Western The Hateful Eight

Sieht tatsächlich nach "Reservoir Dogs" im Wilden Westen aus. :D Gefällt mir aber sehr gut, Samuel L. Jackson und Kurt Russell scheinen wie immer gut aufgelegt zu sein und der restliche Cast ist ja ebenfalls höchst interessant. Ich glaub der Film wird etwas "nischiger" als "Django Unchained", was mich aber ganz und gar nicht stört, im Gegenteil sogar noch mehr für diesen Film begeistert.
 
Sieht aus, als würde Tarantino wieder seinen eigenen Shit machen. Die letzten beiden Filme waren mir da irgendwie zu Mainstream, auch wenn Christoph Walz und S.L.Jackson ein Genuss waren. Hiermit ist wohl Jackson Rekord Spieler bei Tarantino, oder? Könnte richtig geil werden.
 
Fazit zu "The Hateful Eight": Gelungenes Kammerspiel, erinnert an Tarantinos erste Filme, allerdings so brutal wie nie. Besonders Samuel L. Jackson und Jennifer Jason Leigh spielen mal wieder stark. Trotz weniger Längen ein wirklich gut gemachter Western, aber aufgrund der Dialoglastigkeit vielleicht nicht unbedingt etwas für den klassischen Mainstream-Gucker. 8,5 / 10
 
Ich bin gestern auch in den Genuss des Films gekommen. Einerseits natürlich ein typischer Tarantino; lange Dialoge, kurze und heftige Gewaltausbrüche, viele bekannte Darsteller. Nichts Neues also, möchte man meinen, und wer bisher mit Tarantinos Stil nicht zurecht kam, wird auch Hateful Eight nicht mögen. Andererseits bewegt sich der Film weg von älteren Werken, und dem Versuch, den absoluten Genrefilm vollgestopft mit Reminiszenzen aus den letzten 100 Jahren Kinogeschichte und Alltagskultur zu drehen, hin zu einem eher gesellschaftskritischen Werk. Klar sind die Anleihen bei Genregrößen wie Leone, Ford oder Corbucci sehr eindeutig, doch sind sie hier nicht nur reiner Selbstzweck, sondern bereiten lediglich den Rahmen für eine Geschichte mit haufenweise Bezügen sowohl zur amerikanischen Geschichte als auch zur amerikanischen Gegenwart.
Der Zeitraum der Handlung liegt kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, dem - von der Unabhängigkeit abgesehen - bis heute einschneidensten Ereignis in der US-amerikanischen Geschichte. Einerseits wurde der Bund von Einzelstaaten durch den Konflikt zu einer wirklichen Nation und dadurch wiederum zu der Weltmacht, die wir heute kennen, andererseits hinterließ der Bruderkampf eine bis heute zerrissene und brutalisierte Gesellschaft. Jeden einzelnen Aspekt der Nachwirkungen des Sezessionskrieges aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen, doch Tarantino gelingt es, mit seinen Protagonisten einen Mikrokosmos zu versammeln der quasi stellvertretend für die Ursuppe des modernen Amerika in der verschneiten Hütte in den Bergen zusammenkommt.
Filmisch gesehen ist das Ganze ein sehr intensives Kammerspiel, getragen von den Darstellern und den wie immer vorzüglichen Dialogen. Besonders Jennifer Jason Leigh und Samuel L. Jackson stechen aus der hochkarätigen Darstellerriege heraus.

C.
 
Ich hatte vorab in einer Kritik gelesen, dass wahrscheinlich jeder Regisseur diesen Film gerne in seiner Vita hätte, aber wenn man Tarantinos Arbeit als Maßstab nimmt, ist der Anspruch verdammt hoch. Diese Aussage ist bei mir hängen geblieben und finde sie besonders nach dem Film absolut zutreffend. Deshalb bleibt erstmal zu sagen, dass ich lediglich auf hohem Niveau jammern kann und den Film definitiv gut, aber leider auch ein gutes Stück schwächer als Django Unchained fand. Trotzdem ist und bleibt Tarantino mit seinem unverkennbaren Stil ein Unikat, der die Austauschbarkeit von einem sehr, sehr großen Teil der Blockbusterarbeiten mit jedem Film unter einem großen Ausrufezeichen vor Augen führt.

Für mich ist der Film darüber hinaus wieder eine Erinnerung daran, welches Ärgernis es ist, für welchen Schrott Samuel Jackson sich stellenweis hergibt - es gibt in diesem Universum wohl keinen Darsteller, der Major Marquis Warren besser gespielt hätte. Das Gesicht werde ich wirklich sehr im Kinosaal vermissen, wenn der Tag dann kommt.

8/10 Kellen von Minnies Eintopf
 
Guter Film und ein typischer Tarantino. Sehr Dialoglastig (sogar für einen Tarantino), immer wieder sehr gute Dialoge, kruder Humor, Gewaltausbrüche, gute Musik, optisch ansprechend umgesetzt. Die Besetzung ist Top, vor allem Jennifer Jason Leigh und Samuel L. Jackson, der dank Tarantino mal wieder zeigen kann (und evtl. auch will) wozu er fähig ist. Die Rolle von Tim Roth kam mir so vor, als wäre hier eigentlich Christoph Waltz eingeplant gewesen.

Zwar hat der Film hier und da mal ein paar Längen, aber der gelungene Erzählstil macht es wieder gut.

8 von 10 Brettern vor der Tür
 
Die Rolle von Tim Roth kam mir so vor, als wäre hier eigentlich Christoph Waltz eingeplant gewesen.

Ja...der Gedanke kam mir auch spontan und er hat sich in der Rolle auch prächtig gemacht.

Die oben erwähnte Dialoglastigkeit fiel gar nicht so ins Gewicht. (Fand ich jedenfalls nicht störend.)
Es hatte zuweilen etwas von einem Agatha Christie-Krimi, auch wenn die Lösung etwas Tarantino-typisch (blutig) ausfiel. (Oh Wunder, ist ja auch ein Tarantino-Film)
Der Soundtrack war passend und mir kam beim lesen von Vor- und Abspann die Frage auf, ob tatsächlich der Altmeister Morricone selbst und eigenst für den Film komponiert und dirigiert hat? Wenn ja, wäre das für Tarantino ein Novum. Bislang verwendete er ja stets Musik aus bereits bestehenden Filmen oder Liedern.

Klasse gespielt bis in die Details hinein. (Das Klavierspiel von Senior "Bob", anfangs so improvisiert und dann doch recht professionell.)
Ich weiß nicht ob es so geplant war (ich unterstelle das jetzt einfach mal), im Kino zeigte man den Film mit Pause und nach der Pause erzählte der Off-Sprecher was in den letzten 15Min. passiert war. (Was auch ungefähr der Zeit der Pause entsprach.) Im Film selbst ging es ja ansich dann nahtlos weiter.
Ein witziger Moment und schön platziert.

Alles in allem 8/9 Pfefferminzstangen von 10 (wobei...da gabs ja nur 5)
 
Der Soundtrack war passend und mir kam beim lesen von Vor- und Abspann die Frage auf, ob tatsächlich der Altmeister Morricone selbst und eigenst für den Film komponiert und dirigiert hat? Wenn ja, wäre das für Tarantino ein Novum. Bislang verwendete er ja stets Musik aus bereits bestehenden Filmen oder Liedern.

Ja, das ist so, und wenn Morricone seinen ersten Western seit 1981 vertont, dann kann man schonmal von seiner bisherigen Linie, was Soundtracks angeht abweichen. ;)

Ich weiß nicht ob es so geplant war (ich unterstelle das jetzt einfach mal), im Kino zeigte man den Film mit Pause und nach der Pause erzählte der Off-Sprecher was in den letzten 15Min. passiert war.

Also, bei uns gab's keine Pause, aber für Kinos, die eine machen ist das wohl die perfekte Stelle dafür.

C.
 
Ein guter Film und Tarantino liefert natürlich das ab, was man von ihm erwartet: Geniale Dialoge, Spannung, Dramatik, 3 Stunden die wie im Flug vergehen, massiver Gebrauch des N-Wortes, Humor, Gewalt, Gewalt und noch mehr Gewalt. Achja, natürlich dürfen tolle Schauspielerleistungen nicht fehlen, die perfekt für die Rollen gecastet wurden, z.B. Samuel L. Jackson mal wieder als ruchloser schwarzer "Motherfucker", Tim Roth als britischer Henker (bin ich der Einzige, den dieser Charakter sehr stark an Christoph Waltz erinnert hat? :D) oder Walton Goggins (nach Justified mal wieder) als Redneck.
Der Soundtrack war bestechend gut, endlich wieder ein Westernfilm mit Morricones Musik, fühlt sich an wie eine Zeitreise in die 1960er.
Allerdings muss man sagen, dass in dem Film streng genommen kaum etwas passiert, was man Handlung nennen könnte und der Fokus liegt stark auf den Dialogen, die zwar super sind (z.B. wie Samuel L. Jackson mit aller Freude über sein bestes Stück redet oder "Hunde und Mexikaner verboten" :D), aber nicht die mehr oder weniger Belanglosigkeit und fehlende Action kaschieren können.
Außerdem fand ich den Plottwist, dass einfach alle, die nicht mit der Kutsche kamen, Banditen sind (mit Ausnahme des Südstaaten-Generals), eher blöd. Ich meine wozu dann der ganze Aufbau des Briten, des Cowboys und des Mexikaners, wenn man dann nicht mit den Charakteren weiterarbeitet, sondern das alles nur Show war?
Trotzdem hat es sich gelohnt, für diesen Film ins Kino zu gehen und ich werde mir auch Tarantinos neunten Film und Tarantinos zehnten Film im Kino ansehen.

7/10 weggeschossenen Hoden
 
Außerdem fand ich den Plottwist, dass einfach alle, die nicht mit der Kutsche kamen, Banditen sind (mit Ausnahme des Südstaaten-Generals), eher blöd. Ich meine wozu dann der ganze Aufbau des Briten, des Cowboys und des Mexikaners, wenn man dann nicht mit den Charakteren weiterarbeitet, sondern das alles nur Show war?

Ich glaube in dem Film geht es weniger um einen genialen Plottwist.
Dass sich in der Hütte - abgesehen von O.B. vielleicht - keine einzige ehrliche Haut befindet dürfte von Vorneherein klar sein, da die Athmosphäre von Anfang an aus latenter Gewaltbereitschaft, Misstrauen und gegenseitigem Belauern besteht. Wie ich weiter oben bereits ausgeführt habe, ist der Film eine Metapher auf die Gesellschaft der USA in der Post-Bürgerkriegs-Ära, und darauf, wie diese Zeit das Land bis heute prägt. Vor diesem Hintergrund ist es fast schon sowas wie ein Plottwist, dass letztlich der einzige, dem der Schwarze vertrauen kann der fanatische Südstaatler ist, also der, der ihn zu Beginn am meisten hasst.

Was mir beim zweiten Anschauen noch aufgefallen ist:
So unterschiedlich die Charaktere alle sein mögen, und so groß Hass und das Misstrauen zwischen ihnen auch ist, auf eins können sich alle einigen: Die einzige Frau im Ensemble - abgesehen von den dreien in der Rückblende - ist anscheinend das perfekte Böse. Dabei wird das ein oder andere Mal zwar behauptet, sie werde wegen Mordes gesucht, aber an wem und warum sie diesen begangen haben soll, bleibt unklar. Hinzu kommt noch, dass sie in einer kurzen Einstellung, als sie am Dachbalken aufgeknüpft wird, die hinter ihr an der Wand befindlichen Schneeschuhe aussehen wie Engelsflügel.
Irgendwelche Interpretationen & Meinungen hierzu?! ;)

C.
 
Ich glaube in dem Film geht es weniger um einen genialen Plottwist.
Dass sich in der Hütte - abgesehen von O.B. vielleicht - keine einzige ehrliche Haut befindet dürfte von Vorneherein klar sein, da die Athmosphäre von Anfang an aus latenter Gewaltbereitschaft, Misstrauen und gegenseitigem Belauern besteht. Wie ich weiter oben bereits ausgeführt habe, ist der Film eine Metapher auf die Gesellschaft der USA in der Post-Bürgerkriegs-Ära, und darauf, wie diese Zeit das Land bis heute prägt. Vor diesem Hintergrund ist es fast schon sowas wie ein Plottwist, dass letztlich der einzige, dem der Schwarze vertrauen kann der fanatische Südstaatler ist, also der, der ihn zu Beginn am meisten hasst.

Was mir beim zweiten Anschauen noch aufgefallen ist:
So unterschiedlich die Charaktere alle sein mögen, und so groß Hass und das Misstrauen zwischen ihnen auch ist, auf eins können sich alle einigen: Die einzige Frau im Ensemble - abgesehen von den dreien in der Rückblende - ist anscheinend das perfekte Böse. Dabei wird das ein oder andere Mal zwar behauptet, sie werde wegen Mordes gesucht, aber an wem und warum sie diesen begangen haben soll, bleibt unklar. Hinzu kommt noch, dass sie in einer kurzen Einstellung, als sie am Dachbalken aufgeknüpft wird, die hinter ihr an der Wand befindlichen Schneeschuhe aussehen wie Engelsflügel.
Irgendwelche Interpretationen & Meinungen hierzu?! ;)

C.

Habe mir deine Rezension durchgelesen und dein Gedanke von einem gesellschaftskritischen Ansatz bzw. der filmischen Darstellung der Zerrissenheit der USA ist tatsächlich eine sehr interessante Interpretation, dies hätte man allerdings meiner Meinung nach auch darstellen können, ohne das Krimi-Element, das ja immerhin in zwei Dritteln des Filmes eine wichtige Rolle spielt, ad absurdum zu führen. Ich finde es halt aus dramaturgischer Sicht eher unpraktisch gelöst.

Dass Daisy wohl die wichtigste Figur im Film ist, ist wohl klar. Für mich ist sie sowas wie ein menschliches Leitmotiv, denn sie ist die Ursache für alle Weiterentwicklungen im Verlauf des Filmes und wohl auch die Ursache aller schlechten Dinge, die sich in der Herberge ereignen (mit Ausnahme von Warren vs. General Sandy), was für deine Interpretation spricht.
 
Da ich grad an Macbeth arbeite: Für mich ist die Geschichte die umgekehrte Variante zum Teil. Drei Frauen (Hexen) plus die eine Böse (Lady Macbeth). Die beiden unterschiedlich Figuren des Südstaatlers (Banquo) und Samuel (natürlich Macbeth) die sich nicht verlieren sondern finden. Es beginnt in einer weiter Prärie und endet in der Hütte (von Heide zum Schloss). In der Vorgeschichte hat eine Schlacht über den Bürgerkrieg stattgefunden (Wie bei Macbeth auf den irischen Inseln gegen schottische Rebellen und Norwegen). Der Sohn des alten Generals der vorher stirbt (Banquo der hingegen König wird) und der alte Mann, ein böser Mann voller Vorurteile gegenüber den naiven König Duncan aus Macbeth, der vom selbigen umgebracht wird.
Dann die kammerspielartigen scharfen Dialoge und natürlich Monologe (Macbeth ist btw das Shakespeare Stück mit den meisten Monologen).
Es gibt also Dinge die die genauso stattfinden und andere Dinge die genau im Gegenteil stattfinden (zumal Macbeth ein Antistück ist).

Der Tod von Daisy hat letztlich zu einer Versöhnung geführt, weswegen die Figur andeutungsweise als Schicksalsfigur gezeigt wird.

Aber Hollywood ist sowieso ein einziger Versuch, Shakespeare weiterzuentwickeln ;-)
 
Großartiger Film und Tarantinos bester seit Kill Bill Vol. 2.

Auch gut gefallen hat mir die Ultrawide-Präsentation in 2,76:1. Die Körnung, wie sie typisch für Analogfilm ist, gibt dem Ganzen schon ein besonderes optisches Alleinstellungsmerkmal und man muss trotzdem nicht auf HD verzichten. Beim Abspann ist mir dann noch der Name "John Dykstra" aufgefallen, welcher für die Spezialeffekte zuständig gewesen war. Da mir von diesen aber kein Einziger aufgefallen geschweige denn in Erinnerung geblieben ist, kann ich nur sagen:
Großartige Leistung! Der beste Spezialeffekt ist nämlich derjenige, den man überhaupt nicht bemerkt.

Zu Inhalt, Set und Schauspiel kann ich mich den meisten Rezensionen hier anschließen:

9 von 10 Pfefferminzstangen.
 
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