nebensächlichkeiten entwickelte.

»Bitten Sie alle Schiffe im System um Beistand.«

»Ja, Sir. Leider sind da nur...« Der Lieutenant unterbrach sich und warf nochmals einen Blick auf seinen Bildschirm, um sicherzugehen, dass er sich eben nicht verguckt hatte. »Major, vor kurzem ist ein weiteres Kriegsschiff eingetroffen; offenbar auf der Durchreise. Laut Transpondersignal ist es ein Kreuzer namens Massive unter der Flagge der Neuen Republik.«

»Gute Arbeit, Lieutenant.« Auch wenn dieser natürlich nichts dafür konnte, wirkte das Lob aufmunternd. »Senden Sie folgende Nachricht:

Republikanischer Kreuzer Massive, hier spricht Major Saviro von der Teth-Verteidigungsarmee. In diesem Augenblick werden zivile Schiffe von einem Sternenzerstörer ohne Kennung angegriffen. Ich bitte Sie offiziell - oder inoffiziell, falls das die Dinge erleichtert - um Ihren Beistand. Wir können den Angreifern selbst nicht viel entgegensetzen.«


Aber wer rechnete auch damit, dass Piraten über ein Schiff dieser Größe verfügten? Saviro wurde den Verdacht nicht los, dass es sich bei den Angreifern keineswegs um Räuber handelte, sondern um Imperiale. Schlimmstenfalls stand Teth eine Invasion bevor. Eine Situation, deren Folgen er sich gar nicht ausmalen wollte.

[Outer Rim | Teth-System | Teth | Peroon | Orbitalüberwachungsstation] Major Saviro


***

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas

Schon mit den ersten Salven war es gelungen, eines der Frachtschiffe mattzusetzen: Einen GR-75-Transporter, wie ihn auch die Republik gerne einsetzte, doch fuhr dieser hier für einen privaten Unternehmer. Er und ein leichter corellianischer Frachter, der zwar noch intakt war, dessen Schubkraft aber nicht ausreichte um sich loszureißen, befanden sich bereits im Griff der Traktorstrahler der Wachtor. Captain Arbas beobachtete, wie beide Fahrzeuge herangezogen wurden, um seinen Mannschaften das Entern zu ermöglichen. Unterdessen zielten die zahlreichen Geschütze seines Sternenzerstörers auf die flüchtenden Einheiten. Manche von ihnen würden höchstwahrscheinlich entwischen: Die schnelleren, wendigeren, deren Piloten schnell genug reagiert hatten. Die schwerfälligeren Kähne jedoch waren so gut wie sein, und genau auf diese hatte er es auch abgesehen, weil sie die größeren Frachträume hatten und oft die nützlichere Ladung transportierten. Ein Klasse-VI-Frachter zählte beispielsweise in diese Kategorie: Die Turbolaser stocherten bereits nach dem Schiff, während es versuchte, Fahrt aufzunehmen. Doch das war ziemlich vergeblich. Erwischte die Wachtor sie nicht, dann sicherlich ihre TIE-Jäger.

»Captain, die ›Flotte‹ von Teth startet.«

Vereinzeltes Gelächter erklang. Offenbar nahm niemand die planetare Verteidigung ernst. Auch Captain Arbas nicht. Sie hatten die Stärke der hiesigen Flotte vorher ausgekundschaftet und festgestellt, dass sie keine Bedrohung für die Wachtor darstellte. Ein Ärgernis, mehr nicht. Mit den veralteten Jägern konnten seine gut geschulten TIE-Piloten leicht fertig werden, und die Korvetten waren nach ein paar gut gezielten Schüssen Geschichte.

»Lasst sie kommen!« knurrte der Kommandant mit einem bösartigen Lächeln.

Doch da kam noch etwas ganz anderes.


»Da ist ein größeres Schiff im System!« lautete die etwas unprofessionelle Meldung.

»Wie groß?« fragte Arbas, der natürlich einen weiteren Frachter vermutete und bereits auf noch fettere Beute hoffte.

»Etwa vierhundert Meter. Captain, das scheint ein Kriegsschiff zu sein! Laut Transpondercode republikanisch!«

»Was!?«

Das Holo hatte noch nicht genug Daten für eine detailgetreue Abbildung, aber die grobe Kontur ließ bereits eine Identifikation zu. Es handelte sich um einen Transportkreuzer der Liberator-Klasse. Tatsächlich die republikanische Flotte. Ein Hinterhalt? Nein, wohl kaum. Wohl eher ein dummer Zufall, dass sie sich gerade jetzt im System befanden. Kein allzu unwahrscheinlicher allerdings, denn Teth lag immerhin an der bedeutendsten Hyperraumroute der Outer-Rim-Territories.

»Behaltet den ganz genau im Auge. Ich glaube nicht, dass sie angreifen; wir sind ein zu dicker Fisch für sie. Aber wenn doch, können sie uns einigen Ärger machen, vor allem wenn sie vielleicht noch Verstärkung bekommen. Beeilt euch etwas mit den Frachtern, Männer!«

In diesem Moment explodierte etwas am Heck des Klasse-VI-Frachters und er begann sich unkontrolliert um die eigene Achse zu drehen. Gut so - ein weiteres Opfer.

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


Gedankenverloren starrte Bru-Th die holographische Projektion an, die von dem blank polierten Holotisch zu seiner Linken ausging und ein detailliertes Bild des Teth-Systems mit einer Vorliebe für militärische und zivile Objekte zeigte. Der rundliche Tisch, in dessen Mitte sich ein leistungsstarker Holoprojektor befand, war gut einen Meter breit und verarbeitete auf erstaunlich präzise Weise, was die Sensoren der Massive aufzeichneten. Bru-Th zoomte den Bereich unmittelbar um die Wachtor heran. Das kapitale, vermutlich imperiale Schiff bewegte sich schräg auf sie zu, wenngleich die Entfernung noch groß war. Es trieb mit seinen Geschützen die Frachter ringförmig auseinander, was dem hochgewachsenen Corellianer verriet, dass zumindest die Chancen für einige Schiffe nicht schlecht standen, die heiße Zone unmittelbar um den Sternenzerstörer verlassen zu können. Doch dazu benötigten sie Hilfe, was auch der Grund war, warum er die Massive zunächst frontal in Richtung des laserbewerten Keils steuern ließ.

"Ich müsste das Schiff auf eine bogenartige Flugbahn schicken und hoffen, dass wir manövrierfähiger sind als die Imperialen", murmelte Bru-Th halblaut, während sein Blick akribisch jede Veränderung des Holobildes wahrnahm. "Unsere Breitseiten dürften dem Feind nicht schmecken!" ... Andernfalls kostet das Manöver Zeit, ... Zeit, die die Frachtercrews vielleicht nicht haben?"

Bru-Th warf dem twi'lekischen Captain einen skeptischen Blick zu, der durchscheinen ließ, dass er von der Idee nicht restlos begeistert war. Die militärische Sinnigkeit dieses Unternehmens stellte Bru-Th auch nicht in Frage, doch ging es in dieser Mission doch um mehr, als nur die Wachtor auszuschalten. Es ging ebenfalls darum, die schutzlosen Schiffe zu schützen, doch Bru-Th widerstand dem inneren Drang, sich mit dem Kreuzer direkt zwischen das Schlachtschiff und seine Beute zu werfen. Zu gefährlich waren dessen Waffen und zu zahlreich.

"Signalisieren Sie Major Sebolto, dass er Startfreigabe hat", gab Bru-Th schließlich den Startschuss, worauf hin die Massive einen konstanten Strom von Raumjägern in die Weite des Alls entsandte. Der Holotisch markierte jeden Sternenjäger als kleinen Pfeil. Es gab insgesamt achtundvierzig von ihnen, zusammengesetzt aus vierundzwanzig Incom T-65B X-Wing, zwölf RZ-1 A-Wing sowie zwölf schweren BTL-S8 K-Wing. Lt. Cmdr. Saris meldete sich zu Wort:

"Erinnern Sie den Major daran, dass er diesmal auf die K-Wings besser Acht geben soll. Bis die feindlichen TIEs ausgeschaltet sind, halten die schweren Bomber Abstand. Verstanden?"

Der angesprochene Com-Offizier nickte knapp und gab die Befehle weiter. Bru-Th nickte ebenfalls zufrieden in Richtung der rothaarigen Frau. "Wenn ich diese Staffel auch noch verliere, wird man uns nie wieder eines dieser kostspieligen Exemplare geben", bemerkte der alteingesessene Jedi Meister halb schmunzelnd, um ein wenig die Anspannung auf der Brücke zu mildern. Ein Jeder erinnerte sich noch an Denon und wie es die schlecht positionierten Bomber damals zerrissen hatte.

"Sir, wir werden von einer orbitalen Überwachungsstation gerufen", rief der Com-Offizier eine Nuance lauter als gewöhnlich über die Brücke. Die Anspannung des jungen Mannes war dabei nicht zu überhören. Nicht wirklich überrascht löste Bru-Th seinen Blick von der Holokarte, die just in diesem Moment dem Kampfgeschehen eine weitere Gruppe von Flugobjekten hinzufügte, die von der Planetenoberfläche starteten. "Lassen Sie hören", befahl er knapp, und im Folgenden ertönte die durchsetzungsstarke Stimme eines Mannes, der zur Planetenverteidigung von Teth ge- und auf den Namen Savira hörte.

Einen Moment lang blieb er dem Kommandeur die ersehnte Antwort schuldig, dann entgegnete der hochgewachsene Corellianer, wobei er selbstsicher, scheinbar abwägend eine Hand unter das Kinn legte: "Sie brauchen mich nicht um meinen Beistand bitten, Major ... sie haben ein Recht darauf. Wir tun unser Möglichstes, um den Sternenzerstörer zu zerstören oder zu vertreiben. Auf Ihre Korvetten und Jäger bin ich aber angewiesen. Welches Schiff ist das Leitschiff, Major Savira?"

Den Namen Wachtor hatte er absichtlich ausgelassen, denn irgendetwas hatte es damit auf sich. In dem Moment, als der VSD identifiziert worden war, ging ein Raunen über die Brücke. Bru-Th war nicht weiter darauf eingegangen, was sicherlich auch daran lag, dass er von diesem Namen noch nie etwas gehört hatte und er ihm auch nichts sagte, dem Rest der Crew jedoch offenbar schon. Verärgert über seine eigene Unwissenheit wandte er sich an seinen twi'lekischen Vorgesetzten, dessen Blick ebenfalls an der taktischen Konsole zu kleben schien. "Notieren Sie es meinetwegen in meiner Akte, Sir, aber bei den toten Knochen der Sith, was hat es mit dem Namen Wachtor auf sich? Ich bin ... war ein Jedi, kein Militärhistoriker", brummte er Ven an, während sich die Massive unbeirrt weiter dem Victory-Klasse Sternenzerstörer näherte. Bald würde er sich entscheiden müssen, ob er den von Ven vorgeschlagenen Bogen flog oder nicht, da spürte Bru-Th plötzlich die Anwesenheit von jemand Vertrautem, doch nur für Sekunden. Es war, als hätte jemand für einen kurzen Moment in einem dunklen Raum eine Plasmalampe entzündet, doch genügte dieser Moment voll fremder Emotionen, um Bru-Th sichtbar und nachhaltig aus der Bahn zu werfen. "Was?", stammelte er benommen, sich neu orientieren müssend.

"Ich schlug vor", wiederholte Lt. Cmdr. Saris mit einer gehörigen Portion Unverständnis in der Stimme, "ob wir nicht mit den Captains der Frachter in Verbindung treten sollten. Auf den Schiffen wird Chaos herrschen!" Erst jetzt raffte sich der Jedi Meister in seinem Stuhl auf, schüttelte auch die restliche Benommenheit ab und wagte sich an eine Antwort. Man starrte ihn von allen Seiten an und hoffte ganz zweifelsfrei eine Erklärung für das merkwürdige Verhalten ihres Kommandanten zu bekommen. Bru-Th blieb ihnen diese schuldig, und antwortete der rothaarigen Frau - deren Miene keinerlei Regung verriet - schroff: "Dann tun Sie das!"


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere
 
[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]

Trotz seines betagten Alters war ein Victory-Sternzerstörer wie die „Wachtor“ ein schwerer Brocken – jedenfalls für einen einzelnen Liberator Transportkreuzer wie die „Massive“. Denn in diesem Fall besaß das imperiale Modell einfach eine weitaus schlagkräftigere Standardbewaffnung als der breite Träger der Neuen Republik. Im direkten Duell – Schiff gegen Schiff – rechnete Navara deshalb der „Prometheus“, seinem eigenen Kommando, mehr Chancen zu als dem Kriegsschiff, an Bord dessen er sich just in diesem Moment im Teth-System befand. Zum Glück war die „Massive“ aber in dieser tödlichen Situation nicht allein. Vier Staffeln hochmoderner Sternjäger konnte der Transportkreuzer in das Gefecht führen. An sich zwei Einheiten weniger als eigentlich für dieses Modell üblich, aber gegen eine Staffel TIE-Fighter sahen ihre Erfolgschancen äußerst vielversprechend aus. Außerdem signalisierte die hiesige Systemverteidigung ihre Unterstützung im Kampf gegen den gegnerischen Sternzerstörer. Die „Massive“ war also nicht ganz allein.

In der Luft lag eine elektrisierende Spannung. Man musste kein Jedi sein, um diese zu spüren. Nach Navaras Meinung reichten da ein paar Dienstjahre auf einem Kriegsschiff aus. Konzentriert blickten sämtliche Mitglieder der Brückenbesatzung auf den Bildschirm ihrer brummenden Konsolen. Ganz sorgfältig gaben die Offiziere die Befehle ihres Kommandanten an die Mannschaft weiter. Auf allen Stationen der „Massive“ bereitete man sich auf das kommende Feuergefecht mit der „Wachtor“ vor, da ein kämpferischer Kontakt unausweichlich war, wollte man dem Teth-System sowie den vielen Frachtern im Kampf gegen ihren Aggressor helfen. Aufmerksam ruhte der Blick des Twi'lek auf der holografischen Projektion der Situation, während Commander Agoch weitere Anweisungen an seine Mannschaft – sowie die achtundvierzig Piloten, die in ihren Maschinen da draußen waren – gab.

Obwohl die „Prometheus“ als Mon Calamari-Sternkreuzer der Neunziger Klasse über sechs Staffeln Sternjägern verfügte, gehörte der taktische Einsatz dieser Maschinen in der Schlacht nicht wirklich zu den Stärken des nichtmenschlichen Captain. Denon und Corellia hatten ihn in dieser Sache zwar einige Kniffe lernen lassen, aber seine bisherige Vergangenheit als Kommandant eines leichten Mon Calamari-Sternkreuzers der Vierziger Klasse mit einer Sternjägereinheit sowie davor als einfacher Brückenoffizier für die Waffensektionen auf weitaus kleineren Kriegsschiffen hatten ihn in diesem Punkt nicht gerade gefördert. Somit musste er sich insgeheim mehr auf das Urteil des Jedi verlassen als ihm eigentlich lieb war. Hätten Twi'lek nicht von der Natur aus spitze Zähne bekommen, hätte er in diesem Moment wohl grimmig mit den Zähnen geknirscht oder auf die Unterlippe gebissen. So musste er sich jedoch mit einem kurzen, emotionalen Ausbruch seiner Lekku zufrieden geben.

Der uniformierte Cathar meldete plötzlich:
„Bugbewaffnung hat den Victory ins Visier genommen.“

Und missgelaunt kommentierte Navara diese Information in Gedanken mit: 'Und nun dürfte sich der Jedi wünschen, seine Turbolaser wären richtig kalibriert.' Kurz glitt sein Blick zu dem Commander, der in seinem Kommandosessel saß und ebenso das projizierte Hologramm studierte. Jedoch schien Bru-Th Agoch seinen Blick fehl zu interpretieren, da er auf einmal den Twi'lek aufforderte ihn über die „Wachtor“ aufzuklären. Er sei kein Militärhistoriker. Stress? War das Stress? Verlor der Jedi nun im Angesicht eines Kampfes die Nerven? Unwillkürlich funkelten die Augen des Captain. Doch war er sich in diesem heiklen Moment nicht sicher, ob er, wäre er der Kommandant der „Massive“, nicht genauso angespannt wäre. In dieser Sache konnte er dem Jedi also nichts übel nehmen – obwohl er es gerne, sehr gerne getan hätte. Stattdessen räusperte sich Navara, richtete seinen Körper noch ein bisschen mehr auf und legte sich eine Antwort zu recht.

„Niemand verlangt von einem Militär, dass er sämtliche Kriegsschiffe, die einst für die Streitkräfte der Neuen Republik tätig war, kennen müsse“, erwiderte der Captain mit kühler, fast eisiger Stimme und fixierte den dunkelblonden Corellianer dabei noch mehr. „Die 'Wachtor' gehört zu den Schiffen, die gemeinsam mit dem ehemaligen Rear Admiral Jart Ga'lor desertierten. In diesen Sachen kenne ich mich selbst nicht genug aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass der Ex-Imperiale den Victory sogar von seinem vorherigen Dienstherrn mitgenommen hatte...“

Deserteure mochte Navara noch weniger als Jedi. Hatten sich der Orden der Jedi lange Zeit aus den alltäglichen Dingen der Republik – insbesondere dem Krieg – herausgehalten, so konnte man über die nun wenigstens sagen, dass sie bei der erfolgreichen Befreiung des corellianischen Systems eine Rolle als tragende Säule der Operation eingenommen hatten. Im Gegensatz dazu schadeten jegliche Deserteure aktiv der Schlagkraft der Demokratie. Ihr äußerst schändliches Handeln konnte man also ganz und gar nicht mit der „pazifistischen“ Haltung vergleichen, die die Jedi über einen sehr langen Zeitraum für sich beansprucht hatten. Selbst gegenüber War Blade, dem einstigen Kommandeur der „Forces of Hope“ und nun völlig rehabilitierten Admiral in der Flotte, hatte der Captain noch immer seine Ressentiments. Doch Blade hatte zurück in die Arme der Republik gefunden, indem er bei der Schlacht um Corellia äußerst selbstlos die Reste seiner „Abtrünnigen“ gegen die Imperialen geführt hatte. War Ga'lor zu ähnlichem fähig? Nein, der Twi'lek mochte zu tief im Verrat stecken.

„Halten Sie sich nicht zu sehr mit der Herkunft der 'Wachtor' auf, Commander“, fuhr Navara schon kurz darauf fort. „Wer weiß, ob das Schiff überhaupt noch unter der Kontrolle des Kommandanten steht, der es einst beim Desertieren befehligt hatte.“ Unruhig umrundete der grünhäutige Twi'lek die holografische Darstellung. „Haben Sie schon einen Plan? Selbst mit der Systemflotte könnte das am Ende eine knappe Entscheidung werden. Bis auf einfaches Piratenpack dürften diese Kerle von der richtigen Kriegsführung kaum Ahnung haben – im Gegensatz zur 'Wachtor'.“

Der Captain schluckte, obwohl sich Hals und Rachen staubtrocken anfühlten. Wie konnte man den betagten Sternzerstörer effektiv schlagen? Diese Frage kreiste ungelöst um seinen Geist. Sein Blick sog die Projektion förmlich auf, brachte aber kaum neue Erkenntnisse. Zaghaft hielten sich die vier Staffeln der „Massive“ noch in der Nähe des Liberator Transportkreuzers. Bisher hatten sie die TIE-Fighter noch nicht in Dogfights gelockt, obwohl sie – insbesondere die flinken A-Wings – hier und da förmlich nach dem Kampf lechzten. Saris hatte anscheinend Navaras Vorschlag, man könne die Frachter kontaktieren, aufgegriffen. Doch im Gegensatz zu dem Twi'lek ging es ihr augenscheinlich mehr um das Chaos, das womöglich auf den zivilen Schiffen herrschte. Sollte er seinen Vorschlag auch noch mal wiederholen? Sollte er den Jedi tatsächlich dazu ermutigen die Captains der Frachter ebenfalls in den Kampf zu führen? Erneut schluckte Navara. Konnte man sich auf einfache Händler und Schmuggler verlassen? Vielleicht agierte unter den etlichen Frachtern sogar ein einzelnes Schiff als getarntes Raubtier dieser kriminellen Bande. Jedoch hatte der Nichtmensch bisher noch keinerlei auffälliges Verhalten ausmachen können. Jedes Schiff schien unter Schock zu stehen.

Der Kommunikationsoffizier meldet sich zu Wort:
„Eine Nachricht von der 'Lucky Lou'. Der Captain des TL-Eintausendzweihundert schlägt vor, dass man ihn und seine Kollegen einfach aus dem Orbit boxt und dann schnellstmöglich in Sicherheit springe.“ Kurz hielt der Offizier inne. „Sir, es folgen weitere eingehende Nachrichten...“

Bevor der Kommunikationsoffizier den nächsten Vorschlag mit eigenen Worten – und sehr verkürzt – wiedergab, schaltete sich der haarige Lieutenant von der Waffenkontrolle ein:
„T-Minus Zwei bis Feuerreichweite, Commander.“

[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


"Diese verflucht kratzige Uniform", raunte Bru-Th in Gedanken und war einen Moment versucht, sich das gestärkte und - seiner Meinung nach - für solche Situationen viel zu enge Kragenteil abzureißen, doch wusste der hochgewachsene Corellianer ebenso gut, wie die Crew der Massive ein solch kurzsichtiges Handeln bewerten würde. Ein Kommandant durfte in einer Situation, wo von seinen Entscheidungen viele Leben und Abermillionen von Credits abhingen, keine Nerven zeigen. Er war angespannt, sogar ziemlich angespannt. Schweiß benetzte seine Stirn und die Finger des menschlichen Hünen krallten sich leicht in die Lehne, was seine Handknochen deutlich unter der weißlichen Haut hervortreten ließ.

"Alle Stationen bereit halten", antwortete Bru-Th dem Cathar und überhaupt allen, um sich etwas Luft zu verschaffen. Dienstpläne, die Waffen inspizieren oder eine Übung abhalten, das war alles schön und gut, dachte er leicht verdrießlich, doch diese Situation hier war von ganz anderem Kaliber. Ein wenig fahrig fuhr sich Bru-Th durch die Haare, sein Blick starr auf das Holo gerichtet. Alles stand bereit, wartete auf sein Kommando, doch welches sollte er geben? Seine Gedanken rasten. Nur am Rande nahm er den Twi'lek an seiner Seite wahr und wie dieser von der Wachtor, ihrer Vergangenheit und ihrem Alter palaverte. "Das Alter!", wiederholte der Jedi Meister a.D. noch halb in Trance, um im selben Moment aus dem Sessel zu springen, so gut es sein verletztes Bein zuließ. Mit weit aufgerissenen Augen, als hätte ihn die Erkenntnis selbst geschlagen, glitt sein Blick zu Navara herüber.

"Das könnte es sein! Wenn wir es geschickt anstellen ...",

sprach er mehr zu sich selbst, als zu dem breitschultrigen Captain an seiner Seite, doch er kam nicht dazu seinen Gedanken auszuformulieren. Sein XO, Lt. Cmdr. Saris erhob ihre Stimme über das konzentrierte Arbeiten auf der Brücke, während sie mit der Hand einen Kopfhörer rudimentär an ein Ohr legte:

"Sir, die Captains der Frachter bombardieren uns förmlich mit Nachrichten. Die Situation ist vollkommen chaotisch. Panische Hilferufe, Anfragen, wie man sich verhalten soll und Statusberichte, alles durcheinander. Wir verlieren den Überblick!"

Nicht wirklich erfreut darüber, dass man ihn mit Nachdruck mitten beim Greifen eines klugen Gedankens gestört hatte, reckte Bru-Th den Hals nach hinten, um zu den achtern liegenden Konsolen und seiner rothaarigen Stellvertreterin zu blicken. Sie schüttelte leicht mit dem Kopf, um ihren Worten den besagten Nachdruck zu verleihen. Bru-Th kniff angestrengt die Augen zusammen. In seinem Kopf formte sich ein einfacher Gedanke, den er auch sofort - und zwar in Befehlsform - aussprach, direkt an Saris adressiert:

"Die Frachter müssen weg, Lt. Cmdr.! Weder können sie dem Schild der Wachtor eine ernsthafte Beule verpassen, noch lange dem Feuer der Turbolaser standhalten. Bestenfalls können die Schiffe als Kanonenfutter dienen, doch dann haben wir das Problem, dass wir nicht ordentlich manövrieren können", erklärte Bru-Th ohne Umschweife seinen Befehl und wiederholte ihn erneut: "Befehlen Sie den Schiffen, sich so schnell es geht von dem Sternenzerstörer zu entfernen und auf eigenwillige Aktionen zu verzichten."

"Damit kenn ich mich aus, hab doch selber jahrelang solche Dinger geflogen", fügte Bru-Th dem gedanklich hinzu und dachte insbesondere an die Fat Trader und ihre heillose Flucht aus dem Imperialen Zentrum, neu-republikanisch Coruscant. Lang hing er diesen Gedanken nicht nach, denn inzwischen war die Massive bis auf wenige Minuten an den Sternenzerstörer der Victory-Klasse herangeflogen, eine Traube von Sternenjägern vor sich her schiebend. Die Spannung auf der Brücke war zum Zerreißen. Man hörte förmlich die Crew die Luft anhalten. Bru-Th spürte das Changieren zwischen Tatendrang und Sorge, Heldenmut und Unsicherheit. Lt. Tuum knurrte leise, seine Art Anspannung auszudrücken.

Die Massive flog geradewegs auf den Sternenzerstörer zu, ein Verhalten, was man bestenfalls als waagemutig beschreiben konnte, dachte Bru-Th. Es war Zeit zum Handeln, Zeit, sich für einen Weg zu entscheiden. Es würde nicht der Weg sein, den Ven gegangen wäre, vermutete der machtbegabte Commander und hob seine Stimme an, um die Brückencrew aus dem Zustand der gebannten Spannung zu reißen und ihr den Zügel des Handelnden in die Hände zu legen.


"Der Sternenzerstörer ist stark, doch sicherlich auch alt. Und alte Sachen neigen dazu schneller kaputt zu gehen. Das ist unsere Chance!", erklärte er sich, insbesondere gegenüber seinem twi'lekischen Beisitzer. "Auch wird man sich fragen müssen, wie gut kann so ein Kriegsherr seine Schiffe in Ordnung halten? Ich könnte mir vorstellen, dass die Kuati ziemlich abweisend auf eine Anfrage seitens dieses Ga'lor reagieren würden", versuchte er die Stimmung zu lockern, um im Folgenden expliziter zu werden.

"Greifen wir uns also die schwächste Stelle! ... Lt. Frey, drehen Sie das Schiff um neunzig Grad nach steuerbord in einer harten Kurve. Sehen Sie zu, dass wir - wie der Captain es empfohlen hat - zum Heck des Kolosses gelangen, möglichst mit einer Breitseite. Halten Sie uns aber auf jeden Fall außerhalb der Reichweite ihrer Geschütze." "Verstanden, Commander!"

Bru-Th blick wanderte herüber zum Cathar: "Warten Sie mit den Geschützen, bis wir hinter dem Schiff sind. Richten Sie alle Geschütze auf das untere Ende des Turms aus. Nur die nicht-kalibrierten Geschütze sollen bereits Maß nehmen dürfen und sich einschießen, Lieutenant. ... Was die Jäger angeht", diese Worte waren für den Com-Offizier gedacht, "geben Sie die Erlaubnis zum Angriff auf die TIE-Fighter. Und geben Sie mir Sebolto und die Staffelkommandanten auf die Lautsprecher! Ich will hören, wie der Kampf verläuft."


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[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas

An sich hätte der Überfall hervorragend verlaufen können. Die dicksten Brocken unter den Frachtschiffen waren sichere Beute, mittlerweile waren schon drei von ihnen kampfunfähig und bei zweien bereits die Enterteams an Bord. Der Widerstand ging gegen Null - ziemlich wirkungslos versuchten ein paar der zivilien Schiffe, sich die TIE-Jäger vom Hals zu halten. Ein Handelsfahrer hatte sogar seine Kapitulation angeboten, um seine Fracht gegen das Leben seiner Mannschaft zu tauschen, und dockte in diesen Augenblicken freiwillig an einer Luftschleuse der Wachtor an. Die paar bewaffneten Schiffe, welche die Regierung von Teth aufbieten konnte, drückten sich am Rand der Waffenreichweite herum und wagten es bisher nicht, in das Gefecht einzugreifen. All diese Dinge liefen genau so wie geplant, teilweise sogar besser.

Doch nun musste Captain Arbas sich eingestehen, dass er sich in einer Hinsicht mächtig verrechnet hatte. Er war davon ausgegangen, dass der republikanische Träger es nicht wagen würde, ohne Verstärkung durch weitere Kriegsschiffe einen Sternenzerstörer herauszufordern. Das war ein Irrtum. Die Daten der Sensoren ließen keinen Zweifel davon, dass die Massive sich ihnen näherte, während sie Energie in ihre Waffen lud und Sternenjäger ausschleuste. Der Kreuzer selbst konnte sich nicht mit der Wachtor messen, aber je nachdem wie viele und welche Jäger und Bomber er an Bord hatte, konnte er dennoch gefährlich werden. Zumindest aber ein Ärgernis. Denn Arbas musste irgendwie reagieren. Die Frage, die er sich stellen musste, war: Wie sollte diese Reaktion aussehen?


»Captain, der Kreuzer ist in zwei Minuten in Feuerreichweite«, drängte ihn Raal, sein Erster Offizier, zu einer Entscheidung. Der rodianische Cyborg sah mehr als jeder andere an Bord wie ein Pirat aus und verhielt sich auch so. Sicherlich konnte er es kaum abwarten, den Angriff abzubrechen und zu verschwinden. Mutig in der Übermacht, aber feige, wenn es an echte Kämpfe ging. Arbas hasste den Kerl, aber aus irgendeinem schwer nachvollziehbaren Grund hatte der Kriegsherr einen Narren an ihm gefressen.

»Wir haben drei Möglichkeiten«, sagte der Captain, eher zu sich als zu irgendwem sonst. »Entweder halten wir den Angriff für einen Bluff und setzen die Aktion fort - auf die Gefahr hin, den Republikanern den ersten Zug zu lassen. Oder wir kämpfen - wahrscheinlich siegreich, aber unter Verlusten. Wir könnten natürlich auch die Niederlage akzeptieren und uns zurückziehen, dann wären aber alle Mühen vergebens und wir fliegen mit leeren Händen heim.«

»Wenn ich es entscheiden müsste...«

»Müssen Sie aber nicht. Wir gehen folgendermaßen vor:
Der Angriff wird fortgesetzt. Die Jäger sollen sich auf die größten Frachter konzentrieren und die kleineren zur Not entkommen lassen. Halten Sie die Enterkommandos zur Eile an. Ich will den Rückzug nicht mit leeren Frachträumen befehlen.

Was den Republikaner angeht... Stellen Sie eine Verbindung her, ich will mit ihnen reden. Hunde die bellen, beißen nicht. Wir können so wertvolle Zeit gewinnen.«


Wie erwartet, nahm der Kommandant des Liberators das Gespräch entgegen. Ein Imperialer hätte vielleicht erst geschossen und dann geredet, aber bei einem Republikaner durfte es nicht überraschen, dass ein Dialog zustande kam. Die Mission des Captains war es nun, eine Geschichte aufzutischen, die den Störenfried verunsicherte, so dass er von seinem Angriff abließ. Und glücklicherweise hatte er auch schon eine parat.

»Republikanischer Kreuzer, hier spricht Captain Arbas von der Wachtor«, stellte er sich vor. Er benutzte den richtigen Namen seines Schiffes, weil er in Betracht ziehen musste, dass es bereits identifiziert worden war; eine so offensichtliche Lüge hätte alle weiteren Bemühungen obsolet gemacht.

»Ich fordere Sie auf, Ihr aggressives Verhalten einzustellen: Es gibt keinen Grund für Ihr Eingreifen. Diese Schiffe transportieren im großen Stil Drogen für das Huttkartell. Wir sind hier, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Sie können sich gerne selbst davon überzeugen.«

Er glaubte nicht, dass der Kommandant des Transportkreuzers wirklich darauf hereinfiel. Aber er hoffte, dass er nun zumindest ins Grübeln kam und sich Klarheit zu verschaffen versuchte, bevor er den Feuerbefehl gab. Das brachte der Wachtor die Zeit ein, zumindest ein paar der Transporter leerzuräumen, bevor sie kämpfen oder den Rückzug antreten mussten.

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas; Bru-Th über Funk
 
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[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Frachter Sunburst] Kruluk

In Schwerelosigkeit zu manövrieren war ähnlich dem Schwimmen, jedoch ungleich schwieriger, und so blieb auch ihm, dem Tiefenwesen, nichts viel mehr übrig, als sich hilflos an Querverstrebungen festzuhalten, und von diesen fortzubewegen. Unter sich sah er gefüllte Frachtcontainer im roten Licht, dann ein Beinpaar zwischen zwei Kisten liegen. Kurz griff er danach, doch der menschliche Körper schien ohne Bewusstsein, wenigstens lebend.
Langsam dämmerte es ihm auch wieder, wo er hier war:
Eine buntgemischte Frachtercrew, die einen großen Pott von Sternenschiff lenkte, in dessen Fracht er sich eingeschlichen hatte. Dummerweise war er wiedereinmal aufgeflogen, und sie hatten ihn unfreundlicherweise in diesen Tank gesperrt. Immerhin hatten sie ihn nicht getötet. Die schrille Stimme der offensichtlich weiblichen Kapitänin, die ihn stark an einen Vogel erinnerte, war ihm noch gut in Erinnerung. Sie hatte wohl tatsächlich abgewogen, ihn bei Start einfach wieder rauszuwerfen, doch sie hatte sich anders entschieden.
Das Schlafmittel ließ den Schluss zu, daß sie noch etwas mit ihm vorhatte, doch im Augenblick hatte sie wohl ganz andere Sorgen: ihre Stimme gellte elektronisch verzerrt durch das Interkomm. Der Kerl am Boden war auch von der Mannschaft, er erinnerte sich vage an einen Namen, Tschakk oder Schack. Aber Antworten konnte der gerade keine geben...
Als der Quarren sich wieder abstieß, bemerkte er nach Augenblicken die Bewegung des Raumes, die nicht mehr auf ihn wirkte: das Schiff selbst schien zu Trudeln.
Es wurde gefährlich, als weitere ungesicherte Kisten auf ihn herabschwebten, dann erreichte er einen Haltegriff an der Decke. Das Glück war nicht mit ihm, als plötzlich die Schwerkraft wieder einsetzte und er knapp drei Schritt zu Boden stürzte und schmerzhaft feststellen musste, daß das 'Gemüse' ziemlich hart war und sich in seinen Rücken bohrte. Immer noch leicht benommen wuchtete er sich hoch, kroch durch das Nüsse- Minenfeld vor zu einer Luke und hievte sich hindurch. Dann zog er sich ächzend auf die Beine, schnappte einige Augenblicke nach Luft. Dann roch er den Rauch.

Kruluk folgte der Spur des beissenden Gestanks, in den sich der Geschmack von schmorendem Plastonid und frischem Eisenspan gemischt hatte, bis sich sein Magen fast erneut umdrehte. Er fand das Feuer, und offensichtlich war er gerade in der Antriebssektion des Schiffes angelangt. Funken stoben kurz vor seinen Augen und er zuckte zurück, dann sah er den Widerschein von Flammen zwischen zwei Generatoren, gefährlich nahe an den Plasmaleitungen zum Reaktor. Er machte sich ein schnelles Bild, grob erahnte er, wie groß, stark und komplex die Technik des Sternenpotts war. Umblickend entdeckte er dann auch einen schweren Feuerlöscher und riss ihn aus der Verankerung, sowie eine Atemmaske. Er striff sie eilig über, was bei seiner Anatomie gar nicht so einfach war, und näherte sich dem Brand. Nervös gingen seine Kopfwülste nach oben, als die Hitze in seinen Füssen anstieg und er einen Moment lang fürchtete, die Stelle nicht erreichen zu können, jedoch leckten die Flammen dann auch schon empor, sich ihm entgegen. Noch schlimmer, er sah die glühenden Risse im Rumpf des Kahns und das bedeutete das Ende, wenn es zum Bruch der Hülle kam...

Es dauerte einige Augenblicke, bis die Flammen erstickt waren, der Quarren schoß das gesamte Spezialmagazin auf die Feuer, die stellenweise durch elektrische Flammen genährt, ein schaurig-schönes Spektakel boten. Aber es nützte alles nichts, da die Energie weiterhin in die Antriebe gepumpt wurde. Schwitzend rammte er einen Finger auf den Sprachknopf eines Interkomms und blaffte hinein:


„Cal'da le Ilo cal'dreen! Cal'da le Ilo cal'dreen!“

[Quarrenese: “Antrieb ausschalten! Antrieb ausschalten!“]



[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Frachter Sunburst] Kruluk
 
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[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]

Mit nachdenklicher Miene starrte der nichtmenschliche Captain auf die holografische Projektion. In einem Maßstab, der (bezogen auf die Sternjäger) nicht unbedingt getreu war, stellte das Hologramm fast perfekt die momentane Situation dar. Ein alter, aber noch immer gefährlicher Sternzerstörer der Victory.Klasse bedrohte mit all seinen Turbolaserbatterien (Zwillings- und Vierlingsmodelle) sowie Raketenwerfern etliche Frachter in Teths Orbit, während sich zur gleichen Zeit drei Korvetten eines längst veralteten Typs (Charger C-Siebzig), ein paar Patrouillenboote sowie ein recht bunter Haufen an Sternjägern diesem ex-imperialen Kriegsschiff in den Weg stellen wollten. Man konnte also nicht davon sprechen, dass die Chancen auf einen Sieg für die Verteidigung allein rosig aussahen. Jedoch glaubte Navara in diesem Moment nur bedingt daran, dass die Anwesenheit der „Massive“ mit ihren ausgesetzten Staffeln das Ergebnis großartig beeinflussen würde. Tote würde es geben – so oder so.

Unruhig zuckten seine tätowierten Lekku. In Gedanken wälzte der Twi'lek taktische Möglichkeiten, die ihm passend schienen, hin und her. Kannte man den Uniformierten ein bisschen besser, sah man ihm deutlich an, dass langsam das Adrenalin, das sein muskulöser Körper (ganz automatisch) in ihm entladen hatte, Wirkung zeigte. Längst war der „Kriegerwille“ in ihm geweckt worden. Konnte er in dieser Verfassung also überhaupt an Rückzug denken? Unbestreitbar lag ihm schon seit einer Weile der Geschmack von „Krieg“ auf der spitzen Zunge. Dieser animalische Teil war bereit für ein echtes Kräftemessen. Dieser animalische Teil wollte die „Wachtor“ förmlich zertrümmern und danach den errungenen Sieg auskosten. Jedoch hielt ihn – mal wieder – die Rationalität zurück. Ungern, äußerst ungern wollte Navara das Leben der Mannschaft, die nicht einmal unter seinem Kommando stand, opfern. Die „Massive“ gehörte Commander Agoch – auch wenn er sich an diesem Umstand störte.

Doch was sollte er unternehmen? Der Theorie nach war er bloß ein handlungsunfähiger Zuschauer, da er als „Gast“ auf dem klobigen Liberator Transportkreuzer zugegen war. Hier konnte er keinerlei Befehlsgewalt gelten machen, obwohl er als Captain einen höheren Rang als der uniformierte Jedi-Meister besaß. Kommandos gab der dunkelblonde Corellianer, nicht er. Und da Navara eine Revolte an Bord kategorisch ausschloss, konnte er dem Commander – bezogen auf das konkrete Agieren der „Massive“ – maximal beratend zur Seite stehen. Grimm zeichnete sich langsam auf seinem kantigen Gesicht ab. Zornig über seine zwangsläufige Tatenlosigkeit funkelten die gelben Augen. Nein, in so einer gefährlichen Situation musste er handeln. Zum einen verlangte sein eigener „Kodex“ das und zum anderen traute er Bru-Th Agoch als Flottenoffizier nur bedingt über den Weg. Er musste also irgendwie die Ketten sprengen, die ihm formelle Bestimmungen und die Tradition auferlegten.


„Commander, wenn Sie keine Einwände haben, dann übernehme ich die Leitung dieser … Einheit“, sagte der hochgewachsene Twi'lek, sah sowohl den Jedi als auch dessen Ersten an und schob gleich darauf erklärend hinterher: „Bei Denon und Corellia vertraute man mir das Führen einer kompletten Kampfgruppe an. Selbstverständlich konnte ich nicht jedes Schiff heil durchbringen, das möchte ich an dieser Stelle nicht verheimlichen, aber Taktik im größeren Rahmen habe ich also schon einmal in der Praxis anwenden können. Haben Sie also ein Problem damit?“

Nicht mehr als ein schmaler, kaum erkennbarer Strich war sein Mund. Herausfordernd starrte er nun Bru-Th an. Selbstverständlich war er bereit es im Ernstfall auf eine lange Diskussion ankommen zu lassen. Aber hatten sie die Zeit dafür? War das der richtige Zeitpunkt? Immerhin lauerte da draußen ein kampffähiger Victory-Sternzerstörer, der in der Zwischenzeit schon das einen oder andere Schiff ausgenommen hat. Bevor der Corellianer aber überhaupt irgendetwas sagen konnte, stellte plötzlich der Kommunikationsoffizier eine Nachricht der „Wachtor“ durch. Arbas, den Namen kannte Navara nicht. Drogen der Hutts, so behauptete der Captain, wäre der alleinige Grund für deren Anwesenheit im Teth-System. Grimmig blickte der Twi'lek durch das Panoramafenster. Die „Wachtor“ konnte er mit bloßem Auge kaum sehen. Dafür war die „Massive“ noch ein bisschen zu weit weg. Allmählich tauchten einzelne Fragen in seinem Bewusstsein auf. Konnte man das glauben? War Jart Ga'lor etwa auf einem Kreuzzug gegen Glitterstim, Death Sticks und Co?

„Glauben Sie daran, Jedi?“, fragte Navara mit mürrischem Ton und vergaß für einen Moment, dass er in der „Öffentlichkeit“ eigentlich Bru-Th Agoch formell bei seinem Rang nennen wollte. „Sagt dieser Kerl die Wahrheit?“

[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]​
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss und Crew; Kruluk im Maschinenraum

Es war nicht das erste Mal, dass die Sunburst es mit Piraten zu tun bekam, und solche Begegnungen waren nie erfreulich und meist gefährlich. Doch noch nie hatte sie so in der Klemme gesteckt wie dieses Mal. Mandiny Priss mangelte es zwar nicht an Mut, dennoch gehörte sie nicht zu dem Schlag von Raumfahrern, die süchtig danach waren, ständig aufs Neue das Schicksal herauszufordern. Sie hielt sich (meistens) an die Gesetzte und hatte bisher alles getan, um nicht vor einem Sternenzerstörer mit feuernden Turbolasern flüchten zu müssen. Doch offensichtlich waren diese Bemühungen vergeblich gewesen. Ein Gefühl der Machtlosigkeit drohte sich in ihr breit zu machen. Doch bisher kämpfte die grau gefiederte Mrlssi erfolgreich gegen den Drang an, ihre Niederlage als unausweichlich anzuerkennen und sich in ihr Schicksal zu ergeben. Noch sah sie zumindest eine kleine Chance, sich selbst, ihr Schiff, die Crew und auch ihre Fracht aus dieser Sache hinaus zu bekommen, also wollte sie nichts unversucht lassen.

Auch die Navigatorin Tiri schien sich von den Ereignissen nicht beeindrucken zu lassen. Die feuchte Haut der Shawda Ubb glänzte nicht mehr als sonst und hatte auch den gewöhnlichen, sattgrünen Farbton. Allerdings stand es nicht besonders gut um Glorax, wie es schien. Der Gotal hatte früher schon einschlägige Erfahrungen mit dem Imperium gemacht. Zwar glaubte Mandiny nicht, dass dieser Sternenzerstörer unter imperialer Flagge fuhr; ein solch heimtückischer Piratenüberfall passte nicht in ihr Bild dieser starken, selbstbewussten Nation. Dennoch schien allein der Anblick des Kriegsschiffes, das von vorne betrachtet die Form einer flachen Raute hatte, Angstzustände bei ihm auszulösen. Seine Hände zitterten und er atmete schwer, während er versuchte, seinen Aufgaben nachzukommen. Doch die Mrlssi verbuchte ihn bereits als Ausfall und fragte sich, um wieviel die Chancen sanken, wenn sie den Fluchtversuch ohne Copiloten versuchte. Sie kam zu dem Schluss, dass Glorax ersetzt werden musste. Zum Glück hatte sie dafür gesorgt, dass jeder an Bord zur Not den Frachter steuern konnte. Sobald sie einen Finger frei hatte, um die Sprechtaste zu betätigen, rief sie über Intecom:


»Chuck, komm ins Cockpit. Wir brauchen dich hier.«

Ihre Aufmerksamkeit galt sofort wieder den Instrumenten und dem Versuch, durch träge Ausweichmanöver den Lasersalven des feindlichen Schiffes zu entgehen, während bereits ein Traktorstrahl an der Sunburst zerrte, gegen die Maschinen nur durch größte Mühe am Rand des roten Bereichs ankämpfen konnten. So bemerkte sie erst gar nicht, dass keine Antwort gegeben wurde. Doch der Mensch kam nicht.

»Chuck? Alles in Ordnung?«

Nun machte Mandiny sich ernsthafte Sorgen. Sie schaute auf die zahlreichen Displays und sah, dass im Bereich des Frachtraums, wo der Mensch sich zuletzt aufgehalten hatte, die Schilde ausgefallen waren. Vielleicht war es dort zu Schäden gekommen - vielleicht sogar zu einem Hüllenbruch? Nein, den Druckverlust hätten sie bemerkt. Dennoch konnte Chuck verletzt oder im schlimmsten Fall sogar tot sein. Jedenfalls war es nicht seine Art, sie hier vorne im Stich zu lassen. Irgend etwas war also nicht in Ordnung.

Schweren Herzens rang sich Mandiny zu einer Entscheidung durch. Sie wusste, dass sie ihrer aller Chancen, aus dieser Lage zu entkommen, weiterhin verschlechterte, indem sie nun auch noch auf ihre Navigatorin verzichtete. Aber es gehörte nicht zum guten Ton an Bord der Sunburst, ein Crewmitglied in Not sich selbst zu überlassen. Daher wandte sie sich zu der Shawda Ubb:


»Tiri, geh nach hinten und sieh nach ihm! Wir kommen hier schon zurecht.«

Die gelben Amphibienaugen richteten sich besorgt auf die Mrlssi, doch dann glitt Tirillowichoikolorupp aus ihrem Sessel und eilte halb laufend, halb hüpfend aus dem Cockpit. Es hätte drollig ausgesehen, wenn die Situation nicht so ernst wäre.

***

Die Sunburst war ein ziemlich großes Schiff und die Korridore zudem recht weitläufig. Nun, unter ernsthaftem Zeitdruck, kam der Weg ihr unendlich vor. Die Erschütterungen der Treffer und einiger abrupter Flugmanöver hatten für einiges Chaos gesorgt: Was nicht befestigt gewesen war, lag wild in der Gegend herum, manche Dinge hatten sich sogar von den Wänden gerissen. Zum Glück war ihre Spezies weit geschickter und beweglicher, als es die kugelrunden Bäuche über dünnen Beinen vermuten ließen, so dass sie alle Hindernisse ohne großen Zeitverlust überwand. Eine wirklich unschöne und bei allen Raumfahrern extrem gefürchtete Sinneswahrnehmung trieb sie zu weiterer Eile an: Es roch intensiv nach Rauch. Irgendwo an Bord brannte oder schwelte es. In Kombination damit, dass sie den Kontakt zu Chuck verloren hatten, fürchtete sie das Schlimmste.

Schon kurze Zeit später erreichte sie den Frachtraum. Doch hier hatte das Chaos eine ganz eigene Qualität. Sofort erriet Tiri, dass die künstliche Schwerkraft für eine Weile ausgefallen sein musste, auch wenn sie im Cockpit nichts davon mitbekommen hatten. Kein Frachtcontainer stand mehr dort, wo er zuvor gewesen war. Viele von ihnen waren, offenbar durch heftige Schläge, aufgeplatzt oder die Deckel waren abgesprungen. Die wertvolle Fracht aus Nüssen und Wurzeln lag verstreut. Und der Boden war knöcheltief mit Wasser bedeckt. Sofort glitt ihr Blick mit einer bösen Vorahnung zu dem Wasserbassin, das seinen Platz in einer Ecke des Frachtraumes hatte. Eigentlich diente es ihren persönlichen Bedürfnissen, denn ihre Amphibienhaut konnte Wasser nicht speichern und Austrocknungserscheinungen konnten leicht zum Tode führen. Doch nachdem sie einen blinden Passagier aufgegriffen hatten, der einer wasserbewohnenden Spezies angehörte, hatten sie den Tank zu einer Zelle umfunktioniert. Doch jetzt war er leer. Nicht nur der Quarren (von dem sie geglaubt hatten, dass er mindestens für 24 Stunden betäubt sein würde) war verschwunden, sondern auch das Wasser war durch einen Riss ausgetreten.

Sie griff gerade nach ihrem Komlink, um Mandiny zu informieren, als plötzlich ihr Blick auf Chuck fiel. Der dickliche Mensch lag inmitten des Chaos, halb verschüttet unter Nüssen, und regte sich nicht. Mit einem mächtigen Satz sprang die Shawda Ubb zu ihm und wühlte ihn aus dem Haufen heraus. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie feststellte, dass er noch lebte. Aber er war offenbar schwer verletzt und nicht ansprechbar. Wieder griff sie nach dem Sprechfunkgerät. Doch bevor sie etwas sagen konnte, drangen merkwürdige Laute aus den Lautsprechern:


»Cal'da le Ilo cal'dreen! Cal'da le Ilo cal'dreen!«

»Was zum Teufel war das?« fragte Mandinys hektische Stimme.

»Unser Gast«, antwortete Tirillowichoikolorupp. »Er ist entkommen. Und Chuck ist schwer verletzt... er braucht dringend medizinische Versorgung!«

Leider hatten sie niemanden an Bord, der eine medizinische Ausbildung genossen hatte. Sie alle wussten: Wenn Chuck wirklich ärztliche Betreuung benötigte, konnte ihm auf der Sunburst nicht geholfen werden. Auch Tiri wusste, dass sie nichts für ihn tun konnte. Nur mit Mühe und einem überaus schlechten Gewissen gelang es ihr, sich von ihm abzuwenden. Irgendwo dort draußen war ein Quarren unterwegs, der vielleicht an Chucks schlechtem Gesundheitszustand schuld war. Der vielleicht sogar mit dem Piratenüberfall zu tun hatte. Und vielleicht mit dem Feuer.

Verdammt, ja, das Feuer! Es brannte nach wie vor irgendwo an Bord! Das war Tiris wichtigste Aufgabe im Moment: Herauszufinden, was brannte und den kostbaren Sauerstoff ihrer Luft durch giftige Gase ersetzte. Da es nicht der Frachtraum war, wie sie zunächst befürchtet hatte, musste das Problem woanders liegen. Draußen auf dem Korridor orientierte sie sich größtenteils nach ihrem Geruchssinn und ließ sich so zum Maschinenraum leiten. Feuer in der Maschinensektion - ein wahrer Horror. Entschlossen lief sie hinein - und prallte zurück, als sie vor sich den Quarren sah. Doch er schien sie noch gar nicht bemerkt zu haben. Mit dem Feuerlöscher versuchte er, einen Brand zu löschen. Doch diese Bemühung war ziemlich aussichtslos: Die gewaltigen Energiemengen der Ionenantriebe selbst fachten Glut und Flammen immer wieder an. Es hatte ganz und gar nicht den Anschein, dass der blinde Passagier etwas mit dieser Lage zu tun hatte. Im Gegenteil, er schien alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Katastrophe einzudämmen. Nun hatte die Shawda Ubb auch eine Ahnung, was seine Worte zu bedeuten hatten.


»Mandiny, der Maschinenraum brennt! Schalte den Antrieb aus - sofort!« rief sie in ihr Funkgerät.

Dann lief sie hinaus in den Korridor und kam nach Sekunden mit zwei weiteren Feuerlöschern wieder. Nur eine gefährlich hohe Dosis an Adrenalin ermöglichte es ihr, die Kräfte zu mobilisieren, die dazu nötig waren: Die beiden Druckbehälter waren so groß wie sie. Einen stieß sie dem Quarren hin, den anderen richtete sie auf die brennenden Maschinenteile. Während sie die Ladung aus brandhemmendem Pulver und Gas auf das Feuer entlud, ließ das hektische Brummen der überlasteten Maschinen nach und die Elektroflammen erloschen nacheinander. Halb ohnmächtig vom dichten Qualm, beobachtete Tiri erleichtert, dass ihre Bemühungen Erfolg hatten.

Doch ohne den Ionenantrieb hatten sie keine Chance mehr, zu entkommen. Die grünhäutige Navigatorin bemerkte einen Ruck, der durch das Schiff ging, als seine Beschleunigung sich umkehrte.


»Sie haben uns«, meldete die Mrlssi mit resignierter Stimme. »Der Traktorstrahl zieht uns heran. Bereitet euch darauf vor, dass wir demnächst geentert werden. Tiri, ist bei dir alles in Ordnung?«

Der Blick der Shawda Ubb richteten sich auf den Quarren, der ebenso wie sie hustete, mit Ruß beschmiert war und sich schwarze Tränen aus dem Gesicht wischte.

»Ich denke schon«, antwortete sie.

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss und Crew; Kruluk im Maschinenraum
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


Alles ereignete sich genau so, wie die meisten Handbücher des republikanischen Militärs zum Thema 'Schlachtverlauf' es in strukturierter Weise und streng nach Kapiteln sortiert vorbeteten. Zuerst sichtete man den Feind, bemaß Qualität und Quantität der gegnerischen Einheiten, um dann seinerseits sich die Strategie für die Schlacht zurecht zu legen. Die folgenden Seiten, an die Bru-Th sich zu seiner eigenen Überraschung sogar noch erinnerte, legten in vielerlei Varianten und unter Berücksichtigung sich ändernder Gefechtslagen das letztlich doch immer gleiche Spiel von Aktion und Reaktion dar. Just in diesem Moment begann die Attacke der Raumjäger, was die allgemeine Situation dahingehend veränderte, dass die Massive nun ihrerseits agierte und damit die Initiative übernahm.

Bru-Th verfolgte das tödliche Spiel der einsitzigen Jagdmaschinen von der Brücke aus, doch starrte er nicht wie Captain Ven in das Holobild, sondern schaute in Richtung Frontfenster, wo in einigen Klicks Entfernung rote und grüne Laserblitze alles waren, was das menschliche Auge zu sehen vermochte. Wie er es als Padawan vor so vielen Jahren gelernt hatte, schloss der große Corellianer in seinem Sessel die Augen, um das bunte, aber konzentrierte Treiben auf der Brücke auszublenden und sich der Macht zu öffnen. Routiniert zwang er der Macht seinen Willen auf und ließ sie zu einem Teil von sich werden, ihn hinaustragen zu dem Ort, wo gerade seine Piloten und die des Warlords Ga'lor Streiche austeilten. Einen winzigen Moment der Ewigkeit konnte Bru-Th so auf das Schicksal eines jeden Piloten einen kurzen Blick werfen. Das Schicksal selbst war wie ein Netz voller Fäden, von denen einige noch weit, bis in die Spitzen des Netzes reichten, andere jedoch einfach endeten oder abgerissen waren. Dazu änderte sich dieses Netz ständig, von Augenblick zu Augenblick. Es war schon eine gewisse Erfahrung notwendig, um dennoch Kontinuitäten zu erkennen, und in diesem Fall bedeutete dies ganz konkret, dass sechs Piloten dabei waren ihr Leben zu verlieren. Der einzige Trost, dem Bru-Th den Angehörigen würde geben können, bestand darin, dass sämtliche FIE-Fighter vernichtet werden würden. Bru-Th öffnete die Augen, musste dabei jedoch aufgrund der Helligkeit kurz blinzeln. Es war Krieg, im Krieg starben Menschen, dies redete er sich seit Denon immer wieder ein, und dennoch ließ ihn das Schicksal der Piloten, die gleich sterben würden, nicht kalt. Auch die Tatsache, dass sie eins mit der Macht sein würden, stimmte den hochgewachsenen Corellianer nicht besser. "Wieder sterben Personen auf meinen Befehl hin", wiederholte es sich vorwurfsvoll in seinem Inneren, bis die Worte Captain Vens ihn aus seinen Gedanken rissen.


"Sie sind der ranghöchste Offizier an Bord", stellte Bru-Th pflichtgemäß fest, doch war ihm der herausfordernde Blick des muskulösen Twi'lek sowie sein Blickkontakt zu Saris nicht entgangen. "Sie haben die Befehle und die von mir ersonnene Taktik mitbekommen. Darf ich diese weiter ausführen?", fragte er mit einem Hauch Sarkasmus in seiner Stimme und stemmte sich auf seinen Gehstock gestützt in die Höhe. Bru-Th ging einen Schritt auf Navara zu, um diesem fest in die Augen blicken zu können. Da war er wieder, dieser animalische Zorn, welchen er bei dem republikanischen Captain schon zuvor gespürt hatte, doch diesmal weitaus intensiver. Zorn, war ein Weg zur dunklen Seite der Macht. Wie zurechnungsfähig war dieser Twi'lek also jetzt noch? Bru-Th gewann mehr und mehr den Eindruck, dass Navara hinter der förmlichen, pflichtbewussten und ehrenhaften Fassade etwas versteckte, etwas Urtümliches, etwas Gefährliches, und so hielt es der Jedi Meister für richtig, dem nicht-menschlichen Vorgesetzten einen Rat mit auf den Weg zu geben:

"Als Meister des Ordens der Jedi, habe ich noch einen Rat für Sie, Captain", meinte Bru-Th kühl. "Denken Sie nicht daran, gegen wen Sie kämpfen, sondern für wen! Aus Zorn erwächst selten etwas Gutes!"

Was auch immer der zornerfüllte Twi'lek vor hatte, Bru-Th hoffte nur, dass er sich der Verantwortung gegenüber der Frachtercrews und gegenüber der Crew der Massive bewusst war. Überkam Navara erst der Zorn, traute Bru-Th dem Offizier zu für viel Schaden zu sorgen. Und warum hasste er überhaupt das Imperium so stark? Die Sith konnte man hassen, wenn auch nicht die Jedi, doch das gesamte Imperium? Was verleitete den älteren Mann zu einer derart unversöhnlichen, verallgemeinernden Haltung? Während Bru-Th sich wieder einen Schritt von seinem Vorgesetzten entfernte, kam eine Nachricht des feindlichen Sternenzerstörers herein, welche durchaus Brisanz in sich trug. Noch immer hielt sich die Massive außerhalb der Waffenreichweite auf, wenngleich die Geschütze des LTK bereits ausgerichtet und bereit waren, ihre todbringende Last gegen die Schilde der Wachtor zu schleudern. Nur langsam gelang die Umrundung des Sternenzerstörers, welche jedoch nötig war, um von hinten auf das Schiff das Feuer zu eröffnen. Entsprechend war es für Bru-Th auch mehr als deutlich, dass der desertierte Kommandant an Bord des feindlichen Schiffes Zeit schinden wollte, so wie es wohl jeder fähige Offizier getan hätte.

"Wenn Sie mich fragen, Sir, ich glaube dem Kerl kein Wort. Er hat alles verraten, woran er glaubte. Solche Personen lügen so oft, dass ihnen ihre eigenen Lügen schon als Wahrheit vorkommen", mischte Lt. Cmdr. Saris sich ungefragt ein. Offenbar schien sie die kleine Ansprache des Captains ermuntert zu haben, seine Autorität ein weiteres Mal zu untergraben, ärgerte sich Bru-Th, doch behielt er augenscheinlich seine Gelassenheit. In ihm selbst brodelte es jedoch, denn er war diese kräftezehrenden Spielchen irgendwie leid. Die schlanke, rothaarige Frau respektierte ihn nicht, das war das Problem, und mit purer Autorität brauchte man solch erfahrenen Offizieren nicht kommen, wusste Bru-Th aus eigener Erfahrung. Einfach hinnehmen, wollte er diese Dreistigkeit jedoch auch nicht. Mit erhobenem Zeigefinger, ganz in der Rolle des Lehrmeisters aufgehend, monierte der große Corellianer durchgedrückten Kreuzes:

"Das ist keine Frage des Glaubens, Saris! Wären es wirklich Schiffe der Hutten, hätten sie eine Eskorte oder zumindest eine anständige Bewaffnung. Außerdem", Bru-Th schwenkte herüber zu Navara, "wenn Ihr mich schon auf meine Vergangenheit ansprecht, spüre ich die List, die sich hinter den Worten des Captains verbirgt. Er lügt!"

Bru-Th glaubte überzeugend genug gewesen zu sein, um sein Augenmerk wieder auf das Kampfgeschehen richten zu können. Wie vorhergesagt, machten die drei republikanischen Jägerstaffeln große Fortschritte dabei, die angreifenden TIE-Fighter auszuschalten, sodass es dem hochgewachsenen Corellianer ein guter Moment schien, um endlich etwas für die in Not geratenen Frachter zu tun. Das Interkom war immer noch offen, also wandte Bru-Th sich direkt an Major Sebolto, dessen schneidende Stimme fast ohne Unterlass Kommandos ausstieß, um seinen Jungs im Nahkampf die Oberhand zu sichern.

"Agoch hier, Major! Schicken Sie die Bomber rein, damit sie einen Präzisionsangriff auf die Traktorstrahlemitter der Wachtor fliegen. Dieser Ga'lor hat genug Beute für ein Dutzend Leben gemacht. Gönnen wir ihm nicht auch nur den kleinsten Triumph an diesem Tag", befahl er fest entschlossen, wobei er die Befürchtung unausgesprochen ließ, dass Captain Arbas die Schiffe auch als Geiseln nehmen könnte, um seinen ungestörten Rückzug aus dem System vorzubereiten. Im Moment lief es für seinen Gegner noch sehr gut, doch wie würde der Mann reagieren, wenn sich das Blatt wendete? Bru-Th wusste es nicht, doch bereitete ihm diese Unwissenheit Magenschmerzen. "Das wäre doch eine Aufgabe, derer sich mein Bluthund annehmen könnte", dachte Bru-Th boshaft, während er kurz zu Navara hinüber blickte. Vielleicht waren ja die planetaren Kräfte der Schlüssel zum Sieg.


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[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Maschinenraum] Mandiny Priss und Crew; Kruluk und Tiri


Über und über mit weißem Schaum bedeckt, starrte er das Wesen an, das ihn an eine Mischung aus großer Kröte und Lurch erinnerte, Teil der Crew war und auf den Namen Tiri zu hören schien. Sie hatte ihn unterstützt in der riskanten Löschaktion in der Antriebssektion, stand schnaufend und schwitzend neben ihm und starrte zurück. Sie schien nicht genau zu wissen, was sie von ihm halten sollte, doch noch keinerlei Aggressionen gegen ihn zu hegen, in der Not schweisste man halt zusammen.
Um die angespannte Lage nicht weiter zu verschlimmern, nickte er ihr vorsichtig zu, als versöhnliche Maßnahme.
Er warf das leer geschossene Löschgerät zu Boden, es war bereits die zweite Kartusche. Dann riss er die Maske ab, die den Schmutz und den Ruß nicht aufgehalten hatte, hängte sie an den Gürtel. Um den Schaum nicht schmecken zu müssen, prustete er kurz und schüttelte sich den Kopf, bis die Mundtentakel wieder frei waren, Flocken stoben umher. Kurz fuhr er sich über das Gesicht, dann die Brust. Der Schaum klebte bereits ekelhaft fest, vermengte sich mit dem Blut und dem schützenden Dauerfilm auf seiner Haut. Eilig suchte er nach den richtigen Worten:


„Schiff. Schlafen.“


versuchte er in gebrochenem Basic, welches er nur sehr ungerne von sich gab. Seine Kopfwülste hingen recht entspannt nach vorn, er legte sich die Pranke auf die Brust.


„Kruluk. Danke.“

Er musterte sein Gegenüber genauer, doch die Gefahr schien auch längst noch nicht vorüber, denn anstelle einer Antwort sprach sie etwas ins Interkomm. So blieb ihm nichts weiter als nach 'oben' zu deuten, und ergänzte fragend:

„Gefahr?“


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[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]

Im direkten Gegensatz zu den flinken Sternjägern agierten die meisten großen Kriegsschiffe äußerst träge. Deshalb war es für einen erfahrenen Militär nicht verwunderlich, dass sich die „Massive“ nur langsam dem breiten Heck der „Wachtor“ näherte, obwohl der Befehl dafür schon vor Minuten vom Kommandanten gegeben worden war. Der klobige Liberator Transportkreuzer tastete sich Stück für Stück entlang der imaginären Peripherie, die als gegnerische Feuerreichweite errechnet wurde, und brachte sich so allmählich in Stellung. Bisher hatte das Kriegsschiff der neurepublikanischen Flotte noch keinen einzigen Schuss auf den ex-imperialen Victory-Sternzerstörer abgefeuert, der offenbar mehrere Frachter im Orbit des neutralen Planeten Teth plündern wollte. Doch die „Massive“ konnte nicht mit ihren vierundzwanzig schweren Turbolasern und zehn Ionenkanonen in diesem Fall nicht ewig schweigen. Sie musste eingreifen.

Navara stand kurz davor Commander Agoch über die Gepflogenheiten an Bord eines Kriegsschiffes aufzuklären, aber der rationale Teil seines kampfeslustigen Bewusstseins stoppte ihn, noch bevor er auch nur eine einzige Silbe in Richtung des Corellianers sagen konnte. 'Jetzt ist für solche Debatten nicht der richtige Zeitpunkt!', mahnte er sich streng, obwohl er kurz zuvor noch jede Diskussion mit dem Jedi billigend in Kauf genommen hätte. Nur das zornige Funkeln in seinen gelben Augen sowie das Zucken seiner tätowierten Gehirnfortsätze ließ vermuten, dass er anders gehandelt hätte, hätte er die Möglichkeit dazu gehabt. Stattdessen raffte sich der Twi'lek dazu auf seine Rolle als Beobachter endgültig zu verlassen. Die insgeheime Befürchtung, dass beim „tatenlosen“ Zusehen die Zahl der Toten weitaus höher sein könnte als beim kühnen Eingreifen, zwang ihn förmlich dazu.


„Kommunikation, verbinden Sie mich sofort mit dem Kommandanten der Systemstreitkräfte“, wies der Captain im strengen Befehlston an. „Ich werde versuchen das Kommando über diese 'Einheit' zu bekommen. Vielleicht haben wir so eine bessere Chance.“

Die Brücke des Trägers war vor allem für die Koordination der zweiundsiebzig Maschinen – meist durch einen Colonel des Sternjägerkorps der Neuen Republik – ausgelegt. Dementsprechend konnte Navara auf diverse technische Hilfsmittel zurückgreifen, die manch anderer Kreuzer vielleicht nicht hatte. Schließlich war nicht jedes Kriegsschiff auf Anhieb zum Befehligen einer größeren Einheit – zum Beispiel: einer Kampfgruppe – geeignet. Im kleinen, übersichtlichen Rahmen von zwei, drei Schiffen mochte das im „harmlosen“ Scharmützel höchstwahrscheinlich noch funktionieren. Aber gerade in der Schlacht, wo man pro Kampfgruppen fünf bis sieben Schiffe zählte, hatte es hingegen schon seine bestimmten Vorteile, wenn sich der Wirkungsbereich des Kampfgruppenkommandanten und die Führung des Schiffs nicht komplett überschnitten. So hatte es jedenfalls der Twi'lek-Captain erlebt als er erstmalig bei Denon eine größere Einheit kommandieren durfte. Unwillkürlich straffte der grünhäutige Nichtmensch seine Uniform noch einmal als sich der Major meldete.

„Major Saviro, mein Name ist Captain Navara Ven, stellte er sich vor und betrachtete das Hologramm mit ernster Miene. „Vielleicht haben Sie von den letzten beiden großen Schlachten gehört, die die Neue Republik bei Denon und Corellia gegen das Imperium erfolgreich gefochten hatte. In beiden Situationen war ich als Kommandant einer Kampfgruppe tätig, weshalb ich Ihnen nun vorschlage, dass ich zur besseren Koordination der 'Massive' und Ihren Schiffen gegen diesen Sternzerstörer das Kommando temporär übernehme. Daraus sollen sich später natürlich keinerlei Verpflichtungen für Ihre Regierung ableiten. Sie werden so nicht zwangsläufig in die Gemeinschaft der Neuen Republik eingegliedert. Mir … Uns geht es in dieser Sache allein um den Schutz dieser Zivilisten sowie Ihrer Unabhängigkeit.“

Sie hatten nicht viel Zeit. Beide Parteien standen folglich unter einem enormen Druck – und genau das könnte sich für den Vorschlag des Twi'lek positiv auswirken. Während Bru-Th Agoch schon die zwölf K-Wings, die sein Schiff zusammen mit drei weiteren Staffeln anderer Modelle transportierte, mit neuen Befehlen ausstattete und anschließend zuversichtlich gegen den Feind schickte, zögerten die Korvetten der Systemverteidigung allem Anschein nach noch. Irgendwie musste Navara dieses zaghafte Verhalten der Systemverteidigung für sich nutzen. Irgendwie musste er den kümmerlichen Bestand an Rhetorik, den er bloß besaß, zum Motivieren einsetzen. Leicht, ganz leicht bewegte sich sein rechter Lekku. Seine spitze Zunge befühlte derweil die spitzen Zähne. Hatte er den Major etwa noch nicht überzeugt? Musste er vielleicht zusätzlich Druck machen? Spürbar schneller klopfte nun sein Herz. Bedenken lösten sich aus dem Tumult aus Gedanken, der sich momentan in seinem Kopf befand. Noch immer war sich der Captain nicht sicher, ob die „Massive“ diese Auseinandersetzung überhaupt gewinnen konnte. Selbstverständlich war der Liberator Transportkreuzer alles in allem in seiner Feuerkraft ziemlich schlagkräftig. Aber reichte das für die „Wachtor“?

„Major, dieser Sternzerstörer mag vielleicht seit mehreren Jahren keine richtige Routineinspektion mehr gehabt haben, aber dennoch können Ihre Korvetten zum Schutz des Systems nicht gerade viel ausrichten“, begann der Twi'lek nun seinen Gegenüber zusätzlich unter Druck zu setzen. „Was wird wohl geschehen, wenn dieser Vorfall unter den Händlern die Runde macht? Wird man weiterhin das System ansteuern? Wird man sich hier weiterhin sicher fühlen?“ Seine gelben Augen fixierten die Projektion. „Jetzt haben Sie die Gelegenheit etwas zu unternehmen! Jetzt sind wir da!“ Navara war sich nicht sicher, ob das Gesagte reichen würde. Deshalb fügte er noch hinzu: „Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich diesen einmaligen Vorfall ordentlich in meinem Bericht erwähnen werde. Und wenn meine Vorgesetzten von einer sehr guten Kooperation mit den Systemstreitkräften im Teht-System erfahren, kann sich das auch politisch für Ihre Welt auswirken. Der ganzen Neuen Republik ist die Souveränität neutraler Welten überaus wichtig. Vielleicht können Handels- und Militärbeziehungen die Lage Ihrer Heimat verbessern.“ Damit schloss er. „Denken Sie darüber nach … und handeln Sie schnell. Der Sternzerstörer ist nicht so geduldig...“

[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]
 
[Outer Rim | Teth-System | Teth | Peroon | Orbitalüberwachungsstation] Major Saviro

Major Saviro beobachtete gespannt die Entwicklungen. Da die Orbitalüberwachungsstation nicht über einen taktischen Holoprojektor verfügte, verfolgte er die Bewegungen der Schiffe auf einem transparenten Bildschirm, der zwischen ihm und den zahlreichen Computerstationen an der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand. Die wenigen Schiffe der planetaren Streitkräfte waren längst an Ort und Stelle eingetroffen, doch bisher hatte der schnauzbärtige Mensch nicht den Befehl zum Angriff gegeben. Zu unklar war, ob sie auf Verstärkung durch die Neurepublikaner rechnen durften. Der Kommandant des Kreuzers hatte ihm zwar Hilfe zugesagt, doch bisher hielten sie sich außerhalb der Feuerreichweite und es war nicht ersichtlich, dass sie sich tatsächlich auf das Gefecht einließen. Falls dies nicht der Fall war, mussten sie wohl oder übel den Sternenzerstörer gewähren lassen. Denn was konnten sie schon gegen ihn und seine schnellen TIE-Jäger ausrichten? Saviro schickte seine Männer und Frauen nicht in einen sinnlosen Tod. Auch wenn das im schlimmsten Fall bedeutete, bei Raub und Mord einfach tatenlos zuzusehen. Die Kräfteverhältnisse waren einfach zu unausgewogen. Doch er hoffte - nein, er betete - dass die Umstände einen Angriff zuließen. Das war natürlich leicht gesagt in einem Bunker auf der anderen Seite des Planeten, wo Daten und Bilder nur über Satelliten eintrafen. Aber wenn er sich in einem der Schiffe dort oben befände, würde er ebenfalls nicht zögern, den Angriffsbefehl zu erteilen, solange auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg bestand. Und er wusste: Die Soldaten würden gehorchen.

»Major, die republikanischen Jäger formieren sich zum Angriff. Die Massive bewegt sich offenbar auf das Heck des Sternenzerstörers zu.«

»Noch keine Reaktion vom Feind?«

»Nein, Sir. Ignorieren den Kreuzer bislang.«

»Lage der zivilen Schiffe?«

»Vier in feindlicher Gewalt, zwei entkommen, die übrigen noch in Gefahr.«

Rein äußerlich blieb der Major ruhig, doch im Inneren sah es ganz anders aus. Der Tatendrang brodelte in seiner Brust und hinter seiner Stirn, doch waren ihm die Hände gebunden. Die Charger-C-70-Korvetten konnten dem Sternenzerstörer keine Minute lang standhalten.

Da klang eine bislang unbekannte Stimme durch das Intercom. Männlich, streng - der Ton eines Befehlshabers. Von einem Navara Ven hatte Saviro noch nicht gehört, aber wer kannte schon alle republikanischen Raumschiffkommandanten namentlich - sicher nicht einmal ihre eigenen Admiräle. Da der Ruf eindeutig von der Massive kam, bestand aber kaum ein Zweifel an der Identität.


»Captain, ich kann Ihnen leider nicht den direkten Befehl über Schiffe der Streitkräfte von Teth übergeben«, erteilte er dem Vorschlag Vens eine Abfuhr. »Dazu bin ich nicht befugt. Aber es ist natürlich in unserem Interesse, den Angriff so eng wie möglich zu koordinieren. Ich schlage einheitliche Komfrequenzen und den Austausch der Sensordaten vor. Ihre Ratschläge werde ich gerne an meine Schiffe weiterleiten.«

Sie wussten beide, dass es nichts anderes war als das, was Navara gesagt hatte - bloß anders formuliert. In der Praxis befehligte der republikanische Captain nun die Korvetten und Jäger, doch hatte Saviro seine Befugnisse nur gebeugt, nicht gebrochen, und Teths Souveränität gewahrt.

»Meine Schiffe halten sich bereit und werden losschlagen, sobald Sie für den Angriff bereit sind.«

[Outer Rim | Teth-System | Teth | Peroon | Orbitalüberwachungsstation] Major Saviro

***

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas

Captain Arbas erkannte, dass er den Feind abermals unterschätzt hatte. Er hätte sein Leben und sein Schiff darauf verwettet, dass der republikanische Kreuzerkommandant den Köder schluckte und zumindest eine Weile mit dem Angriff zögerte. Er hatte sein Leben und sein Schiff darauf verwettet. Doch offenbar hatte man seine Lüge durchschaut - oder man ignorierte seinen Funkspruch einfach. Ohne eine Antwort, ohne auch nur ein Minimum an Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, ging die Neue Republik zum Angriff über. Drei Jägerstaffeln stürzten sich auf seine TIE-Fighter, die in Paaren und ohne dichte Formation den Frachtern nachstellten. Zugleich hatte die Massive eine beträchtliche Strecke zurückgelegt und sich so ins Heck des Sternenzerstörers manövriert. Sie musste nur noch herumschwenken und bekam sofort die schwächste Seite der Wachtor ins Visier. Dem Piratenkapitän wurde klar, dass er sich zu sehr auf seine geistige Überlegenheit verlassen und dabei wichtige Sicherheitsgrundregeln vernachlässigt hatte. Zum Beispiel hatte er es versäumt, dafür Sorge zu tragen, dass sein Schiff dem Gegner immer den Bug zudrehte: Da eine Drehung auf der Stelle weit schneller ging als ein weitläufiges Umfliegen, wäre das kein Problem gewesen. Auch die Jäger in eine Abwehrposition zu bringen, hätte nur eines einzigen Satzes bedurft. Aber jetzt war es zu spät dazu. Arbas' Fehleinschätzung der Lage hatte ihn in eine ziemlich ungünstige Situation manövriert. Nun war er zur Reaktion gezwungen - und drohte alles zu verlieren.

»Alle verbliebenen Jäger zurück zum Schiff!« befahl er. »Sammeln und eine Abwehrformation einnehmen. Machen Sie auch die Bomber startklar. Kanoniere: Feuer frei auf die feindlichen Maschinen. Und setzen Sie dem Kreuzer eine Salve vor den Bug!«

Zumindest das größere Kriegsschiff traute sich bisher nicht in den direkten Schusswechsel. Captain Arbas wollte, dass es so blieb. Solange er sich nur mit den Jägern auseinandersetzen musste, war die Lage noch überschaubar.

»Die Jäger von Teth greifen auch in den Kampf ein«, meldete einer seiner Offiziere. »Die Korvetten halten sich noch zurück.«

Arbas fluchte. Offenbar hatte er in seinem Versuch, Zeit für das Entern der Frachter zu schinden, dem Gegner einen Gefallen getan. Teth und die Republikaner hatten die Zeit genutzt, um sich untereinander abzustimmen. Und gemeinsam, das musste er eingestehen, waren sie sogar in der Lage, die Wachtor zu bedrohen.

»Holt die Enterkommandos zurück«, sagte er. »Zieht den kleineren Frachter in den Hangar. Um die großen kümmern wir uns später - nach dem Kampf.«

»Captain!« rief Raal. »Sehen Sie nicht, dass wir keine Jäger mehr haben? Sie wissen, was X-Wings mit einem Schlachtschiff anstellen können! Wir müssen hier weg!«

Arbas ignorierte ihn. Wieder einmal fragte er sich, wie jemand, der so verwegen aussah wie der Rodianer mit den zahlreichen Cyberimplantaten, so ein Feigling sein konnte. Ja, der Kampf würde hart werden. Ja, sie würden Verluste haben. Aber sie würden gewinnen! Und anschließend gab es nichts und niemanden mehr im Teth-System, das sich ihnen in den Weg stellen konnte. Sie mussten dem Kriegsherren nicht mit leeren Frachträumen unter die Augen treten!

Der leichte corellianische Frachter verschwand im Innern der Wachtor. Auch eines der TIE-Entershuttles kehrte zurück, das eben unterwegs gewesen war, um einen Frachter der Klasse VI anzugreifen. Dieser und zwei weitere Transporter wurden jedoch noch nicht aus dem Traktorstrahl entlassen. Der Piratenkapitän war fest entschlossen, diesen Angriff zu Ende zu bringen.


»K-Wings im Anflug!« keifte eine weibliche Stimme.

»Jäger zur Abwehr!« befahl der Captain.

»Das sind zwölf Bomber und wir haben nur noch fünf Jäger!« widersprach der Rodianer. »Sir, befehlen Sie den Rückzug!«

»Noch so ein Kommentar, und Sie verlassen meine Brücke, Raal drohte Arbas.

Der Versuch der TIE-Fighter, sich den K-Wings in den Weg zu stellen, erwies sich als so sinnlos, wie der Erste Offizier vorgerechnet hatte. Fünf TIEs waren einfach zu wenig, um eine ganze Bomberstaffel aufzuhalten - vor allem wenn eine überwältigende Übermacht an Jägern von dem republikanischen Schiff und vom Planeten bereitstand, um sie zu eskortieren und den Gegenangriff zu vereiteln. Kurz darauf explodierten Torpedos und Protonenbomben auf den Schilden der Wachtor. Das Feur konzentrierte sich vor allem in einem Bereich. Dort kollabierte der Partikelschild und mindestens zwei Bomben erreichten den Rumpf des Schiffes. Einer der Traktorstrahlemitter fiel aus. Ein hundert Meter langer Typ-VI-Frachter löste sich aus dem Griff des Sternenzerstörers und trieb steuerlos. Streng die Gesetze der Trägheit einhaltend, trudelte er auf den Schlachtkreuzer zu.

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


Bru-Th hatte die Unterhaltung zwischen Captain Ven und dem Chef der planetaren Verteidigungsstreitkräfte - wenn man die illustre Ansammlung von Raumfahrzeugen denn so nennen konnte - nur am Rande verfolgt, doch wie es schien, hatte der zornerprobte Twi'lek es irgendwie geschafft. Zwar druckste dieser Saviro sich um eine klare Antwort herum, doch versteckt hinter verklausulierten Bekundungen hatte Ven nun defacto das Kommando. In gewisser Weise war Bru-Th froh darüber, die Verantwortung für diesen Angriff auf mehrere Schultern verteilen zu können. Ven hatte die Erfahrung, insbesondere in der Koordination mehrerer Schiffe und auch auf die Crew schien die Entscheidung des Captains, eine aktivere Rolle einzunehmen, einen positiven Eindruck zu haben, wenn man nur genau hinsah. Lt. Tuun zum Beispiel brüllte nicht mehr ganz so schallend in das Interkom, um seine Befehle an die Kanoniere weiterzugeben und auch der noch recht junge Frey schien sein linkes Bein, das bei großer Anspannung aus irgendeinem Grund immer anfing nervös zu zittern, besser unter Kontrolle zu bekommen.

Nachdenklich rieb sich der hochgewachsene Corellianer das Kinn. Es war nicht so, als vertraute ihm die Crew nicht, doch eine gewisse Reserviertheit, deren Spitze den Namen seines XO, Lt. Cmdr. Saris trug, schlug Bru-Th unterschwellig entgegen, sobald sich der Jedi Meister auch nur ein wenig der Macht hingab. In dieser Hinsicht beneidete er den grünhäutigen Twi'lek für sein Führungsgeschick, doch würden nach all der Antipathie zwischen ihnen diese Worte niemals seine Lippen passieren. Insgeheim war es doch erstaunlich, so dachte Bru-Th, wie stark das Führen eines Schiffes mit zur Schau gestellten Gesten, einem entschlossenen Auftreten und ein paar Geschichten über gewonnene Schlachten zusammen hing. Scharf sog der Commander die Luft ein. Es wurde Zeit, dass auch er ein paar Schlachten gewann, ... diese würde schon reichen. Das Interkom knackte, die statischen Störungen waren minimal.


"Erster Anflug der Bomber abgeschlossen, Zielbereich wurde getroffen und beschädigt", gab die kratzig wirkende Stimme des Majors zum Rapport, während durch das Com zu hören war, wie die Sublichttriebwerke des X-Wings aufheulten. "Commander, wir ziehen gerade eine Menge des Turbolaserfeuers auf uns. Rot 5, Rot 8, Grün 2 und Gold 11 hat es bereits erwischt! Erbitte sofortige Feuerunterstützung durch die Massive."

Tuun schnaubte aufgebracht, einen Moment seine Beherrschung verlierend: "Wie stellt der sich das vor? Die Wachtor ist uns selbst achtern noch zwei zu eins an Feuerkraft überlegen, mindestens." Saris schaltete sich ein, den Blick nicht vom Holo-Projektor nehmend: "Sie haben Recht, den Raketen werden unsere Schilde nicht lange standhalten. ... Doch allein sind Seboltos Männer verloren. Frey, bringen sie das Schiff in Waffenreichweite. Feuern Sie gezielt auf die Verbindung zwischen Rumpf und Aufbauten." Kurz hob die rothaarige Frau den Blick und sah Bru-Th an, ganz als wolle sie ihm sagen, dass die Idee, die Schwachstellen anzugreifen gut war, nur es ihr nicht passte, dass er diesen Einfall gehabt hatte.

Bru-Th ignorierte den Blick und nickte den Befehl seiner Stellvertreterin ab. Sie hatten die bestmögliche Position erreicht, um einen Angriffsversuch zu wagen. Die Massive erzitterte, als die überdurchschnittlich schweren Geschütze der Steuerbordseite salvenweise das Feuer eröffneten. Immer vier Geschütze feuerten gleichzeitig, pumpten Gigawatt an thermischer und kinetischer Energie in die Achterschilde der Wachtor, die ihrerseits mit Turbolaserbeschuss antwortete. Als die ersten Schüsse auf den Schild des Transportkreuzers prasselten, gab es keinen großen Einschlag, der das Potential in sich barg, einen jeden stehenden Offizier und Soldaten von den Beinen zu holen, nein. Jeder einzelne Treffer für sich war nicht besonders beeindruckend, doch in der Summe benetzten die feindlichen Quad-Turbolasergeschütze die Massive mit einer Unmenge an Energie, gepaart mit einem wahren Einschlagsgewitter. Navara schien der Beschuss nichts aus zu machen, zumindest zeigte sich der Twi'lek gänzlich unbeeindruckt, als Bru-Th vorschlug:


"Captain, vielleicht können uns die Korvetten dabei helfen, den feindlichen Raketen zu entgehen? Wenn ich richtig informiert bin, müsste ihre Zielerfassung besser mit den kleinen Flugkörpern fertig werden als die unsere."

So oder so war es an der Zeit, dachte Bru-Th, dass auch die Systemverteidigung ihren Beitrag leistete. Einzeln war kein anwesendes Schiff der Feuerkraft des VSD gewachsen, doch in der Summe lag ihre Chance. Dies erforderte aber, dass sie sich koordiniert dem Feind stellten und nicht nacheinander. Desto mehr Ziele sich Captain Arbas boten, desto mehr musste er sein Feuer aufteilen und vielleicht würde es ihn sogar dazu bringen, von den Frachtern abzulassen, hoffte der taufrische Commander. Erwartungsvoll sah er zu Navara herüber, die Arme vor der Brust verschränkt. Der Schmerz in seinem Bein hielt sich in Grenzen. "Wenigstens etwas", dachte Bru-Th.


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss und Crew; Kruluk und Tiri im Maschinenraum

Der Quarren begann zu sprechen und Tiri hatte Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. Seine Aussprache war alles andere als sauber, sein Wortschatz offenbar ziemlich beschränkt und Syntax war überhaupt nicht vorhanden. Mit der ersten Aussage - »Schiff. Schlafen.« - konnte sie gar nichts anfangen. Was wollte er ihr damit wohl sagen? Sie wusste es nicht. Was danach kam, war jedoch weit eindeutiger. Der Fremde zeigte auf sich selbst und sagte dann »Kruluk«. Das war offenbar sein Name. Außerdem bedankte er sich. Für Tiris Beistand beim Löschen des Brandes. Oder vielleicht auch dafür, dass sie keine Anstalten machte, ihn sofort wieder zu betäuben und in eine Zelle zu sperren. Imstande dazu wäre die Shawda-Ubb, auch wenn sie ihm kaum bis übers Knie reichte. Doch war dies nicht der richtige Zeitpunkt für Feindseligkeiten. Der Blinde Passagier hatte sich um das Schiff verdient gemacht und damit gezeigt, auf welcher Seite er stand. Zudem saßen sie nun alle in einem Boot. Mandiny Priss hätte anders entschieden, aber sie war im Cockpit und hatte andere Probleme, also lag die Entscheidung bei Tirillowichoikolorupp.

Sie deutete nun ebenfalls auf ihre Brust und stellte sich vor.
»Tiri«, sagte sie nur, denn sie würde Wetten abschließen, dass der Fremde ihren vollen Namen nicht aussprechen konnte.

»Ja. Große Gefahr.« antwortete sie auf seine nächste Frage. Da sie nicht wissen konnte, ob er Basic besser verstand als er es aussprach, hielt sie ihre eigenen Worte ebenso einfach wie seine. »Piraten! ...Und Rauch. Raus hier.«

Sie hatte zuviel von dem dichten, giftig riechenden Qualm eingeatmet. Ihr war schwindlig und übel. Wenn sie eine Ohnmacht vermeiden wollte, musste sie aus dem Maschinenraum heraus. Von draußen betätigte sie manuell das Feuerschott (dessen automatische Aktivierung ebenso versagt hatte wie das Löschsystem) und verhinderte so, dass weitere Bereiche der Sunburst verseucht wurden.

»Wir müssen vielleicht kämpfen. Komm, zu den anderen. Ins Cockpit.«

Sie führte ihn durch die Korrodore des Schiffs und fragte sich dabei, was wohl Mandiny dazu sagen würde, dass Kruluk frei herumlief.

Kurz darauf zeigte der missbilligende Blick der Mrlssi, dass sie damit überhaupt nicht glücklich war, aber sie gab keine Anweisung, an dem Zustand etwas zu ändern. Es gab weit Wichtigeres zu tun.

»Wir sind im Augenblick wieder frei«, setzte sie ihre Navigatorin und den Fremden, falls er sie verstand, in Kenntnis. »Der Traktorstrahl hat sich gelöst, als eine Bomberstaffel den Sternenzerstörer angegriffen hat. Aber wir können hier ohne Ionenantrieb nicht weg, unsere Sensoren sind halb blind, und es ist keinesweg sicher, wie der Kampf da draußen ausgehen wird. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich ratlos. Und... wir haben Rover verloren. Der Waffenturm existiert nicht mehr.«

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss und Crew; Kruluk und Tiri im Maschinenraum
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss und Crew; Kruluk

Staunend betrachtete er die Bilder auf den Schirmen der Brücke, hin und wieder huschte sein Blick durch ein Cockpitfenster nach draußen. Das Monster von einem Keil war nicht zu übersehen, im Größenvergleich schlug es alles, was da herum sauste. Bedrohlich, halb im Dunklen, nicht ganz einzusehen- nur wenn es eine seiner zahllosen Turbolaserbatterien abfeuerte, wurden Teile des kantigen Riesen gut sichtbar. Irgendwie erinnerte ihn das Ding an eine Bestie aus den Tiefen seiner Heimat, einen gigantischen Schwerthai. Solche Keilschiffe hatte er bereits in Holoaufzeichnungen gesehen, und ihm gefror das Blut in den Adern... Imperium!
Der mutige Feuerfisch dahinter, mit den leuchtenden Augen, aus denen sich ein konstanter Strom an Jägern ergoss oder auch wieder einflog, konnte ihn nicht besiegen, zumindest nicht allein. Er schien das nächstgrößere Schiff in unmittelbarer Umgebung und stellte sich todesmutig dem Ungetüm, nicht einmal halb so groß, seine Kennung trug den Namen 'Massive'. Und um sie herum waren Schwärme voller aufgescheuchter Kleinstfische, eher Mücken gleich, und stachen sich gegenseitig in tödlicher Anmut in einer Wolke aus Lichtnadeln. Und Kruluk, und die Mannschaft des Frachters, waren mittendrin.
Er lauschte den Ausführungen der Kapitänin, die ganz deutlich nicht mit ihm warm werden würde, vermutlich niemals, und er nickte nur. Ihre Sorge um die Crew und das Schiff waren größer, und der Quarren erahnte, warum sie Kapitänin dieses Frachters war und weshalb die kleine Mannschaft so eingeschworen schien. Eigentlich ein gutes Zeichen. Tiri, wie sich das nette Krötenwesen vorstellte, schien die Lage gebannt und entsetzt aufzunehmen, und doch reagierte sie nicht über. Es hatte den Anschein, daß diese Leute bereits öfters Schwierigkeiten gemeistert hatten, allein die Nachricht über den Tod Rovers liess sie alle bedrückt und geknickt wirken. Irgendwie schämte er sich in dem Augenblick und wünschte sich, er könne noch mehr tun, schließlich wollten sie alle überleben. So fing er an zu Grübeln, und erneut glitt sein Blick auf das Monster im Schatten. Wie er es immer tat, wenn sich seine Gedanken überschlugen, popelte er instinktiv mit einem Finger an der Schraube in seiner Kopfwulst herum, die er sich während einer Kriegsperiode auf Calamari ins Fleisch gestanzt hatte. Sein Glücksbringer regte seine Gedanken an...
Vielleicht war er nicht der Hellste, und oftmals auch nicht der Angenehmste, aber wenn es etwas gab, das er konnte, dann war es die Fähigkeit der Improvisation. Die Angabe, der Fangstrahl könne sie jederzeit wieder erfassen, gab dann den Auslöser. Ihm wurde klar, daß es tatsächlich nur noch einen Ort gab, an dem sie Sicherheit fanden und zugleich etwas gegen den Schwertfisch ausrichten konnten. Als ihm die Idee kam, beugte er sich über einen der Schirme und beobachtete ein paar Sensorwerte bezüglich des Zustands des Schiffs. Eine Inventarliste der Fracht fand er jedoch leider nicht auf Anhieb, trotzdem war er überzeugt, daß die Idee durchführbar war. Immernoch besser, als hier auf den Todesschlag zu warten.
Er fuhr wieder hoch und antwortete mit fester Stimme, grobem Akzent und leichtem Bassgrollen:


„Fressen lassen.“

Dann deutete er auf die 'Wachtor'.


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss und Crew; Kruluk
 
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